Frankfurt:
'Der T&N-Arbeiter' - Zeitung für die Kollegen der Firma T&N (1971)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 26.1.2017


Die Datenbank MAO ist ein
vollständig selbstfinanziertes Projekt.
Unterstützen Sie uns durch

Die Betriebszeitung 'Der T&N-Arbeiter' der Revolutionären Jugend (Marxisten-Leninisten) - RJML des KAB/ML für Telefonbau & Normalzeit (T&N) Frankfurt kann hier vermutlich vollständig vorgestellt werden. Wir bitten anderenfalls um Ergänzungen.

Fortgeführt wurde 'Der T&N-Arbeiter' im Jahr 1973 durch die Jugendbetriebszeitung 'Rotes Telefon'.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

29.03.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt in Frankfurt die Grundeinheit Frankfurt 1 (gewerbliche Lehrlinge) der RJ/ML OG Walldorf/Mörfelden die Nr. 1 des 'T&N - Arbeiters' - Zeitung für die Kollegen der Firma T&N (vgl. 19.4.1971) heraus.
"Zu dieser Zeitung" heißt es:"
Diese Zeitung wird von der Revolutionären Jugend (ML) - RJ(ML) herausgegeben. Die RJ(ML) ist die Jugendorganisation des Kommunistischen Arbeiterbundes - KAB/ML.

In der RJ(ML) organisieren sich diejenigen Jungarbeiter und Lehrlinge, die die Notwendigkeit des Zusammenschlusses gegen die Kapitalistenklasse, gegen Unterdrückung und Ausbeutung erkannt haben.

Mit dieser Zeitung will die RJ(ML) die Mißstände, die die älteren Kollegen, die Jungarbeiter und Lehrlinge bedrücken, ans Tageslicht bringen, damit wir alle gemeinsam gegen unsere Unterdrücker im Betrieb und im Staat vorgehen können.

Vor allem an die älteren Kollegen geht deshalb die Bitte uns in unserer Arbeit zu unterstützen, indem Ihr die Zeitung kritisiert, wo sie zu kritisieren ist und indem Ihr uns Berichte über Vorfälle im Betrieb schickt. Die jüngeren Kollegen bitten wir nicht nachzulassen in der Anprangerung der Mißstände."

Mit z.T. identischem Inhalt und gleicher Aufmachung erscheint in Groß Gerau 'Der Faulstroh-Arbeiter'.

Die acht Seiten teilen sich in 4 Seiten für Erwachsene, mit Artikeln zum BVG, der RAF ("Wirrköpfe") und den "Zeichen der Krise" und 4 Seiten unter dem Titel 'Der T&N-Lehrling' und schräger Banderole: "Neu + nothing - jetzt erstmalig unzensiert".

Der Leitartikel "T&N betrügt Lehrlinge" befaßt sich mit der verspäteten Freistellung zum Berichtsheftschreiben (vgl. 1.1.1971), wozu zunächst gerechnet und dann gefordert wird:"
Entweder: 192 Stunden frei! Oder: 384 DM bar auf die Hand!"

Ebenfalls gefordert wird die rückwirkende Bezahlung der Arbeitsmittel, die ebenfalls erst verspätet aufgenommen wurde, und die Bezahlung der Arbeitskleidung und deren Reinigung.

Gefragt wird: "Wo ist unser Ausbildungsplan"?

Die letzte Seite bildet "T&N Betriebsjugendgruppe im FLC" (Frankfurter Lehrlings Center):"
Die Gewerkschaftsjugendgruppe T&N trifft sich jeden Donnerstag im DGB-Haus … um 17 Uhr.

Während der Treffen werden betriebliche Probleme behandelt, Mißstände ermittelt und Versuche zur Abhilfe dieser Mißstände diskutiert. Leider wird die Arbeit dieser Gruppe immer wieder durch die rechten Gewerkschaftsführer behindert, wenn nicht blockiert.

Deshalb kann unsere Forderung nur lauten:

STÄRKUNG DER GEWERKSCHAFTLICHEN JUGENDGRUPPE T&N.

Wir fordern alle Lehrlinge, Jungarbeiter und junge Angestellte auf in dieser Gruppe mitzuarbeiten, damit sie ihre Aufgabe, die gewerkschaftlichen Interessen der jüngeren Arbeiter und Angestellten sowie der Lehrlinge gegenüber der Geschäftsleitung von T&N zu vertreten, besser erfüllen kann.

Außerdem hat die T&N - Jugendgruppe ihre Kandidaten für die Jugendvertreterwahl benannt. Mit diesen Kandidaten könnt Ihr Euch donnerstags unterhalten.

Auch den beim KJVD (Jugendorganisation der KPD/ML-ZB, d.Vf.) organisierten Kollegen von T&N wurde vorgeschlagen in der gewerkschaftlichen Jugendgruppe mitzuarbeiten. Leider haben diese Kollegen dieses Angebot, dessen Ziel es hätte sein können, die Einheit aller bei T&N beschäftigten jungen Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge herzustellen, abgelehnt. Eine der Parolen des KJVD ist: 'Machen wir die Gewerkschaft zu unserer Kampforganisation.' Wir möchten jetzt die Kollegen des KJVD, die bei T&N arbeiten, fragen, ob sie die zweifellos richtige Parole dadurch durchsetzen wollen, indem sie sie nur vor sich her plappern. Wir sind auf jeden Fall der Meinung, daß die Gewerkschaft nicht durch Geschwätz, sondern durch harte, ehrliche Arbeit wieder zur Kampforganisation gemacht werden kann. Und ein Schritt dazu ist die gewerkschaftliche Jugendgruppe.

Wir stellen die Frage nicht so:
POLITISCHE JUGENDORGANISATION O D E R GEWERKSCHAFTLICHE JUGENDORGANISATION

Für den Kampf gegen die Unternehmer und ihren Staat braucht die Arbeiterjugend, wie die ganze arbeitende Klasse sowohl eine gewerkschaftliche als auch eine politische Organisation."

An das ZK wird über die Arbeit dieser Grundeinheit (GE) berichtet:"
Die Genossen der GE haben in den letzten Wochen besonders intensiv für den Aufbau einer Betriebsgruppe bei einem Metallbetrieb in Frankfurt gearbeitet. Anlaß dazu war ein Flugblatt des Genger-KJVD (KJVD der KPD/ML-ZB, d.Vf.) bei der gleichen Firma. Darüber hinaus arbeitet ein Genosse bei der gewerkschaftlichen Jugendbetriebsgruppe dieser Firma mit. Dadurch bekam die GE noch weitere Informationen über Mißstände in diesem Betrieb. Daraufhin wurde eine Betriebszeitung herausgegeben (…).

Leider konnten in dieser Betriebszeitung keine Mißstände aufgegriffen werden, die auch die älteren Kollegen angehen. Dies versuchte man mit einem allgemein gehaltenen Artikel über die Neuauflage des reaktionären Adenauer-BVG und einem Artikel über die auf uns zukommende, neue Krise zu überbrücken. Da wir jetzt auch Kontakt mit einigen älteren Kollegen aufgenommen haben, hoffen wir, auch solche Mißstände angreifen zu können.

Über Reaktionen von der Belegschaft und daher besonders von Lehrlingen gibt es folgendes zu berichten:

Bei der gewerkschaftlichen Jugendgruppe ist diese Zeitung besonders gut angekommen. Da ein Artikel in dieser Ausgabe mit einem Aufruf zur Mitarbeit in dieser Gruppe verbunden war, nahm die Geschäftsleitung an, daß die gewerkschaftliche Jugendgruppe mit der RJ/ML identisch sei. Daraufhin wurden sämtliche ehemalige und z.Z. amtierende Jugendvertreter von der Geschäftsleitung unter Mitarbeit des dortigen Werkschutzes verhört. Weitere Reaktionen sind uns noch nicht bekannt geworden."
Quellen: Der T&N-Arbeiter Nr. 1, Frankfurt o.J. (1971); RJ/ML-OG W/M: Bericht der Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden für die Zeit vom 9.2.-7.4.71, o.O. o.J. (1971), S. 1

19.04.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt in Frankfurt die RJ/ML des KAB/ML die Nr. 2 ihres 'T&N-Arbeiters' (vgl. 29.3.1971, 24.5.1971) in einem Umfang von 8 Seiten, davon 4 für Erwachsene, heraus.
Der Leitartikel fordert "Heraus zum 1. Mai", geht auf die Geschichte ein und entwickelt einige Forderungen vom BVG bis Vietnam.
In "Wem nützen die Investitionen?" wird festgestellt, daß diese nur den Kapitalisten dienen.
Erneut erscheinen 4 Seiten unter dem Titel 'Der T&N - Lehrling'. Hier wird eingegangen auf die Wahl zur Jugendvertretung (vgl. 27.4.1971), wobei sowohl auf die Lage bei T&N als auch auf die allgemeinen Forderungen der RJ/ML eingegangen wird.
Aufgerufen wird zum 1. Mai und zur Jugenddemonstration am 30.4.1971. Aus dem Werk 2 in der Kleyerstraße wird gefragt "Wo bleibt unser Aufenthaltsraum". In "KJVD" (Jugendorganisation der KPD/ML-ZB) erscheint neben den Sprichwörtern "Der getroffene Hund bellt." und "Der Hund bellt, doch die Karawane zieht weiter." eine Erklärung des Redaktionskollektivs:" Die KPD/ML verkauft ein Organ, daß sich ebenfalls ROTE FAHNE nennt, vor den Betriebstoren von T&N. Wir erklären hiermit, daß wir mit dieser Gruppe nichts gemeinsam haben."
Q: Der T&N-Arbeiter Nr. 2, Frankfurt Apr. 1971

03.05.1971:
Bei Telefonbau und Normalzeit (T&N) Frankfurt werden, laut RJ/ML, die Essenspreise um 30 Pfennig auf 1, 20 DM erhöht, obwohl laut Arbeitsordnung Zuschüsse vom Betrieb gezahlt werden solle und die Profitlage dies auch durchaus erlaube:"
Obwohl die Zahl der Kollegen nur um 30, 8% zugenommen hat, wird … heute von uns 90, 9% mehr Umsatz erarbeitet als 1962. … Von unseren 10%, mit denen wir im letzten Herbst abgespeist wurden, ist nichts mehr übrig geblieben. Und da müssen gerade wir auch noch 1, 50 DM die Woche mehr fürs Essen bezahlen, während die T&N Kapitalisten zig Millionen Profit machen.

'WAS KANN MAN GEGEN DIE ERHÖHUNG DER ESSENSPREISE TUN'

Einige Kollegen, teilweise sogar ganze Abteilungen gingen am 3.5. nicht zum Essen um gegen die Erhöhung zu protestieren. Aber da die ganze Sache nicht organisiert war hatte dies keinen Erfolg. Unsere Interessenvertretung, der Betriebsrat, hat nichts gegen die Erhöhung unternommen (auf jeden Fall haben wir nichts davon mitbekommen). Dabei wäre genau der Betriebsrat verpflichtet gewesen Maßnahmen gegen die Preiserhöhung zu ergreifen.

Aus allen diesen Vorgängen können wir ersehen, daß wir den Abbau der sozialen 'Vergünstigungen' im Betrieb nur verhindern können, wenn wir einheitlich und kampfentschlossen allen versuchen einer sozialen Demontage entgegentreten.
Wir raten allen Kollegen im Herbst bei den Tarifverhandlungen dafür zu sorgen, daß wir es genauso machen wie die T&N-Kapitalisten. Unsere Bosse versuchen soviel wie möglich aus uns herauszuholen. Holen wir bei den Tarifverhandlungen soviel wie möglich für uns heraus."
Q: Der T&N-Arbeiter Nr. 3/4, Frankfurt Mai/Juni 1971, S. 1ff

24.05.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt bei T&N Frankfurt die Ortsgruppe der RJ/ML des KAB/ML die Nr. 3/4 ihres 'T&N-Arbeiters' (vgl. 19.4.1971, Aug. 1971) mit 10 Seiten unter Verantwortung von Karl Napp heraus. Der Leitartikel äußert sich "Zu den Essenspreisen" (vgl. 3.5.1971), berichtet wird vom 1. Mai und dessen Vorabend, sowie von der Spaniendemonstration (vgl. 8.5.1971). Im dreiseitigen Jugendteil 'Der T&N-Lehrling' wird gefordert:"Stärkt die Jugendvertretung!". Erneut wird zur Teilnahme an der gewerkschaftlichen Betriebsjugendgruppe mobilisiert.
Q: Der T&N-Arbeiter Nr. 3/4, Frankfurt Mai/Juni 1971

August 1971:
Bei Telefonbau und Normalzeit (TN) Frankfurt gibt die RJ/ML die Nr. 5 ihres 'TN-Arbeiters', ehemals 'T&N-Arbeiter', (vgl. 24.5.1971, 27.9.1971) in einem Umfang von 6 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Karl Napp heraus.

Der Leitartikel "Kampfentschlossen gegen Metallbosse" besteht aus einem zentralen Artikel gleichen Titels und zwei Abschnitten über T&N. Im ersten Abschnitt, "TN-Arbeiter fordern Vertrauensleutesitzung" heißt es:"
Immer mehr Arbeiter, Angestellte und Lehrlinge bei TN fordern eine Sitzung der gewerkschaftlichen Vertrauensleute, da am 30.9.1971 der Metalltarifvertrag abläuft. Damit die Forderungen von uns TN-Arbeitern bei der Aufstellung von Tarifforderungen berücksichtigt werden ist es unbedingt erforderlich, daß unsere Vertrauensleute zusammentreten; die Forderungen der Belegschaft zusammenfassen und bei der IG Metall auf Berücksichtigung drängen. Außerdem müssen erste Vorbereitungen auf die zu erwartenden harten Tarifkämpfe getroffen werden. Es hätte eigentlich für unseren Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Hoffmann und den Betriebsratsvorsitzenden der Lehner + Co, Rippel, eine Selbstverständlichkeit sein sollen, daß vor der Tarifrunde eine Vertrauensleutesitzung stattfindet, denn wer weiß über unsere Forderungen besser Bescheid, als die neben uns arbeitenden Vertrauensleute. Gerade Kollege Hoffmann, der wahrscheinlich Mitglied der Tarifkommission wird, sollte doch größtes Interesse daran haben unsere Forderungen bestens zu kennen."
Im Abschnitt "Auf zur Betriebsversammlung" heißt es:"
Außer der Vertrauensleuteversammlung ist es unbedingt erforderlich, daß allen Kollegen die Möglichkeit gegeben wird auf einer Betriebsversammlung, die möglichst für Kleyregasse, VB und Mainzer Landstraße gemeinsam stattfinden sollte, zu den Entschließungen des Vertrauensleutekörpers Stellung zu nehmen. Es ist sowieso nicht verständlich, wieso der Betriebsrat eine der Verschlechterungen die uns das 'neue' Betriebsverfassungsgesetz bringt, nämlich nur 2 Betriebsversammlungen im Jahr, schon vorwegnimmt, obwohl uns selbst das alte Adenauer-BVG von 1952, das zur Zeit noch gilt, 4 (vier!) Betriebsversammlungen zugesteht. Drei Betriebsversammlungen sind also dieses Jahr noch durchzuführen."

Im Artikel "TN macht uns kaputt" befaßt man sich mit den Arbeitsbedingungen und dem Arbeitstempo. Für morgen wird der Verkauf der 'Roten Fahne' des KAB/ML vor dem Betrieb angekündigt.
Q: Der TN-Arbeiter Nr. 5, Frankfurt Aug. 1971

27.09.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt die OG Frankfurt der RJ/ML des KAB/ML die Nr. 6 des 'TN-Arbeiters' (vgl. Aug. 1971, 15.11.1971) für September heraus. Verantwortung für die 14 Seiten übernimmt J. Möcks. Der Leitartikel ist "Kampf dem Lohndiktat!", wo es heißt:"
VERSCHÄRFTE ANGRIFFE AUF DIE LAGE DER WERKTÄTIGEN
Wie in den meisten Tarifgebieten wurde in den letzten Wochen auch die Forderung der Tarifkommission in Hessen zur kommenden Lohnrunde beschlossen. Diese Forderung liegt zwar mit 11% noch mit an der Spitze der Forderungen der rechten Gewerkschaftsführer, verglichen mit den 9% - 11% in den anderen Tarifgebieten. Jedoch liegt die 11%-Forderung weit unter den Forderungen der Vertrauensleute, die eine Lohnerhöhung um 15% fordern. Doch selbst diese miese 11%-Forderung der rechten Gewerkschaftsführer wollen die Metallbosse im Bündnis mit der SPD/FDP-Regierung (Lohnleitlinien 7%) noch unterbieten. So bezeichnete z.B. der Unternehmerverband der badischen Eisen- und Metallindustrie die 11%-Forderung in Baden-Württemberg als 'bestürzende und hoch überzogen'.

IG METALL VERTRAUENSLEUTE FORDERN 15% - KEINE 11%

Die Forderung nach 15% mehr Lohn ist absolut berechtigt. In den Jahren seit der Krise 1966/67 gingen die Profite der Metallbosse rasant in die Höhe. 1969 stiegen sie um 30%. Im Gegensatz zu den Profiten stiegen die Löhne in den vergangenen Jahren weit weniger. Ab 1.1.1969 wurden sie um 3% erhöht, ab 1.9. um 8%. Ab 1.10.1970 wurden sie um 10% angehoben. Seit dem vorigen Jahr stiegen aber die Preise um 6%. Die Produktivität wurde um 3% gesteigert. Eben deshalb fordern auch die Vertrauensleute der Fa. MAN Hamburg 15% mehr Lohn, deshalb stellte der Vertrauensleutekörper der Fa. Klimsch und Co. Frankfurt die gleiche Forderung auf."

In "TN-Vertrauensleute" heißt es:"
Unverständlich ist, daß der Vertrauensleutekörper der IG Metall bei TN immer noch nicht zusammengetreten ist. Ist unser Vertrauensleutekörper etwa mit der 11%-Forderung der rechten Gewerkschaftsführer einverstanden? Doch wohl kaum. Warum teilt man dann die Ablehnung dieser Forderung nicht den rechten Gewerkschaftsführern mit, so wie es der Vertrauensleutekörper bei Opel Rüsselsheim gemacht hat. Wir fragen hier unseren Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Hoffmann, der Mitglied des Vertrauenskörpers ist: Machst Du nichts weil Du zu lahm bist oder machst Du nichts weil Dir die Einhaltung der Lohnleitlinien Deines SPD-Parteifreundes Schiller näher liegt als die Interessenvertretung Deiner Kollegen?"

In "Betriebsversammlung", die immer noch nicht stattfand, heißt es u.a.:"
Und mag Kollege Hoffmann noch so sehr auf uns Kommunisten fluchen, einige Fragen werden wir trotzdem stellen:
Kollege Hoffmann, warum verhinderst Du, daß die Kollegen auf einer Betriebsversammlung ihre Forderungen zur Tarifrunde vorbringen können? Hast Du etwa Angst, daß die Kollegen nicht mit den 7%-Lohnleitlinien Deiner SPD-Parteifreunde in der Regierung einverstanden sind? Hast Du Angst, daß Forderungen wie die nach Abschaffung der unteren Lohngruppen, nach einem 13. Monatseinkommen, nach 15% Lohnerhöhung und Forderungen zum Kampf gegen das arbeiterfeindliche BVG, daß Deine Parteifreunde in der SPD/FDP-Regierung verabschieden wollen, gestellt werden? Und hast Du Angst, daß Du gefragt wirst, was Du als unser Interessenvertreter getan hast um unsere Interessen auch gegenüber den rechten Gewerkschaftsführern durchzusetzen.

Kollege Hoffmann!
Wenn Du meinst, daß wir Dir mit den vorliegenden Fragen Unrecht getan haben, was wir nicht annehmen, so erklären wir uns bereit Deine Gegendarstellung ungekürzt und unverändert in der nächsten Ausgabe zu veröffentlichen. Solltest Du auf dieser Gegendarstellung nicht bestehen, werden die Kollegen schon wissen, was mit Dir los ist."

Vermutlich übernommen werden Artikel aus zentralen Organen des KAB/ML unter den Titeln:
- "Preissteigerungen und Lohnkampf im Zusammenhang sehen!";
- "Metaller kampfentschlossen";
- "Nixons Reise nach Peking - Bankrotterklärung der amerikanischen Chinapolitik";
- "Streikrecht für Lehrlinge durchsetzen!" und
- "Für unsere Forderungen müssen wir kämpfen" zur Lehrlingsmetalltarifrunde.

Für morgen wird der Verkauf der 'Roten Fahne' des KAB/ML angekündigt. Eingegangen wird auch auf den Ausbildungsleiter und die "Betriebsjugendgruppe der IGM bei TN", wo gesagt wird:"
Die gewerkschaftliche Jugendgruppe bei TN im Frankfurter Lehrlingscenter (FLC), die früher bestanden hatte, löste sich während der Sommerferien auf, weil die Leitung des FLC unter Mithilfe der SDAJ-Mitglieder die Arbeit der TN-Gruppe unmöglich machte, indem sie z.B. Flugblätter der Gruppe nicht druckte und sich in die inneren Angelegenheiten der TN-Gruppe einmischte. Als Antwort auf diese Sauerei haben aktive Gewerkschafter bei TN die Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN gegründet. Diese Gruppe, in der immer mehr junge Gewerkschaftsmitglieder bei TN mitarbeiten, hat sich zwei Aufgaben gestellt:
Zum einen will die Gruppe die Interessen der Jungarbeiter und Lehrlinge gegenüber den TN-Bossen vertreten. Dauz ist eine Zusammenarbeit mit den Jugendvertretern und dem Betriebsrat unerläßlich. Erste Schritte dazu sind bereits unternommen und einige Jugendvertreter arbeiten in der Gruppe bereits mit. …
Zum anderen will die Gruppe durch gewerkschaftliche Bildungsarbeit allen ihren Mitgliedern das Rüstzeug zum Kampf gegen die TN-Bosse vermitteln. Die RJ(ML) ist der Meinung, daß durch die Schaffung der Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN ein Schritt vorwärts getan wurde auf das Ziel, eine konsequente gewerkschaftliche Interessenvertretung bei TN zu schaffen. Wir rufen deshalb allen Jungarbeitern und Lehrlingen bei TN zu: 'Arbeitet mit in der TN-Betriebsjugendgruppe der IG Metall.'
Mit dieser Gruppe befaßt man sich auch in "Schweinereien", wo u.a. (vgl. 23.9.1971) ausgeführt wird:"
Donnerstags stand die Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN vor verschlossenen Türen. Die Räume des Jugendclubs U 68 des DGB, in denen sich die Gruppe auf Grund einer Vereinbarung trifft, wurden uns nicht zur Verfügung gestellt, weil die Herren des Lehrlingscenters eine Aktion machten. Durch das Verschließen der Räume sollte erreicht werden, daß sich die Jugendgruppe ohne eine Diskussion über die Aktion anschließen sollte. Dies wurde jedoch von den Mitgliedern der Gruppe abgelehnt.

Viele politische Jugendgruppen behaupten sich für die Interessen der Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge einzusetzen. Aber wie es damit in der Wirklichkeit aussieht, kann man in der Jugendgruppe feststellen. Bei TN arbeitende Mitglieder der SDAJ, der Jugendorganisation der DKP sowie Mitglieder des KJVD, Jugendorganisation der KPD/ML (KPD/ML-ZB, d.Vf.) arbeiten nicht in der Betriebsjugendgruppe der IG Metall bei TN mit. Die Rechtsopportunisten der SDAJ sind sich mit den Linkssektierern des KJVD einig: Keine Unterstützung der Betriebsjugendgruppe der IGM bei TN."
Q: Der TN-Arbeiter Nr. 6, Frankfurt Sept. 1971

10.11.1971:
Bei Telefonbau und Normalzeit T&N Frankfurt Werk Mainzer Landstraße findet, laut RJ/ML, eine Betriebsversammlung statt:"
Auch unser SPD-Betriebsratsvorsitzender Hoffmann hat sich in Sachen BVG einen Namen gemacht, brachte er doch die für einen aktiven Gewerkschafter undenkbare Schweinerei fertig, am Tage der Verabschiedung des BVG in der Betriebsversammlung in der Mainzer Landstraße zu erklären, daß das BVG ein Schritt nach vorne sei."
Q: Der TN-Arbeiter Nr. 7, Frankfurt Nov. 1971, S. 5

15.11.1971:
In dieser Woche gibt die OG Frankfurt der RJ/ML des KAB/ML die Nr. 7 ihres 'TN-Arbeiters' (vgl. 27.9.1971) heraus. Dies ist die letzte uns bisher bekanntgewordene Ausgabe, fortgeführt wurde die Herausgabe aber zumindest bis Januar 1972. Ab dem Sommer 1973 (vgl. Juli 1973) erscheint dann bei T&N wieder das 'Rote Telefon' des RJVD des KABD.
Auf den 6 Seiten unter Verantwortung von J. Möcks befaßt man sich im Leitartikel mit dem Metallerstreik in Nordbaden-Nordwürttemberg und fordert "Weg mit dem Schlichtungsbetrug!". Neben "Bonner Parteien peitschten arbeiterfeindliches BVG durch" findet sich auch ein Artikel "Lügt der TN-Arbeiter?", in dem es heißt:"
Kolleginnen und Kollegen!
In den Betriebsversammlungen letzte Woche (vgl. 10.11.1971, d.Vf.) wurden vom Vorsitzenden des Vertrauensleutekörpers und zum Teil auch vom Betriebsratsvorsitzenden Hoffmann schwere Vorwürfe gegen den 'TN-ARBEITER' und die REVOLUTIONÄRE JUGEND (MARXISTEN-LENINISTEN) erhoben. Wir würden Lügen und Halbwahrheiten verbreiten, hätten als von außen Kommende keine Ahnung wie es im Betrieb aussieht und würden unsere Informanten im Betrieb schamlos ausnutzen. Außerdem würden wir versuchen, einen Keil zwischen Belegschaft einerseits sowie Betriebsrat und Gewerkschaft andererseits zu treiben.
Was ist daran wahr? Jeder Kollege der die RJ(ML) kennt, weiß, daß in der RJ(ML) überwiegend Lehrlinge, junge Arbeiter und Angestellte organisiert sind. In der Ortsgruppe Frankfurt sind alle Mitglieder aus der Arbeiterklasse. Fast alle Mitglieder der RJ(ML) haben Vertrauenspositionen, wie Jugendvertreter, Klassensprecher an der Berufsschule u.ä. inne (Damit nun keine Verfolgungsjagd einsetzt, erklären wir, daß bei TN kein Jugendvertreter oder Klassensprecher Mitglied in der RJ(ML) ist). Der TN-ARBEITER wird ausschließlich von Beschäftigten bei TN gestaltet. Die Zeitung wird aus den Beiträgen der Mitglieder finanziert.
Sind wir gewerkschaftsfeindlich?
Diese Behauptung ist der reine Hohn. Alle Mitglieder der Ortsgruppe Frankfurt der RJ(ML) sind Mitglieder der Gewerkschaft. Ebenso wurde in fast jeder Nummer des TN-Arbeiters dazu aufgefordert, in die Gewerkschaft bzw. in die Gewerkschaftsjugend zu gehen und dort mitzuarbeiten. Allerdings sind wir Feinde all der rechten Gewerkschaftsführer, die anstatt die Interessen der Kollegen zu vertreten, in der Konzertierten Aktion, in Aufsichtsräten, in sog. Schlichtungskommissionen usw. die Interessen der Kollegen verraten. Da kommen wir auch gleich zu dem Vorwurf, wir hätten im TN-ARBEITER Betriebsratsvorsitzenden Hoffmann zum Arbeiterverräter erklärt. So werden Anschuldigungen erfunden. Diese Behauptung ist von uns noch nicht aufgestellt worden, obwohl wir die Fehler, die der Betriebsratsvorsitzende begangen hat, aufgezeigt haben. So haben wir mehrmals die Betriebsversammlung gefordert.
Treiben wir einen Keil zwischen Betriebsrat, Gewerkschaft und Kollegen? Nein! Denn wir wissen, daß Betriebsrat und Gewerkschaft wichtige Interessenvertreter der Kollegen sind. Aber niemand kann uns wohl verdenken, wenn wir müde Betriebsräte und zum Klassengegner übergelaufene Gewerkschaftsführer angreifen. Wir tun dies im Interesse der Kollegen, die von ALLEN Betriebsräten und von ALLEN Gewerkschaftsfunktionären eine konsequente Interessenvertretung verlangen.

Wir glauben, daß dieses Ausführungen gezeigt haben, wer hier die TN-Belegschaft für dumm verkaufen will."
Q: Der TN-Arbeiter Nr. 7, Frankfurt Nov. 1971

Letzte Änderung: 04.11.2019