Der T&N-Arbeiter - Zeitung für die Kollegen der Firma T&N, Jg. 1, Nr. 1, o. J. ( 1971)

29.03.1971:
Vermutlich in dieser Woche gibt in Frankfurt die Grundeinheit Frankfurt 1 (gewerbliche Lehrlinge) der RJ/ML OG Walldorf/Mörfelden die Nr. 1 des 'T&N - Arbeiters' - Zeitung für die Kollegen der Firma T&N (vgl. 19.4.1971) heraus.
"Zu dieser Zeitung" heißt es:"
Diese Zeitung wird von der Revolutionären Jugend (ML) - RJ(ML) herausgegeben. Die RJ(ML) ist die Jugendorganisation des Kommunistischen Arbeiterbundes - KAB/ML.

In der RJ(ML) organisieren sich diejenigen Jungarbeiter und Lehrlinge, die die Notwendigkeit des Zusammenschlusses gegen die Kapitalistenklasse, gegen Unterdrückung und Ausbeutung erkannt haben.

Mit dieser Zeitung will die RJ(ML) die Mißstände, die die älteren Kollegen, die Jungarbeiter und Lehrlinge bedrücken, ans Tageslicht bringen, damit wir alle gemeinsam gegen unsere Unterdrücker im Betrieb und im Staat vorgehen können.

Vor allem an die älteren Kollegen geht deshalb die Bitte uns in unserer Arbeit zu unterstützen, indem Ihr die Zeitung kritisiert, wo sie zu kritisieren ist und indem Ihr uns Berichte über Vorfälle im Betrieb schickt. Die jüngeren Kollegen bitten wir nicht nachzulassen in der Anprangerung der Mißstände."

Mit z.T. identischem Inhalt und gleicher Aufmachung erscheint in Groß Gerau 'Der Faulstroh-Arbeiter'.

Die acht Seiten teilen sich in 4 Seiten für Erwachsene, mit Artikeln zum BVG, der RAF ("Wirrköpfe") und den "Zeichen der Krise" und 4 Seiten unter dem Titel 'Der T&N-Lehrling' und schräger Banderole: "Neu + nothing - jetzt erstmalig unzensiert".

Der Leitartikel "T&N betrügt Lehrlinge" befaßt sich mit der verspäteten Freistellung zum Berichtsheftschreiben (vgl. 1.1.1971), wozu zunächst gerechnet und dann gefordert wird:"
Entweder: 192 Stunden frei! Oder: 384 DM bar auf die Hand!"

Ebenfalls gefordert wird die rückwirkende Bezahlung der Arbeitsmittel, die ebenfalls erst verspätet aufgenommen wurde, und die Bezahlung der Arbeitskleidung und deren Reinigung.

Gefragt wird: "Wo ist unser Ausbildungsplan"?

Die letzte Seite bildet "T&N Betriebsjugendgruppe im FLC" (Frankfurter Lehrlings Center):"
Die Gewerkschaftsjugendgruppe T&N trifft sich jeden Donnerstag im DGB-Haus … um 17 Uhr.

Während der Treffen werden betriebliche Probleme behandelt, Mißstände ermittelt und Versuche zur Abhilfe dieser Mißstände diskutiert. Leider wird die Arbeit dieser Gruppe immer wieder durch die rechten Gewerkschaftsführer behindert, wenn nicht blockiert.

Deshalb kann unsere Forderung nur lauten:

STÄRKUNG DER GEWERKSCHAFTLICHEN JUGENDGRUPPE T&N.

Wir fordern alle Lehrlinge, Jungarbeiter und junge Angestellte auf in dieser Gruppe mitzuarbeiten, damit sie ihre Aufgabe, die gewerkschaftlichen Interessen der jüngeren Arbeiter und Angestellten sowie der Lehrlinge gegenüber der Geschäftsleitung von T&N zu vertreten, besser erfüllen kann.

Außerdem hat die T&N - Jugendgruppe ihre Kandidaten für die Jugendvertreterwahl benannt. Mit diesen Kandidaten könnt Ihr Euch donnerstags unterhalten.

Auch den beim KJVD (Jugendorganisation der KPD/ML-ZB, d.Vf.) organisierten Kollegen von T&N wurde vorgeschlagen in der gewerkschaftlichen Jugendgruppe mitzuarbeiten. Leider haben diese Kollegen dieses Angebot, dessen Ziel es hätte sein können, die Einheit aller bei T&N beschäftigten jungen Arbeiter, Angestellten und Lehrlinge herzustellen, abgelehnt. Eine der Parolen des KJVD ist: 'Machen wir die Gewerkschaft zu unserer Kampforganisation.' Wir möchten jetzt die Kollegen des KJVD, die bei T&N arbeiten, fragen, ob sie die zweifellos richtige Parole dadurch durchsetzen wollen, indem sie sie nur vor sich her plappern. Wir sind auf jeden Fall der Meinung, daß die Gewerkschaft nicht durch Geschwätz, sondern durch harte, ehrliche Arbeit wieder zur Kampforganisation gemacht werden kann. Und ein Schritt dazu ist die gewerkschaftliche Jugendgruppe.

Wir stellen die Frage nicht so:
POLITISCHE JUGENDORGANISATION O D E R GEWERKSCHAFTLICHE JUGENDORGANISATION

Für den Kampf gegen die Unternehmer und ihren Staat braucht die Arbeiterjugend, wie die ganze arbeitende Klasse sowohl eine gewerkschaftliche als auch eine politische Organisation."

An das ZK wird über die Arbeit dieser Grundeinheit (GE) berichtet:"
Die Genossen der GE haben in den letzten Wochen besonders intensiv für den Aufbau einer Betriebsgruppe bei einem Metallbetrieb in Frankfurt gearbeitet. Anlaß dazu war ein Flugblatt des Genger-KJVD (KJVD der KPD/ML-ZB, d.Vf.) bei der gleichen Firma. Darüber hinaus arbeitet ein Genosse bei der gewerkschaftlichen Jugendbetriebsgruppe dieser Firma mit. Dadurch bekam die GE noch weitere Informationen über Mißstände in diesem Betrieb. Daraufhin wurde eine Betriebszeitung herausgegeben (…).

Leider konnten in dieser Betriebszeitung keine Mißstände aufgegriffen werden, die auch die älteren Kollegen angehen. Dies versuchte man mit einem allgemein gehaltenen Artikel über die Neuauflage des reaktionären Adenauer-BVG und einem Artikel über die auf uns zukommende, neue Krise zu überbrücken. Da wir jetzt auch Kontakt mit einigen älteren Kollegen aufgenommen haben, hoffen wir, auch solche Mißstände angreifen zu können.

Über Reaktionen von der Belegschaft und daher besonders von Lehrlingen gibt es folgendes zu berichten:

Bei der gewerkschaftlichen Jugendgruppe ist diese Zeitung besonders gut angekommen. Da ein Artikel in dieser Ausgabe mit einem Aufruf zur Mitarbeit in dieser Gruppe verbunden war, nahm die Geschäftsleitung an, daß die gewerkschaftliche Jugendgruppe mit der RJ/ML identisch sei. Daraufhin wurden sämtliche ehemalige und z.Z. amtierende Jugendvertreter von der Geschäftsleitung unter Mitarbeit des dortigen Werkschutzes verhört. Weitere Reaktionen sind uns noch nicht bekannt geworden."
Quellen: Der T&N-Arbeiter Nr. 1, Frankfurt o.J. (1971); RJ/ML-OG W/M: Bericht der Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden für die Zeit vom 9.2.-7.4.71, o.O. o.J. (1971), S. 1

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