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Zu den Auseinandersetzungen um das Weihnachtsgeld bzw. das 13. Monatseinkommen in der Metallindustrie sowie der Eisen- und Stahlindustrie in Nordrhein-Westfalen können hier bisher nur wenige Hinweise erschlossen werden. Wir bitten um Ergänzungen.
Separate Darstellungen liegen derzeit vor zum Weihnachtsgeld bei den Hoesch-Hüttenwerken in Dortmund, zur Adam Opel AG mit ihrem Werk in Bochum und zum Streik um das Weihnachtsgeld 1972 bei Klöckner-Humboldt-Deutz, u.a. in Köln.
Vor allem kurz vor Weihnachten kommt es immer wieder zu betrieblichen Kampfaktionen für das Weihnachtsgeld bzw. gegen dessen Kürzung, wie etwa bei Krupp in Rheinhausen (heute Duisburg), Essen und Bochum (vgl. 1.11.1968, 2.11.1968), bei Mannesmann in Duisburg dagegen dient die vorfristige Zahlung des Weihnachtsgeldes zur Beruhigung der streikenden Belegschaft (vgl. Juni 1969) und bei Weber in Dortmund entfällt das Weihnachtsgeld wegen der Kündigung der streikenden Ausländer (vgl. 27.10.1969).
Zu Streiks für ein volles 13. Monatsgehalt kommt es bei Mannesmann in Düsseldorf-Rath und in Witten (vgl. 18.5.1970, 19.5.1970) sowie bei Krupp-Widia in Essen (vgl. 21.9.1970), gefordert wird dies für die Metalltarifrunde auch bei der Hoesch MF Deutschland in Dortmund (vgl. 24.6.1970), die KPD/ML-ZB aber entlarvt das 13. Monatsgehalt als Mittel, um die geringere Lohnforderung durchzusetzen (vgl. 25.9.1970), während zugleich in der Stahltarifrunde eine stufenweise Erhöhung vereinbart wird (vgl. Okt. 1970, 7.10.1970, 8.10.1970, Juli 1971) und in einzelnen Betrieben wie Pohlschröder in Dortmund (vgl. 28.9.1970, 21.1.1971) und Wotan Düsseldorf (vgl. Nov. 1970, Dez. 1970, 2.12.1970) gar die Kürzung oder die gänzliche Streichung droht wie bei Maschinenbau Schmidt in Hammerthal (vgl. 26.11.1970), während andererseits in Streiks wie bei der KWU in Mülheim (vgl. 20.10.1970), bei Holstein und Kappert (vgl. 10.11.1970) und VW Hülpert in Dortmund (vgl. 27.11.1970), der Hansa Rohstoffverwertungs GmbH in Essen (vgl. 2.12.1970) sowie im Stahlwerk Unna (vgl. 26.11.1970) eine Erhöhung gefordert wird.
Die Auseinandersetzung vollzieht sich also damals im Metallbereich wesentlich auf betrieblicher Ebene, bei Stillegungen kann die Zahlung sogar ganz entfallen (31.12.1970).
Die Forderung nach einem tariflich abgesicherten 13. Monatsgehalt wird offensichtlich bei der DEMAG in Duisburg von der Geschäftsleitung dem Urlaubsgeld entgegengestellt (vgl. 13.5.1971), wird aber auch für die Metalltarifrunde 1971 wieder erhoben, etwa bei der DEMAG Duisburg (vgl. Aug. 1971), den Metall- und Schmiedewerken von Krupp in Essen (vgl. 23.5.1971), bei den Weiterverarbeitungsbetrieben von Hoesch in Dortmund (vgl. 25.8.1971) und durch die KPD/ML-ZK (vgl. 19.7.1971) sowie durch die DKP, u.a. in Dortmund (vgl. 27.9.1971, 19.10.1971, 11.11.1971), während die Rote Garde Dortmund der KPD/ML-ZK sich um das Weihnachtsgeld der Lehrlinge sorgt (vgl. 16.6.1971).
Gesamtmetall allerdings besteht auf zentralen Verhandlungen über das 13. Monatseinkommen (vgl. 8.11.1971, 11.11.1971, 13.11.1971), die Forderung wird 1971 nicht durchgesetzt, sondern lediglich eine stufenweise Erhöhung des Weihnachtsgeldes (vgl. Feb. 1972).
Es kommt daher auch in den folgenden Jahren sowohl zu betrieblichen Kampfaktionen für ein 13. Monatseinkommen, wie in Krefeld-Uerdingen (vgl. 9.11.1972), als auch während der wilden Streikwelle für Teuerungszulagen zu Forderungen nach einem höheren Weihnachtsgeld wie bei AEG Küppersbusch in Gelsenkirchen (vgl. 16.8.1973) und in Herne (vgl. 17.8.1973, 20.8.1973, 21.8.1973).
Bei Pohlschröder in Dortmund muss zum vorläufigen Abschluß dieser Darstellung sogar erneut eine Kürzung des Weihnachtsgeldes durch Streik verhindert werden (vgl. Nov. 1975, 15.11.1975), während es auch in der Eisen- und Stahlindustrie lediglich zu einer minimalen Erhöhung (vgl. Dez. 1975).
01.11.1968:
Bei Krupp in Rheinhausen (heute Duisburg), Essen und Bochum kommt es, laut KPD/ML, zu Streiks wegen des Weihnachtsgeldes.
Quelle: Roter Morgen, Hamburg Sept. 1969
02.11.1968:
Laut 'Bochumer Studenten Zeitung' protestieren vermutlich heute in Bochum 8 000 Arbeiter des Bochumer Vereins von Krupp:"
Ohne Streikaufruf von seiten der Gewerkschaft zogen Tausende zum Kruppschen Verwaltungsgebäude und besetzten die Eingangshalle. Ihre Forderung: Weihnachtsgeld in Höhe von 80% des Monatslohns … Im Protest gegen soziale Demontagen im Schutz von Notstandsverordnungen solidarisierten sich Bochumer Studenten mit den streikenden Arbeitern."
Q: Bochumer Studenten Zeitung Nr. 32, Bochum 7.11.1968, S. 1
Juni 1969:
In Duisburg streiken im Juni oder Juli, laut IMSF, 1 000 bei Mannesmann Huckingen, besetzen das Werkstor und erzwingen dadurch später die vorgezogene Zahlung des Weihnachtsgeldes und 25 Pf. mehr für 5 000 Kollegen.
Q: IMSF: Die Septemberstreiks 1969, Frankfurt Nov. 1969
September 1969:
Die Septemberausgabe des 'Roten Morgens' der KPD/ML (vgl. Aug. 1969, Okt. 1969) berichtet u.a. über die Streikwelle:"
JETZT SPRICHT DIE ARBEITERKLASSE
…
Der Drohung, auf die Straße gesetzt zu werden, kann kein einzelner Arbeiter auf eigene Faust Widerstand entgegensetzen. Die Organisation der Arbeiter jedoch, die reformistische Gewerkschaft, 'konzertierte' sich lieber zu Lasten der Kumpels mit den Kapitalistenbossen, als daß sie Kampfmaßnahmen zur Abwehr der Kapitaloffensive traf.
So kam es zu einer erheblichen Schrumpfung der Reallöhne durch Streichung von Zulagen, Weihnachtsgratifikationen usw. So kam es, daß die IG Metall noch im Juni 1968, als die Rezession längst überwunden war, ein ausgesprochen mieses Tarifabkommen abschließen konnte, das zwar sehr gut in die 'konzertierte Aktion' zur Steigerung der Profite paßte, die Arbeiter jedoch mit läppischen 5 Prozent abspeiste.
Sehr bald danach zeigte sich, wie die Kumpels geneppt worden waren: die Stahlkonjunktur überschlug sich wie nie zuvor, es entstand ein schwarzer Markt, auf dem die Richtpreise bis zu 250 Prozent übertroffen wurden - und den Kumpels, die bereits wieder Überstunden in mörderischer Hitze schinden mußten, bekamen noch einmal ganze 2 - sprich zwei Prozent!
Daß sie überhaupt weiter stillhielten, liegt nur darin, daß es eben keine völlig 'spontanen' Aktionen geben kann, daß wenigstens ein Embryo von Organisationen bestehen muß, um einen Arbeitskampf zu beginnen und durchzustehen.
Wie die wirkliche Stimmung bei den Kumpels war, zeigten bereits die von den Gewerkschaften nicht legitimierten Streiks um höheres Weihnachtsgeld in den Krupp-Stahlwerken Essen, Rheinhausen und Bochum zu Allerheiligen 1968. Damals bereits bildete sich jener neue Typ von Streik heraus, der sich nun auf das halbe Bundesgebiet ausgebreitet hat: Die Empörung und Kampfbereitschaft der Arbeiter wurde schließlich von einigen, meistens DKP nahestehenden Vertrauensleuten unterstützt.
Daraufhin wurde die Arbeit ohne Einverständnis von Gewerkschaftsbürokratie und Betriebsrat niedergelegt. Bereits damals zeigte sich jedoch auch schon die eigene Dialektik dieser neuen Streikbewegung: die jungen Arbeiter versuchten nämlich, die Büros zu stürmen und zu besetzen (möglicherweise unter dem Einfluß der Fernsehberichte über die Arbeiterkämpfe in Frankreich), was natürlich auch den Revisionisten zu weit ging und von ihnen verhindert wurde."
Q: Roter Morgen, Hamburg Sept. 1969
27.10.1969:
Die DKP berichtet von Weber Dortmund (vgl. 3.11.1969):"
SIND AUSLÄNDER FREIWILD?
In der vorigen Woche streikten 40 von 50 Arbeitern der Dortmunder Schweißfirma Weber, vorwiegend Spanier. … Die Antwort der Firma Weber: fristlose Kündigung aller Streikenden. Den unter Vertrag stehenden Gastarbeitern wurde außerdem erklärt, daß sie mit diesem Streik die deutschen Gesetze verletzten und jederzeit mit Ausweisung rechnen müßten. Die fristlose Kündigung hätte für die Betroffenen den Verlust ihres Urlaubsgeldes - im Schnitt 1 500 DM - und des Weihnachtsgeldes bedeutet."
Q: Unsere Zeit NRW Nr. 32, Essen 6.11.1969, S. 10
18.05.1970:
In Düsseldorf streiken vermutlich heute, laut DKP, 3 000 bei Mannesmann Rath. Laut KPD/ML-ZB streiken 2 500.
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr. 22, Düsseldorf 30.5.1970; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 3, Bochum 21.5.1970;KPD/ML-ZB(-LV NRW): Streik! Streik beim Bochumer Verein (Krupp)!, Essen o.J. (Juni 1970)
19.05.1970:
In Witten streiken, laut KPD/ML-ZB, 500 Kollegen der Mannesmann Röhren AG von 10 bis 12 Uhr für ein volles 13. Monatsgehalt, nachdem zuvor bereits 2 500 Kollegen der Mannesmann Röhrenwerke in Düsseldorf-Rath wegen der gleichen Forderung gestreikt hatten (vgl. 18.5.1970). Laut DKP streiken 600.
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr. 22, Düsseldorf 30.5.1970; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 3, Bochum 21.5.1970
24.06.1970:
Bei Hoesch Maschinenfabrik Deutschland (MFD) in Dortmund fordert die Versammlung des IGM-Vertrauensleutekörpers zur Metalltarifrunde (MTR), laut KPD/ML-ZK bei Opel Bochum, "eine 15% effektive Lohnerhöhung auf den Ecklohn der Facharbeiter-Gruppe 7. Daß der daraus errechnete Geldbetrag linear auf alle Lohngruppen angewandt wird."
Gefordert worden sei auch der Wegfall der beiden untersten (Frauen-) Lohngruppen und die Zahlung eines 13. Monatslohnes bzw. -gehaltes.
Q: Zündkerze Nr. 4, Bochum Sept. 1970, S. 3
01.07.1970:
In der Nr. 3 der 'SBK' (vgl. 1.6.1970, 1.8.1970) wird wiederum über eine Reihe von Streiks berichtet. Bei Mannesmann führten 3 000 in Düsseldorf und 600 in Witten Warnstreiks für ein 13. Monatsgehalt durch.
Q: Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr. 3, Offenbach 1.7.1970
21.09.1970:
Bei Krupp-Widia in Essen findet, laut KPD/ML-ZB, ein Streik von ca. 100 Kollegen der Sinter-Metall-Abteilung für einen 13. Monatslohn statt.
Von einem Streik bei Krupp Widia in Essen berichtet auch die Berliner KPD/AO.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 35 und 36, Bochum 23.9.1970 bzw. 25.9.1970, S. 4; Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken o.Nr. (10), Berlin 5.10.1970
25.09.1970:
Der 'KND' Nr. 36 der KPD/ML-ZB (vgl. 23.9.1970, 30.9.1970) erscheint. Ein Artikel zur Stahltarifrunde "Kampf den reaktionären sozialdemokratischen Gewerkschaftsführern!" beginnt:"
Die Gewerkschaftsführer beginnen jetzt offen, von der 15% Forderung abzurücken.
Die IGM-Führer in NRW haben jetzt den Kapitalisten im Stahlbereich 11% angeboten. Sie sind also von den 15% sehr schnell heruntergegangen. Um diesen Verrat etwas zu verdecken, weisen sie darauf hin, daß sie ein 13. Monatsgehalt als Ausgleich fordern. Dies ergäbe auf die Monate verrechnet eine Erhöhung von weiteren 2, 8%. 11% und 2, 8% ergäben zusammen 13, 8%. Wegen des Unterschieds von 1, 2% werde kein Arbeiter streiken."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 36, Bochum 25.9.1970
28.09.1970:
Die KPD/ML-ZB Betriebszelle Pohlschröder Dortmund berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
Ende September wollte Pohlschröder unser Weihnachtsgeld kürzen. Das war der erste Angriff auf unsere Geldbörse im Hinblick auf die kommende Krise. Doch dies ließen sich die Kollegen nicht gefallen."
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971), S. 1
Oktober 1970:
Die Hoesch Hüttenwerke AG in Dortmund in NRW (vgl. 1.7.1970) berichtet über den IGM-Tarifvertrag über vermögenswirksame Leistungen (vgl. 9.5.1970), im Oktober einigen sich die Tarifpartner der Eisen- und Stahlindustrie "über eine Heraufsetzung der jährlichen Sonderzahlungen von 75 v.H. auf 100 Prozent des Monatseinkommens. Damit ist das gewerkschaftliche Ziel eines garantierten 13. Monatseinkommens in drei Stufen innerhalb von vier Jahren erreicht worden".
Q: Werk und Wir Nr. 4, Dortmund Apr. 1971, S. 106
07.10.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der STR (vgl. 8.10.1970):"
In der Eisen- und Stahlindustrie NRWs haben die Gewerkschaftsbonzen die 220 000 Stahlarbeiter mit einem ganz faulen Trick betrogen: Sie haben mit ihrer Verzögerungstaktik die Arbeiter hingehalten, die Kampfkraft gelähmt: Nachdem die IGM-Verräter erst so taten, als wollten sie auf keinen Fall auf die 10% eingehen und durch den Verhandlungsabbruch vorige Woche (vgl. 29.9.1970, d.Vf.) den Arbeitern die Urabstimmung ganz nahe zeigten, haben sie sich am Mittwoch auf folgenden 'faulen Kompromiß' eingelassen:
1. 10% Lohn- und Gehaltserhöhungen,
2. volles 13. Monatseinkommen,
3. Erhöhung der Erschwerniszulage um 10% und 4 DM."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 40, Bochum 10.10.1970, S. 1f
08.10.1970:
Die 'Werk und Wir' der Hoesch Hüttenwerke AG berichtet von der STR (vgl. 7.10.1970):"
Am 8. Oktober 1970 einigten sich nach langwierigen und von beiden Seiten zäh und hartnäckig geführten Verhandlungen die Verhandlungskommissionen der Arbeitgebervereinigung der nordrhein-westfälischen Eisen- und Stahlindustrie und der vier IG Metall-Bezirke Essen, Hagen, Köln und Münster auf einen neuen Tarifvertrag. Die wesentlichen Ergebnisse der Verhandlungen sind eine zehnprozentige Lohn- und Gehaltserhöhung sowie die tarifliche Sicherung eines 13. Monatseinkommens. Das Verhandlungsergebnis sieht im einzelnen so aus:
- Die Löhne und Gehälter werden ab 1. Oktober 1970 um 10 Prozent erhöht.
- Im Sonderabkommen werden für den Bezugszeitraum, der überwiegend im Kalenderjahr 1971 liegt, die bisher geleisteten 75 Prozent eines Monatseinkommens auf 100 Prozent erhöht. Das Sonderabkommen, das bis zum 31. Dezember 1971 gelten sollte, wird um fünf Jahre verlängert. Die Sonderzahlung von 75 Prozent eines Monatseinkommens wird als Übergangsregelung mit Wirkung vom 1. Oktober 1970 um 25 Prozent auf 100 Prozent eines Monatseinkommens erhöht."
Q: Werk und Wir Nr. 11, Dortmund Nov. 1970, S. 310f
20.10.1970:
In Mülheim streiken, laut KPD/ML-ZB, 2 000 Arbeiter der Kraftwerksunion (KWU) zweieinhalb Stunden lang und demonstrieren zum Gewerkschaftshaus. Die Unternehmensleitung habe zugesagt, sich für die 15% Forderung der IGM einsetzen zu wollen.
Die DKP berichtet von der Metalltarifrunde (MTR):"
DIE KWU-BOSSE GINGEN SCHNELL IN DIE KNIE
STIMMUNGSBILDER VON DER LOHNFRONT - MÜLHEIM/RUHR: ERFOLG DURCH STREIKDRUCK
An der Lohnfront gibt es jeden Tag etwas Neues. Im Gegensatz zu früheren Jahren ist ein neuer Akteur an den Verhandlungstisch getreten: Die Belegschaften. Durch tausendfache Warnstreiks sind sie zu einem entscheidenden Faktor in der Tarifauseinandersetzung geworden. In Kiel wehren sich die Vertrauensleute gegen einen faulen Verhandlungskompromiß, an der Ruhr wird die Urabstimmung vorbereitet. Nachfolgend Stimmungsbilder von der Lohnfront.
Dienstag, 20. Oktober, 10 Uhr 05: Die Mülheimer Kraftwerks-Union liegt still. 2 000 Metallarbeiter der Siemens- und AEG-Tochter haben die Brocken hingeworfen und demonstrieren zum Gewerkschaftshaus. Sie fordern die Betriebsleitung auf, sich bei den Unternehmerverbänden für die Lohnerhöhung um 15 Prozent einzusetzen und das Weihnachtsgeld von 100 auf 500 Mark zu erhöhen.
IGM-Bevollmächtiger Sandvoss greift die Forderungen auf und verhandelt sofort mit der KWU-Werksleitung. Nach drei Stunden - die Streikfront steht diszipliniert wie ein Mann - kommt Herbert Sandvoss mit Ergebnissen zurück: Die Werksleitung hat verbindlich zugesagt, sich beim Unternehmensverband für 15 Prozent Lohnerhöhung einzusetzen; über die innerbetrieblichen Forderungen wird sofort mit dem Betriebsrat verhandelt.
'Wir haben's immer gewußt', sagt ein streikender Monteur, 'die Unternehmer können zahlen. Und sie werden's auch tun, wenn wir ihnen Dampf machen.'"
In NRW berichtet die DKP:"
KWU-DIREKTOREN WAREN ZUERST IM IG-METALL-BÜRO
Die Kraftwerk-Union (KWU) in Mülheim (Ruhr) ist eine Tochter von Siemens und AEG im Kraftwerksbau-Betrieb. Die Arbeitsniederlegung begann am 20.10. gegen 10 Uhr vormittags. Die Streikenden demonstrierten im Betrieb Wiesenstraße von Abteilung zu Abteilung. Die gesamte Belegschaft schloß sich an. Bei diesem Zug durch den Betrieb versuchte die Direktion vergeblich, die Aktion zu stoppen. Dann demonstrierte die Belegschaft zur KWU-Aktienstraße, wo ebenfalls alle Abteilungen in den Proteststreik einbezogen wurden. Die gesamte Belegschaft mit über 2 000 Mann demonstrierte dann durch die Mülheimer Innenstadt zum Gewerkschaftshaus.
Auslösende Faktoren:
- Die unnachgiebige Haltung der Unternehmer gegenüber der 15 Prozentforderung
- Forderung auf Erhöhung des Weihnachtsgeldes von bisher 100 auf 500 DM.
IGM-Bevollmächtigter Herbert Sandvoss erklärte, die IGM stehe voll hinter den Streikenden. Noch vor den Demonstranten waren die KWU-Direktoren Ludewig und Bartwelt auf dem IGM-Büro. Das war noch nie da. Sandvoss: 'Unter dem Eindruck der Aktion gaben die KWU-Direktoren die feste Zusage, sich beim Unternehmerverband für die 15 Prozent einzusetzen!!! Die Betriebsleitung erklärte sich auch bereit, über die Forderung nach mehr Weihnachtsgeld sofort mit dem Betriebsrat zu verhandeln. Das Ergebnis soll einer außerordentlichen Betriebsversammlung vorgelegt werden. Die Stimmung und Disziplin der Demonstranten waren ausgezeichnet. Die IGM ließ Pralinen reichen. Die Vertreter der Lokalpresse hatten Schwierigkeiten mit den Streikenden, da diese mutmaßten, es handele sich um Bild-Journalisten. 'Bild-Leute sind hier unerwünscht!' war die Meinung der Arbeiter."
Q: Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr. 44, Düsseldorf 31.10.1970, S. 17; Unsere Zeit Nr. 44, Düsseldorf 31.10.1970, S. 3;Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 44, Bochum 24.10.1970, S. *
November 1970:
Bei Wotan Düsseldorf streiken, laut RFO Saarland, Mitte November 650 gegen die Weihnachtsgeldkürzung. Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Die beginnende Krise gibt den Kapitalisten mal wieder die Möglichkeit, die 'Arbeitsmoral' durch massive Drohungen gegen die Arbeiterklasse zu heben. Bei den Wotan-Werken in Düsseldorf wollen die Kapitalisten das Weihnachtsgeld kürzen. Jeder, der in diesem Jahr mehr als fünf Tage krank war, soll für jeden weiteren Krankheitstag ein Prozent weniger Weihnachtsgeld erhalten. Die Arbeiter der Wotan-Werke streikten gegen diese unverschämten Druckmethoden. Sie erreichten, daß neue Verhandlungen mit den Herren der Werksleitung stattfinden. Laut KPD/ML-ZB endet der Streik mit einem Erfolg, der Zahlung des Weihnachtsgeldes in voller Höhe.
Q: Rote Fahne - Hadir Nr. 5, St. Ingbert 15.12.1970; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 54 und 57, Bochum 28.11.1970 bzw. 9.12.1970, S. 3 bzw. S.5
10.11.1970:
In Dortmund kommt es an diesem und dem folgenden Tage, laut KPD/ML-ZB, zu Streiks bei Mannesmann (MM) Rohrleitungsbau gegen die Anrechnung der innerbetrieblichen Zulagen auf die Lohnerhöhung und bei Holstein und Kappert (H+K) für ein höheres Weihnachtsgeld. Bei Mannesmann habe der Betriebsratsvorsitzende versucht abzuwiegeln und zur Wiederaufnahme der Arbeit aufgefordert, wobei er aber auf kein Gehör gestoßen sei. Von H+K wird kein Ergebnis mitgeteilt.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 50, Bochum 14.11.1970, S. 2
26.11.1970:
In Hammerthal bei Hattingen streiken, laut KPD/ML-ZB, 100 Arbeiter bei Maschinenbau Schmidt für die Zahlung von Weihnachtsgeld, welches dieses Jahr 140 Beschäftigten verweigert werden solle:"
Kapitalist Schmidt hatte die Unverschämtheit zu erklären: 'Die Belegschaft braucht ja nur ein paar Überstunden zu machen, dann ist das Weihnachtsgeld doch wieder raus!'.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 55, Bochum 2.12.1970, S. 5; Der Rote Siemens Arbeiter Nr. 1, Bensheim-Auerbach Dez. 1970, S. 8
26.11.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
STREIK IM STAHLWERK UNNA
Die Arbeiter im Stahlwerk Unna streikten am 26.11. 5 Std. lang für höheres Weihnachtsgeld. Die Stahlwerker bekamen früher 50 DM Weihnachtsgeld, 20 DM für die Ehefrau und 10 DM für jedes Kind. Nach dem Streik einigte sich der Betriebsrat mit den Kapitalisten auf ein Weihnachtsgeld, das 1, 28% der Jahreslohnsumme ausmacht. Das wird effektiv kaum mehr sein als vorher und spaltet die Arbeiter außerdem, da jetzt diejenigen, die in einer höheren Lohngruppe sind, auch mehr Weihnachtsgeld kriegen als die Kollegen in den niederen Lohngruppen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 59, Bochum 16.12.1970, S. 7f
27.11.1970:
In Dortmund streiken, laut KPD/ML-ZB, die Arbeiter von VW Hülpert zwei Stunden lang für einen halben Monatslohn als Weihnachtsgeld, im Gegensatz zu den bisherigen individuellen Zahlungen je nach Länge der Betriebszugehörigkeit. Angestellte bekamen durchweg mehr. Die Vermittlungsversuche des Betriebsrates, der versucht habe vom Streik abzuhalten und auf das nächste Jahr zu vertrösten, seien mit einem Ultimatum bis Mittwoch (2.12.1970): Positiver Entscheid sonst Abwahl und Streik beantwortet worden.
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Jan. 1971) berichtet im Zusammenhang mit einem anderen Streik:"
LEHRLINGE ALS STREIKBRECHER? NEIN!
…
In Dortmund streikten die Arbeiter und Angestellten bei Hülpert und Co. (VW) für ein höheres Weihnachtsgeld.
Bei beiden Streiks versuchten die Kapitalisten mit allen Mitteln, die Kampfkraft der Arbeiter zu schwächen, die Produktion aufrechtzuerhalten. Die Kapitalisten der Hochseefischerei-Betriebe und die in Dortmund versuchten es auf die gleiche Tour: Sie setzten die Lehrlinge unter Druck, sie versuchten die Lehrlinge als Streikbrecher einzusetzen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 55, Bochum 2.12.1970, S. 5; Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 1, Bochum Jan. 1971;Der Rote Siemens Arbeiter Nr. 1, Bensheim-Auerbach Dez. 1970, S. 8
Dezember 1970:
Die SBG Regensburg berichtet in der Nr. 3 ihrer 'Arbeitersache' (vgl. Nov. 1970, Jan. 1971) im Leitartikel "Der Krise entgegen. Die Arbeiterklasse muß sich fest zusammenschließen!" u.a.:"
Wotan-Werke - Düsseldorf
Bei den Wotan-Werken in Düsseldorf wollten die Kapitalisten das Weihnachtsgeld kürzen, für diejenigen Kollegen, die mehr als 5 Tage im Jahr krank waren. Die Arbeiter streikten gegen diese unverschämten Druckmethoden mit Erfolg. Das Weihnachtsgeld wird für alle Kollegen in voller Höhe ausgezahlt."
Q: Arbeitersache Nr. 3, Regensburg Dez. 1970
02.12.1970:
In Heidelberg erscheint ein 'Kommentar' (vgl. 27.11.1970, 11.12.1970) durch das Politische Referat des AStA der Uni und des Arbeitskreis Wirtschaftspolitik. Der Artikel "Kurzarbeit u. Zwangsurlaub" berichtet auch:"
Die Arbeiter der Wotan-Werke in Düsseldorf haben sich gegen diese Methoden der Lohndrückerei erfolgreich zur Wehr gesetzt. Ihnen sollte je nachdem wie viele Tage sie dieses Jahr krank gewesen waren das Weihnachtsgeld gekürzt werden. Die Arbeiter streikten und erzwangen die Rücknahme der Kürzung."
Q: Kommentar Korruption und Rechtsextremismus, Heidelberg 2.12.1970
02.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
STREIK BEI HANSA IN ESSEN
Am letzten Mittwoch (2.12.) streikten bei der Hansa Rohstoffverwertungs GmbH in Essen 60 Metallarbeiter und Angestellte. Sie forderten höheres Weihnachtsgeld und die Nachzahlung der im neuen Tarifvertrag vereinbarten Leistungszulagen; die Kapitalisten hatten sie ihnen einfach vorenthalten. Den Angestellten waren z.T. alle übertariflichen Leistungen gestrichen worden.
Etwa 150 Hansa-Arbeiter auf anderen Baustellen schlossen sich dem Streik ihrer Kollegen an. Als die Arbeiter nach zwei Stunden wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren wollten, standen sie vor verschlossenen Toren: die Geschäftsleitung hatte sie für den Rest des Tages ausgesperrt. Streik und Aussperrung waren Verhandlungen der Kapitalisten mit dem Betriebsrat vorangegangen, in denen dem Betriebsrat gedroht wurde, 'Wir haben den längeren Arm, wir zwingen Euch in die Knie'. Danach hat der Betriebsrat eine Erklärung unterschrieben, in der sich die Geschäftsleitung im Falle eines Streiks 'Maßnahmen' (Aussperrung) vorbehalten wollte! Über den Erfolg des Streiks war bei Redaktionsschluß noch nichts bekannt."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 58, Bochum 12.12.1970, S. 8
31.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Die Willi Peters OHG (Werkzeugmaschinen) in Düsseldorf schließt zum Jahresende ihren Betrieb. Die Arbeiter werden auf die Straße gesetzt; ihnen wird nicht einmal das Weihnachtsgeld ausgezahlt."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 58, Bochum 12.12.1970, S. 8
13.05.1971:
Bei DEMAG Duisburg wird, laut DKP, heute das "Mao-Blättchen" 'Roter Hammer' verteilt. Laut DKP wird u.a. das Verhalten des Betriebsratsvorsitzenden Koske auf der Betriebsversammlung (BV) besprochen. Die DKP meint dazu: Wenn die KPD/ML-ZK darin "behauptet, Willi Koske sei kein Arbeitervertreter, sondern ein Arbeiterverräter, so ist das eine bodenlose Frechheit! Wir sind noch davon überzeugt, daß der Kollege Koske und die anderen Betriebsratskollegen sich für die Forderungen der Belegschaft einsetzen und das auch erneut unter Beweis stellen werden!"
Zuvor hatte allerdings auch die DKP schon bemerkt:"
Diese Feststellung des Kollegen Willi Koske, weil wir eine Urlaubsgeldregelung haben müßten wir auf das 13. Monatsgehalt verzichten, ist offensichtlich die Argumentation der Firmenleitung, mit der sich der Betriebsrat doch bestimmt nicht identifizieren will. Gibt es doch bereits Firmen, die beides zahlen. … Der Betriebsrat hat eine starke Position. Nähme er eine schwache Haltung gegenüber der Firmenleitung ein, würde die Belegschaft dafür kein Verständnis haben."
Q: Basis Nr. 4, Duisburg o. J. (1971)
21.01.1971:
Bei Pohlschröder Dortmund gibt die Betriebszelle der KPD/ML-ZB vermutlich heute die Nr. 1 ihrer 'Roten Stanze' (vgl. Sept. 1970, 22.3.1971) mit 8 Seiten DIN A 4 heraus:"
DIE KRISE GREIFT AUF POHLSCHRÖDER ÜBER
…
Deshalb wäre es jetzt die Aufgabe des Betriebsrates, eine Betriebsversammlung abzuhalten, auf der alle Kollegen über die wirtschaftliche Lage in der BRD und bei Pohlschröder und über die Auswirkungen der Krise informiert werden, damit wir Bescheid wissen und gegen die Folgen angehen können. Aber wir kennen Schattat und Co. ja zur Genüge. Er wird sich hüten, darauf einzugehen. Er wird genau wie beim Weihnachtsgeld, bei der Lohnraubsteuer und dem 11%-Tarifabschluß sich gegen die Arbeiter und ihre Forderungen stellen. Er wird gar nichts tun. Er wird erst gar nicht versuchen, den 'Betriebsfrieden' mit Pohlschröder zu 'stören' und die schlimmen Folgen der Krise für uns Kollegen zu verhindern. Damit nutzt er gerade nicht den Kollegen, sondern Pohlschröder. Wir können uns auf Schattat nicht verlassen, sondern nur auf unsere Kraft und Einigkeit im Kampf und auf die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse, die KPD/ML, die diesen Kampf führt.
Q: Die Rote Stanze Nr. 1, Dortmund o.J. (Jan. 1971)
23.05.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet:"
BETRIEBLICHE IGM-VERSAMMLUNG DER METALL- UND SCHMIEDEWERKE KRUPP IN ESSEN
Am 23.5. fand die Gewerkschaftsversammlung der Metall- und Schmiedewerke Krupp (früher Schmiede und Gießerei) statt. Die Betriebsgruppe der KPD/ML hatte am Tag zuvor ein Flugblatt dazu verteilt mit den Forderungen:
- Rechtzeitig die geschlossene Kampffront der Metaller herstellen!
- 15%! - mindestens 75 Pfg. für Lohngruppen 1 - 4 (? - s.u., d.Vf.)!
- 13. Monatslohn!
- gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
- keine Verhandlungen während der Urlaubszeit - Verhandlungsbeginn erst im September - vorher eine Gewerkschaftsversammlung!
Die Betriebsgruppe hat alle Arbeiter und Angestellten aufgerufen, zu der Versammlung zu gehen, um dort für diese Forderungen zu stimmen, um dem IGM-Bevollmächtigten Völker den Kampf der Metaller für ihre berechtigten Forderungen entgegenzusetzen. Am Nachmittag ist die Betriebsgruppe dann mit vier Genossen vor das Tor Westendstr. gegangen, um mit den Kollegen zu diskutieren. Es wurde ein Transparent 'Kampf für 15% und 13. Lohn' sowie eine rote Fahne gezeigt. Mehr konnte da mit vier Mann leider nicht aufgestellt werden, da der Werkschutz uns zwang, Transparente, die wir am Kruppschen Zaun befestigen wollten, zu entfernen. Außerdem wurde noch ein Pappschild mit der Hauptparole 'Kampf dem Lohnraub - Kampf dem Lohndiktat - gegen die Verrätereien der SPD-Regierung' aufgestellt.
Der Werkschutz war in den zwei Stunden, die wir vor dem Tor standen, ständig hinter dem Tor mit einem Wagen. Ein Spitzel in Zivil stand vor dem Tor herum und beobachtete uns. Außerdem ließ die Werksleitung andauernd Lastwagen (leer) rein- und rausfahren. Zu der Versammlung schickte die Betriebsgruppe den allen bekannten Genossen R. mit folgender Resolution:
'Die Gewerkschaftsversammlung von Krupp-MSW stellt für die Tarifrunde 1971 folgende Forderungen auf:
- 15% mehr Lohn, die effektiv ausgezahlt werden müssen
- 13. Monatslohn und -gehalt als Weihnachtsgeld
- Wegfall der spalterischen Leichtlohngruppen 1 - 4
- Nicht unter 75 Pfg. für Lohngruppen 5 - 6
- Nach dem Grundsatz: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit fordert die
Versammlung:
- Wegfall der Altersabschläge für Jungarbeiter
…
Die Versammlung löste sich schließlich nach drei Stunden Dauer in größter Aufregung auf. Der Einfluß des Bevollmächtigten Völker ist stark gesunken. Die Betriebsgruppe der KPD/ML wird weiter 15% und 13. Monatslohn fordern, wofür die Mehrheit der Kollegen eintritt, um den Kampf gegen die IGM-Bonzen zu führen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 43, Bochum 5.6.1971, S. 4ff
16.06.1971:
Vermutlich erscheint gegen Mitte dieser Woche bei Hoesch ein Flugblatt der Roten Garde (RG der KPD/ML-ZK) Dortmund mit zwei Seiten DIN A4:
BRAUCHST 'NEN BILLIGEN ARBEITSMANN SCHAFF DIR EINEN LEHRLING AN
…
Die ROTE GARDE kämpft entschieden und unnachgiebig dafür, daß wir für die Arbeit in der Produktion auch Arbeiterlohn bekommen. Das gilt auch für das Weihnachtsgeld. Ein Lehrling erhält 360 DM, ein Arbeiter 600 DM."
Q: RG Dortmund: Brauchst 'nen billigen Arbeitsmann, schaff dir einen Lehrling an!, Dortmund o.J. (1971)
Juli 1971:
Innerhalb der KPD/ML-ZK wird vermutlich in NRW vermutlich im Juli ein Papier zur MTR bzw. STR verfaßt:"
ÜBER DIE AKTUELLE POLITISCHE LAGE, DIE METALLTARIFBEWEGUNG IM HERBST 1971 UND DIE AUFGABEN DER REVOLUTIONÄREN KRÄFTE
…
Wie die staatliche Lohn'planung' schon jetzt aussieht, wird selbst bei solch einem kleinen Posten wie dem 13. Monatslohn deutlich: auch hier wird in Form eines 'Stufenplans' das Krisenprogramm sichtbar. Der Chemieabschluß, die Pläne für die eisenverarbeitende Industrie zeigen dies (siehe z.B. 'Stufenplan' bei Gesamt-Opel).
Gerade in der äußerst wichtigen Metallindustrie (einer der Trümpfe der westdeutschen Imperialisten) ist es notwendig, angesichts der beginnenden Krise für Ruhe an der Lohnfront zu sorgen. Ein Abschluß wie im letzten Jahr darf daher nicht zustandekommen. Der Weg in diese Richtung ist bereits geebnet. Die bisherigen Abschlüsse hatten folgende Höhe:
ÖTV: für 120 000 Werktätige bei den Besatzungsmächten 6, 5%
IG Bau (BSE, d.Vf.): für 1, 3 Millionen 7, 9%
IG Bergbau (IGBE, d.Vf.): 7, 3%, 100 DM Weihnachtsgeld, neue Arbeitsordnung
IG Druck (DP, d.Vf.): 9% (allerdings: Vorweganhebung wurde gestrichen, 1970 auch nur 9, 5%)
IG Textil (GTB, d.Vf.): Hessen 7%, Nordrhein 7, 5 - 8%
HBV: 7, 5%
Chemie: 7, 8%, Rheinland-Pfalz 6, 5% bei einem um 10 Pfg. herabgesetzten Ausgangsniveau.
…
Der Dreibund aus Monopolkapital, Staatsapparat und Gewerkschaftsbürokratie muß aber alles nur Erdenkliche tun, damit die Arbeiterklasse die Abwälzung der Krisenlasten so weit als möglich 'reibungslos' hinnimmt, also Lohndiktat usw.
Die Hauptrolle fällt hier denjenigen zu, die noch über den größten Einfluß in der Arbeiterklasse verfügen: der Sozialdemokratie und immer mehr auch den modernen Revisionisten, die durch verschiedene Manöver der Bourgeoisie immer 'salonfähiger' gemacht werden (siehe die letzte Pressekampagne über die DKP).
Für Tarifverhandlungen heißt dies konkret: Wenn Lohndiktat usw. durchgesetzt werden sollen, so bleiben den Gewerkschaftsbonzen zwei Möglichkeiten: ENTWEDER äußerst schnelle 'Verhandlungen' (soweit möglich geheim wie im Bergbau) ODER eine länger andauernde Schmierenkomödie mit mehr oder weniger 'Radikalität'.
BEIDE Möglichkeiten dürften ergänzbar sein durch die Aufstellung von 'Nebenforderungen', die den Kollegen den Blick trüben sollen: 'Wenn wir alles zusammenrechnen, haben wir doch ne Menge herausgeholt…'
Diese Nebenforderungen werden schon seit längerer Zeit vorbereitet. Klausurtagungen des IGM-Vorstandes, Artikel im 'Gewerkschafter' usw. Hier sind zu nennen:
- Stufenpläne für den 13. Monatslohn
- Kündigung des Lohnrahmenabkommens (Neugestaltung der Lohngruppentexte - ähnlich der Lohnordnung im Bergbau)
- erweiterte Tarifbestimmungen zur Prämienentlohnung
- Erneuerung des 'Rationalisierungsschutzabkommens' auf die vier 'Rationalisierungsgruppen'
- flexible Altersgrenze."
Q: N.N. (KPD/ML-ZK): Über die aktuelle politische Lage, die Metalltarifbewegung im Herbst 1971 und die Aufgaben der revolutionären Kräfte, o.O. o.J. (1971)
19.07.1971:
Vermutlich in dieser Woche erscheint in Dortmund die Nr. 7 der 'Rot Front' - die KPD/ML informiert die Kollegen der Dortmunder Metallbetriebe (vgl. 9.7.1971, 2.8.1971). Der Artikel "An die Genossen der Roten Westfalenwalze" der KPD/ML-ZB und führt u.a. aus:"
Unsere Vorschläge dazu:
15% gleich 1 DM auf den effektiven Stundenlohn. Für die Angestellten eine entsprechende Forderung von 175 DM.
Mindestnettolohn bzw. -gehalt: 1 000 DM.
13. Monatslohn bzw. -gehalt.
Eine Entfristungsklausel gegen den ständigen Lohnraub durch Preis- und Steuererhöhungen."
Q: Rot Front Nr. 7, Dortmund o.J. (1971)
August 1971:
'Der Hammer' (Betriebszeitung der Roten DEMAG Betriebsgruppe der KPD/ML-ZK) Nr. 5 erscheint wahrscheinlich im August für DEMAG Duisburg (vgl. 7.6.1971, 18.10.1971) mit dem Leitartikel "Reuter, Brandt und Brenner - wir spielen nicht mit in eurem Konzert!". Danach fühlten sich die Kollegen "verraten und verkauft, als sie von der 9% Forderung der NRW-Tarifkommission erfuhren". Die KPD/ML-ZK setzt dagegen:
- 15% auf den vollen Lohn gleich 1 DM für alle.
- 1 000 DM garantierter Mindestlohn,
- Tarifliche Absicherung der Effektivverdienste,
- Weg mit dem Punktesystem,
- 13. Monatslohn statt Treueprämie,
- Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.
Q: Der Hammer Nr. 5, Duisburg 1971
25.08.1971:
Die DKP berichtet von Hoesch Dortmund:"
HALTET DEN DIEB!
Mit diesem Trick gelang es den Schuldigen schon oftmals, den Verdacht auf andere zu lenken, um dann selbst in Ruhe die Beute in Sicherheit bringen zu können.
So und nicht anders verhalten sich auch die Unternehmer in der Lohnrunde 1971.
…
Die Vertrauensleute der Westfalenhütte haben diesen Machenschaften mit ihren Anträgen zur Lohnrunde 1971 entgegengewirkt (vgl. 6.8.1971, d.Vf.). Diese gewerkschaftlich organisierten Kollegen handelten auf der Grundlage der vom DGB erarbeiteten Zielprojektion. Das wissen auch die verantwortlichen Betriebs- und Gewerkschaftsfunktionäre in den einzelnen Hoeschwerken und bei der Ortsverwaltung Dortmund. Dennoch ließen sie zu und beeinflußten eine nicht einheitliche Auffassung der Vertrauensleute in den 3 Dortmunder Hüttenwerken. Sie taten das wider besseres Wissen.
Das wird einmal durch das Ergebnis der Konferenz aller Betriebsräte und Vorsitzenden der gewerkschaftlichen Vertrauensleute der Weiterverarbeitung aus Dortmunder Betrieben bewiesen, die am 25.8.1971 stattfand. Auch diese Kollegen forderten in ihrer Mehrheit 15% und den 13. Monatslohn. Nur einer tanzte aus der Reihe; nämlich jener Betrieb, dessen Betriebsratsvorsitzender vor 4 Jahren allen Ernstes seine Kollegen zugemutet hat, zur Sanierung seines bankrotten Unternehmers für ein Jahr auf 10% des Lohnes zu verzichten. Der Kollege kommt von Jucho und ist Mitglied der großen Tarifkommission der Weiterverarbeitung. Er forderte 3% Vorweganhebung und 6 - 7% Lohnerhöhung. Er ist heute wie damals auf den 'Haltet den Dieb' Trick hereingefallen."
Q: Heisse Eisen Extrablatt Grosse Tarifkommission für Eisen und Stahl in NRW mit knapper Mehrheit für 10%-Forderung, Dortmund o.J. (1971), S. 2f
08.09.1971:
Bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. 20.9.1971) berichtet die KPD:"
STADTTEILVERSAMMLUNG DER IGM IN BRACKEL
Etwa 25 Kollegen waren zu der letzten Stadtteilversammlung der IGM am 8.9.1971 in Brackel gekommen, hauptsächlich Vertrauensleute der drei Hoesch-Werke sowie von Rheinstahl und von Pohlschröder. Es sollte an diesem Abend um die Tarifrunde (MTR bzw. STR, d.Vf.) gehen. Da fast alle anwesenden Kollegen eindeutig hinter den linearen Forderungen der verschiedenen Vertrauensleutekörper (z.B. Westfalenhütte, Klöckner (vermutlich Düsseldorf, d.Vf.) und Ford (Köln, d.Vf.)) standen, war man gespannt auf die Auseinandersetzung mit dem Abgesandten der IGM-Spitze, der das Referat zur Tarifrunde hielt.
Dieser Abgesandte war Erich Erlenhofer, der 1.Sekretär der IGM-Ortsverwaltung. Seinen gepflegten Händen sah man an, daß er schon lange nichts mehr mit körperlicher Arbeit zu tun hatte. Wenn Erich Erlenhofer sprach, dann dauerte es immer sehr lange; denn er redete immer um den heißen Brei herum. Und wenn man nur um den heißen Brei redet, kommt man selten zu einem Ende.
…
Nur einer, Betriebsratsvorsitzender einer kleinen metallverarbeitenden Firma schlug sich offen auf die Seite von Erich Erlenhofer. Er verteidigte die Prozentforderung mit der unsinnigen Behauptung, im Bezug auf das 13. Monatsgehalt und das Urlaubsgeld führe man mit der Prozentforderung besser."
Q: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr. 3, Dortmund Sept. 1971, S. 2f
27.09.1971:
Die DKP Dortmund Hombruch-Barop gibt vermutlich in dieser Woche ihre 'DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch' (vgl. Juli 1971, 12.6.1972) heraus. Es wird festgestellt:"
650 MILLIONEN UMSATZSTEIGERUNG BEI HOESCH
50 PFENNIG LOHNERHÖHUNG SIND ZU WENIG
Die Lohn- und Gehaltstarife sind von der IG Metall fristgemäß zum 30. September 1971 gekündigt worden. Die Tarifkommissionen fordern eine Erhöhung der Löhne und Gehälter für die Beschäftigten der Metall- und Stahlindustrie Nordrhein-Westfalens von 10% bzw. 9% und ein tariflich abgesichertes 13. Monatseinkommen. Mit dieser Forderung ist die IG Metall allerdings weit hinter den Vorstellungen der großen Mehrheit der Arbeiter und Angestellten geblieben, die in den verschiedensten Versammlungen eine 15%ige Erhöhung der Löhne und Gehälter für angemessen hielten."
Q: DKP Nachrichten für den Verwaltungsbezirk Hombruch Weitere Schritte gegen Mietpreiserhöhung notwendig, Dortmund o.J. (1971)
19.10.1971:
Der DKP Bezirk Ruhr-Westfalen verteilt, nach eigenen Angaben, zwölf Stunden, nachdem die Verhandlungen in der Metalltarifrunde (MTR) von NRW durch die IG Metall (IGM) für gescheitert erklärt wurden, vor 26 Betrieben ein Flugblatt mit einer Auflage von 60 000 Stück.
Vermutlich handelt es sich dabei um das folgende Flugblatt von 'Metall aktuell' (vgl. 11.11.1971) - Information der DKP - Bezirksvorstand Ruhr-Westfalen:"
KAPITALISTEN SICHERN IHRE PROFITE!
PREISSTEIGERUNG: 6, 5%
UNTERNEHMER WOLLEN LOHNDIKTAT!
4, 5% ANGEBOT EINE PROVOKATION!
LOHNVERHANDLUNGEN GESCHEITERT
Angesichts der ununterbrochenen Preissteigerungen und der weiterhin hohen Unternehmerprofite hat die IG Metall im Tarifbezirk NRW 9% Lohn- und Gehaltserhöhungen und die Tarifierung eines 13. Monatsgehaltes gefordert."
Q: DKP-Bezirk Ruhr-Westfalen: Presseinformation, Essen 20.10.1971; Metall aktuell 4, 5% Angebot eine Provokation! Lohnverhandlung gescheitert, Gelsenkirchen o.J. (19.10.1971)
08.11.1971:
Nachdem in der MTR in NRW, laut RKJ der GIM, "die Verhandlungen von GESAMTMETALL als gescheitert erklärt wurden, um die Verzögerungstaktik des IGM-Vorstandes zu durchkreuzen, begann die erste Schlichtungsverhandlung unter Leitung des stellvertretenden CDU-Vorsitzenden KATZER.
GESAMTMETALL rechnet damit, daß KATZER einen Schiedsspruch vorlegt, der sich als Modell für den Abschluß von Verträgen auch in anderen Bezirken eignet. Deshalb hat GESAMTMETALL erklärt, Voraussetzung für die Einbeziehung der Tarifierung des 13. Monatsgehaltes sei, daß diese Frage nur auf bundesweiter Ebene verhandelt werde."
Q: Was Tun Nr. 11/12, Mannheim Dez. 1971, S. 4
11.11.1971:
In NRW werden in der Metalltarifrunde (MTR), laut RKJ der GIM, nach einer zweitägigen Unterbrechung die Schlichtungsverhandlungen wieder aufgenommen. Im 'Handelsblatt' heißt es laut RKJ:"
Am Donnerstagvormittag wurde in der Schlichtungskommission auch über die Tarifierung des 13. Monatseinkommens gesprochen. Hier hätten die Arbeitgeber nach wie vor eine ablehnende Haltung eingenommen. Von Arbeitgeberseite selbst wurde bestätigt, daß in diesem Punkt die größten Schwierigkeiten bestünden. Offensichtlich will man auf dieses Thema erst bei einem Spitzengespräch unter Einschaltung eines Regierungsschlichters eingehen. Der Tarifexperte im Vorstand der IG Metall, Hans MAYER: 'Es ist ganz (klar), daß die Arbeitgeber diese Tarifrunde in die Verantwortung der Bundesregierung übergeben und diese damit gleichzeitig in Verlegenheit bringen wollen'".
Q: Was Tun Nr. 11/12, Mannheim Dez. 1971, S. 5
11.11.1971:
Frühestens heute erscheint das Flugblatt von 'Metall aktuell' (vgl. 19.10.1971, 13.12.1971) - Information der DKP - Bezirksvorstand Ruhr-Westfalen:"
UNTERNEHMER VERHÖHNEN STAHLARBEITER!
PREISSTEIGERUNG: 6, 5%
GEDULD DER METALLARBEITER GEHT ZU ENDE!
STAHLBOSSE IN NRW: 6 MONATE LOHNSTOP!
BADEN-WÜTTEMBERG: 110 000 METALLER STREIKTEN!
…
Nach dem provokativen 4, 5% 'Angebot' der verarbeitenden Industrie, gehen die Unternehmer der Stahlindustrie noch weiter (vgl. 10.11.1971, d.Vf.). Sie forderten von der Verhandlungskommission der IG Metall eine Lohnpause von einem halben Jahr. Das ist angesichts der steigenden Preise, der zunehmenden Arbeitsleistung und der angekündigten Steuererhöhungen eine Verhöhnung aller Metallarbeiter, die nicht unbeantwortet bleiben darf.
Die Kommission der IG Metall hat die Verhandlungen abgebrochen. Die Forderung der IG Metall von 9% und ein 13. Monatseinkommen bzw. 10% mehr Lohn und Gehalt, ist eine Mindestforderung."
Q: Metall aktuell Stahlbosse in NRW: 6 Monate Lohnstopp!, Gelsenkirchen o.J. (Nov. 1971)
13.11.1971:
Die Metall-Schlichtungsverhandlungen für NRW sind, laut RKJ der GIM, "abermals unterbrochen worden und werden am Montag fortgesetzt. 'Die Arbeitgeber, so wird von ihrer Seite erklärt, wollen einer Tarifierung des 13. Monatseinkommens für NRW nur dann zustimmen, wenn die NRW-Regelung von der IG-Metall als Modell für einen bundesweiten Tarifvertrag anerkannt wird' (HB, 15.11.1971). Die Schlichtungsstelle hat die Frist für die Vorlage eines Einigungsvorschlages um drei Werktage bis Donnerstag verlängert. KATZER, zwar CDU-Mitglied aber Gewerkschafter, rechnet anscheinend mit einem Entgegenkommen seitens der Gewerkschaft, wenn er in ihrem Interesse die Frist verlängert und somit dazu beiträgt, zu verhindern, daß das Auslaufen der Friedenspflicht in NRW zusammenfällt mit dem Kampfbeginn in NW/NB."
Q: Was Tun Nr. 11/12, Mannheim Dez. 1971, S. 5
18.11.1971:
Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in NRW:"
In der nordrhein-westfälischen Metallindustrie wurden die Schlichtungsverhandlungen abgeschlossen. Mit den Stimmen der beiden Gewerkschaftsbeisitzer verabschiedete KATZER einen Vorschlag, der rückwirkend vom 1.Oktober an Lohn- und Gehaltserhöhungen von 7, 3% bei einer Laufzeit von 12 Monaten vorsieht. Außerdem sollen Arbeiter und Angestellte ebenfalls vom 1. Oktober an einen tariflichen Anspruch auf 40% eines 13. Monatseinkommens erhalten. Für Lehrlinge ist eine Erhöhung der Vergütungen um monatlich 45 DM vorgesehen.
Da die Metallindustriellen in NRW ihr strategisches Ziel, einen Tarifgipfel zu schaffen, nicht erreichten, stimmten sie gegen den Schiedsvorschlag von KATZER."
Die KPD/ML-ZB (vgl. 20.11.1971) schreibt:"
Die IGM-Vertreter haben diesem Schiedsspruch zugestimmt; die Kapitalisten haben abgelehnt. … Nachdem die IGM-Führer Anfang September in der Tarifkommission die 9% für NRW durchgesetzt hatten, hatten sie demagogisch erklärt: wenn wir unsere Forderungen schon nach der wirtschaftlichen Lage richten, so wollen wir diese aber voll durchsetzen, dann werden wir keinen Millimeter zurückweichen. Sie hatten die Arbeiterklasse mit dem 13. Monatsgehalt ködern wollen, dessen stufenweise Einführung sie forderten. Damit wollten sie die 9% schmackhafter machen. Jetzt ebnet CDU-Katzer mit seinem Schiedsspruch den SPD- und IGM-Führern den Weg zu bundeszentralen Verhandlungen: die Kapitalisten haben den Schiedsspruch abgelehnt. … Vor diesem Hintergrund erklären sich die Arbeitgeber bereit, zu einer Gesamtlösung des Konflikts auch ihrerseits beizutragen und bitten den Vorsitzenden der Schlichtungsstelle sich für den Versuch einer bundesweiten Einigung einzusetzen. Die Kapitalisten bauen also ganz offen auf die SPD-Regierung, während sich die IGM-Führer noch demagogisch sträuben."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 89, Bochum 20.11.1971, S. 20; Was Tun Nr. 11/12, Mannheim Dez. 1971, S. 6
Februar 1972:
Die Hoesch Hüttenwerke AG Dortmund gibt ihre 'Werk und Wir' Nr. 2 (vgl. Jan. 1972, März 1972) heraus. Enthalten ist auch folgender Artikel auf Seite 45 zu MTR und STR:"
NACH STREIK UND ZÄHEN VERHANDLUNGEN. NEUE TARIFVERTRÄGE IN DER METALLVERARBEITENDEN UND IN DER EISEN- UND STAHLINDUSTRIE
…
Für die in der metallverarbeitenden Industrie Nordrhein-Westfalens beschäftigen Arbeitnehmer bedeutet dies: einmalige 180 DM netto als Übergangsregelung für Oktober bis Dezember 1971, 7, 5% höhere Tariflöhne und -gehälter ab 1. Januar 1972 sowie der zum gleichen Zeitpunkt beginnende Einstieg in das tarifliche 13. Monatseinkommen (die Sonderzahlungen betragen ab Kalenderjahr 1972 bei 6 Monaten Betriebszugehörigkeit 10, bei 12 Monaten 20 und bei 24 Monaten 30 Prozent eines Monatseinkommens, ab 1974 steigen sie bei 36monatiger Betriebszugehörigkeit bis auf 40 Prozent eines Monatseinkommens). Außerdem wurde eine Ausgleichszahlung von insgesamt 60 DM Netto für die Auszubildenden festgelegt. Der Vertrag läuft bis 31. Dezember 1972."
Q: Werk und Wir Nr. 2, Dortmund Feb. 1972
09.11.1972:
Frühestens heute gibt der Kommunistische Bund Bremen (KBB) die Nr. 10 seiner 'Wahrheit' (vgl. 9.10.1972, 7.12.1972) heraus mit einem Streikbericht von einem zweitägigen Streik in der Waggonfabrik Uerdingen in Krefeld für ein 13. Monatsgehalt.
Q: Wahrheit Nr. 10, Bremen Nov. 1972, S. 7
11.05.1973:
Der KSV der KPD (vgl. 16.5.1973) berichtet von den Manteltarifforderungen (MTV) der IGM (vgl. 29.3.1973):"
Nur wenn die Arbeiterklasse die Ketten des Tarifvertragswesens, daß durch die Gewerkschaftsführer vom kollektiven Kampfinstrument zur Waffe der Bourgeoisie entstellt wurde, sprengt, wenn die Aufspaltung des einheitlichen Tarifvertrages (in NRW z.B. in über hundert Tarifverträgen nur in der Metallindustrie), durch die Verbindung von Lohn-, Urlaubs-, Weihnachtsgeld-, Arbeitszeitverkürzung- usw. Forderungen in den Kämpfen aufgehoben wird, wenn die Friedenspflicht, die Streiks nur für den Abschluß eines gekündigten Tarifvertrages zuläßt, durchbrochen wird, können die Kämpfe wie es der Streik der Stahlwerker bei MM-Huckingen (in Duisburg, d.Vf.) gezeigt hat, erfolgreich geführt werden."
Q: Dem Volke Dienen Nr. 12, Dortmund 16.5.1973
16.08.1973:
Laut KFR streiken bei AEG Küppersbusch Gelsenkirchen ca. 2 500 Kollegen für eine Teuerungszulage (TZL) von 40 Pfg. für alle. Laut RFO Saarland streiken heute nur rund 1 300 für 40 Pfg. bzw. 70 DM für Angestellte, höheres Weihnachtsgeld und 30 DM für Lehrlinge. Die IG Metall Verwaltungsstelle greift ein (vgl. 17.8.1973).
Laut AB streiken 2 800 für eine TZL. Der AB OG Passau berichtet bei Kühbacher (HBV-Bereich - vgl. 20.8.1973):"
Bei KÜPPERSBUSCH fordert die Belegschaft 40 Pfg. mehr. Der Streik hielt bei Redaktionsschluß noch an."
Auch der KABD (vgl. Sept. 1973) berichtet, ebenso wie sein RJVD (vgl. Sept. 1973).
Laut KPD streiken heute 1 500 für eine Teuerungszulage (TZL) von 40 Pfennig. Laut Spartacus B/L wird gestreikt für 40 Pfennig Teuerungszulage (TZL), 30 DM mehr Lehrlingsgehalt, 70 DM mehr für Angestellte und 200 DM mehr Weihnachtsgeld.
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet:"
KÜPPERSBUSCH, GELSENKIRCHEN: 2 800 Kollegen streikten für 40 Pfennig und die Erhöhung des Weihnachtsgeldes um 200 DM. Ergebnis nach fünf Tagen Streik: 180 DM für alle mit über einjähriger Betriebszugehörigkeit, 100 DM für die anderen."
Berichtet wird auch in:
- NRW in Bonn durch SpB, KSG und KBW-SyG (vgl. 23.10.1974).
Q: SpB, KSG, KBW-SyG Bonn: Steckhan muß Farbe bekennen!, Bonn o.J. (23.10.1974), S. 2; Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 16;Kommunistische Volkszeitung Nr. 2, Mannheim 12.9.1973, S. 6;Spartacus Nr. 7, Mainz Sept. 1973;Rote Fahne Nr. 34, Dortmund 22.8.1973;Rebell Nr. 9, Tübingen Sept. 1973, S. 5;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Der Motor Nr. 9, München Aug. 1973;Roter Frischdienst Nr. 13/14, Passau Juli/Aug. 1973, S. 3;Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973, S. 2;Rote Fahne Röchling, Völklingen Sept. 1973;Rote Fahne Nr. 9, Tübingen Sept. 1973
17.08.1973:
Bei Dorn Herne treten, laut RFO Saarland, alle 700 in den Streik für eine Teuerungszulage (TZL) (vgl. 16.8.1973, 20.8.1973). Vom Streik berichtet auch die KPD, die allerdings nur 550 Beschäftigte zählt.
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet:"
DORN, HERNE: 700 Kollegen erkämpfen eine Schmutzzulage von 12 Pfennig, Erhöhung des Weihnachtsgeldes um 5% und Umstufung von Zeitlöhnern in höhere Lohngruppen."
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 16; Rote Fahne Nr. 34, Dortmund 22.8.1973;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Rote Fahne Röchling, Völklingen Sept. 1973;Der Motor Nr. 9, München Aug. 1973
20.08.1973:
Bei Dorn Herne wird, laut RFO Saarland, nach eineinhalb Tagen Streik (vgl. 17.8.1973, 21.8.1973) eine Teuerungszulage (TZL) von insgesamt 20 Pfg. aus Schmutzzulage und 12 Pfg. mehr ab 1.8.1973 sowie eine Erhöhung des Weihnachtsgeldes von 40 auf 45% erreicht.
Q: Rote Fahne Röchling, Völklingen Sept. 1973
21.08.1973:
Laut KFR streiken bei Flottmann und bei Dorn in Herne die Kollegen für eine Teuerungszulage (TZL). Dorn zahlt 5% mehr Weihnachtsgeld, Flottmann 225 DM Zulage. Vom Streik bei Flottmann berichtet auch die KPD. Laut KBW streiken 550 bei Dorn (vgl. 16.8.1973) zwei Tage lang und errreichen 5% mehr Weihnachtsgeld sowie 12 Pfennig mehr Schmutzzulage. Bei Flottmans streiken 200 von 480 für 90 Minuten und erhalten dadurch einmal 225 DM sowie bezahlte Streikzeit.
Die Kommunistische Gruppe (KG) Aachen des AB (vgl. 27.8.1973) berichtet:"
FLOTTMANN-WERKE, HERNE: 200 Kollegen setzen in zwei Stunden Streik eine Teuerungszulage von 225 Mark durch."
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 2/3, Aachen Juli/Aug. 1973, S. 16; Kommunistische Volkszeitung Nr. 2, Mannheim 12.9.1973, S. 2 und 6;Revolutionäre Gewerkschaftsopposition Nr. 6/7, Dortmund Sept. 1973;Roter Hoesch Arbeiter/Roter Kumpel Extra, Dortmund 27.8.1973, S. 2
November 1975:
Bei Pohlschröder Dortmund wird, laut AB, vermutlich Anfang November gestreikt.
Q: Kommunistische Arbeiterzeitung Nr. 74, München 16.11.1975
15.11.1975:
Die KPD/ML gibt ihren 'Roten Morgen' (RM) Nr. 46 (vgl. 8.11.1975, 22.11.1975) heraus und berichtet aus Dortmund von einem erfolgreichen Streik bei Pohlschröder gegen die Kürzung des Weihnachtsgelds.
Q: Roter Morgen Nr. 46, Dortmund 15.11.1975, S. 3
Dezember 1975:
Das KPD RK NRW gibt vermutlich im Dezember ein Flugblatt zur STR der IGM heraus:"
6% LOHNERHÖHUNG IN DER STAHLINDUSTRIE: DAS IST EIN HOHN!
KEIN LOHNVERZICHT!
Tausende Stahlarbeiter schmissen in den letzten Wochen die Brocken hin, um gegen das unverschämte 5%-Angebot der Stahlkapitalisten zu protestieren. Noch am Freitag streikten die Arbeiter bei Krupp Rheinhausen und bei Thyssen Niederrhein (TN, d.Vf.). In Duisburg besetzten 6 500 Arbeiter der August-Thyssen-Hütte (ATH, d.Vf.) eine Hauptverkehrsstraße.
Doch ungerührt von diesen Protesten einigten sich Freitag-Nacht die Gewerkschaftsführer mit den Kapitalisten auf folgenden unverschämten Lohnraubbeschluß:
1) Die Löhne und Gehälter der Arbeiter und Angestellten erhöhen sich um nur 5%.
2) Das Weihnachtsgeld wird gerechnet am Jahresverdienst um 1% erhöht.
3) Für die letzte Hälfte des Monats Oktober wird ein Abschluß von 25 DM gezahlt.
4) Lehrlinge erhalten eine Erhöhung von 22 DM im Monat.
5) Die Laufzeit des Tarifvertrages geht vom 1. November 1975 bis 31. Oktober 1976."
Q: KPD-RK NRW: Kein Lohnverzicht!, Dortmund o.J. (1975)
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