Eisenbahnen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 7.10.2010

Diese Darstellung ist wie immer sehr unvollständig. Weitere Artikel aus dem Bereich der Eisenbahnen liegen momentan vor für Großbritannien sowie für die USA und für die Bundesrepublik Deutschland.

Für das große Vorbild der maoistischen Bewegung, die Kommunistische Partei Chinas, war die Eisenbahn in der Frühphase ein entscheidender Bereich (vgl. 28.5.1970). Wenn auch nicht vom Eingreifen linksradikaler Gruppen, wie hier bisher noch aus Israel (vgl. Aug. 1972), aber doch von teils heftigen Streiks und Protesten der Eisenbahner wird nicht nur in den Artikel zu Großbritannien und den USA, sondern auch aus den hier betrachteten Ländern immer wieder berichtet, wie etwa aus Frankreich (vgl. Jan. 1970, 13.10.1973), Italien (vgl. 18.5.1970, 15.12.1970, 17.3.1971, 28.4.1971), Japan (vgl. 27.4.1973), Namibia (vgl. 13.12.1971), den Niederlanden (vgl. 14.12.1970), Spanien (vgl. 18.10.1971) und auch Südvietnam (vgl. Apr. 1971) sowie der CSSR, wo offenbar Widerstand gegen die Besatzung geleitet wurde (vgl. 21.8.1976). Geschildert werden aber auch die Preissteigerungen bei der Eisenbahn, wie in Spanien (vgl. 3.10.1970).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

Januar 1970:
Es erscheint die Nr.17 des 'Rebell' (vgl. Dez. 1969, Feb. 1970).
U.a. wird berichtet über Streiks in Südfrankreich (Bahn).
Quelle: Rebell Nr.17,Tübingen Jan. 1970

18.05.1970:
In Italien beginnen, laut KPD/ML-ZB, Streiks von einem solchen Ausmaß, daß sie schon Generalstreikcharakter haben. In den Ausstand getreten seien:
- die Piloten der Alitalia für 12 Stunden,
- die Zeitungsdrucker für 7 Tage,
- die leitenden Staatsangestellten unbefristet,
- alle Staatsangestellten (außer den Richtern und Soldaten),
- Feuerwehrleute, Volks- und Oberschullehrer, Eisenbahner, Postbeamte, Warenhausverkäufer, Bauern und Tankwarte.

Zum Teil würden die Streiks rollend durchgeführt, so daß offiziell immer nur ein Teil im Streik sei, aber trotzdem der ganze Apparat lahmliege. Forderungen seien:
- mehr Lohn,
- bessere und billigere Wohnungen,
- Reform des Steuerwesens,
- Reform des Verkehrswesens,
- kostenlose ärztliche Versorgung,
- Reformierung des Bildungswesens.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.3,Bochum 21.5.1970

28.05.1970:
In München wird eine Stellungnahme von sechs Genossen der Basisgruppe (BG) Süd der ABG, davon zwei Mitgliedern der Redaktion der 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' (KAZ) und zwei Mitgliedern "des sogenannten Schulungskaders" zu ihrem Anschluß an die KPD/ML-ZK verfaßt, die als Broschüre veröffentlicht wird:"
ALS MARXISTEN-LENINISTEN DIE KONSEQUENZEN ZIEHEN:
AUS DEN ARBEITER-BASIS-GRUPPEN AUSTRETEN, DIE KPD/ML UNTERSTÜTZEN!

Die Kommunistische Partei Chinas ist nicht aus den Klassenkämpfen herausgewachsen, sondern ihre Gründung 1921 (vgl. 1.7.1921,d.Vf.) war das Ergebnis eines bewußten Aktes von ein paar Dutzend Revolutionären.

'Die Vorhut des chinesischen Proletariates studierte nach der Oktoberrevolution den Marxismus-Leninismus und gründete die kommunistische Partei Chinas.'
(Mao: Über die Diktatur der Volksdemokratie, S.10)

Erst NACH IHRER GRÜNDUNG nahm sie die organisatorische Arbeit im Proletariat und später in der Bauernschaft auf:
'Die kommunistische Partei Chinas entfaltete gleich nach ihrer Gründung im Jahr 1921 die organisatorische Arbeit unter den Eisenbahnern; in den Jahren 1922/1923 gab es auf den Haupteisenbahnlinien des Landes Streikkämpfe, die von der kommunistischen Partei angeleitet wurden' (Mao: Ausgewählte Werke I, S.18, Fußnote 11)."
Q: ABG-BG Süd-6 Ex-Mitglieder:Als Marxisten-Leninisten die Konsequenzen ziehen,München 28.5.1970

03.10.1970:
Die Nr.38 (vgl. 30.9.1970, 7.10.1970) des 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD erscheint. Aus Spanien wird berichtet über die ständige Verschlechterung der Lage der Arbeiterklasse, die sich z.B. in durchschnittlichen Preissteigerungen von 30% für Wasser, Gas, Licht, Telefon, Eisenbahn, U-Bahn, Schnellbusse, Kino und Textilien zeige.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.38,Bochum 3.10.1970

14.12.1970:
In den Niederlanden findet in dieser Woche, laut SV PDG, der erste Generalstreik seit dem Zweiten Weltkrieg gegen eine staatliche Lohnleitlinie von nur 5% statt.

Die KPD/ML-ZB berichtet von heute (vgl. 15.12.1970):"
Einen besonders enthüllenden Handstreich verübte die Regierung am Tage vor Streikbeginn: durch eine einstweilige Verfügung erreichte sie bei einem Gericht in Utrecht, daß den Gewerkschaftsführern der Eisenbahner untersagt wurde, zum Streik aufzurufen. Noch vor wenigen Wochen hatte sie ein Gesetz vorbereitet, das den Eisenbahnern das Streikrecht geben sollte. Die Klassenjustiz erfüllte brav ihre Aufgabe."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.60,Bochum 19.12.1970,S.10; SV-PDG:Information Sdr.Nr.1.Mai,Groß Gerau 1971,S.9

15.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet aus Italien (vgl. 12.12.1970):"
STREIKS IN ITALIEN

Am Dienstag, den 15.12. fanden in fast allen italienischen Regionen mehrstündige Streiks statt. Die Gewerkschaften hatten zu den Streiks aufgerufen, um die Regierung unter Druck zu setzen, damit diese die Sozialgesetze schneller verabschiedet. In einigen Regionen dauerten die Streiks bis zu 24 Stunden, in anderen bis zu 4 Stunden. Auch wurde ein 3-stündiger Streik aller Eisenbahner Italiens durchgeführt."

Es beteiligen sich, laut SV PDG, in 11 von 20 Provinzen 10 Millionen Arbeiter an einem Generalstreik gegen die Verschlechterung ihrer Lage.
Q: SV-PDG:Information Sdr.Nr.1.Mai,Groß Gerau 1971,S.9; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.60,Bochum 19.12.1970,S.10

17.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet u.a. von heute:"
Nicht nur im südlichen Italien, sondern auch in den Industriezentren des Nordens hat die Arbeiterklasse mit einer neuen Welle von Kämpfen begonnen. Am 17.4. streikten die Eisenbahnarbeiter von Mailand, kurz danach die Textilarbeiter. Die Druckereiarbeiter der Zeitungen haben für die nächsten Tage ebenfalls Kämpfe angekündigt. In Rom haben die Postarbeiter und die Ärzte gestreikt."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.31,Bochum 24.4.1971,S.10

April 1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dem April:"
SÜDVIETNAM: WIRTSCHAFTLICHE AUSPLÜNDERUNG DER BEVÖLKERUNG DURCH DIE MARIONETTENCLIQUE

Die Vereinigung der Beamten-Gewerkschaften und der buddhistischen Angestellten, das Komitee für den Anspruch auf das Lebensrecht, die Gewerkschaft der Lehrer an Privatschulen, die Vereinigung der Eisenbahner-Gewerkschaften, die Union der Gewerkschaften für Beamte und katholische Angestellte und eine Reihe anderer Gewerkschaften veröffentlichten Briefe an die Marionettenclique, in denen sie gegen die ständige Verschlechterung ihrer Lebenslage protestieren.

Darin heißt es unter anderem, daß infolge der Preissteigerungen und der verschärften Steuereintreibung 'für einen Beamten DER MONATSLOHN, DER BISHER KAUM SECHS TAGE LANG FÜR DAS LEBENSNOTWENDIGSTE REICHTE, NUN NOCH FÜR HÖCHSTENS FÜNF TAGE REICHT."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.39,Bochum 22.5.1971,S.9f

28.04.1971:
In Italien streiken heute, laut KB/ML Flensburg (vgl. Mai 1971), ca. 180 000 bei Fiat, 50 000 bei Montedison und 163 000 Eisenbahner.
Q: Kommunistische Arbeiter Zeitung Nr.1,Flensburg Mai 1971,S.14

Flensburg076


18.10.1971:
In Spanien wird heute, laut KPD/ML-ZK, im Bus- und Bahnverkehr gestreikt.
Q: Roter Morgen Nr.15,Hamburg 6.12.1971

13.12.1971:
Die KPD (vgl. 28.1.1972) berichtet:"
SÜDWESTAFRIKA
STREIK GEGEN MODERNE SKLAVEREI

Der Verdienst des afrikanischen Arbeiters beträgt ungefähr den zehnten Teil dessen, was weiße Arbeiter in der gesamten Südafrikanische Republik verdienen. Als weiße Studenten und Schüler in Südwestafrika Streikbrecher spielten und Transportarbeiten bei der Eisenbahn übernahmen, erhielten sie 109 Rands (114,97 Dollar), während ein Ovambo-Arbeiter der obersten Lohngruppe dort 8,25 Rands (10,97 Dollar) bekommt."
Q: Rote Fahne Nr.35,Berlin 28.1.1972,S.5

August 1972:
In einem Papier von Micha von der OSI(M), d.h. der Sozialistischen Organisation Israels (Matzpen) heißt es über die Geschichte dieser Gruppe, dass sie in der zweiten Hälfte der 30iger Jahre aus drei Gruppen trotzkistischer Provenienz hervorgegangen sei. Matzpen habe in der britischen Armee agitiert, sowie unter den Bahn- und Ölarbeitern. Nach dem Zweiten Weltkrieg seien viele Mitglieder der Matzpen ausgewandert oder wären inaktiv geworden, der Rest war isoliert.
Q: OSI (M)-Micha:Internes Papier, O. O. Aug. 1972

27.04.1973:
Die GIM bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich in NRW - vgl. 15.5.1973) verweist in einem Artikel "8,2 Millionen streikten in Japan" darauf, daß "am 27. April das gesamte Wirtschaftssystem in Japan durch einen Verkehrsstreik blockiert wurde. Große Teile der Arbeiter und Angestellten von Bahn und U-Bahnen, die Docker, Bus- und Taxifahrer und die Techniker der Flugbetriebe streikten. Anfang der Woche begann die Auseinandersetzung mit einem Bummelstreik. Dieser weitete sich dann schnell aus. Es wurde gefordert:
1. eine Lohnerhöhung bis zu 30%.
2. das Recht, überhaupt streiken zu dürfen!"
Q: Solidarität Nr.4,Dortmund 15.5.1973

13.10.1973:
Für den KBW berichtet D.T. aus Frankreich von Lip Besancon u.a. von heute (vgl. 29.9.1973):"
Obgleich große Teile der französischen Arbeiterklasse kampfbereit sind und zum Beispiel die Beschäftigten der Eisenbahn in einer breiten Streikaktion ihrer Forderung nach Erhalt ihres Lebensniveaus angesichts der ständigen Preissteigerungen Nachdruck verliehen haben, suchen die Gewerkschaftsführer jetzt erneut den Weg der Verhandlungen mit der Regierung."
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr.5,Mannheim 24.10.1973,S.15

21.08.1976:
Das KPD-RK NRW gibt ein Flugblatt heraus:"
VOR ACHT JAHREN: CSSR-ÜBERFALL
DIE SOWJETISCHEN FÜHRER SIND IN DIE FUSSTAPFEN HITLERS GETRETEN

Vor acht Jahren, am 21.August 1968, besetzten sowjetische Truppen mit der Unterstützung von Truppen aus der DDR, aus Polen, Ungarn und Bulgarien die CSSR. …
Die Gruppe um Dubcek kapitulierte vor den einrollenden Panzern der Sowjetunion. Dubcek befahl den tschechoslowakischen Generälen, die sowjetischen Soldaten nicht anzugreifen. Doch die Volksmassen in der CSSR organisierten den Widerstand gegen die sozialfaschistischen Besatzer. Heldenhaft stellten sie sich gegen die Panzer. Viele russische Soldaten mußten in die Sowjetunion zurückgeholt werden, weil sie sich nach den Diskussionen mit den Volksmassen in der CSSR weigerten, die Befehle ihrer russischen Generäle auszuführen. Viele Methoden des passiven Widerstands wurden entwickelt und angewandt. Die Straßenschilder in Prag wurden entfernt, so daß die sowjetischen Panzer sich in der Stadt nicht mehr zurechtfanden. Bahnarbeiter versahen die Waggons mit Rüstungsmaterial mit falschen Zielbahnhofsangaben, so daß die Waggons wochenlang von einem Bahnhof zum anderen transportiert wurden.

Aber der passive Widerstand allein reicht nicht aus, um einen imperialistischen Aggressor aus dem Land zu treiben. Von der Dubcek-Führung politisch und militärisch entwaffnet, mußten die Volksmassen in der CSSR die Besetzung ihres Landes durch die Sozialimperialisten hinnehmen. Bis heute stehen zehntausende russischer Soldaten in der CSSR. Ihr Abzug wird und muß erkämpft werden!
Q: KPD-RK NRW:Die sowjetischen Führer sind in die Fußstapfen Hitlers getreten Dortmund 21.8.1976

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