USA: Eisenbahnen

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 30.9.2010

Diese wie immer unvollständige Darstellung behandelt derzeit nur einen sehr kurzen Zeitraum und stützt sich dabei vorerst auch allein auf Quellen einer Organisation, der KPD/ML-ZB.

Deutlich wird dabei neben der vergleichsweise hohen Zersplitterung der US-amerikanischen Gewerkschaftsbewegung in einzelne Bereiche vor allem die Zuspitzung der Auseinandersetzungen im Eisenbahnbereich, die die Sphäre des Ökonomischen aufgrund des staatlichen Streikverbots für die kriegswichtigen strategischen Bereiche schnell überschreiten und in die politische Sphäre übergreifen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

30.01.1970:
In den USA beginnt, laut KPD/ML-ZB (vgl. Okt. 1969, 31.1.1970), ein Streik in den Reparaturwerkstätten der Eisenbahnlinie Union Pacific (vgl. 31.1.1970, 8.4.1970). Am selben Tage kündigt die Metallarbeitergewerkschaft die Tarifverträge.

Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Dez. 1970) berichtet:"
Im Januar haben die Arbeiter und Angestellten bei der Eisenbahngesellschaft Union Pacific gestreikt."
Quellen: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Dez. 1970,S.7; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.46,Bochum 31.10.1970,S.9

31.01.1970:
In den USA weitet sich, laut KPD/ML-ZB (vgl. 30.1.1970, 4.2.1970), der Streik bei Union Pacific aus und bedroht das gesamte Eisenbahnnetz. Zum ersten Mal in der Geschichte verbietet daraufhin die Regierung einen Streik (vgl. 30.1.1970, 8.4.1970).
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.46,Bochum 31.10.1970,S.9

27.03.1970:
In den USA dauert, laut KPD/ML-ZB (vgl. 24.3.1970, 30.3.1970), der Streik der Luftfahrtkontrolleure an (vgl. 24.3.1970, 30.3.1970). Am gleichen Tag erklärt die Transportarbeitergewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert (vgl. 6.4.1970). Die Stahlarbeiter in den Eisenbahnbetrieben setzen unter Streikandrohung durch, daß ihre Gewerkschaft eine Erhöhung der Jahreslöhne um 750 Dollar verlangt.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.46,Bochum 31.10.1970,S.9f

08.04.1970:
Nach einem Bericht der KPD/ML-ZB (vgl. 7.4.1970, 10.4.1970) beschließt der US-Kongreß erstmalig ein Gesetz, welches Arbeiter, nämlich die der Eisenbahnen (vgl. 31.1.1970), zwingt einen Tarifvertrag anzunehmen.

Davon berichtet auch der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Dez. 1970).
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Dez. 1970,S.7; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.46,Bochum 31.10.1970,S.10

07.07.1970:
In den USA treten, laut KPD/ML-ZB, 262 000 Mitglieder der Gewerkschaft der Eisenbahner bei drei Bahngesellschaften in den Streik unter der Forderung, daß auch auf Dieselloks ein Heizer mitfahren müsse, da sonst die Heizer arbeitslos werden würden. US-Präsident Nixon verfügt noch diese Woche eine sechzigtägige Friedenspause.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.14,Bochum 13.7.1970

14.09.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche aus den USA, im Zusammenhang mit den Autoarbeitern (vgl. 15.9.1970):"
Die Eisenbahnergewerkschaft hat ebenfalls die Verhandlungen mit den Kapitalisten der Eisenbahngesellschaften abgebrochen. Auch hier wollen die rechten Gewerkschaftsführer nur 'ausgewählte' Gesellschaften bestreiken. Doch die Kapitalisten waren nicht untätig. Mit Hilfe der Justiz haben sie erwirkt, daß die Arbeiter auf keinen Fall vor dem 26. Sept. anfangen dürfen zu streiken."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.33/34,Bochum 19.9.1970,S.5

November 1970:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Dez. 1970) berichtet vermutlich u.a. aus dem November:"
MACHT DER US-REGIERUNG BEDROHT
MIT NACKTER GEWALT GEGEN DIE ARBEITERKLASSE

Im Januar haben die Arbeiter und Angestellten bei der Eisenbahngesellschaft Union Pacific gestreikt (vgl. 30.1.1970,d.Vf.). Den ganzen März über haben die Arbeiter und Angestellten, die bei der Post arbeiten, die Arbeit niedergelegt (vgl. 16.3.1970,d.Vf.). Allein in New York waren es 50 000. Sie forderten die Beendigung des Vietnamkrieges und kämpften gegen die ständig steigenden Preise.

Gerade die SPD-Regierung erzählt uns immer wieder, daß dieses Gesellschaftssystem, in dem wir leben, auch für die Arbeiter das Beste ist. Sie sagt, daß in der sozialen Marktwirtschaft, wie sie den Kapitalismus nennt, auch die Arbeiter viel besser leben, viel mehr Wohlstand haben als in einem sozialistischen System.

Und ihr Paradebeispiel dafür war immer die USA. Dieses ganze Lügengebäude von der Sicherheit und dem Wohlstand, die der Kapitalismus den Arbeitern bietet, bricht aber vor den Tatsachen in Amerika zusammen.

Deshalb erfahren wir nichts darüber.

Und wir erfahren auch nichts darüber, was die US-Regierung tut, um Amerika für die Profite der Kapitalisten zu retten:

- Bei dem Streik der Eisenbahner ist die Regierung zum ersten Mal eingeschritten. Sie hat ein Gesetz gemacht, das den Arbeitern verbot weiterzustreiken (vgl. 8.4.1970,d.Vf.)."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.6,Bochum Dez. 1970,S.7

07.12.1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
USA: EISENBAHNERSTREIK

Nachdem der Kongreß den Streik der Eisenbahner für höhere Löhne bereits verboten hat, hat Nixon um den Beschluß rechtskräftig zu machen, seine Unterschrift unter diese Entscheidung gesetzt. Der Streik hat jedoch bereits begonnen und wird nun unter illegalen Bedingungen weitergeführt. Auch hier sind, wie in England (Großbritannien,d.Vf.), die Pläne für einen Einsatz des Militärs auf dem Tisch. Die wachsende Kampfbereitschaft der amerikanischen Arbeiterklasse, die sich in den letzten Monaten immer wieder gezeigt hat, setzt sich auch bei den Eisenbahnern fort. Sie sind gewillt, eine Konfrontation mit dem Militär einzugehen. Wenn die Gewerkschaftsbonzen keinen Verrat an den Arbeitern begehen, wird dieser Streik zu einer der schwersten Herausforderungen der Arbeiterklasse an de monopolkapitalistischen Nixon-Staat."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.58,Bochum 12.12.1970,S.11

08.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
NIXON WILL ANTI-STREIKGESETZ

Nixon will den Arbeitern und Angestellten der Eisenbahn, der Schiffahrt, des Flugverkehrs und der Hafen- und Lastverkehrsindustrie das Streikrecht wegnehmen. Er meint: die Dringlichkeit eines solchen Gesetzes bedürfe keiner weiteren Erläuterung.

Die Krise in den USA ist soweit fortgeschritten, daß das Monopolkapital sich keinen Streik mehr erlauben kann, der fast die gesamte Produktion des Landes zum Erliegen bringen kann.

Streiks im zentralen Verkehrswesen haben kurzfristig die wirtschaftliche (nicht politische) Wirkung eines Generalstreikes. Die Vorbereitung des gesetzlichen Streikverbotes weist aber auch auf den zunehmenden Abbau der für die Arbeiterklasse wichtigsten demokratisch zugesicherten Kampfmittel im Wirtschaftskampf hin."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.12,Bochum 13.2.1971,S.12

01.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche aus den USA:"
Durch eine Reihe von gesetzlichen Maßnahmen versucht die US-Regierung die Kämpfe der amerikanischen Arbeiterklasse niederzuhalten.

Durch einen Beschluß des Präsidenten Nixon wurde der angekündigte Streik der Eisenbahnarbeiter um 60 Tage verschoben. Der Präsident stützt sich dabei auf ein Gesetz, das mit der Zustimmung der US-Gewerkschaftsspitze nach Ende des 2. Weltkriegs verabschiedet wurde.

Damals verfolgte die Gewerkschaftsspitze das Ziel, die Massenkämpfe der Arbeiter, die kurz nach Kriegsende ausbrachen, unter Berufung auf 'gesamtwirtschaftliche Interessen' niederzuschlagen.

Die US-Eisenbahnarbeiter hatten Lohnerhöhungen von ca. 54% in drei Jahren verlangt."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.19,Bochum 10.3.1971,S.12

17.05.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet (vgl. 24.5.1971):"
USA-EISENBAHNSIGNALARBEITER STREIKEN

Seit dem 17.5. kämpfen 13 000 US-Signalarbeiter für eine Lohnerhöhung von 54%, verteilt auf drei Jahre.

Die US-Eisenbahnen, die sich überwiegend in der Hand von Privatkapitalisten befinden, haben die Verhandlungen platzen lassen, sie rechnen auf eine Intervention des Staates zu ihren Gunsten.

Bereits Wochen vor dem Scheitern der Verhandlungen hatte US-Präsident Nixon vom Kongreß ein Gesetz verlangt, das die Arbeitspflicht für Streikende im Verkehrswesen vorsah, für den Fall, daß die Regierung 'Gefahren für die Wirtschaft' sah.

Der US-Staatsapparat geht dazu über, die demokratischen Rechte der Arbeiter durch faschistische Maßnahmen scharf einzuschränken. Schon einmal, im Januar 1970, hatte die US-Regierung einen Streik von Eisenbahnarbeitern durch ein Sondergesetz verbieten lassen (…). Zusätzlich besteht bereits seit 1947 das Taft-Hartley-Gesetz, wonach Streiks um bis zu 90 Tage verschoben werden können, wenn sie 'nationale Interessen' bedrohen.

Den US-Monopolen ist das Instrument der bloßen Verschiebung nicht mehr ausreichend. Jetzt planen sie die Einführung der nackten faschistischen Arbeitspflicht."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.39,Bochum 22.5.1971,S.8

24.05.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet vermutlich aus dieser Woche (vgl. 17.5.1971):"
STREIK DER US-SIGNALARBEITER

Die US-Regierung hat nun den Streik zugunsten der Einsenbahnkapitalisten vorläufig brechen können.

US-Präsident Nixon persönlich hatte den Kongreß ein Gesetz verabschieden lassen, wonach den Signalarbeitern bis zum 1.10.1971 untersagt wird, zu streiken.

Die Signalarbeiter mußten, da sie bei einem Kampf gegen dieses Gesetz von den Gewerkschaftszentralen der großen Gewerkschaften nicht unterstützt worden wären, sich diesem faschistischen Angriff beugen."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.41,Bochum 29.5.1971,S.11f

Valid HTML 4.01 Transitional   Valid CSS


[ Zum Seitenanfang ]   [ Zur nächsten Zwischenübersicht ]   [ Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO ]