Mit dem Erscheinen der Nummer 1 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) im Mai 1979 dürfte sich auch der „Verlag Theoretischer Kampf“ (VTK) konstituiert haben. Zuvor, im März 1979, war die Null-Nummer der Zeitschrift noch in Gelsenkirchen erschienen, verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes zeichnete Heiner Karuscheit. In der im Mai erschienenen Ausgabe wurde erklärt, dass die Zeitschrift „in Frankfurt und Gelsenkirchen“ herausgegeben werde. „Sie erscheint im Verlag Theoretischer Kampf (VTK), 6000 Frankfurt, Postfach. Verantwortlich: S. Schauß.“
Der Vertrieb erfolgte eine Zeit lang über die Buchhandlung und das Antiquariat „Volk und Wissen“ in Gelsenkirchen, Bulmkerstraße 32a. Dort befand sich auch die Anschrift der Redaktion. Im VTK erschienen nicht nur die „Aufsätze zur Diskussion“, sondern eine Reihe andere Schriften aus der Geschichte des Marxismus-Leninismus: etwa die Neuveröffentlichung der Protokolle der „Weltkongresses der KI“ (1982-1983), „Unter dem Banner des Marxismus“ (1982-1983), die „Kommunistische Fraueninternationale“ (1983) oder W. L. Lenin: „Bemerkungen zu Bucharins Ökonomik der Transformationsperiode“ als deutsche Erstveröffentlichung (1981).
Darüber hinaus erschienen im VTK viele Broschüren, die die Auseinandersetzung mit der damaligen marxistisch-leninistischen Bewegung führten oder zu führen gedachten: etwa die „Sondernummer zur KPD“ (September 1979), die „Sondernummer zur alten Hauptseite Theorie“ (November 1979), Heiner Karuscheit: „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ (2. Auflage 1983). Die erste Broschüre, die im VTK erschien, war vermutlich: „Über einige Fragen der Geschichte unserer Partei. Beschluss der KP Chinas (vom) April 1945“ mit einem Vorwort von Heiner Karuscheit (1979).
Das wichtigste von der damaligen NHT herausgegebene Buch: Franz Kaminski/Heiner Karuscheit/Klaus Winter: „Antonio Gramsci. Philosophie und Praxis“ (1982), das seinerzeit die Debatte um den „kleinbürgerlichen Sozialismus“ anhand von Gramsci zu führen gedachte und in die Reste der marxistisch-leninistischen Bewegung hineinwirken sollte, erschien allerdings nicht im VTK, sondern im dem KBW nahestehenden Sendler-Verlag.
Die AzD-Redaktion hatte ihren Sitz zuerst in Gelsenkirchen. Die Redaktion bestand, laut AzD 9/10 vom September/Oktober 1980, aus Heiner Karuscheit und Alfred Schröder (beide Gelsenkirchen) sowie Helmut Modau (Frankfurt/M). Später bestand sie, nach AzD, Nr. 21 vom April 1983, etwa aus Heiner Karuscheit, Alfred Schröder und Manfred Weiß (Frankfurt/M.).
„Die wechselvolle Geschichte der AzD-Redaktion, ohne die vermutlich der VTK nicht zu denken gewesen wäre, kann hier nur angedeutet werden. Offenbar schaukelten sich im Laufe der Zeit in der NHT bzw. KG (NHT) eine Reihe von Differenzen hoch, die etwa mit dem Austritt von Alfred Schröder aus der AzD-Redaktion und aus der KG (NHT) in Verbindung gebracht werden können. Mit der 5. NHT-Konferenz (10./11. Juni 1989), auf der auch eine „Resolution zur weiteren Arbeit der KG (NHT)“ höchstwahrscheinlich nicht die Differenzen innerhalb der Gruppe beilegen konnte, treten Alfred Schröder und Frank Grabow aus der KG (NHT) aus. Schröders Begründung für seinen Austritt: „In der politischen Programmatik … ist in der KG (NHT) keine Einheit zu erzielen. Die KG (NHT) sollte als theoretischer Zirkel arbeiten, der neben grundsätzlichen Fragen auch Bestandteile einer zukünftigen Programmatik entwickelt …“
Alfred Schröder plädiert für eine „politische Zeitung“, die „von einem kleinen Kreis von Genossinnen und Genossen herausgegeben wird, um das Problem der Uneinigkeit über die politischen Positionen zu umgehen“. Mit dem vom Schröder favorisierten Zeitungskonzepts sollen die „theoretisch zu erörternden Grundfragen der westdeutschen Revolution“ erörtert werden (vgl. „AzD“ 48/1989). Schröder gibt fortan zunächst die „Kommunistische Presse“, dann die „Kommunistische Zeitung“ heraus (vgl. Dietmar Kesten: Kommunistische Presse und Dietmar Kesten: Kommunistische Zeitung).
Auch Heiner Karuscheit gehörte eine Zeitlang nicht zum engsten Kreis der Redaktion. Nach den AzD 44/1988 (Februar) schied er „auf eigenen Wunsch aus der Redaktion unserer Zeitung aus“ (vermutlich zum Jahresanfang 1988, d. Vf.). Bis zur Auflösung des Verlags wechselte die Redaktion einige Male: Im Mai 1990 bestand sie etwa aus Klaus Lehman, Ulrich Seidel, Michael Vogt und Manfred Weiß. Im April 1992 aus Manfred Weiß und Klaus Winter. Später, etwa 1996, wurde die Redaktion, laut AzD, Nr. 63 vom April 1996, von Fritz Gött und Heiner Karuscheit gebildet. Dazwischen lag vermutlich das Ausscheiden von Manfred Weiß aus der Redaktion. Die letzte, mir bekannte Ausgabe datiert aus dem Dezember 2010 (AzD, Nr. 79). Leitende Redakteure sind da Fritz Gött und Heiner Karuscheit. Zu diesem Zeitpunkt existierte der VTK allerdings schon nicht mehr.
Die „Gemeinsame Beilage“ zu den Publikationen von AAU, BWK, FAU-HD (A), FAU/R, KG (NHT), KPD, PA, ab ca. Mai 1984 bis ca. 1988, wurde vermutlich nicht im VTK herausgegeben, kam aber über den Verlag und die AzD zur Verteilung. Erwähnung fand sie erstmals in den AzD 27 vom Mai 1984.
Ob dem VTK bzw. dem späteren „Trägerkreis der AzD“ ein „Beirat“ vorstand, kann ich nicht sagen. Womöglich, wenn überhaupt, hatte er aber auch nur „beratende“ Funktion im Rahmen der frühen Redaktionsarbeit der NHT. Außerdem war er wohl nicht an irgendwelche Verlagsgeschicke gebunden und mit ihnen verknüpft.
Im „Beirat“ waren, wie aus den AzD 9/10 vom September/Oktober 1980 zu entnehmen ist, Genossen aus Rüsselsheim, Aschaffenburg, München, Marburg, Tübingen, Düsseldorf, Frankfurt/M., Essen und Gelsenkirchen vertreten. Wie eine mögliche Neuausrichtung des Verlags nach dem Beschluss der NHT-Konferenz vom 30.11./1.12 1991, den „organisatorischen Zusammenhang der KG (NHT) aufzulösen“ (vgl. AzD Nr. 54/1992), aussah, muss bis auf Weiteres offen bleiben.
Wann sich der Verlag auflöste und aus welchen Gründen, ist mir zurzeit nicht bekannt. Vermutet werden könnte, dass die AzD, das Hauptprodukt des Verlags, immer weniger in die linke Bewegung hineinwirken konnte und dass sie, trotz stetiger Versuche, ein Forum für eine kommunistische Politik zu schaffen, immer weiter an Bedeutung verlor.
Im November 1996 wurden die AzD noch im VTK herausgegeben, was der Ausgabe 63 zu entnehmen ist. Später, etwa im August 1999 (vgl. AzD 68 vom August 1999), erschienen die AzD ohne Verlagsangabe (vermutlich nur noch im Selbstverlag) und wurden „kostenlos abgegeben“, mit einer „Spendenempfehlung“.
Mit der Ausgabe 63 vom November 1996 war der Verlag höchstwahrscheinlich nicht mehr über seine bisherige Frankfurter Adresse zu erreichen. Das Impressum wies nun aus: „AzD-Redaktion, c/o VTK-Verlag, Postfach 202038, D-80020 München“. Inhaber ist M. Peschel aus (in) München. Die Verantwortlichkeit liegt bei M. Peschel.
Zwischen Anfang 1996 und Ende 1999 erfolgte demnach die Auflösung des VTK. Vermutlich lag sie in der Mitte zwischen 1996 und 1998. Über mögliche rechtliche Auseinandersetzungen, die Bestände bzw. Restbestände des Verlags betreffend, finanzielle Forderungen an Ehemalige und/oder Abtretungen, habe ich keinerlei Informationen. Heute sitzt die AzD-Redaktion in Gelsenkirchen und ist über ein Postfach zu erreichen.
Der Ausstoß an Publikationen zwischen 1979 und der ihrem Ende entgegen gehenden marxistisch-leninistischen bzw. maoistischen Bewegung um 1983-1985 kann für die Verhältnisse der NHT und ihren damaligen Autoren und Autorinnen als enorm bezeichnet werden. Zwischen 1976 und 1979, dem Jahr der Konstituierung des VTK, wurden bereits eine Reihe von Schriften im Eigenverlag oder über „Volk und Wissen“ (Gelsenkirchen) herausgegeben, von denen später viele ins Verlagsprogramm übernommen wurden.
Zu denken ist etwa an: Heinz Seefeld: „Krieg und Frieden in Europa und die Ostpolitik der BRD“ (1. Auflage im November 1976). Sie fällt zeitlich mit der Entstehung der Marx-Engels-Gesellschaft (MEG) in Gelsenkirchen, später dann auch in Frankfurt/M., zusammen; Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: „Unsere nächsten Aufgaben. Zur Einschätzung und zu den Aufgaben der marxistisch-leninistischen Bewegung“ (Gelsenkirchen 1978); Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: „Deus ex Machina. Oder wie die KPD/ML zu einem Programm kam. Eine Programmkritik“ (März 1977); Heiner Karuscheit: „Anmerkungen zum dialektischen Materialismus. Über einige Gemeinsamkeiten zwischen kleinbürgerlichem Sozialismus und marxistisch-leninistischer Bewegung“ (März 1977).
Dieses Schrifttum war für die kommende Entwicklung der NHT von großer Bedeutung. Bereits hier kristallisierte sich der zukünftige Adressat der „Neuen Hauptseite Theorie“, die marxistisch-leninistischen Bewegung, heraus, die alsdann mit dem Prädikat „kleinbürgerlicher Sozialismus“ und „naiver Opportunismus“ belegt werden sollte. In sie sollten die AzD und die meisten anderen Veröffentlichungen hineinwirken.
Der Verlag publizierte auch Schriften von Autoren, die nicht zum engeren Kreis der NHT gehörten: etwa einen Reprint von: Max Quark und Hermann Wendel: „Zwei Beiträge zur Frankfurter Stadtgeschichte“ (Reprint, 1982), oder etwa: Robert Schlosser (Bochum): „Arbeit, Automation und soziale Emanzipation. Einwände gegen die Kritik am Industriesystem“ (1984). Über den VTK wurden auch andere Broschüren vertrieben: etwa der „Edition Kultur und Klasse“: „Zu Hegels sechszigstem Todestag“ (1982), oder: „Redaktion der Zeitschrift: Arbeiterstimme: Perspektiven der Marxistischen Linken in Deutschland. Materialien einer Arbeitstagung“ (Herbst 1990).
Im Folgenden sollen vor allem alle im VTK publizierten Schriften aufgenommen werden, sofern sie mir zugänglich waren. Selbstverständlich auch die dort erschienenen AzD, deren Ausgaben ich kurz vorstellen werde. Der Vollständigkeit halber sollen auch die vor der Gründung des VTK in Gelsenkirchen erschienenen Schriften sowie die nach der Auflösung des Verlages erschienenen AzD-Ausgaben kurz skizziert werden.
Der Autor dankt insbesondere Heiner Karuscheit für die Hilfe bei der Suche nach alten Ausgaben der AzD.
Die vorliegende Studie gliedert sich in folgende Abschnitte:
Der VTK publizierte zunächst ab 1979 bis ca. 1985 eine Reihe von Broschüren und Schriften, die sich doch recht deutlich am arbeiterbewegten Marxismus und an der ML-Bewegung orientierten. Inwieweit sie in diese Bewegung hineinwirkten und welchen Stellenwert sie dort hatten, kann nicht beurteilt werden. Mit ihrem Niedergang veränderte sich die Aufgabenstellung der NHT:
„Die NHT hat sich auf einem Mitarbeitertreffen am 29.9.1984 in KOMMUNISTISCHE GRUPPEN (NHT) umbenannt. Solange wir uns im Wesentlichen auf die ml-Bewegung bezogen haben, reichte unser alter Name aus; es gab einfach die u. E. entscheidende Aufgabenstellung - auf dem Gebiet der Theorie nämlich - wieder. Mit dem Ende der ml-Bewegung und mit unserem selbständigen Auftreten, wurde und wird er zunehmend unverständlich.“ (AzD Nr. 29/30, November 1984)
Damit verstummte in gewisser Weise auch die bisherige Publikationsflut des Verlags. Er orientierte sich an der neuen „historischen Aufgabenstellung“ der KG (NHT): Öffnung zu politischen und historischen Themen und Konzentration auf politökonomische Fragestellungen.
Bereits ab 1976 wurden in Gelsenkirchen eine Reihe von Schriften veröffentlicht, für die in den späteren AzD Werbung (etwa in der Null-Nummer oder in der Nummer 1/1979) gemacht wurde. Sie waren zuerst über die Buchhandlung und das Antiquariat: „Volk und Wissen“ (Gelsenkirchen) erhältlich (vgl. November 1976; März 1977; Juli 1977; Februar 1978; September 1978; November 1978).
Einen gewissen theoretischen Sprung machte die Schrift „Unsere nächsten Aufgaben. Zur Einschätzung und zu den Aufgaben der marxistisch-leninistischen Bewegung“ von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder, die als Gelsenkirchener Redaktionsmitglieder der AzD entscheidenden Anteil an der künftigen Entwicklung der NHT hatten. Bereits diese Schrift erklärte das Scheitern der ml-Bewegung mit dem vorherrschenden „Mangel an Theorie“, strebte aber immer noch die „Einheit der Marxisten-Leninisten in einer Partei auf der Grundlage eines Programms“ an (vgl. Februar 1978).
Einen besonderen Stellenwert nahm das Buch von Heiner Karuscheit: „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ vom Dezember 1978 (1. Auflage) ein. Es kann als richtungsweisend für die NHT bezeichnet werden, da in ihr die Forderung nach einer „Hauptseite Theorie“ bekräftigt wurde und ihre Bedeutung noch anders als in „Unsere nächsten Aufgaben“ aus dem Niedergang, dem Abstieg und der Zersetzung der ml-Bewegung abgeleitet wurde. Zudem sei es ihr „kleinbürgerlichen Sozialismus“, der die ml-Bewegung ideologisch bestimmen würde. In der Folgezeit sollte dieses geflügelte Wort einen Schlüsselpunkt der Auseinandersetzung bilden. Die Bewegung selbst sei vom „naiven Opportunismus“ geprägt. Sie stelle nur noch eine „ideologische Strömung“ dar und sei getragen von „engstem Dogmatismus und Praktizismus“ (vgl. Dezember 1978).
Mit einer Reihe weiterer Schriften, die die Auseinandersetzung mit der ml-Bewegung und örtlichen Gruppen (etwa der KGB/E) führten, traten besonders Gelsenkirchener Autoren hervor (vgl. Dez. 1978; März 1979).
Daneben erschienen auch immer wieder Beiträge zu Publikationen „internationaler Arbeiterführer“, etwa zu Bd. V der „AGW“ Maos, oder etwa zur (internationalen) „Geschichte der Arbeiterbewegung“ (vgl. Jan. 1979; Okt. 1979).
Mit dem Scheitern der ml-Bewegung wurden auch wieder jene „Träger der Revolution“ bemüht, die sich um den Aufbau der russischen KP verdient gemacht hätten. So erschienen in der schon erwähnten Reihe „Geschichte der Arbeiterbewegung“ Neuveröffentlichungen bzw. Nachdrucke einiger Schriften etwa von Plechanow und Lenin (vgl. Feb. 1980; 1981).
Ältere Schriften von Gelsenkirchener Autoren waren zwischenzeitlich in Form von „Buchpaketen“ erhältlich, die der VTK vertrieb (vgl. März 1981). Möglich war, dass sie neu aufgelegt worden waren bzw. in weiteren „Buchpaketen“, für die später Anzeigen in den AzD geschaltet wurden, etwa „Beiträge zur Programmdiskussion“, erhältlich waren (vgl. Oktober 1986; Mai 1995).
Eine Ausnahme im VTK waren die „Beiträge zur Frankfurter Stadtgeschichte“, die 1982 im Verlag erschienen (vgl. 1982).
Die Beschäftigung mit den „großen“ ML-Organisationen (KPD/ML, KABD, KPD KBW) dürfte das Anliegen der NHT in den AzD gewesen sein. Daneben waren es der KB und verschiedene örtliche Gruppen (wie etwa die KGB/E), die in die Kritik mit einbezogen wurden. Es fällt allerdings auf, dass auf zusammenhängende Darstellungen weitgehend verzichtet wird, was selbst der Autor der „Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ in seinem Vorwort einräumen musste. So erschien etwa eine „Kritik des KABD Programms“, die sich zwar mit der Programmatik der Gruppe beschäftigte, sich aber dennoch von den bisherigen Kritiken der Bewegung am KABD kaum unterschied (vgl. 1982).
Mit der Herausgabe der Reprints: „Unter dem Banner des Marxismus“, „Protokolle der Kommunistischen Internationale“ und der „Kommunistischen Fraueninternationale“ konnte der VTK sich wohl aus möglichen roten Zahlen heraus bewegen; denn vermutlich dürfte er sich bis zu diesem Zeitpunkt im Rahmen eines reinen Zuschussgeschäftes bewegt haben. Geschlossene Reprints der KI-Protokolle, der theoretischen Zeitschrift der Komintern und der wohl selten verlegten „Kommunistischen Fraueninternationale“ waren zudem wohl eher eine Seltenheit (vgl. 1982; Dezember 1982; 1983).
Die vom Verlag angekündigte Herausgabe: „Die KPDSU/SDAPR in Resolutionen und Beschlüssen der Parteitage, Konferenzen und Plenen des ZK 1898-1947“ ist wohl nicht erschienen (vgl. Dezember 1982).
Antonio Gramsci dürfte für die NHT in der Zeit zwischen 1980-1983 literarisch, politisch und ideologisch-philosophisch der zentrale Bezugspunkt gewesen sein. Mit der sog. „Gramsci-Debatte“ und dem erklärten Ziel, mit ihm in die „ideologische Auseinandersetzung der westdeutschen ml-Bewegung“ einzugreifen oder eingreifen zu wollen, eröffnete sich die NHT zumindest vorübergehend eine neue Perspektive. Das wohl wichtigste Buch zu dieser Zeit: „Antonio Gramsci. Philosophie und Praxis“ erschien allerdings nicht im VTK, sondern in dem KBW nahestehenden Sendler-Verlag, was darauf schließen läßt, dass es der NHT um die weite Verbreitung des Buches ging. Inwieweit es in die Reste der Bewegung hinein wirkte bzw. rezensiert wurde, ist ungeklärt. Die Autoren des Buches waren: Franz Kaminski, Heiner Karuscheit und Klaus Winter (vgl. April 1982).
Der VTK vertrieb auch Schriften des Düsseldorfer „Arbeiterkulturverlags“, der kurze Zeit später in der NHT-Opposition involviert war und mit einigen Genossen die „Arbeitsgruppe Westdeutsche Linke“ (AWL) bildete. In der Reihe: „Edition und Klasse“ erschien die Schrift: „Plechanow: Zu Hegels sechzigstem Todestag“.
Die 2. Auflage der „Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ von Heiner Karuscheit, die vom VTK herausgegeben wurde, wurde, im Gegensatz zur 1. doch erheblich erweitert, und zwar um die Begrifflichkeit des „kleinbürgerlichen Sozialismus“, der, so der Autor, neben Gramsci eine „Schlüsselstellung in der Auseinandersetzung mit der ml-Bewegung“ einnehmen würde. Zudem wurde das Schwerpunktthema, mit dem die NHT angetreten war, nämlich die „Geschichte der Arbeiterbewegung“ untersuchen zu wollen, aufgegeben bzw. für einen gewissen Zeitraum zugunsten politökonomischer Fragestellungen und der Behandlung von politischen Fragen zurückgestellt. Letzteres brachte der NHT und ihren führenden Genossen, etwa von der AWL, den Vorwurf des „Marsches in die Politik“ ein (vgl. April 1983; Mai 1983).
Mit der Herausgabe der Schrift von Robert Schlosser (Bochum): „Arbeit, Automation und soziale Emanzipation. Einwände gegen die Kritik am Industriesystem“ konnte der VTK sein Verlagsprogramm erweitern. Das war auch ein Hinweis darauf, dass auch von der bisherigen Gepflogenheit, nur Publikationen der NHT zu veröffentlichen, deutlich abgewichen wurde (vgl. 1984).
1985 erschien im VTK von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder in der Reihe „Beiträge zur Programmkritik“ die „Kritik des Programmentwurfs der KPD“ (vgl. 1985).
Mit einem Buch der Autorin Christine Wittrock setzte der VTK seine Tradition fort, auch außerhalb der NHT stehenden, eine Möglichkeit zur Publikation zu verschaffen (vgl. 1987).
Eine der vielleicht wichtigsten politische Schriften von Nikolai Bucharin über den russischen Oktober, erschien im VTK in der Reihe „Theorie und Geschichte der Arbeiterbewegung“ (vgl. 1988)
Die Versuche der NHT, in die Restlinke hinein zu wirken, drückt sich etwa in den „Materialien einer Arbeitstagung“ aus, die perspektivisch andeutete, dass man bereit sei, über den eigenen Schatten zu springen und einem breiten marxistischen Forum Tür und Tor zu öffnen. Dazu gab der VTK eine Schrift heraus (vgl. Januar 1991).
Ob mit dem Buch von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder zur russischen Oktoberrevolution, die Geschicke des Verlags besiegelt waren, kann nicht gesagt werden. Jedenfalls, nach meinem bisherigen Kenntnisstand, gab der Verlag künftig wohl nur noch die AzD heraus. Möglich war, dass mit dem Buch auch die Zusammenarbeit der beiden Autoren, die immerhin ca. 15 Jahre lang gemeinsam veröffentlichten, endete (vgl. Juli 1993).
Die „Aufsätze zur Diskussion“ gehörten mit zu den wenigen Theoriezeitschriften der marxistisch-leninistischen bzw. maoistischen Bewegung Ende der 1970er Jahre. Ausgehend von der Tatsache, dass in der ml-Bewegung ein „Mangel an Theorie“ vorherrschen würde, verstanden sie sich als nachzuholende Theoriezeitschrift der Marxisten-Leninisten in der damaligen BRD. In gewisser Weise verwies Heiner Karuscheit in der ersten 1. Auflage der Schrift „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ (1978) darauf, indem er dort den „Untergang der Theorie“ aus den „historischen Umständen der Jugend- und Studentenbewegung“ ableitete, die den „Sieg der Praktiker bedingte“(ebd. S.137ff.). Untersucht wurden dort neben der KPD/ML, der KPD/AO, dem KBW, dem NRF, dem KB/ML und der PL/PI auch örtliche Gruppen, wie etwa die KGB/E. Ihren „engsten Dogmatismus und Praktizismus“ sowie ihr „unzureichendes Theorieverständnis“ führte Karuscheit sodann auf den „Einfluss des kleinbürgerlichen Sozialismus“ zurück - eine Kernthese, die die künftige Arbeit der NHT bestimmen sollte.
Aufgabe der „Aufsätze zur Diskussion“ war es, in die ML-Bewegung hineinzuwirken (Schwerpunkt der theoretischen Auseinandersetzung: „Kritik der ML-Bewegung“ sowie die „Aufarbeitung ihrer Geschichte“), um dort für den neuen theoretischen Ansatz zu werben, wobei die „Aufsätze“, was auch in aller Deutlichkeit gesagt werden muss, sich der alten ml-Bewegung und dem arbeiterbewegten Marxismus verbunden fühlten. Selbst noch in den späteren 1990er Jahren hielt man an der Restbewegung, vor allem an der Arbeiterklasse, fest und wurde auch nicht müde, die „Einheit der Kommunisten“ (vormals: „Herstellung der Einheit der Marxisten-Leninisten; vgl. etwa AzD 1/1979) zu propagieren.
Die „Aufsätze zur Diskussion“, die vom VTK herausgegeben wurden, standen in einer Reihe mit den anderen frühen theoretischen Ansätzen. Etwa den „Beiträge zur revolutionären Theorie“ (BzrT) der frühen KGB/E (Nr. 1, Februar 1974), den „Diskussionsbeiträgen“ (firmierten auch unter: „IMK-Rundbriefe“) einer Gruppe Marxisten-Leninisten in Nürnberg/Fürth/Erlangen um Robert Kurz herum, die im November 1978 erstmals herausgegeben worden waren.
Aber auch die Münchener Gruppe „Erobert die Theorie“ (etwa aus der gleichen Zeit) wäre zu nennen, die „Schriften zum Parteiaufbau - Theoretische Zeitung des Kommunistischen Arbeiterbundes Kassel“ (KABK) (Nr. 1, November 1978). Später kam die „Neue Strömung - Zeitschrift für marxistisch-leninistische Theorie und Politik“ (Nr. 1, Februar 1980) hinzu, die „Marxistische Kritik“ (Nr. 1, 1986), später (ab der Ausgabe 8/9 1990) „Krisis“), die „Perspektiven. Zeitschrift für Sozialistische Theorie“ (Nr. 1, etwa 1987), die „Streifzüge“ und einige andere (nach der Trennung der Kurz-Gruppe von der „Krisis“, etwa „Exit“).
Die deutliche Loslösung vom arbeiterbewegten Marxismus und damit wohl auch von den Resten der ml-Bewegung beginnt möglicherweise mit den „Diskussionsbeiträgen“ der Gruppe um Robert Kurz. Ob die „Neue Strömung“ oder die AzD letztendlich der Theorie zum entscheidenden Durchbruch verholfen haben, kann nicht geklärt werden. Das unzweifelhafte Verdienst der „Aufsätze zur Diskussion“ und damit des VTK bestand darin, ein Schlaglicht auf den Mangel an Theorie der damaligen ml-Bewegung geworfen und mit ihren Veröffentlichungen dazu beigetragen zu haben, dass das Interesse an der Theorie des Marxismus wieder erweckt wurde.
Die AzD, die stets eine Reihe ökonomischer und politischer Themen aufgriffen, hatten dennoch mit wesentlichen Mängeln zu kämpfen: So wurde der gesamten Arbeiterkulturbewegung (einschließlich des Arbeitersports) wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Neben einigen Artikeln von Jan Lidtke aus der Gründerzeit der AzD gab es kaum weitertreibende Beiträge.
Was die Ökonomie anbelangt, so bekam man mehr und mehr den Eindruck, dass man an deren Themenvielfalt zerbrach. Was die neuere deutsche Philosophie betrifft, etwa von Martin Heidegger bis Peter Sloterdijk, so ist festzustellen, dass sich die „Aufsätze“ hierzu weitgehend geschlossen hielten und sich kaum in deren Sphären, wie später etwa die „Krisis“ oder die „Streifzüge“, vorwagten.
Die AzD erschienen bis in die späteren 1990er Jahre im VTK. Im Folgenden sollen die einzelnen Ausgaben, soweit sie dem Autor vorlagen, kurz vorgestellt werden. Eine Kritik an einzelnen Artikeln der AzD ist hier nicht beabsichtigt und kann auch nicht geleistet werden. Die Geschichte des VTK lässt sich nicht von der der NHT bzw. KG (NHT) trennen. Sie gehören zusammen, so dass hier bereits Vorarbeiten zum möglichen zweiten Teil einer Geschichte der Gruppe (vgl. auch: Dietmar Kesten: Politische Bewegung in Gelsenkirchen 1967-1985) einfließen.
Mit der starken Ausrichtung der AzD auf die ml-Bewegung, etwa von 1979-1985, war die Auseinandersetzung mit ihr das zentrale Thema. Der VTK publizierte dazu, nach meinem bisherigen Kenntnisstand, vier Sondernummern der AzD: Die „Sondernummer zur KPD“ vom September 1979, die „Sondernummer zur Alten Hauptseite Theorie“ vom November 1979, die „Sondernummer zum KABD“ vom Februar 1980 und die „Sondernummer zu unseren nächsten Aufgaben“ vom Mai 1982. Eine Sondernummer „Zur Geschichte des KABD“ von Helmut Modau, die vom Verlag für den Sommer 1980 angekündigt wurde, ist wohl nie erschienen.
Sie alle hatten einen gewissen elementaren Charakter, spiegelte sich doch in ihnen die Auffassung wider, dass am endgültigen Niedergang der ml-Bewegung, die Strömung(en) einer neuen „Hauptseite Theorie“ partizipieren könnten. Die These, die „Herstellung der Einheit der Marxisten-Leninisten“ erreichen zu wollen, sollte neben der der sich bereits ankündigen Gramsci-Debatte eine der theoretischen Schlussfolgerungen sein, die die NHT gedachte aus deren Niedergang der ML-Bewegung ziehen zu müssen.
Den Anfang machte die „Sondernummer zur KPD“, eine maoistische Organisation, die seit ca. 1978 in eine tiefe Krise geraten war. Bereits 1979 hatte sich etwa deren „Rote Hilfe“ aufgelöst. Ab 1979 steuerten die Parteidiskussionen auf einen Höhepunkt zu. Etwa im Juni 1979 war vom ZK eine „Diskussionsvorlage“ herausgegeben worden. Im Oktober 1979 wurden von einer Fraktion innerhalb der KPD deren Parteistrukturen in Frage gestellt. Im Dezember 1979 musste das ZK feststellen, dass die bisherige Politik „illusorisch“ gewesen sei. Dies betraf vor allem Fragen nach dem Sozialismus und dem Parteiaufbau. Dass die KPD keinen nennenswerten Einfluss auf die Arbeiterklasse hatte, musste sie sich selbst eingestehen. Die Debatte wurde über mehrere Monate hinweg in der „Roten Fahne“, dem Zentralorgan der KPD, geführt. Ab Januar 1980 bis Anfang März 1980 wurde sie heftiger. Schließlich wurde auf dem II. Parteitag (7. bis 9. März 1980) die Auflösung der KPD beschlossen (vgl. September 1979).
Die Kommunistische Gruppe Bochum/Essen (KGB/E), eine der wichtigsten lokalen Zirkel im Ruhrgebiet in den 1970er und 1980er Jahren, hatte schon lange vor der NHT die Theorie (für sich) wiederentdeckt, was an den „Beiträgen zur revolutionären Theorie“ (1. Ausgabe, Februar 1974) abgelesen werden kann. Zumindest lag das theoretische Niveau der Zeitschrift deutlich über den damaligen Ansätzen aus dem Kreis der ml-Bewegung. Wenn etwa an den „Revolutionären Weg“ des KABD (vormals: KPD/ML-Revolutionärer Weg) oder an den „Weg der Partei“ der KPD/ML gedacht wird, so hatten die „BzrT“ ein Zeichen gesetzt. Es war auch die KGB/E, die etwa 1977 zu den ersten theoretischen Konferenzen, etwa Juli 1978 und Juni 1979, eingeladen hatte (vgl. Dietmar Kesten: Zur Geschichte der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen) und endlich Ernst machen wollte mit der Forderung nach einer „Hauptseite Theorie“.
Die Gruppe sei als örtlicher Zirkel prinzipiell eine „Praxis“-Gruppe, so die AzD. Sie vertrete lediglich eine „Alte Hauptseite Theorie“ (AHT), die nicht über die bisherigen geringen theoretischen Ansätze der ml-Bewegung hinausgehen würde (vgl. November 1979).
Der KABD, der seit seiner Umbenennung (August 1972) stets an der Peripherie der ml-Bewegung dümpelte und über ein Schattendasein nie hinaus kam, gehörte zu jenen Gruppen, die im Traditionalismus der alten Arbeiterbewegung (über W. Dickhut) vielleicht noch am stärksten verhaftet waren. Der Mythos der reinen Arbeiterpartei war nicht nur wirklichkeitsfremd, sondern sollte sich später bis zum Grotesken steigern. Vor allem der Kampf gegen die „kleinbürgerlichen Intellektuellen“ und die so genannten „Liquidatoren“ stand über Jahre hinweg im Mittelpunk der Organisation und brachte seltsame Blüten hervor, die mit der Konstituierung der MLPD (20. Juli 1982) sogar noch getoppt werden konnten.
Allerdings war die „Sondernummer zum KABD“ aus dem Februar 1980 noch ganz verhalten an seiner Stellung zu Fragen der marxistisch-leninistischen Theorie und seiner kruden Politik ausgerichtet. Auch in dieser Nummer lag das Schwergewicht auf dem Versuch, dem KABD theoretische und praktische Ignoranz in einer Reihe von Fragen nachzuweisen und ihm mit den Klassikern zu kommen. Auf den bereits erschienenen „Revolutionären Weg“ (Nr. 15): „Kampf dem Liquidatorentum“, die zentrale Schrift der Organisation in der damaligen Zeit, ging die „Sondernummer“ aus „Platzgründen“, wie es hieß, nicht ein (vgl. Februar 1980).
Die „Sondernummer zu unseren nächsten Aufgaben“ galt vor allem der Diskussion des Rechenschaftsberichtes der Redaktion der AzD, der ab dem Oktober 1981 den Mitgliedern der Gruppe zugegangen und in den AzD im November (Nr. 16) in Gestalt des Artikels „Vor dem Ende der ML-Bewegung“ veröffentlicht worden war. Im Mai 1982 gab der VTK die Sondernummer heraus, die eine Reihe von Beiträgen von Genossen enthielt, die sich mit dem neuem Kurs der NHT-Führung beschäftigten (vgl. Mai 1982)
Von 1996 bis zum August 1999 erschienen die „Aufsätze zur Diskussion“ vermutlich im Selbstverlag. Zu dieser Zeit gab es vermutlich den VTK in Frankfurt/M. bzw. München schon nicht mehr. Themen der Nummern 64 bis 67 waren „Klassenanalyse“, „Spanien im Bürgerkrieg“, „Europäische Währungsunion“ sowie „Proletariat und Sozialismus in der Sowjetunion“ (vgl. 1996).
Die folgende Ausgabe der AzD datiert vom August 1999 (Nr. 68). Sie hatte wieder eine breite Fächerung von Themen zu bieten, die etwa der aktuellen Politik gewidmet waren. Aus dem Vorwort der Ausgabe 68 geht auch hervor, dass die Redaktion für „Offene Kommunistische Foren“ plädierte. Dieser Vorschlag sei von der Zeitschrift „Kommunistische Standpunkte“ gemacht worden (vgl. August 1999).
Von November 2000 bis Dezember 2010 erschienen die „Aufsätze zur Diskussion“ nur noch ein Mal im Jahr. Ausnahmen bilden das Jahr 2005, in dem zwei Nummern erschienen, und die Jahre 2003 und 2004, in denen überhaupt keine Nummer erschien. In den letzten Jahren hatten die AzD wohl keinen eigentlichen Adressaten mehr, wurden kostenlos (mit einer Spendenaufforderung) abgegeben und hatten eine Themenvielfalt zu bieten.
1. Jahrgang, 1979 | ||
---|---|---|
AzD 0 | März 1979 | |
AzD 1 | Mai 1979 | |
AzD 2 | Juni 1979 | |
AzD 3 | September 1979 | |
AzD | September 1979 | Sondernummer zur KPD |
AzD | November 1979 | Sondernummer zur AHT |
AzD 4 | Dezember 1979 | |
2. Jahrgang, 1980 | ||
AzD | Februar 1980 | Sondernummer zum KABD |
AzD 5/6 | März 1980 | Krise und Zukunft der westdeuschen ML-Bewegung |
AzD 7/8 | Mai/Juni 1980 | Weltanschauung, Dialektik, Materialismus |
AzD 9/10 | September 1980 | Bundestagswahlen 1980 |
AzD 11/12 | Dezember 1980 | Westdeutscher Eurokommunismus |
3. Jahrgang, 1981 | ||
AzD 13 | März 1981 | Krise und Grundprobleme des Marxismus |
AzD 14 | Juni 1981 | Revolutionärer Flügel der Linken |
AzD 15 | September 1981 | A Gramsci/KritischeTheorie |
AzD 16 | Dezember 1981 | Vor dem Ende der ML-Bewegung |
4. Jahrgang, 1982 | ||
AzD 17 | März 1982 | Reformismus/Preußen/ML-Bewegung |
AzD | Mai 1982 | Sondernummer zu unseren nächsten Aufgaben |
AzD 18 | Juli 1982 | Krisenphilosophie und Naturmystik |
AzD 19 | Oktober 1982 | Dritter Weg - Wohin? |
AzD 20 | Dezember 1982 | Ökonomie und Ökologie |
5. Jahrgang, 1983 | ||
AzD 21 | April 1983 | Geschichte der KPD |
AzD 22 | Juli 1983 | Grünes Wirtschaftsprogramm und Aktualität des Marxismus |
AzD 23 | September 1983 | Friedensbewegung und deutsche Frage |
AzD 24 | November 1983 | Außen- und Militärpolitik der Sozialdemokratie |
6. Jahrgang, 1984 | ||
AzD 25 | Januar 1984 | Theorie des Stamokap |
AzD 26 | März 1984 | Zur Revolution im Westen |
AzD 27 | Mai 1984 | BRD-Außenpolitik zwischen Frankreich und USA |
AzD 28 | September 1984 | Marxsche Krisentheorie |
AzD 29/30 | November 1984 | Im deutschen Interesse - SPD Sicherheitspolitik |
7. Jahrgang, 1985 | ||
AzD 31 | März 1985 | Keynes in der Krise |
AzD 32 | Juni 1985 | Weimar - Das Erbe der Vergangenheit |
AzD 33 | September 1985 | EG und USA in Konkurrenz |
AzD 34 | Dezember 1985 | Unterkonsumtion - Allgemeine Krise |
8. Jahrgang, 1986 | ||
AzD 35 | März 1986 | Europa in der Weltpolitik |
AzD 36 | Juni 1986 | SPD-Wirtschaftspolitik |
AzD 37 | Oktober 1986 | Imperialismus, Faschismus, Reaktion? |
AzD 38 | Dezember 1986 | Parteiaufbau und Politik |
9. Jahrgang, 1987 | ||
AzD 39 | Februar 1987 | Kapital und Monopol (I) |
AzD 40 | Mai 1987 | Deutschland zwischen Ost und West |
AzD 41 | Juli 1987 | Kartell, Monopolkapital, Wirtschaftspoltik |
AzD 42 | Oktober 1987 | Klassenbewegung und Politik |
AzD 43 | November 1987 | Bürgerliche Herrschaft oder deutscher Sonderweg? Vom Kaiserreich zum Faschismus |
10. Jahrgang, 1988 | ||
AzD 44 | Februar 1988 | Kritik der politökonomischen Auffassungen E. Mandels (1. Teil) |
AzD 45 | April 1988 | Kapital und Monopol (II) |
AzD 46 | November 1988 | Zwischen Restauration und liberaler Erneuerung |
11. Jahrgang, 1989 | ||
AzD 47 | April 1989 | Endzeit des Kapitals |
AzD 48 | September 1989 | Marxismus unserer Zeit? |
12. Jahrgang, 1990 | ||
AzD 49 | Februar 1990 | Die Neuordnung Europas |
AzD 50 | Mai 1990 | Staatssozialismus / Ständeordnung / Sozialstaat |
AzD 51 | Oktober 1990 | Vereinigung - der Linken? |
13. Jahrgang, 1991 | ||
AzD 52 | Februar 1991 | Weimar - wessen Republik? |
AzD 53 | September 1991 | Atlantischer Poker |
14. Jahrgang, 1992 | ||
AzD 54 | April 1992 | Charakter der Oktoberrevolution |
AzD 55 | Juni 1992 | Hegemonie in Nah- und Mittelost |
15. Jahrgang, 1993 | ||
AzD 56 | Januar 1993 | Perspektiven |
AzD 57 | Juni 1993 | Untergang der Sowjetunion (UdSSR) |
AzD 58 | Dezember 1993 | Lateinamerikas Vergangenheit |
16. Jahrgang, 1994 | ||
AzD 59 | März 1994 | Kapital - Monopol - Staat |
AzD 60 | November 1994 | Revolutionstheorie |
17. Jahrgang, 1995 | ||
AzD 61 | Mai 1995 | Nationalsozialismus |
18. Jahrgang, 1996 | ||
AzD 62 | April 1996 | Monopol, Sozialstaat, bürgerliche Hegemonie |
AzD 63 | November 1996 | Islamismus |
19. Jahrgang, 1997 | ||
AzD 64 | Mai 1997 | Klassenanalyse |
AzD 65 | November 1997 | Spanien im Bürgerkrieg |
20. Jahrgang, 1998 | ||
AzD 66 | Juni 1998 | Europäische Währungsunion |
21. Jahrgang, 1999 | ||
AzD 67 | März 1999 | Proletariat und Sozialismus in der Sowjetunion |
AzD 68 | August 1999 | NS-Debatte / Euro |
22. Jahrgang, 2000 | ||
AzD 69 | November 2000 | Nationalsozialismus I |
23. Jahrgang, 2001 | ||
AzD 70 | Juli 2001 | Nationalsozialismus II |
24. Jahrgang, 2002 | ||
AzD 71 | Februar 2002 | Imperialismus |
AzD 72 | Dezember 2002 | US-Kriegspolitik / Antisemitismus-Debatte |
25. Jahrgang, 2005 | ||
AzD 73 | April 2005 | Zur sozialen Frage |
AzD 74 | Juli 2005 | Demokratie und Klassenstaat |
26. Jahrgang, 2006 | ||
AzD 75 | Oktober 2006 | Kontroversen um Stalin |
27. Jahrgang, 2007 | ||
AzD 76 | August 2007 | Aufstieg und Niedergang der USA |
28. Jahrgang, 2008 | ||
AzD 77 | September 2008 | US-Kriegspolitik |
29. Jahrgang, 2009 | ||
AzD 78 | Dezember 2009 | Zur NPD / Finanzmarkt- und Weltwirtschaftskrise |
30. Jahrgang, 2010 | ||
AzD 79 | Dezember 2010 | Altchina / Finanzmärkte / Gewerkschaftspolitik |
31./32. Jahrgang, 2011/2012 | ||
AzD 80 | Juli 2012 | Profitrate / EU Krise / Imperiales Erbe Asiens |
AzD 81 | August 2012 | China 1911 - 1949 |
33./34. Jahrgang, 2013/2014 | ||
AzD 82 | Dezember 2014 | China 1949 - 1978 |
35./36. Jahrgang, 2015/2016 | ||
AzD 83 | September 2016 | Flüchtlingspolitik / Julikrise 1917 / Staatsverschuldung |
37. Jahrgang, 2017 | ||
AzD 84 | Juli 2017 | 1917 - Die Februarrevolution |
AzD 85 | Dezember 2017 | 1917 - Die Oktoberrevolution |
38. Jahrgang, 2018 | ||
AzD 86 | Februar 2018 | Sozialismusfragen |
AzD 87 | Mai 2018 | Industrie 4.0 |
AzD 88 | November 2018 | November '18: Revolution und Konterrevolution |
39. Jahrgang, 2019 | ||
AzD 89 | April 2019 | Revolutionsfragen |
AzD 90 | Oktober 2019 | Kontroversen um zwei Revolutionen |
40. Jahrgang, 2020 | ||
AzD 91 | März 2020 | Rosa Luxemburg |
AzD 92 | Dezember 2020 | Zur Frage des Sozialismus in der DDR und in China |
41. Jahrgang, 2021 | ||
AzD 93 | Mai 2021 | Diskussion: Analyse des Scheiterns |
42. Jahrgang, 2022 | ||
AzD 94 | März 2022 | Imperiale US-Politik / Waren- und Planwirtschaft |
AzD 95 | Oktober 2022 | Das Imperialismusproblem I |
43. Jahrgang, 2023 | ||
AzD 96 | Mai 2023 | Das Imperialismusproblem II |
AzD 97 | November 2023 | NS-Vorgeschichte / Israel und der Zionismus |
November 1976:
Unter dem Pseudonym Heinz Seefeld erscheint in Gelsenkirchen im Selbstverlag die Schrift „Krieg und Frieden und die Ostpolitik der BRD.“ Als Bestelladresse ist angegeben: Buchhandlung und Antiquariat Volk und Wissen, Bulmker Str. 32a, 4650 Gelsenkirchen. Heinz Seefeld ist vermutlich Heiner Karuscheit, ebenfalls ein Pseudonym.
Im Editorial schreibt der Verfasser: „Dieses Buch schildert zunächst die Entstehung des deutschen Nationalstaates unter der Vorherrschaft des reaktionären Preußentums und seine Entwicklung über zwei Weltkriege hinweg bis in die sechziger Jahre dieses Jahrhunderts.
Im Mittelpunkt steht sodann die ausführlich anhand der offiziellen und anderer Dokumente durchgeführte Untersuchung der westdeutschen Ostpolitik und ihrer allmählichen Anbahnung auf dem Hintergrund der internationalen Veränderungen. Die Verträge von Moskau, Warschau, Prag, der Grundvertrag mit der DDR und das Berlin-Abkommen werden mit der jeweiligen Vorgeschichte ihres Zustandekommens im Einzelnen behandelt und die Ostpolitik bis zur Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) im Juli/August 1975 in Helsinki verfolgt. Der Autor weist nach, dass die Verträge sowohl von Seiten der Sowjetunion als auch der BRD imperialistischen Charakter tragen.
Aufgrund seiner Analysen gelangt der Autor zu dem Schluss, dass die BRD nachwievor Revanche für den verlorenen zweiten Weltkrieg und die Revision der durch ihn geschaffenen Grenzen anstrebt. Dieser Schluss wird bekräftigt durch einen faktenreichen Überblick über die ökonomische und militärische Stärke Westdeutschlands.
In diesem Buch wird zum ersten Mal in Westdeutschland von heute eine gründliche und detaillierte wissenschaftliche Untersuchung der westdeutschen Diplomatie als Werkzeug revanchistischer Interessen geliefert.“
Quelle: Heinz Seefeld: Krieg und Frieden und die Ostpolitik der BRD, Gelsenkirchen 1976
März 1977:
Im März erscheint von Heiner Karuscheit die Schrift „Anmerkungen zum dialektischen Materialismus. Über einige Gemeinsamkeiten zwischen marxistisch-leninistischer Bewegung und kleinbürgerlichem Sozialismus“ (Gelsenkirchen, Selbstverlag, ca. 6,5x11,5 cm, 97 Seiten).
Dazu heißt es auf der Rückseite u. a., die Schrift bemühe sich „die philosophischen Grundlagen des Marxismus gegen die Angriffe einer bestimmten Richtung des kleinbürgerlichen Sozialismus zu verteidigen.“ Dieser leugne den „Charakter des wissenschaftlichen Sozialismus als einer umfassenden Weltanschauung und Theorie“. Der Verfasser nehme zur Herausbildung des Marxismus, zu seinen verschiedenen Bestandteilen und zur Bedeutung seines philosophischen Fundaments Stellung. Er stelle „die These auf, dass die heutige Schwäche der revolutionären Bewegung engstens mit der Unkenntnis der Theorie verbunden ist. Die ‘Anmerkungen’ schließen, indem sie auf die historische Wurzel der Angriffe und Einschränkungen des wissenschaftlichen Sozialismus hinweisen: die Jugend- und Studentenbewegung.“
Q: Heiner Karuscheit: Anmerkungen zum dialektischen Materialismus. Über einige Gemeinsamkeiten zwischen marxistisch-leninistischer Bewegung und kleinbürgerlichem Sozialismus, Gelsenkirchen, März 1977
März 1977:
Im März erscheint von den Autoren Alfred Schröder und Heiner Karuscheit die Schrift „Deus ex Machina oder wie die KPD/ML zu einem Programm kam“ (Gelsenkirchen, Selbstverlag, 12x16,5 cm, 83 Seiten). ). Sie wird später im Programm des „Verlag Theoretischer Kampf“ (VTK) als Nummer 4 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ geführt.
Auf der Rückseite der Broschüre heißt es: „In dieser Arbeit wird versucht, eine Analyse des KPD/ML-Programms zu geben. Da es sich bei diesem Programm um ein Dokument von mehreren hundert Seiten handelt, haben sich die Autoren auf einige Schwerpunkte beschränkt. Sie schreiben dazu im Nachwort: ‘Das Resümee hätte nach 300 Seiten nicht anders gelautet als nach den wenigen Dutzend Seiten dieser Broschüre: 1. Gründliche Unkenntnis der marxistisch-leninistischen Theorie. 2. Keinerlei wissenschaftliche Untersuchung, sondern leeres Stroh und hohle Phrasen.’
Zu diesem Schluss gelangen sie nach der Untersuchung von 6 Punkten des Programms. Laut Inhaltsverzeichnis sind dies:
- Eine neue Programmdefinition
- Der Weg zum Programm
- Die nationale Frage
- Zwei Staaten - eine Partei
- Zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung
- Eine Klassenanalyse.
Diese Kritik am Programm der KPD/ML steht in engem Zusammenhang mit den Veröffentlichungen von Heiner Karuscheit: ‘Einige Bemerkungen zum dialektischen Materialismus’ und Heinz Seefeld: ‘Krieg und Frieden und die Ostpolitik der BRD’“.
Q: Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: Deus ex Machina oder wie die KPD/ML zu einem Programm kam, Gelsenkirchen, März 1977
Juli 1977:
Von Heiner Karuscheit erscheint als Nummer 1 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ die Schrift: „Über die Entstehung des russischen Marxismus: Die Gruppe ‘Befreiung der Arbeit’ und ihr Programm“ (Gelsenkirchen, Selbstverlag, ca. 12x17 cm, 59 Seiten).
Auf der Rückseite der Broschüre heißt es: „Mit den ‘Beiträgen zur Programmdiskussion 1’ wird eine kurze Untersuchung der Entstehung des russischen Marxismus veröffentlicht. Dieser Aufsatz behandelt naturgemäß vor allem die Tätigkeit der „Gruppe Befreiung der Arbeit“ um G. W. Plechanow, den Wegbereiter des Marxismus in Russland. Deren entscheidende Aufgabe war die Ausarbeitung des wissenschaftlichen Sozialismus als der revolutionären Theorie des Proletariats für russische Verhältnisse. Damit haben sie sich unvergängliche Verdienste und Erfahrungen erworben, die auch für die marxistisch-leninistische Bewegung in Westdeutschland sehr nützlich sein können.
Daher versucht der Verfasser aus seiner Untersuchung bestimmte Schlussfolgerungen zu ziehen, die durch einen mit abgedruckten Brief an den Kommunistischen Arbeiterbund (Revolutionärer Weg) über die bestehenden theoretischen Aufgaben und die Verbindung des wissenschaftlichen Sozialismus mit der Arbeiterbewegung in Westdeutschland präzisiert werden.
Daneben wird im Anhang von der ‘Gruppe Befreiung der Arbeit’ verfasstes Programm in seinen beiden Fassungen von 1884 und 1887 abgedruckt. Dieses Programm ist das erste marxistische Programm in Russland überhaupt. Vorläufer und Vorbild aller folgenden Programme der SDAPR …“
Q: Heiner Karuscheit: Über die Entstehung des russischen Marxismus: Die Gruppe ‘Befreiung der Arbeit’ und ihr Programm, Gelsenkirchen, Juli 1977 (Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ 1)
Februar 1978:
In Gelsenkirchen erscheint im Selbstverlag die Schrift „Unsere nächsten Aufgaben. Zur Einschätzung und zu den Aufgaben der marxistisch-leninistischen Bewegung“ von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder.
Im Vorwort schreiben die Verfasser: „Unsere nächsten Aufgaben versucht, in vier selbständigen Beiträgen auf das Grundproblem der heutigen marxistisch-leninistischen Bewegung - den Mangel an Theorie - sowie einige der damit verknüpften Fragen einzugehen. Dabei haben wir uns bemüht, nicht nur die Forderung nach der „Hauptseite Theorie“ aufzustellen … sondern auch mit Inhalte zu füllen, und zwar einem neuen Inhalt …
Unsere nächsten Aufgaben ist nicht nur die Frucht einer mühevollen Auseinandersetzung mit der Theorie des wissenschaftlichen Sozialismus. Darüber hinaus ist dem eine längere Beschäftigung mit der Geschichte der marxistisch-leninistischen Bewegung, insbesondere ihrer Entstehungsgeschichte, vorausgegangen …
In der letzten Zeit war in der marxistisch-leninistischen Bewegung nicht nur das Entstehen einer Reihe neuer Zirkel zu beobachten, zugleich ist eine Neubelebung der theoretischen Diskussion festzustellen. Diese Strömung ist noch sehr verschwommen und sozusagen in einem embryonalen Zustand. Sie ist kaum zum Bewusstsein ihrer selbst gelangt, obwohl sie bereits beginnt, um ihr Existenzrecht zu kämpfen. Wenn die vorliegende Schrift einen Beitrag dazu leistet, dass diese Strömung ihre Aufgaben erkennt und beginnt, sich zu formieren, hat sie ihren Zweck erfüllt.“
Q: Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Unsere nächsten Aufgaben. Zur Einschätzung und zu den Aufgaben der marxistisch-leninistischen Bewegung, Gelsenkirchen, Februar 1978
Oktober 1978:
Im Oktober 1978 erscheint im Selbstverlag in Gelsenkirchen die 53-seitige Broschüre „Eine Donquichotterie. Die Deutschherrenorden-Broschüre - der KBW im Kampf mit dem historischen Materialismus“ von Franz Kaminski.
Auf der Umschlagrückseite heißt es dazu:
„Die Attacke des KBW auf die deutsche Bourgeoisie in der Geschichte erweist sich bei näherem Hinsehen als ein Feldzug, der dem Kampf des Ritters Don Quichotte de la Mancha gegen die Windmühlen in nichts nachsteht. Wie der Ritter von der traurigen Gestalt weiland Riesen und andere feudale Ungeheuer in jeder Windmühle sah, so erblicken die KBW-Autoren in jeder Tretmühle einen ‘eigentlich kapitalistischen Produktionsapparat‘. Die Bourgeoisie soll zur Zeit der Kreuzzüge Dinge fertiggebracht haben, zu denen sie in Deutschland noch 1848 zu feige war.
In Bezug auf die Grundlagen der feudalen Produktionsweise, die Kreuzzüge, die Besonderheiten Deutschlands im Feudalismus, die Herausbildung der Hanse und anderen Punkten, stellt die Broschüre materialistische Geschichtsschreibung gegenüber.“
Quelle: Franz Kaminski: Eine Donquichotterie. Die Deutschherrenorden-Broschüre - der KBW im Kampf mit dem historischen Materialismus, Gelsenkirchen, Oktober 1978.
November 1978:
Vermutlich im November 1978 erscheint eine „Stellungnahme aus Gelsenkirchen zu der Gemeinsamen Erklärung zum Parteiaufbau (Entwurf) des ZA der KGBE und des LK des KAB Kassel“ (Gelsenkirchen, 31 Seiten).
In der Verlagswerbung der im März 1979 erscheinenden Nullnummer der AzD heißt es dazu: „Eine kritische Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der Bochumer und Kasseler Genossen über den Parteiaufbau. Die augenblickliche Situation der Zirkel, die sich zur „Hauptseite Theorie“ bekennen, wird umrissen und auf die Herausbildung einer „rückläufigen Richtung“ in der westdeutschen ml-Bewegung aufmerksam gemacht, die beginnt, die bisherigen ideologischen Grundlagen in Zweifel zu ziehen. Sodann kritisiert die Stellungnahme die Vorstellungen über die programmatische Arbeit und nennt im Einzelnen die Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, um das gemeinsame Ziel und den ersten Schritt zum Parteiaufbau zu verwirklichen: die Schaffung einer theoretischen Zeitschrift.“
Q: Stellungnahme aus Gelsenkirchen zu der Gemeinsamen Erklärung zum Parteiaufbau (Entwurf) des ZA der KGBE und des LK des KAB Kassel, Gelsenkirchen, o. J. [Nov. 1978].
Dezember 1978:
In Gelsenkirchen erscheint von Heiner Karuscheit das Buch: „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ in der 1. Auflage.
Im Covertext heißt es: „Anhand der zentralen Fragen, die das Ende der Jugend- und Studentenbewegung aufgeworfen hat, wird die Entstehungsgeschichte der westdeutschen marxistisch-leninistischen Bewegung nachgezeichnet. Die wichtigsten Organisationen: KPD/ML, KPD/AO, NRF, KB/ML und PL/PI werden charakterisiert und der rote Faden aufgerollt, der die Geschichte dieser Bewegung durchzieht.“
Im Vorwort schreibt der Autor: „Die marxistisch-leninistische Bewegung Westdeutschlands befindet sich im Umbruch. Von einer Reihe von Gruppierungen wird ihr „marxistisch-leninistischer“ Charakter angezweifelt und sie bestenfalls als „revolutionär“ gekennzeichnet. Außerdem sind die ideologischen Grundlagen, auf denen sie einst entstand und die bei allen Unterschieden eine Gemeinsamkeit ausmachten, ins Schwimmen geraten. Die Tradition und Kontinuität der von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung repräsentierten kommunistischen und Arbeiterbewegung, zu deren Reihen man sich zählte, ist nicht mehr unbestritten. Für die KPD/ML ist Mao Tse-tung kein „Klassiker“ mehr, für andere (wie die „Kommunistische Initiative Düsseldorf“) ist dasselbe bei Stalin der Fall, und die „Kommunistische Gruppe Bonn“ stellt sogar den Leninismus in Frage.
Allen Positionen - betreffen sie nun die westdeutsche ml-Bewegung oder die internationale Bewegung - gemeinsam ist, dass die aufgetauchten Fragen 1) sogleich beantwortet und 2) ohne gründliche Untersuchung beantwortet werden. Die Untersuchung der Geschichte der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung, die alleine die aufgetauchten Zweifel an Leninismus, an Stalin und der Komintern sowie an Mao Tse-tung klären könnte, ist bisher von marxistisch-leninistischer Seite noch nicht ernsthaft in Angriff genommen worden. Dasselbe ist mit der eigenen Geschichte der Fall, deren Grundzüge und Entwicklungsgesetze den Marxisten-Leninisten vollkommen fremd sind.
Dabei sollte eines klar sein: Bevor wir nicht Klarheit über die eigene Geschichte haben, nicht wissen, wo wir uns im Augenblick befinden, welchen Charakter unsere Bewegung hat und warum, über welche Grundlagen wir verfügen und über welche nicht, kann auch keine weitergehende Frage gelöst werden. Die vorliegende Arbeit hat sich zum Ziel gesteckt, zur Bewältigung dieser Aufgabe einen Beitrag zu leisten.
Die Beschäftigung mit der Geschichte der marxistisch-leninistischen Bewegung Westdeutschlands stößt recht schnell auf das Problem, dass es nicht nur keine Veröffentlichung gibt, die die Entwicklung dieser Bewegung im Zusammenhang zu erklären versucht, sondern auch kein Werk, in dem wenigstens die Tatsachen und Geschehnisse brauchbar zusammengestellt sind. Die ml-Bewegung ist merkwürdig geschichtslos. Sie schämt sich der eigenen Vergangenheit als kleinbürgerlich und möchte sie lieber verschweigen, anstatt sich damit auseinanderzusetzen.
Indessen sind in der letzten Zeit - insbesondere aus Anlass des zehnten Jahrestags der Erschießung von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 - eine Reihe von Veröffentlichungen erschienen, die sich mit der Geschichte der Jugend- und Studentenbewegung befassen… Hier bemüht sich eine ganze politische Sichtung, nämlich die des kleinbürgerlichen Sozialismus, Klarheit über die eigene Geschichte zu erlangen und die Traditionen der Jugend- und Studentenbewegung für sich zu reklamieren. Ihre Schriften sind nicht nur für das Verständnis der Herausbildung des kleinbürgerlichen Sozialismus und seiner verschiedenen Schattierungen von Wichtigkeit; sie liefern zugleich einiges Material über die ml-Bewegung. Zum Verständnis der damaligen Zeit ist ihre Lektüre unbedingt zu empfehlen, umso mehr, wenn an sich, wie das vorliegend geschieht, hauptsächlich mit der Entstehungsgeschichte der ml-Bewegung befasst.
Wer die Geschehnisse vor und nach 1970 untersucht, als die Jugend- und Studentenbewegung an ihr Ende geriet und die ml-Bewegung machtvoll auf den Plan trat, sieht - insbesondere wenn er nicht nur unbeteiligter Betrachter, sondern aktiver Teilnehmer war- eine ungeheure Vielfalt von Fakten, Linien und Ereignissen, von Gründung, Spaltung und Auflösung von Organisationen vor sich. Die hinter diesem scheinbaren Chaos verborgene Ordnung gilt es aufzuspüren, will man die Entwicklung der ml-Bewegung begreifen. Darum findet der Leser auf den folgenden Seiten kein eigentliches „Geschichtsbuch“ der ml-Bewegung vor sich, sondern den Versuch, anhand der zentralen Probleme die innere Logik, den roten Faden aufzuspüren, der ihre Geschichte durchzieht. Um mit Engels zu sprechen: Die Darstellung geht nicht historisch, sondern logisch vor - denn das logische ist das Historische, nur entkleidet der historischen Zufälligkeiten. Aus diesem Grinde werden weniger die verschiedenen Organisationen der ml-Bewegung im Einzelnen behandelt, als vielmehr die Bewegung als Ganzes. Denn wie die nähere Untersuchung zeigt, unterscheiden sich die einzelnen Organisationen nicht grundsätzlich voneinander; die grundlegenden Tendenzen der gesamten Bewegung finden sich bei ihnen in lediglich abgewandelter Form wieder.
Ein solches Vorgehen ersetzt nicht und kann nicht ersetzen die Kritik der verschiedenen Parteien, Bünde und Zirkel. Die Besonderheiten jeder einzelnen Organisation, die bei der Behandlung der gesamten Bewegung in ihrer Herausbildung aus der Jugend- und Studentenbewegung vernachlässigt werden können (weil die betreffende Organisation dabei nicht für sich, sondern als Repräsentant des Ganzen genommen wird), sind im Rahmen der Bewegung von entscheidender Bedeutung. Um ihre besondere Existenz gegenüber den konkurrierenden Gruppierungen zu sichern, ist jede einzelne Organisation bei Strafe des Untergangs gezwungen, eine gesonderte Linie zu behaupten. Wenn man darum die Bewegung als ganze kritisiert, hat man noch nicht jeden Zirkel geschlagen, und es wäre ein gefährlicher Irrtum zu glauben, dass der Rest sich von selber erledigt.
Soweit eine Organisation beanspruchen kann, unter der gewählten Themenstellung gesondert behandelt zu werden, ist es die KPD/ML, die im Gegensatz zu den ändern nicht direkt aus der Jugend- und Studentenbewegung hervorgegangen ist. Auf sie wird in einem Exkurs eingegangen… Die Geschichte der Jugend- und Studentenbewegung wird nicht eigens behandelt. Sie wird mit aufgenommen… Die Jugend- und Studentenbewegung, worunter hier im Allgemeinen die ganze sogenannte Außerparlamentarische Opposition (APO) mit Ausnahme der illegalen KPD gefasst ist, wird insoweit vorausgesetzt. Bei einer weitergehenden Beschäftigung mit diesem Thema müssten nicht nur die ökonomischen und politischen Umstände ihrer Entstehung, die Geschichte der BRD in den fünfziger und sechziger Jahren, sondern auch ihre verschiedenen Bestandteile, die Ostermarschbewegung, die Anti-Atomtod-Bewegung, der Einfluss der illegalen KPD und vieles andere mehr untersucht werden. Das konnte hier nicht die Aufgabe sein. Überhaupt wird auf eine Reihe von Fragen nur kursorisch eingegangen. Für jede weitere Kritik kann die vorliegende Arbeit allenfalls Voraussetzungen schaffen bzw. ein Anfang sein.“
Q: Heiner Karuscheit: Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung (1. Auflage), Gelsenkirchen, Dezember 1978.
Dezember 1978:
Ende des Jahres (vermutlich im Dezember) erscheint in Gelsenkirchen die Schrift: „Das Programm des KBW oder der KBW als Vorreiter des Plagiats“ von Alfred Schröder (40 Seiten). Die Broschüre wird später im Programm des „Verlag Theoretischer Kampf“ (VTK) als Nummer 3 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ geführt.
In einer Anzeige in den „Aufsätzen zur Diskussion“ (AzD) vom März 1979 heißt es dazu: „Ein bisher unveröffentlichtes Manuskript aus dem Jahre 1975, eine Vorarbeit für die Mitte 1979 als BEITRÄGE ZUR PROGRAMMDISKUSSION 3 erscheinende Schritt PROGRAMM ODER PLAGIAT?
Neben dem 1973 erschienenen KBW-Programm wird eingangs auf die anderen Programme der ml-Bewegung eingegangen und sodann der Zusammenhang von Klassenanalyse und Programm behandelt. Nach Auffassung des KBW war die Erarbeitung eines Programms ohne Analyse des westdeutschen Imperialismus möglich. Mit dieser Begründung spielte er eine Vorreiterrolle für die ganze Reihe von Plagiaten, die heute als Programme fungieren. Die Zurückweisung dieser unwissenschaftlichen Behauptung steht im Mittelpunkt der Kritik.
Im zweiten Teil werden die demokratischen Forderungen des KBW-Programms beleuchtet, die auf den gleichen mangelhaften Grundlagen wie das ganze Programm beruhen.
Aktueller Anlaß der Veröffentlichung ist der Übertritt der Gruppe Revolutionärer Weg aus Frankfurt/Main zum KBW, der anschaulich demonstriert, daß eine gründliche Kritik des KBW-Programms bisher nicht geleistet worden ist Nur von daher erklärt es sich, daß der KBW trotz seines PRAKTISCHEN SCHEITERNS noch Anziehungskraft besitzt.
Das Vorwort geht auf das Schicksal der Programmdiskussion in den vergangenen Jahren und auf die Entwicklung der ‘Gruppe Revolutionärer Weg’ ein.“
Q: Anzeige in Aufsätze zur Diskussion, Gelsenkirchen, März 1979 (Nullnummer), S. 79.
Januar 1979:
In Gelsenkirchen erscheint im Januar 1979 die Rezension „Zu Band V der Ausgewählten Werke von Mao Tsetung“ von Heiner Karuscheit (Selbstverlag, A5, 21 Seiten).
Dazu heißt es in den „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) vom März 1979: „Eine Rezension des Ende 1978 auf Deutsch erschienenen vorläufig letzten Bandes der Ausgewählten Werke des vor zwei Jahren gestorbenen Führer der chinesischen Revolution. Durch die seit einiger Zeit statt findenden Diskussion um die revolutionären Verdienste Mao Tsetungs und darum, ob er als „Klassiker“ des Marxismus-Leninismus anzusehen ist, gewinnt der V. Band seiner Ausgewählten Werke besondere Aktualität. Heiner Karuscheit lenkt die Aufmerksamkeit auf verschiedene Fragen, die für diese Debatte von zentraler Bedeutung sind.
Was Mao Tsetung über die marxistische Philosophie, den Leninismus, die Parteitheorie, die Behandlung der nationalen Bourgeoisie, Stalin und den XX. Parteitag der KPdSU bemerkt, wird jeweils herausgearbeitet und auf die damit verbundenen Probleme hingewiesen. Ein kurzer Nachtrag befasst sich speziell mit den Beiträgen Mao Tsetungs zur Dialektik.
Die Gedanken Mao Tsetungs und die Praxis der von ihm eingeleiteten und geführten chinesischen Kulturrevolution, standen einst an der Wiege der ml-Bewegung in Westdeutschland. Um sich mit dem verstorbenen Vorsitzenden der KP Chinas auseinanderzusetzen, ist diese Rezension von Heiner Karuscheit eine wertvolle Hilfe.“
Q: Heiner Karuscheit: Zu Band V der Ausgewählten Werke von Mao Tsetung, Gelsenkirchen, Januar 1979; Aufsätze zur Diskussion (AzD), Gelsenkirchen, März 1979, Verlagswerbung.
März 1979:
In Gelsenkirchen erscheint als Nummer 2 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ die Schrift „Theorie und Programm im Verständnis der KGBE“ von Kurt Meissner (Selbstverlag, 2. Auflage, A5, 48 Seiten).
Auf der Rückseite der Broschüre heißt es: „Anhand der Kritik der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen werden mehrere für die ml-Bewegung wichtige Probleme näher beleuchtet: der Zusammenhang von Programm und Klassenanalyse, die Bedeutung des Programms der Gruppe ‘Befreiung der Arbeit’ von 1883 und des SDAPR-Programms von 1903 als Vorbilder für uns, die Funktion einer programmatischen Erklärung heute, schließlich der Einfluß, den die Theorien des entstehenden KBW auf große Teile der Bewegung ausübten und bis heute ausüben - darunter auch auf den Bochumer Zirkel.“
Q: Kurt Meissner: Theorie und Programm im Verständnis der KGBE, 2. Auflage, Gelsenkirchen 1979
März 1979:
Die sogenannte Nullnummer der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint in Gelsenkirchen. Verantwortlich i. S. d. P. zeichnet Heiner Karuscheit.
In der Vorbemerkung heißt es: „Die Aufsätze zur Diskussion bringen mehrere Beiträge zur Veröffentlichung, die in der aktuellen Auseinandersetzung innerhalb der ml-Bewegung entstanden sind. Ihr zentrales Thema ist das Verhältnis von Theorie, Klassenanalyse und Politik resp. Praxis, das ein Schlüsselproblem für die Weiterentwicklung der ml-Bewegung darstellt. Dabei befassen sich die Autoren mit einigen Gruppierungen de „Hauptseite Theorie“, die es nicht verstanden haben, die bisherigen Erfahrungen in der richtigen Weise zu verarbeiten, sondern mit Macht an den alten Fehlern festhalten.
Konzentriert kommt dies in dem deutlich veröffentlichten Entwurf zu einer „Gemeinsamen Erklärung zum Parteiaufbau“ der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen und des Kommunistischen Arbeiterbundes Kassel zum Ausdruck, worin mit schon sträflich zu nennender Leichtfertigkeit versucht wird, Theorien, die ihre Untauglichkeit seit Jahren in der Praxis unter Beweis gestellt haben, als Ausweg aus der Misere zu verkaufen. Über die diesbezüglichen „Stellungnahme aus Gelsenkirchen“ hinaus werden darum die Auffassungen der Bochumer und Kasseler Genossen einer weitergehenden Kritik unterzogen. Dies geschieht in drei Aufsätzen.
Als eine Schlussfolgerung aus den behandelten Problemen wird in dem Aufsatz von Heiner Karuscheit: „Pädagogik und die Massen“, die Notwendigkeit einer allgemeinen Studienbewegung abgeleitet, die die Marxisten in die Lage versetzen soll, die von ihnen liegenden Aufgaben mit der erforderlichen Sachkenntnis wahrzunehmen.
Der Beitrag von Kurt Meissner: „Der Bochumer Kreislauf“ ist das erste Kapitel der Broschüre „Theorie und Programm im Verständnis der KGB/E“, die bereits im Januar dieses Jahres erscheinen sollte, deren Fertigung sich jedoch verzögert hat.
Der „Brief aus Castrop Rauxel“ mit einer Antwort von Alfred Schröder darauf wird abgedruckt, um einige Fehlinterpretationen unserer Auffassungen zu begegnen und unser eigenes Selbstverständnis zu erläutern.
Im vorletzten Beitrag: „Eine Meuterei auf Knien“, berichtet Georg Weber von einem Wochenendseminar der Kommunistischen Gruppe Bonn über die deutsche Novemberrevolution 1918 am 10. Und 11. Februar dieses Jahres. Da in der KG Bonn gewisse Tendenzen des Übergangs von der ml-Bewegung zum kleinbürgerlichen Sozialismus am deutlichsten zum Vorschein treten und die Abwendung vom Leninismus hier unter Berufung auf Rosa Luxemburg vonstatten gehen sollte, erachteten wir diese Veranstaltung für wichtig genug, daran teilzunehmen. Bedauerlicherweise glänzte (bis auf die KAG Osnabrück) die anderen Gruppen der „Hauptseite Theorie“, die sonst nicht müde werden, die ideologische Auseinandersetzung und den Kampf gegen den modernen Revisionismus zu fordern, durch Abwesenheit.
Die abschließende „Verspätete Weihnachtsgeschichte“ von Jan Lidtke ist ein kleiner Abschiedsgruß an die Frankfurter „Gruppe Revolutionärer Weg“, die vor kurzem ihren Übertritt zum KBW beschlossen hat. Außerdem sollte ursprünglich noch ein Referat zur Geschichte der Programmdebatte in der westdeutschen ml-Bewegung aufgenommen werden, dass von Alfred Schröder auf einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung in Gelsenkirchen am 28. Januar 1979 gehalten wurde. Es wird zur Zeit für die Veröffentlichung überarbeitet und demnächst erscheinen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Pädagogik und die Massen - Über die Notwendigkeit einer Studienbewegung
- Alfred Schröder: Ein neuer Vertreter der alten Hauptseite Theorie
- Kurt Meissner: Der Bochumer Kreislauf
- Alfred Schröder: Getroffene Hunde jaulen
- Ein Brief aus Castrop-Rauxel mit Antwort
- Georg Weber: Eine Meuterei auf Knien. Das Wochenendseminar der KG Bonn zur Novemberrevolution
- Jan Lidtke: Eine verspätete Weihnachtsgeschichte
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nullnummer, Gelsenkirchen, März 1979.
Mai 1979:
Die Nummer 1 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im „Verlag Theoretischer Kampf“ (VTK), Frankfurt/M. Herausgegeben werden die Aufsätze, laut Impressum, in Frankfurt/M. und Gelsenkirchen.
In der ersten Ausgabe führen die Herausgeber im Vorwort u. a. aus: „Die Strömung der Hauptseite Theorie hat in den letzten Monaten eine rapide Entwicklung genommen. Die Frankfurter Konferenz über die Notwendigkeit einer Studienbewegung des wissenschaftlichen Sozialismus … belegt dies eindrucksvoll. An ihr nahmen über 60 Genossen von insgesamt 18 verschiedenen Zirkeln und Gruppen der Hauptseite Theorie teil …“
Weiter heißt es: „Die Krise der westdeutschen ML-Bewegung äußert sich im Zersetzungsprozess der großen Organisationen. Das Produkt dieses Zersetzungsprozesses sind die neu entstandenen Zirkel. Die meisten Zirkel sehen die Ursache des Niedergangs unserer Bewegung in ihren unzureichenden theoretischen Grundlagen und bekennen sich damit zu einer der Richtungen der Hauptseite Theorie. Durch ihre Forderung nach mehr Theorie trägt diese Richtung der entscheidenden Schwäche der marxistisch-leninistischen Bewegung Rechnung und verkörpert deshalb auch ihre Zukunft.“
Alsdann werden die verschiedenen Ansätze der arbeitenden theoretischen Gruppen erwähnt (etwa: „Rote Briefe“ (Wuppertal), KG Bonn und das „Bonner Volksblatt“), die „Beiträge zur revolutionären Theorie“ (KGB/E), die „Diskussionsbeiträge“ der Gruppe Nürnberg, Fürth, Erlangen).
Der wichtigste Ansatz sei jedoch die „Neue Hauptseite Theorie“. Deshalb, weil sie über „eine relativ geschlossene Theorie zur Erklärung der westdeutschen ML-Bewegung und damit auch über theoretisch begründete Vorstellungen über den Weg heraus aus der Misere und hin zur Herstellung der Einheit der Marxisten-Leninisten.“
Darum: „Die Neue Hauptseite hat darum die Aufarbeitung der Geschichte unserer Bewegung als die im Moment zentrale theoretische Aufgabe benannt und ist dazu bereits mit Veröffentlichungen hervorgetreten. Die entscheidende praktische Aufgabe sieht diese Richtung in der Herstellung der Einheit der Marxisten-Leninisten, die nur durch die öffentliche theoretische Debatte über die Ursachen des Scheiterns erreicht werden kann.“
Zur Herausgabe der AzD wird angemerkt: „Die vorliegend mit ihrer ersten Nummer hervortretende Zeitschrift „Aufsätze zur Diskussion“ soll nach den Vorstellungen der Redaktion“ ein Organ sein, „das den Kampf für ihre Anschauungen und ihr Programm führt … Ihr Hauptziel ist die Forcierung der theoretischen Auseinandersetzung in der westdeutschen ML-Bewegung, um so den Prozess der Vereinigung der Marxisten-Leninisten zu beschleunigen. Der Schwerpunkt der Zeitschrift wird deshalb auf der Kritik der ML-Bewegung, der weiteren Aufarbeitung ihrer Geschichte liegen.“
In den AzD sollen, so die Redaktion, schwerpunktmäßig behandelt werden: Fragen der Geschichte der Arbeiterbewegung, der politischen Ökonomie, der Kultur, der Philosophie und der Naturwissenschaften.
Herausgegeben werden die „Aufsätze“ von einer Redaktion, „die selbständig und unabhängig von örtlichen Zirkeln arbeitet und alleinverantwortlich für die Linie der Zeitschrift ist“. Mit ihrem Programm würden sich die „Aufsätze“ „an alle an der marxistisch-leninistischen Theorie Interessierten“ wenden.
Artikel der Ausgabe sind:
- Klaus Winter: Die Frankfurter Konferenz - Bericht von einem Treffen zur Einleitung einer Studienbewegung
- Heiner Karuscheit: Referat auf der Frankfurter Konferenz
- Alfred Schröder: Der Bochumer Fortschritt
- Uwe Voß: Bericht über die Mitgliederversammlung der KG Bonn
- Alfred Schröder: Bericht über eine Konferenz ehemaliger KBW-Gruppen
- Helmut Modau: Zu einigen Fragen der Geschichte des KABD (Teil 1)
- Heiner Karuscheit: Ein Vortrag über die Kantsche Erkenntnistheorie
- Jan Lidtke: Wie die Axt im Walde - Heine und der KBW
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 1, Frankfurt/M., 1979.
Juli 1979:
Die Nummer 2 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK. Im Vorwort führen die Herausgeber aus: „Wie jedes Jahr, war auch der diesjährige 1. Mai ein getreues Spiegelbild des Zustandes der ml-Bewegung und der Entwicklung, die sie im Jahr zuvor genommen hat. Wenn es noch eines Beweises für ihren Niedergang bedurfte - der Verlauf dieses 1. Mai 1979 hat ihn mit trauriger Klarheit erbracht.
Schon rein äußerlich musste auffallen, dass keine einzige Organisation mehr eine eigene Maidemonstration durchführte, wie das in früheren Jahren der Fall gewesen war. Repräsentativ für diese Entwicklung ist das Verhalten der KPD/ML. Sie, die zuvor immer am lautstärksten eine Beteiligung an den DGB-Demonstrationen als tieferen Opportunismus und als Verrat an der Arbeiterbewegung gebrandmarkt hatte, war bereits am 1. Mai 1978 unter Verzicht auf eine Parteidemonstration als RGO (Revolutionäre Gewerkschaftsopposition) auf die Straße gegangen und ist in diesem Jahr gänzlich in den DGB-Demonstrationen verschwunden.
Selbst eigene oppositionelle Blöcke gab es auf den Maidemonstrationen kaum mehr, und wenn, waren es nirgendwo mehr als ein paar Dutzend, bestenfalls ein paar hundert Menschen, die dort mitgingen. Im letzten Fall wurden die oppositionellen Blöcke allerdings nicht von Marxisten-Leninisten geführt.
Doch ist nicht dieser Wandel des äußeren Erscheinungsbildes das Entscheidende. Eigentlich beschämend war das Auftreten der marxistisch-leninistischen Organisation. Nicht einmal auf den von ihnen selbst durchgeführten Veranstaltungen war es selbstverständlich, die sozialistischen Ziele der Arbeiterbewegung zu propagieren. Geradezu typisch hierfür war eine gemeinsame Veranstaltung von KPD, KID (Kommunistische Initiative Düsseldorf) und der Gruppe Ratinger Kommunisten am Vorabend des 1. Mai in Düsseldorf. Beherrschendes Thema war die 35-Stundenwoche, und über die weitergehenden politischen Aufgaben ließen die marxistisch-leninistischen Veranstalter nicht ein Wort verlauten. Das war ihnen zu abgehoben. Erst ein oppositioneller Betriebsrat von Opel Bochum musste kommen, um darzulegen, dass es notwendig sei, politisches Bewusstsein in die Arbeiterklasse zu tragen und dass der Marxismus-Leninismus die Methode zur Lösung der auftauchenden Probleme sei. Dementsprechend war das Verhalten auf den Demonstrationen. Selbst politische Lösungen wurden von den Marxisten-Leninisten kaum propagiert.
Der 1. Mai stand in der ml-Bewegung ganz im Zeichen der 35-Stunden-Woche - und der Beschränkung darauf. So richtig es ist, die ökonomischen Forderungen der Arbeiterbewegung zu vertreten, so abstoßend ist es, wenn Marxisten-Leninisten nichts anderes mehr machen und wenn die Dogmatiker von gestern heut alles, was über den Tageskampf hinausgeht, als leere Phrase abtun. An diesem 1. Mai hat sich wieder einmal bestätigt, dass die ml-Bewegung in der großen Gefahr steht, nicht nur die sektiererische Form der Verbreitung des Marxismus-Leninismus abzulegen, sondern auch den Marxismus-Leninismus selber.
Hand in Hand mit dieser Entwicklung gingen in den letzten Monaten verstärkte Versuche der außerhalb der großen Organisationen stehenden Kräfte, sich zu organisieren und eine Perspektive zu entwickeln. Da ist einmal die Mannheimer Konferenz ehemaliger KBW-Gruppen am 13./14. April in Mannheim zu nennen sowie ein Treffen ehemaliger KABD-Genossen am 24. Mai und außerdem die Frankfurter Konferenz von insgesamt 18 Zirkeln der „Hauptseite Theorie“ am 17./18. März. Am 16./17. Juni findet in Bochum eine von der KGBE und dem KABK einberufene Konferenz statt, die sicherlich die meisten der kleinen Zirkel sehen und wichtige Aufschlüsse über die weitere Entwicklung geben wird. (In der geplanten Sondernummer der AUFSÄTZE, „Alte und neue Hauptseite Theorie“ wird ein ausführlicher Bericht darüber gegeben).
In diesem Zusammenhang einige Bemerkungen in eigener Sache: Die in der vorigen Nummer angekündigten 1. Mai-Berichte konnten ebenso wie ein ausführlicher Bericht über die Mannheimer Konferenz nicht aufgenommen werden, weil der Platz dafür fehlt. Es hat sich herausgestellt, dass die Schwierigkeit weniger darin besteht, die AUFSÄTZE zu füllen, als vielmehr darin, die zur Verfügung stehenden Beiträge unterzubringen. Jeder, der nun anfängt, sich theoretisch in der Öffentlichkeit zu betätigen, wird schnell feststellen, mit welcher Begierde die besten Teile der Bewegung, denen die fehlenden Kenntnisse und die Hilflosigkeit gegenüber den Argumenten der Gegner schmerzhaft bewusst sind, jeder theoretischen Äußerung entgegenstehen und nach Mehr rufen. Er wird außerdem feststellen, dass die Bewegung nicht nur immer lautstärker nach mehr Theorie verlangt, sondern dass in ihr auch die Kräfte vorhanden sind, diesem Ruf Folge zu leisten. Sie müssen nur geweckt und organisiert werden.
Die KGBE schreibt über ihre theoretische Arbeit: „Es ist die alte Geschichte; wir wollen schneller als wir können.“ („Die Wahrheit in den Tatsachen suchen“, Mai 1979, S. 35)
Für die AUFSÄTZE kann man zur Zeit umgekehrt formulieren: „Wir können schneller, als wir können“, das heißt, wir könnten schneller, wenn die finanziellen Mittel größer wären. Und wenn die KGBE sich über die theoretische „Massenproduktion a la Gelsenkirchen“ (ebd. S. 36) lustig zu machen versucht, zeigt das nur das Unverständnis der Bochumer Genossen gegenüber den Aufgaben der Zeit.
Zehn Jahre lang - so lange sie existiert - ist die ml-Bewegung theoretisch zurückgeblieben, während die gesellschaftliche Entwicklung und die politischen und ideologischen Feinde der Arbeiterbewegung vorangeschritten sind. Wir müssen nicht nur mit der stattfindenden Entwicklung Schritt halten, sondern außerdem das Versäumte nachholen. Das bedeutet doppelte Anstrengungen. In dieser Situation sich über eine „Massenproduktion“ an Theorie zu mokieren, kann nur jemand, der von den wirklichen Problemen der anstehenden theoretischen Arbeit keinen Begriff hat.
Die Redaktion hat sich entschlossen, bis zum Jahresende noch drei Sondernummern der AUSÄTZE herauszugeben, die sich jeweils mit einer speziellen Organisation bzw. Richtung der ml-Bewegung befassen. Die ersten beiden werden zur alten Hauptseite Theorie und zur KPD gehen, die dritte zum KABD.
In der ml-Bewegung ist einiges in Bewegung geraten, und angesichts der fortdauernden Krise von KBW und KABD ist nicht auszuschließen, dass das Jahr 1979 noch größere Veränderungen sehen wird. Wir sind der Ansicht, dass in Anbetracht der rapiden Entwicklung gar nicht genug Energie aufgebracht werden kann, um die Geschichte unserer Bewegung zu durchleuchten, die Kritik der bestehenden Organisationen zu Ende zu führen, und damit die Grundlagen für einen neuen Aufschwung zu legen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Ein neuer Turnus von Revolution und Krieg
- Helmut Modau: Zu einigen Fragen der Geschichte des KABD (Teil 2)
- Michael Vogt: Hauptsache Einheit - Ein neuer Aufguss der Theorien Willi Dickhuts
- Einladung zu einer Arbeitstagung über das philosophische Werk Mao Zedongs
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 2, Frankfurt/M., 1979.
September 1979:
Die Nummer 3 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint. In der Vorbemerkung führen die Herausgeber aus: „Seit dem Erscheinen der Nr. 2 der „AUFSÄTZE ZUR DISKUSSION“ sind über 3 Monate vergangen. In dieser Zeit sind verschiedene Entwicklungen in unserer marxistisch-leninistischen Bewegung deutlich hervorgetreten, auf die kurz eingegangen werden soll. Die am meisten ins Auge stechende Erscheinung ist der weitere Niedergang der alten marxistisch-leninistischen Bewegung. Alle „großen“ Organisationen haben inzwischen öffentliche Eingeständnisse ihrer Krise gemacht. Da ist der KABD zu nennen, dessen unaufhaltsam weiter um sich greifende Krise jeder Interessierte in der „Roten Fahne“ unter der Rubrik „Die große Initiative“ verfolgen kann. Die KPD/ML muss durch ihren Vorsitzenden Ernst Aust feststellen lassen:
„Sicher, man kann verstehen, dass sich angesichts dieser Situation: Die Niederlage des Weltproletariats durch den Verrat der modernen Revisionisten; der Zersplitterung der „linken“ Bewegung in unserem Land; der noch vorhandenen mitgliedermäßigen Schwäche unserer Bewegung bei vielen Kollegen und auch bei einzelnen Genossen eine gewisse Resignation breitmacht. Doch was für Kommunisten wären wir, wenn wir uns von solchen Stimmungen beeinflussen ließen.“ (Roter Morgen, Nr. 20, 18. Mai 1979, S. 2)
Wer die KPD/ML und ihren Vorsitzenden kennt, weiß diese Worte richtig zu deuten: Die Krise der Bewegung macht auch vor der KPD//ML nicht halt.
J. Schmierer, der erste Sekretär des KBW, konstatiert, „der KBW (habe) nie einen Hehl daraus gemacht, dass er 1978 zusammen mit der revolutionären Bewegung eine Niederlage eingesteckt hat, die krisenhafte Entwicklungen nach sich ziehen muss …“
„Wir unsererseits“, stellt er weiter fest, „sind nicht erstaunt, dass uns die Krise getroffen hat, nachdem es nicht gelungen ist, eine einheitliche revolutionäre Antwort auf die Reaktion zu erteilen.“ (Kommunismus und Klassenkampf Nr. 7/Juli 1979, S. 25).
Die KPD dokumentiert ihre Schwierigkeiten am deutlichsten durch die Verminderung des Umfangs ihres Zentralorgans. Die Partei ist nicht mehr in der Lage, das ZO im gewünschten Umfang zu finanzieren bzw. zu vertreiben. Die Parteidiskussion der KPD wirft ein Licht auf die theoretische Krise, in der sich die Organisation befindet …
Selbst an den Rändern der marxistisch-leninistischen Bewegung wird der Niedergang augenscheinlich. Der KB führt seit einigen Monaten eine Schaustellung der heterogenen ideologischen und politischen Kräfte, die in ihm vereint sind, im „Arbeiterkampf“ vor. Da hat sich eine Fraktion gebildet, die eine unheilige Allianz von unverdauter Studentenbewegung und individueller Befreiung darstellt, und gegen jene Kräfte opponiert, die die letzten Überreste des Leninismus im KB zu verteidigen suchen und dabei auf verlorenem Posten mit untauglichen Mitteln kämpfen.
Der augenscheinliche Niedergang unserer Bewegung hat bereits zu einer Belebung der theoretischen Debatte geführt. In dieser Debatte spielt die Diskussionsvorlage des ZK der KPD (THEORIE UND PRAXIS Nr. 2/79) in gewissem Sinne eine Schlüsselrolle. Hier wird zum ersten Mal in systematischer Weise versucht, eine Antwort auf die Schwierigkeiten der Bewegung zu finden. Heraus kommt in Ansätzen ein Programm des Übergangs zur kleinbürgerlich-sozialistischen Bewegung. In philosophischer Hinsicht geschieht dies durch den offenen Übergang vom Materialismus zum Idealismus. Parteitheoretisch ist man dabei, die Auffassungen Lenins und Stalins von der Partei neuen Typs durch die Gramscis von der Partei als Aufklärungsinstrument zu ersetzen. Politisch wird eine Orientierung hin zur kleinbürgerlich-demokratischen Bewegung vorgenommen, die die politischen Forderungen der Arbeiterklasse in ihr Programm aufnehmen soll. Kurz und gut, man ist dabei, in der Theorie und in der Politik den Lieg der Annäherung an den kleinbürgerlichen Sozialismus einzuschlagen.
Die Untauglichkeit des „Programms“ der alten Hauptseite Theorie wird ebenfalls durch die Entwicklung der letzten Monate immer deutlicher. Die Programmfrage, die Klassen- und Imperialismusanalyse, kurz und gut das erste und letzte Wort aller Gruppen der alten Hauptseite Theorie, erweist sich als fernab der konkreten Entwicklung unserer Bewegung liegend. Diskutiert wird die Krise der Bewegung, ihre Ursachen (d. h. die Geschichte der Bewegung) und der Weg heraus aus dieser Situation. Zu diesen Fragen hat die alte Hauptseite Theorie bis heute nicht einen vorwärtstreibenden Gedanken selbständig entwickeln können. Mit der festen Überzeugung der klassenmäßigen Bedingtheit aller Fehler der marxistisch-leninistischen Bewegung versperrt sich diese Richtung den Weg zur Erkenntnis der neuen Qualität der Abweichungen, die heute insbesondere in der KPD an Gestalt gewinnen. Hilflos steht sie dem neuaufkommenden Opportunismus wirklich kleinbürgerlicher Prägung in der marxistisch-leninistischen Bewegung gegenüber. Bis heute hat noch keine der Gruppen die sich neu auftuenden Frontlinien und ihren Verlauf durch die Bewegung erkannt.
Eine Woche nach der „Bochumer Konferenz“, auf der die alte Hauptseite Theorie die eben geschilderte Blindheit gegen die aufkommende Gefahr des kleinbürgerlichen Sozialismus unter Beweis stellte, fand in Frankfurt eine Arbeitskonferenz von Gruppen und Einzelpersonen, die der neuen Hauptseite Theorie nahestehen, statt. Wesentlicher Diskussionspunkt dieser Konferenz war die Einschätzung der Situation der marxistisch-leninistischen Bewegung und die Aufgaben der neuen Hauptseite Theorie. Übereinstimmendes Ergebnis dieser Debatte war die Auffassung, dass wir, um die Aufarbeitung der Geschichte unserer Bewegung weitertreiben zu können, in der Kritik über sie hinausgehen müssen. Die Diskussionsvorlage des ZK der KPD macht nun deutlicher, wo diese Aufgaben liegen. Zum ersten ist dies die Kritik der Theorien Gramscis, Blochs, Lukacs und der kritischen Theorie, d. h. die Kritik der theoretisch noch unbewältigten Vergangenheit unserer Bewegung. Zum zweiten - und auch hier entwickelt sich die Debatte in der Bewegung bereits (siehe beispielsweise die Stellungnahmen zum „Hitler-Stalin Pakt“)-gilt es, an die Aufarbeitung einiger Schlüsselprobleme der Geschichte der Arbeiterbewegung heranzugehen.
Zu beiden Problemen hat die NHT bereits eine erste Stellung bezogen. Die Sondernummer der „AUFSÄTZE …“ zur KPD macht deutlich, wo diese Organisation in philosophischen Fragen offen an den Traditionen der Studentenbewegung anknüpft (siehe dazu Klaus Winter, „Materialismus oder Kritische Theorie“ und die Vorbemerkung der Redaktion).
Der Genosse Karuscheit hat mit dem Aufsatz „Ein neuer Turnus von Revolution und Krieg“ (siehe „AUFSÄTZE …“ Nr. 2/79) sowie in der Vorbemerkung zur Neuherausgabe des „Beschluss zu einigen Fragen der Geschichte unserer Partei“ der KP Chinas (soeben im VERLAG THEORETISCHER KAMPF erschienen) Diskussionsbeiträge zu Fragen der Geschichte der Arbeiterbewegung vorgelegt. Sowohl die Sondernummer als auch die Artikel des Genossen Karuscheit sind als ein erster Schritt anzusehen, über die Aufarbeitung der Geschichte der marxistisch-leninistischen Bewegung - die als solche durchaus noch nicht beendet ist, hinauszugehen.
In der hier vorgelegten Nr. 3 der „AUFSÄTZE …“ spiegelt sich diese Aufgabenstellung naturgemäß noch nicht wider. In ihr sind zum ersten Mal Beiträge von Genossen abgedruckt, die in keinem organisatorischen Zusammenhang mit der NHT stehen. Zum einen ist dies der Aufsatz des Genossen A. E. A.: „Mao Zedongs Beitrag zur Theorie der marxistischen Dialektik", der als ein Beitrag zur Diskussion über das philosophische Werk Mao Zedongs anzusehen ist. Weiterhin ist dies die Antwort des Genossen Karam Khella auf die an seinem Buch „Dialektischer und historischer Materialismus“ geübte Kritik in der Nr. 2 der „AUFSÄTZE …“. Wir drucken den Brief des Dr. Khella mit Absicht ohne eine Stellungnahme der Redaktion oder des kritisierten Genossen (Karuscheit) ab. Anfang 1978 konnte der Genösse Jankowski in seinem Aufsatz „Ein positiver Verschlag und falsche Überlegungen“, der jetzt in der Sondernummer der „AUFSÄTZE …“ zur KPD veröffentlicht wurde, noch schreiben:
„Seit nahezu zehn Jahren zeichnet sich die marxistisch-leninistische Bewegung in unserem Land unter anderem durch die Abwesenheit grundsätzlicher theoretischen und insbesondere philosophischer Diskussionen aus. Mir haben deshalb heute keinen konkreten Kampf gegen einen philosophischen Gegner in den Reihen der Marxisten-Leninisten zu führen.“
Heute entspricht dies nicht mehr den Tatsachen. In der marxistisch-leninistischen Bewegung beginnt sich eine philosophische Front herauszubilden, die die Redaktion in beiden Fällen (Khella und KPD), wenn auch in unterschiedlichem Maße, in Abweichungen vom Materialismus sieht.
Deshalb hat die Redaktion beschlossen, in der Zeitschrift eine Diskussion über die Antwort des Genossen Khella sowie die in der Kritik des Genossen Winter angesprochene Fragen zu eröffnen. Sie fordert alle interessierten Genossen auf, zu diesen Fragen Beiträge an die Redaktion zu senden. Überhaupt mangelt es der Zeitschrift bisher an Reaktionen aus der Leserschaft. Wir möchten deshalb die Gelegenheit ergreifen, unsere Leser zu Stellungnahmen und Kritiken an der Zeitschrift insgesamt oder an einzelnen Artikeln zu ermutigen. Auch wenn nicht alle Beiträge abgedruckt oder auch nur beantwortet werden können, sind sie ein nichtiges und auf Dauer unerlässliches Mittel, um die Zeitschrift zu verbessern und die Verbindung mit der Leserschaft nicht zu verlieren. Deshalb hat die Redaktion beschlossen, in der Zeitschrift eine Diskussion über die Antwort des Genossen Khella sowie die in der Kritik des Genossen Winter angesprochenen Fragen zu eröffnen. Sie fordert alle interessierten Genossen auf, zu diesen Fragen Beiträge an die Redaktion zu senden.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Berichte von der Bochumer Zirkelkonferenz am 16./17. Juni 1979
- Heiner Karuscheit: Die 2. Konferenz der Komitees für Demokratie und Sozialismus
- Jan Lidtke: Der anachronistische Zug oder 10 Jahre danach - Ein Artikel zum KB
- Helmut Modau: Die Große Initiative des KABD
- Jan Lidtke: Aus der Geschichte der KP Chinas lernen - Eine Rezension
- Karam Khella: Antwort auf Heiner Karuscheits Kritik an dem Buch: Dialektischer und historischer Materialismus
- A.E.A.: Mao Zedongs Beitrag zur Theorie der materialistischen Dialektik.
- G. W. Plechanow: Über eine angebliche Krise des Marxismus
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 3, Frankfurt/M., 1979.
September 1979:
Als Sondernummer der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK im September die „Sondernummer zur KPD“. Die Ausgabe erscheint auf einem Höhepunkt der dortigen Diskussion um den weiteren Weg der Marxisten-Leninisten.
In der Vorbemerkung heißt es: „Die vorliegende Sondernummer der AUFSÄTZE ZUR DISKUSSION enthält vier Beiträge, von denen nur zwei speziell für diese Nummer geschrieben wurden. Es sind dies die Artikel von Klaus Winter: „Materialismus oder Kritische Theorie? - Kritische Bemerkungen zur philosophischen Debatte im theoretischen Organ der KPD“ und von Heiner Karuscheit: „Wozu das Ganze?.“ Die beiden anderen Aufsätze: Heiner Karuscheit: „Brief an das ZK der KPD“ und Gerd Jankowski: „Ein positiver Vorschlag und falsche Überlegungen“, sind bereits früher verfasst worden, und zwar von Gerd Jankowski 1978 und der von Heiner Karuscheit Anfang 1979. Beide wurden dem ZK der KPD mit der Bitte um Veröffentlichung zugeschickt, eine Veröffentlichung fand jedoch nicht statt.
Im Fall des Beitrags von Heiner Karuscheit wurde die Ablehnung verbunden mit dem Angebot, für das TO 3/79 einen Artikel zu schreiben, der auf die „Diskussionsvorlage“ des ZK: „Über die kommunistische Partei“ (TO 2/79) eingeht, um somit die Auseinandersetzung auf dem neuesten Stand zu führen. Dieser Vorschlag war einsichtig. Dem ZK liegt daher seit dem 24. 7. 1979 ein Artikel vor, der sich direkt mit der „Diskussionsvorlage“ auseinandersetzt und den der interessierte Leser aller Voraussicht nach in dem im September erscheinenden TO 3/79 finden wird. Die beiden älteren Arbeiten der Genossen Karuscheit und Jankowski sind dennoch hier aufgenommen worden, weil die darin geübte Kritik nach wie vor aktuell ist, auch wenn die Linie der KPD sich zwischenzeitlich in einzelnen Punkten verändert hat. Auf einige Aspekte dieser Veränderung und ihren Zusammenhang mit den hier abgedruckten Kritiken wollen wir kurz eingehen.
Die Entwicklung der theoretischen Positionen der KPD in den letzten Monaten, insbesondere durch die „Diskussionsvorlage des ZK“ („Über die Kommunistische Partei - Bisherige Erfahrungen, Aktualität, notwendige Umgestaltung“, TO 2/79), wird auf dem Boden der in den Beiträgen geleisteten Kritiken erst voll verständlich. Ohne ein sicheres theoretisches Fundament und ohne eine Verankerung in der Arbeiterbewegung sucht die KPD heute den Marxismus weiterzuentwickeln und führend in die spontane kleinbürgerlich-demokratische Belegung einzugreifen. Betont der Beitrag des Genossen Jankowski (selbst ehemaliger KPD-Genosse) die Notwendigkeit einer gründlichen Aneignung der Philosophie für die theoretische Arbeit der KPD, so verweist der des Genossen Karuscheit („Brief an das ZK der KPD“) auf die Gefahren, die aus der politischen Bündniskonzeption der Organisation entspringen. Beide Kritiken haben ihre Richtigkeit inzwischen in der Praxis bewiesen …
Der Beitrag des Genossen Klaus Winter behandelt die philosophische Debatte, die in den letzten Monaten in dem theoretischen Organ der KPD geführt wurde. In dieser Debatte (wie auch in der Diskussionsvorlage des ZK) werden von allen Beteiligten philosophische Positionen vertreten, die eine eindeutige Abweichung zum subjektiven Idealismus darstellen. Die Missachtung der Aufgaben an der philosophischen Front, die Genosse Jankowski 1978 feststellte, ist eine der Ursachen, die diesen Übergang zu idealistischen Positionen so schmerzlos vonstatten gehen ließ, ohne einen Sturm von Protesten auszulösen. Die Ersetzung des dialektischen Materialismus durch eine Spielart des subjektiven Idealismus ist ganz offenkundig niemandem aufgefallen. Beweist diese Tatsache nicht überzeugend, wie berechtigt die Forderung der NHT (Neue Hauptseite Theorie) nach einer Bewegung zum Studium des Marxismus-Leninismus innerhalb der westdeutschen marxistisch-leninistischen Bewegung ist? Illustriert diese Tatsache auch nicht, wie notwendig eine solche Bewegung für die Genossen der KPD wäre?
Der Aufsatz des Genossen Klaus Winter, der eine Fülle von Beweismaterial für den Übergang der KPD zum Idealismus anführt, weist zugleich über die bisherige Kritik der NHT an der KPD (und an der marxistisch-leninistischen Bewegung) überhaupt hinaus. Er macht deutlich, dass die Kritik unserer Bewegung heute bereits erfordert, über die marxistisch-leninistische Bewegung hinauszugehen und erste Fragen der Kritik unseres nächsten theoretischen Gegners, des kleinbürgerlichen Sozialismus zu behandeln. Besonders klar wird diese Notwendigkeit an der „Diskussionsvorlage“ des ZK der KPD, die im Juni d. J. erschienen ist.
Bereits beim ersten Überfliegen des ZK-Dokuments, wird der Leser feststellen, dass eines seiner Anliegen die Schaffung einer neuen historischen Kontinuität der revolutionären Theorie ist. Diese neue historische Kontinuität hat zwei Seiten. Sie besteht zum einen in der Kritik der Theorie und Politik Stalins, zum anderen in der Entdeckung der theoretischen und politischen Positionen A. Gramscis, Ernst Blochs und Walter Benjamins. Diese Anschauungen sollen die KPD befähigen, „einen Begriff und eine Praxis von kommunistischer Avantgardeorganisation zu entwickeln, der für Europa im letzten Viertel des XX. Jahrhunderts angemessen ist“ (Diskussionsvorlage, S. 7). Trotz dieser neuen Ahnengalerie (Gramsci, Bloch, Benjamin) und der festen Absicht, einen „europäischen“ Marxismus zu schaffen, soll „der dialektische und historische Materialismus der weltanschauliche Ausgangspunkt“ (Diskussionsvorlage, S. 6) der KPD bleiben. Dies wirft die Frage nach den philosophischen Positionen eines Gramsci, Bloch und Benjamin auf. Da die hier veröffentlichten Aufsätze von Jankowski, Karuscheit und Winter auf diese in den letzten Wochen deutlich gewordene Entwicklung der KPD noch nicht direkt eingehen, wollen wir hier - soweit es eine Vorbemerkung zulässt- eine erste Einschätzung derselben geben.
Beginnen wir mit der wichtigsten theoretischen „Neuentdeckung“ der KPD, mit Antonio Gramsci. Dem italienische Theoretiker wurde nicht nur ein eigener Abschnitt in der Diskussionsvorlage gewidmet; seine Anschauungen durchziehen das ganze TO, und mit verblüffender Sicherheit bezieht sich das ZK gerade auf jene Teile des Werkes Gramsci, deren Fehlerhaftigkeit geradezu ins Auge springt.
So zitiert das ZK neben anderen sehr problematischen Stellen auch die folgende Aussage Gramscis zustimmend: „Für die Philosophie der Praxis kann das Sein nicht vom Denken, der Mensch nicht von der Natur, die Tätigkeit nicht von der Materie, das Subjekt nicht vom Objekt losgelöst werden; führt man diese Trennung ein, so verfällt man in eine der vielen Formen der Religion oder in sinnlose Abstraktion.“ (S. 46; bei Gramsci in: „Philosophie der Praxis“, Fischer-Verlag 1967, 5. 176).
Gramsci und mit ihm das ZK machen hier einen offenkundigen Sprung in den Idealismus, denn es ist die Grundthese des Materialismus, dass das Sein außerhalb des Denkens existiert, dass das Objekt (die Außenwelt) bereits lange vor dem Subjekt (dem erkennenden Menschen) vorhanden war. Die erkenntnistheoretische Grundfrage des Materialismus (und des Marxismus) besteht in eben dem, was Gramsci unter Zustimmung des ZK der KPD verneint; der Anerkennung der Tatsache, dass das Sein vom Denken und das Objekt vom Subjekt „losgelöst“, sprich unabhängig und ihm übergeordnet ist.
„Eine Erkenntnistheorie aufbauen, die sich auf die Annahme der unauflöslichen Zusammengehörigkeit des Objekts mit der menschlichen Empfindung gründet …, heißt unvermeidlich in Idealismus verfallen.“ (Lenin, „Materialismus und Empiriokritizismus“, LW 14, S. 66).
Das ist die Auffassung Lenins zu dieser Frage, und nach seiner Meinung handelt es sich um „einen eklatanten Fall äußerster Ignoranz“, nicht zu wissen, „dass die Anerkennung der Außenwelt, der Existenz der Dinge außerhalb unseres Bewusstseins und unabhängig von ihm die Grundthese des Materialismus ist …“ (ebd., S. 76)
Es ist äußerst betrüblich, dass es siebzig Jahre nach dem Erscheinen von „Materialismus und Empiriokritizismus“ Genossen gibt, die ihren Ehrgeiz darein setzen, einen erneuten „Fall äußerster Ignoranz“ zu demonstrieren.
Der Fehler Gramscis besteht darin, dass er das Verhältnis von Denken und Sein umkehrt (und letztlich in subjektiven Idealismus fällt). Das Denken kann nicht vom Sein, wohl aber das Sein vom Denken „losgelöst“ werden. Das Denken, sprich das menschliche Bewusstsein, ist das höchste Produkt der Materie (des Seins) - aber es ist eben ein Produkt der Materie. Als solches kann es verschwinden, ohne dass die Materie verschwindet. Der Mensch und sein Bewusstsein werden hervorgebracht durch die Natur, es gibt kein Bewusstsein ohne Sein, kein Subjekt ohne Objekt -wohl aber „Objekte“ ohne „Subjekte“, eine Natur ohne Menschen. Das Denken kann weder in seiner historischen Entwicklung noch in seiner gegenwärtigen Existenz losgelöst werden vom Sein, von der Natur - umgekehrt geht dies durchaus.
Das Verhältnis dieser beiden Seiten verwechselt Gramsci miteinander beziehungsweise kehrt es um, wenn er sagt, dass „das Sein nicht vom Denken … losgelöst werden“ kann. Das tut er an einem Dutzend weiterer Stellen genauso, weshalb ihm der Vorwurf des Idealismus nicht erspart werden kann. Gramsci ist schon lange tot; umso unbegreiflicher ist es, wenn im Jahre 1979 Marxisten-Leninisten mit seiner Hilfe den Marxismus „weiterentwickeln“ wollen.
Ein Verehrer von Gramsci, der Eurokommunist und ZK-Mitglied der KP Italiens Luciano Gruppi, hat bereits mehrere Beiträge über Gramsci geschrieben. Im Unterschied zum ZK der KPD hat er Kenntnisse in der Philosophie. Obwohl er Gramsci äußerst wohlwollend gegenübersteht und versucht, ihn so positiv wie nur irgend möglich zu interpretieren, ist er gezwungen festzustellen dass in Gramscis Schriften Tendenzen zum philosophischen Idealismus unübersehbar sind. Gerade im Hinblick auf Ausführungen, wie sie in der „Diskussionsvorlage“ zitiert werden, muss er zugeben:
„Angesichts dieser Formulierungen stellt sich sofort eine Frage: Fällt Gramsci nicht in den Idealismus? Ich meine und das ist übrigens eine weitverbreitete Meinung, dass Gramsci in einigen seiner Formulierungen idealistisch wird.“ (Luciano Gruppe: „Gramsci-Philosophie der Praxis und die Hegemonie des Proletariats“, VSA 1977, S. 148).
Wie man sieht, müssen sich die ZK-Genossen in Sachen Materialismus selbst von einem „Euro-Revisionisten“ wie Gruppi noch eine Lektion erteilen lassen.
Leider beschränken sich Gramscis Fehler und Schwächen nicht auf philosophische Fragen. Sie sind ebenso in seinen politischen Schriften, in den Ausführungen über Strategie und Taktik und über die kommunistische Partei enthalten. Und ebenso wie in der Philosophie ist der Grundzug der Fehler der Idealismus. Überhaupt kommt in den Schriften Gramscis mehr die Züge eines Kulturrevolutionärs als eines proletarischen-marxistischen Revolutionärs zum Ausdruck. Desweiteren auszuführen, ist indes in einer Vorbemerkung nicht der richtige Platz.
Kommen wir nun zu Ernst Bloch, dem „Magus von Tübingen“, wie er sich selbst nennen ließ. Bloch ist Vertreter eines eigenen, zum Mystizismus neigenden (Prinzip Hoffnung) Systems des Idealismus. Sein philosophisches System ist neben Lukacs Frühschriften (Geschichte und Klassenbewusstsein) zentraler Bezugspunkt fast aller kleinbürgerlichen Kritiker oder Verfälschungen des dialektischen Materialismus. Seine Gedanken werden ebenso von E. Fischer wie von Roger Garaudy aufgegriffen, die Vertreter der „Praxis“-Gruppe (Jugoslawien) zählen ihn zu den „besten marxistischen Geistern des 20. Jahrhunderts“ … Alfred Schmidt bringt ihn und Benjamin in Zusammenhang mit den Frühschriften Lukacs und den Arbeiten Adornos (Frankfurter Schule).
Worin besteht nun das Besondere des philosophischen Systems Ernst Blochs? Das Blochsche System des Idealismus ist ein tautologisches und zwar ein immanent tautologisches. Er unterstellt eine der Materie innewohnende Logik, welche die Entwicklung der Materie auf ein bestimmtes Ziel hin betreibt. „Nicht dies also ist ein Paradox“, schreibt Bloch, „dass Objektiv-Logisches in der Materie vorkommt, dialektisch fassbar und finalisierend in ihren Bewegungen“, sondern vielmehr dass der dialektische Materialismus dies leugnet (siehe dazu: Ernst Bloch, Gesamtausgabe Bd. 7, S. 474; Bloch ist sich also durchaus bewusst, dass seine Anschauungen dem dialektischen Materialismus widersprechen und gesteht dieses offen ein).
Von einer der Materie innewohnenden Logik auszugehen - wie immer man dieses Kind auch tauft (Logikon, Weltgeist, Gott etc.) - einer Logik, die die Entwicklung der Materie zielgerichtet bestimmt (die Materie ist „finalisierend in ihren Bewegungen“, wie Bloch sich ausdrückt), heißt natürlich nichts anderes als die Grundfrage aller Philosophie im idealistischen Sinne zu beantworten.
Von dieser Grundlage ausgehend entwickelt Bloch seine Theorie, insbesondere seine gesellschaftswissenschaftlichen Vorstellungen. Da die Bewegung der Materie für ihn „final“, das heißt auf ein Ziel gerichtet ist, gilt es, dieses Ziel zu bestimmen. Bei Bloch ist dieses Ziel die Identität des Subjekts mit dem Objekt, d. h. des Menschen mit der ihn umgebenden Welt.
„Sie ist die des zu sich und seinen adäquaten Gegenständen angelangten Humanum, mithin das Ende des Objekts am befreiten Subjekt, das Ende des Subjekts am unentfremdeten Objekt.“ (E. Bloch, Subjekt-Objekt, Suhrkamp Verlag, 1977, S. 51o)
Womit dann die Materie an das Ziel ihrer Entwicklung gelangt ist, und das Blochsche System der Philosophie - wie es sich für einen deutschen Professor gehört - einen Abschluss gefunden hat. Für die Gesellschaftswissenschaften interessant ist die Frage, wie die Menschheit in dieses Paradies gelangt, welches die treibenden Faktoren dieser Entwicklung sind. Nach Bloch „ist stets das bedürftige Subjekt, indem es sich und seine Arbeit unangemessen objektiviert findet, der Treiber der geschichtlich auftretenden Widersprüche“ (ebenda, S. 512).
Dem dialektischen Materialismus wirft er in diesem Zusammenhang eine „abergläubische Angst… vor immanenter Teleologie“, eine „Geringschätzung des subjektiven Faktors mittels Gesetzesfetischismus“ (Das Materialismusproblem, S. 447) vor. Beide Vorwürfe sind nur konsequent. Indem der Marxismus-Leninismus die Bewegung der Materie und damit auch die Entwicklung der menschlichen Gesellschaft kausal erklärt, sich entschieden von jedem Gott oder Logikon inner- oder außerhalb der Materie distanziert, muss er notwendigerweise den objektiven (d. h. vom Willen der Menschen unabhängigen) Charakter der Gesetzmäßigkeiten in der Natur und Gesellschaft anerkennen.
„Der Marxismus fasst die Gesetze der Wissenschaft - ganz gleich, ob es sich um Gesetze der Naturwissenschaft oder um Gesetze der politischen Ökonomie handelt - als die Widerspiegelung objektiver, unabhängig vom Willen der Menschen vor sich gehender Prozesse auf. Die Menschen können diese Gesetze entdecken, sie erkennen, sie erforschen, sie erkennen, sie sie in ihrem Handeln berücksichtigen, sie im Interesse der Gesellschaft ausnutzen, aber sie kennen diese Gesetze nicht verändern oder aufheben. Umso weniger können sie neue Gesetze der Wissenschaft aufstellen oder schaffen." (Stalin, „Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR“, Verlag für fremdsprachige Literatur, Peking 1972, S. 2).
Da für Bloch solche Auffassungen „Mechanistik eines platt gewordenen Materialismus“ sind, kann das „bedürftige Subjekt“ eine bessere Welt nur vermittels der Teleologie erreichen.
„Denn, wie festgestellt: wenn das unerfüllte Bedürfnis der Antrieb und Motor der dialektisch-materiellen Bewegung, so ist - auf Grund des gleichen noch unpräsenten Inhalts - die Totalität des unvorhandenen Alles ihr zusammenhaltendes Ziel.“ (E. Bloch, Subjekt-Objekt, S. 512)
„Die Totalität des unvorhandenen Alles“, diese Kostprobe Blochschen Wortsalats, ist nichts anderes als die Identität von Subjekt und Objekt, die noch nicht erreicht ist. Da die Materie und damit auch das „bedürftige Subjekt“ nach eben diesem „noch unpräsenten Inhalt“ (also noch nicht vorhandener Identität) streben, entwickeln sie sich auf ihr „zusammenhaltendes Ziel“ zu.
Sei diesen Vorstellungen Blochs verwundert es nicht, wenn er die Dialektik folgendermaßen bestimmt:
„Dialektik selber, in der von Menschen gemachten Welt, ist Subjekt-Objekt-Beziehung, nichts anderes; …" (E. Bloch, Subjekt-Objekt, S. 512, Hervorhebung von uns, die Red.).
Womit wir ihn dort finden, wo wir A. Gramsci verlassen hatten, Bei der Leugnung einer vom Subjekt unabhängigen Dialektik. Während Blochs teleologisches System seine Besonderheit ausmacht, treffen wir ihn hier in trauter Gemeinschaft ebenso mit G. Lukacs und der gesamten „kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule. So schreibt A. Schmidt - ein intimer Kenner und Verfechter der kritischen Theorie zu dieser Frage:
„… so ist gerade materialistisch die Dialektik nicht zu fetischisieren, sie ist an die Menschen gebunden und geht mit ihnen unter.“
Wie wir nun sehen können, hat A. Schmidt unserem Tübinger Philosophen kein Unrecht angetan, als er seine Theorien in den Zusammenhang brachte mit denen Adornos (Frankfurter Schule) und den Frühschriften von G. Lukacs.
Doch beenden wir hier unseren kurzen Ausflug in die theoretischen Anschauungen Gramscis und Blochs.
„Was wir aufzeigen wollten, ist deutlich geworden. Die beiden gemeinsame weltanschauliche Grundlage ist der Idealismus, teilweise sogar der subjektive Idealismus. Das sind Tatsachen und sie sind als solche nicht unbekannt. Diese Tatsachen ließen aber das ZK der KPD nicht davor zurückschrecken, den Marxismus-Leninismus um Bloch und Gramsci zu erweitern. Zugleich versprach es uns, dass „der dialektische und historische Materialismus weltanschaulicher Ausgangspunkt“ („Diskussionsvorlage“, S. 6) der Partei bleiben soll. Jetzt können wir feststellen, dass nur eins von beiden möglich ist: entweder Gramsci, Bloch, (inzwischen auch Marcuse), d. h. Idealismus (teilweise subjektiver Idealismus), Mystizismus und kritische Theorie oder dialektischer Materialismus. Den Beweis dafür hat die KPD selbst geliefert mit der philosophischen Debatte in ihrem theoretischen Organ und mit der „Diskussionsvorlage“ des ZK. Allen diesen Veröffentlichungen ist eins gemeinsam: der Übergang zum Idealismus! Dieser Übergang erfolgt im bewussten Anknüpfen an die Theorie der Jugend- und Studentenbewegung.
Die „Diskussionsvorlage“ des ZK und der Rote-Fahne-Artikel „Zum Tode Herbert Marcuses“, machen dies deutlich. Es geht darum, den Marxismus-Leninismus philosophisch mit dem subjektiven Idealismus und politisch mit einer kleinbürgerlich-sozialistischen Theorie zu verbinden. Hinter den Namen Gramsci, Bloch, Benjamin, stehen in Wahrheit G. Lukacs, Adorno, Horkheimer, Marcuse, Fromm, A. Schmidt etc., steht die ganze gescheiterte Theorie der Jugend- und Studentenbewegung. Dies ist das wahre Programm dieses Marxismus des „letzten Viertels des XX. Jahrhunderts“.
Nun wird die KPD betonen, dass es gar nicht ihre Absicht sei, den Marxismus-Leninismus durch die kritische Theorie, durch Gramsci. und Bloch zu ersetzen. Ihr geht es vielmehr darum - wie sie in dem Rote-Fahne-Artikel „Zum Tode Herbert Marcuses“ deutlich macht, „den rationellen und mobilisierungsfähigen Kern“ dieser Theorie für den Marxismus nutzbar zu machen. Nur ist der gute Wille kein Garant eines ebensolchen Ergebnisses. Um den „rationellen … Kern“ der Theorie Gramscis, Blochs, Marcuses zu enthüllen, muss als erstes die Kritik ihrer Anschauungen geleistet werden. Und hier hat die KPD genauso viel- oder besser gesagt - genauso wenig geleistet wie die gesamte westdeutsche marxistisch-leninistische Bewegung. Die kritische Theorie wurde 1969 durch die praktischen Verhältnisse überwunden. „Man kann sagen, dass die streikenden Kumpels Marcuse, Habermas usw. ideologisch getötet haben“, schrieb der Rote Morgen in seiner September-Ausgabe“ 69 und machte damit eigentlich das Fehlen der theoretischen Kritik und Überwindung der kritischen Theorie durch die Marxisten-Leninisten deutlich.
Heute, da die westdeutsche marxistisch-leninistische Bewegung sich im Niedergang befindet, treten uns die Versäumnisse ihrer Entstehungsgeschichte gegenüber. Vom Boden der Frankfurter Schule aus wurde Gramsci zusammen mit Lukacs und Korsch (nebenher auch Bloch u. a.) in den sechziger Jahren von der Studentenbewegung wiederentdeckt. Die Einflüsse dieser damals weit verbreiteten Theorie sind beim Übergang zur marxistisch-leninistischen Bewegung nie geschlagen worden - am wenigsten von der KPD. Jahrelang im Verborgenen ruhend, brechen sie nunmehr im Niedergang der Bewegung wieder hervor und feiern fröhliche Wiederkehr.
Diese Entwicklung ist eine eindrucksvolle Bestätigung der theoretischen Schlussfolgerung, die die neue Hauptseite Theorie aus der Analyse der Geschichte der marxistisch-leninistischen Bewegung gewannen hat. Jene Genossen, die unserer Bewegung schon seit einigen Jahren das Attribut „marxistisch-leninistisch“ absprechen (GdS), erweisen sich heute als ebenso unfähig, die vor ihren Augen vor sich gehende Entwicklung zu begreifen und ihr zu begegnen wie jene, für die unsere Bewegung Repräsentant bestimmter Schwächen der spontanen Arbeiterbewegung (gemeint ist der Ökonomismus der KGB/E). Nicht besser geht es jenen Kräften, die die Schwächen und Fehler unserer Bewegung einzig aus ihrer sozialen Zusammensetzung herleiten und deshalb so massiv den Begriff des „naiven Opportunismus“ kritisiert haben. Für sie waren fast alle Fehler unserer Bewegung klassenbedingt.
All diesen Genossen ist gemeinsam, dass sie die neue Qualität der jetzigen Entwicklung nicht sehen. Der „Opportunismus“ der alten marxistisch-leninistischen Bewegung war in der Tat „naiv“, bezweifelte nicht die theoretischen Grundlagen des Marxismus-Leninismus und stand in keiner Verbindung zu der gesellschaftlichen Bewegung des Kleinbürgertums. Der heute raumgreifende Opportunismus hat ein anderes Gesicht. Er beginnt theoretisch mit der radikalen Infragestellung der Klassiker des Marxismus-Leninismus und sucht politisch die Verbindung zur kleinbürgerlich-spontanen Bewegung.
Dieser Opportunismus ist nicht bloß „naiv“ und schon nicht mehr losgelöst von der spontanen Bewegung des Kleinbürgertums, und er gewinnt Gestalt während des weiteren Niedergangs und der Zersetzung unserer Bewegung.
Die „Diskussionsvorlage“ des ZK der KPD, der Rote-Fahne-Artikel „Zum Tode Herbert Marcuses“, entwickeln in Umrissen ein Programm des Übergangs der marxistisch-leninistischen Bewegung zur kleinbürgerlich-sozialistischen als Antwort auf diesen Niedergang unserer Bewegung. Dem theoretischen Inhalt nach besteht dieses Programm in dem Versuch, den Marxismus-Leninismus um die kritische Theorie zu bereichern (richtiger: durch sie zu ersetzen) und politisch in der beständigen Annäherung an die spontane Bewegung des demokratischen Kleinbürgertums, mit der Tendenz, in ihr aufzugehen.
Diese Entwicklung lässt die theoretischen Aufgaben, die heute vor der Neuen Hauptseite Theorie stehen, deutlicher erkennen. Wollen wir die Kritik der marxistisch-leninistischen Bewegung zu Ende führen, müssen wir über sie hinausgehen. Dieses „Hinausgehen“ ist zugleich ein Zurück, hin zu den Wurzeln unserer Bewegung in der Jugend- und Studentenbewegung. Die Kritik der bestehenden marxistisch-leninistischen Bewegung weiterführen heißt heute, die Kritik der Theorien Gramscis, Lukacs, Blochs, der Frankfurter Schule auf die Tagesordnung zu setzen. Diese Kritik ist bereits Bestandteil jener dringend notwendigen allseitigen theoretischen Konstituierung unserer Bewegung und damit eine der Voraussetzungen ihrer künftigen Einheit.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Ein Brief an das ZK der KPD
- Gerd Jankowski: Ein positiver Vorschlag und falsche Überlegungen- Gedanken zu „Überlegungen und Vorschläge der theoretischen Arbeit in Theorie und Praxis“ 1/1978
- Gerd Jankowski: Über die Grundlagen eines verblichenen Programms
- Klaus Winter: Materialismus oder kritische Theorie- Kritische Bemerkungen
zur philosophischen Debatte im theoretischen Organ der KPD
- Heiner Karuscheit: Wozu das Ganze? „Aus Anlass der Thesen zur Einheitsfrontpolitik der Weimarer KPD“ von A. v. Plato in „Theorie und Praxis“ Nr. 1/1979.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Sondernummer zur KPD, Frankfurt/M., 1979
Oktober 1979:
Vermutlich im Oktober oder November erscheint im VTK in der Reihe „Theorie und Geschichte der Arbeiterbewegung“ die Schrift: „Über einige Fragen der Geschichte unserer Partei. Beschluss der KP Chinas (vom) April 1945 mit einem Vorwort von Heiner Karuscheit“.
Dazu heißt es in einer Anzeige in den AzD, Nr. 4/1979: „Ein Beschluss der KP Chinas von 1945, der die entscheidenden Jahre der chinesischen KP bis Anfang 1935 behandelt, als Mao Zedong die Führung der Partei übernahm, und die bis dahin gemachten Fehler umfassend und systematisch analysiert. Ein seit über zwanzig Jahren nicht mehr zugängliches Dokument, in dem die von der Komintern zu großen Teilen unabhängige Linie der chinesischen Kommunisten erläutert wird.“
Q: Anzeige in Aufsätze zur Diskussion, Nr. 4, Frankfurt/M., 1979, S. 102.
November 1979:
Als Sondernummer der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK im November die „Sondernummer zur Alten Hauptseite Theorie“.
In der Vorbemerkung heißt es: „Im April/Mai dieses Jahres begab sich der ZA (Zentralausschuss) der KGBE auf die Suche. Was er suchte, war „die Wahrheit“, und finden wollte er sie in „den Tatsachen“. Das Ergebnis dieser Suche war nach Meinung der Bochumer Genossen so gewichtig, dass sie es der gesamten Bewegung, insbesondere der „Hauptseite Theorie“, in einer 30-seitigen Broschüre teilweise kostenlos mitteilten.
Wahrhaft schlimme Erkenntnisse und schreckliche Tatsachen erblickten durch die Broschüre „Die Wahrheit in den Tatsachen suchen“ das Licht der marxistisch-leninistischen Öffentlichkeit. Nicht nur eine „bodenlose Schlamperei“ („Die Wahrheit …“, S. 11) fanden die Genossen, sondern noch Ärgeres. Man entdeckte, dass der Genosse Schröder sich eines „platten Jubeltraditionalismus“ (S. 22) befleißigt, und außerdem wurde eine „weitere, noch dickere Unterschlagung“ (S. 9) an Land gezogen. Ein „feuriges Ross“ und einen „bedächtigen Esel“… fanden die Genossen - leider nur im Dichterwort und nicht in den Tatsachen. Aber vielleicht war gerade hier die Suche nicht gründlich genug? Auch der Genosse Karuscheit bekam endlich sein Fett ab, denn er wurde auf dem „Schlachtfeld“ entdeckt, wie er gerade unverfroren „den Marxismus-Leninismus schlachtete“ … Als sein Metzgergeselle unterstützte ihn dabei mit „Demagogie“ und einer „miesen Art der Auseinandersetzung“ der Genosse Meissner.
Doch nicht nur alle diese vermeintlichen Tatsachen waren das Ergebnis der Suche! Nein, die Genossen aus Bochum haben auch Tatsachen auf dem Gebiet der Human-Medizin herausgefunden. Sie haben nämlich den Begriff der „theoretischen Impotenz“ erforscht und dabei die fiese Entdeckung gemacht, dass es sich um eine „schwere psychische Störung“… handelt. Der Genosse Meissner, der diesen Begriff prägte und wohl mit der Mehrzahl seiner Leser darunter einzig eine theoretische Unfähigkeit in programmatischen Fragen verstand, wird ebenso wie die Leser des Traktats aus Bochum über die „gefundene Bedeutung“ dieses Begriffs erstaunt gewesen sein. Es bewahrheitet sich wieder einmal die alte Weisheit der Bibel: Wer suchet, der findet!
Und so haben die Genossen aus Bochum und Essen im Schweiße ihrer Federkiele endlich die wahre Bedeutung dieses Begriffe gefunden, um davon ausgehend die Frage aufzuwerfen; SIND STILFRAGEN GLÜCKSSACHE? … Wie der geneigte Leser aus der angeführten Liste von Beispielen - die übrigens nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erhebt - ersehen kann, haben sie diese Frage gleich „praktisch“ beantwortet.
Zu fragen ist in diesem Zusammenhang allerdings, warum die Genossen der KGBE, die mit dem sozialistischen Knigge winken und über Stilfragen forschen, nicht ein Wort zu den Schimpfkanonaden von Robert Kurz verlieren. In seinen neuesten „Diskussionsbeiträgen“ Nr. 3/79 bezeichnet Kurz den Genossen Karuscheit etwa als „Ruhrpott-Sokrates“ (S. 29) und „verhinderten Kathederphilosophen“ (S. 35), der seinen „gedanklichen Dschungel“ (S. 29) und seine „skurrilen Anschauungen“ (S. 29) in „pastoraler Manier“ … und „mit der Sorgfalt eines spießbürgerlichen Professors“ … vorträgt, „wobei er das Weihrauchfass über den Unbilden der Realität“ (S. 35) schwingt … Die vorliegende Analyse kann endlich … „vollständig und endgültig das wahre Wesen dieser Strömung aufdecken. Dies muss einer umfassenderen historisch-materialistischen Analyse der marxistisch-leninistischen Bewegung vorbehalten bleiben“ (S. 5) …
Die Oberzeugungskraft der vom Genossen Kurz „gegebenen Analyse“ war es wohl auch, die die Bochumer Genossen, was seinen Stil betrifft, zum Schweigen brachte! Warum dann also der Bochumer Streit um Worte - der traurige Kampf gegen die Windmühlenflügel des „unglücklichen“ und „glücklichen“ Stils? Warum die Schimpfkanonaden des Genossen Kurz? Sind sie der berechtigte Zorn des verkannten Genies? …
Robert Kurz und die KGBE stehen sich geistig näher als die KGBE und die neue Hauptseite Theorie, so dass „Stilfragen“ dann keine „Glückssachen“ mehr sind, sondern Ausdruck „äußerst scharfer Polemik“, die „gut und notwendig“ ist? („Die Wahrheit …, S. 5). „Halt!“ hören wir jetzt unsere Bochumer Genossen rufen, „das ist wieder ein fieser Trick. Unsere Broschüre ist im Mai erschienen, die von Kurz erst im September.“ Richtig! Ertappt! Aber der Genosse Kurz hat uns schon in seiner Schrift „Vorhut oder Nachtrab“ demonstriert, zu welch sprachlichen Perlen er fähig ist …
Sollten sie sich die Zeit nehmen, die „Diskussionsbeiträge“ Nr. 3 aufmerksam zu lesen, werden sie feststellen, dass der Genosse Kurz nicht nur ein Vorbild bezüglich des Umgangstons ist, sondern auch genügend Selbstbewusstsein hat, um uns zu versichern, dass er etwas „nachgewiesen habe“ (S. 29), woraus dann später die „von mir (Kurz; d. V.) gegebene Analyse“ (S, 35) wird bzw. die Feststellung, dass er „bereits“ etwas „gezeigt habe“ (S. 39). Robert Kurz, der hier in „pastoraler Manier“ („Beiträge“ S. 3) und mit dem „fleißig erhobenen Zeigefinger eines Schulmeistere“ (S. 35) auftritt, bezieht sich auf seine Broschüre „Vorhut oder Nachtrab“, deren Qualitäten leider nicht genügend „Jubelperser“ angelockt haben, so dass er selber in die Bresche springen musste …
Der Mörder ist immer der Gärtner - und unser zarter Keim und seine Keimlinge aus Nürnberg, Fürth und Erlangen scheinen schon den Schatten des Gärtnerstiefels über sich zu spüren. Und die KGBE? Die Genossen werden es wahrscheinlich ebenso als infame „Gelsenkirchener“ Bösartigkeit empfinden, wenn man ihnen sagt, dass ihre plötzliche Sensibilität, ihre Überreaktion, ihr Lamentieren Über Stilfragen vielleicht etwas mit der sechsjährigen theoretischen und politischen Stagnation dieses Zirkels zu tun hat. Darum ist es eine Aufgabe dieser Sondernummer, nachzuweisen, dass die Hilflosigkeit der KGBE und darüber hinaus der ganzen alten Hauptseite Theorie eine direkte Folge ihrer theoretischen Fehler ist.
In der Vorbemerkung zur Nr. 1/1979 der AUFSÄTZE ZUR DISKUSSION hatte die Redaktion von einer Dreiteilung der Hauptseite Theorie gesprochen:
Die erste Richtung, angeführt von der KG Bonn und den „Roten Briefen“ aus Wuppertal, befindet eich im Übergang zum kleinbürgerlichen Sozialismus, lehnt den Leninismus als Marxismus der Epoche des Imperialismus ab, steht dem dialektischen und historischen Materialismus als einer in sich geschlossenen (gleichwohl nicht abgeschlossenen) systematischen Anschauung über Natur, Gesellschaft und Denken ablehnend gegenüber und hat den „Anti-Stalinismus“ erkoren.
Die zweite Richtung ist die sogenannte „alte“ Hauptseite Theorie, wird von der KGBE angeführt - inzwischen leistet Robert Kurz Schützenhilfe - und erhebt die Forderung nach der Klassenanalyse als nächstem und wichtigstem Kettenglied.
Die dritte Strömung ist die „neue“ Hauptseite Theorie (NHT), die den Niedergang der ml-Bewegung aus ihrer Entstehung sowie dem Gang ihrer Geschichte erklärt und ausgehend davon die Aufarbeitung der Geschichte der ml-Bewegung und den Kampf um die Grundlagen des Marxismus-Leninismus zur gegenwärtigen theoretischen Hauptaufgabe erklärt.
Um die gemeinsamen theoretischen Grundlagen der alten Hauptseite Theorie zu charakterisieren, zeichnen sich, grob gesehen, drei Wesenszüge ab: 1) ein Theorieverständnis, das sich wesentlich auf politische Fragen reduziert und nicht über die Grenzen der Klassenanalyse hinausreicht; ein Praxisverständnis, das Praxis mit Politik gleichsetzt; die Auffassung, dass der Opportunismus der westdeutschen ml-Bewegung klassenmäßig bedingt (sozial determiniert) ist. Nicht alle zur alten Hauptseite Theorie zählenden Gruppen teilen alle benannten Auffassungen. Jede hat außerdem ihre eifersüchtig behütete (da die eigene Existenz rechtfertigende) Besonderheit -aber im Großen und Ganzen bilden sie alle eine gemeinsame Richtung.
Welche Vertreter weist diese Richtung auf? Befassen wir uns zuerst mit den Mitstreitern der KGBE.
Der erste Mitstreiter ist eine Gruppe Mainzer Marxisten-Leninisten, die mit theoretischen Publikationen bisher nicht an die Öffentlichkeit getreten ist, aber aus ihrer Sympathie für die KGBE kein Hehl macht. In einem Brief an den Kreis Frankfurt-Rüsselsheimer Marxisten-Leninisten bekennen sich die Genossen aus Mainz offen zur Hauptseite Theorie, und zwar in ihrer alten Variante …
Über die Frage, wie dieses Programm auszusehen hat, warum die mittlerweile zehn Jahre alte Forderung danach immer noch nicht eingelöst ist, und warum gerade heute das Programm das zentrale Kettenglied darstellen soll, darüber schweigen die Mainzer Genossen sich aus.
Als zweites ist der KABK (Kommunistischer Arbeiterbund Kassel) zu nennen, eine aus der Ortsgruppe Kassel des KABD/RJVD hervorgegangene Gruppe, die bisher mit der Nummer 1 ihrer „Schriften zum Parteiaufbau“ zum Parteiaufbau“ hervorgetreten ist, und zwar im November 1978. Da der Genosse Alfred Schröder in seinem Aufsatz „Ein neuer Vertreter der alten Hauptseite Theorie“ in der Nullnummer der AUFSÄTZE ZUR DISKUSSION bereite ausführlich auf die theoretische Potenz dieser Gruppe eingegangen ist, die in etwa der Zeugungsfähigkeit eines kastrierten Katers entspricht, soll hier nur ganz kurz auf die Rolle eingegangen werden, die der KABK und seine Zeitung für die KGBE gespielt hat.
Nach mehreren gescheiterten Projekten des Bochumer Zirkels, der Einheit der westdeutschen Marxisten-Leninisten durch das Zusammenschustern einer Plattform und aufwendige Zirkeldiplomatie näherzukommen, fand die KGBE endlich im KABK einen Juniorpartner, der bereit und willig war, eine gemeinsame Erklärung zu unterschreiben. Frühere Versuche der KGBE waren kläglich gescheitert. Das zarte Liebeswerben der Bochumer Genossen um die GRW (Gruppe Revolutionärer Weg), eine Abspaltung vom KABD, hatten die ehemaligen KABD-Genossen schnöde abgewiesen, sich stattdessen nach einer kurzen „Theoriephase“ dem KBW in die Arme geworfen und in seiner Umarmung die eigenständige Existenz ausgehaucht.
Noch peinlicher war die Affäre mit der KG Bonn verlaufen. Auch den Bonner Genossen machte man ein Angebot zur Verabschiedung einer gemeinsamen Plattform - die Sache hatte nur einen Haken: diese standen schon mit einem Bein im Lager des kleinbürgerlichen Sozialismus. Die Ehe kam nicht zustande. Jetzt trat der KABK auf den Plan. Aber auch diese Liebschaft hatte einen Pferdefuß: In der ML-Bewegung waren die Kasseler gänzlich unbekannt, und die Unterschrift eines gänzlich unbekannten Zirkels unter eine programmatische Erklärung ist etwa soviel wert wie eine Fliegenklatsche für die Löwenjagd. Um daher die theoretische Jungfräulichkeit der Kasseler Genossen zu verhüllen, zimmerten diese kurzerhand die erste und bisher einzige Nummer ihrer theoretischen Zeitschrift zusammen, legitimierten sich damit vor der Bewegung als Zirkel der Hauptseite Theorie und verliehen ihrer Unterschrift unter die gemeinsame Erklärung Gewicht. Inhaltlich vertraten sie die Positionen der KGBE und erhoben die Forderung nach Klassenanalyse. Damit schien das holde Glück gesichert zu sein.
Doch das Pech, das so unverdientermaßen an den Schuhsohlen der Zirkeldiplomaten des ZK der KGBE klebt, ließ den Bochumer Honigmond auch diesmal wieder zu einem peinlichen Schauspiel geraten. Auf der Bochumer Zirkelkonferenz am 16./17. Juni 1979 distanzierte sich der KABK öffentlich von seinen Freunden und Förderern, bekannte sich zu den Positionen des KBW und hat mittlerweile gar … eine Kritik an der programmatischen Plattform der KGBE angekündigt …
Auch die Genossen um Kurz sehen in der Klassenanalyse die ultima ratio, um die Bewegung aus der gegenwärtigen Krise zu führen. „Was nun die Bestimmtheit der Ansichten angeht, für die wir streiten wollen, so handelt es sich in erster Linie um die Aufgabe der Klassenanalyse, der Verteidigung der marxistisch-leninistischen Klassentheorie und ihrer Anwendung auf die heutigen imperialistischen Verhältnisse und die Geschichte der Arbeiterbewegung …“
Die zweite zentrale These von Kurz und seinem Mitstreiter Klein, einem weiteren Vertreter der Gruppe, lautet, dass das Scheitern der ml-Bewegung direkt mit ihrer sozialen Zusammensetzung zusammenhängt. Sie stellen fest (haben analysiert, gezeigt und bewiesen), „dass wir somit den Opportunismus in der marxistisch-leninistischen Bewegung nicht nur als historisch vermittelten, sondern auch als unmittelbaren… Reflex der Tendenzen des imperialistischen Kleinbürgertums, dar Arbeiteraristokratie und der lohnabhängigen Mittelklasse mit ihren verschiedenen Abteilungen und Schichten begreifen müssen.“ („Diskussionsbeiträge“ S. 32) …
Den eigentlich naheliegenden Gedanken, zunächst die Ursachen für das Scheitern der Klassenanalyse gründlich zu erforschen, bevor man sich weiteren Aufgaben zuwendet, weist R. Kurz also weit von sich. Er findet es „mechanistisch“, den ersten Schritt vor dem zweiten zu tun, und zitiert aus der Stellungnahme aus Gelsenkirchen zur gemeinsamen Erklärung der KGBE und des KABK, in der die Gelsenkirchener Genossen schrieben:
„Als erstes sind sie (die Marxisten-Leninisten; d. V.) gezwungen, eine materialistische Erklärung ihres eigenen Niedergangs zu erarbeiten… Als zweites - und zwar auch der zeitlichen Abfolge nach - wird unsere Bewegung gezwungen sein, die Auseinandersetzungen mit dem kleinbürgerlichen Sozialismus auf dem Gebiet der Geschichte der internationalen Arbeiterbewegung aufzunehmen.“ Dies ist - so Robert Kurz - eine „mechanistische Auffassung“ („Diskussionsbeiträge“, S. 32). Er ist vielmehr für die Gleichzeitigkeit. Gleichzeitig halten wir daran fest, auf allen Stufenleitern der Erarbeitung der Theorie politische Schlussfolgerungen zu ziehen und den politischen Opportunismus in der ml-Bewegung zu bekämpfen.“ („Diskussionsbeiträge“ 2, S. 5).
So setzt er denn nicht ein Bein vor das andere - eine völlig mechanistische Form der menschlichen Vorwärtsbewegung, sondern nimmt gleichzeitig alle Stufen der Theorie und Politik. Zu fragen sind Kurz und Klein an dieser Stelle auch, warum sie nicht auf den eigentlich naheliegenden Gedanken gekommen sind, sich zunächst mit dem programmatischen (theoretischen) Scheitern der KGBE auseinanderzusetzen - mit dem Zirkel also, der nun seit sechs Jahren (mehr oder weniger fest) den Gedanken der Klassenanalyse hochhält, allerdings so hoch, dass es der Gruppe bis heute nicht gelungen ist, auch nur eine der zu bewältigenden Fragen zu lösen.
Neben den genannten Zirkeln zählen zum Umfeld der alten Hauptseite Theorie etwa noch die Westberliner „Liebknecht-Vereinigung“, die KAG Osnabrück und mittlerweile wohl auch die „Gruppe Ratinger Kommunisten“. Sie werden jedoch nicht extra behandelt. Demgegenüber beschäftigt sich die Sondernummer mit der Gruppe „Kampf dem Revisionismus“ aus München, drei Genossen aus Nürnberg und Castrop-Rauxel und dem AKV (Arbeiterkulturverlag), die alle am Rande der alten Hauptseite Theorie stehen. Wenn die anderen nicht ausdrücklich behandelt werden oder überhaupt jemand vergessen worden sein sollte, bitten wir um Nacheicht. die eine oder andere Gelegenheit ergeben dürfte, Versäumtes nachzuholen…
Ebenso bitten wir um Verständnis, wenn in der Kritik alle Gruppen ungeachtet ihrer sonstigen Leistungen behandelt werden. Sicherlich und ganz ernsthaft spielt die KGBE, die seit Jahren Betriebsarbeit macht, eine andere Rolle als, sagen wir, die Genossen aus Nürnberg/Fürth/Erlangen. Aber hier wird nicht die praktische Arbeit kritisiert, sondern sollen die theoretischen Verdienste gewürdigt werden, die sich die alte Hauptseite Theorie bereits jetzt in so hohem Maße erworben hat.
Zuguterletzt möchten wir noch darauf hinweisen, dass die verschiedenen Kapitel von verschiedenen Autoren geschrieben wurden. Deshalb ließen sich Brüche und Wiederholungen nicht immer ganz vermeiden. Wir hoffen jedoch, dass uns der geneigte Leser auch deswegen Verzeihung schenkt, jedenfalls so lange, bis er die letzte Seite umgeblättert hat.“
Die Artikel der Sondernummer sind von Heiner Karuscheit, Alfred Schröder und Jan Lidtke:
- Zehn Jahre alte Hauptseite Theorie- Ein Grund zum Feiern?
- Vorwärts mit dem naturwüchsigen Chaos
- Zu (r) Imperialismus und Klassenanalyse
- Über die Dialektik von Theorie und Praxis
- Die leidige Klassenbedingtheit
- das Geschrei über den Opportunismus
- Die heißgeliebte Politik
- Konterrevolutionäre unter uns: Die MLD.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Sondernummer zur Alten Hauptseite Theorie, Frankfurt/M., November 1979.
Dezember 1979:
Die Nummer 4 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im Dezember im VTK.
Im Vorwort erklärt die Redaktion: „Mit dieser Nummer 4/1979 liegt die letzte Ausgabe der Aufsätze zur Diskussion im Erscheinungsjahr 1979 vor. Einschließlich der Null-Nummer vom März des Jahres sowie den beiden Sondernummern zur KPD und zur alten Hauptseite Theorie, sind insgesamt sieben Nummern erschienen, eine Tatsache, die ihre Bedeutung erst vor dem Hintergrund des Zustandes der ml-Bewegung erlangt.
1980 werden voraussichtlich sechs Ausgaben einschließlich eventueller Sondernummern erscheinen …
Die Diskussion über Fragen der Philosophie wird in dieser Nummer mit einer Erwiderung von Heiner Karuscheit auf Karam Khella fortgesetzt. Ein Artikel von Bernd Ziesemer, KPD, der sich mit der Sondernummer zur KPD befasst und eigentlich schon diesmal abgedruckt werden sollte, wird aus Platzgründen in der nächsten Nummer erscheinen. Der Artikel zum KBW: „Sandkastenrevolutionäre mit Sendungsbewusstsein“, wurde uns von einem ehemaligen KBW-Genossen aus Hamburg zur Verfügung gestellt. Das optimistische „Vorwärts in die achtziger Jahre“, das noch vor einiger Zeit für die Westdeutsche ML-Bewegung selbstverständlich war, ist inzwischen merkbar leiser geworden. Leider tritt an seine Stelle nicht immer gründlicheres Nachdenken …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Offenbach und die Folgen - Das Debakel der KPD
- Heiner Karuscheit: Über die Dialektik von Theorie und Praxis
- V. D., Hamburg: Die Geschichte hat dem KBW den Auftrag erteilt, den bewaffneten Aufstand in der BRD durchzuführen- oder: Wie Sandkastenrevolutionäre mit Sendungsbewusstsein die Wirklichkeit vergewaltigen
- Jutta Gerber: Ei schau doch, was das Möpschen kann: Es bellt den Elefanten an: Die Kritik der KPD/ML an Mao Zedong
- Erklärung der Redaktion zu der geplanten Arbeitstagung über das philosophische Werk Mao Zedongs
-Heiner Karuscheit: Dinglichkeit der Erscheinung oder Erscheinung des Dings? Eine Erwiderung auf Karam Khella.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 4, Frankfurt/M., 1979.
Februar 1980:
Im VTK erscheint im Februar 1980 ein Nachdruck der Schrift: G. W. Plechanow: „Sozialismus und politischer Kampf“ mit einem Anhang: „Drei Dokumente der Gruppe Befreiung der Arbeit“ (VTK-Reihe „Theorie und Geschichte der Arbeiterbewegung“, Bd. 2). Es soll sich um eine „Deutsche Erstveröffentlichung“ handeln.
Die historische Einleitung stammt vom AzD-Redakteur Klaus Winter: „Die 1883 im Exil in Genf erschienene Arbeit Plechanows ist die Geburtsstunde des russischen Marxismus. Plechanow verteidigt in ihr erstmals den Marxismus in theoretisch grundlegender Weise gegen die Volkstümler. Lenin nannte sie die erste „profession de foi“ (Glaubensbekenntnis) der russischen Marxisten. Trotz ihrer Bedeutung blieb die Arbeit dem deutschsprachigen Publikum bisher unbekannt, da eine Übersetzung fehlte. Sozialismus und politischer Kampf sollte von jedem gelesen werden, der sich mit der Entwicklung der russischen Marxismus und der Vorgeschichte der Leninschen Partei befassen will.“
Q: G. W. Plechanow: Sozialismus und politischer Kampf, VTK, Frankfurt/M. und Gelsenkirchen 1980.
Februar 1980:
Als Sondernummer der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK im Februar die „Sondernummer zum KABD“.
In der Vorbemerkung heißt es: „Die vorliegende Sondernummer der AUFSÄTZE ZUR DISKUSSION enthält vier Beiträge zur Kritik der theoretischen Anschauungen des KOMMUNISTISCHEN ARBEITERBUNDES DEUTSCHLANDS (KABD). Einer Kritik unterzogen werden die theoretischen Organe des KABD, die REVOLUTIONÄREN WEGE 6 „Die dialektische Methode in der Arbeiterbewegung“, 7-9; „Die Restauration des Kapitalismus in der SU“; 10 „Einige Grundfragen des Parteiaufbaus“ sowie die klassenanalytischen Aussagen des RW 16-19 „Der staatsmonopolistische Kapitalismus in der BRD“, soweit sie die Bestimmung des revolutionären Subjekts in Westdeutschland betreffen. Eine weitere vorliegende Kritik des RW 15 „Kampf dem Liquidatorentum“ konnte aus Platzgründen in dieses Heft nicht aufgenommen werden.
Michael Vogts Aufsatz: „Dickhuts Philosophie - Blech aus Solingen“ ist keine Fortsetzung der Auseinandersetzung um die „Dickhutsche Dialektik“, die, von A. Schröder in der Schrift: „Unsere nächsten Aufgaben“ begonnen, über einen Artikel in der ROTEN FAHNE des KABD in der Nummer 6/79: „Karuscheit und der Kampf der Arbeiterklasse“ zu M. Vogts: „Hauptsache Einheit - Ein neuer Aufguss der Theorien Willi Dickhuts“ in der Nr. 2 der Aufsätze führte. M. Vogts jetzt vorliegende Kritik der Fehlerhaftigkeit der philosophischen Ausführungen des KABD und der Unkenntnis der grundlegenden Aussagen des dialektischen Materialismus im KABD liefert Begleitmaterial zum Verständnis des derzeitigen Schweigens des KABD gegenüber den vorliegenden Kritiken an seinen philosophischen Ausführungen.
„Untersucht, analysiert und dargestellt“ hat der KABD nach eigenem Bekunden die Restauration des Kapitalismus in der SU. Klaus Aresti und Heide Strecker messen die Ausführungen des KABD an diesem Anspruch und fügen an„… und durchgefallen!“ Sie zeigen nicht nur, dass W. Dickhuts Werk keinen wissenschaftlichen Ansprüchen genügt, sondern auch, dass der Autor des RW 7-9 nur aufgrund einer sehr eigenen Methode, trotz mangelnder Kenntnisse über die gesellschaftliche Entwicklung in der SU sowie der Theorie des Marxismus-Leninismus, ein Buch zustande brachte.
Hans Koch überführt durch die Untersuchung der „dialektischen Einheit der 5 grundsätzlichen Seiten des Parteiaufbaus“ sowie des Konzepts: „Der Parteiaufbau - vom Bund zur Partei“ den KABD „Einiger Grundfehler beim Parteiaufbau“. Weiter verweist H. Koch auf den tatsächlichen Stand des KABD beim Parteiaufbau. Seine Ausführungen haben insbesondere durch das „Kommunique des 4. ZDT des KABD“ aktuelle Bedeutung. Wer sich über falsche Beschlüsse des Ende 1979 stattgefundenen 4. ZDT unterrichten will, der mag seine Lektüre mit diesem Artikel beginnen.
Lothar Debuss misst unter der Überschrift: „Der KABD und die Arbeiterklasse - Das Lieblingskind entpuppt sich als Stiefkind“ den Wert des RW 16 - 19 an den klassenanalytischen Ausführungen über den Totengräber dieses Systems. L. Debuss zeigt nicht nur die Armseligkeit der Ausführungen des KABD zum Proletariat in der Grundsatzerklärung des KABD und dem genannten RW auf. Er macht darüber hinaus darauf aufmerksam, dass die Bestimmung des Proletariats durch den KABD mit den Ausführungen der Klassiker des Marxismus-Leninismus wenig, dafür aber umso mehr mit den klassenanalytischen Aussagen der modernen Revisionisten gemein hat.
Abgesehen von den Ausführungen M. Vogts stammen die vorliegenden Kritiken von ehemaligen Mitgliedern bzw. Sympathisanten des KABD, RJVD oder der KSG und haben insoweit auch die Rolle von Selbstkritiken. Dies mag an der einen oder anderen Stelle zu unnötiger Schärfe verführt haben. Insbesondere sollten einige Anspielungen auf den vom KABD gepflegten Proletkult nicht als Kritik der „an sich“ positiven Konzentration der praktischen Tätigkeit des KABD auf die Arbeiterklasse missverstanden werden.
Die Verspätung der bereits für Herbst 1979 angekündigten Sondernummer ist im Wesentlichen auf eine Überschätzung der eigenen Möglichkeiten zurückzuführen. Insgesamt hindert die aus der alten ml-Bewegung stammende Zurückgebliebenheit stärker als vermutet. Um die Herausgabe der Sondernummer nicht noch weiter zu verzögern, wurden gewisse Schwerfälligkeiten im Ausdruck in Kauf genommen. Weiter ist anzumerken, dass bei den Beiträgen der ehemaligen Mitglieder des KABD usw. Helmut Modau sowohl inhaltlich als auch bei der Bissigkeit der Formulierungen mitgewirkt hat. Die inhaltliche Mitarbeit erstreckte sich vor allem auf Fragen der historischen Einordnung der jeweiligen Werke.
Ein weiterer Grund für die verspätete Herausgabe der Sondernummer ist eine Ausdehnung der praktischen Tätigkeit in nicht vorausgesehenem Maße. Vor allem das überraschend große Interesse an der Studienbewegung des wissenschaftlichen Sozialismus und die wachsende Diskussionsbereitschaft innerhalb der ml-Bewegung nahmen unsere Kräfte stärker als vermutet in Anspruch.
Sowohl das verspätete Erscheinen der Sondernummer als auch die Schwerfälligkeit einiger Formulierungen ändert jedoch nichts daran, dass die vier Kritiken Behauptungen des KABD, wie er sie Anfang dieses Jahres unter der Überschrift: „10 Jahre REVOLUTIONÄRER WEG - 10 Jahre PARTEIAUFBAU“ aufstellte, ins Land der Fabeln verweisen. Unter dem Eindruck der praktischen Erfolglosigkeit ist der KABD in den letzten Jahren immer stärker gezwungen, seine theoretischen Leistungen in den Vordergrund zu rücken. Diese theoretischen Leistungen des KABD sind untrennbar verbunden mit dem Organ REVOLUTIONÄRER WEG und dem Namen des Leiters des Redaktionskollektivs, mit Willi Dickhut. Zum RW konnte man in der ROTEN FAHNE 1/80 lesen:
„In den bisher erschienenen 19 Nummern wurden neue grundlegende Probleme der kommunistischen und Arbeiterbewegung, wie z. B. die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion, vom Standpunkt des Marxismus-Leninismus aus analysiert und bewertet.“ (Seite 9).
In der vorliegenden Sondernummer wird dazu das Notwendige gesagt. Mit dieser Fabel fällt jedoch auch die nächste: „Der REVOLUTIONÄRE WEG ist unser Rüstzeug für die 80er Jahre - dem Jahrzehnt der Gründung der Partei.“ (a.a.O.)
Die Betonung seiner theoretischen Leistungen hat beim KABD einen konkreten Hintergrund in den Vorgängen auf dem 4. Zentralen Delegiertentag. Erstmalig trat auf einem Delegiertentag des KABD eine „kleine Minderheit“ auf und forderte nicht nur die Bestimmung des ideologischen Kampfes zum Hauptkettenglied beim Parteiaufbau, sondern auch darüberhinaus „Hauptgewicht Theorie“.
Den Kenner des KABD verwundert weniger, dass diese Anschauungen mit „übergroßer Mehrheit“ abgelehnt wurden, als dass sie überhaupt auf dem 4. ZDT vorgetragen werden konnten. Doch wie dem auch sei, die Antwort des KABD auf die „kleine Minderheit“ ist klar.
„Was fordert ihr denn Hauptgewicht Theorie?“, fragt man: „Wir haben die Theorie doch bereits in Form der REVOLUTIONÄREN WEGE !“. Genossen, die nicht in den Reihen des KABD stehen, werden noch ganz anders abgefertigt:
„Die konterrevolutionäre Strömung „Hauptseite Theorie“ wie Schröder, Karuscheit und Kurz versuchen mit ihrer Lüge, die Theorie sei für den Klassenkampf in der BRD noch nicht entwickelt, nicht nur die Klassiker, sondern auch die Revolutionären Wege, insbesondere RW 16 - 19, zu leugnen und Verwirrung in die Arbeiterbewegung zu tragen.“ (Entwurf des Rechenschaftsberichts für den 4. ZDT, Seite III 9)
Niemand „leugnet“ und dazu noch „konterrevolutionär“ die RW's. Es ist eine einfache Tatsache, dass sie untauglich sind, um im Parteiaufbau weiterzukommen. In vier Beiträgen wird dies in diesem Heft belegt und jeder, der will, kann sich damit auseinandersetzen.
Womit man sich nicht auseinandersetzen möchte, sind einige Erscheinungen vor allem in den KABD-Organisationen Baden-Württembergs, wo Genossen glaubten, die Formulierung „konterrevolutionär“ weiterentwickeln zu müssen. Sie sind dabei gelandet, H. Karuscheit als Agent des Verfassungsschutzes zu verleumden. Da vor Agententätigkeit niemand sicher ist und selbst die Bolschewiki einige böse Überraschungen erlebten, als sie nach der Oktoberrevolution die Archive öffneten, fordern wir den KABD und insbesondere den selbst von Verleumdungen der modernen Revisionisten betroffenen W. Dickhut auf, alle Beweise für diese Anschuldigungen einiger seiner Funktionäre der ml-Bewegung vorzulegen. Kann der KABD dies nicht - und dies ist sicher - weiß jeder, was er von diesen Anwürfen zu halten hat.
Die vorliegenden Kritiken stellen sich die Aufgabe, den falschen Glauben in die „geschaffene Theorie“ in den Reihen des KABD zu zerstören. Worum es uns nicht geht, ist dem KABD Schwierigkeiten zu bereiten, wie diese Kritiken wohl manch einer verstehen wird. Wir fordern niemanden auf, dem KABD den Rücken zu kehren, insbesondere die Genossen nicht, welche unserer Kritik mehr oder weniger zustimmen. Worum es geht ist, dass der KABD sich entsprechend den Anforderungen umgestaltet und aufhört nach dem Prinzip „Augen zu und weiter wie bisher“ auch noch den Rest seiner Substanz zu verspielen.
Noch immer versammelt der KABD fast ein Zehntel der westdeutschen Marxisten-Leninisten um seine Fahne. Innerhalb der westdeutschen ml-Bewegung ist er isoliert und seine Anschauungen gelten als indiskutabel. Die geographische Ausbreitung des KABD über Westdeutschland ist seit längerem rückläufig. Er steht, wenn man vom Verschicken von Genossen nach NRW absieht, wieder da, wo er vor rd. 10 Jahren angefangen hat. Ein gewiss positiver Posten in der heutigen Bilanz des KABD weiß er selbst oft genug herauszustellen: die Tatsache, dass er einige Genossen in seinen Reihen hat, welche als konsequente Gewerkschafter in ihren Betrieben Einfluss haben und respektiert werden. Dass er ständig solche Genossen verliert, wird höchstens nach innen und nur scheibchenweise bekannt. Der Niedergang des KABD ist offensichtlich.
Nun könnte dieser Niedergang uns gleich sein, wenn es sich dabei nur um eine Umschichtung innerhalb der westdeutschen ml-Bewegung handeln würde - sich die Genossen, die den KABD verlassen, in einer entwickelteren Organisation der ml-Bewegung wiederfinden würden. Dies war noch z. T. bei den Abspaltungen der Jahre1975 und 1976 der Fall - heute wird aus dem Abschied vom KABD oft ein Abschied vom Marxismus-Leninismus. Es ist inzwischen schon soweit gekommen, dass mit Blick auf die Entwicklung einiger ehemaliger KABD-Gruppen der Verbleib im KABD als „kleineres Übel“ vorgezogen wird. Dies schiebt die Probleme jedoch nur hinaus und löst sie nicht.
Aus den Reihen der Neuen Hauptseite Theorie liegen zwei Ausführungen vor, die sich mit der Krise der westdeutschen ml-Bewegung auseinandersetzen: „Unsere nächsten Aufgaben“ und „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“. Eine Folgerung aus diesen Untersuchungen ist, dass die westdeutsche ml-Bewegung die Aufgabe, im Kampf gegen den kleinbürgerlichen Sozialismus und den modernen Revisionismus ihre eigenen Grundlagen herauszuarbeiten, noch vor sich, hat. Die derzeitige Krise ist notwendige Folge der noch nicht geleisteten theoretischen Abgrenzung gegenüber diesen Anschauungen.
Diesen objektiv anstehenden Aufgaben, muss die westdeutsche ml-Bewegung sich stellen, will sie nicht untergehen. Wir sind der Meinung, dass auch der KABD sich diesen Aufgaben stellen muss, sich entsprechend umgestalten muss. An entsprechenden Versuchen innerhalb des KABD fehlt es nicht, wie die „kleine Minderheit“ des 4. ZDT oder auch die Broschüre von Ulrich Nielsen „Für die achtziger Jahre… Die Lehren aus der Geschichte ziehen“ zeigen. Bisher haben diese Versuche wenig Früchte gezeitigt, es war allerdings noch nie leicht, eingefahrene Wege zu verlassen. Wenn wir hier versuchen, einen Beitrag dazu zu leisten, dass die alten Anschauungen kritisch unter die Lupe genommen werden, dann deshalb, weil wir der Ansicht sind, dass die ml-Bewegung möglichst geschlossen den Kampf mit den gegnerischen Ansichten aufnehmen sollte. Alleine die Möglichkeit, diesen Kampf aus einer besseren Ausgangsposition aufzunehmen, rechtfertigt unseren Versuch, mit den vorliegenden Beiträgen auf die Diskussion innerhalb des KABD Einfluss zu nehmen. Für den weiteren Zerfall des KABD bedarf es dieser Ausführungen nicht, er ist bei Weiterverfolgung der derzeitigen „Linie“ unvermeidlich.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Michael Vogt: Dickhuts Philosophie - Blech aus Solingen
- Klaus Aresti/Heide Stecker: Untersucht, analysiert, dargestellt - und durchgefallen: Anmerkungen zum RW 7-9: Die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion
- Hans Koch: Der RW 10: Einige Grundfehler beim Parteiaufbau
- Lothar Debuss: Der KABD und die Arbeiterklasse- Das Lieblingskind entpuppt sich als Stiefkind
Q: Aufsätze zur Diskussion, Sondernummer zum KABD, Frankfurt/M. und Gelsenkirchen, Februar 1980.
März 1980:
Die Doppelnummer 5/6 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im März im VTK. Im Mittelpunkt der Ausgabe steht die „Krise und die Zukunft der westdeutschen ML-Bewegung.
Im Vorwort schreiben die Herausgeber: „Am 19./20. April 1980 findet im Rhein/Main-Gebiet die 2. Konferenz der Gruppen und Genoss(inn) statt, die sich an die Aufsätze zur Diskussion anlehnen. Im Mittelpunkt wird die Diskussion über „Krise und Zukunft“ der westdeutschen ML-Bewegung anhand des in dieser Ausgabe abgedruckten Rechenschaftsbericht der Redaktion stehen…
Während in anderen Beiträgen einzelne Organisationen im Mittelpunkt stehen, versucht neben dem Rechenschaftsbericht der Redaktion insbesondere der Aufsatz über „Die Grünen, die Krise der Linken und die Auflösung der KPD“ eine umfassende Einschätzung der Linken und der Situation und Aufgaben der Marxisten-Leninisten zu geben …“
Artikel der Ausgabe sind u. a.:
- Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: Die Grünen, die Krise der Linken und die Auflösung der KPD
- Jan Lidtke: Und die Arbeit im KB könnte wieder sehr viel Spaß machen
-Manfred Weiß: Zur Kritik der Komitees für Demokratie und Sozialismus
- N. N.: Rechts oder Links - immer sinkt ’s
- Christian Sperber: Einmal hin, einmal her - rundherum das ist nicht schwer. Anmerkungen zur Entwicklung der MLD
- Igor Preis: Zur gegenwärtigen Situation des Arbeiterbundes für den Wiederaufbau der KPD (AB)
- Rechenschaftsbericht der Redaktion der Aufsätze zur Diskussion
- Diskussion: Bernd Ziesemer (KPD): Ernst Bloch und das alte Übel des mechanischen Marxismus
- Rezensionen/Übersichten: Jan Lidtke: Zur Nummer 12/79 der Beiträge zur revolutionären Theorie (gemeint ist hier das theoretische Organ der KGB/E)
- Neuerscheinungen aus der ml-Bewegung
- Zeitschriftenübersicht
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 5/6, Frankfurt/M., 1980.
Juni 1980:
Die Nr. 7/8 der „AzD“ erscheint als Doppelnummer für Mai/Juni 1980. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Weltanschauung, Dialektik, Materialismus.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„1.
Am 19./20. April fand in Frankfurt die 2. Konferenz der um die AzD gruppierten Genossinnen und Genossen statt (siehe dazu den Bericht in diesem Heft). Die öffentliche Diskussion am ersten Tag wurde vor allem durch die Auseinandersetzung mit den Vertretern der ‘Alten Hauptseite Theorie‘ über die Bewertung der ml-Bewegung und ihrer Geschichte, konkret ihre Herausbildung aus der Jugend- und Studentenbewegung geführt. Die Debatte zeigte in der Praxis, was der Rechenschaftsbericht der Redaktion bereits theoretisch formuliert hatte: Dass auf dem gegebenen Stand keine grundlegend neuen Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte der ml-Bewegung und ihren augenblicklichen Charakter als einer ideologischen Strömung zu erwarten sind. Damit kann erst gerechnet werden, wenn über die Geschichte der Arbeiterbewegung und insbesondere die Imperialismus-Klassenanalyse Westdeutschlands gearbeitet worden ist.
Für die Richtung der NHT ist damit eine bestimmte Etappe ihrer Entwicklung auch nach außen sichtbar zum vorläufigen Abschluss gekommen, eine Etappe, in deren Mittelpunkt die Aufgabe stand, Klarheit über die eigene Vergangenheit zu bekommen und sozusagen ‘zum Bewusstsein seiner selbst‘ zu gelangen, selbst wenn dieses Bewusstsein noch engen Schranken unterliegt. Die Auseinandersetzung über die ml-Bewegung und mit ihr wird dennoch weitergehen und an Umfang eher zunehmen, nicht nur, weil eine Reihe von Fragen (z. B. Geschichte und Kritik der KPD/ML, des KBW, der KPD u. a.) noch offenstehen, sondern auch, weil es inzwischen auch mehr Genoss(inn)en gibt, die die entsprechenden Arbeiten durchführen können.
Aber diese Aufgaben stehen nicht mehr im Mittelpunkt der theoretischen Arbeit insgesamt. Dorthin sind bereits Probleme der Weltanschauung gerückt, also die Probleme, die durch die fehlende Abrechnung der ml-Bewegung mit der kritischen Theorie der Jugend- und Studentenbewegung seinerzeit nicht gelöst wurden und die heute mit einemmal wieder so aktuell geworden sind (siehe die Auflösung der KPD und die Kritiker ‘41er‘).
Außerdem soll sozusagen ‘nebenseitig‘ begonnen werden, Fragen der Geschichte der Arbeiterbewegung, der politischen Ökonomie, sprich der Imperialismusanalyse, sowie der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit anzugehen. Das sind die Fragen, von denen abzusehen ist, dass sie künftig in den Vordergrund rücken werden. Welche davon jedoch einmal das Hauptkettenglied werden wird, um vorwärts zuschreiten, ist jetzt noch nicht abzusehen. Das wird sich in dem Maße entscheiden, wie die objektive Entwicklung voranschreitet und die augenblickliche Hauptaufgabe bewältigt wird.
2.
Bereits vor der Konferenz am 19./20.4. ist ein Beirat der Redaktion gebildet worden, dessen Mitglieder im Impressum auf der inneren Umschlagseite dieses Heftes genannt sind. Die grundsätzliche Bedeutung des Beirats wird von der Redaktion darin gesehen, dass er die Möglichkeit des Zusammenwirkens mit allen Kräften bietet, die auf der Grundlage bestimmter Prinzipien (siehe das nachstehend abgedruckte Statut des Beirats) zur Zusammenarbeit bereit sind. Insbesondere soll der Beirat zum Ort der theoretischen Debatte um die vor uns liegenden Aufgaben werden und Grundlagen für deren gemeinsame Bewältigung schaffen. So wird er in seinen nächsten Sitzungen u. a. über programmatische Positionen des westdeutschen Eurokommunismus sowie über die Probleme diskutieren, die sich im Herangehen an die Geschichte der kommunistischen Arbeiterbewegung, die politische Ökonomie oder die Beurteilung der in der heutigen Arbeiterbewegung vorhandenen Strömungen stellen.
Eine Voraussetzung für die Zusammenarbeit im Beirat ist, dass politische Fragen wie die Drei-Welten-Theorie aus den AzD zunächst ausgeklammert bleiben und nur im gegenseitigen Einverständnis zu ihrer Behandlung übergegangen wird. Die Redaktion wird in diesem Zusammenhang künftig auch von der Veröffentlichung solcher Aufsätze wie dem von Heiner Karuscheit: ‘Ein neuer Turnus von Revolution und Krieg‘ (AzD 2/79) Abstand nehmen. Das schließt nicht aus, dass Mitglieder des Beirats die Auseinandersetzung um diese Fragen außerhalb der Spalten der AzD führen. Sie sind in diesem Fall zu solidarischer Kritik untereinander aufgefordert.
Neben Genoss(inn)en, die mit der Redaktion bereits vorher zusammengearbeitet haben, sind im Beirat zur Zeit die Genossen des Arbeiterkulturverlag (AKV) Düsseldorf vertreten, deren Erklärung zur Mitarbeit ebenfalls nachstehend abgedruckt ist und die bereits für diese Ausgabe einige Beiträge beigesteuert haben. Wir hoffen, dass demnächst noch weitere Genoss(inn)en mitarbeiten v/erden, und weisen alle marxistisch-leninistischen Gruppen auf diese Möglichkeit hin.
3.
Den Schwerpunkt der vorliegenden Doppelnummer bilden philosophische Probleme. Bereits in der Vorbemerkung zur Nr. 3/79 der AzD vom September 1979 wurde auf die Notwendigkeit der Auseinandersetzung mit den Theorien Gramscis, Blochs, Lukacs und der kritischen Theorie hingewiesen (vgl. AzD 3/79, 3. 5). Nach einem ersten Ansatz dazu in der Sondernummer zur KPD wird diese Auseinandersetzung nunmehr konzentriert aufgenommen und damit ein erstes Ergebnis unserer neuen Schwerpunktsetzung vorgelegt . Eine längere Veröffentlichung über die Theorien Antonio Gramscis und ihre Habe zu Lukacs und der kritischen Theorie ist für den Sommer dieses Jahres geplant.
4.
Möglicherweise wird es in Zukunft nur noch Ausgaben der AzD vom Umfang der bisherigen Doppelnummern geben. Die nächste Ausgabe wird sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung der ‘Linken‘, der Geschichte des KBW und der Krise des KABD befassen und voraussichtlich im Spätsommer/Herbst erscheinen. Die dann folgende Nummer ist zeitlich und mit ihrem Schwerpunkt noch nicht festgelegt. In der letzten Nummer wurden zum ersten mal Rubriken eingeführt, die von jetzt ab beibehalten werden sollen.
Die Rubrik ‘Studienbewegung‘ wird mit eigenen Berichten, Vorträgen etc. fortgeführt, um der Bedeutung gerecht zu werden, die diese Bewegung zum Studium des wissenschaftlichen Sozialismus nicht nur für uns hat, sondern für alle Marxisten-Leninisten haben sollte. Die Rubrik ‘Rezensionen, Übersichten‘ wird ebenfalls regelmäßig erscheinen und soll um einiges ausgebaut werden, um unsere Leser mit den Fragen vertraut zu machen, die bisher zum großen Teil außerhalb des Gesichtskreises der ml-Bewegung stehen. Sobald wie möglich wird diese Rubrik weiter unterteilt, und zwar in ‘Philosophie‘,‘Geschichte‘, ‘politische Ökonomie‘, ‘Kultur‘, ‘Internationalismus‘ sowie ‘Betrieb und Gewerkschaft‘. Ziel ist dabei, diese Themen auf Dauer nicht nur in Form von Rezensionen zu behandeln, sondern mit selbständigen Arbeiten Stellung zu nehmen. Wie schnell diese Perspektive Wirklichkeit wird, hängt unter anderem von der Mitarbeit der Leser ab. Dasselbe ist mit der Rubrik ‘Diskussion‘ der Fall, deren Füllung am wenigsten von der Redaktion organisiert werden kann.
Abschließend ist zu bemerken, dass im Gegensatz zu den ersten Ausgaben künftig jede Nummer andersfarbig erscheinen wird, um die Unterscheidung voneinander zu erleichtern.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Vorbemerkung der Redaktion
- Statut des Redaktionsbeirats
- Stellungnahme des AKV zur Mitarbeit im Beirat
- Vorschlag der Komitees zur Schaffung einer gemeinsamen politisch-theoretischen Zeitschrift
- Stellungnahme der Redaktion und Resolution der NHT-Konferenz zu einer gemeinsamen Debattenzeitschrift
- Berichte: NHT-Konferenz, Konferenz der ‘99er‘, Sozialistische Konferenz
- Heiner Karuscheit: Über Gramscis Auffassung der Dialektik
- Alfred Schröder: Hoffnungsphilosophie und hoffnungslose Theoretiker. Bemerkungen zur Renaissance der Blochschen Philosophie
- Sigmund Piotrowski: Die neue Volksfrontideologie des kleinbürgerlichen Sozialismus. Bloch statt Lenin im Kampf gegen die drohende Barbarei im Spätkapitalismus
- Franz Kaminski: Wahlverwandtschaften. Einige Gemeinsamkeiten zwischen der Kritischen Theorie, Rudolf Bahro und den Grünen
- Franz Kaminski: Ein Vortrag über Hegel
- Hans Kampmann: Willi Dickhut: So war‘s damals
- Jan Lidtke: P. P. Zahl: Die Glücklichen
- Sigmund Piotrowski: Hinz, B., Mittig, H.-E., Schwäche, W., Schönberger, A. (Hrsg.): Die Dekoration der Gewalt. Kunst und Medien im Faschismus
- Sigmund Piotrowski: Claus Ritter: start nach Utopolis. Eine Zukunftsnostalgie
- Sigmund Piotrowski: Siegfried Krakauer: Der Detektivroman. Ein philosophisches Traktat.
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 7/8, Frankfurt/M., 1980.
September 1980:
Die Doppelnummer 9/10 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im September/Oktober im VTK.
Im Vorwort der Ausgabe heißt es u. a.: „Anhand der Bundestagswahlen wird in dieser Nummer in Fortsetzung des Artikels aus der Nr. 5/6 über „Die Grünen, die Krise der Linken und die Auflösung der KPD“, die Beschäftigung mit dem kleinbürgerlichen Sozialismus fortgesetzt, um überhaupt einen Begriff von dieser Richtung zu erhalten. Dasselbe wird auch noch in der nächsten Ausgabe der Fall sein, die mit dem Schwerpunkt „Westdeutscher Eurokommunismus“ für November/Dezember geplant ist. Eigentlich sollte in der vorliegenden Nummer eine fortlaufende „Diskussion“ über die „Geschichte und Einschätzung der ml-Bewegung“ begonnen werden, worin insbesondere auch andere Auffassungen, als sie die NHT vertritt, Raum zur Veröffentlichung gegeben werden sollte. Ein hierfür vorgesehener Beitrag von Genoss(inn)en aus Stuttgart, der sich kritisch mit „Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung“ befasst, wird jedoch noch einmal überarbeitet. Er wird in der nächsten Ausgabe abgedruckt. Ebenfalls erst in der nächsten Ausgabe wird der zweite Teil des Aufsatzes von Alfred Schröder zur Hoffnungsphilosophie von Ernst Bloch erscheinen.
Um das Projekt einer gemeinsamen Debattenzeitschrift verschiedener aus der ml-Bewegung stammender Gruppierungen ist es relativ ruhig geworden. Zwar haben KB, Z-Fraktion und die Komitees eine gemeinsame Broschüre über „Marxismus, Ökologie und Grüne Partei“ herausgegeben, ob das jedoch der Auftakt zu einer gemeinsamen politisch-theoretischen Zeitschrift ist, steht noch in den Sternen.
Besonders interessiert an diesem Projekt ist Wilfried Maier, dessen Komitees, hastig und ohne Fundierung zusammengeschustert, immer mehr dahinsiechen. Für ihn und seine Mitstreiter/innen kommt alles darauf an, die gemeinsame Zeitschrift schnell zustande zubringen, bevor die Komitees den Atem aufgegeben haben. Zu diesem Zweck ist W. Maier, dessen Stärke Prinzipienfestigkeit noch nie war, zu jedem theoretischen und politischen Kompromiss bereit. Ob seine grenzenlose Offenheit allerdings ausreicht, um das Zeitschriftenprojekt rechtzeitig über die Bühne zu bringen, erscheint fraglich.
KB und Z-Fraktion erleben zwar auch nicht gerade einen Aufschwung, scheinen aber immerhin stabil genug, um nicht unter Zeitdruck handeln zu müssen. Sie können sich ausrechnen, dass das Ableben der Komitees einen ganzen Teil der „Konkursmasse“ ihnen zufließen lassen wird, auch ohne dass sie vorher zwecks Herausgabe einer gemeinsamen Zeitschrift Konzessionen machen müssten. Außerdem sind sich KB und Z-Fraktion nach wie vor spinnefeind und bemühen sich redlich, keine Gelegenheit auszulassen, dem anderen Knüppel zwischen die Beine zu schmeißen. Darum sieht es nicht so aus, als ob das Drängen der Komitees so schnell Erfolg haben würde.
Die Gruppe der „99ger“ steht mehr oder weniger außerhalb des Projekts, weil vor allem der KB gegen jegliche Zusammenarbeit mit „Vaterlandsverteidigern“ ist, und die 99ger nicht bereit sind, auf ihre Auffassungen zur Drei-Welten-Theorie zu verzichten. Darüberhinaus sind starke Kräfte in ihren Reihen nicht bereit, den Leninismus über Bord zu werfen, der für W. Maier schon lange auf der Dispositionsliste steht. Auf der anderen Seite gibt es bei ihnen zwar insbesondere unter den Genoss(inn)en, die am klarsten die Notwendigkeit der theoretischen Arbeit begriffen haben, Interesse für die Anschauungen der NHT, insgesamt existiert jedoch keine größere Tendenz, eine engere Zusammenarbeit anzustreben.
Was für die „99ger“ wenigstens vom Anspruch her mittlerweile selbstverständlich ist, die solidarische Diskussion-, betrachtet die KGB/E als lästigen Hemmschuh. Sie hat soeben beschlossen, keine gemeinsamen Aktivitäten mit dem NHT-Kreis Gelsenkirchener Marxisten-Leninisten (mehr durchzuführen (siehe dazu von Heinrich John: Die KGB/E zur Einschätzung der NHT-Konferenz und von Heiner Karuscheit: Das Elend der alten Hauptseite Theorie). Das alte Dilemma der ml-Bewegung: Entweder prinzipienlose Vereinigungsmacherei oder sektiererische Abkapselung, scheint also erst einmal überall seine Fortsetzung zu finden, und daran vermögen offenbar gute Wünsche eben sowenig etwas zu ändern wie ersthafte Angebote. Es sieht so aus, als ob die Lust am Untergang nicht nur ein Problem der Psychologie des Individuums wäre.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Vorbemerkung der Redaktion
- Helmut Modau: Nachruf auf Gerd Flatow
- Alfred Schröder: Bundestagswahlen 1980. Die große Ratlosigkeit der Linken
- Werner Fichard: Der große Ratschlag des Sozialistischen Büros
- Helmut Modau: KABD vor dem Untergang? Einige Bemerkungen zur aktuellen Entwicklung
- Peter (KGB/E): Zur Veranstaltung des KABD in Gelsenkirchen am 27.6.1980
- Heiner Karuscheit: Die drohende Spaltung des KBW
- Manfred Weiß: Kuckucksei oder legitimer Sprössling? Zur jüngsten Auseinandersetzung im KBW
- Ernst Hausmann: KBW-Stagnation und Krise
- Hans Kampmann: Die KPD/ML als neue KPD
- Heiner Karuscheit: Das Elend der Alten Hauptseite Theorie
- Heinrich John: Die KGB/E zur Einschätzung der NHT-Konferenz.
- Katharina Hoffmann: Bericht über die (zweite) Konferenz der 99ger am 21./22.6.1980 in Dortmund.
Zusätzlich erscheint in dieser Ausgabe ein „MEG-Papier“, das sich mit der Ausrichtung der Studienbewegung befasst. Die Ausgabe enthält weiter eine aktuelle Zeitschriftenübersicht der ML-Bewegung. Genannt werden: „Das Argument“, „Beiträge zum wissenschaftlichen Sozialismus“, „Prokla“, „Kritik“, „Spw“, „Marxistische Blätter“, „Blätter für deutsche und internationale Politik“, „Hefte für Demokratie und Sozialismus“ sowie „Z“.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 9/10, Frankfurt/M., 1980.
Oktober 1980:
Im Oktober 1980 erscheint Verlag Theoretischer Kampf (VTK) die Broschüre „’Wie weiter beim Aufbau der Kommunistischen Partei?’ Beiträge und Anmerkungen der NHT-Gruppe Ffm. zu einer Veranstaltung des KBW“.
In der Vorbemerkung heißt es:
„Als der KBW Termin und Thema der Veranstaltung: ‘Wie weiter im Aufbau der Partei?‘ am 30.9.1980 in Frankfurt festlegte, war die mittlerweile vollzogene Abspaltung einer größeren Gruppe seiner Mitglieder noch nicht absehbar. Ca. zwei Wochen vor der Veranstaltung wurde der Öffentlichkeit durch die mit der KuK (Theoretisches Organ des KBW, d. Vf.) vorgelegten Dokumente die offensichtlich rasch vorangeschrittene Krise der Organisation sichtbar und wenigstens einigermaßen nachprüfbar.
Nunmehr muss sich auch der KBW als letzte der großen ML-Organisationen mit den Niedergangserscheinungen auseinandersetzen, die unsere Bewegung seit Mitte der 70er Jahre als ganze erfasst haben, den KBW aber bislang nur in einem zunehmenden Schwund an Mitgliedern und Einfluss betroffen hatten. Die Krise der marxistisch-leninistischen Bewegung drückt sich im KBW einerseits in einer größeren organisatorischen Abspaltung sowie andererseits in der Infragestellung der politischen Grundlagen dieser Organisation seit 1976 aus.
Die im KBW verbleibende Mehrheit der Mitglieder hob in dieser Situation den ideologischen Aufbau der Organisation als Hauptkettenglied erneut besonders hervor und signalisierte über die eigene Organisation hinaus die Bereitschaft zur Diskussion über die Perspektiven des KBW.
Die Frankfurter Gruppe der NHT, die sich zum Teil auch aus ehemaligen KBW-Mitgliedern zusammensetzt, versuchte während der Veranstaltung am 30.9. die Gelegenheit einer Auseinandersetzung um die Hauptaufgabe der Marxisten-Leninisten zu ergreifen. Mit vier vorbereiteten Beiträgen sollte dies in der Diskussion nach dem Hauptreferat von J. Schmierer (Vorsitzender des KBW, d. Vf.) geschehen. Leider konnte durch eine von der Mehrheit der Veranstaltungsteilnehmer durchgesetzte Redezeitbegrenzung sowie aufgrund unserer Unerfahrenheit und relativen politisch-ideologischen Schwäche dieses Ziel nicht zu unserer Zufriedenheit erreicht werden. Wir halten deshalb eine nachträgliche Veröffentlichung der geplanten Beiträge in unveränderter und ungekürzter Form für sinnvoll, um vor allem den interessierten KBW-Genossen Gelegenheit zu geben, sich mit unseren Auffassungen auseinanderzusetzen.“
Im Anschluss an die Vier Beiträge gehen die Verfasser in einer „Antikritik“ auch auf die auf der Veranstaltung vorgetragenen KBW-Positionen ein.
Q: “Wie weiter beim Aufbau der Kommunistischen Partei?“ Beiträge und Anmerkungen der NHT-Gruppe Ffm. zu einer Veranstaltung des KBW, Frankfurt/Main, Oktober 1980.
Dezember 1980:
Die Doppelnummer 11/12 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint (laut AzD, Nr. 14/1981) im Dezember im VTK unter dem Thema: Westdeutscher Eurokommunismus.
Artikel der Ausgabe sind u. a.:
- Alfred Schröder: Die Linke nach der Wahl
- Jan Lidtke: Zur Entwicklung der Sozialistischen Studiengruppen (SOST)
- Heiner Karuscheit: Das Argument - Eine Theorieschrift linker Intelligenz
- Manfred Weiß: Neuen Ufern entgegen (Bericht von der 4. Konferenz der Komitees)
- Manfred Weiß: Wie weiter im Aufbau der Kommunistischen Partei (Zum KBW)
- Erwin Maurer: Gründung einer Marx-Engels-Bildungsgesellschaft Rhein/Main
- Jutta Gerber: Rudolf Bahros „Alternative“ und Peter Kleins marxistisch-leninistische Kritik
-Verfasser von ‘Parteimythos und Wirklichkeit‘: Kritische Bemerkungen aus Stuttgart zur Auffassung der NHT von der ml-Bewegung
- Sigmund Piotrowski: Wie die deutsche Kollektivseele Hitler in den Sattel hob. Kulturanalyse und Tiefenpsychologie bei Siegfried Kracauer
- Jan Lidtke: Fernando Claudin: Zukunft des Eurokommunismus
Konrad Melchers: Liebknechtvereinigung: Geht das Zeitalter der Ausbeutung zu Ende?
In der Vorbemerkung der Redaktion heißt es:
„1. Mit einem Papier von Genoss(inn)en aus Stuttgart beginnt in dieser Ausgabe die in der Nr. 9/10 angekündigte Diskussion über Geschichte und Einschätzung der ml-Bewegung. Diese Diskussion halten wir nicht nur deswegen für erforderlich, weil die in ‘Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung‘ dargelegten Auffassungen für uns keineswegs abschließende Wahrheiten sind- eine solche Behauptung verbietet sich schon aufgrund des wesentlich ideologiekritischen Inhalts dieser Schrift. Vor allem wegen des weitergehenden Niedergangs ist eine solche Debatte angebracht, um weitere Klarheit über das zukünftige Schicksal dieser Bewegung und die damit in Zusammenhang stehende Aufgaben zu erhalten. Darum würden wir es begrüßen, wenn möglichst viele Genossinnen und Genossen sich an der Debatte beteiligen- auch solche, die die Anschauungen der AzD nicht teilen. Die eingehenden Beiträge werden in den nächsten Ausgaben veröffentlicht.
2. Die Redaktion hat mit Zustimmung des Beirats beschlossen, ab sofort in den Rubriken ‘Leserbriefe‘ und ‘Rezensionen‘ auch politische Themen behandeln zu lassen. Das heißt, dort werden sich künftig die unterschiedlichen politischen Standpunkte widerspiegeln - festzumachen insbesondere an der Stellung zur ‘Drei-Welten-Theorie‘, die innerhalb der ml-Bewegung existieren. Das schlägt sich bereits in der Rezension nieder, die Konrad Melchers, Autor des Oberbaum-Buchs ‘Die sowjetische Afrika-Politik‘ als erklärter Anhänger der Drei-Welten-Theorie zu der Veröffentlichung der Liebknecht-Vereinigung ‘Geht das Zeitalter der Ausbeutung zu Ende‘ den AzD zur Verfügung gestellt hat.
Die bisherige Zurückhaltung der AzD gegenüber politischen Fragen war und ist keine Tugend, sondern eine Not, geboren aus der Schwäche unserer Herkunft. Zwar gibt es eine Reihe auch politischer Gemeinsamkeiten - so z. B. die Einschätzung, dass die Sowjetunion kein sozialistisches Land ist, sondern als sozialimperialistische Macht charakterisiert werden muss, die nach Weltherrschaft strebt-, aber ebenso genügend Unterschiede. Da wir zugleich die politischen Fragen nicht als die gegenwärtig entscheidenden ansehen, haben wir schon vor längerer Zeit beschlossen, die Diskussion darüber erst zu einem späteren Zeitpunkt aufzunehmen, wenn bestimmte theoretische Voraussetzungen geschaffen sind. Das bedeutet, dass die AzD als solche auch künftig keine politischen Themen behandeln werden.
Darüber hinaus kann jetzt jedoch jede/r Genosse/in in Form von Leserbriefen oder Rezensionen zu politischen Fragen Stellung nehmen. Die betreffenden Stellungnahmen geben die persönliche Meinung des Verfassers bzw. der Verfasserin wider, die inhaltlichen Positionen werden nicht von der Redaktion verantwortet., im Gegenteil wird es Aufgabe der Redaktion sein, die Auseinandersetzung in der Rezensions- und Leserbriefrubrik in Grenzen zu halten und zu verhindern, dass sich hier unter der Hand politische Linien herausbilden, die als solche theoretisch unausgewiesen sind und die Zusammenarbeit erschweren.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 11/12, Frankfurt/M., 1980.
1981:
Im VTK erscheint die Schrift: „W. I. Lenin: Bemerkungen zu Bucharins Ökonomik der Übergangsperiode“ als deutsche Erstveröffentlichung, so der Verlag. Die Schrift erscheint als Band 3 der Reihe „Theorie und Geschichte der Arbeiterbewegung“. Sie ist übersetzt von Martin Hüttel unter Mitarbeit von Werner Wanitschek. Herausgeber ist Andreas Arndt, der ein 16-seitiges Vorwort verfasst hat. Darin heißt es u. a.: „Die im Mai 1920 verfassten, einzig 1929 in russischer Sprache veröffentlichten Kommentare Lenins enthalten nicht nur eine Beurteilung des wichtigsten ökonomischen Werks Bucharins. In der Kritik an seinem Kampfgefährten gibt Lenin darüber hinaus wertvolle Hinweise zur Dialektik, zu Problemen des Staatskapitalismus bzw. staatsmonopolistischen Kapitalismus wie auch Anregungen zur Weiterentwicklung der politischen Ökonomie des Sozialismus.“
Q: W. I. Lenin: Bemerkungen zu Bucharins Ökonomik der Übergangsperiode (1. Auflage), VTK, Frankfurt/M. und Gelsenkirchen, 1981.
März 1981:
Die Nummer 13 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung der Redaktion heißt es: „Nach der Nummer 7/8 1980 ist dies die zweite Ausgabe, die schwerpunktmäßig der von uns für vorrangig gehaltenen Auseinandersetzung die Grundlagen des wissenschaftlichen Sozialismus Rechnung trägt. Ihr Gegenstand ist in erster Linie die Verteidigung des materialistischen Charakters der revolutionären Theorie, der im Zuge eines sich Überall ausbreitenden neuen „Subjektivismus“ von den verschiedensten Seiten aus angegriffen wird. Mit dem Beitrag von Hans Koch zur Gramsci-Diskussion und der Erwiderung darauf wird gleichzeitig ein Teil der Debatte in unseren eigenen Reihen dokumentiert.
2. Der abgedruckte Entwurf einer Erklärung politischer Grundsätze ist vom Beirat in den Grundzügen bereits gebilligt worden und muss jetzt von den die AzD tragenden Gruppen beraten werden. Aktueller Anlass der Erklärung ist der Beschluss, in Leserbriefen und Rezensionen die Behandlung politischer Fragen zuzulassen. Dafür ist ein Rahmen erforderlich, und die Festlegung dieses Rahmens ist mittlerweile grundsätzlich erforderlich geworden, weil die zunehmende Zersetzung der ml-Bewegung auch deren noch vorhandene politische Gemeinsamkeiten zersetzt. Wer also künftig nach den politischen Grundsätzen der AzD sucht, findet sie hier.
3. Die in der Nr. 11/12 mit dem Abdruck eines Artikels aus Stuttgart begonnene „Diskussion“ über Einschätzung und Aufgaben der ml-Bewegung wird erst in der nächsten Nummer fortgeführt. Die Redaktion beabsichtigt, in ihrem Verlauf folgende Fragen zur Klärung zu bringen: Wie steht es mit dem Kampf um die Einheit der westdeutschen ml-Bewegung? Ergeben sich aus der Entwicklung des KBW neue Perspektiven? Welches Verhältnis besteht zwischen diesem Kampf und der Auseinandersetzung mit dem kleinbürgerlichen Sozialismus und modernen Revisionismus, zwischen der ml-Bewegung und der Linken?
Welche Aufgaben stellen sich nach der Bewältigung der weltanschaulich-philosophischen Debatte, d. h. wenn die Grundlagen auf diesem Gebiet gelegt sind? Steht dann die Beschäftigung mit den offenen Fragen aus der Geschichte?“
Artikel der Ausgabe sind:
- Vorbemerkung der Redaktion
- Erklärung politischer Grundsätze
- Heiner Karuscheit: Notiz über die Krise des Marxismus und ihre Fragen
- Sigmund Piotrowski: Der imperialistische Liberalismus. Zur Aktualität der Krischen Theorie, Teil I
- Alfred Schröder: Hoffnungsphilosophie und hoffnungslose Theoretiker. Bemerkungen zur Renaissance der Blochschen Philosophie, Teil 2
- Hans Koch: Zur Auseinandersetzung mit den philosophischen Anschauungen Antonio Gramscis
- Heiner Karuscheit: Plechanow und Gramsci
- Manfred Weiß: KBW: Auf der Suche nach einem Neuanfang
- Gerhard, Ffm.: Die Auflösung der 99er
- Ute Kirsch: Bericht über die Konferenz ehemaliger Mitglieder des KABD in Erlangen
- Hans Koch: die MLD auf dem Weg zur „Hauptseite Theorie“
- Klaus Aresti: Zur Sozialfaschismusdiskussion der ml-Bewegung
- Jan Lidke: Die Linke zwischen Buchdeckeln – ratlos. Anmerkungen zu einer Kultur in der Krise
- Jutta Gerber: Bericht über die Winter-Urlaubsschulung 1981/82
- Sigmund Piotrowski: Die Zeitschrift Freibeuter und Wechselwirkung
- Neuerscheinungen aus der ml-Bewegung.
Auf Seite 4 wird eine „Sonderverkaufsaktion des VTK“ angekündigt. Es werden 2 Buchpakete zum Verkauf angeboten. Das „Buchpaket I“ mit den Schriften: „Alle AzD des Jahrgangs 1979 einschließlich der Sondernummern 1980 - 8 Ausgaben - insgesamt 743 Seiten, statt DM 41,60 jetzt 18,-DM.“ Das „Buchpaket II“ mit den Schriften: „Anmerkungen zum dialektischen Materialismus, Zu Mao Band V, Donquichottetheorie, KBW-Programm, Deus ex machina, Theorie und Programm der KGB/E, Beschluss der KP Chinas zur Parteigeschichte, Entstehung des russischen Marxismus, Plechanow: Zu Hegels 60. Todestag, Ostpolitik der BRD. 10 Veröffentlichungen - insgesamt 688 Seiten - statt 38,70 jetzt 18,-DM.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 13, Frankfurt/M., 1981, S. 4.
Juni 1981:
Die Nummer 14 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort führt die Redaktion u. a. aus: „Nachdem bereits die KPD untergegangen ist, stellt sich mit der augenblicklichen Entwicklung des KBW, der plötzlich einer ML-Bewegung nie zugehört haben will und kräftig an den Eckpfeilern der Theorie dieser Bewegung rüttelt, die Frage inwieweit und wie lange noch wir von der Existenz einer ML-Bewegung ausgehen können. Die KPD/ML hat schon vor einiger Zeit Abschied von Mao Zedong und den Ideen der Kulturrevolution genommen. Die letzte größere Organisation, die noch an den Traditionen der alten ML-Bewegung festhält, wie sie sich auch den „fünf Köpfen“ von Marx-Mao Zedong verkörpert, ist der KABD- eine Organisation, die stets am Rande stand. Damit gerät der wesentliche Ausgangspunkt unserer bisherigen Arbeit, die sich in der Forderung nach Einheit der ML-Bewegung konzentrierte, ins Gleiten.
Gleichzeitig machen die Fortschritte, die wir mittlerweile in der weltanschaulichen Auseinandersetzung erzielt haben, es erforderlich, Klarheit über die künftigen Aufgaben zu gewinnen. Beides - sowohl die ML-Bewegung als auch unsere Richtung - geht damit einem Umbruch entgegen. Die Parallelität zwischen der objektiven Entwicklung der ML-Bewegung und unserer eigenen subjektiven Entwicklung ist nicht zufällig. Seinerzeit wurde aus dem Zersetzungsprozess der ML-Bewegung die Notwendigkeit der weltanschaulichen Fundierung der revolutionären Theorie gefolgert.
Der fortgeschrittene lässt mittlerweile das endgültige Ende dieser Bewegung herannahen. Ebenso lassen aber auch die Fortschritte in der theoretischen Arbeit die Möglichkeit und Notwendigkeit herannahen, andere Fragen in den Mittelpunkt zu rücken. Nach Ansicht der Redaktion sind das die Fragen des Imperialismus- und Klassenanalyse. Damit sind die Probleme jedoch nicht erledigt Inwieweit sind unsere Aufgabenbestimmung und das oft als „Nibelungentreue“ verspottete Festhalten an der ml-Bewegung richtig gewesen?
War es richtig, der weltanschaulichen Diskussion und dabei der Beschäftigung mit Antonio Gramsci den Vorrang einzuräumen- und welche Erfolge wurde damit erzielt? Was folgt daraus, wenn die ML-Bewegung wegfällt innerhalb derer wir bisher gewirkt haben? Damit fällt ein Grund für unsere bisherige Abstinenz gegenüber politischen Fragen (weg)? Welche praktische Hauptaufgabenstellung ergibt sich mit dem Untergang der Bewegung? Kann das noch (wie lange?) die Herstellung der der Einheit der verbliebenen Marxisten-Leninisten sein? Wie sieht die zukünftige Einheit von theoretischer und praktischer Arbeit aus? Wie wird unsere künftige Stellung in und gegenüber der Linken sein?
Alle diese Fragen sind nicht von heute auf morgen zu klären, sondern bedürfen der gründlichen Erörterung. Die bereits vor zwei Ausgaben begonnene „Diskussion“ zur Geschichte und Einschätzung der ml-Bewegung gewinnt unter diesen Umständen eine besondere Bedeutung. Der Leitartikel dieser Nummer sowie die hinten abgedruckten „Thesen“ der Redaktion über „Unsere künftigen Aufgaben“ versuchen, auf die aufgeworfenen Fragen eine Antwort zu geben, betreffen jedoch nur einen Teil der Fragen und bedürfen der Vertiefung und Weiterentwicklung. Der Redaktionsartikel „Vor einer neuen Programmdebatte“, versucht, einen möglichen Weg aufzuzeigen, wie die Marxisten-Leninisten über bisherige Organisationsgrenzen hinweg zur Zusammenarbeit gelangen können. Auch der Beitrag von Bill Kaiser „Rebellen im Schrebergarten - machtlos“ sowie Kurt Meissners „Gedanken zu den kritischen Bemerkungen aus Stuttgart“, beschäftigen sich mit der aufgezeigten Problematik. Bis zur NHT-Konferenz im Herbst des Jahres werden wir versuchen, die erforderlichen Antworten zu entwickeln, über die auf der Konferenz beraten werden soll.
In dieser Ausgabe tauchen erstmals drei neue Rubriken auf, die künftig hoffentlich mehr oder weniger regelmäßig gefüllt werden können: Der Beitrag zur „Staatstheorie“ Antonio Gramscis wird in der nächsten Nummer fortgesetzt und stellt eine Teil der demnächst erscheinenden Veröffentlichung „Antonio Gramsci, der Leninismus und die Linke“ dar; unter „Antiimperialismus“ werden einige antiimperialistische Zeitschriften vorgestellt, und zu den
„Naturwissenschaften“ hat Jens Scheer aus Bremen einen Diskussionsbeitrag zur Relativitätstheorie zur Veröffentlichung gestellt. Demgegenüber kann die Fortsetzung des Artikels über die kritische Theorie von Siegmund Piotrowski wegen eines schweren Unfalls des Verfassers erst in der nächsten Nummer erscheinen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Revolutionärer Flügel der Linken
- Ernst Hausmann: Der KBW auf den Spuren der KPD
- Ulrich Nielsen: KABD im Gründungsfieber
- Manfred Weiß: Einige Anmerkungen zur Theorie von der kleinbürgerlichen Denkweise. Eine Kritik am RW 15
- Heinrich John: Ist unsere Arbeit noch zeitgemäß- zur KGB/E
- Kurt Meissner: Einige Gedanken zu den Kritischen Bemerkungen aus Stuttgart zur Auffassung der NHT von der ML-Bewegung
- Bill Kaiser: Rebellen im Schrebergarten- machtlos
- Thesen der Redaktion: Unsere zukünftigen Aufgabe
- Bahro, Bloch, Lukacs u. a. zur Einführung: Eine Sammelbesprechung
- Jutta Gerber: Helmut Korte: Bahro zur Einführung.
- Heiner Karuscheit: Die Staatstheorie Gramscis und die westdeutsche Linke (Teil I)
- Ernst Hausmann: Befreiung. Eine antiimperialistische Zeitung der ml-Bewegung
- Werner Fichard: IKWEZI - eine afrikanische ml-Zeitschrift
- Jens Scheer: Vorbemerkung zu dem Manuskript: Zu einigen Fragen in der „Einstein-Diskussion“
- Martin Geschke: Ein misslungener Versuch. Zu Jan Lidtke: Kultur in der Krise
- Hans Kampmann: Steven Weinberg: Die ersten drei Minuten. Der Ursprung des Universums. Eine Rezension.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 14, Frankfurt/M., 1981.
September 1981:
Die Nummer 15 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Nach den Nummern 7/8 und 13 ist die vorliegende Ausgabe die dritte, die unter dem Thema „Weltanschauung Dialektik Materialismus“ steht und sich vor allem mit Antonio Gramsci, seinen Theorien und den augenblicklichen Debatten darüber befasst. Weshalb das der Fall ist, wird noch einmal In dem Artikel „Warum Gramsci?“ begründet.
2. Aufgrund der Thesen der Redaktion über „Unsere künftigen Aufgaben“ ist eine heftige Diskussion in Gang gekommen, die voraussichtlich noch länger andauern wird. In der Rubrik „Diskussion“ sind die ersten schriftlichen Stellungnahmen abgedruckt. Sie stammen sowohl von NHT- wie von Nicht-NHT-Mitgliedern. Da es um die Sache geht und nicht um die Urheberschaft, freuen wir uns, wenn sich auch Genossinnen und Genossen außerhalb unserer Reihen an der Debatte beteiligen.
3. Von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bis zu den Aachener Nachrichten wurde jüngst in einem gleichlautenden Artikel ober die Zukunft des KB“ spekuliert. Besonders das auf 15 Millionen geschätzte KBW-Vermögen hatte es den Zeitungen angetan Wohin wird es wohl wandern, wenn die Delegiertenkonferenz im November die erwartete(n) 5paltung(en) bringt? Uns interessieren weniger die Druckmaschinen und Immobilien des KBW als vielmehr die von ihm aufgeworfenen Fragen. Darum wird sich die nächste Nummer der AzD unter anderem mit einigen Problemen der Imperialismus-Theorie der Geschichte des Zweiten Weltkriegs sowie der Entstehung und jetzigen Situation des KBW befassen. Ihr Erscheinen ist für Anfang November geplant.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Katja Lente/Alfred Schröder: Eine Reformierung der reformistischen Linken. Moderne Zeiten
- Franz Kaminski: Ist die Philosophie am Ende? Der KBW und die Philosophie
- Kaminski/Karuscheit/Winter: Warum Gramsici?
- Heiner Karuscheit: Die Staatstheorie Antonio Gramscis und die westdeutsche Linke (Teil II)
- Sigmund Piotrowski: Der imperialistische Liberalismus. Zur Aktualität der Kritischen Theorie (Teil II)
- Franz Kaminski: Ein Kantianer als Marxist? Zur SOAK-Einführung Habermas
- Manfred Weiß: Max Horkheimer: Gesellschaft im Übergang
- Jan Lidtke: Zu Martin Geschke: Ein misslungener Versuch
- Studienbewegung: Winterurlaubsschulung
- Diskussion: Über unsere künftigen Aufgaben. Beiträge von Jan Lidtke, Peter Berger, Otto Bussmann und Hans Kampmann.
- Rezensionen
- Leserbriefe.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 15, Frankfurt/M., 1981.
Oktober 1981:
Die Nummer 16 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort führt die Redaktion aus: „Die Geschichte scheint uns gegenwärtig in mehrfacher Hinsicht einzuholen. Die Friedensdemonstration vom 10. Oktober hat mit Macht die Zeiten der Kämpfe gegen Wiederaufrüstung und atomare Bewaffnung in den 50er und 60er Jahren zurückgerufen, aber - abgesehen von der Größe - mit einem Unterschied: fanden die damaligen Bewegungen in Zeiten relativer ökonomischer Stabilität statt, fallt die jetzige Friedensbewegung in eine mittlerweile unübersehbare wirtschaftliche Krisenentwicklung hinein (siehe dazu den Kommentar: Vor einem neuen Ostermarsch?). Ebenfalls von der Geschichte - von ihrer eigenen - eingeholt wird die ml-Bewegung. Die bei ihrer Herausbildung vor mehr als einem Jahrzehnt begangenen Versäumnisse treiben sie in den Untergang. Konnten wir vor beinahe zwei Jahren zwar schon lange die „Krise“ dieser Bewegung konstatieren, gleichzeitig aber noch nach ihrer „Zukunft“ fragen (vgl. AzD 5/6: Krise und Zukunft der westdeutschen ml-Bewegung), wird heute unübersehbar, dass diese Bewegung dem Ende entgegengeht. Dazu bedarf es nicht erst der Auflösung des KBW. Aber dessen augenblickliche Entwicklung zieht sozusagen den Schlussstrich unter die Geschichte der ml-Bewegung. Die verbliebenen zwei größeren Organisationen - KPD /ML und KABD - können als Bewegung nicht mehr begriffen werden und eben sowenig als Orientierungspunkte unserer Arbeit.
Welchen Weg der KBW endgültig einschlagen wird, kann kaum vorher gesagt worden. Die in seinen Reihen geführten Debatten haben bislang erst Ansätze zu unterschiedlichen Linien hervorgebracht. Eines ist jedoch auf Anhieb festzustellen: in welch hohem Maße Fragen, die bei seiner Entstehung gar nicht oder nur oberflächlich geklärt wurden, heute wieder auf die Tagesordnung treten. Darum kann die jetzige Entwicklung nur voll begreifen, wer die Vorgeschichte des KBW kennt. Im Aufsatz von Manfred Weiß wird sie ausführlich behandelt, und die Parallelen zu heule fallen ins Auge, ohne dass es eines langen Kommentars bedürfte.
Relativ viel Raum nimmt die „Diskussion“ über unsere künftigen Aufgaben ein, obwohl ein Teil der abgedruckten Beiträge sicherlich eher in ein internes Organ gehört. Aber wir waren der Auffassung, dass mit dem Zu-Ende-Gehen der ml- Bewegung als unserem entscheidenden Bezugspunkt die Auseinandersetzung über die daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen ausführlich dokumentiert werden sollten. Schließlich hängt auch das zukünftige Gesicht der AzD vom Verlauf und Ausgang dieser Diskussion ab. Aus diesem Grund ist die vorliegende Ausgabe auch umfangreicher als gewöhnlich.
Die Diskussionen im Vorfeld der im Januar stattfindenden 3. NHT-Konferenz, aber auch die Arbeiten zu Gramsci haben zur Folge gehabt, dass einige beabsichtigte Arbeiten zur politischen Ökonomie nicht rechtzeitig vorgelegt werden konnten. Weder war es möglich, die geplante Kritik an den politökonomischen Vorstellungen der SOST, noch die ebenfalls geplante Auseinandersetzung mit der Stamokap-Diskussion in der DDR fertig zu stellen. Sobald möglich, wird das geschehen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Vor dem Ende der ml-Bewegung
- Manfred Weiß: Wen die Geschichte einholt. Zur Entstehung des KBW
- Franz Kaminski: Aspekte der Auseinandersetzung des KBW mit Lenins Imperialismustheorie
- Karl Müller: Partei kaputt. Anmerkungen zu einem Versuch von Vergangenheitsbewältigung dreier Ex-KPDler
- Sigmund Piotrowski: Die Syndikat-Buchgesellschaft. Ein Organ der Neuen Linken
- Katja Lente: Schmierer und Gorz. Über die Unzulänglichkeit einer Kritik
- Klaus Aresti: Die Linke in der Pariser Kommune
- Diskussion: Unsere künftigen Aufgaben (mit) Beiträgen von AKV, Hans Kampmann, Paul Rother, Heiner Karuscheit
- Martin Hüttel. Marxistisch-Leninistische Literaturtheorie
- Leserbriefe.
Unter „Diskussion“ kritisiert Hans Kampmann u. a. die Begründung der Redaktion „Warum Gramsci“, die nach Auffassung der Redaktion zu „einem Schlüsselbegriff in der theoretischen Auseinandersetzung der westdeutschen Linken geworden ist“.
Heiner Karuscheit antwortete in groben Zügen, dass die Positionen ohnehin „nicht ausführlich entwickelt werden können“, sie würden sich aus „der ML-Bewegung“ und der „Beschäftigung eines Teil der Linken mit ihm“ (gemeint war Gramsci, d. V.) ergeben. Ins Feld führte Heiner Karuscheit dazu die Debatte innerhalb der Zeitung „Argument“. Weiter hieß es: „Erst als im Zuge der Auflösung der KPD weltanschauliche Fragen in den Vordergrund traten, plädierten wir für die Schwerpunktsetzung Philosophie durch die NHT.“
Der „Rechenschaftsbericht“ der Redaktion führt aus: „Seit Mitte der siebziger Jahre erleben wir den Abstieg und die Zersetzung der ml-Bewegung. Sie stellt nur noch eine ideologische Strömung dar. Engster Dogmatismus und Praktizismus bilden ihr brüchiges Fundament. Die Folge des Zerfalls ist es nicht nur, dass eine angestrengte Suche nach dem richtigen Weg beginnt, auf der anderen Seite führt der der Einfluss des kleinbürgerlichen Sozialismus zur teilweise Infragestellung der bisherigen ideologischen Grundlagen bis zur Infragestellung des Leninismus. (H. Karuscheit: Zur Geschichte der westdeutschen ML-Bewegung).
Diese Einschätzung der künftigen Entwicklung unserer Bewegung ist inzwischen 3 Jahre alt. In dem Zeitraum von der letzten NHT-Konferenz bis heute wurde diese Prognose Realität. Die westdeutsche ml-Bewegung stirbt und die Entwicklungen der letzten Zeit lassen den Verdacht aufkommen, dass in nicht allzu ferner Zukunft diese Bewegung so gut wie vollständig aufgelöst sein wird. Unter diesen Bedingungen einen Rechenschaftsbericht (ab-)zugeben und dabei den Versuch zu unternehmen, die nächsten Aufgaben zu definieren, stellt uns vor zwei Probleme: Zum ersten gilt es, die Entwicklung der Linken und den Niedergang unserer Bewegung zu analysieren und zu einem Urteil über die bisherige Tätigkeit der NHT zu gelangen, deren Hauptaufgabe mit der Losung „Kampf um die Einheit der Marxisten-Leninisten“ umrissen werden kann.
Zum zweiten gilt es, die Frage nach dem künftigen Inhalt und den Formen unserer Arbeit aufzuwerfen, deren Änderung mit dem Ende der ml-Bewegung auf uns zukommt und im Moment bereits in den Reihen der NHT diskutiert wird. Diese doppelte Problematik ist eine Widerspiegelung der Realität, die uns mit einer sterbenden, aber noch nicht verstorbenen ML-Bewegung konfrontiert. Das heißt, sowohl ergeben sich die Aufgaben, die im Hinblick auf die noch existierende ML-Bewegung wahrzunehmen sind … Die Redaktion hat daraus die Schlussfolgerung gezogen, dass wir uns zur Zeit in einer Umbruchphase befinden, die nicht so schnell abzuschließen ist, wie noch in den Thesen (AzD 14) über unsere künftigen Aufgaben angenommen. Die jetzt stattfindende Konferenz soll darum ausschließlich der Diskussion über die eben angerissenen Probleme dienen, und erst recht auf einer weiteren Konferenz sollen die entsprechenden Beschlüsse gefasst werden.
Die Positionen, mit denen die Redaktion in dieser Umbruchphase tritt, ergeben sich aus dem Rechenschaftsbericht. Sie sind gegenüber den „Thesen“ in einer Reihe von Punkten weiterentwickelt, ebenso in einigen Punkten noch unentfaltet. Was in den „Thesen“ ausführlich begründet wird, wird hier nicht noch einmal wiederholt. Die „Thesen“ sind insofern hinzuzuziehen. In seiner jetzigen Fassung entspricht der RB der Meinung der Redaktionsmehrheit. Der erste Teil des Rechenschaftsberichts „ML-Bewegung und Linke“ ist unter der Überschrift „Vor dem Ende der ML-Bewegung“ in den AzD 16 abgedruckt …
Unsere Aufgabenstellung: Zwei zentrale Aufgaben bestimmen unsere Tätigkeit im Berichtszeitraum, die eine in theoretischer, die andere in praktischer Hinsicht: Die Einheit der Marxisten-Leninisten (bzw. der ML-Bewegung), die weltanschaulich philosophische Auseinandersetzung.
Der Rechenschaftsbericht formulierte, dass die „Einheit der ml-Bewegung als wichtigste Aufgabe vor uns steht“ (S. 151). Das hieß, die Linke mit einzubeziehen, deshalb sollte im „Mittelpunkt der theoretischen Arbeit die weltanschauliche Auseinandersetzung mit dem kleinbürgerlichen Sozialismus stehen“ (Bericht über die NHT-Konferenz, AzD 7/8). Ein Mangel ist, dass der notwendige und angestrebte Schwerpunkt „weltanschauliche Debatte“ als solcher nicht eindeutig im RB stand. Dort war gleich von Gramsci die Rede, obwohl die Diskussion auf der Konferenz genau um diese Frage ging.
Beginnen wir mit der theoretischen Aufgabenstellung, um dann dazu überzugehen, inwieweit die praktische Arbeit dadurch vorangekommen ist oder nicht.
Als Schlüsselpunkt der theoretischen Arbeit wurde die Auseinandersetzung mit Gramsci und der augenblicklichen Gramsci-Debatte benannt … Die Gründe dafür waren und sind folgende: Gramsci stand politisch auf Seiten der revolutionären Arbeiterbewegung, theoretisch weisen seine Gefängnisschriften jedoch idealistische Tendenzen auf. Darum kann er als Übergangspunkt der Abwendung von der revolutionären Arbeiterbewegung unter der Fahne des Festhaltens an ihr missbraucht werden. Seine Betonung der ideologisch-kulturellen Seite dient in einer von Intellektuellen dominierten Bewegung dazu, den grundsätzlichen Vorrang der Ideologie von der Praxis, die Kulturrevolution vor der Revolution zu behaupten. Der Materialismus hat sich stets mit wechselnden Gestalten des Idealismus auseinanderzusetzen und muss sein Lebensrecht gegen die jeweils aktuell wirksame Spielart idealistisches Denken behaupten.
Das war in den 60er Jahren die Kritische Theorie, heute ist es Gramsci. Die Gramsci-Diskussion muss die Kritische Theorie mit einbeziehen, weil ihr Gedankengut weiterwuchert, kann sie aber nicht zum Hauptgegenstand machen, eben so wenig wie die Geschichte ein Jahrzehnt zurückzudrehen ist. Nicht nur in der Philosophie, auch in der Staats- und Revolutionstheorie bieten Gramscis Gefängnisschriften Ansatzpunkte, die vom Materialismus und revolutionären Marxismus wegführen. Das sind Punkte, an denen der Eurokommunismus ansetzen kann. In der Gramsci-Debatte bündeln sich daher verschiedene Linien und machen Gramsci zum Stoßkeil bei der Bekämpfung des revolutionären Marxismus. Entsprechend wird von allen Seiten - von der DKP über das Argument und Bahro bis zu den SOST - ohne Ausnahme Gramsci als zentraler Punkt des ideologischen Kampfes benannt.
„Seit geraumer Zeit steht Gramsci im Brennpunkt des politisch-ideologischen Richtungsstreits der westdeutschen Linken, die sein Werk kontrovers diskutiert und trotz gegensätzlicher Deutungsversuche für sich reklamiert.“ (so Butterwege in den Marxistischen Blättern 5/8, September/Oktober, S. 69).
Indem wir uns heute mit der Gramsci-Debatte auseinandersetzen, konzentrieren wir uns auf jene theoretischen Positionen, auf denen konkret der Übergang vom Boden des Materialismus auf den Idealismus und in der Politik von revolutionären zu reformistischen Positionen, auf denen konkret der Übergang vom Boden des Materialismus auf den Idealismus und in der Politik von revolutionären zu reformistischen Positionen vollzogen wird.
Die Kritik A. Gramscis und seiner Rezeption in der westdeutschen Linken ins Zentrum der Arbeit zu rücken heißt, eine Abrechnung mit der eigenen Vergangenheit und ihren Versäumnissen zu organisieren, in eben jener konkreten Form, in der diese Versäumnisse uns heute erneut gegenübertreten. Von dieser Erwägung ausgehend, richtete die Redaktion eine Arbeitsgruppe ein, die die stärksten zur Verfügung stehenden Kräfte vereinigte. Als Ergebnis anderthalbjähriger Arbeit liegt mittlerweile die Rohfassung der angekündigten Schrift über Gramsci und die Gramsci-Debatte vor (ca. 300 Seiten, eine Kopie kann gegen Unkostenbeitrag von der Redaktion bezogen werden). Außerdem haben von den seit der NHT-Konferenz erschienenen sechs AzD-Ausgaben drei den Schwerpunkt „Weltanschauung, Dialektik, Materialismus“ gehabt. Gramsci, Bloch und die Kritische Theorie standen dort im Vordergrund.“
An weiteren Aufgaben nannte der RB „als wichtigstes die Geschichte der Arbeiterbewegung und die politische Ökonomie“. Zur Geschichte der Arbeiterbewegung sind im VTK zwei Veröffentlichungen erschienen. Plechanow: „Sozialismus und politischer Kampf“ sowie Lenin: „Bemerkungen zu Bucharins „Ökonomie der Transformationsperiode“. Außerdem hat K. Aresti als von Seiten des Beirats für diesen Bereich Verantwortlicher einen Aufsatz in den AzD über die Sozialfaschismusdiskussion der ml-Bewegung veröffentlicht. Schließlich geht die Gramsci-Schrift an verschiedenen Stellen auf die Komintern und die Bewertung ihrer Linie in den 20er und 30er Jahren ein. Zur PolÖk hieß es im RB: „Die politische Ökonomie weiter wie bisher zu vernachlässigen, halten wir auf Dauer für unmöglich, wenn der wissenschaftliche Sozialismus nicht den Boden unter den Füßen verlieren soll.“
Dennoch ist bisher nicht ein Beitrag zur PolÖk erschienen. Erst für die Nr. 16 der AzD ist ein Artikel zur KBW-Imperialismus Diskussion geplant. Es gab zwar Schulungen und die individuelle Beschäftigung mit politökonomischen Fragen, aber keine organisatorische Arbeit daran. Außerdem nannte der RB die Aufgabe: „Grundlagen für die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit zu schaffen.“ (S. 153) Das sollte über die Aufarbeitung der Nachkriegsentwicklung der Gewerkschaften und der Erfahrungen der gewerkschaftsoppositonellen Bewegung geschehen, ist aber nicht in Gang gekommen. Darum war auch von dem geplanten „Treffen aller interessierten Genossen…, die in Betrieb und Gewerkschaft tätig sind“ (S. 153), keine Rede mehr.
Damit im Zusammenhang steht die im Rechenschaftsbericht geäußerte Hoffnung, „durch die Fortschritte in der theoretischen Arbeit in nicht allzu ferner Zukunft Umrisse einer politischen Linie erarbeiten zu können.“ Zwar hatte der Beirat eine „Erklärung politischer Grundsätze“ verabschiedet, die wir für sehr wichtig halten, das ist jedoch nicht aufgrund theoretischer Fortschritte geschehen, sondern als Festschreibung von alten Gemeinsamkeiten der ml-Bewegung. Mehr als das konnte „zur Lösung des Problems der praktisch-politischen Arbeit …, die wir bisher der individuellen Verantwortung der einzelnen Genossen überlassen haben“, nicht getan werden.
Daneben gab es in den AzD Artikel zu Fragen des Antiimperialismus und der Kunst und Kultur, also zu den Bereichen, die im RB nicht eigens genannt worden waren. Insgesamt kann man zu diesen Arbeiten folgendes feststellen: Zwar waren zu den verschiedenen Bereichen (von der Geschichte der Arbeiterbewegung über die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit bis zur Kultur) im Rahmen des Beirats Verantwortliche benannt worden. Dementsprechend sind die Ergebnisse je nach der individuellen Belastung und den Fähigkeiten der betreffenden Person individuell unterschiedlich ausgefallen. Anders war es nur dort, wo die Redaktion die Arbeit organisierte und kontrollierte. Das war angesichts der begrenzten Möglichkeiten der Redaktion nur in den Bereichen der Weltanschauung sowie mit Abstrichen ml-Bewegung/Linke. Das sind die Bereiche, über die die AzD im Wesentlichen handeln. Außerdem war es in der Studienbewegung der Fall.
In Fortführung unserer Geschichtsschreibung der ml-Bewegung wurde die Beschäftigung mit den verschiedenen ml-Organisationen fortgesetzt. Außerdem wurde diese Arbeit erweitert auf die Linke und ihre Entwicklung. Bezogen auf die ml-Bewegung standen KBW, KABD und AHT im Vordergrund, deren Entwicklung mehr kommentierend verfolgt wurde. Die geplante anfängliche Veröffentlichung zur Geschichte des KBW und des KABD wurden nicht fertig gestellt. Es liegen allerdings publikationsfertige Teilanalysen vor (zum KBW, S. AzD 16; zum KABD). Zweierlei kann man dazu noch feststellen: Die Beschäftigung mit den betreffenden Organisationen hing sehr von deren aktuelle Entwicklung ab. Solange es im KABD rumorte, wurde daran gearbeitet; sobald es im KBW anfing zu rumoren, erhielt dort die Arbeit neuen Auftrieb. Das ist einerseits verständlich, andererseits gefährlich. Gefährlich deshalb, weil wir dann immer den aktuellen Erschütterungen dieser Organisationen hinterherlaufen, falle es welche gibt. Darum ist es zu begrüßen, dass gerade die „Neuen Düsseldorfer Nachrichten“ zäh an der Kritik der RWs 16ff. festhalten.
Auf der anderen Seite hat sich die KPD/ML-AG aufgelöst, ohne Wesentliches zustande gebracht zu haben. Die Redaktion ist jedoch nicht zur Einrichtung einer neuen AG in der Lage, sondern kann dazu nur an die Einsicht der Genoss(in)en appellieren. Die vorliegenden Untersuchungen zur Geschichte des KABD und KBW präzisieren das in dem Buch „Zur Geschichte der westdeutschen ML-Bewegung“ gewonnene Bild, erweitern es um eine Reihe von Punkten, und sind darum für das konkrete Begreifen der betreffenden Organisationen von wesentlicher Bedeutung. Sie gehen jedoch nicht grundlegend über die bereits gewonnene Erkenntnis hinaus, d.h. sie machen nicht die Revidierung unserer bisherigen Einsichten und die Stellung anderer Aufgaben erforderlich. Das bestätigt, dass es richtig war, trotz des Widerstands mancher Genoss(inn)en auf der letzten Konferenz, die Geschichte der ml-Bewegung nicht im Mittelpunkt unserer Arbeit zu belassen. Auf diesem Gebiet sind grundlegend neue Erkenntnisse erst durch den Übergang zur politökonomischen Analyse der BRD zu erwarten.
Sehr wichtig für unser Voranschreiten war die Erweiterung unserer Arbeit auf die Untersuchung der Linken. Wir gingen zu den „sozialistischen Konferenzen“ und beschäftigten uns mit den Grünen, dem SB, den SOST, dem „Argument“ u. a. (siehe dazu die betr. Artikel in den AzD). Zwar haben die meisten dazu vorgelegten Artikel mehr den Charakter von Betrachtungen und sind keine „Analyse“, aber auch das reichte aus, um ein genaues Bild der Entwicklung der Linken, ein Verständnis der theoretischen Fragen, um die es geht, und größere Klarheit über die inneren Beziehungen zwischen linker und ml-Bewegung zu gewinnen. Ohne dieses „Hinausgehen“ über die ml-Bewegung wären wir heute angesichts des nahen Endes dieser Bewegung völlig hilflos.
Nach wie vor wurde dagegen die DKP/SEW vernachlässigt. Das hängt damit zusammen, dass sie auf dem Gebiet der weltanschaulichen Auseinandersetzung nicht unser Hauptgegner war und ist, jedenfalls nicht zur Zeit.
Gegenwärtig richtet sich unser Kampf gegen den rapide vordringenden Idealismus. Die DKP/SEW kann jedoch nicht als Träger idealistischen Gedankenguts angesehen werden. Im Gegen teil stammt von ihr bzw. von ihrem Umfeld eine Reihe ernst zunehmender materialistischer Kritiken etwa von der Kritischen Theorie (was nicht heißt, dass ihre Positionen immer dialektisch-materialistisch sind. Darum müssen wir auch unsere eigene Kritik an der Frankfurter Schule nicht auf völlig jungfräulichen Boden führen, sondern haben dabei jedenfalls in gewissen Grenzen- eher Gemeinsamkeiten mit der DKP/SEW. Die Gramsci-Schrift befasst sich kurz mit ihrer opportunistischen Haltung gegenüber A. Gramsci. Grundsätzlich wird sich unser Negieren des Revisionismus ja jedoch erst beim Hinausgehen übe die philosophische Debatte ändern (müssen). Zielpunkt der theoretischen Aktivitäten war die Einheit der Marxisten-Leninisten, unsere praktische Hauptaufgabe. Hier wurden keine wesentlichen Fortschritte erzielt. Im Beirat arbeiten auch nicht NHT-ler, die „Neuen Düsseldorfer Nachrichten“ oder ehemalige AB’ler aus München, jedoch kann keine Rede davon sein, dass wir damit der Einheit der ML-Bewegung näher gekommen sind. Bemühungen unserseits gegenüber den „99ern“ scheiterten an der raschen Auflösung dieser Gruppierung und am Desinteresse der organisatorischen Zusammenarbeit mit MLern.
Gegenüber der AHT ist zu differenzieren. Die Gruppierung um die Zeitschrift „Neue Strömung“ wurde von uns von Anfang an als wenig ernsthaft eingeschätzt. Die dort versammelten Kräfte waren weder theoretisch noch praktisch bedeutsam und entwickelten vor allem keine Perspektive. Eine Zusammenarbeit mit der KGBE hätten wir sehr begrüßt, sie wäre u. E. trotz unterschiedlicher Schwerpunktsetzungen der Theoretischen Arbeit möglich gewesen. Dass sie nicht zustande kam, lag z. T. daran, dass die KGBE sich durch unsere Polemik angegriffen fühlte; überwiegend verhinderte jedoch ein u. E. sektiererisches Herangehen der Genoss(inn)en die Erkenntnis, dass auch bei unterschiedlicher Aufgabenstellung die Gemeinsamkeiten größer als die Differenzen waren und darum nach Wegen der Zusammenarbeit gesucht werden konnte.
Wie ist unsere Arbeit insgesamt zu bewerten? Haben wir die richtigen Aufgaben gestellt? Wenn nein- welche anderen Aufgaben hätten wir stellen müssen; wenn ja - was haben wir erreicht, und warum wurde nicht mehr erreicht? Um das zu beurteilen, müssen wir genau auf die Möglichkeiten und Grenzen unserer theoretischen wie praktischen Aufgabenstellung eingehen. Der Schwerpunkt unserer Arbeit lag auf weltanschaulichem Gebiet. Das war und ist eine im wesentlichen rückwärts gewandte Tätigkeit, notwendig allein aufgrund der Fehler der Vergangenheit, aufgrund der fehlenden Erarbeitung des revolutionären Marxismus im ideologischen Kampf „von unten auf“, weshalb die MLer dermaßen anfällig waren und sind für die Infragestellung des Marxismus. Eine andere theoretische Aufgabenstellung (etwa PolÖk oder Geschichte) hätte nicht nur eine offene Flanke gelassen, sondern den ganzen Boden der weiteren Arbeit unsicher gelassen, was angesichts der die Grundfragen des wissenschaftlichen Sozialismus berührenden Angriffe des kleinbürgerlichen Sozialismus unvertretbar war.
Das Dilemma war, dass diese theoretische Arbeit nicht unmittelbar mit der praktischen Aufgabenstellung zusammenhing. Um konkreteren Einfluss auf die ml-Organisationen nehmen zu können, hätten wir mit den im Vordergrund stehenden Fragen beschäftigen müssen, d.h. mit politischer Ökonomie bzw. insbesondere mit Politik. Lediglich die Auflösung der KPD zerriss für einen Augenblick die trügerische politische Decke über dem faulen theoretischen Fundament und rückte vorübergehend die philosophische Diskussion als solche nach vorn. Ansonsten waren und sind das Sektierertum und die Theorielosigkeit der ml-Bewegung dermaßen ausgeprägt, dass die Bedeutung der Grundfragen der revolutionären Theorie gar nicht ins Bewusstsein geriet. Daher konnte die von uns forcierte theoretische Arbeit nicht die Einheit der MLer als solche befördert, sondern nur Grundlagen dafür geschaffen werden. In der Sondernummer zur KPD hieß es in der Vorbemerkung der Redaktion daher, das die philosophische Kritik „Bestandteil jener dringend notwendigen allseitigen Konstituierung unsrer Bewegung und damit eine der Voraussetzungen ihrer künftigen Einheit ist“ (S. 15). Diese Erkenntnis wurde jedoch durch die Hoffnung zurückgedrängt, dass die vorhandenen MLer von selber und aus sich heraus den Wunsch nach Einheit entwickeln würden und damit eine Vereinheitlichung nicht wegen, sondern trotz unserer philosophischen Schwerpunktsetzung möglich wäre.
Was unsere theoretische Kritik konkret betrifft, haben wir sowohl in der weltanschaulichen Debatte als auch in der Kritik der ml-Bewegung und der Linken zu wenig geleistet, um einen größeren Einfluss auf die objektive Entwicklung nehmen zu können. In der Philosophie haben wir uns bislang im Wesentlichen auf die Grundfragen der Philosophie, d.h. auf den Nachweis beschränkt, dass diese von den verschiedenen Kritikern im Sinne des Idealismus beantwortet ist. Das ist auf Dauer außerordentlich unbefriedigend. Konkretere Fragen, die auch bei der Linken im Vordergrund stehen - etwa das konkrete Verhältnis zwischen Mensch und Natur heute oder die Entfremdungsproblematik- blieben ausgespart. Die weitere Auseinandersetzung mit der ml-Bewegung ging nur langsam voran. Die in Arbeit befindlichen Kritiken an Einzelorganisationen (KBW und KABD) sind noch nicht erschienen, die KPD/ML-AG hat sich aufgelöst. Die Beschäftigung mit der Linken hatte weitgehend beschreibenden Charakter, eine inhaltliche Auseinandersetzung steckt allenfalls in den Kinderschuhen.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 16, Frankfurt/M., 1981.
1982:
Im VTK erscheint laut „Deutsche Nationalbibliothek“ (DNB) ein Nachdruck der Schrift von Max Quark und Hermann Wendel: „Zwei Beiträge zur Frankfurter Stadtgeschichte.“ Laut DNB lautet der Beitrag von Quark: „Soziale Kämpfe in Frankfurt am Main. Vom Mittelalter bis an die Schwelle der großen Revolution“, der von Wedel: „Frankfurt am Main von der großen Revolution bis zur Revolution von oben (1789-1866)“.
Q: Deutsche Nationalbibliothek Online, Stand 21. September 2010.
1982:
Im VTK erscheint als Nummer 5 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ die Schrift: „Kritik des KABD-Programms“ von Katja Lente, Alfred Schröder und Michael Vogt.
Q: Katja Lente, Alfred Schröder, Michael Vogt: Kritik des KABD-Programms, VTK, Frankfurt/M. 1982 (Reihe: Beiträge zur Programmdiskussion, Nr. 5).
1982:
Im VTK erscheinen die Bände 1 und 2 des Reprints „Unter dem Banner des Marxismus“ (1. Jahrgang), der Theoretischen Zeitschrift der Komintern. Sie enthalten die Jahrgänge März 1925 - Januar 1926. Ein Vorwort des Verlags gibt es hierzu nicht. Im VTK sollen insgesamt in der Reihe „Edition Dokument im VTK-Verlag“ 16 Bände erscheinen.
1982 erschienen weiter:
- 2. Jahrgang (März 1928 - November 1928), Bd. 3-4
- 3. Jahrgang (Februar 1929 - Dezember 1929), Bd. 5-7
Q: Unter dem Banner des Marxismus, Frankfurt/M., VTK,1982.
1982:
Im VTK erscheinen die „Protokolle der Kommunistischen Internationale“ als Reprint in der Reihe „Edition Dokument im VTK-Verlag“. Das Gesamtwerk umfasst die Bd. 1-17, die vom VTK auf 12 Bd. Aufgeteilt werden. Auch hierzu gibt es kein Vorwort des Verlags. Bd. 1 enthält den „I. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Moskau vom 2. bis zum 19. März 1919.“
1982 erscheinen weiter:
- Bd. 2.: 2. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Petrograd vom 19. Juli und vom 23. Juli bis 7. August 1920 in Moskau
- Bd. 3.: 2. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen vom 19. Juli in Petrograd und vom 23. Juli bis 7. August 1920 in Moskau
- Bd. 4.: 3. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Moskau vom 22. Juni bis 12. Juli 1921
- Bd. 5.: 3. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Moskau vom 22. Juni bis 12. Juli 1921
- Bd. 6.: 3. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Moskau vom 22. Juni bis 12. Juli 1921
- Bd. 7.: 4. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Petrograd und Moskau vom 5. November bis 5. Dezember 1922.
Q: Protokolle der Weltkongresse der Kommunistischen Internationale, Frankfurt/M., VTK, 1982.
1982:
Laut Verlagsangaben soll demnächst erscheinen: „Die KPDSU/SDAPR in Resolutionen und Beschlüssen der Parteitage, Konferenzen und Plenen des ZK 1898-1947.“ Geplant sind, nach den Angaben des Verlags, zehn Bände in der Reihe „Edition Dokument im VTK-Verlag“. Ob die Bände erschienen sind, ist eher fraglich.
Q: Ankündigung in Aufsätze zur Diskussion, Nr. 20, Frankfurt/M., 1982.
März 1982:
Die Nummer 17 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Pünktlich zu Frühlingsbeginn dieses Jahres findet in Recklinghausen das von Coppik und Hansen initiierte Frühlingsforum der Demokratischen Sozialisten statt. Der „dritte Weg“ zum Sozialismus, bisher unerfüllter Wunschträume der Sozialisten, wird dort möglicherweise Konturen gewinnen und einigen schon jetzt in den Reihen der Kommunisten in Westdeutschland vorhandenen Illusionen neue Nahrung geben. In den Aufsätzen von Alfred Schröder und Klaus Aresti wird zu einigen Prägen dieses „Dritten Wegs“ Stellung genommen.
Parallel zu dieser Entwicklung und keineswegs unbeeinflusst davon haben in den letzten Monaten eine Reihe von Konferenzen in der ml-Bewegung - besser in einigen Überresten - stattgefunden, angefangen von der Delegiertenkonferenz des KBW über einen KB-Kongress (siehe dazu die entsprechenden Berichte) und die zweite NHT-Konferenz bis zu einer Mitgliederversammlung der KGBE - letztere als einzige nichtöffentlich. Zwei zentrale Punkte waren unabhängig voneinander allen diesen Treffen gemeinsam, und staunen konnte, darüber nur, wer die Entwicklung nicht mit verfolgt hat:
- erstens gab es überall eine Auseinandersetzung zwischen den Kräften, die an den Zielen des revolutionären Marxismus - bzw. am Leninismus - festhalten und den Kräften, die davon abgehen;
- zweitens wurden durchgängig die Notwendigkeit grundlegender theoretischer Arbeit und die Verstärkung der Schulungsarbeit vertreten. Das war übrigens auch der Generalnenner der vor einigen Monaten erfolgten Auslösung der MLD (siehe Bericht).
Die NHT-Konferenz vom 16./17. Januar d. J. bildet da eine Ausnahme. Dort wurde nicht über revolutionstheoretische Grundfragen des Marxismus gestritten; vielmehr ging es um die Frage, welche Schlussfolgerungen aus der ml-Bewegung zu ziehen seien. Entsprechend den vorherigen Vereinbarungen wurden keine Beschlüsse gefasst; die Konferenz fand als Diskussionskonferenz statt. Die entgegengesetzten Positionen - repräsentiert durch die Redaktion einerseits, den AK V andererseits - werden in dieser Nummer durch die überarbeiteten Redaktionsreferate und die zentralen Redebeiträge des AKV dokumentiert. Zur Fortführung der Debatte wird angesichts der Fülle der mittlerweile eingegangenen Beiträge im April d. J. eine Sondernummer der AzD erscheinen, die diese Beiträge zugänglich macht …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Linker Frühling. Das Frühlingsforum der Demokratischen Sozialisten
- Klaus Aresti: Reformismus: Born, Lassalle, Bernstein … SOST?. Der friedliche Weg zum Sozialismus
- Sigmund Piotrowski: Faschismustheorie im Dienst des subjektiven Idealismus und Spontaneismus. Theweleits Männerphantasien
- Heinrich John/Walter Sandhofe: Über Preußen
- Manfred Weiß: Der KBW nach der Delegiertenkonferenz
- Ernst Hausmann: Zur Auflösung der MLD
- Alfred Schröder: Der KB auf dem Weg zur Theorie. Zum KB-Kongress am 16./17. Januar 1982
- AKV: Zum Drang zur Politik und von der Freiheit der Intelligenz. Kritische Anmerkungen zu Beiträgen von Robert Kurz in Neue Strömung Nr. 4.
- Neuerscheinungen: KABD-Programm; KGB/E-Veröffentlichungen; Armin Kamrad: Hauptseite Theorie-Schlagwort oder Notwendigkeit
- Diskussion: AKV-Referat auf der NHT-Konferenz
- Leserbriefe: Göttingen, AKV.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 17, Frankfurt/M., 1982.
April 1982:
Vermutlich erscheint im April oder Mai 1982 das Buch von Franz Kaminski/Heiner Karuscheit/Klaus Winter: „Antonio Gramsci. Philosophie und Praxis“ im dem KBW nahestehenden „Sendler Verlag“.
Im Vorwort schreiben die Autoren: „Der Name Antonio Gramsci, der Mitbegründer und mehrjährige Vorsitzende der Kommunistischen Partei Italiens in den zwanziger Jahren, ist zu einem Schlüsselbegriff in den ideologischen Auseinandersetzungen der westdeutschen Linken geworden. „Immer häufiger wird die Diskussion über zentrale Themen der bundesrepublikanischen Linken unter Bezug und unter Berufung auf die Thesen von Gramsci geführt“, heißt es in der Ankündigung der „Einführung Gramsci“, die Joachim Bischoff Ende 1981 im eurokommunistisch orientierten „Verlag zum Studium der Arbeiterbewegung“ herausgegeben hat.
Die Jungsozialisten versuchen seit 1978, Gramsci als „Theoretiker des demokratischen Übergangs zum Sozialismus“ zu propagieren. Die „Marxistischen Blätter“ der DKP stellen unwiderlegbar fest: „Seit geraumer Zeit steht Gramsci im Brennpunkt des politisch-ideologischen Richtungsstreits der westdeutschen Linken, die sein Werk kontrovers diskutiert und trotz gegensätzlicher Deutungsversuche für sich reklamiert.“
Die im März 1980 ruhmlos verblichene „KPD“ versuchte noch auf dem Sterbebett, den eigenen Reihen mit Hilfe der Theorien Gramscis neues Leben einzuflößen. Und der Herausgeber des „Argument“, Wolfgang Fritz Haug, sieht den Marxismus nicht mehr weit von „einer neuen Phase, der des Gramscismus“ entfernt. Über fast alle Fragen marxistischer Politik wird gegenwärtig unter dem Zeichen Gramscis gestritten: Reform und Revolution, Demokratie und Sozialismus, Frieden und Gewalt, Hegemonie und Staat.
Wenn man über Gramsci debattiert, kommt man nicht umhin, die Auseinandersetzung mit seinen philosophischen Auffassungen an den Anfang zu stellen. Man mag über den Stellenwert der Philosophie im Marxismus denken, was man will: Gramsci ist anders nicht zu begreifen. Noch 1917 war er nach eigenem Bekenntnis „Crocianer“, d. h. Anhänger des Philosophen und Historikers Benedetto Croce, der das italienische Geistesleben zu Beginn dieses Jahrhunderts prägte sowie Begründer des Neuhegelianismus in Italien war. Und im Gefängnis erklärte er weit über ein Jahrzehnt später die Umwandlung der philosophischen Konzeption Croces für die „einzige historische fruchtbare Weise“ einer Wiederbelebung des Marxismus, den er als ökonomisch und mechanisch verflacht ansah. Was er über Basis und Überbau, Staat, Hegemonie, Führung und Herrschaft gesagt hat, ist dementsprechend weder begrifflich noch inhaltlich ohne Klärung seiner philosophischen Positionen zu verstehen.
Dennoch erklärt sich die eigene Wirkung der Theorien Gramscis nicht aus der Philosophie, sondern aus den politischen Anschauungen, also aus dem, was als seine „Theorie der Politik“ bezeichnet wird. Das sind die Ausführungen über die bürgerliche Gesellschaft, den Staat, die Hegemonie, den sog. Bewegungs- und Stellungskrieg etc. Darum kann die Beschäftigung mit Gramsci nicht bei der Philosophie stehenbleiben, sondern muss zu diesen Fragen voranschreiten. Das geschieht vorliegend im IV. Kapitel, allerdings fehlt ein wichtiger Teil, die Frage der Intellektuellen nämlich, die bei Gelegenheit an anderer Stelle behandelt werden soll.
In der Gramsci Debatte geht es letzten Endes nicht um den italienischen Kommunisten, sondern um die Orientierung des revolutionären Prozesses. Aber um dazu eigene Positionen zu entwickeln, muss der revolutionäre Marxismus auch zu Gramsci Stellung beziehen …“
Q: Franz Kaminski/Heiner Karuscheit/Klaus Winter: Antonio Gramsci: Philosophie und Praxis, Frankfurt/M., 1982.
Mai 1982:
Im VTK erscheint im Mai als Sondernummer der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) eine „Sondernummer zu unseren nächsten Aufgaben.“
In der Vorbemerkung heißt es: „Die vorliegende Sondernummer der AzD vereinigt in sich verschiedene Beiträge, die anlässlich der Debatte um unsere künftigen Aufgaben entstanden sind. Ihr Abdruck in den regulären AzD-Ausgaben hätte deren Umfang gesprengt bzw. ihnen internen Diskussionscharakter gegeben. Aus diesem Anlass wurde diese Sondernummer herausgegeben, die die Auseinandersetzung jedem Interessierten zugänglich macht, ohne die AzD zu vereinnahmen …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Erwin Maurer/Heide Strecker: Bericht von der NHT-Konferenz
- NHT Konferenz: NHT in der Krise?
- Jutta Gerber: Über die Grenzen der philosophischen Debatte
- AKV: Antwort an Jutta Gerber
- AKV: Wo stehen wir? Stellungnahme zum Rechenschaftsbericht der Redaktion
- AKV: Noch einmal zur Zirkelbewegung
- Arbeitskreis Hannoverscher Marxisten-Leninisten: Bemerkungen zum Rechenschaftsbericht der AzD-Redaktion
- Paul Rother: Aus der Geschichte lernen. Noch einmal zu unseren theoretischen Aufgaben
- Hans Kampmann/Jan Lidtke: Anmerkungen zu einer Antwort auf die Kritik an den Thesen
- Neue Düsseldorfer Nachrichten: Kritik an den Aussagen des Rechenschaftsberichts der Redaktion der Aufsätze zur Diskussion
- Otto Bussmann/Peter Berger: Eine Antwort an Heiner Karuscheit
- Heiner Karuscheit: Der schmale Grat zwischen materialistischer und ideologischer Kritik
- Gerd Jankowski: Was uns bleibt. Und was zu tun bleibt (ein Gedicht).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Sondernummer zu unseren nächsten Aufgaben, Frankfurt/M., Mai 1982.
Juli 1982:
Die Nummer 18 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Nach den Nummern 7/8, 13 und 15 ist dies die vierte Ausgabe der AzD, die sich schwerpunktmäßig mit Fragen von Weltanschauung, Dialektik und Materialismus befasst, dem gegenwärtigen Schwerpunkt unserer theoretischen Arbeit. In den betreffenden Artikeln spiegeln sich zugleich die unterschiedlichen Auffassungen wider, die über Inhalt und Umfang, dieser Aufgabenstellung bestehen. Die offene Austragung dieser Differenzen kann der interessierte Leser in der vor einigen Wochen erschienenen Diskussions-Sondernummer der AzD mit verfolgen (muss gesondert bestellt werden).
2. Die Beiträge zur ml-Bewegung befassen sich vor allem mit den Tendenzen zu einer gewissen Flügelbildung, die in den Überrasten der ml-Bewegung stattfindet: BWK, KPD/ML und KB einerseits, KBW andererseits. Allerdings führen diese Tendenzen nicht unbedingt sofort auch zur ernsthaften Auseinandersetzung miteinander. Unberührt von dem vor sich gehenden Auflösungsprozess der ml-Überreste erscheint bisher nur der KABD; er geht sogar daran, sich aus einem Bund in eine Partei umzuwandeln. Die theoretischen Grundlagen, auf denen das geschieht, sind jedoch außerordentlich dünn. Der Artikel über „Klassenanalyse und Programm“ zeigt einige der Schwächen des KABD-Programmentwurfs auf und versucht, die hier bestehenden Aufgaben näher zu umreißen.
3. Vor wenigen Wochen haben sich die Sozialistischen Studiengruppen (SOST) gespalten. Eine Minderheit sieht in den Grün-Alternativen eine Perspektive, die Mehrheit will als SOST weitermachen und fühlt sich eher zu den DS hingezogen. Der Umgruppierungsprozess der Linken ist also nach wie vor in vollem Gang. Die nächste Ausgabe der AzD wird sich unter dem Titelschwerpunkt „3. Weg“ mit beiden Richtungen befassen: zum einen soll der dritte Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus behandelt werden, wie ihn die Grünen in Westdeutschland gehen wollen, zum anderen der dritte Weg zwischen Leninismus und Sozialdemokratie, wie ihn die westdeutsche Linke und gegenwärtig vor allem die Demokratischen Sozialisten gehen wollen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Weltanschauung in der Krise? Philosophie und „imperialistischer Liberalismus“
- Sigmund Piotrowski, AKV: Vom „kritischen Marxismus“ zur Marx-Kritik. Das anspruchsvolle Scheitern des Hans-Jürgen Krahl
- AKV: Naturmystik als Scheinrevolte. Das antibürgerliche Selbstverständnis „grüner“ Ideologie
- AKV: Komintern und faschistische Ideologie
- Franz Kaminski: Geschichte der Dialektik. Eine Rezension
- Heinrich John/Walter Sandhofe: Über Preußen (Teil II)
- Manfred Weiß: Eine Insel der Stabilität im Meer des Zerfalls. Zum BWK
- Manfred Weiß: Krise und Kampf. Zur Delegiertenkonferenz des KBW
- AKV: Kriegsgefahr und Seelenelend. Zum KB
- Studienbewegung: Urlaubsschulung 1982/83
- Diskussion: Unsere künftigen Aufgaben
- Leserbriefe.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 18, Frankfurt/M., 1982.
Oktober 1982:
Die Nummer 19 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK mit dem Schwerpunkt: „Dritter Weg - Wohin“?
Artikel der Ausgabe sind u. a.:
Neben der Vorbemerkung der Redaktion waren Artikel der Ausgabe:
- Redaktion: Kommentar zur Gründung der MLPD
- Manfred Weiß: Dritter Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus. Zur Entwicklung und Programmatik der Grünen
- Katja Lente: Von einer fertigen Strategie des Dritten Weges kann niemand reden - Die SOST und die Krise des Marxismus
- Ernst Hausmann: Zum Austromarxismus. Die österreichische Arbeiterbewegung bis zum Hainfelder Programm
- Klaus Aresti: Karl Kautsky - Theoretiker des Dritten Wegs
- Heinrich John/Walter Sandhofe: Die jüngste Preußen-Debatte
- Jan, AK-Redaktion: Viele von uns sitzen noch zornig am Schreibtisch. Zum AKV
- Jan Lidtke: J. Schell. Das Schicksal der Erde
- Jan Lidtke: R. Bahro. Überlegungen zu einem Neuansatz der Friedensbewegung in Deutschland
- F. Göttingen: Verstaatlichung des Gesundheitswesens
- Hans Kampmann: Zur Klassenanalyse
- M.C.: Einheit der Kommunisten
- Hans Kampmann/Jan Lidtke: Sesam öffne Dich - Gedanken zur objektiven und subjektiven Entwicklung aus dem Zauberhut der Redaktion
- AKV: Über den Kampf gegen den Revisionismus
- Wolfgang Wirth: Über das Theorie-Praxis-Verständnis
- Arbeitsgruppe Aschaffenburg: Wider ein borniertes Verständnis der Klassiker - Für eine fundierte Neuorientierung der NHT.
Bis Oktober 1982 stellen, so ein Hinweis der Redaktion, Kaminski/Karuscheit/Winter das Buch „Antonio Gramsci. Philosophie und Praxis“ fertig. In der Ausgabe befindet sich dafür eine Anzeige.
In der Vorbemerkung der Redaktion wird ausgeführt:
„1. Das Ende der SPD/FDP-Regierung in Bonn, sowohl Folge als auch Katalysator einer bestimmten ökonomischen und politischen Entwicklung, stellt einen deutlichen Einschnitt in der Geschichte der BRD dar. Der Machtübergang von einer CDU- an eine SPD-geführte Regierung Ende der sechziger Jahre zeigte das Ende der Nachkriegs- und Wiederaufbauzeit an, wie es die Jugend- und Studentenbewegung zuvor schon massenhaft demonstriert hatte. Der jetzige Machtwechsel in umgekehrter Richtung scheint ebenso entschieden den Übergang in eine Phase krisenhafter Engwicklungen zu markieren. Die verschiedenen Konzepte eines ‘Dritten Wegs‘ werden in einer solchen Zeit mit Gewissheit an Bedeutung gewinnen.
2. War es in der Vergangenheit der Dritte Weg zwischen Leninismus und Sozialdemokratie, dessen Debatte die Gemüter der Linken bewegte, so hat sich in den letzten Jahren ein ganz anderer ‘Dritter Weg‘ in den Vordergrund geschoben: Der Weg zwischen Kapitalismus und Sozialismus, den die ‘Grünen‘ auf der Suche nach einer ‘humanen Gesellschaft‘ einschlagen wollen. Mit beiden Richtungen müssen Kommunisten sich auseinandersetzen, wenn sie eine eigene Perspektive entwickeln wollen. Beide male ist diese Auseinandersetzung auch erforderlich, um dauerhaft die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen zu begreifen, als deren Produkt die verschiedenen Variationen des dritten Wegs erscheinen. Einen Ansatz dazu will der erste Themenschwerpunkt dieser Ausgabe liefern, der unter dem Thema des dritten Wegs sowohl die grüne als auch die sozialistische Variante dieses Wegs behandelt.
3. Als weiterer Schwerpunkt hat sich naturwüchsig erneut die Diskussion über unsere künftigen Aufgaben ergeben, die mit vier Beiträgen und 85 Seiten zu Buche schlägt. Die Redaktion hatte vor, allenfalls zwei Artikel zu diesem Thema zu bringen, voran der Beitrag aus Aschaffenburg, der sich nicht nur um eine sachliche und stringente Auseinandersetzung bemüht, sondern auch neue Gesichtspunkte enthält. Sämtliche Verfasser waren jedoch der Auffassung, dass gerade ihr Artikel von grundlegendem Interesse für alle AzD-Leser sei. Die Redaktikon meint zwar, dass die Ausbreitung dieser internen Debatte der sicherste Weg ist, um das Interesse an den AzD einzuschläfern, sah sich aber im Hinblick auf das Beiratsstatut (3 Beiratsmitglieder können den Abdruck jedes Artikels erzwingen) genötigt, anders zu verfahren.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 19, Frankfurt/M., 1982.
Dezember 1982:
Die Nummer 20 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Die Auseinandersetzung, die bereits im vergangenen Jahr die AzD prägte, schlägt sich auch in dieser Nummer nieder. In den Artikeln des AKV einerseits, von Winter, Schröder und Karuscheit anderseits werden die unterschiedlichen Vorstellungen über die künftige theoretische Arbeit dargelegt. Beidemal handelt es sich weder um ein fertiges Programm der Arbeit noch um endgültige Ergebnisse. Aber es werden deutliche Schritte in die jeweils für korrekt befundene Richtung gemacht: Durchdringung der ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Realität einerseits - ideologiekritische Bearbeitung ideologischen Materials und der westdeutschen Linken andererseits. Anhand dieser Artikel kann sich jeder Leser klarer als zuvor sein eigenes Urteil über die gegensätzlichen Positionen bilden.
2. Über die weitere Behandlung dieser Gegensätze und über das künftige Gesicht der AzD sowie ihrer Redaktion wird die nächste NHT-Konferenz entscheiden. Sie findet voraussichtlich Ende Februar 1983 statt. Wer Interesse an der Teilnahme hat, muss dies der Redaktion mitteilen und bekommt sodann eine gesonderte Einladung.
3. Die für den 4./5. Dezember 1982 von KBW, SOST und AzD-Redaktion geplante Gramsci-Arbeitstagung musste kurzfristig verschoben werden. Der KBW musste auf dieses Wochenende unvorhergesehen ein Treffen des Herausgeberkreises der neuen Zeitschrift „Kommune“ legen, und daraufhin hielten auch die SOST eine Durchführung nicht mehr für sinnvoll. Die Tagung wird voraussichtlich im Frühjahr 1983 nachgeholt, der Termin dafür rechtzeitig bekanntgegeben. Soweit möglich, wurde die Verschiebung umgehend bekanntgemacht. Sollte jemand, von dessen geplanter Teilnahme die Veranstalter nichts wussten, umsonst nach Frankfurt gekommen sein, bitten wir um Verständnis.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Ende einer Epoche? Über die ökonomischen und politischen Ursachen eines Regierungswechsels
- Heiner Karuscheit/Klaus Winter: Imperialismus, Monopol, Wertgesetz
- Sigmund Piotrowski, AKV: Faschismus. Antisemitismus, falsches Bewusstsein. Plädoyer für eine dialektisch-materialistische Erkenntnistheorie
- AKV: Über die Kritik der bürgerlichen Ideologie. Am Beispiel Pier Pasolinis Freibeuterschriften
- AKV: Anspruch und Grenzen des „Anti-Gramsci“. Kritische Anmerkungen Kaminski/Karuscheit/Winter: Antonio Gramsci - Philosophie und Praxis
- Leserbriefe/Diskussion
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 20, Frankfurt/M., 1982.
Dezember 1982:
In den AzD Nr. 20/1982 und einem Verlagsprospekt wird die Herausgabe des Reprints: „Die kommunistische Fraueninternationale“, neu herausgegeben von Klaus Aresti mit einem Vorwort von Dr. Christine Wittrock, für den Sommer/Herbst 1983 angekündigt. Der Verlag schreibt dazu: „Reprint der von 1921 bis 1925 erschienenen Monatszeitschrift, die sich mit Problemen der kommunistischen Frauenbewegung befasst. Ursprünglich herausgegeben von Exekutive der III. Internationale und Internationales kommunistisches Frauensekretariat in Moskau, Clara Zetkin.“
Q: Ankündigung in Aufsätze zur Diskussion, Nr. 20, Frankfurt/M., 1982.
1983:
Im VTK erscheinen die Bd. 8-16 des Reprints „Unter dem Banner des Marxismus“ (1. Jahrgang), der Theoretischen Zeitschrift der Komintern. Sie enthalten die Jahrgänge 4 bis 10.
- 4. Jahrgang (1930), Bd. 8
- 5. Jahrgang (1931), Bd. 9
- 6. Jahrgang (1932), Bd. 10
- 7. Jahrgang (1933), Bd. 11
- 8. Jahrgang (1934), Bd. 12-13
- 9. Jahrgang (1935), Bd. 14-15
- 10. Jahrgang (1936), Bd. 16.
Q: Unter dem Banner des Marxismus, Frankfurt/M.VTK, 1983.
1983:
Im VTK erscheinen die Bände 8-12 des Reprints „Protokolle der Kommunistischen Internationale“:
- Bd. 8.: „4. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Petrograd und Moskaus vom 5. November bis 5. Dezember 1922“
- Bd. 9.: „4. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen in Petrograd und Moskaus vom 5. November bis 5. Dezember 1922“
- Bd. 10.: „5. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen … (ohne Angabe des Verhandlungsortes, d. Vf.) vom 17. Juni 1924 bis 24. Juni 1924
- Bd. 11.: „5. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen … (ohne Angabe des Verhandlungsortes, d. Vf.) vom 25. Juni 1924 bis 1. Juli 1924
- Bd. 12.: „5. Kongress der Kommunistischen Internationale. Protokoll der Verhandlungen … (ohne Angabe des Verhandlungsortes, d. Vf.) vom 2. Juli 1924 bis 13. Juli 1924. Der 12. Bd. enthält zusätzlich ein Register mit allen Sprechern auf den Kongressen, allen zu den Kongressen eingerichteten Kommissionen, ein Personen- und Sachregister.
Q: Protokolle der Weltkongresse der Kommunistischen Internationale, Frankfurt/M., VTK, 1982.
Februar 1983:
Vermutlich erscheint nach der 4. NHT-Konferenz (im Februar 1983) das „Informationsblatt der Kommunistischen Gruppen (NHT).“
Ausgeführt wird dort:
„Die heutigen KOMMUNISTISCHEN GRUPPEN (NEUE HAUPTSEITE THEORIE) sind 1979 als ‘Neue Hauptseite Theorie‘ aus einigen örtlichen ml-Zirkeln entstanden. Unsere Mitglieder kamen - und kommen größtenteils immer noch - aus den verschiedenen ml-Organisationen (KPD/ML, KPD, KBW, KABD, Arbeiterbund, KB), die in der zweiten Hälfte der 70er Jahre nacheinander in die Krise gerieten. Wir gingen - und gehen- davon aus, dass die notwendige revolutionäre Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse in der BRD eine Kommunistische Partei erfordert, die theoretisch auf der Höhe ihrer Zeit steht und praktisch die Arbeiterklasse als Hauptträgerin einer sozialistischen Revolution organisiert und leitet. Die ml-Bewegung betrachteten wir als den wichtigsten Ansatzpunkt zur Schaffung einer solchen Partei. Ihr gegenüber stellen wir fest:
- dass die Schwächen und der Niedergang dieser Bewegung ihre Ursachen nicht hauptsächlich in der politischen Praxis hatten, sondern durch theoretische Versäumnisse bedingt waren (sie hatte mit der Kritischen Theorie nicht abgerechnet und verfügte z. B. weder über eine weltanschauliche Fundierung noch über eine Imperialismus- und Klassenanalyse); darum traten wir für die ‘Hauptseite Theorie‘ ein;
- dass die Bewegung Klarheit über ihre eigene Vergangenheit gewinnen musste, wenn sie nicht länger Spielball der objektiven Entwicklung bleiben wollte (sie sollte ‘zum Bewusstsein ihrer selbst‘ kommen);
- dass die wichtigste praktische Aufgabe die Herstellung der Einheit der ml-Bewegung sein mußte.
Voraussetzung unserer Entstehung waren die Veröffentlichungen ‘Unsere nächsten Aufgaben‘ (Februar 1978) und ‘Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung‘ (Dezember 1978), in denen diese Erkenntnisse auf Grundlage einer Untersuchung der Entwicklung der ml-Bewegung ausformuliert wurden. Unser Zusammenschluss erfolgte, um mit Hilfe einer gemeinsamen Zeitschrift Einfluss auf die weitere Entwicklung zu nehmen.
Ausgehend von den Gemeinsamkeiten unserer Herkunfts-Organisationen bekannten wir uns ‘zu den Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tsetung und zu den Traditionen der von ihnen geführten internationalen kommunistischen Arbeiterbewegung‘, wobei wir hinzufügen, dass in Geschichte und Theorie dieser Arbeiterbewegung eine Reihe offener Fragen enthalten sei, an deren Klärung gearbeitet werden müsste. Da die politische Herkunft unserer Mitglieder verschieden war und wir über keine vereinheitlichte, wissenschaftlich fundierte konkrete Linie verfügten, wurde die politische Praxis des Tageskampfes der individuellen Verantwortlichkeit überlassen. Unsere Mitglieder sollten jedoch möglichst in der Arbeiterbewegung tätig sein.
Den Namen ‘NHT‘ wählten wir, um uns von anderen Zirkeln abzugrenzen, die ebenfalls für den Vorrang der Theorie vor der Praxis eintraten, aber andere Vorstellungen davon hatten als wir; sie beschränkten die Theorie im Wesentlichen auf die aus der Frühzeit überkommene Forderung nach einer Imperialismus- und Klassenanalyse. Gleichzeitig gründeten wir einen eigenen Verlag, den ‘Verlag Theoretischer Kampf‘ (VTK) und eine Zeitschrift, die ‘Aufsätze zur Diskussion‘ (AzD), deren Null-Nummer im März 1979 erschien. Die AzD wurden zum wichtigsten Bindeglied und zentralen Instrument der Gruppen.
Mittlerweile gingen immer größere Teile der ml-Bewegung wie der gesamten Linken zu den sich herausbildenden ‘Grünen‘ über. Unter dem Schlagwort von der ‘Krise des Marxismus‘ wurde der wissenschaftliche Sozialismus insgesamt in Zweifel gezogen. Besonders die ‘Gramsci-Diskussion‘ der westdeutschen Linken öffnete derartigen Anschauungen auf dem Gebiet der Weltanschauung die Tür. Aus diesem Grund beschlossen wir Anfang 1980, die Verteidigung der weltanschaulich-philosophischen Grundlagen des Marxismus in den Mittelpunkt der theoretischen Arbeit zu stellen. Als Ergebnis erschien 1982 im Sendler-Verlag Frankfurt das von Kaminski/Karuscheit/Winter verfasste Buch ‘Antonio Gramsci - Philosophie der Praxis‘.
Im März 1981 verabschiedeten wir eine ‘Erklärung politischer Grundsätze‘ (in AzD 13), um dem gewünschten Beginn der Debatte über politische Fragen einen Rahmen zu geben. Darin wurden die bisherigen politischen Grundpositionen der ml-Bewegung festgehalten (u. a. wurde die Sowjetunion als ‘sozialimperialistisch‘ charakterisiert). Diese Grundsätze sind auch heute noch politische Grundpositionen der KGs, die jedoch in der theoretischen Auseinandersetzung zu überprüfen sind,
Nach mehr als einjähriger Debatte über unsere künftigen Aufgaben, beschloss die 4. NHT-Konferenz im Februar 1983, den Schwerpunkt der theoretischen Arbeit auf die politische Ökonomie zu verlagern, daneben die Geschichte der Arbeiterbewegung zu behandeln sowie künftig über politische Fragen zu arbeiten, um die Grundlagen für eine angeleitete Praxis zu legen. Wegen dieser Änderung kam es zu einigen Austritten, insbesondere um die Genossen des ‘Arbeiterkulturverlags‘ (AKV) herum, die sich weiterhin nur mit ideologietheoretischen Problemen beschäftigen wollten und die Hinwendung zur Politik für grundfalsch erklärten.
Theoretisch arbeiten wir gegenwärtig vor allem auf drei Gebieten:
- in der politischen Ökonomie: Aneignung des Marxschen Systems der Kritik der politischen Ökonomie, Fragen des Imperialismus, Theorie des staatsmonopolitischen Kapitalismus, Rolle der Gewerkschaften
- Geschichte: Weimarer Republik und Weimarer KPD, Nachkriegsgeschichte der BRD;
- politisch: westdeutsche Außenpolitik und Friedensbewegung, Rolle der Sozialdemokratie.
Fortschritte in diesen Bereichen sind Voraussetzung, um zu einer gemeinsamen politischen Praxis zu gelangen.
Als nächste praktische Aufgabe sehen wir nach wie vor an, zur Einheit der Kommunisten zu gelangen. Allerdings gehen wir heute davon aus, dass eine ml-Bewegung wie sie jahrelang Bezugspunkt unserer Arbeit war, nicht mehr existiert. Stattdessen gibt es eine Reihe kommunistischer bzw. ‘revolutionär-sozialistischer‘ Organisationen, die nur zum Teil aus der ml-Bewegung stammen, sich programmatisch auf die revolutionäre Arbeiterbewegung beziehen und die Organisierung fortschrittlicher Arbeiter betreiben. Mit ihnen suchen wir ungeachtet der jeweiligen Herkunft die Zusammenarbeit, da für uns nicht länger die aus der Geschichte überkommenen Differenzen, sondern die heutigen Verhältnisse und deren Beurteilung entscheidend sind. Die ‘revolutionären Sozialisten‘ - darin eingeschlossen die MLer - bilden also für uns die wichtigsten Kräfte, aus denen heraus die Elemente für den Parteiaufbau zu gewinnen sind. Dabei versuchen wir, Möglichkeiten gemeinsamer Diskussion zu finden und Formen gemeinsamer Praxis zu entwickeln. Ebenso bemühen wir uns um internationale Kontakte.
Was darüber hinaus die Tätigkeit in der Arbeiterbewegung (Gewerkschaften) und demokratische Bewegung (Friedensbewegung, antiimperialistische Komitees etc.) anbelangt, ist die Arbeiterbewegung vorrangig. Für alle gemeinsamen Bereiche gilt, dass Kommunisten dort im Wesentlichen nur ideologisch an Einfluss gewinnen können, was wiederum theoretische Arbeit voraussetzt.
Heute bestehen die KGs (NHT) aus mehreren örtlichen Gruppen mit insgesamt einigen Dutzend Mitgliedern. Die AzD-Redaktion gibt die gemeinsame Zeitschrift heraus, organisiert die theoretische Arbeit und leitet die gemeinsame beschlossene Praxis der KGs. Darüber hinaus arbeiten die Gruppen selbständig. So wird etwa über Formen und Inhalt politischer Praxis unabhängig in den einzelnen Gruppen entschieden. Besonderen Wert legen wir auf die ideologische Diskussion und die theoretische Ausbildung unserer Mitglieder, damit diese sich in den Fragen des praktischen Klassenkampfes selbständig zurechtfinden können.
Neben unserer eigenen Arbeit haben wir die MARX-ENGELS-GESELLSCHAFT (MEG) mit aufgebaut, eine Studiengesellschaft des wissenschaftlichen Sozialismus. Die MEG führt Schulungen über Theorie und Geschichte der Arbeiterbewegung durch, in denen der Stoff - soweit das möglich ist - unabhängig von heutigen, aktuellen Interpretationen vermittelt wird. Dadurch sollen die Teilnehmer befähigt werden, vom Boden der revolutionären Theorie aus ein eigenes Urteil über die heutigen Probleme zu gewinnen. An den öffentlich angebotenen Kursen kann jede/r Interessent/in teilnehmen. Kontaktadresse: MEG, Postfach 101717, 465 Gelsenkirchen.“
Q: Informationsblatt, o. O., o. J. (1983)
April 1983:
Die Nummer 21 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort führt die Redaktion aus: „Mit dieser Nummer liegen die AzD in neuer Aufmachung vor. Statt der gewohnten 180 Seiten der letzten beiden Jahre erscheinen diese und die folgenden Nummern unserer Zeitschrift mit einem geringeren Umfang von ungefähr 100 Seiten zum Preis von 6,- DM (statt der ehemals 10,- DM). Die neue Abonnement-Regelung ist dem Impressum zu entnehmen. Weiterhin liegt der Nummer ein Hinweiszettel bei, aus dem die Regelung für die noch laufenden Abonnements hervorgeht. Dieser augenfälligen formalen Änderung entspricht eine inhaltliche Änderung. Die weltanschaulich-philosophische Debatte, die in der Vergangenheit den Schwerpunkt dieser Zeitschrift bildete, wird künftig nur eines der Themen sein, die in den AzD thematisiert werden. Stärker in den Vordergrund werden Fragen der politischen Ökonomie und der Geschichte der Arbeiterbewegung treten. Weiterhin neu am künftigen Gesicht der AzD wird die Behandlung politischer Fragen sein, die wir bisher ausdrücklich ausgeschlossen hatten. Festhalten werden wir aber an der Besprechung und Kritik der Diskussion und Entwicklungen in der linken und marxistisch-leninistischen Bewegung. Soweit zum neuen Gesicht der AzD.
Dies ist eines der Ergebnisse der 4. NHT-Konferenz vom 26. und 27.2.1983 in Frankfurt. Aufgabe dieser Konferenz war es, die Arbeit der Vergangenheit zu analysieren, eine Entscheidung über den Schwerpunkt unserer künftigen Arbeit zu fällen, sowie eine neue Redaktion zu wählen. Die Auseinandersetzung mit dem AKV, die viele der letzten AzD-Nummern bestimmte, kam auf dieser Konferenz zu einem formalen Abschluss durch den Austritt des AKV aus dem Beirat und seiner Anhänger aus der NHT. Die inhaltliche Auseinandersetzung, insbesondere über die Problematik des Warenfetischs und seiner erkenntnistheoretischen Bedeutung, ist für uns damit keineswegs beendet. Von den genannten Austritten wurde insbesondere der Beirat in seiner personellen Zusammensetzung wie Aufgabenstellung betroffen. Seine Existenz und personelle Zusammensetzung bedarf einer zukünftigen Klärung. Aus diesem Grund fehlt in dieser wie in der kommenden Nummern der AzD die personelle Auflistung der Beiratsmitglieder.
Was die Organisationsformen unserer künftigen Arbeit betrifft, so ist hier noch einiges im Fluss. Grundsätzlich wird eine größere Offenheit gegenüber allen an der theoretischen Arbeit und Auseinandersetzung Interessierten angestrebt. Eines der Mittel, dies zu erreichen, sollen Mitarbeiterkonferenzen und Lesertreffen sein. Letzteres wird von Seiten der Redaktion für den kommenden Herbst geplant; das erste Treffen der AG Geschichte findet am 7./8. Mai statt.
Schwerpunkt der vorliegenden Nummer der AzD sind die Thesen zur Geschichte der KPD in der Weimarer Republik. Anlass hierzu war ein zweifacher. Zum einen der fünfzigste Jahrestag der faschistischen Machtergreifung, der jeden Kommunisten mit der Frage der Versäumnisse und Schwächen der deutschen Arbeiterbewegung in der Vergangenheit konfrontiert. Zum anderen aber auch jene Dämonisierung der Komintern und insbesondere Stalins, die die gesamte bürgerliche, aber auch ein großer Teil der linken Geschichtsschreibung betreibt, wenn sie nach den Ursachen der Niederlage der deutschen Arbeiterbewegung fragt. Die vorliegenden „Thesen“ suchen die Antwort hierauf mehr in der Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung in Deutschland selbst, als auf auswärtige „Drahtzieher“ zu verweisen.
Nicht in dieser Nummer zu finden ist eine Analyse der letzten Bundes- und Landtagswahlen. Zu kurz ist die Zeit, die seitdem vergangen ist und zu unsicher sind die bisher vorliegenden Analysen. Wir werden in der nächsten Nummer dieser Zeitschrift oder an anderer Stelle hierauf ausführlicher zurückkommen. Zu dem in der letzten Nummer veröffentlichten Artikel „Ende einer Epoche?“ gab es eine Reihe von Nachfragen und Kritiken. Wir würden es begrüßen, wenn es möglich wäre, hierüber eine Diskussion in den AzD zu führen und fordern deshalb alle hieran Interessierten zu Leserbriefen auf.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Zur Geschichte der KPD in der Weimarer Republik (Thesen)
- Klaus Aresti: Über die innere Zerrissenheit der SPD vor dem 1. Weltkrieg
- N.N.: Bericht von der NHT-Konferenz: ML-Bewegung und NHT (Redaktionsreferat 1. Tag); Unser Programm der künftigen Arbeit (Redaktionsreferat 2. Tag); Resolution: Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung; Resolution: NHT-Arbeitsprogramm; Resolution der Arbeitsgruppe Westdeutsche Linke (AWL).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 21, Frankfurt/M., 1983.
Mai 1983:
Im VTK erscheint, die Schrift von Heiner Karuscheit: „Zur Geschichte der westdeutschen ML-Bewegung“ in der 2. Auflage. Anmerkung des Verfasser: Die Schrift erschien erstmalig im Dezember 1978 in Gelsenkirchen und beschäftigte sich mit der marxistisch-leninistischen Bewegung in Westdeutschland. Aufgabe beider Schriften sollte es sein, die „Entstehungsgeschichte der westdeutschen ML-Bewegung zu erklären“. Untersucht werden in beiden Auflagen die Gruppierungen: KPD/ML, KPD/AO, NRF, KBW, KB/ML und PL/PI anhand „der zentralen Fragen, die das Ende der Jugend- und Studentenbewegung aufgeworfen hat“ (1. Auflage 1978). In der 2. Auflage sollte sie um die Begrifflichkeit des „kleinbürgerlichen Sozialismus“, der diese Bewegung, so der Autor, im Wesentlichen bestimmt habe, erheblich erweitert werden.
Der Verlag schreibt dazu: „Im Zentrum dieser Veröffentlichung steht die Entstehungsgeschichte der westdeutschen marxistisch-leninistischen Bewegung. Anhand der zentralen Fragen der damaligen Zeit wird ihre Herausbildung aus der Jugend- und Studentenbewegung in Abgrenzung zu der sich formierenden Richtung des kleinbürgerlichen Sozialismus aufgezeigt. Im Anschluss daran werden die Auseinandersetzungen innerhalb der marxistisch-leninistischen Bewegung über Bedeutung und Inhalt des theoretischen Kampfes und das Verhältnis zu den praktischen Aufgaben behandelt.
Der Autor versucht, die innere Logik einer Entwicklung nachzuzeichnen, die im Zusammenhang von inneren und äußeren Faktoren den Charakter der Bewegung prägte, einen zunächst äußerst rapiden Aufschwung bedingte und schließlich zu dem heutigen Niedergang führte. In diesem Zusammenhang geht er auf die wichtigsten Organisationen ein: KPD/ML, KPD/AO, NRF und KBW, KB/ML Westberlin sowie PL/PI und charakterisiert deren Stellung in der Entwicklung der Bewegung. Die am Ende gezogenen Schlussfolgerungen enthalten eine nähere Präzisierung und Konkretisierung der sich für die Marxisten-Leninisten aus ihrer Geschichte ergebenden Aufgaben.“
Heiner Karuscheit schreibt im Vorwort zur 2. Auflage: „Die gegenüber der ersten Auflage um ein ganzes Kapitel - das erste -gekürzte Zweilauflage macht eine Vorbemerkung notwendig und gibt gleichzeitig Gelegenheit, Rechenschaft über den mittlerweile zurückgelegten Weg zu geben. Als diese Schrift seinerzeit - 1978 - erschien, hatte sie eine entscheidende Aufgabe: Klarheit zu schaffen über Entstehung und Schwächen der westdeutschen ml-Bewegung. Trotz all ihren Sektierertums, ihren Halbheiten und Schwankungen, ja Dummheilen wurde - und wird - diese Bewegung als der wichtigste Ansatz begriffen, um in Westdeutschland den ersten Schritt zum Neuaufbau einer kommunistischen Partei zu machen. Die ml-Bewegung hielt an der Arbeiterklasse als dem revolutionären Subjekt einer gesellschaftlichen Umwälzung fest, verbreitete keine Illusionen über friedliche Wege zum Sozialismus und stand in den Traditionen der kommunistischen Arbeiterbewegung, ohne den Revisionismus der KPdSU und der ihr nahestehenden Parteien mitzumachen. Aus diesem Grunde war es unumgänglich, die Ursachen für die vorhandenen Schwächen aufzudecken, um einen Weg aus der Misere zu finden und nicht immer wieder in dieselben Fehler zu verfallen: die Geschichte musste untersucht werden.
Der eigentlichen Untersuchung ging dabei ein eigenes Kapitel voraus, das sich mit zwei „Prinzipienkritiken“ an zwei ml-Organisationen befasste. Das waren „Vorhut oder Nachtrab“ von Robert Kurz - eine Kritik am KABD, sowie „Deutschland - ein Spießermärchen“ von der Westberliner Liebknecht-Vereinigung - eine Kritik an der KPD/ML. Diese Kritiken beschränkten sich mehr oder weniger darauf, verschiedene Aussagen der betreffenden Organisationen verschiedenen „Klassiker“-Zitaten gegenüberzustellen, die Nichtübereinstimmung festzustellen und daraus auf den „kleinbürgerlichen Charakter“ der jeweiligen Organisation zu schließen. Gegen dieses abstrakte und unhistorische Vorgehen wandte sich das erste Kapitel und arbeitete an einigen historischen Beispielen heraus, dass die ml-Bewegung - wie jede Begebenheit - nur in ihrer Zeit und unter den gegebenen konkreten Bedingungen beurteilt werden kann. Da die betreffenden Prinzipienkritiken mittlerweile bedeutungslos geworden sind, kann auch auf die Auseinandersetzung damit verzichtet werden.
Dieser Verzicht fällt um so leichter, als der ganze Rest, also die konkrete Untersuchung, unverändert abgedruckt wird. Sie versucht, die Schwächen Her ml-Bewegung aus der eigenen inneren Logik dieser Bewegung abzuleiten und aufzuzeigen, dass bestimmte Fehler nicht der subjektiven Bösartigkeit und dem angeborenen klassenmäßigen Opportunismus der führenden MLer angelastet werden können, sondern mehr oder weniger unvermeidbares Resultat der Umstände waren. Eine solche Sichtweise wurde von „wahren“ MLern schon mehrfach mit dem Vorwurf bedacht, „objektivistisch“ zu sein und den Opportunismus der ml-Bewegung zu beschönigen. Für den, der Geschichte nicht nur beklatschen oder verdammen, sondern begreifen will, gibt es nach Auffassung des Verfassers jedoch kein anderes Herangehen, um den Ablauf der Ereignisse zu verstehen.
Um die ml-Bewegung gegen den dogmatisch versicherten Vorwurf des „kleinbürgerlichen Charakters“ oder gar des „arbeiteraristokratischen Opportunismus“ abzugrenzen, wurden ihre Schwächen als „naiver Opportunismus“ charakterisiert. Damit sollte die Unreife der Bewegung als eine entscheidende Ursache für die gemachten Fehler hervorgehoben werden. Diese Charakterisierung scheint nach wie vor am besten geeignet, die Sache auf den Begriff zu bringen, geeigneter jedenfalls als die sonstigen (Ab-)Qualifizierungen. Dennoch hat die vorliegende Schrift eine zentrale Schwäche, die mit einem richtigen Moment in der ihr entgegengebrachten Kritik zusammenhängt. So wenig abgeleitet die bisherigen, aus bloßen Zitatvergleichen bestehenden Versuche einer klassenmäßig kleinbürgerlichen oder arbeiteraristokratischen Zuordnung der ml-Bewegung auch sind, so berechtigt ist der dahinter stehende Anspruch. Letztliche Klarheit über die ml-Bewegung kann nämlich nur eine Analyse der ökonomischen und gesellschaftlichen Entwicklung Westdeutschlands in den sechziger und siebziger Jahren bringen. Diese Imperialismus- und Klassenanalyse der BRD steht aber nach aus.
Aus der Untersuchung resultieren zwei zentrale Erkenntnisse: Zum ersten vermittelt sie die Einsicht in die unzulängliche theoretische Fundierung kommunistischer Positionen in Westdeutschland und den sich daraus ableitenden Umfang der vor uns stehenden theoretischen Aufgaben. Zum zweiten verdeutlichen sie, wie begrenzt sowohl durch die gesellschaftlichen Verhältnisse als auch durch den Stand der Theorie die Möglichkeiten einer organisierten politischen Praxis waren. Damit verknüpfte sich das praktische Ziel unserer Arbeit, nämlich die Einheit der ml-Bewegung herzustellen.
Durch die Konfrontation mit der eigenen Geschichte sollten die Organisationen zum Bewusstsein ihrer selbst gebrachten werden, um so die Notwendigkeit der Einheit zu erkennen. Die ml-Bewegung war gesellschaftlich isoliert und in der Zielgruppe ihrer Tätigkeit, der Arbeiterklasse, war keine nennenswerte Bewegung auszumachen. Die MLer existierten als selbstgenügsame Kraft abseits von allen gesellschaftlichen Bewegungen; in ihren ideologischen Grundlagen gab es nur ansatzweise Veränderungen, und die betrafen Fragen der Geschichte der kommunistischen Arbeiterbewegung. In dieser Situation gab es keinen anderen vernünftigen Weg. um für die Einheit der Kommunisten zu streiten, als den von uns eingeschlagenen.
Das Aufkommen der neuen sozialen Bewegungen und die spätere Formierung eines Teils von ihnen zur Grünen Partei veränderten nicht nur die politischen Verhältnisse in Westdeutschland, sondern auch das Gesicht unserer Bewegung. Unter der Sogwirkung der neuen Bewegungen entfaltete sich unter den MLern die theoretische Kritik an den Grundlagen des wissenschaftlichen Sozialismus und die politische Abwendung von der Arbeiterklasse als dem Subjekt der gesellschaftlichen Umgestaltung. Hatten wir ursprünglich die Untersuchung der Geschichte der Arbeiterbewegung als nächste theoretische Aufgabe angesehen (siehe hier das letzte Kapitel), so wurde es nun notwendig, philosophische Fragen in den Mittelpunkt der Kritik zu rücken. Das geschah im Rahmen der Gramsci-Diskussion der westdeutschen Linken. Die aufbrechenden Zweifel an den weltanschaulichen Grundlagen des Marxismus betrafen zwar nur einen Teil der ml-Bewegung, ließen aber die ganze Schwäche wieder akut werden, die den Übergang von der kritischen Theorie der Studentenbewegung zum Marxismus-Leninismus (bzw. was man darunter verstand) der ml-Bewegung charakterisiert hatte. Darum blieb nichts anderes übrig, als sich mit den allgemeinsten weltanschaulichen Grundlagen des Marxismus zu beschäftigen.
Die Hinwendung zu philosophischen Fragen entfernte uns von den Überresten der ml-Bewegung. Denn unabhängig davon, ob im Hintergrund bereits die weltanschaulichen Zweifel am Marxismus um sich griffen, ob man dem Sog zu den neuen sozialen Bewegungen anheimfiel, oder ob man sich diesen Bewegungen noch sektiererisch verschloss - im Vordergrund standen nach wie vor die politischen Fragen, aber nicht deren theoretische Fundierung.
Demgemäß konnten wir mit unserer neuen philosophischen Aufgabenstellung in der Praxis keine Fortschritte auf die Einheit der ml-Bewegung hin erzielen. Erst mit dem Abschluss dieser Aufgaben und mit der nunmehr vollzogenen Hinwendung zur politischen Ökonomie und zur Behandlung politischer Fragen wird es möglich sein, hier eine Änderung herbeizuführen.
Zwar ist es heute nicht möglich, die Einheit der Kommunisten allein über die Konfrontation mit der eigenen Geschichte zu erreichen, sondern sind positive Antworten auf die Probleme der gesellschaftlichen Realität gefordert. Aber damit hat die nunmehr erneut vorgelegte Schrift ihre Bedeutung nicht verloren, denn nach wie vor ist die Klarheit über die Vergangenheit eine unerlässliche Voraussetzung, um sicheren Boden für die Schaffung der kommunistischen Partei der Arbeiterklasse zu gewinnen.
Q: Heiner Karuscheit: Zur Geschichte der westdeutschen ml-Bewegung (1. Auflage), Gelsenkirchen, Dezember 1979; Ders.: Zur Geschichte der westdeutschen ML-Bewegung (2.Auflage), Frankfurt/M., 1983.
Juli 1983:
Die Nr. 22 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe: „Grünes Wirtschaftsprogramm und Aktualität des Marxismus.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Über den Herbst hinaus. Perspektiven der Friedensbewegung (Kommentar)
- Franz Kaminski: Das Grüne Wirtschaftsprogramm. Aspekte der Kritik (Die Geburt des Programms, Kapitalismuskritik und Verbesserungsvorschläge, das Verhältnis zur Dritten Welt, Grüne und andere Programme (SPD, CDU), Das Programm für die gesamte Linke?)
- Alfred Schröder: Marx‘ 100. Todestag. Abschied vom Marxismus (bürgerliche und linke Marx-Rezeption, die linke Marxrezeption, Auf der Suche nach dem wahren Marx, Politiker und Philosoph, der Mann der Wissenschaft, Abschied vom Proletariat, Marx‘ grundlegende Entdeckung, die wichtigste Produktivkraft: Der Mensch, die welthistorische Aufgabe des Proletariats, die Krise des Marxismus und ihre Ursachen)
- Manfred Weiß: Warenfetisch, Kritische Theorien und Ideologie (Theorien über Ideologie, Warenproduktion und Warenfetisch, das Geheimnis des Fetischismus)
- Franz Kaminski: Manon Maren-Grisebach: Grün ist die Farbe des Lebens
- Klaus Aresti: Reinhold Hünlich: Karl Kautsky und der Marxismus der II. Internationale.
In der Vorbemerkung der Redaktion heißt es:
„1. Die Krise des Marxismus wird zwar nicht mehr so häufig wie früher beschworen, dafür umso intensiver ausgekostet. Der 100. Todestag von Karl Marx gab dem Großteil der bundesdeutschen Linken erneut Gelegenheit, die eigene Identitätskrise mit dem Marxismus zu begründen. Abschied vom Proletariat, Marxsche Wissenschaftsgläubigkeit, Technik als Destruktivkraft, Vernachlässigung des Ideologischen und dergleichen mehr lauten die Stichworte, unter denen Marx aktualisiert wurde, bis vom Marxismus nicht mehr viel blieb. Alfred Schröder und Manfred Weiß befassen sich in ihren Artikeln ebenfalls mit diesem Thema, ohne allerdings Zweifel an der Aktualität des Marxismus zu lassen.
Das grüne Wirtschaftsprogramm, in aller Hast vor der letzten Bundestagswahl verabschiedet, dokumentiert die Krise des Marxismus von anderer Seite aus. Nicht nur, dass an seiner Erstellung genügend Linke mitgearbeitet haben, die sich früher als Marxisten begriffen haben oder dies sogar heute noch tun; schlimmer noch ist es, wenn die Auseinandersetzung von Nicht-Grünen mit dem Wirtschaftsprogramm zum Ergebnis kommt, es als Programm für die ganze Linke zu empfehlen. Im Artikel von F. Kaminski wird die Kritik daran geführt.
Der einleitende Kommentar schließlich, ebenfalls von A. Schröder, entwickelt einige Gedanken, welche weiterreichende Perspektiven eine Friedensbewegung in Westdeutschland hat, und zwar über den aktuellen Anlass hinaus, den die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen bildet.
2. Der KBW ist auf dem Weg zu den Grünen inzwischen fast am Ziel angelangt. Die auf seiner letzten Delegiertenkonferenz zu Pfingsten erhobene Forderung, die bisherige Zurückhaltung gegenüber dem Parteibildungsprozess der Grünen aufzugeben, fand nur noch bei wenigen Delegierten Widerstand.
Andererseits gibt es von Seiten verschiedener Organisationen Bestrebungen, zur Einheit zu gelangen, gegenwärtig vor allem von KPD und BWK aus. Diesen Tendenzen liegt die reale Voraussetzung zugrunde, dass die Gemeinsamkeiten der kommunistischen Kräfte in der BRD größer sind als ihre Gegensätze. Die Einheit der Kommunisten wäre ein großer Schritt nach vorn, der nicht nur - dem Außenstehenden ohnehin unverständliche - Zersplitterung beseitigen, sondern auch die eigenen Kräfte vervielfältigen würde. Darum sind derartige Bestrebungen trotz aller Vorbehalte zu verschiedenen Punkten insgesamt unbedingt zu befürworten, und es ist bedauerlich, wenn die MLPD bisher abseits steht.“
In einem der „Diskussionsbeiträge“ heißt es u. a.:
„Krise der ML-Bewegung und die Aufgaben der Marxisten-Leninisten.
Ich spreche hier für einen Frankfurter Zirkel, der sich zur sogenannten ‘Neuen Hauptseite Theorie‘ (NHT) rechnet. Die NHT ist ein Zusammenhang von örtlichen Zirkeln, die ein gemeinsames Organ, die ‘Aufsätze zur Diskussion‘ herausgeben. Diese Strömung ist sozusagen Produkt der Krise und des Niedergangs der marxistisch-leninistischen Bewegung. In unseren Gruppen sind Genossen organisiert, die aus allen größeren Organisationen der Bewegung kamen.
Was uns zusammenführt war die Einsicht, dass die wesentliche Ursache für den Niedergang unserer Bewegung in ihrer theoretischen Schwäche und Zerfahrenheit, in einer ungenügenden Aneignung des Marxismus-Leninismus zu suchen ist. Über alle politischen Differenzen hinweg, die auch heute noch in unseren Reihen bestehen, kamen wir zu einer gemeinsamen Auffassung über den Grund für die Sektiererei und das hilflose Umherrudern der Organisationen mit stets wechselnden Linien und Forderungen, die das Bild der ML-Bewegung bis heute prägen. Die wesentliche Ursache sehen wir darin, dass die Marxisten-Leninisten ihre eigene objektive Lage falsch einschätzen. Sie begreifen sich als politisch wirksame Kraft, obwohl sie dies schon seit geraumer Zeit nicht mehr sind, sondern nur noch als ideologische Strömung existieren, das heißt: Die ML-Bewegung ist eine selbstgenügsame Kraft und nicht ideologisches und politisches Zentrum einer gesellschaftlichen Bewegung.
Dennoch ist die ML-Bewegung zur Zeit trotz aller Schwäche immer noch Träger der revolutionären Theorie - in einer zwar verkrüppelten Form. Es gibt jedoch keinen anderen Träger des wissenschaftlichen Sozialismus. Aus den Reihen dieser Bewegung kommen die Kräfte, die sich um den Aufbau einer marxistisch leninistischen Partei bemühen …“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 22, Frankfurt/M., 1983.
September 1983:
Die Nummer 23 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „Ein neuer „linker Nationalismus“ in der BRD ist von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ bereits seit längerem in der Friedensbewegung ausgemacht worden. Um ihm auf die Spur zu kommen, wurde. Professor Scheuch eine ganze Seite der Zeitung zur Verfügung gestellt (siehe FAZ vom 2.8.1983). Er konstatierte eine Mischung aus kosmopolitischen Ansprüchen, antibürgerliche. Kulturkritik und Verwestlichung der BRD als eigentliche Ursache des „aggressiven Patriotismus“ von links. Dass es Zusammenhänge ganz anderer Art zwischen Friedensbewegung und deutscher Frage gibt, versucht der gleichnamige Artikel in dieser Nummer herauszuarbeiten. Die Ursachen dieser Zusammenhänge sind in der Geschichte der deutschen Spaltung, der BRD-Gründung und Remilitarisierung zu finden. Da Unklarheiten und oft schlichtes Unwissen über diese Fragen weit verbreitet sind, werden sie in diesem Artikel etwas ausführlicher als für das Thema unbedingt notwendig entwickelt. Weitere Punkte sind die Entwicklung der sowjetischen Außenpolitik in der deutschen Frage, Entspannungspolitik, Ostverträge und Perspektiven der Friedensbewegung. Wie dies bei einem ersten grundsätzlichen Herantreten nicht anders zu erwarten ist, musste gerade bei den „Perspektiven …“ vieles noch umrisshaft und thesenartig bleiben. Den Autoren liegt daran, ihre Auffassungen in Auseinandersetzung mit anderen Positionen zu diesen Fragen weiterzuentwickeln.
In dem sich an den Artikel anschließenden Rezensionsteil werden eine Reihe von Publikationen zum selben Thema besprochen, um dem Leser einen Einblick in den aktuellen Diskussionsstand zu geben. Der vorgesehene Abdruck eines Aufsatzes „Zur Geschichte der Friedensbewegung“ konnte aus Platzgründen nicht vorgenommen werden. Dies soll in einer späteren Nummer nachgeholt werden. Aufmerksam machen wollen wir schließlich noch auf ein von der Redaktion geplantes Seminar zu „Krise, Unterkonsumtion und alternative Wirtschaftspolitik“ sowie die Ankündigung der MEG zur nächsten Winter-Urlaubsschulung; beide Ankündigungen befinden sich auf den letzten Seiten. Am 19. November 1983 führt die Redaktion eine Leserkonferenz durch, zu der alle Leser eingeladen sind. Themen: Friedensbewegung und deutsche Frage, Gesicht der AzD. Näheres dazu in der Beilage zu diesem Heft.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Friedensbewegung und deutsche Frage
- Rezensionen: E. Weber: Die Opposition gegen die Blockbildung Deutschlands-Deutsche Frage-Europäische Antwort (H. Karuscheit); Friedensbewegung und Arbeiterbewegung (Katja Lente); Nationalismus und Marxismus (M. Vogt); RW 23: Krieg und Frieden und die sozialistische Revolution; E. Aust: Fürs Vaterland (Katja Lente)
- Manfred Weiß: Einigungsbemühungen der KPD
- Leserbriefe: Über die Kritik am grünen Wirtschaftsprogramm (K. Aresti)
- Klaus Aresti: Über die Kritik am grünen Wirtschaftsprogramm.
- Ankündigungen: Seminar über Krise, Unterkonsumtion und alternative Wirtschaftspolitik; MEG: Winterurlaubsschulung.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 23, Frankfurt/M., 1983.
Oktober 1983:
Im VTK erscheint vermutlich ab Oktober als Reprint „Die Kommunistische Fraueninternationale“ in mindestens 4 Bänden. Herausgegeben wird die der Reprint von Klaus Aresti (Autor der „Aufsätze zur Diskussion“, d. Vf.). Vermutlich wird die Herausgabe noch in 1983 abgeschlossen.
- Bd. 1 enthält den Jahrgang 1921
- Bd. 2 den Jahrgang 1922
- Bd. 3 den Jahrgang 1923
- Bd. 4 die Jahrgänge 1924 und 25
Ob weitere Bände erschienen, ist unklar, wahrscheinlich eher nicht. Es handelt sich hierbei um eine Zeitschrift, die von Clara Zetkin im Auftrag der Exekutive der III. Internationale und des Internationalen Kommunistischen Frauensekretariats in Moskau, herausgegeben worden war.
Im Vorwort schrieb Klaus Aresti im Oktober 1983: „Die Zeitschrift ‘die Kommunistische Fraueninternationale erschien über größere Zeitabschnitte hinweg sehr unregelmäßig. Vollständig herausgegeben wurden lediglich die Jahrgänge 1921 (mit insgesamt 9 Heften) und der Jahrgang 1922, der, dem monatlichen Erscheinen entsprechend, 12 Hefte aufweist. Vom Jahrgang 1923 ist nur das erste Halbjahr (Januar-Juni erschienen), vom 4. Jahrgang sogar nur die Hefte eins, drei und sieben. Zwar findet sich in Heft 7 (1924) die Notiz dass „… die fehlenden Hefte 2 und 4-6außerordentlichen Umständen wegen erst später erscheinen …“ könnten, allen unseren Erkenntnissen nach sind sie aber eben sowenig erschienen wie die Hefte 8-12 desselben Jahrgangs. Nach der ersten Hälfte des Jahres 1925, stellte die Zeitschrift mit dem Doppelheft 5/6 (925) ihr Erscheinen ein.
In Bezug auf die Neuherausgabe dieser Zeitschrift wird davon ausgegangen, dass der Reprint aller erschienenen Hefte vollständig umfasst. Der Reprint enthält aus technischen Gründen ein erneuertes Inhaltsverzeichnis und hat eine neue durchgehende Zählung der Seiten erhalten. Des Weiteren wurde eine auf jedem Blatt vorhandene Kopfleiste entfernt und die Titelblätter zu den Heften wegen des schlechten Zustandes vereinfacht wiedergegeben. Der Text selbst wurde ohne Änderungen reproduziert, bei allen anderen Änderungen wurden Rechtschreibung und Zeichensetzung beibehalten.“
Q: Die kommunistische Fraueninternationale, Frankfurt/M., VTK, 1983.
November 1983:
Die Nummer 24 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Entgegen der ursprünglichen Ankündigung erscheint diese Nummer unter dem Schwerpunktthema „Sozialdemokratie“. Der Grund dafür sind die Fragen, die durch die Teilnahme der Sozialdemokratie an den Friedensaktivitäten aufgeworfen worden sind. Gemeinhin wird der Wechsel zu den Raketengegnern nur als Opportunismus abgetan; man betrachtet die aktuelle Politik der SPD und konstatiert einen plötzlichen Bruch, der mit dem Regierungsverlust zusammenfällt und als opportunistische Anpassung an die Friedensbewegung abgetan wird. Dagegen versucht der Hauptartikel herauszuarbeiten, in welchem Maße die sozialdemokratische Wende nicht nur einen Bruch, sondern zugleich eine Fortsetzung der zuvor in der Regierung betriebenen Politik darstellt, wie der Bruch nur an der Oberfläche stattfand, während die außenpolitische Grundlinie - die Entspannungspolitik - dieselbe war und ist. Die Analyse der Sozialdemokratie wird in den kommenden Nummern mit einer Untersuchung der geschichtlichen Entwicklung fortgesetzt, die die außen- und militärpolitische Strategie der SPD seit den 50ger Jahren genommen hat.
2. Wegen der Schwerpunktänderung konnte in dieser Nummer nur der erste Teil des vorgesehenen Aufsatzes über den Zusammenhang zwischen der Theorie der allgemeinen Krise des Kapitalismus und der Stamokap-Theorie abgedruckt werden. Die Bezüge zur aktuellen Diskussion über Krise und alternative Wirtschaftspolitik erschließen sich bei genauer Lektüre von selbst, da hier wie dort Theorien über die Unterkonsumtion der Massen die Krisenhaftigkeit des Kapitalismus erklären sollen. Der Hauptteil dieses Artikels, der speziell über die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus geht, folgt in der Nr. 25., die Anfang Januar erscheinen wird. Dort werden auch aktuelle Veröffentlichungen über Krise und alternative Wirtschaftspolitik vorgestellt.
3. Am 4./5. Februar 1984 führt die PolÖk-AG ein Wochenendseminar durch zum Thema „Unterkonsumtion, Krisentheorie und alternative Wirtschaftspolitik“. Anmeldungen können schon jetzt erfolgen… Neben der geplanten Fortsetzung derartiger Seminare zu politökonomischen Fragen ist beabsichtigt, im nächsten Jahr auch die Arbeitsergebnisse unserer Geschichts-AG in ähnlicher Weise der öffentlichen Diskussion zugänglich zu machen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Kommentar: Nach der Friedensdemonstration
- Heiner Karuscheit: Die Außen- und Militärpolitik der Sozialdemokratie und die Illusionen der Friedensbewegung
- Klaus Winter: Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus und der allgemeinen Krise (Teil I)
- F. Kaminski: Nicht links, nicht rechts? Über die Zukunft der Grünen
- F. Kaminski: Ökologie gegen Ökonomie
- Leserbriefe/Diskussion: Idealistische Erkenntnistheorie. Zu Sigmund Piotrowski (G. Nagl); zu Heiner Karuscheits Thesen zur Geschichte der KPD in der Weimarer Republik (AWL).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 24, Frankfurt/M., 1983.
1984:
Im VTK erscheint von Robert Schlosser (Bochum) die Schrift: "Arbeit, Automation und soziale Emanzipation. Einwände gegen die Kritik am 'Industriesystem'" (14x21 cm, 80 Seiten).
Sie erscheint als Band 1 der neuen Reihe "Materialien", die von Alfred Schröder, Heiner Karuscheint und Manfred Weiß herausgegeben wird. Über die Reihe heißt es: "Die Reihe 'Materialien' soll der Selbstverständigung der Kommunisten untereinander dienen. Jeder Genosse bzw. jede Genossin kann da gegen Übernahme der Unkosten Veröffentlichungen vornehmen, ohne daß der Verlag auf den Inhalt Einfluß nimmt."
Schlossers Schrift gliedert sich in:
1. Einleitung
2. Produktivitätsfortschritt und Kapitalverwertung
3. "Zeitgewinn" und "grenzenlose Güterproduktion"
4. Freiheit von Arbeit - Freiheit in der Arbeit
5. Die Lust an der Arbeit und die Resultate der Arbeit
6. Über "Megamaschine" und "Megatechnik"
7. Die Abschaffung der Arbeit und die "emanzipierten Massen"
8. Gedanken zur Unüberschaubarkeit moderner Technik
9. Freistellung von unmittelbar produktiver Arbeit und die "Universalität" des Menschen
10. Was macht die Wissenschaftler so "erfolgssüchtig"?
11. Handwerk, Kapital und die Leute mit den "2 linken Händen"
12. Über die Vereinigung von Kopfarbeit und Sinnen
13. Das Handwerk als Produzent der großen Industrie
14. Der Taylorismus als Bewahrer der "technologischen Erbmasse des Handwerks"
15. Die Bewahrung der "technologischen Erbmasse" als Enteignung der Produzenten von ihren Kenntnissen
16. Die Automation marschiert
17. Die Vollendung der Vollendung
18. Automation als Grundlage für die Überwindung der auf dem Wert beruhenden Produktionsweise
19. Konsum und Klassenbewußtsein
20. Über die "Arbeit am Menschen"
21. Abschließende Bemerkungen über Ökologie und Ökonomie, Produktivkräfte und Produktionsverhältnisse
Im Klappentext heißt es: "Im Streit um die Nützlichkeit oder Schädlichkeit der durch den Kapitalismus entwickelten Produktivkräfte spielen ökologische und soziale Gesichtspunkte die entscheidende Rolle. Von Neutralität der Produktivkräfte kann weder in der einen noch in der anderen Hinsicht die Rede sein. Es kann nicht bestritten werden, daß diese Kräfte heute Mittel der Naturzerstörung und der Ausbeutung und Unterdrückung des Menschen sind. Die Frage ist, inwieweit ihre zerstörerischen Wirkungen sozusagen "sachnotwendig" der modernen Technologie anhaften oder inwieweit diese Wirkungen der kapitalistischen Anwendung dieser Technologie zuzuschreiben sind.
Für diejenigen, die die Kapitalismuskritik durch die Kritik am "Industriesystem" ersetzt oder doch wenigstens erstere der letzteren untergeordnet haben, tritt die Kritik an moderner Technologie selbst in den Vordergrund. Daß die modernen Produktivkräfte die Möglichkeiten sozialer Befreiung vergrößern oder gar erst setzen, wird immer häufiger in Frage gestellt oder strikt geleugnet. Entlang der Auseinandersetzung mit Lewis Mumford ('Mythos der Maschine') und Otto Ullrich ('Weltniveau') entwickelt Robert Schlosser seine Einwände gegen die zur Mode gewordene Kritik am 'Industriesystem'."
Quellen: Robert Schlosser: Arbeit, Automation und soziale Emanzipation. Einwände gegen die Kritik am "Industriesystem", Frankfurt/M. 1984 (Reihe Materialien, Band 1).
Januar 1984:
Die Nummer 25 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Die Debatte am 21. und 22. November 1983 im westdeutschen Bundestag über die mittlerweile begonnene Raketenstationierung förderte zwar keine neuen Argumente zutage, bot den verschiedenen Parteien aber die Gelegenheit, ihre Linie noch einmal ausführlich darzustellen. Der AzD-Kommentar beleuchtet diese Debatte etwas gründlicher und gelangt zu dem - für viele Linke sicher überraschendem - Ergebnis, dass die Differenzen zwischen Regierung und Opposition in der Sicherheitspolitik gar nicht so gravierend sind, wie es an der Oberfläche den Anschein hat.
2. Den Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet eine Untersuchung der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus, deren erster Teil zur Theorie der allgemeinen Krise in der vorigen AzD-Nummer veröffentlicht wurde. Zugleich wird damit die in den AzD 20 unter dem Titel „Imperialismus Monopol Wertgesetz“ begonnene Auseinandersetzung um grundlegende Probleme der politischen Ökonomie fortgesetzt. Der Schwerpunkt wird ergänzt durch Rezensionen neuerer Veröffentlichungen zur Krisentheorie.
3. In einem Teil der restlichen ml-Organisationen ist Bewegung geraten. KPD und BWK diskutieren schon seit geraumer Zeit über die „Einheit der revolutionären Sozialisten“. Speziell in der KPD hat - weitgehend unbemerkt - eine relativ offene Auseinandersetzung über die Perspektive der Kommunisten in der BRD eingesetzt. Wie diese Auseinandersetzung ausgeht, bleibt abzuwarten. Es ist den Genossen zu wünschen, dass ihre Organisation daran nicht zerbricht. Auf den letzten Seiten der AzD ist eine Stellungnahme zu bisherigen Diskussionsergebnissen von KPD und BWK abgedruckt. Die Materialien, auf die sich die Stellungnahme bezieht, können bei KPD und BWK angefordert werden. Sie sollten Gegenstand einer gemeinsamen Vollversammlung beider ZKs sein, zu der u.a. die AzD-Redaktion als Gast eingeladen war, die jedoch mittlerweile verschoben worden ist.
4. Neben ausführlichen Rezensionen wollen wir künftig eine regelmäßige Rubrik „Interessante Bucheingänge“ führen, die hier zum ersten Mal erscheint. Darin werden wichtige Neuerscheinungen auf allen Gebieten, die für Kommunisten von Interesse sein sollten, in wenigen Zeilen vorgestellt (Geschichte, Politik, Gewerkschaften, Philosophie, Naturwissenschaften, politische Ökonomie, Kunst und Literatur). Alle Leser/innen sind aufgefordert, daran mitzuarbeiten und ihnen lesenswert erscheinende Bücher in 2 Sätzen vorzustellen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Kommentar: Eine große Debatte? Die Politik hinter den Raketen (Zur Bundestagsdiskussion über die Raketenstationierung)
- Klaus Winter: Die Herausbildung der Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus in der DDR (Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus und der allgemeinen Krise, Teil 2)
- Stellungnahme der AzD-Redaktion zur gemeinsamen ZK-Versammlung von KPD und BWK
- F. Kaminski: SOST, Einführung Marxistischer Krisentheorie
- H. Karuscheit: J. Hoffmann (Hrsg.): Überproduktion, Depression.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 25, Frankfurt/M., 1984.
März 1984:
Die Nummer 26 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Kurz nach der Oktoberrevolution wies Lenin in seiner Schrift gegen den linken Radikalismus darauf hin, dass „einige Grundzüge unserer Revolution … internationale Bedeutung haben“, und fügte im selben Atemzug hinzu, dass es „ein großer Fehler“ wäre, „diese Wahrheit zu übertreiben und sie auf mehr als einige Grundzüge unserer Revolution auszudehnen“. So sei zum Beispiel das Herankommen an die Revolution im „Westen“ um einiges schwieriger als im „Osten“, d. h. in Russland. In dem Hauptartikel dieser AzD-Ausgabe über die Frühzeit der Kommunistischen Internationale (KI) arbeitet Georg Schmitt die Auseinandersetzungen heraus, die in der Gründungsphase der KI über den damit angesprochenen „westlichen Weg“ der Revolution geführt wurden und in Keimform die künftigen Kontroversen unter den Kommunisten vorwegnahm. Wenn die Debatte über den Weg der Revolution im Westen heue von uns aufgenommen wird, ist es sinnvoll, zuvor die unterschiedlichen historischen Perioden anzugeben, in denen diese Debatte bisher stattfand.
Die KI wirkte auf dem Boden einer jahrzehntelangen „allgemeinen Krise“ des Kapitalismus, die durch tiefgreifende ökonomische und politische Erschütterungen bestimmt war, ihren ersten Höhepunkt im 1. Weltkrieg fand, und für die entwickelten kapitalistischen bzw. imperialistischen Staaten erst nach einem erneuten Weltkrieg zu Ende ging. Es war jedoch ein Irrglaube, anzunehmen, dass es unter diesen Voraussetzungen einen gradlinigen Weg zur Revolution gab. Das Verhältnis zwischen demokratischem und sozialistischem Kampf, zur Sozialdemokratie und zum heraufziehenden Faschismus musste in eine jeweils wechselnde und von Land zu Land unterschiedliche Strategie umgesetzt werden, um an den Sozialismus heranzukommen. Diesen Weg erfolgreich zu beschreiten, ist der KI in der Zwischenkriegszeit nicht gelungen; aber auch andere Strömungen in der revolutionären Arbeiterbewegung scheiterten daran, und 1943 löste sich die KI auf.
Ende der 40er/Anfang der 1950er Jahre setzte eine - wiederum Jahrzehnte dauernde - neue Periode ein, die ihrem Grundzug nach von der vorangegangenen verschieden war und die kapitalistischen Staaten des „Westens“ zu erneuter ökonomischer Prosperität und politischer Stabilisierung führte. Wie sollte die kommunistische Arbeiterbewegung darauf reagieren? Musste nicht jeder Versuch, in einer solchen objektiv nichtrevolutionären Situation eine Strategie zur Eroberung der Macht zu entwickeln, von vornherein entweder aussichtslos sein oder in Opportunismus münden? Der friedliche oder parlamentarische Weg zum Sozialismus, sei es über die antimonopolistische Demokratie, sei es auf einem „dritten Weg“ zwischen Sozialdemokratie und Kommunismus, stellen derartige Versuche dar, der Bourgeoisie die politische Macht unter Verhältnissen zu entwinden, die die Stabilität der bürgerlichen Herrschaft garantieren. Dass eine solche Strategie sich in der kommunistischen Arbeiterbewegung durchsetzen konnte, ist ebenso eine Folge der friedlichen Nachkriegsperiode im Westen, wie sie die Aufgabe kommunistischer Grundpositionen bedeutete. Dieser „westliche Weg“ war und ist ein Weg jenseits des revolutionären Marxismus.
Mitte der 70er Jahre hat eine tiefe Weltwirtschaftskrise die lange Prosperitätsphase der Nachkriegszeit beendet, und ein grundlegender Neuaufschwung der kapitalistischen Weltwirtschaft ist nicht in Sicht. Obwohl von ernsthaften innenpolitischen Erschütterungen der imperialistischen Staaten gegenwärtig noch keine Rede sein kann, gibt es Anzeichen, dass der Kapitalismus wiederum in eine Periode krisenhafter Entwicklung eintritt. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Wiederaufnahme der Debatte um einen „westlichen Weg“ zur Revolution heute ihre eigene Bedeutung.
2. Der Artikel von H. Karuscheit über die Krise der Grünen und die neuerlichen Attraktivitäten der Sozialdemokratie beschreibt die gegenwärtige Situation der einstmals „neuen“ Linken, die dort eine neue Heimat suchten-, dass aber andererseits die Kommunisten noch weit davon entfernt sind, eine alternative darzustellen.
Um die wechselseitige Auseinandersetzung fortzuführen, wollen KPD und KBW demnächst eine gemeinsame Beilage zu ihren jeweiligen Zeitschriften herausbringen, an der sich auch andere Kräfte beteiligen können. Die AzD-Redaktion überprüft diese Möglichkeit zur Zeit.
In diesem Zusammenhang ist auf eine neue Publikation hinzuweisen, die ab sofort im VTK-Verlag unter dem Titel „Materialien“ herauskommen wird. Sie soll der Selbstverständigung der Kommunisten untereinander dienen. Jeder Genosse bzw. jede Genossin kann in dieser Reihe gegen Übernahme der Unkosten Veröffentlichungen vornehmen, ohne dass die Redaktion oder Verlag darauf Einfluss nehmen. Als erstes wird darin eine Broschüre von Robert Schlosser aus Bochum über „Arbeit, Automation und soziale Emanzipation“ erscheinen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Die KVAE - ein „Komplott der Kleinen?“
- Georg Schmidt: Die Frühzeit der Komintern. Zu den Anfängen der strategischen Debatte über einen „westlichen Weg“ der Revolution
- Alfred Schröder: Die Gramsci-Debatte und der Weg der Revolution im Westen
- Heiner Karuscheit: Welkes Grün und rosa Pläne. Die Krise der Grünen und die Attraktivität der Sozialdemokratie
- Leserbriefe zum Leserbrief von G. Nagl in AzD 24 (S. Piotrowski)
- Kritik der Thesen von H. Karuscheit zur KPD-Geschichte (Anne Richter)
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 26, Frankfurt/M., 1984.
Mai 1984:
Die Nummer 27 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Dieser AzD-Ausgabe liegt erstmals die „Gemeinsame Beilage“ zu verschiedenen Zeitschriften bei, die von KPD und BW initiiert wurde und an der sich die AzD beteiligen. Ihr Thema ist diesmal die EG. Sie soll künftig regelmäßig erscheinen und die Auseinandersetzung um die Einheit der Kommunisten resp. Revolutionäre Sozialisten dienen. Wir hoffen sehr, dass man diesem Ziel näher kommt und werden uns bemühen, zu einer inhaltlichen, solidarischen Diskussion beizutragen.
2. Die Annahme, dass die BRD mit der Stationierung der US-Mittelstreckenraketen auf einem Kriegskurs an der Seite Reagens gegangen sei, wird durch die um sich greifende Diskussion über die künftige Sicherheitspolitik Westdeutschlands und der NATO Lügen gestraft. Wie diese Politik auszusehen habe, ist noch keineswegs ausgemacht. Die zwei Artikel in der vorliegenden AzD-Ausgabe zu diesem Thema beleuchten die für die westdeutsche Bourgeoisie bestehenden Probleme von Seiten Frankreichs aus wie im Verhältnis zu den USA. Sie werden ergänzt durch den Aufsatz von A. Schröder in der erwähnten Beilage. Dort werden auch die Konsequenzen für das Vorgehen der Kommunisten gezogen, das nur in der entschiedenen Kritik und Abgrenzung gegenüber allen staatstragenden Parteien bestehen kann. Allerdings ist dazu die konkrete Kenntnis der Nuancen zwischen diesen Parteien (größer sind die Differenzen in der Außen- und Sicherheitspolitik gegenwärtig nicht) erforderlich. Dann wird nämlich auch deutlich, dass die SPD nicht etwa eine „fortschrittlichere“ Außen- und Europa-Politik als die Bonner „Wendeparteien“ verfolgt.
3. Gegenüber der unkritischen Begeisterung vieler Linker für den gewerkschaftlichen 35-Stunden-Kampf zeigt der Beitrag von K. Winter die offene Flanke des Gewerkschaftskonzepts auf, die möglicherweise noch schwerwiegende Folgen haben kann. Schließlich wird die Diskussion zur Geschichte der KPD mit Beiträgen von K. Aresti und H. Karuscheit fortgesetzt.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Eine kopernikanische Wende? Westdeutsche Außenpolitik zwischen den USA und Frankreich
- Heiner Karuscheit: Atomwaffen in deutscher Hand? Die Sicherheitsdebatte in Frankreich und die Achse Bonn-Paris
- Klaus Winter: Arbeitszeitverkürzung maßgeschneidert. Eine offene Flanke der Gewerkschaften im Kampf um die 35-Stunden-Woche
- Heiner Karuscheit: Weimarer Republik, Faschismus und KPD. Kämpfe von damals. Streitfragen von heute.
- Robert Schlosser: Thesen über die Behandlung von Ökonomie und Ökologie in der heutigen Linken Westdeutschlands
- N.N: Natur und Mensch im Weltbild der Wissenschaft
- M. Weiß: Kritisches Wörterbuch des Marxismus
- D. Jansen: Oskar Lafontaine. Angst vor den Freunden. Die Atomwaffen-Strategie der Supermächte zerstört die Bündnisse.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 27, Frankfurt/M., 1984.
September 1984:
Die Nummer 28 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „1. Neben einem Referat über die historische Aufnahme des Marxschen KAPITAL durch die Arbeiterbewegung im 19. und 20. Jahrhundert geht der Hauptteil dieser Ausgabe Über die Marxsche Krisentheorie. Das heißt, nicht die aktuelle Ausprägung der Krise wird behandelt, sondern der grundsätzliche Charakter und die Funktion der kapitalistischen Krise. Das geschieht in Auseinandersetzung mit den Auffassungen von Jörg Goldberg, der hier stellvertretend für das „Institut für Marxistische Studien und Forschung“ (IMSF), die DKP und andere Vertreter der Unterkonsumtionstheorie steht. Bevor nämlich daranzugehen ist, die gegenwärtige Krise empirisch zu begreifen, muss zunächst die Marsche Entwicklung des Akkumulations- bzw. Krisenzyklus verstanden sein, und das ist schwierig genug, wie sich Goldbergs Interpretation zeigt. Es ist uns klar, dass viele Leser/innen mit dem Artikel Klaus Winter Schwierigkeiten haben werden. Aber ein bestimm theoretisches Niveau ist unverzichtbar, wenn man bei wesentlichen politökonomischen Fragen nicht an der Oberfläche steh bleiben will. Die für die nächsten Monate angekündigten Wochenendseminare sowie die Winterurlaubsschulung der MEG bieten im Übrigen vielfache Gelegenheit, sich fehlende Kenntnisse anzueignen. Die Krisen-Thematik wird in den kommenden Ausgaben mit Beiträgen zu Keynes und zum Keynesianismus zu Altvater und den SOST fortgesetzt.
2. Im Diskussions-Teil findet sich diesmal ein längerer Beitrag von Georg Nagl über „Die Linke, die Friedensbewegung und die nationale Frage“. Einige der darin vertretenen Positionen werden von uns nicht geteilt, so u. a. die folgenden:
- wir halten es für falsch, die „deutsche Frage“ als „nationale“ Frage zu behandeln, da mit dieser Charakterisierung der Eindruck erweckt wird, als würde es in der BRD um eine Etappe der nationalen Befreiung gehen. Die fehlenden Souveränitätsrechte - auf die zumal von der Bourgeoisie freiwillig verzichtet wird machen aus der imperialistischen BRD jedoch kein national unterdrücktes Land.
- damit im Zusammenhang sehen wir auch keine Identität zwischen dem ausstehenden Friedensvertrag und einer Wiedervereinigung beider deutscher Staaten. Ein Friedensvertrag darf zwar das Recht auf eine (Wieder-) Vereinigung nicht ausschließen; das heißt jedoch nicht, dass die Kommunisten auf jeden Fall dafür sind, dieses Recht tatsächlich zur Wiedervereinigung auszunutzen. Die Entscheidung darüber hängt ab a) von der grundsätzlichen Frage ob eine deutsche Nation überhaupt noch existiert (das ist theoretisch zu untersuchen), und b) von der dann gegebenen konkreten Situation (wir halten es für gefährlich und auch überflüssig, heute bereits eine künftige Entscheidung festzulegen, unabhängig von Umständen, die nicht vorher zusagen sind) ;
- schließlich werden die Interessen der westdeutschen bürgerlichen Politik an der von ihr mitgestalteten Form der „deutschen Frage“ sowie ihrer Lösung vernachlässigt , Ohne Kenntnis der Interessen und konkreten Politik des Gegners kann eine eigene Strategie aber nicht entwickelt werden bzw. läuft Gefahr, dem Gegner auf den Leim zu gehen.
Darüber hinaus gibt der Beitrag jedoch einen informativen, mit Sachkenntnissen erstellten kritischen Überblick über die Debatten in der Linken, so dass wie uns zum Abdruck entschlossen haben. Zum Thema „deutsche Frage“ sind außerdem im „Arbeiterkampf“ Nr. 247 vom Juni 1984 sowie in der August-Ausgabe der „Beilage“ Kritiken an Karuscheit und Schröder erschienen. Die kritisierten werden demnächst darauf eingehen, voraussichtlich ebenfalls in der „Beilage“.
3. Auf der letzten Seite werden eine Reihe von Wochenendseminaren zu verschiedenen Themen angeboten, außerdem die kommende Winter-Urlaubsschulung der MEG. Auf beides wollen wir hinweisen. Die Angebote sind umfangreicher als bisher. Sie geben Gelegenheit, sich die marxistische Theorie anzueignen, sein Wissen auf den verschiedensten Gebieten zu vervollständigen, Diskussionen zu führen und außerdem die NHT bzw. die MEG kennenzulernen …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Über die Aufnahme des Kapitals von Karl Marx in der Arbeiterbewegung
- Klaus Winter: Marxsche Krisentheorie und Unterkonsumtion der Massen –Eine Kritik an der Krisenerklärung des IMSF
- Gerhard Nagl: Die Linke, die Friedensbewegung und die nationale Frage
- F Gött: Natur und Mensch im Weltbild der Wissenschaft
- MEG Winterurlaubsschulung 1984/85.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 28, Frankfurt/M., 1984.
November 1984:
Die Doppelnummer 29/30 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung der Redaktion heißt es:
„1. Diese AzD sind umfangreicher als sonst und werden von einem einzigen Artikel gefüllt. Um der historischen Geschlossenheit der westdeutschen Außenpolitik Rechnung zu tragen, haben wir uns dafür entschieden, die Untersuchung darüber an einem Stück zu bringen und nicht auf verschiedene Ausgaben aufzuteilen. Das Thema rechtfertigt u. E. diese Entscheidung. Diese Ausgabe erscheint daher als Doppel Nummer, die im Einzelheft DM 10,-- kostet.
Der Artikel versucht, die Konstanten der bürgerlich-westdeutschen Außenpolitik herauszuarbeiten - Konstanten, die sich als Resultat der deutschen Geschichte wie der weltpolitischen Stellung und europäischen Lage der BRD ergeben. Sie erlauben es, so etwas wie objektive Bewegungsgesetze zu formulieren, die diese Außenpolitik von den anderen kapitalistischen Staaten unterscheiden und relativ unabhängig davon wirken, welche Partei jeweils die Regierungsgeschäfte führt. Diese Gegebenheiten sind sowohl der Boden, auf dem die unterschiedlichen Parteien und Politiker wirken, als auch bilden sie den Maßstab, um der Verfehltheit einer jeweiligen Politik zu beurteilen.
Besonders untersucht wird hierbei die Sicherheitspolitik de Sozialdemokratie. Dass die spezifische Rolle dieser Partei anders aussieht, als die Linke das gemeinhin glaubt, ist nicht unsere Schuld. Auch der Regierungswechsel von 1982 hat, zumindest in der Außenpolitik, keine „Wende“ bedeutet - weder in der Regierungspolitik, noch bei der Sozialdemokratie.
2. Die NHT hat sich auf einem Mitarbeitertreffen am 22.9.1984 in KOMMUNISTISCHE GRUPPEN (NHT) umbenannt. Solange wir uns im Wesentlichen auf die ml-Bewegung bezogen haben, reichte unser alter Name aus; er gab einfach die u. E. entscheidende Aufgabenstellung - auf dem Gebiet der Theorie nämlich - wieder. Mit dem Ende der ml-Bewegung und mit unserem selbständiger Auftreten wurde und wird er zunehmend unverständlich. Den Namen KOMMUNISTISCHE GRUPPEN haben wir stattdessen gewählt, um sowohl unser kommunistisches Selbstverständnis als auch die relative Selbständigkeit unserer örtlichen Gruppen zum Ausdruck z u bringen.
Über unsere bisherige Entwicklung und gegenwärtige Position gibt ein „Informationsblatt“ Auskunft, das soeben erstellt worden ist und auf Anfrage von Verlag oder Redaktion zugeschickt wird. Gleichzeitig beginnt mit dieser Ausgabe eine AzD-Werbekampagne, deren einzelne Angebote in dieser Nummer nachzulesen sind. Nicht nur die Mitglieder der KGs, sondern alle Leserinnen und Leser sind aufgefordert, etwas für die weitere Verbreitung der Zeitschrift zu tun: Nutzt Eure Kontakte, macht Eure politischen Bekannten von früher und heute auf die AzD aufmerksam, werbt neue Abonnementen!
Am Samstag, dem 23. Februar 1985 findet in Frankfurt ein öffentliches Lesertreffen statt. Dort soll über die vorliegende AzD-Ausgabe diskutiert und unsere Arbeit vorgestellt werden. Wer Interesse hat, die Debatte zu führen und die KG's näher kennenzulernen, ist herzlich eingeladen. Der genaue Ort und die Zeit werden nach Anmeldung bei der AzD-Redaktion mitgeteilt.
3. Die MEG lässt mitteilen, dass in der Winter-Urlaubsschulung kurzfristig noch Plätze in einigen Kursen frei sind. Wer sich schnell entscheidet, hat noch die Wer sich schnell entscheidet, hat noch die Möglichkeit, einen Platz zu bekommen. Information und Anmeldung: MEG, Postfach 10 17 17, 4650 Gelsenkirchen.“
In der Ausgabe gibt es nur einen Artikel:
- Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: „Im deutschen Interesse - Westdeutsche Außenpolitik und SPD-Sicherheitskonzeptionen gestern und heute.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 29/30, Frankfurt/M., 1984.
1985:
Im VTK erscheint als Nummer 6 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ die Schrift: „Kritik des Programmentwurfs der KPD“ von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder (A5, 30 Seiten).
Dazu heißt es in einer Verlagsanzeige in AzD 33/1985: „Die KPD hat vor kurzem einen neuen Programmentwurf vorgelegt (Beilage 2/85), der nicht nur für die eigene Organisation, sondern im Zusammenhang mit den Bestrebungen zur Einheit der revolutionären Sozialisten ausgearbeitet wurde. In acht Punkten setzen sich Heiner Karuscheit und Alfred Schröder … damit auseinander … Sie entwickeln den Zusammenhang zwischen Programmdebatte und dem Weg zur Einheit, der ihres Erachtens besteht: welchen Inhalt müßte ein Programm heute haben, welche programmatischen Feststellungen sind notwendig, um eine einheitliche Grundlage zu schaffen, welche sind überflüssig? Wo reichen unsere Kenntnisse hin, um Festlegungen zu treffen, wo würden Festlegungen eine nicht vorhandene Klarheit vorspiegeln und den Erkenntnisfortschritt behindern?
Darum ist die Kritik zugleich ein Beitrag in der Debatte um die Frage, wie es mit der Einheit weitergehen soll.“
Q: Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Kritik des Programmentwurfs der KPD, VTK, Frankfurt/M. 1985 (Reihe: Beiträge zur Programmdiskussion, Nr. 6); Anzeige in Aufsätze zur Diskussion, Nr. 33, Frankfurt/M., 1985, S. 97.
März 1985:
Die Nr. 31 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Keynes in der Krise“.
In der Vorbemerkung heißt es:
„1. Durch einen Umzug des Verlags war die Fertigstellung der letzten AzD behindert. Die Folge davon war u. a., dass die offiziell als November-Ausgabe 1984 erscheinende Nummer 29/30 zum Teil erst im Januar 1985 ausgeliefert wurde. Wir bitten die Abonnenten im Nachhinein, die Verspätung zu entschuldigen.
2. Das politökonomische Hauptthema der vorliegenden Ausgabe - Keynes und der Keynesianismus - trägt keinen grundsätzlichen Charakter, sondern beschreibt Auswirkungen, die die Krise auf die Wirtschaftstheorie hat. Angefügt sind Rezensionen zu jüngeren, uns wichtig erscheinenden Büchern. Außerdem wird ein Zwischenbericht der seit Anfang 1983 in dieser Form arbeitenden PoLÖk-AG veröffentlicht. Dem bisherigen Arbeitsschwerpunkt entsprechend, wird darin eine vorläufige Einschätzung verschiedener Imperialismustheorien gegeben. Im Ergebnis wird die politökonomische Richtigkeit von Auffassungen, die in der II. und III. Internationale vorherrschten, angezweifelt. In diesem Zusammenhang übt ein im Diskussionsteil abgedrucktes Papier der Düsseldorfer Gruppe NDN grundsätzliche Kritik an der bisherigen Auseinandersetzung mit der Stamokap-Theorie. So wenig die Positionen der PolÖk-AG Allgemeingut der KGs sind, so sehr halten wir eine Debatte darüber für notwendig. Darum können wir dem im Begleitbrief der NDN geäußerten Wunsch, dass ihre Kritik ‘als Startschuss für eine längst überfällige Diskussion über polit-ökonomische Fragen in den AzD‘ dienen möge, nur beipflichten.
3. Manfred Weiß beschäftigt sich in seinem Artikel über „das Ende einer Umgruppierung“ mit dem Weg, den der Großteil der Linken in den letzten Jahren genommen hat, ablesbar an den SOST und an Zeitschriften wie der KOMMUNE und den MOZ. Daraus versucht er, Lehren für den revolutionären Flügel der Linken zu ziehen, denn wohin die Diskussion und Umgruppierung der ‘revolutionären Sozialisten‘ führt, erscheint gegenwärtig noch völlig offen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Kommentar: Außenpolitik im Wartestand?
- Manfred Weiß: Das Ende einer Umgruppierung: Über MOZ, Kommune, SOST und die revolutionäre Linke
- Franz Kaminski: Keynes in der Krise. Zur Diskussion über eine alternative Wirtschaftspolitik in der Krise
- Stephan Krüger u. a.: Keynes kontra Marx (F. Kaminski)
- E. Altvater u. a.: Alternative Wirtschaftspolitik jenseits des Keynesianismus (K. Winter)
- Bericht über den Stand der PolÖk-AG, Oktober 1984
- F. Gött: Interessante Bucheingänge: Natur und Mensch im Weltbild der Wissenschaft
- NDN: Kritik des Aufsatzes von K. Winter: Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus und der allgemeinen Krise
Zudem erscheinen folgende Ankündigungen:
- Seminar: Die Akkumulationstheorie R. Luxemburgs
- MEG-Frühjahrsurlaubsschulung.
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 31, Frankfurt/M., 1985.
Juni 1985:
Die Nr. 32 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Weimar - das Erbe der Vergangenheit“.
In der Vorbemerkung heißt es: „Im Zusammenhang mit dem 40. Jahrestag der Kapitulation der Wehrmacht ist die deutsche Geschichte erneut ins Blickfeld geraten. Aus ihr werden, in welcher Richtung auch immer, Lehren gezogen. Die deutsche Außenpolitik und der Faschismus sind die zwei zentralen Fragen, an denen die Debatte geführt wird.
Von vielen Linken wird der Widerspruch zwischen dem Imperialismus und der sozialistischen Sowjetunion als der Grundwiderspruch angesehen, der die Weltpolitik in den Jahrzehnten nach der Oktoberrevolution bestimmte. Seine Fortsetzung findet dieses Denken in heutigen Auffassungen, dass die NATO eine einheitliche, gegen die Sowjetunion gerichtete Politik und Aufrüstung betreibe. Demgegenüber arbeitet Frank Grabow für die Zeit bis 1933 heraus, dass die Weltpolitik in Wirklichkeit durch die Entwicklung der innerimperialistischen Widersprüche gekennzeichnet war. Da das nicht begriffen wurde, waren schwere Fehleinschätzungen der deutschen Außenpolitik durch die KPD die Folge.
Der Artikel über die Weimarer Republik untersucht die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse, aus denen heraus der Faschismus in Deutschland erwuchs. Gegenwärtig wird von einigen Organisationen der revolutionären Linken (KPD und BWK) wieder über ein Programm diskutiert. Am Weimarer Beispiel zeigt H. Karuscheit auf, welche Aufgaben gelöst werden müssen, um zu einem fundierten Programm zu kommen, das dem revolutionären Prozess Orientierung verleihen kann. Die fehlende Klarheit über diese Fragen lässt die schwere Niederlage der Arbeiterbewegung 1933 im Nachhinein als unvermeidbar erscheinen.
In der ‘Beilage‘ hat eine Diskussion über die Frage eingesetzt, wie es mit der Einheit der revolutionären Sozialisten weitergehen soll. Dabei ist die Entstehung der ml-Bewegung Ende der 60er Jahre erneut ins Blickfeld geraten. Alfred Schröder beschäftigt sich damit, welche Lehren aus den Versäumnissen der Vergangenheit zu ziehen sind, um der Einheit näherzukommen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Frank Grabow: Der Zusammenhang der alten Ordnung und die Systeme von Versailles und Washington (1918-1933)
- Heiner Karuscheit: Die Ungleichzeitigkeit der Republik. Weimarer Republik und Programm der KPD
- Alfred Schröder: Zur Debatte in der revolutionären Linken
- Leserbriefe: Zum Begriff der Nation bei G. Nagl.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 32, Frankfurt/M., 1985.
September 1985:
Die Nummer 33 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „Neben des Warenfetisch-Artikels von M Weiß, der das Thema aus der Nr. 22 fortsetzt, enthält diese Ausgabe Beiträge zu den Thesen der Außenpolitik, der politischen Ökonomie und der Einheit der revolutionären Sozialisten.
1. Seite dem Bonner Regierungswechsel und der Raketenstationierung blüht das Gerede über einen „Schulterschluss“ der BRD mit den USA, über einen „Kriegskurs“ gegen die Sowjetunion und über ein gemeinsames Vorgehen der NATO gegen die 1. Welt. Differenzen innerhalb des NATO-Bündnisses werden innerimperialistischer „Arbeitsteilung“ zugeschrieben: Einige Länder würden gegenüber dem „Osten“ und der 3. Welt aggressiv auftreten, andere dagegen friedlich bzw. „reformistisch“, um sozusagen durch eine verabredete Zangenbewegung die bedrohte Herrschaft „des“ Kapitalismus-Imperialismus sicherzustellen.
Seitdem die Sowjetunion existiert, hat derartiges „Systemdenken“, das alles über den Leisten des Gegensatzes zwischen „Kapitalismus“ und „Sozialismus“ schlägt und die zwischenkapitalistischen Gegensätze vernachlässigt, Tradition. Für die Zeit zwischen den Weltkriegen hat F. Grabow in den AzD 32 begonnen, sich mit diesem ideologisch geprägten Geschichtsverständnis auseinanderzusetzen. Von einer anderen Seite aus hat der KB in den letzten AK-Ausgaben begonnen, unter den Stichworten „Faschisierung“ und der „Entspannungspolitik“ bisher verfochtene Thesen einer Überprüfung zu unterziehen und neuerlich über die tatsächliche Interessenlage und Politik der westdeutschen Bourgeoisie nachzudenken. In den vorliegenden AzD lässt die Untersuchung von P. Bach und F. Moratzke von dem sagenumwobenen Schulterschluss BRD-USA in Mittelamerika nicht viel übrig. Weitergehend arbeitet H. Karuscheits Kommentar zu SDI und Eureka heraus, dass eine auf allen Gebieten wachsende Konkurrenz zwischen EG und den USA immer tiefere Gräben zwischen den NATO-Mitgliedstaaten aufreißt.
2. Die von uns veröffentlichten Artikel zur politischen Ökonomie sind auf z. T. erhebliche Kritik gestoßen. Neben dem hinten abgedruckten Leserbrief, gibt es dazu eine eigene Kritikbroschüre der NDN: „Zur höhe der Löhne als Ursache der Krise?“… Außerdem liegt uns ein Leserbrief „Zur Krisentheorie des H. Karuscheit“ von R. Frei aus Essen für die „Beilage“ vor. Wegen seines Umfangs von 12 Seiten kann er in der „Beilage“ prinzipiell nicht abgedruckt werden und hatte auch in der vorliegenden Ausgabe keinen Platz. Er kann über uns angefordert werden. Hier befassen sich A. Markass und K. Winter mit einer NDN-Kritik aus den AzD 31. In den nächsten AzD-Nummern sollen speziell die Fragen der Marxschen Krisentheorie und ihrer historischen Rezeption vertieft werden.
Innerhalb der revolutionären Linken geht die Debatte um die Einheit weiter. In einem am Schluss veröffentlichten Leserbrief fordern drei Genoss(inn)en von GIM, KB und KPD aus Bremen, dabei den Grundsatz „Erst Klarheit - dann Einheit“ zu befolgen. Sie weisen zu Recht darauf hin, dass „die Herausbildung von Differenzen innerhalb der Linken nicht automatisch Feindschaft bedeuten“ muss. In der Vergangenheit hat man sich gestritten, um den eigenen Führungsanspruch hochzuhalten und einander fernzubleiben. Man kann sich auch streiten, um aufeinander zuzugehen. Dies ist u. E. sogar der einzig richtige Weg, wie A. Schröder in seinem Beitrag getreu dem Motto entwickelt: Ein Krach vor der Ehe ist besser als ein Ehekrach.
Ein anderes Verständnis legt der in der „Beilage“ 2/85 abgedruckte Programmentwurf der KPD an den Tag, der viel zu viel im Unklaren lässt, um überzeugend zu wirken. Auszüge aus unserer Kritik daran finden sich in de „Beilage“ 3/85 … Außerdem sind wir z. Zt. dabei, eine umfangreiche Auseinandersetzung mit der GIM fertigzustellen. Auf der einen Seite ist es zu begrüßen, wenn verschiedene Strömungen aus der Tradition der revolutionären Arbeiterbewegung wider zu Gemeinsamkeiten finden, da die Gründe der seinerzeitigen Abspaltungen mindestens heute keine Gültigkeit mehr beanspruchen können. Auf der anderen Seite tragen die Positionen der GIM vor der Hand so ausgeprägt reformistische Züge, dass die Auseinandersetzung damit für Revolutionäre eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Die KPD hatte dies ursprünglich einmal vor, es dann jedoch wieder abgeblasen. Soweit dahinter der Wunsch stand, die stattfindenden Gespräche mit der GIM nicht zu stören, ist dies genau der falsche Weg zur Einheit - durch Verschweigen der Widersprüche.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Kommentar: Von SDI zu Eureka- Die Nato driftet auseinander
- Petra Bach/Willi Moratzke: Mittelamerika im Streit zwischen EG und USA
- Anna Markass: Zur Problematik des Widerspruchs Produktion und Markt in der Auseinandersetzung Winter-NDN
- Klaus Winter: Zur Frage der äußeren Märkte
- Manfred Weiß: Warenfetisch, Kritische Theorie und Ideologie
- Alfred Schröder: Die Differenzen wachsen. Bemerkungen zur Programmdebatte und Einheit der revolutionären Sozialisten
- Leserbriefe/Diskussion: Zur Kritik am Beitrag des BWK in der „Beilage“ 2/85 (Gen. Von GIM, KB und KPD)
-N.N: Nobody is perfekt - Zu Karuscheits Krisentheorie (Robert Schlosser).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 33, Frankfurt/M., 1985.
Dezember 1985:
Die Nr. 34 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Unterkonsumtion - Allgemeine Krise“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Mit dem Hauptartikel dieser Ausgabe über ‘Unterkonsumtion und allgemeine Krise‘ sowie dem Kommentar zum ‘Bülow-Papier‘, werden die krisentheoretischen bzw. außenpolitischen Veröffentlichungen der letzten AzD-Ausgaben weitergeführt. Neben dem Nachruf auf Ernst Aust beschäftigen sich darüber hinaus eine Reihe von Artikeln mit Fragen, die zur Zeit bei den revolutionären Sozialisten in der Diskussion sind:
Der Artikel von H. Roth gibt einen ersten Überblick über die wichtigsten Stationen der bisherigen Entwicklung der IV. Internationale. Die GIM ist mittlerweile in den Herausgeberkreis der BEILAGE aufgenommen worden und die Vereinigungsverhandlungen mit der KPD gehen weiter. Um so dringlicher erschien uns darum die nähere Befassung mit dem Trotzkismus, die demnächst fortgesetzt werden soll. Der Abdruck von wichtigen Dokumenten des jüngsten Weltkongresses der IV. Internationale, die bislang nur zum Teil auf Deutsch vorliegen, dient demselben Zweck.
A. Schröder unterzieht den soeben abgeschlossenen Sonderparteitag der KPD in seinem Bericht einer ersten Bewertung. Mit der KPD befasst sich auch ein Artikel von H. Karuscheit in der anliegenden BEILAGE, die außerdem von unserer Seite aus einen Beitrag von M. Weiß über die sozialpolitischen Vorstellungen der SPD enthalt.
Ein Genosse des KB hat für die AzD den Verlauf der seit einiger Zeit im KB stattfindenden Faschisierungsdebatte zusammengefasst; und D. Piontek berichtet über jüngere Entwicklungen bei REVIER.
Zu den gegenwärtigen Kämpfen in Südafrika/Azania hat die AzD-Redaktion in Thesenform Stellung bezogen, um auf offene Fragen der dortigen Klassenkräfte aufmerksam zu machen, die u. E. bisher ungenügend berücksichtigt wurden. Eine BWK-Genossin hat eine Kritik daran geschrieben.
Zum Abschluss werden die gemeinsamen Beschlüsse der letzten Vollversammlung der Leitungen der revolutionären Sozialisten veröffentlicht.“
Artikel der Ausgabe sind:
- AzD-Redaktion: Nachruf auf Ernst Aust
- Heiner Karuscheit: Kommentar: Durch eine zweite Phase der Entspannungspolitik zur Sicherheitspartnerschaft in Europa. Die Debatte um das Bülow-Papier
- Klaus Winter: Unterkonsumtion und allgemeine Krise des Kapitalismus
- Herrmann Roth: Zur Entwicklung der IV Internationale. Dokumentation: IV Internationale - XII. Weltkongress 1985
- Alfred Schröder: Ohne revolutionären Opportunismus wird es nicht gelingen. Bericht über den KPD Sonderparteitag
- F. (KB): Über die Faschisierungsdebatte des KB
- Dieter Piontek: Revier auf neuen Wegen?
- Thesen der Redaktion: Zur Solidarität mit dem Kampf in Südafrika
- SCC (BWK): Wer betreibt die Apartheid-Politik?
- Beschlüsse der gemeinsamen Vollversammlung.
Im „Nachruf zu Ernst Aust“ heißt es:
„Mit Bestürzung haben wir die Mitteilung über den plötzlichen Tod von Ernst Aust erhalten. Für fast alle, die seit Ende der sechziger Jahre in der marxistisch-leninistischen Bewegung arbeiten, ist mit seinem Wirken auch ein Stück ihrer eigenen Geschichte verbunden. In der illegalen KPD war er einer der wenigen, die in der Auseinandersetzung mit dem Revisionismus die Organisierung der Revolutionäre in Angriff nahmen. Die 1968/69 von ihm maßgeblich gegründete KPD/ML hatte großen Anteil daran, dass viele Teilnehmer/innen der Jugend- und Studentenbewegung zur Arbeiterbewegung stießen und sich die Aufgabe stellten, am Aufbau einer revolutionären Partei der Arbeiterklasse mitzuwirken. Dadurch den Boden für einen kommunistischen Neubeginn in Westdeutschland mitgelegt zu haben, gehört zu seinen bleibenden Verdiensten.
Geprägt von einer anderen Etappe der Arbeiterbewegung, war Genosse Ernst Aust mehr eine politische Kämpfernatur, ein mitreißender Redner und begabter Organisator, als ein marxistischer Theoretiker. Als Parteiführer war er in den mehr als anderthalb Jahrzehnten seit Gründung der KPD/ML bemüht, Partei und Arbeiterklasse einen Weg zur sozialistischen Revolution zu eröffnen. Für die dabei auch begangenen Fehler war er stets bereit, die Verantwortung zu übernehmen und Irrtümer einzugestehen.
Bestimmend blieb für ihn bis zum letzten Tag der unversöhnliche Kampf gegen den Kapitalismus und die ihn tragenden Kräfte und Parteien, für eine neue Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung. Sah er dieses Ziel in Gefahr geraten, so war er bereit, auch mit seinen bisher engsten Kampfgefährten zu brechen, um dieser Zielsetzung treu zu bleiben. Im Gegensatz zu vielen Genossinnen und Genossen, die angesichts von Misserfolgen, Fehlern und Rückschlägen resigniert haben, ist Genosse Ernst Aust seinen Überzeugungen bis in den Tod hinein treu geblieben und hat nie den Mut verloren. Mit allen, die ihm nahestanden, betrauern wir in Ernst Aust einen Genossen, dessen Zielsetzungen wir teilten, auch wenn die Differenzen häufig groß waren. Für die Kommunistischen Gruppen AzD-Redaktion.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 34, Frankfurt/M., Dezember 1985.
März 1986:
Die Nummer 35 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
Im Vorwort heißt es: „Der Hauptteil dieser Nummer befasst sich mit der Rolle Europas in der Weltpolitik. Frank Grabow setzt seinen Artikel aus der N. 32 der AzD fort und stellt diesmal die Vorbereitung des 2. Weltkrieges dar. Seine Schlussfolgerungen sind wiederum ganz anders, als sie in der Linken üblich. Das Münchener Abkommen von 1938 etwa bewertet er keinesfalls als Schritt, einen gemeinsamen Kreuzzug gegen die Sowjetunion zustande zubringen, sondern als einen letzten Versuch Englands, Deutschland gewisse Konzessionen zu machen, aber zugleich eine deutsche Hegemonialstellung auf dem Kontinent zu verhindern. Klaus Lehmann befasst sich anschließend mit der Nachkriegsentwicklung, speziell mit den Etappen des französisch-deutschen Bündnisses.
Nachdem bereits in der letzten Nummer über die Faschisierungsdebatte des KB berichtet wurde, dokumentieren wir hiermit als DISKUSSION zwei uns wichtig erscheinenden Artikel zu diesem Thema aus dem AK Nr. 264 und 266. Darin werden entgegengesetzte Positionen ausgetragen. Jb wendet sich entschieden gegen den bisherigen Faschisierungsbegriff und weist auf die Verknüpfung des historischen Faschismus mit vorbürgerlichen Formen hin. Er arbeitet heraus, dass die Bezeichnung jeder reaktionären Maßnahme als Faschisierung „immer Gefahr läuft, die Illusion zu reproduzieren, die eigentliche, nicht faschisierte bürgerliche Demokratie sei ein Hort der Freiheit, Repressionslosigkeit etc. pp.“ Sein Kontrahent Rudolf aus Frankfurt verteidigt die Faschismusvorstellung, die in großen Teilen der Linken vorherrscht. Er begreift den Faschismus als „reinen“ Kapitalismus, als dessen logisches Endstadium, das dem Wesen des Kapitals entspringt, weil darin alle Schranken für die Verwertung und Akkumulation beseitigt sind. Im AK 267 vom Februar d. J., der bei Redaktionsschluss noch nicht vorlag, hat Jb übrigens auf Rudolf geantwortet.
Neben dem Artikel eines BWK-Genossen über SDI und Eureka, der eine etwas andere Einschätzung erhält, als sie in den AzD 33 gegeben wurde, enthält der DISKUSSIONsteil noch eine Auseinandersetzung, die in den der SB-Gewerkschaftszeitung „Express“ über den gewerkschaftlichen Kampf gegen den § 116 AFG geführt wurde. Darin wird die Gewerkschaftsstrategie mit kritischen Augen betrachtet. Der Artikel von Jens Scheer behandelt erkenntnistheoretische Probleme neuerer physikalischer Entwicklungen und greift damit den weltanschaulich-philosophischen Strang wieder auf, der in der letzten Zeit in den AzD in den Hintergrund getreten ist. Schließlich gibt der Bericht über den jüngsten Parteitag der KPD einen Einblick in Zustand und Entwicklung dieser Organisation.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Frank Grabow: Der Niedergang Europas. Die Internationale Politik von Versailles bis Potsdam (Teil 2) - Europas Weg in den 2. Weltkrieg
- Klaus Lehmann: Die Achse BRD-Frankreich als Kern einer politischen Union Westeuropas
- Jens Scheer: Fauler Zauber - Führt die moderne Physik zu Magie und Astrologie?
- Heiner Karuscheit: Wenig an den Hacken. Bericht über den 6. Parteitag der KPD
- Diskussion/Dokumentation: Die Faschisierungsthese in der Auseinandersetzung (Jb und Rudolf, KB); Debatte um den § 116 AFG (A. Schröder, D. Thomas, P. Barthelheimer); SDI, Eureka, Aufgaben der revolutionären Sozialisten (Rül, BWK).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 35, Frankfurt/M., 1986.
Juni 1986:
Die Nr. 36 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „SPD- Wirtschaftspolitik“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„1. Die Wirtschaftspolitik der SPD seht diesmal im Schwerpunkt der AzD, daneben die Geschichtsschreibung über die Gewerkschaften. Insbesondere geht es um die Frage, wie die Sozialdemokratie einzuschätzen ist: Als bürgerliche oder fortschrittliche Partei - oder als Partei des Kapitals, die lediglich eine andere Strategie als andere Parteien verfolgt. Im Nebenschwerpunkt untersuchte ein längerer Artikel von F. Kaminski die Geschichte Südafrikas, um die gegenwärtig agierenden politischen Kräfte dort besser einschätzen zu können.
2. Außer den Berichten über die BWK-DK, befassen sich auch andere Artikel nebenher mit Positionen des BWK. Das hat seinen Grund einerseits darin, dass diese Organisation in besonderem Maße ein ideologisches Herantreten anstelle materialistischer Untersuchung praktiziert. Andererseits fordert die schleichende Art und Weise, wie der BWK von bisherigen Positionen, insbesondere seinem alten Programm, Abschied nimmt, ebenso zur Kritik heraus wie die unpolitischen, organisatorisch-praktisch beschränkten Vorstellungen über den Weg zur Einheit der revolutionären Sozialisten.
3. In Fortführung der Faschismusdebatte wird diesmal erneut ein Artikel von Jb abgedruckt (AK 267). Die Antwort von Rudolf aus dem AK 269 hatte leider keinen Platz mehr.
Die nächsten AzD werden sich voraussichtlich schwerpunktmäßig mit der Faschisierungs- und Staatsfrage befassen. Außerdem sind für die kommenden Monate zwei selbständige Veröffentlichungen geplant. Das ist zum einen ein Artikel von A. Schröder: ‘Die permanente Revolution. Trotzkis Theorie und die gegenwärtige Debatte in der IV. Internationale‘ (Umfang 30-40 Seiten; Preis DM: 2,50 - 3,-). Zum zweiten steht eine größere Veröffentlichung unter dem Arbeitstitel: ‘Krisentheorie -Monopol-Imperialismus‘ an.
Darin wird u. a. eine kritische Auseinandersetzung mit Lenins Monopoltheorie geführt. In diesem Zusammenhang existiert bereits eine Kritik der Westberliner Gruppe der KG (NHT): ‘Zur ideologischen Entwicklung der KG-NHT seit der 4. Konferenz 1983‘. Die Genossen werfen de AzD-Redaktion vor, den Boden des Marxismus-Leninismus zu verlassen …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Kommentar: Vom SDI-Abkommen bis Libyen. Die Bonner Politik mogelt sich durch
- Manfred Weiß: Der Weg aus der Krise - Solidarität. Zur SPD-Wirtschaftspolitik
- Paula Komensky: Bürgerliche Partei oder Partei des Kapitals. Zur Einschätzung der SPD bei KPD und BWK
- Klaus Aresti: Die Gewerkschaften im Spiegel linker Geschichtsinterpretation
- Franz Kaminski: Buren und Bourgeoisie am Kap. Zur Geschichte und aktueller Situation in Südafrika
- Katja Lente: Programm und Disposition. Bericht über die 6. BWK-DK
- Jutta/Peter (MEG): Die BWK-DK über die Zusammenarbeit in Schulungsfragen
- Alfred Schröder: Die Resolutionen des XII. Weltkongresses der IV. Internationale
- Klaus Lehmann: Kritik des Artikels: SDI, Eureka, Aufgaben der revolutionären Sozialisten von Rül (BWK)
- Die Faschisierungsthese in der Auseinandersetzung Jb, (KB).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 36, Frankfurt/M., 1986.
Oktober 1986:
Die Nummer 37 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Die letzte NHT-Konferenz im Februar 1983 stellte die Aufgabe, die theoretische Arbeit nach der philosophisch-weltanschaulichen Schwerpunktsetzung, politökonomischen und geschichtlichen Problemen zu(zu)wenden (fehlerhafter Satzbau im Text, d. Vf.). Ziel war und ist, Klarheit über die gegenwärtige gesellschaftliche Ordnung zu erlangen, um daraus das Programm der sozialen Revolution in Westdeutschland zu gewinnen.
Hierzu liegt zunächst die PolÖk-AG in diesen AzD einen Bericht über die bisherige grundsätzlich-theoretische Phase ihrer Arbeit vor. Als ein wesentliches Ergebnis werden darin bisherige Theorien vom Monopol als mit Marx unvereinbar zurückgewiesen. Zu diesem Thema erscheint demnächst eine ausführliche Kritik der Monopoltheorie Hilferdings und Lenins im VTK-Verlag (die bereits für den Sommer angekündigte Veröffentlichung verzögert sich also, ebenso die Herausgabe von A. Schröders Kritik an Trotzkis Theorie der permanenten Revolution.
K. Aresti referiert Grundzüge bisheriger Geschichtsschreibung über Deutschland und weist insbesondere auf die neuere Sozialgeschichtsschreibung hin. Bald werden Ausführungen zur historischen Entwicklung der Klassenverhältnisse in Deutschland folgen, die u. a. die Frage untersuchen, ob die Bourgeoisie nicht erst mit der BRD-Gründung die unangefochtene politische Vorherrschaft erlangt hat.
Der Artikel über das Verhältnis von Kapital, Demokratie und Faschismus versucht, sich der Frage nach den Formen bürgerlicher Herrschaft von der Marxschen Staatstheorie her zu nähern. In diesem Zusammenhang wird herausgearbeitet, dass Faschisierungsgedanken, wie sie u. a. bei den revolutionären Sozialisten im Schwange sind, häufig grundfalsche Vorstellungen von der bürgerlichen Demokratie enthüllen und jenseits des Kommunismus stehen. Eine klare Abgrenzung gegenüber Positionen, wie sie von revolutionären Sozialisten vertreten werden, vollziehen A. Schröder und M. Weiß, die das Vereinigungsprogramm von KPD und GIM in einer eigenen Broschüre kritisieren … erscheint demnächst im VTK-Verlag.
Die Debatte in unseren eigenen Reihen wird dokumentiert durch einen Redaktionsbrief an die KG-Westberlin: „Unsere Herantreten an Lenin“ sowie durch „Überlegungen zur Weiterführung der theoretischen Arbeit“. Außerdem haben uns verschiedene Zuschriften erreicht, die aus Platzmangel nicht alle aufgenommen werden konnten. Ein Leserbrief zu Kaminskis Südafrika-Artikel (AzD) 36 ist abgedruckt; Auseinandersetzungen mit Karuscheits Ausführungen zur Weimarer Republik (AzD 32) sowie mit linksradikalen Theorien des individuellen Terrors folgen in den nächsten AzD. Abgedruckt wurde desweiteren ein Leserbrief zur Einschätzung von BWK-Genossen, der bisher in den Politischen Berichten keine Aufnahme gefunden hat.
Ausdrücklich hinzuweisen ist neben der MEG-Winterurlaubsschulung auf den zweitägigen Kongress der revolutionären Sozialisten Anfang November des Jahres in Köln … Dort besteht in acht AGs und einem abschließenden Plenum die Möglichkeit, sich über eine Reihe von Fragen auseinanderzusetzen, die zur Zeit strittig sind.
Abschließend bedanken wir uns bei den AzD-Leser(inne)n, die den Fragebogen der Redaktion ausgefüllt und zurückgeschickt haben und bitten diejenigen, die das noch nicht getan haben, es nachzuholen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Klaus Aresti: Deutsche Geschichte im Wandel der Zeiten
- Heiner Karuscheit: Kapital - Demokratie - Faschismus. Zur historischen Entwicklung von Staatsfrage und Faschismus in der marxistischen Theorie
- Diskussion/Dokumentation
- Bericht der Politökonomie-AG; Unser Herantreten an Lenin;
- Heiner Karuscheit: Überlegungen zur Weiterführung der theoretischen Arbeit
- Leserbriefe: Ernst Regenhardt: Zum Artikel von Franz Kaminski: Buren und Bourgeoisie am Kap
- Klaus Lehmann: Zur Kritik des Artikels: Wie entwickelt sich die Sowjetunion
- Interessante Bucheingänge: Mensch und Natur im Weltbild der modernen Wissenschaft.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 37, Frankfurt/M., 1986.
Oktober 1986:
In der Nummer 37 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) werden folgende Broschüren angekündigt, die „demnächst“ im VTK erscheinen sollen:
- Alfred Schröder/M. Weiß: „Kritik am Entwurf des Vereinigungsprogramms von KPD und GIM.“
- Alfred Schröder: „Die permanente Revolution. Zu Trotzkis Theorie und der Debatte in der IV. Internationale.“
- N. N.: Kritik an der Monopoltheorie Hilferdings und Lenins, oder auch: „Krisentheorie – Monopol - Imperialismus (Arbeitstitel).“
Vermutlich sind die Broschüren nie erschienen.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 37, Frankfurt/M., 1986.
Dezember 1986:
Die Nr. 38 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Parteiaufbau und Politik“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Die vorliegende Nummer der AzD wird mehr als andere dem Titel der Zeitschrift gerecht. Eine Reihe der diesmaligen Artikel sind uns von Außenstehenden mit der Bitte um Veröffentlichung zugesandt worden. So der Beitrag zu dem Buch ‘Geschichte der MLPD‘, der sich mit den Lücken (oder bewussten Auslassungen) zur Frühgeschichte der ml-Bewegung befasst.
Eine Kritik an den Auffassungen zum individuellen Terror versucht der Beitrag des Genossen Frey zu leisten. Zu der Bewertung der Weimarer Republik durch den Genossen Karuscheit in der AzD 32 nimmt die Kritik des Genossen Frey Stellung, der dabei die These von der ‘Ungleichzeitigkeit‘ der ökonomischen und politischen Entwicklung verwirft. Der Artikel des Genossen Nagl zu Lenins Imperialismusschrift weist auf Widersprüche innerhalb dieser Schrift hin und gibt so interessante Anregungen zum Schwerpunkt der nächsten AzD, wo Artikel zur Monopoltheorie Lenins und Hilferdings veröffentlicht werden.
Ebenfalls Stoff zur Diskussion liefern der Bericht und die Veröffentlichung einiger Materialien zum Kongress des Beilagenkreises ‘Vor den Bundestagswahlen 1987‘. Neben der Vereinigung von GIM und KPD zur VSP (siehe dazu den Bericht in dieser Nummer) war dieser Kongress zweifelsohne ein herausragendes Ereignis innerhalb der revolutionär-sozialistischen Bewegung in den letzten Monaten. Die hier geführten Auseinandersetzungen verdeutlichten sowohl verschiedene Wege des Parteiaufbaus wie die unterschiedlichen Politik Vorstellungen der dort anwesenden Organisationen.
Ohne einer endgültigen Bewertung vorgreifen zu wollen, läst sich doch festhalten, dass die Vorstellung des BWK über ein organisatorisch-lnstitutionalisiertes Zusammenwachsen der verschiedenen Organisationen (ZK-Vollversammlungen, Arbeitsgruppen, Kongresse, Volksfront etc.) anhand der Einigung über Fragen der politischen Tagespraxis Schiffbruch erlitten hat. Sein Versuch, am 2. Kongresstag, vermittels einer numerischen Mehrheit von BWK-Mitgliedern die anderen Organisationen auf diesen Weg des Parteiaufbaus festzulegen, scheiterte, da sich alle anderen Gruppen weigerten, an weiteren Abstimmungen teilzunehmen. Dies ist ein für den BWK umso niederschmetternder Ausgang, da er sich zuvor in vielen inhaltlichen Fragen (besonders in der Stellung zur Sozialdemokratie und den ‘Wende-Parteien‘, sowie in den aktuellen Fragen des ökonomischen Kampfes - siehe Ergebnisse der Arbeitsgruppe 2) von bisherigen Auffassungen entfernt und Positionen der VSP übernommen hat. Wer sich erhofft hatte, durch diese politische Beweglichkeit eine entsprechende Zustimmung der VSP für das BWK-Konzept des Parteiaufbaus zu erhalten, hatte offensichtlich falsch kalkuliert.
Das Vorgehen des BWK am 2. Kongresstag stellt die bisherigen Grundlagen der Zusammenarbeit des Beilagenkreises in Frage. Hier galt bisher in allen wichtigen Fragen das Konsensprinzip. Der Versuch, eine numerische Mehrheit von BWK-Mitgliedern zur Beschlussfassung und Durchsetzung einer dem BWK entsprechenden Linie zu nutzen, auf die dann die anderen Organisationen durch die vermeintliche Autorität eines Kongresses revolutionärer Sozialist(inn)en festgelegt werden sollten, bedeutet eine Abkehr von diesen Grundlagen der Zusammenarbeit. Wie die anderen Organisationen auch, waren und sind die KGs nicht bereit, dies hinzunehmen.
Aus diesem Grund haben sie nach dem Vorstoß des BWK an keinen weiteren Abstimmungen teilgenommen und den Kongress verlassen. Sie tragen somit die Ergebnisse des Kongresses nicht mit. Entsprechende Veröffentlichungen in einer ‘Extra‘- Ausgabe der ‘Gemeinsamen Beilage‘ entsprechen somit nicht den Tatsachen. Zu diesem Problem nimmt auch der Brief der FAU/R an die Leitungen der anderen Beilagenorganisationen Stellung, den wir - ebenso wie den Redebeitrag des Genossen Schröder zur weiteren Nichtbeteiligung der KGs an dem Kongress - abdrucken. Um unseren Lesern - auch jenen, die nicht an dem Kongress teilgenommen haben - die Möglichkeit zu geben, unsere Inzwischen vielfach kritisierten Positionen (siehe dazu Politische Berichte Nr. 23/86 S.31, sowie Sozialistische Zeitung Nr. 1/86, S.3) selbst kennenzulernen, dokumentieren wir unsere Beiträge zu den Arbeitsgruppen ‘Außenpolitik‘ (die in der ‘Extra‘- Ausgabe der Beilage nicht veröffentlichten Stellungnahmen dieser AG) und ‘Faschisierung und antifaschistischer Kampf‘.
Der bisher nicht schriftlich vorliegende Diskussionsbeitrag von H. Karuscheit zur Faschismus-AG findet sich in der anliegenden BEILAGE. Unsere Positionen zur AG ‘BRD und Dritte Welt‘ sind der Beilage 2/86 zu entnehmen, weshalb wir hier auf einen erneuten Abdruck verzichten. Unseren Beitrag zur AG ‘Wirtschaftspolitik‘ beabsichtigten wir, ebenso wie den der FAU/Hd/A zu diesem Thema, in einer späteren Nummer der AzD zu dokumentieren. Auch der einleitende Kommentar dieser AzD beschäftigt sich mit dem Kongress und den dort aufgetretenen Differenzen.
Dabei versucht der Genosse Schröder deutlich zu machen, warum den KGs auf diesem Kongress letztlich keine andere Möglichkeit blieb, als den Dissens mit der dort mehrheitlich vertretenen Auffassung über Inhalte und Formen kommunistischer Politik in aller Offenheit auszutragen. Um die Frage des richtigen Wegs des Parteiaufbaus gehen drei weitere Aufsätze in dieser AzD. Die KG Westberlin stellt in einem offenen Brief an die Redaktion ihre Auffassungen zu dieser Frage vor. Sie bezieht sich dabei auf die Ergebnisse der letzten NHT- Konferenz 1982 (abgedruckt in AzD Nr. 21) und auf eine Stellungnahme der AzD-Redaktion vom Winter 1984 ‘Zur Parteibildung heute‘.
Letztere haben wir, da sie bisher nicht in den AzD veröffentlicht wurde, in diese Nummer mit hineingenommen. Sie verdeutlicht unsere damalige Sicht der gesellschaftlichen Verhältnisse und der Möglichkeiten, zur Einheit der revolutionären Sozialisten zu gelangen. Ein Heranziehen der AzD 21 zur Beurteilung des Berliner Briefes möchten wir den Leser(lnne)n empfehlen, da der Brief eine Bewertung der Ergebnisse der letzten NHT- Konferenz vornimmt, die weder etwas mit ihrem Verlauf noch mit ihren Ergebnissen zu tun hat.
Ähnliche Positionen wie von der KG Westberlin werden in dem Artikel der KPD/ML vertreten, die der AzD-Redaktlon ein ‘Über-Bord-Werfen des Leninismus‘ vorhält. Wir dokumentieren diesen Aufsatz, der bereits in dem Organ der KPD/ML, Roter Morgen Nr.11/86 (zu beziehen über: Zeitungsverlag Roter Morgen, Postfach 401061, 7000 Stuttgart 40) erschien, in der Hoffnung, dass die Genoss(inn)en mit dem gleichen Eifer, mit dem sie uns in diesem Artikel kritisieren, die künftige Auseinandersetzung über die ihnen noch unbekannten Inhalte unserer Veröffentlichungen zu diesem Thema suchen werden. Was die unterschiedlichen Konzepte des Parteiaufbaus betrifft, so findet sich dazu in unserer Kritik an den Grundlagen der Vereinigung von KPD und GIM ausreichend Material (siehe dazu die eben erschienene Broschüre von A. Schröder/M. Weiß: ‘Sozialpartnerschaft oder Klassenkampf‘).
Die angekündigte Veröffentlichung zur Monopoltheorie bei Hilferding und Lenin, die bereits vor ihrem Erscheinen so viele Vermutungen und Verdächtigungen hervorgebracht hat, soll nunmehr endgültig als AzD Nr.39 zu Beginn des Jahres 1987 erscheinen. Ihr Titel: ‘Kapital und Monopol - Zur Kritik der Monopoltheorien von Hilferding und Lenin.“
In der Ausgabe wird auch eine Rezension von Helmut Müller-Enbergs zur „Geschichte der MLPD“ (genauer: „1. Teil - Entstehung, Entwicklung und Ende der marxistisch-leninistischen Bewegung“, d. Verf.) veröffentlicht. Der Autor schreibt:
„Zu dem Buch "Geschichte der MLPD":
Am 2. November 85 legte die MLPD (Rote Fahne) der Öffentlichkeit das Buch ‘Geschichte der MLPD‘ vor. Bücher zur Geschichte der ML-Bewegung liegen dem interessierten Leser bereits mehrfach vor. Neu ist sicherlich, dass die sich erstmals ausführlich zu dieser Geschichte äußert. Willi Dickhut, ein Mitglied der MLPD(RF), machte bereits vor Entstehen des Buches in einem Brief darauf aufmerksam. Es enthalte ‘alles wichtige Material des Parteiaufbaus und der marxistisch-leninistischen Bewegung‘. (12.8.85). Und damit das Autorenkollektiv diese Aufgabe bewältigen konnte, stellte Willi Dickhut 50 Aktenordner Material zur Verfügung. Das ZK der MLPD(RF) ergänzte diese Einschätzung dadurch, dass das Buch ‘die wirkliche Geschichte (erfasst), im Kampf gegen Revisionismus und kleinbürgerliche (marxistisch-leninistische) Strömungen der Aufbau der marxistisch-leninistischen Partei bis zu ihrer Gründung vollzog‘ (15.11.85) Vollendet wird dieser Anspruch dadurch, dass das Buch als ‘wissenschaftlich‘ bezeichnet wird. (Rote Fahne, 9.8.86).
Das Echo auf dieses Buch nimmt sich diesem Buch entsprechend recht bescheiden aus. Sicher, jedem Mitglied der MLPD(RF) und der ‘Massenorganisationen‘ wurde es per Schulung vermittelt. Mitglieder der alten KPD werden sich noch an die Pflichtlektüre ‘Kurzer Lehrgang zur Geschichte der KPdSU(B)‘ erinnern, in dessen Tradition wohl das Buch des Kollektivs der MLPD(RF) stehen möchte und welches bei der Geschichtsschreibung wohl auch nicht ganz unbeachtet blieb, ebenso wie auch das Buch des Ex-CDU-MdB Gerd Langguth ‘Protestbewegung‘ von 1983.
Aber von der ML-Bewegung liegen bisher erst zwei Gegendarstellungen vor: Von der KPD/ML (Neue Einheit), Berlin und vom KPD/ML-Kreis Siegen/Altenkirchen. Beiden gemeinsam ist, dass sie auf Geschichtsfälschung in dem MLPD(RF)-Buch aufmerksam machen. Das Echo der MLPD(RF) auf diese Gegendarstellungen glänzt durch Abwesenheit von überzeugender sachlicher Argumentation: Willi Dickhut äußerte sich zu den Bemühungen in den ‘Heften zur Geschichte der Marxisten-Leninisten‘, die wirkliche Geschichte aufzuarbeiten, mit dem Rat: ‘Lass die Finger davon, wenn Du sie dir nicht verbrennen willst!‘ (16.11.85). Die einzige Reaktion der MLPD (RF) zu Sondernummer von ‘Die Wahrheit‘, dem Organ des KPD/ML-Kreisverbandes Siegen/Altenkirchen, bestand in einem Brief des Ortsvorsitzenden der MLPD Hannover, in dem auf zutreffende Geschichtsfälschungen überhaupt nicht eingegangen wurde (‘Ich spare mir, auf alle Anwürfe … einzugehen.‘). (14.6.86)
Der Anlass für die Herausgabe eines Heftes, welches sich speziell mit der Darstellung der Frühgeschichte in dem MLPD(RF)-Buch befasst, ist, dass ich den an das Buch ‘Geschichte der MLPD‘ aufgestellten Anspruch der MLPD(RF) 1. die wirkliche Geschichte darzustellen, 2. dass dies auch noch Wissenschaft soll und 3. alles wichtige Material zur ML-Bewegung enthalte, widersprechen möchte. Diese drei Ansprüche möchte ich nur am Beispiel der Frühgeschichte ML-Bewegung widerlegen.
Der Zeitraum, welcher mit der ‘Frühgeschichte der ML-Bewegung‘ bezeichne soll, beginnt im Februar 1963 und endet mit der Gründung der KPD/ML 31.12.1968. Bereits 1963 gab es Marxisten-Leninisten in der BRD, die teilweise in- und außerhalb von Organisationsstrukturen der KPD bzw. deren (befreundeten) Massenorganisationen die Position der KP Chinas im ideologischen Diskurs einnahmen und in vielfältiger Form dafür warben. Ein Jahr später bereits bildeten sich erste Organisationsstrukturen und Kommunikationssysteme sowohl in der BRD als auch in der DDR (und nicht nur auf dem Papier!) unabhängig und SED heraus. Waren diese zunächst noch lokal angesiedelt, bestanden bereits überregionale, zumeist freundschaftliche und lose Beziehungen den einzelnen Gruppen. Ansätze der illegal arbeitenden Gruppen, legale Organisationen zu bilden, scheiterten. Ein Abschluss dieser und die Einleitung neuen Entwicklung stellte die Gründung der KPD/ML dar, die nur einen Teil der oftmals schon mehrere Jahre arbeitenden Marxisten/Leninisten auf dem Gründungsszenario integrieren konnte.
Das Buch ‘Geschichte der MLPD‘ suggeriert dem Leser, dass es erst ab 1966 in Form der ‘Marxisten-Leninisten Nordrhein-Westfalens‘ westdeutsche Marxisten-Leninisten gab.
Dies ist aber ganz und gar nicht der Fall. Allein 1964 (!) gab es die ‘Revolutionären Kommunisten Deutschlands‘ mit dem Organ ‘Die Weltrevolution‘, den ‘Kommunistischen Jugendverband Deutschlands‘ mit dem Organ ‘Die Rote Front‘, das ‘Komitee der Marxisten-Leninisten Deutschlands‘ und die ‘Gesellschaft der Freunde der VR China‘. Damit sind noch nicht einmal alle Gruppen aufgezählt. (Es sollen ja schließlich noch die ‘Hefte zur Geschichte der Marxisten-Leninisten‘ gelesen werden!) All die genannten Gruppen sind mit keinem Wort in dem Buch erwähnt! Ihre Verdienste, z .B. die ‘tonnenweise‘ Versendung von chinesischen Schriften und die erlittenen Repressionen wie z. B. Hausdurchsuchungen, Denunziationen der KPD, Beschlagnahmungen und Ausweisungen werden mit keinem Wort bedacht. Wer das nicht schreibt, der beschreibt nicht die wirkliche Geschichte!
Bereit im voraus möchte ich zu dem Argument, das habe das Kollektiv der MLPD(RF) nicht gewusst, folgendes feststellen: Willi Dickhut, bei dem ja die Autoren ‘selber nachforschten‘ (ZK der MLPD(RF) 15.11.85), hatte aufgrund seiner Funktion in der KPD und den Kontakten zu einzelnen Marxisten-Leninisten Kenntnis davon. Aus dieser Sachlage ergibt sich meine Auffassung, dass der Zeitraum von 1963-1966 bewusst verschwiegen wurde! Der Anspruch, die ‘wirkliche Geschichte‘ zu schreiben, ist damit hinfällig, denn es werden ja nur Teile der Frühgeschichte der ML-Bewegung dargestellt.
Am 5.3.1965 gründete zumindest auf dem Papier das ‘Komitee der Marxisten-Leninisten Deutschlands‘ die ‘Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands‘. Diese Organisation, die über mehr Mitglieder verfügte wie die spätere Organisation KPD/ML(RW), gab bis zum Herbst 1968 vier (!) Jahre das Zentralorgan ‘Sozialistisches Deutschland‘ heraus. Diese illegal arbeitende Organisation, die von allen westeuropäischen ML-Organisationen anerkannt wurde, verfügte über sehr gute Beziehungen zu albanischen und chinesischen Kommunisten. Derart, dass der ‘Erste Vorsitzende des ZK der MLPD(SD) und Politbüromitglied‘ zweimal nach Albanien eingeladen wurde. Näheres zur MLPD(SD) ist in den ‘Heften zur Geschichte der Marxisten-Leninisten‘ nachzulesen. Es soll aber auch hier darauf hingewiesen werden, dass die MLPD(SD) zu starken Übertreibungen neigte und auffällig stark der nationalen Idee verbunden war. Dessen unbeschadet forderte sie dennoch von allen deutschen Marxisten-Leninisten die Mitgliedschaft in der MLPD(SD), da sie die einzige ML-Partei in ‘Deutschland‘ sei. Von dieser MLPD(SD) erfährt der Leser in dem Buch nichts. Diese Unterschlagung ist unwissenschaftlich und beweist, dass eben nicht ‘alles wichtige Material … der ML-Bewegung‘ aufgeführt ist.
Am 9.11.65 forderte die KP China von allen Marxisten-Leninisten der Welt ‘die Gründung authentischer revolutionärer marxistisch-leninistischer Parteien und Organisationen‘. Die albanischen Kommunisten riefen schon wesentlich eher dazu auf. Auch Willi Dickhut muss sich fragen lassen, da er sich bereits mit chinesischen Schriften beschäftigte (in: ‘Was ist die DKP-Führung?‘ belegt), wie er diesen Aufruf der chinesischen Genossen wahrgenommen hat. Er hat, so kann seine Antwort interpretiert werden, geprüft, ob er der MLPD(SD) beitreten soll. ‘Du fragst .., warum ich mich nicht der damaligen MLPD angeschlossen hätte … Ich war … gegen jegliche Gründung, weil weder die ideologischen, politischen und organisatorischen Voraussetzungen vorhanden waren‘- (Willi Dickhut, 16.11.85). Der am 31.12.68 gegründeten KPD/ML, der Willi Dickhut genau die gleichen Unzulänglichkeiten wie der MLPD(SD) bescheinigte, trat er im Januar 69 bei und als Funktionär der KPD/ML versuchte er die versäumten Bedingungen für eine ML-Partei nachzuholen. Warum er das nicht bei der MLPD(SD) tat, ist bisher unbekannt.
Die MLPD(SD) war auf jeden Fall nicht unbekannt. Sie wird von Willi Dickhut als ‘längst verweste Leiche‘, als ‘bedeutungslos‘. ‘großspurig‘ und als ‘Familienpartei‘ tituliert. (Willi Dickhut 12.8.85 und 16.11.85) Dies sind die vordergründig genannten Motive für das Verschweigen der MLPD(SD). Ob der ‘Initiativausschuss zur Gründung einer sozialistischen Partei‘, dem gleich mehrere Seiten in dem Buch gewidmet werden und der darüber hinaus nicht als marxistisch-leninistisch bezeichnet werden darf, ‘bedeutender‘ für die Marxisten-Leninisten war, ist stark zu bezweifeln! Der ‘Initiativausschuss‘ hatte sich zu keinem Zeitpunkt das Ziel gesteckt, eine marxistisch-leninistische Partei aufzubauen, noch hielt er Marx. Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung allesamt für Klassiker. Dies waren indes aber alle Eigenschaften, die sich die MLPD(SD) vom Anspruch her gesteckt hatte.
Die wirklichen Motive für das Verschweigen der MLPD(SD) dürften andere sein. Es ist ja auch zu blöde, einen Parteinamen zu tragen, den es zuvor schon einmal gab, und genau das im entscheidenden Augenblick nicht zu wissen. Die MLPD(SD), so Willi Dickhut, ‘(spielte) bei … der Namensernennungsdiskussion überhaupt keine Rolle‘. (16.11.85 …). Die Mitglieder der neugegründeten MLPD(RF) erfuhren erst auf der Parteigründungsveranstaltung 1982 durch ein Flugblatt der Organisation ‘Gegen die Strömung‘, dass es schon einmal eine MLPD(SD) gab. Selbst dieser Hinweis von ‘Gegen die Strömung‘ reichte nicht aus, um die MLPD(SD) in das Buch mit aufzunehmen, nach dem es in der ‘Roten Fahne‘ versäumt wurde, die Mitglieder der MLPD (RF) darüber aufzuklären.
Auffallend bescheiden nimmt sich auch in dem Buch jene Passage aus, wonach Willi Dickhut wegen ‘ideologischer Differenzen‘ 1966 aus der KPD ausgeschlossen wurde, (näheres siehe: ‘Was ist die DKP-Führung?‘). Hätte es sich nicht dort angeboten aufzuzeigen, wie Willi Dickhut den Marxismus-Leninismus in der KPD gegen den Revisionismus verteidigt? Hätte es sich dort nicht angeboten, den Mitgliedern der MLPD(RF) zu erklären, warum er aus Rechtsopportunismus ausgeschlossen wurde, wo doch Marxisten-Leninisten, die die chinesischen Kommunisten verteidigten, im allgemeinen wegen Linkssektierertum ausgeschlossen wurden?
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass allein was die Darstellung der Frühgeschichte in dem Buch ‘Geschichte der MLPD‘ angeht, erhebliche Unterlassungen vorgenommen wurden. Das ist unwissenschaftlich, zumal eben nicht alles wichtige Material aufgenommen wurde und somit ein wirkliches Bild der Geschichte nicht gegeben wird. Die wirkliche, wissenschaftlich bearbeitet Frühgeschichte der Marxisten-Leninisten muss noch geschrieben werden!“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Kommentar: Und was soll ich meinen Kollegen am Montag im Betrieb sagen …
- Frank Grabow: Wer kassiert wen? Bericht zum Vereinigungsparteitag KPD-GIM
- Erwin Maurer: Novemberkongress der revolutionären Sozialist(inn)en
- Gerhard Nagl: Lenins Imperialismustheorie. Dargestellt anhand der Quellen
- Robert D. Frey: Die ökonomischen Verhältnisse der Weimarer Republik. Eine Replik auf H. Karuscheits: Die Ungleichzeitigkeit der Republik
- Miha: Marxisten und ihr Verhältnis zum individuellen Terror (ismus)
- F. Gött: Mensch und Natur im Weltbild der Wissenschaft
- Dokumentationen: KPD/ML (Roter Morgen, Stuttgart), die NHT wirft den Leninismus über Bord
- KG Westberlin, Offener Brief an die AzD-Redaktion
- Stellungnahme der AzD-Redaktion, Dezember 1984
- Zur Parteibildung heute.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 38, Frankfurt/M., Dezember 1986.
Dezember 1986:
Ende 1986 (vermutlich im Dezember) erscheint von Alfred Schröder und Manfred Weiß als Nummer 7 der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ im VTK-Verlag die Schrift: „Sozialpartnerschaft oder Klassenkampf - Die Grundlagen der Vereinigung von GIM und KPD“ (ca. 14,5x21 cm, 45 Seiten).
Der Inhalt gliedert sich in folgende Abschnitte:
1. Das Programm - die Grundlage der Vereinigung?
2. Die "politische" Linie
3. Ein ideologisches Dogma
4. Die Wenden bei der Wende
5. Zur Charakterisierung der SPD
6. Die theoretischen Grundlagen
7. Klassenbewegung und Parteiaufbau
8. Eine ökonomistische Antwort
9. Die entscheidende Auseinandersetzung
10. Die Auseinandersetzung um die 35.-Std.-Woche
11. Die Bundestagswahlen
12. Die Gewinnung der Vorhut
13. Die Aufgaben der Partei
14. Schlußfolgerungen
Q: Alfred Schröder/Manfred Weiß: Sozialpartnerschaft oder Klassenkampf - Die Grundlagen der Vereinigung von GIM und KPD, Frankfurt 1986 (Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ 7).
1987:
Von Christine Wittrock herausgegeben, erscheint (laut DNB) im VTK die Schrift: „Worte des Trostes in Zeiten der Wende. Aphorismen - Sprichwörter.“
Q: Deutsche Nationalbibliothek, Online, Stand 21. September 2010.
Februar 1987:
Die Nr. 39 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Kapital und Monopol. Zur Kritik der Monopoltheorie bei Hilferding und Lenin“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Die vorliegenden Artikel setzen sich mit Hilferdings Theorie des ‘Finanzkapitals‘ sowie mit Lenins Auffassung der ‘Epoche des Finanzkapitals‘ bzw. des ‘monopolistischen Stadiums‘ des Kapitalismus auseinander. Ausgangspunkt für die ökonomischen Ausführungen in Lenins Imperialismus-Schrift und Hilferdings Buch ‘Das Finanzkapital‘ war nicht nur die wirtschaftliche Entwicklung der Jahrzehnte vor dem ersten Weltkrieg. Bei dem Versuch, diese begrifflich zu erfassen, ging Hilferding von einem fehlerhaften Verständnis der Marxschen Politischen Ökonomie aus, das eine spezifische Interpretation der realen Verhältnisse nahelegte.
In seiner Wert- und Geldtheorie ist - wie F. Kaminski darlegt - die Auffassung bereits angelegt, dass die Konzentrationsprozesse in Industrie und Bankwesen als Tendenz zur Herstellung eines ‘Generalkartells‘ zu verstehen seien. Sie tendieren nach Hilferding zur Verwirklichung der ‘geregelten Gesellschaft in antagonistischer Form‘, die durch Aufhebung der Anarchie gekennzeichnet sei. Dem entspricht auf der Seite der industriellen Konzentration die Vorstellung einer unbegrenzten Ausbreitung des Monopols, d.h. zunehmender Aufhebung der kapitalistischen Konkurrenz, also der Form, in der sich inmitten der Anarchie kapitalistischer Privatproduktion die inneren Gesetze des Kapitals durchsetzen.
Das hinter diesen Ansichten verborgene Verständnis Hilferdings vom Kapital und seinen Gesetzmäßigkeiten sowie vom Verhältnis von Monopol und Konkurrenz steht im Mittelpunkt des Artikels von H. Karuscheit. Mit Lenins Auffassungen zum Monopol und Finanzkapital, der in diesen Punkten an Hilferding anknüpft, setzt sich anschließend K. Winter auseinander. Dabei wird gleichzeitig versucht, anhand wesentlicher, von Lenin benutzter Quellen der Frage näherzukommen, wie und in welchem Maße Lenins Auffassung die historische Realität der damaligen Zeit widerspiegelt Die vertiefte Kritik an Hilferding, dem für Lenins ökonomische Auffassungen zentralen sozialdemokratischen Autor, sowie die nähere Beschäftigung mit einigen der bürgerlichen Autoren, auf die Lenin sieh in seiner Imperialismusschrift beruft, markieren die Stellen, an denen versucht wird, über bislang vorliegende Auseinandersetzungen mit Lenins Monopoltheorie hinauszugehen.
Wenn auch auf diese Weise ein erster Schritt zur Konfrontation dieser Theorie mit der realen ökonomischen Entwicklung erfolgt, so trägt die vorliegende Auseinandersetzung dennoch insgesamt einen theoretisch-prinzipiellen Charakter. Hilferdings und Lenins theoretische Anschauungen werden der ökonomischen Theorie von Marx gegenübergestellt, mit der sie sich in wesentlichen Punkten als unvereinbar erweisen. So weitreichend ein solches Ergebnis ist, so wenig kann es als Abschluss der Auseinandersetzung mit der Monopoltheorie angesehen werden. Die Grenzen einer bloßen Prinzipienkritik müssen in verschiedener Richtung überschritten werden. So verweisen die hier kritisierten Theorien auf vorangegangene Debatten in der bürgerlichen Ökonomie wie auch auf das allgemeine theoretische Milieu der deutschen Sozialdemokratie bzw. der II.Internationale, aus dem sie erwachsen sind. Auch der Zusammenhang mit Hobsons Imperialismustheorie wäre hier zu nennen. Vor allem aber muss natürlich die reale ökonomische Entwicklung Gegenstand weiterer Untersuchungen werden, wobei auch den unterschiedlichen Entwicklungen der verschiedenen kapitalistischen Länder besondere Aufmerksamkeit zu widmen ist.
Die Artikel sind im Rahmen der Arbeit der Pol-Ök-AG der AzD-Redaktion entstanden (siehe dazu den Bericht in AzD 37, S. 56). Sie geben die persönlichen Auffassungen der Autoren wieder. In der Weiterführung ihres Ansatzes bzw. in der Kritik daran muss sich zeigen, inwieweit ihnen zu folgen ist oder nicht.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Franz Kaminski: Wert, Geld und Kredit. Hilferdings Finanzkapital
- Heiner Karuscheit: vom Monopol zum organisierten Kapitalismus
- Klaus Winter: Monopolkapitalismus und Finanzkapital.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 39, Frankfurt/M., Februar1987.
Mai 1987:
Die Nr. 40 der „AzD“ erscheint im Mai 1987. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Deutschland zwischen Ost und West“.
In der Vorbemerkung heißt es:
„Das sowjetische Angebot einer Null-Lösung bei den atomaren Mittelstreckenraketen in Europa und die europäischen und amerikanischen Reaktionen darauf ist seit Wochen das Hauptthema der bürgerlichen Presse. In den linken wie kommunistischen Zeitungen wird dasselbe Thema bis heute (04.04.1987) eher stiefmütterlich behandelt und findet, wenn überhaupt, nur eine Erwähnung am Rande. Die Linke hat Schwierigkeiten mit ihrem ideologischen und politischen Weltbild. Gorbatschows Vorschlag und insbesondere die westdeutsche Reaktion darauf, das passt nicht in jenes Szenario von den Bonner ‘Kalten Kriegern‘, welches seit dem Sturz der Schmidt-Regierung, in fast jeder linken Zeitung gemalt wurde. Mit den politischen Hintergründen und Auswirkungen des Gorbatschow-Vorschlags setzt sich der erste Artikel dieser Nummer auseinander, nicht ohne Seitenhiebe auf die Sprachlosigkeit der Linken und die Dummheiten der Grünen. Ebenfalls mit einem außenpolitischen Thema befasst sich H. Karuscheit, in seinem Artikel ‘Der deutsche Gaullismus‘. Hier wird die außenpolitische Konzeption von F.J. Strauß vorgestellt.
Frank Grabow behandelt in dem dritten und letzten Teil seiner Artikelserie über die deutsche Außenpolitik von ‘Versailles bis Potsdam‘ (siehe dazu AzD 32 und 35) Verlauf und Ergebnis des 2. Weltkrieges. Dabei verwirft er die These vom antifaschistischen Grundcharakter des Krieges und stellt den bisher gängigen sowjetischen und linken Interpretationen über die außenpolitischen Grundorientierungen der wichtigsten Kriegsbeteiligten eine andere gegenüber.
In den ‘Thesen‘ von Klaus Aresti wird der Versuch unternommen, die klassenspezifischen Besonderheiten Deutschlands seit der Mitte des vorherigen Jahrhunderts herauszuarbeiten. Trotz der teilweise stürmischen Entwicklung der großen Industrie wurden im Kaiserreich weder die Junker von der politischen Macht verdrängt, noch der alte Mittelstand aufgelöst. Die politischen Folgen dieser Entwicklung sollten den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte entscheidend bestimmen. Die Thesen werden fortgesetzt.
Alle drei Artikel, die sich mit der Geschichte und Außenpolitik Deutschlands bzw. der BRD befassen, sind auch im Kontext unserer Auseinandersetzung mit den anderen Kräften der revolutionären Sozialisten zu sehen. Dieser Ausgabe der AzD liegt die Nr. 1/87 der Beilage bei, in welcher Thesen der AzD-Redaktion über die ‘Zielrichtung einer revolutionären Programmdiskussion‘ zu finden sind. In diesen Thesen wird sowohl zu Fragen der Geschichte Deutschlands und seiner Arbeiterbewegung wie auch zur aktuellen Politik der BRD eine grundsätzlich andere Einschätzung vertreten, als sie innerhalb der Linken und der revolutionären Sozialisten vorherrscht. Die genannten Artikel sind darum auch als Beitrag zur Begründung dieser Thesen zu verstehen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: Ein Frühling für die Menschheit?
- Heiner Karuscheit: Der deutsche Gaullismus. Die außenpolitische Konzeption von F. J. Strauß
- Frank Grabow: Der Niedergang Europas. Die internationale Politik von Versailles bis Potsdam (Teil 3) - Der II. Weltkrieg
- Klaus Aresti: Die Bourgeoisie auf dem Weg zur Macht. Thesen zur neueren deutschen Geschichte.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 40, Frankfurt/M., 1987.
Juli 1987:
Die Nr. 41 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Kartelle, Monopolkapital, Wirtschaftspolitik“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Mit dem Schwerpunktthema dieser Nummer befasst sich H. Karuscheits Artikel ‘Kartelle in der Wirtschaftspolitik‘. Die besondere Bedeutung, die die Kartelle in der deutschen Geschichte - speziell bis 1945 - gespielt haben, sowie der Zusammenhang von Monopoltheorie und Kartellwesen werden dort näher beleuchtet.
Die Wirtschaftspolitik In der kapitalistischen Krise ist das Thema eines Beitrag der FAU/Hd/A (vorgetragen in der AG Wirtschaftspolitik auf dem Novemberkongress der revolutionären Sozialisten). In dem anschließenden Aufsatz setzt sich M. Weiß kritisch mit den Auffassungen der FAU/Hd/A auseinander.
Zu Fragen der Ökonomie geht auch der Leserbrief von A. Kamrad. In ihm wird K. Winters Artikel ‘Monopolkapitalismus und Finanzkapital‘ aus der AzD 39 kritisiert. Ebenfalls kritisch mit einem Artikel aus der AzD setzen sich die beiden anderen Leserbriefe aus Berlin auseinander. Der Aufsatz ‘Marxisten und ihr Verhältnis zum individuellen Terror‘ aus der AzD 38 ist hier Gegenstand der Kritik. Zu beiden Themen ist die Redaktion an einer Fortführung der Debatte interessiert.
Einen Überblick über den Stand der Vereinigungsverhandlungen zwischen BWK und VSP, sowie auch über interessante und wichtige Artikel in der Presse der revolutionären Sozialisten gibt M. Weiß In zwei weiteren Artikeln.
Die Vorkommnisse auf dem Novemberkongress und ihr publizistisches Nachspiel in der Beilage, sind das Thema einer Stellungnahme der AzD-Redaktion, die den betroffenen Organisationen schon länger bekannt ist. In einer Vorbemerkung wird kurz auf den aktuellen Stand dieser unerfreulichen Auseinandersetzung eingegangen.
Mit dem Abdruck der Thesen der AzD-Redaktion ‘Über die Zielrichtung einer revolutionären Programmdiskussion‘ (siehe auch letzte Beilage) versuchen wir die, u. E. bestehende Bandbreite der theoretischen und politischen Differenzen innerhalb der Beilagenorganisationen aufzuzeigen.
Trotz fortdauernder Aktualität außenpolitischer Themen findet sich in dieser Nummer der AzD kein Artikel zu diesen Fragen. Dafür findet der Leser in der mit gelieferten Nummer der BEILAGE eine ‘Fortsetzung‘ des außenpolitischen Leitartikels der AZD 40. Wie er geschrieben wurde, ging die Debatte allein um die sog. einfache Null-Lösung. Wie sich die innen- und außenpolitischen Frontstellungen inzwischen verschoben haben, versucht A. Schröder In dem BEILAGEN-Artikel: ‘Westdeutsche Außenpolitik am Scheideweg‘ zu entwickeln.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Kartelle in der Wirtschaftspolitik. Monopoltheorie, Kartellwesen und die Neuordnung der deutschen Wirtschaft nach 1945
- Fau/Hd/A: Stellungnahme
- Manfred Weiß: Bemerkungen zur Stellungnahme der FAU/Hd/A
- Armin Kamrad: Leserbrief, Anmerkung zu K. Winters Lenin Kritik in AzD 39
- xy: Leserbrief: Stellungnahme zum miha-Artikel, AzD, 38
- yz: Leserbrief: Zum miha-Artikel, AzD 38
- Paula Komensky: Bericht über die Delegiertenkonferenz des BWK
- Manfred Weiß: Überblick über die Verhandlungen zur Möglichkeit einer Verschmelzung von VSP und BWK
- Manfred Weiß: Kontrastverschärfung
- AzD-Redaktion: Über die Zielrichtung einer revolutionären Programmdiskussion
- AzD-Redaktion: Noch einmal zum Novemberkongress
- MEG: Ankündigung der Herbsturlaubsschulung 1987.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 41, Frankfurt/M., Juli 1987.
Oktober 1987:
Die Nr. 42 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Klassenbewegung und Politik“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Das übergreifende Thema der vorliegenden Nummer sind soziale Veränderungen in Vergangenheit und Gegenwart, sowie ihre Widerspiegelung in Auffassung und Politik der Linken. In dem theoretischen Hauptartikel ‘Über die historischen Ursprünge des deutschen Faschismus‘ baut Klaus Aresti die in den AzD 40 abgedruckten Thesen zur deutschen Geschichte aus und geht auf die klassenmäßige Vorgeschichte des Nationalsozialismus ein. Dieser Artikel wurde bereits im Arbeiterkampf veröffentlicht. Da das Thema ‘Bürgerliche Demokratie, Reaktion, Faschismus‘ erneut Schwerpunktthema der gleichzeitig erscheinenden Beilage Nr. 3/87 ist, haben wir uns entschlossen, eingedenk des unterschiedlichen Leserpublikums, diesen Beitrag auch in den AzD abzudrucken.
Er ist gleichzeitig mit der Fortsetzung der Thesen zur deutschen Geschichte bis 1945 (Frank Grabow in den AzD 43) Vorbereitungsmaterial für ein Geschichtssemlnar. Dieses Seminar mit dem Titel ‘Die Bourgeoisie auf dem Weg zur Macht‘ soll der Diskussion jener Sichtweise der deutschen Geschichte dienen, die in den Redaktionsthesen (siehe AzD 41, S. 82) und den genannten Artikeln entwickelt wurde. Das Seminar findet am 28./29. November 1987 statt. Alle Interessenten sind herzlich eingeladen …
Unter der Rubrik ‘Im Spiegel der linken Presse‘ finden sich drei Beiträge. Alfred Schröder befasst sich in dem Artikel ‘Ideologen am Werk‘ mit zwei Aufsätzen aus den Reihen des BWK, die in der Beilage 2/87 erschienen sind. Die Themen: Europapolitik des westdeutschen Kapitals, Ausgang der Bundestagswahlen und Stellung zur Sozialdemokratie. Michael Vogt, der nach einer längeren Pause wieder für die AzD schreibt, gibt anhand von Stellungnahmen zur Montankrise, zur SPD und zu Gorbatschow einen kritischen Überblick über verschiedene linke Zeitschriften. Zur Bauernfrage stellt Petra Bach neuerliche Positionen der VSP vor. Im Vergleich dieser Positionen zu dem Programm der Grünen sowie den Auffassungen von Marx und Engels entwickelt sie ihre Kritik.
In Erwiderung auf eine Kritik Armin Kamrads in den AzD 41 (S. 51) nimmt Klaus Winter noch einmal zur Frage des Monopols bei Marx und Lenin Stellung. Unter der Rubrik ‘Leserbriefe/Stellungnahmen‘ berichtet M. Weiß über einen Sonderdruck der FAU-HD(A), der sich mit der Veröffentlichungspraxis der Beilagenredaktion befasst. Außerdem antwortet miha auf xy und yz, die in den AzD 41 (S.5 6 und 58) seine Position zum individuellen Terror(ismus) kritisiert haben.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Klaus Aresti: Über die historischen Ursprünge des deutschen Faschismus
- Alfred Schröder: Ideologen am Werk. Der BWK zur Europapolitik, Bundestagswahlen und SPD
- Michael Vogt: Von der Stahlkrise zu Gorbatschow. Revier, Arbeiterpolitik, Sozialismus, Links und SoZ
- Petra Bach: Die VSP im Kampf um das Privateigentum. Agrarfrage und Bauernpolitik
- Klaus Winter: Das Monopol. Das Wesen des Kapitals?
- Manfred Weiß: Eine Tatsache, zwei Wahrheiten
- Klaus Lehmann: Anmerkungen zu F. Grabows Aufsatz: Der 2. Weltkrieg
- miha: Zum xy. Leserbrief aus AzD 41 (miha)
- Geschichts-AG der AzD-Redaktion: Einladung zu einem Seminar der deutschen Geschichte. Die Bourgeoisie auf dem Weg zur Macht (1800-1934).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 42, Frankfurt/M., Oktober 1987.
November 1987:
Die Nummer 43 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Mit der vorliegenden Nummer hält der Leser die fünfte Ausgabe der AzD in diesem Jahr in der Hand. Schwerpunkt der letzten fünf Nummern der AzD bildet die Veröffentlichung der Arbeitsergebnisse bzw. Diskussionsstandes der Arbeitsgruppen der KG. Mit der Nr. 39 „Kapital und Monopol“ vom Februar dieses Jahres legte die PolÖk-AG erste Arbeitsergebnisse zu den Monopoltheorien Hilferdings und Lenins vor. Mi den Thesen „Die Bourgeoisie auf dem Weg zur Macht“ (AzD 40), dem Artikel „Über die historischen Ursprünge des deutschen Faschismus“ (AzD 42) und den Aufsätzen aus der nun vorliegenden Nummer 43 wird der Diskussionsstand der Geschichts AG dokumentiert. So liefern die AzD-Nummern dieses Jahres dem Leser einen guten Überblick über den Stand unserer theoretischen Arbeit und die Entwicklung unserer Positionen. Es ist zu hoffen, dass das vorliegende Material reichlich Stoff auch für die öffentliche Diskussion in den kommenden Nummern der AzD liefert.
Schwerpunktthema der vorliegenden AzD ist die Auseinandersetzung um die Normalität oder Besonderheit der deutschen Entwicklung zur Zeit des Kaiserreiches und der Weimarer Republik. Im Zentrum steht dabei die Frage nach der politischen Macht im Staate. Beantwortet die gängige linke Geschichtsschreibung sie weitgehend umstandslos mit der Behauptung einer Herrschaft der Bourgeoisie, so rückt Frank Grabow in seinem Artikel „Die Weimarer Republik zwischen Junker und Bauer“ dieser Auffassung zu Leibe.
Mit demselben Problem befasst sich die kritische Vorstellung von Helga Grebings Buch: „Der deutsche Sonderweg in Europa“. Petra Bach kritisiert in ihrer ausführlichen Besprechung dieses Buches die Behauptung von der Nichtexistenz eines deutschen Sonderwegs in die Moderne.
In der Rubrik: Im „Spiegel der linken Presse“ stellt Paula Komensky die Gemeinsame Beilage Nr. 3/1987 vor. Das Thema der Beilage: „Bürgerliche Demokratie, Reaktion, Faschisierung.“
Im Kommentar von Michael Vogt werden die Pershing 1A-Erklärung des Bundeskanzlers, die 10-Punkte-Erklärung der CSU hierzu und ein Thesenpapier von Peter Glotz (SPD) unter die Lupe genommen.“
Desweiteren weist die Redaktion daraufhin, dass am 28./29. November ein Arbeitsseminar mit dem Thema: „Die Bourgeoisie auf dem Weg zur Macht“ stattfinden soll.
Artikel der Ausgabe sind:
- Michael Vogt: Das Ende eines Gemeinschaftsunternehmens. Die Pershing 1A Rakete in der westdeutschen Politik
- Frank Grabow: Die Weimarer Republik zwischen Junker und Bauern
- Petra Bach: Die schwarze und die weiße Linie in der deutschen Geschichte: Helga Grebing und die Sonderwegthese.
Im „Spiegel der linken Presse“ gibt es Kommentare von
- Paula Komensky: Zum aktuellen Stand der Faschisierungsdebatte innerhalb der Beilagenorganisationen.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 43, Frankfurt/M., 1987.
November 1987:
Vermutlich im November 1987 erscheint ein „Sonderdruck“ der „AzD“ mit dem Titel: „Auf der Suche nach einem politischen Profil. Anmerkungen zur 1. Delegiertenkonferenz der VSP.“ Autoren sind Alfred Schröder und Manfred Weiß.
Einzelne Artikel, wie aus den bereits bekannten Ausgaben der „AzD“ gibt es hier nicht. Der „Sonderdruck“ hat ein einziges durchgängiges Thema, die VSP (Vereinigte Sozialistische Partei). Die VSP geht auf die Vereinigung zwischen der KPD (vormals KPD/ML) und der trotzkistischen GIM (Gruppe Internationaler Marxisten) zurück, die sich am 4./5. Oktober 1986 zusammenschlossen.
Inhalt der Ausgabe:
- 1 Jahr VSP - Eine Bilanz
- Grundlagen der Klassenzusammenarbeit
- Ein sozialistisches Umbauprogramm
- Unpolitisch
- Der Weg des Parteiaufbaus
Q: Aufsätze zur Diskussion, Sonderdruck, Frankfurt/Gelsenkirchen, 1987.
1988:
In der Reihe „Theorie und Geschichte der Arbeiterbewegung“ erscheint (laut DNB) die Schrift „Das Jahr 1917“ von Nikolai Bucharin.
Der VTK schreibt dazu in einer Verlagsanzeige in den AzD 60/1994: „Bucharins Schrift erschien in Russland in zwei Broschüren. Der erste Teil „Der Klassenkampf und die Revolution in Russland im Juli 1917“; der zweite Teil „Von der Diktatur des Imperialismus zur Diktatur des Proletariats“ nach der Oktoberrevolution.
Diese Arbeit gibt eine detaillierte Schilderung der Ereignisse des Jahres 1917. Noch im Revolutionsjahr geschrieben, aus der Feder eines an den Umwälzungen dieses Jahres unmittelbar Beteiligten, ist die Sprache der Schrift ganz vom Geist dieser Tage geprägt. Bucharins Schrift stellt ein wichtiges politisches Dokument über die welthistorische Veränderung des Jahres 1917aus der Sicht eines der Führer der bolschewistischen Partei dar.
Q: Deutsche Nationalbibliothek Online, Stand 21. September 2010; Aufsätze zur Diskussion, Nr. 60, Frankfurt/M., 1994.
Februar 1988:
Die Nr. 44 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Kritik der politökonomischen Auffassungen E. Mandels (1. Teil)“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Mit der vorliegenden Nummer 44 der AzD beginnen wir mit dem Abdruck einer dreiteiligen Kritikserie an den Auffassungen des marxistischen Ökonomen Ernest Mandel. Ausgangspunkte der Kritik sind seine Bücher ‘Marxistische Wirtschaftstheorie‘ und ‘Der Spätkapitalismus‘. Beide Bücher sind in mehreren Sprachen veröffentlicht worden und haben Einfluss auf die theoretischen Anschauungen der aus der Jugend- und Studentenbewegung hervorgegangenen Linken. E. Mandel selbst ist führendes Mitglied der IV. Internationale, einem Zusammenschluss trotzkistischer Organisationen aus verschiedenen Ländern.
Klaus Winter kritisiert einige polit-ökonomische Grundanschauungen Mandels, so seine Positionen zur Werttheorie und zur Geschichte des Kapitals. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass Mandel dabei eine ‘Geschichtsschreibung (liefert), die dem Rückblick des Bürgers verwandt ist, welcher in der Vergangenheit nur die niederen, noch unvollkommenen Formen derselben Welt sich bilden sieht, die ihm in der Gegenwart als naturgemäße Ordnung erscheint.‘ In den kommenden Nummern der AzD werden Mandels Auffassungen zu den Formen und Gesetzen der kapitalistischen Produktionsweise sowie seine philosophischen Anschaungen kritisch vorgestellt. Es ist zu hoffen, dass diese Kritik eine rege Diskussion auslöst.
Eine solche Diskussion zu Fragen der deutschen Geschichte bildet den nächsten Schwerpunkt der vorliegenden Nummer. Der Genosse Lehmann setzt sich in seinem Artikel ‘Zum Verhältnis von Großindustrie und Faschismus 1930-33‘ kritisch mit einigen Anschauungen der Gen. Aresti und Grabow auseinander. Heiner Karuscheit wendet sich in seinem Beitrag ‘Spiegelfechtereien. Zu Grabows Attacke auf die Bonapartismusthese‘ gegen eine Kritik seiner Artikel aus den AzD 37 und 41.
Die erste Delegiertenkonferenz der VSP und eine Kritik der Genossen Schröder und Weiß an der politischen Ausrichtung dieser Partei bildet den dritten thematischen Block dieser Nummer. ‘Die VSP auf der Suche nach einem politischen Profil‘ lautet der gekürzte Nachdruck einer Sondernummer der AzD, die auf dieser Delegiertenkonferenz verteilt wurde. Ein ‘Schlaglicht‘ auf den Verlauf der Konferenz gibt der anschließend abgedruckte Bericht des Genossen Weiß. (Im Arbeiterkampf Nr. 289, S. 36 findet sich unter dem Titel: ‘Ohne Schwung in die Arme des BWK‘ ebenfalls ein Konferenzbericht, dessen Tenor aus der Überschrift bereits zu ersehen ist.)
Zwei Dokumente zu den Einheitsbestrebungen, ein Beschluss der Bundesdelegiertenkonferenz des BWK und ein Beschluss des ZK der VSP - geben dem interessierten Leser einen Hinweis auf den Stand dieser Bemühungen. Für eine inhaltliche Kritik der dazu bisher vorliegenden Dokumente fehlte in dieser Nummer der Platz. Ebenso aus Platzmangel musste diesmal die Rubrik ‘Im Spiegel der linken Presse‘ entfallen. Wir hoffen, dies in den kommenden Nummern nachholen zu können.
Der Novemberkongress 1986 der revolutionären Sozialisten und die sich anschließende Veröffentlichungspraxis (treffender gesagt Nichtveröffentlichungspraxis) der Beilagenredaktion findet auch in dieser Nummer wiederum einen Niederschlag. Die FAU/Hd(A) hatte der Beilagenredaktion einen Beitrag geschickt, in welchem sie ihre Position zu den Beschlüssen des Kongresses vorstellt und eine Wertung der Politik speziell des BWK vornahm, (siehe dazu AzD 42, S. 74ff.) Dieser Beitrag wurde auf Beschluss der Endredaktion, an der wir nicht beteiligt sind, nicht abgedruckt. Unsere Stellungnahme hierzu findet sich am Schluss dieser Nummer.
Weiterhin findet sich in dieser Nummer eine Ankündigung der MEG für eine Ferienschulung über Ostern 1988. Anmeldungen hierzu müssen sofort getätigt werden. Abschließend eine Mitteilung in eigener Sache: Heiner Karuscheit ist vor einiger Zeit auf eigenen Wunsch aus der Redaktion unserer Zeitschrift ausgeschieden. Bis zur nächsten Konferenz der Kommunistischen Gruppen werden seine Aufgaben von den Genossen Schröder und Weiß wahrgenommen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Klaus Winter: E. Mandels Marxistische Wirtschaftstheorie. Teil 1: Wert und Kapital
- Klaus Lehmann: Zum Verhältnis von Großindustrie und Faschismus 1930-1933
- Heiner Karuscheit: Spiegelfechtereien. Zu Grabows Attacke auf die Bonapartismusthese
- Alfred Schröder/Manfred Weiß: Die VSP auf der Suche nach einem politischen Profil
- Manfred Weiß: Schlaglichter der 1. Delegiertenkonferenz der VSP
-AzD-Redaktion: Stellungnahme zur Entscheidung der Beilagenschlussredaktion, den Artikel der FAU/HD(A) nicht abzudrucken
- MEG Ankündigung: Osterschulung 1988.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 44, Frankfurt/M., Februar 1988.
April 1988:
Die Nr. 45 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Kapital und Monopol II“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Vor etwas über einem Jahr legten wir mit der AzD Nr. 39 ‘Kapital und Monopol‘ eine Kritik an Hilferdings Geld- und Monopoltheorie sowie an Teilen der Leninschen Imperialismus-Schrift vor. Obwohl damit die theoretischen Grundlagen großer Teile der westdeutschen Linken und speziell ihres revolutionären Flügels kritisiert wurden, blieb die von uns erhoffte Debatte weitgehend aus. Ein Leserbrief (siehe AzD Nr. 41, S.51 ff) und eine Antwort von Klaus Winter in der folgenden Nummer (siehe AzD 42, S.63ff) waren die einzigen Reaktionen.
Und dabei hatte es zuvor nicht an starken Worten gegen die noch weitgehend unbekannten polit-ökonomischen Vorstellungen der KGs gemangelt. In der Gemeinsamen Beilage wie in der AzD Nr. 38 war zu lesen: ‘Man muss allerdings schon mit Blindheit geschlagen sein, wenn man gerade heute die Bedeutung der Monopole und der Banken innerhalb des kapitalistischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems bestreiten will.‘ (AzD Nr. 38, S.78).
Mit eben dieser Blindheit und ‘mit der Gelahrtheit eines 10jährigen Mädchens‘ sollten die Autoren unserer Zeitschrift geschlagen sein, so wurde es vor dem Erscheinen der Nummer 39 verkündet, also ohne konkrete Kenntnis der Kritik an Hilferding und Lenin. Seitdem war von diesen Kritikern mit den starken Worten und den so augenscheinlichen Argumenten zu dem Problem nichts mehr zu hören und zu lesen. So entschieden die zitierten Kritiker Lenin und den Leninismus zu verteidigen bestrebt waren und sind, auf das Feld der Theorie kann oder will man sich nicht begeben.
Mit der vorliegenden Nummer der AzD wird die Kritik an der Monopoltheorie fortgeführt. Ulrich Seidels Artikel ‘Probleme der Monopoltheorie‘ setzt sich kritisch mit dem Buch von H. Jung und J. Schleifstein ‘Die Theorie des staatsmonopolistischen Kapitalismus und ihre Kritiker‘ auseinander. Die beide Autoren sind Mitarbeiter des DKP-nahen Instituts für Marxistische Studien und Forschungen (IMSF). Erwin Maurer, der den zweiten polit-ökonomischen Artikel dieser Nummer geschrieben hat, stellt die Akkumulations- und Zusammenbruchstheorie Henrik Großmanns vor. Dabei hinterfragt er die von Großmann gemachten Voraussetzungen seiner Theorie und konfrontiert dessen Positionen mit den Auffassungen Marxens.
Neben der politischen Ökonomie bildet eine Obersicht über bestimmte Debatten innerhalb der westdeutschen Linken den zweiten Schwerpunkt der AzD. Petra Bach gibt einen Oberblick über die außen- und sicherheitspolitische Debatte in der westdeutschen Linken nach dem Abschluss des INF-Abkommens. Georg Konrad beleuchtet thesenartig eine Auseinandersetzung innerhalb der Sozialistischen Studiengruppen über ihre Stellung zur Sozialdemokratie und ihre vergeblichen Bemühungen, dieselbe nach links zu bewegen.
Im anschließenden Dokumentationsteil bringen wir einen Aufsatz aus der Zeitschrift Marxistische Blätter Nr. 12/87, in welchem sich Georg Fülberth mit der Leninschen Parteitheorie auseinandersetzt und dabei für einen Abschied von der ‘Massenpartei‘ in Zeiten der revolutionären Ebbe plädiert. Weiterhin drucken wir die Redaktionserklärung der Zeitschrift Perspektiven - Zeitschrift für sozialistische Theorie zur Herausgabe ihrer ersten Nummer im Juni 1987 ab, um unserem Leser(inn)en einen Einblick in das Programm dieser Zeitschrift zu ermöglichen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Ulrich Seidel: Probleme der Monopoltheorie
- Erwin Maurer: Henrik Großmann: Das Akkumulations- und Zusammenbruchsgesetz des kapitalistischen Systems. Darstellung und Kritik
- Petra Bach: Die Linke und das INF-Abkommen
- Georg Konrad: Von der krampfhaften Suche einer ideologischen Strömung nach einem Weg eine politische zu werden
- Michael Vogt: Abschied von der Massenpartei. Zur Diskussion in der DKP
- Georg Fülberth: Das scheinbare Ende als Chance zur notwendigen Transformation (Ein Abdruck aus den Marxistischen Blättern Nr. 12/87).
- AzD-Redaktion: Redaktionserklärung zur Herausgabe der Zeitschrift: Perspektiven.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 45, Frankfurt/M., April 1988.
November 1988:
Die Nr. 46 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Zwischen Restauration und liberaler Erneuerung“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„Die Auseinandersetzung um Aufgaben und Entwicklung einer Partei der Arbeiterklasse ist in verschiedenen Organen der Linken wieder einmal aufgelodert - ein Vorgang der für eine Zeitschrift wie die unsere, die sich als Instrument für den Aufbau einer revolutionären Klassenpartei begreift, von großem Interesse ist. Besteht gar eine Chance, zur Selbstverständigung über die Illusionen der letzten 20 Jahre? Bei näherem Hinsehen zerstieben dergleichen Hoffnungen recht bald. Zwar werden die Grundlagen einer möglichen Vereinigung von BWK und VSP umkämpft, zwar ist eine leidenschaftliche Debatte um Identität und Bündnispolitik der DKP entbrannt, die alten Denkblockaden werden jedoch nicht durchbrochen.
Das PB-Sekretariat der VSP stellte jüngstens die Differenzen zwischen VSP und BWK über den Weg ‘von den Tageskämpfen zur politischen Macht‘ dar. Es hat dort erneut bekräftigt, dass es sich bei dem Nachweis der Notwendigkeit der Eroberung der politischen Macht durch die Arbeiterklasse an den unentwickelten Stand des Klassenantagonismus ketten will, an das bürgerlich geprägte politische und ideologische Gesicht der Massenbewegungen. Es betont: ‘Dabei muss ausgegangen‘ (!) ‘werden von den politischen Erfahrungen der Massenbewegungen, wo sie in Verfolgung ihrer Anliegen an die Schranken der bürgerlichen Macht gestoßen sind.‘ Da sie heute bekanntermaßen nicht an diese Grenze stoßen, sieht es dunkel aus um die weitergehenden Ziele der Kommunisten. Wenn sie sich auf solche Voraussetzungen einlassen, können sie heute ihre Aufgaben nur im Mitorganisieren der engstens begrenzten Politik zur Sicherung ökonomischer Errungenschaften der Arbeiterklasse sehen. Alfred Schröder hat sich in der ‘Gemeinsamen Beilage‘ 3/88 eingehender mit dieser Position auseinandergesetzt.
Die Logik der Unterordnung unter diejenigen Kräfte, unter deren Vorherrschaft Arbeiterbewegung und neue soziale Bewegungen stehen, wird von der DKP viel ausdrücklicher formuliert. Die Garantie für den Erfolg der Bewegungen von unten sieht sie darin, dass ‘Grüne, Sozialdemokraten, Kommunisten das Trennende beiseite schieben und sich über das Einigende verständigen.‘ Muss noch lange darüber gerätselt werden, was dabei herauskommt, wenn sich politisch bedeutungslose kommunistische Organisationen mit den Hegemonen der Bewegungen über das einigen, wozu diese bereit sind sich zu einigen. Wie die Debatte in den Marxistischen Blättern um diese Problematik kreist, schildert Manfred Weiß. Wir beleuchten damit die Diskussion über den Beitrag von Georg Fülberth, den wir in der letzten Nummer der AzD nachgedruckt hatten.
Welche verheerenden Folgen es hat, wenn sich die bewussten Kräfte in der Arbeiterklasse einfach nur als Sprachrohr der Interessen der Arbeiterbewegung verstehen, kann auch am historischen Beispiel der deutschen Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert gesehen werden. Klaus Aresti stellt unter dem Titel ‘Zwischen konservativer Restauration und liberaler Erneuerung‘ den Verzicht auf eine eigenständige revolutionäre Politik der Arbeiterklasse vor. Dieser Beitrag knüpft an einer Reihe von Artikeln an, in denen in den letzten Ausgaben der AzD Fragen der politischen und sozialen Entwicklung Deutschlands im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert behandelt wurden. Der Schwerpunkt lag dabei auf dem Ringen von bürgerlichen und feudalen Klassen um die Staatsmacht und der Betrachtung der Klassenbündnisse, auf die sie sich dabei stützten. Klaus Aresti macht mit seinem Beitrag einen ersten Schritt, das Verhalten der organisierten Arbeiterbewegung in diesen Kämpfen zu beleuchten.
Der Kommentator der SoZ, Jakob Moneta, fragte sich vor einigen Wochen, ob der Börsen-Crash vom Oktober letzten Jahres eine Episode bleiben werde. Trotz dass selbst renommierte Wirtschaftswissenschaftler eine Rezession vorhergesagt hatten, stelle sich die Konjunktur der kapitalistischen Welt heute eher rosa getönt dar. Der Genosse Moneta hatte allerdings beim Verfassen seines Kommentares ein relativ kurzes Gedächtnis, sonst wäre ihm nicht entgangen, dass der marxistische Ökonom, sein Parteigenosse Ernest Mandel, im November letzten Jahres in einem Gastkommentar der SoZ voraussagte: ‘Vorläufig lässt sich ‘nur‘ mit Sicherheit sagen: Allgemeine Rezession im Jahr '88.‘
Doch Moneta tröstet sich auch ohne Erinnerung an den Irrtum seines Genossen. ‘Auch neue Crash-Gefahren sind nicht gebannt.‘ Schließlich sei die allgemeine Erfahrung des kapitalistischen Konjunturverlaufs: ‘Hoch, höher, am höchsten … bis zum Sturz.‘ Dass der erwähnte Irrtum Mandels mehr als nur zufälligen Charakter trägt, erhellt sich durch die Fortsetzung der Kritik seiner Lehrbücher zur Ökonomie des Kapitalismus. Klaus Winter hatte sich im ersten Teil seiner Kritik mit den ersten Kapiteln der Marxistischen Wirtschaftstheorie auseinandergesetzt, in denen Wert und Kapital im Kontrast zu vorkapitalistischen Produktionsweisen behandelt werden. Jetzt untersucht er Mandels Vorstellungen über zentrale ökonomische Formen der kapitalistischen Produktionsweise.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Klaus Aresti: Die Arbeiterbewegung zwischen konservativer Restauration und liberaler Erneuerung
- Klaus Winter: E. Mandels Marxistische Wirtschaftstheorie
- Manfred Weiß: Im Schlepptau des grünen Tankers. Krise und Perspektivdebatte der DKP.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 46, Frankfurt/M., November 1988.
April 1989:
Die Nr. 47 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Endzeit des Kapitals“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„1. Die Abonnenten werden dieses Heft der AzD genau zehn Jahre nach Erscheinen der Pilotnummer (März 1979) in den Händen halten. Es ist Zufall, keine Jahrestagenostalgie, dass dieses Datum Anlass ist, das Programm der Zeitschrift neu zu überdenken. In der Nr. 1 (Mai 1979) schrieben wir: ‘Das Programm der Zeitschrift lässt sich … in wenigen Sätzen umreißen: Ihr Hauptziel ist die Forcierung der theoretischen Auseinandersetzung in der westdeutschen ml-Bewegung, um so den Prozess der Vereinigung der Marxisten-Leninisten zu beschleunigen.‘ Dieses Ziel blieb in der Folgezeit, wenn auch mit weiter gefassten Adressaten (Vereinigung der revolutionär kommunistischen Organisationen), bestehen. Heute diskutieren die Kommunistischen Gruppen, die die Zeitschrift finanziell stützen und aus deren Arbeitsgruppen heraus die meisten Artikel entstehen, über das Ende dieser Zielsetzung. Eine schleichende Sozialdemokratisierung der revolutionären Bewegung im Gefolge der ‘Wende‘ und die Auflösung einstiger Gemeinsamkeiten in Prinzipienfragen machen es nötig, den Weg hin zu einer kommunistischen Partei neu zu überdenken. Nicht zuletzt, die Blütenträume von neuen linken Vereinigungsprojekten, die im Gefolge der Krise der DKP vielerorts ins Kraut schießen, belegen dies. Wir werden in den nächsten Ausgaben über die Ergebnisse der Debatte in den KGs berichten.
2. Die Endlichkeit des Kapitals ist zum Thema geworden in der Debatte, in der sich die Linke über ihren derzeitigen Standort zu vergewissern sucht. Die Krise der DKP, die Hoffnungen und Spekulationen über neue Möglichkeiten zu Umgruppierungen geweckt hat, trägt kräftig dazu bei. Mit dem Vorschlag für ein Reformprogramm ‘BRD 2000‘, mit dem die schwankende Partei eine Orientierung auf Zusammenarbeit mit der SPD begründen will, sind die Oberlebensaussichten des Kapitals zum Thema geworden. Werden doch dort die Notwendigkeiten, den Kapitalismus friedensfähig und für die arbeitenden Menschen sozial erträglich zu gestalten. aus der Perspektive einer absehbaren längerfristigen Koexistenz von Kapitalismus und Sozialismus geschlossen.
In einem Gespräch, das leitende Mitglieder der VSP mit Georg Fülberth führten, akzeptierte Jakob Moneta die Einschätzung, dass es richtig sein könne, das Erreichte zu verteidigen. Eine solche Perspektive gelte jedoch nur, wenn ‘wir davon ausgehen, dass der Kapitalismus noch eine lange Periode des Aufschwungs vor sich hat‘. Er wandte jedoch dagegen ein, dass es zu ‘neuen und schwereren Krachs und Krisen‘ kommen wird. Georg Fülberth entgegnete, dass sich ein neuer Akkumulationstypus entwickelt habe, mit dem sich zeigt, dass der Kapitalismus über seine Krisen hinaus überlebensfähig ist. ‘Ich würde auch sagen, die Tatsache, dass dieser Kapitalismus von Krise zu Krise eilt, sagt noch nichts über seine Endlichkeit aus‘ (SoZ, 16.2.1989).
3. Auch die Autoren, die zum Themenschwerpunkt der vorliegenden Ausgabe der Aufsätze zur Diskussion beitragen, beschäftigen sich mit unterschiedlichen Theorien über die Endzeit des Kapitals. Robert Schlosser will in seinem Beitrag zur Kritik der Großmannkritik des Genossen Maurer (siehe AzD 45) das Zusammenbruchsgesetz Großmanns verteidigen. Das Gesetz stimme eindeutig mit einigen theoretischen Ansätzen bei Marx überein, aus denen hervorgehe, dass Marx in eine ähnliche Richtung gedacht habe, in der Großmann später weitergearbeitet hat. Die Werke Großmanns wären somit ein wichtiger Beitrag zur Erkenntnis des notwendigen Zusammenbruchs der auf dem Tauschwert beruhenden Produktion.
Michael Vogt dagegen kritisiert die auf Lenin zurückgehende Vorstellung, der Kapitalismus des zwanzigsten Jahrhunderts sei eine überlebte, sterbende Produktionsweise. Mit diesen Vorstellungen der Imperialismustheorie müsse gebrochen werden. Mehr noch plädiert er für eine Abkehr vom ‘Begriff des Marxismus-Leninismus‘ als Marxismus unserer Zeit.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Robert Schlosser: Dicht daneben ist auch vorbei. Eine Antwort auf Erwin Maurers Großmannkritik
- Michael Vogt: Über den Begriff des Marxismus-Leninismus
- N.N.: Bemerkungen zu Willi Dickhut: Materialistische Dialektik und bürgerliche Wissenschaft
- Manfred Weiß: Hintergrund. Marxistische Zeitschrift für Gesellschaftstheorie und Politik
- N.N.: Der KB und die Linke
- MEG: Frühjahrsurlaubsschulung 1989.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 47, Frankfurt/M., April 1989.
Oktober 1989:
Die Nr. 48 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Marxismus unserer Zeit?“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„1. Marxismus unserer Zeit ? - der Titel der Aufsätze zur Diskussion 48 zeigt nicht wie üblich den Gegenstand des Hauptthemenblocks an, sondern gibt eine Frage wieder, die in allen Beiträgen dieses Heftes auf unterschiedliche Art und Weise gestreift wird.
1. Klaus Winter setzt mit seinem Beitrag über die Kritische Theorie eines unkritischen ‘Marxisten‘ seine Kritik an der Marxistischen Wirtschaftstheorie Ernest Mandels fort. Es geht dabei um die weltanschauliche Grundlage auf der Mandel dieses bekannte Werk verfasst hat. Mandel will den Marxismus um sämtliche menschliche Wissenschaften zu bereichern, indem er das gesamte ökonomische System von Karl Marx aus den Daten der heutigen Wissenschaft rekonstruiert.
Diese Art von Verschmelzung aller menschlichen Wissenschaften durch die Marxsche Lehre ist eine Forderung, die auch heutzutage oft an den Marxismus unserer Zeit herangetragen wird. Mandel hat mit der Veröffentlichung seines Versuches, dieser Forderung nachzukommen, schon in den frühen 60er Jahren ideologische Vorarbeiten für die Wiederbelebung des Marxismus im Laufe der Jugend- und Studentenbewegung geleistet.
Das Resultat dieser Synthese ist allerdings wenig geeignet den Marxismus zu rekonstruieren. Eher ordnet es ihn ganz anderen Weltanschauungen unter. Klaus Winter kommt zu dem Resultat: ‘Mandel ist in der Tat eine Synthese gelungen: die angekündigte Rekonstruktion des gesamten ökonomischen Systems von Karl Marx auf der Basis einer lebensphilosophisch orientierten, wissenschaftsfeindlichen Anthropologie.‘ Mandel hat damit sicherlich die Aufnahme des Marxismus auf dem Boden von Kritischer Theorie und hegelianisierendem Marxismus mit befördert. Für die Bestimmung dessen, was der Marxismus unserer Zeit sein kann ist eine Kritik dieser Auffassungen ein notwendiger Bestandteil.
3. Es wird viel darüber gestritten, was unter dem Marxismus unserer Zeit zu verstehen ist. Nicht nur die Krise der DKP hat den Kreis der Streitenden neuerlich erweitert. Dem Bericht von Paula Komensky über die MASCH-Konferenz in Köln ist zu entnehmen, dass manch ein Erneuerer den Marxismus unserer Zeit nur noch in einer von den Inhalten gereinigten Methode der Gesellschaftserkenntnis sieht. Auch die Ergebnisse der Arbeitsgruppen der KG(NHT) haben Kontroversen ausgelöst, die mit der Frage nach der Qualität und den Inhalten des Marxismus unserer Zeit zu tun haben. Klaus Lehmann z.B. sieht in der Geschichtsforschung in den KG(NHT) Positivismus am Werke - einem Kult, der reinen Fakten werde gefrönt. Während eine rein politische Geschichtsschreibung überhandnehme, werde die Seele des Marxismus, die Analyse der ökonomischen Basis vernachlässigt.
Dieter Pentek wirft einen anderen Blick auf den Charakter der Gewerkschaften im Kaiserreich als Klaus Aresti. An dessen Beitrag in den AzD 46 will Dieter Pentek einige Korrekturen anbringen, die soziale Basis der Gewerkschaftsbewegung im ausgehenden 19. Jahrhundert, wie auch das Verhältnis von Gewerkschaften, Partei und Staat betreffend. Mit der Kritik Michael Vogts am ‘Begriff des Marxismus-Leninismus‘ (AzD 47) setzt sich Manfred Weiß auseinander. Er meint, dass Michael Vogt mit seinen Schlussfolgerungen aus den bisher veröffentlichten Kritiken an Lenins Theorien über das Ziel hinausgeschossen ist. Der Beitrag zeige damit eher den geringen Entwicklungsgrad der Theoriebildung der KG(NHT), als dass er die Notwendigkeit und Möglichkeit, von abschließenden Bewertungen des Leninismus begründen könne. Das Verhältnis des Leninismus zum Marxismus unserer Zeit sei somit nicht so einfach lösbar, wie es sich Michael Vogt vorstellt.
4. Die Ergebnisse der 5. Konferenz der KG(NHT) dokumentieren wir mit der mehrheitlich verabschiedeten Resolution zur weiteren Arbeit und der von 4 Münchner Genossen eingebrachten Gegenresolution. Manfred Weiß skizziert zuvor kurz den Verlauf der Debatten, die in der langen Vorbereitungsphase der Konferenz geführt wurden. Im Zusammenhang mit Differenzen über den Fortgang der Arbeit der Arbeitsgruppe zur Geschichte und Geschichte der Arbeiterbewegung haben die Genossen Frank Grabow und Alfred Schröder ihren Austritt aus den KG(NHT) erklärt (siehe dazu auch den Bericht über die 5. KG(NHT)-Konferenz). Die unterschiedlichen Vorstellungen über die weitere Arbeit der Geschichts-AG stehen auch im Zusammenhang mit der Frage, wie der Marxismus wirksam verteidigt und/oder auf die Höhe unserer Zeit gebracht werden kann.
Alfred Schröder hat mit seinem Austritt aus den KG(NHT) auch seinen Austritt aus der Redaktion der AzD erklärt. Deshalb ist im Impressum dieser Ausgabe eine neu zusammengesetzte Redaktion ausgewiesen. Michael Vogt und Manfred Weiß werden die Herausgabe der AzD geschäftsführend sicherstellen, bis auf der Fortsetzung der Konferenz der KG(NHT) im Herbst eine neue Redaktion gewählt wird.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Klaus Winter: Ernst Mandels Marxistische Wirtschaftstheorie (Teil 3): Die kritische Theorie eines unkritischen Marxisten
- Dieter Pentek: Zum Charakter der deutschen Gewerkschaften im Kaiserreich
- Klaus Lehmann: Anmerkungen zur Geschichtsforschung in der KG (NHT). Eine Kritik
- Manfred Weiß: Name ist Schall und Rauch. Oder was bringt uns die Trennung vom Leninismus?
- Manfred Weiß: Bericht von der 5. Konferenz der KG (NHT)
- AzD-Redaktion: Resolution zur weiteren Arbeit de KG(NHT)
- 4 Genossen aus München: Unsere theoretische Arbeit organisiert vorantreiben. Beschlussvorlage für die 5. Konferenz der KG (NHT)
- Paula Komensky: Bericht von der MASCH-Konferenz am 22./23. April.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 48, Frankfurt/M., Oktober 1989.
Februar 1990:
Die Nummer 49 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Der Frage, was Marxismus in unserer Zeit bedeutet, wurde in der letzten Ausgabe der Aufsätze zur Diskussion mit Bezug auf einige grundsätzlich theoretische Ansätze nachgegangen. In der Zwischenzeit wird die Frage nach der Aktualität des Marxismus unter ganz anderen aktuell politischen Gesichtspunkten gestellt. Der Umbruch in den Gesellschaften Osteuropas wird als Beweis der Überlebtheit des Sozialismus gehandelt. In der vorliegenden Nummer der AzD werden einige aktuelle Aspekte dieser Umwälzungen behandelt.
Auf die rapiden Veränderungen im Verhältnis der Staaten Ost- und Westeuropas zueinander, ihre Auswirkungen auf die Weltpolitik und die deutsche Frage im Besonderen geht der Kommentar von Michael Vogt ein. Er beschreibt Positionen in- und ausländischer politischer Kräfte zur Neuordnung Europas, wie sie sich in der internationalen Presse widerspiegeln.
Manfred Weiß kommentiert Reaktionen der revolutionären Linken und kritisiert, dass an alten fehlerhaften Auffassungen unbeirrt festgehalten wird. die es bisher verhindert, haben. die sich anbahnenden Veränderungen zu erkennen und eine Kritik der Außenpolitik zu entwickeln, die die westdeutsche Bourgeoisie betreibt.
2. Kostja Benjamin beschreibt und kommentiert die Entstehung der radikalen Linken unter dem Blickwinkel der Beteiligung des KB an dieser Sammlungsbewegung.
3. Die weiteren Beiträge in diesem Heft setzen laufende Debatten fort. Klaus Winter antwortet auf die Kritik Robert Schlossers an der Auseinandersetzung mit der Zusammenbruchstheorie Großmanns. In einer Besprechung zweier Werke zur Kartellproblematik schließlich stellt Georg Konrad verschiedene Ansätze aus der bürgerlichen Theoriebildung über die Geschichte des Kartellwesens in Deutschland vor.
4. Wie im Impressum der AzD 48 erwähnt, waren Michael Vogt und Manfred Weiß nur geschäftsführend mit der Herausgabe der AzD beauftragt. Die Fortsetzung der Konferenz der KG(NHT) hat in der Zwischenzeit stattgefunden. Dort wurde eine neue Redaktion gewählt. Sie besteht aus Klaus Lehmann, Ulrich Seidel, Michael Vogt und Manfred Weiß. Damit sind die Hauptrichtungen aus der Auseinandersetzung über die Zukunft der KG(NHT) soweit noch in diesen Gruppen organisiert, auch in der Redaktion der Aufsätze zur Diskussion vertreten.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Michael Vogt: Kommentar: Die Mauer fällt. Die Geschichte kehrt zurück. Die Bundesrepublik auf dem Weg zur europäischen Zentralmacht
- Manfred Weiß: Kommentar: Die Linke ratlos
- Kostja W. Benjamin: Die Linke und der KB- alter oder neuer Schnee?
- Klaus Winter: Entwicklung der Produktivkraft und Fall der Profitrate.
- Gerd Konrad: Die Kartellbewegung im Deutschen Reich vor 1914.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 49, Frankfurt/M., 1990.
Mai 1990:
Die Nummer 50 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Michael Vogt zieht in seinem Artikel zu unserem Themenschwerpunkt Verbindungslinien zwischen dem sogenannten Staatssozialismus, Ständepolitik und der Entstehung des Sozialstaats in Deutschland.
2. Entwicklungen, die sich in der Außenpolitik nach der Drucklegung der letzten Ausgabe der AzD ergeben haben, kommentiert Manfred Weiß.
3. Klaus Winter setzt die Diskussion um Zusammenbruchstheorien fort, mit einem Beitrag, der Ansätze kritisiert, die die Notwendigkeit des Zusammenbruchs der Kapitalakkumulation mit Gründen mathematischer Logik zu beweisen suchen.
4. Zur radikalen Linken und zur Neuerscheinung einer Kommunistischen Presse schreiben Holger Geschenberg und Michael Vogt.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Manfred Weiß: Entfesselungskünste
- Michael Vogt: Vom Staatssozialismus zum Sozialstaat
- Klaus Winter: In den Fußstapfen Bastiats
- Holger Geschenberg: Jenseits der Arbeiterklasse und radikal ideologisch - Die radikale Linke
- Michael Vogt: Sektiererische Halbheiten, Stellungnahme zur Kommunistischen Presse.
In diesem Artikel weist Vogt darauf hin, dass im Zuge der 5. NHT-Konferenz (Juni 1989) „eine organisierte Abspaltung“ von der NHT erfolgt ist. „Sie ist diesmal umso schwerwiegender“, so der Autor, „weil sie von zwei Genossen getragen wurde, die von Beginn unserer Richtung an dabei waren, einer davon in der AzD-Redaktion. Die Ausgetretenen haben in der Zwischenzeit eine eigene Zeitung, die „Kommunistische Presse“ herausgegeben.“ Nach Darstellung des Autors, soll es sich hierbei um eine „sektiererische Abspaltung“ handeln, die wie die AWL, die eingangs vom Autor erwähnt wird und die sich 1983 von der NHT losgelöst hatte, auf „sehr eingeschränkten Grundlagen“ vollzogen wurde. Einer der Redakteure sei Alfred Schröder. Die kommende Zeitschrift „Kommunistische Presse“ sei bereits in einer Ausgabe herausgegeben worden.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 50, Frankfurt/M., 1990.
Oktober 1990:
Die Nummer 51 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Die radikale Linke hat eine würdige Antipode erhalten. Mit der Linken Liste/PDS werden eine ganze Reihe westdeutscher linker Einzelpersonen und Gruppen gemeinsam mit der PDS und weiteren DDR-Gruppen zur Dezember Wahl kandidieren. Wir dokumentieren die Thesen zum Erneuerungskongress der PDS sowie das Programm der Linken Liste/PDS. Drei Gründe könnte es geben, ein engeres Verhältnis zur PDS ins Auge zu fassen: a) wenn die PDS eine revolutionäre Partei der Arbeiterklasse wäre; b) wenn sie Ausdruck einer revolutionären Massenbewegung wäre; c) wenn die westdeutsche Linke mit Hilfe der PDS im Parlament Klassenpolitik betreiben wollte. Dass keiner der drei Gründe auf die gegenwärtige Konstellation zutrifft, wird in einem Kommentar zu den abgedruckten Dokumenten dargelegt.
2. Michael Vogt behandelt mit seinem Aufsatz zur sozial-ökonomischen Charakteristik der Junkerwirtschaften in Preußen und im Kaiserreich ein historisches Thema, das sich nur auf den ersten Blick als trockener, verstaubter Gegen stand darstellt. Eine genauere Betrachtung enthüllt jedoch den Zusammenhang zu einigen hoch aktuellen Debatten. Dies betrifft sowohl das Geschichtsbild der DDR-Historie, als auch die Auswirkungen der unkritischen Übernahme dieses Geschichtsbildes durch die westdeutsche Linke. In den Aufsätzen zur Diskussion 40 hat Klaus Aresti als Quintessenz von Untersuchungen zur deutschen Geschichte die These vorgestellt, dass von einer Hegemonie der Bourgeoisie in der Politik des Kaiserreichs nicht die Rede sein könne. Er skizzierte die Strategie der deutschen Bourgeoisie im 19. Jahrhundert, die darauf setzte, „durch die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen für die Entfaltung ihrer wirtschaftlichen Macht, allmählich auch politisch die Oberhand zu gewinnen“.
Die Revolution von oben, die Bismarcksche Politik gegen die Liberalen und die reaktionäre Sammlungspolitik, verhinderten, dass diese Politik im Kaiserreich mit abschließendem Erfolg gekrönt werden konnte. Die adelige Junkerklasse blieb die bestimmende Macht im Staate, die Hegemonialverhältnisse konnten nicht eindeutig zugunsten der Bourgeoisie umgestülpt werden. Diese Sichtweise der deutschen Geschichte ist in den AzD nicht unwidersprochen geblieben. Sie steht gleichzeitig im Gegensatz zum Marxismus der DDR-Geschichtsschreibung.
Im Band 4 der 12-bändigen Deutschen Geschichte (1984 im PRV erschienen) wird die Theorie noch einmal bekräftigt, mit der deutschen Nationalstaatsgründung sei die bürgerliche Umwälzung auch in Deutschland abgeschlossen worden. Im Vorwort wird dort „die revolutionäre Krise in den sechziger Jahren, die einsichtigen Vertretern der Junkerklasse den letzten Anstoß gab, die noch verbliebenen Aufgaben der bürgerlichen Umgestaltung des Landes…, auf dem Wege der „Revolution von oben“ zu lösen“, als die letzte von vier Wellen revolutionärer Massenaktivitäten vorgestellt, die den roten Faden der Epoche von 1789-1871 bildeten. Alle verbleibende Junkermacht im Staate und alle feudalen gesellschaftlichen Beziehungen werden für die Folgezeit als von der Bourgeoisie geduldete Überreste charakterisiert, eine Auffassung, die unabdingbar zum ganzen Theoriengebäude der realsozialistischen Wissenschaft gehört. Denn nach ihrer Lesart findet schon in den ersten Jahrzehnten des Kaiserreichs die Machtübernahme der Monopolbourgeoisie statt.
Michael Vogt wendet sich in seinem Beitrag gegen die Interpretation der ländlichen Produktionsverhältnisse als feudale Relikte. Er behandelt in seinem Artikel, der in den folgenden Ausgaben der AzD mit Beiträgen zu weiteren Aspekten dieser Problematik fortgesetzt werden soll, die Frage nach den ökonomischen und sozialen Grundlagen der Junkerklasse in Preußen. Der Streit um die Einschätzung des gesellschaftlichen und politischen Charakters des Kaiserreichs hat gerade unter den gegenwärtigen Bedingungen politische Brisanz, wo große Teile der revolutionären Linken das jetzt entstehende vereinigte Deutschland umstandslos als viertes Reich in die Kontinuität des Kaiserreichs und der Naziherrschaft stellen.
3. Robert Schlosser geht den Bedingungen klassenkämpferischer gewerkschaftsoppositioneller Arbeit heute nach. Am Beispiel der Gewerkschaftsoppositionellen Gruppe bei Opel Bochum (GOG) diskutiert er die Ursachen des Niedergangs derjenigen Strömung innerhalb der gewerkschaftsoppositionellen Bewegung, die über eine ausschließlich konsequente Interessenvertretungspolitik hinausgehen wollten. Die Gruppen dieser Strömung, die in den 70er Jahren in engem Kontakt mit marxistisch-leninistischen Gruppierungen ihre Politik entwickelten, sind heute bedeutungslos. Ihre auf- und absteigenden Phasen lassen sich auch am Beispiel der GOG nachvollziehen. Mit der Liste für Belegschaftsforderungen errang sie 1972 fünf Mandate im Betriebsrat, konnte 1975 sogar auf 12 Sitze zulegen. Im letzten Betriebsrat war die Liste nur noch mit 3 Kollegen vertreten und musste sich bei den diesjährigen Wahlen schließlich mit einem Sitz begnügen.
Die aktuelle Situation bei Opel Bochum ist gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung um die Liste des „Opel Forum“, einer weiteren oppositionellen Gruppe, mit der die Liste für Belegschaftsforderungen im letzten Betriebsrat kooperiert hatte. Die diesjährigen Wahlen waren dominiert durch die Auseinandersetzung zwischen der offiziellen IGM-Liste und dem Opel-Forum.
Die Forum-Kollegen, im Gegensatz zu den ausgeschlossenen GOG'lern noch Gewerkschaftsmitglieder, wollten mit einer zweite IGM-Liste kandidieren, nachdem der CMV die von ihnen favorisierte Persönlichkeitswahl durch Einreichen einer Liste verhindert hatte. Die IGM lehnte jedoch ab, wie schon 1975 bei Opel in Rüsselsheim, mit zwei autorisierten Listen zur Wahl anzutreten. Gegen 80 Mitglieder der IGM, die auf anderen als der offiziellen Gewerkschaftsliste kandidierten läuft inzwischen ein Untersuchungsverfahren (eine detaillierte Berichterstattung findet sich in der SoZ, Nr. 7,11,12, 15, 17, 18).
Doch auch ohne die polarisierende Wirkung der Auseinandersetzung in der IGM, steht die Frage nach der Perspektive einer besonderen klassenkämpferischen Gewerkschaftsopposition zur Beantwortung an. Wolfgang Schaumberg, der Listenführer auf der „Liste für Belegschaftsforderungen“, umschreibt die Erscheinungsform des Problems wie folgt: „Die Liste 3 (Opel Forum, d.R.) war ein echter Hoffnungsträger. Wir mit unserem Programm und unseren Problemen - den Problemen der Linken und Sozialisten überhaupt - sind derzeit keine Hoffnungsträger“ (SoZ 15, S. 6).
Robert Schlosser stellt die Frage nach den tieferliegenden Ursachen. Nicht nur die Arbeiter setzen zur Zeit keine Hoffnung in sozialistische Kräfte - sondern die letzteren haben auch darin versagt, eine treffende Kritik der bestehenden Verhältnisse zu erarbeiten. Robert Schlosser sieht dieses Versagen in dem Vorherrschen eines „politischen Marxismus“. Eine neue Perspektive für klassenkämpferische Gewerkschaftspolitik kann seines Erachtens nur eröffnet werden, wenn es theoretisch arbeitende Kräfte (ob in oder außerhalb der oppositionellen Gruppen) gibt, die einen neuen Zugang zur Marxschen Politischen Ökonomie erarbeiten und mit ihrer Kapitalkritik der Gewerkschaftsopposition ein Rückgrat geben.
Die Analyse der politischen Ökonomie des Kapitalismus hat sicherlich gerade mit Bezug auf die Orientierung im unmittelbar gewerkschaftlichen Kampf eine hervorragende Bedeutung. Trotzdem stellt sich die Frage, ob die Gegenüberstellung von gescheitertem politischem Marxismus und notwendiger ökonomischer Kritik nicht zu einer ökonomisch verkürzten Sichtweise des Marxismus führt. Schließlich hat der von Robert Schlosser kritisierte politische Marxismus sich gleichermaßen in den Gegensatz zu den politischen Kerngehalten des Marxismus gesetzt. Schließlich braucht eine Gewerkschaftspolitik, die vom Klassenstandpunkt des Proletariats ausginge, gerade heute einen Rückhalt in eigenständigen politischen Positionen des Proletariats: zur Neugruppierung der internationalen Verhältnisse, zur deutschen Einheit, zu Krisen, wie dem Golfkonflikt usw. Der Beitrag von Robert Schlosser reißt somit Fragen auf, die m ihrer Bedeutung über die gewerkschaftsoppositionelle Arbeit hinausreichen. Wir würden uns freuen, wenn er die Diskussion in beiderlei Hinsicht belebt.
4. Robert Schlosser kommentiert die Debatte über die Perspektiven des Sozialismus, die mit Bezug auf den Niedergang des sogenannten realen Sozialismus geführt wird. Er kritisiert den Trend, daraus die Lehre abzuleiten, dass die Warenproduktion ein auch auf Dauer notwendiges Element der sozialistischen Gesellschaft darstelle. In der Auseinandersetzung mit dieser Position von der PDS nahestehenden Personen geführt wird, sieht er die Chance, die sozialistische Theorie im Streit zu erneuern.
5. Die Redaktion der Aufsätze zur Diskussion beteiligte sich im Mai diesen Jahres an einer Konferenz zur Perspektive der marxistischen Linken in Deutschland, zu der die Gruppe Arbeiterstimme und die Redaktion der Zeitschrift HINTERGRUND eingeladen hatten. Von der Veranstaltung, die dem gegen seitigen Kennenlernen und dem Meinungsaustausch über die mögliche Gründung eines Marxistische Forums diente, berichtet Manfred Weiß, wie auch von den Vereinbarungen über weitere Zusammenarbeit. Eine Broschüre mit einigen der dort gehaltenen Redebeiträge ist zwischenzeitlich im VTK-Verlag erschienen und kann … bestellt werden.
6. Nur wenigen Abonnentinnen und Abonnenten der Aufsätze zur Diskussion konnten wir die Aprilnummer der Gemeinsamen Beilage mit dem letzten Heft der AzD zusenden, weil die für den Versand der Beilage an die beteiligten Gruppen Zuständigen nicht sicherstellen konnten, dass wir eine ausreichende Anzahl der Zeitungsbeilage erhalten. Dies ist umso bedauerlicher, als der Kommentar der letzten AzD direkt an einen Beilagenartikel anknüpfte.
7. Die Marx-Engels-Bildungsgesellschaft (MEG) hat uns gebeten, auf ihre Winterurlaubsschulung, die sie vom 26.12.1990 bis zum 6.1.1991 durchführen wird, hinzuweisen. Die Unterbringungskosten in Ferienhäusern werden für die 12 Schulungstage ca. 250.- DM betragen. Es werden Kurse aus den Gebieten Politische Ökonomie, deutsche Geschichte und Philosophie/Weltanschauung angeboten. Das Programm für die Schulung werden wir diesem Heft beifügen. Weitere Programme können bei der MEG … angefordert werden …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Holger Geschenberg: Von der politischen Revolte der Intelligenz zum sozialen Aufbegehren der Massen. Thesen zur Revolution in der DDR
- Michael Vogt: Über die patriarchalischen Gutswirtschaften der Junker
- Robert Schlosser: Die Gruppe oppositioneller Gewerkschafter in der IGM (GOG)
- Robert Schlosser: Das Scheitern des Sozialismus und die Chancen eines neuen Anfangs
- Manfred Weiß: Bericht über eine Initiative für ein Marxistisches Forum
- N.N: Der Sozialismus als Nebelgebilde. Kommentar zum Projekt Linke Liste/PDS (nebst Dokumentation: Thesen der PDS, Programm).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 51, Frankfurt/M., 1990.
Oktober 1990:
Laut einer Anzeige in der Nummer 51 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK die Schrift: „Perspektiven der marxistischen Linken in Deutschland. Materialien einer Arbeitstagung - initiiert von den Redaktionen der Zeitschriften Arbeiterstimme und Hintergrund. 25.5. - 27.5.1990.“
Q: Anzeige in Aufsätze zur Diskussion Nr. 51, Frankfurt/M., 1990, S. 78.
Februar 1991:
Die Nummer 52 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Mit dem Beitrag zu den Herrschaftsverhältnissen im Kaiserreich und Republik setzen wir die Artikelserie von Michael Vogt fort, die in den letzten AzD mit einem Aufsatz zu den Junkerwirtschaften begonnen wurde.
2. Klaus Winter knüpft mit seiner Kritik an Henryk Großmanns Zusammenbruchsgesetz an der Diskussion um die Theorien Großmanns an, die schon in einigen Ausgaben unserer Zeitschrift geführt wurde. Einige Hinweise auf die Geschichte dieser Diskussion sind einer Vorbemerkung von Manfred Weiß zu entnehmen.
3. Seit Mitte Mai erscheint die bisherige Marxistische Kritik unter dem Namen Krisis. Der Namenswechsel dieser Zeitschrift bringt den vorläufigen Abschluss der Herausbildung einer eigenständigen ideologischen und politischen Position der Initiative Marxistischer Kritik zum Ausdruck, die Manfred Weiß in seinem Beitrag vorstellt und kritisiert.
4. Die Redaktion der Aufsätze zur Diskussion beteiligte sich im letzten Jahr an einer Konferenz zur Perspektive der marxistischen Linken in Deutschland. Einige der an dieser Tagung beteiligten Gruppen planen, eine wissenschaftliche Konferenz durchzuführen zu dem Thema „Ursachen, Wesenszüge und Auswirkungen des Zusammenbruchs der realen Sozialismus. Zur Rekonstruktion der marxistischen Sozialismusauffassung“. Die Konferenz wird in zwei Teilen am 22/24. Februar und am 5./7. April 1991 in Berlin durchgeführt. Ein Reader mit Vorbereitungsmaterialien kann bei der Marxistischen Partei, Die Nelken … bestellt werden.
5. Die Marx-Engels Bildungsgesellschaft (MEG) hat uns gebeten, auf ihre Pfingsturlaubsschulung, die sie vom 18.5.1991 bis zum 22.5.1991 durchführen wird, hinzuweisen. Es werden Kurse zu den Themenbereichen: Politische Ökonomie, Geschichte, Philosophie/Weltanschauung sowie zu aktuellen Themen angeboten. Das Programm für die Schulung kann bei der MEG … angefordert werden.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Michael Vogt: Die Herrschaftsverhältnisse in Kaiserreich und Republik. Vom Preussischen Reich zur Junkerlichen Republik (Teil 2)
- Manfred Weiß: Vorbemerkung zur Debatte um die Zusammenbruchstheorie
- Klaus Winter: Großmanns Zusammenbruchsgesetz
- Manfred Weiß: Von marxistische Kritik zu Krisis marxistischen Denkens.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 52, Frankfurt/M., 1991.
September 1991:
Die Nummer 53 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Nach dem Ende der Blockkonfrontation und der Auflösung des Warschauer Paktes wird innerhalb des westlichen Bündnissystems über zukünftige Strategien debattiert. Manfred Weiß kommentiert Widersprüche zwischen den USA und ihren westeuropäischen Verbündeten wie auch zwischen verschiedenen westeuropäischen Staaten, die dabei zu Tage treten.
2. Mit dem Beitrag über „die Arbeiterbewegung ohne Weg zur Macht“ schließt die Artikelserie von Michael Vogt ab, deren vorhergehende Folgen in den AzD 51 und 52 veröffentlicht wurden. Michael Vogt arbeitet hier vor allem das Fehlen eines adäquaten Verständnisses der ländlichen Verhältnisse in den deutschen Arbeiterparteien und das Fehlen einer Strategie gegenüber der Bauernklasse heraus. In seinen abschließenden Thesen fasst er seinen Ansatz zur Erklärung des Scheiterns der Arbeiterbewegung zusammen.
3. Robert Schlosser setzt sich in seinem Beitrag mit der Kritik auseinander, die Klaus Winter an seinen Ausführungen zum Stellenwert des Zusammenbruchsgesetzes Henryk Großmanns geleistet hat. Damit wird die Diskussion der Theorien Großmanns fortgesetzt, die schon in einigen Ausgaben unserer Zeitschrift geführt wurde.
4. In der Linken in Deutschland haben sich die Zersetzungsprozesse nach Vereinigung und Zusammenbruch des „realen Sozialismus“ noch einmal beschleunigt. Neben Spaltungsprozessen bei KB und Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD, ist die Auflösung der Marxistischen Gruppen (MG) hervorzuheben. Ulrike Büdinger kritisiert die für diese Organisation charakteristische Ersetzung von Politik durch Ideologiekritik anhand der Auflösungserklärung der Gruppe.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Manfred Weiß: NATO, WEU und EG
- Michael Vogt: Die Arbeiterbewegung ohne Weg zur Macht. Vom Preußisch-Deutschen Reich zur junkerlichen Republik (Teil 3)
- Robert Schlosser: Versuch einer Annäherung an grundlegende Fragen der Krisentheorie. Eine Antwort auf Klaus Winter
- Ulrike Büdinger: Zur Auflösung der Marxistische Gruppe (MG)
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 53, Frankfurt/M., 1991.
April 1992:
Die Nummer 54 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Auf ihrer sechsten Konferenz im Herbst vergangenen Jahres haben die verschiedenen lokalen Zirkel, die die kommunistischen Gruppen KG NHT bildeten, ihren Zusammenschluss als bundesweite Organisation aufgelöst …
Die Kontroversen über die Aufgaben von Kommunisten heute, die mit diesem Beschluss in Zusammenhang stehen, werden auch sicherlich weiterhin ihren Niederschlag in den AzD finden. Unmittelbar bedeutet dieser Beschluss für die Zeitschrift, dass sie den Doppelcharakter verliert, durch den sie bisher gekennzeichnet war. Einerseits waren die Aufsätze geprägt durch die praktischen Anliegen der KG NHT, die die Redaktion der Zeitschrift auf ihren Konferenzen wählte und die Hauptmasse der Autoren stellte. Andererseits wurde die Zeitschrift nicht als Zentralorgan oder theoretisches Organ des Zusammenschlusses Kommunistische Gruppen herausgegeben, sondern sollte der theoretischen und theoretisch-politischen Auseinandersetzung unter Kommunisten auch über die Reihen der KG NHT hinaus dienen.
Nun werden die Aufsätze zur Diskussion als unabhängiges Forum weiter herausgegeben werden. Zu diesem Zweck hat sich ein Trägerkreis gebildet, der die Redaktion der Zeitschrift wählt und ihre Tätigkeit unterstützt. Die allgemeinen Ziele einer Zeitschrift zur Beförderung einer Erneuerung des revolutionären wissenschaftlichen Sozialismus, die die AzD auch weiterhin sein soll, sind in der Programmatischen Erklärung des Trägerkreises … niedergelegt. Wir rufen allen, die an einem solchen Organ interessiert sind und es unterstützen, diesem Trägerkreis beizutreten. Wir sind natürlich daran interessiert, die Meinung, Verbesserungs- und Veränderungsvorschläge der Leser potentiellen Interessenten zum Trägerkreis zu erfahren …
Wir bereiten zur Zeit eine überarbeitete Version der Stellungnahme der AzD-Redaktion zu den Zielen einer revolutionären Programmdiskussion (veröffentlicht in AzD 41) vor, in der wir unsere eigenen Interessen bezüglich der weitere Diskussion in der Zeitschrift niederlegen werden.
2. Mit dem Beitrag „Der Bauernsozialismus“ beginnen wir den Abdruck einer Artikelserie von Michael Vogt, der sich darin mit der Entwicklung der Sowjetunion seit der Oktoberrevolution auseinandersetzt. In dem vorliegenden Text hebt Michael Vogt die zentrale Rolle der russischen Bauerngemeinde für das Ergebnis der Oktoberrevolution hervor. Entgegen bisherigen Einschätzungen kommt er zu dem Ergebnis, dass diese Revolution nicht als proletarische, sondern als Bauernrevolution zu betrachten sei.
3. Klaus Winter führt mit seinem Beitrag die Kritik am Zusammenbruchsgesetz von Henryk Großmann fort. Den ersten Teil dieser Serie haben wir in den AzD 52 veröffentlicht. 4. Michael Vogt geht mit seinem Beitrag zur Novemberrevolution auf Debatten über seine Artikelserie: „Vom Preußischen Reich zur Junkerlichen Republik“ ein (siehe AzD 51, 52, 53). Diese Debatten wurden im Rahmen von Arbeitskreissitzungen der KG(NHT) geführt. Kritiken, die dort geäußert wurden liegen bisher noch nicht schriftlich vor. Die Form der schriftlichen Replik auf mündlich geäußerte Beiträge ist ungewöhnlich. Da die Gegenpositionen zu M. Vogts Beiträgen jedoch noch nicht schriftlich fixiert sind und wir die Fortführung der Debatte zu diesem Thema für wichtig halten, haben wir uns entschlossen, den Diskussionsbeitrag abzudrucken. Vielleicht wird damit die Auseinandersetzung einen Anstoß erhalten.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Michael Vogt: Der Bauernsozialismus. Die Entwicklung der Sowjetunion seit der Oktoberrevolution
- Klaus Winter: Großmanns Zusammenbruchsprozess, Teil 2: Der Grund des Zusammenbruchs
- Michael Vogt: Die Novemberrevolution 1918. Die Agrarfrage und der ökonomische Doktrinarismus
- Manfred Weiß: Gemeinschaften im Auf- und Abwind
- Manfred Weiß: Bericht von der 6. Konferenz der KG HNT
- N. N.: Beschluss der 6. Konferenz der KG NHT
- Programmatische Erklärung des Trägerkreises der Aufsätze zur Diskussion.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 54, Frankfurt/M., 1992.
Juni 1992:
Die Nummer 55 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Am Südrand des europäisch-asiatischen Blocksystems der alten bipolaren Weltordnung ist mit dem Zusammenbruch desselben Einiges in Bewegung geraten. Aus dem Zerfall der UdSSR sind eine Reihe von mittelasiatischen Republiken hervorgegangen, die vornehmlich von Muslimen bewohnt werden und ihren Weg zwischen dem alten Mutterland und einigen aufstrebenden Regionalmächten suchen. Auch im südlichen Mittelmeerraum und im Nahen Osten haben sich die Voraussetzungen der Hegemonialpolitik gewandelt. Die USA, die die alten europäischen Kolonialmächte in den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten beerbt hatten, sind trotz des Zurücktretens der Rivalität der Supermächte im arabischen Raum und des mit Unterstützung der UdSSR erfolgreich Golfkriegs, weit davon entfernt, dort ihre „Neue Weltordnung“ in materielle Realität umzusetzen. Zwei Beiträge in dieser Ausgabe der Aufsätze zur Diskussion beschäftigen sich mit Teilaspekten dieser Umbruchssituation.
2. Andrea Beelte geht der Geschichte der US-amerikanischen Friedenspläne für den Nahen Osten nach. Sie verweist auf die Klemme in der sich die US-Außenpolitik befinde: Zwischen Israel und den autokratischen arabischen Regimen, die Washington in eine strategische Partnerschaft eingebunden sehen will. Die fortgesetzt aggressive, expansionistische Politik des zionistischen Israel tritt dabei deutlich hervor. Die Autorin deutet an, dass der Protest gegen eine Erfüllungspolitik gegenüber den israelischen Annexionsgelüsten auf islamische fundamentalistische Kräfte verwiesen wird.
3. Schon einige Wochen vor Drucklegung dieser Ausgabe der AzD erreichte uns der Beitrag zu den Aktivitäten der Türkei gegenüber den ehemaligen mittelasiatischen Republiken der UdSSR. Der Beitrag ist also wegen der unregelmäßigen Erscheinungsweise unserer Zeitschrift nicht mehr ganz aktuell. Die von der Autorin, Tanja Ross, gezeichneten Tendenzen haben sich jedoch fortgesetzt. Sie vertritt die Position, dass sich die Türkei auf Basis des gemeinsamen ethnischen Ursprungs und gemeinsamer Sprache als besonderer Partner der „Turkrepubliken“ anbiete und die Vermittlung von Beziehungen zu diesen Staaten als besonderen Trumpf ihrer auswärtigen Politik ausspielen wolle. Die Autorin sieht die deutsch-türkischen Auseinandersetzungen nach den Schießereien der türkischen Sicherheitskräfte anlässlich des kurdischen Neujahrsfestes und die offene US-amerikanische Unterstützung für die türkische Kurdenpolitik im Zusammenhang der Frage nach einer möglichen zukünftigen Rolle der Türkei in der Hegemonialordnung für den mittelasiatischen Raum.
4. Der zweite Teil des Artikels zum „Bauernsozialismus“, d.h. zur Geschichte der Sowjetunion, umfasst die 20er Jahre und den Übergang zur beschleunigten Industrialisierung und Kollektivierung, verbunden mit dem Ausbau des Staatsapparats. Der Autor, Michael Vogt, vertritt die These, dass der Umschwung dorthin ein Resultat der objektiven Entwicklung war und die Stalinsche Politik sich in der Auseinandersetzung zunächst mit Trotzki und sodann mit Bucharin jeweils auf Mehrheiten in der Arbeiterklasse stützte. Der dritte und abschließende Teil in der folgenden AzD-Ausgabe wird den Zeitraum bis zur Gegenwart behandeln, indem die Klassengrundlagen und Herrschaftsformen entwickelt werden, die zur Auflösung der Sowjetunion geführt haben.
5. Der Diskussionsbeitrag von Klaus Lehmann setzt an den Thesen an, die Michael Vogt zum Abschluss seiner Artikelserie „Vom preußischen Reich zur junkerlichen Republik“ formuliert hat. Er kritisiert, dass Michael Vogt zwar verschiedene Fraktionen der Bourgeoisie unterscheide, dann jedoch die entscheidende, die Schwerindustrie lediglich als Anhängsel der Junker betrachte und ihr als eigentliche, idealtypische die liberale Bourgeoisie entgegenstelle. Michael Vogt verstehe nicht, dass die Großbourgeoisie in Deutschland Bestandteil der alten Eliten gewesen sei und nicht ihr demokratischer Widersacher. Daraus erkläre sich auch die fehlerhafte Einschätzung der Weimarer Republik als junkerliche. Die Kontinuitäten zum Kaiserreich seien zum großen Teil daraus zu erklären, dass die herrschende Bourgeoisie in Weimar selbst noch nicht auf dem Boden der demokratischen Herrschaftsform gestanden habe.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Andrea Beelte: Die Nahost-Friedensverhandlungen. Stabilisierung einer Region?
- Tanja Ross: Der Westen muss seine Furcht vor dem Pantürkismus vergessen
- Michael Vogt: Die zweite Revolution. Die Entwicklung der Sowjetunion seit der Oktoberrevolution (Teil 2)
- Klaus Lehmann: Zu Michael Vogts Thesen zur deutschen Geschichte (AzD 55).
Die Redaktion der AzD besteht nun aus Manfred Weiß und Klaus Winter.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 55, Frankfurt/M., 1992.
Januar 1993:
Die Nummer 56 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „1. Einige Beiträge in der vorliegenden Ausgabe der Aufsätze zur Diskussion gehen auf die Bestimmung der weiteren Aufgaben und Perspektiven der Zeitschrift ein. Robert Schlosser stellt mit seinem Anstoß zur Diskussion die Frage, ob nach der Auflösung der Kommunistischen Gruppen die AzD noch eine Lebens-Aufgabe besitzen. Auch Heiner Karuscheit, Georg Konrad und Manfred Weiß gehen dieses Problem von verschiedenen Seiten her an.
2. Die Kritik Robert Schlossers an den theoretischen Grundlagen von Robert Kurz' „Kollaps der Modernisierung“ stehen gleichermaßen im Zusammenhang der Diskussion m notwendige Klärungsprozesse. Robert Schlosser sieht in der spezifisch Kurzschen Kritik der „Wertvergesellschaftung“ die Position, in Abgrenzung von der - neben dem „Marktsozialismus“ wie z.B. von den SOST vertreten - eine dritte Richtung zu formieren ist.
3. Heiner Karuscheit kritisiert den Kommentar von M. Weiß zum Vertrag von Maastricht und den Auflösungstendenzen innerhalb der GUS (siehe AzD 55). Die Betrachtungen von M. Weiß übergehen demzufolge die wesentlichen Bestimmungsgründe der europäischen Entwicklung. Nach H. Karuscheit bleiben trotz einer vorübergehenden Abwendung Russlands von Deutschland, diejenigen Faktoren bestimmend, die auf ein deutsch- russisches Bündnis und damit die gemeinsame Hegemonie dieser Mächte über Europa hinwirken.
4. Mit einem Beitrag zur agrarischen Struktur und Agrarpolitik in der UdSSR zwischen Kollektivierung und dem Ende des 2. Weltkrieges, sowie zum Wandel in der Zusammensetzung von Proletariat und Partei, setzen wir die Reihe von M. Vogt zum „Bauernsozialismus“ fort. Sie wird in der nächsten Ausgabe der AzD abgeschlossen werden. Dort veröffentlichen wir auch zwei Kritiken an der Serie von M. Vogt, die in dieser Nummer aus Platzgründen nicht mehr aufgenommen werden konnten.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Robert Schlosser: Im Club der toten Dinge. Eine Kritik der (wert)fundamentalistischen Irrtümer in Robert Kurz' Buch „Der Kollaps der Modernisierung“
- Heiner Karuscheit : Über produktive Arbeit und eine sterile Diskussion
- Robert Schlosser: Die KGs sind tot! Leben die AzD? Zur Einschätzung der AzD
- Georg Konrad: Essay über unsere Situation
- Manfred Weiß: Können die AzD in ein neues Richtungsorgan verwandelt werden?
- Heiner Karuscheit: Das Verschwinden oder die Rückkehr des Nationalstaats? Über den russischen Hintergrund der Verträge von Maastricht.
- Michael Vogt: Der Bauernsozialismus. Die Entwicklung der Sowjetunion seit der Oktoberrevolution (Teil 3)
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 56, Frankfurt/M., 1993.
Juni 1993:
Die Nr. 57 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Untergang der Sowjetunion (UdSSR)“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„1. Mit dieser Ausgabe wird die Artikelserie von M. Vogt über den ‘Bauernsozialismus‘ abgeschlossen. Thema ist die Nachkriegsentwicklung bis zur Auflösung der Sowjetunion. Gleichzeitig werden zwei Kritiken - von K. Müller und R. Schlosser - abgedruckt, die schon seit längerem vorliegen, aber jetzt erst Platz gefunden haben. Basierend zum Teil auf der Artikelserie ist soeben im VTK-Verlag das angekündigte Buch von Karuscheit/Schröder über die Sowjetunion erschienen. Außerdem enthält die Nummer eine Auseinandersetzung Robert Schlossers mit dem bisherigen Marxismus-Verständnis der Arbeiterbewegung, zusammengestellt aus zwei verschiedenen Texten. Anstelle eines ‘politischen‘ bzw. ‘klassenkampftheoretischen‘ Marxismus plädiert der Autor für den ‘politökonomischen‘ Marxismus.
2. Auf der zweiten Konferenz des AzD-Trägerkreises, der im Spätherbst 1991 an die Stelle der KGs(NHT) getreten ist, musste aus Anlass des Rücktritts von M. Weiß und K. Winter die Redaktion neu gewählt werden. Fritz Gott und Heiner Karuscheit bilden die neue Redaktion. Sie kündigten an, die AzD (weiterhin) auf Basis der ‘Programmatischen Erklärung‘ des Trägerkreises (AzD 54, S. 79) als pluralistische Zeitschrift des revolutionären Marxismus mit kontroversen Positionen herauszugeben, unabhängig davon, dass sie selber weitergehende Auffassungen vertreten und eine Öffnung zu grundsätzlichen Fragen der Politik wünschen.
3. Schließlich machen wir auf die ab 01.07.1993 gültige neue Postleitzahl für die Anschrift des Verlags (und der Redaktion c/o VTK-Verlag) aufmerksam (die Postfachnummer bleibt).“
Artikel der Ausgabe sind:
- Michael Vogt: Der Bauernsozialismus. Die Entwicklung der Sowjetunion der Oktoberrevolution (Teil 4)
- Robert Schlosser: Barbarischer Sozialismus oder Josef S. lässt grüßen. Zwischenbilanz der Artikelserie des M. Vogt über die Entwicklung der Sowjetunion
- Karl Müller: Geschichtsbild der falschen Konkretheit. Anmerkungen zu M. Vogts Artikelserie über die Entwicklung der Sowjetunion
- Robert Schlosser: Gegen das klassenkampftheoretische und politische Verständnis des Marxismus.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 57, Frankfurt/M., Juni 1993.
Juli 1993:
Im VTK erscheint im Juli (laut „Aufsätze zur Diskussion“, Nr. 57/1993) von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder das Buch „Von der Oktoberrevolution zum Bauernsozialismus. Aufsätze über die Klassenkräfte an den Wendepunkten der russisch-sowjetischen Geschichte.“
Zur Herausgabe schreibt der Verlag: „Ein marxistischer Versuch zur Erklärung der russisch-sowjetischen Geschichte sowie der Auswirklungen, die die Oktoberrevolution auf Theorie und Praxis des Marxismus gehabt hat. Ausgehend von der besonderen Gestalt der jeweiligen Klassen, insbesondere unter der Berücksichtigung der Bauernschaft, werden in Abgrenzung zu bisherigen Interpretationen die entscheidenden Stationen bis zum Untergang der Sowjetunion untersucht.“
In der Vorbemerkung der Autoren heißt es: „Vorbemerkung: Vom sowjetischen Oktober 1917 zum deutschen November 1989 - der Niedergang des Marxismus.
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts wird umrahmt vom russischen Oktober 1917 und vom deutschen November 1989. Wurde das eine als Beginn des Sieges des Sozialismus gesehen, so scheint das andere sein Abgesang.
Die Janusgesichtigkeit, mit der sich der politische und gesellschaftliche Fortschritt in diesem Jahrhundert Bahn brach, prägte bereits das Gesicht der russischen Oktoberrevolution. Hier siegte eine von der Arbeiterklasse geführte Revolution in einem ökonomisch und politisch rückständigen Land. Ihr eigentlich sozialistischer Anspruch, in dem industriell entwickelten Teil Europas die erwarteten und von den russischen Revolutionsführern so dringend erhofften Revolutionen auszulösen, wurde nie verwirklicht.
Stattdessen wurde die Oktoberrevolution Auftakt und Rückhalt des bedeutenden Aufschwungs nationaler, antikolonialer Befreiungsbewegungen in Asien, Afrika und Lateinamerika. Ohne den russischen Oktober, ohne die staatliche Fundamentierung der „ideologischen Großmacht Marxismus“, wären diese national-revolutionären Bewegungen weder mit ihren Erfolgen noch in ihrer revolutionären Konsequenz denkbar gewesen. Der Marxismus prägte die Befreiungsbewegungen der dritten Welt. Er wurde zum ideologisch-politischen Leitstern der Revolutionen und Umwälzungen in den ökonomisch unentwickelten Ländern.
Wendepunkt dieses Siegeszuges des Marxismus als Ideologie und Theorie der Revolution für die unterdrückten Völker wurde wenige Jahre nach dem Triumph des vietnamesischen Volkes über die USA der Sieg der „islamischen Revolution“ im Iran. Die unterdrückten Massen Nordafrikas und des Nahen und Mittleren Ostens sahen und sehen inzwischen nicht mehr in dem von „Europa“ kommenden Marxismus und Sozialismus Banner und Ziel ihres Kampfes, sondern in einem an den frühen Islam anknüpfenden, egalitären Gottesstaat. Der Marxismus ist heute nicht mehr die Ideologie der Revolution in der dritten Welt.
Der islamische Fundamentalismus, vor dem es der Bourgeoisie und der Linken in trauter Eintracht schauert, ist das neue national- und Sozialrevolutionäre Banner des Kampfes in Nordafrika, Arabien und möglicherweise auch einigen Regionen Asiens. Unzureichend gesehen wird der soziale Sprengstoff, der heute in diesen Regionen kein marxistisches, sondern ein mittelalterlich-religiöses Gewand angenommen hat.
Der islamische Fundamentalismus, der von Marokko und Algerien im Westen Afrikas über den Sudan und Ägypten bis zur arabischen Halbinsel in den letzten Jahren Masseneinfluss gewonnen hat, ist dem Kern der Sache nach ein sozialer Protest. Die Massen, die hinter der radikalen islamischen Geistlichkeit stehen, verkörpern die von den Anfängen des Kapitalismus entwurzelten Bauern und Tagelöhner, die in den Vorstädten der Metropolen keine Arbeit finden können. Die arabische Welt leidet heute sowohl unter der Entwicklung des Kapitalismus, der die gewohnten ökonomischen, sozialen und kulturellen Bindungen zerstört hat - vielfach unter Führung einer sich marxistisch oder sozialistisch nennenden Staatspartei -, als auch unter seiner Unentwickeltheit, die keine neuen tragfähigen sozialen und politischen Strukturen geschaffen hat. Diese Massen ohne Arbeit und Bildung, ohne Brot und Zukunftsperspektive, fordern den im Islam verheißenen Gottesstaat, dessen soziale und ökonomische Grundlage der Verteilungskommunismus sein soll.
Die Umteilung des Reichtums nach egalitären Prinzipien bestimmt als Wunschtraum die Vorstellungen der vorindustriellen Massen vom deutschen Bauernkrieg bis zur islamischen Revolution. Das religiöse Gesicht dieses Verteilungskommunismus ist notwendiger Ausdruck der fehlenden gesellschaftlichen Grundlagen für soziale Gleichheit, die deshalb bloß in religiöser Form antizipiert werden kann. Die islamische Revolution im Iran war die erste erfolgreiche der Neuzeit unter diesem an sich unzeitgemäßen religiösen Panier. Sie wird aller Voraussicht nach nicht die einzige bleiben. Die militärische Niederlage des Irak im Kampf um Kuwait gegen die Kriegskoalition unter Führung der USA wird hier eher als Katalysator denn als Dämpfer einer solchen Entwicklung wirken.
Während die Umgestaltung großer Teile Asiens und Afrikas unter Bezugnahme auf den Marxismus durchgeführt wurde, vollzog sich eine soziale und politische Umwälzung Europas unter marxistischem Vorzeichen nur in jenen vorwiegend agrarisch geprägten Regionen Osteuropas, die durch den zweiten Weltkrieg unter die Vorherrschaft der Sowjetunion geraten waren. Wie nach dem ersten sah man nach dem zweiten Weltkrieg zunächst die Stunde der Revolutionen gekommen. Entgegen den Erwartungen vollzog sich in den folgenden Jahrzehnten im ausschlaggebenden Westteil des Kontinents jedoch der Siegeszug der bürgerlichen Ordnung. Eine neue Welle der Industrialisierung drängte die nach wie vor gewichtigen Millionenmassen vorindustrieller Bauern und Handwerker zurück - in einigen Staaten bis zur Bedeutungslosigkeit. Gleichzeitig stabilisierte sich die bürgerlich-demokratische Herrschaftsform in den großen Nationalstaaten Westeuropas. In den siebziger Jahren setzte sich die parlamentarische Demokratie auch im Süden Europas, in Griechenland, Spanien und Portugal, gegen die dortigen autoritären Regimes durch. Hand in Hand damit ging und geht die Zersetzung der Agrarstruktur dieser Länder. Im entwickelten Teil Europas hat sich damit - erst jetzt, und auch jetzt noch nicht vollständig - die von Marx und Engels bereits viel früher unterstellte Bereinigung der Klassenverhältnisse vollzogen. Damit sind hier - vor allem im westlichen Zentralteil Europas, in abnehmendem Maße zu den Rändern hin - die ökonomischen und sozialen Grundvoraussetzungen für die proletarisch-sozialistischen Revolutionen geschaffen, die der revolutionäre Marxismus schon im 19. Jahrhundert auf der Tagesordnung sah.
Schließlich brachen beim Übergang in das letzte Jahrzehnt dieses Jahrhunderts auch die Staaten des "realen Sozialismus" in Osteuropa zusammen. Der deutsche November 1989 beendete - wohlwollend geduldet und gefördert von den Bajonetten der sowjetischen Armee - die Spaltung Europas in feindliche Lager. Zugleich bewies er, dass der in der DDR und Osteuropa existierende Sozialismus ökonomisch und politisch keine Anziehungskraft auf die werktätigen Massen besaß. Dieser Sozialismus war gegenüber den industriekapitalistisch geprägten bürgerlichen Demokratien Westeuropas ökonomisch rückständig und politisch reaktionär.
Bei den Umwälzungen, die der deutsche November 1989 einleitete, war wie im russischen Oktober 1917 die Arbeiterklasse die entscheidende Kraft. Die DDR-Intelligenz, die die Bürgerrechtsbewegungen speiste, war mit dem Sturz der Honecker-Regierung und mit der Regierungsteilhabe am Runden Tisch, d. h. mit einer bloßen Änderung des politischen Überbaus, zufriedengestellt. Sie trat für die Weiterexistenz der DDR ein und wandte sich gegen die Einführung der kapitalistischen Ökonomie. Dagegen forderte die Arbeiterklasse der DDR am Ende die sofortige Liquidierung der DDR und die Durchsetzung des westdeutschen Wirtschaftssystems. Im Widerspruch zur westdeutschen Bourgeoisie und zum DDR-Kleinbürgertum setzte sie gegen alle mit Moskauer Billigung ausgearbeiteten Pläne Modrows und (zunächst) Kohls von einer Konföderation beider deutscher Staaten die schnelle staatliche Einheit durch. Die Arbeiter in Leipzig und Ostberlin gingen unzweifelhaft für das Ende der DDR, für die Einführung des Kapitalismus und der bürgerlichen Demokratie auf die Straße und an die Urnen der Märzwahl 1990. Somit fand 200 Jahre nach der bürgerlichen französischen Revolution keine sozialistische, sondern eine proletarische Revolution mit bürgerlichem Inhalt in einem industriell entwickelten Land statt.
Diese Tatsache wird weithin von der marxistischen Linken verdrängt und geleugnet, die die Wiedervereinigung als infames Komplott des westdeutschen Kapitals anprangert, als hätte dasselbe in Ostberlin und Leipzig zu Hunderttausenden für die deutsche Einheit demonstriert oder diese Massendemonstrationen initiiert und bezahlt. Indem mit unsinnigen Verschwörungstheorien der Klassencharakter (proletarisch) und der Inhalt (bürgerlich, nationaldemokratisch) des deutschen Novembers von 1989 verdrängt wird, versperrt sich die Linke einen wissenschaftlichen Zugang zum Verständnis der Klassenkräfte,- und Kämpfe dieses Jahrhunderts. Sie macht damit in ihrer Theorie die deutsche Bourgeoise zu dem, was sie im politischen Kampf niemals war, zum Führer einer Volksrevolution, und dies am Ausgang des 20. Jahrhunderts.
Im russischen Oktober 1917 siegten die Arbeiter unter dem Banner des Sozialismus, im deutschen November 1989 war ihr Panier die Einführung des Kapitalismus und der bürgerlichen Demokratie. Wie ist diese Entwicklung der Arbeiterbewegung zustande gekommen? Zuerst einmal zwingt dies zu einem klaren Urteil über das heutige theoretische und politische Gesicht der marxistischen Theorie: weder für die entwickelten kapitalistischen noch für die ökonomisch und gesellschaftlich unentwickelten Staaten liefert der Marxismus oder Marxismus-Leninismus in seiner momentanen Gestalt eine Theorie der Revolution. In den einen wie den anderen Ländern haben sich die Massen von ihm abgewandt. Das 20. Jahrhundert geht im entwickelten Teil Europas mit dem Triumph des industriellen Kapitalismus und der ihm entsprechenden Herrschaftsform der bürgerlichen Demokratie zu Ende. Es geht in den unentwickelteren Regionen mit einer Dominanz ethnischer und religiöser Konflikte zu Ende, wobei Nationalismus und Religion das unzeitgemäße Panier der sozialen Triebkräfte bilden.
Das vollständige politische Scheitern des Marxismus, welches durch das letzte Jahrzehnt - von der islamischen bis zur deutschen Revolution - ans Licht gebracht wurde, bedarf der Erklärung, nicht zuletzt deswegen, weil die Aufgaben der künftigen Revolutionen erst zu verstehen sind, wenn das vergangene Scheitern begriffen ist. Die Mehrzahl der Linken sieht die Geschichte des 20. Jahrhunderts unter dem Gesichtspunkt der Stärke „des Imperialismus“. Eine „Allianz des Bösen“ der imperialistischen Länder unter Führung der USA hat mit ihrer „Hochrüstung“ den Niedergang der SU herbeigeführt, treibt die Völker in den unentwickelten Teilen der Erde in Krieg und Untergang und zersetzt und korrumpiert die Arbeiterbewegung der kapitalistischen Metropolen. Dieser Ansatz ist in jeder Hinsicht unbefriedigend. Er sucht die Antwort auf die Siege und Niederlagen der revolutionären- und Arbeiterbewegung nicht in der jeweiligen inneren Klassenentwicklung der europäischen Staaten, der Sowjetunion oder der unentwickelten Länder und kann dementsprechend auch keine Erklärung für den heutigen Zustand des Marxismus geben, ausgehend von seiner sozialen Trägerschaft in den vergangenen Jahrzehnten.
Äußere Einflüsse, persönlicher Verrat, Bürokratisierung oder ein nichtssagendes „Zurückbleiben der Produktivkräfte“ sind die unseriösen Antworten dieses verfehlten theoretischen Ansatzes. Er spiegelt mehr die heutige theoretische Gestalt des Marxismus wider als irgendetwas zu erklären. Ansatzpunkt einer materialistischen Erklärung muss die Untersuchung des Charakters der Oktoberrevolution und der nachfolgenden Entwicklung der Sowjetunion sein. Die ökonomischen Voraussetzungen und die realen gesellschaftlichen Klassen müssen den Kernpunkt der Analyse bilden. Von ihnen ausgehend gilt es, gerade nachdem die Revolutionen in Ost- und Mitteleuropa zu den Zielen der französischen Revolution von 1789 zurückgekehrt sind, Standort und Charakter des russischen Oktobers und der nachfolgenden Entwicklung neu zu bestimmen.
In den hier herausgegebenen Arbeiten bemühen sich die Autoren, diesen Anspruch auf die Geschichte der Oktoberrevolution und der Sowjetunion anzuwenden. Wie ein Historiker vom Fach bemerken wird, sind die Autoren Autodidakten auf dem Gebiet der Geschichte. Die sich daraus ergebenden Mängel möge der fachkundige Leser daher entschuldigen.
Die Bewertungen und Schlussfolgerungen der beiden Autoren sind nicht in allen Fragen identisch. Gemeinsam ist ihnen der Ansatz, die inneren ökonomischen und sozialen Bedingungen als entscheidende Triebkräfte der russischen Entwicklung zu begreifen und das Agieren der Klassen und ihrer politischen Repräsentanten auf diesem Boden zu interpretieren. Dies führte zu einer deutlich stärkeren Herausarbeitung der Rolle und Bedeutung der Bauernschaft in den russischen Revolutionen und für die Geschichte der Sowjetunion, als es im Kontext marxistischer oder bürgerlicher Geschichtsschreibung bis heute üblich ist. (1)
Zum Teil sind die vorhandenen Differenzen in der Einschätzung und Beurteilung bspw. des Charakters der Oktoberrevolution eine Widerspiegelung der unzureichenden Forschung sowie der unentwickelten marxistischen Diskussion über die Geschichte der russischen Revolution; sie sind daher auch Ausdruck des durch die sowjetische Entwicklung geprägten heutigen Gesichts der marxistischen Theorie. Wahrheiten letzter Instanz hat der Leser also nicht zu erwarten. Aber auch auf die Gefahr hin, künftig die eine oder andere Korrektur anbringen zu müssen, findet die Veröffentlichung statt, um die überfällige Debatte über Entstehung und Untergang des ersten Staates, der aus einer proletarischen Revolution hervorging, voranzubringen, da die Autoren der Überzeugung sind, dass die dargestellten Ergebnisse in den Grundzügen der Kritik standhalten können.
Im ersten Aufsatz zum „Charakter der Oktoberrevolution“ wird der rote Faden entwickelt, der die gesamte Publikation durchzieht und sich in drei Feststellungen umreißen lässt: 1) die Bauernfrage ist der Schlüssel zum Verständnis der Oktoberrevolution; 2) der russische Bauer hatte ein völlig anderes Gesicht als der westeuropäische Bauer; 3) aus der damit vorgegebenen Prägung des Oktober resultierten weitreichende Konsequenzen für die marxistische Theoriebildung.
Der anschließende Aufsatz über den sowjetischen „Arbeiter- und Bauernstaat“ behandelt die Entwicklung der Sowjetunion bis zum Untergang; sein Schwerpunkt liegt auf der Ergründung der sozialen und politischen Auswirkungen, die die Stalinsche Kollektivierung und Industrialisierung auf das vorhandene Klassengefüge hatte. Der folgende Artikel „Vom Staatsstreich zum Jelzin-Putsch“, für die Tagespolitik geschrieben und mittlerweile zum Teil überholt, wird trotzdem unverändert abgedruckt, weil er die Geschichte der Sowjetunion abschließt und seine zentralen Feststellungen nach wie vor zutreffen. Die „linken Theorien über die Sowjetunion“ werfen ein Streiflicht auf einige marxistische Erklärungsversuche, die im Zusammenhang mit verschiedenen politischen Strömungen stehen und im Wesentlichen bürgerliche Tendenzen für die sowjetische Entwicklung verantwortlich machen.
Der abschließende Aufsatz „Asiatische, feudale oder kapitalistische Gesellschaft?“ schlägt noch einmal den Bogen zurück in die Vorgeschichte Russlands wie Westeuropas. Die dabei festgestellten weitgehenden Unterschiede in der ökonomischen, gesellschaftlichen und politischen Struktur und Entwicklung zwischen der westlichen und der östlichen Hälfte des eurasischen Kontinents machen deutlich, in welchem hohen Maße der Weg in die Moderne durch die Vormoderne bestimmt - und deswegen äußerst unterschiedlich verlaufen ist.
Die letzten beiden Aufsätze werden hier zum ersten Mal veröffentlicht. Die anderen Arbeiten sind überarbeitete und z. T. erweiterte Fassungen früherer Artikel aus den Zeitschriften „Aufsätze zur Diskussion“ und „Kommunistische Presse“. Wer Interesse an der Entstehung der nachfolgend entwickelten Positionen hat, sei hiermit auf diese Publikationen verwiesen.
(1) Zum Stand der bürgerlichen und marxistischen Forschung siehe die Zusammenfassung in: Handbuch der Geschichte Russlands, Bd. 3, Stuttgart 1983, S. 612ff.; sowie Geyer, Dietrich: Dir russische Revolution. Historische Probleme und Perspektiven, Göttingen 1977.“
Titel der Aufsätze sind:
Vorbemerkung: Vom russischen Oktober 1919 bis zum deutschen November 1989. Zum Charakter der Oktoberrevolution. Marxistische Theoriebildung Klassenkampf unter unentwickelten gesellschaftlichen Verhältnissen
- 1789-1979-1989
- Die Klassenverhältnisse in Russland
- Revolutionsstrategien
- Das Jahr 1917
- Schlussfolgerungen (A. Schröder)
Bauern und Sozialismus. Über die Herausbildung und Ende des sowjetischen Arbeiter- und Bauernstaates.
- Das Land der Oktoberrevolution
- Der Arbeiterstatt der 20er Jahre
- Die Krise der NEP
- Die zweite Revolution
- Der Kampf um den Kolchos
- Eine neue Arbeiterklasse
- Vom Arbeiterstaat zum Arbeiter- und Bauernstaat
- Die Aufgabenstellung nach dem 2. Weltkrieg
- Die Versteinerung der Verhältnisse
- Zusammenfassung (H. Karuscheit)
Vom Staatsstreich zum Jelzin-Putsch (Schröder)
Marxismus ohne Klassen, Kapitalismus ohne Kapital, Linke Theorien über die Sowjetunion.
- Der bürokratische Arbeiterstaat (Trotzki)
- Barbarei ohne Inhalt (Brandler/Thalheimer)
- Die Sowjetunion als Staats(monopol)Kapitalismus der MLer
- Das „warenproduzierende Weltsystem“ in der UdSSR (Kurz & Co.)
- Eine verteilungskommunistische Bauerutopie (die Antiimperialisten)
- Ein klassenloser Ökonomismus (die DKP) (H. Karuscheit)
Asiatische, feudale oder kapitalistische Gesellschaft?
- Gorter, Pannekoek, Wittfogel und Dutschke
- Die „asiatische“ Interpretation der russischen Revolution
- Die europäische Feudalität (A. Schröder).
Q: Heiner Karuscheit/Alfred Schröder: Von der Oktoberrevolution zum Bauernsozialismus. Aufsätze über die Klassenkräfte an den Wendepunkten der russisch-sowjetischen Geschichte, München, Juli 1993; Aufsätze zur Diskussion, Nr. 58, Frankfurt/M., Dezember 1993; Aufsätze zur Diskussion, Nr. 62, Frankfurt/M., 1996, S. 10.
Dezember 1993:
Die Nummer 58 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Der Schwerpunkt Lateinamerika ist ein Spätprodukt des Kolumbusjahrs 1992. Seinerzeit konnte eine geplante Schwerpunktnummer nicht erstellt werden, weil es u. a. eine Reihe von theoretischen Problemen bestanden, und die Forschungslage unbefriedigend ist. Schwerpunkte sind nunmehr Mexiko und Peru, also die zwei Länder, die im Zentrum der altindianischen Großreiche der Azteken und Inkas waren und heute durch die Frage nach dem „Sendero Luminoso! (Peru) bzw. nach der Errichtung der Freihandelszone NAFTA (Mexiko) von Interesse sind. Bei der Bewertung der indianischen Kulturen, der Eroberung durch Spanien und der Rolle der Kirche gelangen die Autoren zu weithin anderen Schlussfolgerungen, als sie in der Linken üblich sind. Der Schwerpunkt wird durch eine Literaturübersicht über die wichtigsten Veröffentlichungen zur vorkolumbischen Geschichte Altamerikas abgeschlossen.
Klaus Hallmann greift in seinem Artikel über die Frage der „Reagrasierung“ im Nationalsozialismus eine Position an, die in den vergangenen Jahren in Artikel F. Grabows über die Geschichte Deutschlands entwickelt wurde. Gegenüber der Auffassung, die das Wesen des Nationalsozialismus in mittelalterlich-bäuerlichen Zügen sieht, vertritt er, dass der deutsche Faschismus eine Gesellschaft auf Basis der Industrie und des Staatskapitalismus anstrebte und allenfalls das Idealbild einer germanischen anstelle der bürgerlichen Demokratie eines „antimodernistische Seite“ darstellte. Die Nummer wird abgeschlossen mit der Rezension einer kürzlich erschienen Veröffentlichung zur Arbeitsmedizin.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Karl Niemand: Nachforschungen zur „Partido Comunista del Peru - Sendero Luminoso“ (PCP-SL), (Teil 1)
- Heiner Karuscheit: Dorfgemeinde und Revolution in Mexiko (Teil 1)
- Fritz Gött: Zur Besiedelung und Kultivierung Amerikas - neue Literatur
- Klaus Lehmann: Der deutsche Faschismus: Re-Agrarisierung und bäuerlicher Anti-Modernismus?
- Fritz Gött: Neues aus der Arbeitsmedizin. Eine Buchbesprechung.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 58, Frankfurt/M., 1993.
März 1994:
Die Nr. 59 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Kapital, Monopol, Staat“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„1. Im politökonomischen Schwerpunktteil beschäftigt sich K. Winter ein weiteres Mal mit Großmanns Zusammenbruchstheorie, die er sowohl vom politökonomischen als auch vom erkenntnistheoretischen Ansatz her als verfehlt kritisiert. Sie hat eine ‘Fülle von Irrlichtern‘ hervorgebracht, so K. Winter, die auch Großmanns ‘Erben‘ Paul Mattick, Roman Rosdolsky und Stephan Krüger in die Irre führten. Der anschließende Bericht der Polök-AG über die empirische Beschäftigung mit Deutschland, Großbritannien, Frankreich und den USA kommt zu dem Ergebnis, dass die der Monopoltheorie zugrundeliegenden Konkurrenzbeschränkungen keine Stufenfolge der kapitalistischen Entwicklung begründen, also weder einem Spät- noch einem Frühstadium zuzuordnen sind. Es handelt sich um ‘normale‘ Erscheinungen, die in bestimmten Situationen und Produktionszweigen aktiviert werden. Deren fehlerhafte Verallgemeinerung durch die Monopoltheorie und die darauf aufbauende Stamokap-Theorie und Theorie der allgemeinen Krise des Kapitalismus hat mehr mit der deutschen historischen Schule der Nationalökonomie als mit Marx zu tun.
2. In seinem Beitrag über die ‘faschistische Volksgemeinschaft‘ führt K. Lehmann die in der letzten Ausgabe begonnene Kritik an der Position fort, die die Zielsetzung des Faschismus in einer ‘Reagrarisierung‘ Deutschlands sieht, und setzt sich mit der aktuellen Forschungsdebatte über den Nationalsozialismus als Vertreter der ‘Moderne‘ auseinander. Er arbeitet die innere Widersprüchlichkeit zwischen technischer Modernisierung und rückwärtsgerichteten Gesellschaftsvorstellungen heraus.
3. Die Artikel zu Mexiko und Peru (Sendero Luminoso) werden in der nächsten AzD-Ausgabe fortgeführt.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Arbeitsgruppe politische Ökonomie: Kapital, Monopol, Staat
- Klaus Winter: Großmanns Zusammenbruchsgesetz. Teil 3: Ein Vergleich mit dem Marxschen Kapital
- Klaus Lehmann: Die faschistische Volksgemeinschaft
- Kai Ehlers: Leserbrief zu dem Buch: Von der Oktoberrevolution zum Bauernsozialismus.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 59, Frankfurt/M., März 1994.
November 1994:
Die Nr. 60 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Revolutionstheorie“.
In der Vorbemerkung der Ausgabe heißt es:
„1. Spätestens der Untergang des ‘realen Sozialismus‘ stellt den revolutionären Marxismus vor die Frage, wie die Revolutionen zu beurteilen sind, aus denen die umfassenden Versuche der Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung hervorgingen. Die Antwort, dass es sich um ‘verfrühte‘ Revolutionen handelte, ist im ersten Moment überzeugend, aber auf Dauer unbefriedigend, weil regelmäßig der konkrete Charakter der Klassen - Arbeiterklasse und Bauernschaft -, deren Bündnis die alte Gesellschaftsordnung stürzte, unzureichend beachtet wird. Im Schwerpunktthema ‘Revolutionstheorie‘ setzt H. Karuscheit sich in der Kritik an Schlosser und Müller vor allem mit der sozialen Begründung auseinander, weshalb Lenin die Oktoberrevolution als ‘bürgerlich‘ einschätzte. Er kommt zu Ergebnis, dass der Oktober wegen seiner gemeindebäuerlichen Grundlage als ‘asiatisch‘ zu charakterisieren ist und einen eigenen, nichtbürgerlichen in die Moderne - und zum Sozialismus - eröffnete.
Der Artikel über die mexikanische Revolution (der mit einer Betrachtung der aktuellen Lage in Chiapas eingeleitet wird) nimmt ebenfalls eine andere Bewertung vor, als in der marxistischen Revolutionsforschung bislang üblich. Es ist zu wünschen, dass die Debatte um die Revolutionstheorie weitergeführt wird.
2. In Fortsetzung der Schwerpunktnummer 58 zu Lateinamerika wird außer Mexiko-Artikel die Geschichte Perus nach der Kolonisierung von K. Niemand behandelt. Dabei versucht der Autor, die besondere gesellschaftlichen Entwicklung in den ehemaligen Inkagebieten herauszuarbeiten, auf deren Boden das Auftreten des ‘Sendero Luminoso‘ verständlich wird. Der dritte und letzte Teil folgt in der nächsten Ausgabe.
Neben einem Kommentar zum Ausgang der Bundestagswahlen enthält die gäbe einen Nachruf auf Jens Scheer, der vielen Lesern noch als Genosse und Kommunist in Erinnerung sein wird, der auch in den AzD publizierte.
3. Zum Abschluss wollen wir auf zwei neue Gruppierungen aufmerksam machen: Der Verein ‘Sozialistische Theorie und Arbeiterbewegung‘ (STAb) ist offenbar aus dem Umkreis von DKP und SED hervorgegangen. In den in Heft 1/93 abgedruckten ‘Grundpositionen‘ wird das Nichtvorhandensein eines revolutionären Programms festgestellt, auf Marx, Engels und Lenin Bezug genommen und ‘die Erneuerung und Vereinheitlichung der kommunistischen Bewegung n Deutschland‘ angestrebt. Das Schwerpunktthema des ersten Heftes befasst sich mit Veränderungen in der Struktur der Arbeiterklasse. In diesem Zusammenhang wird auch die DKP kritisiert, weil sie sich von der Arbeiterklasse ab- und anderen sozialen Schichten zugewandt hat …
Die andere Gruppierung besteht aus Kritikern der ‘Krisis‘ (darunter dem AzD-Autor Robert Schlosser), die sich bislang an Kurz und Klein orientiert haben. In der Nummer 1/1994 der Zeitschrift ‘Übergänge‘ (Zirkular zur Kritik von Ökonomie und Politik) wird im Wesentlichen der Wertbegriff der ‘Krisis‘ kritisiert und demgegenüber die (korrekte) Rekonstruktion der Kritik der Politischen Ökonomie postuliert …“
Artikel der Ausgabe sind:
- N.N.: Die Bundestagswahlen, die PDS und die soziale Frage
- Karl Niemand: Nachforschungen zum Partido Communiste del Peru - Sendero Luminoso (PCP-SL), Teil II: Deine Augen - Ein Schrei
- Heiner Karuscheit: Dorfgemeinschaft und Revolution in Mexiko, Teil II
- Heiner Karuscheit: Zwischen asiatischer Revolution und Sozialismus. Anmerkungen zum Charakter des russischen Oktobers aus Anlass einiger Kritiken
- Manfred Weiß: In Erinnerung an Jens Scheer.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 60, Frankfurt/M., November 1994.
Mai 1995:
Laut Nummer 61/1995 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) sind in der Reihe „Beiträge zur Programmdiskussion“ des VTK bisher die folgenden Schriften erschienen:
- Heiner Karuscheit: „Über die Entstehung des russischen Marxismus“, 59 Seiten (vgl. Juli 1977)
- Kurt Meissner: „Theorie und Programm im Verständnis der KGB/E“, 48 Seiten (vgl. März 1979)
- Alfred Schröder: „Das Programm des KBW oder: Der KBW als Vorreiter des Plagiats“, 40 Seiten (vgl. Dezember 1978)
- Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: „Deus ex machina - oder: Wie die KPD/ML zu einem Programm kam“, 82 Seiten (vgl. März 1977)
- Katja Lente/Alfred Schröder/Michael Vogt: „Kritik des KABD Programms“, 82 Seiten (vgl. 1982)
- Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: „Kritik des Programmentwurfs der KPD“, 32 Seiten (vgl. 1985)
- Alfred Schröder/Manfred Weiß: „Sozialpartnerschaft oder Klassenkampf“ , Seiten 45
Q: Anzeige in Aufsätze zur Diskussion, Nr. 61, Frankfurt/M., 1995.
Mai 1995:
Die Nummer 61 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Der Hauptteil dieser Ausgabe handelt über dem Nationalsozialismus. In Auseinandersetzung mit Lehmanns „modernisierender“ Auffassung vertritt Karuscheit, dass die Zielrichtung des NS-Regimes die bäuerliche Siedlungspolitik war, allerdings verknüpft mit industrieller Entwicklung. Dem entsprach, so der Autor, klassenmäßig das Bündnis von Bauern und Kleinbürgern mit der Arbeiterschaft in der nationalsozialistischen Programmatik und Politik. Der des Weiteren abgedruckten Artikel von Schlosser kritisiert die seit mehreren Jahren von den SOST vertretene Theorie einer „sozialistischen Marktwirtschaft“. Über einige Passagen wie z. B. die Kritik am „Wachstumswahn“ oder die Einschätzung der „zurückgebliebenen“ Länder, kann man geteilter Meinung sein. Obwohl schon vor geraumer Zeit abgeschlossen, ist er wegen seines grundsätzlichen Herangehens immer noch aktuell, weil der Gegenstand der Kritik sich nicht geändert hat.
2. „Die in der letzten AzD annoncierte Zeitschrift „Sozialistische Theorie und Arbeiterbewegung" (STAB) hat ihr Erscheinen eingestellt. Dafür möchten wir auf die „Weißenseer Blätter“ aufmerksam machen. In ihnen meldet sich vor allem der linke Flügel der „Kommunistischen Plattform“ in der PDS zu Wort. Sie erscheinen vier bis sechsmal jährlich mit einem Jahresumfang von in der Regel mehr als 300 Seiten, sind kostenlos zu beziehen und finanzieren sich über Spenden. In der Ausgabe 1/95 steht die Frage des (Anti-) Stalinismus im Mittelpunkt, mit der Perspektive, die ökonomischen und sozialen Bedingungen zu untersuchen, unter denen Stalin an der Spitze der KPdSU stand.“
Mit der Geschichte der Sowjetunion befasst sich in einer laufenden Artikelfolge unter dem Titel: „Sozialismus - wie weiter?“ auch die Arbeiterstimme …“
3. Am 17.-19. Mai fand ein vom Verein zur Förderung des Studiums der Arbeiterbewegung Köln veranstaltetes Seminar statt … Einer der Punkte dieses Seminars war die Diskussion über den „Vorschlag zur Einheit der internationalen kommunistischen Bewegung“ der Parti du Travail Belgique. Diese Thesen sind in dieser AzD abgedruckt.“
Artikel sind:
- Heiner Karuscheit: Kampf für einen germanischen Massenstaat. Modernisierung, Reagrarisierung oder Herrschaft des Monopolkapitals - Zur Auseinandersetzung um den Nationalsozialismus
- Robert Schlosser: Über die Unverzichtbarkeit des Marktes. Eine Kritik an den „sozialistischen Marktwirtschaftlern“
- Dokumentiert wurde ferner ein Vorschlag für die Einheit der internationalen kommunistischen Bewegung von der Parti du Travail de Belgique - PTB.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 61, Frankfurt/M., 1995.
April 1996:
Die Nummer 62 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Im einleitenden Beitrag der vorliegenden AzD-Nummer beleuchtet Manfred Weiß die Debatte, die maßgebliche Monopoltheoretiker des DKP/SED-Spektrums seit einiger Zeit über die von ihnen entwickelte bzw. übernommene politökonomische Theorie fuhren. Er stellt fest, dass zwar einige unübersehbare Fehler dieser Theorie revidiert werden, eine tiefergehende Kritik aber nicht erfolgt.
Im dritten Teil seiner Untersuchung über die Vorgeschichte des „Sendero Luminoso“, Peru, behandelt Karl Niemand diesmal den Zeitraum von der Unabhängigkeit von Spanien bis zum Zweiten Weltkrieg. Er stellt insbesondere die sozialen und revolutionären Bewegungen der Zwischenkriegszeit vor.
Der folgende Artikel über die Sowjetunion, der auch in der „Arbeiterstimme“ veröffentlicht wird, bezieht sich auf die dort stattfindende Diskussion zum Thema „Sozialismus - wie weiter?“ Im Mittelpunkt der Kritik steht die Auffassung, wonach die mangelhafte „Produktivkraftentwicklung“ die letzte Ursache für den Niedergang der Sowjetunion war.
Der Artikel von Petra Bach über den Sozialstaat in der Krise ist ursprünglich in der „Kommunistischen Presse“ erschienen und wurde für die AzD leicht überarbeitet. In Auseinandersetzung mit den Stellungnahmen von Arbeitgebern und Gewerkschaften entwickelt die Autorin sozialpolitische Vorschläge in Richtung einer kommunistischen Position zum „Sozialstaat“.
Anschließend folgt der Bericht, den die Redaktion auf der 3. AzD-Trägerkreiskonferenz im November 1995 über den Zustand der Linken und die Neuentstehung eines kommunistischen Flügels abgegeben hat.
Zum Abschluss findet sich in der Rubrik „Diskussion“ ein Beitrag von H. Karuscheit über den Niedergang der SPD. Aus der von ihm konstatierten Tatsache, dass die Arbeiterschaft beginnt, sich von der Sozialdemokratie abzuwenden, und die bürgerliche Hegemonie erste Risse zeigt, zieht er die Konsequenz, dass eine politische Zeitschrift geschaffen werden müsse, die die Kommunisten um sich herum gruppiert. Diese Schlussfolgerung wird von der Redaktion insgesamt nicht geteilt. Sie plädiert jedoch für eine Diskussion der dort angeschnittenen Fragen.“
Die Redaktion der „Aufsätze“ besteht nun aus Heiner Karuscheit und Fritz Gött. Anschrift des Verlages ist jetzt: VTK-Verlag, Postfach 202038, 80020 München. Inhaber des Verlages und Verantwortlicher ist M. Peschel. Die Azd „erscheinen unregelmäßig“.
Artikel der Ausgabe sind:
- Manfred Weiß: Monopol, Imperialismus, Allgemeine Krise. Stamokap. Diskussion in der Zeitschrift Z
- Karl Niemand: Nachforschungen zur Partido Comunista del Peru
- Heiner Karuscheit: Über die Klassenkämpfe zwischen Proletariat und Bauernschaft. Den roten Faden in der sowjetischen Entwicklung. Die Auseinandersetzung in den 1950ger Jahren
- Petra Bach: Die Krise des Sozialstaats und die Stellung der Kommunisten
- Heiner Karuscheit: Die Ablösung der Arbeiterklasse von der SPD.
- Dritte AzD-Trägerkreiskonferenz. Bericht der AzD-Redaktion.
- Heiner Karuscheit: Die Ablösung der Arbeiterklasse von der SPD.
In dem „Bericht der AzD-Redaktion“ von der „Dritten AzD-Trägerkreiskonferenz“, die am 11. und 12 November 1995 stattfand, heißt es nach einer Einschätzung der Linken:
„Unsere eigene Entwicklung und Perspektive.
In der bislang vorgetragenen Kritik ist ein entscheidender Grund dafür zu sehen, dass wir bis jetzt mit unserem durchgängig verfolgten praktischen Hauptziel einer organisierten Zusammenarbeit mit anderen Kräften gescheitert sind. Anfangs verfolgten wir die Perspektive der „Einheit der ml-Bewegung“ und sodann der „Einheit der Marxisten-Leninisten“ als verbindende politische Praxis (u. a. mithilfe der „Gemeinsamen Beilage“). Dieses Ziel wurde unerreichbar, weil die infrage kommenden Kräfte sich teils in sektenhafter Abschließung versperrten, vor allem aber zunehmend unter den Einfluss alternativ reformistischer Positionen gerieten und damit der vorausgesetzte „kommunistische Grundkonsens“ zerbröckelte.
Weil damit unser praktischer, richtunggebender Zweck wegfiel, lösten wir den organisatorischen Zusammenhang als „Kommunistische Gruppen (NHT)“ auf (Beschluss der 6. KG-Konferenz Ende 1991, AzD 54). Durch den Übergang zu einem Trägerkreis der AzD und die Bekundung, die AzD künftig als „pluralistische Zeitschrift des revolutionären Marxismus“ herauszugeben (so die Bestätigung dieser Linie auf der 2. Konferenz des AzD-Trägerkreises; Vorbemerkung zu AzD 57) schufen wir zugleich Bedingungen, um mit anderen Kräften bei der Herausgabe einer revolutionär-marxistischen Zeitschrift zusammenzugehen.
Währenddessen wuchsen aber unsere inhaltlichen Differenzen zur restlichen Linken, darin eingeschlossen diejenigen, die für eine gemeinsame Zeitschrift in Betracht kamen. In den Thesen der AzD-Redaktion „Über die Zielrichtung einer revolutionären Programmdiskussion“ (AzD 41 vom Juli 1987) hatten wir in Form von These und Gegenthese eine Reihe von Streitpunkten benannt, deren Lösung nach unserer Einschätzung für die Schaffung eines revolutionären Programms erforderlich war, ohne dass darunter der Zusammenschluss zu einer gemeinsamen Organisation leiden sollte. Seither haben wir die eine Seite der dort benannten Widersprüche weiterentwickelt. Die in den AzD vertretenen Positionen - sei es auf dem Gebiet der Politökonomie, zur Entwicklung der Sowjetunion, zum Nationalsozialismus oder (in geringerem Umfang) zu politischen Fragen - haben in ihrer Gesamtheit, obgleich intern z. T. umstritten und nicht erklärtes Gemeingut des Trägerkreises, die inhaltlichen Gräben zur restlichen Linken vertieft. Darin liegt eine wesentliche Ursache dafür, dass wir bis jetzt auf uns allein gestellt weiterarbeiten müssen.
In Anbetracht der Tatsache, dass es in Teilen der erwähnten kommunistischen Strömung eine vermehrte Offenheit und Bereitschaft zur Diskussion gibt, sind wir dafür, den Versuch zu unternehmen, nähere Formen der Debatte und Auseinandersetzung mit diesen Teilen zu suchen. Aufgrund der praktischen Entwicklung kreisen die vorhandenen Fragen großenteils um die Sowjetunion (Ursachen des Untergangs, die Frage des „Stalinismus“, der Umschlag in den 50er Jahren), daneben um die DDR. Vielleicht gibt der 40.Jahrestag des XX. Parteitags der KPdSU im nächsten Jahr die Gelegenheit, diese Fragen zu vertiefen. Außerdem ist die Frage der Klassenanalyse zu nennen (Stichworte: Dienstleistungsgesellschaft, neue Mittelschichten, Arbeiterklasse heute). Es wäre begrüßenswert, wenn es hier zu Fortschritten käme.“
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 62, München, 1996.
November 1996:
Die Nummer 63 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint im VTK.
In der Vorbemerkung heißt es: „Der Hauptartikel von Ulrich Huar „Proletarische und antikoloniale Revolution“ befasst sich vor allem mit dem revolutionären Islamismus. Er ist im letzten Jahr großenteils in den „Weißenseer Blättern“ erschienen, aber auf mehrere Ausgaben verteilt. Der letzte Abschnitt über den islamischen Fundamentalismus wird hier zum ersten Mal veröffentlicht. Im Unterschied zu vielen Linken verurteilt Huar den Islamismus nicht wesensmäßig als reaktionär, sondern reiht die islamische Revolution in die historische Strömung der antikolonialen demokratischen Revolution der unterdrückten Völker ein. Er geht davon aus, dass in den betreffenden Ländern eine revolutionäre Situation entsteht, die nicht ohne Auswirkungen auf die kapitalistischen Metropolen bleiben wird.
In einer Vorbemerkung zu seinem Artikel macht Heiner Karuscheit auf einige revolutionstheoretische Fragen aufmerksam, die sich an die Ausführungen von Huar knüpfen. Die „Dokumentation“ am Schluss des Hefts erweitert das Thema mit einem Artikel über die „great games“ im Kampf um die Rohstoffe, insbesondere das Erdöl, in en islamischen Ländern Mittelasiens.
„In ihrem Artikel über „Das Bündnis für Arbeit“ bewerten Manfred Weiß und Erwin Maurer den Vorschlag als gescheiterten Versuch, die Politik der Sozialpartnerschaft unter den Bedingungen einer geschwächten Konkurrenzposition der Arbeit (Massenarbeitslosigkeit) im Vergleich zum Kapital unter gewerkschaftlicher Führung zu reaktivieren. Als Alternative zum Kurs der Gewerkschaftsführung sollten nach ihrer Auffassung folgende Forderungen von Kommunisten in die gewerkschaftliche Debatte hineingetragen werden:
- die „Vereinheitlichung des Reproduktionsniveaus“ der Arbeiterklasse der verschiedenen Nationen
- eine größere „Zeitautonomie“ der Arbeiter im Zusammenhang von Ausdehnung der Maschinenlaufzeiten und Verkürzung von Spät- und Nachtschichten
- ein einheitliches, selbstverwaltetes Sozialversicherungssystem ohne Vertreter des Kapitals
- Forderungen zur Reduzierung der Staatsverschuldung („Entwertung des fiktiven Kapitals“) ohne weitere Belastung der Steuerzahler.
3. Benjamin Baumgarten „befasst sich mit dem Angebot Stalins zur Schaffung eines wiedervereinten bürgerlich-demokratischen Deutschland in der bekannten Note von 1952. Er untersucht insbesondere die Auseinandersetzungen, die hinter den Kulissen in der sowjetischen KP über dieses Angebot geführt wurden, und kommt zu der Schlussfolgerung, dass die grundlegende Wende in der sowjetischen Außenpolitik nicht erst mit dem XX. Parteitag der KPdSU 1956, sondern schon auf dem ZK Plenum 1953 erfolgte, als mit der Verurteilung Berijas auch die Stalinsche Deutschlandpolitik liquidiert wurde. Von da an war die Blockbildung zwischen „Sozialismus“ und „Imperialismus“ nicht mehr aufzuhalten, die von Seiten dominierender Kräfte in der KPdSU von Anfang an unter der Fahne der „Zwei-Lager-Theorie“ gegen Stalin verfolgt worden war.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Zu einigen Fragen der Revolutionstheorie aus Anlass von Huars Artikel
- Ulrich Huar: Proletarische und antikoloniale Revolution
- Manfred Weiß/Erwin Maurer: Das Bündnis für Arbeit. Ein strategischer Versuch der deutschen Gewerkschaften, die bisherige „sozialpartnerschaftliche Politik“ unter verschärften gesellschaftlichen Bedingungen fortzusetzen
- Benjamin Baumgarten: Die Stalin-Note: Eine Strategie gegen die westliche Welt. Wie mit der Ermordung Berijas auch Stalins Deutschland-Strategie liquidiert wurde
- Dokumentation: Great Games um die politische Vorherrschaft und um die Bodenschätze in Zentralasien.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 63, München, 1996.
Mai 1997:
Die Nr. 64 der „AzD“ erscheint im Mai 1997. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Klassenanalyse.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„Der Hauptteil dieser Ausgabe handelt über die Klassenanalyse. Die Autorin sieht eine wachsende kapitalistische Durchdringung der Gesellschaft, begleitet von einem Schrumpfen des bisherigen Kerns der Arbeiterklasse in den industriellen Großbetrieben, während gleichzeitig die Grenzen zwischen den verschiedenen Schichten der Werktätigen immer weniger eindeutig zu ziehen sind. Vor diesem Hintergrund stellt sie die Frage, auf welchen Teil der Arbeiterklasse sich die Kommunisten heute konzentrieren sollen.
Die ‘neuen Mittelschichten‘ verortet sie im wesentlichen im unproduktiven Staatssektor und begründet daraus die Politik von Grünen und PDS auf Kosten der produktiven Basis der Gesellschaft. Im folgenden Artikel verteidigt Klaus Lehmann seine Auffassungen von der ‘zentralen, dominanten Rolle‘ und der ‘Expertenherrschaft‘ der modernen Mittelschichten im Nationalsozialismus gegen die Kritik H. Karuscheits. Demzufolge repräsentierte der NS ein ‘modernes industrielles Wirtschaftssystem‘ , wobei die neuen Mittelschichten allerdings aufgrund ihrer Erfahrungen mit Weimar und der Wirtschaftskrise keine moderne Gesellschaftsordnung befürworteten, sondern einen nationalistischen, völkischen Führerstaat.
Benjamin Baumgarten schreibt über die sowjetische Nahostpolitik nach dem 2.Weltkrieg. Er zeigt am Beispiel des Nahen Ostens, dass die nach Stalins Tod vorherrschende Zwei-Lager-Theorie, wie sie z.B. Sahra Wagenknecht bis heute für richtig hält, in Gegensatz zu den tatsächlichen Rivalitäten der kapitalistischimperialistischen Mächte steht. Mit einer anderen Seite der Zwei-Lager-Theorie, nämlich mit Entstehung und Untergang der DDR, befassen sich die Thesen Karuscheits zur DDR (s. dazu die soeben im VTK-Verlag erschienene Broschüre: 'Das Scheitern des deutschen Kommunismus'; 60 Seiten; DM 3,-). Sie beruhen auf einer Artikelserie in den ‘Weißenseer Blättern‘, in denen auch die Auseinandersetzung darüber geführt wird. Fritz Gott stellt neuere Veröffentlichungen aus der Sozial- und Arbeitsmedizin vor. Abschließend folgt ein Leserbrief zu dem Artikel von Weiß und Maurer über das ‘Bündnis für Arbeit‘ in den letzten AzD, zusammen mit der Antwort eines Redaktionsmitglieds.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Petra Bach: Zwischen klassischem Proletariat und Neuen Mittelschichten. Klassenanalytische Überlegungen zur Politik des Kommunismus
- Klaus Lehmann: Heiner Karuscheit und die germanische Massendemokratie
- Benjamin Baumgarten: Mit den USA das Empire zerschlagen?
- Heiner Karuscheit: Die DDR - Das Kunstprodukt einer linksradikalen Politik (Thesen)
- F. Gött: Was uns kaputt macht. Neue Literatur zur Sozial- und Arbeitsmedizin.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 64, Frankfurt/M., 1997.
Mai 1997:
Die Nr. 65 der „AzD“ erscheint im November 1997. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Spanien im Bürgerkrieg.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„Der Artikel von Benjamin Baumgarten über Spanien, ein nachträgliches Ergebnis des 60.Jahrestags des spanischen Bürgerkriegs, beschäftigt sich unter Zugrundelegung des heutigen Stands der Forschung mit den Klassenkräften, die in diesem Konflikt agierten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass der Klassenkrieg, der aus dem Militärputsch von 1936 resultierte, ein Aufstand vorkapitalistischer Klassen, von Großgrundbesitzern und Dorfgemeinschaftsbauern, gegen die modernen Klassen Bourgeoisie und Proletariat war. Auf dieser Basis betrachtet Baumgarten es als abwegig, die Franco-Diktatur als bürgerliche Herrschaftsform und daher -gemäß der Definition der Komintern - als ‘Faschismus‘ zu charakterisieren.
Der Verlauf des Bürgerkriegs ebenso wie vorher die Niederlage der Kommunisten in Deutschland gegen den Nationalsozialismus, andererseits das Scheitern beim Aufbau des Sozialismus in der Sowjetunion, stellen die Frage nach dem Wesen des 20.Jahrhunderts und der Revolutionstheorie des Marxismus. Wann ist die Epoche der bürgerlichen Revolution in Europa zu Ende gegangen und wann hat die der sozialistischen Revolution eingesetzt?
In der Rubrik ‘Dokumentation‘ werden in diesem Zusammenhang zwei Papiere abgedruckt. Das erste (‘Gegen die neurechten Thesen …‘) stammt von Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Göttingen. Es bildet faktisch einen Gegenpol zu dem Spanien-Artikel und nimmt die AzD für Auffassungen von Heiner Karuscheit in Gruppenhaft. Den Göttinger Kritikern ist offenkundig entgangen, dass AzD und die Zeitschrift ‘Kommunistische Presse‘ keine gemeinsame Linie haben und dass es ‘die‘ Position der AzD, einer Zeitschrift der theoretischen Debatte, zum Nationalsozialismus nicht gibt, sondern dass unterschiedliche Auffassungen vertreten werden. Über ihren Umgang mit Zitaten (einige sind frei erfunden, andere frei verfälscht) mag sich jeder Leser selbst ein Urteil bilden; wichtiger sind die inhaltlichen Fragen. In allen Punkten, die der tradierten linken Theorie widersprechen, treten die Autoren als Hüter des Talmud auf und attackieren Andersdenkende als ‘neurechts‘, ohne die interessante Frage näher zu erläutern, was an der Zuordnung des Nationalsozialismus zu kleinbürgerlich-bäuerlichen Klassengrundlagen ‘rechts‘ bzw. ‘neurechts‘ sein soll.
Vor allem ist ihnen offenbar entgangen, welche politischen Konsequenzen es hat, wenn man die antifaschistische Orientierung aus der Vergangenheit auf die Gegenwart überträgt. Heißt das nicht, statt des Kampfes um den Sozialismus zur antifaschistischen Verteidigung der bürgerlichen Demokratie überzugehen, und zwar durch die Logik der Dinge, völlig unabhängig vom subjektiven Wollen? Darum stellt sich die Frage noch einmal: Wann ist die Epoche (der Vollendung) der bürgerlichen Revolution zu Ende gegangen - und wer steht heute ‘rechts‘? Das andere Papier, die ‘Erklärung zur Spaltung des Kommunistischen Aufbaus Göttingen‘, beleuchtet den Hintergrund der ‘antifaschistischen‘ Attacke aus Göttingen: die Autoren des Papiers gegen die ‘neurechten Thesen‘ gehören zu einem Flügel des ‘Kommunistischen Aufbaus‘, der sich vor einiger Zeit abgespalten hat.
Der zweite Teil der AzD behandelt sozialstaatliche Fragen kommunistischer Politik. In der AzD 62 hat Petra Bach einer totalen Verstaatlichung der Gesundheitssysteme das Wort geredet, um dem Klassenkampf zu nützen. Fritz Gött verweist auf innere Widersprüche ihres Formelkatalogs und macht Gegenvorschläge für den Klassenkampf im Gesundheitswesen.
Der dritte Artikel zur Rubrik Dokumentation ist die überarbeitete Fassung eines Referats der Gruppe Arbeiterstimme. Er beinhaltet eine Positionsbestimmung zur europäischen Währungsunion.
Abschließend noch eine Entschuldigung. In der vorangegangenen AzD-Nummer wurde durch ein Redaktionsversehen das Antwortschreiben der Redaktion auf den Leserbrief von Gerhard Schreiner in voller Länge abgedruckt, obwohl der Schreiber seinen Leserbrief zwischenzeitlich überarbeitet hatte. Das Antwortschreiben bezieht sich also zum Teil auf Punkte, die der Autor zurückgenommen hat und die in der abgedruckten Fassung seines Leserbriefs nicht mehr auftauchen. Wir bitten Autor und Leserschaft um Nachsicht.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Benjamin Baumgarten: Klassenkampf und Bürgerkrieg in Spanien
-Fritz Gött: Muss man als Kommunist für die Verstaatlichung des Gesundheitssystems eintreten? Skeptische Nachfrage und ein Gegenvorschlag
- Dokumentation: Gegen die neurechten Thesen der Gruppe um Heiner Karuscheit (Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Göttingen)
- Erklärung zur Spaltung des Kommunistischen Aufbaus Göttingen (Kommunistischer Aufbau Göttingen)
- Die europäische Währungsunion (Arbeiterstimme).
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 65, Frankfurt/M., 1997.
Juni 1998:
Die Nr. 66 der „AzD“ erscheint im Juni 1998. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Europäische Währungsunion.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„Am 29.März 1998 fand ein Treffen des AzD-Trägerkreises statt. Anlass des Treffens war die turnusmäßig anstehende Neuwahl der Redaktion. Die bisherige Redaktion (Fritz Gött und Heiner Karuscheit) wurde bestätigt. Daneben diskutierte der Trägerkreis über den Rückgang der verkauften Auflage, die Verlagsprobleme der letzten Zeit und die Finanzlage. Auf Grundlage dieser Diskussion hat die Redaktion beschlossen, die Zeitschrift künftig wie folgt herauszugeben:
Die AzD erscheinen nicht mehr mit festem Rücken, sondern werden im bisherigen Format, aber geheftet und im Umfang von ca. 60 Seiten herausgegeben. Dadurch verringern sich Kosten und Dauer der Herstellung.
Die AzD erscheinen künftig sowohl als Artikel-Sammlung als auch als reine Themenausgabe mit ggf. nur einem Artikel. Da der Leserkreis der AzD weitgehend identisch ist mit dem Bestellerkreis von zusätzlichen Broschüren, reduziert sich die Bearbeitung von Einzelbestellungen.
Der bisherige Verkaufspreis von 7,50 DM wird durch eine Spendenempfehlung von 4,- DM ersetzt. Die Einkünfte aus dem Verkauf haben die Kosten nie auch nur annähernd gedeckt und der Aufwand für die Abonnementskontrolle war hoch. Vor allem waren 7,50 DM für neue und insbesondere junge Leser abschreckend, so dass wir hoffen, auch wieder neue Leserinnen und Leser zu gewinnen.
Das heißt, die Abonnenten werden wie bisher mit den AzD beliefert, erhalten aber keine Rechnung mehr. An sie richtet sich nur die Bitte, das Erscheinen der Zeitschrift künftig durch Spenden zu unterstützen.
Die alten AzD werden künftig ebenfalls zum neuen Spendenpreis von 4,- DM abgegeben. Nur die sonstigen Veröffentlichungen des VTK werden weiter auf Rechnung verkauft.
4. Herstellung und Vertrieb der AzD sowie der sonstigen Verlagstitel werden ab sofort von Gelsenkirchen aus vorgenommen. Eine neue Postfachadresse und ein neues Konto werden in der nächsten AzD-Ausgabe bekanntgegeben.
Den Schwerpunkt dieser Ausgabe bildet die Europäische Währungsunion und die damit zusammenhängende Orientierung der Außenpolitik. Während Erwin Maurer einen Überblick über die ökonomische Euro-Debatte gibt, bewertet Karuscheit den Euro außenpolitisch. Wer genau liest, wird in den Artikeln unterschiedliche Positionen entdecken, die im Kern auf die Frage der künftigen Revolutionsstrategie hinauslaufen: Maurer ist der Ansicht, dass die Widersprüche zwischen Europa und den kontinentalen Regionen (Amerika, Rußland, China, Ostasien) größer sind als die zwischeneuropäischen Widersprüche. Aus der Logik dieser Position muss letztendlich eine europäische Revolutionstrategie resultieren. Dagegen sieht Karuscheit den Euro als Produkt der europäischen Widersprüche und als neuen Kampfboden für deren Austragung. Seine Position läuft darauf hinaus, dass die kommende Revolution nach wie vor dem Inhalt nach international, aber der Form nach national ist.
Ein Artikel von Kolja Wagner über die Außenpolitik Frankreichs schließt diesen Teil ab.
Unter der Rubrik „Sozialpolitik“ setzen wir die in der AzD 62 und 65 begonnene Diskussion zur Gesundheits- und Sozialpolitik fort. F. Gött zeichnet in seinem Beitrag „Historische Materialien zur Gesundheitspolitik“ die programmatische Debatte der Linken bis zum l. Weltkrieg nach. Das Thema soll in einer späteren Ausgabe bis in die 70er Jahre fortgeschrieben werden, um Ergebnisse, Widersprüche und Probleme der bisherigen Diskussion unter Marxisten aufzuzeigen.
In einer Replik zu Petra Bach (AzD 62) weist F. Gött die Forderung nach einem Recht des Kindes „auf materielle Versorgung, Betreuung, Erziehung und Ausbildung durch den Staat“ im Kapitalismus zurück.
Unter „Geschichte/Sozialismus“ werden die Referate abgedruckt, die Schröder und Karuscheit auf einem Seminar des Verlags Roter Morgen im Januar d. J. zum Scheitern des Sozialismus in der Sowjetunion gehalten haben.
Abschließend machen wir noch auf eine neue Zeitschrift aufmerksam: die „Kommunistische Zeitung“. Sie hat sich die Aufgabe gestellt, die Linke politisch zu schlagen, um „Grundlagen für die künftige Schaffung einer revolutionären Partei des Proletariats zu legen“ . Sie kann kostenlos bezogen werden über das Postfach 10 02 29 in 45802 Gelsenkirchen.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Erwin Maurer: Die Euro-Debatte: Befürworter und Kritiker im Meinungsstreit
- Heiner Karuscheit: Die Europäische Währungsunion - Der Preis für die deutsche Einheit
- Kolja Wagner: Die Weltpolitik des französischen Imperialismus
- Fritz Gött: Historische Materialien zur Gesundheitspolitik
- Fritz Gött: Familien- und Schulpolitik. Aber welche?
- Sozialismus-Seminar des Verlags Roter Morgen - Zwei Referate.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 66, Frankfurt/M., 1998.
Mai 1999:
Die Nr. 67 der „AzD“ erscheint im März 1999. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Proletariat und Sozialismus in der Sowjetunion.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„Die vorliegende Nummer erscheint als reine Themen-Ausgabe zum Schwerpunkt „Proletariat und Sozialismus in der Sowjetunion„. Beide Artikel, die sich damit befassen, arbeiten heraus, dass es wesentlich „linke“ Positionen sind, die den Verlauf bzw. das Verständnis der Oktoberrevolution und der nachfolgenden Entwicklung prägen und gegen die es sich abzugrenzen gilt, um das Scheitern der kommunistischen Arbeiterbewegung in diesem Jahrhundert zu begreifen.
In dem Beitrag „Der russische Oktober - die Geburtsstunde der kommunistischen Bewegung“ (ein Nachdruck aus der Kommunistischen Zeitung Nr. 6/1998) weist Schröder das Credo vom sozialistischen Charakter der Oktoberrevolution zurück. Die Auffassung einer notwendigen Identität von proletarischer Revolution und sozialistischem Inhalt, bekannt geworden unter dem fehlerhaften Begriff der „permanenten Revolution„, stammt ursprünglich von Leo Trotzki. In Wirklichkeit fand in Russland eine vom Proletariat geführte bürgerliche Umwälzung statt -gegen die dazu unfähige russische Bourgeoisie. Die Lehre des Oktobers ist, dass das Proletariat im 20.Jahrhundert nur im Bündnis mit dem Kleinbürgertum auf dem Land und in den Städten an die Macht gelangen konnte. Das setzte die „Anerkennung der bürgerlichen Eigentums- und Produktionsverhältnisse dieser Schichten“ und den „Verzicht des Proletariats auf die direkte Verwirklichung seiner eigenen Zielsetzungen“ voraus.
Die sowjetische „Schlüsselkrise der 50er Jahre“ wird von Karuscheit untersucht. Er benennt drei verschiedene Linien, die miteinander um die Macht kämpften und unterschiedliche soziale Gruppierungen vertraten: Eine „rechte“, im staatlichen Wirtschaftsapparat verankerte Strömung (Malenkow) vertrat die Zielsetzungen der Kolchosbauernschaft. Eine „linke“ Strömung (Chruschtschow) verfocht die Interessen der Mehrheit der schwerindustriellen Arbeiterklasse, die gegen die Leistungspolitik in den Fabriken war. Das „Parteizentrum“ (Stalin) stützte sich auf eine Minderheit von Stoßarbeitern und versuchte, seine Politik als Fortsetzung der „Revolution von oben“ zu betreiben. Der schließlich zur Herrschaft gelangte Chruschtschow realisierte einen „Verteilungskommunismus“, der die Bedingungen für den weiteren Aufbau des Sozialismus beseitigte.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Alfred Schröder: Der russische Oktober - Die Geburtsstunde der kommunistischen Bewegung
- Heiner Karuscheit: Die Schlüsselkrise der 50er Jahre in der Sowjetunion.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 67, Frankfurt/M., 1999.
August 1999:
Die Nummer 68 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Ein Beitrag zur Faschismusdefinition der Komintern steht am Beginn der vorliegenden AzD-Ausgabe Er zeigt die Ungereimtheiten dieser Definition auf und konfrontiert sie mit einigen Tatsachen der nationalsozialistischen Herrschaft. Von Kolja Wagner ursprünglich für die Zeitschrift "Roter Stern" verfasst, ist der Beitrag dort nicht abgedruckt worden. Derselbe Autor hat auch eine Reihe von Unzulänglichkeiten in Karuscheits DDR-Broschüre („Das Scheitern des deutschen Kommunismus“) entdeckt, die er in dem Artikel über die osteuropäischen Volksdemokratien enthüllt.
Manfred Weiß beschreibt in seinem Artikel den gegenwärtigen Stand der Europäischen Währungsunion und grenzt sich dabei gegen Positionen ab, die auch in AzD-Artikeln vertreten wurden. Nach wie vor offen ist für ihn, was das Wesen der europäischen Integration ausmacht; darum muss auch eine politische Linie zur EU erst noch erarbeitet werden.
In seiner „Aufforderung zum Streitgespräch“ befasst Fritz Gott sich mit dem Vorwurf des „Nationalbolschewismus“ an die „Kommunistische Zeitung“ und fordert zur vorurteilsfreien Diskussion über eine kommunistische Position zur Ausländerpolitik auf. Er stellt auch eine Gegenkonzeption gegen die sozialdemokratische Gesundheitsreform vor.
Der Artikel über den Jugoslawien-Krieg der NATO setzt sich mit unterschiedlichen Interpretationen des Kriegs auseinander und arbeitet das historisch Neue an dem Krieg heraus, so u.a. den Übergang von den „Massenkriegen“ der letzten beiden Jahrhunderte seit der französischen Revolution hin zum „Kabinettkrieg“.
Die Rezension zu Brzezinskis Buch „Die einzige Weltmacht“ stellt die Strategie einer einflussreichen Richtung in der amerikanischen Außenpolitik vor.
In der abschließenden Dokumentation drucken wir einen Vorschlag zur Einrichtung von „Offenen kommunistischer Foren“ (OKF) ab, der von der Zeitschrift „Kommunistische Streitpunkte“ gemacht wurde. Zur näheren Information über die „Streitpunkte“ folgen Auszüge aus der letzten Nummer, in denen auch die Internet-Verbindungen stehen, damit man sich selber informieren kann.“
Die AzD-Redaktion ist nun über ein Postfach zu erreichen. Sie wird gebildet aus Heiner Karuscheit und Fritz Gött.
Artikel der Ausgabe sind:
- Kolja Wagner: Über Faschismus und Antifaschismus
- Manfred Weiß: Die europäische Währungsunion
- Fritz Gött: Nationalbolschewismus. Eine Aufforderung zum Streitgespräch über die Ausländerpolitik
- Fritz Gött: Gegenkonzeption zur kapitalistischen Gesundheitsreform
- Kolja Wagner: Heiner Karuscheit und die volksdemokratischen Kunstprodukte. Überlegungen zum Charakter der Volksdemokratien
- Alfred Schröder: Der Krieg um Jugoslawien und seine Lehren.
Außerdem enthält diese Ausgabe u. a. auch eine Rezension von Heiner Karuscheit zu Brzezinkis Buch: Die einzige Weltmacht. Amerikas Strategie der Vorherrschaft. Abgedruckt ist auch ein „Zirkularblatt der Kommunistischen Streitpunkte Nr. 1“ vom 16.9.1998, ein weiteres vom 30.5. und 28.6.1999.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 68, Gelsenkirchen,1999.
November 2000:
Die Nummer 69 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Diese AzD-Ausgabe bringt den ersten Teil einer längeren Abhandlung von Kolja Wagner zum Nationalsozialismus. Neben den historischen Erkenntnissen ist eine Schlussfolgerung zentral: die Klassenkonstellation, die in Deutschland den Nationalsozialismus hervorgebracht hat, existiert nicht mehr; eine Neuauflage des Faschismus der Zwischenkriegszeit ist deshalb ausgeschlossen. Diese Schlussfolgerung sollte grundlegend sein, um den Stellenwert des „antifaschistischen Kampfes“ heute und die von der Bourgeoisie ausgerufene Kampagne „gegen rechts“ zu beurteilen. Die Zitatnachweise konnten vom Autor nicht mehr vollständig nachgeprüft werden, da er aus beruflichen Gründen kurzfristig einen längeren Auslandsaufenthalt antreten musste.
Mit den Klassenverhältnissen von heute im Vergleich zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts befasst sich auch der Artikel „Gesellschaft und Programm“. Er geht davon aus, dass die Klassenveränderungen des 20Jahrhunderts völlig neue Anforderungen an eine politische Programmatik stellen. Veröffentlicht wurde er zuerst in der… Zeitschrift „Streitpunkte“ (https://members.aol.com/streitpkte/). Eine Reaktion darauf ist in den Streitpunkten bislang nicht erfolgt, sondern stattdessen in der Juni-Ausgabe der online-Zeitschrift Trend (www.trend.partisan.net). Dort warf Karl Müller, ein früherer AzD-Autor, unter dem Pseudonym „Rebecca Ebstein“ dem Artikel ein Abgleiten in völkisch-nationalistische Gefilde vor.
Schließlich enthält diese Ausgabe noch zwei Beiträge zur Einschätzung des Jugoslawien-Kriegs der NATO. In „Das Alte. Und das Neue?“ sieht Dieter Pentek die „Grundsubstanz" des Kriegs in der Durchsetzung des kapitalistischen Gesellschaftsordnung in Serbien; die NATO war also als militärische Vollstreckerin der Gesetzmäßigkeiten des Kapitals im allgemeinen aktiv.
Peter Gowan dagegen arbeitet vor dem Hintergrund des amerikanisch-europäischen Verhältnisses heraus, dass das Eingreifen der NATO weder ökonomische Gründe hatte noch der Sicherung der Menschenrechte diente, sondern im wesentlichen das Ziel verfolgte, die Hegemonie der USA über Europa zu sichern. Der Abdruck des Artikels erfolgt mit freundlicher Genehmigung der Zeitschrift Sozialismus.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Kolja Wagner: Der Nationalsozialismus: Angriff des Kleinbürgertums auf die Moderne
- Heiner Karuscheit: Gesellschaft und Programm. Bemerkungen zu einer Programmdebatte
- Dieter Pentek: Das Alte. Und das Neue?
- Peter Gowan: Die Hintergründe des NATO-Krieges in Jugoslawien.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 69, Gelsenkirchen, 2000.
Juli 2001:
Die Nummer 70 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
Die Redaktion bilden Fritz Gött und Heiner Karuscheit. In der Vorbemerkung heißt es: „Drei kurze Artikel zu außen- bzw. wirtschaftspolitischen Fragen eröffnen die vorliegende Ausgabe. M. Weiß behandelt das Verhältnis USA -Europa, und E. Maurer und H. Karuscheit befassen sich mit der EU-Konferenz von Nizza, die sie von unterschiedlichen Standpunkten aus bewerten. Bei den Beiträgen von Weiß und Maurer handelt es sich um die Schriftfassung von Referaten für die PolÖk-AG; der Beitrag von Karuscheit ist im März d. J. zuerst im Internet bei Kalaschnikow. online im revolte.net erschienen.
Im Hauptteil ist der zweite, abschließende Teil der Untersuchung von Kolja Wagner zum Nationalsozialismus zu lesen (erster Teil in AzD 69). Darin begründet der Verfasser, warum der Nationalsozialismus kleinbürgerlichen Charakter trug und das Dritte Reich letztlich eine Herrschaft für Bauernschaft und Kleinbürgertum darstellte. Für die Zitatenachweise gilt wie beim ersten Teil, dass der Autor sie nicht mehr vollständig nachprüfen konnte.
Ein Leserbrief aus Tübingen beschließt die Ausgabe.
Eine Reihe von AzD-Artikeln ist mittlerweile auch im Internet zu finden unter: Kommunismus.revolte.net“.
Artikel der Ausgabe sind:
- Manfred Weiß: Thesen zu den Beziehungen von Deutschland/Europa mit den USA
- Alfred Maurer: Die Regierungskonferenz von Nizza. Ergebnisse, Ziele und Bewertung
- Heiner Karuscheit: Nizza und der Kampf um Hegemonie in Europa
- Kolja Wagner: Der Nationalsozialismus: Angriffdes Kleinbürgertums auf die Moderne (Teil 2)
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 70, Gelsenkirchen, 2001.
Februar 2002:
Die Nummer 71 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heiß es: „Neben einem Bericht über den Attac-Kongress in Berlin und verschiedenen Artikeln zum Afghanistan-Konflikt, enthält die vorliegende AzD-Ausgabe eine Arbeit über den Weg Deutschlands in den ersten Weltkrieg im Vergleich mit den Aussagen der Leninschen Imperialismustheorie. Die Stellungnahme „Raus aus der imperialistischen Kriegskoalition“ wurde von einem Mitglied des AzD-Trägerkreises verfasst und von der Redaktion zwecks Meinungsbildung intern verbreitet. Der Afghanistan-Artikel von Heiner Karuscheit wurde zuerst veröffentlicht in der online-Zeitung Kalaschnikow: www.revolte.net/Kalaschnikow. Der Artikel „Der erste Weltkrieg und die Fehler der Leninschen Imperialismustheorie“ wurde zuerst online veröffentlicht in: www.kommunistische-debatte.de“
Artikel der Ausgabe sind:
- Fritz Gött/Alfred Maurer/Manfred Weiß: Raus aus der imperialistischen Kriegskoalition
- Manfred Weiß: Imperialistische Kriegspropaganda
- Heiner Karuscheit: Vietnam und Afghanistan: Kommentar zum Krieg gegen den Terror
- Heiner Karuscheit: Der erste Weltkrieg und die Fehler der Leninistischen Imperialismustheorie
- Manfred Weiß: Attack: Für eine andere Welt mit den Idealen der bürgerlichen Revolution.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 71, Gelsenkirchen, 2002.
Dezember 2002:
Die Nummer 72 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Der erste Teil der AzD 72 beschäftigt sich mit der Kriegspolitik, die von den Vereinigten Staaten gegenüber dem Irak betrieben wird und die auf eine Neuordnung des gesamten Nahen Ostens hinausläuft. Während Heiner Karuscheit die US-amerikanischen Kriegsziele beleuchtet, analysiert Alfred Schröder in seinem Beitrag über die Zeit nach dem „11. September“ den Wandel der US-Außenpolitik. Er weist nach, dass die Cheney-Bush-Administration eine grundlegend andere Strategie verfolgt, als etwa von Brzezinski in seinem Buch „Die einzige Weltmacht - Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ begründet wird. Den Abschluss dieses Teils bildet eine Untersuchung von Martin Schlegel über den Niedergang der US-Ökonomie.
Der zweite Teil bringt eine Auswahl aus den Beiträgen zur Antisemitismus-Debatte, die in den vergangenen Monaten in der online-Zeitschrift Kalaschnikow geführt worden ist (www.kalaschnikow.de). Der ursprünglich vorgesehene Debattenbeitrag von Meno Hochschild über die historischen Ursprünge von „Antisemitismus, Zionismus und Israel“ konnte aus Platzgründen nicht erscheinen. Er ist im Netz unter „www.ak-marxismus.de“ zu finden.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Über die amerikanischen Kriegsziele im Nahen Osten
- Alfred Schröder: Der 11. September, der Afghanistankrieg und die Linke
- Martin Schlegel: New Economy der USA: Krisenfreier Kapitalismus?
- Heiner Karuscheit: Der Sturm im Wasserglas. Die Angst der Bourgeoisie vor Möllemanns Manövern
- Charlie Kneffel: Rückfragen an Heiner Karuscheit. Anfragen zu: Kein Sturm im Wasserglas
- Max Brym: Zur Strategie der FPD. Was bezweckt der Staatsmann Mümmelmann?
- Heiner Karuscheit: 2002, nicht 1932. Zum politischen Kern des Antisemitismus-Streits
- Alfred Schröder: Von Gespenstern und gescheiterten Theorien. Zur Debatte um Antisemitismus und Imperialismus heute.
- Dieter Elken: Aufstand der Demokratie gegen den Antisemitismus. Über das Fischen im Trüben
- Max Brym: Was verbindet und unterscheidet das Jahr 2002 mit dem Jahr 1932. Zu Heiner Karuscheit in Kalaschnikow.
- Heiner Karuscheit: Der Antisemitismus heute und das Faschismusproblem
- Max Brym: Gegendarstellung zum Artikel: Der Antisemitismus heute und das Faschismusproblem.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 72, Gelsenkirchen, 2002.
April 2005:
Die Nummer 73 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Im ersten Teil dieser Ausgabe beschäftigt Petra Bach sich in den Thesen „Sozialstaat und bürgerliche Herrschaft“ mit der Entwicklung der sozialen Frage im Nachkriegsdeutschland. Sie entwickelt, inwieweit der Sozialstaat der Stabilisierung der bürgerlichen Herrschaft dient und zur Spaltung der Lohnabhängigen beiträgt. Als mögliche Gegenmaßnahme gegen die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit schlägt sie unter Verweis auf die Erfahrungen mit den „Nationalateliers“ in Paris nach der Revolution von 1848 die Einrichtung eines öffentlichen Beschäftigungssektors mit starken Momenten von Selbstverwaltung vor.
In seinen Anmerkungen zu den Thesen plädiert Heiner Karuscheit u. a. dafür, anstelle der Forderung nach Selbstverwaltung den Staat in die Pflicht zu nehmen, um die Beschäftigten an den Kampf um eben diesen Staat heran zu führen.
K. Niemand tritt in seinem Artikel über die Gewerkschaftsfrage, Arbeitsschutzforderungen und den demokratischen Kampf für die Beteiligung an einer Programmdebatte ein und fordert alle Kommunisten zur Arbeit in den Gewerkschaften auf. Hierzu gibt es eine Kritik von H. Karuscheit, die aus Platzgründen zusammen mit einer Replik von K. Niemand in der nächsten Ausgabe veröffentlicht wird.
Im letzten Artikel legt Martin Schlegel eine detaillierte Untersuchung des deutschen Wirtschaftswachstums im Vergleich mit den USA vor. Er arbeitet heraus, dass die staatlichen Nachweise eines angeblichen Zurückbleibens Deutschlands mit Vorsicht zu genießen sind und kommt zu dem Ergebnis, dass die „Schlusslichtdebatte“ im Wesentlichen dazu dient, der Forderung nach Lohnsenkungen Nachdruck zu verleihen …“
Artikel der Ausgabe sind:
- Petra Bach: Sozialstaat und bürgerliche Herrschaft - Thesen zur sozialen Frage
- Heiner Karuscheit: Anmerkungen zu Petra Bachs Thesen zur sozialen Frage
- K. Niemand: Kommunisten sollten an ihrem sozialpolitischen Programm arbeiten. Über Gewerkschaftsarbeit, Arbeitsschutzforderungen und den revolutionären Demokratismus
- Martin Schlegel: Die Debatte um den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Fakten
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 73, Gelsenkirchen, 2005.
Juli 2005:
Die Nummer 74 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Der Hauptteil dieser Ausgabe widmet sich dem Verhältnis von Staat und Demokratie und gibt eine Debatte zwischen Wagner, Schröder und Bach wieder. Ausgangspunkt war eine Auseinandersetzung um die Ausbreitung der SARS-Seuche in China, die in der online-Zeitschrift Kommunistische Debatte in der Rubrik Sozialismus unter dem Titel geführt wurde: „Ursachen der Verbreitung von SARS in China: Schlechtes „leninistisches“ Krisenmanagement oder Auswirkung der ursprünglichen Kapitalakkumulation?“
Wegen der dort auf ihn geführten Angriffe sah sich Kolja Wagner veranlasst, sein Verständnis von Demokratie und zum Charakter der neuen Gesellschaft näher darzulegen, indem er die demokratischen Rechte vor allem als Schutz vor der Willkür des Staates interpretierte. In einer grundsätzlichen Antwort darauf zur Staatsfrage sieht Alfred Schröder dieses Verständnis mehr beim „demokratischen Sozialismus“ als beim Marxismus angesiedelt. Petra Bach erweitert diese Kritik durch den Vorwurf, dass Wagner, statt die Klassen und Schichten zu differenzieren, eine unterschiedslose Massengesellschaft zur Grundlage seiner Ausführungen mache.
Anschließend befasst sich Heiner Karuscheit mit dem Gewerkschaftsartikel von K.Niemand aus der letzten AzD, den er in eine Linie mit den Gewerkschaftspositionen der DKP stellt. Er wendet sich dagegen, zur praktischen Gewerkschaftsarbeit aufzufordern, ohne den bürgerlichen Charakter der DGB-Gewerkschaften als Organe der Klassenkooperation herauszuarbeiten. In einer Replik wirft K. Niemand seinem Kritiker vor, als „selbsternannter Gralshüter des Marxismus … die Wirklichkeit aus den Augen zu verlieren.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Kolja Wagner: Gedanken zu Sozialismus und Demokratie
- Alfred Schröder: Demokratie, Staat und Menschenrechte. Ein neuer Anhänger des „demokratischen Sozialismus“
- Petra Bach: Massengesellschaft statt Klassengesellschaft. Kolja Wagners Gedanken zur Klassenanalyse
- Heiner Karuscheit: Zur Frage der DGB-Gewerkschaften. Kritik an den Gewerkschaftspositionen von K. Niemand und der DKP
- K. Niemand: Aus schlaffen Bogen fliegt kein Pfeil. Replik auf H. Karuscheit.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 74, Gelsenkirchen, 2005.
Oktober 2006:
Die Nummer 75 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heiß es: „Der diesmalige Schwerpunkt über Rolle und Bewertung Stalins geht auf eine heftige Kontroverse im Autorenkreis der AzD zurück. Im Unterschied zu früheren Überzeugungen sieht Kolja Wagner mittlerweile die Politik Stalins als „wesentlichen Grund für das Scheitern des Sozialismus in der UdSSR“ und wirft Karuscheit in seinen „Anmerkungen zu Stalins Weg zum Sozialismus“ eine „zynische Verharmlosung der Verbrechen der KPdSU“ vor.
In seiner Antwort beruft der Kritisierte sich auf die objektive Entwicklung der Klassen in der Sowjetunion, insbesondere auf den neuen „Gesellschaftsvertrag“ zwischen Kollektivbauern und barbarisch-bäuerlichem Proletariat, der in den 30er Jahren geschlossen wurde. Die Beiträge liegen seit Ende 2004 vor und sollten eigentlich spätestens zum 50. Jahrestag des XX. Parteitags der KPdSU im Februar 2006 erscheinen, wir sind jedoch erst jetzt dazu gekommen, sie für den Druck fertig zu stellen.
Abgeschlossen wird die Ausgabe durch zwei Literaturübersichten von Fritz Gött - zum einen über heutige Debatten, die in der Sozial- und Arbeitsmedizin über die Klassen- und Volksgesundheit geführt werden, zum andern über die Auseinandersetzung um die Darwinsche Evolutionstheorie, die insbesondere in den USA von Theoretikern des „Intelligent Design“ geführt wird.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Kolja Wagner: Anmerkungen zu Stalins Weg zum Sozialismus und Heiner Karuscheits barbarisch-bäuerlichem Proletariat
- Heiner Karuscheit: Die Klassen und die Grenzen der Macht. Eine Antwort auf Wagners Kritik an Stalin
- Fritz Gött: Das kapitalistische Produktionssystem ruiniert die Gesundheit und das Leben der werktätigen Bevölkerung
- Fritz Gött: Nachrichtentransfer aus der fließenden Welt. Aktuelle Auseinandersetzungen zur Evolutionstheorie.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 75, Gelsenkirchen, 2006.
August 2007:
Die Nummer 78 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heiß es: „Im Herbst letzten Jahres haben mehrere Genossinnen und Genossen aus dem Umfeld de AzD und der online-Zeitschrift „Kommunistische Debatte“ ein einwöchiges Imperialismus-Seminar durchgeführt. Ziel war, die Kenntnisse über den historischen Imperialismus sowie die aktuelle Situation und Politik der USA zu vertiefen, um vor diesem Hintergrund die Verwendung des Imperialismus-Begriffs und dessen Grenzen zu klären. Der Bericht über das Seminar eröffnet das Heft
Das auf dem Seminar gehaltene Referat über die Entwicklung der US-amerikanischen „Geopolitik“ folgt in überarbeiteter Form. Darin wird vertreten, dass die US-Politik auf anderen Triebkräften beruhte und anderen Charakter trug als der klassische europäische „Imperialismus“. Die sich abzeichnende Niederlage der USA im Irak werde nicht nur weltpolitisch die Kräfte verschieben, sondern auch unabsehbare ökonomische Folgen haben.
Zum Abschluss berichtet Fritz Gött über aktuelle Forschungsergebnisse der modernen Archäologie. Aus Grabungen in Anatolien, Mesopotamien, Lateinamerika und Europa ergeben sich neue Einsichten über die Entstehung der menschlichen Kultur, die er den heutigen Marxisten zur Kenntnisnahme empfiehlt.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Tagungsbericht: Imperialismusseminar
- Heiner Karuscheit: Von der Open-Door-Politik zum Rohstoffimperialismus. Triebkräfte der US-amerikanischen Geopolitik
- Fritz Gött: Marxisten sollten die Ergebnisse der modernen Archäologie zur Kenntnis nehmen.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 76, Gelsenkirchen, 2007.
September 2008:
Die Nummer 77 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Der außenpolitische Teil des Heftes behandelt die Veränderungen der US-Politik im Nahen Osten. Die beiden Artikel von Heiner Karuscheit zu diesem Thema sind zu unterschiedlichen Zeitpunkten entstanden. Der ältere Artikel - hier an zweiter Stelle stehend - wurde in verkürzter Form unter dem Titel „Kriegstreiber am Golf“ in der „jungen Welt“ vom 13.11.2007 veröffentlicht. Weil der analysierte Wechsel der US-Politik hin zur Balancepolitik sich in der Zwischenzeit bestätigt hat und weiter gegangen ist, wird er hier in vollständiger, unveränderter Fassung abgedruckt. Allerdings ist die seinerzeit akute Gefahr eines Militärschlags zur Schwächung des Iran, von der dieser Artikel ausgeht, derzeit nicht mehr gegeben. Das wird in dem ersten Beitrag „Die Tage Washingtons im Irak sind gezählt“ begründet.
Der zweite Teil der vorliegenden AzD befasst sich mit dem sogenannten „Kreationismus“ und damit zusammen hängenden Fragen. Zunächst beschäftigt Fritz Gott sich mit der biblischen Schöpfungslehre und dem Einfluss der Kreationisten in den USA und Deutschland. Dabei behandelt er u.a. die Stellung der Amtskirchen zu Evolution und Schöpfung und die politische Auseinandersetzung um den Versuch, kreationistisches Gedankengut in den hessischen Biologieunterricht einzuführen. In einem weiteren Artikel schreibt er, wie Marxisten an die Evolutionsbiologie herantreten sollten und erklärt die antireligiöse Propaganda zu ihrer Pflichtaufgabe - aber nicht im Sinne der Publikumsbeschimpfung, sondern als Aufklärung auf dem Boden einer wissenschaftlichen Weltanschauung.
Abschließend referiert er anhand ausgewählter Ergebnisse über den heutigen Stand der „Paläanthropologie“, der Wissenschaft von den fossilen Menschen, und wirft bei der Gelegenheit einen Blick auf die Forschungsgeschichte der DDR.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Washingtons Tage im Irak sind gezählt. Vor einem „neuen Realismus“ in der US-Außenpolitik
- Heiner Karuscheit: Kriegstreiber am Golf. Die Umgruppierung der Mächte am Golf im Vorfeld eines möglichen Irakkrieges
- Fritz Gött: Der Kreationismus versucht, in Deutschland seinen Einfluss auszudehnen
- Fritz Gött: Evolutionsbiologie, Religionskritik und Marxismus - einige Anmerkungen
- Fritz Gött: Menschwerdung. Alte und neue Literatur. Einige Hinweise.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 77, Gelsenkirchen, 2008.
Dezember 2009:
Die Nummer 78 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heiß es: „In dem Kommentar über das „Regierungsprogramm und die soziale Frage“, der zuerst am 18.11.2009 in der Online-Tageszeitung „Berliner Umschau“ erschienen ist, schätzt H. Karuscheit den Koalitionsvertrag ein. Nach seiner Meinung wird die Union unter Merkels Führung den von der FDP gewünschten Bruch mit dem Sozialstaat abwehren, um den nach wie vor funktionierenden Klassenkompromiss zwischen Kapital und Arbeit zu erhalten und gleichzeitig die SPD als überflüssig vorzuführen.
Zur NPD schreibt Karl Niemand, dass diese Partei mit ihren völkisch fundierten Forderungen reale Erfahrungen und Bedürfnisse anspricht und in bestimmten sozialen Schichten und Gruppen auch deswegen Resonanz findet, weil die Linke keine ausreichenden Alternativen anzubieten hat. Nach seiner Meinung sind Verbotsforderungen fehl am Platz, sondern ist die politische Auseinandersetzung gefordert, die am besten vom Boden eines politischen und sozialen Programms für die Einheit der Klasse und die Interessen der Werktätigen gegen die Bourgeoisie gelingen würde.
Martin Schlegel entwickelt in seinem Artikel, dass die Finanzmarktkrise nicht unabhängig von der schon seit langem schwelenden Überproduktionskrise gesehen werden kann. Ausgehend von den USA als angeschlagenem Zentrum der Weltwirtschaft wäre die Krise schon früher eingetreten, wenn nicht das Ausland die Schwäche des US-Kapitals durch Kreditfinanzierung des Privatkonsums und des Staatsdefizits ausgeglichen hätte. Er verweist darauf, dass die Maßnahmen zur Rettung des Finanzsektors die erforderliche Schrumpfung der Finanzmärkte bisher verhinderten und eine neue Blase vorbereiten. Die zahlreichen Konjunkturprogramme haben zwar einen tieferen Absturz der Wirtschaft verhindert. Aber dadurch ist der erforderliche Abbau der Überkapazitäten noch nicht vollständig erfolgt, so dass die weitere Entwicklung abgewartet werden muss.
In dem Überblick über neue Erkenntnisse und neue Fragen zu „Gehirn und Philosophie“ setzt Fritz Gott seine Berichterstattung über naturwissenschaftliche Entwicklungen fort. Diesmal befasst er sich mit den Fortschritten auf dem Gebiet der Hirnforschung und den Fragen, die sich daraus für das Verhältnis von Unterbewusstsein und Willensfreiheit sowie das gesellschaftliche Dasein der Menschen ergeben. Abschließend bitten wir noch um Nachsicht, dass die vorige AzD Nr. 77 versehentlich als Jahrgang 2007 statt als Jahrgang 2008 erschienen ist.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Heiner Karuscheit: Das Regierungsprogramm und die soziale Frage
- K. Niemand: Die NPD verbieten oder politisch bekämpfen?
- Martin Schlegel: Finanzmarkt- und Weltwirtschaftskrise. Eine aufgeschobene Überproduktionskrise
-Fritz Gött: Gehirn und Philosophie. Neue Erkenntnisse, neue Frage.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 78, Gelsenkirchen Dezember, 2009.
Dezember 2010:
Die Nummer 79 der „Aufsätze zur Diskussion“ (AzD) erscheint.
In der Vorbemerkung heißt es: „Die „Aufsätze“ werden diesmal mit einem längeren Beitrag von Fritz Gött über das alte China eröffnet. Der Autor gibt einen Abriss der aktuellen Diskussion zu den historischen Gesellschaftsformationen: Was hat es mit der „asiatischen Produktionsweise“, der „Sklavenhaltergesellschaft“ und dem „Feudalismus“ in China auf sich? Nebenher wirft er einen Blick auf den Umgang mit Forschungskontroversen in der DDR.
Erwin Maurer befasst sich anschließend mit den Hintergründen der im Jahre 2008 ausgebrochenen, weltweiten Finanzkrise. Da keine zusammenfassende Literatur über die Entwicklung und Funktionsweise der Finanzmärkte seit dem Zweiten Weltkrieg existiert, gibt er selber einen stichwortartigen Überblick.
Der Demiurg dieser Finanzmärkte ist die New Yorker Wallstreet. In einem Vortrag über Aufstieg und Niedergang der USA beleuchtet Heiner Karuscheit den Zusammenhang zwischen dem Vormarsch des Finanzkapitals und der Schwächung der US-amerikanischen Weltmachtstellung.
Der Artikel über „Eurokrise, Nationalstaat und soziale Frage“ ist aus Anlass des drohenden Staatsbankrotts Griechenlands entstanden. Er arbeitet heraus, dass die griechische Deindustrialisierung nicht zuletzt mit der durch jahrelange niedrige Lohnabschlüsse befeuerten industriellen Konkurrenz aus Deutschland zusammenhängt. Zwar ist die Athener Gefahr vorläufig gebannt, aber Irland, Portugal und Spanien droht dasselbe Schicksal. Die nächste Krise des Euro ist also vorgezeichnet, und damit stellt sich erneut die Frage nach dem Nationalstaat.
Einige Bemerkungen über die Rolle der Gewerkschaften beim Abbau der sozialstaatlichen Standards in diesem Artikel haben den Widerspruch von Karl Niemand hervorgerufen. Auf seinen Vorwurf einer „grobschlächtigen Gewerkschaftskritik mit schlechten Beispielen“ antwortet der Autor mit Bemerkungen über „Mindestlohn und ständische Gewerkschaftspolitik“.
Ein kurzer Infoteil von Fritz Gott über Neues aus der Wissenschaft schließt die Ausgabe ab.“
Die vorerst letzte Ausgabe der AzD enthält die Artikel:
- Fritz Gött: Über die Entwicklung der Gesellschaftsformationen in China - Eine neuer Diskussionsbeitrag zum alten China
- Erwin Maurer: Kurze Zusammenfassung der Geschichte und Entwicklung der Finanzmärkte - Vom System von Bretton Woods zur Globalisierung
- Heiner Karuscheit: Der historische Abstieg der USA
- Heiner Karuscheit: Die Eurokrise, der Nationalstaat und die soziale Frage
- Karl Niemand: Replik auf Karuscheit: Wer die Gewerkschaftspolitik kritisiert, sollte mit korrekten Beispielen arbeiten
- Heiner Karuscheit: Mindestlohn und ständische Gewerkschaftspolitik
- Fritz Gött: Infos aus der Wissenschaft.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 79, Gelsenkirchen, 2010.
Juli 2012:
Die Nr. 80/2012 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „Profitrate/EU Krise/Imperiales Erbe Asiens.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„Nachdem im vergangenen Jahr 2011 keine AzD-Nummer herausgegeben werden konnte, erscheinen jetzt zwei Ausgaben gleichzeitig, weil Fritz Götts Fortsetzung seines Beitrags über die allchinesischen Gesellschaftsformationen aus den AzD 79 länger als geplant ausfällt und eine eigene Ausgabe erfordert (Nr. 81).
Ein Aufsatz von Martin Schlegel über den tendenziellen Fall der Profitrate in Deutschland beginnt in der vorliegenden Ausgabe. Vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise nach 2008 ist die Debatte über dieses von Marx als grundlegend betrachtete ökonomische Gesetz neu entfacht worden; sie wurde vor allem in den Marxistischen Blättern geführt. In seinem Beitrag entwickelt der Autor, dass die vorliegenden empirischen Untersuchungen bis auf eine Ausnahme die Gültigkeit dieses Gesetzes für das Gesamtkapital in Deutschland für den Gesamtzeitraum nach 1960 bestätigen.
In diesem Zusammenhang folgt als letztes der Beitrag „Imperiales Vermächtnis“ von Rainer Werning, der zuerst in der Zeitschrift ‘Konkret 9/2010‘ veröffentlicht wurde und mit Zustimmung des Autors hier nachgedruckt wird. Er stellt die historischen Erblasten dar, die aus der Politik der USA in Ost- und Südostasien nach dem 2. Weltkrieg resultierten und von Korea und Vietnam bis zu den Philippinen bis heute nachwirken. Der Artikel steht im Zusammenhang mit der nächsten AzD-Ausgabe, die Chinas Weg der Selbstbefreiung von 1911 bis 1949 verfolgt.“
Artikel der Ausgabe sind:
- Martin Schlegel: Empirische Befunde zum tendenziellen Fall der Profitrate in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg. Eine Literaturübersicht
- M.K.: Von der Eurokrise zur politischen Union?
- I. S.: Europa in Zeiten weltwirtschaftlicher Labilität und politischer Vertrauenskrise
- Rainer Werning: Die Erblasten des Zweiten Weltkriegs in Ost- und Südostasien.
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 80, Gelsenkirchen, Juli 2012.
August 2012:
Die Nr. 81/2012 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: „China 1911 - 1949.“
In der Vorbemerkung heißt es:
„Diesmal werden die ‘Aufsätze zur Diskussion‘ von einem einzigen Beitrag gefüllt, nämlich der Fortsetzung der Betrachtungen von Fritz Gött über die vorkapitalistischen Gesellschaftsformationen im alten China (AzD Nr. 79). Da die Darstellung der Epoche der chinesischen Revolution von 1911 bis 1949 länger als geplant ausgefallen ist und wir den Artikel angesichts der Zeiträume zwischen den einzelnen AzD-Ausgaben nicht stückeln wollten, haben wir uns zu dieser Lösung entschieden.
Nach der Vorgeschichte des Eindringens der imperialen Mächte in China wendet sich der Autor seinem eigentlichen Gegenstand zu. Sein Ausgangspunkt ist die Auffassung, dass China zu Beginn des 20. Jahrhunderts weder feudalistisch noch halbfeudal war, sondern eine vorkapitalistische Gesellschaftsformation mit vereinzelten kapitalistischen Inseln. Nach einer Skizze der Klassenverhältnisse, die dieser Charakterisierung zugrunde liegen, steht im Zentrum der Darstellung der antijapanische Krieg sowie die damit verflochtene soziale Revolution, die von der KPChinas unter Führung Mao Tsetungs vorangetrieben wurde.
Dabei wird zum einen die Politik der Guomindang unter Tschiang Kai-shek behandelt, aber auch die Differenzen innerhalb der KPChinas sowie zwischen ihr und der Komintern bzw. Stalin über die einzuschlagende Revolutionsstrategie.
Abschließend wirft der Autor die Frage nach dem Charakter der Revolution auf, die er mit der Kennzeichnung als demokratische Volksrevolution unter kommunistischer Führung beantwortet.“
Einziger Artikel der Ausgabe ist:
- Fritz Gött: Der erste Schritt auf einem langen Marsch: China 1911-1959. Anmerkungen zur aktuellen Diskussion.
Q: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 81, Gelsenkirchen, August 2012.
Dezember 2014:
Die Nr. 82 der „AzD“ erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: "China 1949-1978".
In der Vorbemerkung heißt es: "Aus Anlass der hundertjährigen Wiederkehr des Weltkriegs von 1914 drucken wir zu Beginn ein umgearbeitetes Thesenreferat von Heiner Karuscheit ab, das er zur Vorstellung seiner Beiträge in dem soeben erschienenen Buch 'Hegemonialkonstellationen und Erster Weltkrieg' gehalten hat (VSA-Verlag, Hamburg 2014). Weitere Beiträge zu dem Thema sind im Internet zu finden … Im Hauptteil schließt Fritz Gött seine Darstellung der Entwicklung Chinas (AzD 79 und 81) mit dem Artikel 'Über das Scheitern des maoistischen Entwicklungsweges in China: 1949 -1978' ab. Er befasst sich im wesentlichen mit der Politik Mao Tsetungs zum Aufbau des Sozialismus, die er im Ganzen als linksradikal beurteilt. Deren Grundlagen haben sich seiner Auffassung nach in der Zeit des Langen Marschs und der Yan'an-Periode (1937-1945) unter den spezifischen Bedingungen der 'befreiten Gebiete' herausgebildet.
'Als Mao Tse-tung und die Maoisten dieses Konzept dann in den 50-70er Jahren auf die veränderten Bedingungen und Bedürfnisse in China anwenden wollten, trafen sie auf eine andere Realität und führten China so ins Chaos und in die Beschädigung.'
Zu dem Artikel hat es im Vorfeld eine kontroverse Debatte gegeben. Die Anmerkungen Erwin Maurers sowie eine Stellungnahme H. Karuscheits sind hier abgedruckt. Den Abschluss bildet ein seit längerem vorliegender Leserbrief zur Kritik an Martin Schlegels Darstellung des tendenziellen Falls der Profitrate (AzD 80) mit einer Antwort des Autors darauf."
Beiträge der Ausgabe sind:
- "Heiner Karuscheit: Erster Weltkrieg und bürgerliche Revolutionsepoche"
- "Fritz Gött: Über das Scheitern des maoistischen Entwicklungsweges in China: China 1949-1978"
- "Erwin Maurer: Einige Fragen und Anmerkungen zu F. Götts Artikel über das Scheitern des maoistischen Entwicklungsweges in China"
- Heiner Karuscheit: Stellungnahme zu Götts China Artikel
- "Leserbrief zum tendenziellen Fall der Profitrate und Antwort von Martin Schlegel".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 82, Gelsenkirchen 2014.
September 2016:
Die Nr. 83 der "AzD" erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: "Flüchtlingspolitik / Julikrise 1917 / Staatsverschuldung".
In der Vorbemerkung heißt es u. a.: "Der einleitende Artikel zur Flüchtlingspolitik ist ein Nachdruck aus der von DKP-Mitgliedern herausgegebenen Zeitschrift 'Theorie und Praxis' … Kritisiert werde "die in weiten Teilen der Linken verbreitete Willkommenskultur und die Forderung nach offenen Grenzen … Schwerpunkt dieser Ausgabe ist eine Studie von Heiner Karuscheit zur Julikrise 1917 im Kaiserreich … Martin Schlegel fasst in seinem Artikel in Thesenform die Ergebnisse seiner unter gleichem Titel als Masch-Skript erschienenen umfangreichen empirischen Untersuchung zusammen. Analysiert wird der Zusammenhang des starken Anstiegs der Staatsverschuldung mit der Finanzmarktkrise ab 2008, die wiederum Auslöser der Eurokrise wurde … Anschließend rezensiert Fritz Gött neuere neurowissenschaftliche Studien zur Frage der Aggressivität und Kriegsbereitschaft in der menschlichen Natur sowie zur menschlichen Willensfreiheit und stellt ein neueres Buch zur Evolution der menschlichen Gesellschaft vor. Im abschließenden Beitrag beleuchtet er den wenig bekannten Versuch der CIA, die moderne Kunst und ihre Vertreter als ideologische Waffe im kalten Krieg einzusetzen."
Artikel der Ausgabe sind:
- Doris Pumphrey: "'Offene Grenzen' und linke Wohlfühlrhetorik"
- Heiner Karuscheit: "Auf morschen Pfeilern. Die Grundlegung der Weimarer Republik in der Julikrise 1917"
- Martin Schlegel: "Finanzmarktkrise, Eurozonenkrise, die langfristige Entwicklung der Staatsverschuldung und ihre Ursachen"
- Fritz Gött: "Infos und Diskussion aus der Wissenschaft"
- Fritz Gött: "Die sowjetische Herausforderung in der Malerei"
Geworben wird für die im Verlag VSA erscheinende Schrift von Heiner Karuscheit und Alfred Schröder: "Das Revolutionsjahr 1917. Westlicher Marxismus und proletarische Revolution".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 83, Gelsenkirchen, September 2016.
Juli 2017:
Die Nr. 84 der "AzD" erscheint. Schwerpunkt der Ausgabe ist: "1917 - Die Februarrevolution".
In der Vorbemerkung heißt es u. a.: "Wenige Ereignisse haben eine ganze Ära so sehr geprägt, wie dies die beiden russischen Revolutionen vom Februar und Oktober 1917 mit dem 'kurzen' 20. Jahrhundert getan haben. Reichweite und Schicksal des Revolutionsprozesses machen es unumgänglich, als Marxist zu den anstehenden Jahrestagen Stellung zu beziehen. Zwei Autoren dieser Zeitschrift haben dies in dem soeben erschienenen Buch 'Das Revolutionsjahr 1917 - Bolschewiki. Bauern und die proletarische Revolution' getan. Indem sie die Besonderheiten der spezifisch agrarisch-bäuerlichen Prägung des Landes beleuchten, ohne die Avantgarderolle des russischen Proletariats zu schmälern, sind sie zu einer Neubewertung sowohl des Charakters der beiden Revolutionen als auch der Ereignisgeschichte in der Zwischenzeit gelangt.
Über diese Neuinterpretation eine Diskussion anzustoßen, ist auch die Absicht der AzD-Redaktion. Dabei geht es nicht um die Wiederholung bekannter historischer Facetten und auch nicht um eine 'Festschrift' zu den Jahrestagen, sondern um ein neues Verständnis der politischen Geschehnisse und der zugrundeliegenden sozialen Triebkräfte. Bislang war weder in der bürgerlichen noch der marxistischen Presse ein Ansatz zu finden, den damaligen Geschehnissen neue Erkenntnisse zu entlocken.
Im einleitenden Text zu dieser AzD-Ausgabe setzt Alfred Schröder sich mit den aktuellen Interpretationen der Auftaktrevolution vom Februar 1917 durch die bürgerliche und marxistische Publizistik auseinander. Anschließend folgen von ihm zusammengestellte und kommentierte Auszüge aus dem 'Tagebuch der russischen Revolution' von Suchanow. Mitbegründer des Petersburger Sowjets von 1917 und Mitglied seines Zentralen Exekutivkomitees. Suchanows Augenzeugenbericht. der nur noch antiquarisch erhältlich ist (mit Glück), liefert eine lebendige Darstellung der Ereignisse und vermittelt ein klareres Bild der revolutionsbestimmenden sozialen Kräfte, als es die meisten Geschichtswerke von welcher Seite auch immer tun. Während in der vorliegenden AzD-Nummer die Februarrevolution im Zentrum steht, wollen wir in einer weiteren Ausgabe die Oktoberrevolution beleuchten."
Artikel der Ausgabe sind:
- "Alfred Schröder: Hundert Jahre russische Februarrevolution. Zur bürgerlichen und marxistischen Publizistik"
- "Russland im Winter 1916/17 (aus Schöder/Karuscheit: Das Revolutionsjahr 1917)"
- "Die unerwartete Revolution (aus: Suchanow: Tagebuch der russischen Revolution)"
Geworben wird für die Schriften: Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: "Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution" und: Heiner Karuscheit: "Die verlorene Demokratie. Der Krieg und die Republik von Weimar" (beide VSA-Verlag).
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Nr. 84, Gelsenkirchen, Juli 2017.
Dezember 2017
Die Nr. 85 der AzD erscheint. Sie befasst sich mit Oktoberrevolution 1917 in Russland.
In der Vorbemerkung heißt es u. a.: "In Fortsetzung der vorigen AzD-Ausgabe zur Februarrevolution geht es diesmal um die Oktoberrevolution. In dem einleitenden Aufsatz arbeitet Alfred Schröder als einen zentralen Punkt heraus, dass entgegen der noch immer unter Marxisten grassierenden Theorien die Februarrevolution keinen Sieg der russischen Bourgeoisie bedeutete. Vielmehr dominierte ein kleinbürgerlich-bäuerliches Bündnis vermittels des Sowjets die Entwicklung der Revolution bis zum Oktober. Die Behauptung einer Doppelherrschaft verschleiert ebenso wie die jahrzehntelang übliche Definition 'Große Sozialistische Oktoberrevolution' den Charakter des Oktobers, der ohne ein richtiges Verständnis der russischen Bauernschaft nicht begriffen werden kann. Erst im Oktober brach das Proletariat unter Führung der Bolschewiki die kleinbürgerlich-bäuerliche Hegemonie. Der Preis für den Sieg war die vollständige Anerkennung des bäuerlichen Agrarprogramms, das Lenin 20 Jahre lang als utopisch, reaktionär und slawophil kritisiert hatte und das jeden direkten Weg zum Sozialismus ausschloss.
Anschließend folgt eine vergriffene Schrift von Nikolai Bucharin zur Oktoberrevolution, die Alfred Schröder mit einer ausführlichen Kommentierung versehen hat. Ursprünglich war vorgesehen, noch einen Text von Ewgeniy Kasakow über die Mythologie der linken Debatten über die Russische Revolution 1917 abzudrucken, der sich mit großer Sachkenntnis (was leider nicht von vielen Autoren der Linken behauptet werden kann) mit heutigen 'volkstümlerischen' Auffassungen des Oktobers beschäftigt …"
Mitgeteilt wird, dass die AzD ab 2018 auf der Webseite der "Kommunistischen Debatte" eingestellt werden (zusätzlich zur Printausgabe).
Inhalt:
"Vorbemerkung"
"Alfred Schröder: Die unverstandenen Revolutionen - Russland im Jahre 1917
1. Wer machte die Februarrevolution?
2. Das politische Gesicht des Sowjets
3. Die Besonderheiten der russischen Entwicklung
4. Wer hat die Macht im Staat?
5. Die Rolle von Bourgeoisie und Generalstab
6. Die Juli-Ereignisse
7. Der Oktober"
"Nikolai Bucharin: Das Jahr 1917
1. Die Regierung der 'imperialistischen Bourgeoisie'
2. Die Klassen nach der Februarrevolution
3. Die revolutionäre Vaterlandsverteidigung
4. Kerenski-Offensive und Juli-Krise
5. Nach den Juli-Tagen: die 'bonapartistische Diktatur' Kerenskis
6. Moskauer Konferenz und Kornilowiade
7. Das Ende der Kornilowiade
8. Die demokratische Konferenz
9. Die Oktoberrevolution".
Geworben wird für die im VSA-Verlag erschienenen Schriften:
- Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution
- Heiner Karuscheit: Die verlorene Demokratie. Der Krieg und die Republik von Weimar.
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 37, Nr. 85, Gelsenkirchen, Dezember 2017.
Februar 2018:
Die Nr. 86 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Sozialismusfragen".
In der Vorbemerkung heißt es: "In Fortsetzung der beiden letzten Ausgaben der AzD zum russischen Revolutionsjahr 1917 sind diesmal Fragen des Sozialismus das Hauptthema.
Während das von Erwin Maurer rezensierte Buch des im Juni 2017 gestorbenen Theodor Bergmann die Auffassung vertritt, dass sich die VR China auf dem Weg zum Sozialismus befindet, argumentiert Felix Wemheuer in den 'Kritischen Anmerkungen' des einleitenden Artikels, dass in China seit einigen Jahrzehnten unter historisch und gesellschaftlich spezifischen Bedingungen ein Prozess der ursprünglichen Akkumulation des Kapitals abläuft.
In Fortführung seiner bisherigen Beiträge zum Revolutionsjahr 1917 arbeitet A. Schröder heraus, dass die marxistischen Publikationen zur Oktoberrevolution nach wie vor die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts durch den 'Kurzen Lehrgang' kanonisierte Fassung der Ereignisgeschichte wiederholen, anstatt die Klassen und ihr politisches Handeln zu untersuchen.
Im Anschluss daran wird der Artikel von E. Kasakow aus der Prokla 187 zu einigen Mythen über die russische Revolution abgedruckt, der in der letzten Ausgabe keinen Platz hatte. Fritz Gött befasst sich mit der Epigenetik und der Frage, was das mit dem Klassenkampf zu tun hat. In der abschließenden Dokumentation stellen wir die aktuelle Auseinandersetzung um den von Lafontaine und Wagenknecht eingebrachten Vorschlag zu einer neuen linken Sammlungsbewegung vor."
Die Redaktion weist zusätzlich darauf hin, dass sie die "AzD" künftighin auch auf der Seite der "Kommunistischen Debatte" einsehbar sind.
Inhalt der Ausgabe ist:
- "Vorbemerkung"
- "Felix Wemheuer: Auf dem Weg zum Sozialismus? Kritische Anmerkungen zu den Unterstützern der heutigen KP Chinas in der westlichen Linken"
- "Erwin Maurer: Rezension zu Bergmann: Der chinesische Weg"
- "Alfred Schröder: Die Macht der Geschichtsschreibung. Über die Langzeitwirkung des 'Kurzen Lehrgangs'"
- "Ewgeniy Kasakow: Bewegung versus Avantgarde? Mythologie der linken Debatten über die Russische Revolution 1917"
- "Fritz Gött: Die 'Epigenetik' und der Klassenkampf"
- "Dokumentation: Um eine neue linke Sammlungsbewegung in Deutschland. Beiträge von Andreas Wehr und Mario Neumann"
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 38, Nr. 86, Gelsenkirchen, Februar 2018.
Mai 2018:
Die Nr. 87 der AzD erscheint mit dem Schwerpunkt "Industrie 4.0".
In der Vorbemerkung heißt es: "Diese Ausgabe der AzD befasst sich mit dem Thema 'Industrie 4.0'. Obwohl der weitere Fortschritt von 'Industrie 4.0' mit jedem Schub weiterer Automatisierung gesellschaftlichen Zündstoff mit sich bringt, fehlt nicht nur auf Seiten der Linken eine konkrete, halbwegs verständliche Beschreibung, was 'Industrie 4.0' ausmacht und wie sie in die Entwicklung der Produktivkräfte im Kapitalismus einzuordnen ist. Dies soll in dieser Ausgabe geleistet werden.
Dazu wird die Entwicklung der Produktivkräfte seit der industriellen Revolution anhand der Marx'schen Begrifflichkeit dargestellt. Danach werden Studien zu den Auswirkungen der sich beschleunigenden Automatisierung auf den Arbeitsmarkt vorgestellt und bewertet. Abschließend wird die Frage andiskutiert, ob die Weiterentwicklung der Produktivkräfte im Kapitalismus ab einem gewissen Entwicklungsstand eine gesellschaftliche Revolution erfordert.
Der Artikel ist eine überarbeitete Version des (früher) unter gleichem Titel auf https://archiv.neue-impulse-verlag.de/veroeffentlichungen/masch-skripte.html erschienenen MASCH-Skripts."
Inhalt der Ausgabe ist:
"Vorbemerkung
Martin Schlegel: Industrielle Revolution und Industrie 4.0
1. Einleitung
2. Einführung in das Projekt Industrie 4.0
2.1. Einordnung, Programme, Akteure
2.2. Was soll das Projekt Industrie 4.0 erreichen?
3. Charakterisierung früherer Revolutionen der Produktivkräfte
3.1. Begriffsklärungen
3.2 Die erste industrielle Revolution
3.3. Schlussfolgerungen aus der ersten industriellen Revolution
3.4. Fließbandproduktion als zweite industrielle Revolution?
4. Basistechnologien am Beispiel des automatisierten Fahrens
4.1. Antiblockersystem, Tempomat und Einparkhilfe
4.2. Weitere Schritte zum automatisierten Fahren
4.3. Veränderungen in der Automobilindustrie
5. Industrie 4.0 in den Produktionsprozessen
5.1. Vorbemerkung
5.2. Entwicklung der allgemeinen Rechentechnik
5.3. Numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen und Roboter
5.4. Automatisierung der Produktion nach dem 2. Weltkrieg
5.5. Das Projekt 4.0
6. Mögliche Auswirkungen der Automatisierung auf den Arbeitsmarkt
7. Betrachtungen zum Verhältnis zwischen der Revolution der Produktivkräfte und der politischen Revolution
8. Literatur".
Geworben wird für Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: "Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution" und Heiner Karuscheit: "Die verlorene Demokratie. Der Krieg und die Revolution von Weimar" (beide VSA).
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 38, Nr. 87, Gelsenkirchen, Mai 2018.
November 2018:
Die Nr. 88 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "November '18: Revolution und Konterrevolution".
In der Vorbemerkung heißt es: "Die Verantwortung der SPD für das Scheitern der Novemberrevolution 1918 und die Hinfälligkeit der Weimar Republik wird regelmäßig darauf zurückgeführt, dass die Parteiführung den Umgang mit der Macht nicht gewohnt war. Dem entgegen arbeitet der Eingangsartikel heraus, dass die Parteiführung ein unter August Bebel entstandenes Machtkonzept umsetzte, das die Weiterführung des preußisch-deutschen Obrigkeitsstaats zum Ziel hatte. In Ergänzung dazu zeigt der zweite Artikel, dass das im August 1914 eingegangene Bündnis der Sozialdemokratie mit dem Militäradel seine Wurzeln in der von Bebel eingenommenen Stellung zur Militärpolitik hatte.
Im Anschluss daran befasst Alfred Schröder sich mit der Rezeption der russischen Revolutionen 1917. indem er ein Werk von Stephen A. Smith vorstellt, das den Stand der bürgerlichen Wissenschaft in gut lesbarer Form zusammenfasst. In der nächsten AzD-Ausgabe setzt er sich mit Publikationen der Linken zu dem Thema auseinander.
Nach Erscheinen der AzD 87 schickte uns die Initiative zum Aufbau einer revolutionären kommunistischen Partei (IARKP) einen Link zu ihrem Artikel über die ..Industrie 4.0". Die Anmerkungen von Martin Schlegel zu diesem Beitrag und die Antwort der IARKP daraufsind im Anschluss zu lesen. Fritz Gött gibt Literaturhinweise zur Beschäftigung von Marx und Engels mit der Frage der Ökologie. Zum Schluss greifen wir ein aktuelles politisches Thema auf. indem wir zur Frage der "offenen Grenzen" ein Telepolis-lnterview von Hannes Hofbauer dokumentieren, Autor eines jüngst erschienenen Buchs zur Kritik der Migration".
Artikel der Ausgabe sind:
- "Vorbemerkung"
- "Heiner Karuscheit: Für Preußen-Deutschland und die Macht. Die Politik der SPD in Krieg und Novemberrevolution"
- "Heiner Karuscheit: August Bebel als Vaterlandsverteidiger. Die Stellung des SPD-Parteivorsitzenden zur Kriegsfrage 1910-1913"
- "Alfred Schröder: Hundert Jahre russische Revolutionen. Kritische Rückschau auf einige Publikationen (Teil I)"
- "Martin Schlegel: Zum lARKP-Artikel "Digitalisierung der Produktionsprozesse"
- "IARKP: Antwort auf Martin Schlegels Artikel Industrie 4.0"
- "Fritz Gött: Marx: Der rot-grüne Revolutionär (Literaturhinweise)"
- "Dokumentation: Kritik der Migration. Interview mit Hannes Hofbauer über Migration und offene Grenzen"
Geworben wird für die Schriften von Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: "Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution" und Heiner Karuscheit: "Die verlorene Revolution".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 38, Nr. 88, Gelsenkirchen, November 2018.
April 2019:
Die Nr. 89 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Revolutionsfragen".
In der Vorbemerkung heißt es: "Im Hauptteil dieser Ausgabe wird der erste Teil der Rückschau zu den russischen Revolutionen 1917 aus den AzD 88 fortgesetzt. A. Schröder arbeitet heraus, dass das Jahr 1917 nicht zu verstehen ist, wenn man es .nach Lenin" erzählt - es muss neu erzählt werden, und dies geht nur in Auseinandersetzung mit dem Stand der bürgerlichen Forschung zu diesem Thema. Dem weicht die Linke konsequent aus. sie bleibt bei der Erzählung nach Lenin", beim kanonisierten Leninismus".
Des Weiteren befasst er sich mit der Frage, warum das Wesen der Februarrevolution so schwer zu erkennen ist und weshalb sie durchgängig falsch interpretiert wird.
Abschließend stellt er Stefan Bollingers Erzählung über das Revolutionsjahr vor und kommt zu einem wenig schmeichelhaften Urteil über den Autor und seine positiven Rezensenten.
Die anschließenden 'Novemberfragen' von H. Karuscheit befassen sich mit der Publizistik zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution. Ähnlich wie beim Umgang mit dem russischen Revolutionsjahr nahm man auf der Linken zum guten Teil nicht einmal den gegebenen Forschungsstand zur Kenntnis. Erst recht brachte man nicht die weitergehenden Themen aufs Tapet, wie z.B. die Frage, ob die Ereignisse 1918/19 eher als Revolution oder als Konterrevolution zu bewerten sind, oder, welche Fehler das Revolutionskonzept der revolutionären Linken aufwies.
Der letzte Teil befasst sich mit der Bewegung der Gelbwesten. Andreas Wehr weist daraufhin, dass die Proteste auch Ausdruck einer gesellschaftlichen Spaltung sind zwischen den sozial Ausgepowerten, die meist am Rande der großen Städte oder auf dem Lande leben, und einer großstädtischen Kulturlinken, die einem kosmopolitischen Lebensstil frönt und zu der in Deutschland auch die Mehrheit der Linkspartei-Anhänger gehört. Die anschließende Dokumentation enthält den Forderungskatalog der Gelbwesten, der in der deutschen Presse so gut wie keine Beachtung fand."
Artikel der Ausgabe sind:
"Alfred Schröder: Hundert Jahre russische Revolutionen (Teil 2)
I. Die Weigerung, sich mit der bürgerlichen Geschichtsschreibung auseinanderzusetzen
2. Drei Erkenntnisse, die dem kanonisierten Leninismus widersprechen
3. Eine andere Geschichte des Revolutionsjahres
4. Hundert Jahre später - Die deutsche Linke zur russischen Revolution (Stefan Bollinger)
4.1 Februarrevolution 1917
4.2 Revolution oder Palastrevolution?
4.3 Lenin 'auf die Füße gestellt'
4.4 Die Charakterisierung der russischen Revolutionen fällt schwer
4.5 Die Paradoxien der Februarrevolution
4.6 Das Wesen der Februarrevolution
4.7 Die Auseinandersetzung mit der bürgerlichen Wissenschaft
4.8 Eine 'bolschewistische Geheimformel'
4.9 Von Miljukow zu Kornilow
4.10 Der Oktoberumsturz und seine Bedeutung
Heiner Karuscheit: Novemberfragen. Publizistik zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution
Inhalt und Grenzen
- Die bürgerliche Publizistik: Käppner, Nies, Jones und Gerwart
- Publikationen der Linken: Bollinger, Gietinger. Brüning/Baumann
- Zeitschriften: Z, jw, Arbeiterpolitik und Arbeiterstimme, rotfuchs, MLPD
Andreas Wehr: Die Bewegung der Gelbwesten: was lehrt sie uns?
Dokumentation: Der Forderungskatalog der Gelbwesten (RT)
Geworben wird für die Schriften von Heiner Karuscheit: "Die verlorene Demokratie. Der Krieg und die Republik von Weimar" und für Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 39, Nr. 89, Gelsenkirchen, April 2019.
Oktober 2019:
Die Nr. 90 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Kontroversen um zwei Revolutionen".
In der Vorbemerkung wird u. a. ausgeführt: "Seit sich die AzD vermehrt den Revolutionen in Russland und Deutschland zu Beginn des vorigen Jahrhunderts zugewandt haben, ist das Interesse an unseren Publikationen merklich gestiegen. Umso auffälliger ist die Teilnahmslosigkeit, mit der die Linke die Erinnerung an die Jahrhundert-Tage verstreichen ließ, anstatt die Ergebnisse der neueren Revolutionsforschung zur Kenntnis zu nehmen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und einen neuen Zugang zum Werdegang der kommunistischen Bewegung zu finden. Als Vorbild auf der Flucht vor neuen Erkenntnissen agiert die Zeitschrift 'Z', die sich zwecks 'Erneuerung des Marxismus' alle Mühe gibt, kontroversen Fragen aus dem Weg zu gehen und unliebsame Meinungen zu boykottieren.
Dem entgegen führt die vorliegende AzD-Ausgabe die begonnene Auseinandersetzung um die Fragen der russischen und deutschen Revolution weiter. In Fortsetzung von AzD 88 und 89 setzt Alfred Schröder sich diesmal mit Thomas Kuczinskys Auffassungen vom russischen Oktober auseinander: 'Was bleibt von der Oktoberrevolution?' Indem er noch einmal auf die russische Dorfgemeinde eingeht, benennt er die zeitgebunden fehlerhaften Vorstellungen Marxens von dieser Institution und wendet sieh gegen den in der Linken verbreiteten 'Schriftglauben', der den historischen Materialismus zu einem ideologischen Konstruktionsmittel verkommen lässt. Das Geheimnis des Oktobers sieht er in der spezifischen Kombination von proletarisch-sozialistischer Revolution und einer antikapitalistischen, rückwärts gewandten Bauernrevolution. Dem folgt eine Diskussion mit der Redaktion der 'Arbeiterpolilik' sowie einem Leser aus Hamburg. Darin geht es um den Charakter der Novemberrevolution, die fehlerhafte Einschätzung der Klassenverhältnisse durch die revolutionäre Vorkriegslinke, die nicht geführte Auseinandersetzung mit den Positionen Bebels und Kautskys sowie das untaugliche Revolutionskonzept Luxemburgs". (AzD, Nr. 90, S. 3f.)
Artikel der Ausgabe sind:
"Vorbemerkung
Alfred Schröder: Hundert Jahre russische Revolutionen - Kritische Rückschau Teil 3
I. Marxismusverständnis der Linken
II. Thomas Kuczynski 'Was bleibt von der Oktoberrevolution?'
III. Die Dorfgemeinde in der russischen Geschichte und Revolution
IV. Der russische Oktober-Umsturz oder Revolution?
Novemberdebatte: Um einige Fragen der Novemberrevolution
I. Diskussion mit der Redaktion der 'Arbeiterpolitik'
II. Diskussion mit einem Leser aus Hamburg
III. Ergänzende Anmerkungen
Fritz Gött: Wer ruiniert hier wen? Anmerkungen zum amtlichen Bericht 'Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz' 2018
Dokumentation
Interview mit Wolfgang Streeck: Realistischer Antikapitalismus statt moralische Umerziehungsversuche".
Geworben wird für Alfred Schröder/Heiner Karuscheit: "Das Revolutionsjahr 1917. Bolschewiki, Bauern und die proletarische Revolution", für Heiner Karuscheit: "Die verlorene Demokratie. Der Krieg und die Republik von Weimar".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 39, Nr. 90, Gelsenkirchen, Oktober 2019.
März 2020:
Die Nr. 91 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Rosa Luxemburg".
In der Vorbemerkung wird u. a. ausgeführt: "Die vorliegende Ausgabe der 'Aufsätze zur Diskussion' wird ihrem Namen mit mehreren kontrovers diskutierten Artikeln endlich einmal gerecht. Dass das bislang viel zu selten der Fall war, liegt nicht an uns. Wer die Publikationen der Linken verfolgt, wird feststellen, dass ihre Debattenfreudigkeit im diametralen Gegensatz zu den grundlegenden Fragen steht, die der heutige Marxismus beantworten müsste, um auf die Höhen unserer Zeit zu gelangen - sei es zur aktuellen Gesellschaftspolitik, sei es zum historischen Scheitern der kommunistischen Bewegung. Man scheut vor klaren Positionen zurück wie der Teufel vor dem Weihwasser. Umso mehr wünschen wir uns, dass die 'AzD' ihrem Namen künftig öfter Ehre machen können
Mit dem Artikel zu Rosa Luxemburg setzt H. Karuscheit seine bisherigen Arbeiten zum Kaiserreich und zur Novemberrevolution fort. Luxemburgs Grundirrtum bestand ihm zufolge darin, dass sie auf die Entwicklung des Kapitals fixiert war und die Herrschaftsverhältnisse im Kaiserreich falsch einschätzte. Daraus resultierte eine fehlerhafte Stellung zur Novemberrevolution und ein untaugliches Revolutionsprogramm. F/HU, der die Positionen der Gruppe 'Arbeiterpolitik' bereits in den letzten 'AzD' verteidigt hat, hat hierzu eine Stellungnahme geschrieben, in der er einige Kritikpunkte an der KPD-Gründerin für richtig findet, aber ihr sozialistisches Revolutionskonzept rechtfertigt.
Bei der Gelegenheit eine Richtigstellung: der Artikel zur Novemberrevolution aus der Arbeiterpolitik 5/6-2018, mit dem Karuscheit sich in den 'AzD' 89 und 90 auseinandergesetzt hat, lautete mit richtigem Titel nicht: 'Proletarische Revolution - bürgerliche Konterrevolution', sondern: 'Eine Revolution der Arbeiterklasse, die in der bürgerlichen Konterrevolution endete'.
Zum Thema Oktoberrevolution hat Thomas Kuczynski uns eine Replik geschickt, in der er A. Schröders Kritik an ihm in den letzten 'AzD' zurückweist; sie wird hier zusammen mit einer Antwort Schröders abgedruckt.
In der Auseinandersetzung mit dem Buch 'Goodbye Kapital" wirft Peter Miso den Autoren vor, im Zusammenhang mit einer fehlerhaften Interpretation der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie für anarchistische Positionen offen zu sein sowie Menschheitsfragen anstelle der Klassenfrage voran zu stellen. In ihrer Antwort halten die Verfasser dem entgegen, dass ihr Kritiker mit fehlerhaften Unterstellungen und verkürzten Zitatnachweisen arbeitet und so ihr Thema 'Geld und Zukunft" entstellt.'
Den Abschluss dieser Ausgabe bildet der zweite Teil des Beitrags von F. Gött über mögliche Zusammenhänge von Krankheiten mit Gesellschaft, Technik und Umwelt, der in der letzten Nummer keinen Platz gefunden hat."
Artikel der Ausgabe sind:
Dezember 2020:
Die Nr. 92 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Zur Frage des Sozialismus in der DDR und in China".
In der Vorbemerkung wird u. a. ausgeführt: "In Fortsetzung unserer Beschäftigung mit der Geschichte der revolutionären Arbeiterbewegung und den Perspektiven des Marxismus befasst sich H. Karuscheit mit der DDR. Er ordnet den Übergang zum Sozialismus 1952 in die innersowjetischen Auseinandersetzungen ein, die in den Nachkriegsjahren über die richtige Revolutionsstrategie geführt worden. Der Artikel kommt zu dem Schluss, dass durch den Arbeiteraufstand in Ostberlin am 17.Juni 1953 der Machtkampf in Moskau entschieden und die Weichen für das weitere Schicksal des Sowjetstaats und der DDR gestellt wurden.
Außerdem hat Karuscheit zu dem Thema eine kritische Rezension der kürzlich erschienenen 'Kleinen Geschichte der SED' von Heinz Niemann geschrieben.
Eine erste Fassung des hier abgedruckten Artikels hat auch die Zeitschrift 'Rotfuchs' mit der Aufforderung zur Diskussion erhalten. (…)
Martin Schlegel diskutiert anhand des Buchs von Felix Wemheuer 'Chinas große Umwälzung' das Problem des Sozialismus in China. Es geht dabei um die Frage, ob sich die VRCh in der Reform-Ära zu einer kapitalistischen Gesellschaft entwickelt hat oder sich weiterhin in einer Übergangsphase zum Sozialismus befindet. Oder ist sie nach wie vor sozialistisch, eine Auffassung, die es auch in einem Teil der Linken gibt?
Fritz Gött setzt sich mit der Frage auseinander, in welchem Maße die Arbeiterschaft im Dritten Reich bis zum Schluss hinter dem NS-Regime stand oder nicht.
Zu einem Thema, das keinen Eingang in unsere Zeitschrift gefunden hat: Corona. Zur Einschätzung der von der WHO festgestellten Pandemie gibt es in unseren Reihen unterschiedliche Auffassungen, jedoch möchten wir einige Punkte benennen, die uns gemeinsam politisch wichtig erscheinen: Die Proteste gegen die Corona-Maßnahmen kommen vorwiegend aus der 'Mitte der Gesellschaft'. Es sind wesentlich bürgerliche Kräfte, die sich gegen die von der Regierung verfügten Einschränkungen von Grundrechten wenden, wie das schon bei den sog. 'Wutbürgern' von 'Stuttgart 21' der Fall war. Dazu gehört auch die Aushöhlung des Parlamentarismus durch die freiwillige Selbstentmachtung der Parlamente im Bund und den Ländern beim Erlass der Corona- Maßnahmen durch die Exekutive. Der Widerstand gegen die Regierungspolitik spiegelt u.E. eine langsame Abwendung von der gegenwärtigen 'Parteiendemokratie' wider - die Deutungshoheit der bürgerlichen Parteien bröckelt.
Gleichzeitig ist es so gut wie unmöglich, in der Öffentlichkeit eine ernsthafte Diskussion über die Corona-Gefahr und die Einschränkung demokratischer Grundrechte zu führen, weil sich die Medien als Echokammern der Regierungspolitik betätigen, abweichende Positionen als Verschwörungstheorien bezeichnen und die Proteste in eine "rechte" Ecke stellen.
Währenddessen agiert die Linke als Flügel der Merkel-Regierung, indem sie nicht einmal darüber reflektiert, was die Einschränkung demokratischer Rechte und die Demontage des Parlamentarismus bedeuten. In diesem Zusammenhang dokumentieren wir abschließend ein Interview mit Sahra Wagenknecht, in dem sie die Frage stellt, ob die Linkspartei inzwischen eine Akademikerpartei geworden ist, der die Genderfrage wichtiger ist als soziale Ungleichheit, Armutslöhne und niedrige Renten.
Zum Schluss machen wir darauf aufmerksam, dass an die Redaktion der AzD geschickte Texte, die keinen Platz in der Zeitschrift finden, von uns auf der Webseite der 'Kommunistischen Debatte' eingestellt werden können".
Artikel der Ausgabe sind:
Mai 2021:
Die Nr. 93 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Diskussion: Analyse des Scheiterns".
In der Vorbemerkung wird u. a. ausgeführt: "Als Reaktion auf die letzten AzD-Nummern haben uns eine Reihe von Zuschriften erreicht, die sich mit den historischen Niederlagen der Arbeiterbewegung beschäftigen und das Interesse der Leserschaft an diesem Thema widerspiegeln. Wir haben uns entschlossen, die vorliegende Ausgabe ausschließlich mit den eingegangenen Beiträgen herauszugeben, auch wenn das Heft dadurch dünner als gewöhnlich ist.
Sava Djahov befasst sich gänzlich unorthodox mit dem Zusammenhang von Sozialismus und Warenproduktion bzw. Kapital. Neben der VR China, die er als sozialistisch verteidigt, beleuchtet er im Zusammenhang mit Stalins Schrift "Ökonomische Probleme des Sozialismus" insbesondere die Produktionsverhältnisse der Nachkriegszeit in der Sowjetunion. Man kann seinen Begriff vom Kapital kritisieren, aber das ändert nichts an den Fakten über die sowjetische Wirtschaft, die er zusammengetragen hat und die sonst nirgends zu finden sind.
Sein Beitrag wirft ein bezeichnendes Licht auf eine Linke, die zwar uferlos über den Stalinismus räsonieren kann, aber bis heute nicht eine einzige substanzielle Untersuchung der Produktionsverhältnisse und Machtstrukturen in der Stalinzeit fertiggebracht hat, obwohl die sowjetischen Archive seit 30 Jahren geöffnet sind.
Da das Thema 'Warenproduktion und Sozialismus' von grundsätzlicher Bedeutung ist und die Frage nach dem sozialistischen oder kapitalistischen Charakter der VRCh nicht nur in der Linken, sondern auch in unseren Reihen kontrovers debattiert wird, haben wir vor, die Fragestellung in der kommenden Zeit zu vertiefen.
In weiteren Diskussionsbeiträgen setzt Manfred Englisch sich mit den Niederlagen der revolutionären Arbeiterbewegung sowie mit der DDR-Kritik in den letzten AzD auseinander, und Karl-Heinz Goll nimmt zur Einschätzung der Novemberrevolution Stellung"
Artikel der Ausgabe sind:
- "Vorbemerkung"
- "Diskussion"
- "Sava Djahov: Sozialismus und Kapital"
- "Manfred Englisch: Zur DDR-Kritik in den AzD 92"
- "Manfred Englisch: Analyse der Niederlagen"
- "Karl-Heinz Goll: Zu den 'Novemberfragen' von Heiner Karuscheit"
- "Leserbriefe"
- "Dokumentation: Die Linke nach ihrem Bundesparteitag (Andreas Wehr)"
- "Inhalt und Schluss des Buchs "Sozialismus ohne Basis" (H.Karuscheit)"
Geworben wird für Heiner Karuscheit: "Sozialismus ohne Basis. Arbeiterschaft und Sozialismus in der DDR".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 41, Nr. 93, Gelsenkirchen, Mai 2021.
März 2022:
Die Nr. 94 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Imperiale US-Politik / Waren und Planwirtschaft".
In der Vorbemerkung "Ukraine und Corona" wird u. a. ausgeführt: "Die Vorbemerkung der Redaktion ist diesmal länger als üblich, weil wir aus aktuellen Gründen darin sowohl zur Ukraine-Krise als auch zur Corona-Politik Stellung beziehen.
Die Krise um die Ukraine hat fast vergessen lassen, dass die Bundeswehr erst im August letzten Jahres im Schlepptau der US-Truppen fluchtartig Afghanistan verlassen hat, wo sie fast 20 Jahre lang Krieg an der Seite der NATO-Vormacht geführt hatte. Aus diesem Anlass drucken die 'AzD' einen Artikel von Rainer Werning über die imperialen Bestrebungen der USA ab, der zuerst im Internet auf den NachDenkSeiten erschienen ist: 'Wenn der US-Adler seine Krallen auf ein anderes Land setzt. Der Autor gibt in dem Beitrag einen kenntnisreichen Überblick über die Geschichte der US-imperialistischen Politik seit Ende des 19. Jahrhunderts.
Im Oktober 2021 veröffentlicht, konnten darin die auf Afghanistan folgenden Aktivitäten der Vereinigten Staaten in der Ukraine-Krise noch nicht beleuchtet werden. Um sich auf die Auseinandersetzung mit China zu konzentrieren, hatte Trump in seiner Präsidentschaft versucht, das Verhältnis zu Russland zu verbessern, bis hin zur Infragestellung der NATO. Im Gleichtakt mit den US-Demokraten veranstalteten daraufhin sämtliche Anhänger der atlantischen Orientierung in Deutschland, sekundiert mit Ignoranz und Ideologie von der Linken, eine vierjährige Kampagne gegen Trump als Populisten und Feind der Demokratie.
Anders als Trump hat die Biden-Administration wieder angefangen, Russland als Feindbild aufzubauen und zu diesem Zweck den Konflikt um die Ukraine angeheizt, anstatt den legitimen Wunsch Moskaus nach Sicherheitsgarantien gegenüber der Einkreisung durch das westliche Militärbündnis zu respektieren.
Biden hat mehrfach versichert, dass die USA wegen der Ukraine keinen Krieg mit Russland führen würden, was glaubhaft ist, weil das eigentliche Ziel darin besteht, Deutschland und die Europäische Union von einer politischen und wirtschaftlichen Annäherung an Russland abzuhalten.
Die Politik, Russland und die Europäer zu entzweien, ist nicht zuletzt der Dollarpolitik und den Interessen der Wall Street geschuldet, mit der Biden und die Demokratische Partei eng verbunden sind. Da die US-Ökonomie seit langem gegenüber der Konkurrenz zurückgeblieben ist, müssen die USA unbedingt den Dollar als Weltreservewährung erhalten, denn nur so lassen sich die rasant wachsenden Staatsschulden und insbesondere die Rüstungsausgaben finanzieren, die zur militärischen Sicherung der Vormachtstellung erforderlich sind. Nachdem Russland die Weltmarktabhängigkeit vom US-Dollar seit Jahren zurückgefahren hat und andere Staaten dasselbe Zielverfolgen, ist Washington umso mehr darauf angewiesen, Europa an seiner Seite zu halten, um die Dollarhegemonie zu verteidigen. Es fragt sich nur, wie lange der weltgrößte Schuldnerstaat in der Lage ist, die Überdehnung seiner Kräfte durchzuhalten.
Auf der anderen Seite ist Russland mittlerweile in die Ukraine einmarschiert und hat Putin die Eigenstaatlichkeit der Ukraine in Frage gestellt, die er als ein Kunstprodukt Lenins bezeichnet.
In der Tat haben die Bolschewiki im Oktober 1917 nicht nur die soziale Revolution des Proletariats zum Sieg geführt, sondern haben sich auch an die Lösung der nationalen Frage im Interesse der vom Zarismus unterdrückten Völkerschaften gemacht. Die Sowjetverfassung von 1924 erkannte außer Russland selber sieben weiteren Unionsrepubliken von der Ukraine bis zu Armenien eine eigene Staatlichkeit und Souveränitätsrechte, einschließlich des Rechts auf Sezession zu.
Das 1991 neu entstandene Russland hat nicht nur sozial den Übergang zu einem ungezügelten Kapitalismus vollzogen - es geht auch in der nationalen Frage hinter die Oktoberrevolution zurück und vertritt den von den Bolschewiki bekämpften großrussischen Nationalismus und Chauvinismus.
Wie muss sich die Linke unter diesen Umständen zu dem Krieg stellen? Die auf den Friedensdemonstrationen vorherrschende Forderung nach 'Solidarität mit der Ukraine' negiert, dass die Ukraine sich aktiv an der US-amerikanischen Einkreisungspolitik beteiligt und so dazu beigetragen hat, Russland in den Krieg zu treiben. 'Solidarität mit der Ukraine'- das ist die "Friedensparole" der Nato.
Vor allem aber war und ist die gegen Russland wie gegen Europa gerichtete US- Politik nur möglich, weil und so lange das Nato-Mitglied Deutschland mitmacht. Seit der Blockbildung Ende der 40er/Anfang der 50eJahre des vergangenen Jahrhunderts ist (West-) Deutschland der maßgebliche Stützpfeiler der US-Dominanz über den alten Kontinent. Der erste Staatenkrieg in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg war der völkerrechtswidrige Kosovo-Krieg der Nato gegen Serbien 1999, den Deutschland unter dem grünen Außenminister Fischer mitgeführt hat.
Deshalb kann der Kampf um den Frieden nur dann glaubwürdig geführt werden, wenn statt der Parole "Solidarität mit der Ukraine" und noch vor der Forderung "Russland raus aus der Ukraine" die Forderung "Deutschlandraus aus der Nato" ins Zentrum gestellt wird.
In der Vorbemerkung zur AzD 92 wurden die damaligen Corona-Proteste in einen Zusammenhang mit der Erosion der ideologischen Hegemonie der bürgerlichen Parteien über die Mehrheit der Gesellschaft gestellt. Die Corona-Politik der staatstragenden Parteien einschließlich der Links-Partei führte mit dem Infektionsschutzgesetz zu einem Abbau von bürgerlichen Grundrechten. Zu nennen sind dabei vor allem das Versammlungs- und Demonstrationsrecht. Zur Meinungsfreiheit ist zu sagen, dass Partei- übergreifend vor allem eine Verengung der gesellschaftlichen Diskussion auf eine staatlich opportune Hoheitsmeinung hergestellt wurde, indem nur die Wissenschaftler(innen) eine breitere Öffentlichkeit erhalten, die mit dem Regierungskurs konform sind. Die Aussagen kritischer Wissenschaftler und Untersuchungen befinden sich demgegenüber in einer Nischenposition, eine Auseinandersetzung mit ihnen findet öffentlich so gut wie nicht statt. Dieser Meinungshoheit folgen auch die Mainstreammedien, die offiziöse Deutung der Coronaereignisse wird nach, auch in anderen Zusammenhängen bekanntem Muster, als alternativlos dargestellt. Demonstrationen werden in den meisten Medien außerdem durch die pauschale Verurteilung der Demonstranten als Anhänger von Verschwörungstheorien und Rechten ideologisch bekämpft, obwohl bekannt ist, dass die Demonstranten aus dem gesamten bürgerlichen Spektrum stammen.
Unter Bezug auf die Pandemie wurde eine Art Notstandsregierung aus Bundesministerien und den Ministerpräsidenten der Länder eingesetzt. Staatliche Behörden wie das RKI und das PEI erhielten quasi Exekutivfunktionen. Leidtragende der verordneten Einschränkungen sind zum Beispiel mittelständische Handelsunternehmen, während der für seine Niedriglöhne bekannte Onlinehandel profitiert. Der Hauptgewinner ist die Pharmaindustrie, für die sich die Bundesregierung auch gegen Forderungen nach weltweiter Freigabe des Patentrechts der Coronaimpfstoffe einsetzte. Zudem wird die Durchsetzung einer Coronaimpfpflicht trotz Untersuchungen über zahlreiche Impfdurchbrüche bei zwei- und dreifach Geimpften weiterverfolgt, obwohl sich inzwischen immer deutlicher die Frage nach der Wirksamkeit der bisher angewandten Impfstoffe und der Impfstoffstrategie stellt. Im europäischen Ausland wird teilweise deutlich anders gehandelt, ebenfalls beraten von Wissenschaftlern.
Eine weitere Begleiterscheinung der Coronamaßnahmen sind die immer wieder aufkommenden Diskussionen über Lockerungen im Datenschutz - insbesondere auch Auskunftspflichten von Arbeitnehmern gegenüber dem Arbeitgeber - und aktuell die Diskussion über eine Einführung eines zentralen Impfregisters. Besonders betroffen von den Corona-Einschränkungen war die werktätige Bevölkerung durch Kurzarbeit, aber auch durch Schließungen von Kitas und Schulen. Die unvorhersehbaren zeitweiligen und teils länger andauernden Schließungen von Kitas und Schulen führten in den Familien zu einem erhöhten Betreuungsaufwand für Kinder. Wie eine neue WSI-Studie zeigt, ging das zulasten der Mütter, die ihre Erwerbstätigkeit reduzierten oder ganz aufgaben. Auch haben die Kontaktbeschränkungen bei Kindern, Jugendlichen. Altersheimbewohnern, Krankenhauspatienten und vielen anderen psychische Belastungen hervorgerufen. Aufgrund steigender Inflation fand im Jahr 2021 ein Reallohnabbau statt, die Inflation wurde unter anderem durch die stark steigende, mit der Pandemie begründeten Staatsverschuldung angeheizt.
Abschließend kommen wir zu einem besonderen politischen Thema. Die Linke, von der sogenannten Antifa über DKP, MLPD, Rotfuchs bis hin zur Mehrheit in der Linkspartei, hat die Regierungspolitik nicht nur mitgetragen, sondern sogar wiederholt weitergehende Einschränkungen der Bürgerrechte gefordert. Die Linke positioniert sich in weiten Teilen gegen die Protestbewegung zur Aufhebung der Coronamaßnahmen. Diese ist gegenwärtig noch überwiegend bürgerlich-demokratisch, ihre Forderungen gegen freiheitseinschränkende Maßnahmen sind fortschrittlich. Da die AfD als einzige parlamentarische Partei die Corona- Protestbewegung unterstützt, ebnet eine Linke, die nicht zu einer Mitwirkung an den Protesten bereit ist, der AfD den Weg zu größerem politischem Einfluss.
In seinem Kommentar zur Corona-Politik attackiert Alfred Schröder insbesondere die Linke, die sich als Antreiberin der Demokratie- und massenfeindlichen Politik von Regierung und Medien und offensive Gegnerin der Protestbewegung betätigt hat. In Fortsetzung der Debatte zum gescheiterten Sozialismus hat H. Karuscheit eine Antwort auf Djahovs Beitrag in den AzD 93 zur Warenproduktion im Sozialismus verfasst. Als Ergänzung drucken wir das Referat ab, das er Anfang Februar d.J. auf einer Veranstaltung des Marx-Engels-Zentrums in Berlin zu diesem Thema gehalten hat".
Artikel der Ausgabe sind:
Vorbemerkung: Ukraine und Corona
Rainer Werning: "… wenn der US-Adler seine Krallen auf ein anderes Land setzt"
Über die imperialen Bestrebungen der USA
1. Vorbemerkung
2. Expansion und koloniale Begehrlichkeiten in Südostasien
3. Übergang von der hemisphärischen Hegemonie zum globalen Imperialismus
4. "Neue Weltordnung" als Präludium
5. Erstes Kriegsziei nach 9/11: Afghanistan
6. Deutschlands Kriegsteilnahme
7. Schluss: "Vestigia terrent" oder: Was nun?
Heiner Karuscheit: Über Marxismus, die Ökonomie der Zeit und Warenproduktion im Sozialismus
1. Der Begriff vom Kapital
2. Die Planwirtschaft der DDR
3. Ökonomiedebatten
4. Für eine freie Assoziation der Produzenten
Heiner Karuscheit: Das Ende des DDR-Sozialismus
Alfred Schröder: Corona-Politik und die Schande der Linken
Fritz Gött: Interessante wissenschaftliche Neuerscheinungen
Geworben wird für Heiner Karuscheit: "Sozialismus ohne Basis. Arbeiterschaft und Sozialismus in der DDR".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 42, Nr. 94, Gelsenkirchen, März 2022.
Oktober 2022:
Die Nr. 95 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Das Imperialismusproblem I".
In der Vorbemerkung wird ausgeführt: "Der am 24. Februar d. J. mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine begonnene Krieg hat alle politischen Kräfte gezwungen, Standpunkt zu beziehen, auch wenn die Suche danach in der DKP immer noch andauert.
Nach Auffassung der AzD-Redaktion handelt es sich auf beiden Seiten um einen reaktionären Krieg, den Russland als Eroberungskrieg unter Berufung auf die Grenzen des großrussischen Zarenreichs führt, die Eigenstaatlichkeit der Ukraine infrage stellt und die Nationalitätenpolitik der Bolschewiki zurückweist. Umgekehrt dirigieren die USA den Krieg der Ukraine mithilfe der NATO mit dem Ziel, Russland zu schwächen und eine weitere Annäherung zwischen der EU und Russland zu unterbinden, um ihre Vorherrschaft über Europa zu festigen. Das heißt, es gibt in diesem Krieg keine fortschrittliche Seite, sondern man muss - wie Liebknecht und Lenin im 1. Weltkrieg - für die Niederlage beider Seiten und den Sturz der jeweiligen Regierungen eintreten.
Von A. Schröder und H. Karuscheit sind hierzu auf der Webseite der 'Kommunistischen Debatte' mehrere Beiträge erschienen, von denen die meisten hier abgedruckt sind. (…)
Als Programm für alle demokratischen und fortschrittlichen Kräfte plädieren die Autoren für einen klaren Forderungskatalog:
'Austritt aus der NATO - NATO raus Deutschland! Ende aller Wirtschaftssanktionen gegen Russland und sofortige Öffnung von Nordstream 2! Keine Waffenlieferungen an die Kriegsparteien!'
Außerdem unterstützen sie die Forderung nach dem 'Selbstbestimmungsrecht der Völker und Nationen', die sich gegen Russland ebenso wie gegen die Ukraine richtet.
Als Reaktion auf den Krieg hat die Berliner Regierung ein 100-Mrd- Aufrüstungsprogramm beschlossen, das die Linke umgehend als Kriegsvorbereitung und Rückkehr zu einem aggressiven Imperialismus wertete. Demgegenüber vertritt Karuscheit in seinen Beiträgen zur deutschen Bourgeoisie, dass die Leninsche Imperialismustheorie nicht geeignet ist, um die bürgerliche Außen- und Militärpolitik zu begreifen. Seines Erachtens hat der Ukraine-Krieg dem bisherigen Konzept zur Vorherrschaft über die EU bei einer gleichzeitigen 'Sicherheitspartnerschaft' mit Russland den Boden unter den Füßen entzogen und haben die USA es geschafft, die deutschen Selbständigkeitsbestrebungen zu durchkreuzen, ohne dass die Bourgeoisie bisher ein neues Konzept für die Sicherheitspolitik gefunden hat.
Außerdem stellt er die Frage, wieso die Linke zwar lautstark auf ideologischer Ebene die Aggressivität des deutschen Imperialismus angreift, aber keine konkrete Antwort darauf diskutiert, wie sie etwa die frühere Arbeiterbewegung gegeben hat: allgemeine Wehrpflicht und Übergang zu einem Milizsystem anstelle einer Berufsarmee aus bezahlten Söldnern!
Gleich nach ihrem Erscheinen im Internet haben die hier abgedruckten Artikel eine Reihe von Kritiken ausgelöst, deren gemeinsamer Tenor das Beharren auf der Leninschen Imperialismustheorie ist; sie sind in der Rubrik "Diskussion" nachzulesen. Wie einer der Kritiker, Albert F.Reiterer, sind auch wir der Auffassung, dass die Auseinandersetzung über diese Theorie uns in entscheidenden Punkten weiterbringen kann. Wir würden es daher begrüßen, wenn weitere Diskussionsbeiträge eingehen würden. (…)
Zum Abschluss stellt Martin Schlegel das Buch von Jannis Milios über die 'Entstehung des Kapitalismus als Gesellschaftssystem' vor: 'Eine zufällige Begegnung in Venedig'.
Der griechische Ökonom behandelt mit großer Sachkenntnis die zum Teil widersprüchlichen Aussagen von Marx zur Entstehung des Kapitalismus und zur Rolle des Geldkapitals. Für die Entwicklung einer kapitalistischen Gesellschaft spielt das historisch gleichzeitige Zusammentreffen von Geldbesitz und Lohnarbeit eine wichtige Rolle. Am Beispiel des spätmittelalterlichen Venedig belegt Milios seine theoretischen Aussagen. An diesem Beispiel wird auch deutlich, dass der Weg Englands nicht der einzig mögliche hin zu einer kapitalistischen Gesellschaft ist. Das Buch ist eine fundierte Darstellung von grundsätzlichen Themen des Marxismus und stellt historisch auch manche tradierten Denkgewohnheiten in Frage."
Inhalt:
-Vorbemerkung
- Alfred Schröder: Der Ukraine Krieg: Das Selbstbestimmungsrecht der Nationen und seine Kritiker
- Heiner Karuscheit: Der Ukraine-Krieg und die Frage des russischen Imperialismus
- Heiner Karuscheit: Der Ukraine-Krieg und die Militärpolitik der deutschen Bourgeoisie
- Heiner Karuscheit: Der Ukraine-Krieg und die Frage des deutschen Imperialismus
Diskussion
- Manfred Englisch: Neue Etappe der Hegemonialpolitik des deutschen Kapitals zur Verwandlung Europas in seine Homebase
- Karl-Heinz Goll: Zu H. Karuscheit: "Der Ukraine-Krieg und die Frage des deutschen Imperialismus"… und der verfehlte "Abschied" von der Imperialismustheorie
- Albert F. Reiterer: Der Imperialismus und der Ukraine-Krieg. Eine Fundamental-Kritik zweier wesentlicher Grundlagen
Rezension
- Martin Schlegel: Buchtipp Jannis Milios: "Eine zufällige Begegnung in Venedig - Die Entstehung des Kapitalismus als Gesellschaftssystem"
Geworben wird für die "AzD" und Heiner Karuscheit: "Sozialismus ohne Basis. Arbeiterschaft und Sozialismus in der DDR".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 42, Nr. 95, Gelsenkirchen, Oktober 2022.
Mai 2023:
Die Nr. 96 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "Das Imperialismusproblem II".
In der Vorbemerkung wird ausgeführt: "Der Ukraine-Krieg hat alle politischen Kräfte auf den Prüfstand gestellt. Für die deutsche Bourgeoisie bedeutete er den kompletten-Zusammenbruch ihrer außen- und militärpolitischen Strategie, die im Zeichen der 'gemeinsamen Sicherheit mit Russland' darauf zielte, sich im Zeichen der Entspannung langsam aus der nukleargestützten US-Hegemonie herauszuschleichen (siehe den Artikel über die 'traurige Gestalt' der deutschen Bourgeoisie in dieser Ausgabe). Erneut eingebunden in die Nato-Gefolgschaft der USA und zur Aufrüstung genötigt, gleichzeitig herausgefordert durch Frankreichs Forderung nach 'strategischer Autonomie' Europas, gespalten zwischen Atlantikern und Nicht-Atlantikern, irrt diese Bourgeoisie seitdem auf der Suche nach einem neuen sicherheitspolitischen Konzept ziellos umher - ein Bild des Jammers.
Wie hat demgegenüber die Linke die Probe des Kriegs bestanden, insbesondere ihr kommunistischer Flügel? Während die einen das Verhältnis zur Nato neubestimmen wollen, beschwören andere Wiedererstarken des deutschen Imperialismus herauf und rühmen wieder andere den mit großrussisch-imperialen Zielen geführten Krieg Putins als Einsatz für eine multipolare Weltordnung. Für die Niederlage beider Seiten in diesem allseits reaktionären Krieg einzutreten, wie Lenin das im I. Weltkrieg tat, taucht bestenfalls als Randerscheinung auf. Die Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts der Völker und Nationen als Kernpunkt für einen Frieden zwischen beiden Seiten wird durchgängig umschifft, und statt den Austritt Deutschlands aus der Nato ins Zentrum zu rücken, gibt man sich mit Parolen des Pazifismus zufrieden. Mit anderen Worten: Die Linke hat es geschafft. den erbärmlichen Auftritt der in sich zerstrittenen deutschen Bourgeoisie noch zu übertreffen.
Und die AzD? Im Gegensatz zur Orientierungslosigkeit dieser Linken, die immer weiter nach rechts abdriftet - gerade auch der kommunistische Flügel - haben unsere Autoren zur Einschätzung des Kriegs von Beginn an eine Position des revolutionären Defätismus bezogen, deren Richtigkeit sich seither bewiesen hat. In den Artikeln dieser Ausgabe kann unsere Leserschaft sich davon ein eigenes Bild machen.
In dem Beitrag 'Ein falsch verstandener Lenin' kritisiert A. Schröder die Unsinnigkeit, den Ukraine-Krieg anhand eines von Lenin aufgestellten Kriterienkatalogs des Imperialismus zu beurteilen, und befasst sich sodann näher mit der Imperialismustheorie. Ausgehend von Karl Kautsky und Rudolf Hilferding untersucht er die Imperialismusdebatte, die vor und während des I. Weltkriegs von den Marxisten geführt wurde. Er kommt zu der Schlussfolgerung, dass die damals entstandene Imperialismustheorie - einschließlich der von Lenin vertretenen Variante - auf eine falsche ökonomische Theorie der II. Internationale zurückzuführen ist, 'aus der sich sehr unterschiedliche politische Schlussfolgerungen - reformistisch wie revolutionär - ziehen lassen'.
Abschließend geht Rainer Werning in dem Artikel über die Einkreisung Chinas auf die aktuelle Hauptstoßrichtung der imperialistischen Politik Washingtons ein, die der deutschen Bourgeoisie über den Ukraine-Krieg hinaus bereits heute heftige Kopfschmerzen bereitet."
Inhalt:
- Vorbemerkung
Alfred Schröder
-Ein falsch verstandener Lenin. Ukrainekrieg und Imperialismustheorie
- Eine verfehlte Debatte, oder: Lenin aus dem Werkzeugkasten
- Imperialismus-Kritik nach dem Steinbruchverfahren. Die Fortsetzung einer verfehlten Debatte
Heiner Karuscheit
- Der Ukrainekrieg, die russische Kompradorenbourgeoisie und ein neuer deutscher Ostlandritt - über eine originelle Theoriebildung
- Die deutsche Bourgeoisie - eine Klasse von trauriger Gestalt
Rainer Werning
- Einkreisung Chinas - US-Militärs in Manövermanie
Geworben wird für die "AzD" und Heiner Karuscheit: "Sozialismus ohne Basis. Arbeiterschaft und Sozialismus in der DDR".
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 43, Nr. 96, Gelsenkirchen, Mai 2023.
November 2023:
Die Nr. 97 der "AzD" erscheint mit dem Schwerpunkt "NS-Vorgeschichte / Israel und der Zionismus".
In der Vorbemerkung wird ausgeführt:
"Seit dem Gaza-Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Hamas ist "der Faschismus" in der Linken wieder allgegenwärtig - sei es, dass die Hamas als "faschistisch" eingestuft wird, sei es, dass Hand in Hand mit der gesamten politischen Klasse ein besonderer deutscher "Antisemitismus" beschworen wird.
1. Geprägt ist das Faschismusdenken der Linken immer noch durch die 1935 von der Komintern festgelegte Definition, dass der Faschismus "die offene, terroristische Diktatur der reaktionärsten, chauvinistischsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals" ist - oder kürzer: "Der Faschismus ist die Macht des Finanzkapitals selbst."
Diese Festlegung leitete ein gesellschaftliches Phänomen wie den Nationalsozialismus direkt aus der Ökonomie ab, ohne sich mit der Struktur von Gesellschaft und Staat abzugeben. Statt ihn zur Analyse von Klassen und ihren Kämpfen einzusetzen, wurde und wird der Marxismus damit zu einer nur-ökonomischen Theorie degradiert. (Der von der Komintern verwendete Begriff des "Finanzkapitals", den Lenin im Rahmen seiner Imperialismustheorie von Hilferding übernommen hatte, ist auch ökonomisch fehlerhaft. Er widerspricht der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie und resultiert aus einer irrigen Interpretation damaliger wirtschaftlicher Erscheinungen speziell in Deutschland - siehe hierzu die AzD 39/1987: "Kapital und Monopol")
Anders als in der Komintern-Definition werden in dem Artikel über die "Vorgeschichte des NS", der sich auf umgearbeitete Auszüge aus einem 2024 erscheinenden Buch von H. Karuscheit über den Nationalsozialismus stützt, die historisch spezifischen Bedingungen entwickelt, unter denen der Nationalsozialismus in der Republik von Weimar an die Macht gelangte. Das war im Kern das zweifache Scheitern der bürgerlichen Revolution in Deutschland, denn nicht nur 1848/49 schlug die anstehende bürgerliche Revolution fehl, sondern auch 1918/19-diesmal durch eine von der SPD-Spitze im Bündnis mit der preußisch-deutschen Militärführung organisierte Konterrevolution.
Erst auf Basis dieses erneuten Scheiterns der bürgerlichen Revolution lassen sich Aufstieg und Herrschaft des Nationalsozialismus erklären, der sich als Gegenentwurf zu den "Ideen von 1789" verstand und die Errungenschaften der Moderne in Gesellschaft und Politik, Kultur und Humanität bis aufs Messer bekämpfte.
2. Die damit aufgeworfenen Fragestellungen haben aufgrund des Kriegs zwischen Israel und der palästinensischen Hamas ungeahnte Aktualität gewonnen. Damit beschäftigt sich der zweite Teil dieser Nummer.
Eingeleitet von Alfred Schröder, werden darin Texte dokumentiert, die sich mit der Frage des Zionismus, des Antisemitismus und des Existenzrechts Israels beschäftigen, so auch die Charta der Hamas von 2017 ("Grundsätze und Ziele").
Mit einer Stellungnahme der MLPD, die sowohl die Hamas als auch den Iran für "faschistisch" erklärt, setzt sich Karl-Heinz Goll auseinander, und Manfred Englisch tut dasselbe mit dem "Arbeiterbund", der für die Existenz Israels eintritt, "bis dem deutschen Imperialismus die Zähne ausgeschlagen sind".
3. Im abschließenden Teil dieser Ausgabe drucken wir auszugsweise eine kontroverse Diskussion über die heutige Aufgabe von Kommunisten ab, die im AzD-Leserkreis aus Anlass der Stellung zum Ukraine-Krieg geführt worden ist.
Inhalt:
Vorbemerkung
Heiner Karuscheit: Vorgeschichte des Nationalsozialismus. Das Scheitern der bürgerlichen Revolution in Deutschland
1. Die Folgen der Niederlage von 1848/49
2. Eine SPD-geführte Konterrevolution: die Niederlage von 1918/19
3. Die Voraussetzung des NS-Aufstiegs: eine Republik ohne Basis
Dokumentation zum Gaza-Krieg
- Von Gespenstern und gescheiterten Theorien. Über Antisemitismus und Zionismus (Alfred Schröder)
- "Die zionistische Idee" als "koloniale" Idee: Herzl und Rhodes (Domenico Losurdo)
- Die Hamas-Charta von 2017
- Die MLPD zum Gaza-Krieg / Kritik von Karl-Heinz Goll
- Der "Arbeiterbund" zum Gaza-Krieg / Kritik von Manfred Englisch
Diskussion
- Der Ukraine-Krieg und die Aufgaben der Kommunisten"
Quelle: Aufsätze zur Diskussion, Jg. 43, Nr. 97, Gelsenkirchen, November 2023.
Letzte Änderungen: 21.11.2023