SDS-Korrespondenz, Jg. 2, Nr. 5, Jan. 1967

Januar 1967:
Die 'SDS-Korrespondenz' Nr. 5 (vgl. Nov. 1966, Mai 1967) erscheint unter dem Titel "Lokaler Notstandskampf sozialistischer Schüler und andere Diskussionen aus dem SDS" mit dem Inhalt:
- "Einleitung" von Reimut Reiche und Peter Gäng zum Rücktritt der Schulungsreferenten Frank Deppe und Kurt Steinhaus und den Ereignissen in Berlin. Weiter heißt es auch: "Gedanken aus dem Bundesvorstand des SDS über die Gründung einer sozialistischen Schülerorganisation sind bedauerlicherweise über uns bislang noch verborgene Kanäle an die Öffentlichkeit gelangt";
- "I. Schulungsprogramm";
- - "1. Rücktritt der Schulungsreferenten" (vgl. 29.12.1966);
- "II. Notstand";
- - "1. Der SDS und die Notstandsopposition nach dem Kongreß vom 30. Oktober" von der Gruppe Bonn";
- - "2. Vorschläge für die lokale Notstandsarbeit" von Frank Wolff, Franfurt;
- - "3. Bericht der Gruppe Heidelberg" (vgl. Mai 1966);
- "III. Gründung einer sozialistischen Schülerorganisation";
- - "1. Hanspeter Bernhardt (Bundespräsident-Theodor-Heuss Schule in Homberg (Kassel) - Beitrag zur Gründung einer sozialistischen Schülerorganisation", worin es auch heißt: "Tröstlich zu wissen, daß es an den einzelnen Schulen immerhin noch etwa ein Dutzend Schüler gibt, denen das Unbehagen so tief in den Knochen steckt, daß es ihnen auch nicht mit der SMV ausgetrieben werden konnte. Es dürfte wohl deshalb gar nicht schwerfallen, diese Handvoll Schüler pro Schule für den geplanten SDS zu interessieren. Mit ihrer Hilfe müßte es möglich sein, den Sozialistischen Oberschülerbund zu gründen, die einzelnen SDS-Gruppen an den Schulen einzurichten und die Aktionen zu organisieren. Die Notwendigkeit dieser SDS-Gründung ergibt sich vor allem aus der unverändert abhängigen Stellung des Schülers innerhalb der Schule und der bewußten Tendenz und den bewußten Unterlassungen der Ausbildung. Es gilt, daß jene Gruppe kritischer Schüler, die sich noch nicht hat integrieren lassen, gemeinsam als lokale SDS-Ausschüsse auf die fehlende Demokratisierung der Schule, die unerträgliche Bevormundung durch die Lehrer, die autoritär orientierte Machtdifferenz Lehrer-Schüler und den Mangel der Ausbildung aufmerksam machen muß. Sie muß all den Mitschülern (potentiellen SDS-Mitgliedern) die wirklichen Zustände bewußt machen, die jene vor lauter Mitverantwortung gar nicht sehen. Vor allem aber muß die autoritäre Stellung des Lehrers verunsichert werden, damit denen endlich klar wird, daß die Scheiße nicht mehr so weiterlaufen soll, wie sie sich das alleine ausdenken. Als Anknüpfungspunkt für das Interesse der Schüler empfiehlt es sich nicht, den SDS als mini-sds (sprich: Nachwuchsorganisation) oder als Lesezirkel für Marx einzurichten. Damit kann man vorläufig keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken. Vielmehr muß man das Unbehagen der Schüler in der Gesellschaft, d.h. in der Schule, und den von den Schülern selbst empfundenen Mangel der Ausbildung in der Schule ausnutzen. Man kann damit beginnen, ein Selbsthilfe-Programm aufzustellen; offensichtliche Unterschlagungen im Biologie-, Sozialkunde- und Geschichtsunterricht müssen aufgedeckt werden. Folgende Vorschläge, die sich mit dem tabuierten Sexualunterricht auseinandersetzen, können gleichzeitig Motiv zum Eintritt in den SDS sein:
1. Sexuelle Aufklärung
2. Information über Verhütungsmittel
3. Diskussion zur Abtreibung
4. Ärzte und Apotheken vermitteln, die Anti-Babypillen verschreiben oder verkaufen.
Im Blick auf den Geschichts- und Sozialkundeunterricht empfiehlt es sich, Themen vorzuschlagen, von denen man noch dazu in der Schule profitieren kann. Vorerst kann man sich darauf beschränken, unterbelichtete oder falsch dargestellte Geschichtsepochen zu untersuchen:
1. Widerstand im Dritten Reich …
2. Ursachen eines Krieges …
3. Geschichtsbüchervergleich DDR und BRD.
Weiterhin bieten sich Aktionen gegen die Unterrichtsformen, speziell der Fächer Religion und Turnen an … Ein weiteres Aufgabengebiet fiele dem SDO zu, wenn es ihm gelänge, die Nazi-Vergangenheit verschiedener Lehrer aufzuspüren. Auf Plakaten und Flugblättern müssen die Ergebnisse bekannt gemacht und die Entlassung dieser Lehrer gefordert werden.";
- - "2. Erich Eisner (SDS München) - Zur Frage der Gründung einer Schülerorganisation". Danach hat der BV auf einer seiner letzten Sitzungen beschlossen, "eine ausführliche Diskussion im Verband mit den bereits bestehenden fortschrittlichen Schülerarbeitskreisen herbeizuführen und möglichst noch in diesem Jahr eine Gründung zu versuchen".;
- - "3. Robert Kurz (SDS Nürnberg-Erlangen) - Antwort auf die Stellungnahme Eisners", der die Gründung für verfrüht hält;
- - "4. Klaus Gilgemann (SDS Berlin) - Schüler in Metropolen";
- - "5. Eine erste Antwort aus der Schule" über ein Schülerkabarett zu Themen wie Notstand und Vietnam;
- - "6. Aus dem Rundschreiben des BV", worin es auch heißt: "Es ist selbstverständlich, daß die Gründung einer solchen Organisation in unserem Interesse liegt, nicht als Konkurrenzorganisation zu den Jungsozialisten (Jusos der SPD, d.Vf.) etc. und nicht als Rekrutierungsfeld für den SDS, sondern als eigenständige politische Kraft mit ganz spezifischen Zielsetzungen.

Damit sich eine derartige Organisation bilden kann, müssen natürlich ganz bestimmte Randbedingungen erfüllt sein. In der BRD gibt es z.B. über 2 000 Oberschulen. Wenn es gelingt, von etwa 30 Oberschulen und ca. 400 Schülern ausgehend die Gründung eines SDSch politisch und organisatorisch vorzubereiten, würde das nach unserer Einschätzung für eine Konstituierung ausreichen …

Nach ausführlicher Diskussion und nach Analyse einiger 'freier' Schülerarbeitskreise können wir das Argument, die Organisierung von Schülern unter dem Titel 'sozialistisch' werde unsere Einflußmöglichkeiten an den Schulen verringern, nicht mehr anerkennen. Bei den Schülern, bei denen der SDS attraktiv ist, ist er es als sozialistische Organisation." Für die Konstituierung soll folgender Zeitplan eingehalten werden: "Januar 1967: zentrale vorbereitende Besprechung der 'opinion-leaders' einzelner Schülergruppen und Schulen, die Programm und Satzung vorbereiten sollen. Pfingsten 1967: Gründungsversammlung.";
- - "7. Reimut Reiche und Peter Gäng (BV) - Zur Gründung eines sozialistischen Schülerbundes";
- "IV. Zu den Ereignissen in Berlin";
- - "1. Auszug aus 'Der Tagesspiegel', Berlin, vom 11.12.1966" zur Vietnam-Demonstration am 10.12.1966;
- - "2. Auszug aus 'Der Tagesspiegel', Berlin, vom 18.12.1966" zur SDS-Demonstration am 17.12.1966;
- - "3. Auszug aus dem 'Kölner Stadt-Anzeiger' vom 19. Dez. 1966" zur Berliner SDS-Demonstration am 17.12.1966;
- - "4. Ein völlig subjektiver Bericht - Reiner Langhans, Berlin";
- - "Verschickt an die Berliner SDSler" - ein Aufruf zum 17.12.1966;
- - 5. Resolution zur Politik des SDS Landesverband Berlin", angenommen auf der Landes-VV am 7.1.1967;
- "V. Erich Eisner (SDS München) - Zu Dutschkes Literaturverzeichnis", in dem Clara Zetkin, Ernst Thälmann, August Bebel und die gesamte DDR-Literatur fehlen;
- "VI. Pathologica";
- - "Fälschungen" zum 'Sozialistischen Deutschland' der MLPD, das vom Verfassungsschutz stamme; sowie
- "'National Construction'", die entgegen dem Impressum nicht aus der VR China stamme.
Q: Erziehung und Klassenkampf Nr. 2, Frankfurt 1971, S. 18; SDS-Korrespondenz Nr. 5, Frankfurt Jan. 1967

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