Arbeiterkampf, Jg. 1, Nr. 13, Dezember 1971

November 1971:
Im November wird der Kommunistische Bund (KB) gegründet von den Gruppen SALZ Hamburg, SALZ Bremerhaven in Bremen, SALZ Frankfurt in Hessen, der Kommunistischen Aufbaugruppe (KAG) Oldenburg in Niedersachsen, dem KAB Hamburg und in Schleswig-Holstein den KB/ML's Eutin und Flensburg.
Eine enge Zusammenarbeit besteht, nach eigenen Angaben, mit dem KB/ML Lübeck in Schleswig-Holstein und den SALZ's Cuxhaven und Stade in Niedersachsen, die auch an der neuen gemeinsamen Zeitung 'Arbeiterkampf' (AK - vgl. Dez. 1971) mitarbeiten.

Später heißt es vom KB dazu:"
Der KB wurde im November 1971 gegründet. Die Gründungsorganissationen sind, wie allseits bekannt, das Hamburger SALZ und der Hamburger KAB. Diese Gründung erfolgte vorläufig in Form eines Dachverbandes. Diesem Dachverband haben sich 5 örtliche Zirkel von vornherein angeschlossen: nämlich Zirkel in Bremerhaven, Eutin, Flensburg, Frankfurt und Oldenburg. Dieser gemeinsamen Dachverbandsgründung KB ist ein mehrmonatiger, teilweise mehrjähriger Prozeß der praktischen Zusammenarbeit, der gemeinsamen politischen Diskussion, der Herausarbeitung gemeinsamer politischer Standpunkte in wesentlichen Grundfragen vorausgegangen.

Insbesondere intensiv war dieser Prozeß in Hamburg zwischen dem SALZ und dem KAB. Bei Gründung unserer Organisation waren eine Reihe wesentlicher Grundfragen zwischen diesen Gruppen - v.a. den Hamburgern - vereinheitlicht … Gemeinsamkeiten oder Vereinheitlichungen gab es bei der Einschätzung der Entwicklungstendenzen des BRD-Imperialismus nach innen und außen, d.h. nach innen einmal die Faschisierung, die Einschätzung des rasanten Ausbaus des Repressionsapparates. Nach außen: die besondere Agressivität des BRD- Imperialismus, der Charakter der neuen Ost-Politik …, die Politik des BRD-Imperialismus gegenüber Westeuropa … Einheitlichkeit bestand auch über die Politik der Aktionseinheit und der Notwendigkeit von Bündnispolitik im Allgemeinen, sowie - im groben und ganzen - über die Ziele und Methoden unseres Planes zum Organisationsaufbau (bzw. Parteiaufbau), was seinerzeit sehr breit diskutiert worden ist … Einheit bestand bei der Gründung auch in der grundlegenden Abgrenzung von Revisionismus und - vom damals so noch auftretenden - super'linken' ML-Spektrum. Neben dieser Vereinheitlichung in wesentlichen Gründungsfragen war für die Gründung unserer Organisation ebenso wichtig, vielleicht sogar noch wichtiger, die Entwicklung immer festerer praktischer Zusammenarbeit. Das heißt, die Erprobung politischer Grundsätze, die erörtert und vereinheitlicht worden sind in der politischen Praxis …

Die Zusammenarbeit gestaltete sich in Hamburg immer enger und führte zu monatelanger gemeinsamer Herausgabe von Flugblättern, Broschüren, Stellungnahmen aller Art zu allen damals anstehenden Fragen und zu einer direkten Blockbildung, die damals … als 'Hamburger Kommunisten' öffentlich auftrat. Der Zusammenschluß von SALZ und KAB im KB bedeutete praktisch: Herausbildung einer gemeinsamen Leitung …, die Herausgabe einer gemeinsamen Arbeiterzeitung, dem 'Arbeiterkampf', als Nachfolger der 'Kommunistischen Arbeiterzeitung' des SALZ und die gemeinsame Herausgabe einer theoretischen Zeitung 'Unser Weg' als Nachfolger der 'KAB/AZ' des KAB. Bei Beginn, d.h. 1971 bestand die Grundorganisation des KB praktisch ausschließlich aus Betriebs- und Branchenzellen."

In einer "Gemeinsamen Erklärung" von SALZ Hamburg und KAB Hamburg wird u.a. festgestellt:"
Wir halten den Zeitpunkt für gekommen auf dieser Grundlage nun auch die ORGANISATORISCHE Vereinheitlichung voranzutreiben. Dazu soll die Bildung des Kommunistischen Bundes und die gemeinsame Herausgabe einer politischen Zeitung dienen. Der Kommunistische Bund ist noch keine Partei … . Er ist vielmehr die Organisationsform in der jetzigen Etappe der Parteischaffung, wo vom Zirkelwesen schrittweise zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei übergegangen wird." Die verschiedenen Organisationen innerhalb des KB behalten ihre politische Selbständigkeit. Eine gemeinsame Leitung wird gebildet, um "die Aktivitäten der verschiedenen Organisationen zu koordinieren und ein möglichst einheitliches Vorgehen zu gewährleisten".

Die bisherigen Organisationsnamen werden mit Erscheinen der ersten Ausgabe der politischen Zeitung des KB ersetzt durch die Bezeichnung KB (/) Gruppe (Ortsname). Weiterhin wird die Herausgabe der 'Arbeiterstimme' Bremerhaven (vgl. Sept. 1971) und der 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' Flensburg sowie die Herausgabe der 'Kommunistischen Korrespondenz' Oldenburg zugunsten der politischen Zeitung 'Arbeiterkampf' (AK), die die 'Kommunistische Arbeiter Zeitung' des SALZ Hamburg (vgl. **.**.1971) fortführt, und des theoretischen Organs 'Unser Weg' (UW), welches die bisherige 'KAB-Arbeiterzeitung' des KAB Hamburg (vgl. **.**.1971) fortführt, eingestellt. Der KB gibt sich auch ein Statut.
Quellen: KAB-Arbeiterzeitung Nr. 11/12, Hamburg 1971; Arbeiterkampf Nr. 13, Hamburg Dez. 1971; Unser Weg Nr. 26, Hamburg März 1979

Dezember 1971:
Der neugegründete KB gibt erstmals seinen 'Arbeiterkampf' als Arbeiterzeitung des KB heraus (vgl. Jan. 1972), der die Nr. 13 trägt, womit er die Nummerierung der 'Kommunistischen Arbeiter Zeitung' (KAZ - vgl. **.**.1971) des SALZ Hamburg fortführt. Diese wird, ebenso wie u.a. auch die Flensburger Zeitung selben Titels (vgl. 22.11.1971) eingestellt. Die Auflage der neuen Zeitung wird mit 5 000 angegeben. Außer einem Bericht über die Gründung des KB (vgl. Nov. 1971) sind eine Reihe von Betriebsberichten enthalten, bei denen man auch aus den eigenen Betriebs- und Branchenzeitungen zitiert. Dabei handelt es sich um Berichte aus dem IGM-Bereich aus Schleswig-Holstein von der MF Utina Eutin ('Metallkampf') und der FSG Flensburg ('Metallarbeiter') sowie über die HSW Hamburg ('Metallarbeiter' - vgl. 10.11.1971), aus dem ÖTV-Bereich über die HHLA Hamburg ('Hafenarbeiter') und die aus dem CPK-Bereich über die Norddeutsche Affinerie Hamburg (NA - 'Arbeiterstimme'). U.a. wird noch auf die SPD eingegangen, besonders auf deren Hamburger Aktivitäten im IGM-Bereich bei Blohm und Voss (B+V), Valvo, HSW und im Hafen (ÖTV-Bereich). Aus der Hamburger Chemieindustrie (CPK-Bereich) wird auch berichtet über Reichhold und Colgate-Palmolive.

Über Anti-NPD Aktionen wird berichtet aus Hamburg (vgl. Okt. 1971) und aus Freiburg in Baden-Württemberg (vgl. 23.10.1971).

Zur Gründung des KB wird erklärt:"Kommunistischer Bund gegründet.
Die Kämpfe der vergangener Monate haben zur Schaffung weitgehender Übereinstimmungei zwischen verschiedenen kommunistischen Organisationen in West deutschland geführt. Diese Organisationen sind immer mehr zu einem einheitlichen Standpunkt über die Grundlagen kommunistischer Politik gekommen.

Letzten Monat schlossen (November 1971) sich auf dieser Grundlage einige Organisationen unter dem Namen 'KOMMUNISTISCHER BUND'enger zusammen: Das SALZHamburg, der KAB-Hamburg, der KB/ML Flensburg, der KB/ML-Eutin, das SALZ-Bremerhaven, die KAG-Oldenburg, das SALZ-Frankfurt betrachten es als wichtige Aufgabe, ihre bisherige zersplitterte Agitationsarbeit zusammenzufassen und als gemeinsame Arbeiterzeitschrift den 'ARBEITERKAMPF' regelmäßig herauszubringen.

Der KB steht für den gleichberechtigten Beitritt anderer kommunistischer Gruppen offen. So findet eine enge Zusammenarbeit mit dem SALZ-Cuxhaven, dem SALZ- Stade und dem KB/ML Lübeck statt, die schon jetzt an der gemeinsamen Zeitung 'Arbeiterkampf' mitarbeiten.

Der KB ist noch keine Partei. Er ist ist auch kein Parteiersatz. Er ist vielmehr die Organisationsform der jetzigen Etappe der Parteischaffung, wo vom Zirkelwesen schrittweise zum Wiederaufbau der Kommunistischen Partei übergegangen wird. Die Gründung des KB ist ein Schritt zur Überwindung der Zersplitterung und des Zirkelwesens innerhalb der kommunistischen Bewegung in der BRD.

Es ist unser Ziel, unsere Arbeit zu verbessern und zu verbreitern, an der Erarbeitung einer revolutionären Strategie und Taktik verstärkt teilzunehmen und die Festlegung eines politischen Programms voranzutreiben".
Q: KB: Arbeiterkampf, Jg. 1, Nr. 13, Hamburg, Dez. 1971

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