Dokumente zum 6. Parteitag der KPD in Bremen (25./26.1.1986)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von D. Berger, Berlin, 18.1.2023

Nachdem eine Gruppe der Marxisten-Leninisten in der KPD (die Gruppe um W. Eggers) den 6. Parteitag in Stuttgart verlassen hatte, beschloss sie, den Parteitag zu "wiederholen" (vgl. 1.1.1986). Der neue Parteitag fand dann am 25. und 26. Januar 1986 in Bremen statt (vgl. 25.1.1986).

Weitere Dokumente zum 6. Parteitag in Bremen:

Zur Trennung der "Marxisten-Leninisten in der KPD" von ihrer Partei und zum 6. Parteitag in Stuttgart siehe u. a.:

Die hier vorgestellten Dokumente stammen aus dem Nachlass von Waltraut und Ernst Aust, der sich im Archiv für alternatives Schrifttum (afas) in Duisburg befindet.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

01.01.1986:
Von der "vorläufigen Leitung der KPD" (Lüneburg) erscheint eine Erklärung zum Verlauf des 6. Parteitages in Stuttgart (27.-29.12.1985), die in den Entschluss mündet, den 6. Parteitag zu wiederholen. (Bei den Verfassern handelt es sich um die Minderheit (Eggers-Gruppe), die den Parteitag in Stuttgart verlassen hatte.)

Innerhalb des Koko kam es, so die Erklärung, schon im Vorfeld des Parteitages zu erheblichen Differenzen. Diese Differenzen traten dann auf dem Parteitag "in aller Schärfe" hervor. Dabei sei es u. a. um die Mandatsprüfung, Stimmberechtigte, Beiträge, Überprüfung der Mitgliedschaft und fehlende Unterlagen gegangen. Dazu heißt es: "Dieses Verhalten (eines Teils der Koko, MAO) lässt den Verdacht zu, dass hier versucht werden sollte, die Überprüfung der Mitgliedschaft unmöglich zu machen, um bei der Abstimmung eine nicht überprüfbare Mehrheit für bestimmte Auffassungen von Aufbau und Arbeit der Partei durchzusetzen". (S. 1)

Diskutiert werden sollte der Programmentwurf der KoKo und ein RB. Beim Gerangel um die Frage, welche Papiere diskutiert werden sollen sowie des mündlichen Berichts über die Tätigkeit der Koko kristallisierte sich heraus, so die Erklärung, dass es "zwei grundlegend verschiedene Auffassungen von Aufbau und Arbeit der Partei" gibt. Eine der Koko-Mehrheit und eine der Minderheit (Lüneburg). Die verschiedenen Auffassungen beträfen:
1. Verhältnis der Partei zur Arbeiterklasse
2. Ideologischer Aufbau der Partei
3. Arbeitsstil der Partei

Erklärt wurde noch zur Koko-Mehrheit:
"Sie traten als Block auf, um mit ihrer Mehrheit von 24 Stimmen den Verlauf des Parteitages in ihrem Sinne zu beeinflussen. (…)
Die Vorgehensweise dieser Fraktion bewies eindeutig, dass sie aus der Partei einen unverbindlichen Diskutier-Club machen wollen. (…)
Uns allen wurde nun klar, dass wir mit dieser Fraktion die Partei nicht auf bolschewistischen Grundlagen reorganisieren können. Der Versuch, die Partei aus den Traditionen der Arbeiterbewegung herauszulösen, war für uns ja auch ein Grund, uns von der Koch-Fraktion zu trennen.
Aus diesem Grund haben wir beschlossen, den 6. Parteitag der KPD zu wiederholen!!" (S. 4f.)
Quelle: Vorläufige Leitung der KPD: Erklärung vom 1.1.1986, Lüneburg, 1. Januar 1986.

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25.01.1986:
Vermutlich noch im Januar erscheint die Broschüre: "6. ordentlicher Parteitag der KPD 25.1.-26.1.1986 (Bremen)".
Inhalt:
- Kommuniqué (unterzeichnet vom ZK der KPD)
- 14 Thesen zum weiteren Aufbau der KPD

Organisiert wurde der Parteitag von der Gruppe um W. Eggers. Im Kommuniqué heißt es dann u. a.: "Der 6. ordentliche Parteitag wurde mit dem 25./26. Januar 1986 erfolgreich abgeschlossen.
Wir haben ein neues Zentralkomitee und eine Zentrale Parteikontrollkommission gewählt. Mit diesen gewählten Gremien und den verabschiedeten Thesen zum weiteren Parteiaufbau hat der 6. Parteitag der KPD die marxistisch-leninistische Linie bestätigt und bekräftigt. Der 6. Parteitag war ein Parteitag der Einheit und Geschlossenheit." (S. 1)

Bestätigt wird auch die Trennung von der Mehrheit der KPD um den Vorsitzenden Koch: "Die parteitreuen Genossen wurden mit üblen Methoden angegriffen, unterdrückt, verleumdet und als 'Sektierer' und 'Dogmatiker' verhetzt. Die ehemaligen revisionistisch-trotzkistischen Führer versuchten, demokratischen Zentralismus, das Statut und das Programm der Partei außer Kraft zu setzen und durch revisionistisch-trotzkistisches Programm und Statut zu ersetzen. Doch bevor ihnen das gelang, wurden sie von den Marxisten-Leninisten aus der Partei ausgeschlossen, und das Koordinationskomitee bereitete als gewähltes Gremium der Marxisten-Leninisten innerhalb der KPD den 6. Parteitag mit allen Genossen vor, die sich auf den Grundlagen des gültigen Programms und Statuts vereinigt hatten." (S. 5)

Eingegangen wird auch auf die Trennung von der Mehrheit der Teilnehmer des 6. Parteitages im Dezember 1985 in Stuttgart (also der Gruppe um D. Möller): "Kurz vor dem 6. Parteitag versuchte eine neue linke trotzkistische Fraktion, die sich im Koordinationskomitee herausgebildet hatte, die geschwächte Partei anzugreifen und durch einen Putschversuch in ihre Hände zu bekommen.
(…)
Nach einem vergeblichen Versuch erwies sich, dass die Partei nur durch eine vorherige Trennung von dieser linken trotzkistischen Fraktion den 6. Parteitag erfolgreich durchführen konnte". (S. 6f.)
Q: KPD (Lüneburg): 6. ordentlicher Parteitag der KPD, 25.1.-26.1.1986 (Bremen)

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Letzte Änderung: 18.01.2023