Kommunistische Studenten: "Zurück zur Elite-Uni" (1983)
Materialien zur Analyse von Opposition
Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 7.4.2023
Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)
Juni 1983:
Vermutlich im Juni, spätestens aber im Juli geben die "Kommunistischen Studenten" (KS), Studentenverband der KPD, die Broschüre: " Zurück zur Elite-Uni" heraus.
Im Vorwort heißt es dazu u. a.:
"Die gegenwärtige Wunsch- und Wenderegierung des Großkapitals braucht ein derartiges Klima der politischen Einschüchterung, um ihren Umverteilungsrausch voll rauslassen zu können: 40 Milliarden Staatsschulden will sie angeblich in 3 Jahren abgetragen haben und so sparte das 1. Kabinett des Dr. Kohl im Bundesetat '83 ca. 14 Mrd. DM an Sozialausgaben ein, während der Rüstungsetat um 2,1 Mrd. DM anstieg.
Was dieser Machtantritt der schwarzen Reaktion für die Hochschulen bedeuten kann, will diese Broschüre untersuchen. Sie will dazu beitragen, den Zusammenhang von Studiengebühren, Eliteausbildung, Technologietransfer, Stellenstreichungen und dergleichen mehr vor dem Hintergrund unseres real existierenden BRD-Kapitalismus aufzuhellen. Gerade die isolierte Sicht dieser Dinge hat in letzter Zeit fortschrittliche Hochschulpolitik zur Handwerkelei verkommen lassen. Das hat für viele Linke den Unifrust bestärkt und dazu geführt, dass immer mehr Student (inn) en sich fragen, was sie überhaupt noch an den Unis sollen. Unser Widerstand gegen die permanent anstehenden Studienverschärfungen ist in der Defensive; meistens versuchen wir nur noch, Verschlechterungen abzuwehren und vergessen dabei, längerfristige Vorstellungen zu entwerfen und Möglichkeiten ihrer Verwirklichung zu diskutieren. In gewisser Weise will diese Broschüre mit dem Nachweis der kapitalistischen Bedingtheit der universitären Misere mithelfen, linke Hochschulpolitik wieder auf die Füße zu stellen. Dadurch das wir belegen, dass das ökonomische Interesse des Kapitals bis in die letzte Nische des Hochschulbetriebes eindringt, meinen wir, eine theoretische Grundlage zu bieten, von der aus wir Antworten entwickeln können auf die Frage der Perspektive unserer Hochschulpolitik, auf unser Verhalten als Akademiker und die Frage einer langfristigen politischen Arbeit".
Inhalt:
0. Vorwort
1. Geschichtlicher Abriss der Hochschulpolitik: die sozialliberalen Reformen
2. Die Krise: Ursachen - Symptome - Auswirkungen
2.1. Die Fluchtwege des Kapitals aus der Krise
2.2. Die Rolle der Technologie bei der Krisenbewältigung
3. Das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kapital
3.1. Allgemeines
3.2. Die direkte Einflussnahme des Kapitals auf Hochschulen und Wissenschaften 3.3. Aktuelle Forderungen des Kapitals an die Hochschulausbildung
3.4. Die ideologische Begleitmusik der hochschulpolitischen Wende
4. Die konkrete politische Umsetzung der 'Wende' an den Hochschulen
4.1 Das Beispiel West-Berlin
4.2. Die Umstrukturierung des HochschuIbetriebes
4.2.1. Die Zielsetzung des Senats: Elitenbildung
4.2.2. Die Durchsetzung der Strukturveränderung Strukturmittel, die Drittmittelrelevanz, das Etagenmodell
4.3. Studiengebühren und Bafög-Darlehen- ihre Funktion
4.4. Technologie - Transfer (aus: Zwischenruf links, April/Mai 1983)
5. Anstelle eines Nachwortes: Die Ursache für die Revolutionierung des Käses (Reichskabarett, Westberlin 1968)
Abgedruckt wird u. a. die "Satzung der Kommunistischen Studenten". Darin heißt es u. a., dass die KS "der Studentenverband der KPD" sei. Es gehe um die "Einheit der Studenten auf antikapitalistischer Grundlage". Daher unterstütze der KS "auch die Ziele der Arbeiter- und Gewerkschaftsbewegung sowie der Kommunistischen Partei" (vgl. S. 43).
Geworben wird u. a. für die Broschüre der KS: "Rüstungsforschung und Hochschulen".
Quelle: Kommunistische Studenten: Zurück zur Elite-Uni, Dortmund, o. J. (Juni/Juli 1983).
Letzte Änderung: 07.04.2023