Rote Fahne, Organ der Stadtteilkomitees der KPD-AO, 1. Jg., Nr. 11, November 1970

November 1970:
Die KPD-AO gibt die Nr. 11 ihrer „Roten Fahne” heraus. Inhalt der Ausgabe ist:
- Kampfprogramm gegen die Wohnungsmisere
- Urabstimmung in der Metallindustrie
- Jugendrunde: Ein weiterer Verrat der IG-Metallspitze
- Arbeiterkorrespondenz: Setzerlehrling in einem Großbetrieb.

Im Artikel „URABSTIMMUNG IN DER METALLINDUSTRIE” wird ausgeführt: „Die Bereitschaft der westdeutschen Arbeiter, nicht nur im Einklang mit der Gewerkschaftsbürokratie gegen die Kapitalisten, sondern auch gegen die verräterischen Gewerkschaftsspitzen ihre Interessen zu vertreten, ist in den letzten Wochen und Monaten stark gestiegen.

Deutliches Zeichen dafür war die Urabstimmung der 500 000 gewerkschaftlich organisierten Arbeiter der metallverarbeitenden Industrie Nordrhein-Westfalens am letzten Freitag.

Die Urabstimmung war die erste, mit der die Arbeiter nicht für die Aufrechterhaltung der 15%-Forderung, sondern für einen schon ausgehandelten 11-%-Betrug stimmen sollten.

Der Zweck des Unternehmens:

‚Mit dem ungewöhnlichen Verfahren, ein bereits getroffenes Verhandlungsergebnis noch einmal Plebiszität bestätigen zu lassen, will die IG-Metall möglichen Unruhen in den Betrieben vorbeugen.’ (das Kapitalistenorgan Handelsblatt).

Von bürgerlicher Presse und Gewerkschaftsbürokratien wurde vor der Urabstimmung eine Propaganda aufgezogen, die den Anschein erwecken wollte, als sei die Zustimmung der Arbeiter zum abermaligen Verrat der Brenner und Co. in Nordrhein-Westfalen eine Selbstverständlichkeit.

So ein Sprecher der Bezirksleitung Essen der IG-Metall am Mittwoch vor der Abstimmung: ‚Wenn sie fragen, wie es heute mit der Stimmung unserer Mitglieder aussieht, dann möchte ich sagen, die Bereitschaft zur Zustimmung wächst.’

Aber wie vorher viele Arbeiterversammlungen und untere Gewerkschaftsfunktionäre, zum Beispiel die Vertrauensleutekonferenz der IG-Metall in Essen, lehnte die Mehrheit der Arbeiter am Freitag die 11% ab.

Im Tarifbezirk Nordwürttemberg/Nordbaden wird ab 5.November gestreikt werden.

Hier hatte die Gewerkschaftsführung zunächst die eindeutige Entscheidung der Arbeiter verraten: 92% der gewerkschaftlich organisierten Arbeiter hatten in der Urabstimmung beschlossen, die 15%-Forderung mit Streiks durchzusetzen; einen Tag später nahmen die Gewerkschaftsspitzen die Verhandlungen mit den Kapitalisten wieder auf.

Aber die Unnachgiebigkeit der Kapitalisten war zu stark, um den Gewerkschaftsbürokraten in diesem Tarifbezirk einen ähnlichen Pakt zu ermöglichen wie in Nordrhein-Westfalen. So sah sich Aufsichtsrat Brenner gezwungen, am Freitag Abend den Streik ab 5. November zu verkünden.

Was haben die letzten drei Wochen gezeigt? Die Kapitalisten haben konsequent ihre Linie durchgehalten, ihr hessisches 10%-Modell überall durchzusetzen, wo dies möglich war. Und die Gewerkschaftsspitzen haben ebenso konsequent ihre Linie des Verrats durchgehalten, überall, wo dies möglich war von vornherein spalterische Forderungen aufzustellen und selbst die noch völlig aufzugeben.

Aber gerade die letzten drei Wochen haben auch gezeigt: die Klarheit der westdeutschen Arbeiterklasse darüber, dass die Gewerkschaftsapparate ständig ihre Interessen verraten und die Bereitschaft, dennoch die eigenen Interessen kämpferisch durchzusetzen, sind weiter gestiegen. Es ist die Aufgabe der revolutionären Kommunistischen Partei des Proletariats, in diesen Kämpfen einzugreifen, die revolutionärsten Arbeiter zu organisieren und der gesamten Arbeiterklasse wieder die Kraft zu verleihen, mit der sie ihren Kampf gegen die Kapitalistenklasse und alle Opportunisten erfolgreich führen kann.”
Q: Rote Fahne, Nr. 11, Berlin, November 1970.

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