KJVD: Kämpfende Jugend, Jg. 4, Nr. 13/14, 9.7.1975

09.07.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 13/14 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 25.6.1975, 6.8.1975) heraus mit dem Artikel:„
Bonner Plan: Höchstleistung durch Militarisierung des Sport!

In Warendorf steht eine besondere Kaserne: Die Sportschule der Bundeswehr. Ende 1976 wird sie völlig fertiggebaut sein, 65 Millionen DM hat Minister Leber dafür zur Verfügung gestellt. Hammerwerfer Karl-Heinz Riehm, der zu Pfingsten den Weltrekord gleich sechsmal hintereinander übertraf, Peter Nockle, Michael Kusch und andere Spitzenschwimmer, immer mehr Spitzensportler der BRD, jetzt sogar Frauen wie Leichtathletin Ellen Wellmann, werden dort unter Bundeswehrführung zusammengefasst. Schon heute stehen bei der Sportlerförderung durch die Bundeswehr 509 Plätze zur Verfügung. Die Absicht der Schmidt-Regierung: Mit Hilfe der Bundeswehr soll das angeschlagene Schiff wieder flott gemacht werden. Denn in der internationalen Konkurrenz kommen die westdeutschen Spitzensportler immer weniger mit.

Imperialismus ist Stagnation und Fäulnis, das zeigt auch der Sport. Für die beiden Supermächte Sowjetunion und USA, aber auch für andere kapitalistische Staaten heißt Sportpolitik: Weltrekordler heranzüchten, Massensport vernachlässigen, den Sport einsetzen als Mittel der Spaltung und Niederhaltung der Volksmassen. Um das Heranzüchten von Weltrekordlern hat sich die Bonner Regierung in der ganzen Vergangenheit weit weniger gekümmert als andere kapitalistische Regierungen. Jetzt drücken die Folgen: Abgesehen von Ausnahmen wie Fußball, wird die Titel- und Medaillenausbeute der BRD-Sportler bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften immer geringer.

Innenminister Maihofer hat auf einer Sportdebatte des Bundestages Mitte November 74 die Losung ausgegeben, der Sport sei „eine der Hauptsachen nationaler Identifikation und Repräsentation“ und 2Gradmesser für die Leistungsfähigkeit des jeweiligen politischen Systems“. Gemeint war aber nicht der Sport insgesamt, etwa der Schulsport z. B. den die Schmidt-Regierung vernachlässigt und stattdessen lieber teure Fußballstadien für die Profis baut. Gemeint war der Spitzensport. Maihofer bekräftigte selbst:
„Die überwiegenden Aktivitäten meines Hauses auf dem Gebiet der Sportförderung beziehen sich, wie sie ja wissen, auf den Spitzensport.“

Gemäß dieser reaktionären Linie wird jetzt die Bundeswehr herangezogen. Nicht etwa, dass die sportliche Ausbildung der Masse der Soldaten durch die Bundeswehr damit verbessert würde. Das wäre ja sehr zu begrüßen. Aber für die Masse der Soldaten ist der Sport nichts als ein Mittel der Erniedrigung und Unterdrückung. Auf Hindernisbahnen und beim kommandierten Liegestütz und Entengang, werden sie nicht körperlich fit gemacht, sondern lahm und steif. Außerdem soll ihnen dort das Rückgrat gebrochen werden, wenn es nicht im täglichen Dienst schon gelungen ist.

Die Soldaten der Bundeswehrsportschule Warendorf dagegen haben mit dem Leben der einfachen Soldaten wenig gemeinsam. Privilegiert, wie sie sind, werden sie von der militärischen Ausbildung weitgehend freigestellt … Der kapitalistische Leistungssport wie ihn die Schmidt-Regierung jetzt noch verstärken will, ist eben nicht gedacht für die Masse des Volkes … Nur durch umfassende Privilegien, durch völlige Lostrennung von dem Leben der Volksmassen, kann die Bourgeoisie ihre Spitzensportler auf Leistung trimmen. Die Sowjetunion und die USA führen das beispielhaft vor, und die Sportpolitik der Schmidt-Regierung, den westdeutschen Spitzensport wieder aufzupäppeln, besteht darin, das nachzuäffen.“

Zum AKW-Protest wird gefragt: "Die Winzer von Wyhl – eine kriminelle Vereinigung?".
Q: Kämpfende Jugend Nr. 13/14, Köln 9.7.1975

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