Essen - Krupp Widia:
'Roter Widia Arbeiter' der Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB (1970)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder (†), ergänzt durchs MAO-Projekt


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Es können hier nur wenige Ausgaben des 'Roten Widia Arbeiters' der KPD/ML-ZB für Krupp Widia Essen vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

13.03.1970:
Bei Krupp Widia Essen gibt die KPD/ML Betriebsgruppe (BG) vermutlich Ende dieser Woche erstmals ihren 'Roten Widia Arbeiter' heraus, der bei der Spaltung in KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK von der ZB-Gruppe weitergeführt werden wird (vgl. 6.4.1970). Die erste Ausgabe markiert deutlich den Übergang von KPD/ML-ZK und KPD/ML-ZB. So wird wohl die erste Ausgabe vom Landesverband NRW der KPD/ML herausgegeben, der damals noch als einheitlicher Landesverband NRW fungierte. Die Kontaktadresse ist aber schon: P. Weinfurth, Bochum, Bongardstraße.

Zur ersten Ausgabe heißt es:"
Indem die Betriebsgruppe der KPD/ML die erste Nummer des Roten Widia Arbeiters herausgibt, nimmt sie den offenen Kampf gegen die Krupp Kapitalisten auf. … Wir werden unsere Forderungen durchsetzen, wenn wir gemeinsam streiken. Damit aber alle Kollegen über die Situation in allen Abteilungen informiert sind, damit alle Kollegen die Handlungen der Bosse kennen lernen, haben wir diese Zeitung herausgegeben. Wir werden systematisch und unermüdlich für die Interessen der Arbeiterklasse eintreten und alle Mißstände, alle hinterlistigen Aktionen der Geschäftsleitung gegen die Arbeiter enthüllen und allen Kollegen bekannt machen, damit diese sich gemeinsam gegen die Kapitalistenwillkür wehren können."

Der Hauptartikel lautet "Herunter mit den Mieten oder Streik." Er beschäftigt sich mit Mieterhöhungen der Krupp Wohnungen und fordert:"
Die Mieten müssen um 30% gesenkt werden. Die Löhne müssen um 40 Pfennig erhöht werden als Ausgleich für den Preiswucher der Kapitalisten. Erklären wir den Herren ganz klar: Herunter mit den Mieten oder wir streiken."

Weiter wird auch davon berichtet, daß 3 Studenten entlassen wurden, weil sie die "Arbeiter aufgewiegelt hätten" (vgl. 9.3.1970).

Der KJVD der späteren KPD/ML-ZB (vgl. Apr. 1970) berichtet vom Kampf gegen die Entlassungen und die Mieterhöhungen (vgl. 16.3.1970):"
Die Betriebsgruppe der KPD/ML forderte deshalb die Kollegen in der Zeitung 'Roter Widia-Arbeiter' auf: 'Wenn die Krupp-Herren unsere Arbeitskraft verschleißen, wenn die Krupp-Herren uns tief in die Tasche greifen, wenn die SPD dabei noch kräftig mithilft und die DKP nicht wagt gegen die arbeiterfeindliche Politik der SPD etwas zu tun, dann müssen wir Arbeiter in der Betriebsgruppe der KPD/ML uns organisieren und organisiert gegen die Willkür der Kapitalisten kämpfen.

MIT DER KPD/ML GEGEN DIE KRUPP-HERREN!

Wir müssen gegen die Halsabschneiderei der Kapitalisten kämpfen, gegen die Krupp-Herren und Co. Die Betriebsgruppe der KPD/ML fordert deshalb:
Die Mieten müssen um 30% gesenkt werden! Die Löhne müssen um 40 Pfg. erhöht werden, als Ausgleich für den Preiswucher der Kapitalisten! Herunter mit den Mieten oder wir streiken!'"

Eingegangen auf diesen und die folgenden 'Roten Widia-Arbeiter' wird auch durch die DKP bei Krupp (vgl. Aug. 1970).
Quellen: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 1, Bochum Apr. 1970, S. 12f; Roter Widia Arbeiter Nr. 1, Essen März 1970;DKP-Tatsachen Nr. 8, Essen o.J. (1970)

April 1970:
In Essen bei Krupp Widia (IGM-Bereich - vgl. 4.5.1970) berichtet die spätere KPD/ML-ZB vermutlich aus dem April:"
LOHNERHÖHUNG GEFORDERT - ÜBERSTUNDEN VERWEIGERT

Die Werkzeugmacher der Aluminiumwerke in Nürnberg waren mit ihren niedrigen Löhnen nicht zufrieden. Sie forderten 50 Pfg. Lohnerhöhung - weil der Konzern große Gewinne macht, die Preise und Mieten aber immer weiter steigen. Als man auf ihre Forderung nicht einging, verweigerten die Kollegen alle Überstunden und Sonderschichten, auf die das Werk im Moment sehr angewiesen ist. Dadurch erreichten sie bisher eine Lohnerhöhung um durchschnittlich 27 Pfg."
Q: Roter Widia Arbeiter Nr. 4, Essen Mai 1970, S. 6

06.04.1970:
In Essen gibt die KPD/ML bzw. bald die KPD/ML-ZB vermutlich in dieser Woche die Nr. 2 ihres 'Roten Widia Arbeiters' (vgl. 13.3.1970, 20.4.1970) für April heraus mit dem Leitartikel "12 Pfennig - kein Angebot - sondern eine Herausforderung!" zur außertariflichen Lohnerhöhung von 12 Pfennig pro Stunde mehr, die die Krupp-Arbeiter als Ausgleich für die Erhöhung der Mieten in den Werkswohnungen erhalten sollen. Dagegen setzt die BG der KPD/ML eine Forderung von 50 Pfennig.

In "Was tun gegen Mietwucherei?" zur Mieterhöhung in den Werkswohnungen bzw. der 50 Pfennig-Forderung heißt es auch:"
Anders als wir haben es die Mieter in Düsseldorf gemacht. Sie wandten sich an den Mieterbund, einen eingetragenen Verein. Dieser Verein führte in Düsseldorf 1969 700 Prozesse durch. davon waren 3 erfolgreich. So verschaukelt die Klassenjustiz uns Arbeiter mit ihren Paragraphen. Da hilft auch der Mieterbund nicht. Er wird von den Kapitalisten nur geduldet, um uns Arbeiter abzulenken, daß:
DIE BEFREIUNG DER ARBEITERKLASSE DIE SACHE DER ARBEITERKLASSE SELBER IST!

Das falsche Verhalten der Düsseldorfer Mieter zeigt uns ganz klar, daß wir unseren Weg weiter gehen müssen. Wir haben unsere Forderung nach Lohnerhöhung aufgestellt. Denn so können wir am besten gegen die Mieterhöhung kämpfen."

Weitere Artikel sind:
- "Die faulen Tricks der Krupp's" zur Samstagsarbeit bzw. dem "Streik bei Höntrop" (vgl. 28.3.1970);
- "Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen!" zu den Streiks in Höntrop (vgl. 28.3.1970) und bei der Krupp-Maschinenfabrik an der Bottroper Straße in Essen (vgl. 24.3.1970);
- "Der 1. Mai - Kampftag der Arbeiterklasse"; sowie
- "Sozialdemokratie - Handlanger des Kapitals".

Der Ausgabe sind auch zwei zentrale Flugblätter des Landesverbandes NRW der KPD/ML angehängt zum 1. Mai (vgl. Apr. 1970) und zur Lohnsteuervorauszahlung (vgl. März 1970).
Q: Der Rote Widia Arbeiter Nr. 2, Essen Apr. 1970; Lernen für den Kampf Nr. 1, o.O. 1970, S. 5

20.04.1970:
In Essen gibt die KPD/ML bzw. bald die KPD/ML-ZB vermutlich in dieser Woche die Nr. 3 ihres 'Roten Widia Arbeiters' (vgl. 6.4.1970, 4.5.1970) heraus mit dem Leitartikel "Die Unruhe wächst" zur Forderung nach 50 Pfennig Lohnerhöhung als Ausgleich für Mietererhöhung der Werkswohnungen, wobei auch berichtet wird über "Unruhe in der Maschinenfabrik" M1 und M2 sowie der Gießerei.

Weitere Artikel sind:
- "DKP entlarvt sich" durch ihre Unterstützung für den Betriebsrat und ihre Forderung nach einem Gewürzständer auf jeden Tisch der Kantine;
- "Polizei - Handlanger der Krupp-Bosse" zur am Mittwoch vor zwei Wochen verteilten Nr. 2 und dem Ruf der Geschäftsführung nach der Politischen Polizei;
- "Im Juli - nächste Mieterhöhung" in den Werkswohnungen; sowie
- "Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen".
Q: Der Rote Widia Arbeiter Nr.3, Essen Apr. 1970; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 11, Bochum 2.7.1970

04.05.1970:
In Essen erscheint vermutlich in dieser Woche bei Krupp die Nr. 4 des 'Roten Widia Arbeiters' (vgl. 20.4.197, Juni 1970) der Widia Betriebsgruppe KPD/ML bzw. bald KPD/ML-ZB, für die Werner Fremd in Bochum verantwortlich zeichnet, mit 9 Seiten DIN A 4 und dem Leitartikel:"
MILLIONENPROFITE FÜR DIE KRUPPBOSSE - 20 DM MEHR FÜR UNS ARBEITER

Jetzt wird schon seit Wochen verhandelt! Aber herausgekommen ist dabei immer noch nichts. Der Betriebsrat und die rechten Gewerkschaftsführer sagen: 'Ein Ergebnis liegt noch nicht vor, aber es wird weiter verhandelt.'

Wir haben 50 Pfg. Lohnerhöhung gefordert, wir wissen, daß unsere Forderung berechtigt ist. Wir wissen, daß die Kapitalisten unsere Forderung erfüllen können. Denn schließlich haben auch wir gelesen, daß die Widia-Fabrik ihren Umsatz im letzten Jahr um 31% gesteigert hat; daß Widia 1969 einen Umsatz von 152 Millionen DM gegenüber 116 Mio. im Jahre 1968 hatte. Das ist eine Steigerung von 36 Millionen DM.

Wir Arbeiter haben schließlich durch unsere Arbeitskraft diese Steigerung erzielt. Aber uns wollen die Kapitalisten mit 12 Pfg. abspeisen. Lächerliche 20 DM im Monat, wie wir es bei der letzten Lohnabrechnung schwarz auf weiß gelesen haben. Die Ausbeuter behaupten, mehr als diese 20 DM seien für uns Arbeiter nicht drin. das ist eine unverschämte Lüge. denn der Krupp-Konzern hat 1969 rund 1 MILLIARDE DM mehr umgesetzt als im Vorjahr. Obwohl die Belegschaft um 7 300 zurückgegangen ist! Welche Riesengewinne die Krupp-Herren gemacht haben, kann man ganz klar daran sehen, daß Krupp 300 Millionen Bundesbürgschaft zurückgezahlt hat und 400 Millionen Bankschulden bezahlte.

Da lassen wir uns nicht weismachen, für uns seien nur 20 DM drin. Das sagen die Ausbeuter nur, damit sie weiterhin ihre Riesenprofite einheimsen können, damit sie uns nicht 50 Pfg. pro Stunden mehr zu geben brauchen. Aber wir haben ja gesehen, was sie durch die Ausbeutung unserer Arbeitskraft für Riesenprofite gemacht haben.

NEUES WIDIA-WERK FÜR 4 MILLIONEN DM

Hier bei Widia soll Ecke Harkort/Münchener Straße ein neues Magnetwerk gebaut werden. Für 4 Millionen Mark! Daran sieht man mal wieder, was die Kapitalisten aus uns herausgequetscht haben und wofür wir arbeiten. Nämlich nur für neue Werke, das heißt, größere Profite für die Kapitalisten. Das ist ihr einziges Ziel. Und uns wollen sie mit 20 DM im Monat beruhigen.

Doch da haben sie sich getäuscht. Denn die Unruhe unter uns ist groß. Nicht nur in der Widia sind die Kollegen unzufrieden. In der Maschinenfabrik hat sich das bereits sehr deutlich gezeigt.

KÜNDIGUNGSWELLE IN DER MASCHINENFABRIK

Unsere Kollegen in der Maschinenfabrik hatten gestreikt (vgl. 24.3.1970, d.Vf.). Sie forderten 1 DM mehr von den Krupp-Bossen. Die Ausbeuter lehnten es ab, die Forderung unserer Kollegen zu erfüllen. Viele Kollegen kündigten - wie zuvor abgesprochen, falls ihre Forderung nicht erfüllt wird.

Aber dadurch, daß viele Kollegen kündigen, ist im Grunde auf lange Sicht noch nichts erreicht. Auch wenn sie im Moment woanders mehr verdienen.

DENN WIR WISSEN JA, DASS DIE KAPITALISTEN ALLE UNTER EINER DECKE STECKEN UND WIR DESHALB GEGEN DIE KLASSE DER KAPITALISTEN GEMEINSAM KÄMPFEN MÜSSEN. Alleine erreichen wir nämlich nichts.

GEGEN DIE FRONT DER KAPITALISTEN HILFT NUR DIE FRONT DER ARBEITER

Die Kollegen dort hätten gemeinsam für die Durchsetzung ihrer Forderungen kämpfen müssen.

Denn nur durch einen längeren Streik können wir Druck auf die Kapitalisten ausüben und unsere Forderungen durchsetzen.

Ein längerer Streik hätte die Krupp-Kapitalisten nämlich aus dem Gleichgewicht gebracht und ihnen große Verluste zugefügt. Unter solch einem Druck nur hätten sie unseren Forderungen nachgeben müssen.

ORGANISIERT VORGEHEN

Gemeinsames Vorgehen aller Kollegen, das ist der richtige Weg, wie wir Arbeiter unsere Forderungen durchsetzen. Daß wir aber auch tatsächlich vorgehen, erreichen wir dadurch, daß wir uns organisieren. Organisieren müssen wir uns dort, wo für unsere Interessen gekämpft wird.

DIE BETRIEBSGRUPPE WIDIA DER KPD/ML KÄMPFT FÜR DIE INTERESSEN DER ARBEITER"

Neben zwei Fotos von streikenden Kollegen heißt es in riesigen Lettern "Mit der KPD/ML gegen die Krupp-Herren".

Im nächsten Artikel heißt es:"
JETZT SCHON 1/3 UNSERES LOHNES FÜR DIE MIETE. WIE SOLL DAS WEITERGEHEN?

Nicht nur wir Krupp-Arbeiter haben unter der Mietwucherei der Kapitalisten zu leiden.

Kollegen aus Dortmund schickten uns folgenden Bericht über die katastrophalen Wohnverhältnisse dort.

'In der Stahlwerkstraße 22 gibt es Ratten auf dem Hof, weil die Mülltonnen nicht geleert werden. Das Dach ist undicht und alles ist feucht.

Im Bleichmärsch 22 ist das Treppenhaus seit 40 Jahren nicht mehr gestrichen worden, die Fenster schließen nicht dicht und die meisten Wohnungen sind Bruch.

Und wie hoch ist die Miete?
Die Hausbesitzer knöpfen uns für solch einen Saustall 150 DM ab.

Nicht besser ist es in der Wambeler Straße 24. Überall im Haus gibt es Flecken, weil das Dach Löcher hat. Die Türen sind noch von Bombeneinschlägen verbannt.

Und die größte Unverschämtheit haben sich die Hausbesitzer geleistet! Sie haben bei diesen Zuständen auch noch die Mieten um 11 DM erhöht.

Und in der Oesterholzstr. 11 müssen die Mieter 140 DM zahlen für eine Wohnung, wo die Decke bald herunter kommt.'

GEMEINSAM MIT DER KPD/ML GEGEN DIE MIETWUCHEREI

Auch aus uns Widia-Arbeitern pressen die Kapitalisten unverschämt hohe Mieten heraus. Ein Drittel unseres Lohnes knöpfen uns die Krupp-Herren monatlich für die Miete ab. Sie haben erst gerade die Mieten erhöht, und im Juli erwartet uns eine weitere Mieterhöhung.

Lassen wir uns das nicht gefallen!

Kämpfen wir gegen die Mietwucherei der Krupp-Kapitalisten!

FORDERN WIR: HERUNTER MIT DEN MIETEN!

FORDERN WIR: ZUM AUSGLEICH EINE LOHNERHÖHUNG!

BESTEHEN WIR AUF UNSERER 50 PFG.-LOHNFORDERUNG!

Kolleginnen und Kollegen!

Schickt uns Berichte über eure Wohnverhältnisse. Schreibt, wie hoch eure Mieten sind. Nehmt Kontakt mit uns auf. Wir brauchen eure Unterstützung, um gegen diese Mietwucherei zu kämpfen."

Unter der Parole "Herunter mit den Mieten" finden sich sechs Fotos von einer Demonstration, bei der sich vermutlich um die Dortmunder Maidemonstration des KJVD und der späteren KPD/ML-ZB handelt.

In der Rubrik "Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen" wird berichtet aus dem IGM-Bereich vom Aluminiumwerk Nürnberg (vgl. Apr. 1970), Albert Frankenthal (vgl. 27.4.1970) und der Eisen- und Metall AG in Mülheim (vgl. Apr. 1970).

Der letzte Artikel (vgl. 30.4.1970) lautet:"
DER EINMARSCH IN KAMBODSCHA

Amerikanische und südvietnamesische Truppen fielen vorige Woche in Kambodscha ein.

50 000 US-Soldaten rücken ins Landesinnere vor und verwüsten das Land.

Am 18. März nutzten rechte Offiziere die Abwesenheit des Staatschefs Sihanouk aus, um die Macht mit Hilfe des CIA an sich zu reißen. Dieses reaktionäre Regime, das für die Interessen der US-Imperialisten arbeitet, ließ gleich Hunderte von Vietnamesen umbringen. Dem Volk waren jedoch die Machenschaften dieser rechten Führer klar und daß dahinter die US-Ausbeuter stehen.

Das neue Regime verlangte, daß die Nordvietnamesen abziehen sollen, die seit Jahren die Volksbefreiungsfront in Südvietnam mit Nachschub durch Kambodscha versorgen.

Die US-Imperialisten fielen in Kambodscha ein. Sie hatten es nicht einmal nötig, ihre Handlanger in Kambodscha um Erlaubnis zu fragen. Sie erhielten jedoch anschließend die Bestätigung.

Präsident Nixon befahl den Einfall der 50 000 US-Soldaten in Kambodscha, um das Hauptquartier für die gesamten kommunistischen Militäroperationen in Südvietnam anzugreifen.

Über den Einfall der US-Truppen in Kambodscha diskutierten die Kollegen im Betrieb heftig. Sie waren sich darüber einig, daß damit nicht der Vietnamkrieg beendet wird, sondern das bedeutet eine Erweiterung des Indochinakrieges. Es ist eine Lüge, wenn Nixon sagt, daß mit der Besetzung des Hauptquartiers in Kambodscha der Vietnamkrieg beendet ist.

Das ist uns allen klar. Doch was einigen Kollegen nicht klar war, wo Widersprüche und falsches Verständnis auftauchten, das war die Stellung des US-Imperialismus und seiner Machenschaften.

Warum kämpfen die US-Imperialisten in Indochina? Warum weiten sie jetzt auch noch den Krieg auf Kambodscha aus? Die US-Imperialisten kämpfen in Kambodscha, weil ihre Interessen bedroht sind. Indochina war nämlich für die Imperialisten ein äußerst günstiger Rohstoffquellen- und Absatzmarkt. Ihr einziges Interesse ist es, das Land auszubeuten und ihre Macht zu erweitern. Die Folge dieser imperialistischen Ausbeutung und Unterdrückung war der Kampf des vietnamesischen Volkes für seine Befreiung. Mit allen Mitteln versuchen die Ausbeuter weiterhin das Volk zu unterdrücken. Als das Volk sich zur Wehr setzte und gegen diese Unterdrücker kämpfte, sich unter der Führung der Kommunisten organisierte und sich nicht mehr ausbeuten lassen wollte, setzten die US-Imperialisten ihre mächtige Militärmaschinerie ein, um mit grausamen Mitteln den Aufstand niederzuschlagen. Sie bombardierten Nordvietnam schlimmer Als im 2. Weltkrieg Deutschland.

Mit allen Mitteln versuchen die Unterdrücker, das kleine vietnamesische Volk niederzuwerfen. Und zwar ganz brutal. Doch trotz ihrer gigantischen Militärmaschinerie müssen sie immer mehr Verluste hinnehmen und immer weiter zurückweichen. Denn das vietnamesische Volk führt einen gerechten Volkskrieg. Und damit hat es die Gegner immer weiter zurückgeschlagen. Die US-Imperialisten haben auf dem Lande längst allen Einfluß verloren und mußten sich auf schwerbefestigte Stützpunkte an der Küste zurückziehen. Ihre Niederlage wird immer klarer. Bisher büßten sie 40 000 Soldaten und eine halbe Billion - täglich mehrere Millionen - ein.

Diese Niederlage der US-Imperialisten läßt sie auf solche Wahnsinnstaten kommen, daß sie den Krieg ausweiten und in Kambodscha einmarschieren. Ihre Angst vor der Niederlage treibt sie zu solchen Taten und damit immer weiter in ihren Untergang hinein.

Mit dem Einmarsch in Kambodscha haben die Imperialisten ihre kriegerischen Absichten klar gezeigt. Es ist eine große Lüge, wenn Nixon sagt, daß er Truppen aus Vietnam abziehen will, den Krieg beenden will, aber in Kambodscha einfällt. Wenn er vom Frieden spricht, meint er Krieg. Wenn er von Entspannung redet, vergrößert sich die Spannung aber immer mehr. Das entlarvt ganz klar seine ausbeuterischen, kriegerischen Absichten. Nur die Macht- und Profitgier treiben ihn zu solchen Taten und ganz bestimmt nicht der 'Wunsch' nach Frieden. Er will nämlich keinen Frieden, sondern Indochina nur als Sprungbrett benutzen, um eventuell China aufzurollen. Das wäre die größte Wahnsinnstat. Doch die Machtgier wird sie dorthin treiben.

Mit dem Einfall in Kambodscha werden die Imperialisten nichts erreichen, sie haben auch bisher nichts erreicht. Sie wollten den Stützpunkt finden, haben ihn aber nicht gefunden.

Die Vietnamesen haben nämlich die Unterstützung des kambodschanischen Volkes. Auch die Kambodschaner wehren sich gegen die Unterdrückung der Imperialisten. Gegen ihre Regierung, die neuen Machthaber, die nicht mehr lange an der Macht bleiben werden, da das kambodschanische Volks sich organisiert hat und gegen den Feind vorgeht. In Kambodscha gibt es auch eine nationale Befreiungsfront wie in Südvietnam. Sie wird dem Volk zum Sieg verhelfen. Die US-Imperialisten werden hier genau so eine Niederlage erleben wie in Vietnam.

Kollegen!
Genau wie Adenauer, Erhard und Kiesinger unterstützt auch die SPD-Regierung unter Brandt den US-Imperialismus.

Jährlich zahlt die Bundesrepublik mehrere Milliarden Militärunterstützung an den US-Imperialismus - neben den eigenen Militärabgaben von 22 Milliarden DM.

Westdeutsche Soldaten werden in den USA ausgebildet - für denselben Zweck wie die amerikanischen Soldaten: Für den Einsatz gegen die unterentwickelten Völker in Lateinamerika, Asien und Afrika.

Brandt weigert sich, den Krieg des US-Imperialismus offen zu verurteilen. Warum? Weil die Bundesregierung die gleichen Ziele hat wie der US-Imperialismus: In aller Welt sind die westdeutschen Kapitalisten tätig und rauben den unterdrückten Völkern ihre Rohstoffe, beuten die billigen Arbeitskräfte aus und verbünden sich mit den reaktionären Regimes in diesen Ländern.

Deshalb fordert die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten:

SCHLUSS MIT DER UNTERSTÜTZUNG DES US-IMPERIALISMUS !!!!"

Aufgerufen wird, sich in der Widiabetriebsgruppe zu organisieren. Zur Kontaktaufnahme werden u.a. je eine Telefonnummer aus Bochum und Essen angegeben, wo täglich zwischen 17 und 20 Uhr angerufen werden kann.

Auch die Kabelwerke Reinshagen (KWR) Bochum Betriebsgruppe der KPD/ML und des KJVD (IGM-Bereich - vgl. 4.5.1970) berichtet über das Erscheinen und die vorhergehenden Repressionen (vgl. Apr. 1970).
Q: Rotes Kabel Nr. 2, Bochum Mai 1970, S. 2f; Roter Widia Arbeiter Nr. 4, Essen Mai 1970

21.05.1970:
In der Nr. 3 des 'Kommunistischen Nachrichtendienstes' (KND) der späteren KPD/ML-ZB und des KJVD (vgl. 18.5.1970, 8.6.1970) wird u.a. berichtet, daß die Nr. 4 des 'Roten Widia Arbeiters' der KPD/ML-ZB bei Krupp-Widia Essen erschienen sei.
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 3, Bochum 21.5.1970

Juni 1970:
In Essen erscheint bei Krupp die Nr. 5 des 'Roten Widia Arbeiters' (vgl. 4.5.1970, 7.7.1970) der Widia Betriebsgruppe KPD/ML bzw. bald KPD/ML-ZB mit 8 Seiten DIN A4 und dem Leitartikel: "Vorarbeiter Grewe schikaniert Arbeiterinnen".
Inhalt:
- Vorarbeiter Grewe schikaniert Arbeiterinnen
-- Vorarbeiter verlangt: Pause durcharbeiten
-- Jetzt heißt es: Hinter den Forderungen stehen
- Gleicher Lohn für gleiche Arbeit
-- Ziel der Kapitalisten: Spaltung der Arbeiterklasse
- Mit der KPD/ML gegen die Krupp-Herren: Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen
-- Lehrlingsstreik in Gelsenkirchen
-- Kampf für ein volles 13. Monatsgehalt
- Der friedliche Weg zur Eroberung der DDR
-- Strauß will den Krieg gegen die DDR
-- Was hat sich in der DDR geändert?
-- Die Kriegsgefahr

Berichtet wird u. a. von der "Arbeitshetze durch den Vorarbeiter" (S. 1f.), über "Gleichen Lohn für gleiche Arbeit". Dazu heißt es: "Bei uns in der Widia gibt es Lohndifferenzen, die zum Himmel schreien. Die Unterschiede trotz gleicher Arbeit betragen teilweise 1 DM und mehr. (…) Lasst Euch die Willkür der Ausbeuter nicht länger gefallen! Wehrt Euch gegen die unverschämten Lohndifferenzen". (S. 3) Im Artikel "Mit der KPD/ML gegen die Krupp-Herren: Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen" heißt es u. a.: "Kampf für Angleichung der unteren Lohngruppen! Eine Mark mehr für alle! Überstunden verweigern! Kampf für ein volles 13. Monatsgehalt!" (S. 4f.) Geschrieben wird noch über die DDR. Aufgerufen wird dazu: "Organisiert Euch in der Betriebsgruppe Widia der KPD/ML!"
Quelle: Roter Widia Arbeiter, Nr. 5, Essen, Juni 1970.

03.07.1970:
In Essen kommt es, laut KPD/ML-ZB, zu einem Streik der Schmiede und der Gießerei bei Krupp für die volle Auszahlung der 13% Leistungszulage, nachdem die KPD/ML-ZB in ihren Betriebszeitungen 'Roter Widia Arbeiter' und 'Roter Gießerei Arbeiter' zum Kampf um diese Forderung aufgerufen hatte.

Der KJVD der KPD/ML-ZB berichtet in Gladbeck (vgl. 4.7.1970):"
Erst gestern wieder sind die Kollegen bei Krupp in Essen in den Streik getreten, um sich gegen die Ausbeutung zu wehren."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 3, Bochum Aug. 1970, S. 7; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 12, Bochum 6.7.1970, S. *

06.07.1970:
Das Landgericht Essen verbietet der KPD/ML-ZB mit einer einstweiligen Verfügung weiterhin den Titel 'Roter Widia Arbeiter' für eine ihrer Essener Krupp-Betriebszeitungen zu verwenden, da 'Widia' ein Krupp-Name ist. Der Betriebsrat (BR) hat, laut KPD/ML-ZB, an Eides statt erklärt, daß es keine Widia-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB gäbe.

Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. 1.8.1970) berichtet:"
ESSEN: SCHLAG GEGEN BETRIEBSZEITUNG

Am 6. Juli wurde gegen den 'Roten Widia Arbeiter', die Zeitung der Betriebszelle Widia der KPD/ML (Krupp-Konzern) in Essen eine einstweilige Verfügung erlassen! Streitwert: 10 000 DM.

Anfangs sind es rein formale Gründe, die im Gerichtsbeschluß aufgeführt werden: Der Name 'Widia' dürfe nicht mißbraucht werden, der Inhalt des 'Roten Widia Arbeiters' könne Kunden davon abhalten, Widia auch weiterhin Aufträge zu erteilen usw. Doch dann zeigt sich, was wirklich dahinter steckt:
'Grundlos und bösartig wird durch Form und Inhalt der angegriffenen Druckschrift bewußt eine erhebliche Störung des Arbeitsfriedens in der WIDIA-Fabrik… herbeigeführt… Irreführende, diffamierende, unsachliche und auch unrichtige Artikel… sind bestimmt und geeignet, die in der WIDIA-Fabrik Beschäftigten gegen die Unternehmensleitung aufzuhetzen, Arbeitsunruhe und dadurch bedingte Störungen des geordneten Ablaufes herbeizuführen…' (Aus dem Gerichtsbeschluß)

Das haut in die selbe Kerbe wie die Entscheidung des Landesarbeitsgerichtes (LAG - vgl. Juli 1970, d.Vf.) in Baden-Württemberg!"
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 3, Bochum Aug. 1970, S. 2f; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 18, Bochum 25.7.1970, S. *;DKP-Tatsachen Nr. 8, Essen o.J. (1970), S. *

07.07.1970:
Frühestens heute gibt die KPD/ML-ZB bei Krupp Essen eine Sondernummer ihres 'Roten Widia Arbeiters' (vgl. Juni 1970, 10.8.1970) zum Verbot von dessen Titel (vgl. 6.7.1970) heraus unter der Schlagzeile "Das große Zittern der Krupp Bosse" mit dem Gerichtsbeschluß und den Abschnitten:
- "Die Angst der Krupp-Herren";
- "Die Betriebsgruppe SOLL es nicht geben!"; und
- "Denn die Kapitalisten stecken alle unter einer Decke".
Aufgerufen wird: "Mit der KPD/ML gegen die Kruppe-Herren".

Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. 1.8.1970) berichtet davon und fährt fort:"
In einer Sondernummer ihrer Zeitung (diesmal genannt: DER ROTE W…. ARBEITER!) schreibt die Widia-Betriebszelle dazu: 'Welch eine Angst die Krupp-Herren doch haben! Wenn unsere Artikel wirklich so unsachlich und unrichtig wären, brauchten sie nicht solche Anstrengungen zu machen. Doch sie haben Angst, daß wir noch weitere Mißstände im Betrieb aufdecken, wir weiterhin vorbehaltlos sagen, was los ist.

Für die Kapitalisten heißt das: 'Störung des Arbeitsfriedens', weiter, daß sie nicht mehr so 'ungestört' wie sonst die Arbeiter ausbeuten können, denn die Kapitalisten haben erkannt, was es heißt: Organisation der Arbeiter.

Das heißt nämlich, organisiert vorgehen gegen ihre unverschämte Ausbeutung, das heißt Schmälerung ihrer Profite. Und das könne sie natürlich nicht geschehen lassen.'

Darum versuchen die Kapitalisten, die Organisierung der Arbeiter mit Hilfe des Staates und seiner Gesetze schon in den Anfängen zu verhindern. Und das können sie, weil es nämlich IHR Staat und IHRE Gesetze sind, mit denen sie da vorgehen!

Natürlich arbeitet die Betriebszelle Widia weiter. Gerade nach diesem Übergriff der Kapitalisten wird sie noch mehr Kollegen klar machen können, daß man nur vereint gegen die Front der Kapitalisten kämpfen kann."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 3, Bochum Aug. 1970, S. 3; DKP-Tatsachen Nr. 8, Essen o.J. (1970), S. *;Roter W… Arbeiter Sondernummer Das große Zittern der Krupp Bosse, Essen Juli 1970

August 1970:
Vermutlich in diesem Monat gibt die DKP bei Krupp Essen die Nr. 8 ihrer 'DKP-Tatsachen' (vgl. Feb. 1970, Sept. 1970) heraus, in der sich auch ein Artikel "'Roter Widia-Arbeiter' verboten!" zu einer Essener Krupp-Betriebszeitung der KPD/ML-ZB (vgl. 7.7.1970) befindet, in dem es heißt:"
Mit der einstweiligen Verfügung vom 6.Juli 1970 hat das Landgericht Essen der KPD/ML untersagt, in ihren Druckschriften den Titel 'Roter Widiaarbeiter' zu verwenden.

In der Sondernummer Juli 1970 der KPD/ML wurde zu diesem Anlaß folgender Satz geschrieben: 'Solch ein Vorgehen der Kapitalisten gegen uns Arbeiter unterstützt auch noch der Betriebsrat. Gerade der Betriebsrat, der zum Teil selbst aus Kommunisten besteht (DKP), fällt den Kommunisten, die die Interessen der Arbeiter vertreten, in den Rücken'.

Obwohl 'Tatsachen' der Meinung ist, daß es besser wäre, ihre Seiten mit anderen Dingen zu füllen als der Auseinandersetzung mit Behauptungen und Beschimpfungen der KPD/ML, halten ihre Mitarbeiter es jedoch nun für unumgänglich, einige Worte an die Adresse dieser seltsamen 'Genossen' zu richten.

Offener Brief - an die Herausgeber der Zeitung der KPD/ML, Weinfurth und Co.

Unterstellen wir Euch und den Mitgliedern auch weiterhin, daß Ihr Euch ehrlichen Herzens für die Anliegen der Arbeiter und Angestellten einsetzen wollt, so zwingt uns der Inhalt Eurer Schriften jedoch, zu untersuchen, inwieweit Ihr dies in der Tat auch leistet.

Bei der Durchsicht Eurer seit März 1970 (vgl. 9.3.1970, d.Vf.) herausgegebenen Nummern des 'Roten Widiaarbeiters' sticht sogleich eines ins Auge, Eure unterschiedslose Feindschaft gegenüber der Gewerkschaft, der DKP und allen Sozialdemokraten. Titel wie DKP-Bonzen, Gewerkschaftsbonzen und SPD-Bonzen sind nur eine milde Blütenlese aus Euren vorliegenden Nummern.

Euch sonderbaren 'Marxisten-Leninisten' scheint bisher völlig entgangen zu sein, daß die überwältigende Masse der Arbeiter und Angestellten in eben solchen Organisationen wie den Gewerkschaften und der SPD organisiert ist und diesen ihr Vertrauen schenkt. Daß Zehntausende von Gewerkschaftsfunktionären und Funktionären der SPD in ihren Wirkungsbereichen versuchen, Arbeiterinteressen zu vertreten.

Da Ihr großspurig außer acht laßt, daß ohne oder gegen diese Mitglieder und Funktionäre der Gewerkschaften und der SPD in unserem Lande keine Arbeiterpolitik gemacht werden kann, müssen wir Euch sagen, daß Ihr objektiv keine nützliche Rolle für Arbeiter und Angestellte spielt. Lest, was Lenin, dessen Namen ihr selbstherrlich in Eurem Parteinamen führt, über Leute wie Euch schreibt: 'Einen mächtigeren Gegner kann man nur unter größter Anspannung der Kräfte und nur dann besiegen, wenn man … selbst die kleinste Möglichkeit ausnutzt, um einen Verbündeten zu gewinnen, hinter dem Massen stehen, mag das auch ein zeitweiliger, schwankender, unsicherer, unzuverlässiger, bedingter Verbündeter sein.

Wer das nicht begriffen hat, der hat auch nicht einen Deut von Marxismus und vom wissenschaftlichen Sozialismus überhaupt begriffen. Wer nicht während einer beträchtlichen Zeitspanne und in recht verschiedenartigen politischen Situationen praktisch bewiesen hat, daß er es versteht, diese Wahrheit in der Tat anzuwenden, der hat es noch nicht gelernt, der revolutionären Klasse in ihrem Kampf um die Befreiung der gesamten werktätigen Menschheit von den Ausbeutern zu helfen."

Lernt das, oder streicht statt des Begriffes 'Widia', wie Krupp das will, aus Eurem Namen die Buchstaben K - M und L. Denn ohne das zu lernen, seid Ihr weder Kommunisten noch Marxisten/Leninisten. So großzügig Ihr bei der Beschimpfung und Anpöbelung von Arbeitskollegen in Euren Blättern seid, so vergeßlich seid Ihr dort in Bezug auf die Tatsache, daß es in der Bundesrepublik auch noch die Hauptparteien des Großkapitals, die CDU/CSU gibt. Stört Euch die reaktionäre arbeiterfeindliche Politik dieser Partei nicht, habt Ihr sie vergessen? In Euren Schriften werden CDU/CSU ganz verschämt zweimal eben am Rande erwähnt.

Euer dauerndes Geschimpfe in die falsche Richtung ist keine Arbeiterpolitik. Daran ändert auch der Umstand nichts, daß in Eurer Zeitung richtige Forderungen nach Lohnerhöhung, Mietpreissenkung usw. aufgestellt werden.

Mit Eurem dummen Geplärre über Bonzen hier und Bonzen da feindet Ihr die an, die diese Forderungen auch durchsetzen können. Auf diese Weise werden Eure eigenen Forderungen von Euch wieder selbst entwertet.

Die Behauptung in Eurer Sondernummer Juli 70, daß 'einige DKP-Betriebsräte genau wissen, daß es eine Betriebsgruppe gibt, genau wissen, daß die Informationen nur von Kollegen aus dem Betrieb gekommen sind, genau wissen, daß Kommunisten, die wirklich die Interessen der Arbeiter vertreten im Betrieb nicht offen auftreten können', bringt Euch nun dicht an die Grenze zum Politgangstertum.

Kehrt um, sagen wir Euch, daß ihr die Diskussion eines unserer Genossen mit Mitgliedern Eurer Organisation als Zeugnis gegen Betriebsräte und als Beweis für die Notwendigkeit Eures Illegalitätsfimmels benutzt, ist mehr als unsauber.

'Tatsachen' Redaktion"
Q: DKP-Tatsachen Nr. 8, Essen o.J. (1970)

01.08.1970:
In der Nr. 3 seines 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (vgl. Juni 1970, Sept. 1970) des KJVD, der spätestens heute erscheint, wird im Artikel "Essen: Schlag gegen Betriebszeitung" (bei der Widia - vgl. 6.7.1970, 7.7.1970) berichtet, es wurde gegen den "Roten Widia-Arbeiter", Betriebszeitung der KPD/ML-ZB bei Krupp Widia in Essen, eine "einstweilige Verfügung" erlassen. "Streitwert: 10.000 DM." Danach lief ein Gerichtsbeschluss darauf hinaus, "dass der Name Widia nicht missbraucht werden dürfe". Der "Inhalt des Roten Widia Arbeiter könne Kunden davon abhalten, Widia auch weiterhin Aufträge zu erteilen".

Die Zeitung wurde so eingeschwärzt, dass es nur noch hieß "Roter W… Arbeiter." Weiterhin wurde erklärt, dass die "Betriebszelle Widia weiter arbeiten" würde. "Gerade nach diesem Überfall der Kapitalisten wird sie noch mehr Kollegen klar machen können, dass man nur vereint gegen die Front der Kapitalisten kämpfen kann."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 3, Bochum Aug. 1970

07.08.1970:
Die Nr. 2 von 'Rote Fahne' - Zentralorgan der KPD/ML (vgl. Juli 1970, 26.8.1970) erscheint mit einem Bericht über die KPD/ML-Betriebsgruppe Krupp-Widia Essen ('Roter Widia Arbeiter').
Q: Rote Fahne Nr. 2, Bochum 7.8.1970, S. 5

RF_1970_02_09

RF_1970_02_10


10.08.1970:
Vermutlich Anfang dieser Woche gibt die KPD/ML-ZB bei Krupp Essen ihren 'Roten Widia Arbeiter' Nr. 7 (vgl. 7.7.1970) für August heraus mit dem Leitartikel "Kampf dem SPD-Lohnraub - Für die volle Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderungen" zur Metalltarifrunde (MTR).

Weitere Artikel sind:
- "Antwort an die D'K'P" zum Artikel in den letzten 'Tatsachen' der DKP (vgl. Aug. 1970); und
- "Die Arbeiterklasse kämpft und wird siegen" mit Berichten von Röchling Völklingen, ARBED St. Ingbert, Krupp Bochumer Verein, Thyssen Schraubenwerke Essen und den Aluminiumwerken Nürnberg.
Q: Roter W… Arbeiter Nr. 7, Bochum Aug. 1970

30.10.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr. 83 (vgl. 27.10.1971, 3.11.1971) heraus und berichtet aus Essen vom IGM Ortsverein und der eigenen Betriebsgruppe Krupp-Widia ('Roter Widia Arbeiter').
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 83, Bochum 30.10.1971

Letzte Änderung: 30.07.2023