Heisse Eisen - Berichte - Skizzen - Analysen - Mitteilungen für die Hoesch-Belegschaft, Jg. 4, Schmiergelder der Unternehmer an CDU/CSU, Nov. 1972

13.11.1972:
Bei Hoesch Dortmund geben die DKP-Betriebsgruppen frühestens heute ihre 'Heisse Eisen' (vgl. 6.11.1972, 22.11.1972) mit 6 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Rudi Skott und einem beigelegten zweiseitigen Flugblatt des DKP-Kandidaten Friedrich Block (vgl. 13.11.1972) zur Bundestagswahl (BTW - vgl. 19.11.1972) heraus:"
LOHNERHÖHUNGEN SOLLEN VERHINDERT WERDEN!

SCHMIERGELDER DER UNTERNEHMER AN CDU/CSU

ABGEORDNETENKAUF DURCH DIE UNTERNEHMER!

Nicht mehr nur einzelne Bundestagsabgeordnete, gleich die ganze CDU kaufen sich die Unternehmer. In diesem Extrablatt veröffentlicht die DKP ein Dokument, aus dem zu ersehen ist, daß Unternehmer und CDU ein Kopf und ein Arsch sind.

Da werden die Hoesch-Bosse Abs und Harders genannt, zahlreiche bleiben ungenannt wie etwa die Herren Pohlschröder, von denen CDU-Löher in einer Wahlversammlung in Scharnhorst (vgl. Okt. 1972, d.Vf.) sagte: Die Herren Pohlschröder gehören zu jenen fortschrittlichen Unternehmern, die für die freie Marktwirtschaft eintreten und darum die CDU unterstützen!

Dem sogenannten Wirtschaftsrat der CDU gehören also die gleichen Typen an, die den Arbeitern, Angestellten und jugendlichen Kollegen jene Lohn- und Gehaltserhöhungen verweigern, die notwendig sind, um den Reallohn zu erhalten. Während die CDU mit Millionen und aber Millionen geschmiert wird - um z.B. haufenweise Anzeigen in Tageszeitungen zum Stückpreis von 700 000 DM bringen zu können - sollen die arbeitenden Menschen mit 5 Prozent abgespeist werden.

Darauf kann es nur eine Antwort geben: Keine Stimme der CDU und gleichzeitig aktiver Lohnkampf, um die Unternehmer zu zwingen, die geforderten Lohn- und Gehaltserhöhungen von 11 - 15% zu zahlen.

Damit das Großkapital und seine Partei, die CDU/CSU, wirksamer bekämpft und statt die Interessen der Millionäre endlich die Interessen der Millionen auch im Bundestag vertreten werden, ist es notwendig, am 19.November die Deutsche Kommunistische Partei zu wählen. Ein Dutzend Abgeordnete der DKP im Bundestag würden Dampf machen gegen die CDU/CSU und das Großkapital.

DKP-Abgeordnete im Bundestag würden sicher auch manchem SPD-Abgeordneten auf die Sprünge helfen, wenn es darum geht, entschlossen gegen CDU/CSU und ihre Geldsäcke, von Abs über Harders bis hin zu Pohlschröders aufzutreten. Jede Stimme für die DKP ist also eine Stimme gegen Abs, Harders, Pohlschröder und alle diejenigen, die aus vorenthaltenen Löhnen und Gehältern der CDU Schmiergelder zahlen."
Bei dem erwähnten Dokument handelt es sich um einen Artikel aus dem 'Managermagazin' über den CDU-Wirtschaftsrat (vgl. Nov. 1972).

Berichtet wird auch von der Forderung von NRW-Innenminister Weyer (FDP), DKP-Mitglieder aus dem DGB auszuschließen (vgl. 6.11.1972) sowie dem Protest dagegen bei Hoesch Phoenix (vgl. 10.11.1972) und in der IGM Dortmund (vgl. 9.11.1972). Gefragt wird:"
WAS IST EIGENTLICH IN DER LEHRWERKSTATT LOS?

Ist der stellvertretende Ausbildungsleiter der Herrgott? Folgendes ist geschehen:
Die Hütte sucht Handwerker und eigene ausgebildete Handwerker - 6 Elektriker - will man nach Beendigung ihrer Ausbildung nicht übernehmen. Diese 6 jungen Kollegen haben die beste Aussicht ihre Gesellenprüfung zu bestehen. Sie haben nur einen Fehler, nämlich eine eigene Meinung. Sie sind kritisch zur Umwelt und so etwas kann ja nicht geduldet werden. Wegen der 6 Elektriker will sich der Lehrlingsausschuß noch beschäftigen. Man sollte aber dabei nicht vergessen, die Ausbildungsleitung schlechthin zu überprüfen. Es hat nämlich den Anschein, daß bei den Elektrikern in der Ausbildung manches nicht in Ordnung ist. Was not tut, das sind mehr Rechte für die Jugendvertreter!"

Festgestellt wird:"
NOCH EINMAL GUTGEGANGEN

Wie in der Tageszeitung zu lesen, waren 12 Lehrlinge an Gas vergiftet. Die jungen Kollegen wurden zu je 6 in zwei Krankenwagen geladen und zum Krankenhaus gefahren. Doch erst das dritte Krankenhaus nahm sich der Kranken an, unter Androhung der Werksfeuerwehr, die Presse zu verständigen. Es müssen schnellstens technische Maßnahmen ergriffen werden, damit sich ein solcher Unfall nicht mehr wiederholen kann.

Wie zu erfahren war, will man aus Rationalisierungsgründen einen Krankenwagen einsparen. Mit dieser Maßnahmen sollen dann vier Mann mehr dem Feuerwehreinsatz zur Verfügung stehen. Wie oft aber hat schon ein kranker Kollege auf einen Krankenwagen warten müssen? In nächster Zeit soll für die Hüttenwerke ein 5. Direktor eingestellt werden. Mit dem Gehalt eines solchen Direktors könnte man viel anfangen, z.B. einen Krankenwagen mehr fahren lassen."

Berichtet wird von einer zentralen Demonstration der KPD (vgl. 11.11.1972) und in einem letzten Artikel heißt es zu MTR bzw. STR:"
UNTERNEHMER UND CDU WOLLEN METALLER ÄRMER MACHEN UNSERE ANTWORT: REALLOHNSTEIGERUNG ERKÄMPFEN!

Unternehmer-Bosse und CDU haben in der Lohnrunde ein gemeinsames Ziel: Lohnleitlinien sollen den Reallohn empfindlich senken. Barzels Stellvertreter Stoltenberg (ehemals Krupp-Direktor) forderte: Für die 'Lohnrunden in allen Bereichen' soll die Regierung Ordnungsdaten setzen. Das gelte für jede Regierung nach den Wahlen!

Um welche Daten handelt es sich?

Dr. Herbert Köhler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie und CDU-Kandidat für den Bundestag unterbreitete sie den Bossen: Die Löhne und Gehälter sollen an die Produktivität gebunden werden. Die Unternehmer wollen also bestenfalls die 5 Prozent Produktivitätssteigerung in der Lohnrunde in Erwägung ziehen. 'Gesamtmetall' ist mit von der Partie. Der stellvertretende Vorsitzende Horst Knapp lieferte dem 'Handelsblatt' (HB, d.Vf.) am 3.11. die Schlagzeile: 'Keine Addition von Inflation und Produktivität'. Verständlich übersetzt lautet dies: Die Preissteigerungsrate von fast 7 Prozent soll in der Lohnrunde außer Anschlag bleiben. Die Unternehmer wollen ein Riesengeschäft machen. Ihre Verbände und die CDU wollen uns ärmer machen, damit die Profite noch stabiler werden!

Die Unternehmer organisieren mit allen Kräften und ihren Millionen nicht nur den CDU-Wahlkampf, sondern auch einen harten Lohnkampf. Aber die Regierung schweigt über die Preisdiktate des Großkapitals. Die Stoltenberg, Knapp und Köhler fühlen sich dadurch immer nur angespornt, ihr arbeiterfeindliches Lohndruckkonzept in Anwendung zu bringen. Helmut Schmidt (SPD, d.Vf.) assistiert dabei. Darum unsere Antwort an die Bosse: REALLOHNSTEIGERUNG! 4 Prozent Reallohnsteigerung verlangen die Ziele des DGB. Um 15 Prozent müssen Löhne und Gehälter steigen, wenn in der Lohnrunde diese Reallohnsteigerung erstritten werden soll. 11 Prozent bedeuten aber faktisch Reallohnstop!

Die Unternehmer können, sie müssen zahlen. Die Unternehmer führen den Lohnkampf als Wahlkampf. Übrigens: Aus Kreisen der Konzernleitung (auch da gibts Sozialdemokraten) wurde uns mitgeteilt, daß Hoesch-Boß Harders der CDU eine SECHSSTELLIGE SUMME für den Wahlkampf überwiesen hat! Darauf in den Betrieben unsere Antwort: Keine Pause im Lohnkampf! Alles für Reallohnerhöhung!"
Q: Heisse Eisen Schmiergelder der Unternehmer an CDU/CSU, Dortmund Nov. 1972

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