Bochum: "Die Presse"
Zeitung der Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML (Zentralbüro)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 8.3.2018


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"Die Presse" war die Betriebszeitung der Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB, die am 15. September 1970 erstmals mit der Schlagzeile: "SPD plant weitere Steuererhöhungen" erschien. Vermutlich wurde sie im Spätherbst (ca. Oktober 1972) eingestellt, was mit der Entwicklung des Zentralbüros nach dem "Roten-Antikriegstag" in München (2. September 1972) und der danach eingeleiteten illegalen Phase in Zusammenhang stand. "Die Presse" erschien teilweise auch als "Ausgabe des KJVD" bzw. der "Jugendbetriebsgruppe des KJVD".

Neben der "Presse" gab es von ML-Gruppen bei Opel Bochum noch weitere Zeitungen, die fortlaufend erschienen: die "Zündkerze" der KPD/ML-Zentralkomitee und die "Kommunistische Arbeiterpresse" der KPD (später auch "Schweinwerfer"). Andere ML-Zeitungen, wie etwa die "Bochumer Arbeiterzeitung" der Kommunistischen Gruppe Bochum/Essen, wurden bei Opel nur in unregelmäßigen Abständen verbreitet.

Liste der als Scans vorhandenen Zeitungen

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

15.09.1970:
Bei Opel Bochum gibt die Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB laut KPD/ML-ZK heute erstmals ihre Betriebszeitung "Die Presse" mit 8 Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Werner Fremd und folgendem Leitartikel heraus:
"SPD PLANT WEITERE STEUERERHÖHUNGEN. Während wir in der Tarifrunde für die Durchsetzung der gewerkschaftlichen Forderungen kämpfen, bereitet die SPD-Regierung schon wieder neue Steuererhöhungen vor.
Finanzminister Möller will unser Lohnsystem an die anderen europäischen Länder angleichen und gibt offen zu, dass dies schon wieder eine Steuererhöhung ist.

Kolleginnen und Kollegen! Gerade erst hat die SPD der Arbeiterklasse 10% Lohnsteuervorauszahlung aufgeladen und uns vorgelogen, dass damit die 'Konjunktur' gerettet wird. Jetzt marschieren wir nicht nur mit Riesenschritten in die nächste Krise, sondern die SPD startet schon wieder neue Angriffe auf unsere Lage. Zur gleichen Zeit steigen die Preise und Mieten in unverschämter Weise. SPD Minister Schiller aber ist gegen einen Mietstop, weil das die soziale Marktwirtschaft gefährdet, d. h. freien Spielraum für die Profitgier der Kapitalisten.

GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHE SPD-REGIERUNG DIE GESCHLOSSENE FRONT DER ARBEITERKLASSE

Noch so hohe Lohnerhöhungen bringen uns nichts, wenn wir nicht geschlossen gegen die arbeiterfeindliche Politik der SPD kämpfen und deren weiteren Lohnraub verhindern. Fordern wir:
- SOFORTIGE RÜCKZAHLUNG DER 10% LOHNSTEUERVORAUSZAHLUNG
- KEINE WEITEREN STEUERERHÖHUNGEN MEHR

In der jetzigen Tarifrunde kommt es darauf an, möglichst viel herauszuschlagen. Die Gewerkschaft fordert:
- 15% effektive Lohnerhöhung,
- Wegfall der unteren Lohngruppen, die unsere Einheit verhindern sollen und den Kapitalisten noch höhere Profite durch gesteigerte Ausbeutung der Frauen, Jugendlichen und ausländischen Kollegen verschaffen.

Die KPD/ML fordert zusätzlich:
- Absicherung der Effektivlöhne durch 6 DM Mindestlohn, damit wir bei der herannahenden Krise vor Lohnkürzungen gewappnet sind. Diese Forderungen müssen unbedingt durchgesetzt werden und durch den Kampf gegen die arbeiterfeindliche SPD Politik abgesichert werden. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass wir bei der nächsten Krise ohne Überstunden und Sonderschichten unseren Lebensstandard einigermaßen halten können.

Die SPD kann mit ihrer arbeiterfeindlichen Konjunkturpolitik die nächste Krise nicht verhindern. Bereits jetzt gibt es in mehreren Betrieben Massenentlassungen und Kurzarbeit. Die SPD kann und will den Kapitalismus nicht abschaffen und im Kapitalismus gibt es immer wieder Krisen, weil die Produktion sich an der Profitgier ausrichtet und nicht an den Bedürfnissen des Volkes.

JETZT KAMPF FÜR HOHE LOHNFORDERUNGEN

Die Autoindustrie ist jetzt noch in der Hochkonjunktur. Die Bosse haben noch nie so hohe Gewinne gemacht. Bei Opel haben sie im letzten Jahr aus jedem von uns 7. 500 DM Reingewinn erpresst und trotzdem setzen sie unverschämterweise die Preise noch mehr rauf, um ihre Profite noch mehr zu steigern.

Jetzt ist die Situation für hohe Forderungen günstig. Zeigen wir unsere geschlossene Kampfkraft und zwingen wir die IGM-Führer zur vollen Durchsetzung unserer Forderungen.

Die Erfahrungen des September 1969 haben uns den Weg gewiesen:
Nur durch geschlossenen Kampf haben die Stahlkollegen 3% mehr bekommen als wir.

ALLE BÄNDER STEHEN STILL, WENN UNSER STARKER ARM ES WILL!

Im Mai sind die Kollegen im Preßwerk voranmarschiert. Ohne ihren Streik hätte der Betriebsrat die schon lange geforderte Lohnangleichung an Rüsselsheim immer noch nicht ausgehandelt. Ohne den mutigen Kampf der Kollegen im Preßwerk hätten wir selbst die paar vereinzelten Pfennige noch nicht bekommen, die uns die Geschäftsleitung ab Juni mehr zahlen mußte. Auf das Verhandlungsergebnis um den vollen 13. Monatslohn warten wir noch. Der Betriebsrat hat immer noch keine klare Mitteilung darüber gemacht.

VERHINDERN WIR EINEN NEUERLICHEN VERRAT DER GEWERKSCHAFTSBONZEN

Die Gewerkschaftsbonzen kämpfen nur dann für unsere Interessen, wenn wir sie dazu zwingen. Immer wieder haben die Gewerkschaftsführer gemeinsam mit der SPD unsere Interessen verraten. So haben z. B. von den 220 DGB Abgeordneten im Bundestag nur 2 gegen die Lohnraubsteuer gestimmt.
Nur durch Druck von unten können wir einen neuerlichen Verrat der Gewerkschaftsbonzen verhindern.

Machen wir die Gewerkschaft wieder zum Kampfinstrument der Arbeiterklasse.

Ab sofort allen V-Leuten und Betriebsräten eindeutig erklären:
- Wir erwarten volle Durchsetzung unserer Forderungen bei den Tarifverhandlungen.
- Wir erwarten auf jeden Fall Urabstimmung über jedes Verhandlungsergebnis.

KAMPF DEM LOHNRAUB"

An die Frauen wendet sich der nächste Artikel:
"AN ALLE KOLLEGINNEN! Die IGM fordert für die jetzige Tarifrunde die Aufhebung der unteren Lohngruppen. KÄMPFEN WIR FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG DIESER FORDERUNG!

Wir machen die gleiche Arbeit wie die Männer, müssen uns bei der Arbeit genauso anstrengen und kriegen weniger Geld, die Preise und die Mieten aber sind für uns genau so hoch wie für die Männer. Die Gleichberechtigung steht zwar auf dem Papier, aber die Kapitalisten versuchen sie mit allen Tricks zu umgehen, um die Arbeiterklasse zu spalten. So wollen sie die Einheit der Arbeiterklasse und deren gemeinsame Kampfbereitschaft schwächen. Sie spielen die Männer gegen die Frauen aus, die Deutschen gegen Ausländer und die Erwachsenen gegen die Jugendlichen. So versuchen sie den Blick der Arbeiterklasse für ihren gemeinsamen Feind, die Kapitalistenklasse, zu trüben.

Die Aufhebung der unteren Lohngruppen erreichen wir nur, indem wir geschlossen für diese Forderung kämpfen! Mit unserer Kampfbereitschaft müssen wir die Vertrauensleute, Betriebsräte und Gewerkschaftsführer zur Durchsetzung zwingen! Nur so können wir einen neuen Umfall der Gewerkschaftsbonzen verhindern.

FÜR DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE! FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG DER GEWERKSCHAFTLICHEN FORDERUNGEN!"

In einem Werbeartikel für die eigene "Rote Fahne", die alle zwei Wochen vor Opel verkauft werde, heißt es zur Herausgabe der 'Presse':
"Die Presse ist die Zeitung aller Arbeiterinnen und Arbeiter bei Opel. Die ROTE FAHNE ist das Organ aller Arbeiter in der Bundesrepublik. Die Erfahrungen und die Kampfkraft der Arbeiter eines Betriebes können ausreichen, um in dem betreffenden Betrieb Verbesserungen zu erkämpfen. Sie reicht nicht aus, um die Ausbeutung der Arbeiterklasse abzuschaffen. Und aus diesem Grund fordert euch die kommunistische Betriebsgruppe auf: Holt euch die ROTE FAHNE an den Werkstoren, lest sie, gebt sie weiter, besprecht sie mit den Kolleginnen und Kollegen. Schreibt eure eigenen Erfahrungen und Meinungen an die ROTE FAHNE!"

Die Ausgabe enthält auch jeweils einen Artikel in spanischer und italienischer Sprache zur Tarifrunde.

Im Jugendteil des KJVD heißt es:
"Kollegen!
Die Profite der General Motors-Kapitalisten steigen und die SPD-Regierung unterstützt die Ausbeutung durch die Kapitalisten. Sie startet selber Angriffe auf den mageren Lohn der Arbeiter durch die 10%ige Lohnraubsteuer und durch Miet- und Preissteigerungen. Die Unzufriedenheit der Kollegen im Betrieb ist sehr groß. Das heißt für uns Lehrlinge und Jungarbeiter, wir müssen mit unseren älteren Kollegen eine geschlossene Front gegen Kapitalisten, SPD-Regierung und rechte Gewerkschaftsführer bilden. Denn wir sind von der Ausbeutung genauso betroffen.

DER DURCHSCHNITTSLOHN EINES LEHRLINGS BETRÄGT 70 PFG. IN DER STUNDE

Die Opel-Kapitalisten verdienen an jedem Wagen, der vom Band läuft, 522 DM. Sie kamen im letzten Jahr auf einen Profit von ca. 420 Mio. DM. Diesen Profit haben wir zusammen mit unseren älteren Kollegen erarbeitet. Wir Lehrlinge verbringen die Hälfte unserer Lehrzeit im Betrieb, das heißt in der Produktion, auch das kann für uns nützlich sein, nur sollen die Kapitalisten aus uns nicht Extraprofite herauspressen, wenn sie uns für die gleiche Arbeit schlechter bezahlen als unsere älteren Kollegen, ja, wenn sie sogar durch uns ältere Kollegen einsparen. Deshalb heißt unsere Forderung: GLEICHER LOHN FÜR GLEICHE ARBEIT!

Dieses besagt, ob ein Lehrling oder ein Erwachsener ein Teil dreht, machen sie die gleiche Arbeit, müssen sie auch gleich bezahlt werden.

FÜR ARBEIT IN DER PRODUKTION-100% DES EFFEKTIVLOHNS, WEGFALL DER JUGENDABZÜGE

Dass die SPD-Regierung immer wieder Angriffe auf die Arbeiterklasse startet, sehen wir Lehrlinge konkret am Berufsbildungsgesetz. In diesem Gesetz haben die Kapitalisten durch die SPD-Regierung ihre Vorstellung von Ausbeutung der Lehrlinge gesetzlich absichern lassen. Das beste Beispiel ist der Stufenplan, der von den Krupp-Kapitalisten ausgetüftelt wurde und praktiziert wird. Er ist so aufgebaut, dass wir nicht nach unseren Fähigkeiten, sondern nach den Bedürfnissen der Kapitalisten ausgebildet werden. Um uns gegen solche Angriffe zu wehren, müssen wir für unsere Interessen kämpfen. Wir sehen, wie unsere älteren Kollegen für ihre Interessen kämpfen indem sie streiken. Die Interessen der älteren Kollegen sind auch unsere Interessen, denn wir Lehrlinge sind ein Teil der Arbeiterklasse, nur unter dem Zwang des Ausbildungsvertrages. Wenn wir im Betrieb sind und die älteren Kollegen streiken, müssen wir weiterarbeiten. So setzen uns die Kapitalisten als Streikbrecher ein. Damit auch wir uns gegen die Angriffe der Kapitalisten und der SPD-Regierung wehren können, damit wir unsere älteren Kollegen bei ihren Forderungen unterstützten können, müssen wir das Kampfmittel der Arbeiter in die Hand nehmen; wir müssen streiken. Damit wir uns vor der Kapitalistenwillkür etwas absichern können, fordern wir:
STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE

Durch diese Forderung schaffen wir die Ausbeutung nicht ab. Der Kapitalismus wird dadurch nicht abgeschafft und wird bei jeder Gelegenheit versuchen, die Erfolge der Arbeiter zunichte zu machen. Wir Arbeiter werden erst dann gesiegt haben, wenn wir gemeinsam die Kapitalisten stürzen und den Staat der Arbeiter aufbauen. Dieses kann nicht geschehen, wenn wir uns in kleine Grüppchen zusammenschließen, sondern wir müssen eine starke Organisation aufbauen, die unter der Führung der Arbeiterklasse den Kapitalismus vernichtet. Diese Organisation ist die KPD/ML und ihr Jugendverband der KJVD. Im KJVD schließen sich die Lehrlinge und Jungarbeiter zusammen, um organisiert unter der Führung der KPD/ML - für die Diktatur des Proletariats - zu kämpfen."
Quelle: Die Presse, Nr. 1, Bochum, o. J. (15.September 1970).

24.09.1970:
Es erscheint ein "Extrablatt" der "Presse" mit dem Leitartikel: "Heute Betriebsrätevollkonferenz. Zwingen wir die Betriebsräte durch unsere Kampfbereitschaft zum vollen Einsatz für unsere Forderungen!"
Danach geht es um "Kampfmaßnahmen zur Tarifrunde und betriebliche Forderungen". Loderer will über die "Durchsetzung unserer Forderungen im Tarifkampf" informieren. Man müsse sich gegen die "Lohnraubpolitik der SPD-Regierung" wehren. Daher sei eine "15% Lohnerhöhung" sinnvoll.
Weiter wird erklärt: "Verhinderung weiterer Steuererhöhungen! Weg mit dem 10% Lohnunterschlag!"
"Lohnangleichungen … Zusatzprämien für Sonderschichten … Parkplatzversicherung … Weihnachtsgratifikation … 13. Monatslohn … Erhöhung des Akkordrichtsatzes auf 12% … Eckgehalt der Angestellten um 10% … diese Forderungen unterstützt der Betriebsrat in Bochum nicht!"
Gefordert wird weiter: "Urabstimmung bei jeder Verhandlungsentscheidung im Tarifkampf!"
Q: Die Presse, Extrablatt, Bochum, o. J. (24. September 1970).

25.09.1970:
Bei Opel Bochum gibt die KPD/ML-ZB ein Extrablatt ihrer "Presse" mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Werner Fremd, Bochum, heraus:
"DER KAMPF GEHT WEITER!
Kollegen von der Frühschicht!
Die A-Schicht hat gestern Mittag euren Streik volle acht Stunden fortgesetzt! Die Kollegen von Werk II haben sich sofort angeschlossen. In Rüsselsheim und Kaiserslautern wurde ebenfalls der Streik aufgenommen. Der Stand der Verhandlungen gestern Abend: Der Kapitalistenverband Gesamtmetall bietet weiter lächerliche 7% Lohnerhöhung. Die Geschäftsleitung der Adam Opel AG ist nicht bereit, über unsere Forderung nach 100% Weihnachtsgeld überhaupt zu diskutieren; die Kapitalisten überlegen nur eine Umverteilung der für die Weihnachtsgratifikation freigegebenen 40 Millionen. Heute 9 Uhr setzt im IGM-Haus der Gesamtbetriebsrat seine Konferenz fort.

KOLLEGEN, BLEIBEN WIR HART IN UNSEREN FORDERUNGEN, EINHEITLICH IM KAMPF!

- 15% LOHNERHÖHUNG BEI DEN TARIFVERHANDLUNGEN!
- 100% MONATSLOHN ALS WEIHNACHTSGELD!
- VOLLE BEZAHLUNG DER STREIKSCHICHTEN!

Kollegen, wir haben gestern alle gesehen, dass wir unseren Kampf besser organisieren müssen. Dazu brauchen wir ein Streikkomitee! Gestern hat es damit noch nicht geklappt. Die beste Möglichkeit: Zwingen wir unsere V-Leute, dafür zu sorgen, dass sofort ein Streikkomitee gebildet wird!

Das Streikkomitee muss uns regelmäßig über den Verhandlungsstand informieren! Es muss dafür sorgen, dass durch alle Abteilungen Gruppen geschickt werden, die wirklich alle Kollegen zur Solidarität zwingen, damit kein Wagen mehr das Werk verläßt! Das Streikkomitee muss die Verbindung zum Werk II aufrecht erhalten."

Auf der Rückseite werden auf Spanisch und Italienisch die Forderungen bekanntgegeben und gefordert, sich nicht von den Deutschen trennen zu lassen.
Q: Die Presse, Extrablatt: Der Kampf geht weiter!, Bochum, o. J. (25. September 1970).

28.09.1970:
Bei Opel Bochum gibt die KPD/ML-ZB ein Extrablatt ihrer "Presse" mit zwei Seiten DIN A 4 unter Verantwortung von Werner Fremd, Bochum, heraus:
"DURCHHALTEN!
Das neueste Angebot der Kapitalisten: NICHT MEHR 40 SONDERN 46 MIO. DM, d. h. ca.70% für jeden. Allerdings für uns in Bochum nur, wenn wir wieder an die Arbeit gehen, wie es unsere Rüsselsheimer Kollegen angeblich schon gemacht haben. Kollegen, auch in den Septemberstreiks haben die Kapitalisten uns vorgelogen, dass die Kollegen in den anderen Betrieben schon wieder arbeiten. So wollten sie die EINHEITLICHE KAMPFFRONT SPALTEN und unsere Kampfbereitschaft schwächen. Lassen wir uns darauf nicht ein. Jetzt haben wir schon 20% erkämpft und die vollen 100% (56 Mio. DM) werden wir auch noch erreichen. Unsere amerikanischen Kollegen streiken schon seit zwei Wochen und das Antwerpener Werk kann nicht mehr produzieren, weil es kein Material mehr von uns bekommt. Den GM Bossen steht die geschlossene Front der Arbeiterklasse in der ganzen Welt gegenüber, entschlossen zum Kampf FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG IHRER FORDERUNGEN. Deshalb: DURCHHALTEN!

Kollegen, Rudi Hahne sagte noch Mittwoch: Wir fordern 15% mehr Lohn, den 13. Monatslohn und die Bezahlung der Streikschichten. Und jetzt haben wir gehört, dass die V-LEUTE NACH DEM 46 MIO.-ANGEBOT AM SONNTAG ANGEWIESEN WURDEN, ZU VERSUCHEN, UNS WIEDER AN DIE ARBEIT ZU SCHICKEN. Wenn die V-Leute damit kommen, müssen wir ihnen gleich die richtige Antwort geben. Beim Preßwerkstreik im Mai haben wir uns auf Verhandlungen verlassen; hätten wir damals im Kampf durchgehalten, hätten wir den 13. Monatslohn schon. Wenn wir uns jetzt wieder abspeisen lassen, können wir auch gleich von den 15% Abstriche machen. Ob 15% oder 13. Monatslohn, beides setzen wir NUR IM KAMPF durch. Wenn die V-Leute und Betriebsräte uns jetzt mit 70% ans Band schicken wollen, dann werden die IGM Bonzen uns im Tarifkampf auch 10% als Sieg vorgaukeln. So haben sie für die Metaller in Hessen, also auch für unsere Kollegen in Rüsselsheim, einer 10% LOHNERHÖHUNG und einer ERHÖHUNG DES ECKLOHNS AUF 4, 36 DM zugestimmt. Kollegen, die SPD-Regierung raubt uns mit ihrer arbeiterfeindlichen Politik das Geld aus der Tasche und die Gewerkschaftsbonzen versuchen uns im Kampf für unsere berechtigten Forderungen abzuwiegeln.

DESHALB KOMMT ES NUR AUF UNS SELBER AN. Wir dürfen uns auf niemanden verlassen, keinen Verhandlungen trauen. Nur im entschlossenen Kampf setzen wir unsere Forderungen durch:

- 100% 13.MONATSLOHN
- BEZAHLUNG DER STREIKSCHICHTEN
- 15% LOHNERHÖHUNG

Kollegen, wir brauchen ein STREIKKOMITEE zur besseren Organisierung des Kampfes. In der B-Schicht übernahmen bereits am Freitag 25 Kollegen die Führung, sorgten für stündliche Information, für Kontrollmärsche durch die Abteilungen, für die Verhinderung der Auslieferung am Bahnhof usw. Sie haben es am Freitag auch geschafft, sinnlose Sauferei und Randalierung zu verhindern. Ab heute brauchen wir noch straffere Organisation, um den Opel-Bossen einheitlich entgegen zu treten.

Die Kollegen, die bisher voranmarschiert sind bei unseren Kontrollgängen durchs Werk, diejenigen V-Leute, die unser Vertrauen wirklich verdienen, die Kollegen, die den Streik resolut fortsetzen, sollen als einheitliche Gruppe dafür sorgen, dass durch alle Abteilungen Gruppen geschickt werden, die wirklich alle Kollegen zur Solidarität zwingen, damit keine Wagen mehr das Werk verlassen! Das Streikkomitee muß die Verbindung zu den anderen Werken aufrecht erhalten, es muß uns regelmäßig über den Verhandlungsgegenstand informieren! Lasst euch nicht auf den faulen Trick der Geschäftsleitung ein, am Arbeitsplatz sitzen zu bleiben, damit ihr die Streikschichten bezahlt bekommt! Wir wollen ALLE die Streikschichten bezahlt haben, deshalb kommt mit raus, helft uns die Forderungen durchzusetzen, laßt euch nicht abspalten! Lasst die Meister, die euch beschwätzen oder bedrohen wollen, alleine am Pult sitzen! Nur vereint setzen wir unsere Forderungen durch!"

Daneben werden auch Aufrufe in italienischer und spanischer Sprache veröffentlicht.
Q: Die Presse, Extrablatt, Durchhalten!, Bochum (28.September 1970).

22.10.1970:
In Bochum gibt die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB "Die Presse" Nr. 2 mit folgendem Leitartikel heraus:
"11%-ANGEBOT-GEMEINER VERRAT DER SPD-REGIERUNG UND DER GEWERKSCHAFTSBONZEN

Am Freitag Urabstimmung: 11% oder Streik für die volle Durchsetzung der 15% Forderung. Wir sind bei Opel etwa 13. 000 zahlende Gewerkschaftsmitglieder. Unsere Entscheidung muss klar und eindeutig zeigen: wir lassen uns nicht von den IGM-Bonzen verschaukeln! Wir sind geschlossen gegen die Abwiegelungsmanöver der SPD-Regierung, die ihre arbeiterfeindliche Lohnraubpolitik zur Sicherung der Kapitalistenprofite fortsetzen und deswegen den solidarischen Kampf der Arbeiterklasse mit allen Mitteln verhindern will! Das 11% Angebot bedeutet eine erneute Herausforderung. 73 IGM-Vertreter haben diesem Angebot zugestimmt; sie warten in ängstlicher Hoffnung darauf, dass auch wir am Freitag den Schwanz einkneifen und vor dem gemeinsamen Komplott der Kapitalisten, ihrer SPD-Regierung und den IGM-Bonzen den Buckel krumm machen.

Aber 69 IGM-Vertreter der Großen Tarifkommission haben gegen den faulen Kuhhandel gestimmt; sie rechnen am Freitag mit unserer eindeutigen Unterstützung und Kampfbereitschaft. In Essen, Mülheim, Köln, Hagen und anderen Städten haben sofort nach der Bekanntgabe des 11% Angebots V-Leute und Betriebsräte geschlossen das Verhandlungsergebnis als Verrat bezeichnet und abgelehnt!

Unsere Entscheidung muß klar sein:
GEGEN DIE ARBEITERFEINDLICHEN BETRUGSMANÖVER FORDERN WIR KONSEQUENTEN KAMPF DER GEWERKSCHAFT FÜR DIE VOLLE DURCHSETZUNG UNSERER FORDERUNG

Der Verrat der IGM-Führer ist auch bei uns in NRW völlig offensichtlich. 11% Lohnerhöhungsangebot:
- nachdem Otto Brenner vor dem Tarifkampf die 15% Forderung als Mindestforderung bezeichnet und von vollen Streikkassen gesprochen hat!
- nachdem wir zu Tausenden auch in NRW in solidarischen Streiks und Protestmärschen die 15% gefordert und damit unsere Kampfbereitschaft gezeigt haben!
- nachdem 6 000 Kollegen der B-Schicht am Humboldt Eck vom 2.Vorsitzenden der IGM, Eugen Loderer, härtester Kampf für die 15% versprochen worden ist!
- und nachdem die Schlichtungsverhandlungen gescheitert und für kommenden Mittwoch die Urabstimmung über gewerkschaftlichen Streik für volle 15% angesetzt war!

Aber sofort nach dem Urabstimmungsbeschluss letzten Dienstag, griff die SPD-Regierung ein. Die SPD zittert vor jedem einheitlichen Kampf der Arbeiterklasse; denn immer mehr Kollegen haben die arbeiterfeindliche Lohnraubpolitik der SPD-Regierung durchschaut; Lohnleitlinien, Steuererhöhungen, Zwangssparen getarnt als 'Vermögensbildung', nichts gegen Preistreiberei und Mietwucher, aller für die Absicherung der Kapitalistenprofite; genau wie die CDU: Politik fürs Kapital nur mit der verlogenen Heuchelei; mehr für die Arbeiter tun zu wollen.

Doch unsere berechtigten Forderungen werden abgewiegelt. SPD-Minister Figgen nutzte sofort die gute Verbindung zu den SPD-hörigen Gewerkschaftsbürokraten aus und brachte sie mit den Kapitalisten an einen Tisch - zum Gemauschel hinter verschlossenen Türen. Unsere berechtigte Empörung über den gesamten Verlauf der Tarifrunde soll nun mit einem Prozent mehr als schon vorher angeboten war, niedergeschlagen werden. Mit ihrer 'Beruhigungspolitik'-so nannte SPD-Betriebsrat Perschke auf einer Betriebsversammlung selbst schon seine Arbeit als Betriebsrat-dürfen uns die IGM-Bonzen diesmal nicht mehr hereinlegen.

VERHINDERN WIR DEN VERRAT DER GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG!
MACHEN WIR MIT DER KPD/ML DIE GEWERKSCHAFT ZUR KAMPFORGANISATION DER ARBEITERKLASSE
ORGANISIERT EUCH IN DER BETRIEBSGRUPPE DER KPD/ML"

Neben dem "LESERBRIEF EINES KOLLEGEN", heißt es im Artikel:
"HEILIGABEND-SCHICHT-BESCHERUNG DER ARBEITERVERRÄTER IM BETRIEBSRAT
Kolleginnen und Kollegen!
Wir haben durch unseren Streik insgesamt 46 statt der geforderten 56 Millionen DM Weihnachtsgeld durchgesetzt. der Betriebsrat hat das als großen Sieg seiner Verhandlungstaktik gefeiert. Er wollte uns auf der Belegschaftsversammlung weismachen, dass er in diesem Streik unsere Interessen vertreten hätte. Wie sieht das in Wirklichkeit aus? Nicht durch die Verhandlungen, sondern NUR durch unseren Kampf bekommen wir mehr Geld. Es ist ein Hohn, wenn das Ergebnis als Verhandlungssieg gefeiert wird. Der Betriebsrat hat während des Streiks immer wieder versucht, uns an die Arbeit zu schicken. Als er ALLEIN DURCH UNSEREN STREIK zu Verhandlungen gezwungen wurde, hat er uns zusammen mit den GM Bossen betrogen. Unsere Forderungen waren:
- 100% Weihnachtsgeld - ausgehandelt wurden 71-100% je nach Betriebszugehörigkeitsjahren.
- Das war ein gemeiner Trick, um unsere einheitliche Kampffront zu spalten.
- Volle Bezahlung der Streikschichten - dies wurde erreicht.

ABER WIE? Kurz danach wurde uns mitgeteilt, dass wir bis Weihnachten jeden Samstag auf Frühschicht eine Sonderschicht machen müssen. Damit schaffen wir den GM Bonzen den Profit, den sie durch den Streik verloren haben. Und nicht nur den! Dadurch, dass bei uns die Produktion auf vollen Touren läuft, ersetzen wir ihnen gleichzeitig einen Teil der Profite, die ihnen durch den jetzt schon wochenlangen Streik unserer amerikanischen Kollegen bei GM verloren geht. So machen sie uns zum Streikbrecher unserer amerikanischen Kollegen.

Kolleginnen und Kollegen. Diese SPD-Verräter in unserem Betriebsrat haben noch nicht einmal davor zurückgeschreckt, einer Schicht an Heilig-Abend zuzustimmen. Wir alle haben Familie, viele Frauen müssen mitarbeiten. Wie stellen sich die Herren Betriebsräte es eigentlich bei uns am Heilig Abend vor?
Wann sollen wir die Vorbereitungen treffen? Wir müssen die Wohnung putzen, das Essen und die Bescherung vorbereiten. Diese Unverschämtheit können wir uns nicht bieten lassen. Viele Kolleginnen haben das auch direkt gesagt: z. B. in der Elektromontage, im Preßwerk, in der Näherei und in der Küche. Sie sind zu einem großen Teil bereit, dafür zu kämpfen. Aber es reicht nicht, wenn die Frauen allein die Heilig-Abend Schicht verweigern. Das wäre den Bonzen gerade recht, uns wieder einmal gegeneinander auszuspielen. Kollegen, nach acht Stunden Knochenmühle kann keiner mehr richtig Weihnachten feiern. Wenn nachmittags die Vorbereitungen in großer Hetze getroffen werden, die Geschäfte zu sind, so dass Kleinigkeiten, die vergessen worden sind, nicht mehr gekauft werden können, wenn man von der Arbeit so kaputt und nervös ist.
Kolleginnen und Kollegen, diese Lehre müssen wir aus unserem Streik ziehen. Nur im gemeinsamen Kampf setzen wir unsere Forderungen durch: Die Heilig Abend Schicht muß verlegt werden!"
Q: Die Presse, Nr. 2, Bochum, o .J. (27.Oktober 1970).

22.01.1971:
Es erscheint "Die Presse" Nr. 1 mit dem Leitartikel:
"DAS NEUE PUNKTESYSTEM FÜR ZEITLÖHNER: HINTERHÄLTIGER SPALTUNGSVERSUCH!

In einigen Abteilungen-besonders in Werk 2-hat der Betrug schon begonnen: ab sofort erhalten alle Zeitlöhner einzeln die Leistungszulage nach einem neuen Punktesystem. Nur spärlich sickern die Informationen durch; nur wenige V-Leute wurden von den Meistern klar informiert; vom Betriebsrat keinerlei Anzeichen von Abwehrmaßnahmen.

Nach vier Gruppen wie 'Leistung', 'sauberes Arbeiten', 'unfallfreies Arbeiten' sollen die Meister jeden Kollegen mit insgesamt höchstens 32 Punkten bewerten. Keiner hat das Recht, seine Bewertung genau zu erfahren. Mit Lohnunterschieden von mehr als 50 Pfennig pro Stunde für die gleiche Arbeit sollen wir uns abfinden. Passt dem Meister deine Nase nicht, willst du dich gegen die ständige Antreiberei wehren: dein Punktkonto sinkt …

Den Opel-Bossen geht es darum, jeden einzelnen Kollegen auf die Jagd nach Punkten anzusetzen, um ihn bis aufs Blut auszunehmen. Ihnen geht es um schärfere Disziplinierung, sie wollen uns zu Radfahrern bei den Meistern machen, sie wollen uns gegeneinander aufhetzen und ausspielen. Warum ist das gerade jetzt für die Kapitalisten so wichtig? Warum gerade jetzt neue Akkordzeiten und damit Verschärfung der Richtzeiten am Band? Warum gerade jetzt der verstärkte Versuch, die Arbeitshetze in der Lackiererei noch zu erhöhen, um damit diesen Engpaß in der Produktion zu beseitigen und in den folgenden Abteilungen die Bandgeschwindigkeiten abermals zu beschleunigen?

Kollegen!
Auch die Opel-Herren bereiten sich auf die Wirtschaftskrise vor. (Am Mittwoch konnten wir in der WAZ lesen, dass statt 1, 24 Millionen Neuanschaffungen von PKWs - 1970 - für dieses Jahr nur noch 600 000 Neuanschaffungen zu erwarten sind.). Die Vorbereitungen der Opel-Herren: verschärfte Ausbeutung-um die Profite zu sichern, Spaltungsversuche-um den einheitlichen Abwehrkampf gegen Lohnkürzung, Kurzarbeit und Entlassungen zu verhindern.

Angriffe auf unsere Lage und Spaltungsversuche-das ist auch genau die Politik der SPD-Regierung zur Rettung der Profite der Kapitalisten. Auch wenn wir in der Automobilindustrie die Krise noch nicht direkt zu spüren bekommen, so richten sich doch auch die geplanten Angriffe der SPD-Regierung gegen jeden von uns.

SPD-Finanzminister Möller kündigte an, dass die Zurückzahlung der 10%-Lohnraubsteuer mit den Tarifforderungen zu verbinden. In der Konzertierten Aktion der SPD-Regierung, der Gewerkschaftsführer und der Kapitalisten wurde in 'Lohnleitlinien' beschlossen, dass die Arbeiter in diesem Jahr höchstens 7% mehr bekommen sollen. Jetzt soll auch noch die 10%-Lohnraubsteuer in den Tarifforderungen verrechnet werden.

Die KPD/ML hat zu Recht von Anfang an die sofortige Zurückzahlung dieser Steuer gefordert. Doch wir blechen weiter. Dazu kommen jetzt noch massive Preiserhöhungen für Post und Bahn und zum Beispiel 10%-Erhöhung des Milchpreises. In der Stahlindustrie sind die Kollegen bereits direkt betroffen: der Bochumer Verein plant nach Zwangsurlaub Kurzarbeit für zahlreiche Kollegen, bei SWB flogen erst vor wenigen Tagen etwa 50 Kollegen auf die Straße.

In der Zuliefererindustrie der Automonopole gibt es massive Entlassungen und Kurzarbeit. So plant Bosch, 800 Kollegen rauszuwerfen. Bei Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen wurden vorige Woche 300 Kollegen entlassen. Die Lügen von Brandt und Brenner, 1971 seien die Arbeitsplätze nicht in Gefahr, sind längst durch Tatsachen entlarvt. In zahlreichen Betrieben haben die Kollegen energisch den Kampf aufgenommen:

- V-Leute von Hoesch in Dortmund fordern garantierten Mindestlohn. Garantierten Mindestlohn auch bei Kurzarbeit (etwa 1.100 DM). Letzter Anstoß ihrer Forderung: es wurde bekannt, dass die Betriebsratsgehälter von 1.600 auf 1 800 DM erhöht werden sollen.

- Bei Mannesmann streikten die Kollegen von zwei Werken Sie antworteten auf die Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen und den Versuch, aus den übriggebliebenen Kollegen noch mehr herauszuschinden mit der Forderung: 5%-Lohnerhöhung!

- In allen betroffenen Betrieben fordern die Betriebsgruppen der KPD/ML: bei Kurzarbeit voller Lohnausgleich!

Es kommt darauf an, dass auch wir bei uns jedem Angriff der Kapitalisten entgegentreten. Ab Februar fallen die Sonderschichten weg; für viele Kollegen schon eine Lohneinbuße von mehr als 10%. Höchste Wachsamkeit ist also geboten. Informiert uns über alle Versuche der verschärften Ausbeutung!

WEG MIT DEM PUNKTESYSTEM; EINHEITLICHE LEISTUNGSZULAGE FÜR ALLE ZEITLÖHNER!

Die V-Leute müssen uns sofort genauestens über das Punktsystem informieren! Unsere Kampfbereitschaft haben wir bereits im Tarifkampf und im Preßwerkstreik im Mai bewiesen. Die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML wird wichtige Informationen sofort mit Flugblättern an alle weitergeben und jede Kampfmaßnahme unterstützt!"

Ein weiterer Artikel lautet:
"DAS NEUE BETRIEBSVERFASSUNGSGESETZ: 'VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE' ZUR UNTERDRÜCKUNG DER ARBEITERKLASSE!
Auf der letzten Betriebsversammlung pries der SPD-Betriebsratsvorstand in lauten Tönen die Reformen der SPD/FDP-Regierung, vor allem den neuen Entwurf des BVG. Kein Wunder! Die SPD/FDP-Regierung hat als Vorgeschmack für das neue BVG die Amtszeit der jetzt noch amtierenden Betriebsräte um ein Jahr, bis zum 30.April 1972 verlängert. Die Betriebsräte, die jetzt im Frühjahr eigentlich neu gewählt werden sollten, haben von der SPD-Regierung ein Jahr Schonfrist bekommen. Das bedeutet für sie: wieder ein Jahr länger einen gesicherten Posten, ein Jahr länger keine Knochenmühle. Gerade nach den Tarifkämpfen können viele Betriebsräte diese Schonfrist gebrauchen, um ihre verräterische Mauschelei in Vergessenheit zu bringen.

So propagieren die 'geretteten' Betriebsräte eifrig das neue BVG. Sie heben jetzt vor allem hervor, dass jetzt mehrere kleine Abteilungsversammlungen im Jahr stattfinden sollen und nur noch zwei Belegschaftsvollversammlungen anstatt bisher vier. Das kann Perschke und seinen Kollegen nur recht sein. Gerade auf unserer letzten Betriebsversammlung wurden die sogenannten Interessenvertreter im Betriebsrat von allen Kollegen durchschaut und ausgepfiffen. Und das ist doch gerade die Aufgabe der Belegschaftsversammlungen, dass wir alle gemeinsam den Verrat von Betriebsräten an unseren Forderungen angreifen und gemeinsam Kampfmaßnahmen organisieren. Nur wenn allen die Teilnahme möglich ist, können die Unterdrückungsmethoden der Opel-Bonzen in den verschiedenen Abteilungen sofort allgemein bekannt gemacht werden, so dass ein gemeinsamer Kampf sofort möglich ist. Von den Kollegen konnten wir bisher in der Aussprache Nachrichten aus anderen Werksteilen erhalten, die der Betriebsrat uns bis dahin vorenthalten hatte.

Aber gerade dem wachsenden Kampfgeist der Kollegen, gerade dem wachsenden Einfluß der Kommunisten bei der Organisierung des gemeinsamen Kampfes will die SPD-Regierung einen Riegel vorschieben, eben deswegen plant sie die Einschränkung der Belegschaftsversammlungen!
Betriebsräte wie Perschke und Co. sind natürlich froh darüber: sie wollen die Abteilungsversammlungen ausnutzen zur weiteren Spaltung unserer einheitlichen Kampfkraft. So soll es zum Beispiel möglich gemacht werden, dass erst ein halbes Jahr nach einer Akkordkürzung etwa in der Fertigmontage D4 alle darüber informiert werden. Die betroffenen Kollegen brauchen aber unsere Solidarität sofort, wenn eine derartige Verschärfung der Ausbeutung verhindert werden soll. Die rechten Betriebsräte aber werden uns dann Achselzuckend erklären: 'Jetzt ist es leider zu spät, die Würfel sind gefallen…'

Weiterer Verrat an den Arbeitern im neuen BVG: Gewerkschaftsvertreter dürfen nur 'im Benehmen mit der Unternehmensleitung' den Betrieb betreten. Die SPD-Regierung schafft hiermit den Kapitalisten ein Ausleseverfahren: 'Gewerkschaftsvertreter' wie Loderer z. B., der uns beim Protestmarsch zum IGM-Haus empfahl, möglichst schnell wieder an die Arbeit zu gehen, könnten natürlich jederzeit in den Betrieb kommen. Echte Gewerkschaftsvertreter, die uns zum Durchhalten auffordern, die uns Unterstützung und nicht Streikbruch bringen, müßten draußen bleiben. Also auch hier: Alles für den Frieden der Kapitalisten im Betrieb, alles gegen die Kampfkraft der Arbeiter. So geht es auch weiter: 'Politische Betätigung' im Betrieb soll erlaubt werden - natürlich nur, wenn sie den Arbeitsfrieden und den Produktionsablauf nicht stört.

Was dabei für uns herauskommt, ist klar:
Nehmen wir nur ein Beispiel: als die Kollegen vom BV in Bochum im Juni für eine Mark mehr streikten, erklärte die SPD-Betriebsgruppe sofort: 'Man kann mit einem Streik im Moment der SPD nur schaden'. Sie wiegelte den Streik ab. Statt der geforderten einen Mark kamen deshalb auch nur 5 bis 17 Pfennig heraus. Die Betriebsgruppe der KPD/ML beim BV hatte die Forderung nach einer Mark mit Flugblättern immer wieder unterstützt. Nun sollen die SPD-Betriebsgruppen, aber auch CDUler und NPDler noch mehr 'Freiheit' bekommen, im Betrieb gegen die Kommunisten zu hetzen. Denn wir Kommunisten stehen an vorderster Front, wenn es darum geht, sich den 'Betriebsfrieden' der Kapitalisten nicht aufzwingen zu lassen.

Bei der Vorlage des ersten BVG-Entwurfs 1952 streikten in der Bundesrepublik über zwei Millionen Kollegen gegen das reaktionäre Adenauer-Gesetz. Der BVG-Entwurf von Arendt bringt nicht viel anderes: Alles zur Sicherung des 'Betriebsfriedens', alles gegen die Kampfkraft der Arbeiter. Da die Gewerkschaftsspitze heute fest in der Hand der SPD ist, kann die SPD diesen Spitzen auch ein paar mehr 'Rechte' geben, denn sie kann sicher sein, dass die Gewerkschaftsbonzen diese 'Rechte' nur in eine Richtung gebrauchen werden - in Richtung gegen die Kommunisten, in Richtung gegen den Klassenkampf, in Richtung auf den Burgfrieden mit den Kapitalisten. Was tun gegen diesen erneuten Angriff der Kapitalisten und ihrer Regierung? Nur die Einheit der Arbeiterklasse kann den Kampf erfolgreich führen. Wir brauchen eine starke Arbeiterorganisation mit Betriebsgruppen in allen Großbetrieben, mit einer zentralen Leitung, die alle Erfahrungen der Ausbeutung und Unterdrückung der Arbeiterklasse, alle Kampferfahrungen zusammenfaßt und so die Ausrichtung des gemeinsamen Kampfes angibt.

Die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten hat inzwischen über 40 Betriebsgruppen in der Bundesrepublik aufgebaut. Alle geben Betriebszeitungen heraus, einheitlich angeleitet vom Zentralbüro der KPD/ML. Zehntausende von Kollegen lesen unser Zentralorgan, die ROTE FAHNE. Gemeinsam führen wir den Kampf gegen die arbeiterfeindliche SPD-Regierung und die anderen Parteien des Kapitals, gegen die rechten Gewerkschaftsführer, gegen die Verräter des Kommunismus in der D'K'P. Gemeinsam werden wir das neue BVG bekämpfen-sind wir auch noch nicht so stark organisiert, um es vom Tisch zu fegen, so werden wir doch jede Auswirkung dieses Unterdrückungsgesetzes allen Kollegen entlarven, den gemeinsamen Abwehrkampf in allen Betrieben aufnehmen.

Kollegen!
Unterstützt die Betriebsgruppe der KPD/ML! Berichtet uns über jeden Angriff der Opel-Kapitalisten und ihrer Handlanger im Betrieb. Macht Vorschläge für unsere Betriebszeitung. Schreibt uns Kritik, wenn wir Fehler machen. Benachrichtigt uns, wenn ihr in persönlichen Gesprächen mit einem Genossen genauer über unsere Arbeit informiert werden wollt oder Informationsmaterial über die KPD/ML wünscht. ORGANISIEREN WIR UNS IN DER BETRIEBSGRUPPE OPEL DER KPD/ML!"

Geworben wird für die "Rote Fahne".
Q: Die Presse, Nr. 1, Bochum, 22. Januar 1971.

Februar 1971:
Bei Opel Bochum gibt die KPD/ML-ZB vermutlich im Februar "Die Presse" Nr. 2 heraus, die uns bisher leider noch nicht vorlag.
Q: Die Presse, Nr. 1 und 3, Bochum, 22.1.1971 bzw. April 1971.

29.03.1971:
Es erscheint "Die Presse" Nr. 3 mit dem Leitartikel:
"KAMPF DER SPD-PREISTREIBEREI. 3. 000 DORTMUNDER KOLLEGEN WEISEN DEN WEG!
3. 000 Dortmunder Kollegen der Zeche 'Minister Stein' zogen am Freitag durch die Straßen Dortmunds. Ihr Streik und ihre Demonstration richtete sich gegen den SPD-Stadtrat von Dortmund, der die Preise für die Straßenbahnen und die Busse um 30% erhöht hatte. Der Betriebsrat von 'Minister Stein' erklärte: 'Wir sind es leid, noch länger für den SPD-Stadtrat Gewehr bei Fuß zu stehen!' Mit ihrer Demonstration haben die Dortmunder Kumpel allen Arbeitern des Ruhrgebiets ein Zeichen gesetzt: das Zeichen, das gegen die Preistreiberei der SPD-Führer in Bund, Land und Stadt die Arbeiterklasse den Kampf aufnehmen muß, denn die Arbeiterklasse ist es, die für die Pläne der SPD-Führer bezahlen soll und die Arbeiterklasse allein ist es, die diese Pläne durchkreuzen kann.

Nicht nur in Dortmund gibt es Preiserhöhungen für die Straßenbahn und den Bus: in Bochum, Gelsenkirchen, Recklinghausen, Bottrop, Gladbeck, Oberhausen, Düsseldorf und vielen anderen Ruhrgebietsstädten haben die SPD-Ratsherren, die auch meist Aufsichtsratsmitglieder der Nahverkehrsunternehmen sind, Preiserhöhungen beschlossen oder wollen sie beschließen. Und diese Tariferhöhungen sind nicht die einzigen, die die SPD-Bonzen im Rathaus ins Auge fassen: sie beraten schon jetzt fast überall die nächsten Erhöhungen für Strom, Gas, Bäder, Kindergarten usw.

Dies ist ein großangelegter Angriff der SPD-Stadträte auf unsere Lebenslage; sie treiben den Lohnraub, den die SPD-Bundesregierung mit der Einführung des 'Konjunkturzuschlags' begonnen hat, den die Kapitalisten mit dauernden Preiserhöhungen ebenfalls betreiben, aktiv voran. So meinte der OBERBÜRGERMEISTER VON BOCHUM, Klaus, der Aufsichtsratsvorsitzender der BoGeStra ist, denn auch zu den Fahrpreiserhöhungen der BoGeStra: 'IM HINBLICK AUF DIE GESTIEGENEN LÖHNE UND GEHÄLTER IST DIE FAHRPREISERHÖHUNG VERTRETBAR!'

Das ist die Sprache der Kapitalisten, die, wenn wir uns 10% Lohnerhöhung erkämpft haben, uns hinterher über die Preise wieder alles aus der Tasche ziehen. Diese großangelegten Angriffe der SPD-Stadtparlamente kommen nicht von ungefähr; sie sind ein Zeichen der Finanzkrise des Staates und diese Finanzkrise ist ein deutliches Zeichen für die beginnende Wirtschaftskrise:

Die Steuerkommission der Bundesregierung hat errechnet, dass die Steuereinnahmen 1971 lange nicht so schnell ansteigen werden, wie angenommen. Der Grund ist klar: 1970 hatte die werktätige Bevölkerung 30% MEHR LOHNSTEUERN zahlen müssen, und das noch ohne dass der Konjunkturzuschlag berechnet ist. So hatte die SPD-Bundesregierung die Steuerkassen aufgefüllt mit den mühsam erwirtschafteten Steuergeldern der werktätigen Bevölkerung. Und diese Mittel hat sie auch gleich wieder mit vollen Armen ausgegeben; allerdings nicht für die groß angekündigten Reformen, mit denen sie während der Wahlen auf Stimmenfang ging. Die reichlichen Lohnsteuern flossen als riesige Investitionsspritzen in die Taschen der Kapitalisten:

So mußten die Kapitalisten 1970 weniger Steuern bezahlen als 1969, obwohl ihre Profite in die Höhe geschnellt waren:
8% WENIGER EINKOMMENSSTEUER,
14% WENIGER KÖRPERSCHAFTSSTEUER,
11% WENIGER GEWERBESTEUER!

Hätte die SPD-Regierung der Kapitalistenklasse 1970 auch 30% mehr Steuern aus der Tasche gezogen, hätten die Kapitalisten 9 Milliarden DM mehr bezahlen müssen-allein 9 Mrd. DM, obwohl die Profite der Kapitalisten schneller gestiegen sind als die Löhne der Arbeiterklasse. Um den westdeutschen Kapitalisten einen immer stärkeren Platz an der Sonne in der internationalen Konkurrenz zu sichern, hat die SPD-Regierung in Bonn 5 Mrd. DM Investitionshilfen locker gemacht; um die Bundeswehr für einen Krieg vorbereiten, der nur für die Interessen der Kapitalistenklasse bei der Eroberung neuer Märkte geführt werden kann, haben die SPD-Bonzen in Bonn bis 1975 über 100 Milliarden DM eingeplant; um den Bundesgrenzschutz für eine Bürgerkriegsarmee gegen die Arbeiterklasse umzurüsten, hat die SPD-Regierung 1971 452 Millionen DM bereitgestellt.

DOCH FÜR DIE FINANZIERUNG DES NAHVERKEHRS HABEN DIE SPD-FÜHRER NICHTS ÜBRIG, DENN HIER GEHT ES JA NICHT UM DAS WOHL DER KAPITALISTENKLASSE, SONDERN UM DAS INTERESSE DER WERKTÄTIGEN BEVÖLKERUNG-DESHALB SOLL IM NAHVERKEHR DIE BEVÖLKERUNG DIE ZECHE ZAHLEN!

Gegen diese Politik sind die Kumpel von 'Minister Stein' in Dortmund auf die Straße gegangen. Ihre Forderung lautete: RÜCKNAHME DER FAHRPREISERHÖHUNGEN! 50 PFENNIG EINHEITSTARIF!

Doch die Fahrpreiserhöhungen sind nicht alles: 1971 werden die Lohnsteuern nicht mehr so reichlich für die Kapitalisten fließen wie 1970: Streichung der Überstunden, Kurzarbeit, Entlassungen drücken den Lohn und damit auch die Einnahmen aus der Lohnsteuer. Deshalb hat die SPD-Regierung auch schon wieder neue Pläne: Erhöhung der Steuern, z.B. der Mehrwertsteuer von 11 auf 16%! Die Kapitalisten werden diese Steuererhöhung mit 10 und mehr Prozent Preiserhöhungen an uns weitergeben. Und dann sollen wieder wir zahlen. Gegen diese Pläne muß unsere Forderung sein:

KEINE STEUERERHÖHUNGEN FÜR DIE WERKTÄTIGE BEVÖLKERUNG!

Den ersten Schritt zur Aufnahme des Kampfes haben uns die Dortmunder Kollegen gezeigt. Wir sind in der gleichen Situation wie sie: auch bei uns sind viele auf die Straßenbahn und den Bus angewiesen und es werden noch mehr werden; viele werden sich bei weiterem Lohndruck und bei weiterer Preistreiberei für Autos, KFZ-Versicherung und Reparaturen bald kein Auto mehr leisten können. Und die, die weiter Auto fahren werden, brauchen sich nicht in Sicherheit zu wiegen. Für Anfang 1972 haben die KFZ-Versicherungsgesellschaften neue Tariferhöhungen von 20% angekündigt. Deshalb müssen alle Kollegen solidarisch den Kampf aufnehmen, wie es die Dortmund Kollegen auch getan haben.

Von den Demonstrationen der Lehrlinge, Jungarbeiter, Schüler und Studenten werden sich die SPD-Ratsherren im Bochumer Rathaus nicht beirren lassen; sie haben ja ihre Polizeitruppe, die schon einige Male die Demonstranten auseinandergetrieben und brutal verhaftet hat. Doch wenn ein paar Tausend Opel-Arbeiter auf die Straße gehen, werden es die SPD-Herren nicht wagen, Polizei aufmarschieren zu lassen. Alle Hoffnungen in die SPD-Führer nutzen nichts; das sollten uns auch die zwei Jahre SPD-Regierung in Bonn gezeigt haben; nur wenn wir uns auf unsere Kampfkraft und Geschlossenheit verlassen, wie wir sie im Herbst 1970 bei den Tarifkämpfen gezeigt haben, werden wir den SPD-Bonzen einen Strich durch ihre Rechnungen machen können. Deshalb Kollegen:
Nutzen wir jede Gelegenheit, um über Kampfmaßnahmen gegen die SPD-Preistreiberei zu beraten, nutzen wir die Betriebsversammlung am Donnerstag aus, um geeignete Maßnahmen zu diskutieren und zu beschließen.
Lassen wir uns nicht durch Vorschläge des Betriebsrats zu Protestschreiben an die SPD-Führer im Rathaus oder zu ähnlichen Kindereien gewinnen:
DIE KOLLEGEN VON DORTMUND HABEN UNS DEN WEG GEWIESEN!
Und wenn wir auf der Straße marschieren, wird dies ein Zeichen für weitere Betriebe sein.

Fordern wir mit den Dortmunder Kollegen:
50 PFG-EINHEITSTARIF!
KEINE STEUERERHÖHUNG FÜR DIE WERKTÄTIGE BEVÖLKERUNG!"

Berichtet wird auch über:
"KRISENMASSNAHMEN
An den Anschlagbrettern kann es jeder lesen: Lieferzeiten für Opel-Arbeiter statt sechs Monaten nur noch ein Monat; vom Werk II wurde uns berichtet, dass bereits jetzt Arbeitsaufträge für das letzte Quartal 1971 erfüllt werden.
Das sind deutliche Zeichen für die wachsenden Absatzschwierigkeiten der Opel-Kapitalisten, nachdem sie uns auf der Jagd nach Profit in Überstunden und Sonderschichten bis auf die Knochen ausgelaugt haben. Im Verein mit der staatlichen Ausplünderung der Arbeiterklasse durch die SPD-Preis- und Steuerpolitik starten jetzt die Opel-Bosse täglich neue Angriffe, um die Folgen der kapitalistischen Überproduktionskrise auf unseren Rücken abzuwälzen und ihre Profite zu sichern.

(Kollegen, die folgenden Informationen sind teilweise noch inoffiziell und ungenau! Berichtet uns sofort, wenn ihr genaueres wisst: Adresse: KPD/ML, Bochum Goldhammerstr.1)

1. ENTLASSUNGEN
Kollegen, die häufig krank feiern, werden massenhaft entlassen; wie uns Kollegen aus dem Preßwerk berichteten, bis zu 49 Mann pro Monat. (Ab 50 müßten die Kapitalisten die Anmeldung von Massenentlassungen beim Arbeitsamt vornehmen und diese Krisenmaßnahmen somit öffentlich zugeben.)

Aus Werk II und aus D4 wurde uns mitgeteilt, dass alle, die öfter krank sind, zum Abteilungsleiter geladen würden. Einige Betriebsräte versuchten, die Entlassungen in übelster Weise als berechtigte Maßnahmen der Kapitalisten auszugeben: der Krankenstand bei Opel sei 1970 mit 15% der höchste in der BRD gewesen; es gäbe zu viele 'Bummelanten', die durch häufiges Fehlen kein Interesse an der Arbeit zeigten; außerdem wäre mit diesen Kollegen ja auch nicht gut zusammenzuarbeiten, da immer wieder Ersatzmänner einspringen müßten. Mit solchem Gerede erweist sich der B-Rat wieder als übler Spaltpilz in der Arbeiterklasse: im Interesse der Kapitalisten soll unsere Wut auf einige Kollegen abgelenkt werden, damit wir nicht wieder wie im September letzten Jahres den Kampf aufnehmen.

Die hinterhältige Taktik der Gewerkschaftsführer bis hin zu den Opel-Betriebsräten wird jedem klar, wenn man vergleicht, was die IGM NACH der letzten Krise 1966/1967 in ihrem 'Weißbuch der Unternehmermoral' über Entlassungen als Mittel zur Unterdrückung der Arbeiterklasse schrieb:
'Kranke Arbeitnehmer, die früher ihre Krankheit auskurierten, gefährden heute lieber ihre Gesundheit, als dass sie den Arbeitsplatz verlassen, weil sie Furcht vor Kündigungen haben. Wie berechtigt diese Furcht ist, zeigen die Fälle, in denen Entlassungen einfach nach den Fehlzeiten in den Vorjahren vorgenommen wurden. So stehen heute Arbeitnehmer mit Fieber am Band oder sind, wenn sie es doch 'wagen' krank zu sein, obendrein Schikanen ausgesetzt.' (Weißbuch S.74). NACH der Krise schimpfen die Gewerkschaftsführer in radikalen Tönen auf die Kapitalisten, aber VOR und WÄHREND der Krise verhindern sie unseren gemeinsamen Kampf!

2. EINSTELLUNGSSTOPP
In Bochum wird nur noch entsprechend den Entlassungen neu eingestellt; in Rüsselsheim ist bereits Einstellungsstopp für Frauen. Ausländische Kollegen werden wie Arbeitsvieh nach Bochum verlagert.

3. PUNKTESYSTEM FÜR ZEITLÖHNER
Von 32 möglichen Punkten wurden durchschnittlich etwa 19 vergeben. Einige Meister, die durchschnittlich höhere Punktzahlen verteilten, wurden zurückgepfiffen und mußten in einer erneuten Bewertung einen niedrigeren Durchschnitt erreichen. Manche Kollegen beschwerten sich, erreichten aber meistens nur das, was das Punktesystem will: sie wurden gegen die anderen Kollegen aufgehetzt, die Kollegen untereinander gespalten. Deshalb kann unsere Forderung NUR sein:

WEG MIT DEM PUNKTESYSTEM!
EINHEITLICHE LEISTUNGSZULAGE FÜR ZEITLÖHNER!"

Zum 'Roten Kadett' gibt es hier in einem Kasten den Hinweis:
"Den D'K'P-Führern fällt in ihrem 'Rotem Kadett' zum Kampf gegen das Punktesystem nichts weiteres ein, als den Kollegen zu raten, sie sollten sich beim Meister beschweren, wenn sie sich 'ungerecht' bewertet fühlen.
Die meisten Kollegen haben schon längst erkannt, was die Kapitalisten damit bezwecken, dass man sich einzeln beschweren soll - sie haben sich geweigert, auf diesen üblen Spaltungstrick einzugehen."

Weiter heißt es im Artikel:
4. KONTROLLE DER ARBEITSZEIT
In Rüsselsheim gibt es bereits Kontrollen in den Waschkauen vor Schichtende. Auch bei uns verschärfen sich täglich die Meister- und Obermeisterkontrollen vor den Pausen und vor Schichtende, um uns bis zur letzten Minute auszunutzen.

5. PREISERHÖHUNGEN DER KANTINENESSEN
Diese Maßnahme wurde uns von einigen Kollegen aus dem Preßwerk berichtet. Ausdrücklich müssen wir sagen, dass es noch keine offizielle Meldung gibt und dass wir dazu noch Informationen brauchen.

6. NACHTSCHICHT IN VERSANDABTEILUNG
Zur Einsparung von Überstunden und zur Verschärfung der Arbeitshetze wurden die Kollegen einer Abteilung, wo bisher bei Bedarf 10 Stunden gearbeitet wurde, in drei Schichten aufgeteilt, was für jeden eine erhöhte Arbeitsbelastung, für die Kapitalisten aber erhöhten Profit bringt.

7. WECHSEL DER ARBEITSKLEIDUNG
Auch in den Abteilungen, wo bisher noch alle acht Tage gewechselt wurde, gibt es jetzt fast überall nur noch vierzehntägigen Wechsel der Arbeitsanzüge.

8. ANHÄUFUNG VON ARBEITSUNFÄLLEN
Vor einigen Wochen wurde ein Kollege bei Schichtende auf einer der Werksstraßen von einem Transporter angefahren. Bei Schichtwechsel müßte der Verkehr vollkommen ruhen-der Betriebsrat bleibt auch hier untätig.
Im Preßwerk verlor ein Kollege eine Hand, ein anderer vier Finger bei Unfällen an ihren Pressen. Die Geschäftsleitung dazu: Die Sicherheitsvorschriften wurden nicht beachtet! Damit wird vertuscht, dass die ständige Beachtung der Sicherheitsvorschriften bei unserem Arbeitstempo einfach unmöglich ist!

Kollegen!
Der Betriebsratsvorsitzende Perschke-auch einer der Arbeiterverräter in der SPD-wird auf der BELEGSCHAFTSVERSAMMLUNG AM 1. UND 2.APRIL versuchen, die Krisenmaßnahmen bei Opel als 'nützlich für die gesamtwirtschaftliche Lage' usw. zu beschönigen. Im Interesse der Kapitalisten und ihrer SPD-Regierung wird Perschke (selbstverständlich mit ein wenig scheinheiligem Geschimpf gegen die Geschäftsleitung) die Aufgabe wahrnehmen, für 'Ruhe und Ordnung' im Betrieb zu sorgen, damit nur nicht die Profite angeknackst werden, etwa dadurch, dass wir so handeln wie die Kollegen von der DUISBURGER KUPFERHÜTTE: in einem ZWEISTÜNDIGEN WARNSTREIK am 12.3. forderten sie gemeinsam vor dem Verwaltungsgebäude vollständige Auskunft über alle sogenannten 'Rationalisierungsmaßnahmen' wie Kurzarbeit, Entlassungen und Lohnkürzungen. Das zu erwartende Perschke-Gerede wird wohl in dem Aufruf enden, wir sollten mit allen Kräften helfen, dass Opel aus der Krise herauskommt; das heißt, wir sollten uns geduldig von den Opel-Bossen und der Regierung treten und ausplündern lassen, bis die Profite wieder hochschnellen wie nach der letzten Krise 1966/1967.

Perschke will mit solchen Märchen genau das erreichen, was auch die DGB- und IGM-Bonzen bezwecken: Mit leeren Versprechungen und übler Schönfärberei aller Krisenmaßnahmen soll der Kampf gegen Lohnkürzungen und Entlassungen von vornherein abgewürgt werden. So warnt Otto Brenner in der neuesten 'Metall' (Nr. 6 ) 'zornig' die SPD-Regierung, nur ja ihre Reformversprechen einzuhalten, wie z. B. die 'Verdoppelung des Arbeitnehmerfreibetrags'. Hinter den Kulissen aber handeln die IGM-Bonzen allein im Interesse der Kapitalisten. Wie wir in der letzten 'Presse' berichteten, hat die IGM-Führung dem Lohndiktat der SPD-Regierung von 7-8% Tariferhöhung längst zugestimmt. Damit folgen die Gewerkschaftsführer treu der Wirtschaftspolitik SCHILLERS: Am 25.Februar sagte er auf der Kabinettssitzung:

'Wir können der Wirtschaft vieles zumuten, aber nach diesen Lohnrunden, nach Lohnfortzahlung und Krankenversicherungsreform können wir ihr jetzt nicht noch Vermögensbildung, Bildungsurlaub, flexible Altersgrenze in der Rentenversicherung und höhere Steuern aufladen-DAS GEHT EINFACH NICHT!'
Was anscheinend aber 'einfach' geht: Preiserhöhungen auf allen Gebieten zu Lasten der Arbeiter und der werktätigen Bevölkerung; verschärfte Unterdrückung, Arbeitshetze und Lohnkürzungen durch Kurzarbeit für immer größere Teile der Arbeiterklasse! Der Rüstungsetat sollte um drei Milliarden DM in vier Jahren gekürzt werden. Wie die neueste 'Rote Fahne' (das Zentralorgan der KPD/ML) berichtet, setzte der Kriegsminister Schmidt auf einer Kabinettssitzung durch, dass DIESE Einsparung NICHT vorgenommen wird.

Kollegen! Gegen diese Front von Kapitalisten, bürgerlichen Parteien, SPD- und Gewerkschaftsführern organisieren wir in den Betriebsgruppen der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten den Kampf gegen die Auswirkungen der Krise, gegen die Arbeiterverräter in der Gewerkschaft, gegen die Kapitalistenklasse und ihre Regierung und gegen den ganzen kapitalistischen Ausbeuterstaat, in dem eine winzig kleine Klasse von Kapitalisten und ihren Handlangern die gesamte Arbeiterklasse unter der Knute hält.

UNTERSTÜTZT DIE BETRIEBSGRUPPE DER KPD/ML DURCH INFORMATIONEN, KRITIK UND VERBESSERUNGSVORSCHLÄGE FÜR DIE 'PRESSE'! Gebt zur persönlichen Kontaktaufnahme mit Kollegen der Betriebsgruppe am besten Eure Anschrift an die Verteiler der 'Presse' und der 'Roten Fahne'; das sind Genossen des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland (KJVD), die die Anschriften an die Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML weiterreichen! DIE KRISENFOLGEN ORGANISIERT BEKÄMPFEN!"

Geworben wird für die "Rote Fahne" des Zentralbüros.
Q: Die Presse, Nr. 3, Bochum, April 1971.

August 1971:
Es erscheint vermutlich im August oder September eine Ausgabe der "Presse", die vermutlich von der Jugendbetriebsgruppe des KJVD mit dem Leitartikel: "Warum kündigte Herbert
selbst?" herausgegeben wird. Hier geht es vermutlich um einen Jugendvertreter, der den dauernden Schikanen im Betrieb nicht standhielt.
Erklärungen gibt es auch zur Metalltarifrund und einer "500 DM Forderung für alle Lehrlinge!"
Q: Die Presse (Jugendbetriebsgruppe der KPD/ML), Bochum, o. J. (August 1971).

September 1971:
Es erscheint ein "Extrablatt" der "Presse", das herausgegeben wird von der Jugendbetriebsgruppe Opel des KJVD mit dem Leitartikel: "Trotz Jugendversammlung: Vertrauen auf die eigene Kraft!
Erklärt wird u. a., dass es auf den Jugendversammlungen darauf ankommt, die "Kampffront aller Metallbetriebe" herzustellen und: "Das unser Kampf nur zusammen mit den älteren Kollegen Erfolg haben kann …"
Parolen sind: "Gegen das Lohdiktat-Die geschlossene Kampffront der Arbeiterklasse, Jungarbeiter und Lehrlinge!", "Vertrauen auf die eigene Kraft!", "Gegen den Kapitalismus-Für den Arbeiter- und Bauernstaat!", "Jungarbeiter und Lehrlinge: Unterstützt diese Politik!-Organisiert Euch im KJVD!"
Geworben wird für den "Kampf der Arbeiterjugend!"
Q: Die Presse, Extrablatt der Jugendbetriebsgruppe Opel des KJVD, Bochum, o. J. (September 1971).

Januar 1972:
Vermutlich erscheint im Januar eine Ausgabe der "Presse", der Jugendbetriebsgruppe der KPD/ML mit dem Leitartikel: "Volle Bezahlung der Notdienstarbeiten!" Gefordert wird von Opel in der Periode der Kurzarbeit: "Volle Bezahlung der Notdienstarbeiten!", "Keine Rationalisierungsarbeiten für Lehrlinge!", "6 Stundentag für Jugendliche!".

Geworben wird für den "Kampf der Arbeiterjugend".
Q: Die Presse, Ausgabe des KJVD, Bochum, o. J. (Januar 1972).

Letzte Änderung: 04.11.2019