Antifaschistische Informationen, 1. Jg., Null-Nummer, Herford, März 1980

März 1980:
Vom "Trägerkreis für einen Antifaschistischen Informationsdienst" herausgegeben, erscheint die Null-Nummer der "Antifaschistischen Informationen - Zeitschrift für die antifaschistische Praxis" in Herford. Mitglieder des Trägerkreises sind verschiedene Antifaschistische Gruppen und Organisationen, u. a.: Antifaschistische Arbeitskreise aus Bielefeld, Hildesheim, Münster, Pforzheim, Antifa-Aktion Essen, Antifa-Komitee Stuttgart, Antifaschistische Gruppe Dortmund, aber auch der Kommunistische Bund (KB) und die Sozialistische Arbeitergruppe (SAG). Die Erscheinungsweise der Zeitschrift soll zweimonatlich sein.

Einleitend erklärt der Herausgeberkreis: "Seit ein paar Jahren ist die westdeutsche Öffentlichkeit mit einem sprunghaften Anstieg neofaschistischer Einflüsse und Aktivitäten konfrontiert, Hakenkreuzschmierereien, Überfälle auf Antifaschisten bis hin zu Gründungsversuchen einer neuen 'NSDAP' sind die bekannten Erscheinungen dieser Entwicklung.

Demgegenüber gab es, insbesondere bei provokativen NPD/JN-Auftritten und Aktionen von Neonazi-Banden, einen deutlichen Aufschwung antifaschistischen Protestes. In vielen Städten bildeten sich spontan antifaschistische Gruppen, Initiativen und Arbeitskreise, die heute vielfach Träger und organisatorischer Ausdruck einer neuen antifaschistischen Bewegung sind.

Bis auf wenige Ausnahmen ist die Arbeit dieser Gruppen usw., die neben der Organisierung direkten antifaschistischen Protestes oft auch Untersuchungsarbeit über die Nazi-Szene, Aufklärung über den historischen und Neofaschismus leisten, bisher örtlich beschränkt und zersplittert. Der Informationsaustausch ist nur sehr spärlich, ein Erfahrungsaustausch findet kaum statt.

Anläßlich der 'Rock-gegen-Rechts'-Manifestation im Juni '79 in Frankfurt begann auf einem Treffen verschiedener Initiativen und interessierter Einzelpersonen die Diskussion über ein antifaschistisches Blatt. Bei den Gründern des Trägerkreises bestand weitgehende Einigkeit darin, dass weder die antifaschistische Wochenzeitung 'die tat' (die aufgrund eines Unvereinbarkeitsbeschlusses der herausgebenden VVN/Bund der Antifaschisten und aufgrund ihrer oftmals verfälschenden Berichterstattung nicht als ein Forum der antifaschistischen Bewegung genutzt werden konnte) noch die Partei- bzw. Organisationszeitungen (trotz z. T. umfangreicher antifaschistischer Berichterstattung) den überparteilichen und unabhängigen Anspruch einer demokratischen und antifaschistischen Informationsarbeit genügen; auch die linken Tageszeitungen wären dazu nicht in der Lage, der spezifischen antifaschistischen Pressearbeit Rechnung zu tragen.

Gemeinsam war die Erkenntnis, dass ein bundesweites Info mit dazu beitragen könnte, die Schwierigkeiten örtlicher Initiativen wie Unerfahrenheit, mangelnde Kontinuität, Perspektivlosigkeit und Vereinzelung zu überwinden und durch übergreifende Informationsweitergabe und intensiven Erfahrungsaustausch zu einer wichtigen Stütze örtlicher Initiativen werden könnte und sollte.

Dieses Info soll aber nicht nur ein konkretes Hilfsmittel für die arbeitenden Antifa-Gruppen, sondern auch ein zuverlässiger Informationsträger für die gesamte interessierte antifaschistische Öffentlichkeit werden. Es steht jedem zur Mitarbeit offen; jeglicher Aus- und Abgrenzungsbeschluss wird abgelehnt. Wir wollen erreichen, dass das Info zu einem Produkt der gesamten antifaschistischen Kräfte dieses Landes wird, die dort auf demokratischer und gleichberechtigter Grundlage zusammenarbeiten können.

Dem Trägerkreis kann jede Person, Gruppe, Initiative oder Organisation (gleichberechtigt) beitreten. Er bildet das beschlussfassende und richtliniengebende Organ für alle Fragen des Infos. Die Redaktion (Arbeitskreise, Initiativen, Einzelpersonen) wechseln sich ab und bearbeiten jeweils eine Ausgabe. Sie und der Herausgeberkreis, der für die Organisierung der Herstellung und Verteilung sowie Fragen der Koordination zuständig ist, sind dem Trägerkreis rechenschaftspflichtig und jederzeit abwählbar. Personen, die das Info finanziell unterstützen wollen, können einem Förderkreis beitreten.

Mitte Januar '80 ist in Göttingen der 'Trägerkreis für ein Antifaschistisches Info' gegründet worden. Gründer waren: Antifa-Arbeitskreise aus Bielefeld, Essen, Pforzheim, Stuttgart, Münster, Hildesheim.

Der dort diskutierte Statutenentwurf wird in dieser Null-Nummer der Öffentlichkeit zur Diskussion vorgestellt; endgültig soll er am 19./20.4. in Frankfurt diskutiert und beschlossen werden. Ebenso soll in Frankfurt die endgültige Bestätigung bzw. Neuwahl des Herausgeberkreises erfolgen.

Mit der vorliegenden Null-Nummer soll das Projekt breiter bekannt gemacht und zur Diskussion gestellt werden. Sie hat aber auch die Aufgabe, über die Vorbereitungen für den antifaschistischen Bundeskongreß vom 4. bis 6. April (Ostern) zu informieren; die Berichte über Schwierigkeiten antifaschistischer Arbeit 'vor Ort' dienen dem Erfahrungsaustausch und der Diskussion sinnvoller Ansätze und gemeinsamer Perspektiven." (Seite 3)

Artikel des "Informationsdienstes" sind:
- "Herausgeberkreis der Antifaschistischen Informationen: Was wir wollen"
- "Antifaschistischer Arbeitskreis Hildesheim: Eine Initiative berichtet"
- "Stuttgart: Arbeit im Jugendhaus"
- "Antifa-AK Pforzheim: Zusammenarbeit mit der DGB-Jugend"
- "Antifaschistische Aktion Bielefeld (M.): Erfahrungen beim Zeitungsmachen"
- "Letzte Meldung"
- "Ma.-Initiativkomitee Arbeiterhilfe, Antifagruppe (Hamburg): Ermittlungsarbeit am Beispiel Hansa-Bande"
- "Themen: Vorschläge erwünscht"
- "Bundeskongress: Rechenschaftsbericht"
- "Aufruf zur Durchführung eines antifaschistischen Bundeskongresses, 4.-6. April (Ostern) 1980 in Frankfurt/M."
- "Vorbereitungsausschuss für einen antifaschistischen Bundeskongress: Auseinandersetzung mit der VVN"
- "Ein neuer Anfang"
- "Selbstverständnis der Initiative: Rock gegen Rechts, Berlin"
- "Antifa-Kommission NRW des KB: NRW: Wie macht man eine Kampagne?"
- "Bremen: Neo-Nazis immer frecher"
- "Arbeitsgrundlage des Bündnisses"
- "Antifa-Kommission/KB Hamburg: Ermittlungsarbeit am Beispiel Hansa-Bande"
- "A. Kowalski: Frankfurt: Kampf gegen Nazibuchladen"
- "Zur Diskussion: Statutenentwurf"
- "Antifaschistischer Informationsdienst: Wer soll das bezahlen?"
- "Spendenaufruf: Unterstützt den Antifaschistischen Informationsdienst"
- "Finanzierungsplan für die Nullnummer des Antifaschistischen Informationsdienstes"
- "Antifaschistische Informationen. Wie man drankommt"
- "Wie man mitmachen kann"

Geworben wird für eine "Dokumentation über die Diskussion, die dem Erscheinen der 'Antifaschistischen Informationen' vorausgingen", weiter für die "Dokumentation der Nazi-Auftritte in Ostwestfalen und aktuelle Informationen aus Bielefeld" sowei für die "Antifaschistische Aktion. Zeitung des Antifaschistischen Arbeitskreises Bielefeld". Die "Arbeitsgruppe Prozesse gegen Antifaschisten" aus Hamburg ruft zur Mitarbeit auf. In der Zeit vom 4.-6.4.1980 soll in Frankfurt/M. ein "Antifaschistischer Bundeskongress" stattfinden, wozu eingeladen wird. U. a. sollen 15 Arbeitsgruppen gebildet werden, so etwa AG 1: "Kampf gegen Neonazis", AG 5: "Ausländische Faschisten", AG 11: "Frauen und Faschismus", AG 15: "Antisemitismus".

Berichtet wird noch über den Bundeskongress der Initiative "Rock gegen Rechts", der am 2./3.2.1980 in West-Berlin stattfand. Zur Diskussion gestellt wird ein "Statutenentwurf", der u. a. auch die "Ziele des Infos" enthält, wonach das Info "ein Versuch sei, die Zersplitterung der neuen antifaschistischen Bewegung aufzuheben und die Entwicklung der unterschiedlichen Initiativen, Einzelpersonen und politische Gruppen zu einer eigenständigen antifaschistischen Kraft zu fördern, die nicht Anhängsel irgendeiner Partei ist". Das Info sei "überparteilich und demokratisch". Es solle ferner die "antifaschistische Arbeit der Initiativen usw. unterstützen". Zudem wird der "Trägerkreis" im Entwurf erläutert, der das "oberste, richtungsgebende und beschlussfassende Organ des Infos" sei. Aufgerufen wird noch zu Spenden für den "Informationsdienst". Dazu findet sich im Anhang der "Finanzierungsplan für die Nullnummer".
Quelle: Antifaschistische Informationen - Zeitschrift für die antifaschistische Praxis, 1. Jg., Null-Nummer, Herford, März 1980.

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