Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO

Willi Bleicher

Beiträge zur Biografie 1967 - 1975

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 28.10.2007

Hier werden nur einige wenige Dokumente oder Berichte aus dem Bereich der 'Neuen Linken' dargestellt, die sich mehr oder minder zentral um Willi Bleicher drehen, von dem erst zum schließlichen Ende dieser wie immer unvollständigen Darstellung anklingt, dass er ein ehemaliger Anhänger der KPO bzw. der Gruppe Arbeiterpolitik sei (vgl. 5.12.1975).

Willi Bleicher, in den hier betrachteten Jahren einer der wichtigsten sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer, wird von den radikalen Linken immer wieder angegriffen, bereits anlässlich der Metalltarifrunde 1967 (vgl. 23.10.1967).

Für die DKP dagegen zählt Bleicher nicht nur zum entspannungspolitischen Bündnisspektrum (vgl. Sept. 1970), sie stößt mit ihm auch zu Anfang der Metalltarifrunde 1970 noch wiederholt ins selbe Horn (vgl. 27.9.1970, 22.10.1970, 26.10.1970, 27.10.1970). Selbst die KPD/ML-ZB kann sich angesichts der kämpferisch erscheinenden Haltung Bleichers einmal seiner Entlarvung enthalten (vgl. 26.10.1970, 31.10.1970).

Bei Opel Bochum aber wird Willi Bleicher nun als Zurückweichler gegeißelt (vgl. 18.12.1970), noch schlimmer soll die Kritik in der Metalltarifrunde 1971 werden. Wieder scheint die DKP Bleicher zu unterstützen (vgl. 24.7.1971), ganz im Gegensatz zur KPD/ML-ZB, die hin als Verräter sieht, den gerade sein 'linkes' Image gefährlich mache (vgl. 28.7.1971). Bleicher wird nun nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in NRW von der KPD/ML-ZB in ihrer Presse angegriffen (vgl. 2.8.1971), droht doch auch dort offenbar der Verrat der 'Linken' (vgl. 6.8.1971).

Der südbadische BKA berichtet zunächst nur knapp und sachlich (vgl. 7.10.1971), wiederum von Opel Bochum aber wird nun die erneute Entlarvung Bleichers durch die KPD/ML-ZK dokumentiert (vgl. 14.10.1971, 24.10.1971), so dass auch der BKA Freiburg nicht lang zurückstehen kann (vgl. 23.10.1971), während die KPD endlich einige passende Freunde in Nordwürttemberg gefunden hat, die nun ebenfalls beginnen gegen Bleicher zu agitieren (vgl. 5.11.1971, 15.11.1971).

Die KPD/ML-ZB sieht Bleicher als strategische Figur des Lohnraubs in der Metalltarifrunde 1971 an (vgl. 6.11.1971), seine Taktik von lediglich Schwerpunktstreiks scheint zumindest in Mannheim auf Hindernisse zu stoßen (vgl. 19.11.1971, 23.11.1971), was die KPD/ML-ZK bei Opel Bochum aber nicht daran hindert ihn als berühmte Figur auf die Bühne ihrer 'Tarif-Oper' zu schicken (vgl. 22.11.1971), lobt ihn doch wohl gar die Presse als 'tüchtig' (vgl. 23.11.1971).

Die KPD/ML-ZB als wackerste Bekämpferin des Sozialfaschismus sieht nun gleich mehrfachen Verrat Bleichers (vgl. 29.11.1971), einmal in den geforderten 11 %, dann in der Schlichtung, der Abtrennung der Jugend, so viel hat die Konkurrenz nicht zu bieten, obwohl selbst der bedächtige KAB/ML Bleicher nun als Verräter bezeichnet, zumindest in Darmstadt und Pfungstadt (vgl. Dez. 1971). Die Wortwahl der Dortmunder Bolschewisten nimmt sich da mit 'Bonze' noch vergleichsweise moderater aus (vgl. Dez. 1971).

Im südbadischen entlarvt der BKA erneut die Schwerpunkttaktik als Mittel zur Verhinderung des konsequenten Streiks (vgl. 2.12.1971), schildern auch die Übereinstimmung zwischen Bleicher und Schleyer (vgl. 7.12.1971), die sich allzu schnell im Abbruch der Metalltarifrunde 1971 niederschlägt, wobei es offenbar zu Protesten gegen Bleicher kam bzw. gegen den Abschluss (vgl. 8.12.1971).

Für die KPD/ML-ZB in Mannheim ist Bleicher ein 'falscher Führer' (vgl. 13.12.1971), während die DKP in NRW ihre Presse mit seinen Äußerungen schmückt (vgl. 13.12.1971), u.a. auch bei Hoesch (vgl. 13.12.1971), wo aber auch die linksradikale Konkurrenz der KPD/ML-ZB sich zugleich ganz anders über Bleicher auslässt. Auch die KPD betont nun die besondere Gefährlichkeit Bleichers aufgrund seiner Wortradikalität (vgl. 14.12.1971), die KG (NRF) beschuldigt die DKP der mangelnden Kritik an dieser (vgl. 15.12.1971), wobei von Hoesch Dortmund die durchaus differierende Einschätzung Bleichers durch DKP und KPD belegt wird (vgl. 16.12.1971), letztere Bleicher im Lager ihres Klassenfeindes wähnt. Die KPD/ML-ZB sieht dies ähnlich, vergisst nicht die Bundeswehrmaschine, die den radikalen Arbeiterführer offenbar beförderte (vgl. 20.12.1971). Dies wird auch anlässlich der Stahltarifrunde noch einmal von der KPD/ML-ZB bei Hoesch vertieft (vgl. 10.1.1972), während nun aus dem Nordbadischen einige Angriffe der KG (NRF) auf die DKP wegen deren Kritiklosigkeit an Bleicher dokumentiert werden (vgl. 27.3.1972), wobei die DKP sich dadurch offenbar kurz darauf In Stuttgart wenig geläutert zeigt, sich sofort der Bezirksleitung um Bleicher gut Freund zu machen versucht (vgl. 21.4.1972).

Die KPD dagegen will nun gegen Bleicher und seine Freunde antreten (vgl. 9.6.1972), in der Stahltarifrunde 1972 entsinnt man sich in Dortmund der Bleicherschen Worte (vgl. 15.12.1972), während dieser zum Schluss dieser wie immer äußerst lückenhaften Darstellung in Nürnberg auftritt (vgl. 5.12.1975).



Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

23.10.1967:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg (NB/NW - vgl. 31.3.1967, 19.10.1967) aus dieser Woche:"
Fünf Tage nach der Urabstimmung schaltet sich SPD-Wirtschaftsminister Schiller ein. Schiller lädt Kapitalistenverbände und Gewerkschaftsführer zu einem Schlichtungsgespräch ein. Van Hüllen und Schleyer erscheinen als Vertreter der Metallkapitalisten, von den IGM-Führern beteiligen sich IGM- Vorsitzender Brenner und Bleicher, Bezirksleiter von Baden-Württemberg. Nach 20-stündigen Verhandlungen hat Schiller den Grundstein für den Abschluß gelegt. IGM-Führer und Kapitalistenvertreter sind sich bereits einig; um den Eindruck von harten Verhandlungen zu erwecken, schließen sie noch nicht endgültig ab, sondern vertagen noch mal. Der fertige Abschluß wird dann am Wochenende bekanntgegeben: die Kapitalisten werden aufgefordert, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um das bisherige Niveau der Arbeitseinkommen zu sichern. Sollten dennoch einzelne Betriebe wegen ihrer Ertragslage und um Entlassungen zu vermeiden, gezwungen sein, bisherige übertarifliche Leistungen zu vermindern, so hat das im Benehmen mit dem Betriebsrat zu geschehen. Faktisch war damit der bestehende Lohntarifvertrag um weitere neun Monate verlängert - für die Metallarbeiter hieß das: Lohnstopp für weitere neuen Monate.

An diesem Streik wird die Rolle der SPD-Führer besonders klar: Nachdem es der CDU nicht mehr gelingt, die Arbeiterklasse in Schach zu halten, muß die Sozialdemokratie diese Aufgabe übernehmen.

Sie ist die soziale Hauptstütze der Bourgeoisie in der Arbeiterklasse; deshalb ist sie in der Lage, die Offensive des Finanzkapitals gegen die Arbeiterklasse durchzuführen. Die staatliche Schlichtung und das damit verbundene Abwürgen der Metallarbeiterkämpfe im Herbst 1967 sind ein deutlicher Beweis dafür. Für ein solches Eingreifen in die Kämpfe der Arbeiterklasse hatte die 'Konzertierte Aktion' die Grundlage gelegt."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.53,Bochum 14.7.1971,S.13

September 1970:
Vermutlich Ende August oder Anfang September wird, laut DKP, folgende Einladung für eine KSZE verfaßt und für diese um Unterschrift gebeten:"
In der internationalen öffentlichen Diskussion ist der Gedanke einer Konferenz über Fragen der Festigung der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa ins Zentrum der Aufmerksamkeit getreten. Mit der Konferenz soll ein entscheidender Schritt getan werden, um auf der Grundlage der bestehenden Verhältnisse die Gefahr militärischer Konflikte in Europa auszuschließen, die Rüstungslasten zu vermindern und eine Periode wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs und der Kooperation einzuleiten. Die Völker verknüpfen mit dieser Idee die Überzeugung, daß es möglich ist, einen Anfang neuer, endgültig friedlicher Beziehungen zwischen allen Staaten Europas zu setzen.

Eine Konferenz zu Fragen der Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, einem der Brennpunkte weltpolitischer Spannungen, würde dem allgemeinen Gebot der Gegenwart Rechnung tragen: in den internationalen Beziehungen von Konfrontation zu Verhandlungen und schließlich zur Kooperation überzugehen. Fruchtbar wirken sich bereits aus: SALT zwischen USA und Sowjetunion (SU,d.Vf.), Berlin-Verhandlungen zwischen den Partnern des Potsdamer Abkommens, bilaterale Verhandlungen der Bundesrepublik mit der Sowjetunion und Polen, Gespräche zwischen der Bundesrepublik und der DDR.
...
Folgende Persönlichkeiten haben die Anregung unterschrieben. Die Angaben über Beruf und Funktion dienen lediglich der Information.
...
Willi Bleicher - Vorsitzender der IG Metall (IGM,d.Vf.), Landesbezirk Stuttgart"
=Unsere Zeit Nr.38,Essen 19.9.1970,S.5

27.09.1970:
In Hessen einigen sich IG Metall und Metallindustrie in der MTR, laut KPD/ML-ZB, am Morgen auf eine Lohnerhöhung von 10% bei einer Vorweganhebung des Ecklohnes auf 4,36 DM.

Die DKP berichtet zunächst, es "wurde im Tarifbezirk Hessen die Unternehmerfront zum erstenmal aufgebrochen, und es kam in der Nacht zum Sonntag zu einem neuen Tarifabschluß für die dortigen 300 000 Beschäftigten.
...
In einer ersten Stellungnahme erklärte der Wirtschafts- und Sozialsekretär der DKP-Bezirksleitung Hessen, Seppl Knecht, zu diesem Verhandlungsergebnis, daß zweifellos die ursprüngliche Forderung der IG Metall hätte durchgesetzt werden können, wenn man sich mehr auf die in den Warnstreiks sichtbar gewordene Kampfbereitschaft gestützt hätte. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Stuttgarter IG-Metall-Bezirksleiter Willi Bleicher vor der Presse erklärt, daß Abschlüsse in anderen Gebieten seinen Bereich nicht berühren könnten. Die IG Metall führe die diesjährige Lohnbewegung regional, wobei die unterschiedlichen Bedingungen berücksichtigt werden müßten. Auch der IG-Metall-Vorsitzende Otto Brenner erklärte, daß der Frankfurter Abschluß kein Modellfall für die anderen Tarifbezirke sein könne.

Daß mit dem hessischen Ergebnis durchaus keine allgemeine 'Leitlinie' gegeben wurde, die den Forderungen der überwiegenden Mehrheit der Metallarbeiter entspricht, geht ebenfalls aus den Berichten hervor, die uns aus den Zentren der Warnstreiks erreichten."
=Unsere Zeit Nr.40 und 41,Essen 3.10.1970 bzw. 10.10.1970,S.1 bzw. S.2

22.10.1970:
In Nordbaden/Nordwürttemberg kommt es an diesem Tage, laut KPD/ML-ZB, zu Streiks von rund 62 000 Metallarbeitern (vgl. 16.10.1970, 23.10.1970).

Die DKP berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) der IGM in NB/NW (vgl. 23.10.1970) u.a. von heute und morgen:"
DIE FLUT VON WARNSTREIKS
BLEICHER: EXPLOSIVE LAGE IN BADEN-WÜRTTEMBERG

Mit einer Flut von Warnstreiks, Demonstrationen und Kundgebungen im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden bekräftigten die Metallarbeiter ihren Willen zur Durchsetzung ihrer berechtigten Lohnforderungen.

Als Antwort auf die Ablehnung des Schiedsspruchs durch die Metallunternehmer traten allein am Donnerstag vergangener Woche im Tarifgebiet Nordwürttemberg-Nordbaden über 62 000 Arbeiter in befristete Proteststreiks. ... In bisher noch nicht erlebtem Ausmaß bekräftigten sie damit ihre Entschlossenheit, für die Verwirklichung ihrer Forderung nach 15 Prozent mehr Lohn und einer durchschnittlich 25prozentigen Leistungszulage mit allen gewerkschaftlichen Mitteln zu kämpfen.

Die Schwerpunkte der Streikbewegung lagen in Mannheim und Stuttgart. Die Bezirksleitung der IG Metall rechnete aufgrund der Stimmung in den Betrieben mit einem überwältigenden Ja bei der Streikurabstimmung. ...

IG-Metall-Bezirksleiter Willi Bleicher kennzeichnete die Stimmung der Metallarbeiter mit den Worten: 'Die Lage war noch nie so explosiv wie in diesen Tagen.' Betriebsratsvorsitzende Stuttgarter Metallbetriebe erklärten zu der in der Welle von Streiks zum Ausdruck kommenden Empörung: 'Das gab es auch bei der Urabstimmung vor sieben Jahren nicht.'"
=Unsere Zeit Nr.44,Düsseldorf 31.10.1970,S.2;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.44,Bochum 24.10.1970,S.*


26.10.1970:
Die Nr.45 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 24.10.1970, 31.10.1970) erscheint mit der Schlagzeile "Die Machenschaften der SPD-'Vermittler' entschieden zurückweisen!" Dies bezieht sich auf die Einigung in der nordrheinwestfälischen Metallindustrie vom 23.10.1970. In Nordbaden/Nordwürttemberg kam es zu Streiks:"
Die Kapitalisten wollen einen 'politischen' Schlichter einschalten, um einen Streik zu verhindern. Ministerpräsident Filbinger hat bereits seine Dienste angeboten, um die 'großen und verheerenden Schäden' eines Streiks zu verhüten. IGM-Bezirksleiter Bleicher hat eine politische Schlichtung abgelehnt."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.45,Bochum 26.10.1970

26.10.1970:
Für die DKP berichtet F. P. vermutlich aus dieser Woche von der MTR der IGM u.a. in NB/NW:"
Auf einer Pressekonferenz, in der außer der Streikgenehmigung für Nordwürttemberg/Nordbaden auch die Genehmigung zur Streikurabstimmung in Südwürttemberg/Hohenzollern für den 6.November bekanntgegeben worden war, faßte der IG-Metall-Bezirksleiter Willi Bleicher die Forderung der Metallarbeiter in die Worte: 'Nach dieser Urabstimmung ist der Schlichtungsvorschlag nicht mehr akzeptabel!'

Auf eine Frage des UZ-Vertreters, wie die IG-Metall die Behauptung Filbingers einschätze, die 'übergroße Mehrheit' der Bevölkerung hätte kein Verständnis für einen Streik, erwiderte Willi Bleicher: 'Die Stimmung der Arbeiterbevölkerung hat sich deutlich in den zahlreichen Aktionen der letzten Wochen niedergeschlagen. Im übrigen haben wir die Äußerungen Filbingers bereits 1963 von Herrn Kiesinger übernommen. Die Behauptung, der schwäbische Arbeiter hänge an seinem Häuschen und sei nicht kampfbereit, hat sich schon damals als trügerisch erwiesen, und 1970 ist nicht 1963.'"
=Unsere Zeit Nr.45,Düsseldorf 7.11.1970,S.2

27.10.1970:
In der Urabstimmung in der Metalltarifrunde (MTR) Nordbaden/Nordwürttemberg stimmen, laut KPD/ML-ZB, bei einer Wahlbeteiligung von 97,2% 92,3% der IG Metaller für den Streik (vgl. 26.10.1970, 29.10.1970).

Die DKP berichtet:"
Die IG Metall hat für Dienstag die Urabstimmung beantragt, bei der es nun nicht mehr um das Schlichtungsergebnis von zwölf Prozent, sondern wieder um die ursprüngliche Forderung von 15 Prozent geht. Bezirksleiter Bleicher erklärte, er sei mit den Arbeitgebern zur Zeit nur darin einig, daß man keinen 'politischen Schlichter', etwa den Ministerpräsidenten, hinzuziehen wolle."
=Unsere Zeit Nr.44,Düsseldorf 31.10.1970,S.3;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.46 und 47,Bochum 31.10.1970 bzw. 4.11.1970,S.* bzw. S.*


31.10.1970:
Die Nr.46 des 'KND' (vgl. 26.10.1970, 4.11.1970) der KPD/ML-ZB erscheint mit der Überschrift "Die Arbeiterklasse ist kampfbereit!", was auf die Metalltarifrunde (MTR) und hierbei wieder besonders auf Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW), Bremen und NRW bezogen wird.

Bezüglich NB/NW (vgl. 27.10.1970, 29.10.1970) wird auch auf die Landes-SPD und deren Parteitag eingegangen (vgl. 26.10.1970):"
Das Angebot von Filbinger, als 'politischer Schlichter' zu fungieren, wurde von Bleicher abgelehnt. Wenn überhaupt, dann solle der Arbeitsminister des Landes, der Sozialdemokrat Hirrlinger eingeschaltet werden." Diesen aber wollten die Kapitalisten nicht wegen dem SPD-Parteitag.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.46,Bochum 31.10.1970

18.12.1970:
Laut KPD/ML-ZK finden heute Teilbelegschaftsversammlungen (BV) bei Opel Bochum statt. Die Rote Opel-Betriebsgruppe (RBG) der KPD/ML-ZK berichtet:"
DIE 12 SCHEINHEILIGEN LÜGEN DES GESAMTBETRIEBSRATES
...
BEISKE - DER ROSAROTE WIRBELWIND

Man traute seinen Ohren nicht, als Beiske gegen die Gewerkschaft vom Leder zog. Schwere Fehler seien gemacht worden! Ein Kompromiß sei nur geschlossen worden, nachdem die Gewerkschaft zuvor die Kollegen 'angeheizt' habe. Nun, Beiske macht es so wie sein Kollege Bleicher in Baden-Württemberg: Dieser hat erst groß getönt - und dann klein beigegeben."
=Zündkerze Nr.6,Bochum o.J. (1971)

24.07.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet über die Stellungnahme der heutigen 'UZ' der DKP zu den IGM-Fragebögen in Nordbaden/Nordwürttemberg (vgl. 21.6.1971):"
UZ UNTERSTÜTZT BLEICHERS FRAGEBOGENAKTION

Unter der großen Überschrift: '95% der Metaller für konsequenten Lohnkampf' lobt die letzte UZ (24.7.) die Fragebogenaktion der IGM-Bezirksleitung Baden-WÜrrtemberg (...). Dort heißt es:

'In einer Blitzaktion befragte die IGM-Bezirksleitung Stuttgart die Belegschaften aller entscheidenden Betriebe in der Metallinustrie. Mit ihrer Meinung zu fünf Fragen der IG Metall sollten die Arbeiter und Angestellten Gelegenheit erhalten, auch Antowrt auf die Unternehmerkampagne zu geben. Sie fiel eindeutig aus... Die Frage, ob die IG Metall 1971 'konsequent die Lohn- und Arbeitsbedingungen der Arbeiter und Angestellten weiter verbessern soll', beantworteten über 95% mit ja... Wenn sich aber eine so überwiegende Mehrheit der Gewerkschafter für den konsequenten Lohnkampf entschieden hat, dann ist das für die IG Metall Legitimation und Auftrag zugleich, ohne die Fessel schillerscher Lohnleitlinien und ohne die Erpressungsmöglichkeiten politischer Schlichtung entsprechend den Forderungen aus der Mitgliedschaft schon jetzt das Kampfziel festzulegen und die Lohnbewegung ihrerseits zu aktivieren.'

Mit dieser Erklärung unterstützen die D'K'P-Führer die Vorbereitung des Verrats in der Metalltarifrunde (MTR,d.Vf.); denn diese Umfrage war nichts anderes als ein demagogisches Manöver des 'linken' Bleicher: 'Die Metaller von Nordbaden/Nordwürttemberg haben dem IGM-Bezirkssekretär Bleicher klar ihre Meinung gesagt: Mit über 95% Mehrheit haben sich für die konsequente Vertretung ausgesprochen. Mit über 95% haben sie klargemacht, daß auch Lohnverzicht die Arbeitsplätze nicht sicherer macht.

Doch damit ist für die Metaller nichts gewonnen. Bleicher hat diesen Fragebogen ja nur verteilen lassen, um die Kollegen in den Betrieben in Sicherheit zu wiegen, um sie von dem Aufstellen selbständiger Forderungen abzuhalten. Dies gilt es klar zu sagen, da manche Kollegen sich jetzt Hoffnung auf eine harte Haltung der IGM-Führer machen' (Rote Fahne Nr.14 (RF der KPD/ML-ZB - vgl. 19.7.1971).

Gerade das tun die revisionistischen Führer aber nicht; im Gegenteil: sie unterstützen und schüren sogar diese Illusionen bei den Metallern mit ihrem Lob auf Bleichers Manövers und dies obwohl sich Bleichers Verratspläne mit seinen geheimen Vorverhandlungen mit den Metallkapitalisten (...) schon klar entlarvt haben. Indem sie so von den Feinden der Arbeiterklasse und ihren Handlangern ablenken, halten sie die Kollegen vom politischen Kampf ab und schwächen damit die Arbeiterklasse.

Dieselbe Politik haben sie schon während der Chemietarifrunde (CTR der CPK,d.Vf.) verfolgt: in einem Flugblatt zur Großkundgebung der IG Chemie in Köln (vgl. 16.6.1971,d.Vf.) unterstützen sie voll die 'Kampfmaßnahmen' der IG-Chemie-Führer und verschweigen, daß die Gewerkschaftsführer schon von den Forderungen heruntergegangen sind (...); nach dem Abschluß in Rheinland-Pfalz (vgl. 24.5.1971,d.Vf.) unterstützen sie in der UZ die Forderung der D'K'P-Betriebsgruppe bei BASF (in Ludwigshafen - vgl. 24.5.1971,d.Vf.) nach einem Haustarif für BASF, der die 7,8% auch für April und Mai garantieren sollte (...). Nach dem Bonner Schlichtungsdiktat (vgl. 3.7.1971,d.Vf.) 'kritisierten' sie, die Gewerkschaftsführer hätten die 'gewerkschaftliche Kraft nicht voll eingesetzt' und forderten Urabstimmung über das Ergebnis (...).

So haben sie alle Schritte des Verrats der IG-Chemie-Führer praktisch mitgemacht; sie haben die Arbeiterklasse vom politischen Kampf abgehalten, indem sie vom Lohndiktat der SPD-Regierung und der Durchsetzung durch die Gewerkschaftsführer abgelenkt haben, die Spaltung der Arbeiterklasse betrieben (Haustarif) und ihr Illusionen (Urabstimmung) eingeredet haben.

In ihren Worten treten die DKP-Führer jedoch inzwischen radikaler auf; während sie vor drei Wochen in der UZ noch vom 'LOHNDIKTAT DER KONZERNE' (UZ 3.Juli) redeten, heißt es in der neuesten UZ vom 24.7.:
'Maßhalteappell von Unternehmern UND DES MINISTERS SCHILLER.'

Während ihre Taten die gleichen geblieben sind, haben sich ihre Worte also geändert.

Warum greifen die revisionistischen Führer jetzt zu solch wortradikalem Gerede?

Viele fortschrittliche Arbeiter haben durch die Agitation der KPD/ML besonders nach dem Polizeieinsatz erkannt, daß die SPD-Führer es sind, die das Lohndiktat verhängt haben und alle Mittel einsetzen, um es durchzusetzen. Sie haben gesehen, daß gegen diese Führer der politische Kampf aufgenommen werden muß und daß die KPD/ML die einzige Partei ist, die diesen Kampf führen kann.

Um diese Arbeiter von der Organisierung in der KPD/ML abzuhalten, versuchen die D'K'P-Führer jetzt, sie durch wortradikales Gerede zu binden."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.57,Bochum 31.7.1971,S.4f

28.07.1971:
Die KPD/ML-ZB veröffentlichte heute zur MTR die folgende:"
INSTRUKTION ZUR METALLTARIFRUNDE

Während die IGM und SPD-Führer in den Betrieben weiter versuchen, die Aufstellung von Forderungen zu verhindern und die Kollegen auf Ende August zu vertrösten, haben die Vorverhandlungen schon längst begonnen. Schon im Juni (vgl. 24.5.1971,d.Vf.) hatte Otto Brenner in der Zeitung 'Capital' erklärt, daß er den Kapitalisten seine Forderungen mitgeteilt hätte; inzwischen sind weitere Schritte durchgeführt worden: in NRW finden in Kürze Manteltarifverhandlungen statt, in Baden-Württemberg haben Vorverhandlungen stattgefunden" (vgl. 19.7.1971) und es wurde eine Umfrage durchgeführt (vgl. 21.6.1971).

Weiter wird berichtet:"
In der 'Metall' vom 20.7.1971 heißt es: 'Die Taktik der Arbeitgeber, schon jetzt einen Tarifkampf anzuheizen, torpediert Verhandlungen im Herbst. So wollen die IGM-Führer mit dieser Demagogie erreichen, daß sie baldige Verhandlungen als eine 'Durchkreuzung der Taktik der Kapitalisten' und als einen besonderen Erfolg darstellen können. Die letzte Entscheidung über diese Manöver wird am 13./14. August bei der geheimen Klausurtagung des IGM-Vorstands fallen.

Was ist der politische Hintergrund dieser Manöver?

Die SPD- und IGM-Führer, die Angst vor der wachsenden Kampfkraft der Arbeiterklasse haben, wollen in diesem Jahr die Metaller überrumpeln. Damit der Verrat jedoch nicht so offensichtlich wird wie z.B. im Bergbau (BETR der IGBE,d.Vf.), werden jetzt die 'Linken' an die Front geschickt. Es ist kein Zufall, daß gerade der 'linke' Bezirksleiter Bleicher seine Umfrage macht und die Verhandlungen weitgehend vorbereitet. Er konnte im letzten Jahr von allen IGM-Führern die Arbeiter am besten täuschen und darum wird er in diesem Jahr vorgeschickt. Dabei ist die Aufgabe der 'linken' Sozialdemokraten in diesem Jahr immer mehr die offene Verteidigung der Manöver der rechten Führer.

Zu dieser Unterstützung der rechten Führer treten nicht nur die 'linken' Sozialdemokraten, sondern auch die Revisionisten (DKP,d.Vf.) immer offener auf. In der 'UZ' haben sie z.B. offen Bleichers Umfrage begrüßt. Wichtig ist, daß die Revisionisten immer weniger durch Ablenkungsmanöver und immer stärker mit politischen Parolen, die die Arbeiterklasse auf den falschen politischen Weg führen sollen, auftreten (z.B. Lohndiktat der Unternehmer, Kampf gegen das Rechtskartell, sichere Arbeitsplätze durch Osthandel und Ratifizierung der Ostverträge).

Wir müssen aus diesen Ereignissen der letzten Wochen, die unsere politische Einschätzung der Metalltarifrunde und unseren Plan voll bestätigen, folgende Punkte aus unserem Plan besonders herausstellen:
1. Die Agitprop auf Betriebsebene muß noch stärker politisch ausgerichtet werden. Die Verrätereien der Sozialdemokratie müssen im Mittelpunkt der Agitprop stehen.
2. Die Sozialdemokratie darf nicht nur in Gestalt der SPD-Regierung angegriffen werden, die betrieblichen Stützen der Sozialdemokratie müssen enthüllt werden. Dabei müssen besonders die 'linken'Sozialdemokraten mit immer neuen Beispielen als Schillers Handlanger im Betrieb entlarvt werden. Wir müssen dies den Kollegen sorgfältig und geduldig erklären, da noch viele Kollegen die 'linken' Führer unterstützen.
3. Der ideologische Kampf darf nicht vernachlässigt werden. Wir müssen umfassend die falschen Ansichten der Revisionisten zurückweisen und dagegen unsere korrekte politische Linie propagieren.

In der betrieblichen Agitprop sollten durch Extrablätter zumindest in den wichtigsten Betrieben die neuen Verrätereien, besonders die Vorverhandlungen, aufgegriffen und mit den betrieblichen Verrätereien der Sozialdemokratie verbunden werden. Dies ist eine gute Möglichkeit, unsere korrekte Linie propagieren und die Massen propagandistisch auf die kommenden Auseinandersetzungen vorzubereiten."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.56,Bochum 28.7.1971,S.6f

02.08.1971:
In Dortmund gibt die Betriebsgruppe Minister Stein der KPD/ML und des KJVD vermutlich in dieser Woche ihre 'Rutsche' (vgl. Juli 1971, 13.9.1971) heraus. Geworben wird für die 'RF' Nr.15 vom 2.8.1971:"
LEST ROTE FAHNE
...
Außerdem über das Neueste zur Metalltarifrunde:
ERSTE GEHEIMVERHANDLUNGEN IN BADEN-WÜRTTEMBERG. Bleicher hat erst als Ablenkungsmanöver eine Fragebogenaktion gestartet. Jetzt sitzt er schon in Geheimverhandlungen mit den Kapitalisten zusammen."
=Die Rutsche Das Lohndiktat der SPD-Regierung,Dortmund o.J. (1971)

06.08.1971:
Bei Hoesch Westfalenhütte Dortmund findet eine Vollversammlung der IGM-Vertrauensleute statt. Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Ganz plötzlich wurde für Freitag, den 6.8. eine V-Leute-Vollversammlung einberufen (eigentlich war die nächste erst für den 28.8. vorgesehen).
...
Kollegen was steckt hinter dieser überraschenden V-Leute-Vollversammlung? Was soll damit bezweckt werden, daß jetzt am 6.8. die Forderung von denen propagiert wird, die sie am 15.6. und am 8.7. abgewürgt haben?

5 MINUTEN VOR 12

Es geht darum, die Kollegen 5 Minuten vor 12 zu täuschen!!! Schauen wir uns an, wie weit die Tarifrunde schon gelaufen ist: Schon im Juni hat Otto Brenner in der Zeitung Capital (vgl. 24.5.1971,d.Vf.) erklärt, daß er den Kapitalisten SEINE Forderung mitgeteilt hat. In NRW finden in Kürze Manteltarifverhandlungen statt. In Baden-Württemberg haben Vorverhandlungen zwischen Kapitalisten und IGM-Bezirksleitung stattgefunden mit dem 'linken' Bleicher an der Spitze. Am 13./14.8. soll auf der geheimen Klausurtagung des IGM-Vorstandes die letzte Entscheidung über das Vorgehen in der Metalltarifrunde fallen: die Entscheidung wird so aussehen, daß wir hinterrücks überfallen werden sollen, ähnlich wie die Kumpels im Bergbau, womöglich noch im August.

Denn die rechten SPD- und IGM-Führer haben Angst vor der wachsenden Kampfkraft der Arbeiterklasse und deshalb heißt der Weg, wie die Metaller und Stahlwerker unter das Lohndiktat der SPD-Regierung gepreßt werden sollen: ÜBERRUMPELUNG!

Kein Wunder, daß sich rechte Gewerkschaftsführer, die von den Geheimverhandlungen her wissen, wie kurz vor dem Abschluß wir stehen, vor den Kollegen verplappern. So sagte ein Gewerkschaftsfunktionär auf einer V-Leute-Vollversammlung bei Benz in Mannheim: '...und jetzt, wo die Tarifverhandlungen wenige Tage...um es konkreter zu sagen, wenige Wochen bevorstehen...'

Auch Troche hat sich verplappert. ER WEISS anscheinend, WAS die große Tarifkommission fordert! Wundert euch nicht, sagte er! Nein, wir wundern uns nicht.

Wir wundern uns auch nicht über die plötzlich einberufene V-Leute-Versammlung auf der Westfalenhütte. DER 28.8. WÄRE ZU SPÄT GEWESEN! Wir wundern uns auch nicht, daß jetzt die 75-Pfennig-Forderung von Werski, Wäscher und Schrade aufgestellt wurde. denn gerade angesichts der laufenden Geheimverhandlungen ist es verstärkt notwendig, die Kollegen zu täuschen, sie abzulenken, sie einzuschläfern. Das übernehmen in diesem Jahr die 'Linken', denn die Rechten haben in ihrer Glaubwürdigkeit schon zu weit abgewirtschaftet. So wie in Baden-Württemberg der 'linke' Bleicher die Kollegen hintergeht, lenken hier die 'Linken' der SPD-Betriebsgruppe durch radikale wirtschaftliche Forderungen, für die sie keinen Finger rühren werden, vom politischen Kampf gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung ab - bis die Verhandlungen gelaufen sind.

Sie sind ja dann, als Aufsteller der 15%-Forderung ganz unschuldig, wenn bloß 6% herausgekommen sind. Daran sind dann wieder die unnachgiebigen Unternehmer schuld.

Die SPD-Regierung dagegen, die das Lohndiktat erlassen hat und es mit Hilfe der rechten sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer durchsetzen will, kann sich mit diesen 'Linken', die doch alles getan haben, ein arbeiterfreundliches Mäntelchen umhängen.
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.60 und 61,Bochum 11.8.1971 bzw. 14.8.1971,S.4f bzw. S.12

07.10.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet, heute "haben im Bezirk Nordbaden-Nordwürttemberg die ersten Verhandlungen der diesjährigen Metalltarifrunde begonnen. Die Verhandlungen in Stuttgart wurden nach 4 Stunden ergebnislos abgebrochen. Die IG Metall-Verhandlungskommission unter Vorsitz von Willi Bleicher fordert die von der großen Tarifkommission beschlossenen 11%. Die Unternehmer legten kein konkretes Angebot vor - entsprechend ihrer Strategie, die sie am Tag zuvor in einer Sitzung ihres Verbandes Gesamtmetall festgelegt hatten. Die Verhandlungen sollen erst am 17.Oktober fortgesetzt werden."
=Klassenkampf Nr.14,Freiburg 13.10.1971,S.1

14.10.1971:
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet u.a. von der MTR:"
STREIKVERBOT BEI OPEL?

Vor einigen Wochen flatterte uns eine Mitteilung der Geschäftsleitung auf unseren Arbeitsplatz, betitelt mit der freundlichen Anrede: 'An unsere Werksangehörigen'. 'Höflich' werden wir in diesem Geschreibsel darauf hingewiesen, daß das Streiken 'ungesetzlich' sei, 'solange verhandelt wird'. Stattdessen legt uns die A. Opel AG 'unsere' IG Metall ans Herz, die einzig und allein für die anstehenden Tariffragen kompetent sein soll. Denn nur die IGM-Bonzen werden von den hohen Herren als unsere 'Interessenvertreter' akzeptiert. Bei dem Tarif-Kuhhandel haben die belegschaften angbelich nichts zu bestellen.

Aber die Geschäftsleitung geht noch weiter. Sie droht der Opel-Belegschaft mit fristlosen Kündigungen für den Fall, daß wir den von IGM-Bonzen und Kapitalisten und SPD-Regierung einträchtig gesteckten 'Gesetzesrahmen' durchbrechen und selbständig, auf unsere eigene Kraft vertrauen, für unsere Forderungen eintreten.

Eine Begründung dafür liefern uns die Opel-Herren höchstpersönlich. In ihrem Unternehmerbrief heißt es nämlich verheißungsvoll: 'Die Verhandlungen werden sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.' Als wäre es Gedankenübertragung, sagte mit anderen Worten 'Tarifpartner' Willi Bleicher aus dem Südwesten, die Tarifprozeduren von Verhandeln, Schlichten, Urabstimmen (streiken?) würden sich für die metallverarbeitende Industrie bis Mitte November hinziehen können. (WAZ vom 25.10.) 'Die Taktik der 'Tarifpartner' lautet... Die Verhandlungen möglichst nahe an die Krise schieben', schrieb die ZÜNDKERZE schon im September (vgl. 4.10.1971,d.Vf.). Den Grund verriet Willi Bleicher im Fernsehen (vgl. S1.1*.1971,d.Vf.): 'Uns liegt nicht am Kampf'. Ein sauberer Arbeitervertreter!"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.1ff und S.10

23.10.1971:
In Teningen findet, laut BKA Freiburg, eine Funktionärsversammlung der IG Metall (IGM) Südbaden statt, auf der die Marschrichtung für die Metalltarifrunde (MTR) im Bezirk Südbaden festgelegt werden soll. Der BKA rief zwei Tage vorher auf:"
IG METALL-FUNKTIONÄRSVERSAMMLUNG IN TENINGEN
KAMPFMASSNAHMEN DURCHSETZEN!

In Nordwürttemberg/Nordbaden (NB/NW,d.Vf.) sowie in Nordrhein-Westfalen (NRW,d.Vf.) sind die Tarifverhandlungen in der Metallindustrie gescheitert! Nachdem die Metallkapitalisten fast überall in der ersten Verhandlungsrunde null Prozent 'angeboten' hatten, erhöhten sie dieses Angebot aus 'sozialer Verantwortung' (so Metallkapitalisten-Boss van Hüllen) bei der zweiten Verhandlungsrunde auf lächerliche 4,5%. Gleichzeitig drohen sie: 'Wir sind entschlossen, auf wilde Streiks mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln zu reagieren'.

Die Metallkapitalisten fühlen sich stark. Sie haben hinter sich die SPD/FDP-Regierung und ihre Lohnleitlinien, sie wissen, daß sie genau wie in der Chemietarifrunde (CTR,d.Vf.) im Frühjahr auf Polizei und Justiz im Kampf gegen streikende Arbeiter zählen können. Ihre 'Entspannungsbemühungen' werden von der Bundesregierung begrüßt und durch das Schillersche 'Stabilisierungsprogramm' unterstützt. Diese wirtschaftliche 'Entspannung' heißt aber für uns Arbeiter: immer mehr Kurzarbeiter (im Augenblick schon 77 000), immer mehr Entlassungen und Arbeitslose. Auf diese Bemühungen der Kapitalisten und der SPD-Regierung, die kommende Krise auf die Arbeiterklasse abzuwälzen, antworten die Gewerkschaftsführer: '11% sind doch kein Ultimatum', so Willi Bleicher nach den gescheiterten Verhandlungen in Nordwürttemberg/Nordbaden (vgl. 7.10.1971,d.Vf.). Statt die Kolleginnen und Kollegen in allen Betrieben zu einem entschlossenen Kampf für die vollen 11% zu organisieren, wollen die Gewerkschaftsführer in den jetzt anlaufenden Schlichtungsverhandlungen einen Abschluß in der Höhe der Lohnleitlinien - 7% - durchsetzen.

In den Schlichtungsverhandlungen soll unter dem Vorsitz eines angeblich neutralen Schlichters eine Einigung erzielt werden. In der kapitalistischen Gesellschaft gibt es keine Neutralität. Es gibt keine gemeinsamen Interessen zwischen Arbeitern und Kapitalisten. Das Interesse des Gemeinwohls, das der 'neutrale Schlichter' angeblich vertritt, kann im kapitalistischen Staat nur das Profitinteresse der Kapitalistenklasse und das politische Interesse ihrer bürgerlichen Regierung sein. Aber noch nie hat eine Bundesregierung so massiv in die Schlichtungsverhandlungen eingegriffen wie in den beiden letzten Jahren. Die 'neutralen Schlichter' sind fast durchweg prominente SPD-Mitglieder. In Nordwürttemberg/Nordbaden wird diesmal Landtagsvizepräsident Veit (SPD) und in Nordrhein-Westfalen wahrscheinlich SPD-Minister Figgen als Schlichter auftreten und nach 'langen harten' Verhandlungen einen Abschluß in Höhe der Lohnleitlinien präsentieren."
=Klassenkampf Extrablatt An alle Metaller und Extrablatt,Freiburg 21.10.1971 bzw. 3.11.1971,S.1 bzw. S.2

24.10.1971:
Die Rote Opel Betriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK berichtet mit Hilfe der morgigen 'WAZ' vermutlich über heute von der MTR in NB/NW, Willi Bleicher von der IGM habe gesagt, "die Tarifprozeduren von Verhandeln, Schlichten, Urabstimmen (streiken?) würden sich für die metallverarbeitende Industrie bis Mitte November hinziehen können. (WAZ vom 25.10.)"
=Zündkerze Nr.12,Bochum Nov. 1971,S.1

05.11.1971:
Die Kommunistische Jugend (KJ) Schorndorf der KPD (vgl. 15.11.1971) zitiert zur MTR in Nordbaden-Nordwürttemberg aus dem Interview von Bleicher in der heutigen 'Stuttgarter Zeitung' (StZ):"
Freilich, auch ich bin der Meinung, daß die Wirtschaft mehr (als 7,5%) verkraften hätte können. Aber es kommt nicht auf meine Meinung, sondern auf die des entscheidenden und überwiegenden Teils unserer Mitglieder an. Unter Berücksichtigung aller Umstände jedoch, das zeigt auch die Diskussion in der Tarifkommission, hält die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer diesen Kompromiß für tragbar."
=Rote Fahne Nr.30,Berlin 19.11.1971,S.2

06.11.1971:
Die KPD/ML-ZB gibt ihren 'KND' Nr.85 (vgl. 3.11.1971, 10.11.1971) mit dem Leitartikel "IGM-Bleicher - als Vorreiter weiterer Zentralisierung" zur Metallrunde in Nordbaden/Nordwürttemberg heraus.
Es erscheint auch eine "Instruktion der Gewerkschaftsabteilung des ZB zum gegenwärtigen Stand der Metalltarifrunde" (MTR).
Darin wird u.a. ausgeführt:"
1. Mit dem 7,5-Prozent-Schiedsspruch in Nordwürttemberg-Nordbaden ist in der MTR 71 der entscheidende Schritt zum Lohndiktat durchgeführt worden. Nachdem die IGM-Führer durch ihren 'Linksaußen' Bleicher die 7,5 Prozent anerkannt haben, ist jedem Kollegen die Größenordnung klar, in der sich der endgültige Abschluß bewegen soll. Der 'linke' Bleicher war von der Zentrale für diesen entscheidenden Schritt auserwählt worden, weil er den Verrat noch am besten verkaufen kann und weil er über seine Leute in den Betrieben noch eine starke Kontrolle über die Metaller hat. Die Kapitalisten werden wahrscheinlich dem jetzigen Ergebnis noch nicht zustimmen und versuchen, daß CDU-Katzer oder die Regierung ein besseres Schlichtungsergebnis für sie herausholen. Mit der wahrscheinlichen Ablehnung der 7,5 Prozent durch die Kapitalisten am nächsten Dienstag beginnt dann der Höhepunkt der Tarifkämpfe in diesem Jahr. Wichtig am Schiedsspruch sind weiter die sieben Monate Laufzeit. Dies bedeutet, daß im nächsten Frühjahr Chemie-, Berg-, Metaller, Bauarbeiter und Textilarbeiter innerhalb von zwei Monaten in Tarifverhandlungen eintreten. Das ist eine hervorragende Gelegenheit für den Kampf der Arbeiterklasse, aber auch für einen von der Regierung verordneten Lohnstopp. ...
2. Gleichzeitig wollen die SPD-Führer in der nächsten Woche das neue BVG durchpeitschen. In den letzten Monaten haben sich die bürgerlichen Parteien über die Grundlinie dieses Gesetzes - die verstärkte Knebelung der Arbeiterklasse durch aktive Beteiligung verräterischer Betriebsräte und Gewerkschaftsfunktionäre - geeinigt. Dabei ist dieser Entwurf an einer entschedenden Stelle geändert worden: Die politische Betätigung der Betriebsräte, die zur ideologischen Bekämpfung der Kommunisten gedacht war, wird gestrichen, weil die Sozialdemokratie fürchten muß, daß diese politische Betätigung in ihr Gegenteil verkehrt und zu ihrer Bekämpfung genutzt wird. Diese Entscheidung ist ein deutliches Zeichen für den Aufschwung der revolutionären Bewegung in Westdeutschland. Die DGB-Führer haben mit ihrem Beschluß, auf Protestdemonstrationen zu verzichten und dem Gesetz zuzustimmen, die Arbeiterklasse offen verraten; damit ist zugleich das gesamte Lügengebilde der DKP-Führer zusammengebrochen, die der Arbeiterklasse weismachen wollten, die DGB-Führer könnten entschlossen gegen die SPD-Regierung kämpfen.
3. Unsere politischen Ziele sind in der jetzigen Lage: Der Kampf gegen die Verrätereien der Sozialdemokratie muß am Beispiel des Lohndiktats, des BVG und des Schmidt-Plans durchgeführt werden. Wir dürfen dabei Lohndiktat und BVG nicht als zwei gänzlich verschiedene Dinge betrachten, sondern wir müssen das zeitliche Zusammentreffen beider Ereignisse auch zu einer verdoppelten Entlarvung der Sozialdemokratie benutzen. Weiter muß in der MTR der Kampf besonders gegen die 'linken' Demagogen wie Bleicher und gegen den weiteren Schlichtungsverrat von SPD- und CDU-Führern geführt werden. Beim BVG müssen wir besonders der Verrat der DGB- und DKP-Führer als wichtigste Nebenaufgabe herausstellen.
4. Diese Lage erfordert verdoppelte Anstrengungen von uns mit Beginn der nächsten Woche. Das ZB der KPD/ML hat daher beschlossen, ein RF-Extrablatt herauszubringen, das den Verrat in der MTR, das neue BVG und Schmidts Mobilmachungspläne darstellt. Der Vertrieb dieses Extrablattes und der RF 22/71 sowie ein Ankündigungsflugblatt, u.U. verbunden mit einer Betriebszeitung, werden die wichtigsgten Agitpropaufgaben der Partei in der nächsten Woche darstellen. Wir müssen dazu alle Kräfte zusammenfassen und können dann durch unsere politische und organisatorische Geschlossenheit neue Siege erringen."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.85,Bochum, 6.11.1971

15.11.1971:
Die KPD (vgl. 19.11.1971) berichtet von der MTR in Nordbaden-Nordwürttemberg (vgl. 2.11.1971) über das Verhalten der IGM-Führung bzw. die KJ Schorndorf vermutlich von Anfang dieser Woche:"
Die Kommunistische Jugend, eine kommunistische Gruppe im Raum Stuttgart, die die Linie der KPD unterstützt, hat diese Vorgehensweise in ihrem 4. Sonderdruck zur Metalltarifrunde treffend gekennzeichnet:
Kolleginnen und Kollegen,
warum sagen wir Kommunisten: DER VORSCHLAG DER SCHLICHTUNGSSTELLE IST NICHTS ANDERES ALS EIN PROFIT-ANGEBOT DER IG-METALL-FÜHRUNG AN DIE METALLKAPITALISTEN, IST NICHTS ANDERES ALS EIN DIREKTER ANGRIFF AUF DIE LEBENSINTERESSEN DER METALLARBEITER?

Die meisten Kollegen haben bereits in den vergangenen zwölf Monaten andauernd Überstunden arbeiten müssen, um mit den ständig steigenden Preisen für Miete, Brot, Milch usw. noch Schritt halten zu können.

Die meisten Kollegen haben die Folgen der kapitalistischen Rationalisierungsmethoden am eigenen Leib erlebt Durch die ständig steigende Arbeitshetze schon seit der letzten Metalltarifrunde wurde der Verschleiß der Arbeitskraft gesteigert, ohne daß die Arbeiter dafür auch nur einen einzigen Pfennig mehr bekommen hätten...

Aus all dem geht eindeutig hervor, daß der als Lohnerhöhung angepriesene 7,5%-Spruch der Schlichtungsstelle tatsächlich nichts anderes ist, als der Versuch einer LOHNKÜRZUNG, als der Versuch, unsere Lebensbedingungen weiter zu verschlechtern.

Angesichts solch eindeutiger Tatsachen besaß IG-Metall-Bonze Bleicher die Unverschämtheit, die Schuld für sein ekelhaftes Vorgehen den Kollegen in die Schuhe zu schieben.

In einem Interview erklärte er:
'Freilich, auch ich bin der Meinung, daß die Wirtschaft mehr (als 7,5%) verkraften hätte können. Aber es kommt nicht auf meine Meinung, sondern auf die des entscheidenden und überwiegenden Teils unserer Mitglieder an. Unter Berücksichtigung aller Umstände jedoch, das zeigt auch die Diskussion in der Tarifkommission, hält die überwiegende Mehrheit der Arbeitnehmer diesen Kompromiß für tragbar.' 'Stuttgarter Zeitung' (StZ,d.Vf.) - 5.11.1971). Gleichzeitig verbreitete die IG-Metall-Führung in Flugblättern das Lügenmärchen, das verräterische Eingehen auf den Schlichtungsvorschlag sei 'ein Beispiel an wirtschaftlicher Einsicht und Vernunft' der Metallarbeiter (IG-Metall-Ortsverwaltung Schwäbisch Gmünd am 10.11.1971)."
=Rote Fahne Nr.30,Berlin 19.11.1971,S.1f

19.11.1971:
Die RKJ der GIM berichtet von der Metalltarifrunde (MTR) in Mannheim:"
Aufgrund der Mannheimer Forderung vom Vortag kommt es morgens um 8 Uhr im Mannheimer Gewerkschaftshaus zu einer Sitzung, an der die Ortsverwaltung, die Vorsitzenden der Betriebsräte und der Vertrauensleutekörper, sowie die Bezirksleitung teilnehmen. Bei dieser Zusammenkunft muß die Bezirksleitung den Mannheimer Metallern das Zugeständnis machen, am Dienstag den 23. November den Streik auf rund 40 Mannheimer Metall-Betriebe auszudehnen.
Die Unzufriedenheit der Gewerkschaftsbasis mit ihrer Führung, die nicht zuletzt infolge der Erklärung BRENNERS am Vorabend in der ZDF-Sendung 'Bilanz', daß die IG Metall mit Schwerpunktstreiks beginnen wird, am heutigen Morgen einen gewissen Höhepunkt erreicht hat, erfährt durch die obige Nachricht aus dem Gewerkschaftshaus eine weitgehende Beruhigung. Größtenteils wird im Laufe des Tages die Arbeit eingestellt und man bereitet sich auf den Streikbeginn am Montag vor. ...
Die betriebliche IGM-Führung vom Stahlwerk Mannheim erklärte ... ihrem Bezirksleiter Bleicher, daß er wohl oder übel die Einbeziehung der Stahlwerker akzeptieren müsse, ... da sie am Freitag infolge Kurzarbeit nicht im Betrieb anwesend sind, könnten sie auch nicht mehr anderweitig verständigt werden."
=Was Tun Nr.11/12,Mannheim Dez. 1971,S.6f

22.11.1971:
Die Rote Opelbetriebsgruppe (RBG) Bochum der KPD/ML-ZK gibt vermutlich heute ein Extra ihrer 'Zündkerze' (vgl. 1.11.1971, 8.12.1971) heraus. Zur MTR der IGM, u.a. in NB/NW (vgl. 22.11.1971) heißt es:"
ZUR METALL-TARIFRUNDE:

Die Freude darüber, daß es am Montag in Nordbaden/Nordwürttemberg losgehen soll ist geteilt. Verschiedene Tatsachen beweisen erneut, daß die IGM-Bürokratie mit gezinkten Karten spielt.
...
Tarif-Oper in fünf Akten (und einem nicht eingeplanten Schluß)

Text: Otto Brenner
Regie: Otto. H. Friedrich
Musik: Die Konzertierte Aktion

Eine Co-Produktion von Kapital, SPD-Regierung und DGB-Bürokratie
Als Statisten wirken mit: wir, die zahlenden IGM-Mitglieder
...
V. AKT

Beginnt mit Blitz und Donner. Im flackernden Licht stellt Brenner die Urne für die Urabstimmung auf. Bleicher steht mit einem Transparent daneben: Kollegen, seid Euch unserer aller Verantwortung bewußt.

Brenner und Friedrich singen das Duett: Wir fallen niemals um!"
=Zündkerze Extra So bereitet sich die Opel-Bande auf die Krise vor,Bochum o.J. (1971)

23.11.1971:
In Nordbaden/Nordwürttemberg streiken laut RKJ der GIM 120 000:"
Als Antwort auf das Anbiedern der IG Metall vom Vortage fordert GESAMTMETALL Brenner zu einem gemeinsamen Gespräch auf, an dem auch IGM-Vertreter aus den Tarifgebieten NW/NB und NRW teilnehmen sollen. Dies ist ein erneuter Versuch von GESAMTMETALL, um auf die zentrale Ebene zu kommen. GESAMTMETALL erklärt, die Aussperrung auszusetzen, falls die IG Metall alsbald zu zentralen Gesprächen bereit ist und als Voraussetzung ebenfalls den Streik aussetzt. 'Die Metaller haben diesen Haken sofort gemerkt, und ihr tüchtiger Stuttgarter Bezirksleiter BLEICHER hat abgelehnt, so schnell er konnte, obwohl die Offerte gar nicht an ihn, sondern an den Bundeschef ergangen war' (Mannheimer Morgen, 24.11.71)."
=Was Tun Nr.11/12,Mannheim Dez. 1971,S.7f

23.11.1971:
In Stadt und Landkreis Mannheim streiken, laut KAB/ML, 35 000 Arbeiter u.a. von BBC, John Deere, Voegele, MWM und von Bopp & Reuther.
Laut BKA Freiburg herrschte in Mannheim Empörung über den Beschluß der IGM, zunächst nur 3 Betriebe streiken zu lassen:"
Am zweiten Streiktag sollten nach dem Plan Bleichers in Mannheim drei weitere Betriebe in die Streikfront einbezogen werden. Die Kollegen setzten sich aber gegen den Vorstand durch: am Dienstag streikten im Raum Mannheim fast alle Metallbetriebe."
=Klassenkampf Extrablatt,Freiburg 2.12.1971,S.2;
Rote Fahne Nr.12,Tübingen Dez. 1971,S.*


29.11.1971:
Ein Extrablatt der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 22.11.1971, 6.12.1971) greift vermutlich in dieser Woche unter dem Titel "Metalltarifrunde '71 - Kampf dem Schlichtungsverrat. Das Schlichtungsdiktat von Stuttgart: 7,5 Prozent für 7 Monate - 1972 Lohnstopp?" in die Metalltarifrunde (MTR) ein:"
Mit 'Opfern' konnte die Arbeiterklasse ihre Lage noch nie verbessern. Die herrschende Klasse hat bisher aus der Arbeiterklasse immer nur Opfer herausgepreßt, um damit ihre Aufrüstungspolitik zu bezahlen und die Arbeiterklasse für sie bluten zu lassen. ... Genauso steht es auch mit den 7,5 Prozent gegen die Metaller. Sie dienen nicht nur der 'Wiedergewinnung der Stabilität' der Kapitalistenherrschaft, denn sie sind ein weiterer Schritt, um die westdeutsche Arbeiterklasse unter staatlicher Kontrolle zu stellen. Die in den letzten Jahren angewachsenen Kämpfe der westdeutschen Arbeiterklasse sollen im Keim erstickt werden. Darum hat die SPD-Regierung das Lohndiktat erlassen. Bonn denkt an 7,5 Prozent mehr Lohn - so hieß es am 23. August in der bürgerlichen Presse über einige Erklärungen von Schillers Staatssekretär Hermsdorf. Eine Woche später unterschrieb Bleicher den Brief der Bezirksleitung Baden-Württemberg an die Kapitalisten, in denen die verräterischen 11 Prozent gefordert wurden. ... Der IGM-Vorstand hat Bleicher als Vorreiter des Schlichtungsverrats bestimmt, weil er durch seine 'kämpferischen' Reden die Arbeiterklasse am besten spalten kann. Gerade der 'linke' Bleicher war es, der die Arbeiterjugend vom Kampf abgetrennt hat. ... Auch für die gesamte Arbeiterklasse soll der Lohnstopp noch durchgeführt werden. Nur sieben Monate soll die Laufzeit des neuen Tarifvertrages betragen. ... In den Betrieben wächst die Bereitschaft, ohne die IGM-Führer zu kämpfen. Daher geben diese Herren sich alle Mühe, die Streiks auf eine Stunde zu begrenzen. Dort, wo es ihnen nicht mehr gelingt, werden Streiks abgewürgt, SPD-Betriebsräte feuern fortschrittliche Kollegen wie bei Krupp in Essen oder bei Opel in Rüsselsheim. ... Der Schlichtungsverrat in Nordwürttemberg/Nordbaden ist direkt von der Regierung gesteuert worden. ... So wie SPD und CDU im Bundestag zusammenarbeiten, so spielen auch ihre Schlichter in der Metalltarifrunde ein abgekartetes Spiel. Nachdem SPD-Veit seinen 7,5 Prozent-Schiedsspruch abgegeben hat, wird CDU-Katzer jetzt in NRW seinen Schiedsspruch verkünden. Arbeiter, die Kumpanei von SPD und CDU soll Euch verwirren und den Weg zum Lohndiktat ebnen ... laßt Euch nicht ablenken von denen, die das Lohndiktat beschlossen haben: von Brandt und Schiller. Arbeiter, nur der gemeinsame Kampf ohne und gegen die rechten Gewerkschaftsführer, der Kampf gegen Schlichtungsverrat und Lohndiktat kann uns zum Erfolg führen."
=Rote Fahne Extrablatt Kampf dem Schlichtungsverrat,Bochum Nov. 1971

Dezember 1971:
In Darmstadt und Pfungstadt gibt der KAB/ML diesen Monat zwei Ausgaben seines 'Metallarbeiter' - von Kollegen für die Belegschaft der Hofmann KG (vgl. 21.2.1972) heraus. Die zweite Dezemberausgabe enthält den Leitartikel:"
LOHNDIKTAT DER SPD-REGIERUNG DURCHGEPEITSCHT!

Kolleginnen, Kollegen!
Was wir alle aufgrund der letzten Verhandlungen in Nordbaden-Nordwürttemberg befürchten mußten, ist eingetreten: Das 7,5%-Lohndiktat ist verwirklicht. Das Kapital und seine SPD-Regierung triumphieren, selbst die Parteien des Rechtsblocks, die noch offener als die Betrugspartei SPD gegen die Arbeiterklasse auftreten, zeigen ihre volle Befriedigung über den Ausgang der Metalltarifrunde. Es ist den Kapitalisten gelungen, uns laut Tarifvertrag einen 15-MONATIGEN LOHNSTOP zu diktieren. Die angeblichen 7,5% mehr Lohn sind bei Berücksichtigung der langen Laufzeit und den sich daraus ergebenden Steigerungen von Sozialbeiträgen und Lohnsteuer nur noch 5,9%! Es steht also eine 'Lohnerhöhung' von 5,9% den Preissteigerungen, Steuererhöhungen und den enorm gestiegenen Lebenshaltungskosten (6,5%) des ganzen Jahres gegenüber.

DAS IST LOHNRAUB!

Und diesen Lohnraub haben die Gewerkschaftsführer vom Schlage Brenner, Bleicher und Pleitgen unterstützt! Diese Handvoll von Verrätern hat Hunderttausende um das Ergebnis ihres Kampfes gebracht. Durch ihre Sabotage erst konnte das Lohndiktat verwirklicht werden. ... Die rechten Gewerkschaftsführer haben, obwohl sie über die Taktik der Metallbosse genauestens unterrichtet waren, zu Schwerpunktstreiks in Nordbaden-Nordwürttemberg aufgerufen. Nur der Flächenstreik und weitere Kampfmaßnahmen in anderen Tarifbezirken jedoch hätte die Metallbosse in die Knie gezwungen. ... In Hessen und allen anderen Tarifbezirken wurde dann auf Befehl des Vorstandes der IGM das württembergische 'Ergebnis' zentral durchgepeitscht. Ohne Urabstimmung und Kampfmaßnahmen! In dreckigster Art und Weise bezeichnen diese Arbeiterverräter die 7,5% und die 15monatige laufzeit als Erfolg! Die Kapitalisten tun das auch. ... Die wohlweislich von der Presse verschwiegenen Warn- und Solidaritätsstreiks in Hessen z.B., an denen weit über 12 000 Kollegen Anteil hatten, zeigen das, was die Konzernherren, ihre Regierung und auch die rechten Gewerkschaftsführer am meisten fürchten: UNSERE EINHEIT!"
=Metallarbeiter Dez. 71 2,Darmstadt Dez. 1971

Dezember 1971:
Vermutlich im Dezember wird vermutlich innerhalb der KPD/ML-ZK in Dortmund oder bereits in der Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML RM ein Papier verfaßt:"
KRISENZEICHEN: ENTLASSUNGEN UND BANKROTTE
...
LOHNDIKTAT: GEWALTSAME SENKUNG DES PREISES FÜR DIE WARE ARBEITSKRAFT

Während sich die Tarifverhandlungen in der Stahl- und metallverarbeitenden Industrie über Monate hinziehen und auch von der bürgerlichen Presse zugegeben wird, daß der - im Rahmen des Lohndiktats gemachte Schlichtungsvorschlag des Dr. Veit (SPD) in Baden-Württemberg, für den die IG-Metall-Bonzen Bleicher und Co. die Arbeiter in den Streik schickten, noch mehr natürlich der Katzerspruch in Nordrhein-Westfalen, nicht einmal den bisherigen Lohn des Vorjahres den Arbeitern garantiert, klagt Gesamtmetall, die Vereinigung der Metallherren, über rapiden Gewinnrückgang und daß die internationale Währungskrise die deutsche Wirtschaft an den Rand des Abgrundes geführt habe, denn fast jeder zweite Arbeitsplatz in der metallverarbeitenden Industrie lebe von der Exportmöglichkeit."
=N.N.:Ohne Titel(Krisenzeichen: Entlassungen und Bankrotte...,o.O. o.J. (1971)

02.12.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg gibt ein Extrablatt seines 'Klassenkampf' (vgl. 23.11.1971, 8.12.1971) zur Metalltarifrunde (MTR) u.a. in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW - vgl. 1.12.1971) heraus:"
Seit gestern 'besonderes Schlichtungsverfahren' in NW/NB
6,9% WIE IN DER CHEMIE?
...
15 - 11 - 7,5 - 7,3 - 6,9?

Die IGM Führung ist bislang zielsicher Stück um Stück runtergegangen. Dem 7,5 Schlichtungsergebnis in NB/NW folgten die 7,3% in Nordrhein-Westfalen (NRW - vgl. 24.11.1971,d.Vf.). Als dann nach allen möglichen Verschleppungstaktiken der Streik in NB/NW begann, waren es zunächst nur drei Betriebe. In Mannheim herrschte unter den Kollegen große Empörung über diese 'Schwerpunkttaktik', welche die meisten Kollegen aus dem Streik ausschloß (vgl. 23.11.1971,d.Vf.). ... Am Freitag antworteten die Kapitalisten mit der Aussperrung von über 300 000 Metallarbeitern!

Die Antwort auf diese Provokation hätte nur sein können: Die Kollegen in NRW sofort in die Streikfront miteinzubeziehen, denn seit letztem Freitag besteht auch in diesem Tarifbezirk keine 'Friedenspflicht' mehr. Aber statt eine starke Kampffront aller Metaller für die Forderung nach 11% aufzubauen, hatte die Gewerkschaftsführung nichts besseres zu tun, als am 1. Streiktag (!) den Kapitalisten die besondere Schlichtung 'auf der Basis des 7,5% Schiedsspruches' anzubieten! Seit dem 1. Streiktag wird die 11% Forderung der Urabstimmung in den Streikzeitungen und den auch in unserem Betrieb verteilten 'Metall-Nachrichten' mit keinem Wort mehr erwähnt! Stattdessen verkündete Willi Bleicher am ersten Streiktag im Fernsehen: '7% auf 7 Monate ist das Mindeste'. DIE GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG HAT BISHER ALLES GETAN, UM EINEN EINHEITLICHEN, WIRKSAMEN LOHNKAMPF DER METALLER ZU VERHINDERN!"
=Klassenkampf Extrablatt,Freiburg 2.12.1971

07.12.1971:
Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet über heute von der Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden/Nordwürttemberg (NB/NW):"
MISERABLER LOHNLEITLINIENABSCHLUSS VOR DER TÜR!

Gestern Abend haben sich BRANDT UND SCHILLER direkt in die Lohnrunde in der Metallindustrie eingeschaltet. Ein Gespräch gestern ab 18 Uhr brachte zwar noch keine Einigung, aber sowohl Bleicher (IGM) als auch Schleyer (Metallunternehmer) erklärten gestern schon vorbeugend, daß sie eine 'rasche Lösung für möglich' halten."
=Klassenkampf Extrablatt,Freiburg 8.12.1971 bzw. 9.12.1971

08.12.1971:
Laut RKJ der GIM "demonstrieren mehr als 40 000 Metallarbeiter aus dem Streikgebiet. Es ist die größte Demonstration, die die Stadt nach dem Kriegsende erlebte. BLEICHER gibt die Zustimmung der IG Metall zum WANNAGAT-Spruch bekannt."

Die KPD/ML-ZB berichtet:"
40 000 Kollegen machten eindrucksvoll noch einmal ihre entschlossene Kampfbereitschaft klar, in Hunderten von Transparenten wandten sie sich gegen den Stillegungs- und Aussperrungsterror der Kapitalisten und zeigten klar: Die Streikfront steht ungebrochen. Und der Verlauf der Kundgebung selbst, wie die ängstlichen, zurückweichenden Kommentare der bürgerlichen Zeitungen machten deutlich, wozu die IGM-Führer mit dem 'linken' Bleicher an der Spitze diese größte Demonstration nach dem Krieg organisiert haben: Sie wollten die Kundgebung benutzen, um sich selbst ins rechte Licht zu rücken und
gleichzeitig ihren Verrat demagogisch vorzubereiten. Und nicht zuletzt wollten sie vor den Kollegen nach der Bonner Schlichtungsnacht Propaganda für die SPD-Regierung betreiben. Daß die Demonstration eine notwendige Konzession an die streikenden Metaller war, wurde allein daran noch einmal deutlich, daß die 40 000 Arbeiter das, was die IGM-Führer selbst vorher erwartet hatten, bei weitem übertrafen: Die höchste Zahl, die in ihren Ankündigungen aufgetaucht war, war 30 000. Bleichers Rede war dementsprechend von Anfang bis Ende eine Mischung von Demagogie und offener Vorbereitung des Verrats. ... Die Masse der Kollegen konnte von Bleicher emotional gegen die Unverschämtheiten der Kapitalisten gelenkt werden. Sobald beispielweise der Name Schleyer fiel, kam ein einziger Schrei der Entrüstung. Dadurch verstand es Bleicher auch, die Kollegen von einem konkreten Kampfziel abzuhalten. Die Propaganda für die Politik der SPD-Regierung dagegen fiel auf geringe Resonanz. An entspechenden Stellen (da, wo er dem Brandt dankte, daß er feststellte, daß die Tarifautonomie gewahrt bliebe z.B.), wurden nicht die Massen aktiv, sondern organisierte Sprechchöre mußten hier aufgeboten werden (BR, V.-Leute, d.h. feste Stützen der Sozialdemokratie in den Betrieben). Die sich an die Kundgebung anschließende Demonstration war von Anfang an darauf angelegt, daß die Kollegen noch einmal Dampf ablassen sollten und dann ruhig nach Hause fahren sollten. Besonders an den entscheidenden Punkten (Ende der Demonstration am Bahnhof) setzten die Sozialfaschisten alles ein, um die Kollegen ruhig zu halten. Hier am Bahnhof gab die Polizei bekannt, daß die Streikleitung angeordnet habe, daß die Demonstration hier zu Ende sei und deshalb müßten die Kollegen jetzt auch die Straße frei machen und den Bürgersteig benutzen. Außerdem agitierten die Sozialfaschisten mit einer großen Anzahl von Megaphonen das Ende der Demonstration. Dies zeigt sehr deutlich das Ziel der Sozialfaschisten bei dieser Demonstration, zeigt aber auch ihre Schwäche. ... Auch bei der Demonstration zeigte sich, daß der Kampf der Kollegen ohne Ziele war. Von den IGM-Führern waren keine Parolen (keine zentrale) ausgegeben worden. Dies nützten nun die 'linken' Sozialdemokraten, Revisionisten, Trotzkisten, um ihre Parolen in die Massen zu tragen. Im Vordergrund stand dabei die 11%-Forderung. Die Revisionisten verstanden es, relativ viele Transparente in die Demonstration zu bekommen. Sie unterstützten in jeder Phase die IGM-Führer. So verbreiteten sie die sozialdemokratische Parole, daß die Kapitalisten 11% zahlen können. Auch ihre 11%-Forderung war eine direkte Stütze für die Bleicher und Co., da sie so den Kollegen scheinbar ein Kampfziel gaben. Einzig die Partei zeigte durch ein Flugblatt (und durch zahlreiche Agittrupps, die die Rote Fahne und Broschüren verkauften; es wurden ca. 300 RFs und 20 Broschüren verkauft. Die Roten Fahnen gingen schon nach einer knappen Stunde aus, so daß wir wesentlich mehr hätten verkaufen können), den Kollegen das Ziel des Kampfes. Dieser agitatorische Erfolg zeigt, daß der politische Einfluß der Partei wächst und sich die Krise der Sozialdemokratie verschärft, auch wenn sie heute kurzfristig berachtet sicher ihren geschwundenen Einfluß wieder etwas aufgemöbelt hat."

Der Bund Kommunistischer Arbeiter (BKA) Freiburg berichtet:"
'KONSEQUENTER KAMPF GEGEN DIE KAPITALISTEN - WIR WOLLEN 11%'
40 000 METALLARBEITER DEMONSTRIERTEN IHRE KAMPFBEREITSCHAFT!

Gestern mittag demonstrierten 40 000 streikende Kollegen durch Stuttgart. Dies war die größte Demonstration, die nach dem Krieg in Stuttgart stattgefunden hat. Kollegen aus dem ganzen Streikgebiet, zahlreiche Angestellte, sowie Kollegen aus Frankreich bildeten einen kilometerlangen Demonstrationszug. Auf Tausenden von Spruchbändern bekundeten die Metallarbeiter
- Wir wollen keine Almosen - wir wollen 11%!
- Konsequenter Kampf gegen die Kapitalisten!

Die Rede Willi Bleichers auf der Kundgebung am Marktplatz wurde immer wieder von Sprechchören wie 'acht, neun zehn - ELF!' unterbrochen, vor allem als Bleicher wiederholt ausführte, daß der 7,5%-Schlichtungsspruch von Wannagat ein akzeptabler Kompromiß wäre.

Dieser abwieglerischen Haltung der Gewerkschaftsführung hielten einige Kolleginnen und Kollegen in Interviews des Südwestfunks (SWF,d.Vf.) IHRE Entschlossenheit entgegen. So sagte zum Beispiel ein Metallarbeiter: 'Wir werden weiterstreiken, bis die 11% erkämpft sind!' Eine Angestellte sagte dem Reporter: 'Ich erkläre mich solidarisch. Es sollten sich alle Angestellten solidarisch erklären und mitstreiken.' Eine Metallarbeiterfrau versicherte: 'Wir sind das Sparen gewöhnt. Es ist notwendig diesen Streik durchzuführen.'

MISERABLER LOHNLEITLINIENABSCHLUSS VOR DER TÜR!

Gleich nach der Demonstration der Metallarbeiter gingen um 18 Uhr die Verhandlungen zwischen IG Metall und Gesamtmetall wieder los. Am Dienstag nacht um 24 Uhr war die sogenannte besondere Schlichtung gescheitert, nachdem die Metallkapitalisten den Schiedspruch Wannagats (7,5% und 40% Weihnachtsgeld bei einer Laufzeit von 12 Monaten) abgelehnt hatten. Bei Beginn der Verhandlungen war das Angebot der Metallkapitalisten nach wie vor lächerliche 6% und 20% Weihnachtsgeld. Die Ausgangsforderung der Gewerkschaftsführung lag mit 7,9% und 40% Weihnachtsgeld nicht viel darüber.

Trotz der Kampfbereitschaft der Metallarbeiter, die sich auf der Demonstration am Mittag gezeigt hatte, spricht die IG Metall-Führung mit keinem Wort von der 11%-Forderung, für die bei der Urabstimmung 90% aller organisierten Kollegen gestimmt hatten.

Diese Haltung der Gewerkschaftsführung liegt eindeutig im Interesse der SPD-Regierung."

Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 27.3.1972) berichtet im Zusammenhang mit dem 1.5.1972 in Mannheim:"
Er wird mit diesen härteren Tönen die Kollegen zum Träumen bringen wollen, sie davon abbringen wollen, Kritik an den vergangenen Tarifverhandlungen massiv zu äußern. So war es auch in Stuttgart. Dort hielt der fest in den Massen verankerte Kollege Bleicher eine wortradikale Rede, sprach davon, daß die Arbeiterklasse durch das Lohndiktat der Unternehmer gedemütigt werde und versprach, dagegen anzukämpfen."
=Arbeiter-Zeitung Nr.3,Mannheim/Heidelberg Apr. 1972,S.1;
Klassenkampf Extrablatt,Freiburg 8.12.1971,S.1;
Rote Fahne Nr.25,Bochum 20.12.1971,S.5;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.95 und 96,Bochum 11.12.1971 bzw. 15.12.1971,S.3 bzw. S.6ff;
Rebell Nr.1,Tübingen Jan. 1972;
Rote Fahne Nr.12,Tübingen Dez. 1971,S.1;
Das rote Band Sdr.Nr.,Ulm Dez. 1971;
Rote Fahne Nr.32,Berlin 17.12.1971;
Was Tun Nr.1,Mannheim 1972,S.9


13.12.1971:
Bei Daimler-Benz Mannheim gibt die KPD/ML-ZB, laut KG (NRF), ihren 'Roten Benz Arbeiter' (vgl. 19.11.1971, 20.12.1971) heraus. Darin heißt es zur Metalltarifrunde (MTR), in der heute die Urabstimmung stattfindet u.a.:"
Ohne diese falschen Führer an der Spitze ohne Bleicher ohne Lucy, Jäger, Feuerstein als Streikleiter - da wäre unser Kampf allerdings erfolgreich gewesen. Hätten wir im Vertrauen auf die eigene Kraft gekämpft, dann wäre unsere gewaltige Kampfkraft allerdings nicht geknebelt worden! Deshalb muß unsere erste Lehre sein ... Weg mit den falschen Führern! Vertrauen auf die eigene Kraft!"
=Neues Rotes Forum Nr.6,Heidelberg Dez. 1971

13.12.1971:
Der DKP Bezirksvorstand Ruhr-Westfalen gibt vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt seiner 'Metall aktuell' (vgl. 11.11.1971) heraus:"
'GESAMTMETALL HAT SEINE PROFITGIERIGE FRATZE NOCH NIE SO OFFENBART WIE IN DIESER STUNDE'!

Das sagte am vergangenen Mittwoch Willi Bleicher, Bezirksvorsitzender der IG Metall, auf der mächtigen Protestkundgebung unserer streikenden Kollegen in Stuttgart."
=Metall aktuell 'Gesamtmetall hat seine profitgierige Fratze noch nie so offenbart wie in dieser Stunde'!,Gelsenkirchen o.J. (Dez. 1971)

13.12.1971:
Bei Hoesch Dortmund gibt die DKP vermutlich in dieser Woche eine Ausgabe ihrer 'Heisse Eisen' (vgl. 8.12.1971, 22.12.1971) heraus:"
'GESAMTMETALL HAT SEINE PROFITGIERIGE FRATZE NOCH NIE SO OFFENBART WIE IN DIESER STUNDE'!

das sagte am vergangenen Mittwoch Willi Bleicher, Bezirksvorsitzender der IG Metall, auf der mächtigen Protestkundgebung unserer streikenden Kollegen in Stuttgart."
=Heisse Eisen 'Gesamtmetall hat seine profitgierige Fratze noch nie so offenbart wie in dieser Stunde'!,Dortmund o.J. (1971)

13.12.1971:
Die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund gibt vermutlich in dieser Woche ihre 'Rote Westfalenwalze' (vgl. Dez. 1971, 10.2.1972) zur Metalltarifrunde (MTR) in Nordbaden-Nordwürttemberg (NB/NW - vgl. 10.12.1971) heraus:"
STILLHALTEN BIS 1973? - NEIN!
...

Darum muß schon jetzt der Kampf aufgenommen werden. Darum müssen wir jetzt gegen das Lohndiktat der SPD-Regierung kämpfen. Die IGM-Führer werden jetzt groß von einem 'vertretbaren Kompromiß' und von 'Abwarten' reden. Das kann für uns nicht gelten! Sollen wir denn jetzt warten bis das Lohndiktat in allen Bezirken durchgepeitscht ist? In Bonn wurde beschlossen, wie der Stuttgarter Verrat in allen Bezirken schnell durchgesetzt wird - und schon wird am nächsten Tag für Südbaden, Bayern, Unterweser und das Saarland der Verrat beschlossen! Darum dürfen wir jetzt nicht auf die IGM-Führer warten, sondern müssen selbständig kämpfen! Das Bonner Komplott von Brandt, Bleicher, Schleyer zeigt: die Arbeiterklasse wird ihre Kraft gegen die Verrätereien der SPD-Regierung richten und dem Bonner Staat den Kampf ansagen.

KEIN STILLHALTEN BIS 1973!
KAMPF DEM LOHNDIKTAT DER SPD-REGIERUNG!
VERTRAUEN AUF DIE EIGENE KRAFT - STÄRKT DIE KPD/ML"
=Die Rote Westfalenwalze Stillhalten bis 1973? - Nein!,Dortmund o.J. (Dez. 1972)

14.12.1971:
Die KPD (vgl.17.12.1971) berichtet:"
LEHREN DER METALLTARIF-KÄMPFE
...
Die IG Metallführer haben alles getan, um das Zustandekommen dieser Kampffront zu sabotieren:
- gegen die bis zum Ende zentralisierte Kapitalistenklasse, gegen Aussperrung in den verschiedenen Tarifbezirken, setzten sie Streiks nur im Bezirk Nordwürttemberg/Nordbaden. In keinem anderen Tarifgebiet wurde die Streikurabstimmung durchgeführt, selbst wenn die Schlichtung schon Wochen gescheitert war (Metall Nordrhein-Westfalen, Westberlin, Hamburg).
- 470.000 von 650.000 schwäbischen Metallarbeitern waren zuletzt ausgesperrt. Für die IGM-Spitze kein Grund, die Streikplanziffer von 120.000 zu überschreiten.
- nicht nur zwischen den verschiedenen Betrieben, auch innerhalb der einzelnen Betrieb setzte die Gewerkschaftsführung die Spaltung fort: Die Angestellten wurden systematisch von den Kampfmaßnahmen ausgespart.

Der schwäbische IGM-Führer Bleicher tönt nunmehr: 'Der Streik hat sich gelohnt!' Die 7,5%, die 3 Monate Lohnstop lohnen sich freilich nur für die Kapitalisten, den Metallarbeitern nutzt dieses Ergebnis nichts. Was für sie lohnt, sind allein die Lehren, die sie aus der erlittenen Niederlage ziehen können und müssen: Lehren über die Brutalität der Kapitalisten. Lehren über den Klassencharakter des Staates. Und Lehren, wessen Dienstleistende die Gewerkschaftsführer sind, gerade solche wortradikalen wie Bleicher. Von der Taktik der IGM-Führer her gesehen, waren die 11% schon vor Beginn der Tarifkämpfe nicht einen Deut realistischer als die 120,-DM-Forderung der KPD und die zahlreichen Vertrauenskörperbeschlüsse für lineare Lohnerhöhungen.
=Rote Fahne Nr. 32,Berlin 17.12.1971,S.3

15.12.1971:
Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg bringt, laut BKA Freiburg, nach Abschluß der Metalltarifrunde (MTR), aber vermutlich noch in dieser Woche einen 'Kommentar' (vgl. **.**.1971, **.*.1972) heraus, in dem sie u.a. von der DKP berichtet:"
DAS VERHALTEN DER DKP IM STREIK
ZWEIERLEI EINHEIT: UNSERE DIFFERENZEN ZUR DKP
...
Warum hält die DKP bewußt mit der Wahrheit hinterm Berg? Warum trägt die DKP durch ihre Unterstützung der IGM-Führung bewußt zur Niederlage der Metaller bei? Warum hat sie kritiklos die großen Sprüche von Bleicher und Steinkühler immer wiederholt und den Kollegen Sand in die Augen gestreut?"
=Klassenkampf Nr.16,Freiburg 21.12.1971,Beilage,S.1

16.12.1971:
In Dortmund wird eine Veranstaltung der DKP-Betriebsgruppe Hoesch Union auch von der Betriebszelle Hoesch Westfalenhütte der KPD besucht.

Bei Hoesch Dortmund (vgl. 3.1.1972) berichtet die KPD:"
KPD-SYMPATHISANTEN BERICHTEN: ÖFFENTLICHE SITZUNG DER DKP-BETRIEBSGRUPPE UNION

Am 16.12.1971 führte die DKP in Dortmund eine öffentliche Sitzung ihrer Betriebsgruppe Union durch. Es ging um die Metalltarifrunde (MTR bzw. STR,d.Vf.).

Wer nun meinte, die DKP-Kollegen von Union würden dort zusammen mit anderen interessierten Kollegen ihre Arbeit in der Metalltarifrunde besprechen, der hatte sich gewaltig getäuscht. Denn die Union-Kollegen kamen erst einmal überhaupt nicht zu Worte. Die Leitung der Veranstaltung hatte ein UZ-Redakteur in der Hand, der die Instruktionen seiner Parteileitung offensichtlich sehr genau studiert hatte. Der Referent war ein DKP-Funktionär, der bei Krupp in Essen arbeitet. Der dritte im Bunde der örtlichen DKP-Prominenz war Rudi Skott, der Herausgeber der Hoesch-Betriebszeitung 'Heiße Eisen'. Nachdem die versammelten Kollegen die langatmigen Ausführungen des Referenten hatten über sich ergehen lassen, kamen sie endlich auch einmal zu Worte. Wir, zwei Sympathisanten der KPD Betriebszelle Westfalenhütte, waren nicht einverstanden mit diesem großsprecherischen Vortrag, und hakten gleich nach:

'Die DKP hat während der ganzen Metalltarifrunde vor der Arbeiterklasse zu vertuschen versucht, daß die IG-Metall Führung den Kampf der Kollegen verraten hat,
- indem sie die Forderungen der Kollegen aus den Betrieben einfach überging
- indem sie die Vereinheitlichung in der Metallindustrie von denen in der Eisen- und Stahlindustrie zeitlich abtrennte und so die einheitliche Kampffront spaltete
- indem sie nur in Nordwürttemberg/Nordbaden (NB/NW,d.Vf.) Streiks organisierte
- indem sie auch in Nordwürttemberg/Nordbaden den 'Flächenbrand' verhindern wollte und spalterische Punktstreiks durchführte
- indem sie schließlich die bundesweite Durchsetzung des 7,5%-Verrats unterstützte.

Und jedesmal hatte die DKP nichts eiligeres zu tun, als jeden einzelnen dieser Schritte des Verrats zu vertuschen oder zu beschönigen: Was sagte die DKP zum Beispiel daraufhin, daß die große Tarifkommission Forderungen zwischen 9 und 11% aufstellte, obwohl die Kollegen vieler Betriebe klar gesagt hatten, daß rund 75 Pfennig mehr für alle durchgesetzt werden müssen? Anstatt zu zeigen, daß die Gewerkschaftsführung mit den Kapitalisten zusammenarbeitet, gab die DKP die Parole aus:
11% jetzt voll durchsetzen!'

Was hatten unsere drei DKP-Funktionäre darauf zu erwidern? Es sei ihm auch klar, daß einige Leute in der Gewerkschaft diese Tarifrunde 'nur mit halber Kraft durchgefochten haben', meinte der Referent. Dann packte er mit seiner ganzen revisionistischen Strategie und Taktik aus:

Man müsse gerade in einer Kampfsituation wie der Tarifrunde sich davor hüten, die einheitliche Front zu spalten, indem man einige höhere Gewerkschaftsfunktionäre angreift. Überhaupt müsse man immer (nicht nur in dieser Tarifrunde) 'den Opportunisten in der Arbeiterbewegung' (damit meinte er die Kapitalistenknechte Brenner, Bleicher und Co.) gegenüber die Taktik anzuwenden, sie nicht durch allzuscharfe Kritik zu verprellen und damit in das Lager der Kapitalisten zu treiben, sondern ihnen Vertrauen schenken, nachsichtig mit ihnen umgehen und ihre Argumente anhören, um sie dadurch wieder ganz auf die Seite der entschiedenen Kämpfer gegen den Kapitalismus zu ziehen. Laut DKP-Führung stehen Brenner, Bleicher und die anderen zur Zeit zwischen den Klassen; ihre Maßnahmen schaden den Kapitalisten noch erheblich; deshalb versuchen die Kapitalisten, sie zu kaufen und auf ihre Seite zu ziehen. Diese Tendenz darf man nicht noch unterstützen, indem man die Gewerkschaftsführer kritisiert.

Kollegen! Wie lange soll sich die Arbeiterbewegung noch von der Gewerkschaftsbürokratie gängeln lassen?"

Zentral (vgl. 31.12.1971) berichtet die KPD u.a.:"
Überhaupt müsse man immer (nicht nur in dieser Tarifrunde) 'den Opportunismus in der Arbeiterbewegung'(damit meinten sie die Kapitalistenknechte Brenner, Bleicher und Konsorten) gegenüber die Taktik anwenden, sie nicht durch allzu scharfe Kritik zu verprellen und dadurch in das Lager der Kapitalisten zu treiben, sondern ihnen Vertrauen zu schenken, nachsichtig mit ihnen umzugehen und ihre Argumente anzuhören, um sie dadurch wieder ganz auf die Seite der entschiedenen Kämpfer gegen den Kapitalismus zu ziehen. Brenner, Bleicher und Co. stünden zur Zeit zwischen den Lagern, so meinte der Referent.

Ihre Maßnahmen schadeten den Kapitalisten erheblich; deshalb versuchten die Kapitalisten, sie zu kaufen und auf ihre Seite zu ziehen. Diese Tendenz darf man nicht noch unterstützen, indem man die Gewerkschaftsführung kritisiert. Man muß geduldig und nachsichtig mit ihnen umgehen. Das war durchaus ernst gemeint, die DKP will den Kapitalisten das Sprachrohr erhalten, mit dem es ihnen immer noch gelingt, die Arbeiter zu verwirren und zu spalten, sie stellt nicht mehr die Klassenfrage und landet dadurch bei der Vorstellung, daß die Gewerkschaftsbürokratie 'zwischen den Lagern stehe. Sie haben die Tatsache, daß die Gewerkschaftsbürokratie Stützpunkte der Kapitalisten bleibt, solange die Arbeiter noch Vertrauen zu ihr haben, vergessen - eine Tatsache, die vielen Kollegen im Gegensatz zur DKP während dieser Tarifrunde klar geworden ist:
DER EINFLUß DER GEWERKSCHAFTSFÜHRUNG MUß GEBROCHEN WERDEN!"
=Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Nr.8,Dortmund Jan. 1972,S.6;
Rote Fahne Nr.33,Berlin 31.12.1971,S.8


20.12.1971:
Es erscheint die Nr.25 der 'Roten Fahne' der KPD/ML-ZB (vgl. 6.12.1971, 10.1.1972) mit dem Leitartikel "Nach dem Stuttgarter Schlichtungsverrat. Das Lohndiktat durchbrechen." Darin wird zur Metalltarifrunde (MTR) u.a. ausgeführt:"
Stillhalten bis 1973 für 7,5 Prozent, die durch die lange Laufzeit auf blanke 7 Prozent gedrückt werden und spalterische 10 bis 40 Prozent Weihnachtsgeldprozente bis 1976 - das ist der Stuttgarter Schlichtungsverrat von Bleicher und Co. Drei Tage vorher waren die IGM-Führer mit einer Bundeswehrmaschine zum Befehlsempfang nach Bonn geholt worden. Dort legte 'Friedens'kanzler Brandt zusammen mit Lohndiktatsminister Schiller und Polizeiminister Genscher fest, wie das Lohndiktat durchgesetzt werden sollte. Aus Angst vor der kämpfenden Arbeiterklasse wagten es Brandt, Bleicher und Schleyer nicht, offen den Befehlsempfang in Bonn zuzugeben, er wurde als 'persönliche Beratung' getarnt und zur Täuschung wurden noch einmal 'freie' Tarifverhandlungen aufgenommen, die bis zum Beginn von Schillers 'Konzertierter Aktion' abgeschlossen werden sollten ... Der Kampf der Metaller in Baden-Württemberg war eine politische Schule für die westdeutsche Arbeiterklasse. Klar konnten sie sehen, wer auf ihrer Seite steht und wer sie verrät. Je mehr Wendungen die Sozialdemokratie durchführte, desto deutlicher zeigte sich ihr arbeiterfeindlicher Charakter. Der politische Höhepunkt dieser Metalltarifrunde war bisher das offene Eingreifen der SPD-Regierung in den Lohnkampf und die Antwort der Metaller in Baden-Württemberg auf der Kundgebung am nächsten Tag ... Die Arbeiterklasse muß sich zum Kampf gegen den Bonner Staat zusammenschließen. Der Kapitalistenstaat ist die mächtigste Waffe der Kapitalistenklasse. Darum muß dieser Staat gestürzt und stattdessen ein sozialistischer Staat errichtet werden, in dem nur die Werktätigen die Macht in den Händen halten und sie dauernd kontrollieren. Ein Staat wie das sozialistische China und Volksalbanien - das ist der Ausweg auch für die westdeutsche Arbeiterklasse. Die KPD/ML ist die revolutionäre Partei der westdeutschen Arbeiterklasse, die diesen Ausweg weist und alle Verrätereien der Sozialdemokratie entschlossen entlarvt ... Die KPD/ML erklärt offen: Die Kampfbereitschaft der Arbeiterklasse läßt sich nicht unterdrücken. Darum ist der Kampf gegen das Lohndiktat jetzt nicht abgeschlossen. Darum müssen jetzt die betrieblichen Kämpfe gegen Lohnraub und Entlassungen im Vertrauen auf die eigene Kraft entfaltet werden, denn sie sind eine hervorragende Schule für alle weiteren Kämpfe. Darum muß jetzt der Widerstand gegen die Kriegspolitik der SPD-Regierung, gegen Mobilmachungsübung und Aufrüstung verstärkt werden. Dieser Kampf wird große Fortschritte machen, wenn sich weitere Kollegen in der KPD/ML zusammenschließen und die revolutionäre Partei des Proletariats stärken."

Im Artikel "Zu Wenig die Stärke der Arbeiterklasse gezeigt. Die Fehler der KPD/ML in der Metalltarifrunde - Aufruf des Zentralbüros zur Kritik und Diskussion" wird als Generallinie der KPD/ML-ZB für die Metalltarifrunde 1971 der Kampf gegen das "Lohndiktat der SPD-Regierung" angegeben. Mit diesem 'Lohndiktat' soll die "Kampfbereitschaft der westdeutschen Arbeiterklasse erstickt werden". Es war die Aufgabe, "die Lösung der Massen von den verräterischen Führern zu erreichen, die KPD/ML zu stärken". Im Mittelpunkt standen die Hauptparolen: "Kampf dem Lohndiktat der SPD-Regierung! 15 Prozent Lohnerhöhung auf den Ecklohn für alle! Vertrauen auf die eigene Kraft - stärkt die KPD/ML!" Diese Parolen werden als "einziger Beweis für die Richtigkeit dieser Linie" bezeichnet, denn "das entscheidende Ereignis zur Durchsetzung des Lohndiktats war die Brandt-Schlichtung in Bonn, war das Komplott von Brandt, Schiller, Genscher mit Bleicher und Schleyer gegen die kämpfenden Metallarbeiter".

Weiter heißt es:"
Das Zentralbüro der KPD/ML ist bei seiner letzten Beratung mit den Funktionären der Landeskomitees zu dem Ergebnis gekommen, daß die KPD/ML der Aufgabe, die Initiative der Massen zu entfalten, in der Metalltarifrunde nicht genügend nachgekommen ist, daß die wichtigste Schwäche unserer Arbeit die Unterschätzung der Kräfte und die Linksentwicklung der Arbeiterklasse ist ... Und genau hier liegt der entscheidende Fehler in unserer Politik in der Metalltarifrunde. Wir sind zwar richtig von der Bewegung in der Arbeiterklasse ausgegangen und haben daher das Lohndiktat der SPD-Regierung als den entscheidenden Kampfschauplatz bestimmt, aber wir haben diese richtige Methode in einigen Fragen nicht angewandt." Als weitere Fehler werden genannt:
- die 'linken' Sozialdemokraten wie Bleicher und Steffen und die DKP-Führer wurden nicht genügend entlarvt,
- in der Agitation wurde zuwenig die Kraft der Arbeiterklasse gezeigt.
- Das Vertrauen der Arbeiterklasse auf ihre eigene Kraft wurde zu wenig gestärkt,
- die imperialistische und reaktionäre Politik der Sozialdemokratie ist nicht umfassend geschildert worden.
Der Hauptfehler war jedoch "die Unterschätzung der Kraft und Linksentwicklung der Arbeiterklasse. Die Folgen waren unter anderem: Unsere Arbeit stärkte zu wenig das Vertrauen der Arbeiterklasse in ihre eigene Kraft."
=Rote Fahne Nr.25,Bochum 20.12.1971

10.01.1972:
Vermutlich heute erscheint eine 'Rote Westfalenwalze' (vgl. 13.12.1971, 17.1.1972) der Betriebsgruppe Hoesch Westfalenhütte Dortmund des KJVD und der KPD/ML-ZB:"
DAS LOHNDIKTAT DURCHBRECHEN
...
Kollegen, warum dürfen wir uns, wenn die Verhandlungen gescheitert sind, keine Illusionen über die Gewerkschaftsführer machen? Sie haben als Erföllungsgehilfen der SPD-Regierung beim Tarifkampf in Baden-Württemberg ihren schändlichen Verrat gezeigt. So fuhr der IGM-Führer Bleicher nach Bonn, um sich von der SPD-Regierung die 'Lohnerhöhung' diktieren zu lassen. Auch die Gewerkschaftsführer in NRW um Manowski, der schon den Metallern in den Rücken gefallen ist, wollen das Lohndiktat der SPD-Regierung im Einvernehmen mit den Kapitalisten durchsetzen."
=Die Rote Westfalenwalze Das Lohndiktat durchbrechen,Dortmund o.J. (1972)

27.03.1972:
Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 27.3.1972) führt vermutlich in dieser Woche zur DKP aus:"
DKP - JUNIORPARTNER DER SPD

Während der letzten Metalltarifrunde und des Streiks in Nord-Württemberg/Nord-Baden (MTR der IGM in NB/NW,d.Vf.) hat sich die DKP als getreuer Vasall der SPD-Gewerkschaftsführung erwiesen. Zwar schien sie in ihren Forderungen immer etwas radikaler zu sein als die IGM-Spitze, sie hat aber nie deren kapitulantenhafte und von Anfang an auf den Lohnleitlinienabschluß zielende Politik wirklich kritisiert.
...
Nach Auffassung der DKP ist die eigentliche Ursache des Zurückweichens der Gewerkschaftsführung 'die Rücksichtnahme auf die Brandt-Scheel-Regierung (SPD/FDP,d.Vf.), obwohl diese Regierung während des Lohnkampfes nicht an der Seite der kämpfenden Metallarbeiter stand.' Brenner, Bleicher, Spagerer, Lucy, alle die Sozialdemokraten, die die SPD-Politik im Dienste des Monopolkapital in den Gewerkschaften und der ganzen Arbeiterklasse durchsetzen, werden von der Kritik ausgenommen und jede Kritik an ihnen wird als gewerkschaftsfeindlich abgewehrt.

Die DKP propagiert 'Aktionseinheit von Sozialdemokraten und Kommunisten' in den Gewerkschaften. Sie versteht darunter nicht die gemeinsamen Kämpfe aller Arbeiter in den Betrieben gegen die Kapitalisten, in denen die Einheit der Klasse geschmiedet wird und in denen sich die Positionen durchsetzen können, die die Arbeiterinteressen am konsequentesten vertreten. Sondern ihre Praxis lehrt, daß sie darunter das Bündnis mit den sozialdemokratischen Gewerkschaftbürokratien versteht.

Das Lieblingswort der DKP ist 'Einheit'. In den Gewerkschaften bedeutet die 'Einheitspolitik' der DKP, daß sie die kampfbereitesten Teile der Arbeiter und Angestellten, diejenigen, die begonnen haben, sich aus der Vormunschaft der SPD zu lösen, versucht, durch große Worte an sich zu binden, um sie dann wieder in das Bündnis mit der SPD einzubringen."
=Arbeiter-Zeitung Nr.3,Mannheim/Heidelberg Apr. 1972,S.8

27.03.1972:
Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 27.3.1972) führt vermutlich in dieser Woche aus:"
1.MAI MUSS KAMPFTAG SEIN
...
In Mannheim soll also die Hauptdemonstration freigehalten werden für eine Ideologie, die die reibungslose Ausbeutung mit Worten verschönern will. Daß das auch auf der Kundgebung so ist, dafür garantiert schon der Redner: IG-Chemie (CPK,d.Vf.) Chef Hauenschild. Er wird zwar härtere Töne spucken, weil da gerade die Chemie-Tarifverandlungen (CTR,d.Vf.) sind. Er wird mit diesen härteren Tönen die Kollegen zum Träumen bringen wollen, sie davon abbringen wollen, Kritik an den vergangenen Tarifverhandlungen massiv zu äußern. So war es auch in Stuttgart (MTR der IGM - vgl. 8.12.1971,d.Vf.). Dort hielt der fest in den Massen verankerte Kollege Bleicher eine wortradikale Rede, sprach davon, daß die Arbeiterklasse durch das Lohndiktat der Unternehmer gedemütigt werde und versprach, dagegen anzukämpfen. Was kam aber bei diesem Mauschelkampf heraus? Lächerliche 7,5% und eine effektive Laufzeit von 15 Monaten.

Um solche Abschlüsse in Zukunft zu verhindern, müssen wir uns am 1.Mai und nicht nur am 1.Mai hinter den richtigen Parolen zusammenschließen, müssen wir uns auch eine politische Organisation schaffen, die den Kämpfen der Arbeiterklasse eine Stoßrichtung gibt, eine Stoßrichtung, die nur der Kampf für den Sieg des Sozialismus sein kann.

1.MAI - KAMPFTAG DER INTERNATIONALEN ARBEITERKLASSE
FÜR KAMPFSTARKE, KLASSENBEWUSSTE GEWERKSCHAFTEN

VORWÄRTS IM KAMPF FÜR DIE RECHTE DER ARBEITERKLASSE UND DES VOLKES -
VORWÄRTS IM KAMPF FÜR DEN SIEG DES SOZIALISMUS"
=Arbeiter-Zeitung Nr.3,Mannheim/Heidelberg Apr. 1972,S.1

21.04.1972:
Laut der Stuttgarter Plakatgruppe sendet der DKP-Landesvorstand Baden-Württemberg ein Fernschreiben an Willi Bleicher, in dem, anläßlich der Kandidatur von Hoss und Mühleisen auf einer zweiten Liste bei den Betriebsratswahlen (BRW) bei Daimler Stuttgart-Untertürkheim, betont wird, daß Hoss vor über einem Jahr bereits aus der DKP ausgeschlossen worden sei, gegen Mühleisen sei das Verfahren am Laufen.
=Sozialistische Betriebskorrespondenz Nr.4,Offenbach 15.6.1972

09.06.1972:
Die KPD (vgl. 14.6.1972) berichtet vermutlich von diesem Wochenende über ihr RK NB/NW (vgl. 5.6.1972):"
SYMPATHISANTEM-MEETING IN STUTTGART

Um alle mit der Partei Sympathisierenden der Region noch enger um die Partei zusammenzuschließen und sie mit dem regionalen Aufbauplan vertraut zu machen, berief das Regionalkomitee Nordbwürttemberg/Nordbaden eine Sympathisantenveranstaltung in Stuttgart ein. Ein Vertreter des Zentralkomitees (ZK,d.Vf.) der Partei überbrachte der Veranstaltung solidarische Kampfesgrüße. ...

Die Genossen der Partei gaben die Gründung des 4.Regionalkomitees bekannt, trugen die Ergebnisse der Voruntersuchungen vor und erläuterten die Schritte des regionalen Parteiaufbaus.
...
Eine vordringliche Aufgabe für die Partei in der Region Baden-Württemberg wird es sein, den Einfluß der 'linken' Reformisten innerhalb der Gewerkschaften, die sog. 'Bleicherleute', die sich während der Metalltarifrunde (MTR der IGM,d.Vf.) mächtig in die Brust geworfen haben, um dann die Kollegen mit dem lächerlichen 7,5%-Prozent-Abschluß abzuspeisen, zurückzudrängen."
=Rote Fahne Nr.47,Dortmund 14.6.1972,S.2

15.12.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund (vgl. 18.12.1972) berichten vermutlich Ende dieser Woche von der MTR:"
METALLTARIFRUNDE: EINIGKEIT MACHT STARK
...
STAHLMONOPOLE BLEIBEN BEI 5,6%!
IGM-VORSTAND ERKLÄRT TARIFVERHANDLUNGEN FÜR GESCHEITERT!
HART BLEIBEN FÜR LINEARE FORDERUNGEN!
STREIK! ABER FÜR MEHR ALS 60 PFENNIG!

Ausgerichtet auf die angeblichen 4% Preissteigerung wurde dann gemäß den Lohnleitlinien der Konzertierten Aktion ein Tarifabschluß von 7,5% bei verlängerter Laufzeit von 15 Monaten ausgehandelt. Das bedeutete für das laufende Jahr nicht nur Reallohnstop, sondern sogar Lohnabbau: Was von den 7,5% nominaler Lohnsteigerung nicht schon durch die Preissteigerungen aufgesogen wurde, ging durch Eintritt in eine höhere Steuerklasse, geringeres Wohngeld und höhere Abgaben für Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung drauf (so brachte die Lohnsteuer die höchsten Mehreinnahmen des Staatshaushalts von 4 auf 4,5 Mrd.). Um trotzdem den Lebensstandard zu erhalten, um Raten abzahlen zu können und Lohnpfändungen zu verhindern oder erträglich zu halten, mußten Überstunden gekloppt werden, mußten in diesem Jahr mehr Frauen arbeiten gehen als jemals zuvor.

Dieser sich verschlechternden Lebenslage steht ein leichter 'konjunktureller Aufschwung', wie die bürgerlichen Zeitungen berichten, entgegen. Die Produktivitätssteigerung im Stahlsektor liegt bei 8% (was bei verstärkter Rationalisierung und geringerem Arbeitskräftebestand eine verschärfte Auspressung der Arbeitskraft durch Schicht- und Akkordarbeit bedeutet); der Auftragseingang liegt um ein Drittel höher als im Vorjahr, und an den Börsen machen die deutschen Aktionäre durchschnittliche Gewinne von 17% in diesem Jahr. Das hindert die Stahlkapitalisten aber nicht daran, eine 'stabilitätsgerechte Lohnpolitik' zu fordern, die 'Arbeiterregierung' SPD behauptet, unmäßige Lohnforderungen würden die Inflation verstärken (wo gerade die Entwicklung seit der letzten MTR bewiesen wird), und die Gewerkschaftsfunktionäre bekennen sich zu ihrer 'gesamtwirtschaftlichen Verantwortung' (Gewerkschaftsführer Bleicher nach dem 7,5% Zugeständnis im letzten Jahr). Wo bleibt da Verantwortung vor den Arbeitern?

Nach dem Lohnabbau der letzten Jahre und der sich verschlechternden Lebenslage können sich die Metaller nicht nach der Stabiltätspolitik der SPD-Regierung richten, weil es eine Politik im Interesse der Herrschenden und der Kapitalistenklasse ist: sie deckt die Preissteigerungen der Kapitalisten, rechtfertigt ihre höheren Gewinne und lügt die verschlechterte Lage der Arbeiterklasse weg."
=Die Rote Front Nr.5,Dortmund Dez. 1972,S.1f und 4f

05.12.1975:
Die Gruppe Arbeiterstimme gibt ihre 'Arbeiterstimme' (ARSTI - vgl. 1.9.1975, 29.2.1976) Nr.5 (21) heraus und berichtet aus Nürnberg u.a. von einer IGM-Veranstaltung "Jugend gegen den Faschismus" mit Willi Bleicher.
=Arbeiterstimme Nr.5,Nürnberg 5.12.1975

Valid HTML 4.01!   Valid CSS!


[ Zum Seitenanfang ]  [ Zur Hauptübersicht der Datenbank MAO ]