'Rote Schülerzeitung'
Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 14.6.2016


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Die "Rote Schülerzeitung" war die Zeitung der "Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten)", die später auch unter "Marxistisch-Leninistische Schülergruppe Ulm" (MLSG) firmierte. Sie war die Schüler-Organisation des KAB (ML) und arbeitete in Ulm eng mit ihm und der RJ (ML) zusammen. Die Zeitung dürfte in Ulm am Humboldt-Gymnasium, am Wirtschaftsgymnasium, am Kepler-Gymnasium und am Mädchengymnasium verbreitet worden sein. Die Nummer 1 der Zeitung erschien im September 1970. Uns liegen (leider nur als SW-Kopien) die Ausgaben 1-3 sowie eine "Sondernummer" vor (vgl. 9. September 1970, 27. Oktober 1970, 26. November 1970). Zurzeit nicht bekannt ist uns, wie oft und bis wann die RSZ herausgegeben wurde. Wir bitten evtl. um Ergänzungen.

Neben der Behandlung allgemeiner Schulprobleme rief die "Rote Schülerzeitung" u. a. dazu auf, sich "am Kampf für Mitbestimmung, gegen miserable Arbeitsbedingungen zu beteiligen" und sich dafür "an den Schulen zusammenzuschließen" (vgl. Rote Schülerzeitung, Nr. 3/1970). Neben dem Artikel aus der Ausgabe 2/1970 über den Kampf der Palästinenser, der allerdings nur ein Abdruck eines Artikels aus dem "Rebell" war, wurde es dann in der Ausgabe 3/1970 politischer. Es erschien ein Artikel zu "Faschismus, Revanchismus und Militarismus", dem eine "demokratische Einheitsfront entgegengestellt" wurde. Dort wurden auch die Thesen von der "sozialreaktionären SPD" und den "modernen Revisionisten in der Sowjetunion" aufgestellt (vgl. Rote Schülerzeitung, Nr. 3/1970). Ein weiterer Artikel beschäftigte sich mit der "Aktion Widerstand" und der faschistischen Gefahr, wozu es hieß: "Deshalb müssen sich alle um Frieden und Demokratie ringenden Kräfte zusammenschließen, um die faschistische Gefahr zu bekämpfen und um unsere demokratischen Rechte, die ohnehin schon genug abgebaut worden sind, zu verteidigen!" (ebd.).

Eine spätere Nachfolgezeitung der RSZ war vermutlich "Der Spickzettel - Schülerzeitung der Marxistisch-Leninistischen Schülergruppe am MG ".

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

09.09.1970:
Die Nr. 1 der "Roten Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten)" erscheint. Wahrscheinlich wird sie an folgenden Schulen verbreitet: Humboldt-Gymnasium, Wirtschaftsgymnasium, Kepler Gymnasium und Mädchengymnasium. Sie erscheint mit der Schlagzeile: "Machen wir die SMV zur Interessenvertretung der Schüler!".

Artikel der Ausgabe sind:
- "Schluss mit dem Gerede! Es geht um die Vertretung unserer Interessen!", über die SMV
- "Machen wir die SMV zur Interessenvertretung der Schüler", über Schülerprobleme und die SMV
- "Die praktische Arbeit aufnehmen", über die Praxis am Humboldt-Gymnasium, an der Friedlich-List Schule, am Kepler-Gymnasium und am Mädchengymnasium, Sankt-Hildegard-Gymnasium, wo man gegen die "katastrophalen Arbeitsbedingungen" für Schüler agitiert
- "SMV in der Unterstufe", über Probleme in den unteren Klassen und die Forderung nach einer SMV
- "Humboldt-Gymnasium: 17% durchgefallen", über eine Durchfallquote und den Aufruf: "Machen wir die SMV zur Interessenvertretung der Schüler!"

Zum Treffen mit "fortschrittlichen Schülern" am Humboldt-Gymnasium wird zum 10.9. eingeladen, am 11.9. soll am Kepler-Gymnasium über eine "Schulversicherung" debattiert werden.
Quelle: Rote Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten), Nr. 1, Ulm, 9. September 1970.

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09.09.1970:
Eine Sondernummer 1 der "Roten Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten)" erscheint mit der Schlagzeile: "Humboldt-Gymnasium: 17% durchgefallen!", u. a. über den Bildungsplan, die Bildungsplanung. Agitiert wird gegen den Kapitalismus, wobei es heißt: "Wegen der Wirtschaftskrise können die Kapitalisten ihren Bedarf nie genau vorhersehen. Sie planen auf allerhöchstens 2-3 Jahre - was darüber hinausgeht, ist reine Spekulation. Die Bildungsplanung ist aber eine langfristige Sache … Im Kapitalismus werden wir also genau wissen, ob das Studienfach, dass wir gewählt haben, auch tatsächlich Berufsaussichten gewährleisten".
Q: Rote Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten), Sondernummer 1, Ulm, 9. September 1970.

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27.10.1970:
Die Nr. 2 der "Roten Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten)" erscheint mit der Schlagzeile: "Ausbildungsförderung - ein billiges Almosen".

Artikel der Ausgabe sind:
- "Ausbildungsförderung, ein billiges Almosen", über das Ausbildungsförderungsgesetz, das am 1. Juli 1970 in Kraft trat
- "Verrat an den Interessen des werktätigen Volkes", über die Metalltarifrunde und die "Lohnoffensive", die "politisch geführt werden" muss
- "Pleitegeier über Eberhardt", über die Firma Eberhardt
- "Organisiert gegen hohe Durchfallquoten, Listenführung und Nachhilfe
- "Schüler und Lehrer gegen miserable Arbeitsbedingungen", über die Kritik von Lehrern am Humboldt-Gymnasium, die sich durch den Artikel "Humboldt-Gymnasium: 17% durchgefallen" angegriffen fühlen
- "Gerechter Kampf des palästinensischen Volkes", über den Kampf der arabischen Völker gegen Israel. Bei dem Artikel handelt es sich um einen Auszug aus dem "Rebell" 24/1970.

Bekannt gegeben wird, dass die Marxisten-Leninisten "Beratungen" (Arbeitsgruppen) eingerichtet haben. Dazu meint man: "In diesen Beratungen sollen Schüler, die Anträge auf Ausbildungsförderung gestellt haben, über die Möglichkeiten von Abschreibungen etc. beraten werden". Die AG Humboldt-Gymnasium trifft sich jeden Dienstag. Geworben wird für den "Rebell" (ZO der RJ(ML)), die "Rote Fahne" (ZO des KAB(ML)) und die "Kommunistische Pressekorrespondenz" (hrsg. vom KAB(ML)).
Q: Rote Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten), Nr. 2, Ulm, 27. Oktober 1970.

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26.11.1970:
Die Nr. 3 der "Roten Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten)" erscheint mit der Schlagzeile: "Gegen miserable Arbeitsbedingungen - für Mitbestimmung!"

Artikel der Ausgabe sind:
- "Gegen miserable Arbeitsbedingungen - Für Mitbestimmung!", über eine Sitzung des Haushaltsausschusses vom 16.11. und den Haushaltsplan 1971. Zentrale Forderungen dazu sind: "Mitbestimmung an den Schulhaushalten!", "Haushalt vor die Gesamtlehrerkonferenz!" Hierbei handelt es sich vermutlich um den Ulmer Haushaltsplan. Aufgefordert wird dazu: "Wir Marxisten-Leninisten nehmen den Kampf für Mitbestimmung auf. Wir fordern alle fortschrittlichen Schüler auf, sich am Kampf für Mitbestimmung, gegen miserable Arbeitsbedingungen zu beteiligen … sich an den Schulen zusammenzuschließen, den Kampf gegen die miserablen Arbeitsbedingungen aufzunehmen".
- "Die politische Situation in der BRD: Dem Faschismus, Revanchismus und Militarismus die Demokratische Einheitsfront entgegenstellen", über die derzeitige Politik in der BRD, Faschismus, Militarismus und Revanchismus. Parolen dazu sind: "Kampf dem Militarismus, Revanchismus und Kriegstreiberei!", "Schaffen wir die Einheitsfront aller demokratischen und fortschrittlichen Kräfte gegen den ultrarechten Block", "Kämpfen wir entschlossen gegen den Abbau der demokratischen Rechte, gegen Preistreiberei und soziale Demontage!"
- "Faschisten sammeln sich", über die Gründung der "Aktion Widerstand"
- "Aktuelle Berichte aus den Schulen", u. a. über das Humboldt-Gymnasium, das Mädchengymnasium.
- "Antiimperialistischer Kampf des palästinensischen Volkes", über den Nahen Osten und die arabische Situation, den palästinensischen Befreiungskampf, die SU, die in die "Fußstapfen der Imperialisten" tritt und die VR China, die eine "feste Stütze des palästinensischen Volkes" sei
- "US-Mordwaffe gegen Zivilisten"
- "Terrormaßnahmen gegen Brasilien", bei beiden Artikeln handelt es sich um Abdrucke aus der "Kommunistischen Pressekorrespondenz" 9 und 10)
- "Arbeitereinheit im Lohnkampf", über Metallarbeiterstreiks und Lohnkämpfe
- "Statt Sozialplan - Millionengeschäft", über die Firma Eberhardt
- "Menschen 2. Klasse" über einen Auszug aus der "Kommunistischen Pressekorrespondenz" vom 4. November 1970
Q: Rote Schülerzeitung - Zeitung der Schülergruppe Ulm (Marxisten-Leninisten), Ulm, 26. November 1970.

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Letzte Änderung: 04.11.2019