1. Mai 1970 in Berlin

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 1.4.2020


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Für den Ersten Mai 1970 bemühen sich die Spartacisten frühzeitig um die Ausrichtung der eigenen Reihen (vgl. 7.1.1970) und auch zur Agitation der Arbeiterjugend, u.a. im Druckbereich (vgl. 21.1.1970, 28.1.1970, 11.2.1970, 11.3.1970), aber auch bei Schering (vgl. 9.2.1970, 20.2.1970, 23.2.1970, Apr. 1970). Ziel der spartacistischen Bündnis- und Rekrutierungsprojekte anlässlich des 1. Mai 1970 scheint neben den Falken und der FDJ der SEW vor allem die Rote Garde zu sein (vgl. 22.2.1970, 5.4.1970), wobei statt für die Rote 1. Mai-Demonstration eingetreten wird für einen oppositionellen Block der Gewerkschaftsjugend beim DGB. Die Bündniserfolge der Spartacisten aber bleiben offenbar bescheiden (vgl. 3.4.1970).

Auch die Projektgruppe Elektroindustrie (PEI) aber mischt sich nun in die Maivorbereitung ein (vgl. März 1970), befleißigt sich dabei offenbar eines unerschrockenen Forschergeistes (vgl. 1.3.1970) und einer freundlichen Haltung gegenüber der Konkurrenz (vgl. 12.3.1970), zu der die Spartacisten gar nicht erst mit hinzu gerechnet werden. Mangels eines eindrucksvollen Organisationsnamens taucht die PEI dann im von ihr unterstützten Maikomitee aber zunächst nur als Betriebsgruppe Siemens auf (vgl. Apr. 1970) und erst später als PEI (vgl. 10.4.1970), enthält sich aber in der Massenpublizistik dann wieder der Namensnennung (vgl. 27.4.1970). An die Öffentlichkeit tritt dagegen nun die Rote Hilfe (RH - vgl. 29.4.1970).

Gemeinsam mit der PEI agieren zum 1. Mai 1970 die Sozialistischen Betriebsgruppen Tempelhof (vgl. 27.4.1970, 29.4.1970, 30.4.1970).

Die Führungsriege des Berliner SDS allerdings bleibt ebenfalls nicht untätig, tritt zum 1. Mai 1970 nun massiv mit anspruchsvoller Publizistik an die Öffentlichkeit, sich mit dem ruhmvollen Namen der KPD schmückend, auch wenn es sich zunächst nur um eine KPD-Aufbauorganisation handelt (vgl. Apr. 1970), die dann von der KPD/ML ob ihrer Linie zum 1. Mai heftig gescholten wird (vgl. Juni 1970) und damit auch in Westdeutschland teils nur wenig Anklang findet (vgl. 17.4.1970).

Die Maidemonstration 1970 scheint vor allem für SEW und Spartacisten zufriedenstellend verlaufen, für die ML-Gruppen dagegen weniger ermutigend.

An der Organisierung der Maikampagne offenbart sich die fragwürdige Struktur der PEI und es gibt auch prinzipiellen Streit über die Propaganda zum 1. Mai (vgl. 15.5.1970, 17.5.1970).

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

07.01.1970:
In Berlin führt Spartacus - IAfeKJO sein 15. Plenum (vgl. 21.12.1969, 5.4.1970) durch. Auf dem Plenum wird vermutlich ein Papier der Bezirksgruppe West über die Bedeutung der Maikampagne und die Perspektive des eigenständigen Gewerkschaftsjugendsektors (EGJS), den es aufzubauen gelte, diskutiert.
Quellen: Spartacus - IAfeKJO-Bezirksgruppe West: Die Perspektive des EGJS und die Bedeutung der diesjährigen Maikampagne für Spartacus, Berlin o.J. (1970); Spartacus-IAfeKJO Berlin: Bericht der Projektgruppe Druck und Papier, o.O. o.J. (1970)

21.01.1970:
Innerhalb von Spartacus-IAfeKJO Berlin berichtet die Projektgruppe Druck und Papier (vgl. 16.1.1970, 28.1.1970) über die Zentrale Gruppe (ZG) der DruPa-Jugend (vgl. 14.1.1970):"
Auf der 2. Sitzung der ZG machte der Gen. X. (Mitglied von Spartacus in der Gruppenleitung, d.Vf.) folgende Programmvorschläge, die angenommen wurden:
1. Berufsbildung für zwei Abende anhand der Kritischen Lehrlingszeitung. Gen. Y. übernahm ein Referat.
2. 1.Mai. Opposition zur Gewerkschaft (der 1.Mai ist auch Thema des nächsten Wochenendseminars). Kontakt zu anderen Gewerkschaften.
3. Jugendschutzgesetz.
4. Streikbewegung in Italien, Septemberstreiks.
5. Verhältnis zur Gewerkschaft, Analyse der Gewerkschaft.
Es erschienen nur wenig politisch unorganisierte Jugendliche zur 2. ZG-Sitzung."
Q: Spartacus-IAfeKJO Berlin: Bericht der Projektgruppe Druck und Papier, o.O. o.J. (1970)

28.01.1970:
Innerhalb von Spartacus-IAfeKJO Berlin berichtet die Projektgruppe Druck und Papier über die Zentrale Gruppe (ZG) der DruPa-Jugend (vgl. 21.1.1970, 11.2.1970) auf deren letzter Sitzung nur wenig Unorganisierte anwesend waren:"
Zur 3.ZG kamen einige mehr, es gab keine Tagesordnung - das Referat über das Berufsbildungsgesetz hätte gehalten werden müssen - jedoch man begnügte sich einen Funktionär zu wählen, den stellvertretenden Fahrtenleiter, sodann verschwanden die unpolitischen Kollegen. Zwischen den Maoisten und uns wurde übereingekommen, die Diskussion über die Haltung zur Gewerkschaft und zum ersten Mai möglichst bald auf die Tagesordnung zu setzen, und vorher im internen Kreis mit uns darüber zu sprechen. das Verhältnis der Maoisten in der DruPa zu uns ist nicht von dem motzerischen Ton bestimmt wie im Apo-Milieu. Das liegt unter anderem sicher an der Ratlosigkeit, mit der sie ihrer gewerkschaftlichen Praxis gegenüberstehen. Sie scheinen zu allgemeiner Mitarbeit bereit zu sein. Doch nach allem, was von ML und Roter Garde (der KPD/ML, d.Vf.) bekannt ist, steht dies in krassem Widerspruch zu ihrer generellen, gewerkschaftsfeindlichen Linie. Über den ersten Mai haben sie in ihren Organisationen noch nicht gesprochen. Die letzte Neuigkeit von ML ist, daß sie ihre Stellung zu den Gewerkschaften und zum 1.Mai von einer grundlegenden Klassenanalyse abhängig machen werden. Zur Zeit stehen sie auf dem Standpunkt, daß die Gewerkschaftskundgebung am 1.Mai sich nicht von einer Freiheitskundgebung unterscheiden werde. Die ML-Leute erscheinen zu den Sitzungen nie mit einem Konzept. Sie scheinen ihre politische Linie nicht zu reflektieren. Es ist sicher, daß sie ihre Entscheidung über den 1.Mai nur als ML-Fraktion, nicht als Druckerkollektiv fällen werden."
Q: Spartacus-IAfeKJO Berlin: Bericht der Projektgruppe Druck und Papier, o.O. o.J. (1970)

Februar 1970:
In Berlin gibt Spartacus - IAfekJO die Nr. 10/11 seines 'Spartacus' (vgl. Jan. 1970, Apr. 1970) heraus mit dem Artikel "Der antibürokatische Kampf und der 1. Mai" mit den Abschnitten:
- "Eine Geschichte des Verrats";
- "Das Ende…";
- "…und kein neuer Anfang";
- "Die Durchsetzung des Neokapitalismus";
- "Neue Tendenzen";
- "Die Bedingungen…";
- "…und die Perspektiven des Kampfes".

Aufgerufen wird zum oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock am 1. Mai.
Q: Spartacus Nr. 10/11, Berlin Feb. 1970, S. 33ff

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09.02.1970:
In Berlin verlassen, laut einem 'vorbereitenden Maikomitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock', welches zumindest von Spartacus - IAfeKJO gutwillig beobachtet wird, 90 Lehrlinge bei Schering die Betriebsversammlung und demonstrieren zur Geschäftsleitung, um die selbe Lehrlingsvergütung wie ihre Kollegen im Werk Bergkamen zu fordern.
Q: Vorbereitendes Maikomitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock: Kollegen, Berlin o.J.(1970)

11.02.1970:
Innerhalb von Spartacus-IAfeKJO Berlin wird vermutlich von der heutigen Sitzung der Zentralen Gruppe (ZG) der DruPa-Jugend (vgl. 28.1.1970, 11.3.1970) u.a. berichtet:"
In der Diskussion um die Zukunft der DruPa-Gruppe konnten nur WIR in Richtung auf den 1.Mai eine Perspektive aufweisen. Die ROTE GARDE hat noch keine 'Klassenanalyse', will aber kurzfristig ein Agitationsprogramm für die Berufsschulen vorlegen. Zum 1.Mai hat sie noch keine Linie, die RG-Genossen in der DruPa sind aber individuell sowohl gegen eine Auflösung in den Gewerkschaftsblöcken als auch gegen einen Roten 1.Mai. Die ML hat überhaupt noch keine Meinung zur Gewerkschaftsfrage."
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 13.2.70, Berlin 13.2.1970

20.02.1970:
In Berlin wird auf der Leitungssitzung von Spartacus - IAfeKJO u.a. beschlossen ein 1.Maiflugblatt vor Schering und an der Chemie Berufsschule zu verteilen.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 20.2.70, Berlin 20.2.1970

22.02.1970:
In einem Brief eines IKD-Funktionärs an ein Mitglied der GIM wird aus Berlin u.a. berichtet:"
Die Widersprüche, die wir zum Aufbrechen bringen sollten, sind gottseidank nur zu real. Ich habe Dir ja im letzten Brief ein paar Worte über den Niedergang der 'Roten Garde' (Jugendorganisation der KPD/ML, d.Vf.) geschrieben. Wir hatten völlig Recht in der Annahme, daß der 1. Mai bzw. das dahinterstehende Problem der Arbeit in den Gewerkschaften einer der wichtigsten Differenzierungspunkte bei den Ultralinks-Stalinisten sein dürfte. Die Berliner 'RG' dürfte wohl endgültig daran zugrunde gehen, daß sich eine pro-Gewerkschaftsfraktion in ihrem Inneren gebildet hat, an deren Zustandekommen wir nicht ganz unbeteiligt waren; die Anführer dieser Fraktion sind nämlich Leute, mit denen wir in der DruPa zu tun haben und die merkten, daß sie mit den vordergründigen ultralinken Argumenten der 'RG' nicht gegen uns ankamen; nun haben sie die 'RG' von ihrer sektiererischen Politik abbringen wollen und sind dabei unversehens selber auf SPARTACUS-Positionen gelandet. Wir machen uns gedämpfte Hoffnungen, diese Tendenz schlucken zu können."
Q: IKD-1 Mitglied: An …(1 GIM-Mitglied), o.O. 22.2.1970

23.02.1970:
In Berlin gibt das von Spartacus - IAfeKJO unterstützte Vorbereitende Mai-Komitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt für Schering und die Chemie-Berufsschule heraus, in dem von Schering über die Forderung der Lehrlinge nach Angleichung ihrer Vergütung an Bergkamen berichtet wird.

Eingeladen wird zu den eigenen Sitzungen im DGB-Haus.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 20.2.70, Berlin 20.2.1970; Vorbereitendes Mai-Komitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock: Kollegen!, O. O. (Berlin) O. J. (1970)

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23.02.1970:
In Berlin gibt das von Spartacus - IAfeKJO unterstützte Vorbereitende Mai-Komitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt heraus, in dem auf das Berufsbildungsgesetz (BBiG) eingegangen und zum Beginn des Kampfes um Arbeiterdemokratie in der Gewerkschaft aufgefordert wird. Eingeladen wird zu den eigenen Sitzungen im DGB-Haus.
Q: Vorbereitendes Mai-Komitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock: Kolleginnen Kollegen, O. O. (Berlin) O. J. (1970)

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März 1970:
Vermutlich Anfang März wird von der Berliner PEI ein Entwurf für einen Maiaufruf an die linken Gruppen zur gemeinsamen Vorbereitung des 1.Mai, der gleichzeitig Gründungsresolution eines Maikomitees sein soll, auf 5 Brennmatrizenseiten erstellt. Darin heißt es u.a., "daß der Senat sich mit seinem heruntergekommenen Mai-Konzept dieses Mal nur noch blamieren kann. Dementsprechend überließ der Senat die Mai-Veranstaltung den Gewerkschaften. Wie es besonders bei den September-Streiks erneut deutlich wurde, ist die Gewerkschaft jedoch nicht die Organisation, die den Kampf der Arbeiterklasse anführt. Die Berliner Gewerkschaften werden - wenn nicht die Teilnahme der SEW an der Gewerkschaftsdemonstration das wahre Bild etwas aufpoliert - nicht einmal den Schein einer verstärkten Hinwendung zu den Massen erwecken können. …
Welches ist der Stand der linken Bewegung?

Die linke Bewegung stützt sich einerseits auf die durch zahlreiche Kampagnen und Aktionen gegen den Staatsapparat und durch die Rebellionen in den Ausbildungsinstitutionen mobilisierte Masse der Lehrlinge, Jungarbeiter, Schüler und Studenten und auf der anderen Seite auf Studenten und Arbeiter, die sich in Basis- und Betriebsgruppen organisiert haben. Seit dem vergangenen Sommer und besonders nach den Septemberstreiks begann eine wachsende Zahl Studenten, sich in verschiedenen Gruppen organisiert an die Arbeit in der Produktionssphäre zu machen oder sich bestehenden Arbeitergruppen anzuschließen. Damit entstanden zugleich verschiedene Konzepte von Strategie und Organisation, die allesamt bisher nicht genügend durch die Praxis abgestützt sind. Ebenso konnten die Gruppen, die bisher im Produktionsbereich gearbeitet haben, keine strategischen Vorstellungen entwickeln, die sich verallgemeinern lassen.

Die nächsten Aufgaben

Der Betrieb war zwar nicht Ausgangspunkt der linken Bewegung in der BRD, für die Fortführung als sozialistische Bewegung hat er aber in Zukunft zentrale Bedeutung. Die Kämpfe im Betrieb sind die Schule für Kämpfe, die über die Betriebsebene hinausgehen. Die Arbeiterklasse wird solange nicht die führende Kraft im Klassenkampf sein können, solange sie nicht durch Aktionen in der Fabrik ihre Spaltung und ihre mangelnde Solidarität überwindet."

Die Betriebsarbeit verlange aber auch nach Aktionen in allen Lebensbereichen der Arbeiterklasse, wobei man die Schüler, Studenten etc. gut gebrauchen kann. Es solle nicht versucht werden in der Maikampagne anhand der Organisationsfrage zu fraktionieren, sondern verschiedene antirevisionistische Gruppen sollten sich gemeinsam an der inhaltlichen Erarbeitung der Kampagne beteiligen.

Auf der Grundlage dieser Resolution habe sich ein Maikomitee gegründet, welches für die Demonstration und die Veranstaltung in der Hasenheide Sorge trage, den Austausch des Agitationsmaterial der beteiligten Gruppen regele, eine zentrale Maizeitung, Kleber und einen Aufruf herausgeben werde.
Q: PEI: Aufruf zum 1. Mai (Entwurf), Berlin o.J. (1970)

März 1970:
Vermutlich Mitte März wird in Berlin ein Entwurf eines Maiaufrufes von der PEI mit teilweisen Veränderungen der Basisgruppe Spandau versehen, in dem u.a. berichtet wird, es "haben die Gruppen BG Spandau, PEI, DWM, Telefunken, Brunnenstraße, Neukölln, Tempelhof, Kreuzberg, Zehlendorf, Rote Bauarbeiter, Lehrlingstheater Rote Steine, Rotkol, Rotzök, RotzPH, SAZ, SAKO zusammen ein Maikomitee gebildet mit je zwei Delegierten (BG Spandau 4)."
Q: PEI und BG Spandau: Aufruf zum 1. Mai 1970 (Entwurf), Berlin 1970

01.03.1970:
In der Berliner PEI wird vermutlich Anfang März ein Papier "Die Kommunistische Partei des Proletariats und die korrekte Methode des Parteiaufbaus (Internes Diskussionsmaterial)" von einem Mitglied verfaßt bzw. verbreitet, in dem es u.a. heißt:"
Die Tatsache, daß sich das deutsche Proletariat im Zustande seiner jetzigen Demoralisierung, Zerschlagenheit und Zersplitterung sich augenblicklich einen Dreck um die internationalen Klassenkämpfe von Vietnam bis Harlem kümmert, hielten wir für den reinsten Ausdruck des Klassenbewußtseins."

Dies habe sich auch an der Mahlerdemonstration gezeigt:"
Sie fand ganz zu Beginn unserer Arbeit, im November vergangenen Jahres statt. Einige von uns argumentierten so: Zur Verurteilung des Genossen Mahlers sei eine militante Massenaktion vonnöten, weil wir von einer Dialektik von außerbetrieblichen Massenaktionen und innerbetrieblichen Organisationsansätzen auszugehen hätten. Weiter hätten wir davon auszugehen, daß gegen den Staatsapparat gerichtete radikale Solidaritätsaktionen wie der Tegeler Landfriedensbruch anläßlich des Teufel-Prozesses und wie die Aktion vom 4. November (1968, d.Vf.) vom Proletariat bewundert werden; daß das Proletariat aus solchen Aktionen Hoffnung schöpft und Mut für seinen Kampf. … Die Planung einer solchen radikalen Massenaktion wäre wahre Zuarbeit und Hilfe der universitären Gruppen für die in den Betrieben arbeitenden Genossen.
Gegebenenfalls hätten wir selbst eine solche Massenaktion zu initiieren. Ärgerliches Erstaunen war die Antwort anderer Genossen auf diese These: Das können wir doch gar nicht sagen, woher wissen wir das eigentlich - woher wissen wir von der mobilisierenden Bedeutung außerbetrieblicher Aktionen (als hätten wir die Massenaktion nicht zum theoretischen Fundament unserer Betriebsarbeit gemacht, und gerade auch die außerbetriebliche Massenaktion) woher wissen wir … . Nichts schienen wir mehr zu wissen - über Nacht waren wir alle Idioten geworden. Diese ewige Anbiederung an die Interessen des Proletariats, … . Immer nur von den Interessen des Proletariats redeten wir, nie von den historischen Aufgaben des Proletariats - als sei es nicht unsere verdammte historische Pflicht, das Proletariat propagandistisch und überhaupt auf jede andere Art und Weise auf die Erfüllung dieser Aufgaben vorzubereiten.

Die bizarrste Blüte trieb diese geheuchelte Unwissenheit, dieser Rechtsopportunismus, dieser Ökonomismus in den Diskussionen zum 1.Mai. Da wurde allen Ernstes vorgeschlagen, die Inhalte für die Propaganda zum Kampftag der Arbeiterklasse aus den Erfahrungen von 12 Genossen zu gewinnen, die seit 12 Monaten ziellos und zufällig ihren 8-Stundentag in einem Berliner Betrieb fristen, statt eine allseitige politische Propaganda zu entfalten."

Zur Maikampagne wird festgestellt:"
Im Vordergrund stand bei einigen nicht die Sorge um die propagandistische Linie zum Kampftag der Arbeiterklasse, sondern darum, wie der Führungsanspruch der AO zu brechen sei."
Q: PEI: Die Kommunistische Partei des Proletariats und die korrekte Methode des Parteiaufbaus (Internes Diskussionsmaterial), Berlin o.J. (1970)

02.03.1970:
In Berlin gibt das von Spartacus - IAfeKJO unterstützte Vorbereitende Mai-Komitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock vermutlich in dieser Woche ein Flugblatt zur Veranstaltung mit Bonno Schütter von Klöckner Bremen am 6.3.1970 im Siegmundshof heraus.
Q: Vorbereitendes Mai-Komitee innerhalb der Gewerkschaftsjugend für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock: Kolleginnen! Kollegen!, O. O. (Berlin) O. J. (1970)

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11.03.1970:
In der Berliner DruPa-Jugend (vgl. 11.3.1970, 13.3.1970) trifft sich die Zentrale Gruppe (ZG) (vgl. 11.3.1970). In Spartacus - IAfeKJO wird berichtet:"
Letzten Mittwoch konnte keine Abstimmung betreffs Mitarbeit im Mai-Komitee durchgesetzt werden. Die Entscheidung wird auf dem Wochenendseminar kurz vor dem Mai gefällt werden. Daher ist X weiterhin nur Beobachter im Mai-Komitee."
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 15.3.70, Berlin 15.3.1970

12.03.1970:
Von der Berliner PEI-Schulungssitzung wird u.a. folgendes protokolliert:
"Es wurde gesagt, daß die augenblickliche Konkurrenz zwischen diesen vier Organisationen (KPD/AO, ML Westberlin, KPD/ML, PEI, d.Vf.) gerechtfertigt sei, weil sie zur Zeit noch keine einheitliche Linie … entwickeln könnten. Diese vier Organisationen sollten aber nicht vertikal, sondern horizontal arbeitsteilig arbeiten, …; nur gegenüber der Bevölkerung müsse ein einheitliches Auftreten, z.B. zum 1.Mai, gewährleistet sein."
Q: PEI: Protokoll der Schulungssitzung vom 12.3.70, Berlin o.J. (1970)

18.03.1970:
In Berlin wird auf der Leitungssitzung von Spartacus - IAfeKJO u.a. diskutiert. über die Arbeit im Mai-Gremium.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll der Leitungssitzung vom 18.3.70,Berlin o.J. (1970)

April 1970:
Vermutlich Anfang April gibt in Berlin ein 'Rotes Maikomitee' einen 4-seitigen 'Aufruf zur roten 1. Mai Demonstration 1970 in Neukölln' heraus. Von dem Komitee, hinter dem sich u.a. die PEI verbirgt, wird folgende Zusammensetzung bekanntgegeben:
- Betriebsgruppen von Arwa, Daimler, DWM, Gillette, NCR, Schering, SEL, Siemens u.a.,
- Rote Kollektive Proletarische Erziehung und Schülerläden (Rotkol),
- Rote Zellen an den Universitäten und Akademien.

Durch die Beteiligung an der DGB Maifeier könne man nicht, wie die SEW glaube, etwas an der arbeiterverräterischen Politik der Gewerkschaften ändern, deshalb solle man in Neukölln und Kreuzberg demonstrieren!
Q: Rotes Maikomitee: Aufruf zur roten 1.Mai Demonstration 1970 in Neukölln, Berlin 1970

April 1970:
Vermutlich Ende April erscheint in Berlin erstmals die auf April-Mai datierte 'Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG-Telefunken' (KAP) der KPD/AO (vgl. 20.5.1970) und befasst sich u.a. mit dem 1.Mai, ein Aufruf erscheint auch auf Jugoslawisch.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken Nr. 1, Berlin April-Mai 1970

April 1970:
Die Jugendkommission der KPD-Aufbauorganisation gibt vermutlich im April das Flugblatt "Aufruf zum 1. Mai. Es lebe der Kampf der Arbeiterklasse!" heraus.

Enthalten sind auch die Artikel:
- "Wir fordern 500 DM Lehrlingsgehalt! Der Kampf der Lehrlinge muss zugleich der Kampf des gesamten Proletariats sein!"; sowie
- "Der Kampf der Haupt- und Realschüler".

Aufgerufen wird zur Veranstaltung am 29.4.1970 und zur Demonstration ab Karl-Marx-Strasse.
Q: KPD/AO-Juko: Aufruf zum 1. Mai. Es lebe der Kampf der Arbeiterklasse!, O. O. (Berlin) o. J. (1970)

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April 1970:
Vermutlich im April gibt in Berlin das Schüler- und Lehrlingskollektiv der Basisgruppe Spandau seine 'Rote Schüler und Lehrlingszeitung' (SLZ) Nr. 1 heraus mit dem Artikel "Roter Wedding 1. Mai 1929 - Roter 1. Mai 1970".
Q: Rote Schüler und Lehrlingszeitung Nr. 1, O. O. (Berlin) o. J. (1970), S. 8

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April 1970:
In Berlin erscheint die erste Nummer der 'Roten Fahne' (vgl. Mai 1970) als Organ der Stadtteilkomitees der KPD-Aufbauorganisation (KPD/AO) mit einem Aufruf zur Maiveranstaltung (vgl. 29.4.1970) und zur Demonstration am 1. Mai.
Q: Rote Fahne Nr. 1, Berlin Apr.-Mai 1970, S. 1

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April 1970:
In Berlin gibt Spartacus - IAfekJO die Nr. 12/13 seines 'Spartacus' für April und Mai (vgl. Feb. 1970, Juni 1970) heraus mit dem Artikel "Spartacus-Taktik zum 1. Mai".
Q: Spartacus Nr. 12/13, Berlin Apr./Mai 1970, S. 17ff

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03.04.1970:
In Berlin wird auf der Leitungssitzung von Spartacus - IAfeKJO u.a. bekannt, daß im Maikomitee neben den eigenen Mitgliedern noch zwei Schüler der Porsche Berufsschule und einer der Bauschule sitzen.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Protokoll Leitungssitzung 3.4.70, Berlin 3.4.1970

05.04.1970:
In Berlin findet das 16.Plenum von Spartacus - IAfeKJO (vgl. 7.1.1970) statt. Zur Maivorbereitung heißt es u.a.:"
X1: In Bezug auf das Herantreten an andere POLITISCHE Organisationen sollten wir doch bedenken: Haltung der Ultralinken ist zwar unklar, jedoch FDJ (Jugendorganisation der SEW,d.Vf.) wird sich in jedem Fall am Gewerkschaftsblock beteiligen; in welcher Weise, das ist allerdings noch die Frage. Die Rote Garde (der KPD/ML,d.Vf.) ist nicht beteiligt am Roten Maikomitee (vorläufig eigenes). X2: weist hin auf Auseinandersetzung RG-Lehrlinge mit Partei (Forderung nach Absetzung der KPD/ML-Leitung)."
In einem handschriftlichen Protokoll wird noch erwähnt, daß die RG-Lehrlinge auf die Bundesversammlung der RG warten würden.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Bericht LJAK-Metall zum 16.Plenum, Berlin o.J. (1970); Spartacus - IAfeKJO: Protokoll des 16.Spartacus-Plenums (5.4.70),o.O. o.J.(1970);Spartacus-IAfeKJO: Protokoll 5.4. Plenum, o.O. o.J. (1970)

06.04.1970:
In Berlin geben die BSE-Fachgruppe der Angestellten in Architektur- und Ingenieurbüros, ÖTV-Jugendopposition, die ÖTV-Opposition, der Sozialistische Arbeitskreis Bibliotheken Berlin (SABBER) und Spartacus - IAfeKJO vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Die Gewerkschaft den Arbeitern! Kampf den Bürokraten!" heraus, das zur Gründung eines Initiativkomitees für gewerkschaftliche Aktionseinheit aufruft, da die SEW das Maikomitee gespalten und KPD/AO sowie der KB/ML die Verhandlungen sabotiert hätten.
Q: BSE-FG Architektur und Ingenieurbüros, ÖTV-Jugendopposition, ÖTV-Opposition, SABBER, Spartacus - IAfeKJO: Die Gewerkschaft den Arbeitern! Kampf den Bürokraten!, Berlin O. J. (1970)

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06.04.1970:
In Berlin gibt Spartacus - IAfeKJO vermutlich in dieser Woche einen Offenen Brief an den Landesverband Berlin der SJD - Die Falken als Flugblatt heraus, in dem diese zur gemeinsamen Bildung eines oppositionellen Blocks der Gewerkschaftsjugend beim DGB auf dem Nollendorfplatz aufgefordert werden.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Offener Brief an die SJD - Die Falken LV Berlin, Berlin O. J. (1970)

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10.04.1970:
Folgende Gruppen und Organisationen rufen in der heutigen 'RPK' Nr.60 (vgl. 3.4.1970) zu einer Großveranstaltung am 1. Mai und zu einer gemeinsamen Demonstration am 1. Mai in West-Berlin auf:
Betriebsgruppe Tempelhof/Neukölln, Betriebsgruppe Zehlendorf, Basis- und Betriebsgruppe Spandau, Projektgruppe Elektroindustrie (PEI), Rote Kollektive proletarische Erziehung (Rotkol), Schülerläden Witzlebener Str. und Naunynstraße, Aktionsrat zur Befreiung der Frauen (Gruppe Dernburgstraße), Rote Zelle Ökonomie, Rote Zelle Soziologie, Sozialistische Assistentenzelle (SAZ), Sozialistische Arbeitskollektive am OSI (SAKO).

Ein weiterer Aufruf ist von der KPD(AO) und den Marxisten-Leninisten (ML) Westberlin unterzeichnet.
Q: Rote Presse Korrespondenz Nr. 60, Berlin 10.4.1970, S. 1ff

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13.04.1970:
In Berlin gibt Spartacus - IAfeKJO vermutlich in dieser Woche einen Offenen Brief "an die jungen Mitglieder und Sympathisanten der SEW und der FDJ" als Flugblatt heraus, in dem diese zur gemeinsamen Bildung eines oppositionellen Blocks der Gewerkschaftsjugend beim DGB auf dem Nollendorfplatz und zur Mitarbeit im Vorbereitenden Maikomitee für einen oppositionellen Gewerkschaftsjugendblock, das sich im Siegmundshof trifft, aufgefordert werden.
Q: Spartacus - IAfeKJO: an die jungen Mitglieder und Sympathisanten der SEW und der FDJ, Berlin O. J. (1970)

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17.04.1970:
Die Redaktion der Heidelberger 'Roten Kommentare' verfasst einen Brief an das Maikomitee Berlin zu den zwei Forderungen (Einführung des allgemeinen 6-Stundentags und Mindestentlohnung von Lehrlingen in Höhe von 500,- DM), die nach Ansicht zweier Vertreter der KPD/AO auf der zentralen Redaktionssitzung des SDS Heidelberg am 5.4.1970 zum 1. Mai zu propagieren seien. Dem wird nicht Folge geleistet.

Abschließend heißt es:"
Die Redaktion der Roten Kommentare begrüßt Eure Kontaktaufnahme mit uns. Sie sieht in dieser Kontaktaufnahme und in dem Diskussionsstil der Genossen von der KPD-AO einen Fortschritt der Linken in Berlin. Dieser Eindruck wird dadurch bestärkt, daß die KPD-AO von der abstrakten Forderung nach dem 6-Stundentag inzwischen Abstand genommen hat."
Q: Rote Kommentare-Redaktion: An das Maikomitee Berlin, Heidelberg 17.4.1970

21.04.1970:
Das Berliner Rote Mai-Komitee, dem angehören die Betriebsgruppen der Betriebe Arwa, Daimler, DWM, Gillette, Orenstein & Koppel, NCR, SEL, Siemens, und andere Betriebe, die Roten Bauarbeiter, der Aktionsrat zur Befreiung der Frauen, die Roten Kollektive proletarische Erziehung (ROTKOL) und die Schülerläden sowie die Roten Zellen der Universitäten und Akademien, gibt die 'Rote 1. Mai-Zeitung' Nr. 1 (vgl. 28.4.1970) heraus mit dem Leitartikel "Klassenkampf und die 'Kampfmethoden' der Gewerkschaften".

Ein Artikel ruft auf: "Organisiert Euch in Schülerkollektiven und Arbeiterkinderklubs", ein weiterer lautet "Frauen!", einer stellt fest "Akkord ist Mord".

Der Artikel "Für den endgültigen Sieg des Proletariats in der DDR und die Zerschlagung des Kapitalismus in der BRD" befasst sich mit der Wiedervereinigung.

Aufgerufen wird zur Maiveranstaltung am 29.4.1970 und zur Maidemonstration in Neukölln.
Q: Rote 1. Mai-Zeitung Nr. 1, Berlin 21.4.1970

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24.04.1970:
In Berlin gibt das Maikomitee, in dem Spartacus - IAfeKJO mitarbeitet, vermutlich Ende dieser Woche ein Flugblatt heraus, in dem ein Teach-In am 28.4.1970 angekündigt und zum oppositionellen Block der Gewerkschaftsjugend beim DGB auf dem Nollendorfplatz aufgefordert wird.
Q: Maikomitee: Kolleginnen! Kollegen!, O. O. (Berlin) o. J. (1970)

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24.04.1970:
In Berlin gibt Spartacus - IAfeKJO vermutlich Ende dieser Woche das Flugblatt "Der 1. Mai und die Gretchenfrage kommunistischer Klassenpolitik: Wie hältst du's mit den Gewerkschaften?" heraus, in dem ein Teach-In am 28.4.1970 angekündigt und zum oppositionellen Block der Gewerkschaftsjugend beim DGB auf dem Nollendorfplatz aufgefordert wird.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Der 1. Mai und die Gretchenfrage kommunistischer Klassenpolitik: Wie hältst du's mit den Gewerkschaften?, Berlin O. J. (1970)

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27.04.1970:
In Berlin gibt die KPD/ML vermutlich in dieser Woche die Flugschrift "1. Mai '70 - Kampftag aller Proletarier und unterdrückten Völker" heraus mit dem Inhalt:
- "1. Mai 1970 Kampftag der Arbeiterklasse", der Aufruf zur 1. Mai-Demonstration;
- "Es lebe der 1. Mai!";
- - "Der Kampf der unterdrückten Völker gegen die Imperialisten";
- - "Der Kampf der werktätigen Massen in den imperialistischen Ländern";
- - "Die Volksrepublik China steht fest an der Seite der aller kämpfenden Volksmassen gegen die imperialistischen Räuber";
- - "Die Widersprüche zwischen den Imperialisten verschärfen sich";
- - "Die nationale Entwicklung Deutschlands nach 1945";
- - "Sabotage von außen - Verrat von innen" zur DDR;
- - "Erneuerung des Kapitalismus";
- - "Die ökonomische Krise der kapitalistischen Wirtschaft verschärft sich";
- - "Die Lage der werktätigen Massen verschlechtert sich";
- - "Wer stellt die Einheit der Arbeiterklasse her?";
- - "Braucht die Arbeiterklasse eine Führung durch die Kommunistische Partei?";
- - "Die Aufgaben und der Aufbau der KPD/ML";
- - "1. Mai 1970 - Kampftag der Arbeiter", wozu es heißt: "Das Proletariat ist noch unentschlossen, zersplittert und sich über seine eigentlichen Interessen noch nicht im klaren. Deshalb ist es notwendig, daß alle fortschrittlichen Kräfte den Aufbau der KPD/ML unterstützen. Der Aufbau der KPD/ML muß entschieden in Angriff genommen werden, damit das Proletariat seine historischen Aufgaben wahrnehmen kann.";
- "Die Situation der Lehrlinge" von der Roten Garde (RG);
- - "1. im Handwerk";
- - "2. in der Industrie";
- - "Stufenplan - Spalter der Arbeiterklasse";
- - "3. im Handel";
- "Mitbestimmung, Partnerschaft, 'konzertierte Aktion' - Katzenmusik zur kapitalistischen Ausbeutung";
- - "Die Lüge von der 'Sozialen Symmetrie'";
- - "Lohnfortzahlung und ihre Kehrseite";
- - "Einigkeit und Solidarität der Arbeiterklasse unbedingt notwendig";
- - "Den Kampf konsequent führen!";
- "Klassenkampf statt 'Sozialpartnerschaft'";
- - "Die 'vernünftigere' Politik von Brandt und Scheel";
- "Der 1. Mai der Arbeiterklasse" mit dem Aufruf zur Demonstration um 11 Uhr ab Karl Marx Platz zum Hohenstaufenplatz in Kreuzberg.
Q: KPD/ML: 1. Mai '70 - Kampftag aller Proletarier und unterdrückten Völker, Berlin o. J. (1970)

27.04.1970:
In Berlin gibt die Betriebsgruppe Siemens der Basisgruppe Spandau vermutlich in dieser Woche ihre 'Siemens Solidarität - Rote Betriebskorrespondenz Gartenfeld' Nr. 3 (vgl. 29.6.1970) für April / Mai heraus mit den Artikeln "1. Mai Feiertag? Kampftag!" und "Roter Wedding 1. Mai 1929".
Q: Siemens Solidarität - Rote Betriebskorrespondenz Gartenfeld Nr. 3, Berlin Apr. / Mai 1970, S. 3ff

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27.04.1970:
In Berlin geben die Schüler- und Lehrlingskollektive der Basisgruppe Spandau vermutlich in dieser Woche ihre 'Rote Schüler und Lehrlingszeitung SLZ' Nr. 1 heraus mit dem Artikel "Roter Wedding 1. Mai 1929 - Roter 1. Mai 1970" mit dem Aufruf zur Demonstration in Neukölln.
Q: Rote Schüler und Lehrlingszeitung SLZ Nr. 1, Berlin o. J. (1970), S. 8

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27.04.1970:
Vermutlich in dieser Woche geben in Berlin die Sozialistischen Betriebsgruppen von Daimler, Gillette, NCR und SEL ein Extrablatt ihrer 'Die Sache der Arbeiter' (vgl. März 1969, 30.4.1970) mit dem Titel 'Schülerstreik - Unser Streik' zum Schülerstreik (vgl. 10.3.1970) heraus. Aufgerufen wird zur Maiveranstaltung am 29.4.1970 und zur Maidemonstration.
Q: Die Sache der Arbeiter Extrablatt Schülerstreik - Unser Streik, Berlin Mai 1970

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28.04.1970:
Das Berliner Rote Mai-Komitee, dem angehören die Betriebsgruppen der Betriebe Arwa, Daimler, DWM, Gillette, Orenstein & Koppel, NCR, SEL, Siemens, und andere Betriebe, die Roten Bauarbeiter, der Aktionsrat zur Befreiung der Frauen, die Roten Kollektive proletarische Erziehung (ROTKOL) und die Schülerläden sowie die Roten Zellen der Universitäten und Akademien, gibt die 'Rote 1. Mai-Zeitung' Nr. 2 (vgl. 21.4.1970) heraus mit dem Leitartikel "Wir gehen nicht zur Kundgebung von Gewerkschaften und SEW. Wir rufen auf zur Roten Maidemonstration".

Weitere Artikel sind:
- "Gleicher Lohn für Männer u. Frauen!";
- "Solidarität mit den ausländischen Arbeitern";
- "Schülerstreik = Klassenkampf";
- "Warum steigen die Preise"; sowie
- "Guatemala oder der Graf von Spreti".
Q: Rote 1. Mai-Zeitung Nr. 2, Berlin 28.4.1970

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28.04.1970:
Die Sozialistische Betriebsgruppe NCR Berlin gibt ihre 'NCR-Informationen' Nr. 9 (vgl. 4.5.1970) heraus unter der Überschrift "Polizei in der Bohrerei!" zur Entlassung des Sprechers der Kollegen, der mit Polizeigewalt aus dem Betrieb gebracht wurde. Verwiesen wird auf Erfolge der Betriebsgruppe Daimler-Benz im Kampf gegen das Prämiensystem. Aufgerufen wird zum 1. Mai.
Q: NCR-Informationen Nr. 9, Berlin 28.4.1970

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29.04.1970:
Heute soll in Berlin eine Großveranstaltung in der Hasenheide zum 1. Mai stattfinden, zu der die KPD/AO aufruft.

Laut Spartacus - IAfeKJO stört der Anarchistische Kampfbund alle Reden auf der 'roten' Großveranstaltung von KPD/AO, ML Westberlin und KPD/ML-ZK. Die Marxisten-Leninisten Westberlins veröffentlichen ihre Rede als Flugschrift.

Aufgerufen wird auch durch die Jugendkommission (Juko) der KPD/AO (vgl. Apr. 1970), aber auch von den Sozialistischen Betriebsgruppen von Daimler, Gillette, NCR und SEL.

Vermutlich auf dieser Veranstaltung verteilt die Rote Hilfe (RH) ein Flugblatt "Genossen! Macht ernst mit der Parole 'Dem Volke dienen'. Helft mit beim Aufbau der Roten Hilfe", in dem für den 1. Mai ein juristischer und medizinischer Hilfsdienst angekündigt wird.
Q: Die Sache der Arbeiter Schülerstreik - Unser Streik, Berlin Mai 1970, S1f.; Spartacus Nr. 14/15, Berlin Juni/Juli 1970;Kommunistische Arbeiterpresse - Ausgabe AEG Telefunken Nr. 1, Berlin Apr.-Mai 1970;Rote Fahne Nr. 1, Berlin Apr.-Mai 1970;KPD/AO-Juko: Aufruf zum 1. Mai. Es lebe der Kampf der Arbeiterklasse!, O. O. (Berlin) o. J. (1970), S. 1;RH: Genossen! Macht ernst mit der Parole 'Dem Volke dienen'. Helft mit beim Aufbau der Roten Hilfe, O. O. (Berlin) o. J. (1970);MLW: Es lebe der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse!, Berlin o. J. (1970)

29.04.1970:
In Berlin gibt Spartacus - IAfeKJO vermutlich Mitte dieser Woche das Flugblatt "Roter Kleinbürger-Mai oder Gewerkschaftsopposition?" heraus, in dem zum oppositionellen Block der Gewerkschaftsjugend beim DGB auf dem Nollendorfplatz aufgefordert wird. Verteilt wird das Flugblatt vermutlich auf der heutigen Großveranstaltung in der Hasenheide.
Q: Spartacus - IAfeKJO: Roter Kleinbürger-Mai oder Gewerkschaftsopposition?, Berlin o. J. (1970)

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29.04.1970:
Die Marxisten-Leninisten Westberlins veröffentlichen ihre Rede auf der heutigen Großveranstaltung in der Hasenheide zum 1. Mai unter dem Titel "Es lebe der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse!" unter Verantwortung von Dieter Läpple.

Dargelegt wird die partnerschaftliche Rolle des DGB, der auf seinen Kundgebungen der letzten Jahre die DDR als gemeinsamen Feind beschworen habe. Abgelehnt wird die Teilnahme "der Kommunisten" an den DGB-Kundgebungen, um "den Arbeitern" zu helfen, da die Arbeiterklasse sich nur selber helfen könne, wofür sie die einzelnen Kämpfe immer in Verbindung bringen müsse mit dem Kampf gegen den Kapitalismus. Der Protest auf den DGB-Kundgebungen bzw. gegen die DGB-Spitze aber bleibe reformistisch. Man müsse vielmehr den ideologischen Kampf gegen alle sogenannten Kommunisten führen, die entweder ein inoffizielles Aktionsbündnis mit dem DGB anstreben oder inoffiziell an der DGB-Kundgebung teilnehmen. Da die Kommunisten noch nicht langfristig im Proletariat gearbeitet hätten, müsste auch der Versuch, auf den DGB-Kundgebungen zu agitieren als Störung empfunden werden. Kritisiert wird auch die Auffassung, daß die Gewerkschaften den politischen und den wirtschaftlichen Kampf verbinden sollten, wobei die Bedeutung der Partei des Proletariats nicht verstanden werde.

Auf der Roten Maidemonstration in Neukölln würden sich nur diejenigen Teile der Arbeiterklasse versammeln, die den Kapitalismus stürzen wollen. Alle wirklichen Kommunisten müßten sich zur revolutionären Partei des Proletariats zusammenfassen.
Q: MLW: Es lebe der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse!, Berlin o. J. (1970)

29.04.1970:
Die Rote Hilfe (RH) Westberlin gibt, laut einer handschriftlichen Datierung heute, das Flugblatt "Genossen! Macht Ernst mit der Parole 'Dem Volke dienen' helft beim Aufbau der Roten Hilfe" heraus, in dem sie ihre Gründung bekanntgibt und zu Spenden mittels Einzugsermächtigung aufruft sowie zur Wahl des Politischen Ausschuß des Sozialistischen Zentrums am 4.5.1970. Angekündigt wird: "Die ROTE HILFE hat am 1. Mai einen medizinischen, technischen und juristischen Hilfsdienst eingerichtet. Beachtet dazu die Rückseite". Diese enthält "Wichtige Hinweise für die Demonstration am 1. Mai".
Q: RH: Genossen! Macht Ernst mit der Parole 'Dem Volke dienen' helft beim Aufbau der Roten Hilfe, Berlin o. J. (1970)

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30.04.1970:
Das Berliner Rote Mai-Komitee, dem angehören die Betriebsgruppen der Betriebe Arwa, Daimler, DWM, Gillette, Orenstein & Koppel, NCR, SEL, Siemens, und andere Betriebe, die Roten Kollektive proletarische Erziehung (ROTKOL) und die Schülerläden sowie die Roten Zellen der Universitäten und Akademien, gibt vermutlich heute den "Aufruf zur Roten 1. Mai Demonstration 1970 in Neukölln" heraus, in dem es u.a. heißt:"
Die Bundesregierung muß für das deutsche Kapital neue Absatzmärkte erschließen. Sie wird dazu die Politik des friedlichen Nebeneinanders von Kapitalismus und Sozialismus propagieren. Diese Politik wird die Arbeiterklasse in der DDR und in der Bundesrepublik nicht vom gemeinsamen Kampf für den Sieg des Sozialismus in ganz Deutschland abhalten. Die Arbeiterklasse in der Bundesrepublik wird es lernen, zu unterscheiden zwischen dem Fortschritt, der durch den Aufbau des Sozialismus in der DDR erreicht worden ist, und der Tatsache, daß die Massen der Arbeiter in der DDR sich die Herrschaft in Staat und Gesellschaft noch erkämpfen müssen."
Q: Rotes Mai-Komitee: Aufruf zur Roten 1. Mai Demonstration 1970 in Neukölln, O. O. (Berlin) o. J. (1970)

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30.04.1970:
Bei AEG Telefunken Berlin-Schwedenstraße und Brunnenstraße erscheint ein Extrablatt der 'AEG Telefunken Betriebskorrespondenz' (vgl. 23.11.1969, 26.11.1970), die jetzt auch für die Brunnenstraße erscheint. Aufgerufen wird zum 1. Mai.
Q: AEG Telefunken Betriebskorrespondenz Extrablatt, Berlin Mai 1970, S. 4

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30.04.1970:
In Berlin findet, laut Volker Behnke, erstmalig eine gemeinsame Veranstaltung aller Roten Zellen statt. U.a. gilt sie als Mobilisierungsveranstaltung für den 1. Mai 1970.
Q: Behnke, Volker: Strategie und Taktik der Roten Zellen in Berlin, in: Die studentische Protestbewegung. Analysen und Konzepte, Mainz 1971, S. 165

30.04.1970:
Vermutlich heute geben in Berlin die Sozialistischen Betriebsgruppen von Daimler, Gillette, NCR und SEL die Nr. 3 ihrer 'Die Sache der Arbeiter' (vgl. 27.4.1970, 23.6.1970) datiert auf Mai und mit dem Aufruf zur Maidemonstration ab Karl-Marx-Platz heraus.
Q: Die Sache der Arbeiter Nr. 3, Berlin Mai 1970, S. 2ff

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01.05.1970:
In Berlin mobilisieren, laut Bergedorfer Lehrlingszentrum, die Linken 20 000 Demonstranten zum 1. Mai, während es DGB und SEW auf 6 000 bringen.

In Berlin ruft die KPD/AO zur Demonstration ab Karl Marx Platz in Neukölln auf. Dies geschieht auch seitens der Juko der KPD/AO (vgl. Apr. 1970).

An dieser revolutionären Demonstration sollen sich 20 000 beteiligt haben, während die DGB-Kundgebung in der 'Kommunistischen Arbeiterpresse' nur 2 000 Zuhörer gefunden habe, während es in der 'Roten Fahne' 6 000 von SEW und z.T. APO waren. Laut 'RPK' waren es 15 000 bis 20 000 auf der linken Demonstration.

Auf der Berliner Maidemonstration bildet die KPD/ML-ZK, nach eigenen Angaben, einen eigenen Block.

Spartacus - IAfeKJO verteilt auf der DGB-Demonstration und der Kundgebung das Flugblatt "An alle Mitglieder des DGB". Das von Spartacus - IAfeKJO unterstützte Maikomitee der oppositionellen Gewerkschaftsjugend verteilt auf der DGB-Demonstration und der Kundgebung ein Flugblatt, das zur Unterstützung der oppositionellen Gewerkschaftsjugend aufruft mit der Einladung zum Informationsabend am 6.5.1970. In einem internen Bericht der IKD (bzw. Spartacus - IAfeKJO) heißt es:"
Unerwarteter Erfolg; hatten in unserm Block zum Schluß rund tausend Leute. Der Versuch, in die Apo die 'Differenzierung hineinzutragen', ist ebenfalls ganz gut gelaufen: Eine Abspaltung der Roten Garde und eine Abspaltung der 'ML-Fraktion' sind bei uns mitgelaufen, außerdem ein ganzer Schwung FDJler; die 'Falken' und die Jusos hatten sogar offiziell zu unserm Block aufgerufen, haben aber natürlich kaum was auf die Beine gebracht. Darüberhinaus sieht es so aus, als herrschte allenthalben eine beträchtliche Malaise wegen des 1. Mai. In der ML hat es wohl heftige und chaotische Auseinandersetzungen gegeben, ob man sich beim DGB oder beim Roten Mai beteiligen soll. Ein paar Tage danach sieht es so aus, als wenn die Malaise auch auf die Studenten übergreift (Rote Zellen). Im Gegensatz zu unserm Auftreten vor dem Rathaus war nämlich der Rote Mai ein sterbenslangweiliges Ritual - keine Sprechchöre, keine Lieder, nicht mal mehr Ketten im Laufschritt; die Reden waren so einschläfernd, daß riesige Massen die Kundgebung schon zu Beginn wieder verließen, um sich durch Steineschmeißen am Kudamm über ihre Frustration hinwegzutrösten. Auf dem Kennedyplatz dagegen stellten die Linken - erkenntlich an den roten Fahnen - MINDESTENS die Hälfte der ca. 20 000 Anwesenden und beherrschten vollkommen das Bild der Kundgebung - auch akustisch übrigens. Die SEW hatte ein Mammut-Aufgebot angeschleppt - sie haben fast sämtliche Demonstrationszüge der Einzelgewerkschaften aufgesaugt und einkassiert. Der IGM-Zug beispielsweise bestand - abgesehen von höchstens 50 Bürokraten - aus über 2 000 SEW- und FDJ-Anhängern, was man unzweifelhaft an ihren Transparenten ablesen konnte."

Der AStA der Ruhr-Universität Bochum (RUB) berichtet:"
Die reformistischen Parolen wurden bekämpft von den marxistisch-leninistischen Gruppen unter Führung der KPD/ML. Gemäß der Kampfparole der Marxisten-Leninisten: 'Zeigen wir unsere Kampfentschlossenheit durch eine eigene Demonstration', organisierte die KPD/ML und die Rote Garde (RG der KPD/ML-ZK, d.Vf.) im Bündnis mit anderen antirevisionistischen, sozialistischen Gruppen in Berlin eine eigene Kundgebung. In den Bezirken Neukölln und Kreuzberg nahmen an der Maidemonstration mehr als 6 000 Demonstranten, Arbeiter und studentische Gruppen unter der Führung der KPD/ML teil. Die Marxisten-Leninisten forderten: 'Nieder mit Ulbricht und Brandt, alle Macht in Arbeiterhand! Bauen wir eine starke Kommunistische Partei Deutschlands/ML auf! Kampf für die Einheit der Arbeiterklasse!'"

Die 'S'EW demonstrierte derweil mit dem DGB und anderen Reformisten vor dem Schöneberger Rathaus."

Für eine Demonstration in Neukölln mobilisierte ein Rotes Maikomitee (vgl. Apr. 1970, 27.4.1970) u.a. der PEI.
Q: Rote 1. Maizeitung Nr. 2, Berlin O. J. (1970); Bochumer Studentenzeitung Nr. 60, Bochum 8.5.1970, S. *;Rote Presse Korrespondenz Nr. 60, Berlin 10.4.1970, S. 1ff;Lehrlingsinfo Nr. 3/Puperzke, Hamburg Juni 1970;Kommunistische Arbeiterpresse - AEG Telefunken Nr. 1 und 3, Berlin Apr.-Mai 1970 bzw. 3.6.1970;Rote Fahne Nr. 1 und Sdr.ausgabe, Berlin Apr.-Mai 1970 bzw. Mai 1970;Roter Morgen Nr. 6, Hamburg Juni 1970;IKD-Leitung-1 Mitglied: An Oldenburg, Berlin O. J. (4.5.1970);KPD/AO-Juko: Aufruf zum 1. Mai. Es lebe der Kampf der Arbeiterklasse!, O. O. (Berlin) O. J. (1970), S. 1;RH: 1. Mai Demonstration in Neukölln !!!, Berlin O. J. (1970);Spartacus - IAfeKJO: An alle Mitglieder des DGB, Berlin O. J. (1970);Maikomitee der oppositionellen Gewerkschaftsjugend: Kolleginnen!, Kollegen!, O. O. (Berlin) o. J. (1970)

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01.05.1970:
Im Berliner Märkischen Viertel dringen heute, laut der Projektgruppe Information Bad Gandersheim (vgl. Mai 1970), 200 Menschen in eine Fabrik am Königshorster Weg ein, um diese als Jugendzentrum (JZ) zu nutzen. Es kommt zu einem Prügeleinsatz der Polizei.

Das berichtet auch die RH Westberlin (vgl. Juni 1970).
Q: Rote Hilfe: Imperialismus, Sozialdemokratie, Terror, Militanz. Zur Konterrevolution in Westberlin, Berlin Juni 1970, S. 7f und 55ff; Rote Provinz Nr. 6, Bad Gandersheim Mai 1970, S. 6

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04.05.1970:
Die Sozialistische Betriebsgruppe NCR Berlin gibt ihre 'NCR-Informationen' Nr. 10 (vgl. 28.4.1970) heraus unter der Überschrift "Kampf den Machenschaften von Geschäftsleitung und Betriebsrat!" zur Entlassung des Sprechers der Kollegen der Bohrerei. Berichtet wird vom 1. Mai.
Q: NCR-Informationen Nr. 10, Berlin 4.5.1970

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08.05.1970:
Bei DWM Berlin erscheint vermutlich heute 'Der rote Weichensteller' Nr. 6 (vgl. Jan. 1970, Juli 1970) als Betriebszeitung der Betriebsgruppe DWM mit dem Artikel "Sickert auf der DGB-Kundgebung ausgepfiffen!" zum 1. Mai.
Q: Der rote Weichensteller Nr. 6, Berlin Mai 1970, S. 5f

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11.05.1970:
In Berlin gibt Spartacus (KJO) vermutlich in dieser Woche das Flugblatt "Der antiimperialistische Kampf und die Folklore-Anarchisten" heraus zum Nachspiel der Kambodschademonstration vom 9.5.1970.

Gezogen werden "Die Lehren des 1. Mai" und aufgerufen wird: "Rein in die Gewerkschaften - raus mit den Bürokraten".
Q: Spartacus (KJO): Der antiimperialistische Kampf und die Folklore-Anarchisten, Berlin o. J. (1970)

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15.05.1970:
In Berlin erstellen die Zellen der PEI Berichte zum Pfingstseminar (vgl. 17.5.1970). Die Zelle Siemens-Wernerwerk 2 berichtet u.a.:
"Die Konstituierung der Zelle fiel zusammen mit dem Beginn der Vorbereitung der 1.Maikampagne." Von den Mitgliedern stammen 4 aus dem SAKO und eine Genossin, "die kurze Zeit im Betrieb gearbeitet hat und in der Rotzing außerdem arbeitet und dort versucht, die Linie der PEI durchzusetzen." Eigentlich gibt es 3 Mitglieder, während 2 gern auch mitmachen möchten. Bei diesen handele es sich um "2 Genossen, die langfristig in der PEI mitarbeiten wollen und deswegen sich vorläufig an der Zellenarbeit beteiligen, im Mai-Ausschuß arbeiten und die Wissenschaftszentrumkampagne führen. Die Gruppe wird weder geeint durch die gemeinsame Praxis, noch hat sie einen gemeinsamen Erfahrungshintergrund noch eine einheitliche Schulung. Deshalb begreift sie sich nur als vorläufig."
Q: PEI: Bericht der Zelle Wernerwerk 2, Berlin o.J. (1970)

17.05.1970:
In Berlin beginnt das zweitägige Pfingstseminar der PEI, zu dem eine ganze Reihe von Papieren vorliegen. Vermutlich aus bzw. von der Dynamowerkszelle stammt das 1-seitige Papier "Warum zwei Angestellten-Genossen die PEI verließen":"
Zwei Angestellte des Dynamowerks haben einige Zeit in der Wernerwerk 2 Gruppe und vor dem 1.Mai ein paar Wochen in der Dynamogruppe gearbeitet. Nach dem 1.Mai verließen sie die PEI und arbeiten seitdem in der ML.
Die Genossen geben folgende Gründe an:
1. Teile der PEI verhalten sich parteifeindlich, besonders Genossen der Wernerwerkszelle 2.
2. Die PEI ist weit von der Verwirklichung des demokratischen Zentralismus entfernt. In der 1.Mai-Einlage der Dynamogruppe war als Absichtserklärung der Gruppe der Aufbau der proletarischen Partei angegeben. In dem für die Einlagen konstituierten Ausschuß wurde der betreffende Satz gestrichen, ohne daß diese Entscheidung nochmals vor Veröffentlichung des Blattes in der Gruppe diskutiert wurde."

Vermutlich ebenfalls von der Dynamozelle liegt noch ein 4-seitiges Papier "Wie müssen Propaganda und Schulung organisiert sein?" vor, welches sich u.a. mit der Maikampagne beschäftigt"
"Die Kampagne zum Roten 1.Mai hat bloßgelegt, daß innerhalb der PEI der demokratische Zentralismus nicht verwirklicht ist und hat uns gleichzeitig die schädlichen Folgen davon vor Augen geführt.

Kritik der Roten Mai-Kampagne:
1. Die Genossen konnten die Mai-Zeitung am Arbeitsplatz nicht vertreten, weil sie an ihrer Entstehung nicht beteiligt, also in der Argumentation der Artikel nicht geübt waren. Zum Teil kannten sie die Artikel überhaupt nicht. Ferner war keine Schulung über den theoretischen Hintergrund der Propaganda durchgeführt worden.
2. Die Artikel knüpften zum Teil nicht an dem Bewußtsein der Kollegen an und blieben daher für sie unverständlich (z.B. DDR-Artikel), weil keine organisierten Untersuchungen über die Meinungen der Arbeiter zu den behandelten Themen durchgeführt worden waren.
3. Die Artikel waren nicht mit Arbeitern abgesprochen worden. Das hatte zweierlei Folgen:
a) die Sprache der Mai-Zeitungen war in einigen Artikeln weit von jeglicher Sprache entfernt, mit der man sich in der Werkhalle verständlich machen kann.
b) einige Artikel enthielten grobe inhaltliche Fehler, die die Kollegen sofort erkennen mußten (z.B. Akkord-Artikel).
4. Layout und Anordnung der Artikel läßt keinerlei politische Überlegung erkennen, die mit der Arbeit im Betrieb in Verbindung steht (der Gewerkschaftsartikel stand an 1.Stelle als ginge der Kampf in erster Linie gegen die Gewerkschaft. 'Befreit Bommi und kauft 883' waren Layoutknüller.).

Vor dem 1.Mai löste sich die PEI in einige autonom arbeitende Zentren auf. Das waren einerseits die Zellen, die Einlegeblatt-Propaganda und einige Artikel schrieben, andererseits die Zelle Wernerwerk 2, deren Arbeit innerhalb des Werks zum Erliegen gekommen ist und die einigen unorganisiert in der PEI arbeitenden Genossen eine formale Heimstatt bot. Diese Zelle zeigte sich außerstande werkspezifisch zur Mai-Propaganda beizutragen. Das ist unserer Meinung nach eine Folge der faktischen Auflösung dieser Zelle, die sich ohne Entscheidungsprozeß innerhalb der PEI vollzog. Nominell wurde sie als Zelle weitergeführt und diente so als Legitimationsbasis für spezialistische Tätigkeit innerhalb der Organisation. In der Mai-Propaganda übernahm die Zelle Wernerwerk 2 einen großen Teil der für die Propaganda zu bewältigenden zentralen Aufgaben."
Q: PEI-DWZ: Warum zwei Angestellten-Genossen die PEI verließen, Berlin o.J. (1970); PEI: Info Nr. 1, Berlin 10.6.1970;PEI: Protokoll des PEI Seminars Pfingsten 1970, Berlin o.J. (1970)

Juni 1970:
Die KPD/ML-ZK gibt die Nr. 6 ihres 'Roten Morgens' (vgl. 27.4.1970, Aug. 1970) heraus, in dem u.a. über den 1. Mai berichtet wird. Im Leitartikel "Gegen den Gründungsopportunismus" beschäftigt man sich vor allem mit der Gründung der KPD/Aufbauorganisation (KPD/AO) in Westberlin, wozu es u.a. heißt:"
Zum 1.Mai 1969 hat der damalige Infi-Stratege, heute Aufbaukommunist, Chr. Semler gegen die in Berlin auftretende, marxistisch-leninistische Rote Garde heftig polemisiert. … Dem Konzept der RG wurde entgegengetreten, damit, daß jede Avantgardeorganisation 'gleichzeitig die Transmissionsriemen aufzeigen' muß, 'wie das Gros der Mobilisierten einzubringen ist'. Vom selben Sprecher, heute natürlich aufrechter Marxist-Leninist, wurden dann noch einige gängige anarchosyndikalistische Thesen propagiert. … Sie mögen noch so sehr marxistisch-leninistisch tönen und sich als die ideologischen und theoretischen Führer des Proletariats aufspielen: Ihre wahre Haltung gegenüber dem Proletariat kommt schon darin zum Ausdruck, daß sie ihre strategische Forderung, d.h. die Forderung, die sie für die wichtigste halten, am 1.Mai noch nicht einmal in den Mittelpunkt ihrer Agitation und Propaganda stellten. Ihre zentrale Forderung war als zentrale Forderung noch ökonomistischer, noch reformistischer: Die Vorbedingungen für den Kampf für die Verkürzung des Arbeitstages - die Forderung, über die sie die Partei aufbauen wollen - sei der Kampf gegen die weitere Spaltung und Diskriminierung der Arbeiter. Der politische Kampf ist damit noch weiter in den Hintergrund getreten, die Notwendigkeit und Möglichkeit des sofortigen Aufbaus der Partei geleugnet."
Q: Roter Morgen Nr. 6, Hamburg Juni 1970

Juni 1970:
Spartacus - Kommunistische Jugendorganisation (KJO) gibt erstmals bundesweit sein 'Spartacus' Nr. 14/15 für Juni und Juli (vgl. Apr. 1970, Sept. 1970) heraus mit einem Titelbild vom 1. Mai in Berlin und dem Leitartikel "Berliner Mai" mit den Abschnitten:
- "Die Konzeption";
- "Die Kampagne wird zuende geführt!";
- "Der Verlauf";
- "Die SEW/FDJ …";
- "… und die Ultralinken";
- "Ein Schritt voran".
Q: Spartacus Nr. 14/15, Berlin Juni/Juli 1970, S. 1ff

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03.06.1970:
In Berlin gibt die KPD/AO bei AEG-Telefunken die Nr.3 ihrer 'Kommunistischen Arbeiterpresse' (KAP) heraus. Berichtet wird auch vom 1.Mai.
Q: Kommunistische Arbeiterpresse AEG Telefunken Nr. 3, Berlin 3.6.1970, S. 10ff

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15.06.1970:
In der Berliner PEI wird ein "Bericht von … über die Kontakte mit der BG LOEWE" verfaßt. Darin wird u.a. festgestellt, im Maikomitee sei die BG Loewe gemeinsam mit der Stadtteilgruppe Moabit (Torfstr. 9) aufgetreten und habe auch die beiden Maizeitungen verteilt.
Q: PEI: Bericht von … über die Kontakte mit der BG LOEWE, Berlin 15.6.1970

29.06.1970:
In München erscheint das 'Rote Blatt' Nr. 11 (vgl. 15.6.1970, 13.7.1970). Im Sozialistischen Informationszentrums (SIZ) sind jüngst u.a. eingegangen 'Dokumente zum 1. Mai' vom Berliner Archiv Produktion.
Q: Rotes Blatt Nr. 11, München 29.6.1970

Juli 1970:
Bei DWM Berlin erscheint 'Der rote Weichensteller' Nr. 7 (vgl. 8.5.1970, Sept. 1970) mit dem Artikel "Klassenkampf statt Sozialpartnerschaft?" zum 1. Mai.
Q: Der rote Weichensteller Nr. 7, Berlin Juli 1970, S. 2

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Letzte Änderung: 13.10.2021