Auffällig an der hier dokumentierten Rede der Marxisten-Leninisten Westberlins zum 1. Mai 1970 ist die Gegenüberstellung von Kommunisten und Arbeiterschaft, bis auf jene Teile der Arbeiterklasse, die an der Roten 1. Mai-Demonstration in Neukölln teilnehmen.
29.04.1970:
Die Marxisten-Leninisten Westberlins veröffentlichen ihre Rede auf der heutigen Großveranstaltung in der Hasenheide zum 1. Mai unter dem Titel "Es lebe der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse!" unter Verantwortung von Dieter Läpple.
Dargelegt wird die partnerschaftliche Rolle des DGB, der auf seinen Kundgebungen der letzten Jahre die DDR als gemeinsamen Feind beschworen habe. Abgelehnt wird die Teilnahme "der Kommunisten" an den DGB-Kundgebungen, um "den Arbeitern" zu helfen, da die Arbeiterklasse sich nur selber helfen könne, wofür sie die einzelnen Kämpfe immer in Verbindung bringen müsse mit dem Kampf gegen den Kapitalismus. Der Protest auf den DGB-Kundgebungen bzw. gegen die DGB-Spitze aber bleibe reformistisch. Man müsse vielmehr den ideologischen Kampf gegen alle sogenannten Kommunisten führen, die entweder ein inoffizielles Aktionsbündnis mit dem DGB anstreben oder inoffiziell an der DGB-Kundgebung teilnehmen. Da die Kommunisten noch nicht langfristig im Proletariat gearbeitet hätten, müsste auch der Versuch, auf den DGB-Kundgebungen zu agitieren als Störung empfunden werden. Kritisiert wird auch die Auffassung, daß die Gewerkschaften den politischen und den wirtschaftlichen Kampf verbinden sollten, wobei die Bedeutung der Partei des Proletariats nicht verstanden werde.
Auf der Roten Maidemonstration in Neukölln würden sich nur diejenigen Teile der Arbeiterklasse versammeln, die den Kapitalismus stürzen wollen. Alle wirklichen Kommunisten müßten sich zur revolutionären Partei des Proletariats zusammenfassen.
Quelle: MLW: Es lebe der 1. Mai, der Kampftag der Arbeiterklasse!, Berlin o. J. (1970)
Letzte Änderung: 04.11.2019