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Venezuela

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 27.6.2007


Hier werden nur wenige, ganz zufällig aus anderen Zusammenhängen heraus angefallene, Informationen oder Verweise zum Weiterlesen zur Entwicklung der Linken in Venezuela (vgl. 1941, 9.4.1960, Juni 1962) vorgestellt - nicht zuletzt über die Begehrlichkeiten der Bundesrepublik nach Erdöl, welches in Venezuela zwar nur mittelprächtig fließt (vgl. 1966), aber doch vorhanden ist, wie auch bei Opel Bochum berichtet wird (vgl. 11.5.1970).

Venezuela erscheint den bundesdeutschen Ölbeschaffenden dabei offenbar nicht zuletzt als günstige Konkurrenz zum revolutionär-aufbegehrenden Libyen (vgl. Dez. 1970, Feb. 1971), wobei der Bundespräsident Gustav Heinemann das Geschäft besorgt (vgl. 21.3.1971), mit dem Land in dem es am 1. Mai 1971 zur Erschießung von Demonstranten kommt. Venezuela erscheint also als ein demokratisches Land, wie es sich die Sozialdemokraten aus der Heimat Noskes und Severings als Geschäftspartner des "Blut für Öl"-Business kaum besser erträumen könnten, obgleich es damals schon zahlreiche Konkurrenz an Rohstoffe billig verschleudernden Drittwelt-Diktaturen gibt (vgl. 24.1.1972), nicht zuletzt den Iran (vgl. 5.3.1972).

Von den Verbindungen der bundesdeutschen Linken nach Venezuela wird hier nur von den lambertistischen Trotzkisten (vgl. 1.4.1972) berichtet, während die Rote Armee Fraktion (RAF) auch für Venezuela die umgehende Revolutionierung Venezuelas zu befürworten schien (vgl. 30.5.1972), woran die heimische KP vermutlich arbeitete (vgl. 10.12.1972).

Abschließend erfolgen lediglich einige Verweise auf weitere Berichte der KPD (vgl. 11.11.1975, 11.5.1976, 6.1.1976, 11.5.1976).


Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

1941:  In Venezuela wird, laut AELA München (vgl. Dez. 1971), die Accion Democratica (AD - vgl.9.4.1960) von R. Betancourt gegründet.
=Lateinamerika heute Nr.6/7,München 1971/1972

09.04.1960:  In Venezuela kommt es heute, laut AELA München (vgl. Dez. 1971), zur Spaltung der Accion Democratica (AD -vgl.1941), wobei sich die marxistisch-leninistisch-revolutionäre Fraktion als MIR (Movimiento Izquierda Revolucionario) konstituiert und anfänglich mit der KP Venezuela zusammenarbeitet (vgl. Juni 1962).
=Lateinamerika heute Nr.6/7,München 1971/1972

Juni 1962:  In Venezuela (vgl. 9.4.1960) kommt es, laut AELA München (vgl. Dez. 1971), zu Aufständen in den Marinestützpunkten Carupano und Puerto Cabello, aus denen sich eine nationale Befreiungsbewegung herausbildet. Deren FALN sind u.a. in Falcon, Lava, Trujillo und Barenos aktiv.
=Lateinamerika heute Nr.6/7,München 1971/1972

1966:  Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet:"
Im Jahre 1966 fördert ein Bohrturm im Iran 728 000 t Öl, während in Venezuela nur 17 800 t und in den USA nur 700 t pro Bohrturm gefördert wurden."
=Wahrheit Nr.3,Bremen Apr. 1972,S.6

11.05.1970:  Die Rote Opel-Betriebsgruppe der KPD/ML bzw. später KPD/ML-ZK Bochum gibt vermutlich in dieser Woche eine Sonderausgabe ihrer 'Zündkerze' (vgl. 13.4.1970, 26.5.1970) für Bochumer Betriebe heraus. Aufgerufen wird darin zur Demonstration zur "Solidarität mit den Völkern von Kambodscha und Vietnam" (vgl. 14.5.1970). Der Name des US-Präsidenten Nixon wird in den Hervorhebungen meist mit Hakenkreuz anstatt mit 'X' geschrieben:"
NIXON, KAMBODSCHA UND WIR
...
Natürlich geht es den (US-Imperialisten nicht,d.Vf.) nur um Vietnam. Es geht ihnen um ihr Erdöl in Venezuela, um ihre Bananen in Guatemala, um ihre Erze in Chile usw... Wenn ihnen der Beweis in Vietnam nicht gelingt, wird ihr Reich in Südamerika zusammenbrechen."
=Zündkerze Sdr.ausg. für Bochumer Betriebe,Bochum Mai 1970

Dezember 1970:  Die KPD/ML-ZB berichtet von der Abhängigkeit der 'BRD' von libyschen Öllieferungen (vgl. Feb. 1971):"
Deshalb besuchte im Dezember 1970 der Außenminister Venezuelas, Calvani, die BRD, um 'weitere Formen der Zusammenarbeit' zu erörtern."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28,Bochum 14.4.1971,S.10f

Februar 1971:  Die KPD/ML-ZB berichtet von der Abhängigkeit der 'BRD' von libyschen Öllieferungen (vgl. Dez. 1970, 21.3.1971):"
Im Februar war dann der Minister für Bergbau und Erdölfragen Venezuelas in Bonn, der mit der Bundesregierung direkte Verhandlungen über eine Zusammenarbeit auf dem Erdölsektor für das Frühjahr 1971 vereinbarte."
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28,Bochum 14.4.1971,S.11

Februar 1971:  Der SDS Köln gibt vermutlich im Februar die Nr.4/5 seines Organes 'Theorie und Praxis' (TUP) (vgl. Mai 1971) heraus. Man befaßt sich u.a. mit der Geschichte der KP Venezuelas, =Theorie und Praxis Nr.4/5,Köln 1971

21.03.1971:  Die KPD/ML-ZB berichtet:"
HEINEMANN-BESUCH IN LATEINAMERIKA

Unser Bundespräsident, 'überlegter, wohlmeinender und unparteiischer Friedensstifter', bereiste vom 21.3. bis zum 2.4. die lateinamerikanischen Staaten Ecuador, Venezuela und Kolumbien.

Allen drei Staaten sei gemeinsam, so wurde im Fernsehen und in der Presse immer wieder betont, daß sie demokratisch gewählte Regierungen und 'traditionelle Bindungen' zur BRD hätten. daß die 'demokratisch gewählten Regierungen' auf recht wackeligen Füßen stehen, zeigten die starken Sicherheistvorkehrungen für Heinemann (SPD,d.Vf.) in Bogota (Kolumbien), das während des Besuches einem Heerlager glich. In Ecuador entbrannte noch während des Heinemann-Besuches ein Machtkampf in der Armee, den der mit diktatorischen Vollmachten (die er sich übrigens selbst gegeben hat) ausgestattete gewählte Präsident nur schwer kontrollieren konnte. Trotzdem meinte Heinemann: 'Ecuador war der Höhepunkt meiner Reise'. Nun nimmt die Bundesregierung es mit der Demokratie in befreundeten Staaten nicht so genau. Die besten Beziehungen in Lateinamerika hat sie zu Brasilien, wo ein offen terroristisches Militärregime herrscht.

Die traditionellen Bindungen, die Heinemann auffrischen wollte, haben auch wenig mit demokratischen Prinzipien zu tun. Sie stammen aus der Zeit des Dritten Reichs, als Deutschland ausgezeichnete wirtschaftliche Beziehungen zu allen drei Staaten unterhielt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Imperialisten von den Amerikanern verdrängt, doch hat sich die BRD inzwischen wieder zum zweitwichtigsten Handelspartner aller drei Staaten vorgekämpft. Alle drei Staaten verfügen über noch unerschlossene Erdölquellen.

Die BRD ist im Augenblick vor allem auf Erdöllieferungen aus Libyen angewiesen. Libyen, unter der Führung eines progressiven Militärregimes, hat die Erdölpreise noch über die von der OPEC verhandelten gesetzt. Es ist gefährlich für die deutsche Industrie, nur auf ein Land als Energielieferant angewiesen zu sein. Deshalb besuchte im Dezember 1970 der Außenminister Venezuelas, Calvani, die BRD, um 'weitere Formen der Zusammenarbeit' zu erörtern. Im Februar war dann der Minister für Bergbau und Erdölfragen Venezuelas in Bonn, der mit der Bundesregierung direkte Verhandlungen über eine Zusammenarbeit auf dem Erdölsektor für das Frühjahr 1971 vereinbarte. Die Erdöleinfuhren aus Venezuela haben sich von 1968 bis 1969 um rund 30% gesteigert.

Der Besuch des Bundespräsidenten sollte also hauptsächlich ein besseres Klima für die Investitionen der westdeutschen Imperialisten schaffen. Was aber 'Imperialismus' für das venezolanische Volk bedeutet, versuchten 50 venezolanische Intellektuelle in einem offenen Brief dem Bundespräsidenten noch vor der Abreise zu erklären. Sie wiesen u.a. darauf hin, daß in den letzten zehn Jahren 3 Mrd. Dollar in ihrem Land investiert wurden, in der gleichen Zeit aber 10,7 Mrd. Dollar an Gewinnen abgezogen wurden. 2% der Bevölkerung haben ein Einkommen, das 25% des Nationaleinkommens ausmacht. Die Arbeitslosenquote beträgt 33%. Weder Heinemann noch eine offizielle Stelle nahm zu dem Brief Stellung. Stattdessen gibt sich der allgemein beliebte Präsident her, um unter seiner Maske die imperialistische Expansion voranzutreiben.

Die Wirtschaftswoche (vgl. S11**,1971,d.Vf.) kommentierte denn auch den Heinemann-Besuch folgendermaßen:
'Aufgeschlossen reagierten Regierungsstellen in Venezuela und Ecuador in Gesprächen mit Außenminister Scheel (FDP,d.Vf.) in der Ölfrage. In beiden Ländern ist man an einer Steigerung der Ölexporte in die Bundesrepublik interessiert. Es gibt in Venezuela und vor allem in Ecuador große ungenutzte Erdölreserven. Die Deutsche Mineralöl-Explorationsgesellschaft mbH, zuständig für Exploration und Ausbeutung, wird Ende April die POLITISCH VORGEKLÄRTEN MÖGLICHKEITEN gesteigerter Erdöllieferungen aus Südamerika prüfen.'"
=Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.28,Bochum 14.4.1971,S.10f

01.05.1971:  In Caracas, Venezuela, erschießt die Polizei, laut BKA Freiburg, einen Arbeiter und verletzt 5 Personen schwer.
=Klassenkampf Nr.9,Freiburg 11.5.1971,S.11

24.01.1972:  Die KG (NRF) Mannheim/Heidelberg (vgl. 24.1.1972) berichtet vermutlich in dieser Woche von der Politik der 'BRD' gegenüber der SU:"
BRANDT'S 'FRIEDENSPOLITK' - EIN GRANDIOSES ABLENKUNGSMANÖVER
...
Da werden Arbeiter in Indonesien, Hongkong, den portugiesischen Kolonien, Südafrika (Azania,d.Vf.), Brasilien und Venezuela durch deutsches Kapital nicht weniger ausgebeutet als in der BRD, und niemand wird die Kumpanei der deutschen Regierung mit den meist faschistischen Regierungen dieser Länder für 'Friedenspolitik' halten."
=Arbeiter-Zeitung Nr.1,Mannheim/Heidelberg Jan. 1972,S.7

05.03.1972:  Ab 5.März hält sich Willy Brandt (SPD) im Iran auf. Der Kommunistische Bund Bremen (KBB - vgl. 3.4.1972) berichtet:"
BRANDT IM IRAN
...
Neben der Sicherung der Rohstoffe für die heimische Industrie muß jedoch zugleich das Streben westdeutscher Kapitalisten nach neuen Absatzmärkten und Ausbeutungsmöglichkeiten im Ausland berücksichtigt werden.

DER EINFLUSS DER WESTDEUTSCHEN IMPERIALISTEN AUF DIE IRANISCHE WIRTSCHAFT

Im Zusammenhang mit dem Erdöl ist der Iran dafür der geeigneteste Platz. Die iranischen Bohrtürme zeichnen sich durch eine ungeheure Produktivität aus. Im Jahre 1966 fördert ein Bohrturm im Iran 728 000 t Öl, während in Venezuela nur 17 800 t und in den USA nur 700 t pro Bohrturm gefördert wurden. Diese Tatsache ist die Quelle kolossaler Profite."
=Wahrheit Nr.3,Bremen Apr. 1972,S.6

01.04.1972:  Es beginnt die viertägige 2.Vorkonferenz des Internationalen Komitees der Vierten Internationale, an der u.a. Genossen aus Venezuela teilnehmen.
=Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.40/41,Eschborn Jan. 1973

30.05.1972:  ..Die KPD (vgl. 7.6.1972) berichtet über die RAF Japan:"
REVOLUTIONÄRE GEWALT HEISST GEWALT DURCH DIE MASSEN
...
Die trotzkistische Organisationswut auf internationaler Ebene führte bei der RAF zu folgender Konstruktion: Da die Widersprüche in den imperialistischen Hauptländern sich zuspitzen und die nationalen Befreiungskämpfe an Schärfe zunehmen, ist es notwendig den bewaffneten Kampf sofort und gleichzeitig auf allen Kontinenten aufzunehmen. Die Chinesen sollen Taiwan angreifen, den Vietnamesen zur Hilfe eilen, die Kubaner sollten eine Invasion in Venezuela starten, Nordkorea Südkorea angreifen usw. Die Theorie hat den Namen 'Die Welt - ein Staat - gleichzeitige Revolution'."
=Rote Fahne Nr.46,Dortmund 7.6.1972,S.1f

10.12.1972:  Die Aktion Lateinamerika (ALA) Freiburg (vgl. 2.7.1973) verbreitet den folgenden Text anläßlich der Ermordung von Kommunisten in Guatemala (vgl. 26.9.1972):"
SOZIALISTISCHE UND KOMMUNISTISCHE FÜHRER AMERIKAS VERURTEILEN DIE ERMORDUNG IHRER GENOSSEN DER PGT
...
Jesus Faria, Generalsekretär der KP Venezuelas; Pedro Ortega Diaz, Politbüromitglied des ZK der KP Venezuelas"
=Aktion Lateinamerika Nr.1,Freiburg 1973,S.4f

11.11.1975:  Die KPD gibt erstmals ihren 'Roten Fahne Pressedienst' (RFPD - vgl. 18.11.1975) heraus. Auslandsmeldungen behandeln u.a. Venezuela.
=Rote Fahne Pressedienst Nr.1,Köln 11.11.1975

11.05.1976:  Die KPD gibt die Nr.19 ihres 'Rote Fahne Pressedienstes' (RFPD) (vgl. 4.5.1976, 18.5.1976) heraus. Vom 1.Mai wird u.a. berichtet aus Venezuela.
=Rote Fahne Pressedienst Nr.19,Köln 11.5.1976

06.01.1976:  Die KPD gibt ihren 'Roten Fahne Pressedienst' (RFPD) Nr.1 (vgl. 23.12.1975, 13.1.1976) heraus. Aus dem Saarland wird berichtet über die Aktivitäten der Dillinger Stahlbau und Hüttenwerke (IGM-Bereich) in Venezuela.
=Rote Fahne Pressedienst Nr.1,Köln 6.1.1976

11.05.1976:  Die KPD gibt die Nr.19 ihres 'Rote Fahne Pressedienstes' (RFPD) (vgl. 4.5.1976, 18.5.1976) heraus. Vom 1.Mai wird u.a. berichtet aus Venezuela.
=Rote Fahne Pressedienst Nr.19,Köln 11.5.1976



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