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Schlesien

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 12.6.2009

Schlesien erlangt nach dieser, wie immer lückenhaften, Darstellung für die bundesdeutsche Linke zunächst durch das berühmte „antideutsche“ und „vaterlandsverräterische“ Gedicht von Heinrich Heine über die schlesischen Weber Bedeutung (vgl. 4.12.1972), wobei die deutliche Ablehnung der deutschen Zustände sich auch in den zwanziger Jahren im schlesischen Bergarbeiterstreik auszudrücken scheint (vgl. 23.10.1923).

Der zweite Teil dieses Textes dagegen ist durch das Eintreten für Deutschland geprägt, wobei es nicht irgendeines sein soll, sondern dasjenige in den Grenzen von 1937. Die Schlesier und ihre Schlesische Landsmannschaft um Herbert Hupka posieren öffentlichkeitswirksam als Vertriebene, obwohl sich unter ihnen zahlreiche Menschen befinden, die keineswegs unter Zwang vertrieben worden sind, sondern vielmehr freiwillig flohen, aus Angst, ihnen werde Vergeltung zuteil für die Verbrechen der Naziwehrmacht, die allzu viele von ihnen zuvor nur allzu gern unterstützt und gefeiert hatten.

Die SPD ist den Schlesiern zunächst vor allem durch Herbert Hupka verbunden (vgl. Mai 1970), im Gegensatz zum offenen Revanchismus, wie er bei der Bundeswehr betrieben (vgl. Juni 1970), setzt die SPD damals aber vielmehr auf die Ostverträge, was die Schlesische Landsmannschaft in den gemeinsam mit der CDU/CSU und der NPD betriebenen Widerstand führt (vgl. 14.11.1970), wobei auch Herbert Hupka keine Ausnahme macht (vgl. 28.11.1970). Den Aktivisten der Aktion Widerstand dient die Bezeichnung 'Schlesier' als Tarnmantel (vgl. 9.12.1970), die Aktion und die in ihr vertretenen 'Schlesier' fühlen sich aber offenbar auch dem Wiedergewinn des Gebietes verbunden (vgl. 19.12.1970), verweigern sich offenbar offensiv der Integration in die bundesdeutsche Gesellschaft (vgl. Jan. 1971). Die 'Schlesische Rundschau' erscheint nicht von ungefähr im rechtsextremistischen Verlagshaus des Dr. Frey (vgl. 16.1.1971).

Die Schlesische Landsmannschaft erhält offenbar staatliche Förderung (vgl. 17.1.1971), und auch die SPD mag sich von ihrem Wortführer in der Landsmannschaft, Hupka, offenbar nur ungern trennen (vgl. März 1971), der nicht unbedingt zum rechten Flügel der SPD zählende Münchner Oberbürgermeister Vogel allerdings weigert sich dann doch, des Schlesiertreffen zu besuchen, auf dem Hupka energisch für die großdeutsche Wiedervereinigung eintritt (vgl. 9.7.1971).

Zum vorläufigen Ende dieser Darstellung weist C. Cordel vom FKB/ML auf die Bedeutung Schlesiens für die preußischen Junker hin (vgl. Okt. 1972), während die u.a. aus dem FKB/ML hervorgegangenen MLD im Rahmen ihrer Vaterlandsverteidigung dann gar die Nähe zu den 'Schlesiern' suchen (vgl. 27.5.1977), sich in offenen Widerspruch zu den einleitenden Ausführungen Heinrich Heines setzend.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

23.10.1923:
Für den KBW (vgl. 24.10.1973) berichtet A.A. von heute:"
VOR 50 JAHREN HAMBURGER AUFSTAND

Am 23. Oktober bricht in den Morgenstunden in Hamburger Vororten der bewaffnete Sturm gegen die Bourgeoisie los. Ab 5 Uhr stürmen Kommunisten und revolutionäre Arbeiter 26 Polizeiwachen. … Die völlige Auflösung des Kapitalismus ist die Ursache der sozialen Krise, ihr Ausdruck die Inflation: Verlangten die Banken im Juli 1914 für einen Dollar 4,20 DMark, Ende 1918 8 Mark, Ende 1922 7 350 Mark, sind es im Oktober 1923 72,125 Milliarden Mark. Die Geldentwertung ruft ein unbeschreibliches Elend für die Massen hervor. Die Lebensmittel werden immer knapper und der Lohn immer weniger. In ganz Deutschland erheben sich die unterdrückten Klassen: Hungeraufstände reißen nicht mehr ab. Der Hunger treibt die Menschen zu Plünderung von Bäckereien und Lebensmittelgeschäften. Die Arbeiterklasse erhebt sich gegen die ungeheure Ausbeutung. Streiks in allen Teilen Deutschlands verschärfen die wirtschaftliche und soziale Lage. Der Streik der 400 000 Berg- und Hüttenarbeiter im Ruhrgebiet, der Streik von 40 000 schlesischen Bergarbeitern gegen den faschistischen Terror, der Metallarbeiterstreik in Berlin und die Kämpfe im Erzgebirge und Vogtland signalisieren die revolutionäre Situation in Deutschland. Die Massen fordern den Sturz der Cuno-Regierung."
Quelle: Kommunistische Volkszeitung Nr.5, Mannheim 24.10.1973, S.11

Mai 1970:
Die KPD/ML-ZB berichtet u.a. aus dem Mai:"
Auch die anderen Taten der SPD-Führer zeigen, daß ihre Ziele mit denen der Revanchisten und Faschisten in der Frage der imperialistischen Politik übereinstimmen.

SPD-FÜHRER STÜTZEN HUPKA

Dafür exemplarisch sind die Aktivitäten von SPD-Hupka, der als Vorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft (SL,d.Vf.) und Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen (BdV,d.Vf.) konsequent die Ziele der Revanchisten vertritt. So hielten die Faschisten ihn auch für würdig genug, einen Artikel von ihm in der National-Zeitung (DNZ,d.Vf.) abzudrucken. Trotzdem ist Hupka noch Mitglied der SPD. Unter Parteigruppen haben schon versucht, Parteiordnungsverfahren gegen Hupka durchzusetzen, die aber von den SPD-Führern niedergeschlagen wurden (Mai 1970). der SPD-Schatzminister Nau erklärte: 'Wir wollen Hupka als Kontaktmann zu den Vertriebenen behalten.' Nau befürchtet auch keinen Übertritt Hupkas zur CDU: 'Hupka ist und bleibt Sozialdemokrat.' Dies konnte Hupka bestätigen: '…ich glaube, daß die Sozialdemokratische Partei auch vom Programm her genau das billigt, was ich selber tue, indem ich mich einsetze für das Recht und die Freiheit und das Heimatrecht und das Volksgruppenrecht.'"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.54,Bochum 17.7.1971,S.2f

Juni 1970:
Der KJVD der späteren KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1970) veröffentlicht vermutlich im Juni folgende:"
ERLEBNISSE EINES BUNDESWEHRSOLDATEN

Wie die meisten Kollegen kam ich zur Bundeswehr, da ich weder Geld für einen Arzt hatte, noch verweigern wollte.

In der Kaserne wurden wir nach Kompanien aufgeteilt, ich wohnte im Haus 'Pommern'. Andere Häuser nannten sich 'Danzig', 'Schlesien', 'Ostpreußen' usw. In den Häusern hingen Bilder der betreffenden ehemaligen Gebiete Deutschlands. Als mehrere Kollegen fragten, wozu denn die Bilder da hingen, ob wir denn diese Gebiete verteidigen wollten, hieß die Antwort 'nein', die sollten uns nur an die Vergangenheit erinnern. Ich fragte mich dann ernsthaft, ob denn nicht doch etwas an den Vorwürfen wahr sei, unser Staat würde mit diesen Gebieten liebäugeln. Soldaten sollen nämlich kämpfen, und man hängt ihnen ja nicht die Bilder da hin, damit sie sich beschaulich die Landschaft anschauen, sondern man will in ihnen Revanchegelüste wecken, Erbitterung über die bösen Russen, die uns ja diese Gebiete abgenommen haben. So etwas nennt man psychologische Kriegsführung!"
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.2,Bochum o.J. (1970),S.10ff

14.11.1970:
Die Nr.50 des 'KND' der KPD/ML-ZB (vgl. 11.11.1970, 18.11.1970) erscheint. Aus Bayern wird berichtet über "Widersprüche in der CSU", zu denen es heißt:"
Die Führung der CSU vertritt eindeutig die faschistischen Ziele des reaktionärsten Teils des Finanzkapitals.

Die enge Verbindung zwischen Strauß und der Monopolbourgeoisie erweist sich immer wieder; so berichtete der Düsseldorfer 'Expreß', daß zur Geburtstagsfeier bei Strauß sowohl Flick wie auch Daimler-Generaldirektor Zahn und Flick-Gesellschafter Wolfgang Pohle gratulierten; außerdem Monopolherr von Siemens, BdI-Vizepräsident Rodenstock, BMW-Verkaufschef Hahnemann, der Präsident der Versicherungswirtschaft, Meyer und viele weitere Bosse." Derlei Kontakte habe es auch schon zuvor gegeben (vgl. Nov. 1969). Weiter wird ausgeführt:"
Die CSU als Partei ist jedoch durchaus noch keine einheitliche faschistische Partei. Widersprüche innerhalb der Partei zeigen sich besonders zwischen den CSU-Sozialausschüssen, die auch von einzelnen Junge Union-Landesgruppen vertreten werden und der offenen faschistischen Vorbereitung der Parteiführung. Solche Widersprüche zeigen sich auch in dem unterschiedlichen Verhalten einzelner CSU-Funktionäre gegenüber den Vertriebenenverbänden und der NPD: Auf einem politischen Forum der Landsmannschaft Schlesien in Bayern sind der CSU-Landtagsabgeordnete Erwin Stein und der NPD-Landesvorsitzende Pöhlmann gemeinsam aufgetreten und haben übereinstimmend, unter dem Beifall der 'Vertriebenen', den Moskauer Vertrag als gefährlich für die Entwicklung Deutschlands bezeichnet und zum Widerstand aufgefordert."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.50,Bochum 14.11.1970

28.11.1970:
Auf der an diesem Wochenende stattfindenden Bundesversammlung der Sudetendeutschen ruft der Vorsitzende der schlesischen Landsmannschaft Hupka und laut KPD/ML-ZB, Gewährsmann der SPD bei den Vertriebenen, zum Kampf gegen den Warschauer Vertrag mit Polen (vgl. 18.11.1970) auf:"
'Manifeste nützen nichts, wir müssen handeln', und 'notfalls werden wir uns auch die Hände schmutzig machen'. Und er versicherte der sudetendeutschen Landsmannschaft, die Schlesier würden sich als ihre 'Weggefährten und Mitstreiter' bewähren. Sprecher der sudetendeutschen Landsmannschaft ist der CSU-Abgeordnete, Witikomann und Verbindungsmann zur NLA, Walter Becher: So arbeiten SPD und CSU eng zusammen bei der Vorbereitung des Faschismus."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.55,Bochum 2.12.1970,S.8f

09.12.1970:
In Hamburg findet, laut DKP, eine Veranstaltung der Aktion Widerstand (AW) statt:"
Auf Schleichwegen versuchten die Neofaschisten in Hamburg am 9. Dezember eine Veranstaltung der 'Aktion Widerstand' durchzuführen. Die Einlader tarnten sich mit der Bezeichnung 'Arbeitskreis deutscher Osten in der Landsmannschaft Schlesien e.V.'. Sie wollten 'im Rahmen der Protestaktionen gegen die jetzige deutsche Ostpolitik' agieren. Aus den 'Schlesiern' entpuppte sich dann die 'Aktion Oder-Neiße' (AkON). Einer ihrer Sprecher war Jürgen Rieger aus Blankenese, AkON-Vorsitzender des Nordbezirks, Pressesprecher des Freundeskreises 'Strauß' und noch Funktionär einer NPD-Studenten-Organisation an der Hamburger Universität.

Über 1 000 Polizisten waren aufgeboten, um die Kundgebung der Neofaschisten zu schützen. Weit über 2 000 Demonstranten waren zur Schlankreye, dem Kundgebungsort der Neofaschisten, gekommen und forderten die Auflösung der Veranstaltung.

Um 20 Uhr zogen die Demonstranten zum Hamburger Rathaus und erhoben in Sprechchören die Frage: 'WAS MACHT UNSERE BÜRGERSCHAFT GEGEN DIE NAZIS?'

Eine zehnköpfige Delegation der Vertreter der DKP, Jungsozialisten (der SPD,d.Vf.), SDAJ, DFU, Demokratische Aktion, Studenten und Schüler angehörten, gaben gegenüber Innensenator Ruhnau im Hamburger Rathaus Erklärungen ab, in denen gefordert wurde, den antidemokratischen Mordhetzern das Handwerk zu legen."
Q: Kommunist Extra,Hamburg Jan. 1971,S.3

19.12.1970:
In Bochum führt der Landesverband NRW der KPD/ML-ZK, nach eigenen Angaben, gemeinsam mit der Roten Garde, dem KSB/ML und den Roten Betriebsgruppen (RBG) eine Demonstration ab Husemannplatz gegen die spanischen Burgosprozess durch. Die KPD/ML-ZB berichtet:"
Auch auf der Spanien-Kundgebung der Ezristen in Bochum (…) am 19.12. erschienen mehrere Aktion Widerstand-Mitglieder (AW,d.Vf.) mit einem Megaphon, hielten Hetzreden und verteilten Flugblätter der Aktion W/NRW zum Warschauer Vertrag."

Der Text des Flugblatts der AW lautet, laut KPD/ML-ZB:"
Dokument der Schande
Ernst Reuter (SPD), Reg. Bürgermeister von Berlin 1953:
'Welcher Deutsche wird sich wohl bereiterklären, die Oder-Neiße-Grenze anzuerkennen? Es wird sich keiner zu dieser schändlichen Tat finden'.
EINER FAND SICH: WILLY BRANDT.

Herbert Wehner (SPD) in der Sitzung des Bundestages vom 14.9.1950: 'Das deutsche Volk sieht in der Anerkennung der Oder-Neiße-Linie, in der Verteidigung der unmenschlichen Behandlung deutscher Kriegsgefangener und Verschleppter, in der Mißachtung des Schicksals und des Heimatrechts der Vertriebenen Verbrechen an Deutschland und gegen die Menschlichkeit'.
EINER BEGING DAS VERBRECHEN: WILLY BRANDT.

SPD-Grußbotschaft zum Schlesiertreffen in Köln 1963: 'Breslau-Oppeln, Gleiwitz, Hirschberg, Glogau und Grünberg, das sind nicht nur Namen, das sind lebendige Erinnerungen, die in den Seelen von Generationen verwurzelt sind und unaufhörlich an unser Gewissen klopfen. Verzicht ist Verrat, wer wollte das bestreiten.'
EINER BEGING DEN VERRAT: WILLY BRANDT!

Deutsche!
Reißt den Marxisten und Volksverrätern die Maske der Heuchelei vom Gesicht Leistet Widerstand gegen Verrat und Verzicht
Stürzt die SPD/FDP-Regierung
Macht den Volksverrätern Dampf - Nationaler Freiheitskampf!"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.1,Bochum 6.1.1971,S.6f; Zündkerze Nieder mit Franco,Bochum o.J. (17.12.1970); Roter Morgen Nr.1,Hamburg Jan. 1971; KPD/ML-ZK, RG, KSB/ML:Nieder mit Franco,Bochum o.J. (Dez. 1970); KPD/ML-ZK-OG Bochum:Solidarität mit dem revolutionären Kampf der Arbeiter, Bauern und Studenten in Spanien und Polen,Bochum o.J. (1970); KPD/ML-ZK, RG, RBG, KSB/ML:Aufruf zur antifaschistischen Demonstration - Nieder mit dem Franco-Faschismus,Dortmund o.J. (1970)

Januar 1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Feb. 1971) berichtet vermutlich aus dem Januar:"
BONNER JUSTIZ SCHÜTZT FASCHISTEN

Das 7.Bonner Verwaltungsgericht hat in einer einstweiligen Verfügung den Jusos (der SPD,d.Vf.) verboten, die 'Deutsche Jugend des Ostens' weiter 'Mordhetzer' zu nennen und zu behaupten, sie habe sich der 'Aktion Widerstand' (AW,d.Vf.) angeschlossen.

Heinz Patock, der 'Bundesführer' der DJO sagt 1967 (vgl. 1967,d.Vf.): 'Ich meine, daß die BRD nicht nur ein Provisorium ist, sondern der freie Kernstaat des 'Deutschen Reiches'. Denn ob manche es wahrhaben wollen oder nicht, wir sind so lange Flüchtlinge und Vertriebene, bis wir wieder schlesischen Boden unter den Füßen haben.' (Pressereferent Gröger)."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.2,Bochum Feb. 1971,S.3

16.01.1971:
Laut KPD/ML-ZB soll heute in Bayern in München der Gründungsausschuß der Deutschen Volksunion (DVU) zusammentreten. Später berichtet die KPD/ML-ZB:"
Zu den Mitgliedern des Gründungsausschusses der Deutschen Volksunion gehören neben Nationalzeitungs-Frey u.a. der faschistische Schriftsteller Pleyer, der ehemalige bayerische NPD-Abgeordnete Walter Brandner, der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Oder-Neiße (AKON), Erwin Arlt, das CSU-MITGLIED Emmerich Giel (ein Angestellter Freys), ein Vertreter der BAYERNPARTEI, Kurt Poschardt, der donau-schwäbische Vertriebenenfunktionär Pfisterer, der Vorsitzende eines CDU-Ortsverbandes in Baden-Württemberg, der Oberkirchenrat Mertens aus Schleswig-Holstein. Brandner hatte schon 68 eine 'Vereinigung zur Förderung nationaler Politik' gegründet. Der 'Deutsche Anzeiger' (und AKON-Kurier), der das Organ der neuen Partei werden soll, gehört Freys Ehefrau. Damit kontrollieren die Freys schon eine ganze Reihe faschistischer Zeitungen (in Konkurrenz zur NPD) - neben der 'Nationalzeitung' (Auflage 100 000), den 'Deutschen Bauern', die Zeitungen 'Der Sudetendeutsche', 'Schlesische Rundschau', 'Notweg der 131er'."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.4, 5 und 6,Bochum 16.1.1971, 20.1.1971 bzw. 23.1.1971,S.6, S.5 bzw. S.6

17.01.1971:
In Dortmund führt die KPD/ML-ZB eine nationale Demonstration unter dem Motto 'Sozialdemokraten und Kommunisten - Eine Front gegen die Faschisten!' durch. Im 'KND' der KPD/ML-ZB und des KJVD heißt es u.a.:"
In der Rede des Vertreters der KPD/ML auf der Dortmunder Kundgebung wurde unter anderem die Rolle der SPD-Führer als Faschistenfreunde entlarvt: 'Die gesamte Politik der SPD-Regierung dient nicht dem Frieden.

Die gesamte Politik der SPD-Regierung dient nicht der Eindämmung der faschistischen Gefahr.

Die gesamte Politik der rechten Führer der SPD dient den aggressiven Plänen der Krupps und Thyssen und ihrer faschistischen Helfer. Warum betreibt die SPD-Regierung ihre neue Ostpolitik, redet von Frieden und Versöhnung und gibt gleichzeitig 6 Milliarden Steuergelder für die Anschaffung neuer Aggressionswaffen aus?

Die Antwort darauf ist: Weil ihre neue Ostpolitik eben gar nicht neu ist, sondern weil sie genauso alt und aggressiv ist wie die NATO!

Neu ist nur, daß die SPD-Regierung nicht wie die CDU nur mit dem NATO-Säbel rasselt, sondern mit der militärischen Kraft protzt und in Warschau und in Moskau verhandelt. Warum versuchen sich die rechten SPD-Führer als Antifaschisten auszugeben und finanzieren gleichzeitig den Witiko-Bund, die Deutsche Jugend des Ostens (DJO,d.Vf.), die schlesischen Landsmannschaften?

Die Antwort ist:
Weil die rechten SPD-Führer darüber hinwegtäuschen wollen, daß die alten Kriegs- und Naziverbrecher, daß die Krupps und Thyssen ihre Politik bestimmen. Solche Leute wie Schiller und Mommsen, solche Leute wie Schmidt, der den preußischen arbeiterfeindlichen Geist in die Bundeswehr noch stärker einimpft, wie sollen diese Führer der SPD Feinde der Nazis sein? Auch wenn sie hundertmal das Gegenteil beteuern, sie sind in Wirklichkeit doch Feinde der Arbeiterklasse."
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.5,Bochum 20.1.1971,S.1ff

März 1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Apr. 1971) berichtet von der Deutsch-Sozialen Aktion (DSA - vgl. NRW 14.2.1971, Bonn März 1971) und vermutlich aus dem März:"
DIESE MÄNNER BRAUCHT DIE SPD-REGIERUNG

Immer noch Mitglied der Bundestagsfraktion der SPD ist Herbert Hupka, und das, obwohl er sich offen zu den Faschisten bekannte. So antwortete Hupka auf die Frage, ob er in der NSDAP gewesen sei: 'Ich war nicht in der Partei, es tut mir leid, das sagen zu müssen.' Dieser Mann ist heute gleichzeitig Vorsitzender der Schlesischen Landsmannschaft, einer Organisation, die die Wiederangliederung der 'deutschen Ostgebiete' fordert. Und was sagt SPD-Führer Wehner dazu (vgl. **.**.19**,d.Vf.)? Die SPD dürfe 'keine Anti-Position' gegen die Vertriebenenverbände einnehmen; man dürfe nicht 'jenen Genossen den Rückhalt entziehen (gemeint ist u.a. Hupka), die dort unsere Politik vertreten.'"
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.4,Bochum Apr. 1971,S.6

09.07.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von den SL:"
SCHLESIER-TREFFEN IN MÜNCHEN - SPD-HUPKA PROPAGIERT EROBERUNGSPOLITIK

Unter dem Motto 'Heimat in Freiheit' trafen sich 150 000 Angehörige der schlesischen Landsmannschaften vom 9.-11.7. in München. Die Hauptforderungen der Schlesier waren die Wiedervereinigung, friedensvertragliche Regelungen und Ablehnung der Ratifizierung der Verträge.

SPD-Hupka (von dem die Schlesier sagten: 'Der SPD-Politiker ist der Mann der Stunde.') machte mit seiner Rede deutlich, daß er unter der Wiedervereinigung nur eine 'Rückeroberung' der verlorenen Gebiete versteht: 'Es ist eine unzumutbare Forderung, von uns Schlesiern und vom deutschen Volk zu verlangen, daß die Demarkationslinie an Oder und Görlitzer Neiße sein soll.' Die Vertriebenen ließen sich - so Hupka - nicht aus diesem freiheitlichen Gebiet herausdrängen. 'Nur wenn wir unsere Freiheit hier bewahren, festigen und stärken, werden wir überleben und den Anspruch auf die Freiheit GANZ Deutschlands aufrechterhalten… Unser Verhältnis zu Polen braucht einen neuen Anfang.

Wir wissen, daß das polnische Volk genau so frei sein will wie wir.' Seine Rede schloß Hupka mit folgenden Worten: 'Breslau heißt Breslau und nicht Wroclaw. Von Schlesien werden wir nicht lassen. Noch ist Schlesien nicht verloren.'

Die Schlesische Jugend (SJ,d.Vf.) erklärte:
'Schlesien ist deutsch und wir werden darum RINGEN, daß die Heimat in Freiheit Realität wird;' die Ostverträge seien ein Schlag gegen die Gerechtigkeit, eine Absage an ein in Freiheit geeintes Deutschland.

Bei diesem Revanchistentreffen konnte man sehen, daß die Revanchisten - gemeinsam mit aggressiven Monopolen und alten Nazi-Generälen – die Wiedereroberung der Ostgebiete zum Ziel haben. Dadurch stellen sie eine ständige Gefahrenquelle für die Völker Osteuropas dar, die auf einen neuen deutschen Angriff vorbereitet sein müssen.

Die Zielvorstellungen der Revanchisten decken sich mit denen der Faschisten. Durch folgendes Zitat aus der National-Zeitung (DNZ,d.Vf.) läßt sich das belegen: Wir sind ein Volk, das ein Recht darauf hat, 'seine nationalen Interessen zu vertreten. Zu diesen Interessen gehört auch das Recht auf Schlesien: Ein deutsches Schlesien!'

Obwohl die Veranstalter des Schlesiertreffens angekündigt hatten, daß die Spruchbänder zensiert und Flugblätter nicht verteilt würden, hinderte niemand die Faschisten daran, als sie es doch taten. Hupka distanzierte sich zwar von den Spruchbändern der NPD, die so lauteten: 'Heute Verzicht auf Breslau und Stettin - morgen auf unsere Freiheit und Berlin!' - 'Annexion, Vertreibung und Mord bleiben Verbrechen!' usw.

Die Spruchbänder der Faschisten unterschieden sich in nichts von denen der Schlesischen Landsmannschaften: 'Das ganze Deutschland soll es sein' und 'Deutschland - das ist auch Breslau, Königsberg, Stettin.'

CDU SANDTE GRÜSSE AN REVANCHISTEN

Ihre Verbundenheit mit den schlesischen Revanchisten betonten die CDU-Führer, Kiesinger und Barzel, indem sie ihnen Grußtelegramme sandten.

SPD-VOGEL LEHNT TEILNAHME AM SCHLESIERTREFFEN IN MÜNCHEN AB

Zum Schlesiertreffen in München war der Münchner OB Vogel eingeladen worden, der jedoch ablehnte mit der demagogischen Begründung, daß er 1970 ein Sudetendeutsches Treffen habe verlassen müssen, weil die Bundesregierung in diffamierender Weise angegriffen wurde, und er müsse befürchten, daß es sich auf dem Schlesiertag wiederholen würde.

Die SPD-Führer wollen in ihren Worten dem westdeutschen Volk und den osteuropäischen Völkern immer klar machen, daß ihre 'neue Ostpolitik' nicht auf die Eroberung osteuropäischer Gebiete gerichtet ist - wie die Revanchisten und Faschisten immer predigen - sondern daß sie dem 'friedlichen Ausgleich' dient.

Doch in ihren Taten, z.B. Unterstützung der Revanchisten und Faschisten eigen sie, daß sie im Ziel ihrer Politik mit diesen einig sind. Ihr Ziel ist das der Faschisten und Revanchisten: Eroberung der osteuropäischen Gebiete im Auftrag der westdeutschen Monopole. Ihre besondere Rolle besteht darin, daß sie - anders als die Faschisten und Revanchisten - durch die enge Zusammenarbeit mit den Cliquen der osteuropäischen Länder diese Eroberung 'friedlich' vorbereiten können und so den Grundstock für die imperialistische Eroberungspolitik legen.

So versicherte Vogel den Revanchisten, auch trotz seiner Absage habe sich an seiner Grundhaltung zu den Vertriebenen nichts geändert, was die Übernahme zahlreicher Schirmherrschaften zeige. (…)

Auch die anderen Taten der SPD-Führer zeigen, daß ihre Ziele mit denen der Revanchisten und Faschisten in der Frage der imperialistischen Politik übereinstimmen."

Berichtet wird im Anschluß von Hupka (vgl. Mai 1970), den Sudetendeutschen (vgl. 5.7.1971) und den Danzigern (vgl. 3.7.1971).
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.54,Bochum 17.7.1971,S.1f

Oktober 1972:
C. Cordel, Mitglied des Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML) veröffentlicht vermutlich im Oktober den folgenden Artikel:"
ZUR PROGRAMMATISCHEN ARBEIT DER REVOLUTIONÄREN BEWEGUNG

1. DIE URSACHEN UND FOLGEN DER REVOLUTION 1918-1923

Dazu meint z.B. der KJVD (Bolschewik Nr.6), daß das Junkertum als Klasse dadurch keineswegs ökonomisch und politisch liquidiert war, sondern weiterhin eine soziale Ursache für den Revanchismus und Militarismus in Deutschland war und heute noch ist! Daher spricht er von der 'Vollendung der bürgerlichen Revolution' in der DDR 1947/1948 und von ihrer Notwendigkeit heute noch in der BRD! Aus unserer, allerdings nur lückenhaften Kenntnis der Zusammensetzung des deutschen Finanzkapitals vor und nach 1918 und seines Einflusses auf die Regierung bestreiten wir diese Thesen entschieden. Unserer Meinung nach war dem ostelbischen Junkertum jegliche wesentliche und besondere ökonomische und politische Rolle mit dem Verlust der oberschlesischen Kohlezechen und Stahlkonzerne genommen. Vor 1918 hatte es sich im Bündnis mit der Bourgeoisie zu eigenen Kapitalisten in diesem Gebiet entwickelt und daher diese besondere Rolle gespielt. Bloßer Großgrundbesitz rechtfertigt nicht, von Junkertum als besondere soziale Klasse zu sprechen, da es ja Leibeigene keineswegs mehr gab. Wer aber der reaktionären Rolle von unbedeutend gewordenen sozialen Resten des Feudalismus besonderen Wert zumißt, der erweckt damit den Eindruck, als ob die Monopolbourgeoisie weniger reaktionär wäre!"
Q: Klassenkampf und Programm Nr.1,Dortmund Dez. 1972,S.48ff

04.12.1972:
Der Kommunistische Hochschulbund/Marxisten-Leninisten (KHB/ML) der ABG Ortsgruppe Regensburg gibt vermutlich in dieser Woche seinen 'Roten Schrittmacher' - Zeitung des KHB/ML für die Regensburger Studenten - Nr.7 (vgl. Mai 1973) heraus. Gewürdigt wird der 100. Todestag Heinrich Heines und sein Gedicht "Die schlesischen Weber" wird abgedruckt.
Q: Roter Schrittmacher Nr.7,Regensburg Dez. 1972

Heinrich Heine: Die schlesischen Weber


27.05.1977:
Laut KB begrüßen "Deutsche Maoisten" das heutige Schlesiertreffen 1977:"
Ein Flugblatt mit dieser Überschrift verteilte die der CSU und SDU (rechte Sozialdemokraten) nahestehende Provokateursgruppe Marxisten-Leninisten Deutschlands (MLD) auf dem diesjährigen Schlesiertreffen zu Pfingsten in Essen. Ein einfallsreicher, aber keineswegs unlogischer Schritt dieses CSU-Freundeskreises."
Q: Arbeiterkampf Nr.106,Hamburg 13.6.1977,S.45


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