Die hier vorgestellte Broschüre zur Besetzung der zum Arbed-Konzerns gehörenden Georg Heckel GmbH schildert den Protest die Stillegung des Betriebs und gegen den Abbau der Arbeitsplätze in der saarländischen Stahlindustrie wobei auch auf die Besetzung des Zementwerks Seibel & Söhne in Erwitte Bezug genommen wird.
Dezember 1983:
Ende 1983 geben die Frauen der bei der Georg Heckel GmbH Saarbrücken beschäftigten Männer die Broschüre "Einhundert Tage Arbeitskampf an der Seite unserer Männer - Heckel-Frauen berichten" zum Preis von 5 DM heraus, deren Druck ein Solidaritätsbeitrag von Hamburger Kollegen der IG Druck und Papier ist. Die Gruppe Arbeiterpolitik führt die Broschüre als eine der ihren auf.
Im Vorwort heißt es:"
Wir sind Ehefrauen der Heckel-Arbeiter und haben unsere Männer im Kampf um ihre Arbeitsplätze unterstützt. Wir haben während dieser Zeit eigene Erfahrungen gewonnen, die wir nachfolgend auf- geschrieben haben.
Die Firma Georg Heckel GmbH, wo unsere Männer zum Teil jahrzehntelang gearbeitet haben, hätte 1984 Geburtstag gehabt. Zweihundert Jahre alt wäre sie geworden! Im Jahr 1784 war sie als Familienbetrieb gegründet worden. Und bis in die sechziger Jahre unseres Jahrhunderts hat sie Gewinne erwirtschaftet. Danach, nach der Eingliederung in die Neunkircher Eisenwerke (NE), geriet sie in die roten Zahlen.
1977 wurde Heckel samt NE von Arbed-Saarstahl übernommen. Von Stund an gab es Gerüchte über eine bevorstehende Schließung des Werkes. Aber erst im Sommer 1982 wurde es konkret. Unsere Männer erfuhren aus der Tageszeitung, daß Heckel geschlossen werden sollte! Draht sollte in Zu- kunft nur noch in einem Zweigbetrieb in Köln gefertigt werden. Zwei Hungerstreiks-angeführt vom Betriebsrat, waren die spontane Antwort. Die Geschäftsleitung lenkte - vorläufig - ein.
Im November 1982 war die Schließung Heckels wieder Thema. Die Reaktion der Belegschaft: eine Betriebsbesetzung, die bis Februar 1983 dauerte.
Zwar wurde die Firma Heckel in Saarbrücken-Burbach nach dreimonatigem Arbeitskampf geschlossen, und unsere Männer haben inzwischen neue Arbeitsplätze erhalten. Wir wissen aber, daß diese Arbeitsplätze im Arbed-Konzern noch unsicherer sind als die, die sie bei Heckel hatten.
Wir Frauen haben die Besetzung auf unsere Art mitgemacht und halten das, was wir gelernt haben, für so wichtig, daß wir es weitergeben möchten. Vieles von dem, was wir erlebt haben, ist hier aufgeschrieben. Außerdem sind während der Besetzung und danach so viele - oft wiederkehrende - Fragen an uns gestellt worden, daß wir unsere Antworten darauf hier wiederholen möchten. Wir benutzen dazu den Text von Tonbändern, die zwei längere Interviews enthalten.
Der Arbeitskreis der Heckel-Frauen besteht weiter, weil wir glauben, daß gerade jetzt, wo unsere Männer in alle Winde verstreut sind, die Arbeit für uns erst richtig losgeht. Es bleibt die traurige Gewißheit, daß Heckel nicht die letzte Fabrik war, die ihre Tore für immer geschlossen hat.
Wir wissen, daß es für uns in der Zukunft noch viel zu tun gibt. Wir können unsere Interessen nur wirksam verteidigen, wenn uns ein gemeinsamer Wille vereint!"
Enthalten sind die Abschnitte:
- "Was ist los?";
- - "Edel Mihm: Von den Arbeitsplätzen vertrieben";
- - "Chronik";
- - "…aus unserem Tonband";
- ein Artikel auf Türkisch;
- "Die Rolle der Frauen";
- - "Wie alles anfing";
- - "Heckel-Frauen stellen sich vor";
- - "Wir haben mitgearbeitet";
- - "An den Ministerpräsidenten des Saarlandes";
- - "Stellungnahme der Heckel-Frauen", ein Flugblatt;
- - "Erstes Auftreten";
- - "Heidi: Burbach soll leben";
- - "Trockene Sitzung - ein Besuch bei unserem Wirtschaftsminister";
- - "…dann ein Gedächtnisprotokoll";
- - "Der Kampf um die Arbeit"; ein Lied;
- - "Köln-Fahrt mit Hindernissen";
- - ein Flugblatt vom 25.1.1983 aus Köln mit der Einladung zur Veranstaltung am 28.1.1983, auf der auch über Arbed Köln gesprochen werden soll;
- - "Wir - die Heckel-Frauen - kämpfen für unsere Familien und unser Land!", ein Flugblatt;
- - ein Schreiben der über 100 Kölner Veranstaltungsteilnehmer an den Betriebsrat und die Frauen;
- - "Flugblätter";
- - "Wo sind sie geblieben", die Kollegen der Burbacher Hütte;
- - "Ein normales Leben ist im Saarland bald nicht mehr möglich", ein Flugblatt aus Köln mit der Einladung zur Veranstaltung am 28.1.1983;
- - "Ausverkauf der saarländischen Stahlindustrie", ein Flugblatt vom 23.2.1983;
- - "Heckel-Frauen im Fernsehen";
- - "Endlich: Unsere fahrt nach Köln";
- - "…aus unserem Tonband";
- - "Ab März, mein liebes Kind…", ein Lied;
- - "Die Heckel-Frauen - '…wir werden notfalls kämpfen, wir sind bereit…'";
- - eine Zeitungsanzeige des Arbeitskreis Kirchen und Betriebsräte Burbach;
- - "Aufgabe der Kirche nicht Besänftigung, sondern Hilfe - Ein ganzer Stadtteil kämpft ums Überleben" von Dietmar Bild;
- - "Solidarität mit Heckel bedeutet Solidarität mit Euch selbst!", ein Flugblatt von Kollegen und IGM-Mitgliedern aus saarländischen Betrieben;
- - "20 000 Stahlkocher fordern Sicherung ihrer Arbeitsplätze: Läßt Lambsdorff das Saarland hängen?" von Ursula Kemper, aus der 'Metall' Nr. 22 vom 3.11.1982;
- "Erfahrungen mit Gewerkschaften, Parteien, Zeitungen";
- - "…aus unserem Tonband";
- - - "Gewerkschaften";
- - - "Parteien" zu Oberbürgermeister Oskar Lafontaine (SPD), er "hat uns sehr unterstützt", aber auch Brunhilde Peters und Reinhard Klimmt;
- - - "Zeitung" zur 'Saarbrücker Zeitung' (SZ): "Sie berichtet nicht objektiv.";
- - - - "Gemeinsame Erklärung der Heckel-Belegschaft und der PÄDSAK (Pädagogisch-Soziale Aktionsgemeinschaft) zum Kommentar der Saarbrücker Zeitung 'Zur Sache: Kein Kinderspiel' (SZ vom 13./14.11.82)";
- "Wir feiern";
- - "Heute kommt der Nikolaus";
- - "Der Heckel-Frauenchor auf dem Weihnachtsmarkt";
- - "Herr Krakow ist ein schlauer Mann", ein Lied;
- - "Stahlarbeiter, werdet endlich wach!";
- - "Ein besonderes Weihnachtsfest";
- - "Silvester im Betrieb";
- "Ergebnisse";
- - "Warum weitermachen?";
- - "Organisationen, die uns eingeladen haben", u.a. die 'Arbeiterpresse';
- - "Das hatten wir nicht erwartet" zu den Berichten in Presse, Funk und Fernsehen;
- - "Wir waren enttäuscht von…"
- - "…aus unserem Tonband" zum Verhältnis von Frauen und Männern: "Wir haben gehört von Erwitte, daß sich da ein ganz anderes Miteinander entwickelt";
- - "Mit den Augen der Kinder";
- - "Wir müssen noch viel lernen";
- - "…aus unserem Tonband" zu den neuen Arbeitsplätzen im Arbed-Konzern;
- - "Nicht aufhören" mit der Schlagzeile "Wir werden nicht lautlos untergehen!";
- - "Gestern - heute - morgen", ein Gedicht von Heidemarie Müller;
- - "Die Frauen der 'Heckelmänner' - Sie zeigen Solidarität auf der Straße und im besetzten Betrieb".
Quelle: Arbeitskreis der Heckel-Frauen: Einhundert Tage Arbeitskampf an der Seite unserer Männer - Heckel-Frauen berichten, Saarbrücken 1983
Letzte Änderung: 01.03.2023