Ludwigshafen - KPD:
Alles lernen, nichts vergessen! Die Lehren aus dem Chemietarifkampf '77 in Rheinland-Pfalz (1977)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 7.8.2015

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Diese uns bisher leider nur als Kopie vorliegende Broschüre der Ortsleitung Mannheim / Ludwigshafen der KPD widmet sich nicht, wie der Titel verspricht, der Chemietarifrunde (CTR) in Rheinland-Pfalz, sondern allein den Vorgängen bei der Badischen Anilin- und Sodafabriken (BASF) Ludwigshafen.

Dort gab die KPD die Betriebszeitung 'Rote Pumpe' heraus, ihr KJVD die Zeitung 'Explosiv'. Von diesen lagen uns bisher keine Ausgaben vor, wir bitten um Ergänzungen.

Neben der Chemietarifrunde 1977 widmet sich die hier dokumentierte Broschüre vor allem der Rolle der DKP in dieser, wobei die Haltung zur DKP auch ein zentrales Element der Kritik an Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), KPD/ML, KABD und Arbeiterbund (AB) darstellt.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

16.06.1977:
Die Ortsleitung Mannheim / Ludwigshafen der KPD gibt frühestens Mitte dieser Woche die Broschüre "Alles lernen, nichts vergessen! Die Lehren aus dem Chemietarifkampf '77 in Rheinland-Pfalz" zur Chemietarifrunde (CTR) bei der BASF heraus.

Enthalten ist neben einem "Vorwort" und einer "Chronologie" vom 7.4.1977 bis zum 8.6.1977 der Haupttext "Die Lehren aus dem Chemietarifkampf 77 in Rheinland-Pfalz", der sich gliedert in die Abschnitte:
- "Das Lohnraubdiktat der Kapitalisten";
- "Großangelegte Hetzkampagne gegen die Chemiearbeiter!";
- "Generalstabsmäßige Notstandsmanöver:" wozu zwei Ausgaben der 'BASF intern' vom 31.5.1977 und 2.6.1977 dokumentiert werden;
- "Der Verrat der IG Chemie-Führung";
- "Die Gewerkschaftsführung - Teil der herrschenden Klasse!";
- "Die Entwicklung des Kampfes der Aniliner";
- "Die BASF-Lehrlinge standen in einer Reihe mit ihren erwachsenen Kollegen";
- "Der schlimmste Feind, den der Arbeiter hat - ist der Feind in den eigenen Reihen. NIEDER MIT DER D'K'P" zur DKP;
- "Der Lohnraub wurde mit Hilfe der D'K'P durchgesetzt:";
- "Was will die D'K'P?";
- "Die Rolle der opportunistischen Organisationen!"; sowie
- "Die KPD ist die Partei der Arbeiterklasse".

In "Die Rolle der opportunistischen Organisationen!" wird als erstes erwähnt der KBW. Dieser "spielte eine äußerst schädliche Rolle. Die kleinbürgerliche Klassenbasis dieser Organisation offenbarte sich in der vollständigen Unfähigkeit, der Arbeiterklasse eine wirkliche Kampfperspektive zu zeigen. So bestehen die Überschriften seiner Flugblätter meistens aus Fragen, die gerade die jeweilige Stimmung im Betrieb zum Ausdruck bringen. Die KP muß aber voran gehen und den Arbeitern den Weg zeigen. Die Linie des KBW war einerseits legalistisch und andererseits sektiererisch. So hat er nie die Gewerkschaftsführung als Teil der Bourgeoisie angegriffen sondern immer nur von den 'Sozialdemokraten' geredet. Gleichzeitig hat er die an sich richtige Festgeldforderung von 170 DM zur Voraussetzung dafür gemacht, daß der Streik überhaupt einen Sinn hätte, obwohl klar war, daß diese Forderung erst von relativ wenigen Arbeitern unterstützt wurde. So hat der KBW mit seinem Sektierertum auch konsequent die Kollegen demobilisiert und immer wieder gejammert: 'Die Einheit ist noch nicht hergestellt', 'die Belegschaft ist tief gespalten'. Unter diesen Bedingungen streiken zu wollen, sei 'nicht nur illusionär, sondern gefährlich' (Flugblatt vom 17.5.). Damit hat er den Bonzen einen Teil ihrer Arbeit abgenommen. Gleichzeitig hat er über die weitere Perspektive des Kampfes, über die Frage: wer ist Freund und wer ist Feind - die Arbeiter im unklaren gelassen. Anstatt die D'K'P-Revisionisten zu entlarven hat er den 'Kollegen Zimpelmann', als konsequenten Betriebsrat verteidigt."

Zur KPD/ML heißt es u.a. "
Von der KPD/ML war nicht viel zu sehen. Charakteristisch bei ihr waren scheinradikale Sprüche wie 'Nieder mit dem DGB-Apparat', die zwar allgemein richtig sagen, daß die Gewerkschaftsführer vollständig auf der anderen Seite stehen, aber völlig ungeeignet sind, den Arbeitern einen Weg zum Erfolg zu weisen. Die KPD/ML hat keinen einzigen wirklichen Kampfschritt angegeben. Als einzige Perspektive propagierte sie nach dem Lohnraubabschluß ihre 'revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO)', die sie heute als eigenständige und 'blitzsaubere' Organisation außerhalb der Gewerkschaften aufbauen will."

Zum KABD und dem "eigens aus München angereisten" Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD (AB) heißt es u.a.:"
Organisationen wie der KABD und der Münchner 'Wiederaufbaubund' haben nur geringe Bedeutung. Sie stecken so tief - bis zum Hals - im Sumpf des Ökonomismus und Gewerkschaftslegalismus, daß sie keinen einzigen Satz gegen die reaktionären Bonzen mehr herausbekommen. Im Gegenteil, sie machen Schweitzer noch verschiedene Vorschläge, daß er nicht 'umfällt' und behaupten, 9,5% würde den Reallohn sichern. Sie leugnen völlig, daß die Klassenfronten mitten durch die Gewerkschaft gehen und fordern (im D'K'P-Originalton) '9,5% voll durchsetzen!' Gleichzeitig machen sie sich für den D'K'P-Häuptling Zimpelmann stark und werfen sich den Revisionisten an den Hals."
Quelle: KPD: Alles lernen, nichts vergessen! Die Lehren aus dem Chemietarifkampf '77 in Rheinland-Pfalz, Mannheim o. J. (1977)

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Letzte Änderung: 04.11.2019

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