Ingelheim: Boehringer

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 24.4.2021

Von Boehringer Ingelheim können hier nur wenige Dokumente und Hinweise, fast allein von den Anhängern der KPD/ML-ZB und ihres KJVD, vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

16.02.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der Chemietarifrunde (CTR - vgl. 17.3.1971) Rheinland-Pfalz bei Boehringer Ingelheim:"
Dort stellten die Vertrauensleute auf einer Sitzung am 16.2. folgende Forderungen auf:
1) tariflich abgesichertes 13. Monatsgehalt
2) Verbesserung der gewerkschaftlichen Vertrauensleutearbeit im Betrieb
3) Firmentarifverträge
4) 15% Lohn- und Gehaltserhöhung
sowie die Angleichung der Arbeiterlöhne an die Angestelltengehälter.

Die Forderung nach Firmentarifverträgen zeigt ganz klar den Einfluß der 'linken' Sozialdemokraten. Diese Forderung ist falsch, weil sie davon ausgeht, daß die Lohntarife, die bei den Verhandlungen rauskommen, nur so niedrig sind, weil im Arbeitgeberverband Kleinkapitalisten sitzen, die nicht so viel zahlen können. In Wirklichkeit werden die Arbeitgeberverbände von den großen Monopolen beherrscht und diese setzen den Lohnforderungen immer mehr Widerstand entgegen, weil sie ihre Profite so hoch wie möglich halten wollen. Die Forderung ist zudem spalterisch, weil sie die Arbeiter der einzelnen Betriebe voneinander isoliert und eine gemeinsame Kampffront unmöglich macht."

Auch der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Apr. 1971) berichtet von den Forderungen.
Quellen: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 4, Bochum Apr. 1971, S. 5; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 21, Bochum 17.3.1971, S. 7f

16.03.1971:
Die KPD/ML-ZB berichtet von der Chemietarifrunde (CTR):"
Am 16.3. fand bei Boehringer Ingelheim die von den gewerkschaftlichen Vertrauensleute geforderte Organisiertenversammlung statt. Es kamen 50 Kollegen (20 Jugendliche, 20 ältere Kollegen, die das erste mal da waren, und 10 V-Leute). Der Gewerkschaftsbonze Dillman hielt ein Referat über die Tarifrunde; dabei warf er mit soviel Zahlen um sich, daß er die Kollegen verwirrte und sich nur einige wenige an der Diskussion beteiligten. Bei der Diskussion erklärte Dillmann, daß Forderungen nicht nach den gestiegenen Lebenshaltungskosten aufgestellt werden dürften. Als die Kollegen dagegen protestierten, gab er zur Antwort, daß dies zwar auch berücksichtigt werden müsse, daß man aber in der Hauptsache von der wirtschaftlichen Lage des Betriebs ausgehen müsse!"
Q: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 27, Bochum 7.4.1971, S. 7

17.03.1971:
Die KPD/ML-ZB bei Boehringer Ingelheim berichtet:"
In Ludwigshafen fand am 17.3. die Sitzung des Vertrauensleute Tarifausschusses statt. Dem Bezirksvorsitzenden Schweitzer gelang es, die Lohnforderungen zu drücken. Er gab den Delegierten zu verstehen, daß eine 15% Forderung nur eine Forderung von bestimmten politischen Gruppen sei.

Er konnte sich mit der Forderung nach 12% und der Absicherung des 13. Monatslohns durchsetzen.

Die anwesenden V-Leute von Boehringer, die Mitte Februar (vgl. Ingelheim - 16.2.1971, d.Vf.) die Forderung nach 15% aufgestellt hatten, trugen ihre Forderungen überhaupt nicht vor. Dorn und Bosak, beide Mitglieder des Betriebsrats bei Boehringer, stimmten für 12%.

Die Kollegen erfuhren von den Forderungen erst etwas durch ein Flugblatt der KPD/ML-Betriebsgruppe. Sie waren sehr empört über das verräterische Verhalten von Dorn, Bosak und Schweitzer."
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Apr. 1971) berichtete über die Nicht-Anbindung der Lehrlingslöhne an die Tariflöhne:"
Die Lehrlinge bei Boehringer Ingelheim haben daraus die Konsequenzen gezogen. Sie fordern in diesem Jahr nicht mehr die spalterischen Prozenttarife der Gewerkschaftsführer und der SDAJ-Häuptlinge (der DKP, d.Vf.). Sie haben in diesem Jahr die Forderung aufgestellt, für die auch der KJVD eintritt, weil sie die einzige ist, die wirklich im Interesse der Lehrlinge und Jungarbeiter ist: Nach dem Grundsatz gleicher Lohn für gleiche Arbeit fordern die Kollegen: 100% DES EFFEKTIVLOHNES FÜR ARBEIT IN DER PRODUKTION!
60% DES ECKLOHNES FÜR DIE ZEIT, IN DER DIE LEHRLINGE AUSGEBILDET WERDEN!
WEGFALL DER ALTERSABSCHLÄGE FÜR JUNGARBEITER!

Was die Gewerkschaftsführer von dieser Forderung halten, zeigte sich in der Großen Tarifkommission, als die Vertreter aus den Betrieben die Forderungen für den Tarifbezirk festlegten.

Schon bei der Diskussion über die Forderungen der erwachsenen Kollegen war klar, was von dem Bezirksvorsitzenden Schweitzer zu halten war. Gleich zu Anfang stellte er klar: 'Also ich habe zwar Zeit, aber nicht zu lange. Denn es hat sich ja herumgesprochen, daß in Rheinland-Pfalz Wahlkampf ist.' Und an diesem Wahlkampf ist Schweitzer als SPD-Kandidat beteiligt.

Als die Kollegen von Boehringer Ingelheim erklärten, daß die Forderung der Belegschaft 15% sei, meinte er, daß sei völlig illusorisch. Diejenigen, die iese Forderung aufstellen, wollten nur ihr 'politisches Süppchen' kochen. Dabei weiß jeder, daß Schweitzer gegen 'politische Süppchen' nicht das geringste hat. Bloß: es muß eben die Politik sein, die der SPD paßt. Denn dafür kandidierte Schweitzer bei den Landtagswahlen. Und damit ihm seine Wählerstimmen nicht verloren gingen, wenn die Arbeiter erführen, daß er gegen den Willen vieler Kollegen nur 12% als Forderung durchgesetzt hatte, legte er fest, daß die Forderung der Gewerkschaft erst NACH dem Wahlsonntag in den Betrieben bekannt gegeben werden sollte.

Als er sich bei den älteren Kollegen durchgesetzt hatte, wollte er zum Schluß noch eben mit der linken Hand dir Jugendforderungen durchpeitschen. Denn:

Ein Wahltermin rief, wie Schweitzer erklärte. Als der Vertreter von Boehringer Ingelheim seine Forderung vortrug, fegte Schweitzer sie mit einem Satz vom Tisch: nach dem Gesetz gäbe es keine Produktionsarbeit für Lehrlinge, darum sei auch die Forderung unsinnig.

Das zeigt ganz klar, die Gewerkschaftsführer werden auch diesmal die Forderungen der Arbeiterjugend verraten. Und sie werden es auch so lange schaffen, wie die Jungarbeiter und Lehrlinge sich nicht zu EINEM Kampf für EINE Forderung zusammenschließen, und sie gemeinsam mit den älteren Kollegen gegen die Gewerkschaftsführer und alle Spalter durchsetzen."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 4, Bochum Apr. 1971, S. 5; Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 21, 22, 27 und 28, Bochum 17.3.1971, 20.3.1971, 7.4.1971 bzw. 14.4.1971, S. 7, S. 1f, S. 7 bzw. S. 5f

Mai 1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Juni 1971) berichtet vermutlich aus dem Mai:"
IG-CHEMIE: ANTIKOMMUNISBESCHLUSS

'Mitglieder der IG Chemie, die antigewerkschaftliche Bestrebungen von Vereinigungen, Parteien oder deren Gruppierungen unterstützen, können aus der Organisation ausgeschlossen werden.'

Das ist der Wortlaut eines Beschlusses (UVB, d.Vf.), den die IG Chemie-Führer Mitte Februar faßten (vgl. 17.2.1971, d.Vf.). Was verstehen die IG-Chemie-Bosse unter 'Antigewerkschaftlichen Bestrebungen'? hre Taten geben die Antwort.

Bei Boehringer/Ingelheim passierte folgendes: Die Boehringer-Kapitalisten verlangten auf einmal, daß die Lehrlinge, die in Wohnheimen lebten, dafür 50 DM bezahlen sollten. Bisher brauchten die Lehrlinge keine Miete zu bezahlen und sie forderten, daß das auch weiter so bleiben sollte.

Der Betriebsrat stimmte dieser Maßnahme der Kapitalisten trotzdem zu.

Gegen diesen verrat verfaßte der Jugendvertrauensleutekreis ein Flugblatt, in dem er den Betriebsrat angriff.

Die IG Chemieführer waren darüber empört und verlangten von den Jugendvertrauensleuten, sie sollten sich von dem Flugblatt distanzieren.

Die Jugendvertrauensleute weigerten sich - und die Gewerkschaftsführer lösten den Kreis als gewerkschaftliches Organ auf."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 6, Bochum Juni 1971, S. 10

15.11.1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB bringt die Nr. 7 seines 'Jungen Bolschewik' (vgl. 15.10.1971, 3.4.1972) heraus. Aus Rheinland-Pfalz wird berichtet von Boehringer Ingelheim (CPK-Bereich) über die Biolaboranten, die IG Chemie Jugendgruppe und die Berufsschule.
Q: Der junge Bolschewik Nr. 7, Bochum 15.11.1971, S. 17 und 30

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26.05.1972:
Bei Boehringer Ingelheim gibt die KPD/ML-ZB ihre Zeitung 'Der Rote Chemiearbeiter' vermutlich Ende dieser Woche heraus mit dem Leitartikel "Baader-Meinhof: Sind das Kommunisten?" zur RAF bzw. zu den Bomben bei Springer Hamburg.

Weitere Artikel sind:
- "Ist der Moskauer Vertrag ein Kriegspakt?";
- "Auf zur Solidarität mit Vietnam!" zur Gründung des Vietnamkomitees mit dem Aufruf zur Vietnamdemonstration in Rüsselsheim am 3.6.1972;
- "Für ein Freies Haus der Jugend!" zum HdJ.
Q: Der Rote Chemiearbeiter , O. O. o. J. (1972)

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29.05.1972:
Bei Boehringer Ingelheim gibt der KJVD der KPD/ML-ZB seine Zeitung 'Der junge Chemiearbeiter' (vgl. 9.6.1972) vermutlich in dieser Woche als Extra "Für proletarische Jugendvertreter!" zu den Jugendvertreterwahlen (JVW) heraus. Veröffentlicht wird "Das Kampfprogramm der Jungarbeiter und Lehrlinge bei Boehringer".
Q: Der junge Chemiearbeiter Extra Für proletarische Jugendvertreter!, Wiesbaden o. J. (1972)

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05.06.1972:
Bei Boehringer Ingelheim gibt der KJVD ein Flugblatt "Für ein Freies Haus der Jugend!" zum HdJ heraus mit dem Aufruf zum Treff vor dem HdJ um 17 Uhr: "das letzte mal waren es 30, diesmal müssen es mehr sein!"
Q: KJVD-BG Boehringer: Für ein Freies Haus der Jugend!, Wiesbaden o. J. (1972)

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09.06.1972:
Bei Boehringer Ingelheim gibt der KJVD der KPD/ML-ZB seine Zeitung 'Der junge Chemiearbeiter' (vgl. 29.5.1972, 12.6.1972) vermutlich Ende dieser Woche heraus mit dem Leitartikel "Für proletarische Jugendvertreter" zu den Jugendvertreterwahlen (JVW) bzw. zur Jugendversammlung am 13.6.1972, auf der sich die Kandidaten vorstellen sollen. Aufgerufen wird zur KJVD-Veranstaltung dazu am 12.6.1972.

Weitere Artikel sind:
- "Für ein Freies Haus der Jugend!" zum HdJ
- "Spendenaufruf";
- "Kampf dem Bonner Polizeistaat" zur RAF.
Q: Der junge Chemiearbeiter Für proletarische Jugendvertreter, Wiesbaden Juni 1972

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12.06.1972:
Bei Boehringer Ingelheim gibt der KJVD der KPD/ML-ZB seine Zeitung 'Der junge Chemiearbeiter' (vgl. 9.6.1972) als Extrablatt "Für proletarische Jugendvertreter!" heraus mit der Einladung zur KJVD-Veranstaltung um 17 Uhr in der Gaststätte Zu den 3 Tannen (Rathausplatz).
Q: Der junge Chemiearbeiter Extrablatt Für proletarische Jugendvertreter!, Wiesbaden o. J. (1972)

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13.06.1972:
Bei Boehringer Ingelheim gibt der KJVD ein Flugblatt "Die Forderungen müssen auf den Tisch!" heraus zur heutigen Jugendversammlung zu den Jugendvertreterwahlen (JVW).
Q: KJVD-BG Boehringer: Die Forderungen müssen auf den Tisch!, Wiesbaden 13.6.1972

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September 1972:
In der Nr. 8 des 'Der Kampf der Arbeiterjugend' (KDAJ) (vgl. Aug. 1972, Okt. 1972) des KJVD der KPD/ML-ZB finden sich als Spender auch die KJVD-Ortsgruppe Ingelheim, die KPD/ML-ZB Betriebsgruppe Boehringer Ingelheim und das Einheitsfrontkomitee (EFK) Ingelheim.
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 8, Bochum Sept. 1972

15.10.1975:
Die SAG gibt ihren 'Klassenkampf' Nr. 50 (vgl. 31.8.1975, Nov. 1975) heraus und berichtet von Boehringer Ingelheim.
Q: Klassenkampf Nr. 50, Frankfurt 15.10.1975

Letzte Änderung: 13.10.2021