SPD: Karl Wienand

Beiträge zur Biographie 1970 - 1974

Von Jürgen Schröder, Berlin, 6.4.2015

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Über Karl Wienand wird in der bundesdeutschen linken Presse, nach unserer unvollständigen Auswertung, zunächst nur selten berichtet (vgl. 12.12.1970, 12.1.1971), es folgen Kritiken an seinem Paninternational-Beratervertrag (vgl. 27.4.1972, 12.10.1972, 25.10.1972, 4.12.1972), dann aber wird er durch das bekanntwerden seiner Bestechung des CDU-Abgeordneten Steiner, damit dieser sich bei der Abstimmung über die Ratifizierung der Ostverträge enthalte, zum Symbol für Korruption und Verfall der parlamentarischen Demokratie. Diese sog. Steiner-Wienand-Affäre wurde dabei zusammen mit der Watergate-Affäre in den USA als Beleg für die Verrottung der bürgerlichen Gesellschaft gesehen.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

12.12.1970:
Laut der KPD/ML-ZB tritt die faschistische Organisation Aktion Widerstand (AW) im Bonner Vorort Pützchen mit ihrer ersten nationalen Kundgebung auf. Später berichtet die KPD/ML-ZB im 'KND':"
Die Demonstration der Faschisten in Bonn vollzog sich mit dem Segen der Justiz und unter dem Schutz von Polizei und Bundesgrenzschutz: Wie in Essen (…) hat auch für Bonn das Verwaltungsgericht (Köln) das Demonstrationsverbot des Polizeipräsidenten in letzter Minute aufgehoben - wie es die Polizei und der oberste Polizeiherr von NRW, Weyer, auch nicht anders erwartet hatten.

So konnten sich die Faschisten in Bonn unter ausreichendem Polizeischutz versammeln - fast 3 000 Mann waren zusammengezogen worden und warteten auf ihren Einsatz, zum Schutz der Faschisten.

Die SPD-Führer, die große Worte gemacht hatten vorher, waren still in Bonn: Kühn und Weyer (FDP, d.Vf.) von NRW sagten nichts, für die Bundes-SPD sprach nur der Bundestagsabgeordnete Wienand, während Genscher als oberster Polizeiherr die Demonstration vom Hubschrauber aus beobachtete.

Aber gegen die 1 000 Faschisten der Aktion Widerstand hatten sich über 3 000 Antifaschisten zur Gegendemonstration versammelt, darunter SPD-Mitglieder, Jusos, DKP, SDAJ, Spartakus (AMS, d.Vf.), Falken (SJD, d.Vf.), DGB VVN, Spartacus und die Genossen der KPD/ML und des KJVD.

Die Gegendemonstranten versammelten sich an dem Platz, wo die Kundgebung der Faschisten stattfand. Die SPD-Redner, vor allem Wienand, versuchten die Ostpolitik der SPD-Regierung als antifaschistische Friedenspolitik darzustellen und wollten zuerst die KPD/ML-Genossen am Reden hindern, die SPD-Verantwortlichen drohten sogar, den Lautsprecherwagen der KPD/ML umzuwerfen; darüber waren die meisten der anwesenden SPD-Mitglieder sehr empört, und der KPD/ML-Lautsprecherwagen wurde dann zur Zentrale der gesamten Kundgebung: Die Genossen hielten kurze Reden, gaben Parolen durch, die von allen aufgenommen wurden und spielten Arbeiterlieder, die auch von den SPD-Mitgliedern mitgesungen wurden; die Parolen der KPD/ML waren:
'Mit den Kommunisten gegen die Faschisten',
'Sozialdemokraten und Kommunisten, gemeinsam gegen Faschisten',
Thadden, Zoglmann und Strauß, jagt diese braunen Schweine raus',
'Das ist eine gute Tat - Faschisten hinter Stacheldraht' (der Platz, wo die Kundgebung der Faschisten stattfand, war ganz mit Stacheldraht abgesichert worden)."
Quelle: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr. 59, Bochum 16.12.1970, S. 1ff

12.01.1971:
Der KJVD der KPD/ML-ZB (vgl. Feb. 1971) berichtet:"
SOLDATEN FÜR HEER UND WIRTSCHAFT
SCHMIDTS NEUE WEHRREFORM

Kriegsminister Schmidt hat jetzt von einem Professor einen Plan ausarbeiten lassen, wie die technischen Offiziere, die die Bundeswehr braucht, jetzt auch von ihr selbst ausgebildet werden können. Nach diesem Plan, der sowohl von den obersten Generälen als auch von den Industriebossen begrüßt wird, können Jugendliche, die eingezogen werden, jetzt beim Bund eine Lehre machen, oder wenn sie Abitur haben, auch ein technisches Studium ergreifen.

Schmidt begründete diese Reformpläne damit, daß es den Soldaten so leichter sei, nach der Bundeswehrzeit wieder eine Arbeit in der Industrie zu finden.

ALSO EINE REOFRM FÜR DIE ARBEITERJUGEND?

Der parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Wienand, meinte am 18. Januar in Bonn, die Reform weise den richtigen Weg - aber nicht zur beruflichen Förderung des Einzelnen, denn 'unsere Streitkräfte sind nicht zur Berufsförderung da!'

Wozu also die Reform? Wienand meinte:

- Um durch die Heranbildung hochqualifizierter Offiziere die Schlagkraft der Bundeswehr zu erhöhen
- Um die Attraktivität der Bundeswehr zu erhöhen
- Um die bestehenden Bildungseinrichtungen in der BRD zu entlasten
- Und vor allem, um so dann die Stellung der BRD in der NATO zu stärken."
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend Nr. 2, Bochum Feb. 1971, S. 6

27.04.1972:
Die KPD (vgl. 3.5.1972) berichtet:"
SPD-IMPERIALISMUS UNTER DER MASKE DES FORTSCHRITTS
DER MACHTKAMPF DER BONNER PARTEIEN

Das Spektakel im Bundestag, der nur knapp gescheiterte Versuch der CDU-Reaktionäre, die Brandtregierung zu stürzen, hat Teile der breiten Massen in Bewegung gesetzt. Die Streiks und Demonstrationen für die sozialdemokratische Regierung zeigen: Noch immer knüpfen Teile der Massen Hoffnungen an die SPD-Regierung.

Die CDU muß erkennen, daß, ungeachtet der Ablehnung der SPD-Regierung durch Teile der mittleren und kleinen Bourgeoisie (wie der Ärzteschaft, der Selbständigen und des kleinen Kapitals), gerade die Monopolbourgeoisie ihre Sympathien für die SPD-Regierung kaum noch verbirgt. Krupp-Spitzenmanager Beitz unterschreibt einen Aufruf für die Ratifizierung der Ostverträge, BDI-Vorsitzender Wolf von Amerongen tritt für diese Verträge ein. BDA-Präsident Friedrich erklärte, auch die CDU könne die Stabilität nicht so ohne weiteres sichern. Die CDU muß zusehen, daß ihre Pfründe im Staats- und Verwaltungsapparat, ihre Positionen in Polizei, Geheimdiensten und Bundeswehr, mehr und mehr in die Hände der SPD-Spitze übergehen, daß die SPD den staatlichen Herrschafts- und Unterdrückungsapparat mit dem Ausbau zu einer effektiveren Unterdrückungsmaschinerie für das Monopolkapital zugleich zu ihren Apparaten umzuformen versucht. Die Stärke und Lebensfähigkeit der CDU beruhte bei den inneren Widersprüchen dieser aus den verschiedensten Kapitalinteressen zusammengewürfelten Partei gerade auf dieser unmittelbaren und engen Verknüpfung mit den Institutionen des Monopolkapitals und seines Staatsapparates. Gehen diese Institutionen jetzt in die Hand der sozialdemokratischen Führer über, dann ist längerfristig die Existenz der CDU in ihrer heutigen Form gefährdet. Daher der verzweifelte Versuch, die Regierungsmacht wieder in die Hände zu bringen.

Schon jetzt gibt es für die Existenzgefährdung der CDU deutliche Anzeichen: Die Spenden aus Großkapital und Großfinanz schwinden, die Parteikasse ist leer. CDU-Spitzen sind als 'Berater' von Monopolen weit weniger begehrt, als zur Zeit ihrer Regierung. Heute ist das typische nicht FIBAG-Skandal oder Barzel als Henschel-'Berater', sondern die Schmiergelder an SPD-Mitglieder. Wienand als Paninternational-Berater, die Baulandaffären um Kalinowski und Kun, und den hessischen Landwirtschaftsminister Best."
Q: Rote Fahne Nr. 42, Dortmund 3.5.1972, S. 1 und 4

12.10.1972:
Die SPD beginnt einen zweitägigen a.o. Bundesparteitag (vgl. 17.12.1971, 10.4.1973) in Dortmund. Der Kommunistische Studentenverband (KSV - vgl. 25.10.1972) der KPD berichtet:"
SPD: WIEDER BODEN UNTER DEN FÜSSEN

Ging die SPD durch Schiller und Wienand, Bauer-Beraterverträge und parlamentarische 'Überläufer', Schwierigkeiten mit aufsässigen Jusos usw. geschwächt in den Wahlkampf (BTW - vgl. 19.11.1972, d.Vf.), so zeichnet sich spätestens seit dem Dortmunder Parteitag ab, daß sich die Sozialdemokratie stabilisiert."
Q: Dem Volke dienen Nr. 1, Dortmund 25.10.1972, S. 1

25.10.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund geben vermutlich frühestens heute ihr auf Oktober datiertes Organ 'Die Rote Front' Nr. 2 (vgl. 18.10.1972, 13.11.1972) heraus. Zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 19.11.1972) wird auch berichtet:"
BUNDESTAGSWAHL: ARBEITERPOLITIK ODER POLITIK FÜR DIE AUSBEUTERKLASSE?

Noch nie waren die Arbeiter so beliebt wie heute. Die CDU/CSU präsentiert in ihrer Wahlzeitung (vgl. Sept. 1972, d.Vf.) zwei ihrer 'Arbeiter'kandidaten, sorgt sich um die 'Chancengleichheit der Arbeitnehmer' und stimmt im Bundestag für eine 9, 5%ige Rentenerhöhung (vgl. Sept. 1972, d.Vf.). Die SPD/FDP präsentiert ihre 'sozialpolitischen Reformen' in der Unfall- , Renten- und Krankenversicherung und die Einführung der flexiblen Altersgrenze (vgl. 24.7.1971, d.Vf.).

Wird hier Politik im Interesse der Arbeiterklasse betrieben, oder haben wir es hier mit politischen Roßtäuschern zu tun? Zur Debatte steht die Bundestagswahl, und die bürgerlichen Parteien schlagen sich um den stärksten Stimmenblock, um 20 Millionen Arbeiter und Angestellte. Dieser Kampf um die Wahl jedoch wird von ihnen selbst zu einem Schwindel gemacht, wenn Abgeordnete den lukrativen Angeboten der Wirtschaft eher folgen als dem Wählerwillen, und während der Legislaturperiode die Partei wechseln; wenn viele weitere (z.B. Wienand (SPD) bei einer Fluggesellschaft, Raffert (SPD) und Dorn (FDP) bei Quick, Barzel (CDU) bei Henschel) ihr Gewissen durch einen Beratervertrag honorieren lassen; wenn nach der Wahl die Versprechungen beiseite gelegt werden, um eine Politik zu machen, die den Interessen der großen Monopole und Banken entspricht. In der Regierungszeit konferiert man mit den 'führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens' wie Abs und Poullain, Sohl (Thyssen) und Beitz (Krupp), zur Wahlzeit präsentiert man sich dann den Kollegen vom Bochumer Verein (Krupp), wie kürzlich Brandt (IGM-Bereich - vgl. Okt. 1972, d.Vf.) oder Strauß am Sonntag in der Westfalenhalle (CSU - vgl. 29.10.1972, d.Vf.). Dieses Gaukelspiel, das Regierungs- und Oppositionsparteien wechselweise betreiben, bietet keine echte Wahl, keine Wahl zwischen bürgerlicher Politik und Arbeiterpolitik, wie wir noch zeigen werden."
Q: Die Rote Front Nr. 2, Dortmund Okt. 1972

13.11.1972:
Die ML Hagen geben die Nr. 1 ihres Zentralorgans 'Roter Aufbruch' für 10 Pfennig datiert auf November, spätestens in dieser Woche (vgl. Apr. 1973) heraus. Uns lag bisher nur ein Faksimile der Titelseite vor, welches durch die ML Dortmund, ML Hagen und die PL Hamm (vgl. Dez. 1972) verbreitet wurde.

Im Leitartikel heißt es demnach zu den BTW (vgl. 19.11.1972):"
BUNDESTAGSWAHL: ARBEITERPOLITIK ODER POLITIK FÜR DIE AUSBEUTERKLASSE?

Noch nie waren die Arbeiter so beliebt wie heute. Die CDU/CSU präsentiert in ihrer Wahlzeitung zwei ihrer 'Arbeiterkandidaten', sorgt sich um die 'Chancengleichheit der Arbeitnehmer' und stimmt im Bundestag für eine *, *ige Rentenerhöhung. Die SPD/FDP präsentiert ihre 'sozialpolitischen Reformen' in der Unfall-, Renten- und Krankenversicherung und die Einführung der flexiblen Altersgrenze.

Wird hier Politik im Interesse der Arbeiterklasse betrieben, oder haben wir es hier mit politischen Roßtäuschern zu tun? Zur Debatte steht die Bundestagswahl, und die bürgerlichen Parteien schlagen sich um den stärksten Stimmenblock, um 20 Mio. Arbeiter und Angestellte. Dieser Kampf um die Wahl jedoch wird von ihnen selbst zu einem Schwindel gemacht, wenn Abgeordnete den lukrativen Angeboten der Wirtschaft eher folgen als dem Wählerwillen und während der Legislaturperiode die Partei wechseln; wenn viele weitere (z.B. Wienand SPD) bei einer Fluggesellschaft, Raffert (SPD) und Dorn (FDP) bei Quick, Barzel (CDU) bei Henschel ihr Gewissen durch einen Beratervertrag honorieren lassen, wenn nach der Wahl die Versprechungen beiseite gelegt werden, um eine Politik zu machen, die den Interessen der großen Monopole und Banken entspricht. In der Regierungszeit konferiert man mit den 'führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens' wie Abs und Poullain, Sohl (Thyssen) und Beitz (Krupp), zur Wahlzeit präsentiert man sich dann den Kollegen von Bochumer Verein (Krupp (IGM-Bereich, d.Vf.)), wie Kanzler Brandt oder Strauß in der Westfalenhalle (in Dortmund - vgl. 29.10.1972, d.Vf.)."

Der letzte Absatz des Faksimiles war leider unleserlich, ebenso wie das auf derselben Seite des 'Roten Aufbruchs' abgedruckte Inhaltsverzeichnis.
Q: Klassenkampf und Programm Nr. 1, Dortmund Dez. 1972, S. 60

04.12.1972:
Die Marxisten-Leninisten (ML) Dortmund geben vermutlich Anfang dieser Woche die Nr. 4 ihres Organs 'Die Rote Front' (vgl. 16.11.1972, 15.12.1972) heraus. Im Leitartikel heißt es zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 19.11.1972):"
NACH DER WAHL:
ALLES BLEIBT BEIM ALTEN

Auffallendes Zeichen war aber auch die hohe Wahlbeteiligung. Sicherlich war dies einesteils Ergebnis der Aufrufe jeder bürgerlichen Partei, die Regierungsübernahme durch die andere bedeute das Ende der Demokratie. Die wachsende politische Unterdrückung und die mit der wirtschaftlichen Entwicklung verbundene Existenzunsicherheit hat das Mißtrauen gegenüber dem bürgerlichen Staatsapparat vergrößert, die Unruhe wachsen lassen. Hinzu kam die immer offensichtlicher werdende Korruption der Volksvertreter, wie die Fälle Wienand, Raffert, Dorn und Co. Deshalb wurde eifrig die Werbetrommel zur Sicherung der Demokratie gerührt und die hohe Wahlbeteiligung zeigt, daß es gelang, die Herrschaft der Finanzmonopole als Demokratie für das ganze Volk zu verkaufen."
Q: Die Rote Front Nr. 4, Dortmund Dez. 1972

11.06.1973:
Vermutlich erscheint zu Beginn dieser Woche die Nr. 11 der 'Roten Front' (vgl. 4.6.1973, 27.6.1973) – Zeitung der Kommunistischen Kollektive Hoesch, Zeche Hansa (Dortmund) und Gewerkschaft Viktor (Castrop-Rauxel) Mitglieder der Kommunistischen Fraktion im Ruhrgebiet für den Wiederaufbau der Kommunistischen Partei' (KFR) mit dem Artikel:"
WATERGATE, STEINER, WIENAND…DASPARLAMENTARISCHE SYSTEM VERFÄLLT

Die Tatsachen sind bekannt, täglich werden neue Hintergründe aufgedeckt. Viele fragen sich, was ist das für eine Gesellschaft, in der politische Meinungen verkauft werden, sich die Abgeordneten selbst höhere Bezüge gewähren, während sie zum Maßhalten auffordern, in Frankreich ein Minister Steuern unterschlägt und in den USA eine Mafia-Organisation mit Nixon an der Spitze die Regierungsgewalt innehat. Sind es die Fehler einzelner Leute, die nur Ausnahmen bilden, hat das parlamentarische System nicht lange gut funktioniert, ist nicht Willy Brandt, der als ehrenhafter Biedermann über alles zu stehen scheint, die Garantie dafür, daß alles wieder in Ordnung kommt?
Man muß das alles verneinen. Die parlamentarische Demokratie der kapitalistischen Länder kennen die die politischen Skandale schon lange, wie diese Demokratie existiert. Diese Skandale durchbrechen nur den Mantel der Verschwiegenheit, der von den herrschenden Kreisen und ihrer Presse über ihre gesamten politischen Machenschaften gelegt wird. So schreibt die Frankfurter Allgemeine schon am 9. 6., zu Beginn der Untersuchungen: 'Fragen können in aller Fülle gestellt werden. Nur ist offen, wer am Ende überhaupt ein Interesse daran haben kann, daß sie überhaupt beantwortet werden.' Man sieht, das politische Gewissen der Abgeordneten, die Informationspflicht der Presse, das alles sind nur leere Phrasen um das Volk für dumm zu verkaufen, um gewählt zu werden, um dann in Ruhe im Trüben fischen zu können, bis der eigene Geldbeutel dick genug ist. Und so kommt es eben ans Tageslicht, wenn einer der politischen Ganoven sich von dem anderen übers Ohr gehauen fühlt! So, als Gerstenmaier sich 240. 000 DM zugeschoben hatte, Wienand und Dorm ihre Beratertätigkeit für 160. 000 DM bei der Pan International erfüllten, indem sie einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß über diese Firma verhinderten und Helms von der FDP und CDU wechselte, als sein Bauernhof 100. 000 DM brauchte. Und im Gegensatz zu kriminellen Ganoven haben die politischen noch nicht mal mit Strafe zu rechnen. Strauß, für dessen Skandalliste wir keinen Platz haben, und Wienand sind weiter am Ball, der anfangs noch andeutete, bei den Parteiübertritten im letzten Jahr sei Geld im Spiel gewesen, hat das Thema fallengelassen, als durchsickerte, daß auch Geld von der SPD gekommen sei. Sein Ehrenmann zieht nicht mehr. Sie sind alle keine Ausnahmen, manchmal werden sie abgesägt, dann rücken neue vom gleichen Schlage nach. Sie sind Marionetten eines gesellschaftlichen Systems, das auf den Profit ausgerichtet ist, und diese Marionetten handeln nach den Gesetzen dieses Systems: wenn Horten mit 300 Mill. DM Steuern in die Schweiz verschwindet, warum soll Gerstenmaier sich dann nicht wenigstens 240. 000 DM an Land ziehen. Das all dieses Geld letztlich von den Werktätigen kommt, kann diese Herren ja nicht stören, so ist das nun mal im Kapitalismus. Deshalb sind diese Politiker auch häufig damit beschäftigt, Vorzüge dieses Systems zu erfinden und anzupreisen. Sie sind nicht damit beschäftigt, im Interesse des Volkes Politik zu machen, ihre Auftraggeber und Zahlmeister kommen aus den Chefetagen. Deshalb müssen diese Leute weg, und deshalb muß dieses kapitalistische System weg. Nur im Sozialismus können die Werktätigen ihre Interessen verwirklichen, nur der Sozialismus garantiert Demokratie."
Q: Die Rote Front Nr. 11, Dortmund/Castrop-Rauxel Juni 1973

20.06.1973:
Die Nr. 10 des 'Gemeinsamen Kampfs' (vgl. 17.5.1973, 26.6.1973) - Zeitung der Kommunistischen Hochschulgruppe (KHG) Göttingen erscheint. Berichtet wird auch über die "Wienand-Steiner-Affäre: Betrachtungen über die parlamentarische Diktatur der Bourgeoisie".
Q: Gemeinsamer Kampf Nr. 10, Göttingen 20.6.1973, S. 6

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28.06.1973:
Die Kommunistische Gruppe (KG) Hamburg gibt die Nr. 3 ihrer 'Hamburger Arbeiterzeitung' (HAZ – vgl. 24.5.1973, 26.7.1973) mit dem Artikel "Korruption in Bonn!" zu Steiner und Wienand.
Q: Hamburger Arbeiterzeitung Nr. 3, Hamburg 28.6.1973, S. 12

Hamburger_Arbeiterzeitung060


02.07.1973:
Bei Hoesch Dortmund erscheint die Nr. 6 der 'Solidarität' - Informationsblatt der GIM (vgl. 13.6.1973) vermutlich frühestens in dieser Woche mit dem Artikel "Bemerkungen zum Steiner-Skandal". Dieser führt aus:"
Vor etwa mehr als einem Jahr versuchte Barzel mit den Stimmen einiger gekaufter Überläufer die Regierung Brandt-Scheel zu stürzen; um sich und die CDU so in die Vorzüge der Regierungspfründe zu bringen. Das mißlang. Die Arbeiter, die 1972 massenweise gegen den 'Barzel-Coup' auf die Straße gingen, erfahren jetzt, auf welche Weise die Würfel tatsächlich gefallen sind; der ehemalige CDU-Abgeordnete Steiner ließ sich von SPD-Wienand mit der sanften Gewalt von 50 000 DM bewegen, gegen Barzel zu stimmen. Wer allerdings meint, diese Vorkommnisse seien Unfälle des parlamentarischen Systems, der irrt. Hier zeigt sich vielmehr deutlich, daß es sich bei der 'parlamentarischen Demokratie' halt nicht um die Herrschaft des Volkes, sondern um eine hier und heute geeignete Form der Herrschaft des Kapitals über das Volk handelt, bei der die jeweilige Regierung der geschäftsführende Ausschuß des Kapitals ist, das sich seine Politik kauft. Die Beteiligung der Bevölkerung an dieser 'Demokratie' besteht ausschließlich darin, daß sie alle 4 Jahre an die Wahlurne bemüht wird, um eine Wahl zu treffen, die keine ist; wie auch gewählt wird, im Interesse der Lohnabhängigen regiert wird nicht."
Q: Solidarität Nr. 6, Dortmund o.J. (1973)

11.07.1973:
Die Nr. 1 der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ), des Zentralorgans des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), erscheint ab heute auf Juli datiert. C. Bucher berichtet über "Steiner, Wienand und andere…".

Eine Zusammenfassung der Kritiken aus den einzelnen Orten wird von einem Mitglied des Ständigen Ausschuß (StA) am 12.9.1973 für das ZK des KBW erstellt, in der es u.a. heißt:"
DIE KRITIK AN DER KVZ NR. 1

Gleichzeitig wird bemängelt, daß eine Tendenz vorgeherrscht habe, bloß zu berichten (insbesondere am Fluglotsen-Artikel, aber auch am Steiner-Wienand- und am Watergate-Artikel). Darüber würde die Propagierung der sozialistischen Alternative und die 'Anleitung in Fragen des kommunistischen Standpunktes und des Eingreifens und der Aufgabe von Kommunisten' vernachlässigt (Klöckner VZ Bremen).
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 1, Mannheim Juli 1973, S. 11; KBW-StA-1 Mitglied: Die Kritik an der KVZ Nr. 1, o.O. 12.9.1973

KVZ1973_01_22


18.07.1973:
Die KPD gibt ihre 'Rote Fahne' Nr. 29 (vgl. 11.7.1973, 25.7.1973) heraus. Eingegangen wird auch auf Steiner und Wienand.
Q: Rote Fahne Nr. 29, Dortmund 18.7.1973, S. 1 und 3

KPD_Rote_Fahne_1973_29_01

KPD_Rote_Fahne_1973_29_06


31.07.1973:
Vermutlich Ende Juli oder Anfang August gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Heidelberg/Mannheim/Wiesloch (ex KSG (NRF)) in Zusammenarbeit mit den Roten Zellen Karlsruher Schüler die Nr. 12 ihres 'Schulkampfs' (vgl. 11.5.1973, Okt. 1973) heraus. Berichte behandeln auch den Fall Wienand bzw. Steiner.
Q: Schulkampf Nr. 12, Heidelberg o.J. (1973), S. 16

Schulkampf_Heidelberg123

Schulkampf_Heidelberg124


07.11.1973:
Es erscheint die Göttinger Betriebszeitung (GBZ) Nr. 48 (vgl. 17.10.1973, 9.11.1973) mit dem Artikel "Steiner - Wienand - Quick: Schon wieder ein Bestechungsskandal" zur Korruption.
Q: Göttinger Betriebszeitung Nr. 48, Göttingen 7.11.1973, S. 7f

GBZ538

GBZ539


04.09.1974:
In der Nr. 36 ihrer 'Roten Fahne' (RF - vgl. 28.8.1974, 11.9.1974) berichtet die KPD auch über Wienand.
Q: Rote Fahne Nr. 36, Dortmund 4.9.1974, S. 1 und 3

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Oktober 1974:
Vermutlich im Oktober erscheint der 'Rote Pfeil' Nr. 5 der KSG des KABD (vgl. Juni 1974, Nov. 1974) mit dem Artikel "aus der Roten Fahne Sept. 74: Fall Wienand: Die Spitze eines Eisberges…".
Q: Roter Pfeil Nr. 5, Tübingen 1974, S. 12

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