Friedrich Rothe - Beiträge zur Biographie 1970 - 1977

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 18.5.2020

Es können hier nur wenige Dokumente und Hinweise zu Dr. Friedrich Rothe, einem der Kader der KPD am Germanistischen Institut der FU Berlin und Mitherausgeber der Reihe Proletarisch-revolutionäre Romane des Oberbaum-Verlags vorgestellt werden. Wir bitten um Ergänzungen.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

14.12.1970:
An der FU Berlin gibt die Rotzeg vermutlich in dieser Woche ihre Fachbereichszeitung 'Erkämpft das Sozialistische Studium!' (vgl. 30.11.1970, 29.1.1971) Nr. 2 heraus. Angekündigt wird der Vortrag von Dr. Friedrich Rothe: "Marxistische Ästhetik - ein Steckenpferd der Linksliberalen?" am 17.12.1970.
Quelle: Erkämpft das Sozialistische Studium! Nr. 2, O. O. (Berlin) Dez. 1970, S. 13

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03.04.1972:
An der FU Berlin gibt die Zelle Germanistik des KSV vermutlich in dieser Woche ihre 'Kommunistische Studentenpresse' (KSP) heraus unter der Schlagzeile "Programm der Agitationskollektive des Kommunistischen Studentenverbandes - Zelle Germanistik SS 1972" mit den Abschnitten:
- "Der KSV empfiehlt folgende Seminare";

- - "Brecht 1929-1933: Vom Lehrstück zum sozialistischen Realismus (Lethen, Rothe)";
- - "Dürrenmatts Kapitalismuskritik (Rothe)".
Q: Kommunistische Studentenpresse - Germanistik FU Programm der Agitationskollektive des Kommunistischen Studentenverbandes - Zelle Germanistik SS 1972, Berlin o. J. (1972), S. 9ff

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17.01.1973:
Die Nr. 2 der 'Dem Volke dienen' (DVD - vgl. 10.1.1973, 24.1.1973) des KSV erscheint mit dem Artikel "Friedrich Rothe. Akkord ist Mord", ein Aufsatz von Friedrich Rothe aus der Nr. 13/14 der 'Sozialistischen Zeitschrift für Kunst und Gesellschaft'.
Q: Dem Volke dienen Nr. 2, Dortmund 17.1.1973, S. 10

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30.04.1973:
Vermutlich in dieser Woche wird der folgende Text verfaßt und verbreitet:"
ERKLÄRUNG DER INITIATIVE FORTSCHRITTLICHER PUBLIZISTEN, KÜNSTLER UND WISSENSCHAFTLER

Wir verurteilen aufs Schärfste die Pressekampagne, die in der BRD und Westberlin unter dem Vorwand der Zerschlagung einer 'Terrororganisation' zur Liquidierung der KPD und anderer fortschrittlicher und kommunistischer Organisationen eingeleitet wurde.

Nicht die Tatsache, daß der Massenmörder Thieu am 10.4. in Bonn empfangen wurde, wird angeprangert, vielmehr die Besetzung des Rathauses, mit der Kommunisten und fortschrittliche Menschen gegen den Besuch protestierten, als 'Terrorakt' einer 'Politrockerbande' kriminalisiert.

Wir verurteilen, daß in Berichterstattung und Kommentaren der Presse die Bereitschaft der politischen Auseinandersetzung mit den Kommunisten aufgekündigt worden und stattdessen ein Klima des Schußwaffeneinsatzes gegen den politischen Gegner geschaffen worden ist.

Wir verurteilen, daß mit Demonstrationsverboten (z.B. dem Verbot der 1. Mai-Demonstration der KPD in Dortmund) das elementare Recht auf freie Meinungsäußerung für Kommunisten außer Kraft gesetzt wurde.

Darin sehen wir ein alarmierendes Indiz des Rückfalls in die Praktiken der Kommunistenverfolgung während der Adenauer-Ära.

Dr. Hubert Bacia, Arzt; Prof. Gerhard Bauer, Germanist; Anette Benduski, Diplomingenieur; Volkmar v. Braunbehrens, Wiss.-Ass.; Dr. Georg Bussmann, Kunsthistoriker; Hugo Brenzel, Rechtsanwalt; Dr. Martin Damus, Dozent; Gerd David, Schauspieler; Prof. Horst Domdey, Germanist; Jörg Friedrich, Schauspieler; Renate Gerhardt, Verlegerin; Rainer Hachfeld, Karikaturist; Rüdiger Hacker, Schauspieler; Manfred Hammer, Lektor; Dieter Heilbronn, wissenschaftl. Planer; Hortense v. Heppe, Malerin; Karl-Ernst Herrmann, Bühnenbildner; Grischa Huber, Schauspielerin; Dr. Siegfried Janssen, Biologe; Bernd Koch, Rechtsanwalt; W. Kolneder, Regisseur; Michael König, Schauspieler; Klaus Kuhnke, Journalist; Dieter Kursawe, Schauspieler; Dr. Johannes Küchler, Wiss.-Ass.; Ulla Küchler, Lehrerin; Henner Kraetsch, Rechtsanwalt; Dr. Klaus Kreimeier, Dozent und Filmkritiker; Dieter Lehmann, Schauspieler; Dr. Helmut Lethen, Ass.-Prof; Volker Ludwig, Schriftsteller; Erich Meckel, Diplomingenieur; Detlef Michel, Schriftsteller; Hermann Moers, Schriftsteller; Joachim Nettelbeck, Verw.-Angestellter; Christine Oesterlein, Schauspielerin; Gerd Petermann, Verleger; Elke Petri, Schauspielerin; Rupert v. Plottnitz, Rechtsanwalt, Harald Reme, Rechtsanwalt; Dr. Friedrich Rothe, Ass.-Prof.; Prof. Jens Scheer, Physiker; Renate Steiger, Schauspielerin; Dr. Paul Gerhard Völker, Ass.-Prof.; Prof. Dr. Uwe Wesel, Vizepräsident d. F. U. (FUB Berlin, d. Vf.); Dr. Bernd Weyergraf."

Veröffentlicht wird dieser Text u.a. durch die KPD (vgl. 9.5.1973) und durch das Komitee Hände weg von der KPD (vgl. 23.6.1973).
Q: Komitee Hände weg von der KPD: Bulletin Nr. 1, Köln o. J. (1973), S. 12; Rote Fahne Nr. 19, Dortmund 9.5.1973, S. 7

20.05.1973:
"Kulturkongreß der KPD" in Dortmund, der zunächst für den 19./20.5.1973 angekündigt worden war. Der Kongreß steht unter dem Motto: "Die Kunst gehört dem Volk. Nieder mit der revisionistischen Kulturpropaganda!".

Vorbereitet und veranstaltet wurde der Kongreß von der Abteilung für Agitation und Propaganda des ZK der KPD in Zusammenarbeit mit "Kulturschaffenden aus der BRD und Westberlin, (die) dieses erste Forum fortschrittlich gesinnter und revolutionärer Kunst- und Kulturschaffender" vorbereiteten. U.a. nimmt teil: Friedrich Rothe (Dozent und Mitherausgeber der Reihe Proletarisch-revolutionäre Romane).
Der KSV (vgl. 23.5.1973) berichtet auch:"
In drei Referaten zur Literatur: 1. Jewtuschenko, Hofpoet des Sozialimperialismus (Renate Horlemann), 2. Science Fiction in der SU (Hartmut Lück) und 3. Arbeiterliteratur in der BRD seit 1968 (Friedrich Rothe) zeigten die Genossen hervorragende Beispiele für die Verkommenheit der Sowjetischen Literatur, aber auch vor allem in dem dritten Referat Ansätze für eine proletarische Literatur (Akkord ist Mord)."
Q: Rote Fahne Nr. 19, 21 und 22, Dortmund 9.5.1973, 23.5.1973 bzw. 29.5.1973, S. 3, S. 7 bzw. S. 8; Kämpfende Jugend Nr. 6, Dortmund Mai/Juni 1973, S. 8f;KPD-ZK-Abteilung für Agitation und Propaganda: Die Kunst gehört dem Volk. Nieder mit der revisionistischen Kulturpropaganda. Protokoll des Kulturkongresses der KPD in Dortmund am 20.Mai 1973, Dortmund 1973;KPD-OL Dortmund: Freiheit für die KPD - Wir werden Breschnew entlarven, Dortmund o. J. (Mai 1973);Dem Volke Dienen Nr. 13, Dortmund 23.5.1973, S. 5

Juni 1973:
In Köln erscheint die Nr. 1 der 'Literaturpolitischen Korrespondenz' (vgl. Okt. 1973) mit dem Artikel "Friedrich Rothe: Die Hauptargumente der Zeitschrift 'Kunst und Gesellschaft' zum Werkkreis 'Literatur der Arbeitswelt'".
Q: Literaturpolitische Korrespondenz Nr. 1, Köln Juni 1973

09.11.1976:
Am Germanistischen Institut der FU Berlin beginnt, laut KPD, ein Streik gegen die Entlassung des Germanistik-Professor Friedrich Rothe und die drohenden Berufsverbote (BV) gegen die Hochschullehrer Gerhard Bauer, Volker von Braunbehrens, R. Wagner und Konrad Melchers.
Q: Rote Fahne Nr. 48, Köln 1.12.1976, S. 7

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13.11.1976:
In Berlin rief die KPD zur heutigen Demonstration "Solidarität mit den vom Berufsverbot betroffenen Demokraten und Kommunisten" (vgl. 26.11.1976) auf, wobei sie u.a. auf die BVs gegen den Assistenzprofessor Rothe sowie gegen Professoren an der TUB, Fachbereich 2 und an der FUB im Fachbereich 16 (Germanistik), am Fachbereich 11 (Philosophie und Sozialwissenschaften) sowie am Ostasiatischen Seminar (OAS) eingeht. Die KPD zählt 1 200 TeilnehmerInnen.
Q: Rote Fahne Nr. 45 und 46, Köln 10.11.1976 bzw. 17.11.1976, S. 6 bzw. S. 6

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11.01.1977:
In Berlin besuchen, laut KPD (vgl. 19.1.1977), über 3 000 Studenten die Großveranstaltung des Regionalen Streikrats (RSR) gegen die Entlassung der KPD-Wahlaufrufunterzeichner, auf der neben Prof. Bauer u.a. auch die GIM und der KB anwesend sind.
Q: Rote Fahne Nr. 3, Köln 19.1.1977, S. 7

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20.01.1977:
Die KPD (vgl. 26.1.1977) berichtet aus Berlin über die heutige Verlängerung des Vertrages von Friedrich Rothe.
Q: Rote Fahne Nr. 4, Köln 26.1.1977, S. 6

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31.01.1977:
Das Berliner Komitee gegen Gewerkschaftsausschlüsse, politische Entlassungen und Berufsverbote gibt seinen Informationsdienst '3-Gegen-Express' Nr. 3 (vgl. 13.12.1976, 4.4.1977) heraus mit dem Artikel "Bauer und Rothe bleiben drin!" zur FU.
Q: 3-Gegen-Express Nr. 3, Berlin 3.1.1977, S. 6f

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Februar 1977:
Die Nr. 2 der Zeitung 'Dem Volke dienen' (DVD - vgl. Jan. 1977, März 1977) des KSV erscheint mit dem Artikel "Westberlin: Kampferfolg des Streiks: Bauer und Rothe bleiben", über das verhinderte Berufsverbot für die Germanisten Prof. Bauer und Assistenzprof. F. Rothe an der FU.
Q: Dem Volke dienen Nr. 2, Köln Feb. 1977, S. 6f

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April 1977:
Die Initiative 'Aktionseinheit gegen politische Disziplinierung und Berufsverbote' gibt die 'Bremer Berufsverbote-Zeitung' Nr. 7 (vgl. Dez. 1976) heraus mit den Artikeln "1967… …1977" mit Berichten aus Oldenburg, Osnabrück und Bremen; Hohenheim, Berlin und Bonn und "Elin! Gib nicht auf" zu Elin Berndt, von Prof. Gerhard Bauer und Friedrich Rothe von der FU Berlin.
Q: Bremer Berufsverbote-Zeitung Nr. 7, Bremen Apr. 1977, S. 5

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Letzte Änderung: 18.05.2020