Praxis - Betriebszeitungen der KPD/ML-Zentralbüro 1970

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen

Mit „Praxis - Beispiele der Agit-Prop-Arbeit der KPD/ML“, Nr. 2, legte der Landesverband NRW der KPD/ML-ZB im Sommer 1970 (vermutlich im September) eine Übersicht von Betriebszeitungen und Flugblättern aus dem LV vor. Thema der Ausgabe war: „Der Kampf gegen die Sozialdemokratie in der Betriebsagitation“. Wie es im Vorwort hieß, sollte „Praxis“ zeigen, „wie der Kampf gegen die Sozialdemokratie auf Betriebsebene geführt wird“. Ob es überhaupt eine Nr. 1 der "Praxis" gegeben hat, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden - allerdings, dass keine weiteren Ausgaben mehr erschienen sind.

Praxis _ Beispiele der Agit_Prop_Arbeit der KPD/ML, Nr. 2, Titelseite

Praxis _ Beispiele der Agit_Prop_Arbeit der KPD/ML, Nr. 2, Vorwort

Praxis _ Beispiele der Agit_Prop_Arbeit der KPD/ML, Nr. 2, Vorwort

Praxis _ Beispiele der Agit_Prop_Arbeit der KPD/ML, Nr. 2, Vorwort

Praxis _ Beispiele der Agit_Prop_Arbeit der KPD/ML, Nr. 2, Vorwort

Praxis _ Beispiele der Agit_Prop_Arbeit der KPD/ML, Nr. 2, Vorwort



Inhalt der „Praxis“, Nr. 2 war:

Die SPD-Regierung bittet zur Kasse“ (vermutlich aus der zweiten Juli-Woche 1970) war das erste zentrale Flugblatt des Landesverbandes NRW überhaupt. Mit ihm nahm die praxisorientierte Propaganda der KPD/ML-Zentralbüro ihren Anfang. Es ist interessant zu sehen, wie sich fortan die „Linie zur Sozialdemokratie“ bis hin zur Theorie des „Sozialfaschismus“ entwickelte (vgl. Dietmar Kesten: Zur Geschichte der KPD/ML-Zentralbüro). Zu Beginn der „SPD-Kampagne“ war, wie hier, die Lohnraubpolitik „nur“ „ein unverschämter Lohnraub der SPD-Führer“ (ohne „sozialfaschistisch“ als Beigabe), später gehörte sie mit zur „sozialfaschistischen Verwaltung der Arbeiterklasse“. Und noch später meinte das ZB, dass, in Anlehnung an die Komintern, „Sozialdemokratie und Faschismus“ „Zwillingsbrüder“ seien.

Die SPD_Regierung bittet zur Kasse _ Flugblatt der KPD/ML, 1970 (Vorderseite)

Die SPD_Regierung bittet zur Kasse _ Flugblatt der KPD/ML, 1970 (Rückseite)



Roter Guss-Stahl Arbeiter“, Nr. 1/1970 (Juli), war die Zeitung der Gußstahl-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB, Ortsgruppe Gelsenkirchen. Die „Betriebsgruppe Gußstahl“ war im LV nicht besonders gut angesehen, da in ihr leitende Kader der Organisation organisiert waren, die dem „Fußvolk“ der Betriebsgruppe die Arbeit überließen. Darüber hinaus wurde kritisiert, dass ihre Agitation „weltfremd“ sei. Dennoch hielt sich die BG über zwei Jahre. Neben dem „Heissen Ofen“, der Betriebszeitung der KPD/ML-ZB für den Gelsenkirchener Schalker Verein, gehörte sie mit zu den „bodenständigsten“ Betriebsgruppen, etwa im Gegensatz zum „Roten Küppersbusch-Arbeiter“.

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 1

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 2

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 3

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 4

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 5

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 6

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 7

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 8

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 9

Roter Guss_Stahl Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 10



Lohnsteuervorausszahlung ist Lohnraub!“ war das zweite zentrale Flugblatt des Landesverbandes (vermutlich für den Bergbau). Es stammte aus der dritten Juli-Woche 1970. Auch hier war die „Lohnsteuervorauszahlung“ noch keine „sozialfaschistische Maßnahme“, sondern „arbeiterfeindliche Politik“.

Die SPD_Regierung bittet zur Kasse _ Flugblatt der KPD/ML, 1970 (Vorderseite)

Die SPD_Regierung bittet zur Kasse _ Flugblatt der KPD/ML, 1970 (Rückseite)



Roter W-Arbeiter“, ehemals „Roter Widia-Arbeiter“, Nr. 7/1970 (August). Die Zeitung durfte nach einem Rechtsstreit mit Krupp die Firmenbezeichnung „Widia“ nicht mehr verwenden. Man sieht hier im Scan, dass vom Kürzel nur noch das „W“ übrig geblieben war. Im „Kommunistischen Nachrichtendienst der KPD/ML und des KJVD“ hieß es u. a. am 6. Juli 1970 dazu: „Das Landgericht Essen verbietet der KPD/ML-ZB mit einer einstweiligen Verfügung weiterhin den Titel 'Roter Widia Arbeiter' für eine ihrer Essener Krupp-Betriebszeitungen zu verwenden, da 'Widia' ein Krupp-Name ist. Der Betriebsrat (BR) hat, laut KPD/ML-ZB, an Eides statt erklärt, dass es keine Widia-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB gäbe.

Der KJVD der KPD/ML-ZB berichtete dazu: „ESSEN: SCHLAG GEGEN BETRIEBSZEITUNG. Am 6.Juli wurde gegen den 'Roten Widia Arbeiter', die Zeitung der Betriebszelle Widia der KPD/ML (Krupp-Konzern) in Essen eine einstweilige Verfügung erlassen! Streitwert: 10.000 DM. Anfangs sind es rein formale Gründe, die im Gerichtsbeschluss aufgeführt werden: Der Name 'Widia' dürfe nicht missbraucht werden, der Inhalt des 'Roten Widia-Arbeiters' könne Kunden davon abhalten, Widia auch weiterhin Aufträge zu erteilen usw. Doch dann zeigt sich, was wirklich dahinter steckt: 'Grundlos und bösartig wird durch Form und Inhalt der angegriffenen Druckschrift bewusst eine erhebliche Störung des Arbeitsfriedens in der WIDIA-Fabrik ... herbeigeführt ... Irreführende, diffamierende, unsachliche und auch unrichtige Artikel ... sind bestimmt und geeignet, die in der WIDIA-Fabrik Beschäftigten gegen die Unternehmensleitung aufzuhetzen, Arbeitsunruhe und dadurch bedingte Störungen des geordneten Ablaufes herbeizuführen ...' (Aus dem Gerichtsbeschluss).

Das haut in dieselbe Kerbe wie die Entscheidung des Landesarbeitsgerichtes in Baden-Württemberg!“ (Vgl. Der Kampf der Arbeiterjugend, Nr. 3, Bochum, August 1970, S. 2f.; Kommunistischer Nachrichtendienst, Nr. 18, Bochum, 25.7.1970; DKP-Tatsachen, Nr. 8, Essen, o. J. [1970].

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 1

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 2

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 3

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 4

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 5

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 6

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 7

Der Rote W_Arbeiter, Nr. 7, August 1970, Seite 8



Die Zange“, Nr. 1/1970 (August), Zeitung der Siemens-Betriebsgruppe der KPD/ML in Gladbeck. Es erschienen noch einige weitere Ausgaben, allerdings ist nicht mehr bekannt, wann die Betriebszeitung eingestellt wurde. Die reine Frauen-Betriebsgruppe wurde u. a. später von der KPD/ML-ZK übernommen, die wohl auch eine Betriebsrätin stellte (vgl. Jürgen Schröder: Gladbeck: IG Metall, Rheinstahl und Siemens).

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 2

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 3

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 4

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 5

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 6

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 7

Die Zange, Nr. 1, 1970, Seite 8



Roter Hütten-Arbeiter“, Nr. 5/1970 (September), war die Zeitung der HOAG-Betriebsgruppe der KPD/ML-ZB in Oberhausen. Die „Hüttenwerke Oberhausen“, heute ist noch ein alter Gasometer am Rhein-Herne-Kanal erhalten, galten als wichtiger „Kampfbetrieb“ des Landesverbandes.

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 1

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 2

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 3

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 4

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 5

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 6

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 7

Roter Hütten_Arbeiter, Nr. 5, Sept. 1970, Seite 8



Kampf den Feinden der Germania-Kumpel!“ war das erste Flugblatt des Landesverbandes NRW für die „Germania“-Kumpel. Das Bergwerk „Germania“ war ein Steinkohlen-Bergwerk in Dortmund-Marten. Die bergrechtliche „Gewerkschaft Vereinigte Germania“ begann mit dem Abteufen des Schachtes am 1. Juni 1855 (Schacht 1/Germania 1). Die erste Kohle wurde Mitte 1858 gefördert. Ab 1965 wurde mit der schrittweisen Stilllegung von „Germania“ begonnen. Am 14. Mai 1971 war die komplette Stilllegung abgeschlossen (vgl. Jürgen Schröder: Dortmund: Zeche Germania, Zeche Zollern, Ruhrkohle AG, Gemeinschaftsausbildungswerkstatt (RAG-GAW) Zollern).

Kampf den Feinden der Germania_Kumpel! Flugblatt der KPD/ML_ZB (1970)



Roter Basalan-Arbeiter“, Nr. 1/1970 (September), für „Basalan“ in Münster-Hiltrup war vermutlich die erste und die letzte Ausgabe dieser Betriebszeitung. Bis 1985 bestand das Unternehmen unter dem Namen „Baslan-Isolierwolle GmbH“, später wohl „Rockwool-Werk“ (bis 2002).

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 1

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 2

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 3

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 4

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 5

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 6

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 7

Roter Basalan_Arbeiter, Nr. 1, 1970, Seite 8



Die Walze - Extrablatt“, erstes Flugblatt der Betriebsgruppe auf dem „Bochumer Verein“ in Bochum. Die Betriebszeitung „Die Walze“ gehörte mit zu den wichtigsten Betriebsprojekten der KPD/ML-ZB in Bochum. Wurde sie doch u. a. als „legitime Nachfolgerin der Glocke“ (die „Glocke“ war die Betriebszeitung der KPD) gehandelt.

Die Walze, Extrablatt, 1970 (Vorderseite)

Die Walze, Extrablatt, 1970 (Rueckseite)



Die Presse“, Nr. 1/1970 (August/September 1970). „Die Presse“ für Opel-Bochum, heute in aller Munde, hatte in der Anfangszeit mit harter Konkurrenz zu kämpfen. Neben der „Zündkerze“ der KPD/ML-ZK war es der „Rote Kadett“ der DKP, die beiden Gruppen heftig zusetzte. „Die Presse“ trug erheblich dazu bei, dass sich die GOG, die Gewerkschaftsoppositionelle Gruppe, bei Opel Bochum konstituieren konnte (vgl. Jürgen Schröder: Opel Bochum; Dietmar Kesten: Aktivitäten politischer Gruppen an der RUB).

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1

Die Presse, Nr. 1, 1970, Seite 1



Gedruckt wurde „Praxis“ seinerzeit in der Bochumer Bongardstraße. Das zusammengeheftete Organ wurde intern verbreitet, auf Agit-Prop-Veranstaltungen der Organisation als „Anschauungsmaterial“ verwandt und diente der Agit-Prop-Abteilung als Analyse über die Richtigkeit der Propagierung der Sozialdemokratie-Linie des Zentralbüros im Landesverband.

Letzte Änderungen: 16.10.2010

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