Der Kampf der Arbeiterjugend - Zentralorgan des KJVD, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1

Januar 1971:
Der KJVD der KPD/ML gibt seinen „Der Kampf der Arbeiterjugend“ 1/1971 mit acht Seiten DIN A3 unter Verantwortung von M. Schulte, Bochum, heraus. Ein Konto läuft unter dem Namen Gernhardt in Essen.

Im Leitartikel heißt es:
„MASSENENTLASSUNGEN, KURZARBEIT: MIT DEN KOLLEGEN DEN KAMPF AUFNEHMEN!
1. 300 Arbeiter und Angestellte werden von den Porsche-Kapitalisten Anfang des nächsten Jahres auf die Straße gesetzt, 800 Arbeiter sollen bei Bosch in Stuttgart-Feuerbach Anfang dieses Jahres entlassen werden, das sind die größten Massenentlassungen seit der Krise 1966/1967. Aber auch in anderen betrieben der Elektronikindustrieindustrie, der Textilindustrie häufen sich die Zahlen der Arbeiter, die einfach auf die Straße gesetzt werden. Kurzarbeit gibt es auch schon in der Stahlindustrie. Inzwischen müssen schon Tausende von Arbeitern mit Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit die Krise ausbaden.

Die SPD-Regierung macht systematisch den Lohnraub der Kapitalisten mit. Im August hat sie uns die 10% mehr Lohnsteuer aus der Tasche gezogen, in der Metalltarifrunde hat sie sich hinter die Gewerkschaftsführer gesteckt, hat sie mit Figgen in NRW und Koschnik in Bremen selbst dafür gesorgt, dass die Metaller nur 11% mehr Lohn bekamen. Hier konnten die Gewerkschaftsführer und die SPD ihre Mauscheleien mit den Kapitalisten noch nicht so offen zugeben, weil sie die Kampfbereitschaft der Metaller fürchteten.

Bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst machten sie kurzen Prozess. Ehe die Arbeiter, Angestellten und Beamten sich versahen, hatte Kluncker das Spiel für die SPD-Regierung und die Kapitalisten gewonnen. - 7% das war die Lohnleitlinie der SPD. 7% war auch das Ergebnis der Tarifrunde (siehe dazu auch Rote Fahne Nr. 6).

Die SPD-Regierung redet davon, dass sich die Lage normalisiert. Sie begrüßt sogar die Entlassungen, weil sie hofft, dass sie die Arbeiter einschüchtern. Die SPD-Regierung macht mit den Kapitalisten gemeinsame Sache, wenn es gilt, die Löhne niedrig zu halten und sie ist auch auf ihrer Seite, wenn sie jetzt schon ankündigen, dass die Preissteigerungen auch im nächsten Jahr weitergehen werden. Sie selbst hat für die Bundesbahn und die Bundespost jetzt wieder Preissteigerungen angekündigt.

UND DIE GEWERKSCHAFTSFÜHRER?

Sie halten mit der Wahrheit hinter dem Berg. Sie tun so, als sei alles nicht so ernst. Sie reden von Planungsfehlern einiger Kapitalisten.

Auch die Betriebsräte haben sich in den meisten Betrieben, wo Kurzarbeit eingeführt werden sollte, wo Arbeiter auf die Straße fliegen sollte, auf die Seite der Kapitalisten geschlagen. Bei AEG in Berlin, bei Blaupunkt in Herne, bei Porsche und in vielen anderen Betrieben haben sie die Belegschaft über die Maßnahmen der Kapitalisten nicht informiert, haben sie versucht, die Kollegen hinters Licht zu führen und zu beruhigen.

Nicht überall ist ihnen das gelungen. In einigen Betrieben konnte die KPD/ML die Pläne der Kapitalisten entlarven, in einigen Betrieben haben die Kollegen rechtzeitig von den Maßnahmen der Kapitalisten erfahren. Bei Bosch in Bamberg zum Beispiel haben sich die Kollegen mit einem Streik dagegen gewehrt, dass 40 Arbeiter entlassen werden sollten. Bei Krupp in Bochum haben 4. 000 Kollegen gegen einen Plan gekämpft, der ihre Arbeitsplätze bedroht hätte. In diesen Betrieben konnten auch die Gewerkschaftsführer, die jetzt häufig Besuche auf Betriebsversammlungen gemacht haben, nichts werden. Die Kollegen haben sie ausgepfiffen. Denn der Wirklichkeit der Entlassungen und der Kurzarbeit in den Betrieben konnten die Lügen dieser ‘Arbeitervertreter‘ einfach nicht mehr standhalten. ‘Du hast Dein Geld im Sack, aber wir?‘ sagten zum Beispiel die Krupp-Arbeiter in Bochum.

Wir haben im Kampf der Arbeiterjugend Nr.5 darüber berichtet, wie entschlossen die Lehrlinge bei Krupp den Kampf der Kollegen bei Krupp gegen die Rationalisierungsmaßnahmen der Kapitalisten unterstützt haben. Wir haben damals geschrieben, dass damit auch ein Kampf für ihre eigenen Interessen wurde. Und die Beispiele der Betriebe, die bisher schon von der Krise erfasst sind, zeigen, dass die Maßnahmen der Kapitalisten die Lehrlinge und Jungarbeiter genau so hart treffen wie die Kollegen auch.

ZUM BEISPIEL AERO-QUICK

Bei Aero-Quick in Mainz sind rund 30 Arbeiter entlassen worden. Vor allem Facharbeiter und Jungarbeiter. Die Produktion wird jetzt von den Lehrlingen und den angelernten Arbeitern weitergeführt. Die Kapitalisten werfen die raus, die den meisten Lohn bekommen und behalten die, die sowieso für einen Hungerlohn arbeiten müssen - die Lehrlinge. Wenn die Krise sich allerdings verschärft, wenn zum Beispiel die kleineren Betriebe pleite machen, dann bleiben auch die Lehrlinge nicht mehr verschont: denn Betriebe, die dicht machen, die schließen auch ihre Lehrwerkstätten. So liegen denn auch in Frankreich und den USA, wo die Krise schon weiter fortgeschritten ist, hunderttausende von Jugendlichen auf der Straße. (In den USA 2,5 Millionen, in Frankreich über 200 000). Und gerade die Angst der Arbeiter, auf der Straße zu liegen, die wollen die Kapitalisten und ihre Regierung ausnutzen, um noch mehr Profit aus der Arbeiterklasse herauszuholen, um sie noch mehr zu unterdrücken. Die Kapitalisten und die SPD-Regierung wollen uns einschüchtern! Wir Jungarbeiter und Lehrlinge antworten ihnen, indem wir uns organisieren, indem wir im Kommunistischen Jugendverband den Kampf gegen alle ihre Maßnahmen gegen uns und die ganze Arbeiterklasse aufnehmen.

Die Kapitalisten wollen die Arbeiterjugend zu einer Streikbrecherarmee in den kommenden Kämpfen der Arbeiter machen! Wir Lehrlinge antworten ihnen mit dem entschlossenen Kampf für das Streikrecht!

Die Kapitalisten wollen uns den Lohn kürzen? Wir Jungarbeiter und Lehrlinge antworten ihnen mit dem entschlossenen Kampf für den Wegfall der Altersabschläge und Leichtlohngruppen. Mit dem entschiedenen Kampf für die Verwirklichung unserer Forderung: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

Diesen Kampf müssen wir organisiert führen. Die einzige Organisation, die diesem Kampf eine klare politische Linie, eine entschlossene Führung geben kann, ist die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten. Die älteren Kollegen organisieren sich in den Betriebsgruppen der Partei. Wir Jungarbeiter und Lehrlinge organisieren uns in den Jugendbetriebsgruppen des Kommunistischen Jugendverbandes.

Immer mehr Arbeiter werden in diesem Kampf erkennen, dass die Kommunisten recht haben, dass es nur einen Ausweg aus dieser immer stärker werdenden Bedrohung durch die Kapitalisten und ihre Regierung geben kann: den Kampf für einen Staat, in dem die Arbeiter die Macht haben, in dem sie die Produktion nach den Bedürfnissen des Volkes bestimmen.“

Berichtet wird vom neuen Chef der Luftwaffe, vom MRCA - Kampfflugzeug, von der Aktion Widerstand, der Nationalrevolutionären Jugend (NRJ), den Jusos der SPD und dem Stufenplan in der Bauindustrie.

Aus dem Ausland wird berichtet von den USA in Vietnam, über die LKW-Produktion in der VR China, über den 70. Geburtstag von Stalin in der SU und aus Spanien vom Burgosprozess.

Aus Bayern wird berichtet aus Augsburg vom Naziterror, aus Berlin wird berichtet vom Naziterror, aus von den Streiks in Bremerhavener Landnebenbetrieben der Hochseefischerei, aus Hessen vom Streik bei den städtischen LAW in Frankfurt (ÖTV-Bereich) und aus der Gemeinschaftslehrwerkstatt der IHK Heppenheim.

Aus Niedersachsen wird berichtet vom Verfassungsschutz, aus NRW von den Fachoberschulen (FOS) sowie aus dem Buch- bzw. Einzelhandel (HBV-Bereich) bzw. aus dem Einzelhandel in Essen, aus Köln von Stollwerck (NGG-Bereich), aus Dortmund von Hülpert (IGM-Bereich) und aus Bottrop von Prosper (IGBE-Bereich). Aus Schleswig-Holstein wird berichtet aus Flensburg von den Postlehrlingen (DPG-Bereich).


Auf Seite 8 wird gefragt:
„WIE KOMMT ES ZU KRISEN?

Solche Krisen gibt es, seit es den Kapitalismus gibt. Und je weiter sich die Technik entwickelte, je besser die Maschinen wurden, desto schärfer wurden die Krisen, desto größer wurden die „Warenberge, die sich in den Lägern der Kapitalisten stapelten, desto größer wurde die Masse der Arbeiter, die in der Krise auf der Straße lagen, die kein Geld hatten, um ihren Frauen und Kindern genug zu Essen zu kaufen. Wie kommt das? Wie kann es sein, dass zu viel Waren da sind und die Arbeiter trotzdem Not leiden?

Nun, die Arbeiterklasse produziert zwar immer mehr, schafft immer mehr Reichtum - aber dieser Reichtum gehört ihr nicht. Er gehört allein den Kapitalisten, die die Fabriken und die Maschinen besitzen. Und die kümmern sich einen Dreck darum, was die Arbeiter brauchen, sie interessiert allein ihr Profit. Aber genau da sitzen sie auch in der Klemme.

Auf der einen Seite wollen sie immer mehr produzieren, treiben sie die Arbeiter immer schärfer an, versuchen sie mit allen Mitteln ihren Lohn zu kürzen. Auf der anderen Seite aber sind die Arbeiter letzten Endes auch die, die ihre Waren kaufen sollen - und zwar wieder zu möglichst hohen Preisen. Das kann natürlich nicht lange gut gehen.

Regelmäßig alle paar Jahre stapeln sich die Waren in den Lägern der Kapitalisten, sie sitzen auf dem angehäuften Reichtum fest. Um ihre Profite zu retten, versuchen sie den Lohn der Arbeiter noch weiter zu kürzen, führen sie Kurzarbeit ein, setzen sie die Arbeiter auf die Straße: die Arbeiterklasse bezahlt mit Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Not für die Profitgier der Kapitalisten.“

Weitere Artikel sind:
- Kampfflieger für Hitler. Jetzt Chef der Luftwaffe
- Aktion Widerstand in Bonn. Internationale übertönt Kriegshetze der Faschisten
- National Revolutionäre Jungend: Die gleichen Lügen wie bei Hitler
- Entlassungen nach der Probezeit: Lehrlinge erkämpfen Wiedereinstellung
- Jungarbeiter, Lehrlinge: Moderne Berufsausbildung? Das ist eine Frechheit
- Flensburger Postlehrlinge streiken. Lehrlingssprecher verhindert Erfolg
- Bonze Bischoff denkt nur an seine Provision
- Scharfer Wind bei der Ruhrkohle AG
- Lehrlinge als Streikbrecher? Nein
- Weihnachtsgeschäft geht vor
- Lastwagen heißen ‘Befreiung‘. So bringen die Arbeiter und Bauern China voran
- Josef Stalin: Immer noch zittern die Feinde der Arbeiter vor ihm
- Nieder mit Gomulka. Für die Diktatur des Proletariats
- Freiheit für das spanische Volk

Im Artikel: „Juso Kongress in Düsseldorf“, wird vom 1. Lehrlingskongress der Jusos am 23./24. November 1970 in Düsseldorf berichtet:

„Etwa 1.500 Jugendliche waren gekommen. Am stärksten war der Kommunistische Jugendverband Deutschlands vertreten. Etwa 220 Jungarbeiter, Lehrlinge und Studenten nahmen teil… Warum machen die Jusos auf einmal einen Lehrlingskongress? Warum lassen sie es bei der Vorbereitung sogar auf einen Krach mit den SPD-Parteiführen ankommen? Haben sie endlich eingesehen, dass eine gemeinsame Front der jungen Sozialdemokraten mit den Kommunisten und der Gewerkschaftsjugend gegen die SPD-Führer notwendig ist? … Der Kommunistische Jugendverband hat in einem Extrablatt des ‘Kampf der Arbeiterjugend‘ die Forderungen der Arbeiterjugend noch einmal genannt:
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Wegfall aller Altersabschläge!
Streikrecht!
Kündigungsschutz für Jugendvertreter! …“

Zum „Stufenplan“ heißt es:
„Der Stufenplan? Das ist das Kernstück der Berufsbildungsreform der SPD-Regierung. Ein Plan, der ihr Krupp ins Ohr geflüstert hat, das ist ihre Antwort auf die Proteste der Arbeiterjugend. Ausbildung ist kein Luxus, sagt sie. Aber nach diesem Plan ist für den größten Teil der Lehrlinge nach einem Jahr Schluss mit der Ausbildung. Ob die Arbeiterjugend nach diesem Gesetz nur noch das Nötigste lernt, darum auch weniger verdient, darum bei einer Krise zuerst rausgeworfen wird, interessiert diese Sozialdemokraten nicht …“

Und: „Sie (die Jusos, d. Verf.) hatten den Kongress zu einer Wahlveranstaltung für die SPD machen wollen. So hatten sie auch ein Transparent mit den Worten: ‘Jusos in der SPD‘ über der Tribüne hängen. Die Jungarbeiter und Lehrlinge sind auf die Bauernfängerei der Jusos nicht hereingefallen. Sie haben auf diesem Kongress gezeigt, dass sie bereit sind, einen entschlossenen Kampf gegen solche Leute wie diese Juso-Führer zu führen, die sich an die Kämpfe der Arbeiterjugend anhängen, nur um so wieder in die Arme der SPD-Führer zu treiben …“

Auch die SDAJ würde „auf der Seite der Jusos“ stehen. So meinten sie: „Maoisten hätten den Kongress kaputtgemacht. Sie hätten mit ihren Störversuchen verhindert, dass wirklich etwas für die Arbeiterjugend herauskommt. Mit ‘Maoisten‘ meinen sie die Jungarbeiter und Lehrlinge aus dem Kommunistischen Jugendverband. Sie sind als einzige für die Arbeiterjugend eingetreten …“
Q: Der Kampf der Arbeiterjugend, Nr. 1, Bochum Januar 1971.

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 1

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 2

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 3

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 4

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 5

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 6

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 7

KDAJ, 2. Jg., Januar 1971, Nr. 1, Seite 8


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