„Bolschewik“
Theoretisches Organ der Roten Garde NRW
Theoretisches Organ des KJVD

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 17.11.2011

Der „Bolschewik“ war die Zeitung der Roten Garde NRW der KPD/ML. Seine Herausgabe liegt in der Spaltung der KPD/ML vom Frühjahr 1970 begründet. Zunächst hieß das Organ: „Bolschewik. Theoretisches Organ der Roten Garde NRW“. Eine Null-Nummer erschien vermutlich am 7.3.1970 in Gelsenkirchen. Die Nr. 1 dürfte Mitte/Ende März 1970 erschienen sein und sollte nicht mit dem „Bolschewik“, dem theoretischen Organ der KPD/ML-ZB, das den Untertitel „ehemals Revolutionärer Weg“ trug, verwechselt werden. Wiederum erschien dann im Juni 1970 die Nr. 2 des „Bolschewik“. Nun mit dem Untertitel: „Theoretisches Organ des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland KJVD“. Deshalb, weil sich die Rote Garde NRW auf einem Plenum in Bochum (18.-20. April 1970) in KJVD umbenannt hatte. Ab dem 1.8.1970 erscheint dann „Der Junge Bolschewik“ als vollkommen neues Organ des KJVD, der aber wiederum ein Nachfolgeorgan des „Bolschewik“ (vgl. Dietmar Kesten: „Zur Geschichte der KPD/ML-Zentralbüro, Kaptitel 8-14) war. Alle Ausgaben wurden seinerzeit im KPD/ML-Verlag in Bochum gedruckt.

Hier sollen zunächst die ersten drei Ausgaben des „Bolschewik“ vorgestellt werden, die auch in Erinnerung rufen, was unter der sog. „korrekten politischen Linie“ verstanden und unter welchen Gesichtspunkten die politische Auseinandersetzung mit dem Gegner geführt wurde. Dass diese in der Regel der „Entlarvung der Arbeiterverräter“ dienen sollte, darf nicht unerwähnt bleiben. Daneben fällt auf, mit welchen Phrasen auf den politischen Gegner eingedroschen wurde. So waren der „Trotzkismus“ und das „Liquidatorentum“ als Vorwürfe an die alte Landesleitung der KPD/ML und an das ZK der eigentliche Dreh- und Angelpunkt.

Nicht umsonst hatte seinerzeit die kommende neue Führung des Landesverbandes dem „Bolschewik Nr. 1“ als Anhang Stalins Rede „In der Vollversammlung der Kommunistischen Fraktion des Zentralen Gewerkschaftsrates am 19. November 1924“ aus der „Internationalen Pressekorrespondenz 158“ (Inprekorr) beigefügt. Der Artikel „Unsere Hauptaufgaben: Schlagt den Trotzkismus“ („Bolschewik 1“) verdeutlicht, dass alles und jedes unter „Trotzkismus“ verstanden wurde, dass er aber gleichzeitig auch als Katalysator wirkte; denn mit diesem schillernden Begriff konnte sich die Rote Garde NRW vielerorts Gehör verschaffen und durchsetzen. Möglicherweise hatte der „Bolschewik“ auch deshalb bei vielen Gruppen in NRW, die mit der Roten Garde sympathisierten, eine gewisse Anziehungskraft erlangen können.

Die sich schnell zuspitzenden Ereignisse von Anfang März bis Juni 1970, die mit der Gründung des KJVD und des Zentralbüros im Juli einen gewissen Endpunkt erreichten, waren weitgehend unübersichtlich und nicht durchschaubar. Bedenkt man, dass der Gründervater der heutigen MLPD, Willi Dickhut, seine Fahne schnell wechselte, dem Aufruf der Roten Garde NRW: „Das Hauptquartier bombardieren“ und der Gründung des KJVD uneingeschränkt seine Zustimmung erteilte, dann aber die Keule des „Trotzkismus“, die über allem zu schweben schien, schwang, so zeigt das noch einmal, dass der „Bolschewik“ zu einem Krisenblatt aus der Gründungszeit der Roten Garde NRW, des KJVD und des Zentralbüros wurde.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

04.03.1970:
In Gelsenkirchen verfasst die Rote Garde (RG) NRW der KPD/ML den Aufruf „Das Hauptquartier bombardieren“, in dem die liquidatorische Linie in der KPD/ML angegriffen wird. Diese würde dafür eintreten, dass die Landesleitung Berlin der KPD/ML über die Rote Garde zu bestimmen habe, wodurch die organisatorische Selbstständigkeit der Roten Garde vernichtet werde. In ihrer Opposition gegen die Liquidatoren, für die sich bald, nach einem ihrer Führer - Ezra Gerhard - , der Name 'Ezristen' einbürgern wird, weiß sich die RG NRW einig mit der KPD/ML NRW und den Landesverbänden Niedersachsen von KPD/ML und Roter Garde. Da zu einigen Landesverbänden kein Kontakt bestehe, habe man sich mit diesen noch nicht abstimmen können, dennoch sind die Verfasser zuversichtlich, dass auch die anderen Landesverbände von KPD/ML und RG ihre Position teilen werden.

U. a. heißt es: „Der Landesverband Nordrhein-Westfalen ruft hiermit alle Rotgardisten in Deutschland dazu auf, den Kampf aufzunehmen gegen die Partei- und Rote Gardefeindliche Fraktion, die die Führung der Roten Garde in einem Landesverband und auf Bundesebene usurpiert hat und seit geraumer Zeit dabei ist, die Rote Garde zu liquidieren. Ihr Ziel ist es, die Rote Garde Bewegung zu zerschlagen. Sie erklären offen, dass sie es nicht für schlimm halten, wenn sie die Rote Garde liquidieren und behaupten, die Rote Garde dürfe jetzt keine Massenorganisation sein. Sie sind objektive Agenten der Bourgeoisie. Sie tarnen ihre konterrevolutionären Absichten mit revolutionären Phrasen, indem sie behaupten, man dürfe die Rote Garde nicht aufbauen solange man noch keine Klassenanalyse habe. Sie tarnen die Errichtung ihrer bürgerlichen Diktatur über die Rote Garde mit der Erklärung, die Rote Garde dürfe jetzt keinen demokratischen Zentralismus haben. Deshalb solle die Partei- Landesleitung Berlin über alles in der Roten Garde bestimmen. Damit verraten sie die Grundprinzipien der III. Kommunistischen Internationale über die Jugendorganisation! Sie haben eine reaktionäre Linie geschaffen, die mit dem Marxismus-Leninismus nichts mehr gemein hat. Sie haben die Grundprinzipien des Marxismus-Leninismus über Bord geworfen und in einer solchen Lage haben alle Marxisten-Leninisten die Pflicht, diese liquidatorische Richtung zu zerstören… Wir rufen alle Rotgardisten dazu auf, alles daranzusetzen, die Liquidatoren zu stürzen! Entfaltet die Massenkritik! Leitet eine groß angelegte Kampf-Kritik-Umformung ein! Reorganisieren wir die Rote Garde!”

In dem Aufruf wird weiter gegen drei entscheidende Punkte polemisiert, die auch als die eigentlichen Gründe für die Spaltung der KPD/ML anzusehen sind:
1. Frage des Verhältnis von Theorie und Praxis.
2. Verhältnis von Parteiorganisation zur Jugendorganisation (Demokratischer Zentralismus).
3. Verhältnis von Intelligenz zur Arbeiterklasse.
Abgedruckt wird dieser Aufruf in einer bisher unbekannten Zeitung mit dem Namen „Bolschewik. Theoretisches Organ der Roten Garde”.
Quellen: Bolschewik. Theoretisches Organ der Roten Garde, Nr. 0, Essen o. J. (März 1970); Revolutionärer Weg, Nr. 4/1970, 2. Auflage, Stuttgart 1973, S. 58f. und S.82.

07.03.1970:
Vermutlich heute erscheint erstmals ein „Bolschewik” (Nr. 0) als theoretisches Organ der Roten Garde (RG) NRW der KPD/ML. Die ehemalige OG Essen der GRFB (Gruppe Rote Fahne Bochum, d. Vf.) datiert die Zeitung zwar auf den 4.3.1970, sie enthält aber noch eine Resolution der RG NRW von diesem Tag und macht nicht den Eindruck, als wenn ihre Brennmatrizen so schnell erstellt worden waren, dass sie noch über Nacht erscheinen konnte. Die Redaktion wird mit Landeskomitee NRW der Roten Garde angegeben. Verantwortlich zeichnet Peter Weinfurth.

Außer dem Aufruf vom 4.3.1970 enthält diese Nr. 0 des „Bolschewik” noch „Thesen zur Ausrichtung der Roten Garde“, in denen es über das Verhältnis zwischen KPD/ML und RG heißt: „Die Parteimitglieder arbeiten in der Roten Garde, indem sie sich von den Mitgliedern in Leitungen wählen lassen … Die Rote Garde muss eine Massenorganisation sein, das heißt, die Ansprüche an die Mitglieder müssen sehr gering sein.”

Woraus gefolgert wird, man müsse „jeden aufnehmen, der Mitglied werden will und gegen die Kapitalistenklasse auf revolutionärem Wege kämpfen will.”

Des weiteren wird das Statut der RG NRW abgedruckt und ein „Lehrlingsaufruf der Roten Garde NRW”.

Neben einem Artikel „Über die Methode Beschlüsse zu fassen!” werden noch folgende Dokumente veröffentlicht:
- Protokoll eines Gespräches des Genossen Oliver mit Ezra
- Protokoll des Gespräches der Delegation der Roten Garde NRW mit Mitgliedern des von der Landesleitung Berlin der Partei eingesetzten Zentralkollektivs Günther und Hanjo
- Schreiben des Angestelltenkollektivs der Roten Garde Berlin an das eingesetzte ZKOLL.
Q: Bolschewik, Nr. 0, Essen o. . (März 1970); OG Essen der GRFB in Zusammenarbeit mit der KPD/ML: Dokumente zur Einheit der Marxisten-Leninisten in der KPD/ML, Essen, o.J., S.43ff.; MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S.103 und 113; Revolutionärer Weg, Nr. 4, Stuttgart 1973, S.82.

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16.03.1970:
Die Rote Garde (RG) NRW der KPD/ML bringt, wahrscheinlich Mitte bis Ende März, also vermutlich frühestens in dieser Woche, die zweite Ausgabe ihres theoretischen Organs „Bolschewik” heraus, die als Nr. 1 gezählt wird, da die erste Nummer eine Nullnummer war.

In einem Artikel „1. Unsere Hauptaufgabe” wird auf das bisherige Verhältnis zwischen Arbeitern und Intellektuellen in der KPD/ML eingegangen. Zunächst aber wird die Gründung der Roten Garde behandelt:

„So richteten wir zunächst das System der Bezirksinstrukteure ein. Genossen waren verantwortlich, in ihrem Bezirk zu versuchen Zirkel von Jugendlichen aufzubauen. Dabei war es uns im Anfang ziemlich gleichgültig ob es sich hierbei um Arbeiter oder Schüler handelte! … Die politische Linie wechselte oft von Ort zu Ort. Aber die Rote Garde Gruppen schossen wie Pilze aus dem Boden, teilweise ohne unser Dazutun … Das Verbindende der Gruppen war eigentlich nur die chinesische Literatur und ganz allgemeine Prinzipien des Marxismus/Leninismus.”

Erwähnt wird auch noch die „Rote Garde Berlin, die sich schon wesentlich weiter entwickelt hatten als wir in NRW.“ Dort war „die am weitesten fortgeschrittene Gruppe, die Essener Rote Garde … So gingen wir auch daran, von Essen aus zunächst im Ruhrgebiet in den wichtigsten Städten Rote Garden zu gründen. Die Bewegung in den anderen Städten NRWs verblieb weiterhin im Zirkelwesen … Der ideologische Kampf entfaltete sich vor allen Dingen gegen ökonomistisch arbeitende studentische Gruppen, die ebenfalls eine revolutionäre Organisation schaffen wollten … Die fortgeschrittensten Zirkel traten in die Rote Garde ein, und sie wurde zur einzigen marxistisch-leninistischen Organisation der Jugend in NRW.”

Nachdem man noch erfahren kann, dass die „Jungarbeiter- und Lehrlingskommission” gerade den Text: „Die Lage der arbeitenden Jugend in Deutschland“, der im Jahre 1920 von der (Jugendorganisation der KPD) verfasst wurde, liest, kommen auch schon die „Thesen zur Agitation unter der studierenden Jugend“, die - höchst aktuell und der konkreten Situation angepasst - dem Dokument „Aus dem Bericht über die Arbeit der Sektion zur Behandlung der Arbeit unter den Studenten auf dem II. Kongress der Kommunistischen Jugend Internationale im Jahre 1921” entnommen wurden. Darin heißt es über die Studentenschaft: Sie „stellt in den entscheidenden Klassenkämpfen eine Kerntruppe der Reaktion … Die Aufgabe kommunistischer Propaganda unter der studierenden Jugend ist:
1. Die Kampfkraft der Konterrevolution zu schwächen. 2. In die drohende Sabotagefront der bürgerlichen Fachintelligenz Breschen zu schlagen. 3. Die für die Durchführung der Revolution und den kommunistischen Aufbau notwendigen wissenschaftlichen und technischen Kräfte zu gewinnen.”

Abschließend heißt es: „Nach diesen Thesen richten sich die Rote Garde Kolls an den Universitäten aus.”

In einem weiteren Artikel („Schlagt den Trotzkismus“) wird auf die IKD und die GIM eingegangen, denen jeweils ca. 20 Mitglieder in der BRD und Berlin zugesprochen werden. Besonders werden die, von den IKD gesteuerten, Spartacus-Gruppen behandelt. Zu deren Konzept einer „Jugendavantgarde” wird ausgeführt: „Man stellt hier … die kleinbürgerlich-revolutionäre Schüler- und Studentenbewegung einfach als legitime Nachfolgerin der proletarisch-revolutionären Arbeiterbewegung hin … Ich persönlich habe von der proletarischen Jugend noch nicht eine solche geschlossene Aktion erlebt, wie die Arbeiterschaft in ihrer Gesamtheit während der Septemberstreiks sie demonstrierte.”

Während das erste Argument eher in die Kategorie billige Polemik fallen dürfte, wenn man die internen Diskussionen von Spartacus - IAfeKJO z.B. über die Frage, ob ihre Flugblätter an Unis verteilt werden dürfen, kennt, so mag das zweite Argument schon eher bedenkenswert sein. Als drittes Argument, welches allerdings wohl nur einen eher kleinen Kreis von Lesern des „Bolschewik” überzeugen mochte, wird auf die Gründung der KPD/ML hingewiesen, die „zum Teil aus alten erfahrenen Arbeiterkadern und nicht etwa aus der proletarischen Jugend” entstanden sei.

Artikel der Ausgabe sind:
- Unsere Hauptaufgaben
- Rundschreiben der Agitabteilung
- Richtlinien zur Agitation
- Thesen zur Agitation unter der studierenden Jugend
- Schlagt den Trotzkismus
- Der Verrat am Marxismus-Leninismus im Konzept des Spartacus
- Rede des Genossen Stalin.
Q: Bolschewik - Theoretisches Organ der Roten Garde, Nr. 1, o. O., März 1970; OG Essen der GRFB in Zusammenarbeit mit der KPD/ML: Dokumente zur Einheit der Marxisten-Leninisten in der KPD/ML, Essen, o. J., S. 43ff.

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Juni 1970:
In Bochum wird die dritte Ausgabe (Nr. 2) des „Bolschewik” herausgegeben, der nun den Untertitel „Theoretisches Organ des KJVD” trägt. Neben einem Artikel zur Gewerkschaftsfrage widmet sich der Hauptteil dieser Nummer der Auseinandersetzung mit der KPD/ML-ZK. Im ersten Artikel mit dem Titel „Die Plattform des ZK der Partei: Ein Dokument des Liquidatorentums” wird gegen den Artikel „Bauen wir eine starke bolschewistische Partei auf!” aus dem 'Roten Morgen' (Nr. 3/1970 vom 30.3.1970) polemisiert: „Die Vertreter der schwarzen Linie meinen also, dass die hervorragendsten Vertreter der Arbeiterklasse zur revolutionären Partei der Intelligenz gelaufen kommen, um sich mit den Intellektuellen zu vereinigen.”

Gegen diese Plattform wendet sich auch ein zweiter Artikel, dessen Titel „Ideologische Abhängigkeit von der Partei - organisatorische Selbstständigkeit der Jugendorganisation” bereits einiges vom Inhalt vorwegnimmt. Nach Ansicht des KJVD „besteht das Wesen einer Massenorganisation nicht nur darin, dass sie große Mitgliedermassen in ihren Reihen vereinigt, sondern auch, dass die Organisation einen FÜHRENDEN Einfluss auf die Masse der nichtorganisierten Jugendlichen ausübt. Dies ist aber vollends nur erreichbar unter der Diktatur des Proletariats!”

Wieder einmal wird angeführt, dass „Teile des Berliner ZKoll (Zentralkollektiv bzw. Bundesleitung der Roten Garde, d. Vf.) aus dem trotzkistischen Spartacus praktisch übernommen” wurden. Weiter wird noch das ZK der KPD/ML-ZK angegriffen, in dem ein Genosse säße, der noch bis Mai 68 eine führende Rolle in einer französischen Trotzkisten-Organisation gespielt habe.

Artikel der Ausgabe waren:
- Die Plattform des ZK - Ein Dokument des Liquidatorentums
- Der Kampf zweier Linien in der Partei und der Jugendorganisation
- Ideologische Abhängigkeit von der Partei - Organisatorische Selbständigkeit der Jugendorganisation
- Zur Gewerkschaftsfrage.

Mit dieser Ausgabe befassen sich u. a. in:
- NRW, die Marxisten-Leninisten (ML) Bochum und die spätere Bolschewistische Linie (BL) der ehemaligen KPD/ML RM aus Dortmund.
Q: N.N.: Aufruf an alle Marxisten-Leninisten in der ehemaligen Organisation der KPD/ML in Dortmund, Dortmund, Januar 1972, S. 8; ML Bochum: Schlag zu und schon geht es los. Die KPD/ML und der Klassenkampf in der BRD, Bochum o. J. (1973), S. 61; Bolschewik - Theoretisches Organ des KJVD, Nr. 2, Bochum, Juni 1970; Spartacus-IAfekJO: Protokoll des 7. (Gründungsplenums), Berlin, 16.3.1969; Spartacus-IAfekJO: Ohne Titel, Berlin 6.5.1969; OG Essen der GRFB in Zusammenarbeit mit der KPD/ML: Dokumente zur Einheit der Marxisten-Leninisten in der KPD/ML, Essen, o.J., S. 43ff.; ML Dortmund: Den Parteiaufbau bewusst in Angriff nehmen. Ein Beitrag zum ideologischen Kampf gegen revisionistische Auffassungen zum PA, Dortmund, o. J. (17.2.1972), S. 3.

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Juli 1970:
Von der nationalen Leitung des KJVD der KPD/ML-ZB, dem KJ-Inform, herausgegeben, erscheint ein Aufruf, aus dem hervorgeht, dass „nach längerer Vorbereitung das Zentralbüro der KPD/ML geschaffen worden ist”. Danach hat das Zentralbüro (ZB) die Aufgabe, „die Partei auf nationaler Ebene aufzubauen, die ideologische, politische und organisatorische Anleitung der KPD/ML zu gewährleisten“. Weiter heißt es: „Auf nationaler Ebene führt es auch die ideologische und politische Anleitung des Jugendverbandes durch. Ein wichtiges Mittel zur Propagierung der politischen Linie der Partei aber ist das Zentralorgan. Die Unterstützung der Partei von Seiten des KJVD ist gerade in der Zeit des Aufbaus der KPD/ML besonders wichtig. In der gegenwärtigen Situation ist unsere vordringlichste Aufgabe der Vertrieb des neuen Zentralorgans der KPD/ML.”

Die Aufgaben des KJVD werden wie folgt umrissen: „Wir müssen aktiv für die Stärkung der KPD/ML kämpfen, damit der Kampf der Jungarbeiter mit dem Kampf der gesamten Arbeiterklasse verschmolzen werden kann. Darum setzen wir alle Kräfte für die Verbreitung der Roten Fahne ein.”

In Abgrenzung zur Roten Garde (RG), der Jugendorganisation der KPD/ML-ZK, wird ausgeführt: „Einer der entscheidenden Vorteile des KJVD gegenüber seinem Vorläufer, den Roten Garden, sollte doch sein: Endlich mit der lokalen Handwerkelei Schluss zu machen und eine starke und einheitliche Kampforganisation zu schaffen, dadurch, dass man sie von oben, von einem starken Zentrum aus aufbaut. Diese Vorhaben wurden erst sehr mangelhaft in die Tat umgesetzt; es wurden viele Fehler gemacht, gerade auch vom KJ-Inform aus. Doch die Ansätze sind da, wir haben die Möglichkeit, diese Fehler zu korrigieren.”

Aus dem Aufruf geht auch hervor, dass der „Junge Bolschewik“ (JB) das bisherige Verbandsorgan, den „Bolschewik - Theoretisches Organ des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschland KJVD“ vom Juni 1970 ablösen wird: „Der Junge Bolschewik wird der Nachfolger unseres Bolschewik sein. Aber er wird einen anderen Charakter haben als der Bolschewik, er wird das Organ für Theorie und Praxis des KJVD sein.”
Q: KJVD-KJ-Inform: Aufruf, Bochum, Juli 1970.

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