Der Junge Bolschewik, Jg. 1, Nr. 1, 1. August 1970

01.08.1970:
In Bochum erscheint die erste Nummer, Nr. 1/1970, von „Der junge Bolschewik - Organ für Theorie und Praxis des KJVD”. Im Impressum heißt es noch zusätzlich: „Innerorganisatorisches Organ des KJVD”. Herausgegeben wir das TO vom Kommunistischen Jugendverband Informationsbüro - KJ-Inform. Über die Vorläuferzeitung „Bolschewik“, Theoretisches Organ der Roten Garde (RG) NRW bzw. des KJVD, bis zur 2. Ausgabe vom Juni 1970 heißt es:

„Wenn wir uns den Inhalt der beiden Nummern des Bolschewik noch einmal vergegenwärtigen, wenn wir uns zurückerinnern an die Auseinandersetzungen, die von unserer Seite aus mit ihm bestritten wurden, dann stellen wir ganz klar fest: Der Bolschewik war in Wirklichkeit nicht nur das Theoretische Organ der Roten Garde/KJVD, sondern lieferte in mindestens ebenso großem Ausmaße auch die theoretischen Grundlagen für die Auseinandersetzung mit der kleinbürgerlichen Linie innerhalb der KPD/ML. Das ist darauf zurückzuführen, dass sich die Notwendigkeit des Kampfes gegen diese Opportunisten zum ersten Mal zu dem Zeitpunkt offen ergab, als sie sich daran machten, die Jugendorganisation der Partei, die Rote Garde, zu liquidieren. Deshalb wurde der Kampf folgerichtig auch zuerst von den unmittelbar Betroffenen, den Rotgardisten, aufgenommen, die sich dann als eines ihrer Kampfinstrumente den Bolschewik schufen. In diesem historischen Zusammenhang müssen wir die Funktion und den Charakter des Bolschewik sehen.

Mittlerweile haben wir jedoch eine völlig andere Situation: Die kleinbürgerliche Ezra-Aust-Clique hat sich abgespalten und sich auch untereinander noch einmal gespalten, es gibt ein zentrales Büro sowohl des Jugendverbandes (der umbenannt wurde in KJVD) als auch der KPD/ML, und der Aufbau der Partei und der Jugendorganisation geht mit viel Schwung und Optimismus erfolgreich voran. D. h., es herrschen wieder, wenn man so sagen will, normale Verhältnisse.”

Unter der Fragestellung „Hat die Jugendorganisation ein eigenes theoretisches Organ?” heißt es weiter:

„Wie aber sieht es unter diesen normalen Umständen mit dem Theoretischen Organ des KJVD aus? Ganz im Gegensatz zu der Ezra-Aust-Clique haben wir von Anfang an die richtige Meinung vertreten, dass die Jugendorganisation unter der politischen und ideologischen Führung der Partei, im Rahmen ihrer Strategie und Taktik, bei gleichzeitiger organisatorischer Selbständigkeit kämpft. Die Haltung der KPD/ML zu grundsätzlichen Fragen der Politik und der Ideologie jedoch wird erläutert in ihrem Theoretischen Organ, dem 'Revolutionären Weg'. Für die Jugendorganisation gilt es darum, ihre Agitation und Propaganda unter der Arbeiterjugend, die naturgemäß in vielen Punkten anders aussieht als die der KPD/ML (weil nämlich die Arbeiterjugend neben den allgemeinen Interessen der Arbeiterklasse auch noch ihre besonderen Interessen vertreten muss), auf der Grundlage dieser Haltung der Partei zu betreiben, nicht aber die grundsätzliche politische Linie der Partei zu erarbeiten. Von daher ergibt es sich dann auch, dass der Jugendverband kein eigenes Theoretisches Organ benötigt, sehr wohl aber ein Organ, was die politische Linie der Partei in Form von Richtlinien, Anweisungen und Ratschlägen auf die besondere Situation der Arbeiterjugend anwendet. Der Junge Bolschewik ist ein solches Organ für Theorie und Praxis des KJVD. In diesem Organ werden theoretische Fragen, die die Arbeiterjugend und ihren Kampf betreffen, genauso behandelt, wie durch es die praktische Anleitung der Leitungen auf allen Ebenen erfolgt. Es ist also das Instrument zur Führung, Vereinheitlichung und Verbesserung der Arbeit in allen Landesverbänden. Somit wird es auch weitgehendst die Funktion der Rundschreiben des KJ-Inform übernehmen… Anschließend drei Gründe für die Umbenennung des ‘Bolschewik‘:

1.) Ähnlich wie bei der Umbenennung der Roten Garden in KJVD soll auch äußerlich zum Ausdruck kommen, dass 'Der Junge Bolschewik' etwas neues ist, ein Organ, was eine andere Funktion und einen anderen Charakter besitzt als der 'Bolschewik' sie besaß.

2.) Der Name 'Der Junge Bolschewik' ist eher einem Organ des Jugendverbandes angemessen. Unser Zentralorgan heißt ja auch 'Der Kampf der Arbeiterjugend'.

3.) Das Organ für Theorie und Praxis des früheren KJVD hieß 'Der Junge Bolschewik'. Wir halten es für gut, auf eine gewissen Tradition aufzubauen.“

Zur ersten Ausgabe überhaupt wird ausgeführt: „Warum haben wir von Anfang an darauf bestanden, den Kommunistischen Jugendverband von oben nach unten, vom einem Zentrum aus aufzubauen? Doch deshalb, weil eine Kommunistische Organisation, wenn sie schlagkräftig sein will, von Anfang an eine einheitliche politische Linie und einheitliche organisatorische Prinzipien besitzen muss! Gerade diese Einheitlichkeit aber ist es, an der es unserer jungen Organisation noch ziemlich mangelt. Es bestehen eine Menge Unklarheiten innerhalb der einzelnen Ortsverbände, was die einen Gruppen bereits tatkräftig anpacken, ist zu den anderen noch gar nicht vorgedrungen… So wird diese erste Nummer auch beim Aufbau von neuen Gruppen dazu beitragen können, dass von Anfang an die richtigen und einheitlichen Prinzipien verwirklicht werden. In Zukunft wird der JB vor allem auf die Fragen antworten, die uns ganz konkret von unserer jeweiligen Praxis gestellt werden: Und das sind genauso Fragen politischer Natur und Fragen auf dem Gebiet der Agit-Prop, wie auch Fragen von der organisatorischen Front. Im Gegenteil, die Politik muss auch hier den Vorrang haben, wie Mao Tsetung sagt. Das sollte sich methodisch so niederschlagen, dass der Leitartikel des JBs jeweils die Hauptaufgaben für eine politische Etappe benennt, also z.B.: Bekämpft das Verrätertum der SDAJ (der DKP, d. Vf.), oder: Kampf der Stufenausbildung usw.”

Die „hauptsächlichen Arbeitsgebiete des KJVD” sollen sein:
- den wirtschaftlichen Kampf der Arbeiterjugend führen,
- den antimilitaristischen Kampf der Arbeiterjugend führen,
- Kampf gegen die reformistischen und bürgerlichen Jugendorganisationen,
- Verbreitung der Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tsetung.

Über die Rolle des KJVD wird ein Zitat aus den „Grundfragen der KJI” von 1929 abgedruckt, in dem es u. a. heißt: „Der KJVD ist der hingebungsvollste Gehilfe der Kommunistischen Partei … Er ist die Reserve für die KP.”

In einem weiteren Artikel wird auch zum „Verhältnis KPD/ML - KJVD” Stellung bezogen. Danach gibt es auf allen politischen wie praktischen Gebieten „die Zusammenarbeit zwischen KJVD und KPD/ML”. „Der KJV jedoch hat zum Ziel, in seinen Reihen die gesamte Arbeiterjugend … zu organisieren … Der KJV ist also viel breiter und offener und muss eine größere Organisation sein als die KP.”

Weiter heißt es zur Zusammenarbeit:
„Konkret sieht das vor allem so aus, dass in allen Gremien der Partei und des KJVD das Prinzip der gegenseitigen Vertretung angewandt werden muss … Das heißt z.B. in einem LK (Landeskomitee, d. Vf.) des KJVD sitzt ein Mitglied der LL (Landesleitung, d. Vf.) der Partei und umgekehrt. Ein erstes größeres Beispiel für die enge Zusammenarbeit Partei - Jugendverband muss die jetzt anlaufende Kampagne der KPD/ML gegen die SPD sein … Zusammenfassend kann man also sagen: Die KP ist die Führerorganisation, der KJVD ist eine Massenorganisation besonderer Art, die dieser Führungsorganisation angegliedert ist. Zur organisatorischen Selbständigkeit gehört in einem bolschewistischen Jugendverband der demokratische Zentralismus (DZ, d. Vf.).

Der demokratische Zentralismus besteht aus zwei Teilen: Die Demokratie gewährleistet, dass alle Mitglieder unseres Verbandes aktiv teilnehmen an dessen Arbeit, dass sie mitbestimmen bei der Entwicklung der politischen Linie des Verbandes, dass sie die Möglichkeit haben, sich zu wahrhaften Kommunisten und auch zu Führern der Arbeiterjugend und Klasse zu entwickeln … Der Zentralismus gewährleistet, dass der Verband eine einheitliche politische und organisatorische Linie verfolgt, dass die Beschlüsse der verschiedenen Leitungen auch durchgesetzt werden. Ohne feste Zentralisation und Disziplin ist es unmöglich, einem so starken Klassengegner, wie die Bourgeoisie es ist, entgegenzutreten. Entscheidend für den Sieg im Kampf ist die Disziplin der Truppe … Wir müssen sehen, dass Demokratie und Zentralismus eine dialektische Einheit bilden, dass sie sich gegenseitig bedingen, nur gemeinsam sinn- und wirkungsvoll sind.”

Im Artikel zum „Organisatorischen Gesamtaufbau” des KJVD heißt es:
„Die unterste Ebene bilden die Grundorganisationen: Betriebsgruppen, auf jeden Fall die wichtigsten Grundeinheiten, sowie die Stadtteil- bzw. Straßengruppen … Jeder Genosse, auch wenn er in einer Leitung sitzt oder im KJ-Inform, ist in einer der beiden Gruppen grundorganisiert. Existieren in einem Stadtteil oder Ort viele solcher Betriebs- und Straßengruppen, so schicken sie Delegierte, die nach einem noch zu bestimmenden Schlüssel gewählt werden, in die Stadtteil bzw. Ortsdelegiertenversammlung, die mindestens einmal im Monat zusammentritt und die Stadtteil- und Ortskomitees wählt … So wählen im jetzigen Stadium die Grundorganisationen direkt Delegierte zur Stadt- oder Kreisdelegiertenversammlung, die in den im Statut des KJVD festgelegtem Abstand zusammentritt und das Stadtkomitee oder Kreiskomitee wählt. Von der Stadtdelegiertenversammlung werden die Delegierten für die Bezirksdelegiertenversammlung gewählt. Die Bundesdelegiertenversammlung wählt das Zentralkomitee des KJVD.“

Die Ortskomitees entsenden Delegierte zur Landesdelegiertenversammlung, von der ein Landeskomitee gewählt werden soll. Die Bundesdelegiertenversammlung, die auch das ZK wählt, wird dagegen wiederum von den Bezirkskomitees aus bestückt. Die Landeskomitees sollen je ein Nord- und ein Südtreffen bilden. Die Ortskomitees sollen zwei Drittel ihrer Einnahmen an die Landeskomitees abführen und diese wiederum die Hälfte ihrer Einnahmen an das ZK abgeben.

Die verschiedenen Komitees auf Stadt- (Kreis), Bezirks- und Landesebene sind in vier Abteilungen aufgeteilt: Polit-, Org-, Agit-Prop- und Betriebs- und Gewerkschaftsabteilung. Die Politleiter legen auf der Grundlage der Beschlüsse der übergeordneten Leitungen jeweils die politische Linie für ihren Bereich fest; die Org- Abteilung übernimmt die Stärkung der Organisation, den richtigen Einsatz der Kräfte und die Kontrolle der Beschlüsse. Die Agit-Prop-Abteilung leitet in ihrem Bereich die Agitation und Propaganda an. Die Betriebs- und Gewerkschaftsabteilung leitet an und koordiniert die Arbeit der Betriebsgruppen und der Gewerkschaftsfraktionen. Ein Komitee leitet jeweils das oder die untergeordneten Komitees an. Auf Bundesebene, im ZK (KJ-Inform) also, gibt es ein Polit-Büro und ein Org-Büro, die jeweils verschiedene Unterabteilungen haben… Die Ausarbeitung der politischen Linie dagegen findet auf Bundesebene statt, und auf den unteren Ebenen ist dann nur noch notwendig, diese auf die konkrete Situation anzuwenden und sie zu überwachen.”

Artikel der Ausgabe sind:
- Welche Funktion besitzt der Bolschewik, das Theoretische Organ der Roten Garde bzw. des KJVD?
- Über diese Ausgabe
- Die Rolle des KJVD
- Über das Verhältnis von ökonomischem und politischem Kampf
- Die fünf hauptsächlichen Arbeitsgebiete des KJVD
- Zum Verhältnis KPD/ML - KJVD
- Der demokratische Zentralismus
- Warum Aufbau der Organisation auf der Basis von Jungendbetriebsgruppen?
- Die Notwendigkeit der Gewerkschaftsarbeit und unsere organisatorischen Aufgaben
- Wie organisieren sich die Kollegen aus den Kleinbetrieben
- Was ist mit den Berufsschulgruppen?
- Der organisatorische Gesamtaufbau des KJVD
- Statut des KJVD
- Warum Beschlüsse und wie ihre Durchführung sichern?
- Zur Finanzfrage
- Die Regelung des Literatur-Vertriebs
- Die politische Anleitung des KJVD durch die KPD/ML
- Aus der Praxis für die Praxis
- Zum wirtschaftlichen Kampf der Arbeiterjugend
- Einige Prinzipien für den Aufbau eines Ortsverbandes des KJVD
- Hinweise/Impressum.
Quelle: KJ-Inform: Der Junge Bolschewik, Nr. 1, Bochum, 1. August 1970.

JB_1970_01_001

JB_1970_01_002

JB_1970_01_003

JB_1970_01_004

JB_1970_01_005

JB_1970_01_006

JB_1970_01_007

JB_1970_01_008

JB_1970_01_009

JB_1970_01_010

JB_1970_01_011

JB_1970_01_012

JB_1970_01_013

JB_1970_01_014

JB_1970_01_015

JB_1970_01_016

JB_1970_01_017

JB_1970_01_018

JB_1970_01_019

JB_1970_01_020

JB_1970_01_021



[ Zum Seitenanfang ]   [ nächste Ausgabe ]   [ Übersicht ]   [ MAO-Hauptseite ]