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Junge Garde (JG)

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 22.3.2009

Die Junge Garde (JG) wurde aufgebaut von der Gruppe Internationale Arbeiter Korrespondenz (IAK) und ging hervor aus den Gruppen Junger Revolutionäre (GJR)und Gruppen Junger Sozialisten (GJS).

Die wichtigsten Tätigkeitsfelder bleiben weiterhin:

- der Raum Rhein/Main, wo die Spartacisten erfolglos in der Jungen Garde neue Anhänger suchen (vgl. 11.4.1970, 28.4.1970, 16.5.1970), während die Junggardisten innerhalb der Gewerkschaftsjugend und der Jungsozialisten der SPD agitieren (vgl. 30.4.1970, 6.5.1970, 20.5.1970). In Frankfurt scheint die Junge Garde damals aus ca. 30 Personen zu bestehen, wie wiederholt von der Konkurrenz gemeldet wird (vgl. 1.5.1970).

- und Bochum, wo an der Ruhruni nun der KJVD der KPD/ML-ZB die ideologische Auseinandersetzung sucht, dabei vermutlich vor allem am leicht abzutuenden Konzept der Studentengewerkschaft ansetzend (vgl. Mai 1970), was später auch der MSB Spartakus so hält (vgl. Jan. 1971).

Der Jungen Garde aber gelingt der Einzug ins Studentenparlament der RUB und sie wird auch am AStA beteiligt, kommt gar in der DKP-Presse zu Wort (vgl. 30.6.1970) und besucht zentrale VDS-Kongresse (vgl. 16.12.1970). Bald aber gibt es Unstimmigkeiten (vgl. Okt. 1970) und Kritik des KSB/ML nicht an der Jungen Garde selbst (vgl. 26.10.1970, 2.11.1970), sondern auch noch an denen, die sich mit ihr gemein machen (vgl. Nov. 1970). Auch aus dem AStA der RUB scheidet die Junge Garde bald wieder aus (vgl. 19.1.1971, 28.1.1971).

Kennzeichnend bleibt immer noch die Befürwortung der deutschen Wiedervereinigung (vgl. 20.5.1970) sowie das Eintreten für die SPD-Alleinregierung.

Die Spartacisten sind sich immer noch nicht recht schlüssig über ihr Verhalten zur Jungen Garde (vgl. 3.7.1970, 8.7.1970).

Die Junge Garde dagegen konkretisiert ihr Programm gegen die Entqualifizierung für den betrieblichen Bereich, wie bei Messer Griesheim (vgl. Nov. 1970) und sich im Wahlkampf, wenn auch ohne auf wahre gegenliebe zu stoßen, für die SPD und Karsten D. Voigt engagierend (vgl. 8.11.1970). In den Streik der Lehrlinge der städtischen Lehrlingsausbildungswerkstätten (LAW – vgl. 23.11.1970, 7.12.1970) in Frankfurt greift die Junge Garde vermutlich ebenso massiv ein wie in die Debatten des Lehrlingskongresses der Jusos (vgl. 28.11.1970). Zu betonen ist die feinsinnige Unterscheidung zwischen Lambertisten und Trotzkisten, wie sie Wolfgang Chadt gebraucht (vgl. 17.2.1971).

Sie hat sich mittlerweile auch in NRW offenbar über die Grenzen von Bochum (vgl. Nov. 1970, 25.12.1970, Jan. 1971) und innerhalb Bochums auch der seiner Ruhruniversität hinaus ausgedehnt (vgl. Dez. 1970, 15.12.1970).

In der Maikampagne 1971 scheint die Junge Garde zu abenteuerlichen Aktionen bereit, wie aus Frankfurt berichtet wird (vgl. 7.4.1971, 30.4.1971), es bleibt aber dann wohl doch nur bei der üblichen Maidemonstration bzw. der Maikundgebung gemeinsam mit Spartacisten und SAG (vgl. 1.5.1971). Während die Junge Garde ja mit ihrer Entqualifizierung den Hebel für die Vereinigung der gesamten Jugend gefunden zu haben meint, sind die Spartacisten kritisch, beharren auf ihrer ausschließlich proletarischen Perspektive auch unter der Jugend (vgl. Mai 1971).

Die beim Internationalen Komitee der Vierten Internationale so beliebten großen Jugendversammlungen finden nun auch einmal in der Bundesrepublik statt (vgl. 3.7.1971), was sicherlich die Teilnehmenden anspornte und eventuell einige Außenstehende beeindruckte, die bundesdeutsche Basis der Jungen Garde allerdings scheint durchaus noch bescheiden und überschaubar zu sein. Auch an der Ruhruniversität Bochum bricht ihr Einfluss deutlich auf ein Viertel der Stimmen des Vorjahres ein (vgl. 8.7.1971), noch bevor es zur Abspaltung des healyistischen Flügels kommt, der den auf den Bund Sozialistischer Arbeiter (BSA) orientierten Sozialistischen Jugendbund (SJB) gründet. Bei der folgenden Wahl halbiert sich die Stimmenzahl noch einmal (vgl. 30.6.1972).

Die Junge Garde versucht sich im Verein mit der IAK weiterhin in Massenversammlungen (vgl. 7.11.1971) und ist auch noch in Oberhausen aktiv (vgl. 4.12.1971). In Berlin gibt es mittlerweile auch eine Kampfgruppe (vgl. Jan. 1972, 28.2.1972), während der Jungen Garde in Frankfurt sozialdemokratische Illusionen unterstellt werden (vgl. 10.1.1972). Es scheint fraglich, ob diese tatsächlich gehegt wurden. Plausibler scheint die Vermutung, dass die Lambertisten vielmehr versuchten, die Sozialdemokratie zu zwingen, entweder eindeutig fortschrittlich zu handeln oder sich anderenfalls als deutlich reaktionär zu entlarven.

Für die Hochschularbeit, die in Frankfurt im Gegensatz zur Gewerkschafts- und vermutlich auch Schülerarbeit (vgl. 16.5.1972) offenbar kaum betrieben wird, scheint weiterhin die Bochumer Junge Garde zuständig (vgl. Feb. 1972, Juni 1972), wiederum versucht sich die Junge Garde in Versammlungen (vgl. 4.3.1972, 4.3.1972, 5.3.1972, 22.4.1972, 23.4.1972) zur Vorbereitung ihrer eigenen Konferenz (vgl. 13.5.1972, 3.6.1972) bzw. zur Beratschlagung über ihr Aktionsprogramm der Jugend, welches hier bisher inhaltlich nicht erschlossen wird.

Die Forderung nach der deutschen Wiedervereinigung sowie Solidarität mit den Oppositionellen in Osteuropa bleibt für die Junge Garde nicht nur Hindernis beim Bündnis mit dem MSB Spartakus und der DKP (vgl. Feb. 1972), sondern andererseits auch Anreizfaktor für die Gewinnung neuer Gruppen und Kontakte (vgl. 17.6.1972, 30.6.1972).

Auch in Bochum wird nun mit der Schülerarbeit begonnen (vgl. Juli 1972, Okt. 1972, Jan. 1973, Apr. 1973), in Darmstadt und Reutlingen sind offenbar neue Junge Garde Kampfgruppen aktiv (vgl. Okt. 1972).

Wieder sollen Versammlungen der Jugend stattfinden (vgl. 19.11.1972), von denen aber keine Berichterstattung aufgefunden werden konnte. Erfolgreicher scheint da schon die Schülerarbeit, zumindest in Frankfurt (vgl. 25.2.1973, 22.2.1975) und vermutlich auch in Bochum (vgl. 14.11.1973, 28.1.1974, Apr. 1974, 5.6.1974).

Der Name 'Junge Garde' taucht dabei bald gar nicht mehr auf, wird fortgelassen zu Gunsten des Etiketts 'Jungsozialisten', so wie auch die befreundete Gruppe für Erwachsene, die 'Internationale Arbeiterkorrespondenz' in der Folge öffentlich meist nur in Form ihres Organs 'Sozialistische Arbeiterpolitik' (SAP) auftritt. Die Jugendarbeit ist dabei in die Spalten der 'SAP' als auch in unseren Beitrag zu dieser integriert.

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

11.04.1970:
In der IKD wird über die heute beginnende zweitägige Regionalkonferenz für einen Spartacus-Regionalausschuß (RA) Rhein/Main berichtet:"
In Bezug auf die 'Lambis' (IAK bzw. JG,d.Vf.) wurde festgestellt, daß wir einer Fehlinformation aufgesessen sind. Die 'Junge Garde' wird fest von der IAK kontrolliert und ist nicht einmal auf der Basis der Einheitsfront (wie stark seid Ihr denn) zur Zusammenarbeit mit uns bereit. Unsere Genossen, ..., kritisierten, daß wir, im Gegensatz zu den Lambertisten noch kein Programm für die Gesamtarbeiterklasse haben, und deshalb gegenüber den Lambertisten in Hintertreffen geraten."
Quellen: IKD-Gruppe Berlin:Protokoll vom 20.4.70,o.O. o.J. (1970);
IKD-Leitung:Erklärung,o.O. 21.5.1970

28.04.1970:
In der IKD wird heute berichtet über die Maivorbereitung in Frankfurt (vgl. 3.4.1970, 30.4.1970):"
Mit den Lambertisten (IAK bzw. JG,d.Vf.) konnten wir überhaupt nicht mehr ins Gespräch kommen. Sie weigerten sich sogar, die Demonstration zu unterstützen (sie werden stattdessen vor der Paulskirche für die Bürokraten Flugblätter verteilen)."
Quelle: IKD-RK Rhein/Main-1 Mitglied:An die Genossen der Leitung,Frankfurt 28.4.1970

30.04.1970:
Die IAK berichtet ca. Mitte April über die Maivorbereitung in Frankfurt (vgl. 1.5.1970):"
JUNGSOZIALISTEN KÄMPFEN FÜR DEN 1. MAI

Der 1. Mai ist der Kampftag der internationalen Arbeiterklasse! Er ist der Tag, an dem die Arbeiterklasse ihre Forderungen anmeldet, sie demonstriert und dafür wirbt.

In Westdeutschland wurde er nach dem Kriege vom DGB in Form von Kundgebungen und Demonstrationen und von der SPD in Form von Veranstaltungen mit politischen Wahlkampf-Reden, Kabarett und Tanz organisiert.

Von Jahr zu Jahr wurden die DGB-Kundgebungen ebenso wie die SPD-Veranstaltungen immer schlechter besucht.
Die Ursache liegt in den immer unpolitischer werdenden Veranstaltungen, keine Klassenkampf-Forderungen, salbungsvolle Maireden. Seine Funktion als Kampftag der Arbeiterklasse hat der 1. Mai weitgehend verloren, weil die Arbeiterorganisationen sich vor dem Klassenkampf scheuen.

So steht der 1. Mai in diesem Jahr beim DGB unter dem Motto: 'Wir sichern den Fortschritt.'
Entsprechend diesem Motto finden wir in allen Städten der Bundesrepublik Tendenzen zur Auflösung der Maiveranstaltungen von Seiten der Bürokratie. In Frankfurt sieht das so aus, daß am 30. April in der Paulskirche eine Feierstunde mit Eintrittskarten die Mai-Kundgebung ersetzen soll. Die traditionelle Demonstration der Arbeiterjugend für die spezifischen Forderungen der Jugend soll ganz ausfallen, weil die Bürokratie unfähig war, im letzten Jahr die Kontrolle über die Veranstaltung zu behalten und weil sie zu den Problemen der Jugend nichts zu sagen hat.
Am 1. Mai sollten nur die Ausländer demonstrieren.

Die JUNGE GARDE (vgl. 4.4.1970,d.Vf.) hat in den Gewerkschaften für den 1.Mai gekämpft.
Sie forderte für den 30.4. anstelle der Paulskirchenversammlung die Jugenddemonstration und für den 1. Mai eine Demonstration und Kundgebung für ALLE Arbeiter. Ebenso hat die JUNGE GARDE in den Jungsozialisten (Jugendorganisation der SPD,d.Vf.) für eine Resolution zum 1. Mai gekämpft, die an den DGB gesandt wurde. Dabei geht es nicht nur um eine Verabschiedung der Resolution, sondern besonders um den Kampf mit der Resolution.

Denn es geht nicht nur um den 1. Mai abstrakt, sondern inhaltlich um die Losungen, die den Tageskampf der Arbeiterklasse ausdrücken. In den Septemberstreiks 1969 haben die Arbeiter Forderungen aufgestellt, die ihre Interessen ausdrücken und deren Nennung allein die Tarifpolitik der Gewerkschaften kritisiert, nämlich
1 000 DM Netto-Mindestlohn
4 Wochen Mindesturlaub
Gleitende Lohnskala
Absolute Lohnerhöhungen (keine prozentualen).
Genau diese haben wir für den 1. Mai gefordert.

Und daher ist der Kampf für die Resolution so wichtig. Sie muß in Betriebsversammlungen, Betriebsjugendversammlungen, Vertrauensleuteversammlungen, mit Betriebsräten und Jugendvertretern diskutiert werden. Sie dient dazu, junge Arbeiter für die Arbeit in den Gewerkschaften und in den Jungsozialisten auf dieser Grundlage zu organisieren. Denn es ist unsere Aufgabe, den Arbeitern und Jugendlichen eine Klassenkampf-Perspektive zu geben.

Es ist notwendig, eine solche Resolution in Versammlungen, in Sitzungen der SPD und der Jungsozialisten zu verabschieden und die anderen Genossen zu bitten, ebenso mit der Resolution zu arbeiten. Das gleiche gilt für die Gewerkschaften.

Bescheidene Erfolge wurden bereits erreicht. So druckt der DGB 50 000 Flugblätter für deutsche Arbeitnehmer zum 1. Mai und übernimmt für die Jugend teilweise Forderungen, die wir aufgestellt haben. Wir wissen, daß dieses Einlenken der Bürokratie nur Alibicharakter hat. Das heißt nur, daß wir im Augenblick noch zu wenige sind, die die Bürokratie zu entscheidenden Schritten zwingen können. Dennoch beweisen die Erfolge, z.B. bei den Jungsozialisten, daß es richtig ist, Klassenkampfforderungen in die SPD zu tragen.
Auch wenn wir die Bürokratie noch nicht zwingen können für Arbeiterforderungen einzutreten, so lernen wir doch durch unseren Kampf Genossen kennen, die bereit sind, dafür einzutreten. Die Organisierung der Avantgarde ist unser Ziel."

An anderer Stelle berichtet Gerda Voß für die IAK:"
Wie sah die Mai-Beerdigungsfeier der Gewerkschaften in diesem Jahr in Frankfurt aus?
Die traditionelle Arbeiterjugenddemonstration und Kundgebung am Vorabend des
1. Mai mußte ausfallen, weil im letzten Jahr die Bürokraten
1. die Veranstaltungen nicht kontrollieren konnten, denn sie hatten den Jugendlichen nichts zu sagen, wie diese ihre Interessen durchsetzen können,
2. die Gewerkschaften gegenüber anti-gewerkschaftlichen Äußerungen nicht verteidigen konnten, weil sie nicht bereits sind, für Arbeiterforderungen gegen die Unternehmer zu kämpfen,
3. kein Jugendlicher sich für ihre unpolitischen Forderungen hergibt; es gibt in Frankfurt keine Gewerkschaftsjugend, die hinter der Bürokratie steht.

Am Vorabend des 1. Mai sollte stattdessen eine Maigedenkfeier für Betriebsräte und Vertrauensleute mit Eintrittskarten in der Paulskirche stattfinden, damit kein 'unbefugter' Zutritt zum Kreis der Auserwählten findet, denn diese Kollegen sollten ja die Politik der Bürokratie verteidigen.

Der 1. Mai selbst sollte allein den ausländischen Arbeitern vorbehalten bleiben - diese Trennung zeigt den Charakter der Gewerkschaftsbürokratie.
Die ausländischen Kollegen sollten - getrennt und verlassen von ihren deutschen Kollegen - demonstrieren, einmal, um die Ausländer (die vielfach radikal sind) zu demoralisieren, zum andere um jede Solidarität zwischen deutschen und ausländischen Arbeitern zu verhindern, denn die Solidarität könnte sich ja gegen die gemeinsame Gewerkschaftsbürokratie wenden.

Der Kampf der Trotzkisten und der Jungen Garde im Kreisjugendausschuß und anderen Gewerkschaftsgremien und bei den Jungsozialisten führte dazu, daß erst einmal im Kreisjugendausschuß des DGB der 1. Mai auf die Tagesordnung gesetzt wurde und Beschlüsse für den 1. Mai als internationalem Kampftag und für die Verteidigung der Jugenddemonstration am Vorabend des 1. Mai gefaßt wurden.

Der Beschluß des Kreisjugendausschusses wurde rückgängig gemacht von solchen hauptamtlichen Gewerkschaftsbürokraten, die selbst für die Auflösung oder Nicht-Existenz von Gewerkschaftsjugendgruppen oder Ortsjugendausschüssen verantwortlich sind. Sie ernannten sich zu Jugenddelegierten, um die Forderungen der Gewerkschaftsjugendlichen besser bekämpfen zu können.

Der DGB und der Kreisjugendausschuß hat auf seinem offiziellen Flugblatt für den 1. Mai die Forderungen der Jungen Garde aufgegriffen und auf dieser Grundlage zur Maidemonstration eingeladen. Natürlich wurden etliche Forderungen abgeschwächt oder bürokratisch gewendet.
Trotzdem wurden wichtige Forderungen und Losungen wie die 'Allgemeine Versammlung der Jugend' akzeptiert.
ERST RECHT GILT ES JETZT DAFÜR ZU KÄMPFEN!

Aufgerufen von der Jungen Garde, der IAK und anderen sozialistischen Organisationen, demonstrierten am 30.4. vor der Paulskirche rund 200 größtenteils gewerkschaftlich organisierte Jugendliche
- für die Teilnahme der in der Paulskirche versammelten Kollegen an der Demonstration am 1. Mai
- gegen die Verhinderung der traditionellen Arbeiterjugenddemonstration am 30.4. durch die Bürokratie
- gegen die reaktionäre Paulskirchenversammlung
- für DM 1 000 Nettomindestlohn
- für DM 500 Lehrlingsentgelt
- für eine Arbeiterregierung
und für andere Arbeiterforderungen.

Als die Jugendlichen mit Eintrittskarten in den Versammlungsraum gehen wollten - der Saal war halb leer -, wurden sie von DKP- und SDAJ-Ordnern zurückgehalten und sogar verprügelt.

Die Stalinisten kämpfen gemeinsam mit den sozialdemokratischen Bürokraten gegen die Interessen der Jugend und der Arbeiterklasse!"

Die IKD (vgl. 28.4.1970, 3.5.1970) berichten intern:"
Frankfurt: zur Demonstration am 30.April sind nur 25 Leute gekommen (dabei der größte Teil von uns und ein paar versprengte Individuen, von denen wir einige aus DGB- bzw. APO-Gruppen her kannten). Die Demonstration fand deshalb nicht statt, wir zogen stattdessen unorganisiert zur Paulskirche, wo auch nur insgesamt 100 Leute standen. Dort kam es zu einer Rangelei zwischen DKP-Ordnern und Demonstranten (darunter befanden sich die Lambertisten) (IAK bzw. JG,d.Vf.), an der wir uns nicht beteiligten. Wir versuchten noch, eine kurze Kundgebung zu organisieren, aber auch das fiel ins Wasser."
Quellen: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.29 und 30,Frankfurt Apr. 1970 bzw. Mai/Juni 1970,S.9 bzw. S.3f;
IKD-RK Rhein-Main:Protokoll der RK-Sitzung vom 3-5-70,o.O. o.J. (1970)

Mai 1970:
Die Nr.1 der Zeitung des Uni-Kollektivs Bochum des KJVD 'Rot Front' (vgl. 20.10.1970) erscheint u.a. mit dem Artikel '- Junge Garde - kleinbürgerlicher Syndikalismus' zur JG der IAK.
Quelle: Rot Front Nr.1,Bochum Mai 1970

01.05.1970:
In Frankfurt bilden die Anhänger des Spartacus - Regionalausschusses Rhein/Main, nach eigenen Angaben, einen hunderköpfigen Block auf der Maidemonstration, zu dem sie auch in Hanau und Mainz aufrief. Die IKD (vgl. 3.5.1970) berichtet intern vom gestrigen Mißerfolg und:"
Auf der Kundgebung nach der offiziellen Kundgebung legten uns die Lambertisten (IAK bzw. JG,d.Vf.) rein. Wir hatten uns nach den Auseinandersetzungen mit den DKP-Ordnern vor der Paulskirche mit den Lambis geeinigt, ein gemeinsames Flugblatt herauszugeben (was auch geschehen ist) und danach eine eigene Kundgebung abzuhalten. Als erster sprach X (IAK-Mitglied,d.Vf.). Er sprach fürchterlich lange und alles drehte sich um die Junge Garde (ihre neue Jugendorganisation). Zum Schluß stimmte er noch die Internationale an. Danach durfte dann Y von uns sprechen! ... Gen. R2 stellte die Frage, warum am 1.Mai mehr Leute gekommen sind als am 30.April. Eine befriedigende Antwort konnte darauf nicht gegeben werden. Gen. R4 meinte, daß sich unserem Block Leute angeschlossen hätten, die sowieso zum 1.Mai gekommen wären. Der relative Erfolg unseres SPARTACUS-Blocks lag nach Einschätzung des Regionalkomitees darin, daß wir einmal als fast die einzige Gruppe (die Lambis hatten einen äußerst amorphen Haufen von ca. 30 Mann) imstande waren, einen einigermaßen festen Block zu formieren, optisch wirksame Transparente mitzutragen und kontinuierliche Sprechchöre zu rufen."

Die IAK berichtet (vgl. 30.4.1970):"
Außer der Festlegung eines Termins für den Demonstrationszug am 1. Mai und dessen Teilung in zwei, hat die Gewerkschaftsbürokratie nichts für den 1. Mai getan. Die Mobilisierung ging von der IAK und der Jungen Garde sowie allen möglichen anderen sozialistischen Organisationen aus. Durch unseren Kampf haben wir erreicht, daß sich wenigstens die beiden Demonstrationszüge vereinigten. Insgesamt kamen 3 000 Teilnehmer zur Demonstration. Auf der abschließenden Kundgebung war der offizielle Sprecher der Gewerkschaftsjugend - von der Bürokratie eingesetzt - ein SDAJ-Vertreter (Jugendorganisation der DKP,d.Vf.). Zuletzt bei der Demonstration am Vorabend hat die SDAJ ja bewiesen, daß sie fähig ist, mit allen Mitteln die Bürokratie zu verteidigen.

Die IAK und die Junge Garde haben den SDAJ-Sprecher als offiziellen Vertreter der Gewerkschaftsjugend nicht akzeptiert. Wir haben ihn aufgefordert, Stellung zu den Vorfällen in der Paulskirche zu nehmen. Wir riefen:
'Gewerkschaft ja, Bürokraten nein',
'Kommunismus ja, Stalinismus nein'.

Der 1. Mai in Frankfurt und in anderen Städten hat gezeigt, daß hinter den Bürokraten keine für die bürokratische Politik mobilisierten Arbeiter stehen. Daher haben sie Angst, den 1. Mai zu organisieren.

Es gilt in den Gewerkschaften eine Klassenkampftendenz aufzubauen, die für die Forderungen der Arbeiterklasse kämpft. Wir müssen zeigen, daß die Bürokratie eine sozialdemokratische Agentur in den Gewerkschaften ist und daß der Kampf gegen die Gewerkschaftsbürokratie der Kampf gegen die Sozialdemokratie ist. Im ÖTV-Tarifkonflikt wurde dieser Zusammenhang deutlich sichtbar. Die Forderung '100 Mark mehr für alle' durfte nicht durchgesetzt werden, weil die Arbeiter aller Bereiche sie sofort aufgegriffen hätten. Die Erfüllung dieser Forderungen wurde durch die SPD/FDP-Koalition verhindert. Die Gewerkschaftsbürokratie unterstützt diese Koalition.

Der nächste 1. Mai muß ein Kampftag der internationalen Arbeiterklasse werden! Der erste Schritt ist die ALLGEMEINE VERSAMMLUNG DER JUGEND, organisiert von den Gewerkschaften und den Interessenvertretungen der Schüler und Studenten. Auf ihr wird diskutiert werden müssen, wie der Kampf geführt wird,
- für eine bessere Tarifpolitik
- für bessere Gesundheitsfürsorge
- gegen alle reaktionären 'Reformen'
- für eine Arbeiterregierung mit einem Klassenprogramm
- für eine antikapitalistische SPD-Alleinregierung, eine ARBEITERREGIERUNG, die allein die Interessen der Arbeiterklasse und der Jugend verteidigen kann.

Mit einer alternativen Politik im Interesse der Arbeiter muß die Klassenkampftendenz in den Gewerkschaften aufgebaut werden."

Berichtet wird über die Kritik der GEW Frankfurt am 1. Mai (vgl. 9.5.1970) und fortgefahren:"
Ebenso hat die Belegschaftsversammlung der Vorstandsverwaltung der IG-Metall die Organisierung des 1. Mai kritisiert. Sie forderte die zuständigen Kollegen auf, in Zukunft den 1. Mai als einen Tag der internationalen Solidarität der Arbeiterklasse zu organisieren. Die nächste Vertreterversammlung der IG-Metall wird sich mit diesem Beschluß befassen müssen.

Kämpfen wir gegen die Kapitulation der Gewerkschaften vor den Unternehmern!"
Quellen: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.30,Frankfurt Mai/Juni 1970,S.4;
IKD-Leitung:Erklärung,o.O. 21.5.1970;
IKD-RK Rhein-Main:Protokoll der RK-Sitzung vom 3-5-70,o.O. o.J. (1970)

06.05.1970:
Für die IAK berichtet Doris Müller aus Frankfurt aus den Jusos der SPD (vgl. 20.5.1970):"
BEGINN EINER KLASSENKAMPFPOLITIK BEI DEN JUNGSOZIALISTEN

Im Mai fanden in Frankfurt zwei zentrale Mitgliederversammlungen der Jungsozialisten statt. Es gab dort harte politische Auseinandersetzungen, wie sie die Jusos schon lange nicht mehr erlebt hatten.

Der Unterbezirksausschuß der Jusos (UBA) mußte sich zunächst rechtfertigen für seine Politik in Bezug auf den 1. Mai und dem Vorabend zum 1. Mai.

Die Gewerkschaftsbürokraten hatten für den 1. Mai aufgrund des Kampfes der Jungen Garde in der Gewerkschaftsjugend eine Demonstration nur für die Jugendlichen organisiert, während am Vorabend des 1. Mai als Alibiveranstaltung für die ausgefallene Demonstration und Kundgebung der gesamten Arbeiterklasse eine Feierstunde in der Paulskirche mit Eintrittskarten und Ordnern organisiert wurde.

Gegen diese Manöver der Gewerkschaftsbürokratie hatte der UBA eine Kundgebung und Demonstration der Jungsozialisten zur Paulskirche geplant und dann später wieder zurückgenommen. Folgende Gründe für die Zurücknahme wurden angegeben: In einer vom UBA schlecht vorbereiteten Versammlung von sozialistischen Gruppen und Jugendvertretern, auf der die SDAJ (Jugendorganisation der DKP,d.Vf.) und nur zwei Jugendvertreter aus Produktionsbetrieben anwesend waren, lehnte die SDAJ die geplante Kundgebung und Demonstration ab.Die propagandistische Verteidigung der stalinistischen Bürokratie in der DDR geht in der SDAJ Hand in Hand mit dem praktischem Kampf gegen jeden Ansatz von Kritik an der Gewerkschaftsbürokratie in der Bundesrepublik. Der UBA, von der SDAJ alleine gelassen, sah sich nun außerstande, die Jungsozialisten und andere Gewerkschaftsjugendliche für den 30.4. zu mobilisieren. Er übersah, daß eine Jusogruppe aus dem Stadtteil Bockenheim II, in der auch Mitglieder der Jungen Garde sind, den Vorschlag des UBA aufgefordert (? gemeint ist wohl aufgegriffen,d.Vf.) hatte zur Vorbereitung der Demonstration eine zentrale Mitgliederversammlung der Jungsozialisten einzuberufen. Diese Jusogruppe informierte andere Gruppen über die Politik des UBA und forderte die Jungsozialisten auf, trotzdem zur Paulskirche zu kommen und einen Protestbrief an den UBA zu schicken. Drei weitere Gruppen verfaßten einen Protestbrief. Nachdem außerdem 200 Jugendliche zur Paulskirche kamen, es waren dort neben der Jungen Garde auch Spartacus, SAG, AStA und der SHB vertreten, verblaßte das Argument des UBA, es seien keine Jungsozialisten, keine anderen sozialistischen Gruppen und die Gewerkschaftsjugend überhaupt für eine Demonstration zu gewinnen.

Auf der zentralen Mitgliederversammlung der Jungsozialisten am 6. Mai konnte sich der UBA nur noch durch Diffamierung der Jusogruppe Bockenheim II und der Jungen Garde rechtfertigen. Mit dem Argument, die Junge Garde könne das politisch für sich auswerten, konnte der UBA mit knapper Mehrheit einem Protestbrief an den DGB-Kreis, in der die Politik der Gewerkschaftsbürokratie zum 1. Mai und zum 30.4. kritisiert wurde, entgehen.

Weiterhin wurde eine Demonstration gegen die Invasion in Kambodscha diskutiert. Wir stellten folgende Forderungen zur Abstimmung: Abzug aller amerikanischen Nachschubtruppen aus Westdeutschland! Raus aus der Nato! Boykott aller Waffenlieferungen aus der BRD nach Kambodscha! Gewerkschaften, organisiert Boykottstreiks!

Diese Forderungen und der Kampf gegen den Kapitalismus im eigenen Land bedeuten praktische Solidarität mit den Arbeitern und Bauern in Vietnam und Kambodscha!

Die Jungsozialisten entschieden sich gegen diese Forderungen und für die Volksfrontpolitik der DKP, die nur Aktionen für eine moralische Verurteilung der Invasion in Kambodscha organisierte.

Für das Treffen Brandt - Stoph in Kassel (vgl. 21.5.1970,d.Vf.) forderten wir die Jungsozialisten auf, in Kassel mit der Jungen Garde eine Versammlung zu organisieren. Die Mehrheit der Jungsozialisten lehnte ab, war allerdings bereit, in der darauf folgenden Mitgliederversammlung am 20.5. über die dort aufgeworfenen Probleme zu diskutieren."
Quelle: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.30,Frankfurt Mai/Juni 1970,S.4f

16.05.1970:
Über Pfingsten, also vermutlich ab heute findet eine Nationale Konferenz (NK) der Internationalen Kommunisten Deutschlands (IKD) statt, zu der die Leitung einen Bericht verfaßt, in dem u.a. auch von der Kandidatengruppe Frankfurt berichtet wird. Dort soll für den zu gründenden Spartacus Regionalausschuß (RA) ein Mitarbeitsangebot an die Gruppe Junger Revolutionäre (GJR) der IAK gemacht werden, um diese zu schlucken.
Quelle: IKD:Tätigkeitsbericht der Leitung für die Zeit vom 25.3. bis zur NK,o.O. o.J. (1970)

20.05.1970:
In Frankfurt findet, laut IAK, erneut eine Mitgliederversammlung der Jungsozialisten in der SPD (vgl. 6.5.1970) statt, auf der über das Treffen Brandt - Stoph (vgl. 21.5.1970) diskutiert wird:"
Es stellte sich auf der Mitgliederversammlung am 20.5. heraus, daß viele Jungsozialisten die Bedeutung dieses Treffens nicht sahen und sogar meinten, was in Kassel passiere, sei von keiner politischen Relevanz.

Am anderen Tag konnten sie sich selbst davon überzeugen, was es heißt, wenn Sozialisten zur Teilung Deutschlands nichts zu sagen haben, wenn sie kein vereinigtes sozialistisches Deutschland gegen Kapitalismus und Stalinismus fordern:
Die Vertreter für eine Absicherung des status quo, die DKP, werden in Schlägereien mit Faschisten verwickelt, die die gewaltsame Zurückeroberung der DDR auf kapitalistischer Grundlage fordern. Wenn die Jungsozialisten ihre Mitglieder für Kassel mobilisiert hätten, hätten die Faschisten nicht so massiert auftreten können.

Ein anderer Tagungsordnungspunkt war die Nominierung Möllers zum neuen Oberbürgermeister in Frankfurt. Wir forderten die Jungsozialisten auf, darüber zu diskutieren, welcher politische Auftrag ihm zu geben sei. Obwohl das Steckenpferd der Jusos die Kommunalpolitik ist, obwohl die Jusos und Stadtrat Möller sich gegen den Polizeipräsidenten Littmann schon ausgesprochen hatten, fand es z.B. niemand für nötig, von Möller nun auch die Absetzung Littmanns zu fordern.
Wir haben vorgeschlagen, Möller den Auftrag zu geben, die sozialdemokratische Mehrheit im Stadtparlament auszunutzen und eine sozialdemokratische Regierung zu bilden. Das wurde abgelehnt mit dem Hinweis, die Wahlen seien erst in zwei Jahren. Am nächsten Tag war in der Zeitung zu lesen, daß Möller von CDU und FDP unterstützt wird. Er sicherte sich die Stimmen von CDU und FDP für seine Wahl, indem die Pöstchenverteilung unter der Hand abgesprochen wurde. Möller bekam auch von den Jungsozialisten den Rücken frei für eine Politik ohne jeglichen politischen Auftrag.

Wenn die Mehrheit der Jusos zur aktuellen Kommunalpolitik nichts zu sagen hatte, vielleicht dann zur aktuellen Tarifpolitik?
Die Tarifverhandlungen in der IG Chemie, bei denen man kurz vor der Urabstimmung stand, wollten die Jusos auf der Mitgliederversammlung aktiv unterstützen, bis sie erfuhren, daß man sich inzwischen geeinigt hatte. Gerade in einem solchen Zeitpunkt wäre es notwendig gewesen, Proteste gegen die Gewerkschaftsbürokratie, die bei den Vertrauensleuten vorhanden waren, zu stärken, zumindest, um bei künftigen Tarifauseinandersetzungen eine bessere Ausgangsposition zu bekommen.

Wo wollen die Jusos nun tatsächlich konkret arbeiten?
Die Jusogruppe aus dem Stadtteil Seckbach hatte ein Papier für die künftige Arbeit der Jungsozialisten zusammengestellt, in dem keine einzige konkrete Politik vorgeschlagen wurde. Sie reproduzierten das noch stark unpolitische Bewußtsein der Jungsozialisten, nach dem man, neben dem Ausarbeiten von Modellen einer sozialistischen Gesellschaft, Modelle für die Durchsetzung einer nicht definierten Politik innerhalb der SPD ausarbeitet. Die Diskussion über Techniken der Durchsetzung zeigt letzlich nur die Bemühungen auf, für die Jungsozialisten Posten in der SPD zu ergattern - unter Aufgabe einer sozialistischen Politik.

Der Vorstand der Jusogruppe Bockenheim II hat deshalb ein Gegenpapier entworfen, in dem gefordert wird, daß die Jungsozialisten, von dem Gegensatz von Kapital und Arbeit ausgehend, die SPD als Arbeiterpartei verteidigen sollen, d.h., daß sie sich konzentrieren auf:
1. BETRIEBSARBEIT (Aufbau von SPD-Betriebsgruppen)
2. GEWERKSCHAFTSARBEIT (Unterstützung der Arbeiter bei Tarifverhandlungen, kommunalpolitische Forderungen in die Arbeiterorganisationen tragen)
3. INNERPARTEILICHE ARBEIT (mit Resolutionen für Forderungen kämpfen, die zum Ziele haben, daß die SPD eine antikapitalistische Alleinregierung auf der Grundlage eines Klassenkampfprogramms bildet)
4. THEORETISCHE ARBEIT

Eine Diskussion über dieses Arbeitspapier wurde zwar verhindert, es stellte sich aber heraus, daß viele, die die Diskussion über das Seckbacher Papier nicht mehr anhören wollten und früher gingen, sich das 'Bockenheimer Papier' in mehreren Exemplaren geben ließen, um es in ihren Gruppen zu diskutieren.

Unsere Aufgabe wird es nun sein, eine Tendenz in den Jungsozialisten aufzubauen, die eindeutig für die Interessen der Arbeiterklasse kämpft."
Quelle: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.30,Frankfurt Mai/Juni 1970,S.5

30.06.1970:
Zur heutigen Demonstration in Bochum gegen das Verbot des SDS Heidelberg (vgl. 24.6.1970) um 17 Uhr ab Husemannplatz rief das Aktionskomitee 25. Juni aller linken Gruppen an der Ruhruni (RUB) auf. Im Aktionskomitees vertreten ist auch die Junge Garde (JG) der IAK.
Quellen: Aktionskomitee 25.Juni aller linker Gruppen:Donnerstag, 25.6.,...,Bochum o.J. (30.6.1970);
Aktionskomitee 25.Juni aller linker Gruppen:Verbot des SDS Heidelberg - illegaler Übergriff der Staatsmacht,Bochum o.J. (30.6.1970)

30.06.1970:
Laut der 'Bochumer Studenten Zeitung' (BSZ) beginnen an der Ruhr-Uni Bochum die Wahlen zum 4. Studentenparlament. Sie dauern bis zum 3.7.1970.
Dabei wird folgendes Ergebnis erzielt:
- SHB : 16 Sitze,
- BSU : 15 Sitze,
- RCDS der CDU : 5 Sitze,
- FHV : 5 Sitze,
- Spartakus/LFL (AMS der DKP) : 5 Sitze,
- SDS/ML der KPD/ML-ZK : 2 Sitze,
- LSD : 1 Sitz,
- Anarcho-Syndikat : 1 Sitz,
- Junge Garde (JG) der IAK : 2 Sitze,
- SfE : 1 Sitz.
Laut Spartakus AMS der DKP wird ein AStA aus SHB, FHV (?), Spartakus AMS und Junger Garde gebildet.

Für die DKP berichtet G. R.:"
IN BOCHUM LINKER ASTA GEWÄHLT

An der Ruhruniversität Bochum sind die Wahlen zum neuen Allgemeinen Studentenausschuß (AStA) abgeschlossen.

Kandidaten von elf Hochschulgruppen konnten gewählt werden. Aber mit einer Wahlbeteiligung von nur 40 Prozent zeigten die Studierenden ziemlich wenig Interesse.

Die meisten Sitze entfielen auf den Sozialdemokratischen Hochschulbund (16), der aber 90 Stimmen gegenüber der vorletzten Wahl einbüßte. Die rechtsstehende Bochumer Studentenunion erhielt bei geringem Stimmenzuwachs 15 Sitze. Die weitere Sitzverteilung: Ring Christlich Demokratischer Studenten (5), Freidemokratischer Hochschulverband (5), Spartakus/Assoziation marxistischer Studenten (3), Linke Fachschaftenliste (2), Sozialistischer Deutscher Studentenbund (2), Junge Garde (2), Liberaler Studentenbund Deutschlands (1), Anarcho-Syndikalist (1) und Student für Europa (1).

Trotz der bedauerlichen Zersplitterung der sozialistischen Kräfte wurde damit wieder ein linker AStA ermöglicht.

An der Spitze stehen zwei Vertreter des SHB, ein Vertreter der Spartakusgruppe und ein Student der 'Jungen Garde'. Vorsitzender des Bochumer AStA wurde Frau Zimmermann (SHB), Stellvertreter Jürgen Riesenbeck (Spartakus)."

Für die DKP führte Co folgendes Interview:"
RUHR-STUDENTEN
GESPRÄCH MIT DEM NEUGEWÄHLTEN BOCHUMER ASTA
...
Die UZ sprach mit den Mitgliedern des neuen Bochumer AStA: mit der Vorsitzenden Renate Zimmermann (zuständig für Hochschulpolitik innerhalb der RUB, Mitglied des Sozialdemokratischen Hochschulbundes - SHB), mit Herbert Molderings (Bildungs- und Ausbildungspolitik, Mitglied der Jungen Garde), mit Jürgen Riesenbeck (Fachschaften und Projektbereiche in der RUB, Spartakus), mit Manfred Borchert (Soziales, SHB) und mit Manfred Blecher (Organisation, Freidemokratischer Hochschulverband).
...
Wir stellten die Frage, wie sich der AStA verhalten würde, wenn es im Herbst angesichts der Lohnsteuererhöhungen und der angedrohten Härte bei Lohnverhandlungen in der Stahl- und Automobilarbeiterstadt Bochum zu einer Wiederholung der Septemberstreiks käme.

Manfred Blecher erwiderte: 'Eine liberale Politik muß sich immer an den Unterprivilegierten ausrichten. Unter diesem Aspekt habe ich keine Zweifel, daß wir, der FHV, dabei sein würden.'

Herbert Molderings: 'Wir würden dabei sein können. Wir würden nicht den Arbeitern sagen: Wir schreiben Eure Flugblätter, sondern: Wir drucken die von Euch geschriebenen Flugblätter.'

Und Jürgen Riesenbeck: 'In dem Augenblick, in dem in Bochumer Betrieben gestreikt würde, würde sich dieser AStA zur Verfügung stellen. Konkret würde sich die Frage ergeben, wie man vermeidet, daß die Arbeiter sich in irgendeiner Form bevormundet fühlen.'"
Quellen: Unsere Zeit Nr.31,Essen 1.8.1970,S.11;
Unsere Zeit - Ausgabe NRW Nr.29,Essen 18.7.1970,S.16;
Bochumer Studenten Zeitung Nr.65,Bochum 1970

03.07.1970:
In Berlin berichtet das Leitungsprotokoll von Spartacus - IAfeKJO, welches den Zeitraum vom 19.6.1970 bis heute abdeckt u.a., mit der französischen Schwesterorganisation der IAK habe man Gespräche über eine eventuelle Beteiligung an der, von ihr geplanten, Jugendinternationale durchgeführt.
Quelle: Spartacus - IAfeKJO:Leitungsprotokoll 19.6.- 3.7.70,Berlin 3.7.1970

08.07.1970:
Innerhalb der Vorläufergruppen der KJO Spartacus erscheint erstmals ein Nationales Internes Bulletin. Aus NRW wird berichtet, daß der Regionalausschuß von den IKD Köln aufgebaut worden sei, in Gegnerschaft zu den Revolutionären Sozialisten der GIM Köln, zur Jungen Garde der IAK Bochum, dem KJVD der KPD/ML-ZB und der SDAJ der DKP.
Quelle: Nationales Internes Bulletin,o.O. 8.7.1970

Oktober 1970:
An der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gibt der Spartakus AMS der DKP vermutlich im Oktober die Nr.1 seiner 'Hochschule und Klassenkampf' (vgl. Jan. 1971) heraus. Im Editorial befaßt man sich mit den Studentenparlamentswahlen (StPW) (vgl. 30.6.1970):"
Der jetzige linke AStA (SHB, SPARTAKUS, Junge Garde (JG der IAK,d.Vf.), FHV (?,d.Vf.)) hat seine volle Arbeitsfähigkeit noch nicht erwiesen. Schwerwiegende ideologische Differenzen vor allem mit der Jungen Garde (Trotzkisten), personelle Fehlbesetzungen von AStA-Posten und andere Faktoren sind dabei nur die subjektive Seite."

Im ersten Artikel, "Klassenanalyse der Intelligenz", heißt es u.a.:"
Da in letzter Zeit von Seiten der Maoisten und Trotzkisten (Junge Garde) (JG der IAK,d.Vf.), ja selbst vom SHB viel über die von Spartakus vertretene Klassenanalyse der Intelligenz orakelt und häufig zwecks besserer Bekämpfung etwelche Popanze aufgebaut wurden, erscheint es uns notwendig, nochmals ... unsere Position darzulegen."
Quelle: Hochschule und Klassenkampf Nr.1,Bochum o.J. (1970)

26.10.1970:
Der KSB/ML der KPD/ML-ZK an der Ruhruniversität Bochum (RUB) berichtet vermutlich aus dieser Woche:"
ASTA A GOGO

Man mag gerührt sein über soviel Sympathie, und das aus unserem linkssektiererischen Winkel, aber, man kommt nicht umhin, dem AStA zu bescheinigen: Rührig isser. Z.B. Baracke 8: da ist ein Kommen und Gehen; Spartakus (AMS der DKP,d.Vf.) läßt einen erst gar nicht zu Wort kommen, wenn man auf Riesenbeck kommt, und der DJK Junge Garde (JG der IAK,d.Vf.) ging zum x-ten Male das Verslein von der SPD-Wirtin, die's so gern allein täte, ab."
Quelle: Rote Zelle Nr.1,Bochum Nov. 1970,S.15

November 1970:
Vermutlich im November wird, offensichtlich von der KPD/ML-ZK ein Papier verfaßt, das sich an die Mitglieder der KPD/ML-ZB richtet und vermutlich in NRW, vermutlich u.a. in Dortmund, verbreitet wird:"
ZUR INFORMATION

Die KPD/ML und ihre Spaltung im April 1970, die 'Ezristen' und die 'schwarze Linie'
...
Nicht nur, daß die Spalter'partei' und der KJVD bei ihren inneren Auseinandersetzungen in vielen Punkten die ZK-Linie übernahmen (Parteiaufbau von oben nach unten, Führung des Jugendverbandes durch die Partei), sie führten auch ihre übrige 'Linie' ad absurdum. So besteht ihre Organisation zu einem großen Teil aus Schülern und Studenten (Proletarier, die gewonnen wurden, sprangen in letzter Zeit zunehmend wieder ab), obwohl sie die Studenten und Schüler als 'reaktionär' bezeichnet hatten. So zeigte ihre 'massenhafte Praxis', daß man ohne Konzept keine bleibenden Erfolge erzielen kann. So zeigte ihre 'SPD-Kampagne', daß man ohne Strategie und Taktik, d.h. ohne Programm, keine erfolgreichen politischen Kampagnen durchführen kann. So zeigte ihr Rechtsopportunismus gegenüber dem Revisionismus (gemeinsames Flugblatt mit 'Spartakus' (AMS der DKP,d.Vf.) und 'Junger Garde' (JG der IAK,d.Vf.) an der Universität Bochum), daß das dogmatische Abschreiben der Volks- und Einheitsfrontdokumente der 30er Jahre eine revolutionäre Theorie unserer konkreten Situation nicht ersetzt."
Quelle: N.N. (KPD/ML-ZK):Zur Information,o.O. o.J.

November 1970:
Die Junge Garde (JG) der IAK berichtet vermutlich aus dem November über den Frankfurter Metallbetrieb Messer Griesheim:"
JUGENDVERTRETER AUS BETRIEBSRAT UND VERTRAUENSLEUTEKÖRPER AUSGESCHLOSSEN BEI MESSER GRIESHEIM - ER IST IN DER JUNGEN GARDE
'FORTSCHRITTLICHE' BERUFSAUSBILDUNG

'Es ist eine Ehre für jeden Jugendlichen in einem Unternehmen der Farbwerke Hoechst ausgebildet zu werden.' (Zitat aus einer Werbebroschüre der Farbwerke.)
In der Tat eine große Ehre! Messer-Griesheim ist ein Unternehmen der Hoechst-Gruppe, ein 'junges, modernes Unternehmen mit alter Tradition', bestehend aus 31 Werken und 6 Tochtergesellschaften mit über 5 000 Beschäftigten.

Viele Jugendliche haben die Ehre der Ausbildung in diesem Betrieb. Zu dieser Ausbildung gehören:
a) Abgeschlossene Lehrwerkstatt für die praktische Ausbildung der gewerblichen Lehrlinge.
b) Abgeschlossener Schulungsraum für den theoretischen Unterricht.
c) Lehrecke für die Ausbildung der Dreher.
d) Ein Sportkabinett, das aber als ungeeigneter Unterrichtsraum verwendet wird.
e) Durchschnittlich 2 Stunden Werkunterricht.
f) 6 DM Urlaubsgeld pro Urlaubstag, obwohl der Tarifvertrag nur 30% der Lehrlingsvergütung vorschreibt.
g) 5 DM monatlich für die Fahrt zur Berufsschule.
und als Höhepunkt der Ausbildung:
h) der 14-tägige Erholungsurlaub für alle Lehrlinge im Landheim der Farbwerke Hoechst.

Diese Tatsachen sprechen für eine hervorragende Berufsausbildung. Aber stimmt das?

DIE WIRKLICHKEIT SIEHT ANDERS AUS:
- Kein Lehrbüro.
- Keine Grundausbildung für Kaufleute und Zeichner.
- Durchschnittlich nur 6 Stunden Berufsschulunterricht in der Woche, obwohl nach dem hessischen Berufsschulgesetz wöchentlich 12 Stunden vorgeschrieben sind.
- Manche Lehrlinge haben zeitweise nur 14-tägig 5 Stunden Berufsschulunterricht.
- Schlechte Ausbildung in den Werkstätten, weil keine freigestellten Ausbilder die Lehrlinge in den einzelnen Arbeiten unterweisen, sondern jeder Lehrling für bestimmte Zeit einem Facharbeiter zugeteilt wird, bei dem er entweder überhaupt nicht beschäftigt wird oder aber die Dreckarbeit macht.

Der Facharbeiter hat gar nicht die Zeit und häufig auch gar nicht die Kenntnisse, dem Lehrling die schwierigen Arbeiten zu erklären, und deshalb entgräten wir tagelang Maschinenrahmen, zählen Putzlappen oder bohren 1 000 Löcher an Automaten.

In der Lehrwerkstatt liegt der Staub von Generationen auf der Grundausbildung und den Ausbildungsmethoden. Stumpfsinnig schwingen die Lehrlinge die Feilen, um 5 mm Stahl abzuschruppenn, obwohl nebenan Werkzeugmaschinen stehen, mit denen die ganze Arbeit in einigen Minuten gemacht ist. In der Produktion kann man über diese Arbeitsmethoden nur lachen.

AUSBEUTUNG UND VERDUMMUNG

Aber das stumpfsinnige Feilen, Üben von schräger Normschrift nach DIN 17, Frühstück holen, Briefmarken ausschneiden, Akten schieben oder Post verteilen muß doch seinen Sinn haben, denn immer wieder werden diese Arbeiten als Grundlage der Ausbildung konzipiert. Und sie haben einen Sinn, denn diese Ausbildung produziert geistige Krüppel, die mechanisch auf Befehle reagieren, stumpfsinnig ihre Arbeit verrichten, ohne sich ihrer Lage bewußt zu werden. Die Lehrlinge werden auf 'Bild Zeitungs-Niveau' ausgebildet, um die Manipulationsmechanismen der Unternehmer und ihrer Handlanger aufnehmen zu können, und selbst dieses Niveau verschlechtert sich ständig.

Der Grund dieser systematischen Verdummung der Jugend liegt auf der Hand: durch die Automation braucht der Unternehmer immer mehr Handlanger an den Maschinen, die kein erweitertes Fachwissen benötigen, geschweige denn eine gute Allgemeinbildung!

Was aber bedeutet das?

Im Kapitalismus, in dem wir leben, ist jeder Arbeiter gezwungen, seine Arbeitskraft an einen Unternehmer zu verkaufen, um leben zu können. Je besser er diese Arbeitskraft ausbildet, umso höher steigt ihr Wert und um so mehr muß der Unternehmer dafür bezahlen. Wenn aber der Jugendliche schlecht ausgebildet wird, ist er verstärkt der Willkür der Unternehmer ausgeliefert. Er ist der Erste, der auf der Straße sitzt! Seine elementarsten Lebensinteressen stehen auf dem Spiel!

Das ist es, was sich hinter der Phrase einer modernen, zeitgemäßen Berufsausbildung versteckt, die Fratze der Entqualifizierung. Der Kapitalismus kann uns nur Verblödung und finanzielle Verarmung bieten. Denn nur 'dumme' Arbeiter sind für den Unternehmer gute Arbeiter. Das zeigt sich auch konkret in der fortschrittlichen Ausbildung bei Messer.

DIE FORDERUNGEN DER JUGENDVERTRETER UND DIE ANTWORT

Die Jugendvertretung dort kämpft für eine Betriebsvereinbarung über Berufsausbildung, die folgende Forderungen enthält:

a) Der theoretische Unterricht (Berufsschule und Werkunterricht) sollen wöchentlich 12 Stunden betragen, während der Arbeitszeit.
Dadurch sollen alle Lehrlinge das gleiche Maß an theoretischem Unterricht bekommen.
b) Es darf nur in Berufen ausgebildet werden, die im 1. Lehrjahr eine abgeschlossenen Grundausbildung durchführen.
c) Nicht mehr als 20 Lehrlinge dürfen von einem Ausbilder betreut werden.
d) Politischer Unterricht im Rahmen des Werkunterrichts, der von der Jugendvertretung gestaltet wird.

In Verhandlungen mit der Direktion wurden diese Forderungen gestellt. Die Antwort war charakteristisch:
Der Betrieb ist in keiner Weise verpflichtet, die mangelhafte Ausbildung in der Schule zu ersetzen. Der Werkunterricht ist eine Sozialleistung und nicht gesetzlich vorgeschrieben.

Hier zeigt es sich, daß Unternehmer und Regierung Hand in Hand die Verschlechterung der Ausbildung vorantreiben. Aber die Jugendvertretung gab die Forderung nach einer Betriebsvereinbarung nicht auf, sondern verlangte Unterstützung vom Betriebsrat.

Auch die Betriebsräte sind gegen die Verbesserung der Berufsbildung. Sie erzählen uns, wie gut wir es doch haben, im Vergleich zu ihrer Ausbildung und beteuern, daß Messer in der Ausbildung führend ist.

Richtig, führend in einer 'modernen zeitgemäßen Ausbildung', die willenlose Handlanger an der Maschine produziert.

ABER WIR KÄMPFEN GEGEN DIESE VERBLÖDUNG!

Ein Jugendvertreter, der in der Jungen Garde organisiert ist, baute mit Jugendlichen eine Betriebsgruppe auf, die einen Forderungskatalog ausarbeitete. Neben der Verbesserung der Berufsausbildung fordern wir:
- Kostenlose Mittagessen für alle Lehrlinge
- Stellung und kostenlose Reinigung der Arbeitsanzüge
- 4 Wochen Urlaub für alle Lehrlinge und 2 Wochen bezahlten Bildungsurlaub
- Abschaffung der Stechkarten.

Wir wissen, daß diese Forderungen nicht getrennt sind von den Forderungen der Arbeiter. Deshalb kämpft die Jugendvertretung auf Betriebsrats- und Vertrauensleutesitzungen für diese Forderungen, indem sie dort für den 1.Mai als Kampftag der Arbeiter mobilisierte.

Am 30. April demonstrierten wir gegen die Feierstunde der Gewerkschaftsführung in der Paulskirche und verlangten von ihnen eine Antwort auf unsere Forderungen.

DIE REAKTION DER GEWERKSCHAFTSFUNKTIONÄRE

Die Antwort der Betriebsräte und Vertrauensleute, die so viel von Arbeiterdemokratie sprechen, war sehr deutlich: sie schlossen den Jugendvertreter, der als Mitglied der Jungen Garde am konsequentesten für die Forderungen kämpfte, aus allen Sitzungen aus, obwohl das gegen das Betriebsverfassungsgesetz verstößt, wo der Paragraph 35 festlegt, daß jeder Jugendvertreter an Betriebsratssitzungen teilnimmt, wenn Jugendfragen behandelt werden. Als Begründung nannte man schlicht und einfach sein 'Verhalten in letzter Zeit'. So leicht ist das.

Der JV schrieb daraufhin einen Brief an den Hauptvorstand der IGM, in dem er der Gewerkschaft die Situation schilderte und sie um Unterstützung bat. Da der Vorsitzende des Betriebsrates jedoch Mitglied der Ortsverwaltung der IG Metall ist, blieb von der Gewerkschaft jede Stellungnahme aus, von Unterstützung ganz zu schweigen.

UNSERE STÄRKE:

Wenn aber die Betriebsräte und Gewerkschaftsfunktionäre glauben, daß sie durch Ausschlüsse für Ruhe sorgen und den Kampf gegen die Verschlechterung der Ausbildung verhindern können, so wissen sie nicht, worin unsere Stärke besteht.

Wir nehmen den Kampf auf, indem wir alle Jugendlichen im Betrieb mobilisieren, gemeinsam durch Unterschriftensammlungen den Betriebsrat zu zwingen, den Ausschluß des Jugendvertreters rückgängig zu machen und die Verbesserung der Berufsausbildung durch eine Betriebsvereinbarung abzusichern. Weil wir wissen, daß der Kampf bei Messer nicht getrennt ist vom Kampf in anderen Betrieben, fordern wir zusammen mit dem Ortsjugendausschuß der IG Metall von DGB und SPD eine Versammlung aller Lehrlinge während der Arbeitszeit, indem wir in allen Betrieben dafür mobilisieren.
Aber nicht nur die Lehrlinge, sondern die gesamte Jugend kämpft gegen die Entqiualifizierung und deshalb ist die Versammlung der Lehrlinge die Vorbereitung für eine NATIONALE KONFERENZ ZUR VERTEIDIGUNG DER RECHTE DER JUGEND

Beginnen wir den Kampf in Betrieb, Schule und Universität, um den Angriffen der Unternehmer und ihrer Minister den entschlossenen Kampf der gesamten Jugend entgegenzustellen."
Quelle: Junge Garde Nr.5,Bochum Dez.1970/Jan.1971,S.14ff

November 1970:
Im November streiken, laut RFO Saarland, 1 000 bei Babcock Oberhausen.

Die Junge Garde (JG) der IAK zieht "Wegweisende Erfahrungen aus dem Kampf der Lehrlinge in Oberhausen":"
Durch Warnstreiks in vielen Betrieben hatten die Arbeiter und Lehrlinge in der metallverarbeitenden Industrie Nordrhein-Westfalens die Gewerkschaftsbürokraten gezwungen, die Tarifverhandlungen scheitern zu lassen und die Urabstimmung vorzubereiten. Doch obwohl auch über die Forderungen der lehrlinge verhandelt worden ist, waren die Bürokraten nicht bereit, die Lehrlinge an der Urabstimmung und damit an einem möglichen Streik zu beteiligen.

OBERHAUSENER LEHRLINGE STREIKEN!

Die Lehrlinge der Babcock-Werke in Oberhausen aber wissen, DASS DER STREIK DAS WIRKSAMSTE MITTEL ZUR DURCHSETZUNG IHRER FORDERUNGEN IST.

Dieses Mittel wollten sie sich nicht nehmen lassen. Daher forderten die Jugendelegierten der Babcock-Werke in einer Resolution die Bezirksleitung der IGM in Essen auf, DIE ORGANISIERTEN LEHRLINGE AN DER URABSTIMMUNG ZU BETEILIGEN. Trotz der Schwierigkeiten, die ihnen von Seiten der Unternehmensleitung entgegengesetzt wurden, erreichten sie mit Hilfe der gewerkschaftlichen Vertrauensleute, daß sich ÜBER 500 LEHRLINGE UND ARBEITER durch ihre Unterschrift mit dieser Resolution solidarisierten.

Diese Solidarität ist von entscheidender Bedeutung für den weiteren Kampf der Arbeiterjugend wie der gesamten Arbeiterklasse; denn sie drückt das klare Bewußtsein der Erkenntnis aus, daß die Forderungen der Arbeiterjugend auch die Forderungen der Arbeiter sind, daß diese Forderungen nur durch den gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Lehrlingen durchgesetzt werden können.

Doch die Gewerkschaftsbürokraten weigerten sich weiterhin, den Lehrlingen das Streikrecht, d.h. das Recht, für ihre Interessen zu kämpfen, zuzubilligen. Damit schwächten sie offen die geschlossene Kampffront der gesamten Arbeiterklasse, die bereit ist, für ihre Interessen zu kämpfen und stärkten die Position der Unternehmer; denn:
1) die Beteiligung der Lehrlinge an Streiks ist eine Verstärkung der Kampffront der Arbeiter, sind es doch gerade die Lehrlinge, die bei den Streiks der letzten Monate zusammen mit den Jungarbeitern in vorderster Front marschierten und durch ihren ungebrochenen Kampfgeist die älteren Kollegen mitrissen,
2) ohne die Waffe des Streiks und ohne die aktive Unterstützung der Arbeiter sind die Lehrlinge der Willkür der Unternehmer hilflos ausgeliefert.

Die Oberhausener Lehrlinge mußten erfahren, daß die bürokratischen Führer der Gewerkschaft nicht bereit sind, den gemeinsamen Kampf von Arbeitern und Lehrlingen konsequent zu organisieren.

WAS KÖNNEN WIR AUS IHREM BEISPIEL LERNEN?

1.
Die Lehrlinge und Arbeiter der Babcock-Werke haben erkannt:

Die Forderungen der Lehrlinge müssen auch die der Arbeiter sein. Lehrlinge und Arbeiter kämpfen gegen einen gemeinsamen Feind, die Unternehmer, für die Löhne, Lehrlingspauschale und Geld für eine qualifizierte Ausbildung nur gewinnschmälernde Kosten sind. Von den Angriffen des Kapitals sind Arbeiter und Lehrlinge gleichermaßen betroffen. Und die Lehrlinge von heute sind die Arbeiter von morgen. Sie sind ein Teil der Arbeiterklasse.
In der gesamten Geschichte der Arbeiterbewegung haben die älteren Arbeiter besonders für die Rechte der Arbeiterjugend gekämpft. Die Abschaffung der Kinderarbeit, das Recht auf eine kostenlose Schulbildung und das Recht auf eine dreijährige Lehrzeit, das alles sind Errungenschaften, die durch den gemeinsamen Kampf aller Arbeiter durchgesetzt worden sind.
Versuchen wir in der täglichen Arbeit im Betrieb die Unterstützung der Arbeiter für unsere Forderungen zu gewinnen! Unsere Jugendvertreter sind rechtlos und können ohne die Unterstützung des Betriebsrates und der Vertrauensleute unsere Forderungen nur sehr selten gegen den Widerstand der Unternehmensleitung durchsetzen.

FÜR DEN GEMEINSAMEN KAMPF VON ARBEITERN UND LEHRLINGEN.

2.
Die Erfahrung der Oberhausener Lehrlinge zeigt:

Das Recht, für die Durchsetzung unserer Forderungen zu kämpfen, das Streikrecht, erhalten wir nicht durch Prozesse, Rechtsgutachten oder Resolutionen.

WIR MÜSSEN UNS DAS STREIKRECHT DURCH STREIKS ERKÄMPFEN.

Doch um wirksame Streiks durchführen zu können, müssen wir besser organisiert sein. Eine Hand voll Jugendvertreter, völlig isoliert von der Mehrheit der Lehrlinge und ohne jeden rechtlichen Schutz, kann diese Aufgabe nicht erfüllen. Dazu brauchen wir einen JUGENDVERTRAUENSKÖRPER aus den kämpferischsten Lehrlingen und Jungarbeitern, die das Vertrauen der Lehrlinge haben und ständig mit ihnen in Kontakt stehen, als Bindeglied zwischen Lehrlingen und Jungarbeitern.
Nur so können wir unseren Kampf im Betrieb wirksam organisieren.

BEGINNEN WIR SCHON HEUTE MIT DEM AUFBAU VON JUGENDVERTRAUENSKÖRPERN!

3.
WIR MÜSSEN DIE GEWERKSCHAFTSBÜROKRATEN ZWINGEN ...

Die Weigerung der Gewerkschaftsbürokraten, den Kampf der Lehrlinge zu unterstützen, zeigt deutlich, auf wessen Seite sie stehen. Um ihre eigenen Privilegien nicht zu gefährden, die sie als Dank für die friedliche Zusammenarbeit mit den Unternehmern und ihrer Regierung erhalten, scheuten sie schon nicht davor zurück, den über 500 000 streikenden Arbeitern durch schnelle Kompromißabschlüsse, Verhinderung von offiziellen Streiks und übelste Manipulation bei den Urabstimmungen in den Rücken zu fallen.

Die SPD und unter derem massiven Einfluß Stehende (vgl. Eingreifen Figgens in die Tarifverhandlungen in NRW und das plötzliche Umfallen der Verhandlungskommission) sind eher bereit, diejenigen zu verraten, auf deren Kosten sie leben und deren Interessen sie eigentlich vertreten sollen: die Arbeiterklasse, als den konsequenten Kampf gegen das Kapital und seine politischen Vertreter zu organisieren.

Aus Rücksicht auf die 'sozialliberale' Koalition haben die sozialdemokratischen Gewerkschaftsführer alle Hände voll zu tun, die Angriffe auf den Lebensstandard der Arbeiter und Jugend als notwendig für das Gemeinwohl zu verkaufen und nur Ruhe zu bewahren - während die reaktionären Banden um Strauß und 'Aktion Widerstand', gestützt auf die Finanzkraft des Großkapitals, immer offener Vorbereitungen für die Rückeroberung der politischen Macht treffen, um endlich wie ihre Gesinnungsfreunde in England (Großbritannien,d.Vf.), den USA, Frankreich und Kanada die gefährlich gewordene Kampfkraft der Arbeiterklasse frontal und mit allen staatlichen und polizeilichen Machtmitteln zu brechen.

Gewerkschaftsbürokraten wie SPD wollen aus den historischen Erfahrungen der deutschen Arbeiterbewegung nicht lernen. Koalitionen mit bürgerlichen Parteien haben immer zum Verrat an der Arbeiterklasse geführt, und aus den Fehlern der SPD und der stalinistischen Internationale in den Jahren 1928 bis 1933 sollten wir gelernt haben:
Nur wenn sich SPD und Gewerkschaftsführung auf die mobilisierte Arbeiterklasse stützen, wenn sie Schluß machen mit der Zusammenarbeit mit den Unternehmern in der Konzertierten Aktion und der Regierung, wenn sie für eine Arbeiterregierung auf der Grundlage der Forderungen der Arbeiter kämpfen, können sie die massiven Angriffe von rechts erfolgreich zurückschlagen und die deutsche Arbeiterklasse vor einer weiteren Katastrophe wie der von 1933 bis 1945 bewahren.

Durch ihre Politik der Zusammenarbeit und des friedlichen Ausgleichs mit der Bourgeoisie tragen SPD und Gewerkschaftsspitze entscheidend dazu bei, daß die ganze Schärfe der sich notwendig entwickelnden Kämpfe zwischen Bourgeoisie und Proletariat den Arbeitern und Jugendlichen verborgen bleibt. Damit aber tragen auch diese Organisationen die volle Verantwortung dafür, wenn die Arbeiter derart unvorbereitet und mit Illusionen behaftet in diesen Kämpfen unterliegen müssen. Um das zu Verhindern müssen Revolutionäre und die Vorhut der engagierten Jugend in den Gewerkschaften wie allen Massenorganisationen der Arbeiterklasse die Jugendlichen und älteren Arbeiter auf einem klaren Programm politisieren und dadurch diese Organisationen zwingen, ihren Kampf konsequent zu organisieren.

UND WIR KÖNNEN SIE ZWINGEN!

Der Gewerkschaftsapparat, der Wasserkopf der 200 Funktionäre in Frankfurt, ist nichts ohne die Millionen Mitglieder, ohne die soziale Basis, die organisierte Arbeiterklasse, von der er fixiert und gestützt wird. Die Tatsache, daß die Gewerkschaftsführer in den letzten Tarifauseinandersetzungen auf den Druck der Arbeiter hin die 15% Forderung aufnahmen, zeigt, daß der Druck der mobilisierten Arbeiter, Jungarbeiter und Lehrlinge die Bürokraten zwingen kann, weiter zu gehen, als ihnen lieb ist.

Noch konnten sie es ablehnen, die Forderung nach dem Streikrecht der Lehrlinge zu unterstützen, weil die Oberhausener Lehrlinge und Arbeiter isoliert waren. Doch dem Druck der mobilisierten Lehrlinge im Ruhrgebiet, wie in der gesamten BRD, müssen sie weichen.

Die Gewerkschaften müssen wieder konsequente Kampforganisationen der Arbeiterklasse werden.

Kämpfen wir in den Gewerkschaften für örtliche Lehrlingsversammlungen als Vorstufe für zentrale Lehrlingskongresse, auf denen die Masse der mobilisierten Lehrlinge ihre Forderungen stellt und die Führer der Gewerkschaften zwingt, für diese Forderungen den Kampf aufzunehmen. In Oberhausen hatte der Kampf der JG in der Gewerkschaft für eine örtliche Lehrlingsversammlung. organisiert von der Gewerkschaft, bereits Erfolg. Die IGM Jugenddelegiertenkonferenz hat einstimmig den Beschluß zur Organisierung einer Versammlung der Lehrlinge in Oberhausen angenommen (vgl. 4.12.1970,d.Vf.).

Nun kommt es auf den Willen und die Initiative aller Lehrlinge und besonders der Jugenddelegierten an, daß dieser Beschluß nicht nur Papier bleibt, sondern in die Realität umgesetzt wird. Deshalb fordern wir Euch auf: arbeitet aktiv mit an der Herstellung einer geschlossenen Kampffront aller Lehrlinge in Oberhausen durch die Organisierung der zentralen Versammlung.

STREIK: NICHT OHNE DIE LEHRLINGE!
STREIKRECHT FÜR LEHRLINGE!"
Quellen: Junge Garde Nr.5,Bochum Dez.1970/Jan.1971,S.10ff;
Rote Fahne - Hadir Nr.5,St. Ingbert 15.12.1970

November 1970:
Auf der Zeche Ewald 1/2/7 in Herten, Kreis Recklinghausen gibt die DKP- Betriebsgruppe eine Ausgabe des zweiten Jahrgangs ihrer 'Unsere Meinung' (vgl. Sept. 1970, Dez. 1970) heraus.
Zur KPD/ML-ZB und zur Jungen Garde (JG) der IAK heißt es:"
SPALTPILZE!

Ab und zu tauchen auf unserer Schachtanlage überregionale Zeitungen wie 'Rote Fahne' oder 'Junge Garde' auf. Man braucht kein versierter Politiker zu sein, um zu merken, daß die Herausgeber dieser Zeitungen keine Arbeiter sind und von der Praxis in den Betrieben keine Ahnung haben. Auch unsere Zeitung 'Unsere Meinung' wurde in Gesprächen mit diesen meist sehr jungen Leuten kritisiert und man behauptete, wir geben uns mit zu vielen Kleinigkeiten ab. Nun, wir glauben, daß wir als Betriebszeitung im Rahmen des von uns gesteckten Zieles bleiben sollten und daß wir diese Aufgabe bisher einigermaßen gut erfüllt haben. Wer sich politisch weiter gut informieren will, der soll die Wochenzeitschrift 'UZ' lesen. Uns Arbeitern ist die Wirklichkeit zu nahe, als daß wir uns mit Phrasen abgeben und Schlagzeilen herumschmieren, die nicht zu realisieren sind. Wir stehen mit beiden Beinen im Leben und auf dem Boden der tatsächlichen Verhältnisse und wissen, wo uns Arbeitern der Schuh drückt. Es ist eben ein großer Unterschied zwischen Wunschträumen und Realitäten.

Aber eines wissen wir genau: man ändert keine Verhältnisse, wenn man die Ursachen nicht erkennt. Sich hinstellen und auf die Gewerkschaften zu schimpfen, wenn man nicht drin ist, das kann jeder. Aber selber mitmachen und versuchen, die Verhältnisse zu verändern, das ist etwas anderes! Revolution macht man bestimmt nicht dadurch, daß man uns revolutionäre Phrasen klopft. Sie bekämpfen die Gewerkschaften, die wichtigsten Interessenorgane der Arbeiter und dienen damit den Unternehmern, die an schwachen Gewerkschaften interessiert sind. Wem nützen sie also?"
Quelle: Unsere Meinung,Herten Nov. 1970

02.11.1970:
Vermutlich Anfang dieser Woche erscheint erstmals die 'Rote Zelle' (vgl. 1911.1970) als Zeitung des Kommunistischen Studentenbundes/ML (KSB/ML) an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). U.a. spricht der:"
KSB/ML - IN EIGENER SACHE
...
FÜHRUNG STUDENTISCHER INTERESSENKÄMPFE

Wir wollen diesen Punkt gesondert abhandeln, weil gegenwärtig die Reformisten und Revisionisten mit großem demagogischen Aufwand versuchen, diese Kämpfe zu führen und auf das reformistische Gleis zu leiten. Die Reformisten und Revisionisten führen den Kampf für die studentischen Interessen und gegen die Verwirklichung der Ziele des monopolkapitalistischen Staates nur verbal. Tatsächlich geht es ihnen nur um ihre eigene 'Mitbestimmung' dabei; und die Trotzkisten weinen den guten alten bürgerlichen Qualifikationen nach (dies bezieht sich höchstwahrscheinlich auf die JG der IAK,d.Vf.).

Demgegenüber wird der KSB/ML vor allem gegen jeden Versuch der Spaltung der Studentenschaft kämpfen, d.h. er muß korporatistische Privilegien, wo sie gefordert werden, bekämpfen und für eine Nivellierung nach oben eintreten. Dabei wird er besonders die Studenten proletarischer Herkunft und die aus dem unteren Kleinbürgertum unterstützen. Er wird dort, wo die Staatsbürokratie der Monopole feudale Überreste liquidiert, nicht diese Überreste verteidigen, sondern für tendenziell sozialistische, nicht für bürgerliche Inhalte eintreten.

Da, wo die Unterdrückung durch die im Interesse der Monopole arbeitende Bürokratie am schärfsten und offenkundigsten ist, in den Prüfungen und den entsprechenden Massenveranstaltungen, da werden wir bereits in Kürze zu Aktionen aufrufen und im Rahmen unserer Strategie den Kampf aufnehmen."
Quelle: Rote Zelle Nr.1,Bochum Nov. 1970

08.11.1970:
Für die IAK berichtet Gerd Edel über die hessische Landtagswahl (LTW) im Frankfurter Wahlkreis 39 (Bockenheim und Westend), daß dort die SPD 37,5% (- 8,9%), die CDU 38,7% (+ 10,1%), die FDP 19,1% (+ 4%), die NPD 2,7% (- 6,3%) und die DKP 1,6% (nicht kandidiert) erhalten habe.

Über den SPD-Kandidaten Karsten Voigt und dessen Wahlkampf heißt es, die Stimmen für die FDP und die DKP hätten ihm gefehlt, so daß das Mandat an die CDU gegangen sei:"
Im Frankfurter Westend (Teil des Wahlkreis 39), wo es die scharfen Mietprobleme - Mietwucher und Hausbesetzungen - gab, stimmten für die SPD 25,6%, CDU 45,6% und für die FDP 25%!

Die FDP behält also fast genausoviel Stimmen wie die SPD! Sicher, es handelt sich hier um ein kleinbürgerliches Wohnviertel. Aber gerade hier wird deutlich, wie falsch es von Karsten Voigt war, sich der Wahlkampfführung des SPD-Apparates zu beugen. Hier hätten die SPD bei einer eindeutigen Stellungnahme in diesen sozialen Auseinandersetzungen gegen Spekulanten und Mietwucher, für Mietpreisstop, städtische Wohnungsvermittlung und Enteignung von Bauland ganze Schichten des Kleinbürgertums gewonnen. Voigt aber hat so den Mietwucher kritisiert, sozialistische Maßnahmen vorgeschlagen, aber die Mobilisierung der Mieter der CDU und der FDP (RA Pulch) überlassen, statt sich an die Spitze der Mieter zu stellen. Die CDU und FDP machten das Mieterkomitee dann zum Forum der Anklage an die SPD-Stadtverwaltung.

Durch einige sozialistische Forderungen, auch das 'jugoslawische Modell', provozierte die Jusoführung die Reaktion und überließ dann die orientierungslosen kleinbürgerlichen Schichten der CDU und FDP.

Allein schon die Stimmen für die DKP hätten Karsten Voigt zu einem Sieg gebracht. Hier wird die Unsinnigkeit der Zählkandidatur der DKP deutlich, die nicht in der Lage ist, die Bewegung der Arbeiterklasse richtig einzuschätzen.

An der Wahlniederlage Karsten Voigts kann noch etwas deutlich gemacht werden. Führende Sozialdemokraten aus Bonn und Hessen (Werner Best, Wischnewski, Wehner, Osswald) führen dies auf die sozialistischen Argumente der Jusos zurück, deren erster Vorsitzender Voigt ist. Das Wahlergebnis aber belehrt uns, daß dies falsch ist, denn 15 von 17 Wahlkreiskandidaten der SPD, die ihren Wahlkreis verlieren, können nicht zu den Jusos oder ihrer Politik gerechnet werden.

Genau das Gegenteil ist richtig. Karsten Voigt hat als Wortführer der Opposition in der SPD im Wahlkampf vor der bürgerlichen Politik des Apparats kapituliert. Er hat gerade nicht für eine konsequente sozialistische Politik gekämpft, sondern sich an den Rahmen des Apparats gehalten. So hat er die einzige Jung- und Erstwählerveranstaltung der Jusos in seinem Wahlkreis boykottiert - die Wahlzeitung nicht bezahlt, Adressen zum Verschicken der Einladung nicht herausgegeben - nur weil in dieser Jusogruppe ein starker Einfluß von Trotzkisten und JG (Junge Garde, Jugendorganisation der IAK,d.Vf.) besteht, die für einen Wahlkampf der SPD auf der Grundlage eines Arbeiterprogramms kämpften."
Quelle: Internationale Arbeiterkorrespondenz Nr.34,Frankfurt Nov./Dez. 1970,S.12f

23.11.1970:
In Frankfurt treten die Lehrlinge der städtischen Lehrlingsausbildungswerkstätten (LAW) in den Vollstreik.

Die IAK äußert sich zu dem heute beginnenden Streik, dessen Vorgeschichte und dem größeren Rahmen Anfang Dezember 1970 so:"
ORGANISIEREN WIR DEN KAMPF GEGEN DIE KAPITULATION DER ÖTV-BÜROKRATEN!

Die gegenwärtige Situation ist gekennzeichnet durch sich rasch verschärfende Klassenauseinandersetzungen und in hohem Maße davon, daß die Arbeiterklasse die Initiative in diesen Kämpfen ergriffen hat. Überall ist die herrschende Klasse gezwungen, sämtliche Errungenschaften der Lohnabhängigen brutal anzugreifen - bis hin zu denen der Beschäftigten ihrer eigenen Herrschaftsinstrumente, in den Apparaten des Staates.

DIE BOURGEOISIE ORGANISIERT DEN ANGRIFF AUF UNSERE LEBENSBEDINGUNGEN ...

Denn die Notwendigkeit der Zentralisierung jeglicher bürgerlicher Staatsmacht - besonders der Polizei und des Militärs - bedingt gleichlaufend auch in der öffentlichen Verwaltung eine zunehmende Rationalisierung, Mechanisierung und Automation; hier: die Umorganisierung nach rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. (Als beste Beispiele sind heute schon Bundesbahn und Bundespost anzusehen.)

Für die großstädtischen Kommunen heißt das: Die Haushaltsmittel des Bundes werden erhöht und die der Städte gekürzt (die sogenannte 'Finanzreform'). Damit wird eine Steigerung der Militärausgaben - bis hin zur Umstellung auf Kriegswirtschaft - ermöglicht und eine Senkung der Sozialleistungen erreicht.

So werden UNMITTELBAR die von der Arbeiterklasse nach 1945 errungenen Positionen angegriffen - die Sozialleistungen, die Alten- und Pflegeheime, die Jugendhäuser, die Kulturstätten und das Gesundheitswesen.

UNMITTELBAR für die Beschäftigten des Öffentlichen Dienstes heißt das: Freisetzung von Arbeitskräften (Entlassungen), keine Schaffung von neuen Arbeitsplätzen (Einstellungsstop), Erhöhung von Arbeitserschwernissen und einseitigen Belastungen sowie der Verlust erworbener Rechte bei Einkommensminderung.

Besonders für die Jugendlichen zeigt sich dies im Vorantreiben der Entqualifizierung der Ausbildung: Hohe Durchfallquoten in den Prüfungen, Verdoppelung der Klassenfrequenzen, stetige Verringerung der Anzahl der Unterrichtsstunden, künftige Einrichtung einer 'Fachhochschule für Wirtschaft und Verwaltung', zu der nur noch ca. 5 - 10% der Auszubildenden Zugang finden.

... GEGEN DIESEN ANGRIFF ORGANISIEREN WIR DIE KOLLEGEN IN DEN TARIFAUSEINANDERSETZUNGEN!

Auch im Öffentlichen Dienst, dieser kleinbürgerlichen Randgruppe der Arbeiterklasse, haben die Beschäftigten - allen voran Jugendliche - durch vielfache Streiks und Protestversammlungen bewiesen: Wir sind nicht bereit, diese Attacken widerstandslos hinzunehmen!

Die spontanen Arbeitsniederlegungen und Aktionen in Frankfurt von Sozialarbeitern und Kindergärtnerinnen, von städtischen Lehrlingen, von Technikern und Krankenschwestern (vgl. 24.9.1970,d.Vf.) in dieser Zeit und besonders der Müllarbeiter während der letzten Tarifverhandlungen haben beispielsweise die Gewerkschaftsführung gezwungen, trotz eines letztlich faulen Kompromisses (wie der Verzicht auf 100 DM bar auf die Hand) nur einen sehr kurzfristigen, 12 Monate laufenden Tarifvertrag abzuschließen. Zum anderen wurde dem Arbeitgeber gezeigt, daß er heute und zukünftig mit unserem Auftreten zu rechnen hat!

Und jetzt, nachdem uns 500 000 Metaller den Beginn des Weges aufgezeigt haben, jetzt, da die SPD-Führung mit ihrer Bourgeois-Politik uns keine Zugeständnisse machen will; jetzt, wo Unternehmer-Minister Genscher von der FDP den Gewerkschaften mit scharfer Disziplinierung und Lohnleitlinien droht; jetzt, da der Arbeitgeber (aus für ihn sicher sehr berechtigtem Interesse) sich hartnäckig weigert, uns konkrete Angebote zu machen ... jetzt kommt es darauf an, die Organisierung verstärkt voranzutreiben, den unbewußten Konflikt bewußt zu machen und auszutragen.

Wir haben dazu bei der Stadt Frankfurt die Initiative ergriffen und die Auszubildenden für ihre Forderungen:
150 DM mehr für alle
500 DM Ausbildungspauschale
Jugendliche in die Tarifkommission
mobilisiert.

Organisatorischer Ausdruck waren dabei die Schaffung eines Vertrauensleutekörpers und die Neuwahl des Kreisjugendausschusses (KJA,d.Vf.).

Die geführten Verhandlungen mit dem Arbeitgeber waren von vornherein zum Scheitern verurteilt, da der Arbeitgeber nicht freiwillig bereit ist, die Forderungen zu erfüllen. Trotz dieser Tatsache machte der Personalrat (geführt von linken Jusos (der SPD,d.Vf.)) den Nachwuchskräften Illusionen in diese Verhandlungen. Obwohl sich Aktionen nicht mehr umgehen ließen, boykottierte der Personalrat, gemeinsam mit den rechten Bürokraten, die Vorbereitungen.

Als der Druck der Auszubildenden stärker wurde, sah sich der Personalrat gezwungen, nun doch Aktionen, d.h. Streik, zu propagieren.

Dabei verbreitete er die gleichen Illusionen wie bei den Verhandlungen; als würden durch einen Streik der Nachwuchskräfte bei der Stadtverwaltung alle Forderungen erfüllt und damit sämtliche Probleme gelöst. Er weigert sich, die Auseinandersetzungen in den Tarifkampf einzubeziehen und andere Bereiche des öffentlichen Dienstes in den Kampf mit hineinzureißen.

Doch all diese Entwicklungen, der Kampf der Kollegen, fand am 2.Dezember jäh einen vorläufigen Abschluß:

Die Bürokratie kapitulierte nach nur dreitägigen Verhandlungen (gemeint sind die bundesweiten Tarifverhandlungen,d.Vf.) mit dem Arbeitgeber vor den Unternehmern und dem bürgerlichen Staat.

7% und 27 DM mehr für alle sind das mehr als dürftige Ergebnis für uns. Das heißt: den steigenden Mieten, Preisen und der Lohnsteuervorauszahlung wird kein Damm entgegengesetzt!

Dagegen muß in allen Ämtern und Betrieben, in jedem Bereich, durch Organisierung von Mitgliederversammlungen und Protestveranstaltungen bis hin zur gewerkschaftlichen Urabstimmung gegen diesen faulen Kompromiß der Kampf WEITERGEFÜHRT werden!

Und ganz besonders der jetzt stattfindende Streik der Nachwuchskräfte ist in diesem Rahmen zu sehen:

Die Beschränkung unserer Forderungen durch die linken Jusos auf den betrieblichen Bereich wird PRAKTISCH in der Auseinandersetzung um diesen Tarifabschluß, um eine Ausbildungspauschale entsprechend den Lebenshaltungskosten, gesprengt!
...
Gleichzeitig muß die Führung der Sozialdemokratie - Arbeitgeber, Gewerkschaftsbürokratie und Interessensvertretung der Arbeitenden - hier klar zeigen:

AUF WELCHER SEITE STEHT DIE SPD?

Ist sie bereit, zur Durchsetzung der Forderungen ihre Koalitionen mit den Unternehmerparteien von Frankfurt bis Bonn zu brechen?

Ist die Gewerkschaft ÖTV bereit, gleichzeitig mit den Unternehmern und ihren Organisationen in der Zusammenarbeit der 'Konzertierten Aktion' zu brechen?

STELLEN WIR DEN APPARATEN KEINE MORALISCHEN FRAGEN, SONDERN VOLLZIEHEN WIR DEN BRUCH MIT DEM KLASSENGEGNER TAGTÄGLICH DURCH UNSER HANDELN; DAMIT GILT ES BEWUSST DIE FÜHRUNG DER ARBEITERKLASSE ZU ZWINGEN!
WEG MIT DIESEM TARIFABSCHLUSS!
150 DM MEHR FÜR ALLE!
AUSBILDUNGSPAUSCHALE VON 500 DM!"
Quelle: Internationale Arbeiterkorrespondenz Nr.34,Frankfurt Nov./Dez. 1970,S.30ff

28.11.1970:
In Düsseldorf beginnt der zweitägige Lehrlingskongreß der Jusos der SPD, der, laut KJVD der KPD/ML-ZB, von ca. 1 500 Personen besucht wird, worunter sich 300 - 500 Junggewerkschafter, 200 Jusos, 220 vom LV NRW des KJVD (allerdings auch Studenten und Schüler) und ca. 100 - 150 aus dem ganzen Bundesgebiet angereiste Trotzkisten von KJO Spartacus, RKJ der GIM und Junger Garde (JG) der IAK befunden hätten.

Laut 'Erziehung und Klassenkampf', hat der KJVD mit ca. 200 Lehrlingen und jungen Arbeitern die stärkste Opposition gestellt. Ansonsten seien noch Linkstrotzkisten von Spartacus und RKJ, sowie Rechtstrotzkisten von der Jungen Garde anwesend gewesen. Die SDAJ sei rein individuell vertreten gewesen, Rote Garde und Rote Panther hätten nicht eingegriffen.

Für die Junge Garde (JG) der IAK berichtet Toni Goergensen in einem Artikel "Lehrlingskongreß: Entlarvungskongreß der Jusos" so:"
DER KAMPF DER JUGEND ...
Die Jugend hat den Kampf aufgenommen, den Kampf gegen die Gesetze des Staates, die den Ausbeutungsgelüsten der Unternehmer entsprechen: gegen das Berufsbildungsgesetz (BBiG,d.Vf.), gegen Verkürzung der Schul- und Studienzeit für eine große Zahl der Jugendlichen, gegen Ausschluß der Masse der Jugend von den Universitäten durch numerus clausus (NC,d.Vf.), gegen Lehrermangel und Schulausfall vor allem an den Berufsschulen.

Die sozialdemokratische Partei, der verräterische Kontrolleur der deutschen Arbeiterklasse, sieht beunruhigt und nervös das engagierte Auftreten der Jugend. Waren nicht die Kämpfe der französischen Studenten im Mai 1968 das Signal für den Generalstreik der Arbeiter? Ging nicht dem Streik der Fiat-Arbeiter die Besetzung der Fakultät in Rom voraus? Waren nicht dem monatelangen Generalstreik der General-Motors-Arbeiter in den USA die studentischen Demonstrationen vorhergegangen? Folgten nicht der Aktivität der spanischen Jugend die Kämpfe der Arbeiter in Asturien, Granada und jetzt in der baskischen Provinz? War nicht die Mobilisation der deutschen Studenten ein Signal für die großen Streiks an der Ruhr?

Die kämpfende Jugend ist keine isolierte Ausnahmeerscheinung. Die Kämpfe der Jugend tragen den Stempel der Klassenkämpfe, sind das Signal für die entscheidenden Auseinandersetzungen zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie! Das Signal für die sozialistische Revolution!

... UND DIE SOZIALDEMOKRATIE

Die SPD fürchtet die unausweichliche Verschärfung der Klassenkämpfe und setzt alle Mittel in Bewegung, um die Arbeiterklasse von ihrem berechtigten Kampf um ihre Forderungen abzuhalten, um sie im Interesse der Unternehmer einem angeblichen 'Gemeinwohl' zu unterwerfen und sie so zur Ruhe zu zwingen. Will die SPD ihre Aufgabe konsequent erfüllen, muß sie sich auch der Jugend in den Weg stellen, muß sie verhindern, daß die Arbeiterjugend als engagierte Vorhut der Arbeiterklasse gegen das Kapital und seinen Staat auftritt. Die SPD kontrolliert die Jugend nicht mehr direkt. Sie mußte erfahren, daß ein großer Teil der Jugend bereit ist, sich revolutionären Organisationen anzuschließen, Organisationen, die allein einen erfolgreichen Kampf gegen das Kapital garantieren können. Doch gleichzeitig hat sich gezeigt, daß die Masse der Jugend noch in Reformillusionen verhaftet ist, daß sie den Reformstrategen Gorz und Mandel, die sich ein linkes Mäntelchen ungehängt haben, noch glauben. Und diese Situation will die SPD für sich ausnutzen, ebenso wie die Gewerkschaftsbürokraten und die Stalinisten. Und in diesem Sinne unterstützt die SPD-Führung trotz aller anfänglichen Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen schließlich noch den Lehrlingskongreß, den die Jusos am 28./29.11.1970 in Düsseldorf veranstalteten.

STATT KLEINGEPLÄNKEL: LANGFRISTIGE STRATEGIE FÜR UNSEREN KAMPF!

Das Programm für den Kongreß drückt seine ganze Ziel- und Sinnlosigkeit aus. Der Kongreß hatte die Aufgabe, einen Überblick über die wichtigsten 'Reforminitiativen' zur mangelhaften Berufsausbildung und dem Berufsbildungsgesetz (BBiG,d.Vf.) zu geben. Die Lehrlinge sollten die Möglichkeit erhalten, noch einmal - wie oft wohl schon? - über ihre schlechte Situation in Schule und Betrieb zu jammern, über Erfahrungen aus den Lehrlingszentren und bei Demonstrationen zu berichten. Aus diesem zu erwartenden Sammelsurium von praktischen Erfahrungen sollte nach Auffassung der Jusos wie durch ein Wunder ein Konzept für die weitere Organisierung der Lehrlingsarbeit entstehen, denn eins zeigte sich sofort: die Jusos selbst hatten nicht die geringste Vorstellung zu einer langfristigen Strategie entwickelt. Der Verdacht, den wir schon vorher in unserer Sondernummer (Junge Garde: Juso-Spitze fesselt den Kampf der Lehrlinge) geäußert hatten, bestätigte sich bis zur Absurdität. Nachdem sich die Lehrlinge genügend über 'Ausbeutung statt Ausbildung' beklagt hatten, sollten sie wieder nach Hause fahren, weiter in Lehrlingszentren herumwurschteln oder durch Straßenfegen die Bevölkerung 'aufklären'. Was sie nicht sollten, war eine gemeinsame Strategie entwickeln, die allen Lehrlingen ein einheitliches Vorgehen ermöglicht, die die konzentrierte Kraft aller Lehrlinge an die Seite der Arbeiterklasse gegen die Unternehmer stellt. Eine solche Strategie lag nicht im Konzept der Jusos, dem verlängerten Arm der SPD in der Jugend! Die 'antiautoritäre' Vorgehensweise der Jusos brachte den Kongreß mehrmals an den Rand der Auflösung. Der Erfolg war, daß bestimmt ein großer Teil der Lehrlinge ein für alle Mal die Nase voll hat vom 'Lehrlingskampf'; daß sie nach den Erfahrungen mit dem Lehrlingskongreß nichts mehr von der unbedingten Notwendigkeit des organisatorisch und politisch zentralisierten Kampfes wissen wollen: daß sie sich durch die Aussichtslosigkeit ihres weiterhin isolierten Vorgehen in einzelnen Städten ihren Ausbeutern für alle Zukunft ausliefern!

JUSOS WOLLEN UNS DIE REFORMIERBARKEIT DES KAPITALISMUS EINREDEN

Die Jusos haben dem Kongreß nichts so klar zur Schau gestellt wie den kleinbürgerlichen Charakter ihrer Organisation. Sie gaben vor, gegen die offizielle SPD-Führung das Interesse der Lehrlinge vertreten zu wollen. Doch sie haben über die Hintergründe, die zum Berufsbildungsgesetz geführt haben, geschwiegen. Sie haben nicht gezeigt, daß das Berufsbildungsgesetz für die Unternehmer notwendig war, um sich auf eine weitere Automatisierung der Produktion vorzubereiten, die viele Fachkräfte überflüssig macht. Darum drängten die Unternehmer auf ein Gesetz, daß ihnen den Angriff auf die Ausbildung ermöglicht - und die SPD hat es für sie verabschiedet. Die SPD liefert über das Gesetz den Unternehmern in Zukunft schnell angelernte Halbanalphabeten, die den Ausbeuterinteressen besser zu unterwerfen sind, da sie viel abhängiger sind als ausgebildete Arbeiter, und so hilflos an das Kapital gebunden sind.

Die Jusos haben kein Wort über die Krise des Kapitals verloren, die die Unternehmer zu einem großangelegten Angriff auf die gesamte Arbeiterklasse zwingt. Steigende Lebenshaltungskosten, Inflation, Kürzung der Überstunden, verkürzte Vorgabezeiten, schlechte Ausbildung, Rationalisierungen, Arbeitslosigkeit, das ist die Zukunft, die sich schon jetzt für uns abzeichnet.

Doch vor dieser Entwicklung stellen sich die Jusos blind.

KLASSENKAMPF!

Ebensowenig wie die Jusos den Streik der Arbeiter im Herbst 69 und 70 aktiv unterstützt haben, führen sie den Kampf der Lehrlinge gegen das Kapital. Ihr Ziel ist die Reformierung der SPD und nicht der revolutionäre Kampf KLASSE GEGEN KLASSE. In ihrer kleinbürgerlichen Angst klammern sie sich an den Unternehmerpartner der Regierung, die FDP, und übersehen die Vorbereitungen der gesamten Bourgeoisie für den Angriff auf die Arbeiterklasse. Sie vertrauen nicht der Kraft der Arbeiterklasse, die allein im revolutionären Aufstand Schluß machen kann mit Ausbeutung und Krieg, mit Arbeitslosigkeit und Hunger. Die Jusos hoffen auf Reformen und den guten Willen der Unternehmer, der sie zu Zugeständnissen bewegen wird. Und indem sie versuchen, die Jugendlichen mit dieser 'Hoffnung' zu verblenden, hindern sie sie an dem Kampf, der allein ihnen eine sichere Zukunft gewährleistet, liefern sie die Jugend den Ausbeutern aus.

KJVD KAPITULIERT VOR DER SOZIALDEMOKRATIE

Diese Perspektivlosigkeit beherrschte die gesamte Diskussion im Plenum und wurde fortgesetzt vom KJVD (Jugendorganisation der KPD/ML-ZB,d.Vf.), der sich ebenfalls weigerte, mit zentralen politischen Losungen der Jugend eine organisatorische und politische Perspektive zu geben. Ein Meer von Fahnen und lautes Gebrüll sollten die Orientierungslosigkeit des KJVD verstecken – ohne Erfolg. Der KJVD hatte nichts anzubieten, er konnte den Jusos nicht entgegensetzen als Geschrei. Und er kapitulierte vor den Jusos ebenso wie der 'revolutionäre' Spartacus, der vor lauter Gewerkschaftsjugendarbeit schon lange den Klassenkampf aus den Augen verloren hat und ebenfalls vor einem geschlossenen politischen Kampf der Jugend an der Seite der Arbeiterklasse zurückscheut. Geschlossen traten schließlich KJVD, Spartacus und die Jusos für den Rückzug in die Arbeitsgruppen ein und verhinderten damit eine offene politische Diskussion, die ihre Schwäche entlarvt hätte. Geschlossen traten Jusos, KJVD und Spartacus gegen die JUNGE GARDE auf, als diese die Antwort gab auf die zersplitterten und zerrissenen Kämpfe der Jugend:
FÜR DIE NATIONALE KONFERENZ ZUR VERTEIDIGUNG DER RECHTE DER JUGEND!

Nachdem die Diskussion im Plenum unmöglich geworden war, vertraten Mitglieder der Jungen Garde diese Losung in einer Arbeitsgruppe, verbunden mit den Forderungen der Lehrlinge nach:
Zentralen Lehrwerkstätten unter Kontrolle der Gewerkschaften, finanziert von den Unternehmern
500 DM Lehrlingspauschale, die entsprechend den Lebenshaltungskosten erhöht wird
Kündigungsrecht während der Lehrzeit und Kündigungsschutz nach Beendigung der Lehrzeit

Streikrecht für Lehrlinge

Nachdem dieser Forderungskatalog z.T. gegen den Protest von KJVD, Jusos und Spartacus von den anwesenden Jugendlichen fast einstimmig angenommen worden war, versuchten die drei genannten Gruppen in einem letzten Verzweiflungsakt, den Forderungen dadurch ihre Wirkung zu nehmen, daß sie keinerlei Maßnahmen zur Durchsetzung der Forderungen zustimmen wollten. Die von der Jungen Garde vorgeschlagene 'Nationale Konferenz zur Verteidigung der Rechte der Jugend', die eine Vereinheitlichung der Kämpfe der Jugend erlaubt, stieß auf den erbittertsten Widerstand der übrigen vertretenen Organisationen. Sie wollten unter allen Umständen einen massiven Protest aller Jugendlichen gegen die Unternehmer und den ihnen gesonnenen Staat vermeiden. Denn so beginnt der Kampf um die Macht, der Kampf der Jugend für die Arbeiterregierung! Die Stalinisten des KJVD und die Jusos bewiesen, daß sie ein gemeinsames Ziel haben, die Lehrlinge der Perspektivlosigkeit des jetzigen Kampfes zu überlassen, sie zu isolieren, den Kampf um die Macht zu verhindern.

Die Jusos kleben an der sozialliberalen Koalition und vertrauen Strukturreformen mehr als dem aktiven Kampf. Sie spielen ein doppeltes Spiel, indem sie, vor allem Karsten Voigt, hinter marxistischen Phrasen ihre 'sozialliberale' kleinbürgerliche Politik verstecken. Mit ihrer Reformideologie wollen sie die Lehrlinge an die SPD binden und deren totale Kontrolle über die Arbeiterklasse herstellen.

STALINS ALTE 'SOZIALFASCHISMUS'-POLITIK VOM KJVD NEU AUFGELEGT: KAPITULATION VOR DEM FASCHISMUS

Und der KJVD unterstützt mit seinem lächerlichen Gebrüll von Sozialfaschismus, den er niemandem anders abgeschaut hat als Stalin, die Jusos in ihren Bemühungen, da er die Lehrlinge von dem Verrat der Jusos nicht überzeugen kann, diese vielmehr zur Solidarisierung mit den Jusos treibt. Das Ergebnis des Auftretens des KJVD war eine geschlossene Front von Jusos und Gewerkschaftsjugend, die am Anfang des Kongresses keineswegs vorhanden war. Die absurde, dafür aber umso unüberhörbarere, Gleichsetzung von Sozialdemokratie und Faschismus durch den KJVD drängte die gesamten linken Gruppen auf dem Kongreß in die Defensive, erlaubte der Presse eine einheitliche Abqualifizierung des Kommunismus, da der KJVD den Kommunismus für sich beschlagnahmt, führte zu der antikommunistischen Hetzkampagne durch einige Gewerkschaftsjugendliche, die bei Lehrlingen und Jusos auf Beifall stieß. Der KJVD hat gemäß seinem großen 'Vater Stalin' wieder einmal die Kommunisten in die Ecke getrieben, hat sie von der Arbeiterklasse erfolgreich isoliert und damit das Feld der Sozialdemokratie überlassen. Das Auftreten des KJVD ist ein ernster Warnschuß für alle Kommunisten - von denen sicher auch einige noch an die Ehrlichkeit des KJVD glauben. Wenn wir eine Niederlage der Arbeiterklasse vor Strauß und Konsorten wie 1933 vor Hitler verhindern wollen, dann müssen wir den Stalinisten eine klare Absage erteilen. Die Führer des KJVD gehören nicht zu den Revolutionären. Sie sind Verräter an der Arbeiterklasse wie Stalin, der 1933 die Arbeiterklasse in Deutschland am revolutionären Aufstand gegen Hitler hinderte - trotz aller Bereitschaft der Arbeiter.

Lenin, ja! Stalin, nein!

Das ist unsere Antwort an den KJVD!

Als ein Vertreter der IAK auf dem Kongreß die revolutionäre Vereinigung des gesamten deutschen Proletariats forderte, als er die Jugend aufforderte, mit Ulbricht, der die Arbeiterklasse in Ostdeutschland unterdrückt, der 1953 die russischen Panzer gegen den Arbeiteraufstand begrüßte, der seine Soldaten an der Spitze der Warschauer Pakttruppen gegen die tschechoslowakischen Arbeiter aufmarschieren ließ, und der schließlich im Namen der Oktoberrevolution die eigene Arbeiterklasse der übelsten politischen Unterdrückung unterwirft, ebenso Schluß zu machen, wie mit dem Imperialismus, da vereinigte sich der KJVD mit den Jusos zu einzigen Geschrei gegen die revolutionären Marxisten. Die Nachfahren der Mörder an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht finden ihren innigsten Verbündeten in den Nachfahren des Mörders von Trotzki und Hunderttausenden von anderen bolschewistischen Revolutionären.

Nicht die sozialistische Revolution in Gesamtdeutschland, die Vereinigten sozialistischen Staaten Europas, die Weltrevolution, ist ihr Ziel: Jusos und KJVD wollen nichts anderes als die Verewigung der Herrschaft von Imperialisten und Stalinisten, die die Welt so schön unter sich aufgeteilt haben, die sich zusammengeschlossen haben zur Unterdrückung des internationalen Proletariats, gegen die sozialistische Revolution.

FÜR DEN GEMEINSAMEN KAMPF DER GESAMTEN JUGEND!

Das Auftreten der Jusos und des KJVD verhinderte nach den Arbeitsgruppen eine Diskussion über die 'Nationale Konferenz zur Verteidigung der Rechte der Jugend' im Plenum. Nachdem Jusos, KJVD und Spartacus trotz ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit über die Junge Garde in der Arbeitsgruppe erfahren mußten, daß die Mehrheit der dort anwesenden Jugendlichen diese Forderung unterstützte, war eine weitere Diskussion im Plenum nicht in ihrem Sinne.

Doch dieser Erfolg ist kurzfristig. Immer mehr Jugendliche haben durch ihren Kampf schon erfahren, wie notwendig eine solche Kampfkonferenz ist. Mehr und mehr Jugendliche haben sich dem Kampf der Jungen Garde für die Nationale Konferenz angeschlossen. Wenn ihr Jusos seid und es ernst meint mit der Jugend, fordert die Jusos und die SPD auf, diesen Kongreß zu organisieren, der den geschlossenen Kampf aller Jugendlichen, Lehrlinge, Schüler und Studenten gegen die Ausbildungsverschlechterung ermöglicht. Fordert als Gewerkschaftsjugendliche von euren Gewerkschaften, der Demonstration der 10 000 Lehrlinge in Köln (vgl. 7.6.19**,d.Vf.) die Nationale Konferenz folgen zu lassen. Fordert alle die Organisationen auf, die vorgeben, Euch politisch zu vertreten, den zentralen Kampf aller Jugendlichen gegen das Kapital und seinen Staat zu führen.

VEREINZELT SIND WIR NICHTS! GESCHLOSSEN SIND WIR STARK!"

Zum Juso Lehrlingskongreß erscheint auch, am 18.12.1970, ein Artikel in der 'Druck und Papier' der IG DruPa, in dem Florian Fuchs u.a. feststellt, daß die revolutionäre Minderheit (namentlich genannt werden RKJ, Junge Garde, KJVD, Spartacus und Spartakus (!) keine bessere Berufsausbildung wollten sondern die Revolution. Dieser aber sei eine bessere Ausbildung abträglich. Auch die Aufteilung des Kongresses in Arbeitsgruppen hätten die Revolutionäre zu verhindern gesucht, da sie Angst vor der praktischen Diskussion gehabt hätten. Durch das Auftreten der 'Sektierer' sei aber zumindest die Zusammenarbeit zwischen Jusos und Gewerkschaftsjugend gefestigt worden, so daß der Kongreß doch auch positive Seiten hatte, obwohl der Eindruck entstehen konnte, er sei von den Revolutionären dominiert worden. Bemerkt wird auch noch das Schweigen der SDAJ, die wohl durch gutes Benehmen eine Zusammenarbeit mit den Jusos, die von diesen jüngst abgelehnt wurde, erreichen wolle.

Für den 'EXI' berichtet Eberhard Schmidt:"
AUSBILDUNG STATT AUSBEUTUNG
ZUM LEHRLINGSKONGRESS DER JUNGSOZIALISTEN
...
Die Befürchtungen, die wir vor dem Lehrlingskongreß der Jungsozialisten zum Ausdruck gebracht haben, sind leider zu einem guten Teil bestätigt worden. In den Plenardebatten des Kongresses versuchten KJVD (Kommunistischer Jugendverband Deutschlands - Marxisten/Leninisten) (KJVD der KPD/ML-ZB,d.Vf.), Spartacus (Trotzkisten) (KJO,d.Vf.) und Junge Garde (Trotzkisten lambertistischer Tendenz) (JG der IAK,d.Vf.), die in beträchtlicher Zahl den Saal bevölkerten und ihm durch das beständige Schwenken roter Fahnen das Kolorit einer Jahreshauptversammlung aller Splittergrüppchen zu geben suchten (Ein Lehrling unter dem Beifall der Mehrheit: 'Die schwenken ihre Fahnen wie ihren Pimmel'), durch beständige Geschäftsordungsdebatten und langatmige phrasenhafte Selbstdarstellungen, jede Debatte über konkrete Praxis der Lehrlingsarbeit und die Strategie dieser Arbeit zu verhindern. Dieses Bemühen nahm mitunter groteske Züge an, wenn die 'Trotzkisten' von der Jungen Garde einem Redner Beifall klatschten, der gerade wieder die Sozialfaschismustheorie der KPD von 1928 aufwärmte."
Quellen: Express International Nr.111,Frankfurt 11.12.1970,S.4;
druck und papier Nr.25/26,Stuttgart 18.12.1970;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.39, 55 und 58,Bochum 7.10.1970, 2.12.1970 bzw. 12.12.1970,S.10, S.1ff bzw. S.5;
Der junge Bolschewik Nr.5/6,Bochum 15.12.1970,S.25;
Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.1, 3, 4 und 5,Bochum Jan. 1971, März 1971, Apr. 1971 bzw. Mai 1971,S.3 und 5, S.3, S.3 bzw. Beilage,S.2;
Rote Fahne Nr.5,Bochum 7.12.1970,S.6;
Erziehung und Klassenkampf Nr.1,Frankfurt 1971,S.83;
Internationale Arbeiterkorrespondenz Nr.34,Frankfurt Nov./Dez. 1970,S.15 und 20;
Junge Garde Nr.5,Bochum Dez.1970/Jan.1971,S.5ff

Dezember 1970:
Die Junge Garde (JG) der IAK (vgl. Jan. 1971) berichtet vermutlich aus dem Dezember, dass die Jusos des Kreisverbandes Bochum, die u.a. in der DGB JG Bochum und an den Berufsschulen tätig sind, die Initiative zur Gründung einer AG übernommen hätten, an der sich Jusos, Judos und Rote Zelle Jura Bochum beteiligt hätten, während der KJVD der KPD/ML-ZB gleich wieder ausgeschieden sei.
Quelle: Die Junge Garde Nr.5,Bochum Dez. 1970/Jan. 1971

07.12.1970:
Die IAK (vgl. Dez. 1970) berichtet über die Auszubildenden der Stadt Frankfurt und den ÖTV-KJA sowie:"
Unsere erste Protestdemonstration von über 150 Jugendlichen zum Gewerkschaftshaus hat die ÖTV-Bürokratie gezwungen, Sympathie mit unseren Aktionen vor den Augen aller Kollegen zu erklären."
Quelle: Internationale Arbeiterkorrespondenz Nr.34,Frankfurt Nov./Dez. 1970,S.32

15.12.1970:
Der KJVD der KPD/ML-ZB gibt die Nr.5/6/7 von 'Der junge Bolschewik' (vgl. Okt. 1970, 15.2.1971) - Organ für Theorie und Praxis des KJVD heraus, in dem u.a. Erwähnungen der Trotzkisten bei Opel Bochum und der Trotzkisten der IAK in NRW zu finden sind, die miteinander identisch sein dürften.
Quelle: Der junge Bolschewik Nr.5/6/7,Bochum 15.12.1970

16.12.1970:
Der VDS will heute, laut und mit DKP, seinen Kongreß Mitbestimmung in Wissenschaft und Ausbildung für Demokratie und sozialen Fortschritt in der Universität Bonn durchführen.

Anwesend ist u.a. auch die Junge Garde (JG) der IAK, mit der sich der Spartakus AMS der DKP in Bochum befaßt (vgl. Jan. 1971).
Quellen: Hochschule und Klassenkampf Sdr.Nr.,Bochum o.J. (1971),S.11;
DKP Alternativen Nr.3,Köln o.J. (1970)

25.12.1970:
Es beginnt die zweitägige 2.Bundes DK der Vorläufer der KJO Spartacus, der Spartacus-Gruppen. Kontakte habe man u.a. zu oppositionellen Tendenzen in der Jungen Garde (vermutlich in Rheinhausen).
Quelle: KJO Spartacus:Protokoll 2. DK 25./26.12.70;in:Bulletin Nr.6,o.O. März 1971

Januar 1971:
Die Nr. 5 der trotzkistischen Zeitschrift 'Die Junge Garde' - für die revolutionäre Jugendinternationale (vgl. Nov. 1971) für Dez. 1970/ Jan. 1971 erscheint vermutlich im Januar unter Verantwortung von Volker Prasuhn, Bochum-Weitmar.

Aus Hessen wird berichtet aus Frankfurt aus dem IGM-Bereich von JG und JV bei Messer Greisheim, wo einer der Jugendvertreter Mitglied der Jungen Garde sei.

Aus NRW wird berichtet aus dem IGM-Bezirk Essen, aus dem IGM-Bereich über Lehrlinge bei Babcock Oberhausen sowie aus Bochum über eine Jugendaktionseinheit (vgl. Dez. 1970), über den OV Querenburg der SPD sowie von Rainer Gehl von der JG an der RUB über den AStA, in dem MSB Spartakus und SHB der DKP, der FHV und auch die JG vertreten sind.
Quelle: Die Junge Garde Nr.5,Bochum Dez. 1970/Jan. 1971

Januar 1971:
An der Ruhr-Universität Bochum (RUB) gibt der Spartakus AMS der DKP vermutlich Anfang des Jahres eine Sondernummer seiner 'Hochschule und Klassenkampf' (vgl. Okt. 1970) heraus. In "Zur Strategie der Studentenbewegung" heißt es:"
Anders als an anderen Universitäten wird in Bochum eine Diskussion über die weiteren Perspektiven der demokratischen und sozialistischen Studentenbewegung kaum geführt. Eine solche Diskussion wäre jedoch notwendig zur Überwindung der gegenwärtigen Zersplitterung der Linken mit dem Ziel der Einbeziehung größerer Teile der Studentenschaft in den Kampf gegen die Hochschulformierung im Monopolinteresse. Im folgenden soll nun - wenn auch notwendig unzulänglich - die Konzeption einer gewerkschaftlich orientierten Hochschulpolitik dargelegt werden. Den Ausgangspunkt unserer Überlegungen bildet folgende These: trotz Klassenspaltung der Studentenschaft und ideologisch verzerrter Widerspiegelung des Formierungsprozesses sind die Studenten insgesamt interessiert an
- der Sicherung vorhersehbarer Arbeitsplätze,
- einer Ausbildung, die den einmal erlangten Arbeitsplatz über einen längeren Zeitraum zu erhalten gestattet,
- der Ermöglichung einer weit gespannten Disponibilität, die u.U. ein Kontaktstudium mit einschließt,
- einer wissenschaftlichen Ausbildung frei von bürgerlicher Apologetik,
- einer familienunabhängigen finanziellen Unterstützung des Studiums,
- und am Abbau der durch die Hochschulformierung weiter verschärften Konkurrenzsituation innerhalb der Studentenschaft und des sich verstärkenden Leistungsdrucks.
Hinzu kommt, daß der größte Teil der naturwissenschaftlich technischen Studenten später in einer den Bedingungen der Arbeiterklasse angenäherten Stellung arbeiten wird. All dies spricht für die Möglichkeit der Entstehung gewerkschaftlichen Bewußtseins bei der Mehrheit der Studenten.
Ob und in welchem Umfang sich dieses jedoch herausbilden wird, hängt wesentlich von der Politik der demokratischen und sozialistischen Studentenbewegung und ihres marxistischen Kerns, des Spartakus, ab. Gerade weil sich die Interessen des überwiegenden Teils der Studentenschaft - tendenziell Interessen der Arbeiterklasse - im spätkapitalistischen System nicht endgültig realisieren lassen und die unmittelbare Konfrontation mit dem staatsmonopolistischen System in spezifischen Konflikten an der Universität ihren Ausdruck findet, die von den politischen Gruppierungen unterschiedlich verstanden und beantwortet werden, muß dieser Kampf um materielle Interessen zugleich politisch-ideologisch geführt werden. Anders als in der direkten Klassenkonfrontation in den Betrieben kann sich ein so verstandenes gewerkschaftliches Bewußtsein nur im politischen Kampf gegen die Hochschulformierung einstellen.
Im Gegensatz zu Spartakus leitet die Junge Garde (JG der IAK,d.Vf.) aus dieser gewerkschaftlichen Orientierung unmittelbar die Tageslosung 'Aufbau einer Studentengewerkschaft' ab, ohne Analyse des gegenwärtigen Reifegrades der Bewegung. Dieser Losung zu folgen, hieße lediglich ein Häuflein Linker mit einem neuen Etikett zu versehen.
In Wirklichkeit bedeutet eine im obigen Sinne gewerkschaftliche Orientierung lediglich die Forderung nach einer möglichst breiten Aktionseinheit im Antiformierungskampf, in dessen Verlauf entsprechend der Stärke der Bewegung irgendwann einmal der Aufbau einer Studentengewerkschaft notwendig und möglich wird. (In Westberlin ist das gegenwärtig der Fall!)
Zentrale Bedeutung erhält entgegen der rein organisatorischen Junge Garde Losung die von Dirk Krüger (VDS Vorstand, Spartakus) geprägte politische Parole 'Für Mitbestimmung, gegen rechts!', in der er die Stoßrichtung der Diskussionen auf dem Bündniskongreß von VDS, BAK und GEW (vgl. **.**.197*,d.Vf.) zusammenfaßte.
Niemand anders als gerade der Bund Freiheit der Wissenschaft (BFdW,d.Vf.) polemisierte in seinem Gründungsaufruf gegen eine solche Mitbestimmung, die verstanden wird als reale Einflußnahme zur Durchsetzung solcher Ziele, die im Interesse der Mitbestimmenden, d.h. Kämpfenden liegen und eine weitere Entfaltung der demokratischen und sozialistischen Bewegng ermöglichen. Er fordert radikal die Alleinbestimmung der Ordinarien dort, wo es wirklich um Lehre und Forschung geht. Zu deutlich zeichnet sich schon am Beispiel West-Berlins die Perspektive einer Aufweichung des reaktionären Lehrkörpers ab. Aber auch einige 'linke' Gruppen widmen der Problematik der Mitbestimmung in letzter Zeit größere Aufmerksamkeit. Die Absicht des jetzt vorherrschenden Teils des Großkapitals auf Systemintegration durch Gewährung formaler Mitwirkungsrechte verwechseln sie mit den tatsächlichen Ergebnissen dieser Politik. Ob nämlich diese Integration gelingt, hängt wesentlich von denen ab, die integriert werden sollen. Nutzen diese ihre Beteiligung an Gremien aktiv, um deren verschleiernde Funktion zu enthüllen und um Informationen zu gewinnen, können sie auf diese Weise zur Stärkung der außerhalb der Gremien stehenden Bewegung beitragen.
Lenin schrieb im Bewußtsein dieser Dialektik: 'Die Revolutionäre werden natürlich nie auf den Kampf für Reformen, auf die Eroberung einer, sei es auch unwichtigen und untergeordneten Position des Feindes verzichten, wenn diese Position den revolutionären Ansturm verstärkt und den vollständigen Sieg erleichtert. Aber sie werden auch nie vergessen, daß es Fälle gibt, wo der Feind selber eine bestimmte Position aufgibt, um die Angreifer zu spalten und leichter zu zerschlagen. Sie werden nie vergessen, daß die Bewegung nur dann vor falschen Schritten und schmählichen Fehlern bewahrt werden kann, wenn man das 'Endziel' stets im Auge behält, wenn man jeden Schritt der 'Bewegung' und jede einzelne Reform vom Standpunkt des allgemeinen revolutionären Kampfes beurteilt.' (Lenin Werke, Dietz Verlag, 5/66-67)

Zugegebenermaßen ist dies in der politischen Praxis äußerst schwer zu realisieren. Aus der Erfahrung, daß die Arbeit in Gremien ohne die Existenz einer Bewegung außerhalb sinnlos weil unverwertbar sein muß, ziehen sie wie z.B. die Junge Garde den falschen Schluß, daß die Gremien (allerdings nur für sie!) erledigt seien und es nun allein darauf ankomme, die unabhängige Organisierung, d.h. den Aufbau der Studentengewerkschaft voranzutreiben. Nur zu verständlich, daß die Junge Garde auf dem VDS Kongreß (vgl. 16.12.1970,d.Vf.) mit einer Resolution auftauchte, in der es heißt: 'Die opportunistischen Studentengruppen SHB und Spartakus bremsen die Studenten, indem sie sie isoliert halten innerhalb dieser Gesellschaft, sie abwenden vom politischen Kampf und auf Mitbestimmung einengen. Sie versuchen krampfhaft die kleinbürgerliche Protestbewegung der letzten Jahre zu verlängern. Das ist das Wesen dieses Kongresses! ... Die revolutionäre Jugendorganisation JUNGE GARDE kämpft für eine nationale Jugendversammlung Mitte Februar, auf der wir den politischen Kampf führen müssen für eine Arbeiterregierung auf der Grundlage einer sozialistischen Politik.'
Eine köstliche Perspektive! Auf einer Versammlung will die Junge Garde kämpfen; und für eine sozialistische Arbeiterregierung noch dazu; und das alles anstelle des kampfes um Mitbestimmung dort, wo die Entfaltung antimonopolistischer Aktionen möglich ist.
Diese Fehlorientierung wirkt sich im Augenblick nicht allzu sehr aus, weil die Ansätze zu einer gewerkschaftlichen Politik in den Abteilungen und Fachschaften noch sehr schwach sind die Junge Garde so gut wie keinen Einfluß darauf auszuüben vermag. Auf unizentraler Ebene jedoch hat die Junge Garde bereits die Durchsetzung ihrer sektiererischen Losung 'Aufbau einer Studentengewerkschaft' mit einer VV Resolution gegen den AStA (vgl. **.**.197*,d.Vf.) versucht. Herbert Molderings (JG, AStA) hielt mit Einsetzung des Staatskommissars (vgl. **.**.197*,d.VF.) den Zeitpunkt für gekommen, im Namen des AStA ein Flugblatt herauszugeben, das zum Aufbau der Studentengewerkschaft führen sollte. Solcherlei Bestrebungen hat Spartakus konsequent verhindert.

Für die weitere Strategie gilt es längerfristig die gewerkschaftliche Orientierung des Kampfes v.a. auf Abteilungsebene wirksam werden zu lassen. Zwar ist richtig, daß die eigentlichen Entscheidungen unkontrolliert auf oberster Ebene durch die Monopolvertreter im Staat gefällt werden, realisiert werden müssen sie jedoch in den Abteilungen. Hier liegt der eigentliche Ansatz für eine perspektivische Studentenpolitik: In Anknüpfung an die unmittelbaren fachspezifischen Probleme der Studenten kann und muß ihnen auch der Horizont zur Erkenntnis der politischen Ursachen eröffnet werden. Nur in der Vermittlung von fachspezifischen Auseinandersetzungen mit dem allgemeinen politischen Kampf entsteht Bewußtsein über die eigene Situation – als Vorbedingung zur Erkenntnis der antagonistischen Klassengegensätze im Monopolkapitalismus - kann auch der Kampf tatsächlich gemeinsam mit den Organisationen der Arbeiterklass geführt werden.
Spartakus hat daher in diesem Semester Abteilungsgruppen gebildet, die notwendigerweise erst am Anfang einer außenwirksamen Praxis stehen. Wenn die politische Grundrichtung einer gewerkschaftlichen Orientierung such von den anderen linken Gruppierungen eingeschlagen wird, kann es sicherlich längerfristig zu einer Koordination dieser Initiativen und einer wirksameren Gestaltung des Antiformierungskampfes kommen. Alle anderen Ebenen des Kampfes (AStA, Projektbereiche, zentrale Gremien usw.) sind dieser Perspektive unterzuordnen."
Quelle: Hochschule und Klassenkampf Sdr.Nr.,Bochum o.J. (1971)

Januar 1971:
Die DKP gibt die Nr.1 ihrer 'aktuell' (vgl. Okt. 1970, März 1972) als Betriebszeitung für die Schachtanlage Recklinghausen heraus, in der es in "Spaltpilze am Werk" sehr differenziert über KPD/ML-ZB und die trotzkistische Junge Garde (JG der IAK) heißt:"
In der Vergangenheit wurden vor unserer Schachtanlage wiederholt Zeitungen wie die 'Rote Fahne' oder die 'Junge Garde' verkauft. Mit diesen Zeitungen haben wir Kommunisten nichts gemein! Unter Ausnutzung guter Namen unserer revolutionären Vergangenheit versucht diese Gruppe mit Phrasen und Schlagzeilen die Arbeiter irre zu führen. Man merkt, die Herausgeber dieser Zeitungen sind keine Arbeiter, sie haben von der Praxis in den Betrieben keine Ahnung." Dies zeige sich an ihrem Kampf gegen die Gewerkschaft. "Wem nutzen sie also? Uns Arbeitern - Nein! DEN UNTERNEHMERN NUTZEN SIE!"
Quelle: aktuell Nr.1,Wulfen Jan. 1971

12.01.1971:
Heute wird ein "Bericht der Bochumer Gruppe der GIM" verfaßt, in dem es u.a. heißt:"
Die Gruppe arbeitet an einer Lambertisten-Kritik (IAK,d.Vf.); dies soll einmal eine Funktion für die Gesamtorganisation haben, zum anderen kommt dem Projekt aber auch eine wichtige Funktion für die Bochumer Gruppe zu, da die Junge Garde (JG,d.Vf.) zur Zeit unsere stärkste trotzkistische Konkurrenz darstellt und wir allzu häufig mit ihr verwechselt werden".
Quelle: GIM:Zentraler Rundbrief Nr.33,o.O. Anfang Feb. 1971,S.17f

19.01.1971:
Der AStA der Ruhr-Universität Bochum (RUB - vgl. 27.1.1971) berichtet über die JG der IAK:"
JUNGE GARDE HAT SICH SELBST ENTQUALIFIZIERT

Nach fast einem Semester Beteiligung an der AStA-Koalition zusammen mit SHB, Spartakus-AMS (der DKP,d.Vf.) und FHV (Freiheitlicher Hochschulverband,d.Vf.) ist die Junge Garde (Trotzkisten) am letzten Dienstag aus dem AStA ausgeschieden. Die Differenzen bestanden nicht erst seit kurzem. Vielmehr hatte die JG bereits bei verschiedenen Gelegenheiten offen die AStA-Politik sabotiert. Nun ist der Schlußstrich gezogen.

Statt sich für die Durchführung des Aktionsprogramms und der jeweils im ASTA besprochenen Politik einzusetzen, hat sich die JG fast seit Beginn des Semesters im wesentlichen darauf beschränkt, einen Mann vom AStA bezahlen zu lassen, einen Raum zu beanspruchen usw. und tatkräftig sich GEGEN die anderen am AStA beteiligten Gruppen zu 'profilieren'. Molderings Arbeitsergebnis: vier BSZ-Artikel und ein sechsseitiges Papier.

Die JG versuchte ständig, den AStA auf ihr Studentengewerkschaftskonzept und ihren absurden Kampf für eine SPD-Alleinregierung festzulegen und lehnte demgegenüber natürlich jedes Einlenken auf die Strategie von SHB und Spartakus und die Politik des VDS kategorisch ab. Die Ernennung von Saß zum Staatskommissar war zudem für sie der lang erträumte Anlaß, um den sofortigen Auszug der Studenten aus allen Gremien zu fordern.

So kam es, daß so gut wie keine Basis mehr für eine Aktionseinheit im Rahmen der AStA-Koalition gegeben war. Sowohl bei den eingeleiteten Maßnahmen im Kampf gegen den Staatskommissar (Vollversammlung, Aktionsrat), wie auch bei der Vorbereitung der im Augenblick (vgl. 26.1.1971,d.Vf.) stattfindenden 'Hochschulwoche' hat die JG sich gegen die anderen AStA-Gruppen gestellt, denen sie 'Kapitulation', 'Stalinismus', 'Abwiegelung' usw. vorwarf.

Mit völlig praxislosen Parolen und abstrakten, unvermittelbaren Forderungen verpaßte die JG aber keine Gelegenheit, um die Studentenschaft zu desorientieren, Unklarheit über die eigentliche Strategie des AStA zu schaffen und sich selbst als einzige Alternative herauszustellen. Besonders beliebt waren - wenn andere 'Argumente' ausgingen - Rückgriffe in die antikommunistische Mottenkiste des Kalten Krieges und Haßtiraden gegen die DDR (JG: 'Für freien Reiseverkehr in ganz Deutschland') und die Kommunisten in der BRD. Damit gab sie indirekt immer wieder den Rechten Vorschub, die ebenfalls - gestützt auf das Aktionseinheitsverbot des SPD-Parteirats (vgl. 13.11.1970,d.Vf.) - die seit einiger Zeit von SHB und Spartakus gemeinsam eingeleitete Konsolidierung der linken Studentenbewegung als Machtübernahme 'dogmatischer Stalinisten' zu verteufeln suchen.

Die Junge Garde hat die Chance, zusammen mit anderen linken Gruppen eine praxisnahe Politik an der RUB zu entwickeln, verspielt. Sie hat sich selbst aus dem AStA ausgeschlossen."
Quelle: Bochumer Studentenzeitung Nr.72,Bochum 27.1.1971,S.1 und 4

28.01.1971:
Der AStA der Ruhr-Universität Bochum (RUB - vgl. 27.1.1971) lud im Rahmen der Hochschultage (vgl. 27.1.1971, 28.1.1971) ein zur Vollversammlung (VV) um 13 Uhr 30 im HNA.

Später (vgl. 11.2.1971) berichtet der AStA:"
Die Uni-Vollversammlung am Donnerstag legte die Strategie für die weitere Arbeit in der Universität fest. Bei der Diskussion über die vom Aktionsrat vorgeschlagene Resolution stand die Mitbestimmungsfrage und der Stellenwert von Gremienpolitik im Vordergrund. Die Politik des Aktionsrates setzte sich eindeutig durch: Bei nur 18 Gegenstimmen von KSB/ML (der KPD/ML-ZK,d.Vf.) und Junger Garde (JG der IAK,d.Vf.) stimmten die 500 anwesenden Universitätsangehörigen für die Resolution des Aktionsrates als Grundlage für die Politik der nächsten Monate, die eine breite Mobilisierung der Basis durch zentrale und fachspezifische Informationskampagnen unter Einbeziehung der Gremienarbeit vorsieht."
Quelle: Bochumer Studentenzeitung Nr.72 und 73,Bochum 27.1.1971 bzw. 11.2.1971,S.1 bzw. S.1

17.02.1971:
Vom UB Dortmund der Jusos der SPD erscheint vermutlich Mitte dieser Woche die 'Juso Information' Nr.1/2 (vgl. Dez. 1970, 28.5.1973) für Januar/Februar. Von Wolfgang Chadt stammt zur örtlichen Diskussion (vgl. Dez. 1970) über den bundesweiten Juso-Lehrlingskongreß in Düsseldorf (vgl. 28.11.1970) folgende:"
ANMERKUNG zu: 'Jungsozialisten und andere 'Linke'' (Beitrag von Klaus Marciniak, AG Eving, in der JUSO-INFORMATION Nr.7/Dezember 1970)

Als jemand, der an dem Lehrlingskongreß in Düsseldorf teilgenommen hat, muß ich mich nach der Lektüre des o.g. Beitrages fragen: 'War ich auf einem anderen Kongreß?' Nehme ich an, daß ich auf dem richtigen Kongreß gewesen bin, muß wohl Klaus Marciniak entweder nicht in Düsseldorf gewesen sein, oder er hat die gesamte Zeit in der Altstadt verbracht. Es erscheint mir doch notwendig, einiges richtigzustellen.

Klaus Marciniak schreibt z.B.: 'Dabei wäre eine Einigungsformel zur Verbesserung der Berufsausbildung sicher möglich gewesen, vielleicht diese...: '...Es (das Berufsausbildungsgesetz,d.V. (BBiG,d.Vf.)) sollte die berufliche Bildung als öffentliche Aufgabe in staatliche Verantwortung legen und von staatlichen Institutionen durchführen lassen...''
...
Weiter: 'Durch die von der Bundesregierung eingeleitete Verständigungspolitik befürchten die Linken eine Unterwanderung der Errungenschaften der DDR.'(Marciniak).

Hier muß man wohl sich etwa besser informieren und etwas mehr differenzieren. Die in Düsseldorf vertretenen kommunistischen Gruppen (KJVD (der KPD/ML-ZB,d.Vf.), Junge Garde (JG der IAK,d.Vf.), Spartacus (KJO,d.Vf.), Roter Panther (RP,d.Vf.) etc.) waren bis auf einen kleinen Teil (Düsseldorfer SDAJ (der DKP,d.Vf.)) maoistischen, trotzkistischen oder lambertistischen Typs und haben eins gemeinsam: sie lehnen einen Sozialismus stalinistischer Prägung wie in der UdSSR (SU,d.Vf.) oder der DDR ab und würden deshalb nie von 'Errungenschaften der DDR sprechen'."
Quelle: SPD-LV NRW-Bezirk Westliches Westfalen-UB Dortmund-Jusos:Juso Information Nr.1/2,Dortmund Jan./Feb. 1971

07.04.1971:
Die RJ/ML Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden verfaßt ihren letzten Bericht an das ZK, für die Zeit vom 9.2.1971 bis heute. Die Grundeinheit Frankfurt 2 (kaufmännische Lehrlinge) berichtet u.a.:"
Leider stößt man bei der Arbeit an den kaufmännischen BS immer wieder auf eine trotzkistische Sekte, die sich Junge Garde nennt. Diese Gruppe bildet hauptsächlich die SV an einer anderen kaufmännischen Berufsschule (...). Wir versuchen durch Kontakte zu dieser Berufsschule diese Gruppe zu isolieren."

Weiter heißt es vom Ortskomitee u.a.:"
5. Junge Garde Frankfurt (JG der IAK,d.Vf.)
Diese Gruppe hat sich besonders mit einem Aufruf zur Arbeitsniederlegung und einer Kampfdemonstration, alles am 30.4., lächerlich gemacht. Die JG erhält von keiner Gruppe in Frankfurt Unterstützung in ihrem abenteuerlichen Vorhaben."
Quelle: RJ/ML-OG W/M:Bericht der Ortsgruppe Walldorf/Mörfelden für die Zeit vom 9.2.-7.4.71,o.O. o.J. (1971)

30.04.1971:
In Frankfurt findet eine Demonstration der DGB-Jugend statt.

Über die Vorgeschichte äußert sich die KJO Spartacus intern in einem Papier "Die Maikampagne in Frankfurt oder was die Junge Garde und SDAJ unter gewerkschaftlicher Arbeit zum 1.Mai verstehen". Dort wird u.a. mitgeteilt, daß das Frankfurter Lehrlings Center (FLC) in der ÖTV arbeite, wo sich die Junge Garde (JG) bei Beamtenanwärtern, Magistratsangestellten und einigen technischen Lehrlingen der Stadt verankert habe und wo es die, an der SAG orientierte, Aktionsgruppe LAW (Lehrlingsausbildungswerkstätten) gäbe. Außerdem seien im FLC noch die DPG-JG, die leicht post-syndikalistische Revolutionsvorstellungen habe, eine unpolitische GdED-Gruppe und etliche Ortsjugendausschüsse ohne Basis vertreten. Die SDAJ beherrsche einen Arbeitskreis der HBV. In einer nicht anerkannten Jugendgruppe der IG Chemie sollen sich neben KJO und ML auch Gewerkschafter befinden.

In dem Ende Januar gegründeten Maiarbeitskreis (AK) habe die Junge Garde kurz interveniert, um ihre "Nationale Versammlung der Jugend und Streiks aller Jugendlichen am 30.4." zu propagieren.
Quelle: KJO Spartacus:Nationales Internes Bulletin Nr.7,o.O. Juni 1971

Mai 1971:
Die KJO Spartacus befaßt sich in der vermutlich im Mai erscheinenden Nr.22 ihres 'Spartacus' für Mai und Juni (vgl. Apr. 1971, Sept. 1971) u.a. mit gewissen Plänen des Vereinigten Sekretariats (VS) und des Internationalen Komitees (IK) der Vierten Internationale bzw. von GIM/RKJ und IAK/Junge Garde. Dagegen wendet man sich in "Die 'Revolutionäre Internationale der Jugend' und die Aufgaben der Trotzkisten":
"... die Massen handeln bekanntlich nach den Interessen, die sich aus ihrer Klassenlage ergeben, ... . ... Was für die Klassen insgesamt richtig ist, gilt aber entsprechend auch für die Jugend."
Hier sollten doch Oberschüler und Studenten von der Arbeiterjugend unterschieden werden, denn "wir meinen nicht, daß es einen Kampf 'der' Jugend gibt, wenn man darunter mehr versteht als die äußerliche Gemeinsamkeit der Form".
Quelle: Spartacus Nr.22,Berlin Mai/Juni 1971

01.05.1971:
Die RJ/ML des KAB/ML beteiligt sich in Frankfurt an der Demonstration ab Opernplatz zur Kundgebung des DGB, die 5 000 Personen umfaßt habe. Auf den nach der Demonstration stattfindenden Diskussionskundgebungen, die von ca. 200 Jugendlichen angehört worden seien, haben, laut KJO, 2 JGler der IAK, 2 KJOler, 1 SAGler, der DGB-Jugendleiter und eine, uns nur namentlich bekannte, Person geredet.
Quellen: KJO Spartacus:Nationales Internes Bulletin Nr.7,o.O. Juni 1971;
Spartacus Nr.25,Bonn Dez. 1971/Jan. 1972;
Rote Fahne Nr.5,Tübingen Mai 1971;
Der T+N-Arbeiter Nr.2 und 3/4,Frankfurt Apr. 1971 bzw. Mai/Juni 1971,S.1 und 7 bzw. S.4f;
Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr.4/5,Frankfurt/Groß Gerau Mai/Juni 1971,S.7

03.07.1971:
In Essen beginnt die, vom Internationalen Komitee der Vierten Internationale organisierte, zweitägige internationale Jugendversammlung, mit, nach eigenen Angaben, 5 000 Teilnehmern, von denen allerdings die übergroße Mehrheit aus dem Ausland stammt.

Ein Aufrufflugblatt ist unterzeichnet von den Alliance de Jeune pour le Socialisme (AJS) Frankreich, den Young Socialists Großbritannien, dem Komitee der Organisationen der Kommunisten (Trotzkisten) von Osteuropa, dem Komnitee zur Vereinigung der Studenten Osteuropas, der Juventud Comunista Iberica, der Trotzkistischen Fraktion der Gruppe Communismo Spanien, dem Internationalen Arbeiterbund Griechenland, den Young Socialists Irland, dem Komitee zur Vorbereitung der Internationalen Versammlung Belgien, der Trotzkistischen Fraktion der MATZPEN Israel, der Jugend der Kommunistischen Revolutionäre Ceylon, dem Arbeiterbund (Workers League) USA, dem marxistischen Arbeiterbund Mexico, der Jugend der Revolutionären Arbeiterpartei (POR) Bolivien, der Revolutionären Marxistischen Arbeiterpartei Peru, der Politica Obrera Argentinien, der Fraktion BL aus Brasilien sowie von Genossen aus Italien, der Schweiz, Luxemburg, Dänemark, Schweden, Venezuela und Afrika.

In den Extremismus-Berichten des Innenministeriums NRW an den Landtag oder Landtagsbehörden 1971 heißt es dazu:"
Aus der Aktivität dieser zuletzt genannten Organisation ist hervorzuheben eine spektakuläre internationale trotzkistische Großveranstaltung am 3. und 4.7.1971 in Essen, die trotz einer nur geringen Mitgliederzahl auch in der Öffentlichkeit Beachtung gefunden hat. In NW verfügt die 'Junge Garde' über zwei Ortsgruppen, und zwar in Bochum und Oberhausen mit insgesamt etwa 50 Mitgliedern. Bemerkenswert sind die internationalen Kontakte des Verbandes, die besonders bei der erwähnten Essener Veranstaltung deutlich wurden. Dieser internationale trotzkistische Jugendkongreß wurde von der "Jungen Garde" gemeinsam mit der französischen 'Alliance des Jeunes pour le Socialisme' (AJS) und den britischen 'Young Socialists' ausgerichtet. Es nahmen Delegierte trotzkistischer Jugendverbände aus fast allen westeuropäischen und mehreren außereuropäischen Ländern teil. Dazu kamen Exilgruppen der Ostblockstaaten und sonstiger autoritär regierter Länder. Insgesamt waren ca. 8.000 Personen erschienen, von denen die Franzosen mit ca. 5.000 Teilnehmern das größte Kontingent stellten. Der Kongress beschloss die Bildung eines Internationalen Verbindungskomitees aus allen teilnehmenden Organisationen sowie die Schaffung eines 'Ständigen Sekretariats', welches die Aufgabe hat, die Einzelverbände zu koordinieren und die endgültige Konstituierung der Revolutionären Jugend- Internationale vorzubereiten."
Quellen: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.38/39,Eschborn Nov./Dez. 1971;
Flugblatt zu Essen,Bochum 1971;
Innenministerium NRW:Extremismus-Berichte des Innenministeriums NRW an den Landtag oder Landtagsbehörden 1971,o.O. o.J.,S.19

08.07.1971:
Laut der 'Bochumer Studenten Zeitung' wird an der Ruhr-Universität Bochum ein neuer AStA gewählt. Von der DKP kommt eine "EINE ERSTE EINSCHÄTZUNG

Vorweg das endgültige Wahlergebnis: 1970
SHB 1 161 Stimmen - 25,76% 923 Stimmen - 22,59%
BSU 1 075 Stimmen - 23,85% 959 Stimmen - 23,47%
SAG 573 Stimmen - 12,71%
RCDS 424 Stimmen - 9,41% 521 Stimmen - 12,75%
AMS Spartakus 402 Stimmen - 8,92% 312 Stimmen - 7,04%
REL 229 Stimmen - 5,08%
FHV 196 Stimmen - 4,35% 526 Stimmen - 12,87%
UFG 194 Stimmen - 4,30%
Aktion Urmel 122 Stimmen - 2,71%
Junge Garde 50 Stimmen - 1,11% 219 Stimmen - 5,36%
Anarcho Syndikat 34 Stimmen - 0,75% 111 Stimmen - 2,72%
RKJ 13 Stimmen - 0,16%
Gesamt: 4 514 Stimmen - 100,15% 4 080 Stimmen - 100,00%
Wahlbeteiligung: 36,75% 40%"
Quellen: Kommunist Nr.8,Bochum Juli 1971,S.1, 4 und 5;
Bochumer Studenten Zeitung Nr.82,Bochum 1971,S.1

Oktober 1971:
Vermutlich Mitte Oktober verfaßt die Zentrale Leitung (ZL) der KJO Spartacus ihren "Bericht der ZL für September und Anfang Oktober". Die IAK/Junge Garde (JG) habe sich gespalten, wobei die healyistische Abspaltung (BSA/SJB) sich auf den Raum Bochum in NRW konzentriere.
Quelle: KJO Spartacus:Bericht der ZL für September und Anfang Oktober,o.O. o.J. (1971)

November 1971:
Die Nr. 10 der trotzkistischen Zeitschrift 'Die Junge Garde' - für die revolutionäre Jugendinternationale (vgl. Jan. 1971, 28.2.1972) für Nov./Dez. 1971 erscheint vermutlich Anfang November. Die Junge Garde (JG) mobilisiert für die 'Versammlung für die Arbeiterregierung' in Bochum (vgl. 7.11.1971).
Quelle: Junge Garde Nr.10,Bochum Nov./Dez. 1971

07.11.1971:
Für diesen Tag ruft die IAK (vgl. Nov. 1971) zum Besuch ihrer 'Versammlung für die Arbeiterregierung' in Bochum auf. Auch die Junge Garde (JG) mobilisiert (vgl. Nov. 1971).
Quellen: Internationale Arbeiter Korrespondenz Nr.38/39,Eschborn Nov./Dez. 1971;
Junge Garde Nr.10,Bochum Nov./Dez. 1971

04.12.1971:
In Oberhausen beginnt, laut KPD/ML-ZB, ein zweitägiger örtlicher Auszubildendenkongreß des DGB KJA. Unter den ca. 120 Teilnehmern befinden sich Mitglieder der DGB-JG Rheinhausen und der IGM, Beschäftigte von HOAG sowie 12 Mitglieder des Ortsverbandes des KJVD der KPD/ML-ZB und je 10 Anhänger von SDAJ der DKP, Junge Garde (JG) der IAK und KJO Spartacus.

Die Junge Garde (JG) der IAK (vgl. 28.2.1972) verbreitet folgenden Artikel:"
OBERHAUSENER LEHRLING BERICHTET: AZUBI-KONGRESS

Eine zentrale Losung der Jungen Garde ist die 'Nationale Konferenz zur Verteidigung der Rechte der Jugend', die Kampfkonferenz der arbeitenden und lernenden Jugend. Diese Konferenz, die von den Organisationen der Arbeiterklasse - den Gewerkschaften und der SPD - und den Jugendorganisationen organisiert werden soll, vereinheitlicht alle Jugendlichen ungeachtet ihrer politischen Auffassung, unabhängig davon, welcher Organisation sie angehören, im Kampf für ihre Interessen an der Seite der Arbeiterklasse. Der Weg hin zu dieser Konferenz ist weit – viel Widerstand ist zu brechen - denn es gibt durchaus Leute in der Gewerkschaft, in unserer Organisation, die kein Interesse daran haben, daß Tausende von Jugendlichen gemeinsam mit den älteren Kollegen für ihre Rechte und Forderungen einstehen. Hier mal eine Lehrlingsdemonstration, dort mal ein Fegestreik, da mal ein Tribunal oder eine Ausbeutungsfete - das ist alles noch in Ordnung; aber alle diese Aktionen zentral zusammenfassen und ihnen damit einen massiven Ausdruck verleihen? Nein, das gäbe ja Unruhe, die bequeme Zusammenarbeit mit den Unternehmern könnte darunter leiden. Dürfen wir darauf Rücksicht nehmen? Nein!

Das erkannten auch die Jugendvertrauensleute von Babcock (IGM-Bereich,d.Vf.) in Oberhausen richtig, als sie auf einer Sitzung diskutierten, wie AUF ORTSEBENE EIN LEHRLINGSKONGRESS DURCHZUSETZEN WÄRE.

Über die Jugenddelegiertenkonferenz der IG Metall ging ein entsprechender Antrag in den Ortsjugendausschuß (OJA,d.Vf.), von dort in den DGB-Kreisjugendausschuß (KJA,d.Vf.).

Bereits in diesen Ausschüssen gingen die Auseinandersetzungen los: besonders die hier vertretenen Bürokraten forderten:

'Aber es kommt nur ein geschlossener Kongreß in Frage. Wir wollen nicht alle politischen Gruppen da haben!' Ein geschlossener Kongreß mit begrenzter Teilnehmerzahl, nach Möglichkeit gar noch mit Vorzeigen des Mitgliedsausweises usw. hätte aber bedeutet, daß gerade die Jugendlichen, die angesprochen werden sollten, nicht gekommen wären - nämlich diejenigen, die nichts von Gewerkschaft und Politik wissen. Die Mehrheit der Vertreter in den Ausschüssen schloß sich von daher auch der Ansicht der JG-Genossen an, die für einen offenen Kongreß sprachen.

Trotzdem gelang es den Bürokraten noch, eine Kontrolle einzubauen: in die vorgesehenen AGs (u.a. Berufsausbildungsgesetz, Automation, Interessensvertretung im Betrieb, Lehrlingsaktivitäten) wurden führende Leute vom Bundesvorstand bzw. aus anderen Positionen gesetzt. Sie konnten aber die Diskussion auf dem Kongreß kaum beeinflussen.

Bei der Vorbereitung des Kongresses passierten noch einige 'Malheure', von denen man niemand nachweisen kann, daß es Absicht war. So wurden z.B. die Flugblätter an die Schulen erst am Tage vor dem Kongreß verschickt, die Plakate wurden von einem Unternehmer geklebt - offenbar möglichst so, daß sie niemand sehen konnte (nämlich in die obersten Ecken der Litfaßsäulen).

Natürlich waren die in Oberhausen vertreten Organisationen, die auf dem Lehrlingsgebiet aktiv sind, auch auf dem Kongreß anwesend: außer der JUNGEN GARDE noch die SDAJ (DKP), der KJVD (Maoisten) und 'Spartacus' (KJO,d.Vf.) (Gruppe Rheinhausen (heute Duisburg,d.Vf.), da in OB keine Gruppe existiert).

Wir konnten auf dem Kongreß Erfahrungen machen: mit unseren eigenen Losungen, mit den anderen Organisationen, mit den Bürokraten.

Die AG 'Automation' wies in ihrer Resolution klar auf die Gefahr hin, die den arbeitenden Menschen im Kapitalismus von dieser Seite her droht, wenn sie sich nicht zusammenschließen und konsequent gegen die Auswirkungen wie Verschlechterung der Ausbildung und Arbeitslosigkeit ankämpfen.

Die Ergebnisse der anderen AGs zeigten auch: Trotz aller Beteuerungen der Unternehmer und auch einer ganzen Reihe von Gewerkschaftsfunktionären ist von einem Interesse der Unternehmer an einer qualifizierten Ausbildung nicht viel zu merken. Seit Bestehen des Berufsbildungsgesetzes (BBiG,d.Vf.) (das den Stufenplan garantiert!) hat sich für die Lehrlinge nicht viel gebessert (AG Berufsbildungsgesetz), außer daß sie Azubis heißen.

Die Losungen, mit denen der Kampf für die Verschlechterung und für die Verbesserung der Ausbildung geführt werden muß, die Losungen, auf deren Grundlage auch die JG den Kampf führt, wurden in den Resolutionen genannt:

gegen Krupp-Stufenplan

Für zentrale Ausbildungsstätten, finanziert von den Unternehmern, unter Kontrolle der Gewerkschaften

Die AG 'Interessenvertretung im Betrieb' betonte, daß die UNABHÄNGIGKEIT DER INTERESSENSORGANE VOM UNTERNEHMER unbedingt erforderlich ist. Forderungen waren u.a.: Wegfall von Friedens- und Schweigepflicht, Kündigungsschutz für Jugendvertreter, regelmäßige Jugendbelegschaftsversammlungen, Streikrecht für Lehrlinge. Als konkrte Möglichkeit, wie heute der Kampf im Betrieb organisiert werden kann, wurde der GEWERKSCHAFTLICHE JUGENDVERTRAUENSKÖRPER herausgestellt, der gemeinsam mit den Vertrauensleuten der älteren Kollegen, Betriebsrat und Jugendvertretung unterstützt, kontrolliert und auch Einfluß auf die Gewerkschaften nehmen kann.

Die Kollegen aus Kleinbetrieben sollen über eine Flugblattaktion vor den Berufsschulen z.B. zu einer Freizeitveranstaltung eingeladen werden, die mit Diskussionen gemischt werden soll: wie können wir uns zusammenschließen mit den Kollegen aus den anderen Betrieben?

Vorschläge: Branchengruppen, gemeinsame Treffen der Jugendvertreter und Jugendvertrauensleute von Groß- und Kleinbetrieben - Teilnahme der Kollegen aus Kleinbetrieben an JVK-Schulungen.

Der Kongreß hat gezeigt, daß die SDAJ/DKP offensichtlich ganz konsequent gegen die Arbeiterdemokratie ist. Folgendes Beispiel soll das belegen: ein Kollege forderte in einem Antrag, daß der Lehrlingskongreß sich für die Aufhebung des KPD-Verbotes und die Entschließung Nr.14 des IGM-Bundeskongresses (vgl. 27.9.1971,d.Vf.) aussprechen sollte, die von der Regierung (sinngemäß) ein Verbot der rechts- und linksextremistischen (!) Organisationen verlangt. Die Genossen der SDAJ/DKP stimmten gegen den Antrag! Begründung: 'Die Entschließung der IGM richtet sich auch gegen Maoisten und Trotzkisten, und gegen deren Verbot ist nichts zu sagen!'

So will die SDAJ/DKP die Einheitsfront der Arbeiter herstellen?

Indem sie die Arbeiterorganisationen verbieten lassen will? Indem sie der politischen Polizei die Möglichkeit geben will, offiziell gegen die Kollegen und Genossen vorzugehen?

Die Einheitsfront der Arbeiterklasse ist nur möglich, wenn alle Organisationen der Arbeiter, wenn alle Genossen in einer freien Diskussion ihre Politik darlegen und ihre Vorschläge unterbreiten können.

Da bringt es uns aber nicht weiter, wenn der KJVD alle möglichen Leute als 'Kapitalistenknecht' und 'Lügner' beschimpft.

Die Folgen dieser 'Politik' des KJVD werden in Oberhausen offensichtlich: Kollegen und Genossen, die mit der Politik der Gewerkschaftsführung nicht einverstanden sind, die politisch diskutieren und Alternativen vorlegen, die aktiv an der Gewerkschaftsarbeit teilnehmen, werden von der Bürokratie mit dieser 'Politik' gleichgesetzt. Wer sowieso schon lange unbequem war, gegen den hat man jetzt Vorwände, daß er 'auch so einer' sei. Die Kollegen, die dann in der Delegiertenkonferenz oder in der Ortsverwaltung sitzen und von der Bürokratie aufgefordert werden, gemeinsam gegen die 'Schmierfinken' vorzugehen, unterschieden ja meist nicht zwischen KJVD, Spartacus oder JG. Sie kennen die KJVD-Flugblätter mit dem 'Arbeiterverräter' nur zu gut vom Werkstor her und sind sauer. So gibt der KJVD den Bürokraten ein Mittel in die Hand, viele Kollegen für Maßnahmen gegen Sozialsiten in der Gewerkschaft zu gewinnen. Wir, die Genossen der JUNGEN GARDE erklären ganz deutlich, daß wir gegen diese Art von Politik sind. Wir halten es für richtig, die Mehrheit der Arbeiter und Jugendlichen für eine konsequente Politik zu gewinnen - nicht durch persönliche Argumentation - sondern durch politische. Und es wird sich auch für den letzten Kollegen zeigen, ob Brenner und Brandt diese konsequente Politik mitmachen. Wenn nicht, dann werden sie einer neuen Führung Platz machen müssen.

Die Diskussion über das Verhältnis zur Führung der Gewerkschaften und der SPD ist auch auf dem Kongreß geführt worden. Es wird sich zeigen, ob die derzeitige Führung bereit ist, die Forderungen zu erfüllen, die auf dem AZUBI-Kongreß weiterhin gestellt wurden:

JEDES JAHR EIN LEHRLINGSKONGRESS AUF ÖRTLICHER EBENE

ORGANISIERUNG EINER KONFERENZ DER ARBEITENDEN UND LERNENDEN JUGEND

Dazu müssen wir sie zwingen: durch Jugendbelegschaftsversammlungen in den Betrieben, durch Mitgliederversammlungen in den einzelnen Städten, durch Resolutionen und Unterschriftensammlungen.

So müssen wir Jugendliche und ältere Kollegen für unsere Forderungen gewinnen, so können wir für unsere Interessen eintreten.

Der Lehrlingskongreß in Oberhausen war ein Schritt - weitere müssen folgen:

VORWÄRTS ZUR KAMPFKONFERENZ DER ARBEITENDEN UND LERNENDEN JUGEND!"
Quellen: Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972,S.18f;
Der Kampf der Arbeiterjugend Nr.1,Bochum Jan./Feb. 1972;
Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.94,Bochum 8.12.1971,S.9ff

Januar 1972:
Anfang Januar beginnt in Berlin die Junge Garde, nach eigenen Angaben, am Berlin-Kolleg und an der FU ihre Kampagne gegen die politischen Prozesse in der Sowjetunion.
Quelle: Die Junge Garde Nr.12,Bochum Mai 1972

10.01.1972:
Vermutlich aus dieser Woche berichtet die RJ/ML des KAB/ML aus Frankfurt:"
NEBENAMTLICHE LEHRER ENTLASSEN

Mitte Januar verfügte der Regierungspräsident, daß die Zahl der in Frankfurt beschäftigten nebenamtlichen und nebenberuflichen Lehrer 'drastisch eingeschränkt' werden müsse. ... Wir können lernen, daß die Entwicklung des Kapitalismus dahin geht, die große Masse der lernenden und studierenden Jugend zu entqualifizieren und nur einer kleinen, privilegierten Minderheit eine gute, ja sehr gute, Ausbildung zukommen zu lassen. Und letztlich können wir lernen, daß in diesem System die jeweilige Regierung der geschäftsführende Ausschuß des Monopolkapitals ist und jede Illusion über die Rolle der SPD, wie sie die Jungsozialisten und die trotzkistische 'Junge Garde' (JG der IAK,d.Vf.) (deren objektive Aufgabe es ist, uns für die sozialreaktionäre SPD-Regierung einzufangen) sowie die SDAJ (Jugendorganisation der DKP) ständig zu wecken versuchen, uns auf den Holzweg der Klassenzusammenarbeit, also der Zusammenarbeit mit den Kapitalisten führt. Wohin diese Klassenzusammenarbeit führt, das zeigt uns am besten die Entwicklung der SPD, von einer revolutionären Partei der Arbeiter zu einer Dienerin des Monopolkapitals. (Es ist klar, daß wir hier nicht die vielen sozialdemokratischen Kollegen meinen, die sich durch die unverschämte Demagogie ihrer Führer haben täuschen lassen.)"
Quelle: Jungarbeiter und Lehrlingspresse Nr.11/12,Frankfurt/Groß Gerau Feb./März 1972,S.2f

22.01.1972:
Es beginnt die zweitägige Tagung des Internationalen Verbindungskomitees zum Aufbau der Revolutionären Internationale der Jugend, was die Jugendform des Internationalen Sekretariats der Vierten Internationale darstellt. Als Beobachter ist auch die Freie Österreichische Jugend - Bewegung für den Sozialismus (FÖJ) anwesend.
Quelle: Die Junge Garde Nr.12,Bochum Mai 1972

Februar 1972:
Vermutlich im Februar verfaßt die Junge Garde (JG) der IAK (vgl. 28.2.1972) folgenden Artikel:"
DIE STUDENTEN UND DER KAMPF DER ARBEITER
DIE ERFAHRUNGEN DER STUDENTENREVOLTE

Ausgehend von der Tatsache, daß die Krise und der Untergang einer Gesellschaftsordnung sich zuerst im Verfall der Kultur und des Denkens äußert und daß die Jugend am sensibelsten darauf reagiert, muß man die Studentenrevolte in Deutschland als Ankündigung von Massenkämpfen der Arbeiterklasse verstehen. Die Metalltarifkämpfe von 1969, 1970 und 1971 seien als Beispiele genannt.

Die Studentenbewegung verstärkte sich jedoch nicht mit dem Anwachsen der Arbeiterbewegung. Die Führung der Studenten, der SDS, versagte vor der Aufgabe, die Position und den Kampf der Studenten in bezug auf die Arbeiterklasse zu bestimmen. Die These von der totalen Integration der Arbeiterklasse und die darauf fußende Politik führte zur Isolation von den Arbeitern und schließlich in den politischen Sumpf des kleinbürgerlichen Linksradikalismus.

Heute, angesichts der Offensive der Arbeiterklasse, ist es für alle politischen Organisationen der Studenten unmöglich, den Kampf der Arbeiterklasse zu ignorieren. Die Wahl der SPD in die Regierung durch die Arbeiter, die Verteidigung der eigenen Organisationen gegen die Angriffe der Unternehmer, Oppositionsaufbau in Gewerkschaften und SPD, das sind die Elemente des politischen Reifungsprozesses der deutschen Arbeiterklasse.

Studenten wie Arbeiter, die angegriffen werden von der Bourgeoisie, die weltweit um die Aufrechterhaltung ihrer Klassenherrschaft kämpfen muß, stellen sich die Frage nach ihren Organisationen als Kampfinstrumente gegen die Bourgeoisie.

Das zentrale Problem der Studentenbewegung ist heute:
Wie kann der GEMEINSAME Kampf mit den Arbeitern ORGANISIERT werden?

BILANZ DES KAMPFES DER STUDENTEN NACH DER SDS-PERIODE

Mit der SPD in der Regierung erhielten alle Illusionen in die Reformierbarkeit dieses Systems einen Aufschwung, die sich an der Uni in der Mitbestimmungsideologie niederschlagen. Ihre Vertreter unter den Studenten, Spartakus (MSB der DKP,d.Vf.) und SHB, gewannen die Führung der Studenten.

Doch die 'unreformierbare' Realität des numerus clausus (NC,d.Vf.) und das endgültige Scheitern der Reformen entzogen der Mitbestimmung den Boden, die nur sinnvoll ist, solange tatsächlich für die Studenten etwas 'rauszuholen' ist.

Die Auseinandersetzung um die verschiedenen Länderhochschulgesetze und um das HRG zeigte, daß die Mitbestimmung den Versuch des Staates darstellt, die unabhängigen Organe der verfaßten Studentenschaft gesetzlich auszutrocknen sowohl materiell (Studentenwerk) als auch von ihrer Funktion als Interessensorgane aller Studenten. Im Kampf gegen das HRG versagte der VDS. Er sprach zwar von der 'gewerkschaftlichen Orientierung' (GO,d.Vf.), doch in Wirklichkeit unternahm er nichts zur Organisierung der Interessenskämpfe auf Massenbasis im Aufbau der Studentengewerkschaft. Während dieser Zeit bildete sich eine Opposition im SHB heraus, die 'Sozialistische Fraktion' (SHB/SF - vgl. Okt. 1971,d.Vf.), die im Gegensatz zur Mehrheit sich klar zum Spartakus abgrenzen will.

Der letzte Höhepunkt der Mobilisierung der Studenten war der Kampf gegen die politische Unterdrückung. In Bochum (wie in anderen Städten) fand dazu eine Demonstration von 2 000 Jugendlichen statt (vgl. 3.2.1972,d.Vf.). Doch die Analyse dieser Aktionen lassen eines erkennen:

DIE KRISE DER POLITISCHEN FÜHRUNG DER STUDENTEN

Sie liegt wesentlich im Versagen der unabhängigen Organe der Studentenschaft. Weder der VDS (Spartakus/SHB) noch der AStA in Bochum (SHB/SAG) nahmen die Diskussion auf zur Organisierung gemeinsamer Aktionen mit der Arbeiterklasse.

Der VDS verzichtete bewußt darauf, indem er folgende Ziele für die Aktionstage (vgl. 29.11.1971,d.V*.) und die Demonstrationen festlegte: Aufklärung der Bevölkerung; Protest- und Warndemonstrationen; einheitliche Kampffront aller Demokraten und Sozialisten; Zurückweisung des Antikommunismus als Waffe der Reaktion. Die Demonstration selbst hat über die Bedeutung dieser Zielsetzung Klarheit geschaffen. Die Forderung nach Aufklärung geht an den Kämpfen der Arbeiterklasse völlig vorbei. Sie braucht nicht über die Angriffe aufgeklärt zu werden, sie hat den Kampf dagegen schon aufgenommen (Metall etc.). Wen will der VDS warnen? Soll der Bourgeoisie und der Arbeiterklasse die Stärke der vereinten Linken demonstriert werden? Damit die Bourgeoisie vor ihr erzittert und die Arbeiterklasse in ihr ihre konsequenteste, weil marxistische Führung anerkennt? Weder das eine noch das andere wurde erreicht. Vielmehr war es der Bevölkerung unmöglich, sich mit den Parolen der Demonstration zu identifizieren wie 'Weg mit den Faschisten, Freiheit für Marxisten'. So blieb die Demonstration eine reine Selbstdarstellung der kleinbürgerlichen Organisationen. Der Spartakus im VDS verlangt in Worten Kampf dem Antikommunismus. In der Tat sah es so aus, daß die Initiative der Jungen Garde, die Kampagne gegen die politische Unterdrückung auch auf die von der Bürokratie unterdrückten oppositionellen Arbeiterkämpfer in Osteuropa und der UdSSR (SU,d.Vf.) auszuweiten, von Spartakus durch Abbruch der Diskussion und ein höhnisches 'die Junge Garde des RCDS' abgetan wurde. Gerade weil es hier gilt, Klassenkampfposition zu beziehen im Kampf für die Machteroberung der Arbeiterklasse, d.h. im Kampf gegen die Bindung der SPD an die Bourgeoisie und die SED (in der DDR,d.Vf.) als Repräsentant des Stalinismus die Alternative herauszuarbeiten, können wir dazu nicht schweigen.

Die Bourgeoisie aber nutzt gerade die bitteren Erfahrungen der Arbeiterklasse in Deutschland aus, indem ihr die Totalitarismusideologie, die Gleichsetzung von Rechts- und Linksradikalen, dazu dient, die Arbeiterklasse noch fester an die SPD zu binden.

Solange die Initiative des Kampfes der studentischen Organisationen - und hier sei besonders der SHB angesprochen - sich auf den Rahmen der Jugendlichen beschränkt und mit linksradikalen Parolen die Arbeiterklasse abstößt, kann die Bourgeoisie ihren eigentlichen Angriff auf die Arbeiterklasse hinter den Demonstrationen der Kommunisten verstecken, weil der Arbeiterklasse die Identifizierung mit diesen Aktionen unmöglich gemacht wird.

Aufgrund der inneren Schwierigkeiten, die eigene politische Konzeption auszuarbeiten, bedeutet die Krise des SHB in Bochum sofort die Krise des AStA. Sie führt dazu, daß vom AStA (SHB/SAG) die vorbereitende Diskussion und Mobilisierung der Studenten nicht getragen werden konnte. Es muß Schluß gemacht werden mit der Auseinandersetzung der AStA-Fraktionen auf Gerüchteebene, die nur den Rechten dazu dient, das Vertrauen der Studenten in ihre Organisationen zu zerstören und jede politische Diskussion abzuwürgen. Die Krise der politischen Führungen der Organisationen muß gelöst werden, soll die Studentenbewegung nicht ein zweites Mal im Sumpf enden.

PERSPEKTIVEN DES KAMPFES DER STUDENTEN AN DER SEITE DER ARBEITERKLASSE

1. Die Junge Garde schlägt vor, daß die Führungen aller politischen Organisationen in allen Organisationen die Diskussion eröffnen über:
- die Lehren der Studentenbewegung
- die Formulierung eines Aktionsprogramms der Studenten auf der Grundlage ihrer gemeinsamen Interessen
- die Durchsetzung dieser Forderungen

2. Die politische Auseinandersetzung der verschiedenen Tendenzen muß vor allen Studenten geführt werden, um einheitliche Aktionen beschließen und den Kampf auf Massenbasis organisieren zu können.

3. Die breite Diskussion muß die Plattform für die Arbeit der Organe der verfaßten Studentenschaft (Fachschaftsrat, AStA, VDS) sein. Sie wird die Grundlage für den Aufbau einer unabhängigen Massenorganisation als Kampfinstrument der Studenten sein.

4. Die Diskussion soll erreichen, den Platz der Studenten im Klassenkampf zu definieren. D.h., der Kampf der Studenten und ihrer Organisationen muß bestimmt werden in bezug auf die Arbeiterklasse und das Ziel der politischen Machtergreifung.

5. In diesem Zusammenhang gilt es, die sozialistische Alternative auch in bezug auf die Regierungsfrage von den Studenten her mitauszuarbeiten.

6. Die Junge Garde schlägt dazu vor, daß alle Studenten- und Jugendorganisationen sich beteiligen an der Entwicklung eines Aktionsprogramms der Jugend. Mit ihm treten sie an die Arbeiterklasse und ihre Organisationen heran, damit dieses Programm von den sozialdemokratischen Arbeitern im Kampf für die Arbeiterregierung als Teil des Arbeiterprogramms aufgenommen wird. Es kommt darauf an, von allen Kandidaten für die Bundestagswahl 1973 die Durchsetzung dieses Programms zu verlangen."
Quelle: Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972,S.16f und 24f

03.02.1972:
In Bochum soll, laut und mit KSV der KPD, die Kampagne gegen den Hamburger Erlaß (Berufsverbote - BV) um 16 Uhr 30 mit einer Demonstration ab Husemannplatz "einen vorläufigen Höhepunkt" finden (vgl. Jan. 1972). Aufgerufen wird auch vom KSV an der PH Dortmund.

Laut KPD/ML-ZB, die kein Datum angibt, findet in Bochum eine Demonstration gegen die Berufsverbote (BV) mit ca. 2 000 Personen statt. Die Junge Garde (JG) berichtet, ebenfalls ohne Datum, von 2 000 Jugendlichen.
Quellen: Kommunistischer Nachrichtendienst Nr.11,Bochum 9.2.1972,S.11;
KSV-Zelle PH Dortmund:Wahlzeitung,Dortmund Feb. 1972,S.6;
Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972,S.17

28.02.1972:
Die Nr.11 der 'Jungen Garde' für Februar und März erscheint vermutlich in dieser Woche (vgl. Nov. 1971, Mai 1972) und berichtet u.a. über die Junge Garde Kampfgruppe Berlin, aus NRW von der Ruhruni Bochum (RUB - vgl. Feb. 1972), von Klöckner Hagen, Opel Bochum, der IGBE und dem Oberhausener Lehrlingskongreß (vgl. 4.12.1971).

Aufgerufen wird zu den eigenen Versammlungen in Bochum (vgl. 4.3.1972), Frankfurt (vgl. 4.3.1972) und Hamburg (vgl. 5.3.1972).
Quelle: Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972

04.03.1972:
Die Junge Garde (JG) führt an diesem Tage unter dem Motto "Bilanz und Perspektiven im Kampf für ein Aktionsprogramm der Jugend für eine Arbeiterregierung" in Frankfurt zwei getrennte Veranstaltungen für Lehrlinge und Jungarbeiter einerseits und für Schüler andererseits durch.
Quelle: Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972

04.03.1972:
Die Junge Garde der IAK führt an diesem Tage unter dem Motto "Bilanz und Perspektiven im Kampf für ein Aktionsprogramm der Jugend für eine Arbeiterregierung" in Bochum zwei getrennte Veranstaltungen für Lehrlinge und Jungarbeiter einerseits und für Schüler andererseits durch. Weiter findet für Studenten noch ein nationales Studententreffen statt.
Quelle: Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972

05.03.1972:
In Hamburg führt die Junge Garde (JG) eine gemeinsame Veranstaltung für Jugendliche aller Klassen unter dem selben Motto wie am Vortag in Bochum und Frankfurt durch.
Quelle: Junge Garde Nr.11,Bochum Feb./März 1972

22.04.1972:
Die Junge Garde ruft in Berlin zum Besuch ihrer Regionalen Versammlung über das Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus auf zur Vorbereitung ihrer 2. Konferenz (vgl. 13.5.1972) auf, die im ESG-Heim in Dahlem stattfinden soll.
Quelle: Junge Garde:Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus,Bochum o.J. (1972)

22.04.1972:
Die Junge Garde ruft in Frankfurt zum Besuch ihrer Regionalen Versammlung über das Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus auf zur Vorbereitung ihrer 2. Konferenz (vgl. 13.5.1972) auf.
Quelle: Junge Garde:Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus,Bochum o.J. (1972)

22.04.1972:
Laut einem Bericht der trotzkistischen Jungen Garde (JG) der IAK hatte die SDAJ in Wuppertal für diesen Tag eine Angela Davis Demonstration vorbereitet, an der sich auch Falken und KJO Spartacus beteiligen wollten. Die SDAJ aber habe die Aktion kurzfristig abgesagt.
Quelle: Die Junge Garde Nr.12,Bochum Mai 1972

23.04.1972:
Die Junge Garde (JG) der IAK ruft für diesen Tag zum Besuch ihrer Bochumer Veranstaltung zum Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus (vgl. 22.4.1972)zur Vorbereitung ihrer 2. Konferenz (vgl. 13.5.1972) auf.
Quelle: Junge Garde:Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus,Bochum o.J. (1972)

Mai 1972:
Die trotzkistische Zeitung 'Junge Garde' Nr. 12 (vgl. 28.2.1972, Juli 1972) berichtet aus Frankfurt aus DGB KJA, DPG, IGM, CPK, GEW, von den Berufsschulen Werner von Siemens und Phillip Holzmann sowie darüber, daß im Frankfurter DGB-Arbeitskreis Berufsschulen neben SDAJ der DKP, Junger Garde der IAK und KJO Spartacus auch Maoisten vertreten seien. U.a. berichtet auch eine JG Genosse von der Stadtverwaltung.

Aus Berlin wird berichtet über die Sowjetunion-Kampagne (vgl. Jan. 1972) und durch die JG am Berlin-Kolleg (Zweiter Bildungsweg – ZBW).
Quelle: Die Junge Garde Nr.12,Bochum Mai 1972

13.05.1972:
An diesem Tag plant die Junge Garde ihre zweitägige 2.Konferenz durchzuführen. Vorbereitet werden sollte diese mit Versammlungen in Berlin (vgl. 22.4.1972), Bochum (vgl. 23.4.1972) und Frankfurt (vgl. 22.4.1972). Allerdings scheint sich das Ganze verschoben zu haben (vgl. 3.6.1972).
Quelle: Junge Garde:Aktionsprogramm der Jugend für den Sozialismus,Bochum o.J.(1972)

16.05.1972:
In Frankfurt findet, laut und mit Junge Garde (JG der IAK), eine Demonstration von 8 000 Personen gegen die Bildungskatastrophe und die Berufsverbote (BV) statt. Aufgerufen hatten u.a. der GEW Bezirk und der Stadtschülerrat (SSR).
Quelle: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

Juni 1972:
In Bochum wird vermutlich im Juni ein Mitglied der Sozialistischen Abteilungsgruppen im Zuge einer RAF-Fahndung verhaftet. Rote Hilfe Bochum und AStA führen daraufhin ein Teach-In 'Freiheit für Krombach' durch, aus dem heraus sich, laut Junge Garde, eine Demonstration von 2 000 Personen zum Polizeipräsidium entwickelt.
Quelle: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

Juni 1972:
Vermutlich im Juni finden, laut Junger Garde (JG der IAK – vgl. Juli 1972) die Wahlen zum Satzungskonvent an der Ruhruni Bochum (RUB – vgl. 27.6.1972). Hierbei habe die Bochumer Studenten Union (BSU) / SLH 2044, die Sozialistischen Abteilungsgruppen (SAG) 1203, der MSB Spartakus der DKP 544 und der SHB/SF 933 Stimmen erhalten.
Quelle: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

03.06.1972:
An der Internationalen Veranstaltung des Internationalen Komitees (IK) der Vierten Internationale beteiligt sich, nach eigenen Angaben, die Kampfgruppe Frankfurt der Jungen Garde (JG) der IAK mit 90 Genossen und eigenem Transparent. Dieser Bericht steht allerdings ein wenig im Widerspruch zum angegeben Erscheinungsdatum der Zeitung von Mai 1972 und weiteren Aufrufen zum 3.6.1972.
Quelle: Die Junge Garde Nr.12,Bochum Mai 1972

03.06.1972:
An diesem und dem nächsten Tage führt die Junge Garde, laut eigenen Angaben, vorbereitende Versammlungen zu ihrer 2.Konferenz (zu deren Besuch auch schon einmal für den 13./14.5.1972 aufgerufen worden war) durch, u.a. in folgenden Städten: Berlin, Hamburg, Kiel, Lübeck, Hannover, Braunschweig, Kassel, Düsseldorf, Duisburg, Krefeld, Oberhausen, Essen, Münster, Bochum, Dortmund, Leverkusen, Aachen, Marienheide, Wuppertal, Frankfurt, Darmstadt, Reutlingen und Regensburg.
Quelle: Die Junge Garde Nr.12,Bochum Mai 1972

12.06.1972:
Die Zelle Hoesch Westfalenhütte Dortmund der KPD (vgl. 22.6.1972) berichtet vermutlich aus dieser Woche, daß "die Polizei vor einigen Tagen 10 Studenten in Bochum mit vorgehaltener Maschinenpistole verhaftet, weil angeblich irgendwelche Beziehungen zur Baader-Meinhof-Gruppe (RAF,d.Vf.) bestehen sollen".

Die Junge Garde (JG der IAK – vgl. Juli 1972) berichtet von der Verhaftung von SAGlern im Rahmen der RAF-Fahndung.
Quellen: Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Westfalenhütte Nr.14,Dortmund 22.6.1972,S.6;
Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

16.06.1972:
Die Junge Garde (JG der IAK – vgl. Juli 1972) berichtet, dass die Rote Hilfe Bochum und der AStA ein Teach-In "Freiheit für Krombach" organisierten, von dem aus 2 000 zum Polizeipräsidium demonstrierten.
Quelle: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

17.06.1972:
In Frankfurt führt das Initiativkomitee zur Freilassung der politischen Gefangenen in Osteuropa, laut Junge Garde (JG – vgl. Juli 1972), eine von 180 Menschen besuchte Veranstaltung durch. Bei der Mobilisierung habe die Junge Garde, neben IAK und 'Sozialistischer Arbeiterpolitik' (SAP), einen entscheidenden Anteil gehabt.
Quelle: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

30.06.1972:
Die Schülerprojektgruppe Reutlingen führt, laut Junge Garde, eine Veranstaltung zur sozialistischen Opposition in Osteuropa durch.
Quelle: Junge Garde Nr.14,Bochum Okt./Nov. 1972

30.06.1972:
An der Ruhruniversität Bochum enden, laut Junger Garde (JG) der IAK, die AStA-Wahlen, bei denen die Studentenkampfgruppe der Jungen Garde allerdings keine Chance hat, da sie über keinen Sitz im nun gewählten 6. Studentenparlament verfügt.

Laut der 'Bochumer Studenten Zeitung' endeten die Wahlen, die am 27.6.1972 begannen, so:
BSU/SLH : 1 562 Stimmen 17 Sitze
SAG : 1 074 Stimmen 13 Sitze
KSV der KPD : 129 Stimmen 1 Sitz
883 Revolutionäre Aktion Bochum : 56 Stimmen -
Junge Garde : 26 Stimmen -
Quellen: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972;
Bochumer Studenten Zeitung Nr.98,Bochum 1972

Juli 1972:
Die Nr.13 der 'Jungen Garde' der JG der IAK (vgl. Mai 1972, Okt. 1972) für Juli und August erscheint vermutlich im Juli und berichtet aus Frankfurt aus dem Bildungsbereich (vgl. 16.5.1972) und von der Osteuropasolidarität (vgl. 17.6.1972) sowie aus Bochum über die Verhaftung von SAGlern (vgl. 15.6.1972), dem Protest dagegen (vgl. 16.6.1972) sowie u.a. über den Ausgang der Wahlen zum Satzungskonvent an der Ruhruni Bochum (RUB – vgl. Juni 1972) sowie die dortigen AStA-Wahlen (vgl. 27.6.1972), bei den eigene JG-Studentenkampfgruppe keinen Sitz im Studentenparlament erheilt. Dafür aber kann die Junge Garde vom Schillergymnasium Bochum die Existenz eines sympathisierenden Politischen Arbeitskreises (PAK) vermelden.
Quelle: Junge Garde Nr.13,Bochum Juli/Aug. 1972

Oktober 1972:
Die Nr.14 der 'Jungen Garde' (vgl. Juli 1972, Jan. 1973) berichtet aus Bochum, daß von drei Junge Garde Genossen ein zehnköpfiger Politischer Arbeitskreis an der Graf Engelbert Schule aufgebaut worden sei.
Aus Frankfurt und Darmstadt wird über die Auflösung der Studentenparlamente berichtet.
Die Junge Garde Kampfgruppe Darmstadt gibt noch bekannt, daß der Asta der TH vom Marxistisch-Leninistischen Hochschulbund (MLH) Darmstadt gestellt werde. Die Junge Garde / Tendenz zum Aufbau der Studentengewerkschaft stelle allerdings im Fachbereich Maschinenbau 7 von 8 Fachschaftsmitgliedern.
Die Junge Garde Kampfgruppe Reutlingen berichtet über die Schülerprojektgruppe Reutlingen, die zwar von der GIM beherrscht werde, in der man aber trotzdem mitarbeite.
Quelle: Junge Garde Nr.14,Bochum Okt./Nov. 1972

19.11.1972:
Für diesen Tag ruft die Junge Garde (JG der IAK) zum Besuch ihrer Veranstaltung in Berlin auf, auf der Delegierte für die nationale Versammlung der Jugend gewählt werden sollen.
Quelle: Junge Garde Nr.14,Bochum Okt./Nov. 1972

19.11.1972:
Für diesen Tag ruft die Junge Garde (JG der IAK) zum Besuch ihrer Veranstaltung in Frankfurt auf, auf der Delegierte für die nationale Versammlung der Jugend gewählt werden sollen.
Quelle: Junge Garde Nr.14,Bochum Okt./Nov. 1972

19.11.1972:
Für diesen Tag ruft die Junge Garde (JG der IAK) zum Besuch ihrer Veranstaltung in Hamburg auf, auf der Delegierte für die nationale Versammlung der Jugend gewählt werden sollen.
Quelle: Junge Garde Nr.14,Bochum Okt./Nov. 1972

19.11.1972:
Für diesen Tag ruft die Junge Garde (JG) der IAK zum Besuch ihrer Veranstaltung in Bochum auf, auf der Delegierte für die nationale Versammlung der Jugend gewählt werden sollen.
Quelle: Junge Garde Nr.14,Bochum Okt./Nov. 1972

Januar 1973:
Die Nr.16 der 'Jungen Garde' (vgl. Okt. 1972, Apr. 1973) kommt angesichts des Themas Vietnam lediglich auf die Demonstration am 20.1. in Dortmund zu sprechen, während die Bonner Demonstration am 14.1. nicht erwähnt wird.
Aus Bochum wird noch über eine gemeinsame Vietnam-Veranstaltung von Schülerkollektiv/ML (SK/ML), Junger Garde (JG) und den von ihr aufgebauten Politischen Arbeitskreisen (PAK) berichtet sowie vom Unterbezirk Ruhr-Mitte der Jusos der SPD.
Quelle: Junge Garde Nr.16,Bochum Jan. 1973

25.02.1973:
Die bisherige IG/KOG Frankfurt/Offenbach hat ihren Namen für die Nr.3 des 'Schulkampf' (vgl. 22.1.1973, Mai 1973) nun um Wiesbaden erweitert, was aber bald wieder aufhört.
Erwähnt wird auch der Frankfurter Stadtschülerrat "SSR (sprich Junge Garde)".
Quelle: Schulkampf Nr.3,Frankfurt 25.2.1973

April 1973:
Die Nr.17 der 'Jungen Garde' (vgl. Jan. 1973) berichtet u.a. aus Bochum über das Berufsverbot für den KPD/ML-ZB Lehrer Norbert Oßwald am Schillergymnasium. Es habe sich ein Aktionskomitee aus Jusos, SDAJ, Judos, SK/ML und Junger Garde gebildet, welches eine 500-köpfige Demonstration durchgeführt habe.
Quelle: Junge Garde Nr.17,Bochum Apr./Mai 1973

08.05.1973:
Die Gruppe Arbeiterstimme gibt ihre 'Arbeiterstimme' (ARSTI - vgl. 12.2.1973, 10.7.1973) Nr.2 heraus. Der SDS Bochum habe sich unter dem Einfluss der Ruhrkampagne aufgelöst, woraus der SHB, der MSB Spartakus der DKP, die Junge Garde (JG) der IAK sowie KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK hervorgegangen seien.
Quelle: Arbeiterstimme Nr.2,Nürnberg 8.5.1973

November 1973:
Vermutlich im November gibt die Kommunistische Schülergruppe (KSG) Frankfurt ihren 'Schulkampf' Nr.8 (vgl. Mai 1973, Dez. 1973) heraus. Berichtet wird u.a. aus Frankfurt über den Stadtschülerrat (SSR), in dessen Vorstand zwei Mitglieder der Jungen Garde (JG) der lambertistischen Internationalen Arbeiterkorrespondenz (IAK) sitzen sollen.
Quelle: Schulkampf Nr.8,Frankfurt o.J. (1973)

14.11.1973:
In Bochum erscheint die Nr.2 der 'Sozialistischen Schülerzeitung' (SSZ - vgl. 28.1.1974), die der lambertistischen IAK nahesteht unter Verantwortung von Silvia Diekmann und Barbara Kraft. Berichtet wird u.a., daß diese Gruppe an den Bochumer Gymnasien Schiller, Hildegardis, Theodor Körner und Graf Engelbrecht Politische Arbeitskreise aufgebaut habe, während am Staatlichen Gymnasium die KPD/ML aktiv sei.

Laut der 'Sozialistischen Arbeiterpolitik' (SAP – vgl. 28.1.1974) erscheint die SSZ ab Ende des Jahres.
Quellen: Sozialistische Arbeiterpolitik Nr.25,Bochum Jan./Feb. 1974;
Sozialistische Schülerzeitung Nr.2,Bochum 14.11.1973

28.01.1974:
In der Nr.3 der in Bochum erscheinenden lambertistischen 'Sozialistischen Schülerzeitung' (SSZ) für Februar (vgl. 14.11.1973, 3.4.1974), die vermutlich in dieser Woche herauskommt, wird u.a. über das Bochumer Schülerkollektiv/ML und dessen Zeitung am Hildegardis Gymnasium ('Rote Hilde') berichtet. Auch die SV des Schillergymnasiums werde von SK/ML-Sympathisanten gestellt.

Bekanntgegeben wird, dass in der SSZ-Redaktion Jusos der SPD sitzen. Aus einem Leserbrief geht hervor, dass zur SSZ maximal vier Politische Arbeitskreise (PAK) gehören, nicht aber der PAK am Körnergymnasium. Eingeladen wird zum Biermannabend (vgl. 2.2.1974)
Quelle: Sozialistische Schülerzeitung Nr.3,Bochum Feb. 1974

April 1974:
In Bochum berichtet die 'Sozialistische Schülerzeitung' (SSZ – vgl. 3.4.1974), die der IAK nahesteht, vermutlich aus dem April über die zu Anfang des Sommersemsters 1974 durchgeführte Osteuropaveranstaltung der Jusos an der Ruhruni Bochum, zu der auch die SSZ mobilisierte.
Quelle: Sozialistische Schülerzeitung Nr.4,Bochum 3.4.1974

03.04.1974:
In Bochum erscheint die Nr. 4 der 'Sozialistischen Schülerzeitung' (SSZ – vgl. 28.1.1974, 5.6.1974), die der IAK nahesteht nun unter Verantwortung von Silvia Diekmann, Barbara Kraft und Jutta Heckhausen. Eine Anzeige wirbt für die 'Sozialistische Arbeiterpolitik' (SAP), die auch durch die SSZ vertrieben werde. Berichtet wird von den Politischen Arbeitskreisen (PAK) Hildegardis und Schiller sowie von den Jusos an der Ruhruni Bochum (vgl. Apr. 1974).
Quelle: Sozialistische Schülerzeitung Nr.4,Bochum 3.4.1974

05.06.1974:
In Bochum erscheint die Nr. 5 der 'Sozialistischen Schülerzeitung' (SSZ – vgl. 3.4.1974), die der IAK nahesteht.
Berichtet wird von den Politischen Arbeitskreisen (PAK) Hildegardis und Schiller, wobei der PAK Hildegardis seit einigen Monaten bestehe während man beim PAK Schiller (10 Mitglieder) gerade erst mit dem Aufbau begonnen habe, sowie von Juso Schüler-Projektgruppe Bochum und der 'Sozialistischen Schülerzeitung' der Jusos der SPD Baden-Württemberg.
Quelle: Sozialistische Schülerzeitung Nr.4,Bochum 3.4.1974

22.02.1975:
In Frankfurt findet, laut 'Sozialistische Arbeiterpolitik', eine Demonstration von DGB und GEW gegen Jugendarbeitslosigkeit und Ausbildungsmisere und für Einstellung aller Lehrer mit 6 000 Teilnehmern statt. Der Block des Frankfurter Stadtschülerrates (SSR), in dem die lambertistische 'Sozialistische Arbeiterpolitik' nicht ganz ohne Einfluß ist, habe 400 Personen umfaßt.
Quelle: Sozialistische Arbeiterpolitik Nr.37,Bochum Apr. 1975

Letzte Änderung: 04.02.2022

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