Zur Geschichte der KPD/ML (Neue Einheit)

Teil 1: 1970-1975

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, April 2010


Inhalt

1. Über die Konstituierungsphase der KPD/ML (Neue Einheit)

Die Geschichte der „KPD/ML (Neue Einheit)“ (später nur noch „Neue Einheit“), die spätestens ab der Nr. 1/2 (1989) ihre Zeitung unter dem Titel „Neue Einheit - Zeitschrift für Politik, Ökonomie und Kultur“ führte, geht bis auf die Anfänge der KPD/ML zurück; möglicherweise bis auf das Jahr 1969, der Gründung der „Roten Garde“ (RG) in Westberlin, die sich im Januar des Jahres 1969 konstituiert haben dürfte.

Zu Beginn der 1970er Jahre war sie neben der KPD/ML-ZK, der KPD/ML-ZB und der KPD/ML-ML Kreis Siegen-Niederschelderhütte die vierte Gruppierung, die sich KPD/ML nannte, wenn man von verschiedenen anderen Versuchen, etwa in Hamburg, eine weitere KPD/ML-Wasserkante bzw. Hamburg nach diversen Differenzen mit Ernst Aust zu initiieren, einmal absieht.

Erstmals regte sich im Februar 1970 in der Roten Garde der KPD/ML wegen der Einsetzung eines bundesweiten „Zentralkollektivs“ der RG durch den Bundesbeauftragten des ZK, Ezra Gerhard, Widerstand, der das bestehende „Zentralkollektiv“ (ZKoll) für abgesetzt erklärte und ein neues initiierte. Dieser hatte sich zunächst auf einige, wenige Landesverbände beschränkt. Vorreiter für eine neue RG-Bewegung dürfte der Landesverband NRW der KPD/ML bzw. der Roten Garde NRW gewesen sein, der gegen die „Umwandlung der Roten Garde in einen Studierverein“ rebellierte. (1)

Aber auch andere Landesverbände zogen schnell nach bzw. spalteten sich in einem längeren Prozess von ihrer Führung ab. Dazu gehörte ein Teil des Landesverbandes (West-)Berlin. Deren Angestelltenkollektiv machte am 17. Februar 1970 durch ein „Schreiben des Angestelltenkollektivs der Roten Garde Berlin an das eingesetzte ZKoll“ auf sich aufmerksam.

Ausgeführt wurde damals: „Die Rote Garde ist die Jugendorganisation der KPD/ML, weil diese die einzig wahre revolutionäre Partei in Deutschland ist. Unterstützung erhält die Partei durch ihre Jugendorganisation; denn die Rote Garde wird sich in ihrem politischen Kampf auf den Boden des revolutionären Programms der Partei stellen. Die Jugendlichen werden sich durch ihre Arbeit in der Jugendorganisation die notwendigen Erfahrungen und Fähigkeiten erwerben, die sie als Kämpfer der Partei brauchen.

Das bedingt aber die Selbständigkeit der Roten Garde. Wir stellen uns auf das (Grund-)Prinzip der III. Internationale für die Jugendorganisation, welches heißt: 'Die Organisationsbeziehung zur Partei wird durch zwei Grundprinzipien bestimmt: 1. Selbständigkeit, 2. Enger Kontakt und gegenseitige Hilfe …

Diesem Grundsatz hat die Landesleitung Berlin mit ihrem letzten Beschluss nicht entsprochen (die Aufhebung der Selbständigkeit der RG Westberlin durch die Landesleitung der KPD/ML-Westberlin, d. Vf.). Die bestehenden Widersprüche hat sie nicht gelöst, sondern verschärft ... Warum war die Rote Garde nicht in der richtigen Weise arbeitsfähig? Weil sie keine starke führende Gruppe hatte, die die Arbeitsbereitschaft der einzelnen Mitglieder in geeigneter Weise organisierte. Weil die führende Gruppe Beschlüsse gefasst hat, die die Arbeit zum Erlahmen bringen. Warum haben wir nicht diese notwendige starke führende Gruppe? Weil wir uns in Worten für den demokratischen Zentralismus einsetzen, ihn aber bisher noch nicht in der Roten Garde verwirklicht haben. Weil wir kein Gremium haben, sondern wir haben ein 'führendes Gremium' vorgesetzt bekommen.“ (2)

Die Debatte um das zukünftige Aussehen der Jugendorganisation der KPD/ML hatte hier einen Ausgangspunkt genommen. Bis spätestens März 1970 erarbeitete der LV NRW der KPD/ML unter der Führung von Peter Weinfurth und Oliver Thomkins eine neue Ausrichtungsperspektive für die Rote Garde, die nicht mehr „am Gängelband der Partei geführt werden sollte“.

Mit dem „Lehrlingsaufruf“, den „Statuten“ und den „Thesen zur Ausrichtung der Roten Garde“ wurde die Selbständigkeit der Jugendorganisation gegen den Willen des ZK der KPD/ML und seines Bundesbeauftragten faktisch durchgesetzt. Die Umbenennung der „Roten Garde“ in KJVD auf einer Landesdelegiertenkonferenz der Roten Garde NRW am 18.-20. April 1970 in Bochum war dann das Resultat der jungen Rebellen, die gegen die Apparatschiks aufstanden und forderten: „Das Hauptquartier bombardieren!“

Dass hier die KPD/ML-Neue Einheit bzw. deren KJVD, die sich bis zur Umbenennung in „Neue Einheit“ (7./8. Juni 1998) in die Tradition der KPD/ML stellten und weiterhin Wert darauf legten, „die Bezeichnung KPD/ML (Neue Einheit) … für uns in Anspruch zu nehmen“ (3), ihren Ursprung hatte, dürfte unumstritten sein. Sie bezeichnete sich lange Zeit über sogar als „legitime und rechtmäßige Fortsetzerin der KPD/ML, der am 31.12.1968 gegründeten KPD/ML“ und meinte:

„Die Gruppe NEUE EINHEIT betont ausdrücklich, dass sie eine Fortsetzerin der KPD/ML ist, dass sie die Gründungserklärung der KPD/ML bis heute als einen ihrer wichtigsten Ausgangspunkte betrachtet. Sie ist dies nicht ausschließlich, denn die KPD/ML (Neue Einheit) hat im Laufe der Jahre viele Dinge selbst entwickelt und weitergeführt und verkörpert nun auch die Arbeit am Sozialismus wie er sich unter den heutigen Entwicklungen der Produktion und den heutigen Bedingungen der Vergesellschaftung ergibt.

Sie orientiert sich in schöpferischer Weise vor allem an der Realität und überprüft auch den Marxismus, den Leninismus und die Mao-Zedong-Ideen an dieser Realität … Aber wir sind auch ein Fortsetzer dieser Partei und dieser Bewegung der damaligen Zeit und legen auf diese Feststellung ausdrücklich Wert. Wir sind dabei zugleich auch die einzige heute noch existierende Gruppe, die auf diese Partei und Bewegung zurückgeht. Alle übrigen uns bekannten Organisationen und Gruppen haben ausdrücklich den Bruch mit dieser damaligen Partei und ihrer Programmatischen Erklärung erklärt.“ (4)

Die „Neue Einheit“ schrieb über sich selbst: „Die KPD/ML (Neue Einheit) ist als ein Konzentrationspunkt aus der Spaltung und zugespitzten Auseinandersetzung der Jahre 1969-1972 hervorgegangen und hat seitdem die Aufgaben weiterentwickelt und sich auch als Gruppe an dem politischen Leben nach Möglichkeiten beteiligt …“ (5)

Konkreter: „Eine Gruppe von Genossen der Landesverbände West-Berlin der KPD/ML und der Roten Garde trennt sich im März 1970 von den Organisationen und arbeitet zeitweilig bei der Gruppe der späteren KPD/ML-ZB mit. Die ersten Differenzen treten bereits im April/Mai auf.“ (6)

Die Konstituierung eines eigenen Landesverbandes KPD/ML geht wohl auf den Juni 1970 zurück, wobei die Datenbank MAO eher an eine Konstituierung des KJVD, später KJVD-Neue Einheit mit der Zeitschrift „Neue Einheit“ denken würde. (7)

Dazu gibt es einige widersprüchliche Aussagen:

Bereits im März 1970 erschien in (West-)Berlin erstmals die Zeitschrift: „Gegendruck - Zeitung für Lehrlinge und Jungarbeiter der Druckindustrie“, die vom KJVD-(West-)Berlin herausgegeben wurde. (8) Die Nr. 2 des „Gegendruck“ erschien im Oktober 1970. Ob die Zeitschrift bereits vom KJVD-Neue Einheit ediert worden war, kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden. (9)

Die eigentliche Konstituierungsphase der Gruppe umfasst wohl den Zeitraum Juni 1970 bis zum 1. Mai 1971, wobei auch die Auseinandersetzungen mit den Marxisten-Leninisten Westberlins (etwa im Mai/Juni 1970) ebenso eine wichtige Rolle spielten wie die Debatten mit der „regionalen Kaderorganisation des KB/ML“ und des Landesaufbaukomitee (LAK) (West-)Berlin des Zentralbüros.

Die „Neue Einheit“ erklärte dazu: „Die erste Phase geht von der Gründung unserer Partei bis zum 1. Mai 1971. Diese Phase war vor allem eine Phase der Herausschälung unserer Partei aus der KPD/ML und der damaligen außerparlamentarischen Opposition.“

Die Parteigruppe (West-)Berlin der „Neuen Einheit“ gründete sich formell erst im Januar 1971. Die Konstituierung des KJVD-Neue Einheit als Landesverband (West-)Berlin fand wohl am 7. März 1971 statt. (10)

Die zweite Phase war nach Auffassung der Gruppe die „Schaffung des Kadergerüstes und die Wahl eines Zentralkomitees“ zum 1. Oktober 1972. Bis zum 1. Parteitag, auf dem ein Programm und die Statuten verabschiedet werden sollten, gelte „formell des Statut der KPD/ML und die „Programmatische Erklärung“. (11)

Zum 1. Zentralkomitee hieß es: „Das erste Zentralkomitee hat das unbedingte Führungsrecht gegenüber der gesamten Partei. Es gilt die Unterordnung der gesamten Partei unter das Zentralkomitee. Der Vorsitzende des Zentralkomitees und der gesamten Partei ist Klaus Sender. Das gegenwärtige 1. Zentralkomitee besteht aus den erfahrensten und besten Genossen, die sich im jahrelangen Kampf herausgebildet haben.

Alle diese Genossen haben große Verdienste beim Parteiaufbau. Zugleich aber haben die meisten Genossen - mit Ausnahme des Genossen Klaus Sender - aber auch schwere Fehler und Mängel gezeigt … Insgesamt kann man aber sagen, dass das gegenwärtige Zentralkomitee von seiner Qualität und ideologischen Stärke eine seit Marxens Zeiten in Deutschland nicht mehr gekannte Qualität der Führung der proletarischen Bewegung erreicht hat.“ (12)

Den „Demokratischen Zentralismus“ als organisatorisches Prinzip einer marxistisch-leninistischen Partei, der bei allen K-Gruppen nichts anderes als Zentralismus pur war, hebelte die Gruppe auf ihre Weise gekonnt aus. Sie betonte ein nicht näher erklärtes „Führungsrecht“ und setzte ihren 1. Vorsitzenden auf eine Mamorstatue. Gleichzeitig schwelgte sie in Größenwahn, indem sie dem 1. Zentralkomitee eine „besondere Qualität und ideologische Stärke“ bescheinigte, „eine seit Marxens Zeiten in Deutschland nicht mehr gekannte Qualität der Führung der proletarischen Bewegung“. (13)

Ob es eine dritte Phase gegeben hat, muss unklar bleiben. Insgesamt dürfte sich die Gruppe wohl an das mehr oder weniger bekannte 3-Phasen Modell des Parteiaufbaukonzepts von W. I. Lenin („Die Aufgaben der russischen Sozialdemokraten“ (1897), „Brief an einen Genossen über unsere organisatorischen Aufgaben“ (1902)) und J. Stalin („Die Sozialdemokratische Partei Russlands und ihre nächsten Aufgaben“ (1901), „Über die Grundlagen des Leninismus“ (1924)) angelehnt haben.

Diese Konzeption wurde übriges vom Zentralbüro der KPD/ML in „Die Etappen des Parteiaufbaus und die Aufgaben der KPD/ML“ aus dem Mai 1971 auf die Spitze getrieben.

Der Parteiaufbau der Gruppe war nicht ohne die stets erfolgten neuen Abgrenzungen zu haben, die etwa einen besonderen Höhepunkt in den besonders intensiv geführten Auseinandersetzungen mit dem KAB/ML bzw. mit W. Dickhut (s. u.) hatten. Sie umfassen etwa den Zeitraum August 1970 bis November 1971.

Als Quintessenz dieser Debatten führte die Gruppe aus: „Die Dickhut-Gruppe-Solingen hat die KPD/ML für nicht existent erklärt, sich mit dem KAB/ML verschmolzen und sich selbst außerhalb der Partei gestellt. Sie ist von ihrer gesamten Politik her eine sozialdemokratische Gruppe.“ (14) Über diese Phase liegen viele Dokumente vor, die weiter unten behandelt werden sollen.

Etwa ab dem Februar 1972, lange vor dem RAKT und der einsetzenden Verfolgungshysterie in der KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK, meinte die „Neue Einheit“ sich besonders verfolgt zu sehen. In „Zu den Grundfragen der Partei und der gegenwärtigen Situation. Erklärung der KPD/ML-Neue Einheit vom 5. April 1972“ führte die Gruppe aus: „Schon seit Februar wird unsere Partei durch eine Verfolgungswelle ungeheuren Ausmaßes bedroht. Anfang April, zum Zeitpunkt, als diese Schrift vom Vorsitzenden der KPD/ML (Klaus Sender) beendet wurde, wurden bereits die ersten Terroranschläge gegen Mitglieder unserer Partei verübt.

Das Wesentliche daran war, dass unsere Partei ausschließlich aufs erbittertste von der Bourgeoisie angegriffen wurde … Die 1. Mai-Demonstration schließlich wurde zu einem Fanal für die deutsche Arbeiterbewegung selbst. Die revolutionäre Arbeiterdemonstration wurde von der Reaktion angegriffen, in der Absicht, der Partei und ihrer revolutionären Politik einen vernichtenden Schlag zu versetzen.“

Und: „In den letzten zwei Monaten hat eine ungeheure Bespitzelungs- und Verfolgungswelle gegen unsere Partei begonnen. Die Bourgeoisie tritt uns dabei massiv entgegen, ein ganzer zentralisierter Apparat mit mindestens einigen dutzend Leuten bespitzelt unsere Partei unentwegt, versucht, unsere Arbeit zu verhindern, bedroht unsere Genossen …

Es handelt sich hier um einen systematischen Kampf gegen unsere Partei, um den Versuch, Mittel und Wege zu finden, eine Strategie gegen unsere Partei zu finden. Dieser Apparat, der den letzten Agenten- und kriminellen Abschaum aus Westberlin zusammengesammelt hat, hat letztlich das Ziel, die Vernichtung unserer Partei vorzubereiten.“ (15)

Überdies vermerkte sie: „Wir müssen mit einzelnen Mordüberfällen und Verbrechen durch die Spitzelbanden rechnen.“ (16)

Der Grund dafür, so die „Neue Einheit“, würde in einem „neuen Phänomen“ liegen, das die „Reaktionäre vor neue Probleme“ stellen würde. Sie hätten es mit einer „tatsächlich, politisch festen, mit den Massen verbundenen, revolutionären konsequenten Partei zu tun“. (17) Daher: „Die gesamte Bespitzelung und Verfolgung ist ein Ausdruck für die ganze Zuspitzung der Lage, in ihr spiegelt sich die Lage wider, es ist die hilflose Reaktion der Konterrevolution für die jetzige Phase.“ (18)

Es kann nicht mit letzter Sicherheit gesagt werden, wann die Illegalitätsphase der Gruppe beendet wurde. Fest stehen dürfte, dass sie zumindest bis Ende 1972 und möglicherweise bis weit nach 1973 andauerte.

Im Oktober 1972 meinte die „Neue Einheit“, KPD/ML-ZK und KPD/ML-ZB in Frage der Illegalität kritisieren zu müssen, die die Gruppen nach dem RAKT anstrebten. Sie führte aus: „Die Bourgeoisie plant für die nächste Zeit die rigorose Unterdrückung aller wirklich revolutionären Kräfte. Und wie wir gesehen haben, ist die Illegalisierung unserer Partei bereits in vollem Gange … Scheinbar sind alle gleich von der Illegalität betroffen, tatsächlich aber werden nur die wirklichen Revolutionäre terrorisiert und gemordet.“ (19)

Besonders Thomas Ochsenfarth, Martin Weise, Wolfgang Schneider, Bernd Muckenschnabel und Klaus Sender sollen einer rigorosen Verfolgung durch die Bourgeoisie ausgesetzt gewesen sein. Diese habe mit der 1.Mai-Demonstration 1972 begonnen, nachdem die Demonstration, wie die „Neuen Einheit“ meinte, „von der Bourgeoisie überfallen“ worden sei.

Die Datenbank MAO weiß darüber zu berichten: „Nach der 1.-Mai-Demonstration beginnt für die KD/ML-NE eine Phase der Illegalität, die auch dazu führt, dass sie sich als Organisation noch kaum in der Öffentlichkeit zeigt und in ihrer Publikationstätigkeit fast ganz auf die Bewältigung der Folgen dieser Demonstration, die u. a. auch den 'Agenten' der KPD und KPD/ML-ZK als 'hinterlistige Falle' angelastet werden, beschränkt ist.

Gegen die beginnenden Prozesse gegen Weise, Schneider und Ochsenfarth bildet sich ein Justizkomitee der KPD/ML-NE. Im Herbst 1972 taucht das KPD/ML-NE-Mitglied Bernd Muckenschnabel - von einer Gefängnisstrafe bedroht - unter. Das ZK setzt sich zumindest teilweise nach Südschweden ab.“ (20)

Bis 1975 war die Gruppe in die Auseinandersetzungen mit anderen maoistischen Gruppen involviert und für ihre Verhältnisse politisch sogar relativ rege. Sie gab das Organ „Neue Einheit - Organ der Kommunistischen Partei Deutschlands-Marxisten-Leninisten (Neue Einheit)“ heraus (s. u.). Ob es den Charakter eines Theoretischen Organs haben sollte, kann nicht gesagt werden. Es macht eher den Eindruck von zusammengewürfelten Statements zu verschiedenen politischen Fragen.

Allerdings meinte die Gruppe: „Die Partei muss im politischen und theoretischen Kampf die Führung innehaben, daher ist es auch die Aufgabe der Partei, das politische und theoretische Organ Neue Einheit herauszugeben.“ (21) Ab etwa dem Juni 1970 erschien in (West-)Berlin, dann vom KJVD herausgegeben, die „Neue Einheit“ als unregelmäßig erscheinende Zeitung.

Die erste Ausgabe des vom KJVD übernommenen Organs der KPD/ML-ZB, erschien vermutlich in (West-)Berlin am 7. März 1971 in einer neuen Aufmachung, nachdem sich der Landesverband (oder die Ortsgruppe) (West-)Berlin der KPD/ML-Neue Einheit im Januar 1971 endgültig konstituiert haben dürfte. (22) Bis zum heutigen Tage existiert die „Neue Einheit“ und ist über ihre Webadresse (www.neue-einheit.com) zu erreichen.

Neben ihrer Berliner Adresse gibt die Gruppe auch eine Kontaktadresse für das Ruhrgebiet (Dortmund, Mallinckrodtstraße) an. Auch nach dem Tod von Klaus Sender (bürgerlich: Hartmut Dicke) (23) publiziert die „Neue Einheit“ weiter auf ihrer Webseite zu allen möglichen aktuellen politischen Fragen.

2. Die „Neue Einheit“

Die erste Ausgabe der neuen Schrift „Neue Einheit - Organ der KPD/ML/Westberlin“ erschien als Nr. 1/2 am 7. März 1971 mit den zentralen Artikeln:

Neue Einheit, 1/2 (1971) und 1 (1972)

Mit der Ausgabe 1/1972 vom 8. Mai 1972 änderte das Organ seinen Namen in „Neue Einheit - Organ der KPD/ML (Neue Einheit)“. Offenbar wurde es nun zur offiziellen Parteipublikation. Im Vorwort schrieben die Verfasser im Artikel „Zu den Grundfragen der Partei und der gegenwärtigen Situation“: „Diese Schrift fasst zugleich in glänzender Weise die Erfahrungen des Kampfes der Partei in ihrer ersten Phase, von der Entstehung und ihren Wurzeln bis zum Anfang April 1972 zusammen. Die erste Phase ist aufs engste mit dem Vorsitzenden der KPD/ML (Neue Einheit) Klaus Sender verknüpft. Unerbittlich und kompromisslos von Anfang an hat er den Marxismus-Leninismus und die Mao Tsetungideen im Kampf gegen alle Pseudolinken verteidigt und diese Politik entwickelt.

Er hat den Marxismus-Leninismus und die MaoTsetungideen auf unsere Verhältnisse hier angewandt … Diese Schrift ist eine Zusammenfassung unseres bisherigen Kampfes … Diese Schrift ist ein Wegweiser, dass die Bewegung allerorts sich entwickeln kann, dass der Kampf unter allen Bedingungen fortgeführt wird und dass die Bewegung auch bei Rückschlägen durch die Konterrevolution sich sehr schnell wieder aufrichtet.“ (25)

Diese Ausgabe der „Neuen Einheit“ stellte den 1. Mai besonders heraus. Warum der 1. Mai 1972 von „historischer Bedeutung“ gewesen sein sollte, erklärte die Gruppe so: „Der 1. Mai 1972 stellt für die Partei eine große Offensive, den Kampf um den Durchbruch zur Massenbewegung, eine Entscheidungsschlacht dar, bei der es um das Wohl und Wehe der Partei innerhalb der nächsten Zeit geht … Mit dieser Demonstration gehen wir zur allgemeinen Offensive über, wir haben alle Aussicht unsere Partei, in aller Schnelligkeit zu einer ausgebauten Kampfpartei zu machen, unsere Politik mit organisatorischer Stärke zu paaren und den frechen Angriff der Reaktion zurückzuschlagen.“ (26)

Wie für die meisten maoistischen Gruppen, so wurde auch der 1. Mai für die „Neue Einheit“ als „Entscheidungsschlacht“ (27) gehandelt. Es muss unklar bleiben, was die Gruppe darunter verstand.

Zuvor erschien am 26. April 1972 eine „Sondernummer“ der „Neuen Einheit“: „Großer Aufruf zur revolutionären Mai-Demonstration 1972.“ Es fiel auf, dass dieser „Aufruf“ sich nicht von anderen der maoistischen Gruppen unterschied. Neben der Polemik gegen die „völlige Entartung der sog. revolutionären Arbeitervertreter in eine sozialfaschistische Ausbeuterclique wie die Führungscliquen der SED in der DDR und SPD- und DGB Führung in Westdeutschland und Westberlin“ (28), blieb die Agitation und Propaganda zum 1. Mai doch relativ blass.

Während andere Gruppen, etwa ZB oder ZK, den allgemeinen „Notstand“, die „Aufrüstung“ oder eine „Revanchepolitik“ anprangerten und eigenständige Parolen entwickelten, zog es die „Neue Einheit“ vor, sich mit einem langweiligen Parolismus der internationalen Arbeiterbewegung zu schmücken. Etwa:

Die Argumente, die etwa das ZB und das ZK zum „Sozialfaschismus“ der SPD beigebracht hatten, wurden von der „Neuen Einheit“ in ihrem „Aufruf“ scheinbar übernommen und später in den Auseinandersetzungen mit Dickhut modifiziert.

In Abwandlung dieser Theorie hieß es zum „Sozialimperialismus“. „Jene Arbeiteraristokraten, jene Gewerkschaftsbonzen und ihre Handlanger, die Verwalter in dieser modernen Sklaverei, sind die Träger des Sozialimperialismus. Sozialdemokratie und Sozialimperialismus sind heute Ausdruck für ein und dasselbe geworden …“ (29)

Die Ausdehnung des Begriffs „Sozialimperialismus“ auf die „Entartung der Sowjetunion“ entsprach im „Aufruf“ zwar der Terminologie aller maoistischen Gruppen, doch auch hier wartete die „Neue Einheit“ mit einer Neuerung auf. Sie übertrug die Begrifflichkeit auf einen Teil der Bewegung selbst: „In Westberlin finden zum 1. Mai noch drei andere Demonstrationen statt. Hier spiegelt sich auch der Kampf zwischen Imperialismus und Sozialimperialismus einerseits und proletarischer Revolution andererseits wider. Es sind die Demonstrationen der sozialimperialistischen Cliquen wie SEW und einiger DGB-Gruppen, der ‚KPD‘, jene Agentur der Sozialdemokratie und des DGB, und noch eine, die speziell von den Gruppen ‚Roter Morgen‘ und ‚Rote Fahne‘ ins Leben gerufen wurde, um unserer revolutionären Demonstration den Zulauf zu nehmen.“ (30)

Dass auch die „Neue Einheit“ sich als legitimer Fortsetzer der „proletarischen Revolution“ verstand, ist folgender Aussage zu entnehmen: „Die Neue Einheit ist das Sturmbanner der proletarisch revolutionären Politik in Deutschland und unseres konsequenten proletarischen Internationalismus. Die KPD/ML-Neue Einheit ist die Partei der Arbeiterklasse, die unerbittlich bis zum vollständigen Sieg, zur Verwirklichung dieser revolutionären Politik kämpfen wird.“ (31)

Die „Neue Einheit“ grenzte sich in ihren Publikationen scharf von KPD/ML-ZK und KPD/ML-ZB ab, deren Politik sie als „linkssektiererische und revisionistisch“ bezeichnete (32).

Neue Einheit, 2/3 (1972)

So in „Neue Einheit“ 2/3 (1972): In „Über die hinterlistige Falle, die die Rote Morgen Clique, ergänzt durch die Rote-Fahne Clique, dem Marxismus-Leninismus in Deutschland stellt“, setzte sie sich mit der Spaltung der KPD/ML auseinander und meinte: „Die Spaltung der Partei vollzog sich bekanntlich im Laufe des Jahres 1970. Es waren daran beteiligt, ob aktiv und schuldig oder passiv und unschuldig: Die Rote Morgen Gruppe, die Rote Fahne-Gruppe, die Dickhut-Gruppe und wir, die spätere KPD/ML-Neue Einheit.“ (33)

Auch die „Neue Einheit“ markierte die Debatte um das „Theorie-Praxis“ Verhältnis und das Verhältnis zur Jugendorganisation als wichtige Bestandteile der Auseinandersetzungen. In dieser Frage gab es allem Anschein nach keinerlei Differenzen mit dem späteren Zentralbüro.

Es waren die Artikel aus dem „Roten Morgen“, „Bauen wir eine starke bolschewistische Partei auf“ (Januar/Februar Ausgabe) und „Plattform des ZK der KPD/ML“ (März/April 1970), die, wie die Gruppe meinte, die „linkssektiererischen Fehler“ (34) des ZK generell sanktionierten.

Für die „Neue Einheit“ war die Studentenbewegung in (West-)Berlin eine der entscheidenden Indikatoren für die Konstituierung der KPD/ML gewesen. Doch es gelang ihr nicht, sie wesentlich zu beeinflussen. Stattdessen ließ sie sich von „dieser pseudolinken Modebewegung“ und „diesem Bazillus“ (35) infizieren. So gehe die Spaltung der KPD/ML eindeutig auf den „Einfluss dieser Intellektuellenbewegung“ (36) zurück.

In (West-)Berlin habe die KPD/ML-ZK eine durch und durch „konterrevolutionäre Politik“ (37) betrieben und durchgesetzt. Die Ansicht dürfte für die ganze Periode der Auseinandersetzungen mit dem ZK bis zur Konstituierung der „Neuen Einheit“ gegolten haben. Das ZK habe stets die Gruppe in (West-)Berlin „organisatorisch erdrückt“ und von Westdeutschland „abgeschnitten“. (38)

Im Laufe des Jahres 1970 hätte sich die KPD/ML-ZB und die KPD/ML-RW dieser „handfesten, offenen sozialdemokratischen und revisionistischen Politik angeschlossen. (39) So meinte die „Neue Einheit“: „Der Rote Morgen aber legte unsere Partei gemeinsam mit der Rote-Fahne Clique und mit den offenen Agenten der westdeutschen Imperialisten, der KPD (gemeint war die KPD-Aufbauorganisation, d. Vf.) … Steine in den Weg, wo sie nur konnten.“ (40)

Als ein entscheidendes Kettenglied für die Gewinnung der Massen prägte die Gruppe als völlige Neuschöpfung den „proletarischen Demokratismus, der hundertprozentigen Übereinstimmung von Wort und Tat“, allgemeinhin „proletarische Linie“ (41) genannt. Es ist durchaus möglich, dass sie diese Bezeichnung bewusst zur Abgrenzung gegenüber den beiden anderen KPD/ML-Gruppen gewählt hat, hoffte sie doch immer noch auf die Wende in der KPD/ML: „Aber unsere Partei ging bis zum Jahre 1971 immer noch davon aus, dass der Rote Morgen doch noch eine Wendung nehmen könne, dass er sich doch noch zu einer wirklich revolutionären Partei entwickeln könne, zumal wir auch selbst Fehler begangen hatten. Wir waren und sind der Ansicht, dass wir selbst 1970 hätten schneller und entschiedener um die Einheit der Partei kämpfen müssen, wir hätten eher und entschiedener gegen den Sozialdemokraten Dickhut auftreten müssen.“ (42)

Auffällig an der „hinterlistigen Falle, die die Roter-Morgen Clique, ergänzt durch die Rote-Fahne-Clique, dem Marxismus in Deutschland stellt“, war, dass der Nachweis eines „Linkssektierertums“ mit „rechter Variante“ der beiden Gruppen nicht erbracht werden konnte. Jene Begrifflichkeit, die aus dem Sprachschatz der Altvorderen entlehnt worden war, geht ja davon aus, dass man jeweils selbst den richtigen „proletarischen Standpunkt“ im Gepäck hat und daraus fälschlicherweise eine abweichende „rechte“, „linke“, gar „revisionistische“ oder „trotzkistische“ Linie usw. konstruiert und eigene Abweichungen schlechterdings für unmöglich (daher „proletarische Linie“) hält.

Hier erschien die gedankliche Reproduktion dieser mehr als tragikomischen Maskerade, die für diesen Zeitraum Ihresgleichen suchte. Die „Agentenpartei des westdeutschen Imperialismus“, die KPD (43), kommt in diesem Zusammenhang noch schlechter weg. Es hatte hier den Anschein, als hätte die „Neue Einheit“ sämtliches Augenmaß in der Auseinandersetzung verloren. Und scheinbar geriet sie von alleine in den Strudel, nicht mehr ernst genommen zu werden, hinein.

Neue Einheit, 1 (1973)

In der Ausgabe 1/1973 vom 9. November 1973 „Über die internationale Lage, Europa und die Stellung der marxistisch-leninistischen Parteien - Umrisse und theoretische Erläuterungen“, versuchte die „Neue Einheit“, sich dem Trend der Versuche der Analysen der maoistischen Bewegung über den „westdeutschen Imperialismus“, „Sozialimperialismus“ oder „US-Imperialismus“ anzunähern.

Natürlich distanzierte man sich von dieser, wo immer man nur konnte. Neue Erkenntnisse, die über die allgemeinen Positionen hinausgingen, konnte die „Neue Einheit“ aber auch nicht beibringen. Eher konnte ihr ein Rückschritt hinter bereits bestehende Positionen attestiert werden, wenn sie etwa formulierte: „Der heutige Imperialismus ist noch mannigfacher und differenzierter geworden, wenngleich seine Wesensmerkmale die gleichen geblieben sind … Heute sind wir vor allem mit dem System der beiden Supermächte, die den sozialistischen Ländern und der Dritten Welt gegenüberstehen, konfrontiert… Sie weisen das grundlegende ökonomische Merkmal des Imperialismus (gemeint waren wohl deren Staatengebilde, d. Vf.) auf, nämlich das Monopol, den Monopolkapitalismus.“ (44)

Um diese Ausgabe herum weht ein Hauch von Brisanz. Offenbar war sie im schwedischen „Exil“ der Gruppe verfasst worden. In der Nr. 2/1974 schrieb die Redaktion: „Der Artikel „Über die internationale Lage, Europa und die Stellung der marxistisch-leninistischen Parteien - Umrisse und theoretische Erläuterungen“ von Klaus Sender wurde im August 1974 (offenbarer Verschreiber - muss heißen: August 1973) in Schweden von Gen. Rolf Martens aus Malmö als Broschüre in schwedischer Übersetzung herausgegeben. Diese Schrift wurde in deutscher Sprache in der Neuen Einheit 1/1973 im November 1973 veröffentlicht.“ (45)

Rolf Martens wurde nach Angaben der Gruppe im April 1990 aus der KPD/ML-Neue Einheit ausgeschlossen. Als Grund wurde u. a. angegeben: „Wegen seiner massiven Beschimpfungen unserer Organisation: dass sie die Seite gewechselt hätte und eine bürgerliche geworden sei.“ (46) Die „Neue Einheit“ bemühte sich in der Ausschlussbegründung u. a. „Über Rolf Martens“ (47) den Nachweis der Richtigkeit ihrer Positionen zu erbringen und ihm „eine falsche und absurde Haltung“ (48) zu unterstellen, die in „verzerrten Wiedergaben von Publikationen und Zitaten aus unautorisierten Papieren und internen Diskussionen“ (49) gipfelten.

Der Wahrheitsgehalt der Argumentation der „Neuen Einheit“ kann hier nicht nachgeprüft werden. Der eigentliche Streit reicht jedoch weit zurück. Die „Neue Einheit“ veröffentlichte im Internet eine Reihe von Dokumenten über Martens, die seine Kampagne gegen sie belegen sollten. Etwa in:

Es sollte wohl der Verdacht erhärtet werden, dass die Differenzen bis ins Jahr 1986 zurückreichen. Persönliche Gegenpositionen von Rolf Martens sind mir z. Zt. nicht bekannt. Der Streit belegt jedoch m. E., dass es der „Neuen Einheit“ wohl eher darauf ankam, aus der „Affäre“ Martens relativ ungeschoren herauszukommen und das Eingeständnis ihrer eigenen Schwächen weit von sich zu weisen. Martens blieb allerdings, was der Korrektheit halber hinzugefügt werden muss, von den sonst in der maoistischen Bewegung üblichen „Links-rechts“-Klassifizierungen verschont.

Anders dagegen sah ihre Kampagne gegen Thomas Mägdefessel (Otto M. oder Fritz Nagel) aus, die „ein gewaltiger Sieg und Höhepunkt im Kampf zweier Linien in der Partei“ gewesen sein soll. Mägdefessel, der seit 1975 eine direkte „Subversions- und Verleumdungskampagne gegen die Partei“ gestartet habe, von „der KPD gedeckt“ worden sei, sich „einer Reihe schwerer Verbrechen“ schuldig gemacht habe, sei ein „parteifeindlicher Revisionist“ und „Hochverräter des 1. Mai“. (51) Hier brach dann wieder jene hochgemutete Selbsttäuschung auf, die als Trott im Sinne der Verschwörer auf die „Neue Einheit“ einzuwirken versuchte.

Neue Einheit, 1 (1974)

Die Ausgabe 1/1974 der „Neuen Einheit“ erschien am 23. Januar 1974 mit den Artikeln:

Dem Modell der maoistischen Bewegung, die weltweiten Streikaktionen für 1973 (etwa im Sinne des „KND“) im Artikel „Anwachsende Kämpfe der Arbeiter in vielen Teilen der Welt“ zu dokumentieren, blieb die „Neue Einheit“ hier treu. An der bis weit nach 1974 in der BRD vertretenen Forderung von 15% bei Metalltarifkämpfen orientierte sie sich aber hier nicht. Auch war ihr wirkliche Eigenständigkeit nicht vergönnt. Ganz im Sinne ihrer Prognosen meinte sie lapidar: „Die ganze Welt befand sich im letzten Jahr in großer Unordnung und rascher Veränderung, wobei sich die Lage weiter zugunsten der Proletarier und Völker aller Länder entwickele.“ (52)

Zwischen der Ausgabe Nr. 1/1974 und 2/1974 lagen gute 9 Monate. Ob es dazwischen eine Extra-Ausgabe der Zeitung gegeben hat, kann nicht gesagt werden. Wahrscheinlich eher nicht. Die Ausgabe 2/1974 war dem 25. Jahrestag der Gründung der VR China gewidmet und enthielt u. a. Artikel aus „Renmin Ribao“, eine Besprechung des Films von Michelangelo Antonionis „China“ und einen weiteren Artikel zur „Deutschen Einheit“. (53)

Antonionis „China“ war 1972 in der K-Gruppen-Bewegung zu einem sog. Streitapfel geworden. Der Dokumentarfilm, den das italienische Fernsehen in China im mit Unterstützung von offizieller chinesischer Seite drehen durfte, schilderte das Leben einfacher Menschen, ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen. Zwei Jahre später wurde der Regisseur des „Imperialismus“ bezichtigt, sein Werk wurde in der „Pekinger Volkszeitung“ als „niederträchtige Gemeinheit“ und er selbst als „Wurm, der für die Russen spricht“, (54) bezeichnet.

Chinas damaliger Ministerpräsident Tschou En Lai hatte Antonioni, der mit „Blow Up“ (1966), einem der wichtigsten Filme der 1960er Jahre, bekannt geworden war, persönlich eingeladen. Er durfte sogar in Peking, Nanking und Shanghai filmen. Über den impressionistischen Bilderbogen seines Films lag in der maoistischen Bewegung von Anfang an der Verdacht der „Verleumdung“. Der „KND“ des Zentralbüros schoss bereits 1972 nach Fertigstellung des Films Giftpfeile in Richtung des Regisseurs. 1974 zog etwa auch „Dem Volke Dienen“ des KSV der KPD nach.

Der Streit eskalierte, als der damalige Programmdirektor des Westdeutschen Rundfunks, Werner Höfer, den Film Anfang Januar 1974 über WDR III in voller Länge ausstrahlen ließ. Es kam zu Protesten mehrerer chinesischer Botschaften in Westeuropa. Die Absetzung des Films wurde gefordert.

Insgesamt kann gemutmaßt werden, dass in der Zeit der „Anti-Konfuzius- und der Anti-Lin-Biao-Kampagne“ (Lin Biao kam 1971 angeblich bei einem Fluchtversuch in die UdSSR ums Leben) in China und möglichen Versuchen von „Parteimachthabern, die den kapitalistischen Weg gehen“ und eine „revisionistische und konterrevolutionäre Linie in der Partei durchsetzen“ wollen, der „verwestlichte Film“ von Antonioni die Revolution und den sozialistischen Aufbau Chinas negieren solle. Er wurde von „Renmin Ribao“ am 30. Januar 1974 letztlich als „chinafeindlich“ interpretiert.

Der Artikel in der „Neuen Einheit“ zu Antonionis Film „Eine wirkliche Provokation“ mit der „Verleumdung des Sozialismus in China“ wäre nicht besonders erwähnenswert, wenn er nicht eine besondere Note enthielt. Nachdem die „Absetzung des Films“ gefordert und das „Sozialistische China“ gefeiert wurden, raffte sich die Gruppe auf, allen „fortschrittlichen Kräften und Organisationen“ eine Einheitsfront im Kampf gegen die „Verbreitung dieses Machwerks“ (55) anzubieten. Einheitsfrontangebote waren für die Gruppe äußerst selten und entsprachen wohl eher nicht ihrem Duktus. Eine praktische Bedeutung hatten sie aber wohl nicht. Zumindest ist in der offiziellen Parteipublikation nicht bekannt gemacht worden, ob sich andere Gruppen und Organisationen dem Vorschlag der „Neuen Einheit“ angenähert hatten.

Die „Neue Einheit“ beschränkte sich dann wohl darauf, mit einer „Protestresolution“ vom 8. Juni 1974 an das „Erste Deutsche Fernsehen“, die „Absetzung des Films aus dem Programm“, der in voller Länge (über 150 Minuten) von der ARD am 11. Juni noch einmal ausgestrahlt worden war, zu fordern. (56)

Brisant dürften die politische Haltung der Gruppe zur „Deutschen Einheit“ gewesen sein. Der Artikel in der Ausgabe der „Neuen Einheit“ 2/1974 beginnt mit den Worten: „Die Streichung des Begriffs ‚deutsche Nation‘ aus der DDR-Verfassung und die völlige, gesetzmäßig dekretierte Verleugnung einer einheitlichen deutschen Nation von Seiten der DDR-Führungsclique stellt ein empörendes Verbrechen dar, das sich gegen nahezu sämtliche fortschrittliche Bewegungen, insbesondere auch gegen die Arbeiterbewegung, richtet.“ (57)

War es in der maoistischen Bewegung in der Regel so, dass der (damaligen) BRD wegen ihrer Haltung, die DDR völkerrechtlich nicht anerkennen zu wollen, „Revanchismus“ (Nichtanerkennung der Oder-Neiße-Grenze bzw. -Linie, Ablehnung der Anerkennung der DDR als selbständiges Staatswesen) vorgeworfen wurde, so hatte es hier den Anschein, als ob die „Neue Einheit“ diesen für die DDR existentiellen Nachteil in besonderer Weise als Beeinträchtigung für das Verhältnis zwischen der DDR und der BRD betrachtete.

Wenn sie fortfuhr: „Das Festhalten an einer einheitlichen deutschen Nation ist eine gerechte Sache und wird sowohl von der Mehrheit des deutschen Volkes in beiden deutschen Staaten als auch von fortschrittlichen Kräften auf internationaler Ebene gutgeheißen“ (58), dann stand das zwar nicht im Widerspruch zur Lesart anderer Gruppen, war aber nur im Zusammenhang mit der „Zwei-Staaten“-Theorie eine seltsam verbrämte (nationale) Position, die sich auch in den dogmatisch exekutierten Parolen „Es lebe die Einheit der deutschen Nation“ und „Es lebe die internationale sozialistische Revolution“ (59) niederschlug.

Erwähnenswert wäre an der Ausgabe 2/1974 noch, dass hier erstmalig die „Drei-Welten-Theorie“, wonach die erste Welt aus den imperialistischen Supermächten USA und UdSSR, die zweite Welt aus Europa und die dritte Welt aus den Entwicklungsländern besteht, verfochten worden war, jene Theorie, die auf der UN-Vollversammlung am 10. April 1974 von Deng Xiaoping erstmals vorgetragen worden war und die von Mao selbst entwickelt worden sein soll.

Die „Drei-Welten-Theorie“, sollte kurze Zeit später in der maoistischen Bewegung für eine heillose Verwirrung sorgen und die Bewegung in Pro- und Contra-Lager spalten. Später wurde sie unter Hua Guofeng zur Staatstheorie.

Neue Einheit, 1 (1975)

Mit der Ausgabe 1/1975 der „Neuen Einheit“ „Eine grundlegende Frage der Geschichte und der Partei - Thesen“ (60) dachte die Gruppe, sich u. a. speziell gegen die „Arbeiteraristokratie“ wenden zu müssen, die „eine soziale Schicht innerhalb der Arbeiterklasse sei“ und sogar „die unteren Arbeiter terrorisiert“. (61)

Die Debatte um die „Arbeiteraristokratie“ hatte in der maoistischen Bewegung bei weitem nicht die Bedeutung, die die „Neue Einheit“ in ihr sah. Es ging vielmehr um die Frage der „bewussteren (linken) Teile der Arbeiterklasse“, die die Partei gewinnen müsse. Und es ging darum, wie der Kampf gegen „rechte und linke Abweichungen“ in ihr geführt werden sollte. Keine Gruppe hat übrigens jemals den Nachweis erbringen können, ob z. B. sog. „Streikbrecher“ Arbeiteraristokraten“ waren, die zudem noch einer „bezahlten Oberschicht“ (62) angehörten, wie die „Neue Einheit“ weismachen wollte.

Offenbar deckte sich diese Begrifflichkeit nicht mit der Kampagne gegen den DGB bzw. der IG Metall, die, nach der Schrift zu urteilen, keine „Arbeiteraristokraten“ waren, sondern eher Demagogen und „sozialfaschistische Verführer“, um den Sprachgebrauch des ZB zu benutzen. „Die Unterwanderung der Partei durch die Arbeiteraristokratie“ (63) hatte nach der „Neuen Einheit“ unzweifelsfrei längst in der KPD/ML-ZK stattgefunden. Auch deswegen sei sie „eine reaktionäre Strömung“, die, wie später noch öfter behauptet wurde, „revisionistisch degeneriert“ (64) sei.

Von der maoistischen Bewegung wurde die KPD/ML-ZK nun gerade nicht wegen ihres Hangs, „Arbeiteraristokraten“ in ihren Reihen zu beherbergen, kritisiert. Die Kritik war weit gefächert. Die einzelnen Facetten können u. a. im Beitrag zum a. o. Parteitag der KPD/ML-ZK (65) nachgelesen werden. Es erschien einem hier eher so, als ob die „Neue Einheit“ ihr ganzes Vokabular der Anfeindungen auf eine Gruppe übertrug, aus der sie selbst einst kroch. Verwundern konnte das nicht; denn schließlich wollte die KPD/ML-Neue Einheit ja dem Reinheitsgebot der „proletarischen Linie“, ohne einen Funken „Arbeiteraristokratie“ in ihren Reihen, entsprechen.

Die Ausgabe 2/1975 der „Neuen Einheit“ aus dem Oktober 1975 enthielt u. a. „Vier bedeutende öffentliche Stellungnahmen der KPD/ML-Neue Einheit (1.3-1.5.1975)“, die auch als Flugblätter zur Verteilung kamen. Das waren:

Neue Einheit, 2 (1975)

Zur „Entführung von Lorenz“, der als Landesvorsitzender der CDU in Westberlin am 27. Februar 1975 von der „Bewegung 2. Juni“ entführt worden war, hatte sich die „Neue Einheit“ eine merkwürdige Position zusammengeschustert. Tatsächlich meinte sie, „dass der sowjetische Sozialimperialismus und seine Lakaien ganz anders als bei früheren Fällen sich massiv in die Sache einmischen“. (66)

Die Position, die als total abweichend von der Interpretation der anderen maoistischen Gruppen zur Entführung anzusehen war, gründete sich möglicherweise auf Informationen der westlichen Geheimdienste, die ein Spiel mit doppeltem Boden betrieben und die RAF gezielt, was übrigens erst jenseits von 2005 bekannt werden sollte, mit dem Staatsschutz der DDR in Verbindung brachte. Um den „Sozialimperialisten“ und deren Ableger, die SEW in Westberlin, zu diskreditieren, schien vermutlich der „Neuen Einheit“ jedes Mittel recht.

Auf der gleichen Schiene lag auch der Artikel „Eine Drohung der Sozialimperialisten in der Lübecker Bucht“: „Seit Jahren hat sich die Situation immer weiter zugespitzt. Seit Jahren wurde klar, dass der sowjetische Sozialimperialismus eine Aggression in Europa plant. Es scheint (für) ihn nur einen Ausweg zu geben, seine Hegemonie in Westeuropa zu verwirklichen. Es droht in Europa zu einem Krieg beider Supermächte zu kommen.“ (67)

Diese waghalsige Interpretation gründete sich auf ein Manöver von sowjetischen Kriegsschiffen in der Nähe der Lübecker Bucht am 22.4.1975 und war von der „Neuen Einheit“ als im Rahmen „des größten weltweiten Seemanövers der Geschichte“ bezeichnet worden. Ein Krieg stand danach unmittelbar bevor: „Dass heute ein Krieg bevorsteht, ist jetzt in aller Munde … Die Völker und Länder müssen ihre Vorbereitungen auf einen Kriegsfall treffen.“ (66) Damit positionierte sich die „Neue Einheit“ eindeutig auf eine Vaterlandsverteidigung.

Dass sie nun für eine „entschiedene Stärkung der Verteidigung und der zivilen Verteidigung“ eintrat, war nur zwangsläufig. Die Arbeiterklasse müsse sich nun „ebenfalls entschieden auf einen Kriegsfall vorbereiten, auf alle Formen des Widerstands, einschließlich des bewaffneten …“ (67)

Sah die „Neue Einheit“ das Vaterland in Gefahr? Ihre Einstellung zum Klassenkampf in der BRD schien das zu bestärken. Allerdings fehlte das allerletzte Bekenntnis zur Armee und Flotte (Marine). Das war den späteren Vaterlandsverteidigern, den MLD, vorbehalten geblieben. Jedoch schien die „Neue Einheit“ zu einem Hirten der Völker der Welt und der Arbeiterklasse zu werden, die deren internationalen Offensive viel abgewinnen konnte. Ihr Befreiungsprogramm gipfelte schließlich in den Parolen: „Wir fordern die entschiedene Stärkung der Verteidigung … Und der Zivilverteidigung!“ und „Wir fordern eine systematische Vorbereitung der Bevölkerung auf den Abwehrkampf!“ (68)

Zur Zeitschrift „Neue Einheit“ muss gesagt werden, dass sie mit äußerst diffusen Behauptungen an die Öffentlichkeit trat. Eine innere Struktur war nicht zu erkennen. Die zusammengewürfelten Äußerungen zur Politik im Allgemeinen und seltener zur Ökonomie schienen wenig durchdacht zu sein und ergossen sich in höchst seltsamen Analogien, die deutlich im Kontrast zu den Thesen anderer maoistischer Gruppen standen. Eine (theoretisch) hinterfragte Programmatik suchte man bei der „Neuen Einheit“ vergeblich.

Hatten andere K-Gruppen wenigstens versucht, eine solche in den Vordergrund ihrer Arbeit zu stellen (vgl. etwa das Zentralbüro der KPD/ML mit der „Sozialfaschismuslinie“ oder „Notstand, Aufrüstung und Revanchepolitik“, die KPD/ML-ZK etwa mit ihrer „Revolutionären Gewerkschaftsopposition, der KB etwa mit „Faschisierung der Gesellschaft“, der KBW etwa mit „Die Massen wollen nach links“, die KPD etwa mit ihrer Vietnampropaganda: „Für den vollständigen Sieg des vietnamesischen Volkes“), so lief die NE-Gruppe ihnen deutlich hinterher.

Ziemlich krude erscheinen einem auch ihre wirren Vorstellungen über die „deutsche Frage“ und ihre Verfolgungshysterie. Ihre Positionierung in Richtung Vaterlandsverteidigung war dagegen kein Einzelfall. „Dass heute ein Krieg bevorsteht“ bzw. dass „Bonn zur Revanche treibt“, predigten fast alle K-Gruppen.

Insofern dürfte diese Debatte deckungsgleich gewesen sein. Die Zeitschrift kann möglicherweise sogar als Sonderfall der Bewegung gelten; denn sie verweigerte sich in vielfältiger Form den politischen und ökonomischen Themen der damaligen Zeit. Mit ihren waghalsigen Interpretationen, von denen hier auch nur immer ein Teil untersucht werden konnte, grenzte sie sich deutlich vom maoistischen Lager ab und blieb stets in ihrem eigenen System gefangen.

3. „Die Revolutionäre Stimme“

Die Revolutionäre Stimme, 1 (1971)

Die erste Ausgabe der „Revolutionären Stimme - Zeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten“ erschien am 22.7.1971 erstmals mit 10 Seiten im Verlag Neue Einheit in Westberlin (später auch Hartmut-Dicke-Verlag). Im Editorial hieß es: „Die Revolutionäre Stimme nimmt zu aktuellen Fragen Stellung ... Neue Einheit ist der Name unseres politischen und theoretischen Organs.“

In Abgrenzung gegenüber anderen Organisationen mit dem Namen KPD/ML betonte die Gruppe: „Es gibt noch weitere Organisationen mit dem Namen KPD/ML in Westberlin ... Wir distanzieren uns von diesen Organisationen ... Um unsere Partei von diesen Organisationen zu unterscheiden, wird der Partei und Jugendorganisation überall die Bezeichnung Neue Einheit hinzugefügt … Neue Einheit ist das Zeichen unserer Politik!“ Das Hauptthema der ersten Ausgabe war „Die Reise Nixons in die VR China.“ (69)

Eine inhaltlich begründete Abgrenzung zu anderen KPD/ML-Gruppen war im Editorial nicht zu lesen. Die Begründung für die Herausgabe der Zeitung und die Distanzierung stand doch auf relativ schwachen Füßen. Hier definierte sich die Gruppe nur über den Zusatz „Neue Einheit“, den sie bis heute beibehält. Es fiel auch auf, dass das Thema der ersten Ausgabe „Die Reise Nixons in die VR China“ ziemlich willkürlich aus den politischen Zusammenhängen herausgerissen erschien.

Mit der Nr. 2 der „Revolutionären Stimme“, die am 2.8.1971 erschien, griff auch die NE in die „Metalltarifrunde 1971“ ein, konservierte den Mythos Hoesch und die umnebelte 15%-Forderung. Unter dem Thema „Die 15%-Forderung in der Metallindustrie durchsetzen“ wurde die Arbeiterklasse auf „das Vertrauen in die eigene Kraft“ eingeschworen und erklärt: „Wir müssen eine entsprechenden Gegenwert für unsere Verausgabungen erlangen, deshalb sind die 15%-Lohnerhöhung völlig gerechtfertigt und notwendig …“ (70)

Die Argumente für eine solche Forderung waren doch sehr seltsam vorgetragen. Der Versuch, sie ökonomisch abzuleiten, erwies sich als Farce; denn einen „entsprechenden (Arbeits-)Gegenwert“ von den Kapitalisten für eine x-beliebige auszuübende Tätigkeit verlangen zu wollen, ist dem Marxismus fremd. Diese Argumentation fiel auch weit hinter die der anderen maoistischen Gruppen zurück. Diese hatten sie stets in Verbindung mit dem „Verrat der Gewerkschaftsbonzen“ gebracht und zugleich „Minimalforderungen“ aufgestellt. Die „Aktionseinheit zur MTR 1971“ konnte sich daher z. B. auf folgende einigen: „120 DM für alle, Absicherung der Effektivlöhne durch Vorweganhebung, Weg mit den Leichtlohngruppen, Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Gleicher Lohn für Männer und Frauen, Gegen die Angriffe der Kapitalistenklasse die einheitliche Kampffront der Arbeiterklasse, Raus aus der Konzertierten Aktion, Kampf gegen das arbeiterfeindliche BVG, Macht die Gewerkschaften wieder zu Kampforganisationen der Arbeiterklasse …“ (71)

Vermutlich erschien auch Teil II zur „Metalltarifrunde 1971“ am 2.8.1971. Unter dem Titel „Aus Nr. 2“ war der gleiche Artikel zu lesen, der aber kurioserweise als „Sonderbeilage zu Nr. 3“ ausgewiesen war und das Datum 18.8.1971 trug.

Die Ausgabe Nr. 3 der „Revolutionären Stimme“ mit 10 Seiten erschien dann offiziell am 17.8.1971. Thema war: „Der Verlauf des 13. August ist sehr wohl von Bedeutung für Westberlin.“ (72)

Der Artikel zu einer antifaschistischen Demonstration, die am 13. August in (West-)Berlin stattfand, nahm auch zur KPD Stellung. Die „Revolutionäre Stimme“ meinte: „In diesem Zusammenhang ist es wichtig, auch noch die Versuche einiger linker Gruppen zu sehen, durch ihre verlogene pazifistische Politik den antifaschistischen Kampf von vornherein zu isolieren und aussichtslos zu machen. Auch bei dieser Demonstration am 13. August traten solche Kräfte auf. Zum einen lieferten sich anarchistisch-trotzkistische Gruppen nach der Kundgebung der Antifaschisten völlig sinnlose Schlachten mit den Faschisten.

Vor allem aber versuchte die Führung einer Gruppe, die sich ‚KPD‘ nennt, und die die antifaschistische Demonstration mit initiiert hatte, offensichtlich dem Westberliner Senat in die Hände zu spielen. Die Führer dieser Gruppe haben versucht, eine Kundgebung zu verhindern, auf der die entscheidenden Fragen der Westberliner Werktätigen zum 13. August aufgegriffen und beantwortet werden… Wir hatten vor, als Organisation, die diese Kundgebung mitgetragen hat, eine entsprechende Rede zu halten. Die Beantwortung dieser Fragen war deshalb besonders wichtig, weil die Faschisten versuchten, diese Fragen in demagogischer Weise für sich auszunutzen.

Die ‚KPD‘ malt den Faschismus nur in seinen Schrecken aus, lamentiert pazifistisch gegenüber dem Faschismus und nannte einige Tatsachen über ihn, die bekannt sind. Sie redete aber an den wichtigsten Fragen vorbei, nämlich wie der Antikommunismus, auf dem die faschistische Demagogie aufbaut, hier eine solche Verbreitung finden konnte …

Die ‚KPD‘-Führer haben uns genau wegen unserer Behandlung dieser Fragen mit erpresserischen Methoden daran gehindert, diese Rede zu halten … Die ‚KPD‘ trägt unserer Ansicht nach dazu bei, dass der antifaschistische Kampf von den Westberliner Werktätigen losgelöst wird, da ohne eine Klärung der grundlegenden Fragen auch der antifaschistische Kampf keine breite Anhängerschaft gewinnen kann.

Die Faschisten hatten sich ja gerade den 13. August ausgesucht, um an ihn demagogisch anzuknüpfen. Der Westberliner Senat hatte ja gerade diese Demonstration am 13. August zugelassen Die ‚KPD‘ setzte alles daran, dass genau die entscheidenden Argumente zum 13. August nicht gebracht wurden. Die Politik der ‚KPD‘ fügte sich also genau in die Politik des Westberliner Senats ein, in dem die Faschisten, die SEW und auch offensichtlich die ‚KPD‘-Führung eine Rolle spielten.

Was zeigt dieses Beispiel? Es zeigt, dass es neben den offenen Agenten der Bourgeoisie auch ‚linke‘ Organisationen gibt, die unter der Maske des Sozialismus in Wirklichkeit bürgerliche Politik vertreten. Deshalb ist es notwendig, dass die Massen zwischen den ‚Linken‘ sehr genau unterscheiden müssen und sich nicht von den Phrasen und Lügen gewisser Gruppen abschrecken lassen dürfen, denn diesen Zweck sollen sie gerade erfüllen. Die Bourgeoisie versucht heute, den Klassenkampf für die Massen undurchschaubar zu machen, indem sie verschiedenste Mittel zur Niederhaltung der Volksmassen anwendet wie z.B. links- und rechtsradikale Organisationen …“ (73)

Die Anwürfe gegenüber der KPD, aber auch gegen alle anderen Gruppen, spiegelten in etwa den Alleinvertretungsanspruch der „Neuen Einheit“ wider, in (West-)Berlin für alle linken Organisationen sprechen zu wollen. Wie etwa aus den verschiedenen Beiträgen von Jürgen Schröder zu (West-)Berlin zu entnehmen ist (74), war das linke Angebot dort zu Beginn der 1970er Jahre breit gefächert. Wie vielleicht in keinem anderen Bundesland (bzw. Stadt), so hatte sich dort stets das Konfliktpotential um die potentielle Vormacht in allen Auseinandersetzungen zwischen den Linken gezeigt, was möglicherweise mit der 1968er (West-)Berliner Studentenbewegung in Zusammenhang gebracht werden könnte.

Die KPD, die sich immer zu ihr bekannte, und die in ihren Reihen auch Wortführer dieser Bewegung hatte, musste sich von Anfang an mit dem Vorwurf, sie sei nur „eine Studentenpartei“, auseinandersetzen. Daher war sie den sog. „Arbeiterorganisationen“ immer ein Dorn im Auge. Selbige, die etwa in (West-)Berlin z. B. auf Demonstrationen mehr Menschen zusammenbrachten als die „Neue Einheit“ in ihrer gesamten Geschichte, wurde hier zu einer gefährlichen Gruppe hochstilisiert, die sich in „die Politik des Westberliner Senats einfügt“, in dem eine unheilige Allianz von Faschisten und SEW zu beobachten sei.

Am 31.8.1971 erschien die Ausgabe 4 der „Revolutionären Stimme“ (auch als Teil II zur Metalltarifrunde gleichen Datums) mit dem Titel „Die Fronten in der Metalltarifrunde werden immer deutlicher.“ (75)

U. a. schoss die Ausgabe gegen die KPD-Forderung von „120 DM mehr für alle“. Allgemein betrachtet, reihte sich die „Neue Einheit“ mit dieser Kritik in die Frontstellung von KPD/ML-ZK/ZB ein, die der KPD „Spaltung“ an der Lohnfront vorwarfen. Die KPD ihrerseits hatte sich mit ihr wohl deutlich von ihren Kontrahenten abgrenzen wollen. In der damaligen Debatte „Lineare oder prozentuale Forderungen“ hatte sich übrigens keine Gruppe mit ihren Argumenten durchsetzen können. Allenfalls der Mythos Hoesch bei der Durchsetzung von Lohnforderungen blieb: „Streiken wie die Hoesch-Arbeiter, Hoesch-Arbeiter bringen uns weiter!“

Im II. Teil des Artikels zur Metalltarifrunde 1971 sah sich die „Revolutionäre Stimme“ genötigt, gegen Vorwürfe der KPD zu Felde zu ziehen, die sie in den Zusammenhang mit dem „westdeutschen KAB/ML“ brachte. Dazu meinte die Gruppe: „Die KPD/ML-Neue Einheit ist zu keiner Zeit mit dem westdeutschen KAB/ML organisatorisch oder durch eine engere Zusammenarbeit verbunden gewesen. Die KPD/ML-Neue Einheit ist in keiner Weise mehr mit der Gruppe ‚Revolutionäre Weg‘ aus Westdeutschland verbunden. Die Gruppe ‚Revolutionärer Weg‘ aus Nordrhein-Westfalen hat sich im Alleingang und gegen unseren Willen mit dem KAB verschmolzen.

Die Gruppe ‚Revolutionärer Weg‘ hat ohne unser Wissen den ‚Revolutionären Weg‘ als sogenanntes ‚Gemeinsames theoretisches Organ des KAB/ML und der KPD/ML‘ herausgegeben. Die ‚Gruppe Revolutionärer Weg‘ hat die innerparteiliche Demokratie missachtet und sich selbst außerhalb der KPD/ML gestellt.“ (76)

Die Abgrenzung verschiedener KPD/ML-Fraktionen vom KAB/ML, der KPD/ML-RW und Dickhut hat eine lange Geschichte. Hier interessiert zunächst nur folgender Zusammenhang: Der „Revolutionäre Weg“, der zur ersten theoretischen Zeitschrift der KPD/ML werden sollte, geht bis auf den Frühsommer 1969 zurück als Dickhut im ZK den Vorschlag machte, ein theoretisches Organ herauszugeben. Seit dieser Zeit führte er es sozusagen in Eigenregie und beauftragte Mitstreiter aus den Reihen der KPD/ML dazu, einzelne Kapitel oder Ausgaben (etwa den „Revolutionären Weg 3: „Antiautoritarismus und Arbeiterbewegung“) für die seiner Meinung nach „heute wichtigen theoretischen Themen“ zu schreiben. Er behielt sich aber stets vor, die Ausgaben nach Gutdünken zu redigieren, daher: „Redaktionskollektiv Revolutionärer Weg, Solingen“.

Das Zentralbüro der KPD/ML hatte später ihr Theoretisches Organ „Bolschewik“ mit dem Untertitel „Früher Revolutionärer Weg“ genannt (nicht zu verwechseln mit dem „Jungen Bolschewik - Theoretisches Organ des KJVD, der Jugendorganisation des Zentralbüros). Der Zusatz „Gemeinsames theoretisches Organ von KPD/ML und KAB/ML“ hing meines Wissens nach ursächlich mit Dickhuts Konzeption der VKPD/ML (Vereinigte Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten) zusammen. Diese hatte er 1970 dem damaligen Landessekretariat der KPD/ML NRW, als die Verhandlungen zwecks Vereinigung der beiden Gruppen KPD/ML und KAB/ML begannen, vorgelegt. Die Delegiertenkonferenz vom 30. Juni 1970 in Bochum, die diesen Plan beriet, verwarf ihn aber.

Die VKPD/ML bekam somit seinerzeit keinerlei Mehrheiten. Unter Punkt II der Dickhutschen Konzeption „Vorbereitung für die zentralen Organe“ hieß es unter Punkt (c) ausdrücklich: „Das Organ ist der Revolutionäre Weg.“ (77) Die damalige (West)Berliner Ortsgruppe der KPD/ML-ZB/KJVD bzw. deren LAK hatte, formal betrachtet, rein gar nichts mit dieser Debatte zu tun. Die Formulierungen „Alleingang“ und „gegen unseren Willen“, wie es in der „Revolutionären Stimme“ hieß, können allenfalls als Abgrenzung von Dickhut und dem KAB/ML verstanden werden. Sie sind aber im Kern missverständlich und geben die Debatte sehr ungenau und verfälscht wider. (78)

Die Revolutionäre Stimme, 5 (1971)

Mit der Ausgabe Nr. 5 von „Die Revolutionäre Stimme“, die am 17.9.1971 erschien, wurde (West)Berlin für die „Neue Einheit“ zum Ausgangspunkt für kommende Schlachten. So meinte die Zeitung im Leitartikel „Das Westberlin-Abkommen - ein imperialistischer Kuhhandel“, dass Westberlin zum „Brückenkopf“ kommender Kriegshandlungen zwischen den imperialistischen Mächten werde. Die „Einkreisungspolitik“ gegenüber der DDR setze sich somit fort und der „Vorwärtsmarsch der westdeutschen Imperialisten“ hätte nun „grünes Licht“ bekommen. (79)

Parallelen, etwa zum Zentralbüro der KPD/ML, tun sich deutlich auf. Deren „linkssektiererische Linie“ (s. u.) wurde hier nicht nur kopiert, sie wurde auch über alle Maßen hofiert, zusammengefasst und neu aufbereitet. Später war es etwa die Broschüre des Zentralbüros „Bonn fordert Revanche“ (vermutliches Erscheinungsdatum: 20. April 1972), die Artikel aus der „Roten Fahne“ Nr. 8/1972 (vom 17. 4. 1972), Extrablatt zum 1. Mai 1972 (im April 1972), Nr.13/1971 (vom 5. 7.1971) und Nr. 5/1972 (vom 6. 3.1972), die wie selbstverständlich den neuen „Kriegskurs“ des „westdeutschen Imperialismus“ beschrieben.

Die „Neue Einheit“, die in (West-)Berlin ein besonderes Zusammenspiel zwischen den imperialistischen Mächten, dem „sowjetischen Sozialimperialismus“ und den „westdeutschen Imperialisten“ sah, hatte sich stets bei ihren Interpretationen der politischen Ereignisse auf ihre rein subjektive Deutung verlassen und blieb, wie alle anderen Gruppen auch, den überlieferten Denkbildern treu.

Die vermutlich aus dem September stammende „Sondernummer“ der „Revolutionären Stimme“„Über den Kommunismus“ hatte außer der Phrase, dass „der Kommunismus eine Gesellschaftsordnung ist, in der die Arbeiterklasse planmäßig produziert um die Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen. In einer solchen Gesellschaft können sich die schöpferischen Fähigkeiten des werktätigen Volkes entfalten. Das ist eine großartige Perspektive. Der Kommunismus bedeutet die wirkliche Befreiung der Arbeiterklasse“ nichts, was erwähnenswert wäre.

Mit der Ausgabe Nr. 6 von „Die Revolutionäre Stimme“, die am 29.9.1971 erschien, wurde die Debatte um (West-)Berlin vers. Westeuropa fortgeführt. Im Leitartikel „Eine finstere Zusammenkunft von Brandt und Breschnew“ sprach die „Neue Einheit“ gar von „wahnwitzigen Auseinandersetzungen der Imperialisten in Europa“, die „die revolutionären Bewegungen in Europa erdrücken sollen“. (80) Die unvermeidlich heranrückende Katastrophe, der „Point of no Return“ schien gekommen zu sein. Auch die ZB-Linie zur SPD schaute hier unverhohlen hervor: „Gegenwärtig gibt sich dieser westdeutsche Imperialismus unter der Führung der SPD in einem fortschrittlichen Gewand. Aber deshalb ist er nur umso gefährlicher.“ (81)

Eine „Sondernummer“ 2 der „Revolutionären Stimme“ erschien am 24.10.1971. Womöglich war sie von der Kommunistischen Hochschulgruppe der „Neuen Einheit“ ediert worden, denn sie die „bürgerliche Medizin“ aufs Korn: „Gegen die Pfuscherei, den Betrug und die Profitmacherei in der bürgerlichen Medizin und den kapitalistischen Krankenhäusern“. (82)

Demgegenüber erschien als „Sondernummer“ 3 der „Revolutionären Stimme“ oder als „Beilage“ zur Ausgabe 6/1971 „Nieder mit der korrupten Gewerkschaftsführung. Gegen das Verbot der KPD/ML-Neue Einheit.“ Diese Ausgabe, die sich dem Inhalt nach wohl mit der Broschüre „Über das Wesen des DGB“ (Dezember 1971, die ursprünglich als Sondernummer 4/1971 erschienen war) deckte, nahm zum „Gewerkschaftstag der IG Metall“, der am 30. September 1971 stattfand, Stellung.

Die „Neue Einheit“ ging in dieser Ausgabe auf mehrere Anträge zum „Verbot maoistischer Gruppen“ ein. Über den Passus in den verschiedenen Anträgen, die primär in den Verwaltungsstellen der IG Metall im Ruhrgebiet (etwa Essen, Duisburg, Dortmund, Gelsenkirchen) gestellt worden waren, wurde 1971 heftig debattiert. Der gemeinsame Tenor von KPD/ML-ZK/ZB war: Ein Verbot ihrer Gruppen sollte angestrengt werden, weil sie sich für die Belange der Arbeiterinteressen einsetzten und sich gegen die reaktionären Gewerkschaftsführer stellten.

Der Artikel der „Sondernummer“ erweckt nun den Eindruck, dass die IG Metall systematisch das Verbot der KPD/ML-Neue Einheit betreiben würde. So meinte die Gruppe: „Es ist ganz offensichtlich, dass in den Gewerkschaften unser Verbot vorbereitet werden soll, dass diese pseudofortschrittlichen Führer der Gewerkschaften angeblich im Namen der Arbeiter für das Verbot Propaganda machen sollen.“ (83)

Dass die „Neue Einheit“ auch einem Verbot ihrer Gruppe das Wort redete, passte natürlich in die Konzeption ihres späteren Verfolgungswahns, der möglicherweise nicht erst mit der 1.-Mai-Demonstration 1972 begann, sondern hier ihren Ursprung hatte.

Bekannt ist zudem nicht geworden, dass in den besagten Anträgen zum Gewerkschaftstag ein ausdrückliches Verbot der KPD/ML-Neue Einheit gefordert worden war. Offenbar waren sich die Antragsteller selbst nicht darüber im Klaren, wer unter „KPD/ML“ eigentlich firmierte.

Die Frage, wie in den Gewerkschaften zu arbeiten sei, hatten KPD/ML-ZK/ZB jeweils unterschiedlich beantwortet. In ellenlangen Artikeln, etwa in den Zentralorganen und Broschüren war sie sozusagen zur Messlatte künftiger revolutionärer Gewerkschaftspolitik geworden.

Indes konnte die „Neue Einheit“ mit keiner selbständigen Politik zur Gewerkschaftsarbeit aufwarten. In der „Sondernummer 3“ meinte sie lapidar: „Wir wollen, dass die Arbeiterklasse sich ihrer Kraft bewusst wird und im Vertrauen auf ihre Kraft ihre Rechte gegen die Bourgeoisie vertritt … Nur dann wenn die Kommunisten das Wesen des Gewerkschaftsapparates aufdecken, betreiben sie eine wirklich revolutionäre Politik, nur dann können sie die Massen gewinnen … Wir werden einen erfolgreichen Kampf gegen den Kapitalismus nur führen können, wenn wir einen kompromisslosen Kampf gegen die Gewerkschaftsführung und die mit ihr verknüpfte Sozialdemokratie führe.“ (84)

Etwas anderes hatten andere Gruppen auch nie behauptet. Sie hatten nur unterschiedliche Konsequenzen gezogen. So hatte die KPD/ML-ZK eine Zeitlang die sog. „Dreibund“-Theorie favorisiert, um dann später auf die Position der „Revolutionären Gewerkschaftsopposition“, mit dem Ziel jenseits der IG Metall Arbeiter organisieren zu wollen, zu gelangen.

Die KPD/ML-ZB hatte sich nach langen Windungen dazu durchringen können, etwa die „Gruppe oppositioneller Gewerkschafter“ (etwa bei Opel-Bochum) zu unterstützen, eine eigene Opposition, etwa in der IG Metall anzustreben und der Theorie „Zwingt die Bonzen“ in ihrer Betriebspropaganda eine deutliche Absage zu erteilen. Dagegen konnte bei der KPD/ML-Neue Einheit nur Stillstand beobachtet werden, der sich auch im schwammigen Parolismus „Gegen die Handlanger der Gewerkschaftsführer, die unseren Kampf sabotieren“, „Nieder mit der Bourgeoisie! Nieder mit der Gewerkschaftsführung!“ (85) äußerte.

Die Gewerkschaftspolitik der „Neuen Einheit“ schlug seltsame Blüten. In der „Revolutionären Stimme 7/8/9 1971“, die als Dreifachnummer am 12.11.1971 erschienen war, und im „Sonderblatt zur Metalltarifrunde 1971“, die Auszüge aus den Nr. 7/8/9 der Ausgabe enthielt und wohl einige Tage später zur Verteilung kam, propagierte sie den „Aufbau von Kampfkomitees in den Betrieben“. Bemerkenswert daran war, dass in den Artikeln nie klar wurde, was denn nun diese „Kampfkomitees“ sein sollten und wodurch sie sich etwa von denen der KPD/ML-ZB unterscheiden sollten.

Der Streit hatte sich womöglich im Unternehmen „NCR“ in (West-)Berlin herauskristallisiert, wo beide KPD/ML-Gruppen arbeiteten und jeweils Betriebszeitungen herausgaben - die KPD/ML-ZB den „NCR-Arbeiter“, die KPD/ML-Neue Einheit „Die Revolutionäre Betriebszeitung NCR“, die, wie Jürgen Schröder richtig schrieb, dem ZB aber wohl „kaum den Rang ablaufen konnte“. (86) Für „Kampfkomitees“, meinte die „Neue Einheit“ „fehlen noch zum großen Teil die Kräfte, die sich an die Spitze der Kollegen stellen. Wenn sich die kämpferischsten Arbeiter zur Gründung solcher Komitees durchringen, können sie eine Lawine ins Rollen bringen … Der DGB hat faktisch jeden entschiedenen Kampf der Arbeiterklasse innerhalb des DGB verunmöglicht …

Es wird daher klar, dass in vielen Betrieben die Gründung eines Kampfkomitees, das die Vorbereitung von Streiks und anderen Aktionen in die Hand nimmt, genau der richtige und auch der einzig mögliche Schritt ist.

Deshalb haben wir auch zur Gründung solcher betrieblicher Kampfkomitees aufgerufen. In ihnen sollen sich unserer Ansicht nach die kämpferischen Arbeiter, die bereit sind gegen die Gewerkschaftsbonzen zu kämpfen, organisieren … Also: Es ist notwendig, in der gegenwärtigen Situation Kampfkomitees zu begründen, die von vornherein einen entschiedenen Kampf gegen die Kapitalisten und die DGB-Führung aufnehmen und sich unabhängig, außerhalb des Rahmens des DGB halten …

Die Notwendigkeit, die in der jetzigen Situation dazu führt, dass Kampfkomitees errichtet werden müssen, führt auf lange Sicht dazu, dass neue Gewerkschaften, die tatsächlich Interessenvertretungen der Arbeiter sind, errichtet werden müssen.“ (87)

Der radikale Teil der internationalen kommunistischen und Arbeiterbewegung hatte schon immer dafür plädiert, eine eigene Gewerkschaft zu favorisieren. Die Weimarer KPD war eigens damit angetreten, den Aufbau unabhängiger Klassengewerkschaften voranzutreiben, nachdem ihre RGO-Politik als Ausgangsbasis für die Theorie diente, dass die alten Gewerkschaften, allen voran der ADGB, nicht mehr zu retten wäre und deshalb die RGO die treibende Kraft der zukünftigen (illegalen) Oppositionsbewegung sein müsste. Die Parole vom "Aufbau unabhängiger Klassengewerkschaften" kennzeichnete ihre Gewerkschaftspolitik bis ca. Mitte 1934, nachdem die Komintern die RGO als "neue illegale Kraft" bezeichnet hatte.

Die maoistische Bewegung hatte es in ihrer Geschichte nicht fertig gebracht, in irgendeiner Art und Weise den Schatten der KPD hinter sich zu lassen. Sie war auf Biegen und Brechen mit ihrer Politik verknüpft. Es konnte nicht verwundern, dass die Gewerkschaftspolitik stets eine Gratwanderung war und dass sie zur voluminösen Theorie wurde, die an diese Misserfolge anknüpfen sollte.

Dass die „Kampfkomitees“, die von der „Neuen Einheit“ favorisiert worden waren, nichts anderes waren als jene „Einheitsfronten“, die mit zur Aufstiegsmythos der K-Gruppen gehörten, liegt auf der Hand. Wenn sie, wie hier, quasi die Vorstufe für „neue Gewerkschaften“ wurden, dann fragt man sich, worum die Gruppe etwa die RGO-Politik strikt ablehnte? Der Grund dafür dürfte ein sehr einfacher gewesen sein: Auch hier ging es um die „schlechte Politik“ der KPD/ML-ZK/ZB. Jeder Versuch, sich von ihnen zu distanzieren, konnte für die „Neue Einheit“ somit nur bedeuten, sich als einzige legitime Führerin der Arbeiterklasse zu erweisen.

Produziert worden war die Kritik an der Gewerkschaftsbürokratie u. a. in den Schriften „Betriebsverfassungsgesetz und Gewerkschaftsfrage“ (88) und „Über das Wesen des DGB“ (89). Beide Schriften, die für die Gruppe wohl programmatischen Charakter hatten, waren in ihrem Kern ebenso aufgeblasen wie all jene Deutungsversuche der beiden anderen KPD/ML-Gruppen. Interessanterweise räsonierte man über den „Einfluss des DGB“ ebenso „ultralinks“ wie etwa die KPD/ML-ZK in ihrer „Dreibund-Theorie“. Meinte die NE doch: „Eine weitere Komponente des Einflusses des DGB war der Umfang des DGB-Kapitals, das damals über die viertgrößte Bank, die europäisch größte Immobiliengesellschaft, große Versicherungen usw. verfügte, und dessen ökonomisches Gewicht in Verbindung mit den politischen Faktoren zu sehen ist …“ „Die Struktur des DGB … ist die Teilnahme an der Ausbeutung und sogar die Teilnahme an der Liquidationspolitik, die sich mit all ihren Konsequenzen und Verwerfungen in den letzten Jahren zu zeigen beginnt und sich noch weiter zeigen wird.“ (90)

Es war wenig plausibel, jemandem Opportunismus vorzuwerfen, etwa der KPD/ML-ZK, wenn man sich selbst auf deren Niveau bewegte. Doch die maoistische Bewegung kannte kein Erbarmen. Was an anderen kritisiert wurde, sollte übernommen, verfeinerter und abgeschmeckter werden. Und wurde so zur eigenen Theorie, die sich in zig Veröffentlichungen niederschlug. Da machte es auch keinen Sinn, wenn die Gruppe in ihrer Ausgabe 1/2 1972, die mit dem Leitartikel „Das sowjetrevisionistisch-indische Gespann ist ein Feind der revolutionären Volksbewegung“ erschien, der KPD vorwarf, den „sozialimperialistischen Charakter der DGB-Führung und den Sozialimperialismus als politische Strömung innerhalb des westdeutschen Imperialismus überhaupt zu leugnen.“ (91)

Wiederum erschien die Erweiterung „sozialimperialistischer Charakter der DGB-Führung“ ein lupenreines Bekenntnis zum „Roten Morgen“ zu sein, der in unzähligen Artikeln, etwa in seiner Begründung der „Dreieinigkeit von Kapital, Staat und DGB-Apparat“, die „sozialimperialistischen und arbeiterfeindlichen Machenschaften des DGB“ und seiner „Neuen Heimat“, jenem Wohnungsunternehmen, das dem DGB bis September 1986 gehörte, geißelte. (92) Die verwirrenden Zusammenhänge und widersprüchlichen Kursänderungen bestätigen einmal mehr, dass sich „Neue Einheit“ auf ausgetretenen Pfaden bewegte und von ihrer eigenen Geschichten, aus der sie kam, selbst besiegt wurde.

Mit der Ausgabe Nr. 3/1972 der „Revolutionären Stimme“, die am 17.2.1972 mit dem Titel „Über den Kampf in Nordirland“ erschien, reihte sich die „Neue Einheit“ mit ihrer Berichterstattung über den nordirischen „Bloody Sunday“ (30. Januar 1972), bei dem in Derry 13 Menschen ums Leben kamen, in den allgemeinen Tenor der maoistischen Presse ein, die von einem gerechten „Befreiungskampf“ des irischen Volkes sprach. Für die Gruppe war der Kampf der IRA stets beispielhaft, ein „unerschrockener Kampf“, ein „leuchtendes Vorbild“ und eine „gerechte Sache“. (93)

Die Vorfälle am „Blutsonntag“ in Nordirland scheinen übrigens bis heute nicht aufgeklärt zu sein. Lange Zeit wurde behauptet, dass das ehemalige IRA-Mitglied und Sinn Fein-Politiker Martin McGuinness die ersten Schüsse abgegeben haben solle. Dieser bestritt das stets. Auch unklar erscheint die Rolle der damaligen britischen Fallschirmjäger, die auf eine katholische Demonstration schossen, nachdem zuerst aus Reihen der Demonstranten erste Schüsse abgefeuert worden sein sollten.

Der Nordirlandkonflikt, der sicherlich auch ein Religionskonflikt war, war von den K-Gruppen immer hofiert worden. Nur selten gelang es, sich generell anders zu positionieren und der eigentlichen Ideologie, dass Nordirland zeige, dass der „Kampf der Volksmassen notwendig und unaufhaltsam ist“, (94) abzuschwören.

Die VR China, von den maoistischen Gruppen als „Leuchtfeuer des Sozialismus“ bezeichnet, hatte mit der Einladung des US-Präsidenten Richard Nixon in die VR China am 21. Februar 1972 für Furore gesorgt. Der Besuch war nicht unumstritten, zumal die DKP und viele Gruppen in ihrem Umfeld den Empfang Nixons durch Mao Tse-tung als „Kniefall vor dem Kapitalismus“ bezeichnet hatten. Für die maoistischen Gruppen kam es darauf an, die sog. „Ping-Pong-Diplomatie“, die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen China und den USA, als „einen großen Erfolg der Außenpolitik der sozialistischen VR China“ zu würdigen.

„Die Revolutionäre Stimme“ Nr. 4/5 vom 16.3. erschien daher mit dem Aufreißer „Über die Reise Nixons in die VR China und die internationale Lage“. Sie gab sogleich bekannt, dass die VR China „eine konsequent sozialistische Politik verfolge“. (95) Wer dem widersprach und überhaupt an der Entwicklung der VR China damals kein gutes Haar ließ (Stichwort: „Kulturrevolution“), der wurde als „Revisionist“ gebrandmarkt.

Die Politik der VR China galt zu dieser Zeit als Maßstab für den Aufschwung des weltweiten „Kampfes der Völker gegen den US- und den SU-Imperialismus“. Bei der „Neuen Einheit“ war dieser sogar zum „revolutionären Volkskrieg in den unterdrückten Ländern geworden“ (96), wobei das einzige Beispiel, das die Gruppe anbringen konnte, die Stellung zu Vietnam war. Dementsprechend meinte sie auch in ihrer Nr. 9 der „Revolutionären Stimme“ vom 21.4.1972: „Der Kampf des vietnamesischen Volkes ist ein leuchtendes Vorbild für alle Völker“ (97). Ein „Extrablatt“ vom 25.4.1972 rief dann zu einer „Revolutionären Demonstration zur Unterstützung des Volkskrieges in Vietnam“ auf. (98)

Die Revolutionäre Stimme, 7/8 (1972)

Die Ausgaben Nr. 6 der „Revolutionären Stimme“ vom 30.3.1972 und 7/8 vom 12.4.1972 waren dem 1. Mai 1972 gewidmet. (99) Für die „Neue Einheit“ endete der 1. Mai 1972 mit dem „Überfall auf ihre Demonstration“. Die Gruppe sah sich nun seit dieser Zeit einer „besonderen Verfolgung durch die Bourgeoisie ausgesetzt“, die in die schon genannte Verfolgungshysterie einmündete. Bis ca. zum 16. Mai hielt sich die Gruppe nach außen hin bedeckt. Die nächste (mir vorliegende) „Revolutionäre Stimme“ datiert vom 16.5.1972, ohne dass dort auf die 1.-Mai-Ereignisse eingegangen wurde.

Thema der Ausgabe war: „Arbeiter und Lehrlinge, nehmt den Kampf auf gegen die Ausbeutung und Unterdrückung bei Zeiss Ikon!“ (100)

Eine der letzten Ausgaben der „Revolutionären Stimme“ erschien wohl am 11.11.1972 als „Extrablatt“: „Nieder mit der Verfolgung der Führer und Mitglieder der KPD/ML (Neue Einheit).“ Die Gruppe erschien hier ziemlich hilf- und ratlos, insistierte auf Verfolgung und Bespitzelung, und meinte sogar, dass sie von der Bourgeoisie „still und heimlich zur Strecke gebracht werden soll“. Der eigentliche Show-down soll am 1. Mai 1972 begonnen haben. Im Text las sich das so:

„Seit einiger Zeit werden die Führer der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (NEUE EINHEIT) von der Justiz unter Vorwänden mit Gefängnis bedroht. Der Neuköllner Arbeiter Bernd Muckenschnabel, ein bekanntes führendes Mitglied der KPD/ML (NEUE EINHEIT), musste bereits - von jahrelanger Gefängnisstrafe bedroht - fliehen.

Seit mehr als 5 Monaten wird unser Genosse Thomas Ochsenfahrt in Untersuchungshaft gefangen gehalten und wird versucht ihn fertig zu machen. Vor kurzem erst wurde er mehrmals völlig willkürlich von einer Haftanstalt in die andere verlegt. Durch die damit verbundenen Schikanen, keine Zustellung von Zeitungen und Briefen, Beschlagnahmung seines Radios, Beschlagnahmung seiner sämtlichen Bücher usw. soll es ihm unmöglich gemacht werden, sich auf seinen Prozess, der kurz bevorsteht, vorzubereiten.

Thomas hat vor längerer Zeit einen 14-Punkte-Katalog an den erster. Strafsenat in Westberlin geschickt, in dem er seine Unschuld klipp und klar beweist und der Beweisführung der Justiz Fehler und Widersprüche nachweist. Die Justiz entlarvte sich völlig, als sie in ihrem Antwortschreiben kein einziges Argument widerlegen konnte, sondern Thomas nur mitteilte, dass er trotzdem weiter gefangen bleibt. An dieser Justiz ist keine, aber auch nicht die geringste Spur von Wahrheitssuche.

Genauso war es bei dem Prozess gegen zwei Teilnehmer unserer I. Mai-Demonstration im Wedding, Martin Weise und Axel Wendth. Beide bestanden vor Gericht darauf, dass unsere Demonstration am 1. Mai von der Polizei überfallen worden ist, dass die Demonstranten bei der Zurückschlagung dieses Angriffes aus Notwehr gehandelt haben und sie deshalb Freispruch fordern. Die Justiz aber ließ sich darauf erst gar nicht ein, sondern verurteilte sie zu jeweils einem Ja.hr Gefängnis ohne Bewährung. Die Begründung aber lief darauf hinaus, dass sie keine Reue vor Gericht gezeigt hatten und an der Wahrheit und unserer Politik festgehalten haben.

Bernd Muckenschnabel hat sich, entschlossen, sich, solch einer Willkür Justiz nicht zu stellen. Er ist geflohen. Was bedeutet es aber, wenn es hier in Wirklichkeit keinerlei Rechte für uns gibt, wenn sich die Justiz gebärdet wie unter dem russischem Zaren. Dies bedeutet, dass die Justiz und ihre Hintermänner von der politischen Polizei eine ungeheure Angst davor haben, dass sich die Politik der KPD/ML (NEUE EINHEIT) mit der Arbeiterklasse verbindet und sich durchsetzt. Deshalb verfolgen sie auch den Neuköllner Arbeiter Bernd Muckenschnabel! Deshalb bedrohen sie auch unseren Vorsitzenden Klaus Sender und versuchen ihn sogar im Ausland bespitzeln zu lassen.

Die Revolutionäre Stimme, Extrablatt vom 16.5.1972

Mit diesen Prozessen und Verfolgungen der Führer der KPD/ML (NEUE EINHEIT) soll unsere Partei still und heimlich zur Strecke gebracht werden. Es soll gezeigt werden, dass unser Kampf sinnlos ist und nie siegreich sein kann. Gleichzeitig versuchte und versucht eine ganze Meute von Agenten unsere Bewegung von innen her zu knacken.

Wir können versichern, dass unsere Partei niemals aufgeben oder sich unterkriegen lassen wird. Tatsächlich ist es so, dass es nichts Sinnvolleres und Richtigeres als unseren Kampf gibt, dass die tatsächlichen Verhältnisse so sind, dass alles nach einer solchen Politik wie der unseren drängt. Wir fordern die Arbeiter und alle fortschrittlichen Menschen auf, sich unserer Bewegung anzuschließen und der völlig willkürlichen Verfolgung entgegenzutreten.

Nieder mit der ewigen Bespitzelung und Bedrohung unseres Vorsitzenden Klaus Sender!
Nieder mit der Verfolgung von Bernd Muckenschnabel! Freiheit für Thomas Ochsenfahrt!
Nieder mit den Prozessen und Verfolgungen gegen die Führer und Mitglieder der KPD/ML (Neue Einheit)!
Freiheit für alle politischen Gefangenen!” (101)

Dass die Gruppe fortan nur noch selten in der Öffentlichkeit auftrat, mag in diesem für sie „schicksalhaften Ereignis“ begründet liegen. Es gibt bis heute allerdings keinerlei Hinweise darauf, dass sie anders oder besonders verfolgt wurde, wenn dieser Terminus überhaupt benutzt werden sollte, als alle anderen K-Gruppen. Ihnen war ja gemeinsam, dass sie das jeweilige Verbot ihrer Gruppe sozusagen als eschatologisches Fanal verstanden. Der Eroberungsfeldzug gegen sie würde unmittelbar die Arbeiterklasse auf den Plan rufen, die der betäubenden Propaganda der Kapitalisten widerstehen würde, um sie sogleich im revolutionären Kampf zu besiegen.

Der Rückzug der Gruppe und die vermutete Einstellung ihrer politischen Tätigkeit für eine längere Zeit kam einem Umzugsspektakel gleich, der im fernen schwedischen Exil zum Stillstand kam. Ob dort noch einmal „gewaltige Massen“ angezogen werden konnten, muss ungeklärt bleiben. Nur die Rest-Gruppe selbst könnte hier dem Leser neue Einblicke verschaffen.

Ob weitere Ausgaben der „Revolutionären Stimme“ erschienen sind, muss unklar bleiben, auch in welchem Rahmen die Zeitung zur Verteilung kam. War sie eine Stadtteilzeitung, wurde sie an die jeweilige Betriebspresse angehängt, kam sie nur auf Veranstaltungen oder Demonstrationen zur Verbreitung oder fungierte sie als Ersatz für Betriebszeitungen? Einem größeren Kreis von MLern dürfte die „Neue Einheit“ auf der bundesweiten zentralen Vietnamdemonstration der KPD, NVK, LgdI, KJV, KSV KOV und anderer Gruppe vom 14. Januar 1973 bekannt geworden sein. Dort brachte sie auch ein Extrablatt ihrer „Revolutionären Stimme“ zur Verteilung. Möglich war, dass dieses Extrablatt die definitiv letzte Ausgabe der „Revolutionären Stimme“ war.

Wie später das ZB im „Parteiarbeiter“ Nr. 8 aus dem Oktober 1971 meinte, soll die Gruppe auch im Laufe des Sommers 1971 ihre Publikationen, vor allem die „Revolutionäre Stimme“, vor den Betrieben Klöckner, Ford, Mannesmann und Hoesch im Ruhrgebiet vertrieben haben.

Der „Junge Bolschewik“, das Theoretische Organ des KJVD der KPD/ML-ZB, Nr. 6 vom 15. Oktober 1971, meinte zu wissen, dass die „Revolutionäre Stimme“ auch vor diversen Betrieben in Bremen (u. a. bei Vulkan) zur Verteilung kam. Ob die „Neue Einheit“ auch in Saarbrücken, was öfter ins Gespräch gebracht wurde, tätig war, lässt sich z. Zt. nicht sagen.

Die „Neue Einheit“ hat auf ihrer Homepage stets nur von „18 Ausgaben“ gesprochen, die erschienen seien, „Extrablätter“ zu den verschiedenen Anlässen könnten diese Sammlung komplett machen. Diese wiederum liegen selbst der Gruppe wohl nicht mehr vor und können hier auch keine Berücksichtigung finden.

Zur „Revolutionären Stimme“, aus der hier auch nur immer die mögliche Quintessenz der Politik der Gruppe gezogen werden konnte, ist zu sagen, dass sie auf Liturgie und große Rituale setzte. Ihre Rhetorik war gequält, von der Konfusion beherrscht und Ausdruck einer inneren Agonie.

Die einzige Rettung war mit dem Namen des Parteivorsitzenden verknüpft, der spätestens mit der Sondernummer vom 11.11.1972 zur seltsamen Koryphäe avancierte. Aus den verschiedenen untersuchten Facetten der „Revolutionären Stimme“ lässt sich herauslesen, dass sie keine besondere Anziehungskraft besaß.

Wie es bei den meisten K-Gruppen der Fall war, so ließ auch sie alle politischen Zusammenhänge außer acht und verlor sich in nichtssagende demagogische Versprechungen. Angesichts der zutage tretenden Aussichtslosigkeit, irgendwo Fuß zu fassen und sich mit einer eigenen begründbaren Propaganda Zulauf zu verschaffen, ersann die „Neue Einheit“ in der „Revolutionären Stimme“ den Selbstanpreisungsjargon, jenen also, der sie in das Erbe aller „revolutionären Vorhuten“ stellen sollte, die die richtige „proletarische Linie“ vertreten. Der Hochmut, gemischt mit lauter Fehlurteilen, kann auch als geistige Grundlage der „Revolutionäre Stimme“ (siehe etwa die Auseinandersetzung mit der KPD) gelten. Ob sie sogar eine verbrämte konservativ-nationale Außenhaut hatte, muss späteren Untersuchungen vorbehalten bleiben.

4. „Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML“

Die Broschüre „Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ erschien in mehreren Auflagen: Die 1. Auflage war auf September 1970, die 2. auf Januar 1971, die 3. auf Mai 1973, eine 4. war auf September 1972 datiert. In der Endphase der KPD/ML-ZB gehörte sie zu einer der am meisten gelesenen Schriften. Allerdings kann über deren Verbreitung und die Auflagenhöhe insgesamt wenig gesagt werden. Abgerechnet werden sollte in ihr mit den „massenfeindlichen, undialektischen Ansichten der Roter-Morgen-Gruppe und auch des Zentralbüros“.

Broschüre: Die linkssektiererische Linie ...

Die Schrift gehört nach Ansicht der Verfasser zu den „bedeutenden Schriften“ der Gruppe. (102) Sie spielte auch in der Auseinandersetzung der „Neuen Einheit“ mit dem KAB/ML bzw. der KPD/ML-Revolutionärer Weg vers. Willi Dickhut eine wichtige Rolle. Dickhut, der sie wie einst der „Proletarischen Linie“ der B 1 (Bochumer Betriebsgruppe des SDS, 1970) als eine im „wesentlichen richtige Kritik“ bezeichnet hatte, setzte immer auf die Pferde, die ihm helfen sollten, in (s-)ein Ziel zu kommen, nämlich der „proletarischen Linie“ zum Sieg verhelfen. Insofern passte sein damaliges Urteil über sie in den Zeitgeist.

Verglichen mit anderen Kritiken an der KPD/ML-ZK/ZB war die „Linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ nur eine Sammlung von bekannten Positionen, die bereits vorgetragen worden waren. Da die Schrift, wenn man die Auflagen miteinander vergleicht, nur geringfügig modifiziert worden war, ergibt sich für die Version vom September 1970 ein relativ klares Bild.

Das, was als „linkssektiererische Linie“ galt, hatte die KPD/ML-RW in unzähligen Schriften etwa seit dem März 1970 als Kritik an der KPD/ML-ZK/ZB verbreitet. Zum wiederholten Male ging es um das Verhältnis von Theorie und Praxis, um den Aufbau der Partei, um die Rolle des Jugendverbandes, um die Intellektuellen, um die Massenarbeit und um die „proletarische Linie“.

Der Aufhänger, den die „Neue Einheit“ im September 1970 bemühte, waren die Positionierungen der sog. „Ezristen“, nach Ezra Gerhard, dem Bundesbeauftragten des ZK für die Rote Garde. Da jede Gruppe, übrigens auch das ZK der KPD/ML, für sich in Anspruch nahm, eine „proletarische Linie“ zu vertreten, ist es heute müßig darüber zu debattieren, was sie war, was sie aber vor allem nicht war. Der Streit, ohne den sich kaum Gruppen wie die „Neue Einheit“, die KPD/ML-RW oder das ZB hätte konstituieren können, spiegelte zu Anfang des Jahres 1970 die Scheidelinie zwischen den verschiedenen, nennen wir sie -Theorie- oder Praxis-Fraktionen - wider, wobei die Behauptungen der einen sowie auch der anderen Seite relativiert werden müssen.

Die „Theorie-Fraktion“ war als solche natürlich keine. Dementsprechendes galt auch für die „Praxis-Fraktion“. Es ging schlichtweg um die Frage: Was konnte zum größten Erfolg der Fraktionierungen der Gruppen untereinander beitragen? Und wie konnte man am ehesten die fiktiven „Massen“ an sich binden? Dass hierbei persönliche Aversionen ebenso eine Rolle spielten wie „regionale Hegemonie“ (Jürgen Schröder), sollte hinreichend bekannt sein. Gesicherte Erkenntnisse über eine „linkssektiererische“ Strömung in der KPD/ML gab es somit kaum. Die Argumente, die angeführt wurden, entsprachen eher einem rein subjektiven Glauben, der so statutenhaft wirkte, wie die die Lehren der „Klassiker“, aus denen man die jeweilige Berechtigung für eine oder die andere Position herauslas.

Die Gruppen, die oftmals von eigensüchtigen Fädenziehern, die nach Gutdünken urteilten, beherrscht waren, machten sich die Schwäche und Beeinflussbarkeit jener zu nutze, die den angegebenen Zielen Vertrauen, aus welchen Gründen auch immer, entgegenbrachten. Eine „besondere Einschleusung“ von Agenten, Opportunisten, oder von wem auch immer, die in die KPD/ML eingedrungen waren, hat es nur in der Fantasie gegeben. (103)

Doch dieser Kasus wurde immer wieder bemüht, damit die Reinheit der „proletarischen Linie“ keinen Kratzer erleiden musste. Beispielhaft bemühte sich „Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ darum, den Einfluss von „trotzkistischen Gruppen“ geltend zu machen. Namentlich zog man in der Propaganda gegen die Bochumer SDS-Betriebsgruppe B 1 zu Felde. Die Gescholtenen, die nur wegen ihrer vertretenen Position der „Arbeiterkontrolle“ gleich „Trotzkisten“ waren, waren 1970, wie wohl niemand anders, die Kopie des russischen Begründers der Roten Armee und späteren „menschewistischen Abweichlers“ und „Verräters“, Leo Trotzki, schlechthin.

Die B1, die in „Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ in einem Atemzug mit dem ZK, „Weinfurth-Genger“ etc. genannt worden war und die die „Partei gespalten habe“ (104), war nicht das, was ihr untergejubelt wurde. Aber den Zöglingen des „Bolschewismus“ in der BRD war das egal. Es ging um die Beseitigung der falschen Positionen, die zum Glück nur papieren waren. Die verhassten Widersacher waren überdies immer wieder mit von gleich reihenweise demütigenden Kübeln Schmutz beworfen worden. Das galt für alle Seiten. Jene Etikettierung, mit denen die Parteien der kommunistischen und Arbeiterbewegung, allen voran auch die KP China und die Partei der Arbeit Albaniens, gerne und zuhauf argumentierten, spiegelten im Grunde auch die Armut der ganzen Auseinandersetzungen wider, wovon die „Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ voll war.

Aus heutiger Sicht betrachtet, war sie eine armselige Schrift, die mit aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten ebenso hantierte wie mit der persönlichen Verunglimpfung von einzelnen Autoren oder Gruppen. Sie war in ihren ideologischen Prämissen dermaßen verhärtet, dass sie letztlich in die Leere fielen. Man könnte auch übertrieben von einer „Gleichschaltung der Ideen“ reden; denn die Distanzierungen waren stets gleich und konnten keine neuen Argumente für eine richtige oder falsche Position herbeibringen. „Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ bemühte, wenn es um die Ehrenabschneidung ging, sogar den Katalog der Schreckensmeldungen von autoritären Regimen und deren betäubende Publizistik. Sie, „die zerstörerische Arbeit der Genger-Leute und Co. … leisten mit ihrem pseudorevolutionären Geschrei … den offenen Reaktionären und Faschisten Vorarbeit.“ (105)

Natürlich war das alles ausgeglüht und unbrauchbar, hinterließ vielleicht sogar das eine und das andere nachdenkliche Gesicht, doch diese Anfeindungen waren ein anschauliches Beispiel dafür, dass das erwünschte Modell der „reinen Arbeiterpartei“ auf nichts und niemanden Rücksicht nehmen konnte und sich dabei in den Mühlen der merkwürdigen Konstruktionen der Bewegung stets zerrieb.

„Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ hatte unter Kapitel V. die „Unione Dei Communisti Italiani (Marxisti-Leninist)“ als besonderen Punkt hervorgehoben und die Ideen der italienische Gruppe in einem Atemzug mit der „kleinbürgerlichen Linie“ in der KPD/ML genannt. Über die „Unione“ lag in der maoistischen Bewegung ein Hauch des Mythos. Niemand hatte sich je die Mühe gemacht, die italienischen Originaldokumente zu veröffentlichen bzw. zu übersetzen. In der Regel gelangten nur einige Passagen von ihnen an die Öffentlichkeit, die irgendwelche Protokollanten aus dem Umkreis der verschiedenen SDS-Gruppen Bochum, Frankfurt/M. und (West-)Berlin, die im Sommer 1969 an einer Konferenz oder Kaderschulung der Gruppe in Italien teilgenommen hatten, an die Öffentlichkeit gebracht hatten.

Bereits kurz nach Bekanntwerden dieser Konferenz wurde die „Unione“ allgemeinhin als „Verfälscher des Marxismus-Leninismus und der Mao-Tsetungideen“ bezeichnet, sie sei „eine trotzkistische Agentur unter den Marxisten-Leninisten“. (106) Sie wurde letztlich, um das Bild abzurunden, in eine Reihe mit der Einführung eines „faschistischen“ Führerprinzips“ (W. Dickhut) und eines „rigorosen Zentralismus“ (Ders.) gestellt. Wer von wem seinerzeit welche Argumente zu „Unione“ übernommen hatte, muss unklar bleiben. Zeitlich dürften die ersten, die im Zusammenhang über die Gruppe berichtet hatten, wohl die Autoren Friedrich-Wilhelm Schlomann und Paulette Friedlingstein („Die Maoisten. Pekings Filialen in Westeuropa“) (107) gewesen sein. Vermutlich erschien das Buch im Frühsommer 1970 (zwischen Juni und August), was sich aus dem Artikel über die „Bundesrepublik Deutschland“ erschließen lässt.

Die erste Auflage „Der linkssektiererischen Linie in der KPD/ML“ datiert vom September 1970. Damit spitzt sich die Frage nach dem Plagiat sicherlich zu. Der Korrektheit halber muss dazugefügt werden, dass der Verlag selbst („Societät-Verlag“ in Frankfurt/M.) mir gegenüber keine weiteren Angaben über die Verfasser und den exakten Erscheinungsmonat des Buches machen konnte. Was jedoch bleibt, ist die nahezu identische Beschreibung der Entwicklung der „Unione“ in der Schrift der „Neuen Einheit“ und der Recherchen der Autoren Schlomann/Friedlingstein.

Warum die „Unione“ dermaßen überhöht worden war, kann nur damit erklärt werden, dass sie ein willkommener Anlass war, um die in Ungnade Gefallenen mundtot zu machen, sie ins Abseits zu stellen und sie mit dem Makel des „nicht-proletarischen“ zu belegen. Die „Unione“-Konzeption selbst dürfte für die maoistische Bewegung schlichtweg keinerlei Bedeutung gehabt haben. Selbst deren Parteiaufbaukonzeption („falsche Linie des Parteiaufbaus“), von der eigentlich niemand genau wusste, was sie war, oder deren angebliche „Untersuchungsarbeit des Proletariats“, die den „Schwerpunkt Theorie“ durchsetzen sollte und die mit ihrer „sozialreformistischen Politik“ den Versuch unternehmen sollte, „das Proletariat zu betrügen und unter verschwommenen Phrasen zu einem Anhängsel der Bourgeoisie zu machen“, konnte nicht als Beleg dafür genommen werden, dass sie „die gesamte kommunistische Bewegung verwirrte und zersplitterte“. (108)

Dickhut und die „Neue Einheit“ saßen hier derselben Mär auf, wie sie einst über die belgische „Parti Communiste de Belgique“ unter Jacques Grippa (ab 1963) verbreitet worden war. Grippa selbst wurde in der jungen maoistischen Bewegung stets als „Agent der Revisionisten“ bezeichnet, der die „Grundlagen des Marxismus-Leninismus verraten“ habe, um die Partei zu einer „zentralistischen Organisation“ zu machen. Es waren u. a. „Gegen die Strömung“ (GDS), der „Westberliner Kommunist“ (WBK) und vor allem auch die frühe „Marxistisch-Leninistische Partei Österreichs“ (MLPÖ), die später nicht müde wurden, seine besondere „Schädlichkeit“ für die ML-Bewegung herauszustellen.

In diesem Dunst von Unwahrheiten, bedingungslosem Glauben an die Richtigkeit der Quellen und dem aus heutiger Sicht schier unbegreiflichen anarchischem Treiben konnten natürlich besonders die „Agententheorien“ heranreifen. Die „verratene Revolution“ lag in diesen Leuten begründet, sie verkörperten die Reaktion in den Reihen der Linken und verstanden ihr weltweites Netz, das sie mit Intrigen, Täuschungen, Lügen und Verleumdungen und auslegten, als „offene Kampfansage“ gegen den Marxismus-Leninismus.

„Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ plapperte, so betrachtet, sorglos all das in die Welt, was in der Atmosphäre aus öffentlich ausgesprochenen Warnungen (109) und diffuser politischer Mottenkiste heranreifen konnte. Dass auch die „Geschichte der MLPD“ den Blödsinn von dem besonders „einflussreichen Unione-Konzept“ glaubhaft machen wollte und ihm eine „kleinbürgerliche Linie“ unterstellte (110), entsprach letztlich auch diesem gespensterhaft wirkenden Biedermannskostüm.

„Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML“ begriff sich als Schrift, die „gegen die Intellektuellenbewegung … (und) ihre kleinbürgerlichen Einflüsse“ (111) gerichtet war. Doch sie war nichts anderes als ein Dickhutsches Versatzstück, das den ganzen Irrtum der maoistischen Bewegung von den „guten proletarischen Kräften“ und den „gesichtslosen Massen“ wie eine Klette mit sich herumschleppte.

5. Die Auseinandersetzung mit Dickhut. „Anmerkungen zum MLPD-Geschichtsbuch, 1. Teil“

Mit der Loslösung Dickhuts vom Zentralbüro der KPD/ML etwa ab dem August 1970 begann seine Suche nach neuen Verbündeten für sein Vereinigungsprojekt VKPD/ML, dass Dickhut und die „Geschichte der MLPD“ gerne als „Kampf um die Vereinigung“ bezeichneten. Ihm ging es um die Restgruppen, die sich aus der Zersplitterung der KPD/ML im Jahr 1970 gebildet hatten, die noch den Namen KPD/ML bzw. KJVD trugen, aber sich nicht mehr generell der KPD/ML zugehörig fühlten, sich von ihr im Zuge der Spaltung getrennt hatten, sich aber dennoch in ihre Tradition stellen wollten.

Eine dieser Gruppen war die KPD/ML bzw. der KJVD „Neue Einheit“ in (West-)Berlin. Die Gruppe(n), die sich in zwei wesentlichen Schriften („Über die hinterlistige Falle, die die Rote Morgen Clique, ergänzt durch die Rote-Fahne Clique, dem Marxismus-Leninismus in Deutschland stellt“ und „Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML“) mit der Politik und Ideologie der KPD/ML/ZK/ZB auseinandersetze, war von Dickhut mit den Worten umworben worden: „Sie (die „Linkssektiererische Linie in der KPD/ML“, d. Vf.) nahm „einen klaren marxistisch-leninistischen Standpunkt ein“ (112).

Wie die „Geschichte der MLPD“ meint, sei sogar „eine hohe Übereinstimmung mit dem Revolutionären Weg 4 der KPD/ML-RW (113) festzustellen gewesen, was auf „baldige Vereinigung beider Organisationen hoffen ließ“. (114) Nach Darstellung der „Geschichte der MLPD“ sollen erste Gespräche (hier ist von zweien die Rede) zwischen RJ/ML/KJVD-RW und der (West-)Berliner Gruppe des KJVD Ende Januar 1971 stattgefunden haben. Sie wurden vermutlich Ende November 1971 beendet. (115) Die „Geschichte der MLPD“ nennt als entscheidenden Grund für die Beendigung der Gespräche eine „ultralinke Politik“ der (West-)Berliner KJVD-Gruppe (116) sowie „erhebliche ideologische Differenzen“. (117)

Neue Einheit, 1/2 (1986)

Ganz anders beurteilt die „Neue Einheit“ in ihrer Geschichtsbetrachtung „Anmerkungen zum MLPD-Geschichtsbuch - 1. Teil. Dokumente zur Auseinandersetzung 1970/71“ (118) den Ablauf der Gespräche. Danach soll es mindestens vier gegeben haben. (119) Demnach hätten Dickhut und die MLPD zwei Treffen „bewusst“ unterschlagen.

Es kann hier nicht darum gehen, wie ein Kriminalist zu forschen und jedes einzelne Treffen dokumentieren zu wollen. Das würde auch niemanden weiterbringen. Was sich jedoch bereits hier deutlich herauskristallisiert, ist die Tatsache, dass beide Gruppen nichts unterließen, um sich gegenseitig in ihren Publikationen zu denunzieren. Dickhut tat das sicherlich aus der Absicht heraus, aus diesen Treffen nur seinen nie versiegenden Glauben daran, dass er die Verkörperung der „proletarischen Linie“ schlechthin sei, bestätigt zu sehen. Es war ihm schlechthin egal, ob es ein Treffen oder zehn davon gegeben hat. Alleine seine „überlegenen“ Argumente zählten - und sein bürgerliches Überzeugungskarussell, wonach der die richtigen Ideen beibringt, der am Ende alle Gruppen unter sich vereinigen kann. Die „Neue Einheit dagegen musste, um im Gruppenwirrwarr nicht gänzlich unterzugehen, sich einen Rest an Mitspracherecht in der KPD/ML sichern. Und war nur noch damit beschäftigt, den Kollektivdrohungen Dickhuts und des KAB/ML wiederum ihr ureigenes Produkt einer „proletarischen Linie“ entgegenzuhalten.

Aus den unzähligen Dokumenten der Zeit 1970-1971, die in der Zwischenzeit vorliegen, wird letztlich wenig von dem damaligen hausbackenen Streit klar. Zunächst muss festgestellt werden, dass sich die „Neue Einheit“ in ihrer Erwiderung zur „Geschichte der MLDP“ mit der frühmaoistischen Bewegung gar nicht oder nur am Rande beschäftigt. In der „Neuen Einheit“ Nr. 2/92 wird, wenn von der frühmaoistischen Bewegung geredet wird, nur der KAB/ML (vs. Dickhut) genannt und beide werden als „Gegner der revolutionären Politik“ bezeichnet. (120) Das hat zur Folge, dass der mögliche exklusive Standort Dickhuts (etwa die Zeit zw. 1965-1969, über die wenig Informationen vorliegen) nur unzureichend wahrgenommen wird und er nur als präparierter Zeuge dieser erscheint, der sich später wohlwollend vom ZK und ZB der KPD/ML absetzen konnte.

Das macht deutlich, dass auch die „Neue Einheit“ mangels Masse Dickhuts Ansinnen der VKPD/ML glatt auf den Leim ging. Dickhut, der sich stets als ideologisch gehärtete Ein-Mann-Weltanschauungstruppe verstand, wollte in dieser zur Seele der „proletarischen Kräfte“ werden, die egoistisch und rücksichtslos vorgingen, wenn sie nicht erhört wurden, und die ihnen widerfahrene Behandlung bitter beklagten, sie mit demonstrativer Ignoranz, gar Rücksichtslosigkeit beantworteten. Dickhut witterte hinter jeder neuen Strömung „Drahtzieher der Bourgeoisie“, wovon übrigens die „Geschichte der MLPD“ (121) voll ist. Warum hätte er also mit der „Neuen Einheit“ von Anfang an einen Pakt schließen sollen, wo doch klar war, dass sie nur ein Überbleibsel des Keimlings KPD/ML, eine, wie er meinte, „unbedeutende Gruppe“ war?

Wer Jürgen Schröders Beiträge über die KPD/ML-RW in NRW (Solingen und Wuppertal) und seinen Beitrag über Gerd Flatow liest (122), dem fällt auf, dass die KPD/ML-RW, Dickhut betitelte sie generell als KPD/ML-NRW, was nicht zutrifft, nach der Abspaltung der KPD/ML-ZB, ein verschwindend kleines Häuflein mit den Ortsgruppen Wuppertal, Solingen und Düsseldorf war. Der KJVD-RW existierte 1970/71 faktisch nicht und wurde nur aus Überlebensgründen der Gruppe „KPD/ML-Revolutionärer Weg“ mitgeschleppt. Doch er sollte in den Verhandlungen mit der „Neuen Einheit“ zu einem taktischen Schachzug Dickhuts werden.

Daraus lässt sich erschließen, dass die Selbsttäuscher auf beiden Seiten unterwegs waren und dass die tatsächlich wirkenden Motive aus einem Machtklüngel bestanden, der von beiden Seiten mit einem despotischen Führungsstil sondergleich unterlegt war. Der Aura selbstverständlicher Überlegenheit, von dem jeder geschriebene Satz aus den Verhandlungsdokumenten zeugt, hat sich niemand entziehen können. Die Schwachpunkte wurden somit zu Entscheidungsfragen, die aber weder aus analytischer Klugheit noch profunden politischen oder ökonomischen Kenntnissen bestanden.

Worin bestanden nun die Differenzen? Im Wesentlichen werden in den „Anmerkungen zum MLPD Geschichtsbuch - 1. Teil“ folgende genannt:

Allem Anschein nach variierten diese Differenzpunkte, wie sie sich aus den Briefwechseln ergeben. Etwa:

Dazu wurde von beiden Seiten eine Reihe von Briefwechseln veröffentlicht, die die Positionen untermauern sollten. Die „Neue Einheit“ hat in der Zwischenzeit die sog. „Spaltungsdokumente“ auf ihrer Internetseite (125) noch einmal besonders herausgestellt. Wie schon betont, kann es in dieser „Geschichte der Neuen Einheit“ nicht darum gehen, der Prinzipienreiterei, wie sie von beiden Seiten auf die Spitze getrieben wurde, irgendetwas entgegenzuhalten. Aus heutiger Sicht ist es kaum nachzuvollziehen, dass die geradezu absurden, abenteuerlichen politischen und ökonomischen „Einschätzungen“, die reihenweise aus Fehlurteilen und verwildertem romantischem Pläneschmieden bestanden, sich tatsächlich als tragbare Konzeption herauskristallisieren sollten!

In der „Stalinfrage“ wurde z. B. das damals bekannte Prozentverhältnis von 70:30 gerne bemüht, um die Richtigkeit des Stalinkults zu beweisen. Wer daran Kritik übte, stand auf verlorenem Posten. Dickhut warf der „Neuen Einheit“ hier „Unterstellungen“ vor und meinte, dass damit die „Grundlagen der Diktatur des Proletariats“ angegriffen würden (126), wohingegen die „Neue Einheit“ zurück schoss und behauptete, dass man Stalins „Großmachtchauvinismus“ kritisieren müsse. (127)

Nicht anders wurden alle anderen Fragen debattiert. Sie spiegelten das Modell Dickhuts, aber auch das der „Neuen Einheit“ wider: Ein Einlenken war von Anfang an in weite Ferne gerückt und sollte womöglich auch von vornherein verunmöglicht werden. Warum dann aber der verbissene Streit? Auch hierbei könnte möglicherweise der Hinweis helfen, dass es nach den Spaltungen immerfort nur um die eine KPD/ML ging, die gegenüber den schwelenden Konflikten, den Verschwörern und dem Verrat abgesichert werden musste, um damit der VKPD/ML zum Durchbruch zu verhelfen.

Der Richtungsstreit entsprach eher einem mehr und mehr aufkommendem und zermürbendem Groll, der stets mit Warnungen, Besserwisserei, Abbruch der Gespräche und, wie Dickhut es gerne betonte, aus „arroganten Verhaltensweisen“ bestand. Viele lose Fäden wurden in rascher Folge zu einem Geflecht, aus dem heraus sich ableiten ließ, dass die eigentliche Schlacht nun rein gar nichts mit den zu debattierenden Fragen zu tun hatte, sondern dass es um die integeren und legitimen Sachverwalter des Marxismus-Leninismus ging, die die eine Seite hatte und die andere nicht.

Definitiv war der Streit, der am Ende nur noch von der einzelgängerischen Befangenheit der Führungspersonen beider Gruppen auf ihrer Suche nach den Werkzeugen der Macht getragen wurde, am 20.11.1971 beendet. Ab da gingen beide Gruppen getrennte Wege. Der „Wille zur Einheit“ war dabei nur vorgeschoben, ein Vorwand, der verdecken sollte, dass die Schlacht, bereits bevor sie anfangen sollte, geschlagen worden war.

Der „kleinbürgerliche Fluch“, der auf der „Neuen Einheit“ in dieser Auseinandersetzung lastete, wurde mit deren Hinweis auf die „Revisionistische Führungsclique“ und den „Rechtsopportunismus“ der KPD/ML-RW bzw. des KAB/ML ausgekontert. (128) Der eigentliche Briefwechsel zwischen den Gruppen mutierte so zum Plausch über Gott und die Welt.

So ist auch das eigentliche „Spaltungsdokument“ (129) nichts weiter als die Widerspiegelung der alten Ressentiments. Wenn die „Neue Einheit“ etwa in besonderer Weise als einen „Spaltungspunkt“ die latente Verbindung zwischen Faschismus und Sozialdemokratie (130) anführte, dann erinnerte das nicht nur an die alte ZB-Linie, sondern auch an die Tatsache, dass die Geschichte ihre Tragödien noch einmal als Farce nachspielt.


Anhang 1

Untergruppen der KPD/ML (Neue Einheit) waren:

Die „Kommunistische Hochschulgruppe“,

die sich vermutlich im März/April 1971 konstituiert haben dürfte. Organ der KHG, die nicht mit der gleichnamigen zweiten KHG in (West-)Berlin und deren gleichnamige Zeitung zu verwechseln ist, die ab 1973 auf der KBW-Linie arbeiteten, war die „Kommunistische Hochschulzeitung - Organ der Kommunistischen Hochschulgruppe“. Eine erste Ausgabe erschien wohl im April 1971. Die Zeitung erschien schon bald (spätestens mit der Nr. 2) mit dem Zusatz „Neue Einheit“. Vermutlich ging die KHG im Wesentlichen aus der Roten Zelle Mathematik (Rotzmat) an der Freien Universität hervor, die sich im Oktober 1969 konstituiert haben dürfte.

Der „Kommunistische Jugendverband (Neue Einheit)“

konstituierte sich ohne den Zusatz „Neue Einheit“ im März 1970 als Gruppe der KPD/ML-ZB. Er gab den „Gegendruck - Zeitung für Lehrlinge und Jungarbeiter in der Druckindustrie“ heraus. Die erste Ausgabe erschien wohl im Juni 1970. Die Nr. 2 des „Gegendruck“ erschien im Oktober 1970, wohl schon mit dem Zusatz „Neue Einheit“. Die offizielle Konstituierung des KJVD (Neue Einheit) (West-)Berlin fand jedoch erst am 7. März 1971 statt, was mit Auseinandersetzungen zwischen der KPD/ML-RW bzw. des KJVD-RW einerseits und KAB/ML/RJVD andererseits in Zusammenhang gebracht werden kann.

Die „Kommunistische Schülergruppe“,

die sich Ende Dezember 1971/Anfang Januar 1972 konstituiert haben dürfte. Organ der Gruppe war „Der revolutionäre Funke - Organ der Kommunistischen Schülergruppe Neue Einheit“. Die erste Nummer erschien am 5.1.1972.


Anhang 2

Weitere Daten aus der Datenbank MAO zur KPD/ML (Neuen Einheit) bis 1975, die in diesem Artikel nicht berücksichtigt wurden.


Anmerkungen

(1) Vgl. Dietmar Kesten: Zur Geschichte der KPD/ML-Zentralbüro, auf www.mao-projekt.de, B: Kapitel 8-10.

(2) Vgl. Neue Einheit Nr.1/2, Berlin 1971, S.343; KPD/ML-Neue Einheit: Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML, 2. Auflage, Berlin 1971,S.IV; Bolschewik Nr.0, Essen o.J. (März 1970); Revolutionärer Weg Nr. 4, Solingen 1970.

Der Jugendbeauftragte der KPD/ML, Ezra Gerhardt, ist durch diesen Eingriff in die organisatorische Selbstständigkeit der Jugendorganisation, laut KJVD (Neue Einheit), maßgeblich mit dafür verantwortlich, dass der Einfluss der Berliner Roten Garde stark zurückgegangen ist bzw. diese fast ganz zerfällt. Vgl. auch: KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Die linkssektiererische Linie in der KPD/ML, 2.Aufl.age Berlin 1971,S.IV.

Dieser Verweis bezog sich auf den März 1970.

(3) Vgl. Beschluss des ZK der KPD/ML (Neue Einheit) zur Namensabänderung, auf: https://www.neue-einheit.com.

(4) Ebd.

Vgl. auch: KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Über das erste Zentralkomitee der KPD/ML-Neue Einheit, in: Über die hinterlistige Falle, die die Rote Morgen Clique , ergänzt durch die Rote-Fahne Clique, dem Marxismus-Leninismus in Deutschland stellt, Westberlin, 1. Auflage, 16. Oktober 1972.

In der „Neuen Einheit-Zeitschrift für Politik und Ökonomie“ Nr. 5/2004 wurden übrigens einige frühe Artikel aus dem „Roten Morgen“ abgedruckt, etwa „Auf Kautskys und Togliattis Spuren“ (August 1968).

(5) Ebd.

(6) Vgl. Die Revolutionäre Stimme Nr. 4, Berlin 1971, Beilage.

(7) Vgl. Horst W. Schmollinger/Richard Stöss: Die Parteien und die Presse der Parteien und Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1974., München 1975, S. 177.

(8) Vgl. Gegendruck Nr. 1, (West-) Berlin 1970.

(9) Vgl. Gegendruck Nr. 2, (West-) Berlin Oktober 1970.

(10) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): ZK-Dokument: Zu einigen Fragen der Entwicklung der Parte, Abschnitt: Die erste Phase der Partei, in: Über die hinterlistige Falle, die die Rote Morgen Clique , ergänzt durch die Rote-Fahne Clique, dem Marxismus-Leninismus in Deutschland stellt, Westberlin, 1. Auflage, 16. Oktober 1972, Anhang, S. 1.; Ders.: Anmerkungen zum MLPD-Geschichtsbuch 1. Teil. Dokumente zur Auseinandersetzung 1970/71, (West-)Berlin 1986, S. 4ff.; Neue Einheit 1/2 (West-)Berlin, März 1971.

Nach Horst W. Schmollinger/Richard Stöss konstituierte sich die „Neue Einheit“ im Juni 1970. Höchstwahrscheinlich handelte es sich dabei, wie die Datenbank MAO (www.mao-projekt.de) zu berichten weiß, höchstens um eine Konstituierung des KJVD-NE.

Vgl. Horst W. Schmollinger/Richard Stöss: Die Parteien und die Presse der Parteien und Gewerkschaften in der Bundesrepublik Deutschland 1945-1974, München 1975, S.177.

(11) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Über das erste Zentralkomitee der KPD/ML-Neue Einheit, in: Über die hinterlistige Falle, die die Rote Morgen Clique , ergänzt durch die Rote-Fahne Clique, dem Marxismus-Leninismus in Deutschland stellt, Westberlin, 1. Auflage, 16. Oktober 1972, Anhang: II.

(12) Ebd., IVf.

(13) Ebd.

(14) Ebd. II.

(15) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Zu den Grundfragen der Partei und der gegenwärtigen Situation. Erklärung der KPD/ML-Neue Einheit vom 5. April 1972; in: Neue Einheit (West-)Berlin 1972, S. 1. und S. 30.

(16) Ebd. S. 20.

(17) Ebd. S. 22.

(18) Ebd., S. 24.

(19) Vgl. Über die hinterlistige Falle …, S. 57f.

(20) Zur 1. Mai-Demonstration 1972 liegen eine Reihe von Berichten vor. Zunächst soll auf den Beitrag von Jürgen Schröder verwiesen werden: Der 1. Mai 1972 in Berlin; auf: www.mao-projekt.de

Vgl. auch im Detail: KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Dokumente zum revolutionären 1. Mai; Neue Einheit Nr.1, Berlin 1972, S.35; MLH's TU/FU, Kampfrat, GSO, Rotzhis:1.Mai in Neukölln, Berlin o.J. (1972); KJO Spartacus-Ortsleitung Westberlin: Ohne Titel, Berlin 20.4.1972; Arbeiterkampf Nr.19, Hamburg Juni 1972,S.9 und 12; Wahrheit Nr. 4, Bremen 1972,S.5; Rote Fahne Nr. 40, 41, 42 und 43, Dortmund 7.4.1972, 19.4.1972, 3.5.1972 bzw. 17.5.1972,S.1, S.1, S.3 bzw. S.3f; LgdI-LV Berlin: Aufruf zum 1.Mai, Berlin o.J. (1972); Roter Morgen Nr.11, Hamburg 5.6.1972; Der NCR Arbeiter Nr.11 und 14, Berlin 14.4.1972 bzw. 26.4.1972; Kommunistische Hochschulzeitung Sonderblatt, Berlin 19.4.1972; Rote Presse Korrespondenz Nr. 166,Berlin 1972; Dem Volke dienen Sonderdruck, Berlin 1. Mai 1972; Die Revolutionäre Stimme Extrablatt, Berlin 11.11.72; Rotlicht/Die Rote Osramjugend Extrablatt, Berlin o.J. (1972); Rotlicht o. Nr., Berlin o.J. (1972);
Internationale Solidarität Nr. 4, Berlin Mai 1972,S.5.

(21) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit Nr. 1/2/1971, (West-)Berlin, 7.3. 1971.

(22) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Neue Einheit-Organ der KPD/ML/Westberlin, 1/2 1971. Der zentrale Artikel der Ausgabe war: „Über die gegenwärtige Lage, die Bedingungen des Kampfes und die Aufgaben der Kommunistischen Bewegung.“

(23) Hartmut Dicke verstarb dem Bericht der „Neuen Einheit“ folgend, unter nicht geklärten Umständen am 18. April 2008 mit 60 Jahren in einem Berliner Krankenhaus. Vgl. https://www.neue-einheit.com.

(24) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Neue Einheit-Organ der KPD/ML/Westberlin, 1/2 1971.

(25) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit-Organ der KPD/ML-Neue Einheit Nr. 1/2 1972, (West-)Berlin, 8. Mai 1972, S. 1f.

(26) Ebd., S.29ff.

(27) Ebd., S. 29. Aufgerufen hatten zur 1. Mai Demonstration des KJVD - Neue Einheit, der KHO-Neue Einheit, die KPD/ML-Neue Einheit und der KOS-Neue Einheit.

(28) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Sondernummer: Großer Aufruf zur revolutionären Mai-Demonstration 1972, Nr. 2/1972, (West-)Berlin, 26. 4. 1972, S. 5.

(29) Ebd., S. 13. Alle Parolen: Ebd., S. 24.

(30) Ebd., S. 17.

(31) Ebd., S. 23.

(32) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Über die hinterlistige Falle, die die Rote Morgen Clique , ergänzt durch die Rote-Fahne Clique, dem Marxismus-Leninismus in Deutschland stellt, Westberlin, 1. Auflage, 16. Oktober 1972, S. 6.

(33) Vgl. Über die hinterlistige Falle …, S. 8.

(34) Ebd.

(35) Ebd., S. 11f.

(36) Ebd., S. 12.

(37) Ebd., S. 16f.

(38) Ebd., S. 20.

(39) Ebd., S. 19f.

(40) Ebd., S. 20.

(41) Ebd., S. 28.

(42) Ebd., S. 30.

(43) Ebd., S. 20.

(44) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Die internationale Lage, Europa und die Stellung der marxistisch-leninistischen Parteien Nr. 1/1973, (West-)Berlin, S. 22.

(45) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit Nr. 2/1974, (West-)Berlin, Oktober 1974, S. 40.

(46) Vgl. https://www.neue-einheit.com, Extrablatt Nr. 27 vom 15. 8.1996.

(47) Ebd.

(48) Ebd.

(49) Ebd.

(50) Vgl. https://www.neue-einheit.com

Vgl. auch: Artikel zu Rolf Martens; in: Neue Einheit. Zeitschrift für Politik, Ökonomie und Kultur, Zusammenfassende Nummern 1999/2, (West-)Berlin und Dortmund, S. 45ff.

(51) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit Nr. 1 1977/78. Zusammenfassende Nummern, (West-)Berlin 1977/78, S. 5ff.

(52) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit Nr. 1/1974, (West-)Berlin, 23. Januar 1974, S. 31.

(53) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit Nr. 2/1974, (West-)Berlin, S. 18ff.

Vgl. auch: Der Spiegel, Nr. 10, 1974 vom 4. 3. 1974: Artikel: Pekings Zorn auf Antonionis China.

(54) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit Nr. 2/1974, (West-)Berlin, S. 18ff.

(55) Ebd., S. 36.

Details zum Film: „China“, China/Italien 1972. Regie und Drehbuch: Michelangelo Antonioni; Mitarbeit und Text: Andrea Barbato, Kamera: Luciano Tovoli, Schnitt: Franco Arcalli, Ton: Giorgio Pallotta, Produzent: RAI, Rom. Gedreht wurde 1972 u. a. in Peking, Nanking und Shanghai und einigen ländlichen Gebieten. Originallänge: 220 Minuten (TV); 128 Minuten (Kino). Deutsche Fassung: 210 Minuten. Die Uraufführung war am 10. 9. 1973 in Paris. Der WDR III strahlte den Film am 1. 1. 1974 erstmalig aus, am 11.6.1974 wurde er in der ARD wiederholt.

(56) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Zur deutschen Einheit, in: Neue Einheit 2/1974, (West-) Berlin, Oktober 1974, S. 36.

(57) Ebd. S. 13.

(58) Ebd.

(59) Ebd., S. 17.

(60) Vgl. KPD/ML-Neue Einheit (Hrsg.): Eine grundlegende Frage der Geschichte und der Partei (Thesen), (West-)Berlin, Februar 1975.

(61) Ebd., S. 10.

(62) Ebd.

(63) Ebd. S. 22ff.

(64) Vgl. Dietmar Kesten: Zur Geschichte der KPD/ML-Zentralkomitee, auf www.mao-projekt.de; Teil 9: Der Außerordentliche Parteitag im November 1971.

(65) Ebd.

(66) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Neue Einheit 2/1975, (West-)Berlin, Oktober 1975, S. 11.

(67) Ebd., S. 18.

(68) Ebd., S. 19f.

(69) Vgl. Die Revolutionäre Stimme Nr. 1, (West-)Berlin, 22.7.1971.

Ausgeführt wurde dort u. a.:

„Die bürgerlichen Zeitungen machen jetzt einen großen Wirbel um den kommenden Besuch Nixons in der Volksrepublik China. Sie will einerseits einreden, dass der ‚Westen‘ eine mutige Initiative für eine ‚dauerhafte Friedenspolitik‘ unternommen habe, und dass andererseits nunmehr auch die Volksrepublik China eine ‚Weltpolitik‘ betreiben würde die sich in die Politik der ‚Supermächte‘ USA und der heutigen UdSSR, die andere Völker bevormunden und von sich abhängig machen, einreihen würde.

Sie will uns weismachen, dass letztlich jedes Land sich am imperialistischen internationalen Schacher beteiligt, dass es also eine sozialistische Politik, ein wirklich sozialistisches Land nicht gibt. Das ist der Kern ihrer Propaganda, und sie geben sich ‚optimistisch‘ und ‚voller Freude‘, dass sich die ‚westlichen‘ Prinzipien doch immer wieder durchsetzen.

Die Amerikaner haben in ihrem Aggressionskrieg gegen das vietnamesische Volk eine riesige Schlappe erlitten, bei der sich gezeigt hat, dass die amerikanische Militärmaschine kein wirkliche Kraft darstellt, sondern dass die wirklichen Kräfte, die sich durchsetzen, die revolutionären Volksmassen sind. Nun handelt die amerikanische Großbourgeoisie aus einer Zwangslage heraus. Sie haben ihren Krieg verloren, die Werktätigen in den USA stehen gegen ihre Unterdrücker und Ausbeuter, die ihre Söhne in Vietnam verheizt haben auf, und die Wirtschaft ist ruiniert.

Auf internationaler Ebene isolieren sie sich immer mehr. Sie sind gezwungen, von ihrem hohen Ross ein wenig herunterzusteigen. Das ist ein Grund, warum Nixon nach China fährt. Die Volksrepublik China aber hat sich noch nie gegen freundschaftliche Beziehungen zwischen den Völkern der USA und Chinas gestellt. Sie spricht sich aus für zwischenstaatliche Beziehungen zwischen Staaten unterschiedlicher Gesellschaftsordnung auf der Grundlage der gegenseitigen Achtung der territorialen Integrität und der Souveränität, des gegenseitigen Nichtangriffs, der gegenseitigen Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten, der Gleichberechtigung und des gegenseitigen Nutzens …

Der US-Imperialismus betreibt eine üble Hetze und offene Aggression gegen die VR China. Die USA aber haben immer versucht. China zu diskriminieren, zu verhindern, dass China diplomatisch voll anerkannt wird, und halten bis zum heutigen Tag die chinesische Insel Taiwan besetzt. In dieser Politik hat die USA eine ungeheure Schlappe erlitten und versucht nun ihr Gesicht au wahren«

Dazu dient die ganze Stimmungsmache, die von den Tatsachen ablenken soll. Wie absurd ist es, wenn Nixon als ein Vertreter, der im Namen von "Freiheit und Demokratie" nach China reist, hingestellt wird. Vor der Gründung der Volksrepublik China hat der amerikanische Imperialismus in China die volksfeindliche Bande der Tschiang-Kai-Schek-Truppen unterstützt und zur Abschlachtung von Millionen von Chinesen beigetragen. Die Volksbefreiungsarmee unter Führung Mao-Tsetungs aber genoss die Unterstützung der breitesten Volksmassen in China, war eine wirkliche Armee des Volkes und konnte so die imperialistische Armee vom Festland vertreiben…

Nach der Gründung begannen die US-Imperialisten mit der Politik der militärischen Umkreisung Chinas. Dabei entfesselten sie den Korea-Krieg und errichteten in zahlreichen asiatischen Ländern einen Militärstützpunkt nach dem ändern« Sie unterjochten eich diese Länder, indem sie korrupte Marionettenregierungen einsetzten und die Volksmassen mit einem System des Terrors, des Betrugs und der kulturellen Unterwanderung unterdrückten« Ihr Krieg in Indochina stellt den Höhepunkt ihrer Kriegspolitik dar.

Das sind die Tatsachen, die zeigen, was man von der US-Sendung von ‚Frieden und Freiheit‘ zu halten hat. Andererseits versuchen alle Reaktionäre immer wieder den Sozialismus in China falsch darzustellen, indem sie ihre Methoden der Volksrepublik China unterstellen. So soll China angeblich seinerzeit beim chinesisch indischen Grenzkonflikt und beim Eingreifen chinesischer Volkstruppen in Tibet eine aggressive Politik betrieben haben. In beiden Fällen scheuen sich aber die Reaktionäre, die Tatsachen offen auf den Tisch zu legen, weil sie eindeutig zugunsten Chinas sprechen…“

(70) Vgl. Die Revolutionäre Stimme, Nr. 2 (West-)Berlin, 2. 8. 1971.

(71) Vgl. Jürgen Schröder: Die Aktionseinheit zur Metalltarifrunde 1971 (MTR-AE), auf: www.mao-projekt.de.

(72) Vgl. Die Revolutionäre Stimme, Nr. 3 (West-)Berlin, 17. 8. 1971.

(73) Ebd.

(74) Vgl. Jürgen Schröder: Region: (West-)Berlin, auf: www.mao-projekt.de.

(75) Vgl. Die Revolutionäre Stimme, Nr. 4 (West-)Berlin, 31. 8. 1971.

(76) Ebd., Teil II zur Metalltarifrunde.

(77) Vgl. KPD/ML-NRW: Vorschlag eines Plans zur Vereinigung, Bochum, o. O., o. J. (1970).

Zum 6. Juni 1970 notiert die Datenbank Mao: „Das LSEK der KPD/ML NRW führt eine Besprechung mit Vertretern des KAB/ML durch. Ziel: Diskussion um die Möglichkeit einer Zusammenarbeit. Ein weiteres Treffen wird für den 11. Juli 1970 vereinbart.

Über folgende Tagesordnung wird, laut „RW“, Einigkeit erzielt: „1. Die Frage der politischen Linie. 2. Bestandsaufnahme und 3. Überprüfung der Möglichkeit der Zusammenarbeit bzw. der Verschmelzung.“ Resultat der Gespräche ist „die Einstimmigkeit in der politischen Linie“. Laut „RW“ war auch die LL der Roten Garde (RG) anwesend, die sich unseres Wissens allerdings bereits KJVD nennt. Vgl. ZK der MLPD (Hrsg.): Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985,S.209; Revolutionärer Weg Nr. 5, Solingen 1970,S.30.

(78) Interessant ist auch der Datensatz aus der Datenbank Mao. Dort heißt es unter dem Eintrag 31.8.1971: „Die KPD/ML-Neue Einheit beschuldigt die KPD/ML-ZB in der heute erscheinenden Nr.4 ihrer 'Revolutionären Stimme' in Berlin eine Kommunardengruppe und eine Gruppe von Studenten, die ehemals dem KB/ML Westberlin angehörten zum Landesaufbaukomitee ernannt zu haben.“ Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 4, (West-)Berlin 31. 8. 1971.

(79) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 5, (West-)Berlin 17. 9. 1971.

(80) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 6, (West-)Berlin 29. 9. 1971.

(81) Ebd.

(82) Vgl. Revolutionäre Stimme (Sondernummer 2), (West-)Berlin 24. 10. 1971.

(83) Vgl. Revolutionäre Stimme (Sondernummer 2): Nieder mit der korrupten Gewerkschaftsführung - Gegen das Verbot der KPD/ML-Neue Einheit, (West-)Berlin, o. O.; o. J. (1971).

(84) Ebd.

(85) Ebd.

(86) Vgl. Schröder: NCR Neukölln in Westberlin; auf: www.mao-projekt.de

(87) Vgl. Revolutionäre Stimme (Dreifachnummer) 7/8/9, (West-)Berlin, 12.11.1971; Sonderblatt zur Metalltarifrunde aus Nr. 7/8/9 12.11.1971- Warum befürworten wir den Aufbau von Kampfkomitees in den Betrieben (Klaus Sender), o. O., o. J. (1971).

(88) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Vgl. Betriebsverfassungsgesetz und Gewerkschaftsfrage, (West-)Berlin, 12. 7. 1970.

(89) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) (Hrsg.): Über das Wesen des DGB, (West-)Berlin, 8. 12. 1971.

(90) Vgl. https://www.neue-einheit.com, 30. Jahre Mitbestimmung, Internet-Statements 2006-67.

(91) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 1/2 , (West-)Berlin 21.1. 1972.

(92) Vgl. etwa: Roter Morgen Nr. 15, 6. Dezember 1971 (Begründung des „Dreibundes“, d. Vf.); Extrablatt zum 1. Mai 1972; Sondernummer-Es lebe der Kommunismus, Mai 1972.

Bekannt gegeben wurde in der Ausgabe 1/2 der „Revolutionären Stimme“ auch, dass sich im Januar 1972 die Kommunistische Schülerorganisation mit dem Organ „Der Revolutionäre Funke“ organisiert habe. Damit verfügte die Organisation neben ihrer Partei,- Jugend- und Hochschulgruppe nun auch über eine Schülergruppe.

(93) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 3, (West-)Berlin 17. 2. 1972.

(94) Ebd.

(95) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 4/5, (West-)Berlin 16. 3. 1972.

(96) Ebd.

(97) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr. 9, (West-)Berlin 21. 4. 1972.

(98) Vgl. Revolutionäre Stimme (Extrablatt): Aufruf für die Revolutionäre Demonstration zur Unterstützung des Volkskrieges in Vietnam, (West-)Berlin, 25. 4. 1972.

(99) Vgl. Revolutionäre Stimme Nr.6, (West-)Berlin 30. 3. 1972; 7/8, (West-)Berlin, 12.4.1972.

(100) Vgl. Revolutionäre Stimme (Extrablatt), (West-)Berlin 16.5.1972.

(101) Vgl. Revolutionäre Stimme (Extrablatt): Nieder mit der Verfolgung der Führer und Mitglieder der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (Neue Einheit), (West-)Berlin, 11.11. 1972.

(102) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) Hrsg.): Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML, (West-)Berlin, 4. Auflage, September 1972.

(103) Ebd. S. 8.

(104 Ebd.

(105) Ebd., S. 10.

(106) Ebd. S. 70ff.

(107) Vgl. Friedrich Wilhelm Schlomann/Paulette Friedlingstein: Die Maoisten. Pekings Filialen in Westeuropa, Frankfurt/M., 1970, S. 149ff.

(108) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) Hrsg.): Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML, (West-)Berlin, 4. Auflage, September 1972, S. 70f.

(109) Vgl. KPD/ML (RW) Hrsg.: Sondernummer. Warnung. Das trojanisch-trotzkistische Pferd in den Mauern der KPD/ML, Solingen 1971.

(110) Vgl. ZK der MLPD (Hrsg.): Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 130ff.

(111) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit) Hrsg.): Die Linkssektiererische Linie in der KPD/ML, (West-)Berlin, 4. Auflage, September 1972, S. 19.

(112) Vgl. ZK der MLPD (Hrsg.): Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 217.

(113) Ebd.

(114) ebd., S. 218.

(115) Ebd., S. 217ff.

(116) Ebd., S. 229.

(117) Ebd., S. 217.

(118) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit (Hrsg.): Anmerkungen zum MLPD-Geschichtsbuch-1. Teil. Dokumente zur Auseinandersetzung 1970/71, (West-)Berlin, 1986.

(119) Ebd., S. 6f.

(120) Vgl. Neue Einheit, Zeitschrift für Politik, Ökonomie und Kultur 2/1992, (West-)Berlin und Dortmund 1992, S. 41f.

(121) Vgl. Dietmar Kesten: Rezension des Buches „Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands, I. Teil: Entstehung, Entwicklung und Ende der „marxistisch-leninistischen Bewegung“, hrsg. vom ZK der MLPD, Stuttgart 1985; auf: www.mao-projekt.de; Kleinbürgerei als Weltformel. Rezension des Buches „Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands, II. Teil, 2. Halbband: Parteiaufbau vom KABD zur MLPD“, hrsg. vom ZK der MLPD, Düsseldorf 1986; auf: www.mao-projekt.de.

(122) Vgl. Jürgen Schröder: Solingen; Wuppertal; Gerd Flatow: Beiträge zur Biographie 1964-1980; auf: www.mao-projekt.de.

(123) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit (Hrsg.): Anmerkungen zum MLPD-Geschichtsbuch-1. Teil. Dokumente zur Auseinandersetzung 1970/71, (West-)Berlin, 1986.

(124) Ebd. Anhang (Dokumente).

Dazu eine Information aus der „Datenbank MAO“: 28. Dezember 1970: Laut „Geschichte der MLDP“ beginnen zweitägige Gespräche zwischen dem KAB/ML und dem KJVD Neue Einheit (NE) Berlin, an denen auch Willi Dickhut von der KPD/ML-RW teilnimmt. Im Mittelpunkt steht die Frage einer Einheit der Organisationen. Diskutiert werden aber auch eine Reihe von politischen Fragen. U. a.:
- Einschätzung des Imperialismus im Weltmaßstab,
- Verschärfung der Klassenkämpfe in der BRD,
- Hauptgegner der Arbeiterklasse (Faschismus, Sozialdemokratie),
- Stalinfrage.
Vgl. MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S.219.

(125) https://www.neue-einheit.com/

(126) ZK der MLPD (Hrsg.): Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 219.
Vgl. auch zur Beendigung der Zusammenarbeit der „Neuen Einheit“ mit Dickhut bzw. dem KAB/ML: Mao-Datenbank, Datum:

20. November 1971:
„Der LV der KPD/ML Westberlin (Neue Einheit) unter Führung von Klaus Sender (eigentlich: Hartmut Dicke) erklärt heute, jede weitere Zusammenarbeit mit KPD/ML(RW) und KAB/ML abzulehnen.“ Vgl. ZK der MLDP(Hrsg.): Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985,S.229.

(127) Vgl. KPD/ML (Neue Einheit (Hrsg.): Anmerkungen zum MLPD-Geschichtsbuch-1. Teil. Dokumente zur Auseinandersetzung 1970/71, (West-)Berlin, 1986, S. 26.

(128) Vgl. der MLPD (Hrsg.): Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985,S. 229.

(129) Vgl. https://www.neue-einheit.com/; Brief von Dickhut vom 9. Februar 1971.

(130) Ebd.



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