Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 8, Nr. 6, Juni 1980

Juni 1980:
Die Nr. 6 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "DEFA-Film Solo Sunny. Die Unruhe der DDR-Jugend und eine gekonnte Irreführung"
- "Plenzdorf und Kunze. Neuere Literatur der DDR"
- "Der 'neue Sozialistische Realismus' in der Malerei der DDR"
- "Hilf, damit das Lied noch lauter wird'. Widersprüche der ungarischen Jugend zur Politik der neuen Bourgeoisie"
- "Die Durchdringung der Westdeutschen-Ökonomie bildet die Basis für die Vorherrschaft des US-Imperialismus"
- "USA-10. EG-Mitglied. Von vornherein nicht nur äußerer Konkurrent sondern führender Teilhaber"
- "Über IWF und Weltbank sichern die USA ihre Kontrolle über den Weltmarkt"
- "Strategie und Taktik im Kampf gegen die Kriegsgefahr müssen geklärt werden, soll die Revolution dem Krieg zuvorkommen"
- "Statistische Daten zur internationalen Lage. Vor dem ersten und zweiten Weltkrieg und heute"
- "Unabhängigkeit Zimbabwes. Ein großer Sieg im Kampf gegen Imperialismus und Kolonialismus"
- "Berufsausbildung in Industriebetrieben der chinesischen Hauptstadt Beijing - Reportage"
- "Psychologie im 20. Jahrhundert I: Iwan Petrowitsch Pawlow"
- "Charles Dickens: 'Große Erwartungen"
- "Ein schwarzes Heer von Rächern, das langsam in den Furchen keimt"
- "Emile Zola: "Germinal"

Eingangs wird u. a. zu "Auseinandersetzung um den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau" und zum Iran Stellung bezogen, wozu es u. a. heißt: "Die USA hatten sich mit ihrer Aufforderung zum Boykott der Olympischen Spiele in Moskau an die Spitze des Protestes zu stellen versucht. So drohte der Protest gegen die sowjetische Invasion durch Boykott der Olympischen Spiele zu einem bloßen Ausdruck der Rivalität der beiden Supermächte zu werden. In Westeuropa haben sich die britische und die italienische Regierung, auch die portugiesische Regierung für einen Boykott der Olympischen Spiele ausgesprochen.

Die Nationalen Olympischen Komitees haben sich aber für die Teilnahme an den Olympischen Spielen entschieden. In Frankreich hat sich die Regierung von vornherein gegen einen Boykott der Olympischen Spiele gewandt und ihn als untaugliches Mittel gegen die Besetzung Afghanistans erklärt. Carters Boykottaufruf sei ein Fehler. In der Bundesrepublik haben schließlich Regierung und Parlament gemeinsam das Nationale Olympische Komitee zur Nichtbeteiligung an den Olympischen Spielen aufgerufen. In doppelter Weise haben sie dabei auf die Position der USA Bezug genommen: ss sei die Aufgabe der Sowjetunion, Bedingungen zu schaffen, unter denen die Sportler aller Länder an den Olympischen Spielen teilnehmen könnten. Solidarität mit den USA sei notwendig.

Es hatte geheißen, dass die Entscheidung des westdeutschen Olympischen Komitees einen wesentlichen Einfluß auf die Entscheidungen der anderen westeuropäischen Olympischen Komitees hätte. Das war nicht der Fall. Außer der Bundesrepublik hat von den mittleren imperialistischen Staaten nur noch Japan die Nichtbeteiligung an den Olympischen Spielen beschlossen. Damit haben die beiden imperialistischen Länder, die nach dem zweiten Weltkrieg am engsten in den Einflußbereich der USA gezwungen wurden, den USA Gefolgschaftstreue gehalten. In keinem der imperialistischen Länder ist die Entscheidung über den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau den Regierungen von den Volksmassen aus der Hand genommen worden.

Trotz breiter öffentlicher Debatte blieb die Entscheidung den diplomatischen Zirkeln, der Ministerialbürokratie, den Entscheidungsgremien der Finanzbourgeoisie überlassen. In Westdeutschland gab und gibt es eine breite Meinung, dass die sowjetische Aggression gegen Afghanistan mit einem Boykott der Olympischen Spiele beantwortet werden solle, aber diese Meinung unter den Massen spielte bei der Entscheidung der Regierung und des Parlaments eine völlig untergeordnete Rolle. Sie ist nicht bestimmend. Der Boykott der Olympischen Spiele in Moskau bleibt eine bürokratische Angelegenheit und Instrument imperialistischer Manöver. Dass es unter diesen Umständen zu keiner einheitlichen Initiative der EG-Länder kam, ist eher gut. Unter den Ländern der Dritten Welt konnte keine einheitliche Front für den Boykott der Olympischen Spiele in Moskau gebildet werden.

Viele Länder der Dritten Welt werden an den Olympischen Spielen in Moskau teilnehmen. Von den Ländern der Dritten Welt, die an den Olympischen Spielen in Moskau nicht teilnehmen wollen, begründen nur einige ihren Schritt mit der sowjetischen Okkupation Afghanistans. Der Aufruf Carters zum Boykott der Moskauer Spiele hat unter den Ländern der Dritten Welt keine gute Auswirkung gehabt und konnte sie auch nicht haben.

Von den sozialistischen Ländern nimmt die VR China nicht an den Olympischen Spielen in Moskau teil. Sie hat ihre Nichtteilnahme prinzipiell begründet und argumentiert, daß die Ausrichtung der Olympischen Spiele in Moskau bei anhaltender Aggression gegen Afghanistan den Richtlinien der Spiele widerspreche. Obwohl der Versuch der Sowjetunion, über Friedensspiele in Moskau die Aggression gegen Afghanistan vergessen zu machen, sicherlich gescheitert ist, ist ein wirksamer Boykott der Olympischen Spiele in Moskau durch die Völker der Welt ebenfalls nicht zustande gekommen.

Wirksame Initiativen im Kampf gegen den Hegemonismus können nur von der Dritten Welt und von der Völkern selber ausgehen. Eine Initiative der Dritten Welt kam aber nicht zustande, obwohl die Konferenz der islamischen Staaten zunächst einen Boykott der Olympischen Spiele in Moskau als Mittel des Protests gegen die sowjetische Aggression in Afghanistan in Erwägung gezogen hatte. Die Volksmassen in den imperialistischen Ländern sind aber gegenwärtig zu einer solch großen, selbständigen Initiative im Kampf gegen Imperialismus und Hegemonismus noch nicht in der Lage. So konnte auch nicht verhindert werden, daß die Rivalität der beiden Supermächte in der Boykottentscheidung die Hauptseite blieb. Dabei zeigte sich, in welchen Ländern die USA den größten Einfluß auf die Regierungen haben, und es zeigte sich auch, dass sich die EG-Länder selbst dann nicht unbedingt nach den Beschlüssen der USA richten, wenn die Bundesrepublik diese Beschlüsse nach einigem Wenn und Aber übernimmt.

Scheinbar mehr Erfolg hatten die USA bei der Durchsetzung ihrer Boykottmaßnahmen gegenüber dem Iran. Hierbei verlangten die USA Solidarität nicht gegenüber der anderen Supermacht, sondern gegenüber einem Land der Dritten Welt, das sich auf keinen Fall erneut den USA und ihrem Willen unterwerfen will. Aber zufrieden können die USA mit dem Vorgehen ihrer Verbündeten innerhalb der EG auch hier nicht gerade sein. Mitglieder der Bundesregierung hatten vor der ersten Außenministerkonferenz, die sich mit dem Wirtschaftsboykott gegen den Iran befaßte, sich gebrüstet, notfalls führe die BRD den Boykott allein durch. Es kam dann zu einem Beschluß der EG-Außenminister, Boykottmaßnahmen entsprechend einem durch Veto der SU im Sicherheitsrat der UNO abgelehnten US-Antrag durchzuführen, wenn die Freilassung der Geiseln nicht bis Ende Mai erreicht sei.

Kurz darauf griffen die USA den Iran militärisch an und scheiterten. Auf ihrer neuen Konferenz beschlossen die EG-Außenminister dann einen eingeschränkten Boykott des Iran, der alle langfristigen Verträge ausnimmt und nur jene Lieferungen umfaßt, die seit der Besetzung der amerikanischen Botschaft abgeschlossen worden waren. Das sind nicht viel. Die britische Regierung steckte nach Krach innerhalb der Unterhausfraktion der Konservativen noch ein Stück zurück und ließ nur neue Verträge untersagen. Schön jetzt werfen sich die Kapitalisten vor, die Verträge der anderen Länder ließen viele Umgehungsmöglichkeiten offen. Die iranische Regierung hat einen Teil ihres Handels schon auf Länder der Dritten Welt umgestellt, und die westeuropäischen Kapitalisten möchten auf jeden Fall im Markt bleiben …"

Geworben wird für Marx: "Das Kapital", W. I. Lenin: "Was tun?". Zudem wird das Inhaltsverzeichnis der "Kuk" 1/1980-6/1980 veröffentlicht.
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, 8. Jg., Nr. 6, Frankfurt/M., Juni 1980.

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