Kommunismus und Klassenkampf, Jg. 8, Nr. 5, Mai 1980

Mai 1980:
Die Nr. 5 von "Kommunismus und Klassenkampf" erscheint.
Artikel der Ausgabe sind:
- "Wenige Konzerne beherrschen den Platten- und Cassettenmarkt"
- "Der deutsche Schlager hat an Zugkraft verloren. Was folgt ist kaum besser"
- "Außer den Plattenkonzernen ist ein ganzer Apparat am Werk. Ab 40.000 Singles wird die Sache ein Geschäft"
- "Reeducation.Umerziehung durch die US-Besatzernach 1945"
- "Die deutsche Bourgeoisie, ihre Kriegsziele und ihre Bündnisse in den beiden Weltkriegen"
- "Die deutschen Flottenprogramme. Die abenteuerlichen Pläne gingen jeweils ziemlich ruhmlos bankrott"
- "Kriegsvorbereitungen des britischen Imperialismus in den 30er Jahren Hitler zur "Neuordnung im Osten' ermutigt"
- "Für die USA war der 2. Weltkrieg eine günstige Gelegenheit, zur Hegemonialmacht in der Welt zu werden"
- "Volksfront '36. Die Arbeiterklasse zügelt den französischen Imperialismus Ihr Scheitern läßt die Kriegsgefahr wachsen"
- "Italien im 2. Weltkrieg. Nach der Niederlage antifaschistischer Befreiungskrieg unter proletarischer Führung"
- "Die Sowjetunion im 2. Weltkrieg. Unter Stalins Führung werden die faschistischen Aggressoren isoliert und entscheidend geschlagen"
- "Der Kampf um die Nachkriegsordnung in Europa"
- "Die Indianer Nordamerikas. Eine Taschenbuchübersicht"
- "Stereotaktische Psychochirurgie Dem Staat die Kosten, dem Kranken die Anstalt ersparen (Roeder)"
- "Investitionen und Sachvermögen 1960-1976"
- "Flaubert: 'Madame Bovary". Eigentum, Familie, Religion, Ordnung". Schlachtruf der Bourgeoisie nach 1848"

Eingangs heißt es u. a. zur "deutschen Bourgeoisie" und zum "deutschen Imperialismus nach 1945": "Am 8. Mai 1945 unterschrieben die Nachfolger Hitlers die bedingungslose Kapitulation gegenüber der Antihitlerkoalition. Die Niederlage des deutschen Imperialismus ist ein Sieg der Völker und der 8. Mai wird von den Völkern der Welt als ein Tag des Sieges über Imperialismus und Krieg gefeiert. Für das deutsche Volk und die Arbeiterklasse in Deutschland ist es gleichzeitig ein Tag, um sich der eigenen Niederlage gegen den Hitlerfaschismus zu erinnern und ihre Gründe zu untersuchen.

Der Hauptgrund liegt im Scheitern der Revolution von 1918 und der revolutionären Kämpfe der Arbeiterklasse, die bis zum Jahr 1923 einen Aufschwung genommen hatten. Auch hier stand die Frage: gelingt es der Arbeiterklasse die Niederlage der deutschen Bourgeoisie gegen ihre äußeren Feinde zu nutzen, um ihre Herrschaft zu stürzen, oder gelingt es der Bourgeoisie, die Niederlage mit der 'Dolchstoßlegende' hinwegzuerklären und durch den Appell an die chauvinistische Volksgemeinschaft, Bedingungen für die Wiederaufnahme des Kampfes um die Weltherrschaft herbeizuführen, indem für das Elend der Volksmassen nicht die Ausbeutung im Innern, sondern die Konkurrenz der äußeren Rivalen verantwortlich gemacht wurde. War Versailles die Ursache des Elends oder war Versailles nur eine weitere Last, die die herrschenden Ausbeuter der Arbeiterklasse und den Volksmassen aufgebürdet hatten und die nur im Kampf gegen die Ausbeuterherrschaft abgeworfen werden konnte? Hitlers Erfolgsrezept bestand darin, diese ursprünglich ziemlich klare Auseinandersetzung zu verwirren. Darauf war schon der Name der nationalsozialistischen Partei angelegt. Sozialismus ist die Antwort der Arbeiterklasse auf die Tatsache der Spaltung der bürgerlichen Gesellschaft in die herrschende Ausbeuterklasse und in das ausgebeutete Proletariat. Er wird in dem Maße aktuell, wie der Nationalismus überholt ist.

Das ist in Deutschland wenigstens seit 1870 der Fall. Für die Arbeiterklasse konnte der Nationalismus niemals Triebkraft sein, aber seine historischen Aufgaben waren bis dahin noch nicht erledigt. Sozialismus mit Nationalismus zu "verschmelzen" sollte den Klassengegensatz als Triebkraft des selbständigen Handelns der Arbeiterklasse ersetzen durch den Gegensatz zwischen deutschem Imperialismus und dem Rest der Welt. Nationalsozialismus hieß nichts anderes als Herstellung der Volksgemeinschaft gegen den Rest der Welt unter Führung der herrschenden Klasse, der Bourgeoisie. Ein weiterer Schachzug Hitlers bestand darin, durch die Erfindung des Weltjudentums die Widersprüche zwischen Volk und Monopolbourgeoisie mit den Widersprüchen zwischen dem deutschen Imperialismus und seinen Konkurrenten zu verquicken. Im Innern wie nach außen hatte sich die Volksgemeinschaft gegen den allgegenwärtigen Feind, das Weltjudentum zusammenzuschließen.

Das Gespenst vom Weltjudentum sollte auch den proletarischen Internationalismus spalten, indem der Bolschewismus und die Sowjetunion als das jüngste und gefährlichste Kampfmittel des Weltjudentums gegen die Volksgemeinschaft ausgemacht wurde. Solche demagogischen Konzeptionen erfüllen ihren Zweck nicht erst, wenn sie von großen Massen befolgt werden. Es reicht, wenn sie Teile der Massen im Kampf in die Irre führen und lähmen. Die Basis dafür gab die ökonomische Krise ab, die wachsende Massen mit Verlumpung bedrohte, was den Faschisten die Verwirrung des Klassengegensatzes unter Berufung auf die Zersetzungserscheinungen der kapitalistischen Produktionsweise erleichterte und ihnen ermöglichte, die Widersprüche zwischen den imperialistischen Monopolgruppen unter dem Deckmantel von angeblichen nationalen und rassischen Gegensätzen zur Sache der 'Volksgemeinschaft' zu erklären.

Die nationalsozialistische Demagogie begann zu greifen wie die Wahlerfolge der Nazis zeigen. Sie erfaßte nicht den Kern der sozialdemokratischen und kommunistischen Arbeiterbewegung, aber sie reichte, um diesen Kern der Arbeiterbewegung, der zudem gespalten war, zu isolieren und ihn daran zu hindern, die Mehrheit der Volksmassen hinter den Zielen der Arbeiterbewegung im Kampf gegen Kapitalismus und Imperialismus zusammenzuschließen …

Gleichziehen wollte der deutsche Imperialismus mit England. Aber während die englischen Kolonien sich zum Unabhängigkeitskampf rüsteten, konnten die deutschen Imperialisten nicht ausgerechnet die sozialistische Sowjetunion in eine Kolonie verwandeln. An der Weite der Perspektive hat es den Nazis nicht gefehlt …

Carl Goerdeler, einer der Väter der bürgerlichen 'Widerstandsbewegung', entwickelte sie 1943 gegenüber des britischen Imperialisten: 'Am schnellsten erhalten die angelsächsischen Reiche die meisten Kräfte für Südostasien frei, wenn die europäische Sicherung gegen Rußland durch Europa selbst erfolgen kann. Es wird notwendig sein, hierzu die europäischen Völker zusammenzubringen, aber das erfordert Zeit. Inzwischen wäre es Aufgabe Deutschlands diesen Schutz zu übernehmen'.

Es ist ein Segen, dass es den deutschen Imperialisten wenigstens nicht gelungen ist, um die bedingungslose Kapitulation herumzukommen. In 'Mein Kampf' hatte Hitler konstatieren müssen: 'Deutschland ist heute keine Weltmacht'. Dabei ist es auch geblieben. Die Bourgeoisie will sich damit heute so wenig wie damals abfinden. Es spricht alles dafür, dass die Geschichte über diese Bedenken bereits hinweg gegangen ist. Aber nur die Arbeiterklasse kann das Urteil gegen den deutschen Imperialismus vollstrecken. Die Beschlagnahme ihrer Fähigkeiten und die Aneignung ihrer Produkte macht seine einzige Stärke aus …"

Geworben wird für den Buchvertrieb Hager, u. a. für Mao: "Sechs militärische Schriften", für W. I. Lenin: "Zur nationalen und zur kolonialen Frage", für "Zeitschriften aus der Volksrepublik China", u. a. für: "China im Bild", "China Sports", "Social Sciences in China".
Q: KBW: Kommunismus und Klassenkampf, 8. Jg., Nr. 5, Frankfurt/M., Mai 1980.

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