Kommunistische Volkszeitung - Ausgabe Nord Jg. 5, Nr. 7, 17. Feb. 1977

17.02.1977:
Der KBW gibt die Nr. 7 seiner 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ - vgl. 16.2.1977, 24.2.1977) in einer Ausgabe Nord heraus mit den Artikeln "Am 19. 2. Demonstration in Brokdorf", "Demonstration in Brokdorf" und "Polizeitaktik. Gesichtspunkte zur Lage in Brokdorf".

Berichtet wird mit Hilfe der 'Volksmiliz' des SRK Bremen:"
Schwanewede. Formalausbildung. Bei der letzten Formalausbildung der 4./32 mußten wir im Gleichschritt auf dem Exerzierplatz marschieren, auf dem große, spiegelglatte Eisflächen waren. Alle hatten Mühe, sich überhaupt senkrecht zu halten. Einige Soldaten stürzten. Daraufhin wurden wir in Gruppen geteilt, damit die Unteroffiziere jeden einzelnen unter Kontrolle hatten. So mußten wir immer wieder über die Eisflächen und danach, egal ob es klappte, immer wieder 'nach hinten weg, im Laufschritt marsch' über die Eisflächen laufen.

Es gab eine Menge blauer Flecken. Man hätte sich die Knochen brechen können. Das wissen auch die Offiziere. Ihre ganze Schikane soll die Soldaten zum Kadavergehorsam abrichten."

Berichtet wird:"
Rotenburg / Wümme. In der Lent-Kaserne in Rotenburg / Wümme. sind Fernmelder und Heeresflieger stationiert. Vorigen Donnerstag war lebenskundlicher Unterricht. Ein Pfaffe hielt einen Vortrag über den Befreiungskampf der Völker Afrikas. Er versuchte den Soldaten weiszumachen, daß sich die Völker nach ihrer Befreiung gegenseitig abschlachten würden. Als ihm entgegengehalten wurde, daß der bewaffnete Befreiungskampf der Völker der Dritten Welt gerecht und nur von Nutzen für alle Arbeiter in der Welt ist, da entgegnete er: Sie sind immer dagegen, was ich sage, sagen Sie doch mal ja.' Als daraufhin die Soldaten anfingen zu lachen, war der Pfaffe mit seinem Latein am Ende."

Berichtet wird:"
Gerolstein. In der Fernmeldeausbildungskompanie 911 fand nach drei Wochen Grundausbildung die Vertrauensmannwahl statt. Drei Rekruten kandidierten auf einem Programm, das u.a. die Forderungen nach Dienstausgleich für Soldaten, die für Hin- und Rückfahrt zu ihrem Heimatort mehr als 12 Stunden benötigen, enthielt. Erhoben wird die Forderung nach Lohnfortzahlung während der Dienstzeit. Damit der Vertrauensmann Rechenschaft ablegen kann und die Mannschaften über Kampfschritte beraten können, wird gefordert: 'Wöchentliche Mannschaftsversammlungen während der Dienstzeit! Informationsbrett für den Vertrauensmann, Sprechstunden des Vertrauensmannes während der Dienstzeit!' Zum Vertrauensmann wurde mit 134 Stimmen bei 146 Anwesenden einer der Rekruten gewählt, die das Programm aufgestellt hatten. Inzwischen mußten einige der Forderungen bereits erfüllt werden: Informationsbrett und Sprechstunde für den Vertrauensmann; Gefreite vom Dienst werden nicht zur Wache und Bereitschaft eingeteilt."

Berichtet wird:"
Sobernheim. Ab Frühjahr 1977 sollen vom Militärflugplatz regelmäßig Übungen mit Phantom-Jägern aufgenommen werden. Die Gegend um Sobernheim ist in drei Lärmschutzzonen aufgeteilt worden. Lärmschutzzone I bedeutet, daß die Häuser abgerissen werden. Drei Ortschaften direkt am Flugplatz sollen ganz dem Erdboden gleich gemacht werden. Die Bewohner der Ortschaften Pferdsfeld und Eckweiler werden umgesiedelt. Lärmschutzzone 2 und 3 bedeuten unerträglichen Lärm.
Dagegen gibt es erheblichen Widerstand unter den Arbeiter und Bauern in der Umgebung. Die Armeeführung bereitet sich auf Auseinandersetzungen vor: Im Jagdbombergeschwader Sobernheim (JABO 635) finden in der letzten Zeit verstärkt Übungsalarme statt. Die Soldaten der ULS-Staffel (Unteroffizier-Lehr- und Sicherungsstaffel) werden in den Übungen gegen 'Stör- und Sabotagetrupps' eingesetzt. Der Auftrag ist, 'das vor uns liegende Gelände so zu sichern, daß ein Eindringen des Feindes unmöglich erscheint'. Geprobt wird die Zerschlagung von Demonstrationen. Durchs Megaphon wird gedroht: 'Laßt euch nicht von einigen Rädelsführern zu Straftaten gegen die Bundeswehr verleiten! Wir verteidigen auch eure Freiheit und eure Grundrechte… Räumt die Straße! Macht unverzüglich die Zufahrt und Ausfahrt frei, sonst müssen wir geeignete Schutzmaßnahmen einleiten!'"

Berichtet wird aus der Anti-AKW-Bewegung:"
Köln. Auf einer Veranstaltung der Bürgerinitiative 'Kernkraftwerk - Nein!' im Kölner Jugendpark mit etwa 250 Teilnehmern berichtete ein Sanitätssoldat aus Gerolstein über die Lage in der Armee und wie die Soldaten die Debatte über die Kernkraftwerke führen und in Resolutionen den Kampf gegen die Kernkraftwerke unterstützen und festhalten, daß sie sich niemals gegen die Volksmassen einsetzen lassen werden. Ein solcher Einsatz war der 11. Kompanie des Luftwaffenausbildungsregiments Hamburg-Wandsbek befohlen worden Ende August 1976; sie sollte gegen 'Illegale zivile Saboteure eines Atommülltransports' vorgehen (vgl. KVZ 36/76).
Die Veranstaltungsteilnehmer verabschiedeten mit überwiegender Mehrheit folgende Resolution: 'Wir begrüßen es, wenn die Soldaten sich dagegen zur Wehr setzen, sich als Instrumente des Staates gegen die Interessen des Volkes einsetzen zu lassen. Wir unterstützen euren Kampf gegen Kasernierung und Isolierung vom Volk und begrüßen es, wenn ihre euch in allen Fragen auf die Seite des Volkes stellt. Freie politische Betätigung in der Bundeswehr! Kein Kernkraftwerk in Brokdorf und auch nicht anderswo!'"

Beilagen wurden uns bekannt vom Bodensee, vom Unteren Neckar, aus Oberbayern / Schwaben, für Bremen-Unterweser, für Hamburg-Unterelbe und für Trier.
Q: Kommunistische Volkszeitung Ausgabe Nord Nr. 7, Mannheim 17.2.1977

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