09.12.1976:
Der KBW gibt seine 'KVZ' Nr. 49 (vgl. 2.12.1976, 16.12.1976) heraus mit den Artikeln:
- "Der Vertrauensmann bleibt!" zum PzArtlBtl 325 in der Lützowkaserne in Schwanewede;
- ein Bericht aus der Tauberfranken-Kaserne in Lauda;
- ein Bericht aus der 3./72 in Hamburg;
- "Sanitäter für Dienstausgleich" aus der Kurpfalzkaserne Speyer;
- "Übung 'Harte Walnuß' Einsatz taktischer Atomwaffen" aus dem FmBtl 9, Bruchsal.
Berichtet wird:"
Friedrichshafen / Bodensee. Eine Zivilstreife der Feldjäger wurde am 1.12 von über 25 Bewohnern eines Wohnblocks in der Eintrachtstraße in Friedrichshafen angegriffen und verprügelt. Die Feldjäger durchsuchten die Wohnung eines desertierten Bundeswehrsoldaten. Ein Kind, das durch die Pistole eines der Feldjäger erschreckt wurde, reif die Bewohner des Wohnblocks und der Nachbarschaft zusammen. Sofort kamen über 25 Männer, größtenteils Arbeiter, zusammen und verprügelten die Militärpolizisten. Daß diese sich als Feldjäger auswiesen, hat ihnen nichts genutzt. Sie wurden 'mit Todschlag bedroht', wie die bürgerliche Presse schildert. Einer der Feldjäger ging zu Boden. Die Polizeischergen der Armeeführung konnten sich schließlich nur retten, indem sie sich regelrecht den Fluchtweg freischossen. Ein junger Arbeiter wurde dabei erheblich verletzt. In wilder Flucht verließen die Feldjäger das Haus und rasten wie Bankräuber mit ihrem Wagen davon."
Berichtet wird vom AKW Brokdorf:"
In mehreren Kasernen wurden Solidaritätserklärungen von Soldaten mit dem Kampf der Volksmassen gegen den Bau des Kernkraftwerkes in Brokdorf gefaßt. Elf Soldaten der Herrenwaldkaserne in Stadt Allendorf erklärten: 'Wenn der Staat mit Polizei und Bundesgrenzschutz den Bauplatz besetzt, um den Baubeginn zu erzwingen, dann halten wir es für richtig, wenn ihr mit allen euch zur Verfügung stehenden Nordln dagegen vorgeht.' 'Wir stehen voll auf eurer Seite und werden uns niemals gegen solche Aktionen des Volkes einsetzen lassen.'
Sieben Soldaten der Kaserne 'Auf der Freiheit' in Schleswig unterstützen den Kampf 'und somit auch die Bauplatzbesetzung gegen das KKW in Brokdorf. Angesichts der Gewalt, die der Staat einsetzt, halten wir es für legitim, wenn auch ihr gewaltsame Nordl einsetzt.'
Vier Soldaten der Grenzlandkaserne in Flensburg (Schleswig-Holstein) schreiben in einer Solidaritätsadresse: 'Als Soldaten der Bundeswehr sind wir verpflichtet, bei 'innerem Notstand' die Freiheit und das Recht des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen'. Welches Recht und welche Freiheit wir da verteidigen sollen, sehen wir an Brokdorf. (…) Das werden wir niemals tun und erklären uns solidarisch mit dem Kampf gegen das Atomkraftwerk in Brokdorf.'"
Beilagen wurden uns bekannt vom Bodensee, für den Bezirk Mittlerer Oberrhein / Nordschwarzwald, für den Bezirk Rhein-Neckar I, für den Bezirk Rhein-Neckar II, aus Nordlfranken, aus Oberbayern / Schwaben, für Bremen-Unterweser, für Hamburg-Unterelbe und für Trier.
Q: Kommunistische Volkszeitung Nr. 49, Mannheim 9.12.1976