Kommunistische Volkszeitung Jg. 1, Nr. 1, Juli 1973

11.07.1973:
Die Nr. 1 der 'Kommunistischen Volkszeitung' (KVZ), des Zentralorgans des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW), erscheint ab heute auf Juli datiert in Mannheim mit dem Leitartikel "Breshnew bei Nixon" von Willfried Maier. Die Auflage der Nummer 1 der 'KVZ' beträgt ca. 31 000. Sie soll 14tägig erscheinen (vgl. 12.9.1973) und wird vom ZK des KBW herausgegeben. Für die Redaktion ist W. Maier verantwortlich. Die 'KVZ' erscheint im Verlag Kommunismus und Klassenkampf der in Mannheim ansässig ist. Zugunsten der 'KVZ' werden die bisherigen Zentralorgane der Vorläufergruppen des KBW eingestellt bzw. ihres überörtlichen Charakters entkleidet und - oft nach einer gewissen Pause - nur noch als Ortsbeilagen (OBL) der 'KVZ' fortgeführt.

Die Bremer 'Wahrheit' (vgl. Mai 1973), die zuvor die Aufgabe der bundesweiten Berichterstattung für die späteren KBW-Gruppen übernommen hatte, wird eingestellt. Stattdessen erscheint eine Ortsbeilage Bremen. In Freiburg wird der 'Klassenkampf' (vgl. 7.6.1973) zur Ortsbeilage, in Mannheim/Heidelberg wird die 'Arbeiterzeitung' (vgl. 4.6.1973) in Ortsbeilagen der KVZ ('Mannheimer Arbeiterzeitung', 'Heidelberger …') umgewandelt. Eingestellt wird auch die Hildesheimer 'Arbeiterzeitung' (vgl. 21.5.1973).

Von Martin Fochler stammt der Artikel zur Inflation bzw. den wilden Streiks für Teuerungszulagen (TZL):"
GEGEN DIE PREISTREIBEREI DEN LOHNKAMPF ORGANISIEREN!

Zu Beginn dieses Jahres noch haben die DGB-Gewerkschaften Tarife zwischen 8, 5% und 9, 5% abgeschlossen. Die SPD-Politiker, die in den Gewerkschaften fraktionsmäßig zusammenarbeiten, haben diese Abschlüsse als 'Stabilitätsbeitrag' bezeichnet und versucht, die Arbeitermassen von der Notwendigkeit eines solchen 'Stabilitätsopfers' zu überzeugen. Nachdem die Gewerkschaftsspezialisten von der SPD zunächst überall verbreitet hatten, die Abschlüsse wären eigentlich gar nicht so schlecht, begannen sie im Frühling weinerliche Stellungnahmen in der Presse abzusetzen. Unser (?) Stabilitätsopfer dankt uns keiner. Die Unternehmer lassen jede 'Preisdisziplin' vermissen, sagt Loderer von der IGM plötzlich. Offenbar versucht die Gewerkschaftsspitze jetzt den Eindruck zu erwecken, daß man von den Kapitalisten hereingelegt worden ist. Die Löcher, die der Tarifabschluß in die Kassen der Arbeiterhaushalte gerissen hat, wollen sie mit Krokodilstränen füllen. Bekanntlich kann man sich aber für Tränen nichts kaufen und deswegen verfängt das Gerede dieser Loderer bei den Arbeitern nicht. Wer wird aber auch im Ernst glauben, daß die SPD-Politiker in der Gewerkschaft nicht gewußt haben, was jedermann weiß: Die Kapitalisten nehmen die Preise, die der Markt hergibt.

Von den Kapitalisten 'Verantwortungsbewußtsein und Parteidisziplin' zu verlangen, heißt von ihnen zu verlangen, daß sie aufhören, Kapitalisten zu sein. Jedenfalls, was den Arbeitern als 'Verzicht und Opfer' abgezwungen wurde, befindet sich jetzt in den Taschen der Kapitalisten. Man muß nicht tief in die Wirtschaftswissenschaften eindringen, um zu verstehen: Wer von den Kapitalisten verlangt, sie sollten weniger üble Kapitalisten sein, die Preise nicht gar so hoch treiben, die Arbeitshetze nicht allzusehr steigern, weniger Überstunden aus den Arbeitern herauspressen und ein bißchen mehr Lohnfreiwillig geben, wer aus solchen Vorstellungen heraus die Taktik für den Lohnkampf bestimmt, der schafft genau die Lage, die wir jetzt haben. Die Kapitalisten steigern die Preise so hoch es der Markt erlaubt, sie steigern die Bandgeschwindigkeiten und heben die Akkordsätze, bis die Arbeiter die Brocken hinwerfen, sie verlangen Überstunden wie kaum zuvor und können sie wegen des niedrigen Lohnes auch erzwingen, kurz, sie machen Superprofite und geben freiwillig keinen Pfennig heraus, sondern zahlen erst, wenn man sie zwingt.

An diesen einfachen Wahrheiten versuchen sich die Sozialdemokraten vorbeizuschmuggeln und errichten dagegen höchst komplizierte Theorien, von sozialer Symmetrie, Sozialpartnerschaft. Wenn man aber diese Theorien beim Ergebnis packt, dann sieht man heute: Die Politik der Sozialpartnerschaft, der kleinen Schritte, ist eine Politik, die die Arbeiterklasse den Projekten der Kapitalisten unterwirft. Die kleinen Schritte erweisen sich als große Griffe in die Tasche der Arbeiter. Was gegenwärtig 'Fortschritte' macht, ist die Ausbeutung der Arbeiter durch die Kapitalisten. Die gegenwärtige wirtschaftliche Lage der Arbeiterklasse, das ist der Lohnabbau bei gleichzeitiger Steigerung der Arbeitnehmerintensität. In einer solchen Situation sich auf die Papierkritik an den Sozialdemokraten beschränken, das hieße, deren Geschäft mit betreiben. Notwendig ist es, diese Kritik und die Klarheit, die aus dieser Kritik gewonnen werden kann, hineinzutragen in die Fabrik und mit der Bewegung der Arbeitermassen, die gegen den Lohnabbau kämpfen wollen, zu verbinden. Seit Beginn dieses Jahres ist die Kette selbständiger Kämpfe gegen den Lohnabbau nicht gerissen. Inzwischen hat es in einer großen Zahl von Metallbetrieben, aber auch in anderen Branchen, Arbeitsniederlegungen gegeben. Über die Richtigkeit und Notwendigkeit von Streiks zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird in fast allen Metallbetrieben gesprochen. Unter dem Druck der Belegschaften finden in den meisten Betrieben Verhandlungen über innerbetriebliche Lohnerhöhungen statt. Wenn man den Kampf gegen den Lohnabbau organisieren will, dann muß man an diesen gegenwärtigen Auseinandersetzungen und Kämpfen anpacken. In diesen Kämpfen und Auseinandersetzungen, und nur in ihnen, kann man den Hebel finden, mit dem die Lage an der Lohnfront geändert werden kann. Der Kampf gegen den Lohnabbau organisieren, das heißt gegenwärtig, die selbständigen Kämpfe organisieren. Große Arbeitermassen sind es, die gegenwärtig gegen die Verschlechterung ihrer Lage zur Waffe des Streiks greifen wollen und auch greifen. Worin liegt die Bedeutung dieser Kämpfe, was kann man aus diesen Kämpfen lernen?

Alle diese Kämpfe müssen in einer für die Arbeiter schwierigen taktischen Situation geführt werden. Zwar herrscht gegenwärtig Hochkonjunktur, zwar machen die Kapitalisten Superprofite. Aber die Kapitalisten sind auf dem Weltmarkt in schwere Auseinandersetzungen verstrickt. Sie führen dort gegeneinander einen Handel- und Konkurrenzkrieg, der ungeheure Summen verschlingt. Um auf dem Weltmarkt zu bestehen, pressen die Kapitalisten im eigenen Land den letzten Tropfen Schweiß aus den Arbeitern und benutzen alle Nordl, um die Ausbeutung zu steigern. In einer solchen Lage den Kampf nicht aufzunehmen, die Kapitalisten bei ihrem Geschäft der Schweißauspressung gewähren zu lassen, das heißt, die Kapitalisten zu weiteren und noch schärferen Angriffen auf die Arbeiterklasse förmlich einzuladen. Mehr noch, in dem Maße, wie es der Kapitalistenklasse in einem Land gelingt, der Arbeiterbewegung Niederlagen beizufügen und die Ausbeutung zu verschärfen, in dem Maße erzwingt die Konkurrenz auf dem Weltmarkt weitere und schärfere Angriffe auf die Arbeiterklasse der anderen Länder, entwickelt sich der freie Wettbewerb der Kapitalisten der verschiedenen Staaten, treten die Kapitalisten der verschiedenen Staaten in ein Wettrennen der Ausbeutung ihrer Arbeiter ein. Der Kampf gegen den Lohnabbau aufnehmen, das ist das unabweisbare Gebot der Stunde. Kämpft man jetzt nicht, wird man später den Kampf aus einer noch unvergleichlich schlechteren Position heraus aufnehmen müssen. Für die Lage im Lohnkampf ist es jedoch nicht von erstrangiger
Bedeutung, ob die Kapitalisten das Geld sozusagen haben oder nicht. Entscheidend ist vielmehr die Geschlossenheit und Kampfkraft der Arbeiter. Wodurch ist aber die Geschlossenheit und Kampfkraft der Arbeiter bestimmt? Ganz ohne Zweifel durch den Grad ihrer Organisierung, ganz ohne Zweifel hängt im Kampf alles davon ab, daß die erzielten gemeinsamen Absichten auch umgesetzt werden können in diew Tat. Gerade da ber gibt es heute die größten Schwierigkeiten. Die betrieblichen Vertrauenskörperschaften sind meist von starken Mehrheitsfraktionen der SPD besetzt, die Vertrauensleutekörper oftmals ganz verrottet, gelegentlich mehrheitlich sogar bestochen. Nur selten gelingt es, in diesen Körperschaften eindeutig und klare Beschlüsse für den Kampf herbeizuführen. Um überhaupt in den Kampf gegen die Kapitalisten einzutreten, müssen die Arbeiter oft genug als erste Hürde ihre eigenen Vertreter überwinden. Meist läuft es so, daß unter dem Druck der 'Unruhe' der Beelgschaft Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Kapitalisten aufgenommen werden. In aller Regel um Forderungen, die die Belegschaft schon spalten. Oft kommt es vor, daß gerade kämpferische Kollegen sagen: Für eine solche Bettelforderung streike ich nicht. Diese Kollegen muß man unbedingt davon überzeugen, daß es nötig ist, gerade in einer solchen Situation außerordentlich gefährlich ist, den falschen Leuten die Initiative zu überlassen, daß es den Übermut der Kapitalisten herausfordern heißt, wenn man solche Verhandlungen regungslos über sich ergehen läßt. In einer solchen Situation die Betriebsrats- und Gewerkschaftsfürsten schalten und walten zu lassen, das ist ganz unmöglich und wird dazu führen, daß diese ihre falschen Ansichten fortwährend beibehalten und den Belegschaften aufzwingen werden. Weil viele Kollegen solche Argumente verstehen, kommt es dann oft zum Streik, und es ist ein Krieg an zwei Fronten, der da geführt werden muß. Ein solcher Kampf stellt außerordentlich hohe Anforderungen an das taktische Geschick der Arbeiter, es verlangt eine große politische Reife. Diese politische Reife und dieses taktische Geschick beweisen die Arbeiter, indem sie in ihrem Kampf die breiteste Demokratie entwickeln. Wenn es gelungen ist, eine Streikversammlung herzustellen, wenn man die Maschinen verlassen hat und sich auf dem Fabrikhof versammelt, dann hat man mit der Fabrikbesetzung, die die Diskussion der Arbeiter verhindert, die es den Kapitalisten erlaubt, diejenigen hinauszuwerfen, der den 'Arbeitsfrieden' stört, gebrochen. Dann kan man frei erörtern, wie die Interessen liegen und wie man sie gegen die Kapitalisten durchkämpfen muß. Die Kapitalisten aber, die sich in den Bewegungen geratenen Arbeitern gegenübersehen, geraten dann in große Furcht und sind, gerade deswegen, besonders gefährlich. Gerade weil die Kapitalisten sehen, wie es den Arbeitern gelingt, die Einheit herzustellen und geschlossen in den Kampf zu ziehen, erfaßt sie eine tiefe Furcht und deswegen werden sie alles tun, um die Einheit der Arbeiter zu zerstören. Heute aber, wo es die Partei der Arbeiterklasse noch nicht wieder gibt, und wo sich die betrieblichen und gewerkschaftlichen Vertretungskörperschaften überwiegend in der Hand von Reformisten und Revisionisten befinden, bieten sich den Kapitalisten ausgezeichnete Möglichkeiten, den Streik zu spalten und zu zerschlagen. Sie spielen den Betriebsrat gegen den Vertrauensleutekörper, Betriebsrat und Vertrauensleutekörper zusammen gegen die Belegschaft aus, aus Streikbrechern machen sie 'arbeitswillige Abteilungen', mit Lügen, Verdrehungen und Entstellungen versuchen sie den Kampfwillen der Arbeiter an einzelnen Stellen zu durchbrechen und den Streik aufzurollen. Dagegen gibt es heute nur ein Nordl, die breite Demokratie, die große Debatte. die die Arbeiter in Gang setzen, indem sie die Maschinen verlassen und sich versammeln, muß während des ganzen Kampfes gehalten werden! Während des Streiks zusammenbleiben, jede Maßnahme der eigenen Vertretungskörperschaften diskutieren und dazu Beschlüsse fassen, von Anfang an darauf bestehen, daß das Ergebnis der Streikversammlung vorgelegt wird, das ist die richtige Taktik in diesen selbständigen Kämpfen. So kann auch verhindert werden, daß die Kapitalisten und ihre direkten Handlanger sich an einzelne oder kleine Gruppen wenden und diese so unter Druck setzen, daß sie ihre Kollegen aufgeben, so kann verhindert werden, daß die Kollegen den Lügen der Kapitalisten Glauben schenken, weil es ja zu allen Fragen Augenzeugen gibt. Die Kraft der Arbeiter liegt in ihrer Zahl und der Fähigkeit, sich zusammenzuschließen um ein einheitliches Ziel. Diese Eigenschaft gegen die Kapitalisten in die Waagschale zu werfen, das ist das Nordl der Arbeiter im Kampf. Diese Kraft sichtbar zu machen, das ist eine taktisch Regel, die man unbedingt befolgen muß. Dann aber gerät Luft in die verstaubten Vertrauenskörper, die fortschrittlichen Vertrauensleute werden sichtbar. Man erkennt plötzlich und ganz unwiderleglich, weil auf der Seite der Belegschaft steht, wessen Tätigkeit den Kapitalisten nützt und den Arbeitern schadet. In diesen selbständigen Kämpfen bilden sich weiter, und das ist von großer Bedeutung, neue Kräfte heraus. Sehr gut sehen die Belegschaften, welche Kollegen unermüdlich an der Festigung des Streiks arbeiten, sehr gut sehen sie, welche Kollegen dem Geschwätz der Kapitalisten entgegentreten können. Genau kann man in diesen Kämpfen unterscheiden, wer geeignet ist, die Belegschaften zu führen und wer bloß ein Schwätzer ist. Die neugewonnenen Kräfte herauszufinden und zu beseitigen, ist ein Hauptanliegen der Kapitalisten. Sie werden stets versuchen, solche Kollegen aus der Fabrik zu werfen. Von Anfang an mußte man sich gegen diese Absicht verwahren und keinen Zweifel daran lassen, daß die Belegschaft Maßregelungen nicht dulden wird. In den selbständigen Kämpfen gewinnen die Belegschaften an Reife und Kampferfahrung, gewinnen sie an Selbstvertrauen.

In diesen Kämpfen erweist sich, daß man die Auseinandersetzung gehen kann, indem man sich strikt an den eigenen Interessen ausrichtet, zeigt sich, daß die Einheit der Arbeiter nur herzustellen ist auf der Grundlage der wirklichen Verhältnisse des Klassenkampfes. Das Beispiel dieser Kämpfe fürchten die Kapitalisten, fürchten auch die Sozialdemokraten, fürchtet die ganze bürgerliche Gesellschaft. Deshalb gibt es heute keine genaue Streikberichterstattung. Gerade weil das Beispiel ihrer Kollegen, die die Fesseln der Klassenversöhnler zerrissen haben, und sei es auch nur für kurze Zeit, mit großer Kraft auf alle Arbeiter wirkt, werden die Kämpfe so lange es geht, totgeschwiegen. Muß die bürgerliche Presse dann berichten, so geschieht das in verstümmelter, verdrehter und oft direkt gelogener Weise. Eine genaue, umfassende Berichterstattung dem gegenüberzusetzen, das ist eine außerordentlich wichtige Aufgabe der Kommunisten. In jedem dieser Kämpfe kommt es darauf an, die Solidarität aller Arbeiter mit den Streikenden sichtbar zu machen. Für die Streikenden ist es ein brennendes Problem, zu erfahren, wie sieht es bei uns im Zweigwerk aus, wissen die überhaupt, was läuft?

Wer es gesehen hat, mit welcher Begeisterung die Streikenden Solidaritätsadressen aus anderen Betrieben aufnehmen, wer es erlebt hat, wie es die Diskussion um den Lohnkampf im eigenen Betrieb vorwärtsbringt, wenn man ein Grußwort an die Streikenden verabschiedet und einen Geldbetrag sammelt, der kann gut verstehen, warum die Sozialdemokraten und alle bürgerlichen Kräfte eine Streikberichterstattung nicht durchführen. Die Solidarität der Arbeiter ist ihre Stärke, wer die Stärke der Arbeiter fürchtet, der muß ihre Solidarität untergraben und schwächen. Totschweigen oder Lügen, das ist ein Nordl, um diese Solidarität zu verhindern. Berichten, informieren, das ist eine Aufgabe, das ist ein erstes Nordl, um die Solidarität der Arbeiter herzustellen, das ist eine Aufgabe im Kampf gegen den Lohnabbau. Gegenwärtig, wo die Arbeiter anrennen müssen gegen die Folgen der letzten Tarifverträge, muß alles Gewicht darauf angelegt werden, welche Bedeutung die selbständigen Kämpfe auch und gerade auf dieser Ebene haben. Gerade weil die Arbeiter durch diese Verträge verhindern wird, daß die Arbeiter ihre Kraft geschlossen gegen die Kapitalisten in die Waagschale werfen, gerade weil diese Verträge mit ihrer langen Laufzeit und dem Zwang zum Tariffrieden die Kämpfe der Arbeiter zerstückeln bis hinunter oft genug auf Abteilungsebene, muß gezeigt werden, daß die gewaltigen Anstrengungen, die großen Opfer, die die Belegschaften im Kampf auf sich nehmen, nur zweckvoll sind, wenn man es anpackt, die Zeit der Klassenversöhnler zu beenden, den Tendenzen, die Gewerkschaften den Klassenversöhnlern zu überlassen, die Gewerkschaftsbücher hinzuwerfen, muß man entschieden entgegentreten, indem man die Eroberung der Gewerkschaften durch die Arbeiter auf die Tagesordnung setzt und organisiert. Jetzt im Herbst wird die Gewerkschaftsführung mit Überlegungen beginnen, wie es aufs Neue gelingen kann, Tarifverträge abzuschließen, die die Arbeiter binden und den Interessen der Kapitalisten Spielraum und Entwicklungsmöglichkeiten geben. Die in den selbständigen Kämpfen neu erwachten Kräfte, die neu gewonnenen Erfahrungen können und müssen eingesetzt werden, um dies zu verhindern. Der Bruch, den die Arbeiter mit der sozialdemokratischen Führung auf der Ebene des Betriebes vollziehen, muß ausgedehnt werden auf die Ebene der Tarifauseinandersetzungen. Schon jetzt kommt es darauf an, die betrieblichen Kämpfe von Anfang an zu verbinden mit der Forderung nach überbetrieblichen Tarifvereinbarungen. Aus dieser Bewegung heraus kann es gelingen, den Tarifkampf so vorzubereiten, daß die Arbeitermassen mit geschlossener Kraft gegen die Kapitalisten antreten können."

Der Artikel, enthält einen weiteren kleinen eingerahmten Artikel:"
PROZENTUALE ODER LINEARE - WELCHE FORDERUNG IST RICHTIG IM LOHNKAMPF?

Zur Zeit entwickeln sich in der Gewerkschaft und im Werk die ersten Diskussionen über die bei der nächsten Tarifrunde aufzustellenden Forderung. Manche Kollegen mit überdurchschnittlicher Punktbewertung waren mit der linearen Forderung der letzten Tarifrunde nicht zufrieden, weil die 46 Pfennig für sie- auf ihren bisherigen Stundenlohn angerechnet weniger bedeuten, als z. B. für einen 13-Punkte-Mann. Doch gegen eine prozentuale Forderung, die den höheren Lohngruppen mehr eingebracht hätte als den niedrigen, sprechen zwei Argumente. Zum einen besteht die Notwendigkeit eine Lohnerhöhung für jeden Arbeiter gleichermaßen, um seinen Lebensstandard zu sichern oder eventuell zu verbessern; denn das Brot ist für jeden 30 Pfennig teurer geworden, d. h. die Steigerung der Kosten der Existenzsicherung betrifft alle, und so muß die notwendige Lohnerhöhung für alle gleich sein. Zum zweiten ist dieses aufgefächerte Lohnsystem eine Gefahr für die Einheit der Arbeiterklasse. Prozentuale Forderungen würden die Schere zwischen niedrigen und höheren Lohngruppen nur noch größer machen. Wofür sollen wir dann einheitlich und geschlossen kämpfen? Für Prozente? In die Lohntüte kommen aber keine Prozente, sondern DM. Für ein gemeinsames Ziel, eine gleichhohe lineare Forderung für alle kann man aber gemeinsam kämpfen. Der geschlossene Lohnkampf aller, die Einheit also ist aber die stärkste Waffe, die die Arbeiterklasse hat. Das wollen die Kapitalisten genau verhindern, wenn sie durch ausgeklüngelte Lohngruppensysteme und Prozentangebote die Arbeiter zu spalten versuchen. Dem können die Arbeiter begegnen, wenn sie sich ein gemeinsames Ziel setzen: eine lineare Forderung."

Beide Artikel werden nachgedruckt in NRW bei Hoesch Dortmund (IGM-Bereich - vgl. Aug. 1973) durch das Kommunistische Kollektiv der KFR des KBW (vgl. Aug. 1973).

In "Den Kampf gegen die Bourgeoisie auf der richtigen Linie führen. Zur Kampagne 'Hände weg von der KPD'." wird der KPD durch den Ständigen Ausschuß u.a. vorgeworfen, "daß die grossmäulige Schwäche der Gruppe Rote Fahne(KPD)" von der Bourgeoisie ausgenutzt würde, "um Maßnahmen durchzuführen", die "der bürgerliche Staatsapparat … beliebig wiederholen" kann. Die Kampagne Hände weg von der KPD knüpfe an "keine reale Massenbewegung an". Eine zentrale Demonstration sei nur dann sinnvoll, "wenn eine Bewegung in der ganzen BRD und in Westberlin nach diesem Ausdruck verlangt. Eine solche Bewegung unter der Parole 'Hände weg von der KPD' gibt es aber nicht und kann es auch nicht geben. … Der schwindelhafte Charakter der Gruppe Rote Fahne (KPD) schlägt im Kampf gegen die Verfolgungsmaßnahmen eben nicht nur der Gruppe Rote Fahne (KPD), sondern auch den Kommunisten in den Rücken."
Der KBW beteiligte sich nicht an der Demonstration der KPD, spricht ihr den Charakter einer Partei der Arbeiterklasse ab und lehnt es ab, "den Kampf gegen die Angriffe auf die Gruppe Rote Fahne (KPD) als Solidaritätskampagne mit dieser Gruppe zu führen." Darauf hatte sich als einzige größere Organisation die GIM eingelassen. Der KBW hält der KPD entgegen, daß es die Hauptaufgabe der Kommunisten sei, den "Aufschwung der Arbeiterbewegung zur Offensive gegen die Herrschaft der Bourgeoisie" zu organisieren.

Verkaufsstatistiken (vgl. 11.7.1973) dieser Ausgabe, in Klammern die Anzahl der vertriebenen Exemplare, lagen uns bisher vor aus:
- Baden-Württemberg aus Freiburg (1 168), Heidelberg (886), Mannheim (785) und Waiblingen (188);
- Berlin (629), Bremen (2 347) und Hamburg (700);
- Hessen aus Eschwege (200), Frankfurt/Offenbach (ca. 1 700), Wetzlar (52) und Wiesbaden (200);
- Niedersachsen aus Braunschweig (450), Delmenhorst (96), Göttingen (1 000), Hannover (300), Hildesheim (400), Osnabrück (310), Wilhelmshaven (111) und Wolfsburg (ca. 331);
- NRW aus dem Ruhrgebiet (?), von der PL Hamm (204) und aus Köln (ca. 750);
und aus Schleswig-Holstein aus Kiel (500).

Eine Zusammenfassung der Kritiken aus den einzelnen Orten (vgl. auch dort) wird von einem Mitglied des Ständigen Ausschuß (StA) am 12.9.1973 für das ZK des KBW (vgl. auch dort) erstellt, in der es u.a. heißt:"
DIE KRITIK AN DER KVZ NR. 1

Nicht von allen Ortsgruppen sind Kritiken eingegangen. Aus Göttingen erreichte uns nur die selbständig abgesandte Kritik einer einzelnen Zelle. Stellungnahmen aus Heidelberg und Mannheim liegen mir überhaupt nicht vor. Aus Bremen wurden zwar die Kritiken von Zellen geschickt, eine Stellungnahme der Leitung dazu und zur Zeitung wurde nicht abgegeben.

Was den allgemeinen Charakter der Zeitung angeht, so laufen die Stellungnahmen darauf hinaus, daß es noch nicht gelungen sei, eine sich an die Massen wendende politische Zeitung zu machen. Das wird dargelegt am Erscheinungsbild ('zu wenig einprägsam'), an der Artikellänge (zu lang) und an der Gewichtung der Artikel. Insbesondere wird kritisiert, daß der Breschnew-Nixon-Artikel auf die erste Seite gekommen ist. Gleichzeitig wird bemängelt, daß eine Tendenz vorgeherrscht habe, bloß zu berichten (insbesondere am Fluglotsen-Artikel, aber auch am Steiner-Wienand- und am Watergate-Artikel). Darüber würde die Propagierung der sozialistischen Alternative und die 'Anleitung in Fragen des kommunistischen Standpunktes und des Eingreifens und der Aufgabe von Kommunisten' vernachlässigt (Klöckner VZ Bremen).

Bei den einzelnen Artikeln konzentriert sich die Kritik im wesentlichen auf drei:
1. Der Artikel von M.F. 'Gegen Preistreiberei…'
Klar wird moniert, daß der Artikel sich beschränke auf die Erörterung der unmittelbaren Kampfsituation im Betrieb, die Berechtigung des Kampfes darlege und die Fragen seiner Organisierung erörtere, daß er aber nicht die objektive Lage, das Verhältnis der Klassen zueinander beachte. Die KG Oldenburg und die Bremer Buchladenzelle werfen dem Artikel deshalb Vernachlässigung der politischen Aufgaben der Kommunisten in den Streikbewegungen vor.

2. W.M. 'Breschnew…'
Neben der Kritik an der Länge wird bemängelt, daß der Artikel die Stoßrichtung vermissen lasse, mehr analytisch als politisch sei. In nahezu allen Stellungnahmen wird moniert, daß im Gegensatz zu den diplomatischen Manövern der Imperialisten die Prinzipien sozialistischer Außenpolitik am Beispiel der VR China hätten dargestellt werden müssen.

3. Der Artikel zur Kampagne 'Hände weg…' Hier entfaltet sich eine beckmesserische Kritik an einzelnen Formulierungen des Artikels, die zum Anlaß genommen werden zu erklären, wir wollten wohl den Kampf um Organisationsfreiheit künftig nicht mehr führen, weil wir den für zu abstrakt hielten. Daß der Artikel sich die Frage stellt, WIE denn die Organisationsfreiheit für die Massen verteidigt werden kann, geht häufig verloren. Gleichzeitig wird bemängelt, daß die Kritik an der AO nicht auf Tatsachen aufgebaut sei, sondern Beschimpfungen enthalte. Insgesamt läuft die Kritik an diesem Artikel in allen Fällen darauf hinaus, daß unsere Haltung in der Frage eines möglichen Verbotes der GRF (KPD) auf Nachtrabpolitik und Ökonomismus hinauslaufe. In der Formulierung der Zelle Dienstleistungsbereich Uni Bremen heißt es dazu: 'Wir meinen, daß die Kommunisten und alle fortschrittlichen Menschen mit ihren Aktionen die Massen darauf aufmerksam machen müssen, wie der kapitalistische Staat die demokratischen Rechte mit Füßen tritt. Diese Tätigkeit ist nicht Organisierung schon vorhandener Massenbewegungen, sondern ist Aufklären und Aufrütteln der Massen'.

Einhellig kritisiert wird der Artikel zum Fluglotsenstreik. Dahinter steckt in den meisten Fällen wohl eine falsche politische Beurteilung des Streiks als einer Aktion von Privilegierten, gegen die man Stellung nehmen müsse. Hildesheim kritisiert dagegen das Programm: Bezahlung aller beamteten Personen nach Facharbeiterlohn. An diesem Fall wird auch durchweg demonstriert, was die Genossen meinen, wenn sie ausführlichere Anleitung vom kommunistischen Standpunkt aus erwarten: Die Beleuchtung einer Erscheinung, über deren Bedeutung man sich nicht klar ist, vom wissenschaftlichen Sozialismus aus.

Auf breite Kritik stößt die Streikberichterstattung, insbesondere der Artikel zum Klöckner-Streik. Hier wird bemängelt, daß er sich völlig auf die Beschreibung einer verworrenen Situation beschränke, ohne daß versucht worden wäre, zumindest eine Einschätzung der taktischen Situation zu geben, eine Erörterung der Fehler zu leisten, die Rolle der Kommunisten im Betrieb zu untersuchen usw.

Anregungen und Hinweise:
1. Eine Rubrik 'Kurz notiert' über Klassenkämpfe im nationalen und internationalen Rahmen sollte eingeführt werden (VZ Hanomag, Bremen).
2. Ein Hinweis auf Radio Tirana sollte enthalten sein (selbe).
3. Erste und letzte Seite zweifarbig drucken.
4. Kritik am Kopf (langweilig).
5. Einrichtung einer Organisationsrubrik, dort Kontaktadressen der Ortsgruppe, Veranstaltungen u.ä. anführen (Buchladen Bremen).
6. Spalte über die Auseinandersetzung in der kommunistischen Bewegung (selbe).
7. Rubrik sollte nicht heißen 'Streikberichte' sondern breiter 'Aus Betrieb und Gewerkschaft'.
8. Rubrikenüberschriften müssen deutlicher herauskommen.
9. Ein Artikel über Charakter und Aufgaben der Zeitung müsse her.
10. Regelmäßig müsse über den Revisionismus, insbesondere über die DDR berichtet werden.

Trotzkismus-Verdacht: Zwei Genossen der Bremer Buchladen-Zelle bemängeln, daß die Ligue Communiste (LC des VS der Vierten Internationale, d.Vf.) als ein Flügel der kommunistischen Bewegung bezeichnet wurde. Sie fordern Richtigstellung. Wesentlich massiver kommt dieser Verdacht aus der AG Weser BZ (in Bremen, d.Vf.). Im Lip-Artikel werde die Arbeiterkontrolle propagiert. Außerdem habe das NRF sich vorher schon trotzkistischer Neigungen verdächtig gemacht."

Dieser Text wird leicht abgewandelt auch im Rundbrief an die Ortsgruppen und befreundeten Organisationen vom 18.9.1973 verbreitet. Dort heißt es:"
Bei der Menge der eingegangenen Stellungnahmen können wir nicht auf jede einzelne eingehen. Zugleich ist es auch nicht sinnvoll, zu jedem Artikel, der kritisiert wurde, in einem internen Rundbrief eine Erläuterung zu schreiben. Die Normalform der Antwort auf Kritiken, die uns aus der Organisation erreichen, wird darin bestehen, daß auf geäußerte Auffassungen in anderen Artikeln zur selben Sache eingegangen wird. Obwohl also nur in seltenen Fällen eine unmittelbare Antwort möglich sein wird, fordern wir die genossen weiterhin auf, uns zu schreiben, da wir die Reaktion aus der Organisation brauchen, um zu wissen, ob wir es verstehen, in unserer Zeitung an den wichtigen Fragen richtig anzuknüpfen.

Was den allgemeinen Charakter der Zeitung angeht, so laufen die verschiedenen Stellungnahmen darauf hinaus, daß es noch nicht gelungen sei, eine sich an die Massen wendende politische Zeitung zu machen. Das wird dargelegt am Erscheinungsbild ('zu wenig einprägsam'), an der Artikellänge ('zu lang, zu wenig gegliedert') und an der Gewichtung der Artikel. Insbesondere wird kritisiert, daß der Breschnew-Nixon-Artikel auf die erste Seite gekommen ist. Gleichzeitig wird bemängelt, daß eine Tendenz vorgeherrscht habe, bloß zu berichten (insbesondere am Fluglotsen-, aber auch am Steiner-Wienand- und am Watergate-Artikel). Darüber würde die politische Einschätzung und die Propagierung der kommunistischen Alternative vergessen.

Was das Erscheinungsbild der Zeitung angeht, so hat es sich mit der 2. Nummer wesentlich geändert. Artikel aber, die ohne großen Kommentar über Vorgänge bloß berichten, ohne jeweils eine 'Anleitung in Fragen des kommunistischen Standpunktes und des Eingreifens der Kommunisten' (Klöckner VZ Bremen) zu geben, solche Artikel finden sich auch in der 2. Nummer und sind nötig, wenn die Zeitung nicht aus lauter langen Bandwurmartikeln bestehen soll. Allerdings werden wir uns bemühen, die jeweiligen Vorgänge so darzustellen, daß sie für sich sprechen.

Bei der Kritik an einzelnen Artikeln konzentriert sich die Kritik vor allem auf die folgenden:

1. Der Artikel von M.F. 'Gegen Preistreiberei…'
Hier wird moniert, daß der Artikel sich auf die Erörterung der unmittelbaren Kampfsituation im Betrieb beschränke, die Berechtigung selbständiger Kämpfe herausarbeite und das Vorgehen der klassenbewußten Arbeiter anzuleiten versuche, daß er aber nicht die objektive Lage, das Verhältnis der Klassen zueinander dargelegt habe. Einige Zellen werfen dem Artikel deshalb Vernachlässigung der POLITISCHEN Aufgaben der Kommunisten in den Streikbewegungen vor. - Unserer Auffassung nach ist diese Kritik, die seine Unvollständigkeit beanstandet, im Grunde nicht gegen den Artikel gerichtet, sondern eine Kritik an dem von uns gemachten Fehler, die Zeitung zwei Monate lang nicht erscheinen zu lassen, so daß erst jetzt wieder öffentlich Stellung bezogen werden konnte.

2. W.M. 'Breschnew…'
Neben der Kritik an der Länge wird bemängelt, daß der Artikel in der politischen Stoßrichtung unklar sei. In nahezu allen Stellungnahmen wird kritisiert, daß im Gegensatz zu den diplomatischen Manövern der Imperialisten die Prinzipien sozialistischer Außenpolitik am Beispiel der VR China hätten dargestellt werden müssen. - Letzteres trifft zu und muß in weiteren Artikeln nachgeholt werden. Aus dem vorliegenden Artikel blieb die Frage ausgeklammert, um ihn nicht noch mehr in die Länge zu ziehen. Die Einschränkung auf die Untersuchung der Widersprüche unter den imperialistischen Mächten wäre jedoch nur dann zu vertreten gewesen, wenn erörtert worden wäre, wie die Kräfte der Revolution das Anwachsen dieser Widersprüche nutzen können.

3. Der Artikel zur Kampagne 'Hände weg…'
Hier werden einzelne Formulierungen des Artikels zum Anlaß genommen, um zu erklären, wir wollten wohl den Kampf um Organisationsfreiheit künftig nicht mehr führen, weil wir den für zu abstrakt hielten. Stattdessen stellt sich der Artikel die Frage, WIE denn die Organisationsfreiheit der Massen verteidigt werden kann gegen Übergriffe des bürgerlichen Staates. Gleichzeitig wird bemängelt, daß die Kritik an der GRF (KPD, d.Vf. )nicht auf Tatsachen aufgebaut sei, sondern leere Beschimpfungen enthalte. Insgesamt läuft die Kritik an diesem Artikel in allen Fällen darauf hinaus, daß unsere Haltung in der Frage eines möglichen Verbotes der GRF auf Nachtrabpolitik und Ökonomismus hinauslaufe. In der Formulierung der Zelle Dienstleistungsbereich Uni Bremen heißt es dazu: 'Wir meinen, daß die Kommunisten und alle fortschrittlichen Menschen mit ihren Aktionen die Massen darauf aufmerksam machen müssen, wie der kapitalistische Staat die demokratischen Rechte mit Füßen tritt. Diese Tätigkeit ist nicht Organisierung schon vorhandener Massenbewegungen, sondern ist Aufklären und Aufrütteln der Massen'. Die Genossen haben übersehen, daß in dem Artikel die Frage erörtert wurde, ob es richtig sei, eine zentrale Demonstration in Karlsruhe durchzuführen, d.h. Massen zu organisieren und eine Bewegung zusammenzufassen. Daß Kommunisten auch die Aufgabe der Agitation und Propaganda haben ist richtig, wird aber in dem Artikel überhaupt nicht bestritten. Nur ist eben im Normalfall eine zentrale Demonstration kein Aufrüttelungsmittel, sondern tauglich nur zur Zusammenfassung schon in Bewegung gekommener Kräfte auf einer höheren Ebene und um dieser Bewegung ihre eigene Kraft zu offenbaren.

4. Der Artikel zum Fluglotsenstreik
Hinter der Kritik an dessen Kürze steckt wohl in den meisten Fällen eine falsche politische Beurteilung des Streiks als einer Aktion von Privilegierten, gegen die man Stellung beziehen müsse. Die Ortsleitung Hildesheim stellt dagegen das Programm: 'Die Bezahlung aller beamteten Personen wird in einer Höhe festgesetzt, die den Durchschnittslohn eines Facharbeiters nicht übersteigt.' Daß der Streik der Fluglotsen sich u.a. gerade gegen ihre Zwangsverbeamtung richtet, die ihnen das Streikrecht geraubt hat, darüber wird nicht nachgedacht. Im Grunde ist diese Argumentation gegen den Streik keine andere als die der Bundesregierung selbst, deren Pläne auf eine umfassende Einschränkung des Koalitions- und Streikrechts im öffentlichen Dienst hinauslaufen.

5. Auf breite Kritik ist die Streikberichterstattung gestoßen, insbesondere der Bericht über den Klöckner-Streik. Hier wird bemängelt, daß er sich auf die Beschreibung einer verworrenen Situation beschränke, ohne daß versucht worden wäre, eine Einschätzung der taktischen Situation zu geben, eine Erörterung der Fehler zu leisten, die Rolle der Kommunisten im Betrieb zu untersuchen. - Diese Kritik kann auch gegen Streikberichte in der KVZ Nr. 2 noch erhoben werden und deckt eine tatsächliche Schwäche auf, die wir dringend überwinden müssen. Dennoch erscheint uns die Veröffentlichung von Berichten auch dann richtig zu sein, wenn sie lediglich eine Chronologie der Ereignisse geben. Wir brauchen viel Material, um ein höheres taktisches Niveau in den Kämpfen auszubilden. In den nächsten Nummern der KVZ soll die Auseinandersetzung um die Fragen der Kampfführung verstärkt geführt werden.

WEITERE HINWEISE

a) eine Rubrik 'Kurz notiert' soll eingeführt werden über Klassenkämpfe im nationalen und internationalen Rahmen. - Geschieht, wenn es die Arbeitsbedingungen der Redaktion zulassen.

b) Erste und letzte Seite zweifarbig drucken. Nach wie vor aus Kostengründen unmöglich. Neues Layout ist aber auch einfarbig prägnanter als das alte.

c) Einrichtung einer Organisationsrubrik. - Geschehen.

d) Kontaktadressen der Ortsgruppen abdrucken. - Wird unmöglich sein, wenn wir mal 100 Ortsgruppen haben. … (2 Worte unleserlich, d.Vf.) alber wird, brauchen wir es auch jetzt nicht zu machen. Kontaktmöglichkeiten gibt es über Verkäufer, die lokale Büro- oder Kontaktadresse findet sich auf der lokalen Propaganda, in vielen Fällen auf der Ortsbeilage, die der Zeitung beigefügt ist. Kleinere Gruppen, die fast ausschließlich mit der Zeitung auftreten, sollten sich einen Stempel mit ihrer Kontaktadresse machen lassen. Veranstaltungen an den einzelnen Orten werden ebenfalls im Zentralorgan normalerweise nicht angekündigt werden können.

e) Rubrik 'Aus Betrieb und Gewerkschaft' einrichten statt 'Streikberichte'. - Wird geschehen.

f) Regelmäßige Artikel gegen Revisionismus, z.B. über Entwicklung in der DDR. Wir werden uns anstrengen, für einen Ulbricht-Artikel schien uns der aktuelle Anlaß schon zu weit zurückzuliegen. Einen grundsätzlichen Artikel über die Entwicklung der kommunistischen Bewegung in Westdeutschland, der nötig ist und erarbeitet werden muß, braucht nicht an der Lebensgeschichte Ulbrichts angehängt werden."

Burkhart Braunbehrens stellt fest: "Die Währungskrise geht weiter". Berichtet wird über die Gründung des KBW (vgl. 8.6.1973). C. Bucher berichtet über "Steiner, Wienand und andere…". Berichtet wird vom Streik der Fluglotsen und vom Kampf gegen die Hochschulgesetze aus Baden-Württemberg (vgl. 10.5.1973, 7.6.1973, 25.6.1973) und Bayern (vgl. 25.61973, 28.6.1973).

Berichtet wird aus Baden-Württemberg von der landesweiten Lehrlingsdemonstration (vgl. 23.6.1973), aus Freiburg durch die Klinikzelle über den "Skandal an Uniklinik", aus Heidelberg in "Harvester. Solidarität gegen Entlassungen" von IHC und über die Fahrpreiserhöhungen, aus Mannheim von John Deere über die Rücknahme aller Entlassungen bis auf zwei, über Jugendvertreterentlassungen bei BBC (gleich drei) und dem Großkraftwerk (GKM), über die DKP bei Daimler-Benz sowie vom Streik bei John Deere Mannheim, wo der KBW ebenso wie in Nordhorn-Range auf KPD und KPD/ML traf. Aus Reutlingen wird berichtet von Streiks u.a. bei Wafios und von der IGM (vgl. Juni 1973, 20.6.1973).

Aus Bremen wird berichtet von Streiks für TZL beim Bremer Vulkan (vgl. 14.6.1973) bei Klöckner (vgl. 25.6.1973), VFW Lemwerder (vgl. 25.5.1973), Nordmende (vgl. 27.6.1973) und von Engelhardt & Förster, wo die TZL von 42 bis 62 Pfennig freiwillig gezahlt wurde.

Aus Hessen wird berichtet aus Dörnigheim von Honeywell (vgl. 5.6.1973), aus Frankfurt von Klimsch (vgl. Juni 1973), Messer Griesheim (vgl. 8.6.1973) und Adler (vgl. 15.6.1973) sowie aus Wetzlar von Buderus.

Vom VW-Streik wird berichtet aus Kassel (vgl. 10.4.1973, 11.4.1973), Emden (vgl. 11.4.1973), Hannover (vgl. 11.4.1973), Salzgitter (vgl. 11.4.1973) und Wolfsburg (vgl. 12.4.1973, 13.4.1973).

Aus Niedersachsen wird berichtet über Nordhorn-Range, aus Oldenburg von AEG (vgl. 25.6.1973), aus Osnabrück von Karman (vgl. 7.6.1973).

Aus NRW wird berichtet in "Polizei rüstet gegen Streiks" über die Beschaffung von Räumpanzern, von Opel Bochum über eine Belegschaftsversammlung, von Krupp Essen (vgl. 15.6.1973), F&G Köln (vgl. 29.5.1973) und Karmann Rheine (vgl. 23.4.1973).

Aus dem Ausland wird berichtet aus den USA in "Watergate - Der Sumpf wird immer breiter" und aus Vietnam: "Unter dem Deckmantel des Rückzuges: US-Imperialisten bereiten 3. Indochinakrieg vor". Dokumentiert werden das "Vietnam-Zusatzabkommen" sowie "Thieus 10 Punkte".
Aus Belgien wird berichtet in "Antwerpen - Hafenarbeiter streiken 2 Monate", aus Griechenland über die Bundeswehr, aus Italien (vgl. 26.6.1973) und Spanien über Streiks, aus Azania: "BRD wird Resolution über Südafrika nicht anerkennen" und aus Frankreich über Lip Besancon und die Organisationsverbote (vgl. 28.6.1973).

Aus der VR China wird berichtet im Artikel "In chinesischen Betrieben".

Ortsbeilagen zu dieser 'KVZ' wurden uns bisher bekannt aus:
- Baden-Württemberg für Freiburg, für Heidelberg und Wiesloch sowie für Mannheim.
- Westberlin.
Quellen: Kommunistische Volkszeitung Nr. 1, Mannheim Juli 1973; KBW-ZK-StA: Rundbrief an ZK-Mitglieder, Mannheim 12.9.1973, S. 2;KBW-ZK-StA: Rundbrief, Mannheim 18.9.1973, S. 13ff.;KBW-StA-1 Mitglied: Die Kritik an der KVZ Nr. 1, o.O. 12.9.1973;Roter Hoesch Arbeiter Nr. 1, Dortmund Aug. 1973

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