Die hier dokumentierte Broschüre der Studentengruppen des KBW widmet sich detailliert der Bildungsreform von Jürgen Schmude, mit der nach der Öffnung der Hochschulen für Kinder der Arbeiterschaft und des Kleinbürgertums sichergestellt werden sollte, dass diese sich nicht etwa der bisherigen akademischen Freiheiten und Privilegien erfreuen können, sondern von den Hochschulen vielmehr zeitnah als mittlere Führungskräfte an die Wirtschaft abgeben werden.
Die Auflage von lediglich 3 000 Stück deutet auf den damals bereits stark gesunkenen Einfluß des KBW unter den Studenten hin.
Juli 1978:
Der Sprecherrat der Kommunistischen Studentenbünde und Hochschulgruppen des KBW gibt die Broschüre "22 'Orientierungspunkte' zur Hochschulausbildung" in einer ersten Auflage von 3 000 Stück zum Preis von 1,50 DM heraus.
Enthalten sind die Abschnitte:
- "'Notwendigkeit und Chancen der Studienreform' (Punkt I - III). Die Krise des Kapitalismus treibt die westdeutsche Bourgeoisie zur Eile bei der Vollendung der imperialistischen Bildungsreform";
- "'Bildung durch Wissenschaft' (Punkt IV). Für das Geschäft der Ausbeutung, Plünderung und Unterdrückung heuert die Bourgeoisie ihre Wissenschaftskader";
- "'Hochschulbildung als Berufsvorbereitung' (V). 'Der kapitalistischen Produktion genügt keineswegs das Quantum disponibler Arbeitskraft, welches der natürliche Zuwachs der Bevölkerung liefert. Sie bedarf zu ihrem freien Spiel einer von dieser Naturschranke unabhängigen industriellen Reservearmee' (Karl Marx, Das Kapital, Band I)" mit einem Kasten "Kapitalistische Rationalisierung";
- "'Mitverantwortung des Beschäftigungssystems' (VI). Der Orientierungspunkt: schlecht bezahlter Aufseher des Staates gegen die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes";
- "Wegweiser durch Schmudes 22-Punkte-Reform";
- "'Stoffbeschränkung und angemessene Studiendauer' (XIII). Schmude: 'Die Regelstudienzeit… ist als ein Instrument Teil der Studienreform selbst'";
- "Studienreform Anglistik: Was der Wissenschaftsrat 'durchgespielt' hat, wird von Schmude mit System betrieben. Vorarbeiten der 'Arbeitsgruppe' Geisteswissenschaften";
- "'Vorgabezeiten' und 'Belastungsgrenzen': Maßlose Verdichtung des Studiums und Überarbeit";
- "'Verbesserung der Hochschuldidaktik, Orientierung der Studenten und Prüfungen' (XIV - XVI). Das Netz von Bespitzelung und Prüfungsunterdrückung soll enger geflochten werden";
- "Eine weitere Maßnahme der 'Orientierung': 'Training beruflicher Qualifikationen' - Pauken und Klausuren wie noch nie zuvor";
- "'Orientierung der Studenten' (XV). Schmude: 'Studienberatung ist Teil des Lehramts'" mit einem Kasten "Das Studienberatungsmodell Frankfurt - ein plastisches Beispiel solider 'beruflicher Orientierung der Studenten'";
- "'Praxisbezug des Studiums' (XI). Hektisch betriebene Ausrichtung der Bourgeoiswissenschaft. Beispiel Geschichte" mit den Kästen "BAFöG. Der § 48 - ein Instrument der Reform" und "Lehrprogramm für das Wintersemester - das Bourgeoisinteresse spricht" zur Politologie in Heidelberg;
- "Neben der 'fairen Chance nach mittleren Positionen' besteht die 'faire Chance' zum Kolonialbeamten";
- "Nieder mit Imperialismus und Reaktion! Aktionseinheit im Aufbau der Fachschaftsgruppen! Kampf um die Studentenvertretungen, um Fachschaften und Verfaßte Studentenschaft! Durchsetzung des Koalitionsrechts!";
- "Auszüge aus Beschlüssen von Fachtagungen" der Medizin, Anglistik, Elektrotechnik, Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (ELFG), Wirtschaftswissenschaften, Geologie, Chemie und Psychologie; sowie
- "Dokumentenanhang. Auszüge aus den 22 Orientierungspunkten".
Quelle: KBW - Sprecherrat der Kommunistischen Studentenbünde und Hochschulgruppen: 22 'Orientierungspunkte' zur Hochschulausbildung, Frankfurt Juli 1978
Letzte Änderung: 04.11.2019