"Revolutionärer Weg - Probleme des Marxismus-Leninismus - Theoretisches Organ der KPD/ML", Nr. 3/1970: Antiautoritarismus und Arbeiterbewegung

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 18.2.2022

Vermutlich im Februar erschien die Nr. 3 des theoretischen Organs der KPD/ML zum Thema: "Antiautoritarismus und Arbeiterbewegung".

Die Ausgabe hatte mit dem "Antiautoritarismus" der Jugend- und Studentenbewegung nichts zu tun. Es fehlte jegliche Definition des "Antiautoritarismus", was er war, woher er kam und welche Züge er trug. Zudem wurde schematisch eine Gleichsetzung mit jenem des 19. Jahrhunderts vorgenommen und die "gleiche Bedeutung" mit dem damals aktuellen zum Prinzip erhoben. Das hatte alles mit der Arbeiterbewegung und erst recht mit dem Marxismus wenig zu tun. Stattdessen wurde als einzige Erscheinungsformen das "Kleinbürgertum" ausgemacht, das der Arbeiterbewegung diametral gegenüber stehe. Dabei handelte es sich um ein Sammelsurium von Proudhon-, Bakunin- und Cohn-Bendit-Zitaten, die, aus dem Zusammenhang gerissen, kaum dazu beitragen konnten, irgendeinen Beitrag zum Verständnis des Begriffs und seines politischen Standortes zu leisten.

Die Krone setzte sich die Ausgabe mit einem Artikel aus der französischen Zeitschrift 'L'humanite rouge' auf, der die Positionen der KPD/ML zum "Antiautoritarismus" stärken sollte. Dass ein einziger Artikel, der zudem kaum die Widersprüche in der französischen ML-Bewegung zu erklären vermochte, ausreichte, um die selbst erdachte Gleichheit der Auffassungen zu apostrophieren, war bar jeder Vernunft.

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Februar 1970:
Vermutlich im Februar erscheint die Nr. 3 des "Revolutionärer Wegs - Probleme des Marxismus-Leninismus - Theoretisches Organ der KPD/ML" zum Thema: "Antiautoritarismus und Arbeiterbewegung".

In der Vorbemerkung wird dazu ausgeführt: "Wir beabsichtigen weder, eine eingehende Geschichte des Antiautoritarismus zu schreiben, noch, uns auf eine haarspalterische Diskussion über die mehr oder weniger feinen Unterschiede der verschiedenen Theoretiker des Antiautoritarismus bzw. Anarchismus einzulassen. Es geht uns darum, einige Grundprinzipien des Antiautoritarismus aufzuzeigen, die bei dem modernen Antiautoritarismus die gleiche Bedeutung haben wie bei dem alten des 19. Jahrhunderts und der Zeit zwischen den Weltkriegen. Dabei werden wir versuchen, die kleinbürgerlichen Wurzeln freizulegen, wobei das Wort 'kleinbürgerlich' keine Herabsetzung bedeutet, sondern als wissenschaftliche Kategorie angesehen werden soll. Wir werden untersuchen, was an der kleinbürgerlich-revolutionären Bewegung nützlich für die Arbeiterklasse sein kann und was ihr schadet."

Inhalt der Ausgabe:
"I. Prinzipien des Antiautoritarismus und ihre Klassenbasis
- Vorbemerkung
- Erstes Grundprinzip: 'von außen' und 'von oben' (Organisationsfrage)
- Zweites Grundprinzip: 'hier und jetzt' (revolutionäre Praxis)
- Drittes Grundprinzip: 'Individuen gegen Abstraktionen' (Ablehnung des Proletariats als Klasse und seiner Wissenschaft)

II. Marxismus-Leninismus und Antiautoritarismus
1.) These von der Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparats
2.) These von einer künftigen Gesellschaft ohne Staat
3.) These vom notwendigen Kampf gegen den Bürokratismus
- Der Antiautoritarismus verhindert die Durchführung seiner richtigen Ziele

III. Der moderne Antiautoritarismus gleicht dem alten
1.) 'Von außen' und 'Von oben'
2.) 'Hier und jetzt'
3.) 'Individuen gegen Abstraktionen'

IV. Die kleinbürgerliche Wurzel der Studentenbewegung und die Schaffung des Bündnisses mit der Arbeiterbewegung
- Anhang: 'L'humanite rouge' vom 9. Juli 1969: Entlarvt die Anmaßung der Anarcho-Spontanisten, die die Fahnen der Mao-Tsetung-Ideen usurpieren!
- I. Teil: Wie die Anarcho-Spontanisten die Mao-Tsetungideen benutzen und verdrehen, um die Notwendigkeit einer Partei der Avantgarde zu leugnen
- II. Teil: Die Verwirrung, die aus der Idee eines 'antiautoritären Kampfes' folgt (Wie die Anarcho-Spontanisten Diktatur und Demokratie in mechanischer Weise entgegensetzen)".

Zusammenfassend formulieren die Verfasser: "Die KPD/ML als marxistisch-leninistische Arbeiterpartei ist bestrebt, durch Aufklärung zu verhindern, dass schädliche kleinbürgerliche Ideologien die Kampfkraft der Arbeiterklasse lähmen oder in eine falsche Richtung lenken. Gleichzeitig arbeitet sie auf ein Kampfbündnis der Arbeiter, Bauern und Kleinbürger, besonders der fortschrittlichen Intelligenz hin. Dieses Bündnis kann nur Erfolg haben, wenn sich die anderen werktätigen Schichten der Führung der Arbeiterklasse unterstellen. Die Arbeiterklasse ist nicht nur die fortschrittlichste Klasse, sondern ist auch ausgerüstet mit der mächtigen Waffe des Marxismus-Leninismus. In über hundertjährigem Kampf hat der Marxismus-Leninismus über alle bürgerlichen Ideologien triumphiert, besonders gegen Revisionismus und Anarchismus."
Geworben wird für den "Roten Morgen".
Quelle: Revolutionärer Weg - Probleme des Marxismus-Leninismus - Theoretisches Organ der KPD/ML, Nr. 3/70, Solingen, (Februar 1970).

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Letzte Änderung: 18.02.2022