Kommunistischer Arbeiterbund Deutschlands (KABD)
Von der Gründung bis Ende 1972

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Jürgen Schröder, Berlin, 2.2.2011

Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands (KABD), hervorgegangen aus der kleinen, auf einige Orte im Rheinland beschränkten Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten - Revolutionärer Weg (KPD/ML-RW) und dem in Südwestdeutschland aktiven Kommunistischem Arbeiterbund (ML) - KAB/ML zelebrierte seine Gründung (vgl. 5.8.1972) durch eine ganze Reihe von Grußadressen an internationale Bezugspunkte seiner Aktivitäten, was nicht zuletzt den eigenen Führungsanspruch unterstreichen sollte.

Die Gründungsdokumente sparen nicht an Pathos und Prahlerei, der eigentlich recht belanglose Akt des Zusammenschlusses von knapp zwei Dutzend Mitgliedern der KPD/ML-RW mit den ein paar mehr Dutzend Mitgliedern des KAB/ML wird in ihnen zum historischen Ereignis hochgejubelt auch der Vergleich des KABD mit der KP Chinas wird gezogen.

Die vermutlich mit Spannung erwarteten ersten Ausgaben des Zentralorgans 'Rote Fahne' (vgl. 7.8.1972, Sept. 1972, Okt. 1972, Nov. 1972, Dez. 1972) sind enttäuschen für jene, die aus ihnen die Stärkung des südwestdeutschen KAB/ML durch die KPD/ML-RW, die angebliche Vertretung des Ruhrproletariats, abzulesen trachten. Zwar wird durchaus von verschiedenen Streiks und betrieblichen Ereignissen berichtet, wie dies damals fast jede linke Publikation tat, Hinweise auf Betriebsgruppen des KABD und deren Betriebszeitungen aber sind strikt auf Orte des südwestdeutschen Raums beschränkt.

Auch intern wird das theoretische Organ zwar umbenannt, ändert aber kaum seinen Charakter (vgl. 27.8.1972, 9.11.1972).

Eine grundlegende Neuerung dagegen schafft der KABD schon bald auf dem Feld der Taktik, indem er die Parole "Arbeiteroffensive gegen Unternehmeroffensive!" ersinnt (vgl. 10.9.1972), die er im Jahr 1973 dann breit zu propagieren versucht (vgl. 29.10.1972).

Zur Werbung für die neue Organisation wird die Agitproptruppe 'Roter Zünder' tätig (vgl. 7.8.1972), die auf zahlreichen Veranstaltungen des KABD und seiner Freunde, aber auch befreundeter Gruppen, wie etwa der ABG München (vgl. 9.9.1972), auftritt, während vom KABD die Zusammenarbeit mit den KPD/MLs entschieden abgelehnt wird (vgl. 1.9.1972), aber auch mit der KPD um Semler und Horlemann und den Gruppen des Bremer Kommuniques, welche später den KBW gründen (vgl. 8.10.1972). Auch an der bundesweiten Demonstration gegen das Ausländergesetz nimmt der KABD daher nicht teil.

Die selbst gewählte Isolation des KABD von der linken Bewegung ist also von Beginn an nahezu umfassend, er versucht sich dafür an der Agitation der Arbeiterschaft (vgl. 14.10.1972).

Innerhalb der ML-Bewegung (vgl. Nov. 1972) erfährt der KABD nur wenig Anerkennung, selbst eine Abgrenzung von ihm erscheint den meisten Gruppen unnötig. Von den einen wird er lediglich als weitere Ausgabe der aufgeblasenen Angeberparteien angesehen (vgl. Okt. 1972) oder in seinen Ausarbeitungen doch zumindest keinerlei Wegweisendes erkannt (vgl. Dez. 1972).

Auszug aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO)

05.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) verabschiedet auf seiner heute beginnenden Gründungskonferenz u.a. auch eine Resolution an das ZK der KP Chinas (KPCh), in der es u.a. heißt:"
In seiner Grundsatzerklärung 'Vorwärts zum Sozialismus' hebt der KABD hervor: 'Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands anerkennt das China Mao Tse-tungs als revolutionäres Zentrum der kommunistischen Weltbewegung.' Die Lehre Mao Tse-tungs, die den Marxismus auf eine neue Stufe gehoben hat und die Epoche des Untergangs des Imperialismus und Siegs des Sozialismus markiert, bildet den Kompaß auf dem Weg zur Schaffung der revolutionären Partei des Proletariats in Deutschland, zur Zurückweisung des modernen Revisionismus und ultralinken Opportunismus, zur Zusammenschließung der Arbeiter- und Bauernmassen… Gemäß der Weisung des Genossen Mao Tse-tung 'Sich zusammenschließen und nicht Spaltertätigkeit treiben' haben sich proletarisch-revolutionäre Kräfte in Westdeutschland auf marxistischer Grundlage vereinigt und mit der Gründung des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands einen Schritt vorwärts getan im Kampf für die Schaffung der kommunistischen Partei und gegen die Offensive des Monopolkapitals. Dabei war uns der Kampf der KP Chinas, die über Imperialismus, Feudalismus und bürokratisches Kapital, über revisionistische Restaurationsversuche und ultralinke Spaltertätigkeit triumphierte, stets Vorbild und Ansporn".
Quelle: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.5

05.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) verabschiedet auf seiner heute beginnenden Gründungskonferenz u.a. auch eine Resolution an das ZK der PdA Koreas, in der es u.a. heißt:"
Der KABD tritt ein für die Einheit der internationalen revolutionären Kräfte, für die Vereinigung des werktätigen Volkes im eigenen Land zum Sturz des Imperialismus, für den Sozialismus und die Einheit unseres Vaterlandes. Die Partei der Arbeit Koreas und ihre großen revolutionären Siege, ihr Ringen um die Vereinigung der Nation sind uns dabei eine wertvolle
internationalistische Hilfe".
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.5

05.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) verabschiedet auf seiner heute beginnenden Gründungskonferenz u.a. auch eine Indochina-Resolution in der es heißt:"
Der 1.Zentrale Delegiertentag des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands sendet den heldenhaften Völkern Indochinas, die um ihre Befreiung vom Joch des US-Imperialismus und seiner Marionetten kämpfen, flammende Grüße der Solidarität.

Wir deutschen Kommunisten sind der festen Überzeugung, daß Ihr, unterstützt von der revolutionären Weltbewegung, den allseitigen Sieg über die US-Aggression erringen, Eure Länder vollständig befreien und unabhängig machen werdet. Wir deutschen Kommunisten unterstützen den Befreiungskampf des vietnamesischen, laotischen und kambodschanischen Volkes nach besten Kräften materiell und geistig. In zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen haben die westdeutschen Volksmassen die antiimperialistische Bewegung in aller Welt, die Front gegen den Weltimperialismus gestärkt. Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands verbindet die Kampfesgrüße an das heroische Indochina mit dem Versprechen, nicht locker zu lassen im Kampf gegen den US-Imperialismus, und durch den Sturz des deutschen Imperialismus und die Herstellung der Einheit der deutschen Nation mit beizutragen zur endgültigen Völkerbefreiung und zum Weltfrieden.

Für den Sieg und die Unabhängigkeit der Völker Indochinas!
Es lebe die Solidarität mit den kämpfenden Völkern Vietnams, Laos' und Kambodschas!"
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.6

05.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) verabschiedet auf seiner heute beginnenden Gründungskonferenz u.a. auch eine Resolution an das ZK der PdW Vietnams, in der es u.a. heißt:"
Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands, die breiten Volksmassen in der BRD verabscheuen den faschistischen Bombenterror, die Minenblockade, die Aggression im Süden Eures Landes von Seiten der US-Imperialisten und ihrer Saigoner Marionetten auf's heftigste. In zahlreichen Demonstrationen, Kundgebungen und Protestversammlungen fordern die westdeutschen Friedenskräfte den sofortigen Abzug der US-Kriegsbrandstifter aus Indochina, die Beendigung des Bombenterrors gegen die DRV und die Erfüllung des Sieben-Punkte-Programms der Provisorischen Revolutionsregierung (PRR,d.Vf.) des Südens".
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.5

05.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) verabschiedet auf seiner heute beginnenden Gründungskonferenz u.a. auch eine Resolution an das ZK der PdA Albaniens (PAA), in der es u.a. heißt:"
Im Kampf gegen den modernen Revisionismus der DKP, die ultralinken Sektierer um Aust (KPD/ML-ZK,d.Vf.) und Genger (KPD/ML-ZB,d.Vf.) sowie die Versöhnler ist es uns gelungen, revolutionäre Kräfte auf marxistisch-leninistischer Basis zu einen und einen Schritt vorwärts zur Schaffung der revolutionären Partei der Arbeiterklasse zu tun. Ein wegweisendes Beispiel für die Herstellung der revolutionären Einheit im KABD sind für uns das konsequente Eintreten der albanischen Kommunisten für die politische Geschlossenheit der PdAA, der stetige Aufschwung der Volksmacht und die zahlriechen Errungenschaften beim sozialistischen Aufbau".
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.5

05.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) verabschiedet auf seiner heute beginnenden Gründungskonferenz u.a. auch den:"
ANTRAG ZUR JUGEND
angenommen auf dem 1.Zentralen Delegiertentag des KABD

An die Genossen der RJ/ML und des KJVD-RW die herzlichsten Kampfesgrüße des 1.Zentralen Delegiertentages des KABD! KPD/ML-RW und KAB/ML haben sich auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus und der Mao Tse-tung-Ideen zum Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands vereinigt. Wir fordern Euch auf, noch in diesem Jahr die Einheit der jungen Marxisten-Leninisten herzustellen, RJ/ML und KJVD-RW auf der Grundlage der Dokumente des KABD zusammenzuschließen zu seiner vereinigten Jugendorganisation. Wir wünschen Euch weiterhin Erfolg bei Eurem schwierigen Kampf an unserer Seite gegen Imperialismus und Militarismus, gegen die besonders starke Ausbeutung und Unterdrückung des Jungproletariats, für den Sozialismus und den Sieg der Weltrevolution!"
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.6

05.08.1972:
Nach eigenen Angaben beginnen Kommunistischer Arbeiterbund/Marxisten-Leninisten (KAB/ML) und KPD/ML-Revolutionärer Weg (RW) ihre zweitägige gemeinsame Delegiertentagung, die die Vereinigung der beiden Gruppen zum Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD) beschließt und auch die beiden Jugendorganisationen RJ/ML und KJVD-Revolutionärer Weg zum Zusammenschluß auffordert. Dieser KABD führt dann sogleich seinen ersten Zentralen Delegiertentag (ZDT) durch. Es sind, laut MLPD (2), 21 Delegierte und 11 Gastdelegierte anwesend.

In den Dokumenten des 1.ZDT des KABD wird u.a. ausgeführt, daß es innerhalb der KPD/ML diverse Liquidatoren gegeben habe, so Genger in Wuppertal, Stolz in Köln und Udo Baer in Duisburg. Die Dortmunder Gruppe (vermutlich sind hiermit die ML Dortmund gemeint, d.Vf.) verfolge die gleiche Linie wie Baer (von den ML Duisburg, d.Vf.).

Die Ackermanngruppe sei von der KPD/ML-ZK zur KPD/ML-ZB übergelaufen und von dieser aufgenommen worden. Dafür sei aber eine Gruppe aus Bochum von der KPD/ML-ZB zur KPD/ML-ZK gegangen.

Der KSB/ML Bochum sei gespalten, eine Gruppe trete für die sofortige Liquidierung der KPD/ML ein.

Die Gruppen Alsdorf und Lörrach seien aufgelöst, die hauptsächlich aus Studenten bestehende KPD/ML-ZK OG Freiburg passiv.

Die KPD/ML-Neue Einheit (KPD/ML-NE) sei der KPD/ML-RW angeschlossen gewesen, bis zwei Studenten aus dem KB/ML Westberlin (darunter Klaus Sender) eingetreten wären, erst da habe es Streit gegeben.

Die Plattform des ZK der KPD/ML (vgl. 30.3.1970) sei u.a. von Ackermann ausgearbeitet worden.

In Kiel habe sich die Hochschulorganisation vor über einem Jahr gespalten, der größte Teil habe sich der KPD/ML-ZK unterstellt, doch bald sei noch der Thälmannkampfbund/ML (TKB/ML) gegründet worden.

Bei dessen Spaltung im Juni sei die Mehrheit dann ebenfalls zur KPD/ML-ZK gegangen.

Der KB/ML Westberlin und das SALZ Hamburg planten einen gemeinsamen KB zu gründen, die KI Köln um Stolz sei dabei assoziiert.

Im "Rechenschaftsbericht der Leitungen von KAB/ML und KPD/ML-Revolutionärer Weg an den Vereinigungsdelegiertentag der beiden Organisationen" heißt es u.a.:"
Mit der Vereinigung von KAB/ML und KPD/ML-Revolutionärer Weg zum Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands wird ein historischer Schritt vollzogen auf dem Wege zur Schaffung der revolutionären Partei der Arbeiterklasse, auf dem Vormarsch zum Sozialismus." Dabei wird auf eine "proletarische Linie" besonderen Wert gelegt:"
Die proletarische Linie hat uns zusammengeführt, gestählt und geläutert. Die proletarische Linie ist der Kompaß des KABD. Die revolutionäre Partei des Proletariats zu erringen, dieses nächste Ziel weist uns die proletarische Linie. Vorwärts mit der proletarischen Linie des KABD zur Schaffung der marxistisch-leninistischen Partei in Deutschland." Die Einheit der Marxisten-Leninisten würde durch zwei Tendenzen behindert werden:"
Die erste Tendenz ist das Liquidatorentum, das in mehreren Variationen auftritt. Die zweite Tendenz ist die prinzipienlose Vereinigung, um die eigenen Kräfte rein quantitativ gegen andere Gruppen zu verstärken."

Hervorgehoben wird auch: "Die soziale Grundlage des Liquidatorentums in der Arbeiterbewegung ist das Kleinbürgertum." Diese Positionen sollten später im Kampf gegen das 'Jacob-Liquidatorentum' ebenfalls für den KABD von besonderer Wichtigkeit werden. Auf dem 1.ZDT werden die programmatische Erklärung, die Grundsatzerklärung des KABD "Vorwärts zum Sozialismus", und ein "Aktionsprogramm gegen die Monopoloffensive" verabschiedet.

In der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 7.8.1972) berichtet der KABD dazu:"
1.ZENTRALER DELEGIERTENTAG DES KABD: EIN WICHTIGER MARKSTEIN AUF DEM WEG ZUR PARTEI

Die Vereinigung von KAB/ML und KPD/ML-Revolutionärer Weg, die Schaffung des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands, ist ein großer Schritt zum Zusammenschluß der westdeutschen Marxisten-Leninisten und zum Aufbau der revolutionären Partei der deutschen Arbeiterklasse. Genosse Willi Dickhut stellte in seiner Eröffnungsansprache auf dem Vereinigungsdelegiertentag fest: 'In Anbetracht der Spaltungen in der marxistisch-leninistischen Bewegung, der Zerfahrenheit und Zersplitterung bekommt der Weg der Vereinigung, den wir in zweijähriger enger Zusammenarbeit auf der Grundlage der Prinzipien des Marxismus-Leninismus beschritten haben, eine große Bedeutung… Eine solche Vereinigung wirkt auf jeden wahren Marxisten-Leninisten ermutigend und eröffnet den Ausblick für die Vereinigung aller Marxisten-Leninisten. Das ist die Grundlage für den Aufbau einer einheitlichen revolutionären Arbeiterpartei.'

Der gemeinsame Rechenschaftsbericht der Leitungen von KAB/ML und KPD/ML-RW stellte in einer umfassenden Untersuchung der internationalen Lage fest, daß auf internationaler Ebene die Kräfte des Sozialismus weiter voranschreiten zum endgültigen Sieg und die Imperialisten ihrer vollständigen Niederlage entgegengehen. Es wurde betont: 'Die sozialistischen Länder entwickeln sich stürmisch. Die Befreiungsbewegungen der unterdrückten Völker versetzen dem Weltimperialismus Schlag um Schlag. Das Proletariat in den Zentren des Imperialismus beginnt sich zu wehren.'

Anschließend gab der Rechenschaftsbericht eine Einschätzung der Lage in Westdeutschland. Unter anderem wurde festgestellt: 'Auch in Westdeutschland wird die kapitalistische Krise spürbar. Die deutschen Imperialisten streben nach einem Platz an der Sonne und sind bemüht, ein möglichst großes Stück bei der Neuaufteilung der Welt zu gewinnen. Der besonders profitgierige und aggressive Charakter des deutschen Imperialismus findet aber nicht allein seinen Ausdruck in wilden Balgereien um Märkte und Einflußsphären, sondern auch im Willen, die aus dem Herauspressen von Monopolprofiten, aus der wachsenden internationalen Konkurrenz und Konfrontation entspringenden Kosten zu Lasten der westdeutschen Werktätigen gehen zu lassen. Die deutschen Monopolkapitalisten sind entschlossen, die aus dem Wanken des Kapitalismus, aus seiner tendenziellen Fäulnis und Überlebtheit entspringenden Krisenerscheinungen ganz und gar auf die Schultern der Arbeiterklasse und übrigen Volksmassen abzuwälzen. Das zeigte sich besonders eindringlich 1966/1967, als eine Krise die westdeutsche Wirtschaft erfaßte und die Monopolherren den Lohn auf breiter Front abbauten, tausende von Arbeitern auf die Straße setzten. Es ist heute wie zur Zeit, als Ernst Thälmann feststellte: 'Ein neuer Feldzug des Finanzkapitals, des miteinander verwachsenen Industrie- und Bankkapitals, gegen das Proletariat ist im Gange.' In Westdeutschland ist die Periode einer neuen imperialistischen Offensive, verschärfter Angriffe auf das schaffenden Volk angebrochen.'

Zur politischen Entwicklung in der Bundesrepublik wurde erklärt, daß die offensive des Monopolkapitals gegen die werktätigen Massen, die sich mit zunehmenden Schwierigkeiten des Imperialismus verschärft, den Klassenkampf zuspitzt. Weiter hieß es dazu:

'Die Arbeiterklasse hat seit 1966/1967 und besonders seit den Septemberstreiks (1969,d.Vf.) einen Prozeß der Gärung, der Klärung und des kämpferischen Aufschwungs durchlaufen. Der gewerkschaftliche Kampf hat sich sowohl in die Breite als auch in die Tiefe entwickelt. Massenstreiks, sogenannte wilde Ausstände, Protestversammlungen und Demonstrationen haben in den vergangenen Jahren die Werktätigen gelehrt, daß die Kraft ihrer Klasse ungebrochen ist, daß Kampf und Solidarität gewaltige Waffen gegen die Monopolangriffe bilden. Die Aktionseinheit der sozialdemokratischen, christlichen, parteilosen und kommunistischen Arbeiter wächst. In den zahlreichen Kämpfen um materielle und soziale Verbesserungen für die Schaffenden entwickelt sich das Klassenbewußtsein. Der politische Kampf gegen das Monopolkapital und seine Offensive gewinnt tendenziell an Boden. Die Arbeiterklasse beschränkt sich nicht mehr ausschließlich auf ökonomische Forderungen. Zweifelsohne ist das ein Verdienst des kommunistischen Einflusses innerhalb der Arbeiterbewegung. Obgleich der SPD-Reformismus, die Arbeitsgemeinschaftspolitik der rechten Gewerkschaftsführer und der moderne Revisionismus der DKP weiterhin die Reihen der Werktätigen spalten, ist es uns gelungen, eine Bresche in die Front der Klassenzusammenarbeit zu schlagen, und zahlreiche Arbeiter auf die Positionen des Klassenkampfs, der Unversöhnlichkeit mit dem Monopolsystem zu führen.'

Im Rechenschaftsbericht wird zum ideologisch-politischen Aufbau hervorgehoben: 'Das wesentlichste Instrument der Entwicklung der proletarischen Linie bildete unser theoretisches Organ, der REVOLUTIONÄRE WEG. In ihm wurde eine breite Auseinandersetzung mit dem modernen Revisionismus geführt, die Restauration des Kapitalismus und der Sozialimperialismus in der Sowjetunion (SU,d.Vf.) analysiert. In ihm wurde und wird dem 'Links'opportunismus der Kampf angesagt und der korrekte Weg zum Parteiaufbau gewiesen. Während die Aust-Gruppe und andere 'Links'revisionisten nur lauthals schreien, sie stünden an der Spitze des antirevisionistischen Kampfes, haben wir in Wort und Tat nicht nur den Revisionismus energisch entlarvt und bekämpft, sondern darüberhinaus die Ideologie des revolutionären Proletariats lebendig aufgegriffen und schöpferisch angewandt.' Im Zusammenhang mit organisatorischen Fragen wird besonders eine Aufgabe unterstrichen: 'Noch tiefer hinein in die Massen! Ausrichtung der Organisation auf die kommunistische Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit!' Zum Abschluß erging der Aufruf: 'Vorwärts unter dem Banner der marxistisch-leninistischen Einheit! Vorwärts mit dem KABD gegen Monopoloffensive und Notstandskurs! Vorwärts zur Schaffung der revolutionären Partei des Proletariats!'

Nach einer umfassenden Diskussion nach der Methode Einheit Einheit - Kritik - Einheit wurde der Rechenschaftsbericht einstimmig angenommen und der Beschluß über die Vereinigung und die Gründung des KABD einstimmig gefaßt.

Die Delegierten gingen nun daran, über die Grundsatzerklärung 'Vorwärts zum Sozialismus', das 'Aktionsprogramm gegen die Monopoloffensive' und das Statut zu beraten. Seit April (vgl. 7.4.1972,d.Vf.) war eine breite demokratische Debatte in allen Zellen beider Organisationen über diese Dokumente geführt worden. Ein Ausdruck der lebendigen Entfaltung der Demokratie in unseren Reihen sind die 691 Anträge zu den Vorlagen der Programmkommission.

Nach einstimmiger Verabschiedung dieser Dokumente wurden die Zentrale Leitung sowie die Kontrollkommission (ZL und ZKK,d.Vf.) gewählt. Anträge zum antifaschistischen Kampf und zum Zusammenschluß der beiden Jugendorganisationen RJ/ML und KJVD-RW wurden angenommen. Resolutionen zur Unterstützung des Befreiungskampfes der indochinesischen Völker und zur internationalistischen Verbundenheit mit unseren Bruderparteien in den sozialistischen Ländern wurden gefaßt. Nach der Beschlußfassung über das Vereinigungskommunique ergriff Genosse Willi Dickhut das Schlußwort:
'Unser Delegiertentag zeigte eine beispielhafte Einmütigkeit und Geschlossenheit auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus. In harter und sachlicher Arbeit wurde der Grundstein für den Aufbau einer revolutionären Arbeiterpartei gelegt… Konzentriert eure Hauptkraft, eure Initiative, euer Wissen, eure praktischen Erfahrungen auf die Gewinnung von Arbeitern für die revolutionäre Bewegung, ohne die anderen Schichten zu vernachlässigen. Jetzt gilt es, unsere Reihen organisatorisch zu stärken, nachdem wir die ideologisch-politischen Grundlagen in der Grundsatzerklärung und dem Aktionsprogramm festgelegt haben. Wenn die politische Linie gegeben ist, dann ist die Organisation alles, sagt Stalin. Daraus müssen wir unsere Schlußfolgerungen ziehen.

Organisiert die Werbung von Arbeitern für den KABD!
Organisiert den Kampf der Arbeiter in den Betrieben!
Organisiert die Einheitsfront aller Arbeiter im Kampf!
Organisiert die Arbeiter-Offensive gegen die Unternehmer-Offensive!
Organisiert das Kampfbündnis mit den kleinbürgerlichen Schichten!
Organisiert den Kampf für die Verteidigung der bürgerlich-demokratischen Rechte!
Organisiert den antimilitaristischen Kampf gegen alle Kriegsvorbereitungen!
Organisiert den Kampf gegen jegliche Aggressionen des Imperialismus und Sozialimperialismus!

Genossinnen und Genossen! Wir sind eine zahlenmäßig kleine Organisation, und doch sind wir stark. Wir haben eine scharfe und unüberwindliche Waffe - den Marxismus-Leninismus und die Mao Tse-tung-Ideen. Wir haben in diesen zwei Tagen diese Waffe geschärft, jetzt heißt es, diese Waffe mutig zu gebrauchen.
Vorwärts im Geiste Marx', Engels', Lenins, Stalins und Mao Tse-tungs! Der Sieg wird unser sein!'"

In der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 7.8.1972) berichtet der KABD auch:"
KOMMUNISTISCHER ARBEITERBUND DEUTSCHLANDS GEGRÜNDET
VORWÄRTS MIT DEM KABD GEGEN DAS MONOPOLKAPITAL!
VEREINIGUNG VON KAB/ML UND KPD/ML-RW MANIFESTATION DER MARXISTISCH-LENINISTISCHEN EINHEIT

Auf seinem 1.Zentralen Delegiertentag, der unter dem Banner der marxistisch-leninistischen Einheit stand, verabschiedete der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands folgendes Vereinigungskommunique:

'Am 5./6.August 1972 haben sich die beiden Organisationen KAB/ML und KPD/ML-Revolutionärer Weg zusammengeschlossen und den Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands als einen marxistisch-leninistischen Vortrupp des deutschen Proletariats gegründet. Die Einheit im Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands wurde errungen auf der Grundlage des wissenschaftlichen Sozialismus, der Lehren von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung, unter dem Banner der großen deutschen Arbeiterführer Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Ernst Thälmann. Die Einheit im Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands ist entstanden im Feuer des Kampfs gegen den deutschen Imperialismus und seine Handlanger, im Kampf gegen die Monopoloffensive, gegen Notstandskurs und Militarisierung. Die Reihen des KABD haben sich gestählt in zahllosen Auseinandersetzungen mit dem modernen Revisionismus, dem Versöhnlertum und ultralinken Opportunismus.

In Betrieb, Gewerkschaft und Stadtteil haben unsere Genossen Breschen geschlagen für den kämpferischen Geist der Arbeiterklasse, für die gemeinsame Aktion von sozialdemokratischen, parteilosen und kommunistischen Arbeitern gegen die Angriffe des Großkapitals und für die Verteidigung der materiellen, sozialen und politischen Belange des schaffenden Volkes. Sie haben in Demonstrationen, Streiks und Versammlungen den Kampf für höhere Löhne, gegen Teuerung, Inflation und Lohnraub geführt. Sie sind in vorderster Front gegen kapitalistische Rationalisierung, Arbeitshetze, Kurzarbeit und Entlassungen gestanden. Sie haben den Massenwiderstand gegen das reaktionäre BVG, die Klassenzusammenarbeit, Konzertierte Aktion und reformistisches Spaltertum organisiert. Sie griffen unablässig den Friedens- und Reformbetrug, die Notstandsgesetze (NSG,d.Vf.), Aufrüstung und Expansionspolitik an. Sie wehren sich unablässig gegen Chauvinismus, Revanchepolitik und antikommunistische Hetze. Dies hat viele Werktätige überzeugt und sie an unsere Politik herangeführt.

Der Kommunistische Arbeiterbund Deutschlands orientiert sich fest auf die Arbeiterklasse und die Volksmassen. Er wirkt unermüdlich für die baldige Schaffung der revolutionären Partei des Proletariats, für die Loslösung der Arbeitermassen von Reformismus und Revisionismus und ihre umfassende Revolutionierung. Wenn dies gelingt, wird auch in Deutschland, wie es heute bereits im Weltmaßstab der Fall ist, die Hauptströmung Revolution sein. Jetzt gilt es, der Monopoloffensive die Arbeiteroffensive entgegenzustellen und nach dem Vorbild der Septemberstreiks von 1969 die Einheitsfront der Arbeiterklasse gegen Sozialreaktion, Ultrarechtsblock und Neofaschismus ins Feld zu führen. Im breiten Aktionsbündnis mit den Geistesschaffenden, den Bauern und dem Mittelstand kann die geint Arbeiterklasse mit der marxistischen Partei an der Spitze den Imperialismus und seine Helfershelfer schlagen und der Volksmacht zum Durchbruch verhelfen. Gemeinsam mit den proletarisch-revolutionären Kampfgenossen in der DDR kann über die soziale Befreiung auch die nationale Einheit des Vaterlands und die Unabhängigkeit gegenüber den Supermächten USA und Sowjetunion (SU,d.Vf.) errungen werden.

In seiner Grundsatzerklärung 'Vorwärts zum Sozialismus' weist der KABD der Arbeiterklasse, dem ganzen werktätigen Volk den Ausweg aus der Sackgasse des staatsmonopolistischen Ausbeuter- und Unterdrückersystems. Der KABD tritt ein für den Sturz des deutschen Imperialismus, die nationale Einigung, den Aufbau des Sozialismus und den Sieg der Weltrevolution. Im Gegensatz zu den Opportunisten aller Schattierungen wendet er sich gegen die Illusion vom 'friedlichen und parlamentarischen' Übergang ebenso wie gegen die hohle 'revolutionäre' Phrase. Er erklärt offen, daß der Weg zur Errichtung der Diktatur des Proletariats, der Arbeiterdemokratie, schwierig und dornenreich, aber historisch notwendig ist. In seinem 'Aktionsprogramm gegen die Monopoloffensive' faßt der KABD die gegenwärtigen Forderungen der Werktätigen zusammen, schlägt die nächsten Schritte im Kampf gegen die Großbourgeoisie vor und unterbreitet den Vorschlag der Aktionseinheit der arbeitenden Menschen und des breiten Aktionsbündnisses mit allen unterdrückten Schichten.

In Resolutionen stellt der Vereinigungsdelegiertentag die enge Verbundenheit des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands mit den sozialistischen Ländern, an deren Spitze die Volksrepublik China, fest, bringt die Einheit mit den kommunistischen Parteien und Organisationen sowie allen antiimperialistischen Bewegungen zum Ausdruck und übermittelt den heroischen Völkern Indochinas in ihrem Kampf gegen die barbarische US-Aggression flammende Grüße der Solidarität.

Die unvergeßlichen Strophen der 'Internationale' kennzeichnen die Perspektive und das Wollen des KABD:
'In Stadt und Land ihr Arbeitsleute,
wir sind die stärkste der Partein.
Die Müßiggänger schiebt beiseite!
Diese Welt muß unser sein!'

Die Gründung des Kommunistischen Arbeiterbundes Deutschlands durch die Verschmelzung von KAB/ML und KPD/ML-RW ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Schaffung der revolutionären Partei des Proletariats, zur Herstellung der Einheitsfront der Arbeiterklasse und der Volkseinheit gegen das Monopolkapital.

Vorwärts mit dem KABD gegen die Monopoloffensive!
Es lebe die marxistisch-leninistische Einheit!'"

In der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 7.8.1972) wirbt der KABD auch für die Grundsatzerklärung und das Aktionsprogramm gegen die Monopoloffensive, die gemeinsam in einer Broschüre für eine DM in Kürze im Verlag Neuer Weg, Tübingen, erscheinen sollen.

Auch die KP Chinas wird in der 'RF' (vgl. 7.8.1972) als Vorbild bemüht:"
KP CHINAS WEIST DEN WEG DER EINHEIT

Für den Kampf der Kommunisten in der Bundesrepublik um die Einheit, die mit dem Zusammenschluß von KPD/ML-Revolutionärer Weg und KAB/ML im Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands eine neue Stufe erreicht hat, ist die KP Chinas eine vorbildliche Wegweiserin.

Die Große Proletarische Kulturrevolution in China, die gewaltige Umwälzung des Überbaus, zeitigte eine Reihe wichtiger Auswirkungen auf die Partei und deren Geschlossenheit. Während die alten Kader neuen Schwung bekamen, reiften die jüngeren Genossen zu erfahrenen Kämpfern heran. Die revolutionäre Bewegung sonderte die Spreu vom Weizen und schweißte die großen Massen der Partei enger zusammen. Um das Zentralkomitee und den Parteivorsitzenden Mao Tse-tung scharten sich die Kader wie ein Mann. as Ergebnis dieser in harten Auseinandersetzungen gewonnenen Einheit neuen Typs war eine Festigung der Diktatur des Proletariats, eine starke, einheitliche, solidarische Partei.

Die Kulturrevolution war der Gegenschlag gegen die Versuche einiger Staats- und Parteifunktionäre, nach sowjetrevisionistischem (SU,d.Vf.) Vorbild eine Restauration des Kapitalismus durchzuführen und den Aufbau des Sozialismus rückgängig zu machen. Liu Schao-tschi und seine Handlanger nutzten Rückständigkeiten im Denken, auf politischem, ideologischem und kulturellem Sektor, um die sozialistische Basis allmählich damit zu unterminieren. Der Kampf zweier Linien - bürgerliche kontra proletarische - begann. Ähnliches geschah auch, wenngleich unter völlig anderen Bedingungen, bei uns. Revisionistische Elemente rissen in der KPD die Führung an sich, gründeten die revisionistische DKP und wollten den Marxismus-Leninismus in der BRD aushöhlen. Genau wie unsere chinesischen Genossen, von diesen dazu hin angespornt, zogen wir eine klare Trennungslinie zu dem revisionistischen Führungsklüngel, rebellierten gegen die Bachmann und Co., um im Kampf die Kommunistische Partei neu zu errichten. Die KP Chinas hat inzwischen einen umfassenden Sieg in der Kulturrevolution davongetragen und jene Einheit, um die wir noch lange ringen müssen, zuwege gebracht.

Eine wichtige Richtlinie in den innerparteilichen Kämpfen stellte Mao Tse-tung auf, als er erklärte: 'Die große Mehrheit der Kader ist gut, die Zahl der schlechten Elemente ist nur sehr klein.' Dies war gleichzeitig ein Warnschuß vor den Bug derjenigen, die die Kulturrevolution und die breiten Debatten in der Partei entweder zur Zersetzung, Spaltung und Schwächung der kommunistischen Reihen oder zur persönlichen Machtentfaltung benutzten. Die Parteiführung dagegen ging von dem Standpunkt aus, daß man nicht das Kind mit dem Bade ausschütten dürfe, d.h. daß man Kadern, die Fehler machten, helfen müsse, sie zu bereinigen. Fehler bekämpfen und Gutes fördern, die Krankheit heilen, um den Patienten zu retten, nach solchen Methoden wurde in der Kulturrevolution gehandelt, das Kaderkorps gestählt, der Klassenfeind isoliert. Die Versuche ultralinker Elemente, die Parteireihen zu spalten, auf die Mehrheit der Genossen einzuschlagen, verliefen im Sande. Ähnlich war es in KPD/ML-RW und KAB/ML. Einige kleinbürgerliche Karrieristen drängten auf 'innerparteilichen Kampf', um ihre Macht zu errichten. Sie konnten es kaum erwarten loszuschlagen. Doch ehe sie den ersten Streich geführt hatten, war der Kampf gegen ihre bürgerlich-intellektuelle Linie entbrannt, waren ihre 'linken' und rechten Abweichungen unter Beschuß.

Die Einheit ist die wertvollste Waffe der Partei. Deshalb muß man sich zusammenschließen, darf man nicht spalten. Die KPCh hat in der Kulturrevolution diese Waffe geschmiedet und allen Liquidatoren eine Abfuhr erteilt. Dem Zirkelwesen und Sektierertum, diesen inneren Feinden der Partei, wurde in der revolutionären Aktion der Massen die Luft abgeschnitten. Das konnte aber nur geschehen aus Vertrauen auf die Mehrheit der Kader, auf die Volksmassen.

Einheit unter Kommunisten muß stets ein Fundament besitzen. Mao Tse-tung sagt dazu: 'Was ist denn die Einheit, die wir meinen? Selbstverständlich die Einheit auf der Grundlage des Marxismus-Leninismus, nicht aber eine prinzipienlose Einheit.' Die KP Chinas hat diese Weisung korrekt befolgt und dadurch eine Einheit neuen Typs erreicht. Sie hat den einseitigen Parolen wie 'Kritik ist alles' oder 'Einheit ist alles' stets die richtige Verbindung von Parteieinheit und Parteikampf gegenübergestellt und große Siege errungen. Auch unsere Einheit im KABD geht von diesem Prinzip Mao Tse-tungs aus. Wenn wir an dieser Linie festhalten, werden wir bestimmt zu ähnlichen Resultaten wie unsere Genossen in China kommen und die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse schaffen können."

Anläßlich der Gründung des KABD wird von der KPD/ML-ZK über Willi Dickhut und dessen KPD/ML-RW kundgetan, daß sich nur ein knappes Dutzend Leute mit dem KAB/ML zum KABD vereinigt habe.

Bekannt wurden uns Resolutionen an das ZK der KP Chinas, an das ZK der PdA Albaniens (PAA), an das ZK der PdA Koreas, an das ZK der PdW Vietnams, zu Indochina und zur Jugend.
Q: Roter Morgen Nr.17,Hamburg 28.8.1972; Lernen für den Kampf Nr.6,o.O. 1972;Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.1f und 5ff;Roter Berufsschüler Nr.1,Hannover Okt. 1972,S.4;Rotes Signal Nr.7/8,Erlangen Aug./Sept. 1972,S.28ff;Rebell Nr.9,Tübingen Sept. 1972;Der Rotstift Nr.1,Ulm Sept. 1972;KABD-ZKK:Kampf gegen Liquidatorentum und Liberalismus. Aufruf der ZKK zur revolutionären Wachsamkeit,o.O. 1976,S.28;MLPD-ZK:Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands,II. Teil,1. Halbband,Düsseldorf 1986,S.53;KABD:Vorwärts zum Sozialismus, Grundsatzerklärung des Kommunistischen Arbeiterbundes. Aktionsprogramm gegen die Monopoloffensive. Dokumente des 1. Zentralen Delegiertentages des KABD,Tübingen 1972

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07.08.1972:
Der KABD (vgl. 7.8.1972) berichtet vermutlich in dieser Woche:"
'ROTER ZÜNDER' GIBT ZUNDER

Zum 1.Mai hatte der 'Rote Zünder', das Revuetheater des Kommunistischen Arbeiterbundes, seine Kampfstücke in Stuttgart (vgl. 1.5.1972,d.Vf.), Schweinfurt (vgl. 1.5.1972,d.Vf.) und Erlangen (vgl. 1.5.1972,d.Vf.) gezeigt. In den folgenden Wochen zündete er auf vielen weiteren Veranstaltungen. In Frankfurt (vgl. 10.5.1972,d.Vf.) warben RJ (RJ/ML,d.Vf.) und Kommunistische Studentengruppen (KSG/ML,d.Vf.) mit Broschüren und Plakaten. Nach dem Stück 'Kampf gegen Imperialismus und Krieg' diskutierten über 500 Jungarbeiter und Lehrlinge, Schüler und Studenten bis lange in die Nacht hinein. In Stuttgart (vgl. 15.5.1972,d.Vf.) und Tübingen (vgl. 15.5.1972,d.Vf.) zeigte der 'Rote Zünder' 800 Studenten den Weg an der Seite und unter Führung der Arbeiterklasse für den Sozialismus. Nach Auftritten auf der Straße und auf einem Pressefest in Ulm (vgl. 31.5.1972,d.Vf.) feuerte der 'Rote Zünder' in Würzburg fast 300 Jugendliche an, den Aufruf zur Gründung einer RJ-Gruppe zu unterstützen (vgl. 8.6.1972,d.Vf.).

In Groß-Gerau (vgl. 30.6.1972,d.Vf.) griff der 'Rote Zünder' noch besonders den hessischen Zivilschutz-Unterricht an: 150 Jungarbeiter, Lehrlinge und Schüler wurden begeistert und zum Kampf ermutigt. In Karlsruhe (vgl. 3.7.1972,d.Vf.) sangen 60 mitgerissene Zuschauer, unter ihnen persische (iranische,d.Vf.) und vietnamesische Freunde, nach der Vorführung noch lange revolutionäre Lieder. In einem brechend vollen Keller in Kirchheim/Teck (vgl. 10.7.1972,d.Vf.) drängten sich 100 Jugendliche und ausländische Kollegen. Der 'Rote Zünder' zündete: nach einem Aufruf zur Unterstützung der kommunistischen Presse wurden 200 Mark und ein paar Zehner gespendet. Auch in Esslingen (vgl. 17.7.1972,d.Vf.) wurden 70 Freunde und Genossen angespornt, den Kampf in Betrieb und Berufsschule noch schwungvoller anzupacken. Neben einer gelungenen Veranstaltung in Sindelfingen (vgl. 24.7.1972,d.Vf.) spielte der 'Rote Zünder' in Heilbronn (vgl. 31.7.1972,d.Vf.). Nachdem der Zeitungsverkauf gerade verdreifacht worden war, riß die Aufführung 80 Arbeiter und Lehrlinge mit zum Kampf gegen Hetze und Arbeitslosigkeit, gegen Imperialismus und Krieg - wie es in seinem Auftrittslied heißt:
'Links zwo drei, die Straße rauf und runter:
Der 'Rote Zünder' kommt, da gibt es Zunder!
Wo der Zünder Funken schlägt,
sind die Lügen weggefegt!
Links zwo drei,
der 'Zünder' ist mit euch dabei!'"
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972,S.6

07.08.1972:
Im Verlag Neuer Weg, Tübingen, des KABD erscheint, laut diesem (vgl. 7.8.1972), vermutlich spätestens in dieser Woche eine Bildmappe zu Fadejews Roman 'Die Neunzehn', mit:"
Illustrationen vom Künstlerkollektiv der 'Roten Fahne'. Format DIN A4, Preis 4 DM einschließlich 'Rote Fahne'-Spende."
Q: Rote Fahne-Beilage August 1972: Eine Antwort an Gerns und Steigerwald,Tübingen Aug. 1972,S.2

07.08.1972:
Die Nr.8 der 'Roten Fahne' des bisherigen KAB/ML (vgl. Juli 1972, Sept. 1972), wird nun nicht mehr durch diesen, sondern durch den aus KAB/ML und KPD/ML-RW am 5./6.8.1972 gebildeten Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD) frühestens in dieser Woche datiert auf August mit zwölf Seiten DIN A3 sowie einer zweiseitigen Beilage unter Verantwortung von I. Schneider, Tübingen, im Verlag Neuer Weg, Tübingen, herausgegeben und bei der Dusslinger Klein-Offset GmbH gedruckt.

Der Preis beträgt 40 Pfennig, ein Jahresabo kostet 9 DM, ein Halbjahresabo 4,50 DM und "Sammelbesteller erhalten die Rote Fahne bei Abnahme ab fünf Exemplaren das Heft für -.30".

Über die eigene Gründung wird berichtet, ebenso wie über die MTR der IGM (vgl. Juli 1972), über den BDI (vgl. 14.6.1972) und die 'Wirtschaftswoche' (vgl. 14.4.1972), über den Rheinstahlkonzern (IGM-Bereich - vgl. 17.7.1972), über den Werkschutz (vgl. Aug. 1972), über die am 26.8. beginnende Olympiade (vgl. 7.8.1972) und über den Tod von Flick (vgl. 17.7.1972).

In einer Beilage befaßt sich Willi Dickhut mit einem Artikel zweier DKPler in einer internationalen Zeitschrift (vgl. Juni 1972).

Aus dem Ausland wird berichtet vom Besuch Schröders (CDU) in der VR China (vgl. 24.7.1972), aus Ägypten (vgl. 18.7.1972), Bolivien (vgl. Aug. 1971, Sept. 1971), aus Großbritannien (vgl. 26.6.1972, 26.7.1972), über die BRD in Afrika (vgl. Juli 1972) und mit Hilfe von Bildern über das 'heldenhafte' Vietnam.

Aus Baden-Württemberg wird berichtet aus Schwäisch Gmünd vom US-Truppenübungsplatz (vgl. 31.7.1972), aus Straßdorf von der MF Weingarten (IGM-Bereich - vgl. Juli 1972), aus Stuttgart vom 'Rote Fahne'-Pressefest (vgl. 21.7.1972), aus Tübingen vom Klinikum (ÖTV-Bereich - vgl. 10.7.1972) und aus Ulm von der Indochinasolidarität (vgl. 7.7.1972, 14.7.1972).

Aus Hessen wird berichtet aus Darmstadt von Gebr. Hofmann (IGM-Bereich - vgl. 15.7.1972).

Geworben wird für den 'Rebell' der RJ/ML, für die 'Kommunistische Presse Korrespondenz' (KPK), "wöchentlich aktuelle Nachrichten aus Politik, Wirtschaft, Kultur" sowie in der Beilage für eine Bildmappe (vgl. 7.8.1972).

Auf der letzten Seite heißt es:"
ROTE FAHNE

SPENDENAUFRUF 1972

Hast du deine Waffe schon erkannt?
Halte hoch im Kampf die 'Rote Fahne'!
Trag' sie täglich über Stadt und Land,
Dein scharfe Waffe: 'Rote Fahne'!

KOLLEGEN!

STÄRKT DIE ARBEITERPRESSE!

VERHELFT DER WAHRHEIT ZUM DURCHBRUCH!

EINEN STUNDENLOHN FÜR DIE 'ROTE FAHNE'!

JEDER GROSCHEN FÜR DIE 'ROTE FAHNE' IST EIN SCHLAG GEGEN DIE BÜRGERLICHE
LÜGENPRESSE!

Spenden an die 'Rote Fahne'-Verkäufer vor dem Betrieb oder als Überweisung an Verlag Neuer Weg".
Q: Rote Fahne Nr.8,Tübingen Aug. 1972

27.08.1972:
Plenum der Zentralen Leitung des KABD.
Laut MLPD (2) "beschloß die Zentrale Leitung auf dem Plenum am 27. August 1972, zur Entfaltung des innerorganisatorischen Lebens ein innerorganisatorisches Organ, Lernen und Kämpfen, herauszugeben."
Dieser Beschluß ist aber nicht so revolutionär wie er sich anhört. Da ja die beiden Vorläufergruppen des KABD, KAB/ML und KPD/ML-RW bereits zuvor auch schon über ein gemeinsames innerorganisatorisches Organ ('Lernen für den Kampf') verfügten.
Q: MLPD-ZK:Geschichte der MLPD,II.Teil,1.Halbband,Düsseldorf 1986,S.70

September 1972:
Die Nr.9 der 'Roten Fahne' (RF) des KABD (vgl. Aug. 1972, Okt. 1972) berichtet über die Konstituierung der Zentralen Leitung (ZL) des KABD.

Ein Ferienlager der RJ/ML habe 120 Teilnehmer gehabt.
In Ulm habe Spartacus (höchstwahrscheinlich Spartacus/BL, d.Vf.) ein Flugblatt verteilt, in dem die vietnamesische FLN als 'Abweichler von der proletarischen Klassenlinie' bezeichnet worden sei.

Neben einer Reihe von betrieblichen Meldungen aus der Metallindustrie (Krupp Bochum und Rheinhausen, Mannesmann Duisburg-Huckingen, Thyssen Duisburg-Hamborn, Teves Frankfurt, Klöckner Bremen und Hagen-Haspe, Kremer Elmshorn, der Metallhütte Krähe in Asperg und von Daimler Stuttgart) und aus dem Saarbergbau (von den Gruben Reden / Maybach und Blechhammer/Camphausen) wird auch noch die eigene 'Rote Krone' bei Triumph Heubach erwähnt.
Q: Rote Fahne Nr.9,Tübingen Sept. 1972

01.09.1972:
In München führen, laut KPD/ML-ZK, sie selbst und die KPD/ML-ZB eine tausendköpfige Demonstration zum Roten Antikriegstag (RAKT) durch.

Der KABD (vgl. 11.9.1972) berichtet:"
PROVOKATEURE WIE BESTELLT

Anfang September, am 1., 2. und 3. 9. provozierten die Linkssektierer um Aust und Genger (KPD/ML) am Rande der Olympischen Spiele mehrfach wüste Schlägereien mit Passanten und der Polizei. Diese 'Aktionen' in München und Dachau waren eigenen Angaben zufolge nicht von der Polizei verursacht, sondern mit 'kühlem Kopf und klaren Plan' seit längerer Zeit vorbereitet worden. In einem Sonderdruck der Gengerfahne 18/72 heißt es:
'Das Demonstrationsverbot muß durchbrochen werden, das Karlstor (eine Begrenzung der Olympischen Bannmeile in München, die Red.) muß genommen werden, das war der Auftrag, den ein Redner der KPD/ML allen Demonstranten gab.'
Rückblickend verkünden die wildgewordenen Kleinbürger in maßloser Selbstüberschätzung:
'Mit unseren organisierten Kampftrupps an der Spitze, die mit Helmen bewehrt und mit Schlagstöcken bewaffnet waren', haben wir dem Bonner 'Polizeistaat' einen 'schweren Schlag versetzt und ihn aufgrund unserer Organisiertheit und Entschlossenheit in Angst und Schrecken versetzt'. In Wirklichkeit liefern die ultralinken Sektierer mit ihren wüsten Schlägereien der Bourgeoisie nur neue Munition zur antikommunistischen Hetze. Die Aust/Genger treten damit mehr und mehr in die Fußstapfen der anarchistischen Baader/Meinhof-Bande."
Q: Kommunistische Pressekorrespondenz Nr.36,Tübingen 11.9.1972,S.3; Rote Fahne Nr.18,Bochum 2.9.1972,Beilage;Roter Morgen Nr.18,Hamburg 11.9.1972

09.09.1972:
In München führt die "Aktion gegen Olympiabetrug - für Völkerfreundschaft", laut und mit ABG, einen Internationalen Fest- bzw. Freundschaftsabend durch. Vor den, laut ABG, 800 bzw. fast 800 Personen, darunter Mitglieder der polnischen Olympiamannschaft, tritt auch die Theatergruppe des KABD, 'Roter Zünder', auf.
Q: Roter Widerdruck Nr.13,München Aug. 1972; Roter Sachsenwerker Nr.10,Regensburg Sept. 1972;Kommunistische Arbeiter Zeitung Extrablatt Olympiade-Abrechnung,München o.J. (1972)

10.09.1972:
Rundbrief des Sekretariats des KABD zur Bundestagswahl. Das Sekretariat erklärt u. a.:"
Wir haben bereits festgestellt, daß für uns in der gegenwärtigen Phase unseres Kampfes aus zahlreichen Gründen nur ein aktiver Wahlboykott in Frage kommt. In diesem Zusammenhang müssen wir den Wahlkampf ausnützen als Plattform zur Propagierung, Agitation und vor allem auch Organisierung und Werbung. Aktiver Wahlboykott heißt: klarer Kurs gegen die Monopoloffensive, klares Eintreten für die allseitige (ökonomische und politische) Arbeiteroffensive."

Ebenfalls heute erscheint ein Rundbrief des Sekretariats des KABD zur kommenden Metalltarifrunde:"
Unsere Aufgabe ist es jetzt, in den Betriebszellen und Stützpunkten innerhalb der Metallbetriebe konkret festzulegen, in welchen Betriebsabteilungen, mit welchen Betriebsvertrauensleuten und fortschrittlichen Betriebsräten die Diskussion um welche notwendigen betrieblichen Forderungen diskutiert werden soll. … Die allgemeine Forderung muß lauten: Arbeiteroffensive gegen Unternehmeroffensive! Kein Stillhalten bis 1973."

Ein 3.Rundbrief des Sekretariats des KABD erscheint zum 1. Zentralen Delegiertentag. Dem Rundbrief zufolge sollen bis spätestens zum 3O. Oktober Mitgliedervollversammlungen durchgeführt werden, auf denen über den 1. ZDT Bericht erstattet werden soll.
Q: KABD-Sekretariat:Rundbrief zur Berichterstattung über den 1. ZDT,o.O. 10.9.1972,S.11f.; KABD-Sekretariat:Rundbrief zur kommenden Metalltarifrunde,o.O. 10.9.1972, S.1ff.;KABD-Sekretariat:Rundbrief zu den Bundestagswahlen,o.O. 10.9.1972,S.5

Oktober 1972:
Die Nr.10 der 'Roten Fahne' des KABD (vgl. Sept. 1972, Nov. 1972) berichtet u.a. aus Schwäbisch Gmünd von dem Auftritt des 'Roten Zünders' vor Triumph in Heubach (über 150 Zuschauer) und vor Weingarten in Straßdorf. Außerdem sei dort noch ein Arbeiterpressefest durchgeführt worden.

Aus München wird außer über das Attentat noch über die Aktion gegen Olympiabetrug für Völkerfreundschaft berichtet.

Neben Meldungen über Mannesmann Duisburg, Sachs Schweinfurt, Audi Neckarsulm, KHD Ulm, Enka Wuppertal-Barmen, und die EW Neunkirchen in Homburg werden noch die eigenen Betriebszeitungen 'Der Hobel' für den Saarbergbau, 'Die Stoßstange' bei Daimler Stuttgart und das 'Rote Band' aus Ulm wegen dessen Artikel zu GI's erwähnt.

In einer Beilage äußert Willi Dickhut sich zur KPD/ML-ZK:
"Antwort an den ultralinken 'Roten Morgen' - Konkrete Analyse oder ultralinkes Wunschdenken?". Der Artikel wirft der KPD/ML-ZK u.a. vor, daß sie die These Mao Tsetungs: "Die Haupttendenz in der Welt ist Revolution", schematisch auf die Verhältnisse in Westdeutschland überträgt.
Q: Rote Fahne Nr.10,Tübingen Okt. 1972

Oktober 1972:
C. Cordel, Mitglied des Frankfurter Kampfbund/Marxisten-Leninisten (FKB/ML) veröffentlicht vermutlich im Oktober den folgenden Artikel:"
ZUR PROGRAMMATISCHEN ARBEIT DER REVOLUTIONÄREN BEWEGUNG

Seit ca. 1 1/2 Jahren entwickelt sich in der revolutionären Bewegung eine, wenn auch nur sehr schwache, Auseinandersetzung um das Programm der Kommunistische Partei. Wesentlich dazu beigetragen, aber ungewollt und im negativen Sinne, hat der Avantgardezirkel 'Roter Morgen' (KPD/ML-ZK,d.Vf.). So wurde im Dez. 1970 (vgl. Dez. 1970,d.Vf.) mit dem Artikel 'Zwei Wege des Westdeutschen Imperialismus' und einer Reihe folgender Artikel und Thesen und einer intern diskutierten, gleichlautenden Grundsatzerklärung eine neuerliche Variante der revisionistischen Imperialismustheorie von den 'zwei Fraktionen' des Finanzkapitals aufgelegt. Durch die daraus erfolgenden inneren Auseinandersetzung und die Kritik von außen (Rote-Fahne-Bochum-Zirkel (KPD/ML-ZB,d.Vf.)) wurde der Zerfall des 'Roten Morgen'-Zirkels eingeleitet, wodurch gleichzeitig eines der größten Bollwerke gegen eine offene, ehrliche und klassenbewußte Polemik um das Kommunistische Programm zerfiel. Denn seit der Gründung des allerersten Zirkels mit Parteianspruch hat ihre selbsternannte Führungsclique einen ganz extremen zirkelbornierten Standpunkt vertreten. Mit keinem anderen Zirkel oder einer ganzen Gruppe wurde ein solidarischer, klassenbewußter politisch-ideologischer Kampf geführt, sondern alle anderen Zirkel und Gruppen hatten sich gefälligst dem 'revolutionären ZK unter der Führung von Ernst Aust' unterzuordnen, sonst wurden sie in übelster Weise beschimpft. Nicht die Methode der Überzeugung wurde benutzt, sondern die der Einschüchterung und des Phrasendreschens. Obwohl dieser arrogante, selbstherrliche Verein die theoretisch-programmatische Arbeit zu seiner wichtigsten politischen Aufgabe erklärte, brachte er nichts außer revisionistischem Dreck und phrasenhaftem Gedresche zustande. Dieses Bollwerk von Dummheit und Reaktion prägte einen Stil, den alle anderen Nachfolgeparteien KJVD, AO, KABD nachahmten."
Nachgedruckt wird dieser Artikel u.a. in der 'Klassenkampf und Programm' (Klapro - vgl. Dez. 1972), der ML Dortmund, ML Hagen und der PL Hamm.
Q: Klassenkampf und Programm Nr.1,Dortmund Dez. 1972,S.48ff

08.10.1972:
Rundbrief des Sekretariats des KABD zu verschiedenen Angeboten zu Aktionseinheiten aus dem maoistischen Lager. Das Sekretariat formuliert u. a.:
"Die marxistisch-leninistische Bewegung in Westdeutschland spalten und zerschlagen, das ist die Aufgabe dieser bürgerlichen Agenten in der Arbeiterbewegung. Das gleiche Ziel verfolgen einige ehemalige SDS-Führer, die sich nur etwas geschickter mit dem 'marxistischen Mäntelchen' tarnen: einige gescheiterte Elemente in Westberlin, die sich selbstherrlich zu 'KPD' ernannten, und einige ehemalige Studentenführer in Heidelberg um die Zeitung 'Neues Rotes Forum' (NRF), die sich 'Kommunistische Gruppe' nennen. Zur Zeit überschwemmen diese Gruppierungen die BRD mit Angeboten zur 'Aktionseinheit'. Ziel dieser 'Aktionseinheit' ist die Zerschlagung der marxistisch-leninistischen Bewegung, ein Amoklauf in die bewaffneten Arme der Bourgeoisie. … Bei ihren ständigen Angeboten zur 'Aktionseinheit' und den Provokationen geht es ihnen darum, in die marxistisch-leninistische Bewegung einzudringen und um jeden Preis auf die Illegalisierung hinzuarbeiten; und das bedeutet zum jetzigen Zeitpunkt nichts anderes als die Zerschlagung der noch jungen kommunistischen Bewegung. … Wir müssen einen scharfen Trennungsstrich zwischen uns Kommunisten und diesen Provokateuren im Dienste der Bourgeoisie ziehen. Eine Aktionseinheit zum gegenwärtigen Zeitpunkt kann es mit diesen Elementen nicht geben."
Q: KABD-Sekretariat:Rundbrief zu Angeboten über eine Aktionseinheit,o.O. 8.1O.1972,S.1f

14.10.1972:
Nach einem Bericht der Abteilung Betrieb und Gewerkschaft der ZL des KABD findet eine Konferenz des KABD zur Metalltarifrunde und den Vertrauensleutewahlen in der Nähe von Tübingen statt und wird am 15. 10. fortgesetzt. Die Konferenz soll, laut ZL, zur "Stärkung der proletarischen Linie … in der Entwicklung … der Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit" beigetragen haben.
Laut MLPD (2) sprachen sich die "Konferenzteilnehmer gegen ein Stillhalten bis 1973 und gegen lange Tariflaufzeiten aus … Diese Konferenz war nicht nur eine Ausrichtung auf die kommende Tarifrunde und Vertrauensleutewahl, sondern sie förderte vor allem die ideologische Klarheit für die Betriebs- und Gewerkschaftsarbeit mit dem Ziel, den Kollegen den wissenschaftlichen Sozialismus verständlich zu machen und den KABD zu stärken.
Q: MLPD-ZK:Geschichte der MLPD,II.Teil,1.Halbband,Düsseldorf 1986,S.90; KABD:Rechenschaftsbericht der Zentralen Leitung zum 2. Zentralen Delegiertentag, o.O. 1974,S.51;KABD-ZL-Abteilung Betrieb und Gewerkschaft:Rundbrief zur Metalltarifrunde vom 10.9.72,o.O. S.1

29.10.1972:
Rundbrief des Sekretariats der ZL des KABD:"Arbeiteroffensive gegen Unternehmeroffensive." Später kommt es zu einer Änderung dieser Parole in: "Arbeiteroffensive gegen Monopoloffensive." Aber auch mit dieser Änderung kann nicht verhindert werden, daß alle, die die Grundbegriffe von Strategie und Taktik kennen sich zu dieser Parole nur mit Spott und Häme äußern.
Q: Lernen und Kämpfen Nr.2,o.O. 1973,S.4

November 1972:
Die Nr.11 der 'Roten Fahne' des KABD (vgl. Okt. 1972, Dez. 1972) berichtet u.a. über den Streik in der Schleifmittelindustrie in Hamburg, Hannover und Düsseldorf. Neben Berichten über die Bundeswehr in Lebach und die eigenen Stuttgarter Betriebszeitungen 'Roter Arbeiter Kurier' bei Porsche, 'Rote Fanfare' bei Bosch und 'Die Stoßstange' bei Daimler, wird erneut die 'Kommunistische Mediziner Presse' der KSG/ML Tübingen erwähnt.
Q: Rote Fahne Nr.11,Tübingen Nov. 1972

November 1972:
Die Marxistisch-Leninistische Gruppe (MLG) Mannheim verfaßt eine Kritik am KABD.
Q: Letzte gewählte Landesleitung des KABD (Hg.): Zum letzten Geleit. Zur Auflösung des Landesverbandes Bayern des KABD,o.O. 1979,S.16

November 1972:
Die Zentrale Leitung (ZL) der neugegründeten Kommunistischen Gruppe (KG) Frankfurt/Offenbach gibt erstmals ihre Zeitschrift 'Kampf - Kritik - Umgestaltung' (vgl. März 1973) heraus. Zur Bundestagswahl werden die Aufrufe zum Wahlboykott von Bremer Kommunique, KABD, KPD, KPD/ML-ZB und KPD/ML-ZK kritisiert.
Q: Kampf Kritik Umgestaltung Nr.1 und 2,Frankfurt Nov. 1972 bzw. Feb. 1973

09.11.1972:
Laut MLPD (2) kündigt die Zentrale Leitung (ZL) des KABD in einem Rundschreiben an die Organisation, das neue innerorganisatorische Organ des KABD, 'Lernen und Kämpfen' (LUK - vgl. Jan. 1973) an.
Q: MLPD-ZK:Geschichte der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands,II. Teil,1.Halbband,Düsseldorf 1986,S.70

Dezember 1972:
Die Nr.12 der 'Roten Fahne' des KABD (vgl. Nov. 1972, Jan. 1973) berichtet außer über die KHD Werke in Köln, Mainz, Oberursel und Ulm, TN Oberhausen (vgl. Nov. 1972), F+G und Ford in Köln, auch noch über die eigenen Betriebsgruppen bei Index Eßlingen und den Montanwerken Walter in Tübingen ('Der Messerkopf').

Auf der Titelseite heisst es zu MTR und STR:"
METALLBOSSE STUR. STREIK UNVERMEIDLICH!

In den Tarifverhandlungen mit den Eisen- und Stahlindustriellen hat es sich bereits herausgestellt: Nicht einmal einen Ausgleich für die Inflationsverluste des zu Ende gehenden Jahres rücken die Bosse freiwillig heraus. Ihr Angebot von 5% ist eine schamlose Provokation. In den beginnenden Verhandlungen für die metallverarbeitende Industrie werden die Metallbosse nicht weniger unverschämt auftreten. Es steht also in allen Tarifbezirken eine äußerst harte Lohnrunde bevor. Jedes weitere Stillhalten bestärkt nur die Arroganz der van Hüllen, Schleyer und Co. Die Inflationsrate übersteigt schon die 7%-Grenze, und die Bonner Regierung will schon wieder die Steuern und Bahntarife heraufsetzen. Jetzt entscheidet der Kampf der Metaller, ob sie ihren Lebensstandard halten können oder nicht. Jetzt kann es nur noch heißen, die Forderungen restlos durchzukämpfen und sich auf keine faulen Kompromisse einzulassen.
Die Offensive der Millionen Metaller wird die Handvoll Metallbosse in die Knie zwingen."
Q: Rote Fahne Nr.12,Tübingen Dez. 1972

Dezember 1972:
Die Nr.6 des 'Neuen Roten Forums' (NRF - vgl. Nov. 1972, März 1973) erscheint. Wichtiger Artikel: "KABD-Grundsatzerklärung: Kein vorwärtstreibender Vorschlag".

Mit diesem Artikel befaßt sich auch das Initiativkollektiv 'Klassenkampf und Programm' der ML Dortmund (vgl. Feb. 1973).
Q: Neues Rotes Forum Nr.6,Heidelberg Dez. 1972; Klassenkampf und Programm Nr.2,Dortmund Feb. 1973,S.25 und 27

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