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Die erste Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ erschien am 1. Juli 1967. Anonym wurde sie an ca. 5.000 Mitglieder und Sympathisanten der illegalen KPD, aber auch an einige andere revolutionär eingestellte Menschen verschickt. Rigoros kritisierten die Herausgeber die Situation in ihrer Partei. „Ihr alle wißt oder fühlt es zutiefst, mit unserer Partei, der KPD, ist etwas nicht in Ordnung“, hieß es da. „Verkehrte Einschätzung der politischen Lage. Funktionäre belügen sich selbst … Sozialdemokratismus und Kapitulantentum … Karrieremacherei, Korruption und Vetternwirtschaft … Es wird vom ZK der KPdSU über die SED bis hinunter zur KPD befohlen, und der ‚dumme Prolet’ hat gefälligst zu gehorchen …“ Das Fazit lautete: „Noch nie war der Zustand unserer Partei nach innen und außen so schlecht wie heute.“
Die Hauptursache für den schlechten Zustand der Partei sahen die Unzufriedenen darin, dass ihre KPD zu einer Partei revisionistischen Typs geworden wäre, dass eine Handvoll Leute die Führung usurpiert hätte, um die auf dem XX. und XXII. Parteitag der KPdSU entwickelte „antimarxistisch-leninistische Linie“ zu übernehmen. „Die Linie, nach der die Hauptaufgabe unserer Partei der sogenannte Kampf um die Erhaltung des Friedens und nicht die Eroberung der politischen Macht sei. Die Linie, nach der der Hauptinhalt unseres Programms die sogenannte 'friedliche Koexistenz' und der 'friedliche Übergang' sind, und daß wir alles zu unterlassen hätten, was die Harmonie zwischen den beiden 'Großen', den USA und der UdSSR, stören könnte.“
Lange hätten sie überlegt, was zu tun sei. Eine neue marxistisch-leninistische Partei zu gründen, wie in anderen Ländern schon geschehen, hielte man zurzeit nicht für zweckmäßig. So habe man denn beschlossen, als erstes eine Zeitschrift herauszugeben und „alle Genossen aufzurufen, innerhalb und außerhalb der Partei eine breite Diskussion an der ideologischen Front zur Entlarvung des Revisionismus und um die richtige politische Strategie und Taktik unserer Partei zu beginnen.“
Als maoistisch orientiert hatten sich die Herausgeber des „Roten Morgen“ gleich auf der ersten Seite ihrer Zeitschrift bekannt. In einer „Erklärung der Marxisten-Leninisten der Kommunistischen Partei Deutschlands“ verurteilten sie den „schamlosen, ungeheuerlichen Verrat“ der KPdSU-Führung an den Völkern der Sowjetunion und priesen das große China, „das internationale Hauptbollwerk des Sozialismus“, die KP Chinas, „die mächtige Avantgarde der revolutionären Weltbewegung“, und den „Genossen Mao Tse-tung, der größte Marxist-Leninist unserer Zeit“.
Der „Rote Morgen“ sollte monatlich mit sechs Seiten im DIN-A4-Format erscheinen. Die Nr. 1 und die Doppelnummer 3/4 (die Nr. 2 erschien nie, um die KPD-Führung zu verwirren) trugen den Untertitel „Zeitschrift der KPD Marxisten-Leninisten“, denn die anonymen Herausgeber betrachteten sich noch als Mitglieder der illegalen KPD und den „Roten Morgen“ noch als illegale Zeitschrift innerhalb der KPD. So stammten auch die ca. 5.000 Adressen aus den Beständen der KPD, vornehmlich der ihr nahestehenden Küstenzeitung „Blinkfüer“.
Mit der November-Ausgabe 1967 gaben die Herausgeber die Illegalität und Anonymität auf und vollzogen damit realiter den Bruch mit der KPD. Der „Rote Morgen“ beinhaltete nun ein Impressum, in dem Ernst Aust, vormals Herausgeber des „Blinkfüer“, mit vollständiger Adresse als „Herausgeber und verantwortlicher Redakteur“ ausgewiesen wurde. Im Untertitel hieß es fortan: „Marxistisch-leninistische Monatszeitschrift“. Die Anzahl der Seiten wuchs auf 8, 10 und manches Mal noch mehr.
Der Parteibildungsprozess wurde vorangetrieben. Die Zeitschrift „Roter Morgen“ sollte dabei, der leninschen Tradition folgend, „kollektiver Agitator, Propagandist und Organisator“ sein, wobei der Schwerpunkt angesichts der Verhältnisse in Westdeutschland auf Organisator liegen sollte (vgl.* Jan. 1968). Im Jahr 1968 erschienen gleich mehrere bedeutende Artikel und Erklärungen: „Marxisten-Leninisten Westdeutschlands, vereinigt euch!“ (vgl. Jan. 1968), „Vorwärts auf dem Weg zu einem einigen sozialistischen Deutschland!“ (vgl. Mai 1968), „Auf Kautskys und Togliattis Spuren – Zum Programmentwurf der KPD“ (vgl. Aug. 1968), „Die marxistisch-leninistische Bewegung Westdeutschlands wächst und erstarkt“ (vgl. Sept. 1968), der Aufruf zur Gründung einer marxistisch-leninistischen Partei „Arbeiter, Bauern, Studenten, vereinigt Euch. Der Feind steht im Land“ (vgl. Nov. 1968).
Im Januar 1969 lautete die Schlagzeile dann: „Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten gegründet“ (vgl. Jan. 1969). Von nun an war der „Rote Morgen“ das „Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten“, wie es im Untertitel und im Impressum hieß. Herausgeber und verantwortlicher Redakteur war nach wie vor Ernst Aust.
Im Folgenden dokumentieren wir alle Ausgaben des „Roten Morgen“ (RM) bis zur Umstellung auf das Zeitungsformat Mitte 1970. Dazu gehören der vom ZK der KPD/ML im Jahr 1975 erschienene Faksimile-Nachdruck der RM-Jahrgänge 1967 bis 1969 (vgl. 1975) sowie die Ausgaben des RM bis einschließlich Mai des Jahres 1970.
Ferner dokumentieren wir die sich streng auf den RM beziehenden Datensätze aus der Datenbank „Materialien zur Analyse von Opposition“ (MAO). Darunter sind auch die aus Anlass des zehnjährigen Erscheinens des RM veröffentlichten Erinnerungen des ehemaligen Herausgebers und verantwortlichen Redakteurs, Ernst Aust, sowie seiner Frau, Waltraud Aust (vgl. 10.6.1977).
Weitere Beiträge zur Geschichte der KPD/ML und ihres Umfeldes gibt es hier: Zur Geschichte der KPD/ML.
Weitere Jahrgänge des „Roten Morgen“ hier: Roter Morgen (ab Juni 1970).
* Die Vgl.-Angaben beziehen sich auf die Datensätze der Datenbank MAO.
01.07.1967:
Die Nr. 1 der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Sept. 1967) wird an 5.000 Mitglieder und Sympathisanten der KPD verschickt. Herausgeber ist das KPD-Mitglied und der Mitherausgeber der der KPD nahestehenden Küstenzeitschrift „Blinkfüer“, Ernst Aust, was allerdings erst später bekannt wird, da die Zeitung illegal erscheint und keinerlei Impressum enthält. Unmittelbarer Anlass für das Erscheinen der ersten Ausgabe der Zeitschrift überhaupt waren, laut KAB und SALZ Hamburg, die Demonstrationen in der BRD gegen den Schah-Besuch im Juni 1967, bei denen es zu heftigen Straßenschlachten zwischen der Polizei und Demonstranten kam. Dabei wurde der Student Benno Ohnesorg erschossen.
Die 6-seitige Publikation im DIN-A4-Format trägt im Kopf den Untertitel „Zeitschrift der KPD Marxisten-Leninisten“ und den altbekannten Leitspruch „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“.
Den ersten Beitrag bildet eine „Erklärung der Marxisten-Leninisten der Kommunistischen Partei Deutschlands“. Sie lautet: “Angesichts des 50. Jahres der großen Sozialistischen Oktoberrevolution, angesichts der ruhmreichen Verdienste Lenins um die Befreiung der Menschheit, angesichts unserer Liebe zum Sowjetvolk, verurteilen wir aufs schärfste den schamlosen, ungeheuerlichen Verrat, den die Kossygin-Breshnew-Clique an den Völkern der Sowjetunion, an dem gesamten internationalen Proletariat und den um ihre Befreiung von Kolonialismus und Imperialismus kämpfenden Völkern der Welt, begeht.
Unsere heißen, brüderlichen Kampfesgrüße entbieten wir dem Genossen Mao Tse-tung, der unter dem Banner seiner Lehren siegreich voranschreitenden Kulturrevolution, seinem engen Kampfgefährten Lin Biao, der ruhmreichen Kommunistischen Partei Chinas und dem das Banner der Sozialistischen Revolution zum endgültigen Sieg führenden chinesischen Volk.
Tod dem Imperialismus der USA, seinen westdeutschen und anderen Lakaien! Unversöhnlicher Kampf den Sowjetrevisionisten und ihren sklavischen Nachbetern in anderen Ländern.
Es lebe das große China, das internationale Hauptbollwerk des Sozialismus!
Es lebe die ruhmreiche Kommunistische Partei Chinas, die mächtige Avantgarde der revolutionären Weltbewegung.
Es lebe Genosse Mao Tse-tung, der größte Marxist-Leninist unserer Zeit!“
In dem folgenden mit „Genossinnen und Genossen!“ überschriebenen Beitrag wird ausgeführt, dass die Erklärung „die Erklärung einer nicht unbedeutenden Gruppe Marxisten-Leninisten der Wasserkante“ sei. Insbesondere wird Kritik am Zustand der KPD geübt: „Die Hauptursache für den schlechten Zustand unserer Partei jedoch ist, dass aus unserer revolutionären marxistisch-leninistischen Partei, eine Partei revisionistischen Typs geworden ist. Daß eine Handvoll Leute die Führung usurpierten, um die von Chrustschow entwickelte und der jetzigen Führung im Kreml fortgeführte, auf dem XX. und XXII. Parteitag der KPdSU entwickelte antimarxistisch-leninistische Linie zu übernehmen. Die Linie, nach der die Hauptaufgabe unserer Partei der sogenannte Kampf um die Erhaltung des Friedens und nicht die Eroberung der politischen Macht sei. Die Linie, nach der der Hauptinhalt unseres Programms die sogenannte 'friedliche Koexistenz' und der 'friedliche Übergang' sind, und daß wir alles zu unterlassen hätten, was die Harmonie zwischen den beiden 'Großen', den USA und der UdSSR stören könnte. Das führt in der Praxis soweit, daß anläßlich einer Vietnam-Demonstration in Hamburg ein führender Genosse der Leitung verzweifelt am Demonstrationszug entlanglief, um die Studenten und Genossen zubeschwören, ja nicht zum US-Konsulat zu marschieren und doch bitte die Ruhe 'Hoch, hoch, Ho Chi Minh' oder gar die Hochrufe auf den Vorsitzenden Mao zu unterlassen. [...]
Wir haben lange überlegt: Was tun? In zahlreichen Ländern haben die Marxisten-Leninisten zwischen sich und den auf revisionistischem Kurs segelnden Parteien die notwendige organisatorische Trennung vollzogen. Es kann keine Einheit zwischen Marxisten-Leninisten und Revisionisten geben. Einige Genossen machten den Vorschlag, bei uns ein gleiches zu tun, das heißt, eine neue marxistisch-leninistische Partei zu gründen. Nach gründlicher Beratung kamen wir zu dem Schluß, daß ein solches Vorgehen zur Zeit unter den in Westdeutschland waltenden Umständen nicht zweckmäßig wäre.
So haben wir denn beschlossen, als erstes die Euch vorliegende Ausgabe unserer Zeitschrift herauszugeben und alle Genossen aufzurufen, innerhalb und außerhalb der Partei eine breite Diskussion an der ideologischen Front zur Entlarvung des Revisionismus und um die richtige politische Strategie und Taktik unserer Partei zu beginnen. Wir denken nicht daran, der Handvoll Leute in unserer Partei, die Machtpositionen inne haben und den revisionistischen Weg gehen, das Feld zu überlassen. Deshalb kämpfen wir auch für die Wiederherstellung der Legalität der KPD, denn umso eher können wir das Häuflein Renegaten entlarven und isolieren. Deshalb bleibt in den Gruppen, resigniert nicht, kämpft! [...]
Verbündet Euch mit den breiten Massen der Bevölkerung. Nehmt Verbindung auf zu den revolutionären Studenten an unseren Hochschulen, diskutiert in den Betrieben, in der Gewerkschaft, befaßt Euch mit den Sorgen und Nöten der Bauern.“
Weitere Artikel sind:
September 1967:
„Roter Morgen - Zeitschrift der KPD Marxisten-Leninisten“, Nr. 3/4, erscheint im September/Oktober 1967 in Hamburg (vgl. Juli 1967, Nov. 1967). Eine Nummer 2 erschien nie, um die KPD-Führung zu verwirren, denn diese hatte ihre Mitglieder aufgefordert, maoistische Zeitschriften nicht zu behalten, sondern sie bei der nächsten Leitung abzugeben. Auch Nummer 3/4 wird vermutlich illegal verbreitet. Ein Impressum fehlt erneut.
Im Leitartikel „Die größten Spalter der Geschichte“ wird ausgeführt: Der XX. Parteitag der KPdSU „war der erste Schritt der Führer der KPdSU auf den Weg zum Revisionismus. Zwei grobe, prinzipielle Fehler traten auf diesem Parteitag auf. Einmal die völlige Negierung der Rolle Stalins unter dem Vorwand 'Kampf gegen den Personenkult' und die Thesen des friedlichen Übergangs zum Sozialismus auf 'parlamentarischem Weg'.
Gewiß war es notwendig, die Fehler Stalins zu kritisieren. Aber in seinem Geheimbericht auf dem XX. Parteitag hat Chrustschow, weit entfernt davon, die Methode von Kritik und Selbstkritik anzuwenden und sorgfältig und seriös die historischen Erfahrungen der proletarischen Diktatur zu analysieren, Stalin als einen Feind behandelt und ihm die alleinige Verantwortung für alle begangenen Fehler zugeschoben. [...]
Bereits 2 Monate nach dem Parteitag brachte der Genosse Mao Tse-tung gegenüber dem Genossen Mikojan zum Ausdruck, daß man Stalin 'konkret analysieren' und 'allseitig einschätzen müsse' und am 23. Oktober 1956 gegenüber dem Botschafter der Sowjetunion in China: 'Stalin muß kritisiert werden. Aber über die Form der Kritik sind wir verschiedener Meinung. Es gibt da auch einige Fragen, in denen wir nicht einverstanden sind.' [...]
Solch eine Frage war die des Übergangs vom Sozialismus auf 'parlamentarischem Weg'. Unter dem Vorwand, daß in der Welt 'grundlegende Veränderungen' vor sich gegangen seien, stellte Chrustschow die These des sogenannten 'friedlichen Übergangs' auf. Er sagte, der Weg der Oktoberrevolution wäre 'unter jenen historischen Bedingungen' der 'einzig richtige Weg' gewesen. Aber da sich die Lage geändert hätte, bestünde heute die Möglichkeit den 'parlamentarischen Weg' für den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus zu benutzen. Diese falsche Ansicht ist ihrem Wesen nach eine offene Revision der Lehren des Marxismus-Leninismus über Staat und Revolution und eine klare Verleumdung der allgemeingültigen Bedeutung des Weges der Oktoberrevolution. [...]
Die ganze Reihe von Fragen, die von der Führung der KPdSU auf ihrem XX. Parteitag aufgeworfen wurden, insbesondere die Stalin-Frage und die Frage des sogenannten 'friedlichen Übergangs', sind auf keinen Fall Fragen, die lediglich die inneren Angelegenheiten einer Partei, der KPdSU, betreffen, sondern lebenswichtige Fragen für alle Bruderparteien. Ohne irgendwelche vorherige Beratungen mit den Bruderparteien zog die Führung der KPdSU ihre eigenmächtigen Schlußfolgerungen, zwang die Bruderparteien, vollendete Tatsachen einzunehmen und schützte den 'Kampf gegen den Personenkult' vor, um sich aufs gröbste in die inneren Angelegenheiten der Bruderparteien und Bruderstaaten einzumischen und deren Führung zu stürzen und so ihre eigene Politik des Sektierer- und Spaltertums in der internationalen kommunistischen Bewegung zu verbreiten.“
In einem Beitrag zur Auseinandersetzung in der KPD mit dem Titel „Begrabt den sklavischen Gehorsam in der Partei“ heißt es über „unsere Partei“ u. a.: „Der Zustand in unserer Partei? Der Ausspruch eines führenden Genossen: Man knallt die Hacken zusammen und gehorcht. Ihr selbst kennt den Zustand in unseren Gruppen, soweit sie noch existieren. Kein offenes Wort. Kein Ansprechen der Probleme des Weltkommunismus, die praktisch alle bewegen. Wer sich nur bescheiden die Frage erlaubt, warum denn die Sowjetunion oder die DDR ... gerät sofort in Verdacht die Partei zersetzen zu wollen. Isolierung, und wenn es sich um einen führenden Genossen handelt, Abstempelung als Agent des Verfassungsschutzes im 'Freien Volk’ sind die Folgen. Bezahlte Funktionäre, die unter vier Augen ihre Meinung offenbaren, halten nach außen und oben den Mund. Schließlich findet man mit 50 oder 60 Jahren als bekannter Kommunist keine Arbeit mehr. Mitglieder lassen sich einschüchtern, in der unberechtigten Angst, vom rechten Weg des Marxismus-Leninismus abzuweichen. Demokratischer Zentralismus wird klein geschrieben. Kurz gesagt, der Zustand unserer Partei ist erbärmlich. Mehr und mehr zeigt sich, daß die Menschen in der Bundesrepublik, Studenten, Arbeiter und Bauern zu handeln beginnen, ohne uns. […]
Und eben an dieser politischen Strategie und Taktik unserer Partei hegen wir berechtigte Zweifel. Wir sagen es offen, wir sind der Meinung, daß sich unsere Partei auf einem Weg befindet, der offenen Verrat an den Interessen unserer Klasse bedeutet.
Lenin sagte: ‚Die Einheit ist eine grosse Sache und eine große Losung! Doch die Arbeitersache braucht die Einheit unter den Marxisten, nicht aber die Einheit der Marxisten mit den Gegnern und Verfälschern des Marxismus.’ Über die Reinigung der Reihen der Kommunistischen Partei sagte Vorsitzender Mao: ‚Um in organisatorischer Hinsicht Ordnung zu schaffen, muß man vor allem in ideologischer Hinsicht Ordnung schaffen, einen Kampf der proletarischen Ideologie, gegen die nichtproletarische entfalten.’
Und darum dreht es sich in letzter Konsequenz. Für uns heißt das, breite Entfaltung der Diskussion in unserer Partei um den ideologisch richtigen Weg. Wer gegen solche Diskussionen auftritt entlarvt sich selbst als Verräter, als Renegat, als chruschtschowscher Revisionist.
Sicher wird es jetzt einige Leute geben, die sagen: Ihr wollt doch nur die Partei spalten, schließlich sind wir die Mehrheit, ihr seid die Minderheit, daher sind wir schöpferische Marxisten-Leninisten, ihr seid Dogmatiker, wir haben recht, ihr habt unrecht. Aber wer auch nur den geringsten gesunden Menschenverstand besitzt, weiß, wer recht und unrecht hat, und wer für die Wahrheit eintritt; das lässt sich durchaus nicht nach der jeweiligen Mehrheit oder Minderheit entscheiden.“
Aus Hamburg wird berichtet, dass dort seit dem erscheinen des roten Büchleins mit den „Worten des Vorsitzenden Mao Tse-tung“ bereits 2.500 Exemplare verkauft worden seien.
Weitere wichtige Beiträge sind:
November 1967:
Die November-Ausgabe des „Roten Morgen“ erscheint (vgl. Sept. 1967, Dez. 1967). Sie trägt jetzt den Untertitel „Marxistisch-leninistische Monatszeitschrift“ und keine fortlaufende Nummerierung mehr. Erstmals enthält die Ausgabe ein Impressum. Danach heißt der „Herausgeber und verantwortliche Redakteur“ Ernst Aust aus Hamburg. Die Erscheinungsweise der Zeitschrift soll vorläufig monatlich sein.
Im Leitartikel „Unser Beitrag zum Roten Oktober“ wird ausgeführt: „In diesen Tagen und Wochen feiern Kommunisten in aller Welt den 50.Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Als der Panzerkreuzer Aurora durch einen Schuß das Signal zum Sturz auf das Winterpalais gab, brach eine wahrhaft neue Epoche der Weltgeschichte an. Die Völker der Sowjetunion begannen das Joch des Imperialismus abzuschütteln, und Millionen und aber Millionen Menschen in aller Welt begrüßten voller Hoffnung dieses Ereignis. Jahre vergingen, in der Sowjetunion wurde der Sozialismus errichtet und gewaltige wirtschaftliche Erfolge erzielt. Im großen Vaterländischen Krieg wehrte die Sowjetunion den Ansturm des Faschismus ab und bewies die große ihr innewohnende Kraft.
Die von Lenin geführte Große Oktoberrevolution war eine gewaltige Revolution, die dem Weltproletariat den Weg zur Befreiung und zum Sozialismus eröffnete. Auch China und andere sozialistischen Länder erlangten die Befreiung auf dem Weg der Oktoberrevolution. Die Tragik war, durch den frühen Tod Lenins begünstigt, daß es in der Sowjetunion nach der Oktoberrevolution zu keiner Revolution auf ideologischem Gebiet kam und daher in späterer Folge zum Auftauchen des chrustschowschen Revisionismus, der die sozialistische Sowjetunion in einen revisionistischen Staat verwandelte [...]
Gerade jetzt, anläßlich der Feiern zur Oktoberrevolution, rufen sie lautstark nach 'Einheit', um ihre Spaltertätigkeit zu verdecken, und geben sich als die wahrhaften Verteidiger des Marxismus-Leninismus aus. Die Masche ist wirklich nicht neu. Der Revisionismus ist der Todfeind des Marxismus [...]
Wir grüßen anläßlich der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution unsere sowjetischen Genossen und das sowjetische Volk ... Unser Beitrag zum Roten Oktober aber wird sein, im Sinne des Marxismus-Leninismus den Geist der fünf Kühnheiten zu entfalten: Kühnheit des Denkens, Kühnheit der Rede, Kühnheit der Tat, Kühnheit des Vorstoßes und Kühnheit der Revolution.“
In einem Artikel, der von Ernst Aust unterzeichnet ist, heißt es zum „Roten Morgen“ u. a.: „Man sagte, ich gäbe den 'Roten Morgen' heraus. Ich gab ihn nicht heraus. Jetzt gebe ich ihn heraus. Das heißt, ich zeichne für seinen Inhalt verantwortlich [...]
Wir fürchten die Diskussion nicht. Wir wollen sie! Es wird sich zeigen, wer recht und wer unrecht hat. Was weitaus schwieriger für uns sein wird, ist, die Herausgabe der Zeitschrift zu sichern. Vorläufig erscheint sie einmal im Monat. Natürlich wünschen wir uns, die Zeitung könnte gedruckt, vierzehntägig oder gar wöchentlich erscheinen. [...]
So wie die Lage ist, werden wir weder Anzeigen noch Zuschüsse von irgendeiner Seite erhalten. Die Zeitung wird genau mit dem finanziert, was wir von unserem Lohn oder Gehalt abzweigen können, und was der Verkaufserlös erbringt. [...]
Deshalb unser eindringlicher Appell an alle: Helft mit, die Zeitschrift durch Verkauf zu verbreiten.“
Aus Hamburg wird vom Besuch eines chinesischen Frachters berichtet.
Weitere wichtige Beiträge sind:
Dezember 1967:
In Hamburg erscheint die Dezember-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Nov. 1967, Jan. 1968).
Im Leitartikel „Polizeiknüppel gegen Antifaschisten. Nicht nur für Schah und Springer schwingen Westdeutschlands Polizisten den Gummiknüppel - auch die NPD gedeiht unter den Fittichen unseres Polizeistaates!“ wird ausgeführt: „Ein gigantisches Polizeiaufgebot schützte den Parteitag der NPD: ‚Mit Krawallen und Demonstrationen rechnet die Polizei anläßlich des heute beginnenden Bundesparteitages der NPD. Die Hüter der Ordnung haben Verstärkung herangezogen und drei Hauptquartiere in verschiedenen Stadtteilen eingerichtet, um von dort aus die Hundertschaften der Bereitschaftspolizei dirigieren zu können.’ […] Faschistenhäuptling Thadden möchte die Zusammenarbeit noch ausbauen. [...] Die 'roten Fahnen' der Arbeiter an der Ruhr, die Revolte der Studenten, haben die reaktionäre Staatsmacht erschüttert. In der NPD sieht die herrschende Klasse heute bereits einen Verbündeten. Wann werden wir sie wieder in gleichem Schritt und Tritt marschieren sehen?“
Berichtet wird auch von NPD- und Protestaktionen in Ulm (vgl. 15.11.1967), Frankfurt (vgl. 24.11.1967) und Duisburg (vgl. 26.11.1967).
Unter dem Titel „Ein guter Anfang!“ wird über den Verkauf des „Roten Morgen“ berichtet: „Unsere Aktion, in der wir einmalig eine größere Anzahl der November-Ausgabe des ROTEN MORGEN versandten, wurde ein voller Erfolg. Ein Erfolg, der uns zeigt, daß es auch in der Bundesrepublik zahlreiche aufrechte Marxisten-Leninisten gibt, die es entschieden ablehnen, dem Kurs einer Handvoll revisionistischer Führer zu folgen, die bereit sind, für das Erreichen des Zieles eines einigen, freien und sozialistischen Deutschlands Opfer auf sich zu nehmen und sich vor Verfolgung und Diffamierung nicht fürchten. Innerhalb weniger Wochen hat sich die verkaufte Auflage des ROTEN MORGEN vervielfacht. Täglich gehen Bestellungen ein. Durch spontane Telefonanrufe und in Schreiben drückten viele Genossen und Freunde ihre Genugtuung über den von uns vollzogenen Schritt aus.“
Berichtet wird von Genossen, Freunden und Lesern aus dem Siegener Land, ML Studenten in Münster, Lesern in Hamburg, Mannheim, Hildesheim, Frankfurt, Breitscheid, bei Dunlop in Hanau sowie Hamburger Studenten.
Weitere Beiträge sind u. a.:
Januar 1968:
Die Januar-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Dez. 1967, Feb. 1968) berichtet vom Streik bei HDW Kiel (IGM-Bereich - vgl. 19.12.1967) und ruft zum Besuch von Veranstaltungen in Mannheim (vgl. 29.1.1968) und Hamburg (vgl. 7.2.1968) auf.
Im Leitartikel „Marxisten-Leninisten Westdeutschlands vereinigt Euch!“ wird ausgeführt: „Als wir, Hamburger Marxisten-Leninisten den ROTEN MORGEN schufen, gingen wir aus von dem leninistischen Prinzip: Eine Zeitung hat kollektiver Agitator, Propagandist und Organisator zu sein. [...]
Nach dem Versagen der KPD, der Unfähigkeit sogenannter Linkssozialisten, unserem Volk einen gangbaren Ausweg, eine Alternative zur monopolkapitalistischen Diktatur mit all ihren Folgen zu zeigen, ergibt sich zwingend die Notwendigkeit, die, die bereit und willens sind, die Diktatur des Monopolkapitals in Westdeutschland ein für allemal restlos zu vernichten und ihr die Herrschaft des Volkes, die Diktatur des Proletariats entgegenzustellen, zu sammeln.
Welches Bild bietet sich zur Zeit in Westdeutschland im Hinblick auf die sogenannte linke außerparlamentarische Opposition? Im großen und ganzen kann man zwischen vier Richtungen oder Gruppierungen unterscheiden:
1. Die sich 'unabhängig' nennenden Sozialisten oder die heimatlose Linke, wie sie sich öfter bezeichnen. Zersplittert in kleine und kleinste Grüppchen. Ohne einheitliches Programm oder gemeinsame Zielsetzung. Individualistisch, verworren. Zu dieser Richtung könnte man zählen: den Sozialistischen Bund (SB), die Vereinigung Unabhängiger Sozialisten (VUS), die Arbeitsgemeinschaft Sozialistische Opposition (ASO), die Arbeitsgemeinschaft Demokratischer Sozialisten (ADS). Einzelpersönlichkeiten wie die Professoren Abendroth, Heydorn usw., bedingt die Deutsche Friedensunion (DFU) und die Demokratische Linke (DL).
2. Im engen Zusammenhang mit diesen Gruppen, durch Querverbindungen in sie hineinwirkend, die KPD. Trotz Verbot völlig auf dem Kurs der modernen Revisionisten [...]
3. Die vor allem im letzten Jahr an unseren Hochschulen und Schulen entstandene und noch im Entstehen begriffene Opposition der Studenten und Schüler. Kristallisationspunkt dieser Bewegung ist der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS). Sie unterscheidet sich von den ersten beiden Gruppierungen dadurch, daß sie die bestehende Gesellschaftsordnung in Frage stellt und ihren Sturz auf revolutionärem Wege anstrebt. Kennzeichen dieser Bewegung sind außerparlamentarische, die Menschenfeindlichkeit der bestehenden Gesellschaft entlarvende Aktionen. Andererseits aber auch anarchistische Züge, Ziellosigkeit in der Frage 'was kommt danach' und ihr bisheriges Unvermögen, sich mit der Arbeiterschaft zu verbünden, ohne die eine revolutionäre Veränderung der bestehenden Verhältnisse nicht möglich ist.
4. Wir, die Marxisten-Leninisten Westdeutschlands. Auch hier Aufspaltung in kleine Gruppen, Zirkel, Vereinigungen. Tragendes Element, die Arbeiter, aber auch - wie in Hamburg - im Bündnis mit marxistisch-leninistischen Studenten. Die Tätigkeit dieser Gruppen beschränkte sich bisher auf die Verbreitung marxistisch-leninistischen Gedankengutes, vorwiegend die Lehren und Erkenntnisse des Vorsitzenden Mao Tse-tung und Teilnahme an Aktionen der außerparlamentarischen Opposition. Zu einer Vereinigung kam es bisher nicht, obwohl entsprechende Bestrebungen vorhanden sind.
Soweit zur Situation. Die Frage ist nun: Was tun? In letzter Zeit ist es in halblinken Kreisen Mode geworden, von der Notwendigkeit der Sammlung, eines Bündnisses aller außenparlamentarischen links von der SPD stehenden Kräfte zu sprechen. Der Begriff Partei wird mit Rücksicht auf die um ihre Wiederzulassung kämpfende KPD peinlichst vermieden. Eine Konferenz der ‚sozialistischen Opposition’, auf der ein Aktionsprogramm beschlossen werden soll, findet im 3. Februar in Offenbach statt. Schaut man sich diese ‚Sozialistischen Alternativen’ näher an, wird der reformistische Charakter dieser Bewegung sofort offenbar. Es ist der Weg der Evolution und nicht der Revolution, den man zu gehen gedenkt - wie Professor Heydorn es formulierte.
Ist eine solche Sammlung für uns Marxisten-Leninisten Westdeutschlands ein derzeit gangbarer Weg? Nein! Was wir zur Zeit brauchen, ist nicht die Sammlung aller irgendwie links von der SPD stehenden opportunistischen Kräfte, sondern die Sammlung aller Kommunisten, fortschrittlichen Arbeiter, Studenten und Bauern in einer marxistisch-leninistischen Partei. Nur eine geschlossene, kampfstarke Partei, die in revolutionärem Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, wird die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den Imperialismus und seine Lakaien führen können.
Die Bildung solcher Parteien, die sich prinzipiell von den 'kommunistischen' Parteien unterscheiden, die sklavisch den Kurs der revisionistischen Führung der Sowjetunion folgen, geht zur Zeit überall in Westeuropa legal und in Osteuropa illegal vor sich. Erst vor kurzem hat sich die marxistisch-leninistische KP Frankreichs konstituiert, die hervorragende Genossen in ihren Reihen vereint. Westdeutschland kann und wird keine Ausnahme bleiben. Es wäre gelacht, gelänge es uns nicht, in einem Land mit der ruhmreichen Tradition eines Marx, Engels, Bebel, Liebknecht und Thälmanns, eine marxistisch-leninistische Partei auf die Beine zu stellen!
Doch werden wir konkret: Welche Schwierigkeiten gibt es noch zu überwinden? Vor allen das Gruppendenken und das Bestreben einzelner 'Führer', aus egoistischen Motiven sich nicht der gemeinsamen Sache und notwendigen Disziplin unterzuordnen. Sicher gibt es Gründe dafür.
Einzelne Gruppen haben schon jahrelang gearbeitet, Opfer gebracht. Doch das taten andere auch. Eine Gruppe gründete in revolutionärer Ungeduld, ohne die notwendige gründliche Vorbereitung, eine Partei und fiel auf den Bauch. Eine andere gibt seit Jahren ein Organ heraus, in dem zur notwendigen Einigkeit aufgerufen wurde, brachte es jedoch fertig, alle Genossen, die nicht ganz ihrer Meinung waren, vor den Kopf zu stoßen, anstatt den guten Willen zu respektieren und helfende Kritik zu üben. Andere wieder beschränkten sich nur auf Aktionen, ohne auch nur den Versuch einer Sammlung und Zusammenarbeit zu unternehmen. Auch dafür gibt es objektive Gründe. Der Hauptgrund, der uns bisher hinderte, war der, daß sich die Marxisten-Leninisten Westdeutschlands nicht kannten, und daß es noch zu wenige waren. […]
Hier hat die Große Proletarische Kulturrevolution in der Volksrepublik China - wie überall in der Welt - eine Veränderung der Lage bewirkt. Sie hat zahlreiche Kommunisten, die angesichts des revisionistischen Kurses ihrer Parteien zu verzweifeln begannen, neuen Auftrieb und eine klare Perspektive gegeben. Sie hat sie veranlaßt, das rote Banner der Revolution in die eigenen Hände zu nehmen. Sie hat vielen jungen Menschen, Arbeitern und Studenten die Richtung gewiesen. Sie ist als Ereignis gleichzusetzen mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution. Sie hat bewirkt, daß auch in Westdeutschland kampferfahrene, marxistisch-leninistisch geschulte Genossen in zunehmendem Maße sich unserer Bewegung anschließen. Die Lage ist ausgezeichnet und wird von Tag zu Tag besser.
Die Herausgabe des ROTEN MORGEN wurde ein voller Erfolg. Es ist uns in den letzten Monaten gelungen, zahlreiche Verbindungen zu anderen marxistisch-leninistischen Gruppen herzustellen. Und wir sind sicher, daß zur Zeit noch bestehende unbedeutende Schwierigkeiten überwunden werden. Wir, die Gruppe ROTER MORGEN, die Vereinigung Hamburger Marxisten-Leninisten, sind bereit, mit jeder in Westdeutschland bestehenden Gruppierung auf marxistisch-leninistischer Grundlage ohne Vorbedingungen und Vorbehalte zusammenzuarbeiten, um das Ziel der dringend gebotenen Einheit zu erreichen.
Wir wissen, dass dies keine leichte Aufgabe ist. Andere westeuropäische marxistisch-leninistische Parteien haben unter günstigeren Bedingungen bis zu ihrer Gründung Jahre gebraucht. Lernen wir aus ihren und unseren Fehlern, schreiten wir zur Tat! 1968 wird für uns das Jahr der Sammlung und des Zusammenschlusses aller Marxisten-Leninisten Westdeutschlands sein. An seinem Ende wird die auf breitester Basis vollzogene Einheit stehen!“
Beigelegt ist der Januar-Ausgabe ein Brief des Genossen Kolbe. Dazu heißt es: „Dieser Ausgabe des ROTEN MORGEN hefteten wir ein Schreiben an, das uns der in Hamburg bekannte Kommunist und Arbeiterfunktionär, Hans Kolbe, zur Veröffentlichung übergab. Hans Kolbe, ehemaliger Funktionär der KPD, gründete nach dem Parteiverbot den ersten Zirkel zum Studium und zur Publizierung des Marxismus in Hamburg. Wir begrüßen aufs wärmste seinen Schritt und sind gewiß, daß er nicht der letzte qualifizierte Arbeiter sein wird, der die Reihen der Marxisten-Leninisten Deutschlands verstärkt.“
Weitere Beiträge sind u. a.:
Februar 1968:
Die Februar-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Jan. 1968, März 1968) berichtet unter der Überschrift „Im Zeichen der Sammlung“ u. a. von der Gründung der Gruppe Roter Morgen Mannheim (vgl. 2.2.1968).
Im Leitartikel „Großoffensive in Südvietnam“ wird ausgeführt: „Die Großoffensive der südvietnamesischen Befreiungsfront rollt. Täglich, stündlich treffen neue Erfolgsmeldungen ein. Kämpfe in Saigon, Hue, Da Nang und in weiteren 55 Städten des Landes. Die Lage der USA-Invasoren und ihrer südvietnamesischen Marionetten verschlechtert sich täglich. Schon drohen Kriegswahnsinnige im Pentagon mit dem Einsatz taktischer Atomwaffen. In ihrer Bedrängnis greifen sie zu der von Hitler kreierten Taktik der verbrannten Erde und vernichten ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung mit Raketen, Napalm und Bomben ganze Städte [...] Die Großoffensive im Landesmaßstab hat eine neue Etappe des vietnamesischen Volksbefreiungskrieges eingeleitet. Die Moral der Aggressoren ist auf dem Null-Punkt angelangt. Die Marionettenarmee ist fast vollständig zusammengebrochen. [...] Je miserabler die Situation der Aggressoren, desto unverschämter die Versuche der Reformisten und Pazifisten, ihnen aus der Patsche zu helfen. [...] Solidarität mit dem Volk Vietnams, d.h. Kampf gegen die Aggressoren, vor allem gegen ihre Stützpunkte und Filialen in Westdeutschland. Gleichzeitig müssen wir aber all die entlarven, die den Aggressoren goldene Brücken bauen möchten.“
Weitere Artikel sind:
März 1968:
Die März-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Feb. 1968, Apr. 1968) erscheint. Berichtet wird u. a. von einem Streik bei Rheinstahl Union Brückenbau in Dortmund (vgl. 21.2.1968).
Im Leitartikel „Der Faschistenkongreß vom 21. Februar und die notwendige Konsequenz“ wird ausgeführt: „Die Hoffnung des Herrn Thadden auf 'Männer wie der Regierende Bürgermeister von Berlin' ... wurden erfüllt. Zwar durfte er bei der Schmierenkomödie vom 21. Februar noch nicht selbst aufs Treppchen steigen ... aber die anderen besorgten auch so sein Geschäft. [...]
Die überwiegende Mehrheit der Westberliner Bürger - auch der proamerikanisch eingestellten - mißbilligt entschieden die Vorbereitung krimineller Handlungen gegen Andersdenkende, lehnt die Pogromhetze der Springer-Presse ab, ist nicht bereit, sich vor den Karren neofaschistischer Gangster spannen zu lassen.“
Erstmalig erscheint auch ein Artikel von Helmut Günther: „Gleiwitz - Tonking - Pueblo. US-Imperialismus - Weltfeind Nr.1“. Angekündigt wird auch, dass der „Rote Morgen“ zu dem erschienenen „Entwurf eines Programms der Kommunistischen Partei Deutschlands“ Stellung nehmen wird: „Unsere Aufgabe wird es sein, vom marxistisch-leninistischen Standpunkt aus den Entwurf unter die Lupe zu nehmen, um zu verhindern, daß sich die Genossen der KPD, vor allem aber die Jugend, fehlorientieren. Deshalb haben wir beschlossen, den nächsten Roten Morgen als Sonderausgabe in Form einer Erwiderung auf den Entwurf erscheinen zu lassen.“ Tatsächlich aber erscheint diese Sonderausgabe erst im August 1968.
Weitere Artikel sind u. a.:
März 1968:
In Mannheim wird, laut Emil Ludwig, ein „Roter Morgen“-Lesekreis gegründet, der auch als Gruppe Roter Morgen Mannheim bekannt wird und sich später an der Gründung der KPD/ML (vgl. 31.12.1968) beteiligt.
Q: Rote Fahne, Nr. 12, Dortmund, 20.3.1974
April 1968:
Die April-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. März 1968, Mai 1968) behandelt u. a. die italienische Halbinsel. In Crotone in Kalabrien sei die PCI zur PCI/ML übergetreten, die auch in Apulien aktiv ist. Außer über die Gründung eines Provisorischen Komitees einer ML Kommunistischen Bewegung San Marinos wird auch noch von Sardinien berichtet (vgl. 24.3.1968).
Im Leitartikel „Schlagt den Faschismus, wo ihr ihn trefft. Brutaler Polizeiterror zum Schutze des Druck- und Mordhauses Springer“ wird ausgeführt: „Alle jene, die bisher meinten, der Gefahr der Refaschisierung der Bundesrepublik mit papiernen Protesten, wehklagenden Artikeln und Appellen an die demokratische Gesinnung der Herrschenden begegnen zu können, sollte der feige Mordanschlag auf den Genossen Rudi Dutschke eine Besseren belehrt haben. Konterrevolutionäre Gewalt kann nur mit revolutionärer Gewalt begegnet werden.
Dieser Staat, in dem wir leben, legt nach und nach die Maske ab. Und was dahinter hervortritt, ist die brutale Fratze des Neofaschismus. [...]
Als die Schüsse auf Rudi Dutschke fielen und die Studenten auf die Straße gingen, um zu protestieren, als sie die Druck- und Verlagshäuser des Springer-Konzerns belagerten, um die Auslieferung der Pogrom-Presse zu verhindern, war das ihr legitimes Recht. Denn BILD schoß mit.
Lächerlich, den Mordanschlag als die Tat eines halbirren Einzelgängers hinzustellen. Wer hetzt denn seit Jahr und Tag zum Pogrom? Wer hat die Nachfolge des berüchtigten Hetzblattes des Judenhassers Julius Streicher 'Der Stürmer' angetreten? BILD! [...]
Wer kommandierte Westberliner Bürger vors Schöneberger Rathaus, um die Stimmung gegen die fortschrittliche Minderheit der Stadt anzuheizen? Westberlins regierender Knüppelmeister Schütz. [...]
War der Mordschütze Kurras, der den Studenten Benno Ohnesorg niederknallte, etwa auch ein Einzelgänger? Oder war es das, was uns da von ehemaligen SS-Führern und bewährten Nazis, im Geiste von Gestern erzogen, als Schutztruppe der Reaktion in großen Teilen der Polizei entgegenritt? [...]
Die Studenten und Jungarbeiter, die der Reaktion ein heißes Ostern bereiteten, haben tapfer gekämpft. Sie haben Hunderte Polizisten außer Gefecht gesetzt. Und Dank auch den Genossen, die als wahre Marxisten-Leninisten unter der roten Fahne der Arbeiterbewegung in vorderster Reihe des Kampfes standen [...]
Die Welle des Protestes und Kampfes hat ihren Höhepunkt überschritten und klingt ab. Was war der Erfolg? Die Auslieferung der Springer-Erzeugnisse wurde teilweise verhindert oder beträchtlich verzögert, das revolutionäre Bewußtsein der Jugend gestärkt. [...] Die Menschen beginnen sich zu schämen, dies Drecksblatt in die Hand zu nehmen. Hier müssen wir dran bleiben und den Boykott fortsetzen. Durch geduldige offensive Diskussion müssen wir erreichen, daß kein Mensch die BILD-Zeitung mehr kauft, um nicht als BILD-Trottel zu gelten. Kein Kiosk darf mehr Springer-Erzeugnisse bestellen, um nicht selbst boykottiert zu werden. Das allerwichtigste aber bleibt nach wie vor, durch verstärkte Agitation in den Betrieben die Massen im marxistisch-leninistischen Sinne zu schulen. Denn ohne das Bündnis der Arbeiter, Bauern mit der fortschrittlichen Intelligenz wird es nicht möglich sein, die reaktionäre Klassenherrschaft des Monopolkapitals zu stürzen und an seiner Stelle ein einiges, sozialistisches Deutschland, unter der Klassenherrschaft des Proletariats zu errichten.“ Der Artikel stammt von Ernst Aust.
Im Artikel von Günter Ackermann „Fahne der südvietnamesischen Befreiungsfront unerwünscht“ werden die Vorfälle in Köln am 6.4.1968 behandelt (vgl. dort).
S. Markowski aus Bergisch Gladbach („Initiativausschuß zur Gründung einer sozialistischen Partei“ - IA) habe eine Reihe „Fragen an den Roten Morgen“ gerichtet, wozu ausgeführt wird: „Zwischen Verbalinjurien und unsachlichen Ausfällen hübsch verpackt, wird uns eine Reihe 'konkreter Fragen' offeriert ... Wir werden keine geschlossene Antwort abfassen. Zu einigen der 'Fragen' haben wir uns schon geäußert, andere werden wir gelegentlich aufgreifen. Einige der Fragen sind leider so saublöd, daß sich jede Diskussion erübrigt. Da jedoch die meisten Leser des ROTEN MORGEN nicht auch zugleich den INFORMATIONSBRIEF beziehen (das Organ, für das S. Markowski verantwortlich zeichnet, d. Vf.), möchten wir im Folgenden ganz kurz den Gedankengang des erwähnten Artikels skizzieren.“
S. Markowski kritisiere u.a.:
- Nationale Engstirnigkeit und Selbstsucht der Chinesen,
- Eine rein machtpolitische Auseinandersetzung mit der Sowjetunion,
- Unberechtiger Vorwurf des Revisionismus,
- Der Kapitalismus in der Sowjetunion wird nicht restauriert,
- Zwischen sowjetischer und chinesischer Außenpolitik besteht kein
grundsätzlicher Unterschied,
- Die Genossen des ROTEN MORGEN gehen den Chinesen auf den Leim,
- Sie wollen den Kult um Stalin wiederbeleben.
„All das könnte man zur Not auch in der BILD-Zeitung nachlesen. Wer sich dennoch bemüssigt fühlt, den 'Informationsbrief' zu bestellen, kann schreiben an S. Markowski ... “ (Seite 4)
Weitere Artikel sind u. a.:
Mai 1968:
Die Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Apr. 1968, Juni 1968) berichtet außer von dem Treffen verschiedener ML-Gruppen (vgl. 27.4.1968), dem sich der Leitartikel („Vorwärts auf dem Weg zu einem einigen sozialistischen Deutschland“) widmet, von den Maidemonstrationen in Hamburg, Mannheim, München und Berlin sowie von den Bauern in Darmstadt-St. Stephan und im Kreis Pinneberg, außerdem aus Kolumbien.
Der Leitartikel beginnt mit dem Zitat: „Die bestehenden marxistisch-leninistischen Gruppen ROTER MORGEN (Hamburg), Freie Sozialistische Partei M/L (Siegerland), ROTER MORGEN (Mannheim), ROTER MORGEN (Karlsruhe) und die Revolutionären Kommunisten Nordrhein/Westfalens haben auf ihrer Tagung am 27. April 1968 beschlossen, ihre Arbeit politisch und organisatorisch mit dem Ziel der Gründung einer deutschen revolutionären marxistisch-leninistischen Partei zu koordinieren. - Ihr Organ ist der ROTE MORGEN.“
Und fährt dann fort: „Ein entscheidender Schritt ist getan. Die zur Zeit stärksten marxistisch-leninistischen Gruppen Westdeutschlands haben beschlossen, ihre Kraft zu vereinen und zur Offensive überzugehen.“ [...]
Der Anfang ist getan. Das heißt jedoch nicht, daß andere marxistisch-leninistische Gruppen aus anderen Ländern und Städten, die zur Zeit noch im organisatorischen Aufbau begriffen sind, sich unseren Bestrebungen nicht anschließen können. Im Gegenteil, sie sind uns jederzeit als gleichberechtigte Gruppen willkommen. Das einzige Kriterium, das wir stellen, ist, daß sie revolutionäre Marxisten-Leninisten sind. Daß sie sich vorbehaltlos zu den Lehren Marx, Engels, Lenins, Stalins und Mao Tse-tungs bekennen.“
Programmatisch wird erklärt: „Die Hauptgefahr ist nach wie vor - und das trifft besonders auf Deutschland zu - der Reformismus, der Revisionismus aller Schattierungen, der die sich formierenden Reihen der Marxisten-Leninisten bedroht. [...]
Die andere Gefahr, mit der wir es beim Aufbau unserer Organisation zu tun haben, ist die Erscheinung des linken Radikalismus. [...]
Beide Abweichungen, dem rechten wie linken Opportunismus ist eines gemeinsam: die direkte oder indirekte Ablehnung des Prinzips des demokratischen Zentralismus. [...]
Wie wichtig der schnelle Aufbau einer revolutionären marxistisch-leninistischen Kampfpartei ist, zeigen uns die derzeitigen Ereignisse in Frankreich, wo der Klassenkampf, der Kampf um die Macht in voller Stärke entbrannt ist. [...]
Ihr heldenhafter Kampf sei uns Verpflichtung. Verpflichtung in täglicher, unermüdlicher Kleinarbeit, das revolutionäre sozialistische Bewußtsein der Menschen zu heben. Verpflichtung, bereit zu sein, für die Kämpfe, die in den nächsten Jahren auch in Westdeutschland auf uns zukommen werden.“
Weitere Artikel sind u. a.:
Juni 1968:
Laut „Klapro“ erklärt Mitte 1968 Ernst Aust in einem Interview mit der „Frankfurter Rundschau“, dass 1968 noch eine „Partei der Arbeiterklasse“ gegründet werden soll.
Q: Klassenkampf und Programm, Nr. 3, Dortmund 1973, S. 46; Frankfurter Rundschau, 27.9.1968
Juni 1968:
Die Juni-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Mai 1968, Juli 1968) erscheint mit einem Leitartikel zu den Notstandsgesetzen: „Stärkt die Reihen der revolutionären Front. Jeder Widerstand ist gerecht!“
Ausgeführt wird u. a.: „Die Notstandsgesetze wurden beschlossen. Trotz machtvoller Aktionen, zahlreicher Streiks, mutiger Aktionen von Studenten und jungen Arbeitern, Aufrufen zum Widerstand, gelang es nicht, ihre Annahme im Bundestag zu verhindern. Sie sind ein weiterer Schritt der Monopolbourgeoisie, eine allseitige faschistische Herrschaft in Westdeutschland zu errichten. Unter dem Vorwand des 'Staatsnotstandes' ist die herrschende Clique jetzt jederzeit in der Lage, die Rede- und Versammlungsfreiheit, die Freizügigkeit einzuschränken und Bundeswehr gegen streikende Arbeiter aufmarschieren zu lassen: kurz, wie das Hitlerregime, zur offenen, faschistischen Terrorherrschaft überzugehen.
Daß es soweit kommen konnte, lag - wie schon vor 1933 - am offenen Verrat der sozialdemokratischen Herrschaftsclique und der reaktionären Bonzen im DGB. [...]
Schritt für Schritt wurden aber auch Staatsapparat, Polizei, Militär, Verwaltung und Erziehungswesen von den Nazi-Faschisten unter Kontrolle gebracht. Altnazi Kiesinger und KZ-Baumeister Lübke sind nur die sichtbaren Spitzen der alles durchdringenden Restauration des Faschismus. [...]
Wir sollten die Annahme der Notstandsgesetze nicht unter-, aber auch nicht überschätzen. Ob die Monopolbourgeoisie die Bundeswehr mit oder ohne Rechtsgrundlage auf streikende Arbeiter schießen läßt, kommt schließlich auf dasselbe heraus. [...]
Was gilt es zu tun? Die Kämpfe der letzten Monate in Westdeutschland haben gezeigt, daß eine entschlossene Front von Studenten, Lehrlingen, jungen Arbeitern und Schülern vorhanden ist, die begriffen hat oder zu begreifen beginnt, daß ihre Forderungen endgültig nur verwirklicht werden können durch den Sturz der monopolkapitalistischen Diktatur. Die breite Masse der Arbeiterschaft ... und die Bauern wurden bisher von den beginnenden revolutionären Kämpfen ... noch nicht erfaßt. Hier müssen wir ansetzen, anknüpfend an die alltäglichen Forderungen der Arbeiter müssen wir ihr schlummerndes Klassenbewußtsein wecken, um sie zu aufrechten, mutigen, bewußten und revolutionären Kämpfern für die Sache des Proletariats zu machen.“
Der Artikel „Sklavenhandel bei IG Farben“ ist mit G. Ackermann unterzeichnet. Im Artikel „Dauerinitiative“ wird zum Herausgeberkreis der „Informationsbriefe“ (S. Markowski, Bergisch-Gladbach) ausgeführt: „Die Herausgeber des IB bezeichnen sich als 'Vorstand des Initiativausschusses zur Gründung einer Sozialistischen Partei'. Zum größten Teil enttäuschte Dissidenten der SPD mit Neigung zu einer sozialdemokratischen Variante des 'Trotzkismus' behaupten sie seit Jahren, unmittelbar vor der Gründung einer neuen sozialistischen Partei zu stehen. Das trug diesen Hochstaplern schon vor längerem hämische Fragen von seiten der Revisionisten ein, wie lange man wohl eine 'Initiative' ausdehnen könne. Der IB kündigte daraufhin erneut den 'sofortigen Aufbau einer neuen Sozialistischen Partei' an. ... Ein halbes Jahr später, Anfang 1967, wiederholte der IB sein Versprechen, 'die unmittelbaren Vorbereitungen zur Parteigründung zu treffen'. ... Nun, die Herausgeber des IB sind allen Verheißungen zum Trotz auch heute, mehr als ein Jahr später, in der Sache noch um keinen Schritt weitergekommen. ... Klar gesagt: Die Herausgeber des IB sind Aufschneider, die sich selbst mit ihrer Parteigründung etwas vormachen. ... Wir haben dem 'Initiativausschuß' schon zu Anfang des Jahres angeboten, gemeinsame Wege zur Zusammenarbeit zu finden. Wir halten dieses Angebot - trotz aller Vorbehalte, die sich noch verstärkt haben - weiter aufrecht.“
Weitere Artikel sind u. a.:
Juli 1968:
Die Juli-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Juni 1968, Aug. 1968) erscheint mit dem Leitartikel „Zwei Wege - zwei Linien. Lehren aus dem französischen Beispiel.“
Ausgeführt wird u. a.: „Fassen wir noch einmal kurz zusammen: In Nanterre und dem Quartier Latin begann Anfang Mai der revolutionäre Kampf der Massen aufzulodern. Es waren zunächst vorwiegend Studenten, die den Mut zur Rebellion gegen das kapitalistische System aufbrachten. Sofort fielen Reaktion und Revisionisten mit übelsten Verleumdungen und Beschimpfungen über sie her. Mit allen Mitteln versuchten sie die von den Studenten angestrebten revolutionären Kontakte zur Arbeiterschaft, die Kampfeinheit der Arbeiter und Studenten zu sabotieren.
Doch die Masse der Arbeiter durchbrach die von den Bossen der französischen Revisionisten errichteten Schranken und eine gewaltige Streikbewegung, die praktisch die Wirtschaft des ganzen Landes lahmlegte, setzte ein. Mehr und mehr richtete sich der Hauptstoß des Kampfes gegen das kapitalistische System selbst. Nun, da sie ihn schon nicht verhindern konnten, taten die revisionistischen Führer der KPF und des OGT alles, um den politischen Kampf der Massen auf rein wirtschaftliche Forderungen zu beschränken. Eiligst nahmen sie Verhandlungen mit der französischen Monopolbourgeoisie auf, um ein Übereinkommen zu treffen und die auflodernde Revolution so schnell wie möglich zu ersticken. Die Volksmassen verwies man auf die kommenden Wahlen mittels derer man die Mehrheit für eine 'Volksregierung der demokratischen Union' zu erringen hoffte.
Was daraus wurde ist bekannt. Die sogenannten Linksparteien und die revisionistischen Führer der KPF erhielten einen doppelten Tritt in den Hintern. Die Monopolbourgeoisie ... entfesselte eine wütende, antikommunistische Hetze.
Die durch den Verrat enttäuschten Arbeiter verweigerten ihnen in Massen die weitere Gefolgschaft. [...]
Das Beispiel Frankreichs hat uns erneut und eindeutig bewiesen, daß durch Wahlen unter dem Druck der Bourgeoisie und der Lohnsklaverei des Proletariats keinesfalls die Macht erobern kann. [...] Solange der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter der Aneignung besteht, wird es zwangsläufig solche Kämpfe und schließlich Revolutionen geben. [...]
Wir werden die auf uns zukommenden Kämpfe nicht siegreich bestehen können, wenn wir nicht gleichzeitig den Imperialismus, die Monopolbourgeoisie zusammen mit ihren engsten Verbündeten, den Reformisten der Sozialdemokratie und die revisionistische Führungsclique der KPD, bekämpfen.“
Weitere Artikel sind u. a.:
August 1968:
Eine Sonder-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ erscheint mit dem abgewandelten Untertitel „deutsche marxistisch-leninistische Monatszeitschrift“ (vgl. Juli 1968, Sept. 1968). Neu im Kopf ist das Wort „deutsche“ sowie die erweiterte Parole: „Proletarier aller Länder und unterdrückte Völker, vereinigt Euch!“ Außerdem erscheint die Zeitschrift erstmals mit dem Emblem der fünf Köpfe, der „Klassiker des Marxismus-Leninismus“ (Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung).
Diese schon vor längerer Zeit angekündigte Sonder-Ausgabe zur Kritik des Programmentwurfs der KPD trägt den Titel: „Auf Kautskys und Togliattis Spuren. Zum Programmentwurf der KPD.“ Einleitend heißt es: „Das revisionistische Zentralkomitee der KPD hat der Arbeiterklasse und der Öffentlichkeit Westdeutschlands den Entwurf eines Programms der Kommunistischen Partei Deutschlands unterbreitet und zur Diskussion gestellt. Sie hat den Programmentwurf als vom Geiste des Marxismus-Leninismus geprägt bezeichnet und ihn großsprecherisch zum 'Manifest unserer Zeit' erhoben. [...] Schaut man jedoch genauer hin, stellt man fest, daß sich hinter der pseudolinken Demagogie buchstäblich sämtliche 'Auslagestücke' des revisionistischen Verrats verbergen, ob es sich um die Fragen der 'Strukturreform', der 'Mitbestimmung', der sogenannten 'friedlichen Koexistenz', des 'Parlaments als Organ des Volkswillens' oder um die verräterischen Phrasen vom 'friedlichen und demokratischen Weg', von der Erringung einer 'fortschrittlichen, sozialistischen Mehrheit im Parlament' handelt.“
Kritisiert wird u. a.:
- ein friedliches Hinüberwachsen in den Sozialismus,
- die Theorie des 'vernünftigen' Imperialismus,
- die falsche Darstellung der Rolle der Sozialdemokratie,
- die Illusion der Möglichkeit des friedlichen Weges und der sozialistischen Revolution,
- der Opportunismus der KPD, der die Frage der Macht nicht stellt,
- dass sich die KPD-Führung im Schlepptau der sowjetischen Revisionisten bewegt,
- dass die Revisionisten Pazifismus und Reformismus predigen,
- dass sie sich in Abkehr vom Marxismus-Leninismus befinden.
„Fest steht“, so das Fazit des „Roten Morgen“, „daß dieses Programm, vom Geiste des Revisionismus geprägt, offener Verrat am Marxismus-Leninismus bedeutet, daß es das schandbarste Dokument ist, das bisher unter dem Namen KPD erschien. Die Verfasser dieser Arbeit haben weder das Recht im Namen Marx, Egels und Lenins, noch im Namen Karl Liebknechts, Rosa Luxemburg und Ernst Thälmanns zu sprechen.
Es ist an der Zeit, daß alle Marxisten-Leninisten Westdeutschlands sich sammeln, zusammenschließen und dem KPD-Programm der Kapitulation vor der Monopolbourgeoisie, das revolutionäre Programm einer marxistisch-leninistischen Partei entgegenstellen.“
Q: Roter Morgen, Sonder-Ausgabe August, Hamburg 1968
September 1968:
Die September-Ausgabe der „deutschen marxistisch-leninistischen Monatszeitschrift“ „Roter Morgen“ (vgl. Aug. 1968, Nov. 1968) erscheint.
Im Leitartikel „Die marxistisch-leninistische Bewegung wächst und erstarkt“ wird u. a. ausgeführt: „Die letzten Wochen, der letzte Monat brachten ein verstärktes Anwachsen, eine zunehmende Aktivierung der Arbeit der marxistisch-leninistischen Gruppen in Westdeutschland. Der totale Bankrott des modernen sowjetischen Revisionismus, seine völlige Entlarvung als 'sozial-imperialistisches System' durch den Überfall auf die CSSR, stärkten die Reihen der marxistisch-leninistischen Weltbewegung und vergrößerten die Zwietracht, die Widersprüche im revisionistischen Lager.
In mehreren westdeutschen Großstädten fanden Demonstrationen statt und wurde in Flugblättern das Vorgehen der Sowjetrevisionisten und ihrer Satelliten gegen die CSSR scharf verurteilt. In einer Flugschrift der 'GRUPPE ROTER MORGEN MANNHEIM und der MARXISTEN/LENINISTEN TÜBINGEN zur Lage in der CSSR' wird der Kampf der beiden revisionistischen Linien Novotny und Dubcek in der CSSR aufgezeigt und anhand zahlreicher Fakten bewiesen, daß ... die Diktatur des Proletariats abgeschafft und ihre Liquidierung mit hohlen Phrasen überdeckt wurde ... In einer vorläufigen Erklärung der GRUPPE ROTER MORGEN MANNHEIM zur Besetzung der CSSR durch die Sowjetrevisionisten und ihre Handlanger heißt es: 'Wir Kommunisten sind empört, daß die durch die sowjetrevisionistische Renegatenclique und ihrer Handlanger erfolgte Besetzung der CSSR unter dem Vorwand geschah, die leninschen Prinzipien wiederherzustellen'.
In einer Sonder-Ausgabe der FREIHEIT, kommunistische Monatszeitschrift für Rhein und Ruhr, wird die Annexion der CSSR durch die Truppen der sowjetischen Revisionisten und ihrer Satelliten voller Abscheu verurteilt [...]
Die FSP/ML schreibt in ihrer Erklärung: ‚Besonders bestürzt sind wir darüber, daß deutsche Soldaten an diesem Aggressionsakt beteiligt sind. Wir deutschen Kommunisten verurteilen dies auf das allerschärfste. Die Ulbricht-Clique hat damit wieder einmal ihr wahres Gesicht gezeigt. Wir distanzieren uns von solchen Verrätern am wahren Marxismus-Leninismus. Ebenfalls von den Reimann-Kommunisten, die diesen Überfall für richtig befunden haben.’
Doch nicht nur anläßlich des Überfalls auf die CSSR, auch zu anderen Anlässen verstärkten die Marxisten-Leninisten in Westdeutschland ihre politische Aktivität. In Köln erschien die erste Ausgabe einer neuen marxistisch-leninistischen Betriebszeitung, der ‚Rote Fordarbeiter’ (vgl. Aug. 1968) [...] In Mannheim spaltete die sich von den Revisionisten gegründete ‚Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend’. Die revolutionären Mitglieder dieser Organisation setzten den revisionistischen Vorstand ab, demonstrierten zusammen mit dem SDS und AUSS unter roten Fahnen für den Sozialismus und gegen die Intervention der Sowjetrevisionisten in der CSSR und gaben die erste Ausgabe einer 'leninistisch-antirevisionistischen' Zeitschrift heraus.
Überall in Westdeutschland, zur Zeit in 21 Städten und Orten, arbeiten marxistisch-leninistischen Gruppen oder befinden sich solche im Aufbau, vereinigen sich mit dem Ziel der Gründung einer deutschen revolutionären marxistisch-leninistischen Partei.“
Auch in Hamburg habe sich die SDAJ der späteren DKP gespalten.
Weitere Artikel sind u. a.:
November 1968:
Vermutlich erst im November erscheint die auf Oktober/November datierte Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ (vgl. Sept. 1968, Jan. 1969). „Durch eine Umstellung der Drucktechnik verzögerte sich die Herausgabe“, erklärt das Redaktionskollektiv dazu. „Wir bitten um Verständnis, wenn wir aus diesem Grunde die Oktober- und November-Ausgabe unserer Zeitschrift als Doppelnummer erscheinen lassen.“
Auf der Titelseite abgedruckt ist der Aufruf zur Gründung der KPD/ML. Dieser, so heißt es zum Schluss, „wurde beraten, beschlossen und zur Veröffentlichung freigegeben vom vorläufigen Vorstand der sich neu konstituierenden KPD (ML) auf ihrer Tagung am 26.10.1968 in Köln.“
Der Aufruf beginnt mit einem Mao-Zitat:
„Will man die Revolution, dann muß man eine revolutionäre Partei haben. Ohne eine revolutionäre Partei, die gemäß der revolutionären Theorie und dem revolutionären Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich, die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den Imperialismus und seine Lakaien zu führen.“ Mao Tse-tung
„Arbeiter, Bauern, Studenten,
alle, die Ihr sonst nichts besitzt, als Eure körperliche oder geistige Arbeitskraft, die Ihr Tag für Tag an die Kapitalisten verkaufen müßt,
vereinigt Euch
zur Gründung einer marxistisch-leninistischen Partei! Einer Partei, die allein in der Lage ist, Eure Interessen zu vertreten und imstande, die Arbeiterklasse, die werktätigen Massen des Volkes, zum Sieg über seine Unterdrücker zu führen.
Der Feind steht im Land
Es ist der räuberische US-Imperialismus, dieser Hauptfeind aller Völker, die westdeutsche Monopolbourgeoisie und die ihr hörige Bundesregierung, die als treuer Vasall den US-Monopolen Tür und Tor öffnet und sklavisch den Befehlen aus Washington folgt.
Es ist die sowjetrevisionistische Verräterclique, die das Erbe Lenins verriet, die große Sowjetunion auf den Weg des Kapitalismus zurückführte und die ihr willfährige Ulbrichtgruppe, die die revolutionäre Tradition der deutschen Arbeiterklasse verriet.
Beide, die westdeutsche Monopolbourgeoisie und die in Ostdeutschland herrschenden Kreise, verraten die sozialen und nationalen Interessen des deutschen Volkes und haben die Wiedervereinigung unserer Heimat dem Streben des US-Imperialismus und des Sozialimperialismus der Sowjetunion nach Aufteilung der Welt in Interessensphären und gemeinsamer Weltherrschaft, zum Opfer gebracht.
Was unterscheidet die Herrschenden in Ost und West denn noch voneinander? Was den sowjetischen Manager mit Sommer- und Winterdatscha von dem westlichen Industriellen mit Traumvilla am Lago Maggiore? Nur noch das Aktienpaket. Was den lamettageschmückten Sowjetgeneral von seinem arroganten westlichen "Kollegen". Nur noch die Uniform. Was den hohen Partei- und Staatsfunktionär im Osten, der in Exclusivclubs nur noch mit seinesgleichen verkehrt, in Sonderläden kauft, von dem Beamten der westlichen Ministerialbürokratie? Nur, daß der eine bei gemeinsamer Bärenhatz in "volksdemokratischen" Jagdrevieren Wisky, der andere Wodka trinkt. Was endlich unterscheidet den in Vietnam blutig mordenden US-Imperialismus von dem die CSSR überfallenden sowjetischen Sozialimperialismus? Nur noch der Grad der Brutalität?
Es unterscheidet sie nichts, nur daß die einen am Ende des 'heißen' Drahtes ihrer Geheimabsprachen in Washington, die anderen im Kreml sitzen, daß die neuen Ausbeuter im Osten noch nicht ganz die Gewinne der im Westen erreichen, daß die US-Imperialisten ihre Aggressionen im Namen der 'westlichen Freiheit' führen, während die Sowjetrevisionisten vorgeben, im Sinne des Marxismus-Leninismus zu handeln.
Es unterscheidet sie alles von den von ihnen unterdrückten und ausgebeuteten Volksmassen ihrer Länder.
Während die Ulbrichtclique die Diktatur des Proletariats in eine Diktatur gegen das Proletariat verwandelte, unternimmt die westdeutsche Monopolbourgeoisie alles, um ihre auf Sand gebaute Herrschaft zu sichern. Sie hat den Reichtum des Volkes in den Händen einiger weniger vereint. Mehr und mehr bedient sie sich faschistischer Herrschaftsmethoden. Militär, Justiz, Bildungswesen, Bürokratie, öffentliche Meinungsbildung durch Presse, Funk, Fernsehen dienen der Aufrechterhaltung ihrer Klasseninteressen. Durch ein System von hoch und höher bezahlten Technokraten, Managern, Partei- und Gewerkschaftsbonzen, Ministerialbürokraten, Militärs und Polizeioffizieren, versucht sie ihre volksfeindliche Diktatur aufrechtzuerhalten. Das Parlament, beherrscht von den Interessengruppen des Monopolkapitals, wurde zu einer Schmiere, die es nach Lenin verdient, auseinandergejagt zu werden. Sein einziger Zweck und auch der Zweck der politischen Parteien von NPD bis DKP, besteht darin, dem Volk vorzutäuschen, daß es im politischen Leben etwas bestimmen könne.
Tiefer denn je zeigt sich in Westdeutschland der Grundwiderspruch der kapitalistischen Gesellschaft, der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privatkapitalistischer Aneignung. Jahrelang hatte - infolge des riesigen Nachholbedarfs durch die Zerstörungen, des Zweiten Weltkrieges - die Monopolbourgeoisie auf einer Welle der Konjunktur geschwommen. Hatte den Werktätigen - teils mit Erfolg - einzureden versucht, der Klassenkampf sei überholt, an seine Stelle sei die Sozialpartnerschaft zwischen "Arbeitgebern und Arbeitnehmern" getreten. Kaum aber war der Nachholbedarf im grossen und ganzen gedeckt, traten die ersten Erscheinungen der Überproduktion auf (1967), zeigte die herrschende Klasse ihre brutale Fratze: Kurzarbeit für Millionen, Arbeitsplatzverlust für Hunderttausende, verschärfte Ausbeutung in den Betrieben. Ist es nicht heute schon so, daß ein Arbeiter, ein Angestellter, der mit 45 Jahren arbeitslos wird, kaum noch die Chance hat, je wieder Arbeit zu finden? Wie wird es erst in 5, 10 oder 20 Jahren sein? - wenn die Rationalisierung noch weiter fortgeschritten ist? Wird dann das Alter, in dem man jede Hoffnung abschreiben kann, bei 40 oder gar 35 Jahren liegen?
Doch nicht nur der Arbeiter lebt - trotz oftmals eigenem Wagen, Kühlschrank und Fernsehen - von der Hand in den Mund, auch die werktätigen Bauern, die Klein- und Mittelbetriebe sind in ihrer Existenz bedroht. Im Zwang der Rationalisierung hoch verschuldet, durch den räuberischen Großhandel ständig geschröpft, durch die bauernfeindliche Exportpolitik der Industriemonopole benachteiligt, liegt ihr Stundenlohn unter dem eines Facharbeiters. Hunderttausende Bauern werden in den kommenden Jahren zu Gunsten einiger Groß- und der sich in die Landwirtschaft drängenden Monopolbetriebe ihre Höfe verlassen müssen.
Und die Jugend? Welche Zukunft bietet sich ihr? Keine Rede von gleichen Bildungschancen, in der Schule und Uni von nazistischen Autoritäten und Fachidioten auf Vordermann gebracht, soll sie sich in den kapitalistischen Arbeitsprozeß einordnen. Soll sie als Ausbeutungsobjekt der herrschenden Klasse dienen. Soll sie nach D-Mark, Dollar oder Rubel jagen. Soll sie im täglichen Arbeitsprozeß nach oben buckeln, nach unten treten, während man ihr wie Hunden einige Brosamen vom Tisch der Herrschenden zuwirft. Bestenfalls gestattet man ihr in imperialistischen Kriegen für die Interessen der Monopole als "Helden" zu sterben. Oder im Bürgerkrieg in Polizei-, Grenzschutz- oder Bundeswehruniform auf Bruder, Schwester, Vater und Mutter zu schießen.
Ist es nicht höchste Zeit, dieser verfaulenden spätkapitalistischen Gesellschaft den Todesstoß zu versetzen? Die internationale Lage ist ausgezeichnet für das Proletariat und die um ihre Befreiung vom Kolonialismus und Neokolonialismus kämpfenden Völker der Welt. Der heroische Widerstandskampf des vietnamesischen Volkes offenbart die ganze Holheit des US-Imperialismus und zeigt, daß ein Volk von den Ideen des Marxismus-Leninismus, der Lehre Mao Tse-tungs beseelt, auf die Dauer unbesiegbar ist. Die revolutionäre Situation in allen Teilen der Welt, vor allem in Asien, Südamerika und Afrika verbessert sich ständig. Mit Streiks, Demonstrationen, bis hin zum bewaffneten Aufstand, beginnen sich die Völker ihrer nationalen und internationalen Unterdrücker zu erwehren. In der Höhle der Imperialisten selbst, den USA, sind der Zorn und der Aufruhr der Afro-Amerikaner mit nie gesehener Wucht zum Ausdruck gekommen. Selbst Europa wurde im Frühjahr 1968 in seinen kapitalistischen Hochburgen, vor allem in Frankreich, von den Flammen revolutionärer Kämpfe erfaßt.
Das französische Beispiel zeigt, daß die westeuropäische Arbeiterklasse, wenn sie sich mit den Marxisten-Leninisten, der revolutionären Jugend ihrer Länder verbündet, sehr wohl die kampfstarke, klassenbewußte Garde des Proletariats ist und keinesfalls ein angepaßter Haufen von Spießbürgern, wie Opportunisten behaupten. Darum ist auch das französische Beispiel der westdeutschen Monopolbourgeoisie schwer in die Knochen gefahren. Im Hinblick auf die sich verschärfende Klassenkampfsituation verstärkt sie ihre Anstrengungen durch Notstandsgesetze, konterrevolutionären Terror und Verfolgungen, ihre Herrschaft zu sichern.
In ihrer Not hat sie als letzten Hilfstrupp im Lager der Arbeiterklasse die revisionistische Deutsche Kommunistische Partei (DKP) zugelassen. Was sich in Frankreich bewährte, der Verrat der KPF, die sich als Retter der französischen Monopolbourgeoisie anbot, soll sich auch in Westdeutschland bewähren.
Die DKP, obwohl ihr noch viele aufrechte Kommunisten angehören, spielt heute die Rolle, die früher der SPD zufiel. Mit ihrem Geschwätz von "Reformen", "Mitbestimmung", "Friedenspolitik" und "demokratischer Alternative" versucht sie die Massen irrezuführen. Allen Ernstes bietet sie an, auf parlamentarischem Weg den Sozialismus zu erreichen. wer dieses bereits von Lenin gegeißelte Märchen heute noch glaubt, hat nicht die geringsten Lehren aus der Geschichte gezogen. Als wenn die Bosse "ihre" - von den Arbeitern geschaffenen Werke und Produktionsmittel - freiwillig herausgäben. Schon in dem von Rosa Luxemburg (auf die sich die DKP u. a. beruft) verfaßten Gründungsprogramm der KPD von 1918 heißt es:
"Es ist ein toller Wahn, zu glauben, die Kapitalisten würden sich gutwillig dem sozialistischen Verdikt eines Parlaments, einer Nationalversammlung fügen, sie würden ruhig auf den Besitz, den Profit, das Vorrecht der Ausbeutung verzichten. Alle herrschenden Klassen haben um ihre Vorrechte bis zuletzt mit zähester Energie gerungen."
Wer die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, wer Faschismus und Krieg beseitigen will, muß das Übel mit der Wurzel ausrotten. Muß die Diktatur der Monopolbourgeoisie, der oberen 10 000, den bürgerlichen Staatsapparat restlos zerschlagen und an ihre Stelle die Diktatur des Proletariats, die Herrschaft der Mehrheit des Volkes errichten. Muß der konterrevolutionären Gewalt der herrschenden, die revolutionäre Gewalt der unterdrückten Klasse entgegensetzen.
Du selbst, deutscher Arbeiter, Du selbst, deutscher Bauer , Schüler Student, mußt Dein Geschick in die eigenen Hände nehmen. Es kann die Befreiung der Arbeiter nur ein Werk der Arbeiter sein. Dazu aber brauchen wir eine Partei, die nach den Prinzipien und der Lehre den Marxismus-Leninismus aufgebaut ist und handelt. Schaffen wir sie!
Zerschlagen wir gemeinsam das Komplott des US-Imperialismus mit den sowjetischen Revisionisten und ihren Handlangern auf deutschem Boden. Ausgehend von den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens, das Deutschland als wirtschaftliche und politische Einheit vorsieht, erkennen wir keine der durch die Politik der Westmächte geschaffenen Realitäten (zwei deutsche Staaten auf deutschem Boden) an. Weder die Bonner Regierung noch die Ostberliner Volkskammer haben das Recht, im Namen des deutschen Volkes zu sprechen.
Wir verlangen Annullierung aller von Ost- und Westdeutschland seit 1949 getroffenen staatlichen Vereinbarungen, vor allem Austritt Westdeutschlands aus der NATO und Ostdeutschlands aus dem Warschauer Pakt. Wir fordern den umgehenden Abzug aller fremden in Deutschland stationierten Truppen und werden unverzüglich den Kampf aufnehmen, um den Abzug dieser Verbände zu erreichen.
Für uns gibt es nur einen Ausweg: Der Sozialismus. Und wenn wir Sozialismus und Kommunismus sagen, meinen wir es in der Worte wahrer Bedeutung, Wir denken nicht daran, die Herrschaft der Monopolbourgeoisie zu zerschlagen, um zuzulassen, daß sich danach eine neue privilegierte Schicht, eine neue Klasse, eine neue Bourgeoisie bildet, so wie es in den revisionistischen Ländern im Osten geschieht. Die Volksrepublik Deutschland wird nach dem Rätesystem aufgebaut und verwaltet werden. Arbeiter-, Jugend- und Soldatenräte, die das gleiche Gehalt wie ein Facharbeiter erhalten und jederzeit abwählbar sind.
Wir deutschen Marxisten-Leninisten, die wir die Volksrepublik Deutschland anstreben, werden uns eng mit den 700 Millionen Volkschinas, dem tapferen albanischen Volk, den Marxisten-Leninisten und revolutionären Volksmassen aller Länder verbünden zu einer Macht, an der sich Imperialisten, Revisionisten und Reaktionäre aller Schattierungen die Zähne ausbeißen werden, einer Kraft, die das Ende des Weltimperialismus rasant beschleunigen wird.
Gehen wir den ersten Schritt.
Es lebe die Kommunistische Partei Deutschlands, Marxisten-Leninisten, die KPD (ML)!“
Weitere Artikel sind:
Januar 1969:
Erst im Januar erscheint die „Roter Morgen“-Ausgabe Dezember 1968/Januar 1969 (vgl. Nov. 1968, 8.2. 1969), jetzt mit dem Untertitel: „Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten“ (vgl. 31.12.1968). Bisher hieß es „(deutsche) marxistisch-leninistische Monatszeitschrift“.
Auf der Titelseite heißt es unter der fetten Überschrift „Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten gegründet“: „Am 31. Dezember 1968 konstituierte sich in Hamburg am 50. Jahrestag der Gründung der KPD durch Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten.
Angesichts der revisionistischen und unterwürfigen Politik der DKP/KPD gegenüber der Monopolbourgeoisie hatten sich überall in Deutschland die bewußten revolutionären Kräfte der Arbeiterschaft und der Intelligenz zusammengefunden, um getreu der Lehre von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung den revolutionären Befreiungskampf des Proletariats fortzusetzen, den die Revisionisten in Ost und West verraten haben. Sie waren sich bewußt, daß nur eine konsequente revolutionäre Partei den monopolkapitalistischen Staatsapparat zerschlagen und dessen reformistischen und revisionistischen Handlangern Einhalt gebieten kann.
33 Delegierte aus allen Teilen Westdeutschlands und Westberlins berieten auf dem Gründungsparteitag über die nach Diskussion in den einzelnen Gruppen vorgelegten Papiere: Erklärung zur Gründung der KPD/ML, Statut und Richtlinien für die einzelnen Kommissionen. Nach lebhafter Aussprache wurden die Entwürfe geringfügig geändert angenommen. Im Anschluß daran wählte der Parteitag die einzelnen Organe der Partei. Die KPD/ML, legitime Nachfolgerin der revolutionären Partei Karl Liebknechts, Rosa Luxemburgs und Ernst Thälmanns, war damit gegründet.“
Darauf folgt der Abdruck der „Erklärung zur Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten (KPD/ML)“ (vgl. 31.12.1968):
Wie die Geschichte der Menschheit zeigt, führten stets die hart vor ihrem Untergang stehenden reaktionären Kräfte einen letzten Verzweiflungskampf gegen die revolutionären Kräfte, und es ließen sich wiederholt manche Revolutionäre eine Zeitlang dadurch irreführen, daß der innerlich Schwache äußerlich stark erscheint, und sie erkannten nicht das Wesen der Sache, daß nämlich der Feind seiner Vernichtung, sie selbst aber ihrem Triumpf entgegengingen (Mao Tse-tung).
Das internationale Proletariat und die internationalen revolutionären Kräfte stehen heute im Kampf gegen zwei Hauptfeinde: Den USA-Imperialismus und den Sowjetrevisionismus. Beide haben die Welt zur Unterdrückung und Ausbeutung der Völker in Einflußsphären untereinander aufgeteilt. Zur Aufrechterhaltung der wirtschaftlichen und politischen Abhängigkeit der Völker bedienen sie sich rücksichtslos ihrer gewaltigen Militärapparate. Die einen reden von ‚Freiheit’ und ‚Demokratie’, die anderen mißbrauchen das Wort Sozialismus zur Tarnung ihrer imperialistischen Ziele.
Trotz dieses imperialistischen Komplotts greifen die revolutionären Befreiungsbewegungen der Völker immer mehr um sich und versetzen den reaktionären Kräften in der Welt ständig härtere Schläge. Die revolutionären Erliebungen der für ihre Befreiung kämpfenden Volksmassen zwingen den USA-Imperialismus, seinen Militär- und Polizeiapparat ständig zu verstärken, um diese Bewegung auch im eigenen Land zu unterdrücken. Es zeigt sich immer deutlicher sein offen faschistischer Charakter.
Zur gleichen Zeit verstärken sich die Widersprüche auch im revisionistischen Lager. Die sowjetrevisionistische Führungsclique hat unter der Maske der Kritik an Stalin die Diktatur des Proletariats direkt angegriffen und sie in die Diktatur einer sich neu entwickelnden Bourgeoisie verwandelt. In ihren Beziehungen zu anderen Ländern unterscheidet sie sich nicht wesentlich von den USA-Imperialisten. Sie restauriert in der Sowjetunion offen den Kapitalismus und verstärkt ebenfalls ihren Militär- und Polizeiapparat, um ihre Vorherrschaft über die anderen Länder zu erhalten und die eigenen Volksmassen zu unterdrücken. Sie hat den proletarischen Internationalismus zugunsten des Großmachtchauvinismus verraten; sie hat das sozialistische in ein neokapitalistisches System verwandelt; damit offenbart sie immer deutlicher ihr sozialimperialistisches und sozialfaschistisches Gesicht. Durch den Verrat der revisionistischen Führungsclique am Marxismus-Leninismus haben die Sowjetunion und die KPdSU ihren Führungsanspruch innerhalb der proletarischen Weltbewegung verloren.
Im Gegensatz dazu hat die Kommunistische Partei Chinas unter Führung ihres Vorsitzenden Mao Tse-tung konsequent die Lehre von Marx, Engels, Lenin und Stalin schöpferisch angewandt und gegen alle Angriffe verteidigt. Genosse Mao Tse-tung hat die historischen Erfahrungen der Diktatur des Proletariats zusammengefaßt, den Marxismus-Leninismus weiterentwickelt und ihn dadurch auf eine höhere Stufe gehoben. Die Große Proletarische Kulturrevolution unter der direkten Führung des Genossen Mao Tse-tung ist die konsequente Fortsetzung der Klassenkämpfe unter den Bedingungen der Diktatur des Proletariats im Kampf gegen die bürgerlich-revisionistische Linie.
Die Lehre Mao Tse-tungs stellt daher den Marxismus-Leninismus in der Epoche des endgültigen Untergangs de Imperialismus dar. Sie ist die stärkste Waffe den internationalen Proletariats und der unterdrückten Völker in der ganzen Welt in ihren gerechten Kampf gegen Imperialismus und Revisionismus. Sie versetzt die Völker der ganzen Welt in die Lage, ihren Kampf zu entwickeln, auszuweiten und siegreich zu führen,
Die nationale Lage Deutschlands ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt ein getreues Abbild der Weltlage. Während der westliche Teil Deutschlands zum Einflußgebiet des USA-Imperialismus gehört, gehört der östliche Teil zum Einflußgebiet des sowjetischen Sozialimperialismus. Die herrschende Klasse in Westdeutschland verschärft mehr und mehr ihren Terror gegen das Volk, Notstandsgesetze, Einsatz von Schußwaffen und Tränengas gegen Demonstranten sowie Schutzhaftbestimmungen sind die Mittel, mit denen die herrschende Klasse ihre angeschlagene Stellung zu retten versucht. Während die Bourgeoisie ihre Profite ständig steigert, halten die Lohnerhöhungen für die Arbeiterklasse nicht einmal mit den Preis- und Mieterhöhungen Schritt, Die der Bourgeoisie hörige Führung der Gewerkschaften fordert die Arbeiterklasse zur ‚Mitbestimmung’ an der Profitsteigerung der Monopolbourgeoisie auf, um die Arbeiterklasse von ihren Klasseninteressen abzulenken, die Klassengegensätze zu verschleiern und den Klassenkampf abzuwürgen.
In der DDR, auf die sich zum Zeitpunkt ihrer Gründung die hoffnungsvollen Blicke des westdeutschen und internationalen Proletariats richteten, ist durch die Führungsclique der SED die Weiterführung des Klassenkampfes verhindert worden. Sie hat versäumt, die alte Bourgeoisie restlos zu zerschlagen und hat es zugelassen daß sich eine neue Bourgeoisie etabliert: Statt Klassenkampf - Ökonomismus. Statt ideologischer Revolutionierung der Massen - Bürokratismus und Förderung bürgerlichen Denkens, Darüber hinaus hat sie die nationalen Interessen der deutschen Arbeiterklasse in zunehmendem Maße an die sowjetischen Sozialimperialisten verkauft und schreckt nicht einmal davor zurück, sich an deren militärischen Abenteuern zu beteiligen,
Beide, die westdeutsche Monopolbourgeoisie und die in Ostdeutschland herrschenden Kreise verraten die sozialen und nationalen Interessen des deutschen Völkes, sie haben sie dem Streben des USA-Imperialismus und Sozialimperialismus der sowjetischen Führungsclique nach Weltherrschaft zum Opfer gebracht. Weder die Bonner noch die Ostberliner Regierung haben das Recht im Namen des deutschen Volkes zu sprechen. Deshalb ist die proletarische Revolution in ganz Deutschland eine objektive Notwendigkeit,
Nach 1945 formierte sich die KPD auch in Westdeutschland als revolutionäre Vorhut der Arbeiterklasse mit dem Ziel eines einheitlichen sozialistischen Deutschlands. Nach Gründung der SED in Ostdeutschland entstand die Arbeitsgemeinschaft SED/KPD. Die im Ansatz positive Zusammenarbeit wurde später in ihr Gegenteil verkehrt, als die bürokratischen Methoden der SED auch auf die KPD übertragen wurden und die innerparteiliche Demokratie zerstörten.
Die personelle und materielle Abhängigkeit des KPD-Apparates von der SED führte dazu, daß die KPD sich in gleicher Weise wie die SED auf einen revisionistischen Kurs begab. Statt die revolutionäre Tradition der KPD weiterzuführen und den Revisionismus der SED-Führungsclique zu verurteilen, machte sich die KPD-Führung diese Linie zu eigen. Damit verlor die KPD die Berechtigung, als Vertreterin der deutschen Arbeiterklasse aufzutreten. Dieser Verrat zeigt sich in noch stärkerem Maße in der Gründung der DKP. Zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung hat eine Partei, die sich kommunistisch nennt, ihre Gründung der Absprache und Zusammenarbeit mit dem reaktionären bürgerlichen System zu verdanken.
Ohne die Führung durch eine revolutionäre Partei, die gemäß der revolutionären Theorie und dem revolutionären Stil des Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich, die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den Imperialismus und seine Lakaien zu führen.
Deshalb wurde die Gründung der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten eine objektive Notwendigkeit.
Die KPD/ML steht fest auf dem Boden der revolutionären Theorie von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao Tse-tung.
Die KPD/ML ist die Avantgarde des Proletariats, die die Theorie mit der Praxis verbindet, enge Verbindung mit den Volksmassen aufrechterhält und den Geist der ernsten Selbstkritik hat.
Die KPD/ML wird gemäß dieser Prinzipien das Klassenbewußtsein der deutschen Arbeiterklasse stärken und sie gegen ihre Ausbeuter und Unterdrücker zum Sieg führen.
Die KPD/ML weiß, daß die herrschende Klasse ihre Machtpositionen nicht widerstandslos räumt. Sie zu zerbrechen kann nicht über das Parlament geschehen, sondern nur durch den revolutionären Akt der Zerschlagung des bürgerlichen Staatsapparates und die Errichtung der proletarischen Diktatur, der Herrschaft der großen Mehrheit des Volkes.
Die KPD/ML ist sich im klaren darüber, daß der Weg zur Errichtung der Diktatur des Proletariats in ganz Deutschland lang, voller Schwierigkeiten und harter Kämpfe sein wird. Dieser Kampf wird von jedem einzelnen Genossen höchsten Einsatz, Mut und Opferbereitschaft erfordern.
Wir können und werden diesen Kampf nur gewinnen, wenn wir uns eng mit den Massen verbinden und festes Vertrauen zu ihnen haben, von ihnen lernen und sie mit der scharfen Waffe der marxistisch-leninistischen Theorie wappnen.
Gestützt auf die von uns selbst organisierten Kräfte können wir alle deutschen und ausländischen Reaktionäre in unserem Land besiegen.
Kämpfen wir für ein einheitliches sozialistisches Deutschland!
Kämpfen wir für die Stärkung der KPD/ML!“
In einem weiteren Artikel erläutert das Redaktionskollektiv die Gründe der Gründung der Partei zum jetzigen Zeitpunkt und die nächsten Aufgaben:
„Genossinnen und Genossen,
als vor 50 Jahren, vom 30. Dezember 1918 bis zum 1. Januar 1919, die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet wurde, herrschten in Deutschland Hunger und Elend, wehte über unserer Heimat die rote Fahne der Revolution. Spät, zu spät wurde damals die revolutionäre Partei der Arbeiterklasse ins Leben gerufen. So konnte es kommen, daß die Agenten der Bourgeoisie im Lager der Arbeiterschaft, die verräterische Führung der Sozialdemokratie, das Volk betrügen und um die Früchte seines Kampfes bringen konnte.
Sollen wir heute, 50 Jahre später, nachdem die modernen Revisionisten, die degenerierte Führungsclique der ehemals stolzen KPD, den gleichen Verrat begingen und im schmutzigen Kuhhandel mit der Bourgeoisie ihre Wiederzulassung erbettelten, den gleichen Fehler begehen?
Sollen wir warten, bis die sich ständig verschärfenden Klassenauseinandersetzungen in Deutschland einen Grad erreicht haben, an dem die Kassen spontan ohne die notwendige Führung durch eine marxistisch-leninistische Partei zu handeln beginnen?
Sollen wir warten und zulassen, daß immer mehr Menschen infolge des Fehlens einer revolutionären Partei den Rattenfängern des Neofaschismus auf den Leim gehen?
Sollen wir warten, warten bis es wieder einmal spät, zu spät sein wird? Sollen wir den Leuten folgen, die - sich Marxisten-Leninisten nennend - uns einreden wollen, die Zeit zur Gründung einer marxistisch-leninistischen Partei sei noch nicht reif, das revolutionäre Bewußtsein der Arbeiterklasse sei praktisch gleich null, man müsse erst einmal Initiativausschüsse gründen und sammeln, eine Zeitung herausgeben usw.? Was anderes haben wir in den vergangenen 1 1/2 Jahren denn getan? Daß sie, die in Worten die Sammlung aller Marxisten-Leninisten in Westdeutschland fordern, es ablehnen, mit uns überhaupt nur zu sprechen und sich in üblen Verleumdungen gegen Genossen unserer Partei ergehen, zeigt nur, wessen Spiel sie spielen. Ob sie sich dessen nun bewußt sind oder nicht, dient ihr Verhalten nur den Interessen des Klassengegners, der das Erstarken einer deutschen marxistisch-leninistischen Partei verhindern möchte.
Wie sagte der Genosse Lenin in seiner Schrift ‚Womit beginnen’: ‚An der Schaffung einer Kampforganisation arbeiten und politische Agitation treiben ist unbedingt notwendig in jeder Situation, mag sie auch noch so 'alltäglich, friedlich' sein, in jeder Periode, mag in ihr der 'revolutionäre Geist' auch noch so ‚gesunken' sein; mehr als das: gerade in einer solchen Situation und in solchen Perioden ist die genannte Arbeit (der Aufbau einer bolschewistischen Partei, d. Red.) besonders notwendig, denn in der Zeit der Explosion und Ausbrüche ist es schon zu spät, eine Organisation zu schaffen; sie muß in Bereitschaft stehen, um sofort ihre Tätigkeit entfalten zu können.’
Wie sagte der Genosse Mao Tse-tung: ‚Will man die Revolution, dann muß man eine revolutionäre Partei haben. Ohne eine revolutionäre Partei, die gemäß der revolutionären Theorie und den revolutionären Stil den Marxismus-Leninismus aufgebaut ist, ist es unmöglich, die Arbeiterklasse und die breiten Volksmassen zum Sieg über den Imperialismus und seine Lakaien zu führen.’
Deshalb gründeten wir an 31.12.1968 die KPD/ML. Wir wissen, daß vor uns ein hartes Stück Arbeit liegt. Wir machen uns da nichts vor. Noch in diesem Monat werden die vier stärksten Landesverbände ihre Landesparteitage abhalten, andere werden folgen. Schon jetzt zeigt sich, daß die Reaktion aus der Arbeiterschaft und der Jugend, die aus der Intelligenz und der Studentenschaft weit übertrifft. Das verpflichtet uns: Rein in die Betriebe, Breitenarbeit unter Schülern und Lehrlingen.
Um es noch einmal klar und deutlich zu sagen. Wir wissen, daß es noch zahlreiche Genossen gibt, die keine Möglichkeit hatten, am Gründungsparteitag der KPD/ML teilzunehmen. Sei es, daß ihnen der Aufbau einer arbeitsfähigen Gruppe noch nicht gelungen war, daß sie am 31.12.68 arbeiten mußten, daß ihnen das Geld fehlte, die weite Reise nach Hamburg zu machen. Diese Genossen in unsere Arbeit mit allen Rechten und Pflichten eines Mitgliedes der KPD/ML einzubeziehen, muß uns Aufgabe und Verpflichtung sein. Um allen Genossen, zu denen der Kontakt noch nicht hergestellt werden konnte, Gelegenheit zu geben, voll in die Arbeit der Partei einzusteigen, zu wählen und gewählt zu werden, planen wir für Mitte des Jahres eine Parteidelegiertenkonferenz bzw. einen außerordentlichen Parteitag, auf dem diesen Genossen die Möglichkeit hierzu gegeben wird.
Genossinnen und Genossen, heben wir das rote Banner der Revolution, schreiten wir vorwärts auf dem Wege der Lehre Marx, Engels, Lenins, Stalins und des größten Marxisten-Leninisten unserer Zeit, des Genossen Mao Tse-tung.
Es lebe die Kommunistische Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten.
Redaktionskollektiv
ROTER MORGEN“
In dem Artikel „Liga oder Partei?“ polemisiert man „gegen eine 'Liga-Konzeption', die nach Auffassung einiger Gruppen vorrangig für den Aufbau einer Partei ist“. Diese Gruppen sind u. a. in Hamburg beheimatet (vgl. 16.12.1968). Zu ihnen heißt es: „Ihrer Meinung nach wollen die Massen also keine Partei, sondern eine Liga oder einen Bund, eine Vereinigung, ein Bündnis - was Jacke wie Hose ist. Also hat ihrer Ansicht nach der Genosse Mao Tse-tung doch nicht recht. Das Volk braucht keine 'revolutionäre', keine 'disziplinierte' Partei, sondern eine unverbindliche Liga ohne Statuten, ohne Programm, wo jeder machen kann, wozu er lustig ist. Wollte man diese Art Logik zu Ende führen, so könnte man auch sagen, das Volk, die Massen wollen keine Revolution, sondern Reformen: gründen wir halt eine reformistische Liga oder treten wir halt gleich der SPD oder DKP bei. [...]
Worin liegen die Ursachen für diese Geisteshaltung? [...] Daß sie auf die Forderung nach einer Liga kommen, liegt daran, daß sie von den Massen isoliert sind. Ihre Basis liegt in Studentenkreisen, ihr Umgang sind Studenten und diese wollen - zum großen Teil infolge ihrer Antiautoritätsmasche - tatsächlich keine Partei, nichts was irgendwie mit freiwilliger Einordnung in eine bewußt handelnde Gemeinschaft, mit Disziplin und demokratischen Zentralismus zu tun hat.
Im Grunde genommen handeln sie gleich den Pazifisten, die jegliche Art Waffen ablehnen ohne die Frage zu stellen, wem nützen diese Waffen, den Herrschenden oder den Ausgebeuteten? [...]
Ebenso verhält es sich aber auch mit der Disziplin. [...] Und wer jede Autorität ablehnt ohne den Unterschied zu machen: wem dient sie, muß konsequenterweise auch Marx, Engels, Lenin, Stalin und den Genossen Mao Tse-tung ablehnen.
Wer die Frage ob Partei oder Liga entscheiden will, sollte sich tatsächlich an die Massen, an die Arbeiter wenden. Die werden schon sagen, was sie davon halten. Sie lehnen in ihrer großen Mehrheit alles was mit Liga, Bund, Verein, Union usw. zu tun hat, konsequent ab. [...]
Um es noch einmal klarzustellen: Wir sind für die Gründung einer deutschen revolutionären marxistisch-leninistischen Partei, der KPD/ML, die nach den Prinzipien des demokratischen Zentralismus aufgebaut ist und handelt. [...] Mit Entschiedenheit aber wenden wir uns gegen all jene, die uns veranlassen wollen, einen unverbindlichen Club oder eine Liga zu gründen.“
Die Ausgabe enthält außerdem einen Abdruck der „12 Bedingungen für die Entwicklung der KPD zur Partei neuen Typus“, die unter Stalins Namen erstmals am 3.2.1925 in der „Prawda“ veröffentlicht worden waren, sowie Grußadressen des Gründungsparteitages der KPD/ML an das ZK der KP Chinas und der Partei der Arbeit Albaniens.
Außer einem Bericht über die Firma Ruberoid Hamburg und die 'Volkszeitung' Kiel sind u. a. Leserbriefe enthalten von einem Schüler aus Stuttgart und einem USG-Mitglied aus Schmiden bei Stuttgart, vom USSB Butzbach, einer Münchner Schülergruppe, von der Uni Tübingen und aus Karlsruhe, Essen, Slemmestad, Haltingen, Berlin, Hildesheim, Horben, Bedernau, Haßloch, Kiefersfelden, Valdorf, Frankfurt, Oldershausen, Wuppertal, Aachen, Köln, Ludwigshafen, Duisburg und Hagen.
Weitere Artikel sind u.a.:
08.02.1969:
Frühestens heute erscheint die Februar-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Jan. 1969, März 1969).
Im Leitartikel „Schafft die Einheit zwischen Arbeitern und Studenten! Brecht den faschistischen Terror der Reaktion!“ wird ausgeführt: „Führte im vergangenen Jahr die westdeutsche Bevölkerung, allen voran die Studenten, einen hervorragenden Massenkampf für Demokratie und gegen die Reaktion, so hat auch das neue Jahr vielversprechend begonnen. Das letzte Jahr brachte die größte Massenbewegung seit Ende des 2. Weltkrieges. Angefangen von den Aktionen der Ostertage, hervorgerufen durch den Mordanschlag auf den Genossen Rudi Dutschke, an denen sich rund 300.000 Studenten und Arbeiter beteiligten, bis zu den gewaltigen Demonstrationen gegen die Annahme der Notstandsgesetze, an denen sich Hunderttausende mit Demonstrationen, Streiks, Schulbesetzungen, Versammlungen usw. in über 40 Städten beteiligten. All diese Kämpfe zeigten durch das zunehmende Auftauchen von roten Fahnen und kämpferischen Parolen wie 'Zerschlagt den bürgerlichen Staatsapparat' das wachsende Bewußtsein der Menschen. Dieses Jahr begann vor allem mit dem Kampf der Studenten gegen das dekadente bourgeoisie Erziehungswesen, den Faschismus in Spanien, Griechenland und den Aggressionskrieg des US-Imperialismus in Vietnam.“
Berichtet wird über eine Vielzahl studentischer und APO-Aktionen aus Hamburg (vgl. 1., 4., 5. und 7.2.1969), Frankfurt (vgl. 28. und 31.1.1969), Münster (vgl. 23.1.1969), Berlin (vgl. 18., 27. und 31.1.1969), Heidelberg (vgl. 3., 4. und 7.2.1969), München (vgl. 31.1.1969), Köln (vgl. 31.1.1969) und Düsseldorf (vgl. 31.1.1969).
Von der Partei wird über die Konstituierung in Hamburg (vgl. 19.1.1969) und die Gründung des Landesverbandes NRW (vgl. 26.1.1969) berichtet.
In Siegen „verbreitete eine Gruppe ehemaliger Mitglieder der DKP und SDAJ einen Aufruf, in dem sich die Unterzeichner von der revisionistischen Linie ihrer bisherigen Parteiführer lossagen, sich auf den Boden der marxistischen Lehre Mao Tse-tungs stellen und für die nächste Zeit die Gründung eines Kreisverbandes Siegen der KPD/ML ankündigen.“ Der Siegerländer Heuzeroth (ex-FSP/ML) stehe aber in keiner Verbindung zur KPD/ML.
„Die in Kiel auf Kreisebene arbeitenden Gruppen der KPD/ML intensivierten ihre Schulungsarbeit und nahmen Kontakt zu einer Reihe Marxisten-Leninisten in anderen Städten Schleswig-Holsteins auf, mit dem Ziel, auch hier Ortsgruppen der KPD/ML zu schaffen.“
Für Bayern „ist demnächst in München eine Leserversammlung des ROTEN MORGEN und eine Zusammenfassung der dort wohnenden Marxisten-Leninisten geplant“.
In Karlsruhe wurde eine Ortsgruppe und in Kiel ein Kreisverband gegründet. Die MLP Österreich (MLPÖ) wünscht den „westdeutschen Marxisten-Leninisten von Herzen Erfolg beim Aufbau der KPD/ML und bei ihrer festen Verankerung in den werktätigen Massen“. Ebenso hält es die PC Belgien/ML in einer Grußadresse (vgl. 16.1.1969).
Im Artikel „Hinein in die Bundeswehr! Aufgabe jedes jungen Marxisten-Leninisten“ heißt es u. a.: „Doch obwohl das Mittel der Wehrdienstverweigerung die Reaktionäre beunruhigt und auch beträchtliche Verwirrung in der Truppe stiftet, ist es letzten Endes eine stumpfe Waffe, ja, ein Mittel, das auf die Dauer selbstmörderisch wirkt. ... Im Verlaufe des revolutionären Kampfes wird es zwangsläufig, wie wir aus der Geschichte wissen, zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den revolutionären Volksmassen und den Instanzen des Klassenfeindes ... kommen. Nur wenn es uns gelingt, schon in Zeiten relativer Ruhe Einfluß auf die bewaffnete Staatsmacht zu gewinnen, wird es uns im Augenblick der Entscheidung möglich sein, mit Erfolg zu kämpfen. Das aber heißt für jeden wehrpflichtigen Marxisten-Leninisten: 'Rein in die Bundeswehr'. ... Nicht nur um Schießen, die modernen Waffen beherrschen zu lernen, sondern um Einfluß im Sinne unserer marxistisch-leninistischen Weltanschauung auch auf die Soldaten zu gewinnen. Um ihnen klar zu machen, daß sie durch ihren Dienst in der Bundeswehr nicht dem Schutz von Heimat und Volk, sondern der Aufrechterhaltung der Macht der herrschenden Klasse, einer winzigen Minderheit, dienen. Denn letzten Endes entscheidet der Mensch und nicht die Waffen. ... Sich eng mit den Massen verbinden heißt dort zu sein, wo die Massen sind, also auch bei der Bundeswehr. Schaffen wir Gruppen in der Bundeswehr. Wirken wir, wo dies durch wehrpflichtige Marxisten-Leninisten nicht möglich ist, von außen auf sie ein.“
In einem Brief des Redaktionskollektivs an die Leser heißt zur Entwicklung des RM:
„Liebe Leser,
Genossinnen, Genossen!
So leid es uns tut, aber der Platz reicht nicht mehr aus. Der Platz, um der Aufgabe des ROTEN MORGEN als kollektiver Agitator, Propagandist und Organisator gerecht zu werden.
Agitation, das heißt: Aufklärung aller Schichten der Bevölkerung über aktuelle Tagesfragen im Sinne der Erziehung und Entwicklung, des gesellschaftlichen Bewußtsein.
Propaganda, das heißt: Planmässige Verbreitung von Lehren, Ideen, Anschauungen, politischen Theorien und Grundsätzen, insbesondere die wissenschaftlich fundierte Erklärung der Lehren des Marxismus-Leninismus.
Organisator, das heißt: Das zu tun, was wir im letzten Jahr taten, zweckbestimmt auf den Zusammenschluß zu einer Organisation, der Partei hinzuarbeiten.
Was also tun? Die Seitenzahl erhöhen. Aber wie? Zwei Möglichkeiten bieten sich an: Erstens: zweimal im Monat erscheinen, jeweils mit 8 Seiten. Oder einmal mit 16 Seiten. Die erste Möglichkeit, zweimal im Monat, läßt sich aus drucktechnischen und anderen Gründen - schließlich wird der ROTE MORGEN vom Redaktionskollektiv neben der täglichen Arbeit geschrieben und fertiggestellt - schwer verwirklichen. Ein anderer Nachteil wäre, daß sich dadurch der Jahresabonnentenpreis von 5,-- auf DM 10,-- erhöhen würde. Die zweite Möglichkeit hat den Vorteil, daß bei gleicher Seitenzahl von 16 Seiten das Porto voll ausgenutzt wird und sich dadurch der Jahresabonnentenpreis nur um DM 2,40, also auf DM 7,40 erhöht. Wir möchten es unseren Lesern überlassen, sich für die eine oder andere Möglichkeit oder eventuell für eine dritte zu entscheiden. Schreibt uns und teilt uns Eure Vorschläge mit, auch was die notwendige inhaltliche Verbesserung unserer Zeitung betrifft.“
Weitere Artikel sind u. a.:
März 1969:
In der März-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. 8.2.1969, Mai 1969) wird u. a. über die neuen Ortsgruppen der KPD/ML in Hannover und Mannheim berichtet. Zum Überfall der SU auf China betrieb man Propaganda: „So gab die KPD/ML Mannheim ein Flugblatt heraus, das sich gegen den Überfall der Sowjetrevisionisten auf die Volksrepublik China richtete. Ein gleiches Flugblatt wurde sofort nach dem Überfall vom Landesverband Nordrhein-Westfalen herausgegeben und im Schneeball-System verbreitet. ... Ein weiteres Flugblatt 'Hände weg von China' erschien zentral in hoher Auflage und wurde von den einzelnen Orts- und Kreisverbänden der KPD/ML verbreitet. In Westberlin erschien die erste Ausgabe der marxistisch-leninistischen Jugendzeitschrift 'Rote Garde'. In Hamburg gab die Rote Garde eine 'Grundsatzerklärung' heraus.“
Dem Ussuri-Zwischenfall widmet sich auch der Leitartikel „Hände weg vom sozialistischen China!“, bei dem es sich um eine „Erklärung des ZK der KPD/ML“ (vgl. 15.3.1969) handelt:
„Auf seiner Sitzung am 15./16. März 1969 hat das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten sich mit den jüngsten bewaffneten Provokationen der sowjetischen revisionistischen Führer gegen die Volksrepublik China befaßt und folgende Erklärung beschlossen:
Die blutigen Grenzzwischenfälle, die die revisionistische Führungsclique der Sowjetunion seit dem 2. März auf der zum chinesischen Territorium gehörigen Insel Tschenpao im Ussuri-Fluß durch Eröffnen von Gewehr- und Geschützfeuer auf chinesische Grenzwachen verschuldet hat, zeigen in aller Deutlichkeit die verbrecherische Rolle der sowjetischen Sozialimperialisten. Die Hintergründe für diesen unverschämten Akt der Aggression können nur im Zusammenhang mit der Globalstrategie der revisionistischen sowjetischen Führungsclique gesehen werden. [...]
Im eigenen Lager sollen die Provokationen an der chinesischen Grenze dazu dienen, auf der kommenden Konferenz der revisionistischen Parteien in Moskau die Front gegen das revolutionäre China zu verstärken. Ihre provokatorische 'Politik der Stärke' gegenüber den revolutionären Volksmassen zeigt offen den faschistischen Charakter der imperialistischen Politik der sowjetrevisionistischen Führungsclique, die sich durch nichts von der Aggressionspolitik der US-Imperialisten unterscheidet. [...]
Das revolutionäre chinesische Volk beweist mit seinen gewaltigen Demonstrationen, seiner Kampfbereitschaft gegenüber dem Sowjetrevisionismus, daß es nicht bereit ist, sich die Machenschaften einer dieser imperialistischen Großmächte zu ergeben. Vereint mit den revolutionären Volksmassen in der ganzen Welt, die um ihre Befreiung vom Joch des Kapitalismus, Imperialismus und Revisionismus kämpfen, wird es mit Sicherheit den Sieg erringen. [...]
Angesichts der bewaffneten Aggression der sowjetischen Imperialisten werden wir alles tun, um die Massen unseres Volkes gegen dieses ungeheure Verbrechen zu mobilisieren. [...]
Nieder mit dem US/SU-imperialistischen Komplott, das gegen alle Völker gerichtet ist!
Es lebe das sozialistische China, das Hauptbollwerk der revolutionären Weltbewegung in unserer Zeit.“
In einer Erklärung des Redaktionskollektivs RM an die lieben Leser, Genossinnen und Genossen heißt es: „Die Entscheidung ist gefallen. Die Mehrzahl unserer Bezieher hat sich für die Erhöhung des Preises des ROTEN MORGEN auf 40 Pfennig bei 16 Seiten Umfang ausgesprochen. Damit erhöht sich der Jahresbezugspreis einschließlich Porto von 5,-- DM auf 7,40 DM.“
Weitere Artikel sind u. a :
Mai 1969:
In der April-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. März 1969, Mai 1969), die erst im Mai erscheint, erklärt das Redaktionskollektiv RM zum verspäteten Erscheinen des RM, zum Aufbau der Partei und zum neuen theoretischen Organ der Partei:
„Technische Schwierigkeiten verzögerten auch diesmal die Herausgabe des ROTEN MORGEN. Hinzu kommt, daß alle Genossen, die an der Herstellung unseres Zentralorgans arbeiten, berufstätig sind und außerdem ihre politische Arbeit in den Gruppen und an der Basis zu verrichten haben. Dennoch, es ist ein Unding, die April-Ausgabe einer Zeitung im Mai erscheinen zu lassen. Das muß geändert werden! Die nächste Ausgabe des ROTEN MORGEN erscheint deshalb bereits in 14 Tagen, um den 20. Mai. Mit der Juni-Ausgabe hoffen wir um den 10. Juni erscheinen zu können. Das Erscheinen in 14 Tagen ist deshalb notwendig, weil noch mehrere fertige Manuskripte vorliegen und die Spalte ‚Aus den Landesverbänden’ diesmal infolge Platzmangel fortfallen mußte.
Nur soviel: Der Aufbau der Partei schreitet rasch voran. Inzwischen haben sich weitere Ortsgruppen der KPD/ML in München, Worms und Göttingen konstituiert und ihre politische Arbeit aufgenommen. Erstmalig zum Ostermarsch und später zum 1. Mai trat die KPD/ML mit Flugblatt-Aktionen und in Demonstrationen in mehreren Städten in Erscheinung. Im Bündnis mit der außerparlamentarischen Opposition gelang es, dem Klassengegner und den Revisionisten empfindliche Schläge zu versetzen.
Inzwischen ist auch das theoretische Organ der Partei ‚Revolutionärer Weg’ erschienen. Der ursprünglich geplante Name ‚Kommunist’ wurde fallengelassen, um eventuelle Verwechselungen mit gleichnamigen revisionistischen Publikationen (theoretisches Organ der KPdSU und des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens) zu vermeiden.“
Im Leitartikel „Ein Ereignis von welthistorischer Bedeutung: IX. Parteitag der Kommunistischen Partei Chinas erfolgreich beendet“ heißt es: „Der IX. Parteitag der KP Chinas wurde zu einem Zeitpunkt einberufen, wo die Große Proletarische Kulturrevolution, die vom Genossen Mao Tse-tung persönlich eingeleitet wurde und geführt wird, große Siege errungen hat. Diese große Revolution hat politisch, ideologisch und organisatorisch hinreichende Voraussetzungen für den Parteitag geschaffen.
Der IX. Parteitag wurde unter der persönlichen Leitung des Genossen Mao Tse-tung, des ruhmreichen Gründers der KP Chinas und des großen Führers der chinesischen Revolution und des Aufbaus des Sozialismus in China, abgehalten.
Für den IX. Parteitag der KP Chinas wurde folgende Tagesordnung angenommen:
1. Politischer Bericht des Genossen Lin Biao im Namen des ZK der KP Chinas.
2. Änderung des Statuts der KP Chinas.
3. Wahl des Zentralkomitees der Partei.
Genosse Lin Biao erstattete dem Parteitag den politischen Bericht. In seinen Ausführungen hat der Genosse Lin Biao auf Grund der Lehre des Vorsitzenden Mao über die Fortsetzung der Revolution unter der Diktatur des Proletariats die wesentlichen Erfahrungen der Großen Proletarischen Kulturrevolution zusammengefaßt, die Lage im In- und Ausland analysiert und die Kampfesaufgaben der Partei festgelegt. An dem Parteitag nahmen insgesamt 1.512 Delegierte teil. Zum ersten Mal waren die Vertreter der Roten Garde anwesend.“
An den XI. Parteitag der KP Chinas sandten u. a. folgende Gruppen Grüße:
Mai 1969:
In der Mai-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Mai 1969, Juni 1969) wird u. a. über den Anschluß des Marxistisch-leninistischen Ausschusses Hannover an die KPD/ML berichtet. „Nach eingehender Diskussion über das Statut der KPD/ML“ beschlossen „die Mitglieder des Marxistisch-Leninistischen Ausschuß Hannover, MLAH“ eventuell schon im April, „kollektiv der KPD/ML beizutreten und eine Gruppe Hannover bzw. Landesverband Niedersachsen zu gründen“.
Leserbriefe kommen u. a. auch aus Bensheim in Hessen, Celle in Niedersachsen und Freising in Bayern.
Im Leitartikel „Auf dem Boden der Verfassung?“ wird u. a. ausgeführt: „Mit Flaggenschmuck an öffentlichen Gebäuden feierte man am 2. Mai die offizielle Verkündung und Annahme des Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland vor 20 Jahren, die bürgerliche Verfassung des westdeutschen Separatistenstaates. Die KPD war es, die damals aus grundsätzlichen Erwägungen heraus diesem Gesetz ihre Stimme verweigerte. Heute, 20 Jahre später, erklärt Kurt Bachmann, Vorsitzender der DKP, die Deutsche Kommunistische Partei stünde auf dem Boden des Grundgesetzes, sie wolle Staat und Gesellschaft auf der Basis der im Grundgesetz verkündeten Rechte und Prinzipien erneuern.
Auf dem Boden des Grundgesetzes stehen auch Adolf von Thadden, Vorsitzender der NPD, CSU-Boss Franz Josef Strauß, Altnazi Kanzler Kiesinger und die Lakaien der Monopolbourgeoisie Brandt, Schiller und Co.
Wie kann aber jemand, der sich 'Kommunist' nennt, also die Errichtung des Sozialismus anstrebt, auf dem Boden einer bürgerlichen Verfassung stehen und zudem noch behaupten, eben auf dieser Basis, dem Grundgesetz, Staat und Gesellschaft erneuern zu wollen [...]
Das Grundgesetz ist eine typisch bürgerliche Verfassung, wie es sie in fast allen kapitalistischen Ländern gibt. [...]
Wenn Bachmann und Konsorten behaupten, auf der Basis dieses Grundgesetzes Staat und Gesellschaft ändern zu können, so zeigen sie, daß sie wie ihre geistigen Väter Togliatti und Kautsky im Sumpf des Reformismus gelandet sind. [...]
Zwar unterscheidet Bachmann und Co. nichts von Thadden (NPD, d. Vf.), Strauß (CSU, d. Vf.), Kiesinger (CDU, d. Vf.) usw., mit denen sie gemeinsam auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, aber alles von Marx, Engels und Lenin, auf die sie sich heuchlerisch berufen.“
Weitere Artikel sind:
Juni 1969:
Die Juni-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Mai 1969, Aug. 1969) erscheint.
Im Leitartikel „Aktiver Wahlboykott. Zerschlagt das betrügerische Wahlkomplott der Monopolbourgeoisie und ihrer Lakaien!“ wird zu den Bundestagswahlen (BTW - vgl. 28.9.1969) ausgeführt: „Der Bundestagswahlkampf wird vorbereitet. Der allvierjährliche Akt des bürgerlich-parlamentarischen Affentheaters beginnt über die Bühne zu rollen. Im Parlament werden die letzten Gesetze erlassen und in den Büros bereiten sich die von den Parteien angeheuerten Werbeprofis auf die Wahlschlacht vor. [...]
Wählen? Was heißt hier schon wählen. Wählen heißt doch, sich zwischen grundsätzlich verschiedenen Möglichkeiten entscheiden zu können. Was aber, wenn jemanden, der Durst auf ein kühles Helles hat, nur fünf verschiedene Sorten Wein vorgesetzt werden? Kann er dann noch wählen? Nein, wenigstens nicht zwischen dem, was er mag, und was er ablehnt.
So und nicht anders stellt sich die Situation zur diesjährigen Bundestagswahl dar. Der Bundesbürger wählt - wohin er sein Kreuz auf dem Wahlzettel auch setzt - immer nur die ausführenden oder ihre Herrschaft sichernden Organe der Monopolbourgeoisie.
Die CDU/CSU ist zur Zeit die Hauptstütze der Monopolbourgeoisie. Die klassische Unternehmerpartei.
Die SPD unterscheidet sich nur noch in Detailfragen von den vorgenannten. Sie dient den Herrschenden - Große Koalition - als Stütze ihrer Macht in Krisenzeiten und wird, wenn nicht benötigt, fallengelassen.
Die FDP ist die sich liberal gebende Variante der Bourgeoisie.
Die NPD dient als Auffangbecken für die unzufrieden werdenden Massen des Kleinbürgertums, als Eingreifreserve, falls sich die Lage für die Monopole entscheidend verschlechtern sollte.
Die AdF spielt auf der 'linken' die Rolle, die die NPD auf der rechten Seite spielt. Die ihr von den Herrschenden zugedachte Aufgabe ist es, die zu einer konsequent gesellschaftsverändernden Politik drängenden Teile des Volkes auf dem Kurs der bürgerlich-parlamentarischen Ordnung zu halten bzw. zurückzuführen. [...]
Sollen und können wir uns unter diesen Umständen an der Bundestagswahl 1969 beteiligen? [...] Natürlich werden wir uns am Wahlkampf beteiligen und das nicht zu knapp. Das heißt, wir werden die Situation vor der Bundestagswahl, in der große Teile der Bevölkerung für politische Dinge aufgeschlossen sind, ausnutzen, um ihnen die Politik unserer Partei zu erläutern. Keinesfalls aber werden wir uns durch Aufstellung eigener Kandidaten am diesjährigen bürgerlich-parlamentarischen Wahlrummel beteiligen.
Wem sollte das unter den gegebenen Umständen nützen? Niemanden. Noch befindet sich unsere junge marxistisch-leninistische Partei im Aufbau. Noch wurde nicht in aller Breite und Tiefe die absolut notwendige Klassenanalyse erstellt und daraus die einzuschlagende Strategie und Taktik entwickelt. [...]
Bliebe zu fragen, was zur Bundestagswahl empfehlen wir den 'Wählern' zu tun? Ihr Kreuzchen neben eine der auf dem Wahlzettel stehenden Parteien zu setzen? Ihnen empfehlen, von mehreren Übeln das kleinste zu wählen und damit der Bourgeoisie erlauben, sich weiter vom 'Volkswillen' getragen zu fühlen? Nein! Für uns gibt es nur eine Möglichkeit: Die Menschen zum Protest, zum Widerstand gegen diesen bürgerlich-parlamentarischen Wahlschwindel aufzurufen, der ihnen nicht einmal die Chance einer echten Wahl läßt, geschweige denn, ihnen die Möglichkeit gibt, irgendetwas in der Politik dieses Staates zu bestimmen. [...]
Die Menschen, die der Wahl fernbleiben, sind beileibe nicht immer nur unpolitisch, sondern viele von ihnen haben ganz einfach 'die Schnauze voll', ... Hinzu kommt, daß fast die gesamte APO, die Außerparlamentarische Opposition, die revolutionären Jungarbeiter, Lehrlinge, Schüler und Studenten, eine Beteiligung am Wahlschwindel der Monopolbourgeoisie entschieden ablehnt. [...]
Können wir es als revolutionäre Partei der Arbeiterklasse aber bei einer einfachen, passiven Wahlenthaltung bewenden lassen? Nein! Wenn schon, dann müssen wir die Volksmassen zum aktiven Boykott der Wahlen zum Bundestag 1969 aufrufen. [...]
‚Aktiver Boykott’ ist also: ‚Agitation, Werbung, Organisation der revolutionären Kräfte in größerem Maßstab, mit verdoppelter Energie, unter dreifachem Druck’, wie Lenin sagt.“
Weitere Artikel sind:
August 1969:
Vermutlich erst im August erscheint die auf Juli/August datierte Doppelnummer des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Juni 1969, Sept. 1969).
Im Leitartikel „Die Angst der Herrschenden. Schlagt den Faschismus, wo ihr ihn trefft!“ wird u. a. ausgeführt: „Faschismus in Aktion. Wer war und ist ... verantwortlich? […] 1933 wie 1969. Es ist die Monopolbourgeoisie, die Herren der Industriekonzerne und Banken und ihre gekauften Lakaien. 1933 Hitler, Göring, Goebbels - 1969 Strauß, Kiesinger, von Thadden. Hieß es damals Kampf den jüdisch-bolschewistischen Untermenschen - heißt es heute Kampf den 'Tieren der APO', den 'Rüpeln', der Außerparlamentarischen Opposition, denen man, wie Kiesinger unter dem Beifall von mehreren hundert Industriellen in Bonn erklärte, in dieser Bürgerkriegssituation richtig begegnen müsse. [...]
Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus den vorgenannten Fakten für uns? Einmal müssen wir uns im klaren darüber sein, daß die herrschende Klasse vor ihrem unausweichlichen Sturz sämtliche Minen springen lassen wird, die ihr zur Verfügung stehen, dass sie selbst vor der Errichtung der total faschistischen Diktatur nicht zurückschreckt. Ob sie jedoch in der Lage dazu sein wird, liegt an uns. 1969 ist nicht 1933. [...] Doch nur wenn es uns gelingt, ausgehend von den bestehenden Verhältnissen, eine richtige marxistisch-leninistische Strategie und Taktik zu entwickeln, uns eng mit den Volksmassen zu verbünden und dem bis ins kleinste durchorganisierten Unterdrückungsapparat der Herrschenden, die disziplinierte, organisierte Kraft der revolutionären Kräfte unseres Volkes entgegenzustellen, wird es uns gelingen, den Feind zu besiegen.“
Im einem Artikel „Zur Stalin-Frage“ heißt es: „Eine Kritik an Stalin soll eine Kritik an Stalins Taktik sein, wobei wir immer noch unterscheiden müssen, welche Fehler Stalins historisch vermeidbar und welche unvermeidbar waren. Um es noch einmal deutlich zu sagen: Stalins Fehler bestanden in reinen taktischen Fehleinschätzungen. Selbstverständlich sollte die Taktik der Strategie dienen, aber aus einzelnen taktischen Fehlern setzt sich noch lange keine falsche Strategie zusammen. Und die richtige Strategie Stalins wurde auf Grund seiner Taten nachgewiesen.
Wir sehen also wie schwierig es ist, eine richtige, eine marxistisch-leninistische Kritik an Stalin anzuwenden. [...]
Für uns soll gelten: Kritisieren wir Stalin, kritisieren wir ihn jedoch richtig, wie wir jeden Genossen kritisieren. […]
Betrachten wir also das Leben Stalins: Zu Lenins Lebzeiten hat Stalin gegen das Regime des Zaren und für die Verbreitung des Marxismus gekämpft; nachdem er Mitglied des ZK der Partei der Bolschewiki - mit Lenin an der Spitze - geworden war, kämpfte er für die Vorbereitung der Revolution von 1917; nach der Oktoberrevolution kämpfte er für die Verteidigung der Errungenschaften der proletarischen Revolution. Die theoretischen Werke Stalins sind unvergängliche Dokumente des Marxismus-Leninismus. [...]
Nach Lenins Tod führte Stalin die KPdSU und das Sowjetvolk entschlossen im Kampf gegen die inneren und äußeren Feinde und beschützte und festigte so den ersten sozialistischen Staat der Welt.
Stalin führte die KPdSU und das Sowjetvolk entschieden auf der Linie der sozialistischen Industrialisierung und der Kollektivierung der Landwirtschaft, wodurch große Erfolge bei der sozialistischen Umgestaltung und dem Aufbau des Sozialismus errungen wurden. Stalin hat die KPdSU, das Sowjetvolk und die sowjetische Armee durch schwierige, großartige Kämpfe bis zum Triumph im antifaschistischen Krieg geführt. Stalin hat im Kampf gegen den Opportunismus aller Schattierungen, gegen die Feinde des Leninismus, die Trotzkisten, Bucharinleute und andere Agenten der Bourgeoisie – den Marxismus-Leninismus verteidigt und weiterentwickelt. [...]
Das ganze Leben Stalins war das Leben eines großen Marxisten-Leninisten, eines großen proletarischen Revolutionärs.“
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September 1969:
Die September-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Aug. 1969, Okt. 1969) berichtet u. a. über die Streikwelle, zu der die Ortsgruppen München in Bayern und Hamburg eigene Flugblätter herausgaben. Die Ortsgruppe Kiel in Schleswig-Holstein habe in einem Flugblatt gefordert, daß die Arbeiter sich organisieren und handeln müssten. Der Leitartikel zu den Septemberstreiks lautet:
„JETZT SPRICHT DIE ARBEITERKLASSE
Ein weiterer bürgerlicher Mythos ist zusammengebrochen: der Mythos, daß die westdeutsche Arbeiterklasse angeblich völlig 'integriert' sei, kein Klassenbewußtsein mehr habe und nicht mehr kämpfen könne. Die umfassendste Streikbewegung seit 1963 hat diesen bürgerlichen Mythos, der auch in der kleinbürgerlich-revolutionären APO weit verbreitet ist, innerhalb einer Woche völlig zerfetzt und vom Tisch gefegt.
Was bedeutet die gewerkschaftliche nicht organisierte Streikbewegung vom September 1969?
Hier gilt es, 'links-radikale' Illusionen und Fehleinschätzungen ebenso zu vermeiden wie Revisionismus und Opportunismus.
Zunächst die objektive Situation: in der stahlschaffenden Industrie wie auch im Bergbau war die Position der Arbeiter während der Rezession von 1966/1967 besonders schwach gewesen, da in diesen Branchen zu der Produktionskrise noch eine Strukturkrise gekommen war. Die Drohung, auf die Straße gesetzt zu werden, kann kein einzelner Arbeiter auf eigene Faust Widerstand entgegensetzen. Die Organisation der Arbeiter jedoch, die reformistische Gewerkschaft, 'konzertierte' sich lieber zu Lasten der Kumpels mit den Kapitalistenbossen, als daß sie Kampfmaßnahmen zur Abwehr der Kapitaloffensive traf. So kam es zu einer erheblichen Schrumpfung der Reallöhne durch Streichung von Zulagen, Weihnachtsgratifikationen usw. So kam es, daß die IG Metall noch im Juni 1968, als die Rezession längst überwunden war, ein ausgesprochen mieses Tarifabkommen abschließen konnte, das zwar sehr gut in die 'konzertierte Aktion' zur Steigerung der Profite paßte, die Arbeiter jedoch mit läppischen 5 Prozent abspeiste. Sehr bald danach zeigte sich, wie die Kumpels geneppt worden waren: die Stahlkonjunktur überschlug sich wie nie zuvor, es entstand ein schwarzer Markt, auf dem die Richtpreise bis zu 250 Prozent übertroffen wurden - und den Kumpels, die bereits wieder Überstunden in mörderischer Hitze schinden mußten, bekamen noch einmal ganze 2 - sprich zwei Prozent! Daß sie überhaupt weiter stillhielten, liegt nur darin, daß es eben keine völlig 'spontanen' Aktionen geben kann, daß wenigstens ein Embryo von Organisationen bestehen muß, um einen Arbeitskampf zu beginnen und durchzustehen.
Wie die wirkliche Stimmung bei den Kumpels war, zeigten bereits die von den Gewerkschaften nicht legitimierten Streiks um höheres Weihnachtsgeld in den Krupp-Stahlwerken Essen, Rheinhausen und Bochum zu Allerheiligen 1968. Damals bereits bildete sich jener neue Typ von Streik heraus, der sich nun auf das halbe Bundesgebiet ausgebreitet hat: Die Empörung und Kampfbereitschaft der Arbeiter wurde schließlich von einigen, meistens DKP nahestehenden Vertrauensleuten unterstützt. Daraufhin wurde die Arbeit ohne Einverständnis von Gewerkschaftsbürokratie und Betriebsrat niedergelegt. Bereits damals zeigte sich jedoch auch schon die eigene Dialektik dieser neuen Streikbewegung: die jungen Arbeiter versuchten nämlich, die Büros zu stürmen und zu besetzen (möglicherweise unter dem Einfluß der Fernsehberichte über die Arbeiterkämpfe in Frankreich), was natürlich auch den Revisionisten zu weit ging und von ihnen verhindert wurde.
Die Rolle der Revisionisten in diesen Streiks ist dabei ein wichtiges Element der Analyse: hierbei ist festzuhalten, daß der Revisionismus ein Ganzes ist, bestehend aus der revisionistischen Theorie ('friedlicher Weg' usw.), revisionistischen Organisationsstrukturen (Bürokratisierung, Trennung von den Massen) und revisionistischer Praxis (Verrat der Arbeiterklasse durch 'Konzertierung' mit der Ausbeuterklasse). Nun ist es jedoch durchaus möglich, daß einzelne der DKP angehörende oder ihr nahestehende Vertrauensleute nur eine revisionistische Theorie haben, nicht aber eine revisionistische Organisationsauffassung und Praxis - anders ausgedrückt, daß sie engen Kontakt zu den Kumpels haben und keineswegs bereit sind, sie zu verraten. Bei diesen Vertrauensleuten wird sich entweder die Theorie der Praxis oder aber die Praxis der Theorie anpassen müssen. Dazu läßt sich bereits jetzt folgendes sagen: die Bourgeoisie hat bereits geschaltet und ihre Konsequenzen gezogen. Am 9. September brachte die FAZ als Aufmacher eine Erpressung der Revisionisten. Unter dem Titel 'Wilde Streiks von Linksradikalen geplant und geführt' verbreitete sie Greuelmärchen von DKP-Leuten gegen Manager der Hoesch-Werke (in Dortmund, d. Vf.). Dieses Elaborat erfüllt einen durchsichtigen Zweck: man droht den Revisionisten an, sie wieder zu verbieten und ihnen damit ihre ganze schöne Wahlkampfmühe zuschanden zu machen, wenn sie nicht ihre Vertrauensleute härter an die Kandarre nehmen. Als Marxisten-Leninisten können wir voraussagen, daß die DKP-Bürokratie diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstehen und entsprechend handeln wird. Wir können also ebenfalls vorausagen, daß auf die entsprechenden Vertrauensleute eine Zerreißprobe zukommen wird.
In den jetzigen Streiks hat die DKP noch Aktionen in die Hand genommen, die 'ein wenig außerhalb der (bürgerlichen) Legalität' waren: sie tat das - nur in der sicheren Annahme, daß diese Streiks sehr rasch zum Erfolg führen würden. Das war bei der jetzigen Lage auf dem Arbeitsmarkt und bei den ungeheuren Sonderprofiten der Stahlbosse nicht schwer vorauszusehen. Die DKP erhoffte sich davon einen Prestigegewinn vor den Wahlen sowie eine Stärkung ihrer Position gegenüber der DGB-Bürokratie.
Doch erstens kam es wieder einmal anders, und zweitens als die Herren Revisionisten dachten: Sicherlich hatten sie nicht mit einem 'Mai-Effekt' ihrer Aktionen gerechnet. Sicherlich hatten sie nicht damit gerechnet, daß die Bewegung in wenigen Tagen auf Bremen, Niedersachsen, das Saarland, Baden-Württemberg und Bayern übergreifen würde. Sie hatten den Monopolen einen Nadelstich versetzen wollen, aber sie konnten nicht wissen, daß es einen so lauten Knall gab. Eine Lawine war ins Rollen gekommen: durch den Streik in Geislingen (Baden-Württemberg), wo bereits seit dem 1. September die 8-Prozent-Tariferhöhung offiziell galt, geriet das ganze 'konzertierte' Tarifsystem, das ständig steigende Unternehmerprofite sichern soll, durcheinander. Außerdem griffen die Kumpels zu Kampfformen, die den Revisionisten höchst unheimlich vorkommen müssen: Besetzung strategisch wichtiger Punkte im Werk (Telefonzentrale, Verwaltung) nach dem Vorbild der französischen Klassenbrüder. Die Revisionisten gleichen dem Zauberlehrling, der die Geister, die er rief, nämlich die Geister des Klassenkampfes, nun nicht mehr beherrscht.
Was folgt nun daraus für die KPD/ML?
Zunächst einmal bewundern wir uneingeschränkt den hervorragenden Kampfgeist der Kumpels in der Stahlindustrie und im Bergbau. Wie oft hatten wir doch im letzten Jahr gehört, 'so etwas wie in Frankreich wäre bei uns nie möglich, weil unsere Arbeiter lahm wären'. All diese nicht marxistisch-leninistischen Einschätzungen sind nun endgültig widerlegt. Man kann sagen, daß die streikenden Kumpels Marcuse, Habermas usw. ideologisch getötet haben. Die hysterische Propaganda der Bourgeoisie gegen 'wilde' Streiks (so nennen sie die berechtigte Selbstverteidigung der Arbeiter gegen die wilde Ausbeutung) zeigt, daß man beim Klassengegner durchaus verstanden hat, daß diese Streiks trotz der rein ökonomischen Forderungen einen bedeutenden Aufschwung des Klassenkampfes in der Bundesrepublik bedeuten. Wir verurteilen daher 'links-radikale' Besserwisserei (etwa, wenn bemängelt wird, daß die Hoesch-Arbeiter 'So ein Tag so wunderschön wie heute' sangen) und Phrasendrescherei (wenn abstrakt getadelt wird, der Streik sei 'nicht politisiert' gewesen usw.). Wir wissen natürlich auch, daß solche Streiks solange keine weitergehende Perspektive haben können, als sie letztlich von Reformisten und Revisionisten noch, wenn auch nur mit Mühe, kanalisiert werden können.
Daraus folgt für uns die absolute Notwendigkeit, alles, aber auch alles zu tun, damit in absehbarer Zeit in allen wichtigen Fabriken Marxisten-Leninisten jene Rolle des Organisations-Embryos erfüllen können, die augenblicklich - mangels Alternative - noch die DKP spielt.
Wir müssen also begreifen, daß die Streikbewegung vom September 1969 uns schwerwiegende organisatorische Probleme stellt: Die Arbeiterklasse muß in allem die Führung innehaben!“
Der Artikel „Neue Ausfälle der Klassenjustiz“ beschäftigt sich mit einer Anklage gegen das KPD/ML-Mitglied Gernot Schubert, der in erster Instanz wegen schwerem Landesfriedensbruch zu 7 Monaten Gefängnis verurteilt wurde: „Er war bei den Demonstrationen gegen den Terror der Springerpresse aus den Demonstranten heraus verhaftet worden, da er schon früher seit langer Zeit aktiv im SDS und im Vietnam-Komitee gearbeitet hatte.“
Im Artikel „Zerschlagt die imperialistischen Blitzkriegspläne“ wird darauf verwiesen, „daß nach den imperialistischen Überfällen Israels auf 5 arabische Länder und der Sowjetunion auf die Tschechoslowakei unter den reaktionären Kräften, der Blitzkrieg unter den reaktionären Kräften in der Welt neues Ansehen gewonnen hat.“ Selbst die US-Imperialisten hätten „durch ihre schweren Niederlagen in Vietnam, Laos und Thailand begriffen, daß sie trotz ihrer materiellen Überlegenheit nicht allmächtig sind, sondern selbst von kleinen Völkern schwer angeschlagen werden können.“ Die Mobilisierung der Volksmassen in China zeige dagegen, daß die „proletarische Kulturrevolution in China einen wichtigen Beitrag zur Verhinderung eines imperialistischen Weltkrieges darstellt“.
Zur Bundestagswahl (BTW) (vgl. 28.9.1969) seien in Zusammenhang mit der Parteilosung „Aktiver Wahlboykott“ in der BRD von der KPD/ML zahlreiche Flugblätter verteilt worden. In NRW erscheint eines unter dem Titel „Schlagt das Bonner Wahlkomplott“, es stammt vom eigenen Landesverband. „Während in Köln Plakate mit der Aufforderung 'Boykottiert die Wahl, schreibt KPD/ML auf den Wahlzettel' erschienen, war das Stadtbild von Hamburg mit Aufklebern übersät.“ Dieser Kleber wurde auch in Baden-Württemberg in Mannheim und Karlsruhe sowie in Niedersachsen in Celle und Hannover geklebt. In Hamburg erscheint ein weiteres Flugblatt unter dem Titel „Schluß mit der Herrschaft der Millionäre und ihrer Lakaien, in Stadt, Regierung, Gewerkschaft, Parteien.“ „In weiteren Flugblättern der Partei und Roten Garde in München und Köln wandte man sich gegen den drohenden Faschismus, Streben des westdeutschen Monopolkapitals nach Atomwaffen und die 'sozial'-imperialistischen Überfälle der Sowjetrevisionisten auf die CSSR und die Volksrepublik China.“
Über Antinaziaktionen wird berichtet aus Schleswig-Holstein aus Flensburg, aus NRW aus Recklinghausen und Bielefeld sowie aus Hessen aus Kassel, über verschiedene weitere Aktionen aus Baden-Württemberg aus Mannheim (vgl. 9.8.1969), aus Hamburg (vgl. 18.8.1969) und Berlin (vgl. 21.8.1969).
Weitere Artikel sind u. a.:
Oktober 1969:
Die Oktober-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Sept. 1969, 1.12.1969) erscheint.
Der Leitartikel „Vorwärts im Geiste des Oktober 1923“ beschäftigt sich mit dem Hamburger Aufstand. Darin heißt es u. a.: „Am 23. Oktober 1923, vor 46 Jahren, stand der revolutionäre Vortrupp der Hamburger Arbeiterklasse auf den Barrikaden, griff der beste Teil der Arbeiterschaft zum Gewehr und nahm den Kampf gegen die kapitalistischen Unterdrücker auf. Der Hamburger Aufstand entsprang der revolutionären Situation vom Herbst 1923. [...]
In Hamburg kam es am 20. Oktober 1923 zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Polizei und Arbeitern. Dabei zeigte sich, daß auch viele Kleinbürger und in einigen Fällen sogar die Polizei mit den demonstrierenden Arbeitern sympathsierten. Als am 22. Oktober die Nachricht eintraf, daß die Reichswehr in Sachsen einrückte, legten die Hafen- und Werftarbeiter sofort die Arbeit nieder. In der Nacht vom 22. zum 23. Oktober wurde der Aufruf des Reichsbetriebsräte-Ausschusses der Hamburger Parteiorganisation der KPD von der Zentrale zugestellt und verteilt [...] Die Hamburger Parteiorganisation, von Ernst Thälmann, im Geiste des Marxismus-Leninismus geschult, stand zum Kampf bereit. Sie hatte einen sogenannten Ordnerdienst (OD) geschaffen, der den militärischen Kern der proletarischen Hundertschaften bildete. [...] Am 22. 10. nachts beschloß die Bezirksleitung der KPD Wasserkante den Aufstand für den 23. Oktober 5.00 Uhr früh. [...]
Im Verlauf des Aufstandes spielten die Kämpfe im damaligen Arbeitervorort und heutigen Stadtteil Barmbek eine entscheidende Rolle. [...]
Am zweiten Tag des Kampfes erhielt die Polizei Verstärkung. Lübecker Polizisten, der Kreuzer 'Hamburg' und zwei Torpedoboote wurden entsandt. Zur Unterstützung der reaktionären Horden kreisten Flugzeuge über Barmbek. Rund 6 000 Mann Polizei und Militär mit schweren Waffen ausgerüstet, versuchten Barmbek zu stürmen. 300 entschlossene Arbeiter mit wenig Munition leisteten ihnen hartnäckigen Widerstand. Als Genosse Thälmann feststellen mußte, daß er isoliert mit den Hamburger Arbeitern kämpfte, gab er den Befehl zum Rückzug. Diszipliniert, wie der Aufstand begonnen hatte, wurde er auch beendet, ...
Warum scheiterte der Hamburger Aufstand? Er scheiterte, weil er isoliert blieb. [...]
Die Hauptursache des Scheiterns des Hamburger Aufstandes war das Fehlen einer einheitlich handelnden Partei. [...]
Neben der Hauptursache des Scheiterns des Hamburger Aufstandes gibt es noch mehrere Nebenursachen. [...]
[Zitat von Ernst Thälmann, 1925:] Der Aufstand führte zur Niederlage, weil er isoliert blieb, weil er nicht in Sachsen und im ganzen Reich sofort unterstützt wurde. [...]
Als besonderer Mangel wurde in den Hamburger Oktobertagen das Fehlen einer starken Rätebewegung empfunden. [...]
Die größte, wertvollste Lehre des Hamburger Aufstandes ist die großartige Erfüllung der Rolle der Kommunistischen Partei in der proletarischen Revolution. [Ende des Thälmann-Zitats] [...]
[Nochmals Thälmann, 1927:] Die kommenden Sieger über die Bourgeoisie müssen durch unzählige Teilkämpfe erzogen, vorbereitet und organisiert werden. Dieses ist unsere Hauptaufgabe in der jetzigen Periode. [Ende des Thälmann-Zitats]
Und es ist auch die Hauptaufgabe unserer Partei in der jetzigen Periode. [...] Denn eines ist sicher, auch unter der Brandt-Regierung werden sich die Klassenauseinandersetzungen verschärfen.“
In dem Artikel: „Schwerpunkt in den Betrieben. Erläuternde und korrigierende Mitteilung des ZK“ heißt es: „In der Organisations-Mitteilung unserer Partei vom 13. September 1969 heißt es: 'Die allgemeine politische Linie der KPD/ML wurde vom ZK mit den folgenden Beschlüssen festgelegt', dazu unter Punkt 3 'Die systematische Werbung von Arbeitern und Betriebsangestellten ist die derzeitige Hauptaufgabe der Partei'.
Kurz, knapp, ohne Begründung. [...] was heißt hier Werbung? [...] Kommt es darauf an, möglichst viele Arbeiter und Angestellte zu umwerben, damit sie in die KPD/ML eintreten? [...]
Durch solche Werbeaktionen werden wir nicht die Avantgarde des Proletariats aus dem Proletariat heranbilden. [...]
Also, 'Werbung' geht nicht. [...]
Was ist unser Ziel, das Ziel jeder marxistisch-leninistischen Partei? Es ist die Organisierung des proletarischen Klassenkampfes mit dem Ziel, die politische Macht zu erobern, alle Produktionsmittel in die Hände der ganzen Gesellschaft zu übergeben, die kapitalistische Wirtschaft durch die sozialistische zu ersetzen, die Diktatur des Proletariats zu errichten. [...]
… die Einschätzung im letzten ROTEN MORGEN, die angesichts der Streiks der letzten Wochen von einem 'bedeutenden Aufschwung des Klassenkampfes in der Bundesrepublik' sprach, [ist] falsch. Richtiger hätte man von einem bedeutsamen Anfang oder Ansatz im Klassenkampf sprechen können. Daß es zu solchen Fehleinschätzungen kommen kann, liegt daran, daß wir in der Bundesrepublik in dieser Hinsicht nicht verwöhnt sind, ... Wir sollten bei jeder Analyse hübsch fein auf dem Teppich bleiben und uns nicht im Überschwang der Gefühle zu Fehleinschätzungen hinreißen lassen. [...]
Unsere Aufgabe ist es, wenn wir den Namen Avantgarde des Proletariats zu recht tragen wollen, den Arbeitern, den Kollegen zu helfen, sich zu organisieren zur gesamten deutschen Arbeiterklasse, den ökonomischen Kampf der Arbeiter in einen bewußt geführten Klassenkampf zu verwandeln. ...
Dabei kommen wir um eine Einschätzung der Rolle der Gewerkschaften nicht herum. [...] Sind die Gewerkschaften, ist der DGB noch eine Vertretung der Klasseninteressen der Arbeiter? Er ist es schon lange nicht mehr. Sein Hauptzweck ist es, die Arbeiter vom politischen Kampf abzuhalten [...] Deshalb war die in einem Flugblatt der Partei zum 1. Mai aufgestellte Losung: 'Macht die Gewerkschaften wieder zu Kampforganisationen der Arbeiterklasse' auch falsch und zeigt Tendenzen des Revisionismus. [...]
Auch die Behauptung, in den Gewerkschaften seien die klassenbewußtesten revolutionärsten Kollegen organisiert, stimmt heute nur noch zum Teil und ist örtlich und von Gewerkschaft zu Gewerkschaft verschieden. [...]
Was wir im DGB haben, ist nicht nur ein antisozialistischer, ein reaktionärer, sondern auch ein arbeiterfeindlicher Gewerkschaftsverband. [...]
Doch wie organisieren? [...]
Wie in der Jugendmassenorganisation der Partei, der Roten Garde, müssen wir jetzt vordringlich die Werktätigen in Arbeiterzirkeln, in Roten Betriebs- und Stadtteilgruppen in einer Arbeitermassenorganisation auf Bundesebene organisieren.
Aufgabe dieser Arbeitermassenorganisation muß es sein, als Bindeglied zwischen der Partei und der breiten Masse der Werktätigen zu wirken.“
Laut MLPD (2) ist dieser Artikel u. a. eine Reaktion auf das 'Dazibao' von Magdalinski (vgl. Aug. 1969).
Der LV Süd-West (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) der KPD/ML-ZK (vgl. 11.10.1971) wertet den Artikel als Sieg der proletarischen Linie: „Damit wurde zum ersten Mal die Anbetung der Spontaneität der unteren Parteiebenen kritisiert und zugleich wurden eigene Fehler gründlich und vorbildlich korrigiert, indem eine ausführliche und klare politische Anleitung gegeben wird, die gleichzeitig die Partei ideologisch und politisch ausrichtete.
Zum ersten Mal wurde der Unterschied zwischen spontaner Arbeiterbewegung und bewußtem Klassenkampf aufgezeigt und gesagt, was unsere Aufgabe ist: 'den Arbeitern zu helfen, sich zu organisieren zur gesamten deutschen Arbeiterklasse, den ökonomischen (Es müßte heißen: den SPONTANEN Kampf ... Den ökonomischen Kampf als einen dem kapitalistischen System inhärenten Kampf, in einen bewußt geführten Klassenkampf verwandeln zu wollen ist schlechterdings unmöglich. Der ökonomische Kampf muß hingegen als ein Hebel im politischen Kampf dienen.) Kampf der Arbeiter in einen bewußt geführten Klassenkampf zu verwandeln.' Um sich zunächst in der Arbeiterklasse zu verankern, soll der 'Schwerpunkt unserer politischen Arbeit in den Betrieben liegen.' Es wird abgelehnt, daß die Partei sich darauf beschränkt, 'den ökonomischen Kampf des Proletariats zu fördern'. Hier liegt nun ein gewisser Mangel vor: Der Ökonomismus wird nur als 'Beschränkung auf den ökonomischen Kampf' definiert. Das verschafft, unbeabsichtigt, dem Ökonomismus in seiner verschleierten Form, der Beschränkung der politischen Agitation auf ökonomischen Boden, die Möglichkeit, Fuß zu fassen, wie wir schon im RM darauf sehen werden. Ein weiterer Mangel ist, daß der Partei die Aufgabe gestellt wird, 'vordringlich die Werktätigen in ... einer Arbeitermassenorganisation auf Bundesebene (zu) organisieren.' Dieser 'Bundesorganisation' wird dann die Aufgabe gestellt, die eigentlich u. a. die Partei jetzt hat.
Immerhin werden die Aufgaben der RBG nicht auf die Unterstützung des ökonomischen Kampfes und auch auf die Agitation auf ökonomischem Boden beschränkt. Es heißt: 'Aufgabe dieser Arbeitermassenorganisation muß es sein, als Bindeglied zwischen der Partei und der breiten Masse der Werktätigen zu wirken. Muß es sein, in Zirkeln, Flugschriften, Broschüren, die Lehre des wissenschaftlichen Sozialismus zu verbreiten. Muß es sein, an allen spontanen Kampfaktionen der Arbeiterklasse teilzunehmen. Muß es sein, eine breite Agitation auf politischem Gebiet zu entfalten: Gegen den Neofaschismus, Polizeiterror und Klassenjustiz, Klarheit über das Wesen des Parlamentarismus, des Reformismus, des Revisionismus und so weiter zu schaffen. Denn die ökonomische wie die politische Agitation sind für die Entwicklung des Klassenbewußtseins des Proletariats gleichermaßen (Es ist richtig, daß sowohl die politische als auch die ökonomische Agitation für die Entwicklung des Klassenbewußtseins notwendig sind. Allerdings ist die politische Agitation auf dem Boden allseitiger politischer Enthüllungen entscheidend für die Entwicklung des Klassenbewußtseins.) notwendig, sind die zwei Seiten einer Medaille.
Das heißt, wie in der Jugendmassenorganisation der Partei die jungen Genossen in der Lage sein sollen, Kollektive selbständig anzuleiten, müssen ältere Genossen, Arbeiter und Angestellte, ideologisch in die Lage versetzt werden, in den Betrieben die mit ihnen Sympathisierenden nach und nach zu organisieren und anzuleiten.'
Um es nochmals zu betonen: Hier wird klar gesagt, daß die Roten Betriebsgruppen der Partei sich weder auf ökonomische Enthüllungen oder ökonomische Agitation, noch auf politische Agitation auf ökonomischem Boden beschränken dürfen. Aber der Mangel ist, wie gesagt der, daß diese Aufgabe eigentlich die Aufgabe der Partei ist. In der Konsequenz würde das zu 'Aufbau der Massenorganisation vor Parteiaufbau' führen. Dieser Fehler wird aber später in 'Bauen wir eine...' und der Plattform korrigiert. Immerhin wird aber die Trennung von Kaderpartei und Massenorganisation gefordert.“
In der Oktober-Ausgabe wird auch eine „Erklärung von ehemaligen Funktionären und Mitgliedern der DKP, Ortsgruppe Alsdorf/Landkreis Aachen“ in NRW abgedruckt, die ihren Übertritt zur KPD/ML erklären. Die Unterzeichner sind Karl Pas, Helmut Kaschek und Otto Gleich. Damit seien von der DKP-Ortsgruppe Alsdorf im Landkreis Aachen, wo für die Zeche Anna von der DKP der „Hobel“ herausgegeben wird, der Vorsitzende, der Schriftführer und ein Mitglied zur KPD/ML übergetreten.
Außer von der Westfälischen Union von Thyssen wird noch unter der Rubrik „Aus den Landesverbänden“ aus Rheinland-Pfalz aus Worms berichtet, wo Wormser ML im Bundestagswahlkampf mit ADF und DKP diskutierten.
Weitere Artikel sind:
Dezember 1969:
Vermutlich Anfang Dezember erscheint die Ausgabe November/1. Dezember-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. Okt. 1969, 15.12.1969).
Der Leitartikel „Den Klassenkampf organisieren“ berichtet u. a. von der ersten Ausgabe der Betriebszeitung „Unsere Stimme“ der KPD/ML-Betriebsgruppe bei der Schallplattenfirma Electrola in Köln: „Was können wir daraus lernen? Daß (Betriebszeitungen) ... ein ausgezeichnetes Mittel zur Agitation und Propaganda im Betrieb sind. Dieses Mittel gilt es nach den gegebenen Möglichkeiten in vollem Umfang zu nutzen. Doch nicht nur als Agitator und Propagandist sind solche Zeitungen wertvoll, sondern auch als Organisator. Als Organisator Roter Betriebsgruppen, als Organisator von Streiks und Arbeitskämpfen.“
Der LV Süd-West (Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland) der KPD/ML-ZK berichtet (vgl. 11.10.1971) im Zusammenhang mit dem letzten RM: “Im RM Nov. 1969 nutzt der spätere ZBGK-Leiter einerseits den oben beschriebenen Mangel (Ökonomismus ungleich Beschränkung auf Förderung des ökonomischen Kampfes) aus, andererseits stellt er sich in direkten Gegensatz zu der Aufgabenbestimmung der RBG, wie sie in der Oktobernummer festgelegt war. Ohne sich auch nur mit einem Wort aktiv mit der proletarischen Linie auseinanderzusetzen, umgeht dieser Vertreter der ökonomistischen Linie geflissentlich den Kampf. Er behauptet glatt (in dem Artikel 'Den Klassenkampf organisieren'): 'Uns Marxisten-Leninisten obliegt die Aufgabe, anknüpfend an ihre ökonomischen, betrieblichen Forderungen (!) ihr Klassenbewußtsein zu heben.' Eben nicht. Erstens: 'Uns Marxisten-Leninisten obliegt die Aufgabe', das sozialistische Klassenbewußtsein in die Arbeiterklasse zu tragen. Das sozialistische Bewußtsein aber kann den Arbeitern nur von außen, das heißt aus einer Sphäre außerhalb der Beziehungen zwischen Arbeitern und Unternehmern, gebracht werden.
Zweitens: es ist unmöglich, das trade-unionistische Bewußtsein der Arbeiter, das hier vom Verfasser schlichtweg als 'Klassenbewußtsein' bezeichnet wird (der Grundirrtum aller Ökonomisten), zum sozialistischen Klassenbewußtsein zu 'heben'. Veränderungen aber geschehen nicht durch einfache quantitative Abnahme und Zunahme oder Verschiebungen.
Der Verfasser fordert uns auf, uns von dem 'Vorurteil' zu trennen, 'der deutsche Arbeiter sei nicht fähig, ein Klassenbewußtsein zu entwickeln. Die spontanen Streiks im Ruhrgebiet... sprechen eine andere Sprache.' Dieses 'Vorurteil' hat auch Lenin: 'Die Geschichte aller Länder zeugt davon, daß die Arbeiterklasse aus eigener Kraft nur ein trade-unionistisches Bewußtsein hervorzubringen vermag...' (Was tun? S.62). Soweit zu den Ansichten des späteren ZBGK-Leiters. Doch der RM-Chefredakteuer, der im gleichen Artikel einen Kommentar zu dem Bericht des späteren ZBGK-Leiters gibt, erklärt die RBG zur Roten Gewerkschaft. Die Betriebszeitungen hätten die Aufgabe, 'aus(zu)gehen bzw. an(zu)knüpfen an betriebliche Dinge.' Der Inhalt der Tätigkeit bestimmt die Organisationsform. Der Verfasser steht damit im krassen Gegensatz zu der Richtlinie des ZK im RM vorher, daß die RBG politische Massenorganisationen der Partei sind. In Wirklichkeit aber hat der Verfasser noch nicht einmal eine revolutionäre Gewerkschaft im Sinn. Er schreibt: 'Wir müssen wie Lenin (!) bei der HERAUSGABE von Flugblättern, in unseren Betriebszeitungen die Drangsalierung der Arbeiter durch die Fabrikherren geißeln, die Forderungen der Arbeiter veröffentlichen, erläutern, wie die Arbeiter für ihre Interessen (die ökonomischen) kämpfen sollen.' Das heißt, wir sollen die ökonomischen Interessen der Arbeiter vertreten und die Arbeiter lehren, wie sie den ökonomischen Kampf zu führen haben.
Ökonomismus würden wir allein schon dadurch vermeiden, daß wir 'beim Schreiben unserer Betriebszeitungen immer unser Ziel vor Augen haben: ...die Diktatur des Proletariats zu errichten.' Anstatt 'die Genossen' aufzufordern, das ZO verstärkt zu verbreiten, sollen sie die 'Zahl unserer Betriebszeitungen vervielfältigen.' Man sieht, einerseits wird hier dem Ökonomismus Bahn gebrochen, andererseits wird die Aufmerksamkeit von der Bedeutung des ZO als hauptsächliches Instrument des Parteiaufbaus abgelenkt - zu Gunsten des Aufbaus einer de facto Gewerkschaft (RBG).
So wurde der richtige Vorstoß der proletarischen Linie in der Agitprop der Partei abgefangen. Das ZK sieht dem tatenlos zu, es 'merkt' nichts. Wir sehen, wie der Verzicht auf den ideologischen Kampf, die Negierung von Kritik und Selbstkritik der ökonomistischen Linie zum Durchbruch verhilft.“
Berichtet wird auch von der Berliner Vietnamdemonstration (vgl. 15.11.1969). Im SDS München soll es von 1963 bis 1965 eine ML-Gruppe gegeben haben.
Weitere Artikel sind u. a.:
15.12.1969:
Vermutlich Mitte Dezember erscheint die 2. Dezember-Ausgabe des ZO der KPD/ML „Roter Morgen“ (vgl. 1.12.1969, Jan. 1969). Die ganze 12-seitige Ausgabe enthält „eine bedeutsame Rede Enver Hoxhas“ (vgl. 29.11.1969) zu den Feiern des 25. Jahrestages der Befreiung Albaniens und des Sieges der Volksrevolution, auf der auch eine Delegation der KPD/ML anwesend war.
Q: Roter Morgen, 2. Dezember-Ausgabe, Hamburg 1969
Januar 1970:
Laut MLPD (2) wird die Redaktion des „Roten Morgen“ der KPD/ML von Hamburg nach Berlin verlegt.
Quelle: MLPD-ZK: Geschichte der MLPD, I. Teil, Stuttgart 1985, S. 91
Januar 1970:
Vermutlich in diesem Monat erscheint die Januar/Februar-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ der KPD/ML (vgl. 15.12.1969, Mrz. 1970). Der Leitartikel des ZK der Partei „Bauen wir eine starke bolschewistische Partei auf“ ist untergliedert in:
01.03.1970:
Das ZK der KPD/ML verfasst seine berühmte Plattform, die im 'Roten Morgen' veröffentlicht wird (vgl. 30.3.1970).
Quelle: Roter Morgen, Nr. 2, Hamburg, 20.1.1973
März 1970:
Vermutlich noch im März erscheint ein "Sonderdruck" des "Roten Morgen" mit dem Titel "Die Bethanienkampagne". Hingewiesen wird darauf, dass es sich hierbei um einen "Auszug aus Roter Morgen, März 1970" handelt. Die Ausgabe beschäftigt sich zunächst mit der "Stadtteilarbeit im Rahmen der gegenwärtigen Aufbau-Etappe der KPD/ML" und stellt dazu fest, dass sich die KPD/ML am "Beginn der ersten Etappe des Parteiaufbaus" befinde: "Die Etappe unmittelbar nach der Parteigründung bestand hauptsächlich darin, auf der ideologischen Grundlage mit Propaganda und Agitation unter den Massen zu beginnen, den Kampf gegen 'links'- und rechtsopportunistische Strömungen in- und außerhalb der Partei weiterzuführen …" Sodann wird unter dem Schlagwort "Hauptseite Theorie" erklärt, dass in der "gegenwärtigen Etappe auch unsere Westberliner Stadtteilarbeit durch ein bestimmtes Theorie-Praxis-Verhältnis konstituiert ist". "Die Praxis selbst ist es, die der Theorie in der jetzigen Etappe ihre besondere Bedeutung verleiht." Die Praxis selbst sei es, "die in dem Widerspruch zwischen Theorie und Praxis die Theorie zur hauptsächlichen Seite werden lässt". Die theoretischen Aufgaben seinen für die Partei "momentan die dringlichsten".
Abschnitte der Ausgabe sind:
- "Die Stadtteilarbeit im Rahmen der gegenwärtigen Aufbauetappe der KPD/ML"
- "Aufbau in Phasen und Etappen"
- "Hauptseite Theorie"
- "Zusammenhang unserer Arbeit mit den derzeitigen Aufgaben der KPD/ML"
- "Unser Vorgehen"
- "Erster Eingriff: Propaganda, Agitation"
- "Die Bethanienkampagne"
- "Organisation"
- "Die nächste Etappe: Hauptgewicht Untersuchungen"
- "Politische und ökonomische Hintergründe der Sanierung"
- "Wer steht dahinter?"
- "Bethanien-Abriss: Ein Beispiel für das kapitalistische Gesundheitswesen"
- "Bericht über den Protestmarsch der KPD/ML"
- "Signal der Ermutigung"
Der "Protestmarsch der KPD/ML" fand am 14.3.1970 statt. Die OG West-Berlin der KPD/ML trifft sich immer freitags in der Lachmannstraße.
Quelle: KPD/ML: Roter Morgen, 4. Jg., Sonderdruck: Die Bethanienkampagne (vermutlich März 1970).
30.03.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die März/April-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ der KPD/ML (vgl. Jan. 1970, Mai 1970), die die „Plattform des ZK der KPD/ML zur Auseinandersetzung um die proletarische Linie beim Aufbau der Partei und der Roten Garden“ (RG) enthält (vgl. 1.3.1970).
Erneut wird in diesem Artikel die Forderung nach einer „Hauptseite Theorie“ erhoben. Die Plattform enthält die Punkte:
27.04.1970:
Vermutlich in dieser Woche erscheint die Mai-Ausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ der KPD/ML-ZK (vgl. 30.3.1970, Juni 1970) mit der Titelüberschrift „Es lebe der 1. Mai - Kampftag der Arbeiterklasse“.
Nach einem Abriss der Geschichte des 1. Mai und der nationalen Entwicklung Deutschlands nach 1945 wird auf die aktuelle politische und ökonomische Situation in Westdeutschland eingegangen:
„Die Krise verschärft sich
Seit dieser Wirtschaftskrise [1966/67, MAO] beraten Vertreter der Kapitalisten, deren Regierung und Gewerkschaftsführer gemeinsam in der 'konzertierten Aktion', wie das Proletariat noch mehr ausgebeutet werden kann. Als Erfüllungsgehilfen des Monopolkapitals ließen sich die Gewerkschaftsführer von Unternehmern Lohnleitlinien diktieren, damit sie trotz der Wirtschaftsflaute die Profite steigern konnten. Durch Regierungsaufträge an die Konzerne aus Steuergeldern der Werktätigen, durch Rationalisierung und verschärfte Arbeitshetze in der Produktion schien selbst im Krisentunnel für die Reichen die Sonne. Der nachfolgende Wirtschaftsaufschwung 1968/69 ließ den Profit in die Räuberhöhlen der Konzernherren und Großaktionäre nur so strömen. Für die arbeitende Klasse veränderte sich nicht viel. Angesichts der Akkordhetze und Feiertagsschichten hatten die Industriearbeiter im Herbst 1969 die Nase voll, sich von der Gewerkschaftsbürokratie noch länger hinhalten zu lassen. Gegen deren Willen setzten sie selbständig ihre eigenen Lohnforderungen durch.
In den Septemberstreiks zeigten über 100 000 Eisen- und Stahlarbeiter den Konzernbossen und Gewerkschaftsbürokraten die Kampfkraft und Entschlossenheit der Arbeiterklasse. ...
Den Arbeitern und allen übrigen Werktätigen sagen wir damit, daß sie durch die Kapitalistenklasse und ihre Handlanger in Staat und Gewerkschaftsführung ausgebeutet und unterdrückt werden, bestimmt nichts Neues. Die für die Arbeiterklasse entscheidende Frage ist: Wie kann sie sich von Ausbeutung und Unterdrückung befreien? Für einen erfolgreichen Kampf gegen Ausbeutung und Unterdrückung - d.h. eben Kampf für den Sozialismus, muß die Einheit der Arbeiterklasse und ihr festes Bündnis mit den anderen werktätigen Massen hergestellt werden.
Wer stellt die Einheit her?
Diese Einheit wird nicht von selbst entstehen. Sie kann nur unter Führung des fortschrittlichsten, klassenbewußtesten und deshalb revolutionärsten Teils der Arbeiterklasse im Klassenkampf hergestellt werden. Diese fortschrittlichsten Kräfte der Gesellschaft organisieren sich in der Kommunistischen Partei und bereiten das Proletariat unermüdlich auf die entscheidenden Kämpfe vor. ...
Braucht die Arbeiterklasse eine Führung durch die KOMMUNISTISCHE PARTEI ?
Die Erfahrungen der internationalen Arbeiterbewegung zeigen, daß ohne die Kommunistische Partei die Errichtung der proletarischen Macht des Proletariats und deren Festigung nicht möglich ist. Die Führung des Kampfes der Arbeiterklasse für den Sozialismus durch ihre organisierte Vorhut, die Kommunistische Partei, das bedeutet für die Arbeiterklasse genau den Kompaß zu haben, der sicherstellt, daß sie auf dem schnellsten Weg und dem geringsten Aufwand an Opfern die sozialistische Macht errichtet.
Sich gegen den korrekten Aufbau dieser Partei auszusprechen und zum Beispiel zu sagen: 'Das ist noch viel zu früh, ist dasselbe, als ob man sagt: 'Lassen wir das Schiff ruhig noch ziellos treiben, wählen wir den längsten Weg, sollen die Arbeiter doch noch viele Opfer tragen usw.' Das eine derartige Haltung ein Verrat an den Interessen des Proletariats ist, brauchen wir nicht weiter auszuführen. ...
Die DKP und die SEW haben die Prinzipien des Marxismus-Leninismus verraten, erfüllen nicht mehr die Aufgaben kommunistischer Parteien und sind zu neuen sozialdemokratischen Parteien entartet. Statt die Arbeiterklasse im ökonomischen und politischen Kampf zu führen, hängen sie sich an die Forderungen der Gewerkschaften an. ... Diese revisionistischen Parteien haben den Kampf für den Sozialismus aufgegeben und hängen sich an die Politik der Gewerkschaftsbonzen an. Dieser Verrat an den Grundinteressen der Arbeiterklasse ist die Ursache für unsere Trennung von diesen Parteien.
Damit wurde der Neuaufbau einer wahrhaft kommunistischen Partei, der Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten notwendig. Den Aufbau dieser Partei haben wir in Angriff genommen.
Wir stehen vor folgenden Aufgaben: Vorrangig ist die Gewinnung der Vorhut der Arbeiterklasse für den Kommunismus, Kader heranzubilden und das Programm sowie die Grundlagen der Taktik für den Kampf der Arbeiterklasse auszuarbeiten. Je besser wir diese Aufgabe erfüllen, desto leichter wird es uns möglich sein, die breiten Massen der Arbeiter und übrigen Werktätigen für den revolutionären Kampf zu gewinnen. An der Spitze des Kampfes wird die KPD/ML als Vorhut die Arbeiterklasse und ihren Verbündeten in die entscheidenden Klassenschlachten führen.
Das Proletariat ist noch unentschlossen, zersplittert und sich über seine eigentlichen Interessen noch nicht im Klaren. Deshalb ist es notwendig, daß alle fortschrittlichen Kräfte den Aufbau der KPD/ML unterstützen. Der Aufbau der KPD/ML muß entschieden in Angriff genommen werden, damit das Proletariat seine historischen Aufgaben wahrnehmen kann.
KÄMPFEN WIR FÜR DIE EINHEIT DER ARBEITERKLASSE!
BAUEN WIR EINE STARKE KOMMUNISTISCHE PARTEI DEUTSCHLANDS7MARXISTEN-LENINISTEN!“
Die Ausgabe enthält noch zwei Artikel: „Die Sowjetrevisionisten verkaufen die Interessen der DDR“ und „Über die Berichtigung falscher Ansichten in der Partei“, eine Interpretation der gleichnamigen Schrift von Mao Tsetung. Außerdem ist eine Grußbotschaft des ZK der KPD/ML an den Staatsrat der Volksrepublik China, „Zu Ehren Lenins“, abgedruckt, die auf den Start des ersten chinesischen Erdsatelliten eingeht.
Quelle: Roter Morgen, Mai-Ausgabe, Hamburg 1970
31.07.1972:
In der Nummer 15 des „Roten Morgen“ der KPD/ML-ZK erscheint der Artikel „5 Jahre Roter Morgen“.
Quelle: Roter Morgen, Jg. 6, Nr. 15, 31.7.1973, S. 9 und 11
1975:
Im Jahr 1975 erscheint ein Faksimile-Nachdruck der Jahrgänge 1967 bis 1969 der Zeitschrift „Roter Morgen“ im Verlag und Vertrieb G. Schubert, Dortmund. Herausgeber ist das Zentralkomitee der KPD/ML.
Begründet wird die Herausgabe in einem Vorwort des ZKs vor allem so: „Heute, angesichts der verstärkten Anstrengungen, die Einheit aller wirklichen Marxisten-Leninisten in der einen bolschewistischen Partei zu erkämpfen, zeigt sich, daß viele Revolutionäre in unserem Land die Gründung der marxistisch-leninistischen kommunistischen Partei vor 7 Jahren letztlich immer noch für falsch oder "verfrüht" halten. Neben offen opportunistischen Konzepten, die sich direkt gegen die marxistisch-leninistischen Prinzipien und Normen des Parteiaufbaus richten, werden vor allem zwei Argumente für diese Auffassung angeführt: die marxistisch-leninistischen Genossen, die die KPD/ML gründeten, hätten es versäumt, einen entschiedenen prinzipienfesten Kampf gegen den Revisionismus zu führen. Das zweite Versäumnis sei der mangelnde Kampf für die Sammlung und Einigung der Marxisten-Leninisten gewesen. In der Diskussion hierüber mögen die Tatsachen entscheiden. Um einer Vielzahl vor allem jüngerer Genossen und Revolutionäre die Möglichkeit zu geben, sich selbst ein Bild zu verschaffen, legen wir hiermit den vollständigen Faksimile-Nachdruck der Jahrgänge 1967 bis 1969 des ROTEN MORGEN vor.“
Q: ZK der KPD/ML (Hg.): Roter Morgen 1967-1969, Dortmund 1975
10.06.1977:
Aus Anlass des zehnjährigen Erscheinens der Zeitschrift „Roter Morgen“ veröffentlichte der RM 23/1977 Erinnerungen des ehemaligen Herausgebers und verantwortlichen Redakteurs und seiner Frau, Ernst und Waltraud Aust:
»„Hast Du Deine Waffe schon erkannt?“
„Genossinnen und Genossen! Ihr haltet die erste Ausgabe der Zeitschrift ,Roter Morgen’ in den Händen. Wer schon jetzt, nachdem er unsere Erklärung, die Erklärung einer nicht unbedeutenden Gruppe Marxisten-Leninisten der Wasserkante, gelesen hat, erschreckt davoneilt, um das Blatt in den nächsten Ofen zu werfen, dem ist schwerlich zu helfen. Er ist das Dümmste, was man sich denken kann: ein Mensch ohne eigene Meinung.“
Nun, die Gefahr, daß diese erste Ausgabe des „Roten Morgen“ ungelesen in der Versenkung verschwand, bestand nicht. Der „Rote Morgen“ mit der Erklärung der Marxisten-Leninisten der Wasserkante, in dem dem US-Imperialismus, dem westdeutschen Imperialismus, den Sowjetrevisionisten und ihren sklavischen Nachbetern der Kampf angesagt und die Große Proletarische Kulturrevolution begeistert begrüßt wurde, schlug ein wie ein reinigendes Gewitter. Selten dürften drei Blätter Papier so viel Aufregung ausgelöst haben wie diese erste Ausgabe des „Roten Morgen“, die, getippt und hektographiert, am 1. Juli 1967 rund 5.000 Mitgliedern, und Anhängern der KPD, aber auch revolutionär gesinnten Menschen außerhalb der Reihen der KPD ins Haus flatterte.
Während die aufrechten Revolutionäre in Deutschland die neue marxistisch-leninistische Zeitschrift mit Begeisterung aufnahmen, sie mit Spenden unterstützten und weiter verbreiteten, tobte der Klassenfeind. Die Revisionisten spuckten Gift und Galle. Die Klassenjustiz beeilte sich, die dreijährige „Bewährungs“frist für eine Gefängnisstrafe, die gegen Ernst Aust, den Herausgeber des „Roten Morgen“ noch von seiner früheren Redakteurstätigkeit her bestand, um ein Jahr zu verlängern. Und die Kapitalisten der Ruberoidwerke, bei denen Ernst Aust beschäftigt war, leiteten seine Entlassung in die Wege, weil - wie sie dem Arbeitsgericht zu verstehen gaben - „die Beklagte die Werbung für ihre Produkte nicht Personen anzuvertrauen pflegt, die sich von ihr ausgebeutet fühlen und alles in ihren Kräften Stehende tun, den Anbruch eines Roten Morgens herbeizuführen, in dessen Licht mit Sicherheit für die Beklagte sich nicht der geringste Platz an der Sonne finden würde.“ (Was der „Rote Morgen“ damals übrigens mit der Bemerkung kommentierte: „Sehr richtig - die Redaktion“).
So verschieden die Reaktion der Leser des „Roten Morgen“ damals - je nach ihren Klasseninteressen - war, so hatten doch der Haß auf der einen und die Begeisterung auf der anderen Seite eine gemeinsame Ursache: Jeder, der den „Roten Morgen“ in die Hand nahm, spürte, daß es in Deutschland wieder eine wahrhaft kommunistische Zeitung gab, eine Zeitung, die, wie es Ernst Thälmann von einer kommunistischen Zeitung verlangte, ein „scharfes Schwert der proletarischen Revolution“ war. Keines dieser bürgerlichen oder revisionistischen Blätter, das seine Parteinahme für die Interessen der Bourgeoisie hinter dem Etikett „unabhängig“ zu verbergen suchte, sondern eine Zeitung, die immer - als Organ der Marxisten-Leninisten der Wasserkante und später als Zentralorgan der KPD/ML - offen und kämpferisch Partei ergriff: für die Sache der Arbeiterklasse und des Kommunismus, für den Sieg der proletarischen Revolution in beiden Teilen Deutschlands, für die Verwirklichung eines vereinten, unabhängigen, sozialistischen Deutschland.
Das erforderte zunächst die Entfaltung einer breiten und tiefgehenden Kritik am modernen Revisionismus - wie sie besonders gründlich in der Auseinandersetzung mit dem revisionistischen Programm der KPD, beim faschistischen Überfall der Sozialimperialisten auf die CSSR, bei der Gründung der D„K“P geschah. Das erforderte den Kampf um die Einheit der Marxisten-Leninisten auf einer prinzipienfesten marxistisch-leninistischen Grundlage mit dem Ziel, eine geschlossene, kampfstarke Vorhutpartei des Proletariats aufzubauen, die den Kampf der Arbeiter zum Sieg über den Imperialismus führen kann. Diese Partei, die KPD/ML, entstand an der Jahreswende 1968/69.
Seitdem ist der „Rote Morgen“ das Zentralorgan der Partei, das vom Zentralkomitee herausgegeben wird. Kollektiver Agitator, Propagandist und Organisator, dessen Aufgabe es ist, die Partei politisch zu stärken, die Linie der Partei in die Massen zu tragen, die Verbindung der Partei mit den Massen auszuweiten und zu festigen. Und zwar seit über einem Jahr nicht nur in Westdeutschland und Westberlin, sondern auch in Ostdeutschland, wo der „Rote Morgen - Ausgabe DDR“ in strengster Illegalität vertrieben werden muß.
Ein Rückblick auf die 10jährige Geschichte des „Roten Morgen“ ist nicht zu trennen von der Entwicklung des Klassenkampfes in dieser Zeit. Es ist an dieser Stelle nicht möglich, auch nur auf die wichtigsten Ereignisse einzugehen, zu denen der „Rote Morgen“, oft als einzige Zeitung, nicht in den Chor bürgerlich-revisionistischer Hetze einfallend, vom Standpunkt der Arbeiterklasse aus Stellung nahm. Hier sei nur erinnert an die Begrüßung der Großen Proletarischen Kulturrevolution, an die Verurteilung des Einmarsches in die CSSR, an die Unterstützung des Kampfes der indochinesischen Völker und die Propagierung des Klassenkampfs im eigenen Land, an die Verteidigung der revolutionären Gewalt in Zeiten wie den Anschlägen auf die NATO-Hauptquartiere in Heidelberg und Frankfurt, wo der gesamte bürgerliche Pressewald Zeter und Mordio schrie, an den Kampf anläßlich des Besuchs Breschnews in der Bundesrepublik, an den beharrlichen Kampf gegen die Mauer in Berlin und gegen die Spaltung Deutschlands in zwei Staaten, an die stetige Unterstützung der Kämpfe der Arbeiter und der anderen Werktätigen und die Entlarvung der Feinde in ihren eigenen Reihen, des reaktionären DGB-Apparats und der D„K“P-Revisionisten, an den Kampf gegen die fortschreitende Faschisierung usw.
Für den „Roten Morgen“ als Zentralorgan der Partei kann es nur einen Standpunkt geben, von dem aus er in die Klassenkämpfe eingreift. Das ist der Standpunkt des Marxismus-Leninismus und der Partei. Niemals könnte der „Rote Morgen“ seine Aufgabe erfüllen, wenn er - wie es etwa die Liquidatoren forderten - ein „Diskussionsorgan“ wäre, in dem verschiedene politische Standpunkte und Linien „friedlich“ nebeneinander bestehen würden. Die einzigen, die sich darüber freuen würden, wären die Feinde der Arbeiterklasse, denn die so entstehende politische Führungslosigkeit der Arbeiter käme ja ihnen zunutze. Deshalb ist es im Gegenteil die Aufgabe des „Roten Morgen“, alle opportunistischen, dem Marxismus-Leninismus und den Interessen der Arbeiterklasse fremden und feindlichen politischen Anschauungen und Linien schonungslos zu bekämpfen und zu entlarven. Auf diesem Weg, den der „Rote Morgen“ auch beschritten hat, hat er sich die Sympathie vieler Werktätiger erworben und auch einen großen Beitrag dazu geleistet, ehrliche Revolutionäre, die von opportunistischen Zirkelführern verwirrt worden waren, für die Partei zu gewinnen.
Auf diese konsequente Parteinahme des „Roten Morgen“ für die Interessen der Arbeiterklasse hat die Bourgeoisie mit der Verfolgung des „Roten Morgen“ reagiert. Mit Prozessen gegen Redakteure, Verleger und Verkäufer. Allein die Gefängnisstrafen gegen Redakteure des „Roten Morgen“ belaufen sich inzwischen auf zwei Jahre. Sieben Ausgaben des „Roten Morgen“ wurden beschlagnahmt. Das „Verbrechen“, dessen die Staatsanwälte den „Roten Morgen“ anklagten, war immer das gleiche, das „Überschreiten des erlaubten Maßes der Kritik“. Natürlich, der Klassenjustiz wäre es am liebsten, der „Rote Morgen“ würde nur noch so viel Kritik üben, wie die Bourgeoisie „erlaubt“, würde ihre Gesetze und ihre Herrschaft als Maß aller Dinge akzeptieren. Das fällt uns natürlich im Traum nicht ein.
Dieses Ziel wird die Bourgeoisie auch mit noch härteren Verfolgungsmaßnahmen niemals erreichen. Unsere Meinung dazu ist: Wir sind dagegen (und kämpfen dagegen), aber wir fürchten uns nicht. Wir halten es mit dem Genossen Mao Tse-tung, der sagte: „Wenn der Feind uns bekämpft, ist das gut und nicht schlecht. Wenn er uns in den schwärzesten Farben malt und gar nichts bei uns gelten läßt, so zeigt das nur, daß wir zwischen uns und dem Feind einen klaren Trennungsstrich gezogen haben.“ Der beste Beweis dafür ist, daß so mancher Werktätiger den „Roten Morgen“ gerade deshalb zum ersten Mal in die Hand nahm, weil er die meistverfolgte Zeitung ist; daß der „Rote Morgen“ sich von Jahr zu Jahr auf die Solidarität und Sympathie einer wachsenden Zahl von Freunden stützen konnte; daß ihn immer mehr Werktätige als ihre Waffe im Klassenkampf erkannten und einsetzten und den „Roten Morgen“ als ihre Zeitung betrachteten.
Diese Entwicklung des „Roten Morgen“ von der monatlich erscheinenden hektographierten DIN-A4-Ausgabe zu unserem heutigen „Roten Morgen“, zu einer Zeitung, die immer aktueller, lebendiger und konkreter in die Klassenkämpfe eingreift, die heute eine vervielfachte Zahl von Abonnenten und Lesern besitzt, wäre nicht möglich ohne die Unterstützung von zahllosen Genossen und Freunden. Deshalb gilt ihnen allen anläßlich des 10jährigen Bestehens des „Roten Morgen“ der ausdrückliche Dank der Partei.«
»Das Kohlepapier
Bereits frühzeitig im Jahre 1966 hatten wir, Hamburger Genossen der KPD, uns Gedanken um die notwendige Herausgabe einer marxistisch-leninistischen Zeitschrift gemacht, um dem revisionistischen Verrat entgegenzutreten. Nicht umsonst in Vorahnung des kommenden „Unheils“ hatten die Parteibonzen, als ihnen der Genosse Ernst den auf seinen Namen eingetragenen Verlag des „Blinkfüer“ vor die Füße warf, in ihrem „Kauf- und Übernahmevertrag“ die Klausel verankert: „(10) Der Verkäufer verpflichtet sich, innerhalb der nächsten drei Jahre keine den unter (1) Blinkfüer etc. angeführten Objekten ähnliche Publikationen im bisherigen Vertriebsgebiet herauszugeben.“
Nun, niemand wird behaupten wollen, daß der anderthalb Jahre später erscheinende „Rote Morgen“ den revisionistischen Gazetten ähnlich war.
Im Frühjahr 1967 begannen die Pläne um die Herausgabe der Zeitschrift „Roter Morgen“ konkretere Gestalt anzunehmen. Das A und O war dabei, das Besorgen der Adressen von Genossen und Sympathisanten der Partei. Die rund 5.000 Adressen von „Blinkfüer“-Abonnenten hatten wir bereits im Kasten. Doch je mehr, so dachten wir, desto besser.
Zu jener Zeit jedoch war, infolge unseres offenen Eintretens innerhalb der Partei für die revolutionäre Politik der KP Chinas parteiintern schon eine Warnung erfolgt. Schließlich waren ja Ernst und ich schon länger als „Chinesen“ verschrien. Bereits auf einer Julklapp-Feier 1964 hatten uns die Zellengenossen in deutlicher Anspielung ein chinesisches Teeservice geschenkt. Was damals noch Flax, war inzwischen bitterer Ernst geworden. Unsere Zellensekretärin hatte offensichtlich höhererseits die Anweisung erhalten, uns gegenüber besonders vorsichtig zu sein. Noch wagte man allerdings nicht, - Ernst war ja noch Funktionär der Partei - offen gegen uns vorzugehen. So kam es, daß unsere Zellensekretärin mich eines Tages bat, für sie die 300tue Anschriften von Bezieherinnen der „Aktuellen Frauenpost“, einer Zeitschrift der Friedenstantenbewegung, auf neue Adressfelder zu schreiben, mit mehreren Kopien. Natürlich wollte sie die Kartei, für die sie verantwortlich war, dabei nicht aus der Hand geben. So mußte ich zu ihr in die Wohnung kommen. Beim Schreiben schwänzelte sie dauernd um mich herum, paßte auf wie ein Luchs, daß ich ja keine Adresse in meinen Besitz brächte. Was also tun?
Vorsichtshalber hatte ich einen Karton Kohlepapier mitgebracht, da ich wußte, es sollten vier Durchschläge gemacht werden. Während ich nun das Kohlepapier einlegte, überlegte ich: Machst du fünf Durchschläge, kommt sie dahinter. Die Karteikarten verschwinden lassen, ging auch nicht. Also kam ich auf folgenden Trick. Für die vier Durchschläge brauchte ich vier Kohlebögen. Jedes Mal, wenn ich nun neu einspannte, wechselte ich einen Kohlebogen aus und nahm einen neuen. Den nur einmal gebrauchten legte ich unauffällig beiseite. Die Zellensekretärin bemerkte nichts. Für sie waren die zur Seite gelegten Kohlebögen schwarz, Abfall, zum Wegwerfen. So fiel es ihr auch nicht auf, daß ich diese Bögen, als die Arbeit beendet war, in meiner Tasche verschwinden ließ. Denn für mich waren die Kohlebögen keinesfalls nur schwarz. Zu Hause angekommen, brauchte ich sie nur zu beleuchten und die Anschriften abzuschreiben. Abschreiben für den Versand des ersten „Roten Morgen“. Und beileibe nicht alle Frauen erwiesen sich als folgsame Lämmlein ihrer revisionistischen Frauensfriedenstanten. Wenn sie auch noch nicht den Schritt an unsere Seite machten, so erkannten sie doch den Verrat. Und der Verrat der modernen Revisionisten an den Interessen der Arbeiterklasse, des werktätigen Volkes erkennen, ist der erste Schritt an die Seite der revolutionären Vorhutpartei des deutschen Proletariats, der KPD/ML.
Waltraud [Aust]«
»Der erste „Rote Morgen“ schlug ein wie eine Bombe
Diese erste Ausgabe des „Roten Morgen“ schlug ein wie eine Bombe. Wir hatten damals gute Arbeit geleistet. Als meine Frau und ich aus der Redaktion und aus dem Verlag „Blinkfuer“ ausschieden, da waren wir natürlich nicht gegangen, ohne die ca. 5.000 Adressen mitzunehmen. Das haben uns die Revisionisten damals schwer übelgenommen und „Unterschlagung“ genannt. Aber ich bin der Meinung, was der Revolution nützt, kann niemals eine Unterschlagung sein. Jedenfalls war es gut, daß wir damals diese 5.000 Adressen hatten. Als Reaktion auf die erste Ausgabe des „Roten Morgen“ herrschte beim ZK der Partei helle Aufregung. Es wurde ein Beschluß gefaßt, daß alle Genossen, die den „Roten Morgen“ zugeschickt erhielten, ihn sofort bei der Parteileitung abzuliefern hätten. Mancher von euch, der den Sammelband mit den alten „Roten Morgen“ hat, wird vielleicht die Nr. 2 des „Roten Morgen“ vermißt haben. Der Grund dafür ist eben dieser Beschluß der Revisionisten. Wir haben uns nämlich gesagt: Wir geben als nächstes die Nr. 3/4 heraus. Wenn sie diese nach der Nummer l abgeliefert bekommen, dann müssen sie annehmen, die Nr. 2 wäre nicht abgegeben worden ... Deshalb also ist die Nummer 2 nie erschienen.
Worin lag die Bedeutung der Herausgabe des „Roten Morgen“? Sie lag darin, daß seit Jahren endlich wieder eine marxistisch-leninistische Zeitung in Westdeutschland erschien, darin, daß das KPD-Verbot in der Praxis durch die Propagierung der marxistisch-leninistischen Prinzipien der Diktatur des Proletariats, der sozialistischen Revolution durchbrochen wurde. Sie lag darin, daß die Voraussetzungen für die Gründung einer neuen marxistisch-leninistischen Partei geschaffen wurden.
Der „Rote Morgen“ erschien zunächst illegal, als Zeitschrift der KPD Marxisten-Leninisten, also innerhalb der Partei. Um diese Frage der illegalen Herausgabe gab es einen Kampf. Denn natürlich konnte der „Rote Morgen“ als illegales Organ nur beschränkt seine Rolle als kollektiver Organisator erfüllen. Es war damals ein Agent in der Partei, der zu erreichen versuchte, daß der „Rote Morgen“ auch weiterhin illegal erschien. Wir haben dagegen gekämpft, ich drängte darauf, den Bruch mit der Partei offen zu vollziehen und den „Roten Morgen“ legal erscheinen zu lassen, was dann auch von November 1967 an geschah. Bis zur Gründung der Partei hieß der „Rote Morgen“ dann marxistisch-leninistische Monatszeitschrift. Die legale Herausgabe des „Roten Morgen“ war, wie vorher sein erstes Erscheinen, ein voller Erfolg. Wir bekamen zahlreiche Zuschriften.
In der Januar-Ausgabe 1968 erschien eine Analyse der damaligen Bewegung. Zu der Zeit gab es
Letzte Änderungen: 27.7.2010
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