Rote Fahne, Zentralorgan der KPD, 3. Jg., Nr. 42, 3.5.1972

03.05.1972:
In der Nr. 42 der 'Roten Fahne' (RF - vgl. 19.4.1972, 17.5.1972) befaßt sich die KPD mit dem Mißtrauensvotum gegen Bundeskanzler Brandt (vgl. 27.4.1972).

Kontaktadressen werden angegeben für Berlin, Hamburg und aus NRW für Dortmund, Düsseldorf und Gelsenkirchen.

Aus dem Ausland wird berichtet aus dem Irak (vgl. 31.3.1934, 10.4.1972), dem Iran (vgl. 17.4.1972) und über ein Chinabuch (vgl. Apr. 1972) des eigenen Oberbaum-Verlages.

Aus Bayern wird berichtet von der Maidemonstration in Nürnberg sowie den Maiveranstaltungen in Nürnberg (vgl. 27.4.1972) und Hof (vgl. 28.4.1972).

Aus Berlin wird berichtet von der Mai- und einer Vietnamdemonstration (vgl. 22.4.1972), aus dem CPK-Bereich von Schering (vgl. 24.4.1972) und aus dem IGM-Bereich von AEG Brunnenstraße (vgl. 24.4.1972).

Aus Hamburg wird berichtet von der Maidemonstration und aus dem DP-Bereich von Springer (vgl. 24.4.1972).

Aus Niedersachsen wird berichtet aus Helmstedt von der Maiveranstaltung (vgl. 28.4.1972).

Aus NRW wird berichtet von der BETR der IGBE (vgl. 10.4.1972, 23.4.1972), aus Attendorn von der Maiveranstaltung (vgl. 29.4.1972), aus Bochum von Opel (IGM-Bereich - vgl. 13.4.1972), aus Dortmund von der Maidemonstration und der zentralen Maiveranstaltung (vgl. 30.4.1972) sowie aus dem IGM-Bereich von Hoesch (vgl. 18.4.1972), aus Düsseldorf vom 1.Mai sowie aus dem IGM-Bereich von Mannesmann Lierenfeld (vgl. 24.4.1972) und aus Herten von der Zeche Westerholt (IGBE-Bereich - vgl. 18.4.1972).

Auf Seite 2 heißt es:"
VORAN DIE ROTE FAHNE!

AB DER NR. 43 ERSCHEINT DAS ZENTRALORGAN DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI DEUTSCHLANDS WÖCHENTLICH!

In der Roten Fahne Nr. 28 (vgl. 22.10.1971, d.Vf.) formulierten wir das Ziel unserer Arbeit für das vor uns liegende halbe Jahr: Planmäßiger Aufbau der Roten Fahne als kommunistische Wochenzeitung, die in der Lage ist, das Monopol der reaktionären Wochenzeitungen und den Einfluß der revisionistischen UZ ('Unsere Zeit' der DKP, d.Vf.) auf die Arbeiterklasse zu brechen. Wir nannten die Bedingungen, die es zu erfüllen galt, um die für den Ausbau des technischen Apparats erforderlichen Geldmittel zur Verfügung zu haben: Erhöhung der verkauften Auflage durch umfassende Propagandaaktionen zur Steigerung der Zahl der Abonnenten und des freien Verkaufs, im Rahmen dieser Aktionen die großzügige Unterstützung von allen Freunden und Kollegen, die durch ihre Spenden einen Beitrag zur Massenarbeit der Kommunisten leisten.

Im Januar (vgl. 6.1.1972, d.Vf.) wurden die Werbeaktionen systematisch aufgenommen:

- die Regionalkomitees in Westberlin und Rhein/Ruhr führten Agitproptrupps vor den Betrieben und in den proletarischen Wohnvierteln durch, nachdem Plakate und Handkleber sie vorbereitet hatten. Eine zentrale Veranstaltung für die organisierten Sympathisanten der Partei in der Region Westberlin (vgl. Jan. 1972, d.Vf.) erwies sich als ein richtiger Schritt, auch im Umkreis der Partei ideologische Klarheit über die Notwendigkeit des Aufbaus der Roten Fahne als Wochenzeitung im nationalen Maßstab zu schaffen. Wir planen für die anderen Regionen solche Veranstaltungen in den ersten Wochen des wöchentlichen Erscheinens und werden öffentliche Veranstaltungen und Arbeiterrunden zur Unterstützung der Roten Fahne initiieren.

- In den Werbewochen im Bündnisbereich, organisiert vom Kommunistischen
Studentenverband (KSV, d.Vf.) und der Oberschülerkommission (OSK, d.Vf.) wurden
viele neue Abonnenten gewonnen, und die Spendensumme erreichte bereits Ende
Januar die Höhe von mehr als 15 000 DM.

- Der Februar war für die Genossen des Rote-Fahne-Kollektivs neben der laufenden Arbeit ausgefüllt mit der Durchführung des Beschlusses der 4. Parteikonferenz (vgl. 5.2.1972, d.Vf.), die Rote Fahne am neuen Ort der Parteizentrale herzustellen und zu vertreiben.

- Im März (vgl. 1.3.1972, d.Vf.) lief die Herstellung und der zentrale Vertrieb der Roten Fahne in der Region Rhein/Ruhr an.

Die Übersiedlung an den Ort der Parteizentrale, die Umstellung auf die neue Produktionsweise berührten nicht das regelmäßige Erscheinen. Die Steigerung der verkauften Auflage wurde nicht gebremst, aber gemessen an den eingetroffenen Spenden, gemessen an den Briefen von Kollegen und Freunden, die ihr Interesse an der Roten Fahne als kommunistischer Wochenzeitung dadurch ausdrückten, daß sie um Anleitung bei der Propaganda für die Rote Fahne baten, müssen wir uns im Aufbau des nationalen Vertriebs im Verzug sehen.

Es gelang uns nur, schwerpunktmäßig diese spontane Unterstützung zu nutzen. Das heißt konkret, von Ausnahmen abgesehen konnte nur dort die Propaganda für die Rote Fahne verstärkt werden, wo im Rahmen des nationalen Aufbaus der Partei unsere Genossen bereits arbeiten und diese Anleitungsfunktionen wahrnehmen konnten. Jedoch liegt eine wichtige Funktion der Roten Fahne gerade darin, die Massen mit den Zielen der Kommunisten vertraut zu machen, wo die Partei die organisierte Arbeit noch nicht aufgenommen hat.

Diese Aufgabe voll zu erfüllen, ist notwendig, damit der Schritt zur kommunistischen Wochenzeitung, zum qualitativen Sprung der zentralen Propaganda der Partei auf eine höhere Stufe wird! Untersuchen wir unsere Arbeit der letzten Monate, so zeigt sich im Großen und Ganzen planmäßige Durchführung der uns gestellten Aufgaben. Wenn das Spendenkonto jetzt die Höhe von über 25 000 DM hat, die verkaufte Auflage in den letzten vier Wochen um 3 000 Exemplare gesteigert wurde, so darf man sich jedoch keinesfalls zu einer Auffassung verleiten lassen, die allein in kontinuierlichem Wachstum den Fortschritt des Parteiaufbaus sieht.

Wer Gelegenheit hat, die bisher erschienenen Roten Fahnen zurückzublättern, wird schon dabei feststellen können, daß der Aufbau des Zentralorgans kein gemächlicher Gang war, sondern deutliche Sprünge zeigt: Beispielsweise die Organisierung der Arbeit mit Korrespondenten, die die Struktur der Roten Fahne schlagartig verbesserte, oder ganz augenfällig der Übergang zum 14tägigen Erscheinen mit der Nummer 20 (vgl. 16.6.1971, d.Vf.).

DIESER ENTWICKLUNGSPROZESS VERLIEF IN ENGSTER VERBINDUNG ZUR PARTEI, ER IST ERGEBNIS DER FESTEN VERANKERUNG DES ZENTRALORGANS IM SYSTEM DES DEMOKRATISCHEN ZENTRALISMUS:

Die Genossen des Rote Fahne-Kollektivs sind vom ZK in die Redaktion kooptiert, diese ist durch ihren verantwortlichen Redakteur im Zentralkomitee vertreten. Neben dieser organisatorischen Verbindung ist die ideologische Einheit von Zentralorgan und Zentralkomitee dadurch gesichert, daß alle Genossen des Kollektivs in Zellen der Partei - in drei Fällen in höheren Ebenen - arbeiten, jeweils zumindest in stellvertretender Verantwortlichkeit.

Der Einrichtung von Regionalkomitees der Partei entspricht die Einsetzung von regionalen Redaktionen, die nach Konsultation mit der zentralen Redaktion stattfindet. Beratungen mit diesen regionalen Redaktionen, die in Rhein/Ruhr, Westberlin und Hamburg ihre Arbeit aufnehmen, sind als regelmäßig stattfindende Einrichtung geplant. Die Arbeit dieser Redaktionen ordnet sich ein in die Struktur der Roten Fahne, die sich folgendermaßen kennzeichnen läßt: Politischer Leitartikel, Untersuchungen, Enthüllungen, Entlarvungen, Reportagen, ideologische Grundlagenartikel und Korrespondenzen, was inhaltlich heißt:

unter dem Ziel des Kommunismus den sozialdemokratischen Staatsapparat immer wieder zu entlarven und anzugreifen, die Bewegungen des Monopolkapitals einzuschätzen, den proletarischen Internationalismus zu propagieren, den modernen Revisionismus zu bekämpfen und den Kampf gegen die Verschlechterung der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden Klassen zu unterstützen.

Berichte, Analysen, Korrespondenzen zu politischen Ereignissen in einzelnen Regionen gewinnen ihre AKTUALITÄT aus dem politischen Gewicht, das sie für die Kämpfe des Proletariats haben. Die formale Struktur der Roten Fahne wird in diesen Fällen um REGIONALSEITEN erweitert, wo diese Ereignisse exemplarischen Charakter haben, abr untrennbar an die Besonderheiten der Region gebunden sind.

DIE ENTWICKLUNG DER ROTEN FAHNE ZUR KOMMUNISTISCHEN WOCHENZEITUNG BESTIMMTE UND BESTIMMT SICH AUS DER DIALEKTIK VON AGITATION UNDD PROPAGANDA.

Sie propagiert einerseits die Generallinie der Partei, ist zum anderen Massenzeitung, die sich an die fortschrittlichsten Kollegen wendet. Zahlenmäßig bedeutet das eine Verdoppelung der verkauften Auflage im gleichen Zeitraum, qualitativ aber heißt das: die Rote Fahne wird zu einem stärkeren Hebel des Parteiaufbaus! In kürzeren Abständen verbindet sie die Abonnenten als 'lose' Sympathisanten mit der Arbeit der Partei und steht jede Woche neu - und das ist die Hauptseite - den Zellen zur Verfügung um durch ihren Verkauf Untersuchungsarbeit zu leisten, um durch die Diskussion zentraler Artikel in und vor den Betrieben, bei Hausbesuchen und in den Sympathisantenzirkeln die Organisierung der fortschrittlichsten Kollegen zu beschleunigen. Neben dieser Agitpropfunktion nach außen trägt das Zentralorgan wesentlich zur ideologischen Vereinheitlichung innerhalb der Partei bei. Die anleitende und kontrollierende Funktion der Agitpropabteilung des Zentralkomitees gegenüber der Roten Fahne besteht in Anweisungen zum Studium der Roten Fahne und in Mobilisierung aller Parteigenossen, die Arbeit der Roten Fahne-Redaktion zu unterstützen. Ein Beispiel: Berichte von Kollegen über ihre Arbeits- und Lebensbedingungen erreichen die Redaktion über die Sympathisantenverantwortlichen der Zellen, d.h. in exemplarischen Fällen halten diese Genossen die Kollegen an zu schreiben. Die so entstandenen Korrespondenzen sind ein Ergebnis der Massenarbeit und werden nach ihrem Abdruck wiederum Instrument der Arbeit in den Massen.

Wenn die Kollegen sehen, daß ihre Interessen vertreten werden, wenn die Kommunisten auftreten, dann wird der Parteiaufbau vorangehen. Wir wissen aber, daß wir mit fortschreitender Verankerung in den Betrieben und Stadtteilen zwar geschützter arbeiten, jedoch zugleich den konzentrierten Angriff der Agnturen des Monopolkapitals hervorrufen. Wer diese Gesetzmäßigkeit nicht sieht, verfällt in Illusionen über den kapitalistischen Staatsapparat, der führt den Kampf zum Sturz der Diktatur der Bourgeoisie nur mit radikalen Phrasen, um auch die fortschrittlichsten Teile des Volkes zu täuschen und an das herrschende System der Ausbeutung und Unterdrückung zu binden.

Die DKP-Führung in ihrer UZ, die SEW-Führung in der 'Wahrheit', machen das in abschreckendster Weise deutlich: Ihre Revision des Marxismus-Leninismus ist der Verzicht auf die revolutionäre Politik, unübersehbar in ihrem Bestreben, eine Wählerpartei auf die Beine zu stellen, die sich der Notwendigkeit, die Kampfschritte aus der Dialektik von legalem und illegalem Kampf zu bestimmen nicht mehr stellt, die aber in ihrer Verlogenheit trotzdem den Anspruch erhebt, Partei der Arbeiterklasse zu sein, die den unterdrückten und ausgebeuteten Schichten des Volkes den Weg weist.

Wenn wir das demokratische Recht, als Partei ein Zentralorgan herauszugeben und öffentlich zu vertreiben wahrnehmen, arbeiten wir legal. Wir haben über einige Fälle grober Behinderung beim Vertrieb der Roten Fahne berichtet, aus denen klar wird: dieses Recht in Anspruch zu nehmen, heißt bei konsequenter Vertretung der Interessen der Arbeiterklasse, es zu verteidigen!

So sehen wir zu Recht eine Ausweitung des Kampfes der Partei gegen den Abbau der demokratischen Rechte des Volkes darin, neben dem hauptsächlichen Vertrieb der Roten Fahne durch Mitglieder und organisierte Sympathisanten der Partei auch die bürgerlichen Apparate der Zeitungsvertriebe, die Verbreitung über Kioske und den Buchhandel zu beanspruchen und alle offenen und versteckten Versuche, dies zu verhindern entlarven und bekämpfen.

Freunde und Kollegen!

In den Beratungen der Partei über die einzelnen Schritte zur Verwirklichung des wöchentlichen Erscheinens der Roten Fahne fanden die Fragen einer gesicherten Finanzierung sorgfältige Beachtung. Das Prinzip, daß die Rote Fahne kostendeckend arbeitet, gilt es strikt durchzusetzen. Bisher kostete uns eine Rote Fahne 46, 5 Pfg. im freien Verkauf, 66, 5 Pfg. im Abonnement. Wir müssen deshalb die richtigen Schritte unternehmen, daß dieses finanzielle Defizit, das durch nicht kostendeckende Einzel- und Abonnementpreise entsteht, nicht zu Lasten der Parteikasse geht.

Aufgrund der eingeleiteten Verbesserungen im technischen Apparat konnten zwar Teile der festen Kosten gesenkt werden, aber die freiverkaufte Rote Fahne kostet uns immer noch 41 Pfg. und im Abonnement 60, 8 Pfg. Es wurde deshalb beschlossen, daß der Einzelpreis - 40 Pfg. - bleibt, der Abonnementspreis aber auf 70 Pfg. erhöht wird. Diese Entscheidung geht davon aus, daß der Entschluß, die Rote Fahne zu abonnieren die Bereitschaft einschließt, diesen leicht überhöhten Preis als politisch notwendig anzuerkennen! Der weitere Aufbau des technischen Apparates, der Aufbau des nationalen Vertriebs für die Rote Fahne als kommunistischer Wochenzeitung erfordern jedoch Geldmittel größeren Umfangs, für die wir weiterhin mit Euren Spenden rechnen müssen. Deshalb:

Spendet für den planmäßigen Aufbau der Roten Fahne als kommunistischer Wochenzeitung!"
Q: Rote Fahne Nr. 42, Dortmund 3.5.1972

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