Rote Fahne, Zentralorgan der KPD, 2. Jg., Nr. 31, 3.12.1971

03.12.1971:
Die KPD gibt die Nr. 31 ihrer „Roten Fahne” heraus. Inhalt der Ausgabe ist:
- Aussperrung. Die Antwort muss jetzt heißen: Streik
- Kampf der Vergiftung und Verseuchung von Luft, Wasser und Erde
- Solidaritätsstreik Karlsruher Arbeiter
- Aussperrung bei Daimler-Benz (West-Berlin)
- Für den planmäßigen Aufbau der Roten Fahne als kommunistische Wochenzeitung
- Aachen - Klimaanlage verpestet Luft
- Mehrzwecknutzung - Revolutionäre Linie zur Bekämpfung von Verschmutzung und Vergiftung
- Korrespondenz eines Kollegen bei Opel
- Bericht von einer DKP-Veranstaltung : Quintessenz der DKP-Politik: Die Arbeiter an das Monopolkapital binden
- Kampfveranstaltung der KPD zum Betriebsverfassungsgesetz
- Die Völker Indochinas eilen von Sieg zu Sieg
- Indira Gandhis Fieberträume vom Großmachtimperium
- In den befreiten Gebieten Kambodschas
- Liga gegen den Imperialismus eröffnet Solidaritätskampagne
- Elterninitiative gegen die Verpestung ihres Kindergartens
- AEG-Frauen heizen dem Betriebsrat ein
- Die Kindergärtnerinnen müssen sich mit den werktätigen Frauen verbünden
- Hamburg: Auszüge aus der Erklärung der Proletarischen Front (PF)
- Korrespondenz eines Elida-Kollegen
- Die 10 Regeln des IG-Metall Verrats. Rede eines Genossen aus Baden-Württemberg auf der Großveranstaltung der KPD in West-Berlin.

Im Artikel „SOLIDARITÄTSSTREIK KARLSRUHER ARBEITER” heißt es u. a.
„Als am nächsten Tag - dem ersten Streiktag bei uns - bekannt wurde, dass die Kapitalisten für unseren Betrieb französische Leiharbeiter als Streikbrecher angeheuert und durch ein Hintertor in das Werk geschleust hatten, unterstützten uns spontan die Kollegen von BMD (Badische MF Durlach, d. Verf.) und Siemens. Die Kollegen von BMD Werk 2 kamen in geschlossener Marschordnung in Viererreihen. Der Marsch war begleitet von einem heillosen Getöse von Kampfrufen. Die Kollegen vom BMD-Werk 1, das etwas weiter weg liegt, kamen mit Fahrrädern, Autos. Einige hatten einen Lastwagen einer Baufirma, deren Fahrer ihnen bekannt war, aufgegabelt. Die Kollegen von Siemens kamen erst, als die ganze Sache schon fast gelaufen war, worüber sie sich sehr ärgerten. Sie mussten mit dem Auto durch die ganze Stadt fahren.

Als sich schließlich alle Kollegen vor dem Werkstor versammelt hatten, drohten sie, die Fabrik zu stürmen, wenn die Geschäftsleitung die Streikbrecher nicht sofort entlassen würde. Die Geschäftsleitung gab nach und teilte den französischen ‚Leiharbeitern’ mit, dass sie Morgen nicht mehr erscheinen bräuchten. Zuerst schimpften die Kollegen nur auf die französischen Arbeiter. Als sie aber erfuhren, dass sich die Geschäftsleitung die Streikbrecher pro Kopf und Stunde 17 DM kosten lässt, für uns aber noch nicht einmal das Weihnachtsgeld und eine Lohnerhöhung, die die Preissteigerungen deckt, rausrücken will, da waren sich alle einig mit ihrem Urteil: diese Schweine!

Die Gewerkschaftsführung (Ortsverwaltung) hatte diese ganze Aktion als willkommenen Anlass gesehen, damit die Kollegen von BMD, Siemens und den anderen Betrieben, wo nicht gestreikt wird, mal Dampf ablassen können. Aber sie haben sich geirrt: Die Kollegen von BMD und Siemens gingen an diesem Tag nicht mehr an die Arbeit! Sie zeigten, dass sie vollkommen streikbereit sind.”

Im Artikel „AUSSPERRUNG BEI DAIMLER-BENZ WESTBERLIN” heißt es u. a.:
„Am Mittwoch, dem 24.11. stand es am schwarzen Brett: ab Donnerstag, 25.11., 23 Uhr 05 wird das Werk ‚stillgelegt‘. 2 000 Arbeiter und Angestellte des Werks in Marienfelde waren von heute auf morgen ohne Lohn. Die IG-Metall-Führer der Westberliner Ortsverwaltung haben diese ‚Schließung’ mit den Worten richtig bezeichnet: als Aussperrung.

Doch der Geldbeutel der Daimler-Arbeiter kümmerte sie nicht. Wer gedacht hatte, was die IG-Metall-Führer Aussperrung nennen, das behandeln sie auch entsprechend, sah sich getäuscht. Von der sogenannten ‚Gemaßregelten-Unterstützung‘, der Aussperrungsbeihilfe, die die IG-Metall im Falle von Aussperrung an alle organisierten Kollegen zahlt und die genauso hoch ist wie die Streikunterstützung, sahen die Westberliner Daimler-Arbeiter keinen Pfennig.”

Aufgerufen wird für ein „Solidaritätsmeeting“ der Liga gegen den Imperialismus für den 10.12. 1971 in West-Berlin.

Im Artikel „FÜR DEN PLANMÄSSIGEN AUFBAU DER ROTEN FAHNE ALS KOMMUNISTISCHER WOCHENZEITUNG” wird die „RESOLUTION DER KSV-SYMPATHISANTENGRUPPE AN DEN AUSBILDUNGSSTÄTTEN FÜR SOZIALPÄDAGOGIK UND SOZIALARBEIT (WESTBERLIN)” veröffentlicht: „Die KSV-Sympathisantengruppe der Schüler und Studenten der Schulen und Akademien für Sozialpädagogik und Sozialarbeit diskutierte am 30.10.1971 den Artikel der ROTEN FAHNE, Nr. 28, über den Aufbau der ROTEN FAHNE, dem Zentralorgan der KPD, zur kommunistischen Wochenzeitung im nationalen Rahmen. Die Bedeutung der ROTEN FAHNE für die Agitations-, Propaganda- und Organisationsarbeit der Partei wurde uns Sympathisanten durch die Diskussion bewusst und wir halten es deshalb für unsere Pflicht als Verbündete der Arbeiterklasse und ihrer kommunistischen Partei, den Aufbau der ROTEN FAHNE politisch zu unterstützen.

Mehr als 100 DM wurden spontan von den Sympathisanten gespendet und den verantwortlichen Genossen übergeben. Außerdem verpflichten wir uns mit der Verabschiedung dieser Resolution, der Redaktion der ROTEN FAHNE einen monatlichen Beitrag von 200 DM zu übergeben, sowie zahlreiche Förderabonnenten für die ROTE FAHNE zu gewinnen.

Wir rufen alle fortschrittlichen Studenten und Schüler auf, unserem Beispiel zu folgen und ihre Pflicht, mit allen Kräften den Aufbau der KPD und ihres Zentralorgans - der ROTEN FAHNE - zu unterstützen, ernst zu nehmen! Denn: ‚Schließlich brauchen wir unbedingt eine politische Zeitung… Ohne ein solches Organ ist unsere Aufgabe - alle Elemente der politischen Unzufriedenheit und des Protestes zu konzentrieren und mit ihnen die revolutionäre Bewegung des Proletariats zu befruchten - absolut undurchführbar’ (Lenin)

UNTERSTÜTZT ENTSCHLOSSEN UND ZAHLREICH DEN AUFBAU DER ROTEN FAHNE, DAS ZENTRALORGAN DER KPD!
BESTÄRKT DAS BÜNDNIS ALLER FORTSCHRITTLICHEN KRÄFTE MIT DER KÄMPFENDEN ARBEITERKLASSE UND IHRER REVOLUTIONÄREN PARTEI!”

Berichtet wird von der MTR der IGM in West-Berlin: „Der Bankrott des Reformismus der Gewerkschaftsführer ist offenbar. Auf offenen Lohnraub antworten sie: ‚Die Unternehmer provozieren möglicherweise einen Arbeitskampf’, so der Westberliner IGM-Führer.”

An anderer Stelle berichtet die KPD im Zusammenhang mit der Aussperrung bei Daimler-Benz Berlin: „Die Gewerkschaftsführer machten nur schöne Worte und verhandelten weiter mit den Kapitalisten. Statt mit ihnen zu verhandeln und sich beleidigt auf den Rechtsweg zu beschränken: ‚Wenn schon die Kapitalisten den Unrechtsweg beschreiten, ist das für uns kein Grund, den Rechtsweg zu verlassen!’ (Wagner von der Berliner Ortsverwaltung), hätten die Gewerkschaftsführer besser von den Kapitalisten gelernt. Während sich diese einen Dreck scheren um die Friedenspflicht, halten die IG-Metall-Bonzen diese noch hoch, wenn sie selbst nach bürgerlichem Gesetz nicht mehr dazu verpflichtet sind.

Als am Freitag die Tarifkommissionen tagten, nachdem am Tag zuvor die Schlichtung gescheitert war, beschlossen sie, keine Kampfmaßnahmen einzuleiten und sich zu vertagen. Voigt und Wagner erklärten: Unter Beachtung der Situation im Tarifgebiet Nordbaden/Württemberg (NB/NW, d. Verf.) werden wir am 3.Dezember erneut zur Beratung zusammentreten.”

Im Artikel „Hamburg: Auszüge aus der Erklärung der Proletarischen Front (PF)” wird die „Erklärung es Politischen Sekretariats einer Proletarischen Front Hamburg” veröffentlicht. Die PF bekundet ihre Unterstützung für die KPD. „Mit der Ausgabe Nr. 28 der Roten Fahne hat die Proletarische Front (PF) die Unterstützung der propagandistischen Arbeit der Kommunistischen Partei Deutschlands in Hamburg aufgenommen … Die Proletarische Front hat sich bedingungslos auf den Boden der programmatischen Erklärung der KPD und des daraus abgeleiteten Aktionsprogramms gestellt … Die Proletarische Front wird den von der KPD gewiesenen und in ihrer Programmatischen Erklärung niedergelegten Weg entschieden unterstützen. Sie wird mit aller Entschlossenheit und unbeirrbar dafür eintreten, dass immer mehr fortschrittliche Menschen in unserem Land die Richtigkeit dieses Weges erkennen, zu unversöhnlichen Feinden des Kapitalismus und des Imperialismus werden und unter der Führung der KPD den Kampf für den Sturz der Bourgeoisie und die Errichtung der proletarischen Demokratie aufnehmen.”

Diese Erklärung wird auch später in der „RPK” und zu unbekanntem Zeitpunkt in einer Sonderausgabe der ‚Kommunistischen Arbeiterpresse’, herausgegeben vom Politischen Sekretariat der PF, veröffentlicht.
Q: Rote Fahne, Nr. 31, Berlin, 3.12.1971; Proletarische Front Gruppe Westdeutscher Kommunisten, Nr. 8/9, Hamburg 1972, S. 102f.; Rote Presse Korrespondenz, Nr. 148, Berlin, 1971, S. 3.

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