Rote Fahne, Zentralorgan der KPD, 2. Jg., Nr. 30, 19.11.1971

19.11.1971:
Die KPD gibt die Nr. 30 ihrer „Roten Fahne” heraus. Inhalt der Ausgabe ist:
- Ruhrkumpel gegen Monopole
- Wie die IG-Metall Bonzen die Arbeiter betrügen. Baden-Württemberg-Metalltarifrunde
- Die Kommunistischen Arbeiterpressen der Betriebszellen der KPD
- Der Kampf der Kumpel gegen die Ruhrmonopole
- Bericht eines Kollegen aus dem Bergbau
- Junge Gewerkschafter beraten über den Kampf gegen das neue Betriebsverfassungsgesetz
- Der Leninismus und der Kampf um demokratische Rechte
- Korrespondenz eines Ford-Kollegen. Deutsche und türkische Kollegen vereint
- Arbeiterkorrespondenz - Baden Württemberg: Vereinzelte Warnstreiks. Die Spaltungstaktik der IGM Führung
- Korrespondenz eines Hoesch Kollegen
- Kurzarbeit - Verschärfte Arbeitshetze
- Metalltarifrunde: Erpressung und Einschüchterung werden die einheitliche Front von deutschen und ausländischen Kollegen nicht spalten können
- Erfahrung von Kollegen mit ihren Interessenvertretern
- Der Kampf der schottischen Werftarbeiter
- Herzlichen Glückwunsch de Partei der Arbeit Albaniens zum 30. Jahrestag ihrer Gründung
- Arbeiterrunden der KPD. Arbeiterkorrespondenz- Ausbildung bei AEG
- Verlagsprogramm des Roten Fahne Verlags
- Korrespondenz eines Bauelektrikers
- Mitbestimmung bei der Reichsbahn - Korrespondenz eines Reichsbahners
- Kritik der schwarzen bürgerlichen Linie. Zur revisionistischen Fibel: ‚Politische Ökonomie des Sozialismus und ihre Anwendung in der DDR‘.

Im Artikel:
„RUHRKUMPEL GEGEN MONOPOLE. In der Roten Fahne Nr. 23 haben wir den Mitte dieses Jahres verabschiedeten Anpassungsplan der Ruhrkohle AG als das Ergebnis des arbeiterfeindlichen Komplotts von Ruhrbossen, SPD- und IG Bergbau-Führung entlarvt. Dieses kapitalistische Rationalisierungsprogramm soll durch Massenentlassungen, Umsetzungen und Verschärfung der Arbeitshetze in fünf Jahren die Grundlage dafür schaffen, dass die Stahlkapitalisten ihre 3 Milliarden Schuldforderungen eintreiben und billige Kohle erhalten. Die RAG behauptet, von diesem Plan würden bis 1975 25 000 Kumpel betroffen, doch schon eine einfache Rechnung zeigt, dass diese Zahl bedeutend höher liegen wird, soll doch die Schichtleistung pro Mann in diesem Zeitraum auf das Doppelte gesteigert werden bei Einfrieren der Produktion auf der gegenwärtigen Höhe, was mindestens die Verringerung der Untertagebelegschaft auf die Hälfte bedeuten wird.

Dieser Plan tritt jetzt in sein erstes Stadium: Mit den Auswirkungen der sich durchsetzenden Krise in der Stahlindustrie (IGM-Bereich, d. Verf.) auf die Ruhrkohle sind die Halden wieder stark gewachsen. Die Stahlindustrie nimmt der RAG 20% weniger ab als im letzten Jahr, bei den übrigen Abnehmern sind es 29%. Innerhalb eines Jahres sind die Halden von 200 Tsd. Tonnen auf 5, 4 Mio. Tonnen angewachsen.

Die Maßnahmen der Kapitalisten:
- Streichung sämtlicher Überschichten, d.h. für die Kumpel monatlich im Durchschnitt 10% weniger Lohn.
- Sofortiger Einstellungsstopp und Entlassung der Kollegen, die über Sklavenhändler vermittelt sind.
- Sofortige einschneidende Reduzierung der Untertagebelegschaft.

Die IG-Bergbau-Führung hatte Anfang Oktober auf ihrem Gewerkschaftstag in dieser Situation nichts besseres zu tun, als durch ihren Vorsitzenden Adolf Schmidt (SPD) zu erklären, sie stehe voll hinter der Ruhrkohle AG. Nicht einmal der Schein des Protestes gegen das arbeiterfeindliche Krisenprogramm, im Gegenteil: Die Diskussion der Anträge über den verräterischen Tarifabschluss und die neue Lohnordnung, die für einen Teil der Kumpel Lohnraub bis 10 DM pro Schicht bedeutet, wurde kurzerhand abgewürgt. Um den wachsenden Widerstandswillen vieler Kumpels zu entmutigen und die fortschrittlichen Kollegen einzuschüchtern, erteilte Schmidt 'extrem radikalen Ideologien eine eindeutige Absage‘. Damit sagte er den Arbeitern, die den Kampf gegen den Verrat der IG-Bergbau-Spitze aufgenommen haben und die Rolle der SPD als Agentur der Monopole ständig entlarven, den Kampf an.

Nach wie vor sieht die IG-Bergbau-Führung ihre Hauptaufgabe darin, die Kumpel über das wirkliche Ausmaß der Entlassungen zu täuschen, ihnen Sand in die Augen zu streuen und sie mit geringen Zugeständnissen, wie der Überbrückungshilfe (60% des Bruttolohns für mit 50 Jahren entlassene Kollegen bis zum Rentenalter) ruhig zu halten, damit die Kapitalisten ihre Pläne widerstandlos durchsetzen können. Gemeinsam mit dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Kühn (SPD) und der Konzernleitung taten die IG-Bergbau-Führer empört, als NRW-Wirtschaftsminister Riemer in Sorge um seinen Etat kürzlich die Unvorsichtigkeit hatte, laut zu vermuten, was wir alle wissen: Dass über den Anpassungsplan der RAG hinaus weit mehr Zechen stillgelegt und Kumpel entlassen werden sollen. Um die Unruhe unter den Kumpel schnell wieder zu ersticken, sah Kühn sich gezwungen, Riemer eine Rüge zu erteilen und radikale Töne anzuschlagen. Notfalls werde die RAG verstaatlicht und sogar noch weiter, es gehe nicht an, dass nur die Verluste sozialisiert und die Gewinne privatisiert würden, Reformisten und Revisionisten in SPD und DKP lobten den Landesvater ob dieser entschiedenen Worte.

Als würde sich durch das Eigentum des kapitalistischen Staatsapparates an der Ruhrkohle-AG mehr ändern als die rechtliche Verkleidung der Verschärfung der Ausbeutung durch Arbeitshetze und Rationalisierung, als würde sich für die Ruhrkumpel dadurch etwas ändern, ob sie von der JETZIGEN KONZERNLEITUNG im Auftrage der Stahlkonzerne oder einem STAATSBEAMTEN im Auftrag der Stahlkonzerne ausgebeutet würden. Kühn machte auch sofort klar, was er meinte: Es geht gar nicht darum, die Profite und Schuldforderungen der Stahlherren aus dem Kohlegeschäft zu mindern, sondern nur darum, dass mit den Geldern der RAG richtig gewirtschaftet würde. Damit sprach er nur den Unmut der Stahlherren aus, die seit der Gründung der RAG erbost sich über die Schwerfälligkeit des kaum umstrukturierten Verwaltungsapparat der RAG äußern, der ein Hindernis für die schnelle und reibungslose Durchführung des Rationalisierungsprogramms ist. Kühn machte klar, dass auch eine verstaatlichte RAG weiter stilllegen und rationalisieren würde.

Adolf Schmidts Zorn über die Äußerungen des FDP-Ministers zeigte klar, wessen Kopf er sich zerbricht: Den seiner Kollegen in Vorstand und Aufsichtsrat, denn seine Hauptsorge gilt der Tatsache, dass diese Äußerung zu einem Vertrauensverlust (um dessen Aufrechterhaltung er sich ja seit Jahren bemüht) führen würde, bei dem die leistungsfähigsten Leute den Bergbau verlassen würden. Hier zeigt sich das ganze kapitalistische Gedankengut dieses mit Aufsichtsrat- und SPD-Posten korrumpierten Gewerkschaftsführers: Seine Sorge ist nicht die Lage und das Schicksal der Mehrzahl der Kumpel, die über 40 Jahre alt sind, sondern allein, dass seine Herren genügend frisches und unverbrauchtes Ausbeutungsmaterial kriegen.

Dabei glaubt niemand mehr an die von der RAG angegebenen Zahlen von 25 000 betroffenen Kumpel. Es liegen schon Gutachten auf dem Tisch, die klipp und klar nachweisen, dass es unter 43 000 nicht abgehen wird. Bisher hat noch niemand gewagt, das geheime Gutachten der Bundesanstalt für Wiederaufbau zu veröffentlichen, selbst der Wirtschaftsausschuss des NRW-Landtages durfte es noch nicht einsehen. Alles spricht dafür, dass Staat und Kapitalisten alle Vorbereitungen getroffen haben zur Verwirklichung ihres Zielplans: Bis 1975 die Stilllegung soweit zu treiben, dass nur noch 7 Verbundzechen übrigbleiben mit nur noch 40 000 Untertage-Beschäftigten (heute 107 000).

Die vor zwei Wochen beschlossene Zusammenfassung der sieben Betriebsführungsgesellschaften der RAG zu dreien hat viele Kumpel in ihrer Befürchtung bestärkt: Die Rationalisierungsmaßnahmen sollen beschleunigt werden, an deren Ende die beiden Betriebsführungsgesellschaften Ost und Mitte die Konkursmasse ausgeraubt haben und nur im Westen einige hochrationalisierte Zechen übrigbleiben.

Jahrelang ist es den Führern der IG Bergbau durch geringe Zugeständnisse wie Überbrückungshilfe, durch Scheinmanöver, Erpressungen und brutale Ausschlusspraktiken gelungen, die Kämpfe der Bergarbeiter zu spalten und zu unterdrücken. Bis 1966/1967 standen die Kumpel in ihrem Kampf allein. Die wieder verschärft im kapitalistischen Krisenzyklus ablaufende Entwicklung des BRD-Monopolkapitals stärkt die Einsicht der fortschrittlichen Kollegen, dass die Bergarbeiter und die Stahl- und Metallarbeiter des Ruhrgebiets gemeinsam den Kampf aufnehmen müssen. Die Krise 1966/1967 und die Septemberstreiks beweisen, dass der Kampf der Stahlarbeiter um ausreichende Löhne, gegen Arbeitshetze, Kurzarbeit und Entlassungen auch den Ruhrkumpel neuen Mut gibt, der Abwiegelungs- und Spaltungstaktik der IG Bergbau-Führung entgegenzutreten.

Die KPD wird den Kampf der Ruhrkohle-Arbeiter gegen die Entlassungswelle mit allen Kräften unterstützen. Mit dieser Nummer wird der Verkauf der ROTEN FAHNE vor den Zechen begonnen. Bis zum regelmäßigen Erscheinen einer Ruhrkohle-Seite, werden in bestimmten Abständen Korrespondenzen von Genossen und Kollegen aus dem Bergbau abgedruckt.”

Im „BERICHT EINES KOLLEGEN AUS DEM BERGBAU” heißt es:
„Der Artikel Ruhrkohle AG befasst sich nur mit der Situation heute. Wenn so ein Artikel in einer kommunistischen Zeitung erscheint, sollte er auch die Entwicklung, die zur Gründung der Ruhrkohle AG geführt hat, aufzeigen und kritisieren. Hierbei wären meiner Meinung nach zwei Parallelen zu bezeichnen: Einmal die politische, unter der damaligen CDU- und der heutigen SPD-Regierung, zweitens eine IG-Bergbau-Führung, die sich damals wie heute nicht an die Forderungen der Kumpel gehalten hat.

Nach dem letzten Krieg hatte man die Kumpel nötig für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der BRD. Sie machten das sogenannte Wirtschaftswunder für das Kapital perfekt. CDU-Regierung und Kapital, an große Gewinne und niedrige Löhne gewöhnt, versuchten 1958, die aufkommende Krise zu verschleiern. Verschleiern deswegen, weil bewusste Funktionäre und Arbeitervertreter mit Protestaktionen und Entschließungen an Regierung und Vorstand der IG-Bergbau der aufkommenden Krise den Kampf ansagten. In Belegschaftsversammlungen, Betriebsrätevollkonferenzen und Ortsgruppenversammlungen im Ruhrgebiet wurde die aufkommende Krise diskutiert. Die Kumpel erkannten jetzt, dass sie um die Früchte ihrer Arbeit gebracht werden sollten. Die ersten Feierschichten wurden eingelegt und von Zechenschließungen wurde gesprochen. Aus diesem Grund wurden überall u. a. folgende Forderungen aufgestellt:

- Bezahlung der Feierschichten,
- sofortige Einführung der verkürzten Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich,
- sofortiger Stopp jeglicher Mietpreiserhöhung,
- Lohnerhöhung als Ausgleich für die in der letzten Zeit andauernden Preiserhöhungen und Feierschichten …

Führend in diesem Kampf der Bergarbeiter gegen die Auswirkungen dieser Krise waren klassenbewusste Mitglieder der verbotenen KPD. Für die Bundesregierung und die IG-Bergbau-Führung war diese Kampfansage der Beweis für das wachsende Klassenbewusstsein der Bergarbeiter. In der Nachfolgezeit scheuten Kapital und IG-Bergbau-Führung nicht davor zurück, bewusste Gewerkschafter, vor allem Kommunisten, mit Hilfe der politischen Polizei und der Justiz einzuschüchtern und zu terrorisieren. In vielen Prozessen wurden diese Kollegen zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt und aus der IG-Bergbau ausgeschlossen.

Trotz des Widerstands der Kumpel wurden die ersten Zechen stillgelegt und zur Beruhigung wurden die Parolen ausgegeben: die Schwierigkeiten seien damit überwunden und es gehe wieder bergauf.

Bergauf ging es aber nur für die Profite der Kapitalisten: Die Öleinfuhren wurden gesteigert. Gerade die Kohlegesellschaften steigen ins Ölgeschäft um. Durch verschärfte Arbeitshetze und Profitgier der Kapitalisten wurde die Leistung pro Mann und Schicht noch gesteigert.

1963/1964 bahnte sich die nächste Krise an: Die Halden wuchsen, wieder wurden Feierschichten angesagt und Zechensterben in Aussicht gestellt. Gemahnt durch die erste Krise verlangten die Kumpel sofortige Klarheit von Regierung und Gewerkschaft. Aber jetzt entpuppten sich die IG-Bergbau-Führer wieder eindeutig als Sprecher der Kapitalisten, indem der Vorsitzende Walter Arendt sagen musste: ‚Der Bergbau musste sich gesundschrumpfen.’ D. h. in anderen Worten: tausende von Kumpeln müssen den Bergbau verlassen, denn es sollte nur soviel Kohle gefördert werden, dass dem Kapitalisten genug Profit bleibt. Wieder wurde die Krise auf dem Rücken der Kumpel ausgetragen. Großschachtanlagen mit 5 000 - 6 000 Mann wie Bismarck in Gelsenkirchen wurden stillgelegt. Mit Ablauf der Krise hatten insgesamt 180 000 Kumpel ihren Arbeitsplatz verloren.

Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Die Bundesregierung hat tatenlos zugesehen, wie die Kapitalisten ihr Ölprogramm durch erhöhte Einfuhr von Öl und durch Neubau von Raffinerien vorantrieben, zugleich die eigenen Energiequellen im Land vernichteten und zwar auf Kosten der Steuerzahler durch hohe Stilllegungsprämien. Als sich die Lage Ende 1967 dann etwas beruhigte, erkannten die Bergbaukapitalisten, dass der Bergbau noch immer nicht für sie rentabel genug ist und das Ölgeschäft viel größere Gewinne abwirft. Aber die nächste Bundestagswahl stand vor der Tür und die CDU sowie das Kapital konnten sich keine weitere Unruhe erlauben. Deshalb traten von der IG-Bergbau einige Vorstandsmitglieder auf den Plan mit der Gründung einer Einheitsgesellschaft im Ruhrgebiet. Hierbei erkennt man den Verrat der IG-Bergbau-Führer an den Kumpel, indem sie den Kapitalisten für hohe Entschädigung und Zinsen den bankrotten Bergbau neu zusammenschließen wollten zu einer Ruhrkohle AG. Die Gründung kam; die Bergbaubosse waren froh, ihren Ballast für hohe Zusicherungen der Bundesregierung an die Einheitsgesellschaft verkauft zu haben. In den Vorstand kamen bewährte Stilllegungsexperten wie H.P. Kemper, K.H. Haffner und H. Kegel, sowie viele rechte Gewerkschaftsführer, die ja immer schon von Gewerkschaftsbeiträgen bezahlte Kapitalvertreter waren. Ein neuer Kapitalist war geboren. Er hat eine neue Prägung, die sich für die Kumpel sehr schlecht auswirkt. Ihre Gewerkschaftsführer, die große Gehälter von der Ruhrkohle AG beziehen, wurden zu Sprechern von Kapital und Regierung gemacht, um das gesteckte Ziel, nur noch sieben Großschachtanlagen übrigzulassen, durchzuführen.

Der Plan der Ruhrkohle AG zu den Stilllegungen ist fertig. Nur den Kumpel sagt man nicht die Wahrheit. Nach der letzten Bundestagswahl haben viele Arbeiter von der SPD-Regierung erwartet, dass eine Wende in der BRD eintritt. Nach zwei Jahren Regierungszeit mussten sie feststellen, dass SPD und Kapital Arm in Arm gemeinsam gegen den Arbeiter stehen, wie vorher die CDU und CSU. Die Kumpel und die Stahlarbeiter müssen jetzt erkennen, dass diese Entwicklung uns alle angeht, dass wir nicht solange warten dürfen, bis Not und Elend uns voll erreicht haben, sondern dass wir heute wach werden, auf die eigene Kraft vertrauen und für eine sozialistische Zukunft kämpfen müssen."

Aufgerufen wird zu einer Veranstaltung der KPD gegen das BVG am 19.11.1971 in West-Berlin (Gaussakademie).

In „KORRESPONDENZ EINES FORD-KOLLEGEN DEUTSCHE UND TÜRKISCHE KOLLEGEN VEREINT” heißt es:
„‚Im Mittelpunkt steht der Mensch‘, ist ein alter Slogan der Ford-Geschäftsleitung. Aber er ist nur ein Slogan, genauer gesagt ein Hohn. Die Wirklichkeit sieht anders aus. Das Arbeitstempo an Bändern und Maschinen ist in einem Maße gestiegen, dass viele Kollegen die Schnauze voll hatten, oder es beim besten Willen nicht schaffen konnten. Sie suchten sich eine Arbeit außerhalb der Produktion. Wem dies nicht gelang, der verließ die Ford-Werke Köln. Das Werk ersetzte sie durch junge Türken. Heute sieht man an den Bändern und Maschinen selten einen deutschen Kollegen. Aber auch viele ausländische Kollegen halten es nicht lange aus. Sie verlassen verhältnismäßig schnell die Firma. Man sagt: Ford ist ein Taubenschlag.

Dazu einige Zahlen: Im Jahre 1970 standen 7 380 Einstellungen 6 347 Entlassungen gegenüber. Von den deutschen Kollegen wurden 3 324 entlassen, aber nur 2 191 eingestellt. Demgegenüber wurden 3 891 Türken neu eingestellt und 1 801 entlassen (insgesamt gibt es fast 10 000 türkische Kollegen.) Besonders schlimm ist die Arbeitshetze an den Bändern. Da gibt es nicht genügend ‚Springer‘. das sind die Kollegen, die dort einspringen sollen, wo ein Kollege das Fließband verlässt, um z.B. zur Toilette zu gehen. So kommt es vor, dass jemand oft über eine Stunde warten muss, ehe er einige Minuten abgelöst wird. Auch das Betriebsklima ist hier sehr schlecht. Das Arbeitstempo ist meist so schnell, dass Gespräche untereinander nur außerhalb der Arbeitszeit möglich sind. Selbst Meister und Obermeister werden oft im Beisein von ihren Arbeitern von den Vorgesetzten angeschrien. Bessere Psychologen dagegen sind die Vorgesetzten in den Maschinenhallen.

Hier versuchen sie, die Kollegen auch durch Klagen, auf die Schulter klopfen, Lob (‚das hast du fein gemacht - wie hast du das bloß gemacht?’) zu Überstunden und einer höheren Produktionsleistung zu bewegen. Besonders neu eingestellte Ausländer fallen darauf herein, wenn z.B. ein Meister über ein zu großes Manko klagt. Oder man lässt Leute, die mehr als die anderen schuften, Überstunden machen. Aber nicht immer gelingt es, durch solche Methoden noch mehr Leistung aus den Arbeitern herauszuholen. Oft muss der Meister dann den Prellbock zwischen den Arbeitern einerseits und seinen eigenen Vorgesetzten andererseits abgeben.

Ältere Kollegen erzählen, dass es kurz nach der Gründung der Ford-Werke Köln noch schlimmer gewesen ist. Rauchen war selbst auf der Toilette verboten (Werkschutzkontrolle). Wer während der Arbeitszeit sein Butterbrot aß, wurde heimlich photographiert und bekam am nächsten Tag das Foto nebst Entlassungspapier. Manche Vorgesetzten wünschen sich gern diese Zeit zurück. Doch der gemeinsame Widerstand der deutschen und ausländischen Kollegen wird immer stärker. Das bewies der Proteststreik der Kollegen im vorigen Jahr, als sie in berechtigter Wut Maschinen und Autos beschädigten und Vorgesetzte verprügelten. Es waren vor allem türkische Kollegen, die mit in der vordersten Kampffront standen. Die Arbeiterverräter im Betriebsrat, die schon damals vor radikalen und ‚unbesonnenen Aktionen’ warnten, sind auch heute wieder am Werk. So waren es dieselben SPD-Betriebsräte und Vertrauensleute, die auch in dieser Tarifrunde MTR, d. Verf.) wieder vor ‚verfrühten’ Kampfmaßnahmen warnten.

Deshalb gilt es jetzt in der Tarifrunde und bei den kommenden Betriebsratswahlen, gegen die Einheitsfront der Arbeiterverräter anzugehen. Für die BR-Wahl ist die ‚Einheitsliste’ der Verräter schon wieder fix und fertig …”

Der „Verlag Rote Fahne der KPD” kündigte an: „SCHRIFTENREIHE 1

DOKUMENTE UND ANALYSEN ZUR KOMMUNISTISCHEN ARBEITERBEWEGUNG
1. DIE BOLSCHEWISIERUNG DER KPD, BD. 1 U. 2, 2.ÜBERARBEITETE AUFLAGE

Beide Bände enthalten Quellen und einen ausführlichen Kommentar zu den Anstrengungen des marxistisch-leninistischen ZK der KPD, die Kommunistische Partei auf dem Fundament der Betriebszellen aufzubauen und die Organisationsprinzipien des demokratischen Zentralismus auf allen Ebenen der Partei durchzusetzen. Die Dokumente beweisen, dass der Prozess der Bolschewisierung zum Ziel hatte, die Kommunistische Partei fest in den Massen zu verankern und auf die proletarische Revolution vorzubereiten. Die Behauptungen bürgerlicher und opportunistischer Autoren, die Bolschewisierung sei ein Instrument zur Vernichtung innerparteilicher Demokratie gewesen, wird widerlegt. Die schöpferische Weiterentwicklung der Prinzipien des demokratischen Zentralismus besonders durch Mao Tse-tung, die Überwindung der politisch-organisatorischen Schwächen der KPD, die Anwendung der Dialektik von Untersuchungen führen und Organisieren auf die Praxis unserer Partei werden dargestellt. Die beiden Bände haben sich in der täglichen Arbeit unserer Partei bewährt.

Bd.1, ca. 300 S., 8,50 DM / Dez. 1971
Bd.2, ca. 180 S., 6,00 DM / Jan. 1972

2. DOKUMENTE UND ANALYSEN ZUR REVOLUTIONÄREN GEWERKSCHAFTSOPPOSITION

ZUR GEWERKSCHAFTSLINIE DER KPD
BD. 1 GRUNDLAGE
BD. 2 STREIKANALYSEN

Die Bände enthalten wichtige Beschlüsse, Streikanalysen und Ausarbeitungen zur revolutionären Gewerkschaftsopposition in Deutschland. Diese Dokumente zeigen uns, wie die Massenarbeit der Partei durch schwere linksopportunistische Fehler behindert, erst nach schweren Kämpfen auf eine marxistisch-leninistische Grundlage gestellt werden konnte. Im Kommentar gibt unsere Partei eine umfassende Einschätzung der historischen Rolle der RGO. Im letzten Teil wird die Linie unserer Partei zur Gewerkschaftsfrage dargelegt.

Bd.1, ca. 350 S., 8,50 DM / Dez. 1971
Bd.2, ca. 350 S., 8,50 DM / Frühjahr 1972

SCHRIFTENREIHE 3

AGITATIONSSCHRIFTEN DER KPD
1. KAPITALISTISCHE FABRIKGESETZGEBUNG

DAS NEUE BETRIEBSVERFASSUNGSGESETZ (BVG, d. Verf.) IN SEINER AUSWIRKUNG AUF DEN KAMPF DER DEUTSCHEN ARBEITERKLASSE

Die Broschüre behandelt die Geschichte der kapitalistischen Fabrikgesetzgebung mit den Abschnitten: Entwicklung bis zum 1.Weltkrieg, Novemberrevolution, Weimarer Republik und Faschismus, sowie Restauration des Monopolkapitals nach 1945. Sie enthält eine Darstellung des Zustandekommens des Betriebsverfassungsgesetzes als Sieg des westdeutschen Monopolkapitals über die Arbeiterklasse und die reaktionäre Hand- (hier eine Zeile doppelt, dafür offensichtlich eine andere ausgelassen, d. Verf.) gesetzt als Täuschungsmanöver der Sozialdemokratie. Die Broschüre fasst auf der Basis des Aktionsprogramms der KPD die Forderungen zusammen, unter denen die Arbeiterklasse zur Sicherung ihrer demokratischen Rechte kämpfen muss, ca. 60 S., 2, 00 DM Dezember 1971.”
Q: Rote Fahne, Nr. 30, Berlin, 19.11.1971.

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