Rote Fahne, Zentralorgan der KPD, 2. Jg., Nr. 28, 22.10.1971

22.10.1971:
Die KPD gibt die Nr. 28 ihrer „Roten Fahne” heraus. Inhalt der Ausgabe ist:
- 20.10.: Über 1.000 demonstrieren in Westberlin
- Kampf dem Krisenprogramm der Stahlbosse
- Für den planmäßigen Aufbau der Roten Fahne als Wochenzeitung
- Der Bankrott des ‚Sozialen Wohnungsbaus‘ der SPD in Düsseldorf
- DGB-Spitze will Kampf gegen reaktionäres Betriebs-Verfassungsgesetz abwürgen
- Erpressung, Spalterei, Taktik der Kapitalisten
- Arbeiterjugend contra Diener der Monopole
- Der Freiheitskampf des irischen Volkes
- Hoch die internationale Solidarität. Aktionen gegen Hirohito
- Begeisterndes FNL-Meeting der Liga
- Erfolg der Unterschriftensammlung gegen Westberliner Tariferhöhung
- Über 200 Kollegen kamen am 7.10. zu den Arbeiterrunden der KPD in 3 Stadtteilen
- Ausbeutung der Frauenarbeit. Korrespondenz einer Näherin; Korrespondenz einer Friseuse
- MTM - Mörder töten Menschen
- Aus dem Aktionsprogramm der KPD
- Kommentar.

Verantwortlich zeichnet weiter: Maria Bergmann, 1 Berlin 12, Schillerstr. 35. Neben den Kontakt-Adressen aus Berlin, Dortmund und Düsseldorf ist ein Feld für weitere Adressen freigelassen.

Im Artikel „FÜR DEN PLANMAESSIGEN AUFBAU DER ‚ROTEN FAHNE’ ALS KOMMUNISTISCHER WOCHENZEITUNG!“ heißt es: „Mit der Konsolidierung unseres Regionalkomitees Rhein/Ruhr, mit dem Abschluss der Vorbereitungen zur Errichtung eines dritten und vierten Regionalkomitees unserer Partei erwächst dem Zentralorgan ROTE FAHNE die Aufgabe, sich organisatorisch und technisch auf die Unterstützung der Arbeit der Partei im Maßstab der gesamten BRD einzustellen.

Bislang war die ROTE FAHNE Hebel der Untersuchung, Agitationsblatt und Instrument der Propaganda für die Genossen der Regionalkomitees Rhein/Ruhr und Westberlin. Sie wurde darüber hinaus vertrieben von einer Reihe westdeutscher Sympathisantengruppen, die mit ihr unter Anleitung der Partei politisch arbeiteten. Die enge Verbindung des Zentralorgans mit der Massenarbeit der Partei war gesichert dadurch, dass die Genossen sie in der täglichen Parteiarbeit einsetzten und dass Kritik und Selbstkritik über die Agitpropverantwortlichen der Grundorganisationen und die Agitpropleitungen der Regionalkomitees rasch die Redaktion erreichte, die ihrerseits durch ihren verantwortlichen Redakteur im ZK der Partei vertreten war.

Auch in Zukunft wird die ROTE FAHNE hauptsächlich durch Mitglieder der Partei und durch organisierte und angeleitete Sympathisanten vertrieben werden. Zugleich werden wir den Verkauf an Ständen und Kiosken, auch in Buchhandlungen verstärken. Dabei werden wir organisatorisch gewährleisten, dass interessierte Kollegen und Freunde, die die ROTE FAHNE kaufen, ohne Schwierigkeiten mit der Partei in Verbindung treten können.

Unser nächstes Planziel muss es sein, die ROTE FAHNE zu einer wöchentlich erscheinenden kommunistischen Zeitung zu machen, die in der Lage ist, gegen das Monopol der reaktionären Wochenzeitungen anzugehen und den Einfluss der revisionistischen zu UZ auf die Arbeiterklasse zu brechen.

Wir haben uns vorgenommen, im Frühjahr 1972 zum wöchentlichen Erscheinungsturnus überzugehen und uns das Ziel gesetzt, mit 10.000 verkauften Exemplaren pro Woche zu beginnen.

WAS IST NOTWENDIG, UM DIESES ZIEL ZU ERREICHEN?

Die KPD ist politisch und finanziell vollkommen unabhängig. Im Gegensatz dazu ist es jedem Kollegen mit offenen Augen klar, dass die revisionistische DKP bzw. SEW keinen einzigen ihrer aufwendigen Wahlkämpfe ohne Unterstützung der SED (der DDR, d. Verf.) führen könnte, dass ihr Zeitungs-, Betriebszeitungs- und Zeitschriftenvertrieb ohne diese Unterstützung zusammenbrechen würde. Wir kennen den hohen Preis, den die Revisionisten dafür zahlen: ‚Politische Unterordnung unter die Ziele der SED- und KPdSU-Führungsgruppen‘. Das heißt praktisch: Unterstützung der sozialdemokratischen Regierungsclique, im Rahmen des Grundgesetzes manövrierende Oppositionspartei.

Weil er die gleiche verkommene antikommunistische Logik verfolgt wie der Springer-Konzern, weil er sich nicht vorstellen kann, dass Kommunisten politisch arbeiten, ohne dass man sie Tag und Nacht mit Vergünstigungen und Prämien besticht, erklärt der Renegat Kurt Hager, Mitglied des Politbüros der SED ‚Sendboten aus Peking’ würden unsere Arbeit und die anderer kommunistischer Gruppen und Parteien finanzieren. Gerade weil wir mit den revolutionären Parteien, mit den Regierungen der Volksrepubliken und demokratischen Republiken Chinas, Vietnams, Koreas und Albaniens solidarisch sind, halten wir das große revolutionäre Prinzip hoch:

AUS EIGENER KRAFT VORAN!

Die revolutionären Regierungen leisten den unterdrückten kommunistischen Parteien, den kämpfenden nationalen Befreiungsfronten unschätzbare materielle Hilfe. Alle materielle Unterstützung muss in Richtung der Sturmzentren der Weltrevolution konzentriert werden. Solange wir noch legal arbeiten können, solange wir unseren Lebensunterhalt verdienen können, brauchen wir von den Bruderparteien ideologische und politische Beratung und Unterstützung, aber wir brauchen nicht ihr Geld.

Wie die Bauern der Volkskommune Dadschai es ausdrückten: Materielle Hilfe ist schnell erschöpft und ist demobilisierend. Die wirkliche Hilfe, das ist ideologische Hilfe, die nicht verbraucht ist und die in materielle Gewalt umgewandelt werden kann … Bislang ist im Apparat der ROTEN FAHNE, nicht nur im Rahmen der Redaktion, sondern auch bei den Genossen der Produktion und des Vertriebs ohne jede finanzielle Unterstützung gearbeitet worden. Mit dem Ziel des wöchentlichen Erscheinens vor Augen wird es notwendig, wenigstens drei Genossen der Produktion und des Vertriebs freizustellen. Es ist ferner notwendig, den technischen Apparat weiter aufzubauen und zu sichern und für die Erfordernisse des nationalen Vertriebs zu rüsten.

Diese Aufgaben übersteigen bei weitem die Finanzmittel der Mitglieder unserer Partei. Wir können unsere Pläne erfüllen, wenn

1. eine umfassende Propagandaaktion zur Steigerung der Abonnements und des Verkaufs der ROTEN FAHNE erfolgreich durchgeführt wird,

2. wenn alle Kollegen und Freunde, die am Aufbau einer Wochenzeitung interessiert sind, die auf marxistisch-leninistischer Grundlage einen echten Beitrag zur Massenarbeit der Kommunisten leistet, großzügig den Aufbau des technischen Apparates unterstützen.

Redaktion, Produktion und Vertrieb der ROTEN FAHNE verpflichten sich ihrerseits, alle Anstrengungen zu unternehmen, die Herstellung und den Vertrieb des Zentralorgans weiter zu vereinfachen und zu verbilligen.

Wir müssen alle Kraft einsetzen für den Aufbau eines kommunistischen Organs auf nationaler Ebene. Die Lektüre der von den verschiedenen Linien der KPD/ML und der vom KAB (KAB/ML, d. Verf.) herausgegebenen Zeitungen beweist:

1. diese Organe sind nicht demokratisch zentralistisch mit der Linie der Organisationen verbunden, weil es demokratischen Zentralismus in ihnen nicht gibt - daher die extremen ideologischen Schwankungen,

2. diese Organe erweisen sich als unbrauchbar in der Massenarbeit, weil sie hauptsächlich innere Unsicherheit, Linien und Fraktionskampf widerspiegeln - nicht aber die konkrete Organisierungs- und Untersuchungsarbeit der Partei oder Gruppe.

Deshalb kann von irgendeiner regionalen Arbeitsteilung stillschweigender Art mit diesen Zeitungen nicht die Rede sein.

Kollegen, Freunde,

innerhalb unserer Partei ist bereits eine Kampagne im Gang für die Erhöhung der Abonnements zu werben. Setzt auch ihr alles daran, neue Abonnenten zu gewinnen. Schreibt uns an die Kontaktadresse der Partei, wenn Ihr Werbeexemplare, auch früherer Nummern, benötigt.

Wir werden, einer guten kommunistischen Tradition folgend, in regelmäßigen Abständen und unter Wahrung nötiger Sicherheitsvorkehrungen Listen veröffentlichen, aus denen der Stand der Werbeaktion und der Stand der Spendenaktion für den Aufbau des technischen Apparats der ROTEN FAHNE hervorgeht. FÜR DIE ALLSEITIGE UNTERSTÜTZUNG BEIM AUFBAU DES TECHNISCHEN APPARATS.”

Auf diesen Artikel reagiert u. a. in Berlin die KSV-Sympathisantengruppe an den Ausbildungsstätten für Sozialpädagogik und Sozialarbeit. Und auch die KPD befasst sich später noch mit ihm.

Auf der letzten Seite wird im Artikel „Für den Siebenstundentag bei vollem Lohnausgleich!” der Passus zum Sieben-Stunden-Tag aus dem Aktionsprogramm der KPD zitiert und ausgeführt: „KOMMENTAR. ‚Das Kapital ist … rücksichtslos gegen Gesundheit und Lebensdauer des Arbeiters, wo es nicht durch die Gesellschaft zur Rücksicht gezwungen wird’ schrieb Marx 1867. Seit Beginn des Kapitalismus war der Arbeitstag ständig verlängert worden, mit der Entwicklung der großen Maschinerie im letzten Drittel des 18.Jahrhunderts schließlich hatten die Kapitalisten den Arbeitstag in ihrer unersättlichen Gier nach Mehrwert über alle Schranken ausgedehnt - weit über 12 Stunden hinaus. Die Kapitalisten verfolgten dabei das alleinige Interesse, den Arbeitern eine größtmögliche Arbeitsleistung an jedem Tag abzupressen und damit eine größtmögliche Masse an Mehrarbeit. Die Maschinerie, die an sich ein Mittel ist, um die zur Herstellung eines Produkts notwendige Arbeitszeit zu senken, schlug so in ein Mittel um, den Arbeitstag über alle Grenzen zu verlängern.

Mit dieser maßlosen Verlängerung des Arbeitstages, mit der Unterwerfung von Frauen- und Kinderarbeit unter den kapitalistischen Produktionsprozess erzeugten die Kapitalisten schließlich nicht nur die Verkümmerung der Arbeitskraft, sondern den vorzeitigen Verschleiß und sogar ihre Abtötung. Dieser erhöhte Verschleiß der Arbeitskraft führt auf die Dauer gesehen, wenn ein ganze Generation der Arbeiterklasse betroffen ist, zu höheren Reproduktionskosten der Ware Arbeitskraft, als bei ‚normaler’ Ausnutzung der Arbeitskraft.

Der Einzelkapitalist hat aber stets die augenblickliche Ausbeutung der Arbeitskraft im Auge, die er maßlos ausdehnt und verschärft - ohne Rücksicht auf die Lebensdauer des Arbeiters. ‚Das Kapital … wird in seiner praktischen Bewegung durch die Aussicht auf zukünftige Verfaulung der Menschheit und schließlich doch unaufhaltsame Entvölkerung so wenig und so viel bestimmt als durch den möglichen Fall der Erde in die Sonne.’ (Marx, Kapital, Bd. I, Seite 285 (vgl. 2.9.1867, d. Verf.)).

So hat auch die Erfahrung in der Geschichte gezeigt, dass die Verkürzung des Arbeitstags nur durch den Widerstand und den Kampf der Arbeiterklasse durchgesetzt werden kann. Karl Marx stellte 1867 zum Kampf der englischen Arbeiterklasse um den gesetzlich festgelegten Normalarbeitstag fest: ‚Die Festsetzung eines normalen Arbeitstages ist das Resultat eines vielhundertjährigen Kampfes zwischen Kapitalist und Arbeiter.’ (Kapital, Bd. 1, Seite 286). Während des Kampfes der englischen Arbeiterklasse um die Einführung des Normalarbeitstages unternehmen die Kapitalisten immer wieder den Versuch, die von den Arbeitern bereits erkämpften Errungenschaften, die in den Fabrikakten gesetzlich festgelegt wurden, zu umgehen und rückgängig zu machen.

Der Kampf der englischen Arbeiterklasse um den Normalarbeitstag zeigt weiter, ‚dass der vereinzelte Arbeiter, der Arbeiter als ‚freier’ Verkäufer seiner Arbeitskraft auf gewisser Reifestufe der kapitalistischen Produktion widerstandslos unterliegt. DIE SCHÖPFUNG EINES NORMALARBEITSTAGES IST DAHER DAS PRODUKT EINES LANGWIERIGEN, MEHR ODER MINDER VERSTECKTEN BÜRGERKRIEGS ZWISCHEN DER KAPITALISTENKLASSE UND DER ARBEITERKLASSE.’ (Kapital, Bd.1, Seite 316).

Mit der Weiterführung des Kampfes für Verkürzung des Arbeitstages richtete sich dieser Kampf der Arbeiterklasse in zunehmendem Maße gegen die Folgen der kapitalistischen Rationalisierung und der Intensivierung der Arbeit, aber auch weiterhin gegen die absolute Verlängerung der Arbeitszeit durch die Kapitalisten z.B. in Form von abgepressten Überstunden. Unter diesem Vorzeichen wurde in Deutschland vor mehr als 50 Jahren der 8-Stunden-Tag erkämpft, zu einer Zeit, als die Arbeitsproduktivität sich auf einem viel niedrigeren Niveau bewegte als heute, wo andererseits die Arbeitsintensität viel geringer war, denn es gab keine Fließbandarbeit, keine Steuerung der Produktion durch Automaten, das Arbeitstempo wurde nicht in dem Maße durch die Maschinen diktiert wie heute. Die erkämpften Arbeitszeitverkürzungen sind faktisch durch den Zwang zu Überstunden wieder rückgängig gemacht worden, so dass seit 1918 im wesentlichen keine Arbeitszeitverkürzung mehr durchgesetzt worden ist.

DIE KPD NIMMT HEUTE DEN KAMPF AUF FÜR VERKÜRZUNG DER ARBEITSZEIT - FÜR DEN 7- STUNDEN-TAG BEI VOLLEM LOHNAUSGLEICH!

Unter den heutigen Bedingungen der spätkapitalistischen Entwicklung ergibt sich für die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung folgender Ausgangspunkt: Mit der Automation, d.h. aber der tendenziellen Überflüssigmachung der menschlichen Arbeit oder zumindest ihrer Reduktion zu einem Bruchteil des in Bewegung gesetzten Kapitals wird die eigentliche Basis des Mehrwerts, die menschliche Arbeit, immer schmaler. Diese Tendenz wirkt sich real so aus, dass ab einer bestimmten Stufe der Akkumulation Investitionen nicht mehr lohnend für den Kapitalisten sind, denn für ihn ist das Maß aller Dinge der Profit. Es stünde der erforderliche Kapitalaufwand um nennenswerte Verbesserungen gegenüber den Konkurrenten einzuführen, in keinem Verhältnis mehr zum zusätzlichen Profit, denn ‚die Kompensation der verringerten Arbeiterzahl durch Steigerung des Exploitationsgrades der Arbeit (hat) gewisse nicht überschreitbare Grenzen; sie kann daher den Fall der Profitrate wohl hemmen, aber nicht aufheben.’ (Kapital, Band III, Seite 258)).

Zwar ist die Monopolbildung in bestimmten Bereichen ein Mittel, den Fall der Profitrate zu bremsen oder eine Zeitlang völlig aufzuhalten, jedoch können sich längerfristig auch diese Bereiche nicht den Wirkungen der Konkurrenz und der Verknappung des Mehrwerts für das gesellschaftliche Gesamtkapital entziehen. Auch wenn der Extraprofit der Monopole zunächst ein mächtiges Mittel ist, die Akkumulation voranzutreiben, so wird auch hier der Punkt erreicht, wo Neuinvestitionen nicht mehr lohnend sind. Das Tempo der Akkumulation wird notwendig verlangsamt. Das heißt aber: der Einsatz von neuen technischen Mitteln in den alten Produktionszweigen wird verlangsamt. Neuinvestitionen werden vorrangig dort getätigt, wo hohe Extraprofite zu erwarten sind: unterentwickelt gehaltene Länder, Branchen mit niedrigerer Akkumulationsrate.

Die Kapitalisten greifen jetzt vorrangig zu anderen Mitteln als der maschinellen Automation, um die Auspressung des Mehrwerts zu sichern: Sie schrauben die Intensifikation der Arbeit auf ein Höchstmaß herauf, durch Steigerung der Akkordhetze oder durch spezielle Systeme der Arbeitsplatzgestaltung und -bewertung, die den Arbeiter zu dichtgedrängtester Arbeitsleistung zwingen. Die absolute Verlängerung des Arbeitstages bleibt auch weiterhin ein Mittel der Mehrwertauspressung, aber in der Hauptsache bedienen sich die Kapitalisten nicht der extensiven, sondern der intensiven Ausbeutung der Arbeiter.

Gerade in den letzten Jahren, seit Beginn größerer Verwertungsschwierigkeiten in der BRD sind die Auswirkungen der Arbeitsintensivierung von der Arbeiterklasse deutlich erfahren worden: enorme Steigerung der Unfallzahlen, erschreckende Zunahme der Frühinvalidität, Erhöhung des durchschnittlichen Krankenstandes. Mit der Forderung nach Lohnerhöhung allein kann den Folgen der Arbeitsintensivierung für die Arbeiterklasse nicht wirksam entgegengetreten werden. Dem erhöhten Verschleiß der Arbeitskraft muss mit dem Kampf für die Verkürzung der Arbeitszeit entgegengetreten werden.

Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung treibt gleichzeitig die Entwicklung der Widersprüche innerhalb der kapitalistischen Gesellschaft voran: Bei Arbeitszeitverkürzung sind die Kapitalisten gezwungen, technische Veränderungen einzuführen, die sie sonst nicht mehr eingeführt hätten.

Denn die Möglichkeiten einer bloßen Intensivierung auf demselben technischen Stand sind eingeschränkt worden. Die Kapitalisten sind also gezwungen, den Kapitalanteil gegenüber dem variablen weiter zu erhöhen und tragen somit wieder zum Fall der Profitrate bei.

Die kapitalistische Form der Rationalisierung bedeutet die Überflüssigmachung eines Teils der Arbeiter durch die Einführung neuer Maschinen, um den Rest in gleicher Weise bzw. zumeist verschärft auszubeuten. Auch dagegen setzt die KPD die Forderungen nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung, um Entlassungen als Folge der kapitalistischen Rationalisierung in ihrem schärfsten Ausmaß zu bekämpfen. Entsprechendes gilt, wenn die kapitalistische Rationalisierung bzw. die sogenannten Strukturkrisen Stilllegungen ganzer Werke zur Folge haben. Auch hier muss der Überflüssigmachung von Arbeitern in einem bestimmten Bereich, d.h. aber der Vergrößerung der industriellen Reservearmee insgesamt, mit der Forderung nach genereller Arbeitszeitverkürzung begegnet werden. Dieser Forderung kommt im Zusammenhang mit der kapitalistischen Rationalisierung auch große propagandistische Bedeutung zu, denn sie gibt richtungsweisend an, wie die Entfaltung der Produktivkräfte und der technische Fortschritt unter nichtkapitalistischen Bedingungen für die Arbeiterklasse und das gesamte Volk genutzt werden können.

In den zyklischen Krisen versuchen die Kapitalisten ihre Profite dadurch zu sichern, dass sie Kurzarbeit einführen oder einen Teil der Arbeiter überhaupt entlassen und die verbleibenden Arbeiter dafür umso schärfer ausbeuten. Sie greifen zum Mittel einer noch verstärkten Intensivierung der Arbeit, wobei sie den Widerstand der Arbeiter durch die Verbreitung einer allgemeinen Krisenangst zu brechen suchen. Durch eine generelle Arbeitszeitverkürzung wird diesem Treiben der Kapitalisten eine engere Grenze gesetzt, sie können nicht in demselben Ausmaß Arbeiter entlassen, um den Verbleibenden eine entsprechend erhöhte Arbeitsleistung abzupressen. Denn der Intensivierung der Arbeit sind auf einem gewissen Stand der technischen Entwicklung Grenzen gesetzt. Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung zielt somit gleichermaßen daraufhin, die Auswirkungen der zyklischen Krisen auf die Arbeiter zu bekämpfen.

Als Schritte hin zur Durchsetzung einer generellen Arbeitszeitverkürzung kämpft die KPD auf betrieblicher Ebene für die Forderung nach:

ANRECHNUNG DER PAUSEN AUF DIE ARBEITSZEIT!
BEZAHLUNG DER FAHRZEIT ALS ARBEITSZEIT!”
Q: Rote Fahne, Nr. 28, 31 und 42, Berlin bzw. Dortmund, 22.10.1971, 3.12.1971 bzw. 3.5.1972, S. 1ff., S. 2 bzw. S. 2; Kommunistische Arbeiterpresse Hoesch Westfalenhütte, Nr. 9, Dortmund, 26.1.1972, S. 7.

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