KJVD: Kämpfende Jugend, Jg. 4, Nr. 22, 12.11.1975

12.11.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 22 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 29.10.1975, 26.11.1975) heraus.

Zu Gelsenkirchen erscheint der Artikel:„
Schalke 04 schlecht - Bundesliga gut?

Ausgeführt wird: „Nach vier Jahren steht nun der FC Schalke 04 in Essen vor Gericht. Vorwurf: Spielmanipulation und Meineid. Der FC Meineid, wie Schalke 04 von vielen Fußballfreunden genannt wird, hatte im April 1971 für 40.000 DM das Spiel gegen Arminia Bielefeld verloren, und die Bielefelder dadurch vor dem Abstieg aus der Bundesliga bewahrt. So jedenfalls sagen die Fahnder der Staatsanwaltschaft, die ganze Ordner belastender Quittungen und Zeugenaussagen gesammelt haben. Das Sportgericht des DFB hatte inzwischen Sperren und Spielverbote verhängt, die aber allesamt wieder aufgehoben wurden. So trainieren der auf Lebenszeit gesperrte Trainer Piechaczek wieder die Hammer Spielvereinigung. Die Schäfchen sind längst wieder ins Trockene gebracht. Schalke machte in diesem Jahr einen Überschuss von 1,6 Millionen DM.

Vordergründung geht es in diesem Prozess um den „FC Meineid“. Wenn es aber tatsächlich um Spielmanipulation und Meineid in diesem Zusammenhang ginge (Vorstandsmitglieder und Schalkespieler beeideten, sie wären nicht bestochen worden), wieso befasst sich das Gericht immer noch mit Formalkram? Wieso wurden sämtliche Strafen des Fußballgerichts aufgehoben?

In dankenswerter Offenheit erklärte dann auch die Pressestelle des DFB in Frankfurt der KJ-Redaktion: „Wir sind froh, dass wir das damals so gemacht haben, sonst wäre das Vertrauen der Bevölkerung in die Bundesliga gesunken.“ Da liegt auch wirklich der Hund begraben. Es geht darum, den fußballbegeisterten Kollegen weiszumachen: Schalke ist schlecht, Schalke hat unseren Fußball in Misskredit gebracht, aber im Grunde ist unser Fußball fair und ehrlich. Und sobald sie die Schalkeaffaire in Vergessenheit glauben, soll alles wieder beim alten sein.

Doch die Schalker-Spieler, die für Geld verloren- sollen die was anderes sein, als die Berufsfußballer, die ständig ihre Mannschaft wechseln, je nach Zahlungsfähigkeit der Vereine? Hätten sich die Schalker Spieler nach den „Regeln des Profifußballs“ an Arminia Bielefeld verkauft, dann wäre das fair und sportlich!

Die DFB-Funktionäre und die Staatsanwaltschaft, die sich jetzt auf Schalke einschießen, spielen jetzt ein abgekartetes Spiel zur Täuschung der Massen. Dadurch wird der bundesdeutsche Profifußball nicht sauberer, bleibt er doch Fußball im Interesse des Profits, ist Fußball für die Bundesligaspieler schon längst nur noch Gelderwerb anstatt Sport.

Mit einem Massensport im Dienst des proletarischen Klassenkampfs, wie er beispielsweise in der VR China betrieben wird, hat der Bundesligasport überhaupt nichts zu gemeinsam. Die kürzlich stattgefundenen 3. nationalen Spiele zeigten schnellen, sauberen und fairen Fußball, in dem die Freundschaft an erster Stelle und der Wettkampf an zweiter Stelle stand. Mögen die Essener Richter die Schalker Spieler und den Vorstand verurteilen oder auch nicht: Das Urteil der Volksmassen fällt nicht in erster Linie und allein gegen den FC Schalke 04 aus, sondern insgesamt gegen einen Fußball, der die Begeisterung der Massen für Manipulation, Bestechung und Intrigen missbraucht, damit klingende Münze rollt.

Schalke 04 ist aus einem Arbeitersportverein hervorgegangen, viele Gelsenkirchener Werktätige und Arbeiter betrachten Schalke deshalb nicht zuletzt immer noch als „ihren“ Verein. Sie-wie alle Werktätigen-für den proletarischen Massensport wiederzugewinnen und gerade auch im Ruhrgebiet die alten traditionellen Arbeitersportverbände wieder aufzubauen, dieses Ziel wird der KJVD an der Seite der Partei anpacken. Das zentrale Werner-Seelenbinder Sportfest Ostern 1976 in Köln wird ein weiterer Schritt in diese Richtung sein.“
Q: Kämpfende Jugend Nr. 22, Köln 12.11.1975

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