KJVD: Kämpfende Jugend, Jg. 4, Nr. 20, 12.10.1975

12.10.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 20 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 1.10.1975, 29.10.1975) heraus.
Aus Ahlen wird berichtet aus der Westfalenkaserne über den wegen der Gelöbnisverweigerung in Oelde (vgl. 4.6.1975) im Arrest sitzenden Berthold Rothe.

Es erscheint auch der Artikel: „Weyer: Sport nach dem Vorbild des DDR-Revisionismus.“ Danach hat der „Erzreaktionär Willy Weyer, vorher Innenminister in Nordrhein-Westfalen, den Vorsitz des Deutschen Sportbundes übernommen“. Das liegt aber „keineswegs im Interesse der werktätigen Sportler in der BRD, geschweige denn der der westdeutschen Arbeiterklasse insgesamt“.

„Jetzt hat Weyer gemeinsam mit DSB-Sekretär Gieseler einen neuen Plan zur Reform des westdeutschen Leistungssports vorgelegt … Was steckt dahinter?

Seit vor 10 Jahren das Internationale Olympische Komitee (IOC) den Beschluss fasste, die gesamtdeutsche Mannschaft aufzulösen und fortan getrennte Vertretungen der BRD und der DDR starten zu lassen, ist das Dilemma des westdeutschen Leistungssports offensichtlich. Die internationale Konkurrenzfähigkeit nimmt von Jahr ab, während der Leistungssport der DDR sich immer mehr internationale Positionen erobert. Auch wenn der Sieg bei der Fußball-Weltmeisterschaft im letzten Jahr machen darüber hinwegtäuscht – der westdeutsche Leistungssport ist auf dem absteigenden Ast.

In dieser Situation haben Weyer und Gieseler ihren neuen Plan vorgelegt. Die Idee ist nicht originell. Was Weyer und Gieseler wollen, ist nichts anderes als die Übertragung des DDR-Sportsystems auf die BRD … Die Vereine sollen zu Zuträgern von Bundesleistungszentren degradiert werden, diese „zentralen Stützpunkte“ des westdeutschen Leistungssports durch systematische Ausdehnung des Nur-Sportlertums (nichts anderes als der sogenannte „Staatsamateurismus“ in der DDR): Spitzensportler heranzüchten, die mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten können. Und Weyer lässt unter der Formel: „Es gibt keinen unpolitischen Sport mehr!“ das alte bürgerliche Märchen, Sport habe mit Politik nichts zu tun (oder dürfe es wenigstens nicht), fallen und propagiert den Sport offen als Mittel der bürgerlichen Klassenpolitik. So wird denn auch am 6. Dezember 75 Kanzler Schmidt als Redner auftreten, zu dem Thema: „Leistung in der Gesellschaft.“

Der westdeutsche Sport befindet sich also auf dem Wege seiner reaktionären Formierung. Während Bundesleistungszentren geschaffen werden, die Warendorfer Bundeswehrsportschule als Zuchtanstalt von Soldatensportlern ausgebaut wird, die nur Sportler, aber keine Soldaten sind, wird die Schulsportmisere durch die besonders die Schulen treffenden Sparerlasse verschärft. Alle bürgerlichen „Initiativen“ wie „Trimm dich“ usw. sind Mittel der Verbreitung der bürgerlichen Ideologie, ändern aber nichts an der wachsenden körperlichen Zerrüttung, zu der die steigende Ausbeutung der arbeitenden Massen führt. Kapitalistischer Massensport ist und bleibt im Wesentlichen Zuschauersport. Sporttaumel, Verbreitung von bürgerlichen Rekord- und Konkurrenzgesinnung.

Staatsamateur - der Schlüssel zur Karriere.

Der Statsamateurismus der Sowjetunion und der von ihr abhängigen und besetzten Staaten ist heute in der Welt (selbst das ausgefeilte USA-imperialistische System eingeschlossen) die höchstentwickelte Form des kapitalistischen Leistungssports. Was den osteuropäischen Spitzensportlern in den letzten Jahren die absolut führende Rolle verschafft hat, ist nicht die Überlegenheit eines „sozialistischen Systems“, das bekanntlich gar keins mehr ist, sondern die höchste Vollendung des „Nursporttums“. In der sowjetisch-besetzten Zone Deutschlands und auch in den ersten Jahren der 1949 gegründeten DDR ging es um entgegengesetzte Ziele, wurde der Sport zunächst ganz in den Dienst des proletarischen Klassenkampfs gestellt: Der neugegründete Deutsche Sport-Ausschuss setzte sich als erste Hauptaufgabe die starke Verbindung des Sports mit der Arbeiterklasse, die Erweiterung des Massensports und die Beseitigung des Nur-Sportlertums. Aber infolge der Verwandlung der sozialistischen Sowjetunion Lenins und Stalins in einen Staat des Sozialimperialismus. Des Machtantritts der neuen Bourgeoisie unter Chruschtschow und Breschnew, ist der revolutionäre Arbeitersport auch in der DDR liquidiert worden.

In der heutigen DDR ist die sportliche Spitzenleistung ein Schlüssel zum gesellschaftlichen Aufstieg und allen Privilegien der neuen Bourgeoisie. Der eigentliche Massensport wird in den revisionistischen Ländern wieder geringgeschätzt. So ist in der DDR z. B. der Anteil der aktiv Sporttreibenden Frauen noch geringer als in der BRD. Und seine besondere Rolle erhält der Sportbetrieb in der Sowjetunion und den von ihr abhängigen Staaten (vor allem der Armeesport) heute dadurch, dass er direkt als Mittel der Kriegsvorbereitung der Breschnew-Clique eingesetzt wird. Das ist das faschistische Vorbild, an dem sich Weyer und die anderen DSB-Führer jetzt bei ihrer „geplanten Revolution“ im westdeutschen Spitzensport orientieren wollen.

Vorwärts zum proletarischen Massensport

Der sozialistische Massensport, den wir demgegenüber stellen, ist das glatte Gegenteil des sozialimperialistischen Staatsamateurismus. Entsprechend der Weisung des Vorsitzenden Mao: „Fördert Körperkult und Sport, härtet das Volk körperlich ab“, treiben im sozialistischen China tatsächlich die breiten Massen aktiv Sport. „Die breite Entfaltung des Massensports, hat nicht nur zur Abhärtung gedient, sondern auch eine aktive Rolle dabei gespielt, die Revolution anzupacken, die Produktion, die Arbeit und die Vorbereitung auf einen Kriegsfall zu fördern.“ (Kurzer Abriss des Kulturwesens in China). Den Sportbetrieb in China bestimmen nicht Spaltung und Konkurrenz, sondern der revolutionäre Zusammenschluss, der Kollektivismus der Arbeiter- und Volksmassen: „Freundschaft an erster Stelle, Wettkampf an zweiter Stelle. Lernt voneinander und macht gemeinsame Fortschritte.“

Der KJVD wird seine Anstrengungen darauf richten, einen Beitrag zu leisten, dass auch in unsrem Land wieder eine revolutionäre Arbeitersportbewegung entsteht.“
Q: Kämpfende Jugend Nr. 20, Köln 12.10.1975

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