KJVD: Kämpfende Jugend, Jg. 4, Nr. 11, 11.6.1975

11.06.1975:
Der Kommunistische Jugendverband Deutschlands (KJVD) der KPD gibt die Nr. 11 seiner 'Kämpfenden Jugend' (KJ - vgl. 28.5.1975, 25.6.1975) heraus. Aus Ahlen wird berichtet durch die Zelle Westfalenkaserne über eine öffentliche Vereidigung in Oelde (vgl. 4.6.1975). Auf Seite 8 erscheint eine Anzeige des „Verlags zum Studium der Arbeiterjugendbewegung.“
Dort soll von G. Wonneberger die Schrift erscheinen: „Deutsche Arbeitersportler gegen Faschismus und Militarismus.“ Die Schrift soll in: „Dokumente und Analysen aus der Geschichte der revolutionären Jugendbewegung 2“ erscheinen.

Im Artikel: „75 Jahre Deutscher Fußballbund. Die Reaktion war immer am Ball.“ wird u.a. ausgeführt:„
In diesem Jahr feiert der Deutsche Fußballbund den 75. Jahrestag seines Bestehens. In den 75 Jahren hat der DFB sich einen besonderen Ruhm erworben, den Ruhm, immer auf der Seite der Reaktion gestanden zu haben. Mit den fortschrittlichen Traditionen der Arbeitersportbewegung hat er ebenso wie der Deutsche Sportbund nichts zu tun. Die Vereine im DFB haben über drei Millionen Mitglieder, doch die Führung des DFB spricht nicht für sie. Seit 75 Jahren handelt er für die jeweils reaktionärsten Teile des Monopolkapitals. In den Zeiten der deutschen Monarchie diente er den Militaristen als Mittel, die Jugend für den imperialistischen Krieg zu gewinnen … In der Weimarer Republik änderte sich nichts. Waren die roten Sportvereine, wie der ASV Fichte, Zusammenschlüsse der Arbeiter und Werktätigen zur körperlichen Ertüchtigung für den Kampf gegen Militarismus und Krieg, verstand der DFB den „Sport als heiligen Dienst am Vaterland“ und erklärte: „Das Werben der Parteien um die Seele der Jugend ist eine Sünde an der werdenden lebendigen Kraft unserer Nation.“

Der Übergang des DFB in den Faschismus verlief reibungslos. Seine leitenden Funktionäre erlebten die Machtergreifung Hitlers als einen Akt der Befreiung. So steht noch in einer 1954 herausgegebenen Geschichte des Deutschen Fußballsports: ‘Die Männer, die bisher die Leitung des DFB und seiner Verbände waren, fanden auch nach dem politischen Umbruch seitens der nunmehr zur Leitung des Sports berufenen Personen das Vertrauen, weiterhin die Geschichte des Fußballsports zu lenken. Viele Schranken und Hemmnisse für die Entwicklung fielen, weil das jetzt herrschende politische System sie hinweg räumte … Dass faschistische Äußerungen noch 9 Jahre nach Kriegsende zu hören waren, das darf niemanden wundern. Die Funktionäre waren die gleichen geblieben.

Jetzt zum 75. Jubiläum gibt man sich etwas liberaler. Neben der ganzen bundesdeutschen Prominenz, vom Bundespräsidenten über den Ministerpräsidenten von Hessen bis hin zu den Kirchenfürsten, hatte man sich noch einen Professor gemietet. Prof. Walter Jens übte in seiner Festrede sogar Kritik an der Geschichte des DFB. Natürlich sehr unverbindlich und ohne Konsequenzen. Der Erzreaktionär und neue Präsident des Deutschen Sportbundes, Willi Weyer, tat den demagogischen Ausspruch: „Sport ist zu unser aller Freude in die Welt gekommen, ein Akt demokratischer Freiheit, vorweggenommene klassenlose Gesellschaft.“

„Zu unserer Freude“, heißt wohl in diesem Fall: Zur Freude der deutschen Fußballindustrie, die mit Sport nichts mehr zu tun hat. Die großen Vereine sind kapitalistische Unternehmen, die Profit machen, Menschenhandel betreiben, geschickte Werbung machen und natürlich auch mal Pleite gehen. Aber den Fußballanhängern ziehen sie jedes Jahr zig Millionen aus der Tasche. Ein Hohn von demokratischer Freiheit zu reden, wenn die bürgerlichen Vereine die Jugend zu Konkurrenz und Aufsteigertum erzieht. Demokratie hat mit den Bestechungsskandalen der Fußballfunktionäre nichts zu tun.

Klassenlose Gesellschaft ist für Weyer, wenn sich Arbeiter und Kapitalisten gemeinsam um den Sieg der deutschen Mannschaft sorgt. Eine Volksgemeinschaft, die, wie es im Lied zur Weltmeisterschaft steht: „Immer fest zusammenhält …“

Solchen Sport brauchen wir nicht. Wir brauchen Vereine, in denen die Arbeiterklasse das Sagen hat. Der Sport gehört dem Volk.“
Q: Kämpfende Jugend Nr. 11, Köln 11.6.1975

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