Delmenhorst:
Interne Berichte von KBB und KBW

Materialien zur Analyse von Opposition

Von Dietmar Kesten, Gelsenkirchen, 19.4.2022

Im Folgenden dokumentieren wie einige interne Berichte des Kommunistischen Bundes Bremen (KBB) und des Kommunistischen Bundes Westdeutschlands (KBW) aus Delmenhorst. Berichtet wird u. a. über die Spaltung der Gruppe Delmenhorst des KBB.

Übersicht

Auszug aus der Datenbank "Materialien zur Analyse von Opposition" (MAO)

Mai 1971:
Vermutlich noch im Mai erscheint von der Stadtteilzelle des Kommunistischen Bundes Bremen (KBB) der "Bericht der Stadtteilzelle Delmenhorst über den 1. Mai 1971".
Der Bericht gliedert sich in:
- "Vorbereitung"
- "Vorbereitende Diskussion"
- "Kritik"
- "Verkauf der KAK"
- "Demonstration in Bremen"
- "Beobachtungen"
- "Parolen"
- "Kundgebung"
- "Diskussion am Domshof"
- "Kritik an der Org.-Abteilung"

Laut Bericht wurde der Delmenhorster 1. Mai am 31.4. durch den Verkauf der "Kommunistischen Arbeiter-Korrespondenz" (ab Februar 1972 "Wahrheit") vorbereitet. Die Delmenhorster-Gruppe nahm an der örtlichen DGB-Kundgebung nicht teil. Stattdessen fuhren Delmenhorster und Oldenburger Mitglieder und Sympathisanten zur Demo nach Bremen. Ein Mai-Aufruf ("Der 1. Mai: Kampftag der Arbeiterklasse") wurde im "Wichernstift Info" Nr. 4 veröffentlicht. Kritik wird u. a. auch an der Org.-Abteilung geübt, die die Delmenhorster Gruppe "nicht genügend in die Vorbereitung mit einbezogen hat".
Quelle: KBB: Bericht der Stadtteilzelle Delmenhorst über den 1. Mai 1971, Delmenhorst (Mai 1971).

Delmenhorst_KBB_Bericht_der_Stadtteilzelle_19710500_001

Delmenhorst_KBB_Bericht_der_Stadtteilzelle_19710500_002


November 1971:
Vermutlich noch im November erscheint der "Bericht über den Zeitraum vom 20.5.71 bis zum 8.11.71". Bereits am 8.11. sollen sich die "Widersprüche, die schon lange in Delmenhorst geherrscht hatten, zugespitzt haben". Es wurde ein Ausschuss eingesetzt, der eine "Untersuchung" anstrebte. U. a. ging es neben gewerkschaftlichen Fragen, Personaldebatten, Fragen des Arbeits- und Diskussionsstils, der Stadtteilarbeit und der Außenpolitik Chinas auch immer wieder um das Theorie-Praxis Verhältnis. Offenbar konnten die Widersprüche nicht aufgelöst werden. Die Zelle spaltete sich. Zudem waren in einer "Sympathisantengruppe Kontakte mit einem Spartakus-Mitglied festgestellt worden. Einige Mitglieder der Zelle hatten ebenfalls private Kontakte zum Spartakus, die auch immer noch bestehen".

Die "Wahrheit" Nr. 3 vom April 1972 berichtet über die Spaltung der Gruppe Delmenhorst: "Vor einigen Monaten haben vier Genossen der Stadtteileilzelle Delmenhorst des KBB unsere Organisation verlassen und sich dem Spartakus angeschlossen, einer kommunistischen Jugendorganisation". Vermutlich ist die KJO Spartacus (später: Spartakusbund) gemeint, die neben dem KBB auch in Delmenhorst vertreten war.
Quelle: KBB: Delmenhorst: Bericht über den Zeitraum 20.5.71 bis zum 8.11.71, (Delmenhorst, November 1971).

Delmenhorst_KBB_Bericht_19711100_001

Delmenhorst_KBB_Bericht_19711100_002

Delmenhorst_KBB_Bericht_19711100_003

Delmenhorst_KBB_Bericht_19711100_004

Delmenhorst_KBB_Bericht_19711100_005

Wahrheit_1972_03_13


Februar 1972:
Vermutlich schreiben die KBB-Mitglieder der Ersatzdienstgruppe Wichernstift den "Bericht über die bisherige Arbeit der Gruppe Wichernstift" für ihre Organisation.
Der Bericht gliedert sich in:
- Antimilitarismusgruppe/Wichernstift
- Grundschulungsgruppe/Wichernstift
- Antimilitarismusgruppe/Delmenhorst
- DFG/IdK-Gruppe/Delmenhorst
- Redaktion: Zeitung Antimilitaristischer Kampf
- Selbstorganisation für Ersatzdienstleistende
- Verteilerapparat
- Interne Gruppenarbeit/Ersatzdienst
- Mitarbeiterausschuss/Mitarbeiterkonferenz

Erklärt wird: "Die Ersatzdienstgruppe Wichernstift besteht aus 24 Ersatzdiensleistenden. Davon sind 15 Genossen als fester Kern zu betrachten. Zwei Genossen (sind) Mitglieder der KBB Zelle Delmenhorst. Die restlichen Genossen sind sympathisierende Ersatzdienstleistende und Praktikanten, die sich in mehreren Schulungen im wissenschaftlichen Sozialismus qualifiziert haben".
Quelle: KBB-Mitglieder in der Gruppe Wichernstift: Bericht über die bisherige Arbeit der Gruppe Wichernstift, Delmenhorst, Februar 1972.

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_001

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_002

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_003

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_004

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_005

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_006

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_007

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_008

Delmenhorst_KBB_Bericht_Wichernstift_19720200_009


August 1972:
Der "Bericht der Bezirkszelle Delmenhorst, August 1972" des KBB erscheint. Erklärt wird u. a., dass man dem eigentlichen Ziel, "der Verankerung im Delmenhorster Proletariat nicht näher gekommen sei". Folgende Gründe werden angegeben:
- Ungenügende Verbindung zur Leitung
- Ungenügender Informationsfluss zwischen Delmenhorst und Bremen
- Reisekader
- Isolierung von der Arbeiterklasse
- Isolierung in der Gewerkschaftsfrage
- Schlechte Verbreitung der "Wahrheit"
- Geringer Zuspruch in Bezug auf den Aufbau eines politischen Buchladens in Delmenhorst
- Keine direkte Anleitung- und Zuständigkeit der Zentrale für Delmenhorst
- Ungenügende Entfaltung des Demokratischen Zentralismus

Erklärt wird: "Es ist eine Notwendigkeit, diese Mängel, wenn sie erkannt werden, so schnell wie möglich zu überwinden".
Quelle: KBB: Bericht der Bezirkszelle Delmenhorst, August 1972.

Delmenhorst_KBB_Bericht_19720800_001

Delmenhorst_KBB_Bericht_19720800_002

Delmenhorst_KBB_Bericht_19720800_003


12.08.1973:
Der "Monatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst" des KBW erscheint.
Berichtet wird u. a. über die Agitation von Sympathisanten, die den KBW unterstützen würden. Der Protokollant gibt zu Protokoll, dass eine Schulung "in der Bezirksleitung und der Verteilerzelle im Berichtszeitraum nicht durchgeführt wurde". "Weiterhin wurde der Artikel 'KBW gegründet' (KVZ 1) diskutiert. Die Darstellung der Differenzen zwischen der Bremer Delegation und den übrigen Genossen fanden die Genossen unbefriedigend, besondere Schwierigkeiten traten auf bei dem Begriff der 'strategischen Defensive'. Dieser konnte nicht geklärt werden. Die Diskussion wurde verschoben, bis die Ortsleitung die Debatte um die Gründungskonferenz eröffnet."

Es würden Kontakte zum Wichernstift bestehen. Weiter würden Kontakte zu der Ersatzdienstgruppe am Wichernstift bestehen. Zur Untersuchungsarbeit in Delmenhorst wurde erklärt, dass eine Berechtigungskarte der Uni Bremen fehlt, die nötig sei, um in "das Archiv des Delmenhorster Kreisblattes zu kommen".
Quelle: KBW: Monatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst, Delmenhorst, 12. August 1973.

Delmenhorst_KBW_19730812_Bezirksleitung_Monatsbericht_001

Delmenhorst_KBW_19730812_Bezirksleitung_Monatsbericht_002

Delmenhorst_KBW_19730812_Bezirksleitung_Monatsbericht_003

Delmenhorst_KBW_19730812_Bezirksleitung_Monatsbericht_004


25.08.1973:
Der "Halbmonatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst des KBW" für August erscheint.
Berichtet wird u. a. darüber, dass im Berichtszeitraum im Bezirk "keine Schulung durchgeführt wurde". Diskutiert wurde in der Gruppe weniger über KVZ-Artikel, dafür aber über eine "Gruppe kommunistischer Lehrer in Göttingen". Zu ideologischen Auseinandersetzungen mit der Gruppe sei es nicht gekommen. Weiter wurde über die Arbeit am Wichernstift debattiert. Die Agit-Prop-Arbeit wurde an der Kerschensteiner Berufsschule, bei Wehrhahn, VFW und DLW weiter geführt. Im Gewerkschaftshaus Delmenhorst fand am 7.6.1973 eine Versammlung zur Tarifrunde 73 statt. Es ist nicht zu sehen, ob der KBW in die Debatte eingegriffen hat.
Q: KBW: Halbmonatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst, August 73, Delmenhorst, 25. August 1973.

Delmenhorst_KBW_19730825_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_001

Delmenhorst_KBW_19730825_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_002

Delmenhorst_KBW_19730825_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_003

Delmenhorst_KBW_19730825_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_004


09.09.1973:
Es erscheint der "Halbmonatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst des KBW.
Berichtet wird u. a. darüber, dass es notwendig sei, die Auseinandersetzung mit der Bezirksleitung Mitte des KBW zu führen. Es würde um "Unklarheiten und Unsicherheiten gehen, die wohl in der gesamten Organisation bestehen würden". Weiter würde über die Agit-Prop-Arbeit am Wichernstift debattiert, wo es um Mitarbeiterausschusswahl geht. Im Jugendfreizeitheim Oldenburgerstraße soll demnächst eine Antimilitarismusgruppe aufgebaut werden.
Q: KBW: Halbmonatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst, September 1973, Delmenhorst, 9. September 1973.

Delmenhorst_KBW_19730909_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_001

Delmenhorst_KBW_19730909_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_002

Delmenhorst_KBW_19730909_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_003


28.09.1973:
Der "Halbmonatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst" des KBW für September 1973 erscheint.
Berichtet wird u. a. über den "Aufbau einer neuen Verteilerzelle", die "jetzt abgeschlossen" sei". Weiter wird berichtet über das "Beitragsaufkommen", über die "Schulung im gesamten Bezirk", über den "KVZ-Lesezirkel", über eine "Ökonomie-Schulung", die "Lehrerzelle". Zudem wird über die "Agit-Prop-Arbeit" an der Kerschensteiner Berufsschule berichtet, über die Arbeit in den Betrieben: Wehrhan, DLW, VFW und die Jahreshauptversammlung der Lehrerzelle, wobei es um die Wahl des 1. Vorsitzenden ging. Ein Antrag an den Vertrieb der KVZ wurde gestellt. Danach sollen der Bezirksleitung die Abonnenten der KVZ in Delmenhorst und der näheren Umgebung mitgeteilt werden.
Q: KBW: Halbmonatsbericht der Bezirksleitung Delmenhorst, September 1973, Delmenhorst, 28.9.1973.

Delmenhorst_KBW_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_19730928_001

Delmenhorst_KBW_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_19730928_002

Delmenhorst_KBW_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_19730928_003

Delmenhorst_KBW_Bezirksleitung_Halbmonatsbericht_19730928_004


Letzte Änderung: 19.04.2022